1913 / 146 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 23 Jun 1913 18:00:01 GMT) scan diff

{immer mehr als Maler, was auch seine Kollektivausstellung bei Keller und Reiner schon zeigte; der Graphiker {hien natürlicher. Marr s Riesenbild ist wohl für das Thema unzulänglih; so etwas wurde in München noch ganz anders gelöst. Jm Gegensaß dazu ist Toni Stadlers Bildchen ein wahres Kabinettstück. Als Vertreter der „Scholle“ tritt P u ÿ mit einem meisterhaften „Mädchenbildnis“ auf, das freilich seine sonstige Farbenpraht kaum ahnen läßt. Sees muß in dies:m Zusammenhang das frühere „Scholle“-

talied Mün zer genannt werden, auf dessen „Weibliches Bildnis“ die Düsseldorter Galerie stolz sein kann. Selten waren seine deko- rativen Gemälde so anziehend dur eine gehaltene Meisterschaft.

Saal der Dresdner, der Kuehl seine Anordnung ver-

dankt, hat von diesem ein gutes, aber nicht gerade bezeihnendes Bild „Scblechte Nachrichten“ ; man hätte in diesem Fall weniger Be- {heidenheit gewünsht. Den Saal beherrshen zwei große, einander gegenübergehängte Gemälde: Klingers Dreedner wohlbekannte IPietà“ und Lührigs „Rumänischer Archimandrit" ; wenn man beim ersten den Mangel an richtig orientiertem Farbensinn störend empfindet, so möchte man von dem andern, “#6 sonderbar es klingen mag, im Gegenteil behaupten, daß mit weniger Farben mehr Harmonie er- reiht worden wäre. Zwtint\chers Damenbildnis zeigt eine aufdring- lihe Zeichnung, die auf diesem Gebiet keinen Vorzug bedeutet. Gern sieht man immer wieder Ungers Frauentypen, diesmal als «Mutter und Kind“ bezeichnet.

Im Karlsruher Saal beherrscht Trübners Reiterbild des Großherzogs von Hessen den Eindruck; es ist in der bewährten Art dieses Altmeisters gemalt und von weitem an seinem besonderen Grün zu erkennen. Thoma wirkt dagegen bescheiden, fast möchte man sagen, hautbacken. Dill neigt immer mehr zum Dekorativen und 4 ewiger „Herbstabend im Moor“ scheint in seinen Wirkungen längst erschöpft zu sein. Von Shmid-NReutte waren in diesen Räumen viel bessere Sachen zu sehen; aber auch die hier ausgestellte „Kreuzigung“ läßt fein starkes Talent durhbliden. Stuttgart tritt hinter anderen Städten zurück, und man kann sich mit den großen Bildern von Carlos Grethe, die so viel Naum wegnehmen, kaum befreunden. Am erfreulihsten wirkt der bekannte von Haug, dessen „Preußen bei Möckern“ als Bild vielleicht mehr Vorzüge haben als des in der Nationalgalerie. Landenberger, der fetnerzeit in München zu so viel Hoffnungen G ist ganz gering vertreten. Wetse wiederbolt mit Geschick die Gestalt seiner Ms die seine „Blaue Stunde“ vor Jahren so bekannt ge- ma at.

Bei den Weimarern erdrückt das Riesenfresko (so ist es wohl gedacht) von E gger-Ltenz alle anderen Bilder {hon durch setne Abmessungen, dann aber durh die monumentale nus Bei der diesjährigen Sammelausstellung bei Keller und Reiner wirkte er be- deutend Märker, weil man dur die Fülle gleichartiger Bilder auf diese große Anschauung, die thm zweifellos eignet, von vornberein ein- gestellt war. Wie sollen daneben die zarten Farbenakkorde Ludwig von Hofmanns zur Geltung kommen? Das interessanteste unter {hnen ist wohl „Am /felsigen Strande“. Thed ys bewußte Anlehnung an alte Meister is als gelungen zu bezeichnen. Mackensens Art eignet sich nicht für Niesenbilder, die einheitlihes Sehen verlangen ; seine „Mutter und Kind" zeugt aber von Innerlichkett, die E

ganzen Gruppe gemeinsam ist. ÎÏ

Literatur.

Um dem Kaiser ihre Huldigung darzubringen, haben fi mehrere Hunderte von Landwirten, sowohl Großgrundbesiger als au bäuerlihe Besißer, aus allen Bundesstaaten und den Kolonien zu- sammengetan und in einem groß angelegten Werke die Entwicklung der Landwirtschaft des Mutterlandes und der Kolonien in einzelnen Betrieben geschildert. Das Werk führt den Titel: „Die deutsche Landwirtschaft unter Kaiser Wilhelm 11.“ (Verlag Marhold, Halle a. S.) und is Seiner Majestät bereits vor dem Jubiläumstage von dem Präfidenten des Deutschen Landwirtschaftörats Dr. Graf von Schwerin-LWwit unterbreitet. Es enthält 140 Schilderungen von Großbetrieben, darunter der Kaiser- lien Güter Cadinen, Schmolsin und Urville, 229 Beschreibungen von bäuerlichen Betrieben und 16 Berichte von Farmern und Pflanzungs- gesellschaften sowie etne Darstellung der Gesamtentwicklung der Land- wirtshaft von 1888—1913. Den beiden 1300 Seiten starken Bänden find über 1000 Abbildungen beigegeben.

Von dem Deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm, das im Verlag von S. Hirzel in Leipzig erscheint, liegt die 4. Lieferung der 1. Abteilung des Elsten Bandes vor. Sie enthält die Wörter Todestanz bis Ton und ist von Dr. M. Lexer und Dr. D. von Kralik herausgegeben. d

Baedeker, Oesterreih-Ungarn, nebst Cetinje, Belgrad, Bukarest. Mit 75 Karten, 76 Plänen, 7 Grundrissen und 2 Panoramen. 29. Auflage. Leipzig, Verlag von Karl Baedeker, 1913. Die neue Auflage diefes altbewährten Reisebuches erscheint rechtzeitig zur Neisezeit. Ein Vergleich mit der früheren Auflage zeigt, daß der Inhalt mit Sorgfalt durhgesehen ist und die Zahl der Karten ‘und Pläne wieder vermehrt wurde. Von den neuea Plänen seien genannt: Görz, an der vielbefahrenen Tauernbahn; das dalmat. Seebad Lussinp!ccolo und das auch von Deutschen mehr und mehr ‘besuchte ungarische Bad Pistyán. Für das in jüngster Zeit häufig genannte Seebad Brioni ist eine Karte beigegeben. Für MRetisende die nur den westlichen Teil der österreihischen Monarchie besuchen wollen, sei auf die gleichzeitig ershienene neue Auflage von Baedekers Oester- rei, ohne Galizien, Dalmatien, Ungarn und Bosnien, hingewiesen : 51 Karten, 41 Pläne und 7 Grundrisse.

Nr. 20 des „Eisenbahnverordnungsblatts“, herausgegeben im Ministerium der öffentlihen Arbeiten, vom 18. Junt 1913 hat folgenden Inhalt: Eisenbahnanleihegeses. Vom 28. Mai 1913. Nachrichten.

Theater. 87 Uhr:

Berliner Theater. Dienstag, Abends | gungen. 8 Uhr: Filmzauber. Große Posse mit Gesang und Tanz fn Rudolf Bernauer und Rudolph Schanzer.

Mittwoh und folgende Tage: Film- Zauber.

8 Uhr: Gesamtgastspiel des Königlichen

Theaters am Gâärtnerplay in München:

-Alt Wieu. Operette tin drei Akten von i

Charlottenburg.

Mittwoch ‘Wien.

Deutsches Schauspielhaus. (Direk- tion: Adolf Lar. NW. 7, Friedrich- ftraße 104—104a.) Dienstag, Abends 82 Uhr: Eine Vergangenheit. Schau- | lottenburg, spiel in drei Akten von Silvio Zambaldi.

Mittwoh und folgende Tage: Eiue | Abends 8 Uhr: Vergaugenhÿeit, zu Richmond.

Mittwoch : Freitoild.

Komödienhaus. Dienstag, Abends Hochherxschaftli*ße Woh-

ttwoch und folgende Tage: DHoch- 4 Akten von | herrschaftlihe Wohnungeu. zu Richmoud.

Schillertheater. 0. (Wallne1-| Neues Theater.) theater.) Dienstag, Abends 8 Uhr: |8 Uhr: Zu Sommerpreisen : Gastspiel | Schönfeld.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Posse mit Gesang und Tanz L drei Gefen A Curt Aa Sig Jen ren. Gesangstexte von e nfeld. E und folgende Tage: Der | Mußk von Jean Gilbert. h Mittwoch Und folgende Taae: Puvvehen. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Auto-

Komödte Dienstag, Abends Aufzügen von Franz Molnár. Mittwoh: Der Leibgardist. Donnerstag: Der Leibgardist. Gustav Kadelburg und Julius Wilhelm. Dienstag, Abends : 8 Uhr: Hasecmauus Töchter. BON IOIOGINE Ae: 0A stück in vier Akten von Adolf L'Arronge.

Donnerstag: Zwei Wappen.

Deutsches Opernhaus. Bismarck - Straße 34—37. | mann mit Kompositionen von Viktor

Direktion: Georg Hartmann.) Dienstag, | Holländer und Leon Jessel. arta oder Der Markt

Woßhlfahrtspflege.

Der Geheime Kommerzienrat C. W. Koch hat, wie ,W. T. B.“ meldet, der Stadt Oelsnig t pen zum Andenken an seine fürzlih verstorbene Gattin hunderttausend Mark gestiftet.

Die Handwerkskammer für das Großherzogtum Pelsen hat, wie „W. T. B.“ meldet, in ihrer heutigen Sißung

eschlossen, anläßlich des Regierungsjubiläums unter dem Namen „Kaiser Wilhelm-Jubiläumsstiftung“ einen Unterstüßungsfonds mit einem Grundkapital von zehntausend Mark zu errihten, der in Fällen von Tuberkuloseerkrankung wenig bemittelten Handwerkern sowie Familtenangehörigen den Kuraufenthalt in etner Heilstätte er-

möglichen soll. Theater und Musik.

Das unter dem Protektorat des Grafen Bolko von Hochberg stehende 18. Schlesi1che Musikfest it, wie ,W. T. B.“ berichtet, estern nahmittag in Görliß in der Stadthalle eröffnet worden. Außer dem Protektor des Festes und seiner Familie Oen der Fest- aufführung Ihre eo Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Friedrih Wilhelm von Preußen, die Prinzessin Elisabeth von Ratibor, der Regierungépräsident Freiherr von Seherr- Thoß sowie zahlreiche hervorragende Persönlichkeiten bei. Das Haus war von etwa 2000 Zuhörern gefüllt. Die musikalishe Leitung der Festaufführungen liegt in den Händen des Generalmusikdirektors Steinbach- Cöln und des Königlihen Domchordirektors, Professors Rüdel - Berlin. Eingeleitet wurde der gestrige Festtag mit einem Präludtum von I. S. Bach, gespielt vom Musikdirektor Bernhard Frrgang-Berlin. Den musikalischen Höhepunkt bildete die Missa solemnis“, die mit vollendeter Tonschönheit vorgetragen und von grofehor NRüdel dirigiert wurde. Die hervorragenden Leistungen der erliner Königlichen Kapelle sowte der Solisten und des gut geshulten Chors, bestehend aus 600 \{lesischen Sängern und Sänge- rinnen, fanden ftarken Beifall. Den beiden Festdirigenten wurden

lebhafte Ehrungen bereitet.

Mannigfaltiges.

Hamburg, 22. Juni. - (W. T. B.) FJhre Kaiserlichen und Königlihen Majestäten sind gestern, kurz nah 4 Uhr, von Hannover kommend, im Automobil hier eingetroffen. Die Majeitäten, welhe in Celle das Schloß und in Lüneburg den Dom Nad hatten, sind auf der ganzen Fahrt durch die Úne- burger Heide überall mit großer Begeisterung empfangen worden. Ganz besonders großartig gestalteten ch die Be- gra nae in den eiden genannten Städten.

us Anlaß des Kaiserlihen Besuches tragen in Hamburg die öffent- lichen Gebäude sowie viele Privatgebäude, insbesondere auch die Werften und die im Hafen liegenden Schiffe reihen Flaggenschmuck. Die Facht „Hohenzollern“, auf der die aje\stäten Wohnung nahmen, lag an den St. Pauli-Landungsbrücken. Hier waren zum Empfange erschienen die Bürgermeister Dr. Schröder und Dr. Predöhl, der preußishe Gesandte von Bülow mit Gemahlin und der Legationssekretär von Bonin mit Gemahlin. Als die Majestäten die „Hohenzollern“ betraten, brachte der Kapitän zur See von Karpf ein dreifahes Hurra auf Seine Mojestät aus. Der Senat hatte einen prachtvollen Blumenstrauß an Bord der Jacht bringen lassen. Ein anderer, mit den Müßzenbändern der „Hohenzollern® geztert, wurde Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin von dem Komman- danten überreicht.

Heute vormittag um 10 Uhr hielt Seine Majestät der Kaiser und König an Bord der „Hohenzollern“ selbst Gottesdienst ab. Nachmittags begaben sih Ihre Kaiserlichen und Königlichen Majestäten zu dem Pferderennen nah Horn, wo sie im offenen Vierspänner kurz nah 3 Uhr eintrafen und über das Geläuf vor die Kaiserloge, die mit blühenden Gewächsen rei geshmückt war, fuhren. Die Musik spielte die Nationalhymne. Das Publikum, das zu vielen Tausenden bei dem prächtigen Wetter die Bahn füllte, brate slürmishe Hochrufe aus. Die Majestäten wurden von den Bürgermeistern Dr. Schröder und Dr. Predöhl und dem Vorstand des Hamburger NRennklubs, mit Herrn Max Schinckel an der Spihe, empfangen und sahen zunächst das Rennen um die Silberne Peitshe. Es folgte der Große Hansapreis, alsdann das Kaiserin Auguste Viktoria-Jagdrennen um den Ehrenpreis Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin. Erster wurde der Leutnant Graf von Holck, der mit 25 Längen sicher gewann. Der Graf von Holck wurde in die Kaiserloge geführt und empfing den Preis aus der Hand Ihrer Majestät. Um 43 Uhr ver- ließen die Majestäten zu Wagen die Rennbahn unter andauernden Huldigungen und begaben sh nah dem Dammtorbahnhof. Um 51 Uhr reiste Jhre Majestät die Kaiserin und Königin mit Sonderzug nach der Wildparkstation ab, wo sie Abends um 10 Uhr 33 Minuten eintraf. Seine Majestät der Kaiser und Köntg hat fi um 8 Uhr mit Gefolge zur Abendtafel in die preußische Gesandtschaft begeben.

23. Juni. Heute vormittag um 10 Uhr fuhr Seine Majestät mit Gefolge im Automobil nach Stellingen zur Besichtigung von Aden becks Tierpark, wo er von den Söhnen des verstorbenen

ommerzienrats Hagenbeck, Heinrih und Lorenz Hagenbeck, empfangen wurde. Außer den Neueinrihtungen des Tierparks wurden Seiner Majestät auch die zurzeit im Tierpark weilenden Massats vorgeführt.

Spandau, 21. Juni. (W. T. B.) Amtlih wird gemeldet : Am 21. Juni d. I., um 5 Uhr 5 Minuten Nachmittags, explo- dierte auf dem Gütershuppen auf dem Güterbahnhof Spandau eine Kiste mit Zündhüthen. Hierbei wurde der Güterbodenarbeiter Willi Raschke aus Spandau, 22 Jahre alt, ledig, getôtet. Ferner wurden der Gütershuppen und mehrere Güter beschädigt. Die Ursache der Explosion ist noch nit aufgeklärt.

Kiel, 21. Juni. (W. T. B.) Das von der Germaniawersft erbaute Turbinenlintien\{chiff „Prinz-Regent Luitpold“ hat seine heutige Abnahmeprobefahrt mit sehr gutem Erfolge erledigt. Das Schiff ist von der Kaiserlichen Marine übernommen

worden.

mitgeteilt wird, sind vom 1. regiments und Durhfall erkrankt. nicht festgestellt. Lebensgefahr liegt bei

Leipziger t König von Sachsen hier eingetroffen. an der Halle begrüßt wurde, traf das Luft\chiff „Sachsen *, aus

Potsdam kommend, ein, nachdem es {hon 20 Minuten lang fihtbar ewesen, und überflog die Halle.

schien auch das utt

alls von D großer Begeisterung des Publikums den „Sachsen“

an Bord ist um 4 Uhr 30 Minuten zu einer einstündigen Fahrt über Leipzig und die Bauauéstellung aufgestiegen. landete die „Viktoria Luise“ glatt vor der Halle und trat 10 Minuten später gleihfalls eine Passagierfahrt über Leipzig an. fahrt landete die „Sachsen“ um 5 Uhr 30 Minuten vor der Halle und war nah einigen Minuten in ihr geborgen. l jestä

Fhre Königlichen Hoheiten der Kronprinz und Prinz Friedrich Christian von Salsen, welhe die Rundfahrt mitgemacht hatten, fowie der Graf von Zeppelin entstiegen in der Halle dem Luftshiff unter großem Jubel der Zuschauer und besichtigten darauf die Halle. Um 5 Uhr 45 Minuten war au

der Halle geborgen. i König, die Prinzen und Graf von Zeppelin,in die Bauau 8s\stellung.

Franzosen gänzlich zertrümmert. Flugagast, Linienschiffsleutnant Nepalek, schwer verleßt.

Osnabrück, 23. Juni. (W. T. B.) Wie von amtlicher Seite Bataillon des Infanterie- Nr. 78 etwa 200 Mann an Kopfshmerzen, Erbrehén Die ane der Erkrankung ist noch einem der Erkranften vor.

“(W. T. B.) ur Ersffnung des \ ) Sine Majestät der

Leipi, e Juni. u Während Seine Majestät

t\hiffhafens ist gestern

Um 3 Uhr 50 Minuten er- „Viktoria Luise“, das eben- Beide Lustschiffe umkreisten unter Landungsplaß. Die andete um 4 Uhr 15 Minuten glatt vor der Halle, die Viktoria Lulse“ kreuzte über Leipzig. Das Luft\chiff Sachsen" mit Seiner Majestät dem König von Sachsen

\chiff

Potsdam kam.

Um 4 Uhr 40 Minuten Nach einer Nund- Seine Majestät der König,

d die „Viktoria Luise“ gelandet und in Um 6 Uhr fuhren Seine Majestät der

Stuttgart, 22. Juni. (W. T. B.) Seine Majestät der

Kaiser und König hat dem Verein ,„Naturshußzpark“ aus dem Dispositionsfonds 50000 4 für die b geplanten Naturshuyzparke bewilligt.

beiden in Deutschland

Wien, 21. Juni. (W. T. B.) In seiner heutigen Sißung

hat der Senat der Universität beschlossen, die Prüfungen wieder aufzunehmen, :

versitätsgebäude bis auf weiteres eingestellt bleiben. Erklärung bedauert der Senat die neuerlichen strafbaren Handlungen eines Teiles der Studentanshaft und fordert sie auf, zur Besonnenheit und Ordnung zurückzukehren. (Vgl. Nr. 145 d. Bl.)

Vorlesungen im Uni-

während die In einer

Wien, 22. Juni. (W. T. B.) Beim heutigen internationalen lugtag in Aspern stieß der Apparat des Oesterreichers tager tin einer Höhe von 40 m gegen das Flugzeug des Molla. Beide Apparate stürzten und wurden Molla wurde leicht, Stager und sein

Esseg, 22. Juni. (W. T. B) In der Walzmühle von

Foseph Krauß Söhne A.-G. brach heute vormittag 11 Uhr aus bisher unaufgeklärtec Ursache im dritten Stockwerke des Hauptgebäudes Feuer aus, das mit rasender Geschwindigkeit um si arif, binnen zehn Minuten stand. An den Löscharbeiten, überaus erschwert wurden, beteiligten sich neben der Feuerwehr Sappeur- und Artilleriesoldaten. die Nebengebäude zu sichern. Magazinen aufgehäuften Waren wurden ein Rau Der Brand im Innern dürfte noch drei Wochen dauern. i anderthalb Millionen geschäßgt wird, ist du1ch Versicherung gedeckt. Bei den Löscharbeiten wurden drei Feuerwehrmänner leicht

verletzt.

sodaß

Gebäude in Flammen

das ganze die ausftrômende Hitze

die durch

Nach dreistündiger Arbeit gelang es, Das Mühlengebäude sowie die in den b der Flammen. des Hauptgebäudes, das völlig einstürzte, Der Schaden, der auf ungefähr

Southend on Sea, 21. Juni. (W. T. B.) Heute früh ift

ein Anschlag auf die St. Johanneskirche entdeckt worden. Ein großer Haufen Streichhölzer, auf dem dreißig Patronen lagen, wurde im Orgelraum gezündet, aber anscheinend dur r Am Tatort wurden Druckschriften für das Frauenstimm-

ret aufgefunden.

efunden. Ein Streihholz war an- d den Windzug ausgelöscht worden.

St. Andrews (Schottland), 21. Juni. (W. T. B.) Der östlihe Flügel des Laboratoriums der Universität ist durch eine Feuersbrunst zerstört worden. Nach sicheren Anzeichen ist der Brand das Weik von Anhängerinnen des Frauen-

stimmrehts. Paris, 23. Juni.

(W. T. B.) Mehrere Blätter melden aus Marseille, daß auf dem Landungéplaye in Port St. Louis du Nhöône große Mengen Heu, die für die Besazungstruppen

bestimmt waren, dur eine Feuersbrunst vernichtet wurden. Es ist seit kurzer Zeit das dritte Mal, daß derartige Heusendungen durch Feuer zerstört werden, und man heat den Verdacht, daß der Brand von einer antimilitaristischen Gruppe angelegt

worden ist.

Brüssel, 23. Juni. (W. T. B.) Der König Albert hat gestern seinen feierlihen Einzug in Gent gehalten, nahdem er den neuen Kanal von Gent nah Terneuzen eingeweiht hatte. Am Nachmittag besuchte der König die altflämische Kunst - ausstellung und stattete auch der Galerie RNavené einen lân- geren Besuch ab. Er wurde hier von dem Geheimen Kommerzienrat

T Dr. Louis Navenó und dem deutshen Geschäftsträger Prinzen von

Haßfeldt-Trachenberg empfangen.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Ler Se ———

Mitiwoh: Die Königiu vou Saba. Donnerstag: Der Freischütz Freitag: Die Königin von Saba.

Sonnabend: Marta oder Der Markt Kakadu.

Montis Operettentheater.(Früher: Dienstag, Abends Puppchen.

in dret | Julius S Der lacheude Ehe- maun. perette in drei Akten von

Edmund Eysler.

lacheude Ehemaun. Montag, den 30. Juni: Schluß der

Volks, Spielzeit. liebcheu.

Dienstag, Abends 84 Uhr: Der Maun mit der grünen Maske. Burleske in (Char- | drei Akten. Musik von Friedrih Ber-

Mittwoch und folgende Taae: Dex | von Mann mit der grünen Maske.

Lustspielhaus. (Friedrichstraße 236.)

Dienstag, Abends 84 Uhr: Der lustige Vaudeville in drei Akten von

Wilhelm Jacoby und Artur Lippschiß. Mittwoch und folgende Tage: Der lustige Kakadu.

Thaliatheater. (Direktion: Kren und

Theater am Nollendorfplaß. E)

Familiennachrichtenu.

Verlobt: Frl. Elisabeth von der Mar-

wig mit Hrn. Regierungêassessor Albrecht Hoffmann i. Sch!ef.).

Verehelihcht: Hr. Leutnant Max von Poncet mit Frl. Edelgarde von Glisczinski (Berlin—Klein Loitz).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Ober- leutnant Karl-Wilhelm Frhrn. Geyrc von Schweppenburg (Stendal).

Gestorben: Hr. Oberstleutnant Kurt Johannes (Charlottenburg). Fr.

auptmann Matthiaß, geb. von Stein- eller (Kolberg). Fr. Helene von Bendemann, geb. Sturz (Berlin-Halen- see). Frl. Elisabeth von Kehler (Charlottenburg).

Verantwortlicher Redakteur: Divektor Dr. Tyrol inCharlottenburg.

Verlag der Expedition (Heid ri ch) in Berlin. (1391)

Dru der Norddeutschen Bu drudterei und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32.

Neun Beilagen (einshließlich Börsenbeilage).

Berlin Neurode

zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.

2 146,

Deutscher Reichstag. 167. Sigung vom 21. Juni 1913, Mittags 12 Uhr. (Bericht von „Wolffs Telegraphis{em Bureau“.)

Auf der Tagesordnung steht die Fortsezung de ite Beratung des Entwurfs eines "Geseges L M Ee Geseßes über die Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres und des Besoldungsgeseßzes sowie zur Aenderung des Geseßes über die Versorgung der Personen der Unterklassen des Reichsheeres, der Kaiserlichen Marine und der Kaiserlichen Schußtruppen.

, Die Beratung wird fortgesezt mit dem Art. Ti nah dem Abänderungsantrag Albrecht und Genossen.

Nach dem Generalmajor Freiherrn Leucfart von Weiß- S Des Abg. Dr. van Calker, deren Reden in der e I, 2 Mmer d. Bl. mitgeteilt worden sind, ergreift

i : G E PLA Dro ck ha use n (dkonf,): Wer unparteiisch die Ver- ] gen uber die Wehrvorlage verfolgt hat, muß den Eindruck ge- winnen, daß die Sozialdemokratie dabei [nur den Zweck verfolgt hat die Kommandogewalt unseres Kaisers und Königs zu bescitigen und an deren Stelle die parlamentarische ‘Herrschaft zu seßen. Die Sozialdemokratie will die Heeresorganisation von Grund gus ver- ändern und die Disziplin im Heere untergraben. Dies ist aber meines Grachtens cin Versuch mit untauglichen Mitteln. Denn eine solche Uebertreibung, eine Verallgemeinerung von Einzelfällen, die Heran- ziehung längst Verstorbener wird der gesunde Sinn des Volkes \0- weit es niht durch die sozialistishe Presse und ihre Agitation ver- bildet is, mit Entrüstung zurückweisen. Wenn man gestern jemand aufgefordert bätte, anstatt spazieren zu gehen, die Rede des Abg. Stadthagen anzuhören, dann würde er wohl sicher erwidert haben mit dem Abg. Stadthagen zu disputieren, is weder ehrenvoll, nod) bringt es Gewinn. Der Abg. Stadthagen hat sich mit großer Gmphase darüber beklagt, daß seitens meiner politischen Freunde bei seinen Ausführungen über die Soldatenmißhandlungen gelacht worden it. Er scheint wenig Selbsterkenntnis zu haben. Sein Auftreten in \o spâter Abendstunde und die Mißhandlung des ganzen Hauses durch thn muß meines Erachtens zum Lachen reizen. Wir wollen ein ¿zum Kampf und Sieg stets bereites Heer. Das ist für uns ein ¿Frage bon großem Crnft und großer Bedeutung. Aber alles Menschen- werk ist Sluückwerï, sodaß auch im Heere bedauerlicherweise die menschlichen Schwächen zum Vorschein kommen. Aber die Heeresver- waltung bemüht sih so energisch wie möglich, thnen entgegenzutreten. G8 handelt nich nur um bedauerliche (inzelfälle. Die Behandlung der Soldaten dur die Vorgeseßten ist im allgemeinen eine schr yumane und loyale. Auf Grund meiner eigenen Erfahrungen kann ih erklären, daß sich die Licbe zum Negiment stets auf die Söhne verpflanzt. Dem Abg. Stadthagen wird es wohl bekaunt sein, daß in dieser Woche das 2. Garderegiment sein 100jähriges Negiments- jubiläum gefeiert hat. Zu dieser Feier sind 5000 alte Angehörige des Regiments erschienen. Einer von diesen ehemaligen MReguments- angebörtgen, der auf der Tribüne“ sißt, hat mir heute noch erklärt daß sämtliche 5000 gesagt hätten, ihre Militärzeit wäre {n gewesen, und vou Mißhandlungen wäre ihnen nichts bekannt geworden. Wir wérden alle Anträge, der Sozialdemokratie ablehnen. Alle Gerüchte, die an die Verabschiedung des Kriegsministers von Einem geknüpft werden, find unzutreffend. Jch konstatiere ausdrücklich, daß nur Ge- jundheitsrücsichten den Kriegsminister von Einem bestimmt haben Den Maiser zu bitten, ihn seiner Stellung zu entheben. Alle anderen Gründe, die thm zugeschoben werden, sind hinfällig. Die vorliegenden ejolutionen enthalten Fragen von weittragender militärischer und luristischer Vedeutung, welche m. E. nicht in einer MNesolution be- handelt werden können. Gewiß if die ganze Militärgeseßgebung ent- wickllungsfähig wie alle unsere Gesetze; wenn sich herausgestellt hat, daß die Geseßgebung reformbedUrftig ist, fo werden auch Mittel und Lege eingeschlagen werden, um die Geseßgebung der modernen Ent- wicklung anzupassen. Aber es geht zu weit, bei der Behandlung der großen, schweren nationalen Frage, wie es die Wehrkraft des deutschen Bolkes und. die Erhaltung der Eristenz des Deutschen MNeiches ist hier etwas festzulegen, von dem man noch nit sagen kann, wie es ausgestaltet werden soll. Die Zeit, die wir bei der Beratung der Nesolutionen verwandt haben, hätte viel fruhtbarer verwendet werden konnen. Auch diejenigen, die sich in der Kommission mit den Neso- lutionen befaßt haben, hätten diese Zeit besser zur Erledigung ihrer Privataeschäfte verwenden können. Es war fein Vergnügen für die bürgerlichen Parteien, derartige sozialdemokratische Reden anhören zu müssen. Eine Neform des Militärstrafgeseßes wird erfolgen, wenn das Zivllstrafgeseß reformiert worden ist, wie dies seitens des Kriegs- mimsiers in der Kommission {hon erklärt worden ift. Jch fann mh den Ausführungen des Abg. van Calkerx nur ans{ließen, der erklärt hat, daß man aus der Masse von Paragraphen des Militär-

¡trasgejeßbuches nicht irgend etwas herausgreifen fönne. Was nun diz Einführung von Strafmilderungsgründen betrifft, so müßte doch be- e daß nach dem (Finführungsgeseß schon die Milderung von : itarstrafen zulässig ist Zenn bei dem Zipvilstrafgeseßbuch eine Aenderung des Strafmaßes und die Einführung von Strafmilde- rungsgründen beschlossen wird, dann kann. man ja auch etwas Der- artiges im Militärstrafgeseßbuch einführen. Die Resolution, die sich mit der Militärstrafgerichtsordnung beschäftigt, behandelt eine Diszipli- narish wichtige Frage. Es i} son in der Kommission gesagt wor- den, daß nah der Militärgerihtsordnung dem Kaiser das Recht zu- steht, die erforderlihen Bestimmungen zu treffen. Es bedarf einer eingehenden Erwägung, hier Aenderungen eintreten zu lassen. Wenn man in besonderen Fällen die Oeffentlichkeit zuließe, so würde man sich großen Gefahren ausseßen, da leider von seiten der Presse nicht immer objektiv, sondern oft sensationell berihiet wird. Was die ¿Forderung betrifft, daß die Zuständigkeit des Militärgerichts auf mili- tärische Vergehen beschränkt werden soll, so werden Sie zugeben müssen, daß das unmöglich ift. Wer Soldat ist, muß auch unter dem Militärstrafgeseßbuch stehen, auch die Offiziere a. D. und z. D., die einen öffentlihen Beruf ausüben. Der Kriegsminister hat in der Kommisston mit Recht ausgeführt, daß diejenigen Offiziere, die einen bürgerlichen besoldeten Beruf bekleiden, jederzeit die Möglichkeit der Verabschiedung haben. Wenn man aber als Offizier den Abschied nimmt und einem die höchste Ehre erwiesen wird, die Uniform zu tragen, so wird man sih wohl auch der Militärgerichtsbarkeit unter- stellen können. Wir halten es nicht für richtig, in dieser Hinsicht eine Aenderung zu treffen. Im Militärstrafgeseßbuch ist heute {con prôzise ausgedrückt, in welchen Fällen s{chwere Strafen und in welchen leichte Strafei in bezug auf Beschwerden eintreten. Im übrigen kommt es selten vor, daß auf Grund falscher Angaben Beschwerden eingelegt werden, und deshalb tritt auch eine Bestrafung in solchen Fâllen äußerst selten ein. Aber wenn etwas Derartiges vorkommt, dann müssen auch {were Strafen angewandt werden. Uebrigens ge- hört diese Frage zur Allerhöchsten Kommandogewalt. Auch mit der Beseitigung des strengen Arrestes als Disziplinarstrafe soll man nicht leichtfertig vorgehen, denn Sirafen sind bei großen Verfehlungen durchaus angebracht. Was die Nevision des ehrengerichtlichen Ver- sahrens gegen Offiziere betrifft, so können wir auch zugeben, daß das Verfahren nicht in allen Punkten dem entspricht, was vom juristischen Stlandpunkt aus gewünscht wird. Aber wir müssen daran unbedingt

Erste Beilage

Berlin, Montag, den 23. Juni

sesthalten, daß die Ghrengerihtéordnung ein Ausfluß der verfassungs- maßig festgestellten Kommandogewalt des Kaisers ist, und wir wissen, Daß der Allerhöchste Kriegsherr sich der Verantwortung auch in dieser Vinsicht voll bewußt ist, und wir sind überzeugt, daß er ohne Anregung Alejenigen Maßnahmen treffen wird, die erforderlih find, um die Disgiplin im Heere zu erhalten, und Aenderungen anordnen wird, 2E infolge der Entwicklung als zweckmäßig und notwendig erscheinen. Vas deutsche Offizierkorps ist eine Art Genossenschaft und wird nicht dulden, daß in seinen Reihen sich Personen befinden, die in Wort und Schrift für die Sozialdemokratie eintreten. Glaubt jemand aus tatlischen und politischen Rücksichten mit der Sozialdemokratie zu- sammengehen zu sollen, dann soll er vorher seinen «Abschied nehmen Ünsere Ghrengerichtsordnung ist die gewaltigste Macht die das preußische Heer aufzuweisen hat, und muß unter- allen Umständen aus- recht erhalten werden. Von Bedeutung ist, daß gerade infolge der reform des Verfahrens bei Ehrengerichten vom Jahre 1821 der Oruder der Kontgtn Luise, Herzog Carl von Mecklenburg, als. Kem- mandeur ernst darauf hingewiesen hat, daß, die Ehre unter allen Umständen im Öffizierkorps gewahrt werden müsse, und daß es eine oberste Pflicht ift, den OÖffizteren Achtung vor jedem Stande und persönliche Bescheidenheit einzuschärfen. Ich meine, daß auf diefer Grundlage die heutige Ghrengerichtsordnung aufgebaut ift und sich noch weiter aufbauen wird, und daß der Allerhöchste Kriegsherr nie und nimmer etwas dulden wird, tvas mit der Chre der Armee und ihrer Schlagfertigkeit niht im Einklang steht. Unser Kaiser hat stets allen Fortschritten seine Aufmerksamkeit zugewendet. Deshalb müssen wir auch die Resolutionen der Kommission oblehnen. _ Abg. Dr. Müller - Meiningen (forts{chr. Volksp.): Allerdings H es fein Vergnügen, hier wochenlang zu stehen und alle Dinge zu aua, Die wir [con so unendlich oft behandelt haben. Aber die lede des Borredners tönnte uns provozieren, immer wieder darauf einzugehen. Jh will aber darauf verzichten. Wir haben unsere An- trage zurügezogen, weil wir nicht durch eine Verquickung solcher An- träge das Zustandekommen der Vorlage gefährden wollen. Auch wir sordern eine Reform des gesamten Militärrehts. Dieses ist so un- Ubersichtlich, daß sih auch wenig Personen der Armee darin zurect finden. Darum ist eine Kodifikation des ganzen Militärrechts dringend notwendig. Die Anträge der Sozialdemokratie, so wie sie lauten sind natürlich für jeden Verständigen unannehmbar. (Widerspruch bei ten Sozialdemokraten.) Nehmen Sie (zu den Sozialdemokraten) es mir mcht Ubel, aber ich kann drese Anträge zum Teil gar nicht ernst nehmen. Wir können doch nit jede Materie in dieses Gesetz binein- bringen; sonst könnten wir auch eine vollständige Neform des Bürger- lichen Geseßbuches oder auch die verwandte Materie des Kaligesetzes h:neinbringen, weil Kali zur Puslverfabrikation verwendet wird (Zwischenruf rechts: Vogelschußgeseb!), odex auch das Vogelschut- geseß, weil in den Kasernen für Vogelschuß gesorgt werden fönnte Ich sagte schon neulich, so macht man nicht einmal Würste, gesweige denn Geseße. Die Resolutionen der Kommission enthalten lauter Forderungen, die den Anträgen der großen Mehrheit des Neichstages jeit zehn Jahren entsprechen. Wenn es sich zugocstandenermaßen um cine eniwic{ungsfähige Geseßgebung handelt, vor allem auf dem Ge- biete des Ghrengerichtswesens, sg ist nicht zu verstehen, daß der Ahg von Brocthausen sämtliche fünf Pesosutionen ablehnt. Diese verlancen nur Recht statt Willkür für Soldaten und Offiziere, sie verlaage H Will old AerO erlangen eine Neform des materiellen und des formellen Rechts, insbesondere die C Anwendung des bestehenden Nechis, namentlich der Be- timmungen über den Ausschluß der Oeffentliche der Militärgerichté- verhandlüngen. Wie sollte die Disziplin gefährdet werden, wenn öffentlich darüber verhandelt wird, daß ein Öffizier cinem Zivilisten auf einem Bahnhof aus einem Grunde, der mit militärischen Dingen mckchts zu tun hat, eine Ohrfeige gegeben hat? Die Oeffentlichfcit wird oft gegen den Geist und Sinn der geseßlichen Bestimmungen ausgeschlossen. Die Resolutionen fordern vor allem staatsbürgerliche FJrechtsgarantien für unser ODffizierkorps; das Ehrengericht soll wieder wie einst ein wirkliches Gericht werden. Das alte preußische Ehren- gerihteverfahren war ein vollkommen demokratisches Verfahren, das dem VDssizterforps eine wirkliche Mitwirkung als Richter einräumte während das jeßige Verfahren nur gutachtlich is und in Wirklichkeit das allgewaltige Militärkabinett entscheidet. Hier darf der MReichs- tanzler nicht ausweichen, diese Fragen sind \pruchreif, das Parlament hat ¡chon zehnmal darüber entschieden. Das jeßige Net in der Urmeee weiß oft mchtîs von dem Necht, das mit uns geboren ist. Das beste Fundament für die ganze Armee, für die Disziplin und die Schlagfertigkeit bleibt Geseß und Necht. In diefem Sinne bitte i, sämtliche Resolutionen der Kommission anzunehmen. Í A Abg. Kunert (Soz.): Ich muß den Angriff des Vorredners gegen unseren Antrag zurückweisen: seine geistreihen Kalaguer waren durchaus deplaciert. Der Abg. van Calker bewegte sh in einem circulus vitiosus; er erwartet alles von oben her. Wenn nit von unten auf durch eine Geseße8änderung gearbeitet wird, so fommen wird nicht vorwärts. Der Abg. von Brockhausen hat in seiner rück- ständigen Art darauf hingewiesi n, daß unseré Anträge die Disziplin gefährden. Unsere Anträge ricten sich im Gegenteil gegen die Disziplinbrecer: es foll den feigen, utederdrückenden Mikbändlern das Handwerk gelegt werden. Der Abg. von Brockhausen behandelt uns wie Mebellen, dabei is er felber ein Nebell, zwar nicht ein Sozialrebell, aber ein Kanalrebel. Wenn cs ihm wenig Ghre ist, mit uns zu diskutieren, und dies ungerügt geblieben ist, so werden wir uns damit abfinden. Die Anerkennung mildernder Um- tände ist ein unabwendbares Erfordernis, ebenso die Beseitigung des strengen Arrestes. Der Abg. von Brockhaufen findet ihn natürli ganz in der Ordnung. Es ist eine Schamlosigkeit junkerliher \carf- macherisher Naturen, das Volk als Pakesel anzusehen, dem man alles auflegen ïann. (Präsident Dr. Kaempf 1ügt diesen Ausdru falls er gegen Milgiieder des Hauses geritet sein sollte.) Unsere Anträge lockern nicht die Disziplin, fondern kräftigen sie. Feder, der Mißhandlungen begeht, einen gemeinen Monn beleidigt, verleßt das Geleß, die Visziplin. Jch könnte ein endloses Heer von Soldaten- mißbandlungen anführen, dle es rechtfertigen, ein Notwehrre(t ein- zuführen. Die s\ccheußlihsten, ekelhaftesten Verbrechen sind aud von Offizieren gegen Soldaten begangen worden. Min- destens muß die bedingte Notwehrx zulässig sein, wie wir es verlangen. Das Notwehrrecht ist weit umfangreicher. ZUg um Ug, Körperverlezvrg gegen Körperverletzung: das ift all- gemeines Menschenrecht. Dieses Recht haben auch Zubälter und Virnen, von denen der Kriegsminister gesprochen hat. Die Gehorsams- verweigerungspflicht ist selbiiwerständlih, wenn der Vorgeseßte rehts- widrige Befehle erteilt. Der Abg. van Calker hat das in einer Zubiläumsschrift auch zugegeben, allerdings in bezug auf Zivilisten. Was von den Zivilisten gilt, gilt auch von den Soldaten, es ist das gleihe Notwehrrecht. Aehrlih wie der Abg. van Calker haben ih au andere gut bürgerliche Autoren ausgesprochen, au folche die dem Aba. von Brockhausen nahestehen; diese Herren erkennen das Not- wehrrecht an. Konfervativ gerichtere höhere Neichsbeamte find auch dafür eingetreten, so in ciner Sch1ift: der rechtswtidrige Befehl, der unter Umständen zu eirer Notwehr des Unteracbenen führen kann, daß die Notwebr straffrei zu bleiben bat. Wir verlangen das nit eingeengte Notwehrrecht, auß dafür treten namhafte Juristen ein. Das bestehende Militärreht kennt cin Notwehrrecht in der Theorie allerdings nur, indem es auf die allgemeinen Be- stimmungen des Zivilstrafredts Bezvg nimmt. Wir. verlangen etgentlih weniger, als im Zivilstrafrecht steht, und au die Kon- servativen könnten für unseren Antrag stimmen. Das Zentrum hätte

1913.

alle Ursache, dem vorbildlichen Vorgehen des früheren Abgeordneten Dasbach zu folgen, der 1904 das Notwehrreht gefordert s Ob der Liberaliémus den Spuren des Abg. Müller folgen wird, muß ih ihm überlassen. Die Konservativen mögen daran denken, daß fie für den Duellzwang find, damit sind sie für das ebe mittelalterlihe Faustrecht. Da müssen fie auch dem gemeinen Mann das Notwehrrecht gewähren. Es handelt sih hier um ein elemen- tareë Menschenrecht. Zeigen Sie, daß Sie dem Vo!ke nicht bloß Lasten auferlegen, sondern thm auch Erleichterungen \chafen können. Die Kommissionsr«\olution ist viel zu engherzig gesaßt, sie geht nicht weit genug. Was wir zu verlanzen haben, ist, daß die Be- s{hwerde auch innerhalb ciner Fcist von 6 Monaten angebracht werden darf, auch gemeinsam und unter Aus\{luß jeder Bestrafung für die Anbringung der Beschwerde. Mit tem guten Beshwerdereht und dem Notwehrrecht werden Ste zur Beseitigung der Mißhandlungen und des Kadavergeborsams - beitragen. Dem Militärreht wird da- dur kein Haar gefrümmt, es bieibt alles beim alten. Es ist ein Schandmal des Unrechts, das bereits zur Rechtsauarcbie geführt hat. (Vizepräsitent Dove: Sie dürfen ein bestehendes Neht nicht ein Schandmal des Unrechts nennen, ih rufe Sie zur Ordnung!) A Dberst Fecetherr Langermann von Erlenkamp: Der IEDNEE und der Abg. Stadthagen haben si gestern des längeren über 2 ¿ißhandlungen ausgesprochen. Die Fälle, die der Abg. Stadthagen aus der Broschüre vorgelesen hat, sind außerordentlich b(dauerlich, ander- seits bin ih ter festen Ueberzeugung, daß die betreffenden Vorgesetzten die volle Strenge des Gesetzes getroffen hat. (Nufe bei den Sozial- demokraten: Nein!) Sie (nach links)“ sagen: Nein. Sie meinen wahrscheinli, daß die Strafen zu gering gewesen sind. Aber Sie müssen bedenken, daß zur Bestrafung ncch ein anderes Moment hinzu- kommt, z. B. wird mit einem Unteroffizier, der aus jolhem Grunde bestraft ist, nicht mehr kapituliert. Er kommt also um seine Zivil- veisorgung. Im übrigen konstatiere ih, daß die Mißhandlungen standig zurückgegangen. sind, weil von allen Vorgeseßten mit aller Gnergte thnen zu Leibe gegangen wird. (Zurufe bei den Soztal- demokraten: Nicht rtichtig!)) Ich bin bis vor kurzem Megiments- fommandeur gewesen, und ich habe kolossal darauf gehalten, daß ketne Mißhandlungen vorkamen; und ähnli verfahren alle Kommandeure. Die Armee ift so groß, daß Mißhandlungsvorfälle bei rohen Elementen stets vorkommen können. Daß aber nicht allgemein die Mißhandlungen ün Heere verbreitet sind, beweist die Anwesenheit von über 5000 alten Soldaten bei dec Hundertjährfeier des 2. Garde- regimenis. Wenn es wahr wärc, wie es hier hingestellt worden ist, daß die Kaserne ein Gefängnis it, wo geshunden wird, dann würden diefe alten Yeute sich gehütet haben, die Stätte wiederzusehen, wo es ihnen fo s{chlecht gegangen ift. Vorgeietzte, die nah dem Grundsaye erzichen: „Oderint, dum metuant“ find auf dem Holzwege. Zu einem [reudigen Gehorsam muß; man die Leute erziehen. Was die zu strengen Vellrasungen wegen ungerechtfertigter Beschwerden anlangt, so will i, Ihnen ein kurzes Beisplel aus meinem Leben erzählen. In meinem MNegiment hatte ein Unteroffizier über die Stränge geschlagen, und ich béstrafte ihn. Als er aus dem Arrest herauskam, bestellte ih ihn mir auf das Negimentsbureau und redete ibm väterlih zu (Rufe bei den Sozialdemokraten : Väterlicy), jawohl vâtetlich. Ich hatte im MNegiment sogar dcn Beinamen: Vater Langermann. Troß des Zuredens machte der Unteroffizier am selben Abend dieselbe Sache. Da bestrafte i ihn wieder, dieömal natürlich flrenger.. Darauf beschwerte er sih und wurde | r f strog\t wurde er nicht. Das ist do ein Fall, eid sirfung hätte stattfinden können. Zu den Anträgen E demokraten bemerke ih: wenn bisher noh nit klar war, daß die Bestrebungen der Soztaldemokraten dabin gehen, die Fundamente der Armee zu untergraben, so beweisen es diese Anträge, die im Wider- spruch nicht nur zu der notwendigen militärischen Unterocdnung sondern zu }?°der Nechtsordnung überhaupt stehen. Zum Schluß nob cin Wort über die Notwehr: die Sozialdemokraten verwechseln hier den Begriff der Notwehr mit dem Recht der Selbstvergeltung. : Abg. Peu s (Soz.): Der Abg. Stadthagen soll übertrieben haben. Das ist jedoch niht der Fall. Er hat nur reine Tatsachen vorgebracht und nur darüber das Maß von Entrüstung ausgedrückt, das, äußerst angebracht war. Der Abg. Stadthagen hat nur seine Pflicht als Abgeordneter getan, wenn er den Mißbhandlungen entgegen- trat, die immer _noch vorkommen. Au in den Soldaten ist der Knechtsfinn im Schwinden beg1iffen, und sie fangen an, Gleichberehti- gung zu fordern. Daß das Ministerium die Mißhandlungen. scharf bekämpft, geben wir zu. Daß man dies tut, und daß man die Soldater mißhändler von der Amnestie auénimmt, das ist alles nur das Verdienst der Sozialdemokratie. Früher lagen die Ererzier- pläte offen da, so daß au die Mißhandlungen öffentlih vorkamen. Zeßt |perrt man jedoch die Kasernenpläße ab, damit die Mißhandlungen, die noch immer vorkommen, nicht gesehen werden. Vas 1st nur cine Flucht aus der Oeffentlichkeit. Jh aecstehe es ein es gibt Vorgeseßtê, für die man durchs Feuer geht. Das habe ih an mir selbst errahren. Aber es gibt ‘au solche, die infame Bestien von Niederträchligkeit find. Und gerade diese letzteren werden dur unser jeßiges Miilitärstrafgefeß geradezu geschügt. Unter Disziplin verstehe id weiter nichts, als die strenge Beobachtung des Ge- seges. „Desbaib gilt fie niht nur für Ünte!rgebene, sondern au für die Vorgeseßten. Duldung der Mißhandlungen und Nachlässig- keit in deren Beobachtung find aerade so shlimm, wie die Tat selbst. Man muß gegen die infamen Charaktere folche Bestimmungen treffen wie wir fie fordern. Gewiß ist das Notwehrrecht eins der schwierigsten und kompliziertesten. Aber es ist zu bedenken, daß jemand, der das Notwehrret mißbraucht, um so härter bejtraft wird. Diese Aus- sicht hüt vor Mißbrauch und vor Gefährdung der Disziplin. Unsere Kritik hat es mit fih gebradt, daß solche Scheußlichkeiten wie die daß Soldaten ihren eigenen Unrat essen müssen, mehr und mehr zurückzewichen sind. Die Strafe des strengen Arrestes ist härter, als man denit, der Kulturmensch von heute erträgt fie nicht mebr so wie die Menschen vor 50 Jahren. Der springende Punkt ist daß ein Unterschied _gemacht wird zwischen den Gemeinen und Ünter- offizteren und Vffizieren. Diesen Unterschied erträgt das moderne Yehtsbewußtsein niht mehr. Der Klassenjustizcharakter darf si niht in der Straf? in dieser Art zum Ausdruck bringen daß nur der gemeine Mann diejer Strafe unterliegt. Der L egierung wäre cs nicht {wer geworden, neben der Wehrvorlage und Deckungs- vorlege eine Novelle zum Militärstrafge)epbuch einzubringen. Ich wundere mich, daß sie- eine folhe Gelegenheit ih hat entgeben lassen, uns das Wasser abzuaraben. Die bürgerlichen Parteien hätten eine Diskusfion über die Wehrvorlage ablehnen sollen, bevor diese Novelle niht ershien. Allerdings würden Sie dur eine felche Novelle au uns nüyen. Jhre Direlligkeit wird nicht stand- halten. Eines Tages werden wir auch diescs Ziel erreichen, wie wir hon so wanes erreicht haben. Der dritte Teil des deutschen Volkes steht als Wäbler hinter uns. Die Liberalen retten ih nur dadur, daß sie ähnliche Forderungen stellen wie wir. Täten fie es nicht, so würden sie eines Tages weggeschwemmt werden. Uns macht die Agitation kein Vergnügen, uns liegt an der Sache, daran, den Soldaten zu helfen. Es ist gerühmt word daß in Kavallerieregimentern Freiwillige 4 Jahre Für die Leute vom Lande ist das Regiment freilich eine Berbesser außerdem hat ein Baueraknecht niht das Ehrgefühl. anders werden, wenn wir erst noch mehr auf dem Lande ag Wie cs mit den Erinnerungéfeiern bestellt ist, wissen wir, bei der Ex innerung an die Vergangenheit schwindet. leiht das Häßliche, und ma