1894 / 88 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 14 Apr 1894 18:00:01 GMT) scan diff

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Im Königlihen Schauspielhause gelangt «Der Königslieutenant“ zur Aufführung. s als ra! horane auf. Am Montag verabschiedet sich Herr Friedrich

se als Marquis im „Fräulein von Seiglière“ und als Chavigny

dem eule eGin feiner Diplomat“. Shakespeare's Hamlet“, welher am Dienstag neueinstudiert in Scene geht, wurde zuleßt am 7. April 1889 gegeben. Der dies- maligen Aufführung liegt die nahezu unverkürzte Schlegel-Tieck*\che UVebersegung zu Grunde. In den ersten Aufführungen ielen Herr Ludwig" den Hamlet, Fräulein Lindner die Ophelia, später Herr Matkowsky und Fräulein von Mayburg.

Im Deutschen Theater geht am Freitag Björnstjerne Björnson's neues Lustspiel „Geographie und Liebe“ zum ersten Mal in Scene. Morgen, am Pn Donnerstag und Sonnabend kommt „Der Herr Senator“ zur Aufführung. Am Montag wird „Kollege Crampton“ und am Mittwoh „Der Talisman“ gegeben.

Im Berliner Theater gelangt morgen Abend und am nächsten Sonnabend Abend Lindau's Schauspiel „Maria und Magda- Iena* zur Aufführung. Das Richard Voß’sche Schauspiel „Eva“ geht am Montag in Scene, während der Dienstag eine Wiederholung von Wichert’s vaterländishem Schauspiel „Aus eignem Recht“ bringt. Am Mittwoh findet eine Wiederholung des Schauspiels „Die Waise von Lowood* statt; für Donnerstag i} Lessing?s Lustspiel „Minna von Barnhelm“ angeseßt, für Freitag (34. Abonnementê- Vorstellung) „Die Jungfrau von Orleans“ mit Louise Willig vom Stadttheater zu Elberfeld, welhe in der Titelrolle debutieren wird. Morgen Nachmittag geht zu ermäßigten Preisen Gußkow's „Uriel Acosta“ in Scene, und am Sonnabend Nachmittag findet für die Zöglinge der höheren Lehranstalten eine Aufführung von Kleist?s „Käthchen von Heilbronn“ statt.

Im Lessing-Theater tritt morgen Jenny Groß zum leßten Mal in dieser Spielzeit auf, und zwar in dem Schwank „Niobe“, der auch an diesem Abend in Verbindung mit dem einaktigen dramatischen Scherz „Paula's Geheimniß“ von Oscar Blumenthal zur Me gelangt. Am Montag wird Hermann Suder- mann'’s hauspiel „Heimath“ in den Spielplan wieder- aufgenommen, während am Donnerstag Gustav von Moser?s Lustspiel Ultimo“ in neuer Einstudierung dargestellt wird. An allen übrigen Tagen der Woche werden Wiederholungen von „Niobe" und „Paula?s Geheimniß“ \tatifinden, und zwar mit Fräulein Clementine Krauß in den Hauptrollen. :

Im Residenz-Theater geht, wie gemeldet, morgen in neuer Einstudierung Meilhac's Schwank „Dekoriert!“ in Scene. Die Hauptrollen sind mit den Damen Brion, Markwordt und Gabri und den A Alexandér, Pagay, Panfa und Rittner besezt. Die Regie des Stücks führt Herr Alexander. i Der außerordentlihe Beifall, welhen die Nestroy’\he Posse «Lumpacivagabundus“ bei ihrer Sonntag-Nachmittags-Vorstellung im Viktoria-Theater gefunden hat, veranlaßt die Direktion, am morgigen Sonntag, Nachmittags 3 Uhr, eine noGmalige Wieder- holung der Posse zu bedeutend ermäßigten Preisen (Parquet 1 #, Balkon 50 &) zu veranstalten. Am Abend geht das Ausftattungs- stück „Die {öne Melusine“ zum 22. Mal in Scene.

Adolf Sonnenthal, der heute zum vorleßten, morgen zum leßten Mal im Neuen Theater auftritt, hat während seines diesjährigen Gastspiels in 23 Aufführungen sieben verschiedene Rollen gespielt, darunter eine, die er eigens dazu neu einstudiert hatte („Sündige Liebe“) und drei (,„Volksfeind“, „Bekehrung“ und „Aus der Gesell- chaft“), die für Berlin neu waren. :

Im Theater Unter den Linden geht morgen Abend Sul- livan’'s „Mikado“ neu einstudiert in Scene. Herr Schuler singt den Nanki Poo, Fräulein Andrée die Partie der Yum-Yum und Herr Steinberger den Koko. Am nächsten Donnerstag wird von den ver- einten Kräften dieser Bühne und des Friedrih-Wilhelmstädtischen Theaters „Pariser Leben“ aufgeführt werden. An jedem Abend folgt der Operette das Ballet „Columbia“.

Eugen Gura hat das Programm seines am nähsten Montag in der Philharmonie stattfindenden leßten Lieder-Abends, viel-

morgen

Friedri Haase tritt

eitigen Wünschen Folge gebend, folgendermaßen festgeseßt: „Herr lesen Ges d E Sa kgens Admiral“ von Löwe, Jeethoven's Liedercyclus „An die ferne Geliebte“, , Gregor auf dem Steine", „Feuers- gedanken* und „Prinz Eugen“ von Löwe. Das Accompagneément sämmt- licher Gesänge übernimmt Herr Professor Schwarz qus ATURGE Die Sopranistin Fräulein Else Roßberg wird in ihrem an dem- selben Abend im Saal Bechstein stattfindenden Konzert u. a. eine Arie aus Haydn's „Jahreszeiten“, Mendelssohn's Romanze „Einmal aus seinen Blicken“, eine Reihe von Gesängen aus Shumann's Cyclus „Dichterliebe* u. \. w. zu Gehör bringen. Der mitwirkende Violinist a] Walter Cavallery wird zwei Sätze aus dem Mendelsfohn’schen iolin-Konzert, eine Gondoliera von Nies und eine Canzonetta von Godard spielen. Das Programm des Lieder-Duett- und Quartett- Abends, welchen das Künstlerpaar Lillian und Georg Henschel unter Mitwirkung von Fräulein Helene Jordan (Mezzosopran) und Herrn Bakkes (Tenor) am Dienstag in der Sing-Akademie ver- anstaltet, bringt u. a. zwei Sopran-Arien von Händel, Duette von Paisiello, Boieldieu und Donizetti und fünf Gesangs- quartette von Georg Henschel, welche bei dieser Gelegenheit hier zum ersten Mal zur Ausführung gelangen. Auf dem Programm des Wohlthätigkeits - Konzerts, welhes der Kulenkamp ffshe Frauenchor (Dirigent Gustav Kulenkampfff) unter Mitwirkung von Fräulein Helene Oberbeck und Herrn Arthur van Eweyk am nächsten Mittwoh im Saal Bechstein veranstaltet, stehen von Chorkompositionen: u. a. Hans Huber’ss „Der Winter is vergangen“, E. E. Taubert’s „Abend“, Georg Vierling's „Truß- lied" und Ferd. Thiersh's „Am Traunsee*“ für Frauenchor und Bariton-Solo. | | Im Konzerthause wird am Montag der Komponist Herr Sqenck seine symphonishe Dichtung „Der Liebe Jugend, Kampf und Frieden“ (nach Alide Schreiner's „The lost joy“) unter persönlicher Leitung zur Aufführung bringen. Ferner wird Herr Mar Stange eine „Serenade“ und eine Ouvertüre „An die Heimath®* eigener

Komposition dirigieren.

Mannigfaltiges.

Das Magistratsfkollegium hat sich, wie wir der „Nat.-Ztg." entnehmen, in seincr gestrigen Sißung mit den bereits mitgetheilten Beschlüssen der gemischten Deputation für die Berliner Gewerb e- ausstellung im Jahre 1896 einverstanden erklärt und wird bei der Stadtverordneten-Versammlung demgemäß beantragen, für die Dauer der beabsichtigten Ausstellung den Treptower Park unter der Bedingung herzugcben, daß nah beendeter Ausstellung der jeßige Zustand des Parks von den Unternehmern auf ihre Kosten wiederhergestellt wird. Ferner wird der Magistrat auch die von der Deputation beschlossene Ge- währung einer Subvention von 300 000 #4 mit der Maßgabe beantragen, daß über die etwaigen Uebershüfse der Ausstellung die städtishen Behörden bis zur Höhe der bewilligten Summe zu Gunsten einer wohlthätigen Stiftung verfügen können. Diese Summe foll in keiner Weise durch irgend eine Belastung erhöht werden, sodaß die etwaigen Kosten für Zufahrts- wege, Pflasterung, Gas- und Wasserverforgung 2c. von den Aus- stellung8unternehmern getragen werden müssen. Außerdem hat das Magistratskollegium beschlossen, in die Verpachtung des Herren- hauses zu Gütergoß nebst Park an die JInvaliditäts- und Alters-Versicherungsanstalt Berlin für die Zeit vom 1. Mai 1894 bis 1. Mai 1896 gegen eine jährliche Pachtsumme von 10000 A mit dem Rechte zu willigen, daß vor Ablauf dieser zwei Jahre die Anstalt auf fernere zwei Jahre die Pachtung prolongieren kann. Die Versicherung8anstalt beazbsichtigt, daselbs ein Sanatorium einzurichten. S

In dem Herrenabend der Deutschen Kolonial-Gesell- schaft, Abtheilung Berlin, am nächsten Montag (Abends 8 Uhr, im kleinen Saale des Architektenhauses, Wilhelmstraße 92) wird Herr Dr. K. Kaerger über seine Reise nah Süd-Afrika sprechen.

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In der Urania wird im Laufe der morgen beginnend, die hundertste Abendaufführung des großen wissen chaftlichen gie stattungsvortrags „Das Wunderland der neuen Welt“ tattfinden, Ub die folgende Wehe werden zwei besonders interessante Vorträg: „Ueber Luftschiffahrt“ und „Ueber die Fliegeversuche des Menschers vorbereitet, welche Professor Müllenhoff hält.

Im Zoologischen Garten, der jeßt im herrlichsten 6,5 prangt, findet morgen im großen Orchesterpavillon ein Garten. statt, welches von dem Musifkorps des 2. Dragoner-Regiments aus geführt wird. Der Thierbestand is bei der milden Witterung meist schon im Freien untergebracht. Der Eintrittépreis beträgt morge für Erwachsene 50 „Z, für Kinder unter 10 Jahren 25 4. f

Augsburg, 13. April. Der Verein zur Erbauung einer Kirche der Au ager Konfession hat in seiner Generalyer, fammlung nah Mittheilung des „W. T. B.“ den Beschluß gefgkt bis zu dem vierhundertjährigen Geburtstage Melanchthon's im Jahre 1897 100 000 M aufzubringen, um dann an die gesammte evangelische Christenheit zu appellieren. Ferner wurde die Stiftung eines Fensterz für die protestantishe Kirhe in Speyer beschlossen.

Dresden, 13. April. Ueber einen Distanzritt nach Groß. Lichter felde, den Seine Königlihe Hoheit der Prinz Friedrich August in Begleitung von fünf Offizieren des Schüßen-Regiments und seines persönlihen Adjutanten am vergang-nen Montag und Dienstag unternommen hat, kann das „Dresd. Journ." Nachstehendez berihten: Die Herren ritten am Montag um 6 Uhr 10 Minuten vom Gasthof Zum leßten Heller ab und erreihten N 37 Uhr Lutau das Ziel des ersten Tages. Die erste kurze Rast war in Ortrand zweistündige Mittagsrast in Finsterwalde gehalten worden. Am anderen Morgen erfolgte der Aufbruch von Luckau 6 Uhr 15 Minuten : erster Halt in Baruth; Mittagsrast in Zossen; Ankunft in der Kaserne des Garde-Schützen-Bataillons in Groß-Lichterfelde Nach, mittags. 9 Uhr. [Die ganze Tour 1. Tag : 93 km, 2. Tag 81 km ist Trab geritten worden mit Ausnahme von etwa 27 Stunden täglih, wo die Pferde im Schritt geführt worden sind. Pferde und Reiter befanden sich_nach der Ankunft am Endziel in vollständig tadelloser Verfassung. Seine Königliche Hoheit und die ihn begleitenden Offiziere wurden unterwegs von der Bevölke, rung überall freudig begrüßt; das Rittergut Kraußniß hatte eine Ehrenpforte errihtet, Ortrand, Finsterwalde und Luckau hatten geflaggt. Im lehteren Ort empfingen und begrüßten den Prinzen der dortige Bürgermeister und die FKriegervercins- vorstände. In Glasow, etwa 20 km vor Groß - Lichterfelde, meldeten sih bei Seiner Königlichen Hoheit der Kommandeur und eine Anzahl Offiziere des Garde-Schüßen-Bataillons fowie mehrere nah Berlin kommandierte sächsishe Offiziere, welche den Reitern bis dorthin entgegengekommen waren. Den Ritt begleitete ein Offizier des Schützen-Regiments als Radfahrer, um wegen Unter- kunft und Verpflegung der Pferde und Reiter die nöthigen Vor- bestellungen zu machen. ,

Wien, 13. April. Im Gemeinderath wurde, wie „W. T. B.' berihtet, heute der Antrag gestellt, für das Jubeljahr 1898 InaO Negierungs-Jubiläum des Kaisers Franz Joseph) die Er-

auung eines Hauses in einem Arbeiterviertel Wiens in

Aussicht zu nehmen, in welhem Ausstellungen und Volks, konzerte stattfinden, eine Volksbibliothek aufgestellt und praktische Lehrkurse und Lehrwerkstätten 2c. eingerihtet werden sollen. Die Anstalt foll nah dem Muster der in England, Amerika und Deutsch- land bestehenden ähnlichen Anstalten errichtet werden.

Belgrad, 13. April. Jm Staatskohle nber gw erk Senje

bei Cuprija fand laut Meldung des „W. T, B.“ eine Explosion \chlagender Wetter statt. Sechzehn Arbeiter wurden getödtet.

(Fortsegung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

BPentra!-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30.

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t vom 14. April, Morgens.

Stationen.

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeresfp red. in Millim.

Wind. Wetter.

Temperatur in 9 Telfius 5 = 49R

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bedeckt hedeckt halb bed. bedeckt wolkig heiter heiter

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1) Leichter Negen. 2) Früh wenig Regen. 3) Abends O chts Thau. 5) Nachmittags,

wenig Regen. 4) Na Nachts Negen.

Uebersicht

Ein tiefes Minimum ist westliG von Irland er- schienen, daselbst fas auffrishende südliche und süd- östlihe Winde mit Negen verursahend; am höchsten über 770 mm ist der Luftdruck über Nordost- Europa. In Deutschland ist bei schwacher meist süd- er Luftströmung das Wetter ah regnerisch, nur in den nordöstlichen Gebietstheilen dauert die heitere Wit- fort ; im nordwestdeutshen Küstengebiet 16 mm auf

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ist ziemlich ergiebig Regen gefallen, el oland, 13 zu Wilh A

allenthalben über dem 5{ Grad, zu Memel.

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der Witterung.

elmshaven. Die Temperatur ist in Deutschland durchs{nittlich gestiegen und liegt ittelwerthe, am meisten, um

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Deutsche Seewarte.

Theater - Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Sonntag: Opern- haus. 94. Vorstellung. Vajazzi (Pagliacci). Oper in 2 Akten und einem Prolog. Musik und Dich- tung von N. Leoncavallo, deutsch von L, Hartmann. In Scene geseßt vom Ober - Regisseur Teßlaff. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Carneval. Ballet-Burleske in 2 Aufzügen von Emil Graeb. Musik von Adolf Steinmann. Dirigent: Musik- direktor Steinmann. Anfang 74 Uhr. Schauspielhaus. 101. Vorstellung. Der Königs- lieutenant. Lustspiel in 4 Aufzügen von Karl Gußkow. Negie: Herr Oskar Keßler. (Graf Thorane: Herr Friedrich Haase, als vorlegte Gast- rolle.) Anfang 7 Uhr.

Montag: Opernhaus. 95. Vorstellung. Carmen. Oper in 4 Akten von Georges Bizet. Text von H. Meilhac und L. Halóvy, nah einer Novelle des Hr er Mérimée. Tanz von Emil Graeb. Anfang

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Schauspielhaus. 102. Vorstellung. Das Fräu- lein von Seiglière. Schauspiel in 4 Aufzügen von J. Sandeau, bearbeitet von Dr. Os Laube. Ein feiner Diplomat. Lustspiel in 1- Aufzug, frei nach Scribe, von Wilhelm Mejo. (Marguis von Seiglière und Chevalier von Chavigny: Herr N Haase, als leßte Gastrolle.) Anfang

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Dienstag : Opernhaus. 96. Vorstellung. Fal- staff. Lyrishe Komödie in 3 Akten von Giuseppe Verdi. Text von Arrigo Boito, deutsch von Mar Kalbeck. Anfang 7x Uhr.

Schauspielhaus. 103. Vorstellung. Neu einstudiert Hamlet, Prinz von Dänemark. Tragödie in 5 Aufzügen von William Shakespeare. UÜebersett von August Wilhelm von Schlegel. In Scene geseßt vom Ober-Negisseur Max Grube. Anfang 7s Uhr.

Opernhaus: Mittwoh: Tannhäuser. Donners- tag: Cavalleria rusticana. Mara. Car- ueval. Freitag: Lohengrin. Sonnabend: Die Medici. Sonntag: Falstaff.

Schauspielhaus: Mittwoh: Die Hermanns- \chlacht. Donnerstag: Vom landwirthschaft- lichen Balle. Verbotene Früchte. Sie is} stumm. Freitag: Hamlet, Prinz von Däne- mark. Sonnabend: Ein Sommernachtstraum. Sonntag: Der Kaufmaun von Venedig.

Sonntag: Der Herr

Deutsches Theater.

Senator. Anfang 7# Uhr. Montag: College Crampton, Dienstag: Der Herr Senator. Mittwoch: Der Talisman.

Berliner Theater. Sonntag, Nahm. 22 Uhr: Uriel Acosta. Abends 74 Uhr: Maria und

Magdalena. Montag: Eva. Anfang 7# Uhr.

Lessing-Theater. Sonntag: Niobe. (Leßtes Auftreten von Jenny Groß.)

Montag: Heimath.

Dienstag: Niobe.

Wuallner-Theater. Gesammt - Gastspiel des Friedrih-Wilhelmstädtishen Theaters.

Sonntag: Der lustige Krieg. Operette in 3 Akten von F. Zell und Rich. Genée. Musik von Johann Strauß. Negie: Herr Unger. Dirigent : Herr Kapellmeister Federmann. Anfang 75 Uhr.

Friedrich - Wilhelmstädtishes Theater. Chaufseestraße 25. Sonntag: Zum 585. Male. Die Fleder- maus. Komische Operette in 3 Akten nah Meilhac und Halevy, bearbeitet von Carl Haffner und Rich. Genée. Musik von Johann Strauß. Regie: Herr Epstein. Dirigent: Herr Kapellmeister Krones. Anfang 7 Uhr. Montag: Die Fledermaus.

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten- burg. Sonntag: Zum ersten Male. Dekorirt (Decoré), Schwank in 3 Akten von Henry n U Regie: Richard Alexander. Anfang x Uhr.

Montag und folgende Tage: Dekorirt.

Neues Theater. Direktion: Sigmund Lauten- burg. Sonntag: Abschiedsvorstellung des K. K. Hofburg -Schauspielers Adolf Sonnenthal. Zum leßten Male. Aus der Gesellschaft. Schauspiel in 4 Akten von Ed. Bauernfeld. nfang 74 Uhr.

Nachmittags 3 Uhr, zu halben Preisen: Jugeud. Ein Liebesdrama in 3 Akten von Mar Halbe.

Montag und Dienstag: Jugend.

Viktoria-Thegter. Bee - Alliancestraße 7/8. Pa Nachmittags 3 Uhr, bedeutend ermäßigte Preife (Parquet 1 4, Balkon 50 4): Lumpaci vagabundus, oder: Das liederliche Kleeblatt. Große Posse mit Ballet in 6 Bildern von Nestroy.

Abends 73 Uhr: Die e Melusfine. Großes Ausstattungéstück mit Gesang und Ballet in 10 Bildern.

Montag: Die schöue Melusine.

Theater Unter den Linden. Sonntag:

Der Mikado, Operette von Sullivan. Hierauf: Columbia, Ballet. Anfang 74 Uhr.

Adolph Ernst-Theater. Sonntag, 74 Uhr: Charley’s Tante. Schwank in 3 Akten von Brandon Thomas. Vorher: Die D Br iese Posse mit Gesang in 1 Akt von Ed. Jacobson und Benno Jacobson. Musik von Franz Noth. In Scene geseht von Ad. Ernst.

Sonntag : Zum 6. Male. Der neue Kurs. Holle mit Gesang in 3 Akten von Leopold Ely. usik von Julius Einödshofer. Anfang 74 Uhr.

Montag und folgende Tage: Der neue Kurs.

Konzerte.

Konzect-Yaus. Karl Meyder - Konzert, Sonntag Anfang 64 Uhr, Montag Anfang 74 Uhr. Symphouie-Konzert, unter gütiger Mitwirkung der Komponisten Herren Elliot Schenck und Mar Stange. „Der Liebe Jugend, Kampf und Frieden“ von Schenck, unter persönlicher Leitung des Kom- ponisten. Serenade (auf Wunsch) von Stange, unter persönlicher Leitung des Komponisten.

Saal Bechstein. Montag, Abends 8 Uhr: Konzert der Sängerin Else Roßberg, unter gefälliger Mitwirkung des Violin-Virtuosen Herrn Walter Cavallery.

Pirkus Renz (Karlstraße). Sonntag: Zwei Vorstellungen, Nahm. 4 Uhr (1 Kind unter 10 Jahren frei). Gr. Komiker - Vorstellung, Auf- treten sämmtl. Clowns. Vor'ühren u. Reiten der bestdress. Freiheils- u. Schulpferde. Abeads 74 Uhr: Ein Künstlerfest. Gr. Pracht-Feuerwerk. Außerdem: der ostpreuß. Hengst Blondel vorgeführt von Herrn

. Renz; Maëstoso und der Steiger Alep, geritten von Frl. Ozeana Renz; die Handakrobaten Gebr. Detroit; das Verschwinden einer Dame, ausgef. von Mr. Lavater Lee 2c.

Montag: Auf auf zur fröhlichen Jagd.

R N E R E R N N E R S E A L L 3 D

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Freiin Freda von Tauchnig mit Hrn.

Prem.-Lieut. Frit von M (Berlin).

Verehelicht: Hr. Amtsrichter Carl Nubarth mit

rl. Martha Viereck (Bischofstein—Zoppot).

r. Majoratsherr Günther von Carlowiß mit räfin Margaretha P ELEEN (Dresden).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Oberst von Per bandt (Mannheim). Hrn. Gerd Grafen von Bassewitz (Lühburg).

Gestorben: Verw. Frau Major Cäcilie v. Bonin, geb. von Puttkamer (Kalkberge-Rüdersdorf). Hr. Gesandter a. D. Q ulius von Caniß und Dallwiß (Schloß Donk bei Haag, E Hauptpastor Dr. theol. Adolf Kreusler (Hatt

burg).

Redakteur: Dr. H. Klee, Direktor.

Berlin: Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutsckden Buchdruckerei und Verlag? Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen

Dienstag: Ans eignem Recht.

Montag: Dieselbe Vorstellung. o

(einschließli Börsen-Beilage).

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Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staals-Anzeiger.

M SBS,

Berlin, Sonnabend, den 14. April

1894.

————— Personal-Veränderungen.

Königlich Preußische Armee.

Offiziere, Portepee-Fähnrihe 2c. Ernennungen, Heförderungen und Verseßungen. Im aktiven Heere.

Abbazia, 31. März. _ Prang, Sec. Lt. vom 6. Pomm. Inf.

Regt. Nr. e als Komp. Offizier zur Unteroff. Schule in Ettlingen tmmandiert. / o bbazia, 10. April. v. Nau ch, Major vom Generalstabe der 19, Div., zum Generalstabe des X. Armee-Korps verseßt. v. Gu- reyky-Corniß, Hauptm. und Komp. Chef vom Königin Augusta Garde-Gren. Regt. Nr. 4, zur Dienstleistung als Generalstabs-Offizier hei der 19. Div. kommandiert. :

Durch Verfügung des Kriegs-Ministeriums. 4. April. Crusius, Hauptm. à la suite des Pomm. Füs. Regts. Nr. 34, tehnishes Direktionsmitglied der Gewehrfabrik in Spandau, in leiher Eigenschaft zur Munitionsfabrik ebendaselbst verseßt.

egener, Hauptm. à la suite des Inf. Regts. Nr. 140, Sey de, Pr, Lt. à la suite des Inf. Regts. Prinz Moriy von Anhalt- Dessau (5. Pomm.) Nr. 42, Direktions-Assistenten bei den Gewehr- und Munitionsfabriken, der Gewehrfabrik in Spandau, Heyn, Pr. Lt. vom 3. Posen. Inf. Regt. Nr. 58, zur dauern- den Dienstleistung der Gewehrfabrik Erfurt, Strähler, Pr. Lt. vom 4. Nieders{chl. Inf. Regt. Nr. 51, Wünsche, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Hiller von Gaertringen (4, Posen.) Nr. 59, zur dauernden Dienstleistung der Munitionsfabrik in Spandau, Wenzel, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Fürst Leopold von Anhalt. Dessau (1. Magdeburg.) Nr. 26, Angern, Jr, Lt. vom Inf. Regt. von der Gol (7. Pomm.) Nr. 54, zur dauernden Dienstleistung der Gewehrfabrik in Spandau, Delius, Jr. Lt. vom 5. Westfäl. Inf. Negt. Nr. 53, zur dauernden Dienst- g er Gewehrfabrik in Danzig, vom 1. April 1894 ab zugetheilt. E Im Sanitäts-Korps. Venedig, 7. April. Dr.Doering, Assist. Arzt 2. Kl. vom 1. Großherzogl. Mecklenburg. Drag. Regt. Nr. 17, unter Stellung à la suite des Sanitäts-Korps, zur Dienst- leistung bei dem Auswärtigen Amt kommandiert.

Nachweisung der beim Sanitäts-Korps im Monat März 1894 eingetretenen Veränderungen. Durch Ver- fügung des General-Stabsarztes der Armee. 3. März. Dr, Lipkau, Unterarzt beim Gren. Negt. König Friedrih Wilhelm I. (2 P Nr. 3, Dr. Meyer, Unterarzt beim 6. Pomm. Inf. Regt. Nr. 49,

18. März. Dr. Mohr, Unterarzt beim 2. Niederschles. Inf. Regt. Nr. 47, |

20. März. Dr. Priefer, Unterarzt beim Gren. Regt. Prinz Carl von Preußen (2. Brandenburg.) Nr. 12, ;

22. März. Dr. Granier, Unterarzt beim Gren. Regt. König Friedri 11. (3. Oftpreuß.) Nr. 4, Dr. Weber, Unterarzt beim Magdeburg. Drag. Regt. Nr. 6,

24. März. Dr. Mangelsdorf, Unterarzt beim 5. Bad. Inf. Regt. Nr. 113, Klamroth, Unterarzt bei der Kaiserlichen Marine, sämmtlich mit Wahrnehmung je einer bei den betreffenden Truppen- oder Marinetheilen offenen Assist. Arztstelle beauftragt.

Evangelische M ilitär-Geistliche. 19, März Keßler, Div. Pfarrer, in die Garn. Pfarrstelle zu Potédam verseßt.

4. April. Plat, Div. Pfarrer der 2. Garde-Inf. Div. in Berlin, scheidet am 1. Mai d. J. aus und tritt in ein Zivil- Pfarramt über. .

Beamte der Militär-Verwaltung.

Durch Verfügungdes Kriegs-Ministeriums. 21. M ärz. Weygandt, Rechnungs-Rath, Intend. Sekretär von der Intend. X. Mor, auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand verseht. 23. März. Dr. Ruhland, Großherzogl. hes. Gerichts-Affessor, unter einstweiliger Zutheilung zu der Intend. des X. Armee-Korps, zum überzähl. Intend. Affessor ernannt. :

24. März. Riegel, Wollin, Festungsbauwarte 1. Kl. von der Fortifikation Geestemünde bezw. Graudenz, ¿zu Festungs-Ober- bauwarten, Stange, Oertwig, Festungsbauwarte 2. Kl. von der Fortifikation Danzig bezw. Straßburg, zu Festungsbauwarten 1. Kl, Haupt, Saupé, Wallmeister von der Fortifikation Mainz bezw. Graudenz, zu Festungsbauwarten 2. Kl, ernannt. Scheffel, Intend. Sekretariats-Assist. von der Intend. X1. Armee-Korps, ¿zum 1. Juli d. J. zu der Intendant. 1X. Armee-Korps versetzt.

30. März. Paech, Kloidt, Geheime Rechnungs-Räthe, Geheime expedierende Sekretäre im Kriegs-Ministerium, Pahl, Rechnungs-Rath, Intend. Sekretär von der Intend. VII1I. Armee- Korps, auf ihren Antrag mit Pension in den Ruhestand verseßt.

Kaiserliche Marine.

Stellenbesezungen zum Frühjahr 1894, Venedig, 9, April. v. Frantzius, Kapitän zur See, zum Chef des Stabes

, des Kommandos der Marinestation der Nordsee, Oelrihs, Korv.

von der Wahrnehmung der Ge-

Kapitän, unter Entbindung Marinestation der

shäfte des Stabes des Kommandos der | Nordsee, zum Kommandanten eines Panzerschiffs 4. Klasse der Reservedivision der Nordsee, ernannt. Walther, Korv. Kapitän, von der Stellung als Kommandeur der 1. Ab- theilung der 1. Matrosen-Div. entbunden. | v. Basse, Kapitän-Lt., unter Entbindung von dem Kommando S. M. Avisos „Kaiseradler“, ¿um Kommandanten S. M. Schulschiffs „Grille“, Gildemeister, Kapitän-Lt., zum Kommandanten S. M. Avisos „Greif“, Souchon, 2. zur E zum Kommandanten S. M. Schulschiffs „Rhein“, ernannt.

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Deutscher Reichstag. 81. Sißung vom Freitag, 13. April, 1 Uhr.

Ueber den Beginn der Sigßung ist bereits in der Nummer vom Freitag berichtet worden. Die in diesem Bericht bei der weiten Berathung der Uebersicht der Einnahmen und Aus- gaben von Kamerun und Togo und des südwest- afrikanishen Schußgebiets für 1892/93 kurz erwähnte Rede des Staatssekretärs Freiherrn von Marschall zur Beantwortung der Anfragen des Abg. Richter, betreffend le gegen. die Beamten in Kamerun erhobenen Beschuldigungen, at nahstchenden Wortlaut :

Staatssekretär Freiherr von Marschall:

Meine Herren! Auf die Bemerkungen des Herrn Abg. Richter habe ih Folgendes zu erwidern: Sofort, nahdem die Vorgänge, deren Schauplaß unscre Kolonie Kamerun Ende vorigen Jahres ge- wesen war, hier bekannt geworden sind, ist ein Mitglied des Kolonialamts, Herr Regierungs-Rath Nose, nah Kamerun mit dem

uftrag entsendet worden, dort eine sorgfältige Untersuhung über die or0ânge selbst, über ihre Veranlassung und darüber zu veranstalten,

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welche Beamten etwa daran {huld tragen. Regierungs-Rath Nose hat sich während eines vierwöchentlihen Aufenthalts in Kamerun dieser Aufgabe unterzogen und durch Einvernahme einer Neihe von Europäern und auch von Eingeberenen ein umfassendes Material zur Beurtheilung der Frage gesammelt. Dieses Material sammt dem Bericht, den Herr Rose darüber än den Herrn Reichskanzler erstattet hat, ist seit der Nückkehr des genannten Herrn, also seit etwa 5 Tagen, in den Händen des Auswärtigen Amts, und selbstverständlih auf das sorgfältigste bereits geprüft worden. Dieses Aktenmaterial ergiebt in der That eine ganze Reihe von Thatsachen, die in allererster Reihe den Herrn Kanzler Leist auf das s{werste be- lasten. (Hört, hört!) Infolge dessen hat der Gouverneur von Kamerun den telegraphischen Befehl erhalten, sofort den Kanzler Leist von seinen dienstlichen Obliegenheite# zu entbinden und ihm den Befehl zu geben, sich unverzüglih hierher nach Berlin zu begeben, um hier sich über sein Verhalten zu verantworten. Sofort nah der Ankunft des Herrn Kanzler Leist wird die Disziplinaruntersuhung gegen ihn in den Formen, die das Reichsbeamtengeset vorsieht, eröffnet werden.

Ich bin unter diesen Umständen niht in der Lage, bereits jeßt über Einzelheiten der Vorgänge Mittheilung zu machen, und zwar um fo weniger, weil \sih im Laufe der Untersuchung zugleich ergeben wird, ob diese Untersuchung auszudehnen is, und auch noch andere Beamte disziplinarisch behandelt werden müssen. Bei dieser Haltung bewegt sih das Auswärtige Amt durchaus in den Grenzen derjenigen Berechtigungen und Verpflichtungen, die das Reichsbeamtengesetz statuiert, und ich kann nur dringend bitten, daß sowohl der hohe Reichstag, wie die öffentlihe Meinung mit ihrem definitiven Urtheil über die Sache bis nach beendigter Untersuhung zurückhalte, und sich vorläufig nicht beeinflussen lasse dur unbeglaubigte Berichte in der Presse, bei denen mit Wahrem auch Falshes vermischt ist.

Ich kann hier nur die bestimmte Versicherung abgeben, daß die Disziplinaruntersuhung gegen die betheiligten Beamten fo sehr wie möglih beschleunigt werden wird; es soll kein Schuldiger feiner Strafe entgehen, und es soll nah Abschluß der Untersuchung nichts der Oeffentlichkeit vorenthalten werden, und endlih, meine Herren werden auch diejenigen Maßregeln getroffen werden, welche geeignet sind, der Wiederholung derartiger trauriger Vorgänge, soweit es über- haupt möglich ist, für die Zukunft vorzubeugen. (Bravo!)

Jm weiteren Verlauf der Sißzung beantragt die Rechnungs- fommission, den Gesehentwurf, betreffend die Kontrole des Reichshaushalts, des Landeshaushalts von Elsaß-Lothringen und des Haushalts der Schußgebiete für 1892/93 und 1893/94, unverändert anzunehmen, und s{lägt ferner folgende Resolution vor:

Der Reichstag wolle beschließen, die verbündeten Regierungen zu ersuchen, den allgemeinen Rehnungen über den Reichshaushalts- Etat summarische Nachweisungen über die erlassenen justifizieren- den Kabinets-Ordres beizufügen. .

Abg. Gröber (Zentr.): Die Frage der justifizierenden Kabinets- Ordres funditus zu diskutieren, wird das Haus bei der Geschäfts- lage und der s{chwachen Beseßung kaum geneigt sein. Auch das Zentrum verzichtet auf eine ausführliche Behandlung des Gegen- standes; es wird den Kommissionsantrag annehmen, behält sfich aber vor, in der nächsten Session auf diese so wichtige staatsrehtliche Frage zurückzukommen, um bis zum Erlaß eines Komptabilitätsgesetzes eine den konstitutionellen Forderungen genügende Ordnung in dieser Frage zu schaffen. :

Abg. Dr. Pieschel (nl.): Für die. ifstifizierenden Ordres wurde die Gegenzeichnung des Reichskanzlers und die Mittheilung an den Reichstag zur Kenntnißnahme verlangt. Dieser Weg scheint definitiv ungangbar zu sein. Zunächst werden wir uns mit dem Kommissions- antrag begnügen.

Die Vorlage und die von der Kommission vorgeschlagene Resolution werden angenommen. : :

Darauf werden einige mündliche Berichte der Petition s- kommission erstattet.

Die den fünfzigprozentigen Zollzuschlag betreffenden Petitionen werden durch die Beschlußfassung über die Kaiserlihe Verordnung, betreffend die Erhebung von Kampfzöllen gegen Rußland und Finland, für erledigt erklärt. / 4

Die Petition des J. W. C. Hannefen zu Nuhrort wegen Rück- erstattung von Zoll für eingeführte ungeschälte rundgebogene Reifen- stäbe wird dem Reichskanzler zur Berücksichtigung überwiesen.

Der Verein der Vogelfreunde und des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg zu Stuttgart hat betreffs des Schußes von Vögeln beim Reichstag petitioniert. Die Kommission beantragt, die Petition dem Reichskanzler zur Berücksichtigung zu überweisen und die verbündeten Regierungen zu ersuchen, ein Geseß“ vorzulegen, wodurch der Krammetsvogelfang durh den Dohnenstieg überhaupt ver- boten werde. , Ï 4

Während des Neferats des Abg. Casselmann über diese Petitionen if der Reichskanzler Graf von Caprivi am Bundes- rathstische erschienen. :

Die Kommissionsanträge werden ohne Debatte angenommen.

Die Petition der Bürgermeister der niht im Städtetage ver- tretenen Städte und Landgemeinden der Rheinprovinz wegen Ge- währung von Tagegeldern und Reisekosten in gerihtlihen Angelegen- heiten nah den für die Staatsbeamten geltenden Säßen wird dem Reichskanzler zur Erwägung überwiesen. : :

Die Petition des Kastellans Fuchs zu Hagen in Westfalen und Genossen joll, soweit sie die Gewährung der freien Eisenbahnfahrt an die zum Militärdienst herangezogenen Mannschaften betrifft, für nicht geeignet zur Erörterung im Plenum erachtet, soweit sie die Gestattung der Benußung der Schnellzüge durch die genannten Militärperfonen bei längeren Urlaubsreisen betrifft, dem Reichskanzler zur Erwägung überwiesen werden. i

Nach kurzer Befürwortung des gesammten Petitums dur den Abg. Schmidt - Frankfurt (Soz.) wird der Kommissionsantrag an- genommen. ° i /

Veber die Petition der Bürgermeisterei Eitorf wegen Herab- seßung des Zinsfußes eines Darlehens aus dem Reichs-Invalidenfonds wird zur Tagesordnung übergegangen, desgleihen über die G des Borstands des Vereins deutscher Spritfabrikanten wegen Rückzahlung der für die steuéramtlihe Beaufsichtigung der Branntweinvereinigungs- anstalten erhobenen Verwaltungskosten. ;

Die Petition des Präsidiums des Allgemeinen deutschen Musikerverbandes zu Berlin und des Kapellmeisters Pandler zu Kottbus sollen dem Reichskanzler überwiesen werden a. zur Berücksichtigung dahin, daß den Militärmusikern bei ihren Reisen zur Veranstaltung von Musikaufführungen, welche niht in Ausübung des Militärdienstes bestehen, die Vergünstigung hinsichtlich des Eisenbahn- fahrpreifes entzogen werde; b. zur Erwägung, inwieweit den Militär-

musikern bei außerdienstlihen Musikaufführungen das Tragen der Uniform zu untersagen sei; c. im übrigen über die Petition zur Tagesordnung überzugehen.

Abg. Graf Bernstorff - Lauenburg (Np.) beantragt Uebergang zur Tagesordnung. Man habe hier niht bloß das Interesse der Kon- kurrenz, sondern auch dasjenige der Armee zu berücksichtigen.

Königlich preußisher Bevollmächtigter zum Bundesrath, Kriegs-Minister Bronfart von Schellendorff:

Meine Herren! Daß die Militärmusiker den Zivilmusikern Kon- kurrenz machen, will ih garnicht bestreiten. Jch glaube nur, daß das musikliebende und das musikgenießende Publikum mit dieser Kon- kurrenz nicht unzufrieden i, und daß es sich in seinen be- rechtigten Interessen ges{chädigt fühlen würde, wenn man die Konkurrenz unterdrücken oder auß nur beschränken wollte. Die Konkurrenz hat au auf vielen anderen Gebieten ihr Gutes, indem sie den Ansporn zur besseren Leistung bietet. Die Petenten heben allerdings hervor, wenigstens so habe ich ihre verschiedenen Klagen aufgefaßt, als seien die Militärmusiker dur die staatliche Unter- stüßung, der ermäßigten Fahrpreise auf den Eisenbahnen, in ihren Eristenzbedingungen sehr viel günstiger gestellt als die Zivilmusiker. Das halte ich nicht für zutreffend. Ich erblide in dem Benefizium der Fahrpreisermäßigung nur einen sehr shwahen Ersay und eine geringe Entschädigung für die zahlreihen Hindernisse und Erschwernisse, denen der Militärmusiker in seiner Erwerbsthätigkeit ausgeseßt ist. J will später noch darauf zurückkommen.

Vorweg möchte ih nur zwei Punkte hervorheben: es ift ein Irrthum, wenn angenommen wird, daß die Militärmusiker keine Steuern zahlen; sie zahlen für ihr außerdienstlihes Einkommen genau so Steuern, wie die Zivilmusiker. Zweitens, meine Herren, ist den Mannschaften vom Feldwebel abwärts in der ganzen deutshen Armee die Fahrprei8ermäßigung auf der Eisenbahn zugebilligt, gleichviel aus welhen Gründen oder aus welhem Anlaß sie auf Urlaub gehen. Den Militärmusikern nun deshalb dieses Benefizium zu entziehen, weil fie Musik auf ihren Urlaubsreisen machen, halte ih niht für billig. Meiner Ansicht nach sollten sie, wenn sie gute Musik machen, eine Prämie bekommen. (Heiterkeit.) Jch sage das niht, um Sie vorzubereiten auf eine Etatsforderung zu Musikprämien; die würden Sie mir doch nicht bewilligen. (Sehr richtig! und Heiterkeit.) Ich sage das uur vom Standpunkt des Musikfreundes, der zuweilen \{chlechte Musik gehört hat.

Meine Herren, wie steht es denn nun mit den besseren Existenz- bedingungen der Militärmusiker? Das Musikkorps eines Infanterie- Regiments besteht aus 41 Musikern; 32 davon beziehen das Gehalt eines Gemeinen; dies sind meistens ältere Leute, die schon gedient haben, die Tressen tragen und {fich mit dem Gemeinengehalt begnügen müssen. Neun beziehen das geringste Unteroffiziergehalt, unter ihnen sind Sergeanten , verheirathete Leute; davon können sie nit leben. Es is also nothwendig, daß die Militärmusiker sich auch noch Nebenerwerb suchen, und den finden fie im Konzertieren sei es innerhalb, sei es außerhalb des Garnisonorts. Aber troy des im leßteren Fall ermäßigten Fahrpreises auf der Eisenbahn reicht das durhaus nicht aus, um die Musikkorps in voller Stärke zu erhalten und auf der Höhe einer gewissen musikalischen Leistungsfähigkeit. Aus diesem Grunde sind die Offizierkorps genöthigt, selbst noch bedeutende Zuschüsse zu zahlen. Sie lassen sich hierzu Abzüge machen, die beim älteren Offizier, z. B. beim Regiments-Kommandeur bis 15 Æ pro Monat betragen. Das is auf das Jahr 180 4 Die Offizierkorps würden so bedeutende Opfer ohne Noth nicht bringen. Also können die Existenzbedingungen unserer Musiker do nicht so gut sein, wie es vielfah angenommen wird. Und wie ist es mit dem Er- werb, dem sie nahgehen ? Stunden geben kann kein einziger Musiker ; und wenn er es versucht als Militärmusiker, so wird ihm nach vier Wochen gekündigt, weil er niht die Zeit einhält, die er ver- abredet hat, indem er durh dienstlihe Funktionen behindert wird. Auch si bei Theater- oder Zirkuskapellen zu engagieren, ist ihm sehr s{chwer, denn ihm wird auch hier gewöhnlich bald gekündigt, weil die Proben des Vormittags stattfinden, und gerade dann Dienst bei den Truppen zu thun ist. Jch habe mich selbst früher dafür interessiert und mit verschiedenen Theater-Inten- danten gesprohen als Regiments - Kommandeur hat man ja ein Interesse daran, den Militärmusikern etwas zuzuwenden der Theater-Intendant sagte mir regelmäßig: „Wir thäten es sehr gern, aber es geht nicht, die Leute können nicht pünktlih zur Probe kommen“. Hier ift also die Gelegenheit zum Erwerb doch ers{chwert. Bei Be- gräbnissen, Hochzeiten, Shütenfesten und Aufzügen müssen die Militär- musiker auf solchen ganz verzichten und bei den Manövern in den Monaten August und September hört das Konzertieren über- haupt auf. Also eine ‘so wesentlihe Konkurrenz liegt seitens der Militärmusiker nicht vor. Immerhin bestreite ich gar- niht, daß der Zivilkapelle an einzelnen Orten einmal die eine oder andere Militärmusik unbequem wird; aber bei der Petition handelt es sih im wesentlihen niht um die Konkurrenz in der Gar- nison, sondern hauptsählich um die Fahrtermäßigung, und diese kommt erst bei Konzerten außerhalb in Betraht. Die Militär- musiker gehen hier meistens in die kleineren Städte, wo gewöhnlich nur ein Musikkorps, das Stadtmusikkorps, vorhanden is. Zahlreih pflegt dies nicht zu sein. Es übt aber in den meisten Fällen das: Musikmonopol aus, denn daß zwei Kapellen in einer kleinen Stadt sind, ist mir noch nicht vorgekommen; in größeren ja, aber: in den kleinen, wohin die Musikkorps meistens gehen, besteht nur die Stadtkapelle, die das rihtige Monopol hat. Daß es nun dieser niht angenehm is, wenn ein anderes Musikkorps dahin kommt, namentlih wenn das Publikum kritisch veranlagt is (Heiterkeit), das wikl ih gern zugeben. Symphoniekonzerte führen die Stadtkapellen: überhaupt selten auf. Im übrigen haben sie sehr tüchtige Musiker zum Tanzaufspielen und fonstigen Gelegenhéiten, aber große Konzerte habe ih in kleineren Städten nie gehört, und ih: