1913 / 126 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 30 May 1913 18:00:01 GMT) scan diff

im Regierungsbezirk Minden: Bethmann in egensdorf, Oberförsterei Büren, Jakobs I. in Hals, O G Haste, von Triller in Reinsen, Oberförsterei Obernkirchen; im Ar gee Arnsberg:

Bauer in Freudenberg, Oberförsterei Siegen, Zodtner in Giesmecke, Oberförsterei Rumbeck;

im Regierungsbezirk Cassel:

Ambrosius in Görzhain, Oberförsterei Oberáula, Beier in Oberroßbah, Oberförsterei G Blöcher in Sababurg, Oberförsterei Hombressen, urich in Ehrsten, Oberförsterei Grebenstein, Dreyding in Hauwald, Ober- försterei Wetter-West, Fischer in Obergude, Oberförsterei Stölzingen, Fröhlich in Kammergrund, Oberförsterei Hof- geismar, Gärtner in Kahlberg, Oberförsterei Neuhof, Herterich in Herfa, Oberförsterei Heringen, Hoffmann in Hombressen, Oberförsterei Hombressen, Jarren in Kirchhof, Oberförsterei Melsungen, Jehnigen in JImmichenhain, Ober- försterei Jmmichenhain, Jerichow in Niederbeisheim, Ober- försterei Morschen, Kahn in Thiergarten, Oberförsterei Thier- garten, Keller in Bracht, Oberförsterei Bracht, Lehmann in Perser Oberförsterei N Lübeck in Oedels-

eim, Oberförsterei Oedelsheim, Malkmus in Eichenzell, Ober- försterei Niederkalbach, Möller in Hemberg, Oberförsterei Densberg, Postel in Kottenbach, Oberförsterei Rotenburg-Ost, Prescher in Gershausen, Oberförsterei Niederaula, Radeck in Hilmes, Oberförsterei Friedewald, Regehly in Steinau, Oberförsterei Steinau, Rol off in Sorga, Oberförsterei Hersfeld- Wippershain, S henk in Warzenbach, Oberförsterei Wetter-Osft, Schober in Oberbimbach, Oberförsterei Großenlüder, Schroener in Ronshausen, Oberförsterei Friedewald, Schulz in Merzhausen, Oberförsterei Neustadt, Sieges in Wiesenfeld, Oberförsterei Wolkersdorf, Steinicke in Neuhof, Oberförsterei Neuhof, Strippel in Altengronau, Oberförsterei Mate Tonke in Küchen, Oberförsterei Meißner, r Medckbach, Oberförsterei Hersfeld-Meckbah, Wagner in Guttels, Ober- försterei Rotenburg-Ost, Waldmann in Eubach, Oberförsterei Morschen, Wie in Hombergsberg, a E Gahrenberg, Zimmermann in Bischofferode, Oberförsterei Stölzingen ;

im Regierungsbezirk Wiesbaden:

Braß in Rauenthal, Oberförsterei Chausseehaus, Heß in Rettert, Oberförsterei Kaßenelnbogen, Meister in Dauborn, Oberförsterei Wörsdorf, Michel in Wallau, Sea Biedenkopf, Paland ‘in Scheuernbergerhof , Oberförsterei Merenberg.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 21 der Preußischen Geseßsammlung enthält unter

_Nr. 11284 das Entwässerungsgeseß für das linksnieder- rheinische Jndustriegebiet, vom 29. April 1913, und unter Nr. 11 285 die Verordnung, betreffend anderweitige Fest- seßung der Zahl der von dem Provinziallandiage der Provinz Posen zu wählenden Mitglieder des Provinzialausschusses, vom 10. Mai 1913. Berlin W. 9, den 30. Mai 1913. Königliches Gelezialungsamt. Krüer.

s

Abgereist:

__ Seine Exzellenz der Staatsminister und Minister der öffentlichen Arbeiten von Breitenbach nah Waldeck und der Rheinprovinz.

Nichkamkliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 30. Mai 1913.

: Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute vormittag im Neuen Palais bei Potsdam den Vortrag des stellvertretenden Chefs des Militärkabinetts, Oberstleutnants Freiherrn Marschall entgegen.

__ Jn der am 29. d. M. unter dem Vorsig des Staats- ministers, Staatssekretärs des Jnnern Dr. Delbrück abge- haltenen Plenarsizung des Bundesrats wurde dem Entwurf von Verordnungen über Geschäftsgang und Verfahren der Schiedsgerichte für Angestelltenversiherung und des Ober- schiedsgerihts für Angestelltenversiherung die Zustimmung erteilt. Zur Annahme gelangten ferner der Antrag, betreffend den Salzsteuerverwaltungskostenetat für Schwarzburg-Sonders- hausen, der Antrag, betreffend Aenderung der Vergütungsordnung für Tabak, und der Antrag, betreffend Aenderungen in den für die Verzollung maßgebenden Tarasäßen. Dem Deutschen Hilfsverein in Paris wurde die Rechtsfähigkeit verliehen. Demnächst erfolgte die Beschlußfassung über die Besezung von zwei Stellen im Aufsihtsamt für Privatversicherung, über Anträge auf Zulassung als Ersaßkassen im Sinne des Ver- sicherungsgefeßes für Angestellte, über zwei Rekurse gegen zwangsweise Verseßung in den Ruhestand sowie über eine Reihe von Eingaben.

In der Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers“ ist eine Genehmigungs urkunde, betreffend eine Anleihe der Stadt Liegnitz, ver- sffentlicht.

Potsdam, 30. Mai. Ee Königlichen Hoheiten

der Prinz und die Ana in Ernst August zu Braun-

\chweig und Lüneburg trafen, wie „W. T. B.“ meldet,

gestern mittag im Automobil zum Besuch Jhrer Majestäten

‘des Kaisers und der Kaiserin im Neuen Palais ein und

E na kurzem Aufenthalt die Reise über München nah mtal bei Gmunden fort.

Lippe.

Seine Hochfürstlihe Durhlaucht der Fürst Leo- pold vollendet heute sein 42. Lebensjahr. ;

Elsaß-Lothringen.

Die Erste Kammer des Landtags beschäftigte sich gestern mit dem Jnitiativgeseßentwurf, betreffend die Auf- hebung der Strafbestimmungen für aufreizende Rufe und Abzeichen.

Nach dem Bericht des „W. T. B.* erklärte der Unterstaats- sekretär Dr. Petri: Die Bevölkerung unseres Landes ift ruhig. Sie bat in ihrer großen Mehrheit den Anschluß an das Deutsche Reich ge- funden. Ebenso richtig ist es aber auch, daß im Lande eine allerdings kleine Schar von Leuten vorhanden ist, die es sich zur Aufgabe machen, das Deutschtum zu verhöhnen und herabzuseßen und dem Anschluß an Deutschland entgegenzuwirken. Wir müssen Mittel haben, um der- artigen Auswüdchsen entgegenzutreten.

Der Antrag, den Jnitiativgeseßentwurf abzulehnen, wurde \chließlih mit 21 gegen 8 Stimmen bei 2 Stimmenthaltungen M. Außerdem wurde folgende Resolution be-

ofen: ; j

Die Regierung wird ersuht, anläßlich der ‘allgemeinen Reform des Strafgeseßbuhs auch die landesaeseßlihe Neuregelung der zurzeit in Artikel 8 des Gesezes vom 25. März 1822 und in Artikel 6 des Dekrets vom 11. August 1848 behandelten Materien unter Berück- sihtigung der polizeilihen präventiven Natur der zu tieffenden Strafbestimmungen in Angriff zu nehmen.

_—

Großbritannien und Frland.

Wie das „Reutershe Bureau“ erfährt, hat der Staa ts- sekretär Grey gestern abend an alle Friedensdelegierten die Einladung gerichtet, heute mittag im St. James- P zusammenzukommen, um den Frieden zu unter- zeichnen.

Im Unterhause gab gestern der Staatssekretär Grey bei der Erörterung der auswärtigen Lage laut Meldung des „W. T. B.“ betreffs der Anerkennung der Annexion des Kongostaats durch Belgien folgende Erklärung ab:

Die Regierung habe versprohen, mit der Anerkennung der Ein- verleibung des Kongostaats zurückzuhalten, bis Konsularberihte gezeigt hâtten, daß die wirklihe Lage im Kongo in Uebereinstimmung mit den vertraglihen Verpflihtungen des ursprünglichen Kongostaats set. Die Berichte zeigten jeßt, daß die Verbältnisse sich vollständig gegen- über denen unter der alten Herrschaft geändert hätten, und da die Lage ih so wesentlih gebessert hätte, sei der Zeitpunkt gekommen, wo es weder zu rechtfertigen noch wirklich förderliß wäre, die An- ertennung zu verweigern, die ausdrücklich oder praktisch von fast allen anderen Undern “gewährt worden sei. Ein weiteres Zurück- halten der Anerkennung würde Belgien gerechten Grund zur Klage geben und würde jene herzlichen eziehungen ver- s{lechtern, die mit der belgi‘hen Regierung aufrechtzu- erhalten Großbritanniens ernstester und aufrihtiger Wunsch sei.

_ Nachdem eine kurze Debatte über die Kongo-Angelegenheit stattgefunden hatte, bei der der Befriedigung über die besseren Zustände Ausdruck gegeben und die Anerkennung der Einver- leibung des Kongostaats seitens Belgiens zugestimmt wurde, ersuchte der Earl Ronaldshay (Unionist) um Mitteilungen über die Verhandlungen, - betreffend die Bagdadbahn, und ‘der Nationalist Tf __ O‘Lonnor marf die Frage der armenishen Reformen auf.

Der Staatssekretär Grey führte betreffs der Bagdadbahn aus: Wir haben mit der türkishen Regierung ein Uebereinkommen entworfen, das, wie ih hofe, endgültig angenommen werden wird. Es ist \chwierig, in Einzelheiten zu gehen, . ohne ss mit dem Ganzen zu befassen. Jh fürhte niht so sehr die öffentlihe Meinung dieses Landes wie die anderer Länder. Der Hauptpunkt des Abkommens mit der Türkei ist, daß die Bagdadbahn nicht über Basra hinaus gebaut werden darf ohne Zustimmung der englishen Regierung, und die Regierung trifft keine Vereinbarung, daß eine Fortsezung gebaut wird. Wir batten im Auge, daß Basra der Endpunkt der Bahn werden soll. L unserer Beteiligung am Bau der Strecke Bagdad —Basra

aben si so viele Schwierigkeiten ergeben, daß die Regierung es für das beste hâlt, wenn auf die Frage der Beteiligung verzihtet und die Angelegenheit in folgender Situation gelassen wird: Falls die Regierung eine klare Zusicherung erlangt, daß die Bahn ohne ihre S nnug nicht über Basra hinausgeht, so hat die Regierung kein

ntereffe mehr daran, \sih dem Bau der Strecke Bagdad—Basra zu widerseßen. Die Regierung wünscht, zwei Mitglieder im Direktorium der Bahn zu haben. Diese Frage fteht in engem Zusammenhang mit der Frage der unterschiedlihen Tarife. Die Regierung drückt in dem Abkommen fo klar wie mögli aus, daß & keine untershiedlichen Tarife geben soll, sie wünscht aber sier zu sein, daß auch in der Praxis keine untershiedlihe Behandlung stattfindet. Wir können die Die Eise nicht kontrollieren, ohne daß wir auch die Bahn kontrollieren. Die Eisenbahn, die seit langem eine Konzession an Deutschland ift, föônnen wir nit fontrollieren. Zwei britishe Direktoren würden zu wenig fein, um eine Kontrolle auszuüben oder die Verwaltung der Bahn zu behindern. Sie könnten uns aber über die Tarife und andere Dinge in Kenntnis seßen, und wir würden nötigenfalls imstande sein, eine Frage diplomatisch zur Sprache zu bringen auf Grund des Abkommens, das unterschiedlihe Tarife verbietet. Deutshe Gesell- schaften haben andere Eisenbahnen im Betrieb, und ih erinnere mih nit irgend welcher Klagen über unterschiedliße Tarife auf diesen Bahnen. Mit der Bestimmuna, daß die Linte nicht über Basra hinaus- gehen soll, treffen wir tatsählich ein Abkommen, das uns von der Furcht und Sorge befreit, die seiner Zeit bezüglich des Persishen Golfs bestand. Ein weiterer Punkt, der in Betracht gezogen werden wn ist, daß Deutschland seine eigenen Abkommen hinsihtlich der Bagdadbahn mit der Türkei hat, über die ih niht \prehen fann, da es sih um eine Angelegenheit zwishen Deutschland *und der Türkei handelt. Unser Abkommen ist mit der Türkei ges{hlossen worden oder wird mit ihr ges{lofsen werden, und Deutschland wird daran nicht beteiligt sein. Es ist gleihzeitig von Bedeutung, daß Deutschland befriedigt ist, daß das englishe Uebereinkommen mit der Türkei nichts enthält, was mit den Rechten Deutschlands in seinem Abkommen mit der Türkei nicht in Einklang. steht. Mit anderen Worten: damit das Abkommen gut funktioniert, sollte England damit zufrieden sein, daß seine Interessen ges{hüßt find, und Deutsch- [and sollte zufrieden sein, daß seine Interessen niht verlegt sind. Ich hoffe, daß es zu einer völligen Verständigung dahin kommen wird, ah die Bagdadbahn über Basra hinaus nicht ohne unsere Zu timmung gebaut wird, und auf der anderen Seite zu einer völligen Verständigung, daß dem Bau der Bahn bis Basra unter den von mir genannten Bedingungen kein Widerstand entgegengeseßt wird. Dies \{eint mir eine Frage aus dem Wege zu räumen, die von jedem Gesihtëpunkt aus durch ein Uebereinkommen erledigt werden sollte. Was den Persishen Golf anbetrifft, so hätten wir nah unserem Abkommen mit der Türkei die türkishe Suzeränität über Koweit anzuerkennen. Andererseits wird die Türkei zu- stimmen, daß die Autorität des Scheihs von Koweit wie bisher weiter besteht. Unsere Verträge mit dem Scheih werden nicht geändert werden. Ein anderer wichtiger Punkt ist, daß die Scbiffahrt nach Bagdad hinauf, an der England interessiert war, niht bebindert wird. Wir hoffen, eine Abmachung zu treffen, durch die wir Sicher-

feinem Marineminister um die Kredite gefeilscht habe.

teilnehmen werden. Das würde das Abkommen zwischen uns und der Türkei sein. Falls diese Verträge geschlossen werden, würden wir in eine Erböhung der türkischen 3ôlle einwilligen, soweit andere Nationen dies getan haben. Wir würden dann als Gegenleistung für diese Zell- erböhungen keine weiteren Forderungen stellen.

Zum Schluß ging Sir Edward Grey auf die armenischen Reformen ein und atte, die an den Reformen in der asiatischen Türkei interessierten Mächte müßten \ich mit dieser Angelegenheit in Beratschlagung mit der türkishen Regierung befafsen. Es sei unmög- lih gewesen, die bart ia pr pam während des Krieges aufzunehmen. Die Ausschreitungen und Meteleten würden eine neue Frage der Sorge für die Türkei aufwerfen, ebenso wie für die anderen ächte, die wirt- \haftlihe Interessen in der asiatischen Türkei hätten. Die Mätte- wünschten dieser Sorge ledig zu sein, und die Türkei sei darauf be- dacht, daß es zu keinen Unruhen komme, die den Anlaß zu ciner Einmischung oder anderen Schwierigkeiten geben könnten. Er sei der Meinung, daß die Türkei in jeder Beziehung geneigt. sei, von der europätshen Hilfe G:brauh zu machen und daß die Mächte diese Hilfe gewäbren würden.

Der Oppositionsführer Bonar Law erklärte sich mit der H e der Regierung in der Kongofrage und der Frage ter

agdadbahn einverstanden. Er erklärte, daß England hinsichtlih der Bagdadbahn alles erreiht babe, worauf auch er bestanden haben würde. Er stimme damit überein, daß e ih nicht lediglih um die Frage handele, eine Abmachung mit der Türkei zu treffen, und daß es in jener Weltgegend noch andere Interessen gebe als diejenigen Englands. Es liege im höchsten I L Englands und set im höchsten Grade vorteilhaft für den Frieden Europas, daß zwishen England und einer anderen Macht in jener Weltgegend keine Frage entstehe, und er- sei über Greys Worte erfreut.

Jm weiteren Verlauf der Verhandlungen verteidigte der Staatssekretär Grey in Erwiderung auf verschiedene Vorwürfe die Politif der Regierung in der Frage der chinesischen Anleihe und erklärte bezüglich der Anerkennung der chinesishen Republik:

Die britishe Regierung beabsichtige, mit den anderen Mächten gemeinsam vorzugehen und die Republik anzuerkennen, sobald alle darüber einig wären, ohne besondere Bedingungen bezügli Tibets zu stellen. Troßdem würde sich die Regierung bemühen, ein Abkommen zustande zu bringen, das die alte Stellung Chinas Tibet gegenüber anerkennen und Tibet im Besiy der Autonomie belassen würde, die es früher gehabt bätte.

Darauf wurde die Debatte auf unbestimmte Zeit vertagt.

Auf eine Anfrage des Abg. King, ob nicht, um die nationale Erkenntlichkeit für die deutshe Großmut und Milde gegenüber den drei in Deutschland wegen Spionage verurteilten britischen Offizieren zu beweisen, den Deutschen, die in England wegen Spionage gefangen säßen, den Rest ihrer Strafzeit erlassen werden könne, erwiderte der Staats- sekretär McKenna, er wolle mit Sir Edward Grey darüber beraten, übrigens säße jegt nur ein Deutscher deswegen im Gefängnis.

Frankreich. Der Senat beriet in der gestrigen Sißung die bereits von der Kammer angenommene Vorlage, betreffend die S von 234 Millionen Francs

ür die urüdckbehaltung der dritten Jahresklasse unter den Fahnen.

Der Senator Doumer erstattete den Bericht des Heeres- aus\chusses, der der Vorlage günstig war, und bemerkte laut Meldung des „W. T. B." dazu, daß es sch allein um Unterkunfts- und Unterhaltungskosten für die zurückbehaltenen 190 000 Soldaten handele. Dex Sozialist Flaisstères bekämpfte lebhaft die militärishen Maßnahmen und" ßetonte, daß kein Ereignis die Regie“ rung gezwungen habe; *deraizr vorzugehen. Der Kriegsminiiter Etienne rechtfertigte die militärishen Maßnahmen mit der Not- wendigkeit, das Gleihgewiht mit der benahbarten Armee wieder- herzustellen. :

Darauf wurde die allgemeine Beratung - geschlossen und der Geseßentwurf fast einstimmig angenommen.

Jn der Deputiertenkammer brachte gestern der Abg. Gheusi (Sozialistish-Radikaler) eine Jnterpellation ein über die Finanzpolitik der Regierung.

Der Interpellant kritisierte, obiger Quelle zufolge, die von der Regierung angekündizte Anleihe, die durch nichts gerechtfertigt werde, und forderte, daß alle Quellen des Reichtums mittels einer allgemeinen progressiven Einkommensteuer erfaßt würden. Der Finanzminister Dumont erinnerte an die Schwierigkeiten, auf die die Budgets für 1913 und 1914 stießen. Dies seten Schwierigkeiten internationaler Art und nicht innere. Die Lage des Schatzes sei weiter normal und gut. Während andere Mächte Anlethen aufnähmen, nehme Frankreich so viel als mögli zu Steuern * seine de Das Defizic für das Budget 1913 werde 100 Millionen betragen, aber als das Budget aufgestellt worden sei, habe die Regierung noch nicht genügend die Ausgaben der Nachbarn Frankreihs für militärishe Zweck gekannt. Das Budget für 1914 werde gleichfalls ein Defizit von bundert Millionen haben, ganz ab- gesehen von den Ausgaben für militärishe Zwecke. In Erwiderung auf verschietene Zwischenrufe erklärte Dumont, jeder wisse,” daß Frank- reich eine Politik des Friedens verfolge und daß die Regierung glück- lih sein würde, wenn sie die für die nationale Verteidigung bewilligten Millionen für andere Zwecke verwenden könnte, aber die internationale Lage zwänge sie, fie jener zu widmen. Dumont erinnerte weiter daran, daß, als es sich darum gehandelt habe, die See- grenze Englands unangreifbar zu machen, dieses E i mit

eno werde kein republikanisher Finanzminister die Mittel verweigern, um die ein Wundmal aufweisende Grenze Frankreihs unverleßlih zu machen, wenn sich die Notwendigkeit dazu einstellen sollte. Frankreich sei ohne Provokation und Drohung entschlossen, die unerläßlichen Opfer zu bringen. Wenn die Regierung Herr der Finanzpolitik wäre, würde sie nicht zu dieser Politik der Resignation ihre Zuflucht nehmen. Das Land werde jenen Bürgermut zu zeigen wissen, den man fiskalishen Mut nenne. Caillaurx lie} dem loyalen Exposé des Finanzministers Gerechtig- feit widerfahren, tadelte aber sharf die vorgeshlagene neue Steuer. Er halte es für unmögli, LWsungen anzunehmen, die zu außer- ordentlihen Budgets führen, und sehe lieber, daß die Militärausgaben dur eine progressive Einkommensteuer gedeckt würden. Er erkenne die Notwendigkeit von Opfern für die nationale Verteidigung an. Da aber die Blutsteuer eher den Armen als den Reichen treffe, müsse man eine ausgleihende Steuer schaffen. Der Ministerpräsident Barthou bekämpfte die Tagesordnung Gheuzi, in der die Finanz- politik der Regierung getadelt wird, und stellte die Vertrauensfrag:.

Darauf wurde die von der Regierung gebilligte einfache Tagesordnung mit 312 gegen 240 Stimmen angenommen.

Rußland.

__ Der Kaiser und die Ma eas Familie sind gestern in Wladimir eingetroffen und auf dem Bahnhof von den Ministern, den Militär- und Zivilbehörden empfangen worden. Die Dumakommission für Kriegs-undMarine- angelegenheiten hat einer geheimen Geseßesvorlage, be- en die Errichtung von Hafenminendepots, zuge- immt.

Die Budgetkommission der Duma hat die Um-

heit erbalten, daß die Schiffahrt weiter entwickelt wird, und daß bei dieser Entwicklung stets wesentlihe und genügende britishe Interessen

wandlung des Konsulats in Urga in ein Generalkonsulat für die ganze Mongolei sowie die Vergrößerung des Persfonalbestandes-

hr Generalkonsulate in Berlin, London, Paris, New York nd der Konsulate in Breslau, Leipzig, Chicago und für Canada

¿ene mi t. : ps Spanien.

Der Ministerrat hat laut Meldung —des „W. T. B.“ m von dem Minister des Aeußern vorgelegten Gesetzentwurf, hurh den er ermächtigt werden soll, Schritte für den Beitritt Spaniens zu dem internationalen Berner Abkommen ‘ber den Gütertransport auf Eisenbahnen zu tun, ine Zustimmung gegeben.

Portugal.

Im Senat gab gestern der Minister des Aeußern Macieira, wie „W. T. B.“ meldet, in Beantwortung einer anterpellation wegen der Meldungen auswärtiger Blätter über in angeblihes englisch-deutshes Abkommen, be- reffend die Einflußsphären in Süd- und Mittel- afrika, zum Schaden der portugiesischen und belgischen ßolonien, Ligne Erklärung ab:

Die portugiesishe Regierung hat allen Grund zu betonen, daß fine Tatsache die Lage ändert, wie sie von Vasconcellos, als er Ninisterpräsident war, vor dem Parlament dargelegt worden ist, und daß solhe Meldungen der Begründung entbehren.

E Türkei.

Amtlih wird die Verlängerung des Waffenstill- Fandes bis zum 13. Juni bekannt gegeben. e

Nach einer Meldung der „Agence d’Athènes“ haben je Bulgaren von den Höhen von Prawitish aus am 7. Mai ohne jede Veranlassung eine griehische Kom- jagnie angegriffen. Ueber den Verlauf dieses neuen Angriffs ist noch nichts bekannt. Gestern hat zwischen Friehen und Bulgaren kein Kampf stattgefunden. Die Bulgaren feuerten nur vier Granaten gegen die griechischen Korposten bei Elevthera, A jedoch zu treffen. Einige wriehishe Kriegsschiffe kreuzen ‘vor dem Hafen von Elevthera. Der bulgarische Generalstab hat den griechishen Vorschlag, be- treffend eine neutrale Zone, zurückgewiesen. i

Rumänieu.

Die Abgeordnetenkammer verhandelte gestern in ge- jimer Sißung über das St. Petersburger Protokoll.

Serbien.

Jn der gestrigen Sizung der Skupschtina wurde das érposé des Minifterpräsidenten Paschitsch erörtert.

Nah dem Bericht des „W. T. B.“ erklärte der Abg. Stojan vibarac, der Führer der Nationalisten, daß die Antwort des Yinisterpräsidenten vtelfah unklar sei. Jn Verkennung der eigenen fft habe die Regierung den verhängnisvellen Vertrag mit Bulgarien fhjeshlossen. Paschitsh habe vor dem Kriege erklärt, daß Serbien ¿r das Nationalitätsprinzip sei. Nur die Nationalisten hätten den êtndpunkt vertreten, daß Serbien eine direkte Grenze mit riehenland baben müsse. Erst jeßt pflihte auch die Regierung vier Auffassung bei, die die Autonomie Mazedontens, einen Ebiedsspruch und die Erfüllung des serbish - bulgarischen frèdensvertrages ausschließe. Denn die Schaffung Groß- iariens bedeute eine ständige Gefahr für Serbien. ; Die Ellbsterhaltung müsse das oberste Vertrag®geseß bleiben, wofür ‘tin Opfer zu groß sei. Die Regierung habe den günstigen Augen- (lid für eine Vertragsrevision unbenußt gelassen, sie hätte für dle geleistete Hilfe sofort Entschädigung fordern müsen. In der edlbanesischen Frage habe die Regierung ‘die rechtzeitige Widerlegung der derzeitigen Bebauplenga Danews versäumt, daß Bulgraien zur Interstüßung Serbiens in dieser Frage nicht verpflichtet gewelen si. Ferner habe die Regierung eine \chwere Verantwortung auf fi jeladen, als fe die Anträge wegen Ueberlassung Salonikis an Serbien abgelehnt hätte. Der ‘Redner beantragte eine Tagesordnung, wonah die Skupschtina der Armee Bewunderung _ zollt, die Erwartung ausdrüdt, daß das eroberte Gebiet ehestens Serbien an- gegliedert werde, und bedauert, daß die Negierung niht_ auf der Höhe der politishen Situation gestanden habe. Der Sozialdemokrat Lapcevic forderte namens der Partei Beschleunigung des Abschlusses des Friedens und die Anstrebung einer Konföderation der Balkan- staaten statt der degens@tiges Verheßung. Der Fortschrittler Marinkow#{t\ch warf der Regierung unter Ausfällen gegen ODester- rich-Ungarn vor, voreilig dem Drucke der Nachbarmona:chie ge- vihen zu sein. Serbien müsse eine direkte Grenze mit Griechen- land anstreben. Der gegenwärtige Konflikt mit Bulgarien habe nicht die Bedeutung einer unversbhnlihen Feindschaft. Das Recht befinde ih auf Serbiens Seite. hs alle Fälle müsse das serbi\che Volk

bereit balten. Der Barteiführer der Jungradikalen Drasfko- vit\ch billigte das zähe Festhalten der Regterung an dem Balkan- tunde. Für die Verteilung des eroberten Gebietes müsse das Maß der aufgewendeien Kräfte und der gebrachten Opfer als einzig gerechte Grundlage gelten. Der Redner beantragte eine Tagesordnung, wo- nh die Skupi&tina das Exposé des Ministerpräsidenten zur Kenntnis timmt, und die Erwartung ausspricht, daß der im vitalen Interesse des Staates eingenommene Standpunkt unter keinen Umständen ge- Mfert werde. : ; /

In der Abendsigzung legte der Altradikale und frühere Minister- präsident Trifkowitsh dar, es sei jeßt, nahdem Serbien dur ein Verhalten während des Krieges bewiesen habe, daß es dem Valkanbunde aufrichtig zugetan sei, an Bulgarien, zu zeigen, ob es von gleiher Aufrichtigkeit erfüllt sei. Der Altradikale Zujowit\ch derwies auf die Bevorzugung Bulgariens durch Rußland in den l8ten Dezennien und \prach die Hoffnung aus, daß die serbischen Diplomaten \sih die Erfahrungen Serbiens im leßten Jahrhundert il nuße machen würden. A

Hierauf wurde die Tagesordnung Ribarac in einfacher Abstimmung abgelehnt und die von der Regierung akzeptierte Tagesordnung Draskowitsch in namentliher Abstimmung nit 125 gegen 18 Stimmen angenommen. :

Bulgarien.

Die Regierung hat dem Chef der Friedensdelegation dr. Danew, wie „W. T. B.“ meldet, befohlen, na Ünterzeihnung des Friedensvertrages nach Sofia urückzukehren. desgleihen hat der in vos weilende Finanzminister Theodorow den Befehl zur Rückkehr erhalten.

Amerika.

Der canadishe Senat hat nah einer Meldung des „V. T. B.“ die Flottenvorlage der Regierung abgelehnt.

Eine Botschaft der chilenischen Ha in die Kammer verlangt die Ermächtigung, den ö entlichen erkauf der Salpeterländereien in kleinen Ab- hnitten von je etwa 2 Millionen Zentner Gehalt zu rganisieren. ‘i f Als Termin für die Präsidentenwa in pier iko ist, obiger Quelle zufolge, der 26. Oktober festgeseßt orden, Í

———

der:

A , , , Nach Meldungen des „W. T. B.“ sind in Kirin und anderen Orten der Provinz zahlreihe Monarchisten ver- aftet und Vorbereitungen zu Gewalttaten gegen verschiedene Létere Beamte der Provinz aufgedeckt worden.

Afrika. E Wie „W. T. B.“ meldet, ist gleichzeitig mit der Einnahme von Tarudant durch die Mahallas Ms Madchsen der Nach- folger des Kaids Gelluli nah einem erbitterten Kampfe in Agadir eingezogen. Dieser Doppelerfolg hat im Lande großen Eindruck gemacht. El Hiba wird e Einer Meldung aus Casablanca zufolge hat der General Alix am 28. Mai bei der Kasbah M'Sum die Vereinigung zweier aufständisher Haufen verhindert und einen heftigen Angriff abgeschlagen. Die Verluste des Feindes waren \{hwer, die der Franzosen betrugen aht Tote und 28 Verwundete. Die vereinigten Kräfté der Aufständischen hatten etwa 5000 Mann betragen.

Parlamentarische Nachrichten.

Der. Bericht über die gestrige Sißung des Reichstags befindet si in der Ersten Beilage.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Bewegung der Fideikommisse in Preußen im Jahre 1910.

Nach der neuesten, auf das Jahr 1910 sich beziehenden Feststellung des Zu- und Abganges sowie des Bestandes an Fideikommissen in Preußen, deren Ergebnisse jeßt vom Königlichen Statistischen Landesamt n der „Stat. Korr.* mitgeteilt werden, betrug der Fideikommisse

mithin Bestand Ende 1910

Fläche

Mehrzugang N, ) -abgang (— im R 1910

Fläche

ha

Bestand Ende 1909 Fläche

e

ä

in der überhaupt

ha

| überhaupt ha

| | | P rovinz

des betr. Gebiets des betr. Gebiets

H. der Gesamtfl

73| 32

132 120

72 196 141

75 139 101

y. H. der Gesamtfläche

74 39

134 119

73 203 141

7D 140 101

145 113,8 115911,5

337 427,0 242614,a| 8 198 490,2 683 193,0 124 189,3 139 128,0 81 216,9 157 321 6 79 481 3 78 860,4!

1447036 111 179,1

335 499,0 243 605,5 196 510,8 674 069,4 124 230,6 139 500,9

O _—

R B

Ostpreußen Westpreuß. Berlin . .. Brandenb. . n ;

osen ..…. Stlesien . Sachsen Slesw.-H. Hannover . Westfalen .

eff.-Naf. . {110

1 410 2 3| 4732.4

a) 1928,0 —1/—990,7 1| 1979,4 7| 9123,6 |[— 41,3 |— 372,9 78 448 o) 2, L 2768,9 156 640,9 | 680,7 77528,3| 4, 1; E 4 S 2 heinprov. 39| 78856,2 2 | 2,92 Sohenzvil, ; 6 18774, | 14,4 6| 18789,s/16,45 i. Staate [1238/2 379 547,2 15/22189,9 [1251/2 401 737,1) 6,89.

ternach waren in Preußen am Ende des Jahres 1910 2 401 737,1 ha “V6 6,89 v. H. des S ifanes des Staats fideikommissarish ebunden.

; Im Berichtsjahre wuïden im ganzen 17 Fideikommisse neu er- riGtet, nämlich 4 im Regierungsbezirk Oppeln, 3 im Bezirk Breslau, je 2 in den Bezirken Frankfurt und Marienwerder und je 1 in den Bezirken Köntgsberg, Danzig, Bromberg, Lüneburg, Münster und Cassel. Die neu errichteten Fideikommisse haben eine Gesamt- flähe . von 223232 ha und einen Grundsteuerretnertrag von 219027 #; rechnet man die durch Erweiterung be- stehender Fideikommisse angeschlossene Fläche von 2670, ha mit 20705 \Æ& Grundsteuerreinertrag hinzu, so erhält man für das Iahr 1910 einen Gesamtzugang von 24993,5 ha mit 239 732 #4 Grundsteuerreinertrag. Aufgelöst wurden 2 Fidei- fommisse, nämlich je 1 in den Regierungsbezirken Stettin und Münster mit zusammen 1127,7 ha Flächeninhalt und 9237 # Grundsteuer- reinertrag. Bei Hinzurehnung des durch Verkleinerung von Fidei- fommissen entstandenen Abgangs von 1675,9 ha mit 34 630 „46 Grund- \steuerreinertrag ergibt sih ein Gesamtabgang von 2803,6 ha mit 43 867 4 Grundsteuerreinertrag. Es betrug somit der Mehr - zugang an ene 15 und an E 22 189,9 ha mit 195 865 4 Grundsteuerreinertrag. Auf die Gesamtfläche des D A E ‘Pitt ommißfläche 0,07 v. H. :

Den größten Zuwachs an Fideikommißflähe im Berichtsjahre weist die Provinz Schlesien mit 9123,6 ha auf; es folgen dann in weitem Abstande Westpreußen mit 47324 ha und Hannover mit 2768,9 ha. Drei Provinzen haben dagegen einen Mehrabgang an Fideikommißflähe zu verzeichnen, nämlich Pommern mit 990,7 ha, Sqleswig-Holstein mit 3729 ha und Sachsen mit 41,3 ha.

Vergleicht man die einzelnen Landestetle des preußischen Staats bezüglich der Verteilung der Fideikommißflähe mit einander, so ergibt si, daß die Provinz Schlesien mit 16,4 b. H. und die Hohen- zollernshen Lande mit 16,6 v. H. weit über dem Staatsdurhschnitt von 6,89 v. H. stehen. Die größte Ausdehnung der Fideikommißfläche findet sih in den Regierungsbezirken Oppeln mit 21,6 v. H. und Stralsund mit 21,1 v. H., wo sie also mehr als ein Fünftel der gesamten Bezirksfläche beträgt und den a N um mehr als das Dreifache übersteigt. Am wentgsten ist der Grund und Boden. in den Provinzen Hannover init 2,11 v. H. und Rheinland mit 2,92 v. H. fideikommissarish gebunden.

Im Berichtsjahre waren von dem fidetkommissarisch gebundenen Besiß im Staate 46 6 v. H. Waldfl äche. Nach run eten ift die Fideiklommißwaldflähe am größten in den Bezirken Lrier mit 78 v. H., Sigmaringen mit 77,8 v. H. und Arnsberg mit 76,7 v. H., während in den Bezirken Aurih nur 8,4 v. H., Stralsund 18,7 v. H. und Schleswig 19,6 v. H. des gesamten fideikommissarisch gebundenen Besißes des betreffenden Bezirks beträgt.

Tos o ck

| |

N L I. D S

0

Zur Arbeiterbewegung.

VFn einer gestern nahmittag tn Breslau im Gewerkschaftshause abgehaltenen Ma ssenversammlung von Arbeitslosen wurde, wie „W. T. B.“ meldet, beschlossen, den Magistrat zu ersuchen, die Arbeiten der Studienkommission über die Arbeitslosigkeit zu be- \chleunigen und 50000 - zur Linderung der augenblicklihen Not auszuwerfen. Dann zogen etwa sehtbundert Kundgebende vor das Rathaus. Als die Polizei die Menge ausetinandertrieb, gab ein Mann mehrere Schüsse auf die Polizeibeamten ab, von denen einer das Pferd eines C ars verleßte. Der Täter, ein Bäkergeselle, wurde verhaftet; er heißt S Smietana und ist, wie er angibt, nicht stellungslos. Auch nochck andere Verhaftungen wurden vorgenommen.

Die organisierten Malermeister des Tia: Beztrks erklären, wie die „Rh.-Westf. Ztg." meldet, die Aus|perrung für

betrug der Mehrzugang an Fidei-

aufgehoben; fie sind auch bereit, die für Solingen von den Un- partetiischen fe\tgesezte Lohnerhöhung (2 - sofort, 3 & in zwei Jahren) zu bewilligen, fie weigern sich aber, den Sena, in der jeßigen Fassung anzunehmen. (Val. Nr. 121 d. Bl.)

In einer in Lemberg abgehaltenen Arbeiterversammlung wurde die dur die letzten politischen Ereignisse verursahte wirtschaft- lie Notlage des Landes eingehend besprohen. Der Be- rihterstatter wies darauf hin, daß im Lemberger Bau- gewerbe allein die Zahl der Arbeitslosen bisher 13 000 übersteige. In den Lemberger Fabriken und Werkstätten nähmen die Arbeiterentlafsungen geradezu beunruhigende Ausdehnung an. In den galizishen Provinzstädten seien die Verhältnisse ebenso. unhaltbar. Die Versammlung nahm eine Entschließung an mit der Auf- forderung an die Regierung, zur Linderung des Notstands sobald als mögli mit der Vornahme von öffentlichen Bauten zu

beginnen. 9 In Triest legten, „W. T. B. Arbeiter seitens

Entlassung mehrerer ) L Ens raft „Dalmatia*“ gestern früh sämtliche mit Lade- und Löscharbeiten im Freihafen und an den Riven beschäftigten Arbeiter zum Zeichen der Solidarität die Arbeit nieder. Im Laufe des Vormittags {lofsen sih die Ko hlen- räger und Lagerhausarbeiter ihnen an. Die Zahl der Aus - ständigen betrug Mittags etwa 4000. Sämtliche Lade- und Lösch- arbeiten sind unterbunden, ausgenommen auf den Lloyddampfern, deren Ladung dur eigene Bordmannschaften gelös{cht wird. In Mailand ist der Ausstand der Straßenbahnangestellten beendet. Der Straßenbahnverkehr ist, wie die „Frfkft. Ztg.“ erfährt, gestern morgen voll wieder aufgenommen worden. (Vgl. Nr. 124 d. Bl.) Aus Dttawa wird dem „W. T. B." telegraphiert: Die Canadian Pacific Bahn hat ihren 10000 Angestellten der ttehnischen und Wagenabteilung im östlichen Canada eine 10 prozentige Lohnerhöhung bewilligt.

Wohlfahrtspflege.

Die städtishen Kollegien in Breslau haben, wie „W. T. Be Ns beschlossen, aus Anlaß des Regierun sjubiläums Seiner Majestät des Kaisers und Königs für die Errichtung eines JIugendheims in Breslau dreihunderttausend Mark auf-

zuwenden. Kunst und Wissenschaft.

Die Königlih preußishe Akademie der Wissen- schaften hielt in 22. Mai eine Gesamtsigung unter dem Vorsitz ihres Sekretars Herrn Planck. In dieser las Herr von Wilamowiß- Moellendorff über die „Ueberlieferung der Tragödien des A ishylos*. Nur eine Handschrift hatte sich aus dem Altertum erhalten; sie entbehrte natürlich der Worttrennung und in ausge- dehntem Maße der Lesezeihen, enthielt aber zahlreihe Varianten. Das leute Stück, die Hiketiden, gibt davon noch etne Voistellung, es von den Byzantinern am wenigsten bearbeitet ist. Diese Be- arbeitung hat in der überall kenntlihen Weise im 9. Jahrhundert begonnen. Eine solche repräsentiert der Mediceus, von dem, ehe er nah Italien kam, keine Abschriften genommen find. Dann ist von den ersten drei Stücken im 11. oder 12. Jahrhundert eine Aus- gabe mit breitem Kommentar gemacht, die in mehreren Kopien des: 13. Jahrhunderts vorliegt. Eine dritte Ueberlieferung dieser Dramen. ist namentlich bei Thomas und Triclinius nahweisbar. Diese geben au für Agamemnon und Eumeniden eine leider recht s{chlechte Neben- überlteferung. Hr. Kuno Meyer legte vor: „Zur keltishen Wortkunde, 11.“ Das Erxédeov äxpo» des Ptolemäus wird in dem irishen Aird Echte nachgewiesen; der Name der Stadt Elgin in Scott- land wird als Elgin „Kleinirland“ erklärt; ir. aiste „Art, Eigenschaft wird auf ad-sem-tion zurüdgeführt; ir. facht „Böôses“ dem kymr. ewaeth gleihgeseßt. Ein miittelir. mennes Gefolgschaft wird als Entléhnung aus dem mengl. meine erklärt u. a. m. Vorgelegt wurde ferner der Neudruck des 5. Bandes der von der Akademie unternommenen Kant- Ausgabe (Berlin, 1913) und von Hrn. Nubner sein Werk h n S der Hefezelle bei alkoholischer Gâärung (Leipzig, 1913). / i

Zu wissen\haftlihen Unternehmungen hat die Akademie bewilligt: zur Fortführung der Arbeiten für die interakademische Leibniz-Ausgabe außer 4000 4, die dem für die Internationale Association der Akademien bestimmten Fonds entnommen wurden, aus allgemeinen Mitteln noch 3000 #; weiter dur die physikalish: mathematishe Klase Herrn Engler zur Fortführung des Werkes „Das Pflanzenrei 2300 #4; Herrn F. G. Schulze zur Fortführung des Unternehmens „Das Tierreih“ 4000 und zur Fortführung der Arbeiten für den Nomenclator animalium generum et subgenerum 3000 Æ; Herrn Penck zu kartographishen und photographischen Aufnahmen von der Höttinger Breccie bei Innsbruck 500 4; für eine im Verein mit anderen deutschen Akademien geplante Fortseßung des Poggen- dorffschen biographisch-literarischen Lexikons als zweite von vier Sahresraten 800 4; Herrn Privatdozenten Dr. Friedrih Flade in Marburg zu Untersuchungen über das elektrohemishe Verhalten der Metalle 500 4; Herrn Privatdozenten Dr. Erih Grafe tn Heidel- berg zu Unter)jsuhungen über den Mechanismus und die Be- deutung der Stickstoffretention mit Ammoniaksalzen 1000 ; Bee Dr. Walter Horn in Berlin zur Fortführung der Bearbeitung der Insektenfauna der Insel Formosa 500 ; Herrn Professor Dr. Hermann Jordan in Tübingen zu Unter- suhungen am Zentralnervensystem wirbelloser Tiere 1200 A: Herrn Dr. Ludwig Keilhack in Haubinda bei Hildburghausen zur Be- endigung seiner zoologishen Erforshung der Pee in den Dauphiné- Alpen 400 4; Herrn Professor Dr. Max Laue in Zürich zu Untersuchungen über die Interferenzer|cheinungen an Nöntgenstrahlen 1500 #4; Herrn Professor Dr. Friedrich Meves in Kiel zu Unter- suhungen über die Béesruchtung bei Seetieren 800 4; Herrn Professor Dr.- Ruppin in Kiel zur Herstellung eines Tiefseethermometers 200 4; Herrn Professor Dr. Paul Schiefferdecker in Bonn zu Untersuchungen über das Verhalten von Muskeln und Haut bei Menschen und Tieren 400 4; Hrn. Privatdozenten Dr. Arthur Stähler in Berlin zur Neubestimmung des Atomgewichtes des Tellurs 1000 4; Hrn.

rivatdozenten Dr. Richard Vogel in Tübingen zu Unter-

uhungen über die Leuchtorgane bei Käfern 700 #. Die Akademie hat ferner auf den Vorschlag der vorberatenden Koms mission der Bopp-Stiftung aus den Erträgnissen der Stiftung Hrn. Dr. Friedrich Loren in Karthaus (Westpreußen) zur Förderung A E Aufnahmen und Sammlungen 1350 # zuerkannt. | :

Die Akademie hat das ordentlihe Mitglied der philofophish- historishen Klasse Erich Schmidt am 30. April und das korrespon- dierende Mitglied der phyfikalish - mathematishen Klasse Heinrih Weber in Straßburg am 17. Mai durch den Tod verloren.

zufolge, wegen der der Dampfs\chiff-

Die Galerie Eduard Schulte eröffnet ihre Juni- Ausstellung. am 31. Mat mit einer Sammlung von 40 Werken von Professor Jos. Wenglein in München. Weitere Kollektionen sandten Herm. Betke-Uebersee, Carl Th. von Blaas-Paris, Martin Frost-Lichterfelde, Oswald Gette-Friedenau, Karl Oenike-Lichterfelde, Herm. Pampel- München, Hans Prenygel- Berlin, Hugo Schimmel-München und Gertrud Staats-Breslau.

Literatur.

Leonore Niessen - Deiters. Der Faun. Roman. Gez heftet 4 M, in Leinwand gebunden 5 4. Mate, Deutsche Ver- lagsanstalt. Die trefflihe Charakterisierungskunst Frau Niessen- Deiters’, die in früheren Werken {on zutage trat, hat in ibrem neuen Roman wiederum lebenswahre und lebensstarke Personen ge» schaffen. Im Mittelpunkt steht ein junger Bildhauer, dessen ernstem Streben sih_ das Leben gleichsam in Faungestalt entgegenstellt, ihn, den zart Organisierten, zertritt, während es den robusteren

Naturen nichts anzuhaben - vermag. Aus diesem Kamp|