1913 / 148 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 25 Jun 1913 18:00:01 GMT) scan diff

: (5) Im übrigen kommen wegen Mena und Tilgung der Anleihe die Vorschriften des Geseßes vom 9. Dezember 1869 fait y amml. S. 1197), des Geseßes vom 8. März 1897 (Geseßz- amml. S. 43) und des Geseßes vom 3. Mai 1903 (Geseßsamml. S. 155) zur Anwendung. j

& H. : Die Ausführung dieses Gesetzes erfolgt durch die zuständigen Minister.

Urkundlih unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Rönigliten Jnsiegel.

Gegeben Neues Palais, den 9. Juni 1913. (L. S.) Wilhelm R.

von Bethmann Hollweg. von Tirpiß. Delbrück. . Beseler. von Breitenbach. Sydow. | von Trott zu Solz. E Heeringen. von Dallwiß. ente.

Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

Der Königlih sächsishen Staatseisenbahn- verwaltung ist die Erlaubnis zur Vornahme all- gemeiner Vorarbeiten für eine vollspurige Eisenbahn von Wurzen nach Eilenburg innerhalb des preußischen Staatsgebiets erteilt worden.

Ministerium der geistlihen und Unterrichts- angelegenheiten. Dem Lehrer an der Königlichen Blindenanstalt in Stegliß dienten. Meyer is der Titel Königliher Musikdirektor ver- iehen worden.

Finanzministerium.

Das- Katasteramt Friedeberg im Regierungsbezirke Frankfurt a. O. ist ‘zu beseßen.

Bekanntmachung.

Bei der am 11. d. M. in Gegenwart eines Königlichen Notars stattgehabten Auslosung der vormals Han- novershen 4 prozentigen Staatsschuldverschrei- bungen Lit. S zur Tilgung für das Rechnungsjahr 1913 sind die folgenden Nummern gezogen worden:

Nr. 88 379 403 434 467 474 511 652 über je 1000 Tlr. Gold

und Nr. 773 890 975 998 1058 1294 1441 1496 1585 1591 1629 1878 über je 500 Tlr. Gold. Diese werden den Besißern hierdurch auf den 2. Januar 1914 zur baren Rückzahlung gekündigt.

Die ausgelosten Schuldverschreibungen lauten auf Gold. Die Rückzahlung wird in Reichswährung nach den gen e-

errn Reichskanzlers vom 6.

“zember 1873, betreffend die e O A der Ländes- oldmünzen 2c. (Reichsanzeiger Nr. 292), sowie nah den Aus- ührungsbestimmungen des Herrn Finanzministers vom 17. März 1874 (Reichsanzeiger Nr. 68, Position 3) erfolgen.

Die Kapitalbeträge werden schon vom 15. Dezember d. J. ab gegen Quittung und Einlieferung der Schuldverschreibungen nebst den zugehörigen Erneuerungsscheinen und den nah dem 2. Januar 1914 fälligen Zinscheinen (Reihe TX Nr. 7 bis 10) an den Geschäftstagen bei der Regierungshauptkasse hierselbst, von 9 bis 12 Uhr Vormittags, ausgezahlt.

Die Einlösung der Schuldverschreibungen kann auch bei sämtlichen übrigen Regierungshauptkassen, bei der Staats- \huldentilgungsfasse in Berlin, sowie bei der Kreiskasse T in Frankfurt a. M. geschehen. Zu dem Zwecke sind die Schuld- verschreibungen nebst den zugehörigen Erneuerungsscheinen {hon vom 1. Dezember d. J. ab bei einer dieser Kassen ein- zureichen. 28 erfolgter Feststellung durch die hiesige Regierungshauptkasse wird die Auszahlung von den ersteren Kassen bewirkt werden.

Die Einsendung der Schuldverschreibungen nebst den zugehörigen Erneuerungsscheinen und Zins- scheinen mit oder ohne Wertangabe muß portofrei ge- schehen.

Sollte die Abforderung des gekündigten Kapitals bis zum Fälligkeitstermine nicht erfolgen, fo tritt dasselbe von dem ge- dachten Zeitpunkte ab zum Nachteile der Gläubiger außer Ver- zinsung.

Hannover, den 11. Juni 1913.

Der Regierungspräfident. N t MTEYEV:

der Mflanntmacunag des

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 29 der Preußischen T o enthält unter

Nr. 11 297 das Geseß, betreffend die Verpflichtung zum Besuche ländliher Fortbildungsshulen in den Provinzen Brandenburg, Pommern, Sachsen, Schleswig-Holstein, West- falen sowie in der Rheinprovinz und in den Hohenzollernschen Landen, vom 19, Mai 1913, und unter

Nr. 11 298 das Geseß, betreffend die Umlegung von Grundstücken in der Landgemeinde Griesheim a. M., Kreis Höchst, vom 5. Juni 1913.

Berlin W. 9, den 25. Juni 1913.

Königliches Geseßsäammlungsamt. Krüer.

Abgereist: Seine Exzellenz der Staatsminister und Minister für Me und Gewerbe Dr. Sydow in dienstlichen Angelegen- eiten nah Schlesien. :

Buckinghampalast ein Festmahl statt, bei dem der König

Nichtamlliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 25. Juni 19183.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute vormittag an Bord der „Hohenzollern“ auf der Fahrt nah Kiel die Vorträge des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklichen Brei Rats von Valentini und des Chefs des Marine- kfabinetts, Admirals von Müller.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Zoll- und Steuerwesen und für Rechnungswesen, der Ausschuß für oll- und Steuerwesen sowie die vereinigten Ausschüsse für oll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr hielten heute Sißungen.

Gestern sind im Auswärtigen Amte, wie „W. T. B.“ meldet, die Ratifikationsurkunden über die drei zwischen dem Deutschen Rsîche und Bulgarien am 29. September 1911 abgeschlossenen Rechtsverträge, nämlih über einen Konsularvertrag, einen Vertrag über Rechts\huß und Rechtshilfe in bürgerlihen Angelegenheiten und einen Auslieferungsvertrag, ausgetauscht worden.

Der Präsident des Kaiserlihen Aufsichtsamts für Privat- versicherung, Wirkliher Geheimer Oberregierungsrat Dr. Gruner i mit Urlaub abgereist.

Der Königlich dänishe Gesandte Graf Moltke ist nah Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandtschaft wieder übernommen.

Laut Meldung des „W. T. B.“ sind S. M. S. „Dresden“ am 23. Juni in Konstantinopel, S. M. S. „Scharnhorst“ mit dem Chef des Kreuzergeshwaders und S. M. S. „Gneisenau“ am 24. Juni in Nagasaki und S. M. S. „Iltis“ an demselben Tage in Schanghai ein- getroffen.

Grofß;britannien und Frland.

Der Präsident der Französischen Republik Poincaré ist gestern nahmittag in London eingetroffen und auf dem Bahn- hof vom König Georg, dem Herzog von Connaught, dem Prinzen Arthur von Connaught, dem Premierminister Asquith, dem Staatssekretär Grey und anderen Ministern empfangen worden. Nach dem Abschreiten der Front der Ehrenwache fuhren der König und der Präsident Poincaré nah dem St. James-Palast. Bald darauf begab sih der Präsident, von Gardekavallerie geleitet, mit seinem Gefolge nah dem Buckinghampalast, um dem König seinen Besuch zu n.

Am Abend fand zu Ehren des. Präsidenten Poincaré

Georg eine Begrüßungsrede hielt, in der er laut Bericht des „W. T. B.“ sagte: /

Der so viele Jahrhunderte zwishen unseren beiden so eng benachbarten Ländern bestehende Verkehr hat es ermöglicht, daß jedes in gleiher Weise aus ‘der geistigen Kultur und dem wirt- \chaftlihen Wohlstand des anderen Nutzen ztehen konnte, und das Ergebnis war ein ständiges Wachsen der hohen gegenseitigen Achtung und des guten Willens. Seit der Unterzeichnung der diplomatishen Schriftstülkle des Jahres 1904, die in so freundschaftliher Welse die zwishen uns bestehenden Fragen regelte, ist es beiden Völkern möglich geworden, in harmonischer und herzlißer Weise in Angelegenheiten von inter- nationaler Bedeutung zusammenzuarbeiten, und fie sind einander näher gekommen durch den wachsenden Sinn für die Einigkeit und Gemeinsamkeit threr Zwecke. Das Ziel, das unsere beiden Re- gierungen beständig im Auge behalten haben, ist die Sache des Friedens, und das Wesenllichste unserer gemeinsamen Interessen liegt in einem geschlossenen Zusammenarbeiten für diesen gesezneten Zweck. Während der verflossenen Monate, als s{chwere internationale Fragen, eine nah der andern, fich erhoben, hat \sich der Geist des gegen- seitigen Vertrauens und der Freimütigkeit, mit der die Regierungen von Frankreich und Großbritannien in der Lage waren, an die ver- schiedenen Probleme, die sich ihnen boten, heranzugehen, als ein unshäßbarer Vorzug erwiesen. Bei der Behandlung der ernsten Fragen, denen Europa sich gegenüber sah, ist es eine Quelle der höchsten Genugtuung für uns, daran zu denken, daß alle in Be- traht kommenden Großmächte mit einander beraten und’ für den Frieden gearbeitet haben. Jch erhebe mein Glas und wünsche Ihnen, Herr Präsident, das höchste Glück und Wohlergehen, und ih gebe meiner aufrihtigsten Hoffnung Ausdru, daß der großen französishen Nation eine glorreihe Zukunft beschieden fein möge, und daß die Beziehungen zwischen den beiden Ländern in un- verminderter Herzlichkeit und Lebendigkeit bestehen bleiben mögen.

Der Präsident Poincaré antwortete mit folgenden

Worten:

Sire! Der herzlihe Empfang durch Eure Majestät, die Zeichen der Sympathie, die mir in vershwenderischer Weise seit meiner Ankunst seitens der Königlichen Regierung zuteil geworden sind, und das Bemühen der Bevölkerung Londons, den Vertreter Frankret{hs zu feiern, werden bei meinen Landsleuten eine allgemeine Bewegung der Freude und der Dankbarkeit hervorrufen. Indem ih mit Dank die Gelegenhett ergreife, die Eure Majestät mir in so liebenswürdiger Weise geboten hat, Ihnen in diesem Jahre einen Besuh abzustatten, habe ich mir glei{hzeilig vorgenommen Eurer Majestät ein Unterpfand meiner persönlichen Gefühle zu geben und der großen englischen Nation das treue Ge- denken meines Landes zu. überbringen. Die Freundschaft, die die betden Nationen eint, wurzelt heute bei der etnen wie bei der anderen tief in der Seele ihrer Bevölkerung. Während der shweren Ereignisse, die seit einigen Monaten einander gefolgt find und Europa in Atem gehalten haben und die sich nicht voll- ziehen, ohne Europa noch immer ernste Bedenken zu verursachen, häben unsere beiden Regierungen alle Tage die Wohltaten der Entente schäßen können, die es ihnen erlaubte, unter einander ein beständiges Zusammenarbeiten herzustellen und in voller Uebereinstimmung die gestellten e zu studieren und ih leiht über die wünschens- werten Lösungen zu verständigen. In diesem täglichen Zusammen- arbeiten haben fie nit aufgehört, fich damit zu befassen, die Aus- dehnung oder die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten zu beschwören und Konflikten zwishen den Großmächten vorzubeugen, deren Folgen unberechenbar sein würden. Wie England, so hat ih Frankreich glüdlich geshäßt, daß es an diesem Pee unter ständiger Mit- wirkung sämtl cer Kanzleten mitarbeiten konnte, und es wird sich au fernerhin mit demselben Eifer bemühen, daß die Harmonte, von der Europa ein heilsames Beispiel gegeben hat, in Zukunft nicht gestört werde.

____} zu unternehmen pl im Märte, die Tätigkel]

« das die

Frankreich.

Jn der Deputiertenkammer brachte gestern im Laufe der fortgeseßten Beratung des Geseßentwurfs über die Ver- längerung der aktiven militärishen Dienstzeit der Abg. Jaurès den An îrag ein, der Heeresaus\shuß möge vor der Sigung am Donnerstag einen Bericht über die genauen Ziffern der zur Ausführung des Geseßes angeforderten Mannschaftsver- mehrung vorlegen.

Nach dem Bericht des ,W. T. B." führte Jaurès in Be- gründung seines Antrages aus, daß in der Kommission Meinungs- verschiedenhetten entslanden seien über einen Untershied von 70000 bis 80 000 Mann, der sich zwischen den Berehnungen von Jaurès und denen des Ausschusses und des Generalstabs ergeben habe. Die Kammer müsse, bevor sie über den Gegenentwurf Augagneur ab- stimme, und bevor sie den Gedanken der zweijährigen Dienstzeit auf- gebe, aufgeklärt werden. Vor allem habe er festgestellt, daß sich ein Unterschied von 50 000 Mann ergebe, wenn man die Mannschastg- bestände bei der Einstellung mit den sechs3 Monate später vor- handenen Beständen vergleihe. Jaurès erblickte weiter eine Ver- leßung des Kadregeseßes in der Tatsache, daß der Aus\{huß für die Ausführung des Gesetzes der dreijährigen Dienstzeit zwei neue Kaballerieregimenter für Afrika vorgesehen habe, die aus Fran- zosen bestehen sfollten, anstatt aus Arabern, wie es im Kadre- geseß vorgesehen sei. Er bitte die Kammer, seinen Befchluß- antrag anzunehmen. Der Negierunçskommissar, General Legrand erklärte, Jaurès habe die Crhöhung des Effektivbestandes bei dzr Ein- stellung anders berednet als der Generalstab und fei zu Ziffern ge- langt, die er nicht annehmen könne. Der von Jaurès berechnete Irr- tum von fünfzigtausend Mann beziehe sfich auf den Abgang an Mannschaften, der jedoch nur sieben- bis ahttausend Mann betrage. Gr berühre in keiner Weise den angeforderten Mindestbestand. Der Abg. Georges Leygues unterflüßte in seiner Eigenschaft als Mit- glied der Mehrheit des Ausschusses den Antrag Jaurès, um jede Un- kTlarheit zu vermeiden. Le Hérissé, der Präsident des Aus\chusses, erklärte, er ay sih dem Antrag gleichfalls an, verlange aber, daß der Gegenentwurf Augagneur weiter beraten würde. :

Die Kammer beschloß, die Beratung des Militärgeseßes auf heute nahmittag zu vertagen, unter der Voraus)\ezung, daß der Ausschuß bis dahin die Revision beendet haben würde. Die Sißung wurde sodann geschlossen.

Der Heeresaus\chuß der Kammer erörterte gestern nachmittag in fast sehsstündiger Sizung die von Jaurès be- striltenen Ziffern. Jn einer amtlichen Mitteilung wird erklärt, der Ausschuß habe festgestellt, daß die durch das Gesez über die dreijährige Dienstzeit erzielten Bestände 672 838 Mann be- trügen. Da die vom Generalstab berehnete Gesamtsumme sich auf 674 292 Mann belaufe, sei der Unterschied durchaus nicht so bedeutend, wie Jaurès behauptet habe. Der Heeresaus\{huß wird heute vormittag abermals eine Sizung abhalten und den Nachtragsberiht Patés über den Gegenstand entgegennehmen.

NußlanD.

Die RNeichsduma verhandelte gestern über den Etat der Kanzlei des Kriegsministeriums.

Nach dem Bericht des „W. T. B.“ erklärte der Referent Zwegtnzew, Nußland stehe gegenwärtig vor den beispiellosen An- strengungen, die ein befreundeter Nachbarstaat zur Entwicklung seiner Kriegsmacht mahe. Die Neichsduma sei berechtigt, von den Leitern des Krieg®ministeriums Aufklärungen darüber zu verlanzen, was sie zur Wiederherstellung des gelstörten Machtverhältnisses

L : Generalstabs er- Kampsberelt\haft ber M Sie Behr Aa A hen bee ampfbereitshaft der Arrneë gerichtet. e habe f n den leßten Jahren, inétbefondere im Vorjahre, dur den intensiven Bau von Festungen und die Versorgung der Haubigzendivisionen mit neuen Haukigen und der Infanterie mit Maschinengewehren gekennzeichnet und sei bereits abges{lossen. Der Redner führte weiter die Maßnahmen an, die das Kriegsministeruum zum Zwecke der shnelleren Deplazierung der Armee sowte zur WVervoUkomm- nung des Aufklärungsdienstes und der Aviatik getroffen habe. Das Ministerium habe dem Wunsche der Duma gemäß die Frage des Baues von Chausseen im westlihen Gebiet ausgearbeitet, das Projekt der Ausarbeitung des Babnnetes zu strategishen Zwecken sei in der Ausarbeitung begriffen. Von den Balkanereignissen becin- flußt, die alle Staaten gezwungen hätten, den Bestand ihrer Kriegs- macht zu prüfen, habe das Kriegsministerium Maßregeln getroffen, um die Armee mit allem Nötigen, was ihr zur Kriegsbereitschaft fehlte, zu versehen. Das Militärressort habe bereits eine Gescßes- vorlage, betreffend eine bedeutende Verstärkung der rusfischen Wehrkraft und die Formierung neuer Truppentetle bei der Infanterie, Kavpallerie und den anderen Waffengattungen, sowie eine Reoraani- sation der Feldartillerie im Sinne der Vermehrung der Anzahl der Geschüße in der Feldartillerie der Armeekorps, ausgearbeitet. Alle diese Maßregeln hätten dem Vaterlande große Opfer an Leuten und Geld auferlegt. Das Militärressort sei der Reichsduma dankbar für die Bewilligung des diesjährigen Kontingents, Mittel gegeben habe, um zu Neuformierungen zu schreiten. Künftighin seien jedoch noch weitere große Mittel erforderlich. Das Kriegsministerium hoffe, daß die Neichsduma dem Kriegsressort durch Verstärkung der Armee zu einem Bestande ver- helfen werde, der es ermöglihe, dite Gesamtmaht zur Verteidigung des Vaterlandes und zum Schuße der Friedenvinteressen zu entfalten, wenn ein machtvolles Wort des Kaisers die Armee auf das Feld der Ehre rufen sollte.

Jn der Abendsizung wurden an den Chef des General- stabs verschiedene Anfragen, das Flugwesen betreffend, ge- richtet, in deren Beantwortung diefer erklärte:

Im Laufe des Jahres, seitdem im Ministerium eine Ab- teilung für Flugwesen bestehe, habe sih die Zahl der Flugzeuge verzehnfaht. Das Ministerium werde nihcht eher ruhen, als bis in jedem Armeekorps eine Fliegerabteilung eingerichtet sei, die in Kriegszeiten die Aufklärung fichere. Das Ministerium habe die erste Gelegenheit ergriffen, um die Zahl der Lnk- ballons zu verdoppeln, wobei es 1 ad großen Maßstabes, \o- genannte Luftdreadnoughts neuester Systeme, erworben habe. Diese seien mit den neuesten Vervollkommnungen ausgestattet und hätten Maschinengewehre, Bombenwerfer und Telegraphenapparate. Deutsch- land habe zwar elf Lenkballons, jedo bloß aht davon entsprächen den russishen Großlenkballons. Alle sechs russishen Lenkballons könnten fich mit den deutshen messen. Dabei komme in Betracht, daß Deutschland zwei Kriegsfronten habe, Rußland aber bloß eine.

Spanien.

Gestern hat, wie „W. T. B.“ meldet, in der Schloßkapelle in La Granja mit dem üblichen Zeremoniell die ae des neugeborenen N stattgefunden, der den Namen Johann erhielt. Taufpaten waren der König Karl von Rumänien und die Prinzessin Maria Therese, die Gemahlin des Prinz? Regenten Ludwig von Bayern.

Dänemark.

Jn der gestrigen Sizung des Folkething waren sämt- lihe neuen Mlrfee sowie fast alle Abgeordneten anwesend. Der Präsident verlas eine Mitteilung des Ministerpräsidenten, daß der König heute den bisherigen Gesandten in Wien un

Rom Erik von Scavenius zum Minister des Aeußern et“

nannt habe. Der Ministerpräsident Zahle hielt darauf eine Rede, in der er laut Bericht des „W. T. B.“ ausführte:

Bei den leßten Folkethingwahlen ijt so nachdrücklich die Forde- rung nach einer Aenderung der Bestimmungen der Verfassung in bezug auf das allgemeine und gleihe Wahlreht für betde Kammern des Reichôtags hervorgetreten, daß fein Ministerium vor der Lösung dieser Aufgabe ein anderes Programm aufstellen kann. Das Ministerium beabsichtigt, den Reichstag früher als gewöhnli, nämlich schon im September, einzuberufen, Das Ministerium wünscht, die aen reeia besonders zu föôrdery, die Ecwägungen darüber müssen jedech erst in der bevorstehenden Neichstagssession zum Abschluß gebraht werden. Das Ministerium erblickt in den während der Adreßdebatte im Fo!kething am 19. Juni von der Linken und den Sozialdemokraten eingebrachten Resolutionévorschlägen eine Zusage dafür, loyal an den fortgeseßten Verhandlungen zur Förderung der Verfassungsfrage mitzuwirken. Damit diese Einigkeit gestärkt und gefeîtigt werden kann, müssen, solange Beratungen über die Verfassungsfrage geführt werden, alle Fragen, die früher zwishen den drei Parteien Unstimmigkeit hervorriefen, so- weit als möglich zurückgestellt werden. Es wird daher feine neue Frage, die Anlaß zu einem Streit geben könnte, aufgeworfen werden. In der gefeßzaebenden Tätigkeit wird das Ministerium das Haupt- gewiht auf die Verfassungsfrage legen; in der Verwroaltung wird es an den Grundlagen der bestehenden Geseßgebung festhalten. Das Minristerium hat die Führung nicht gesucht, aber die politishen Um- stände haben sie ihm auferlegt.

Der Ministerpräsident gab dann im Landsthing dieselbe Erklärung ab. Die außerordentliche Reichstagssession wurde darauf geschlossen.

Türkei.

Pein den bereits gestern wegen der Ermordung des Großwesirs Mahmud Schewket Hingerichteten sind, wie „2W. T. B.“ meldet, noch elf Angeklagte in contumaciam zum Tode verurteilt worden, darunter Sabah Eddin, Scherif Pascha, Reschid Bey, Kemal Midhat, Oberstleutnant Zeki, Pertero Tewsik und der ehemalige Deputierte Jsmael.

Rumänien.

_ Die Arbeiten der Silistriakommission nehmen, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, einen befriedigenden Verlauf. Die rumänischen Kommissionen haben den Auftrag, im Laufe der Woche die Frage zur Entscheidung zu bringen, ob über die Einbeziehung von Kalipetrovo in rumänisches Gebiet eine Einigung möglich ist oder ob ein Schiedsrichter angerufen werden muß. Serbien.

__ Die erste No te, die die Regierung vor einigen Tagen über eine Revision des Bündnisvertrags an die bulgarische Regierung gerichtet hat, hat, wie „W. T. B.“ meldet, im wesentlichen folgenden Jnhalt :

__ Die Ergebnisse der Kriegshandlung gegen die Türkei verlangen eine möglichst baldige Revision des Bündnisvertrags, des geheimen Zusaßabkommens und der Militärkonvention. Gewisse durch den WBündnisvertrag vorgeschriebene Maßnahmen sind im Laufe des Krieges folhen Veränderungen unterworfen gewesen, daß fie die Verbindlich- keit des Bertrags als Ganzes in Frage stellen, und dadurh ist die berbindlihe Kraft „anterer Vertragsbestimmungen au ver- loren gegangen. Der Vierbund hat, indem ec beinahe das ganze türkische Gebiet in Europa eroberte, vlel mehr erreiht als im VBer- trage vorgesehen war. Daher muß au die Teilung des Eroberten eine gleiGmäßige sein. Bei dem neuen tatsächlihen Zustand hat Bulgarien das ganze Gebiet, das ihm nach dem Vertrage nichi bestritten werden fkann, im Besizg, während Serbien von dem ihm nah dem Vertrage unbestreitbar zustehenden Gebiete den Teil westlih des Schar -Dagh mit der Küsten- landschaft am Adriatischen Meere verloren hat. Weiter: während die Großmächte gestattet haben, daß Bulgarien im Osten des Kriegsfhauplaßes Thrazien mit Adrianopel über das ihm vertrags- mäßig unstreitig zustehende Gebiet hinaus behält, haben fie im Westen Serbien den wichtigsten Teil seines ihm nach dem Vertrage unstreitig zustehenden Gebiets fortgenommen, indem sie es Albanien einverleibten. Die neue Grundlage, auf der das Kondominium auf- geteilt werden müßte, muß durch ein Uebereinkommen aller Ver- bündeten festgestellt werden. Diese neue Grundlage müßte Serbken etnen Gebietszuwahs über den Tetl des strittigen Gebtets hinaus, der ihm nach dem Vertrage so wie so zusteht, zusichern unter folgenden Gesichtspu nkten:

_„1) einen Gebietsteil als Entschädigung für alle die Vertrags- pflichten, die Bulgarien hätte erfüllen sollen, aber nicht erfüllt hat;

__2) einen Gebietsteil als Entschädigung für alle Opfer, die Serbien für Bulgarien übernommen hat, ohne durch den Vertrag dazu verpflichtet zu sein; L

3) einen Gebietsteil als®Entshädigung für das Gebiet, das Bulgarien im Osten mehr erhalten hat;

„. 4) einen Gebietsteil als Entshädigung für das ihm vertrags- mäßig unstreitig zustehende Gebtet im Westen und das Küstengebiet am Adriatishen Meer, das Serbten verloren hat.

Durch die Militärkonvention hatten Serbien und Bulgarien ih verflichtet, foweit nicht spezielle Abmachungen bestehen würden, jedes für den Kriegsshauplaß am Wardar hunderttausend Mann zu stellen.

Eine Aenderung dieser Abmachung würde nur dann gültig sein, wenn sie dur eine besondere Konvention getroffen worden wäre, die auf dieselbe Weise und in derselben Form wie die Militärkonvention abgefaßt wäre; dies ist nicht der Fall. Folglih können die Ver- abredungen zwischen dem serbischen und dem bulgarischen Generalstab die Verpflichtungen, wie sie aus dem Bündnisvertrage fließen, weder ändern noch neue Verpflichtungen über den Vertrag hinaus schaffen.

Schließlich gelang es dem bulgarischen Generalslab, si durch eine am Vorabend des Krieges geschlossene Uebereinkunft von der Ver- ERA zur Teilnahme an den Operationen am Wardar zu be- freien, aber auch in dieser Uebereinkunft hat der serbishe Generalstab keine Verpflichtung hinsichtlih der Operationen an der Marita über- nommen. Nach dieser Uebereinkunft follte die ganze serbische Armee in Mazedonien operieren. Dagegen war nah der Militär- konvention und den Verabredungen der Generalstäbe Bulgarien verpflichtet, das Vorgehen Serbiens am Wardar zu unterstüßen. Diese Unterstüßung, die durch die Militärkonvention auf hundert- tausend Mann festgeseßt war, dann dur Ueberetnkunft der General- stäbe auf drei Divisionen, später dur ergänzende Uebereinkunft auf eine Division herabgeseßt war, beschränkte fich zu Anfang des Krieges auf eine Brigade und dies, ohne daß darüber ein Einverständnis her- beigeführt worden wäre. |

All’ dieses hat Serbien zu den Opfern gezwungen, die es allein tragen ute. Indem die Militärkonvention dreihunderttausend Mann als Minimum für die Operationen am Wardar festsegte, be- ¿cihnete sle diesen Kriegss\hauplay als den Hauptkriegs\hauplaß vom politishen, wie vom strategishen Gesichtspunkte aus. Aber im legten Monient erklärte der bulgarische Generalstab, daß er das Operationsfeld an der Marita als Hauptkriegsplaßz ansähe, und daß Bulgarien die drei versprohenen Divisionen niht an den Wardar entsenden könne. In diesem Augenblick war

erbien gezwungen, Bulgarien nachzugeben; es war keine Zeit, zu überlegen und die Frage aufzuwerfen, ob Serbien verpflichtet set, le ganze Aufgabe am Wadar allein zu übernehmen. Der bulgarischen

_ Dilfe beraubt, war Serbien agen eine viel größere Armee zu

mobilisieren als im Artikel 1 der Militärkonvention vorgesehen war. Der vollständige Erfolg würde nicht mögli gewesen fein, wenn Serbien niht außer jeinen eigenen Verpflichtungen diejenigen der

ulgaren auf fich genommen hätte. Außer diesen Opfern

‘eiwies Serbien während des ganzen Krieges den Bulgaren

ienste auf dem

nh wichtigere und unmittelbarere

_zngestand, war dec vertrag8mäßige Kriegszweck erreicht.

Kriegéshauplay an der Mariga. Zuerst sogleich nah der Schlacht bet Kumanowo, also \{@on zu Beginn des Krieges, über- nahm Serbien es, zwei Divisionen nah Adrianopel zu senden. Dann, rah dem Ablauf des Waffenstillstandes, sandte Serbien auch Belage- rungsartillerie an die Mariga. Serbien hatte keine Verpflihtung zu dieser Hilfeleistung, es ging auf Bitten der bulgarischen Negierung darauf ein. Für diese Opfer ist man Serbien eine Entschädigung schuldig. - Serbien hätte fie {hon in dem Moment fordern können, wo es diese Opfer brate, unterließ es aber aus Zartgefühl und Loyalität gegenüber den Verbündeten.

Der zweite Teil des Krieges nah seiner Unterbrehung durch den Waffenstillstand und durch die Londoner Verhandlungen gibt Serbien noch ein stärkeres Reht auf Entschädigungen. Nah dem Bündnis- vertrag war Ziel des Krieges die Eroberung der Gebiete, die in dem Vertrag als unstreitig den einzelnen Verbündeten zustehendes Gebiet und als noch streitiges Gebiet bezeihnet sind. Jn dem Augenblick, wo die Türkei die Abtretung dieser Gebiete an die En

er der Friede wurde nit abgeshlossen, weil Bulgarien die Abtretung von Thrazien mit Adrianopel verlangte, und der Krieg wurde fortgeseßt, obgleich Serbien kein Interesse daran hatte.

__ Dieser Krkeg hat neue Opfer sowohl finanzieller wle national- wirts{aftlicher Natur von Serbten verlangt; das hat ihm das Necht gegeben, {on während dieser ¿weiten Krtiegöperiode Entschädigungen zu verlangen, sowohl für die von ihm gebrachten Opfer, wie zum Ausgleich des bulgarischen Gebiets;zuwahses mit Adrianopel. Aber aus den bereits angeführten Gründen sah Serbien davon ab und be- schränkte sich darauf, der bulgarishen Regierung dur Brief seines Ministers vom 9 /22. Februar 1913 mitzuteilen, daß diese Frage E Kriege durch beide Regierungen gemeinsam zu löfen sein würde.

_Von allen Opfern, die Serbten gebraht hat, ist eines der größten und s{chwersten der durch die Entscheidung der Großmächte herbeigeführte endgültige Verziht auf das Gebtet westlich vom Schar - Dagh und das adriatishe Küstengebiet, dessen Besiß für Serbien eine Lebensfrage und der Hauptgrund zur Teilnahme am Kriege war. Indem Serbien den Ausgang zum Meere opferte, opferte es die hauptsählihe Vorausseßung setner wirtschaftlichen Unabhängigkeit. Indem es sowohl den europäisch{en Frieden, wie die Unternehmungen dec Verbündeten gegen die Türken vor einer Katastrophe bewahrte, sicherte es Bulgarien nit nur das ihm nach dem Vertrage unstreitig - zustehende Gebiet, sondern auch noch Thrazien. Dieser Umstand allein würde Serbien hon ein Recht auf die Entschädigungen geben, die es verlangt.

__ Die zweite Note an die bulgarische Regierung bezieht sih auf die Vorschläge für die Verringerung der Effektivbestände und besagt obiger Quelle zufolge:

Die Zusammenziehung der bulgarischen Armee an der serbischen Grenze stellt die friedliche Liquidierung des Kondominiums und andere Punkte in Frage, die gemäß der tn Zaribrod getroffenen Verab- redung der beiten Ministerpräsidenten in freundschaftlicher Weise ge- löst werden follten. Die beschleunigte Sammlung der Truppen, das Mißlingen der Zusammenkunft der vier Ministerpräsidenten und die häufigen Angriffe bulgarisher Streifwachen auf serbische Vorposten haben den Konflikt zur äußersten Spannung gebracht. Serbien ist dadur zu der Ueberzeugung gekommen, daß Bulgarien niht von den Gefühlen der Solidarität mit seinem Verbündeten erfüllt und nicht von dem Gedanken beseelt ist, man müsse alle Mittel erschöpfen, um zu einer friedlichen Lösung zu gelangen. Aus diesem Grunde \{chlägt Serbien vor, indem es die Hoffnung ausspricht, daß die Truppenkonzentrierungen an der Grenze sofort angehalten würden, daß die beiden Parteten unverzüglih und gleichzeitig thre Heere auf ein Viertel der Effektivbestände verringern sollen, zum Beweise, daß ads find, eine friedlihe Lösung in allen \trittigen Punkten zu uchen.

Jn der dritten Note erwidert die serbische Regierung auf die bulgarische Note, in der der serbishe Vorshlag über die Verminderung der Effektivbestände beantwortet wird:

Die serbische Negterung hat mit Bedauern von der Antwort Kenntnis genommen, dur die ihr Vorschlag, den gegenwärttgen Effektiv- bestand der Truppen zu verringern, verworfen wird. Der serbishe BVor- s{lag ist tîn der Absicht gemacht worden, die richtige Atmosphäre für die friedlihe Lösung aller Fragen zu \chafen. Die Fragen, die die bulgarishe Regierung aufgeworfen hat, um die Cffektiv- bestände auf ein Viertel zu vermindern, sind unannehmbar, weil fie nicht eine friedlihe Lösung des Streites erleihtern, sondern von vornherein die Löfung des Problems zugunsten der Bulgaren prâjudizieren. Der serbish-bulgarishe Streit betrifft die Revision des Bündniévertrages, der nah der Ansicht der serbishen Ne- gierung in grundlegender Weise durch den Verlauf des Krieges und die äußeren Umstände verändert worden ist, und feinen usprünglihen Wert verloren hat, und betrifft ferner auch die strittige Zone. Nach der Ansicht und der Erklärung der serbischen MNRegierung umfaßt diese das Gebiet ¿zwischen dem Struma und dem Nhodopegebirge, dem Ochridasee und dem Shar- Dagh. Die bulgarische Regterung verlangt dagegen, P die serbische MNegierung auf ihre Auslegung verzihte und die bulgarishe annehme daß der Vertrag nicht geändert werde und die strittige Zone nördlich von der angegebenen Linie ih befinden solle. Was dîe militärtis{e Beseßung der eroberten Länder betrifft, i Serbien der Meinung, daß bis zur endgültigen Liquidierung Serbien allein zur militärischen Beseßung des ganzen Gebietes in der strittigen Zone berechtigt sein solle, das das serbische Heer allein erobert hat, während in den Gebieten, die dur die serbishe und die bulgarische Armee erobert worden sind, eine gemishte Besatzung bleiben solle. Infolae- dessen ist das bulgarische Verlangen, daß die Vorbedingung für die Verminderung der Effektivbestände die Beteiligung Bulgariens an der Beseßung der von der serbischen Armee eroberten Zone sei, nicht allein unbegründet, fondern es bringt au auf den Gedanken, daß hierdurch die Demobilisierung unmögli gemacht und Schwierigkeiten für eine friedlihe Lösung des Problems geschaffen werden sollen, ebenso wie die Ministerkrisis entstanden ist, um das Zusammentreffen der vier Ministerpräsidenten in Saloniki zu vermeiden. Nach alledem erklärt die serbische Negterung, daß sie auf ihrem Vorschlage beharrt, zur Rae gleichzeitigen und bedingungslosen Demobilisfierung vorzugehen bei Verringerung der Effektivbestände auf ein Viertel, und daß die Minister-

präsidenten der Verbündeten so bald wie möglih in St. Peters- burg zusammenkommen sollen, um zu versuchen, eine direkte Versiän- digung zu erzielen. Im Falle des Mißlingens dieser Konferenz solle man sih einem Schiedsgeriht auf einer neuen und breiten Grundlage für alle die Fragen unterwerfen, die ih auf das Kondominium be- ziehen, ohne die vitalen Interessen Serbiens gegenüber Bulgarien einerseits und den anderen Balkanstaaten andererseits zu berühren.

Die serbishe Regierung gibt in Besprechung der Ministerkrise der Ansiht Ausdruck, daß E der kritischen Lage eine rasche Beilegung der Krise notwendig sei.

Amerika.

Jn dem Bericht der Finanzkommission des amerikanischen Senats über die Tarifvorlage sind, wie W. D. B.“ meldet, alle Punkte, gegen die aus Europa Einspruch erhoben war, fortgelassen worden.

Afrika.

Nach einer vom „W. T. B.“ verbreiteten amtlichen Mel- dung aus Tetuan sind die Kabylen, die zahlreiche Kontingente usammengezogen U um die Offensive gegen die or Truppen zu ergreifen, von diesen dmgeariien und nach er-

bittertem Kampf unter erheblichen Verlusten zurückgeworfen

worden. Auf seiten der Spanier wurden drei Offiziere und 30 Soldaten getötet, fünf Offiziere, darunter ein Oberst, und 48 Soldaten verwundet.

Einer amtlichen Meldung aus Lara che zufolge sind von den spanischen Truppen zwei Gefechte geliefert worden, das erste zwischen T enin und Talza, das zweite zwischen Talza und Elksar. Áuf seiten der Spaniec fielen e Leutnants und vier Soldaten ; die Zahl der Verwundeten st unbekannt. Der Feind ließ 27 Tote und zwei Gefangene zurü.

Australien.

Wie „W. T. B.“ meldet, hat der liberale Führer Cook das neue Ministerium gebildet. Cook übernimmt den Vorsitz und das Ministerium des Jnnern.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sißung des Reichstags befindet sich in der Ersten Beilage. O As

Auf der Tagesordnung der heutigen (169.) Sißzung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Jnnern Dr. Delbrück, der Staatssekretär des Neichsjustizamts Dr. Lis co und der Staatssekretär des Reihsshazamts hn beiwohnten, stand zunächst die dritte Beratung der Entwürfe eines R ei ch s- und Staatsangehörigkeitsgeseßes und der dazu ge- hörigen Novellen zum Reichsmilitärgesez und zum E betreffend Abänderungen der Wehrpflicht, vom 11. Februar 1888.

Jn der Generaldiskussion bemerkte der

Abg. Landsberg (Soz.): Wir hatten uns von diesem Geseg eine Kräftigung des Neichsgedankens versprochen. Aber alle unsere darauf hinzielenden Anträge sind abgelehnt worden, selbst folie, gegen die vom Standpunkt keiner anderen Partei etwas einzuwenden war. Wir haben den Eindruck, daß dies nur eschah, weil die Anträge von uns kamen. Das ift aber keine Blamage ür uns. Unsere Anträge werden das Recht der Zukunft sein. Unsere Stellungnahme hängt davon ab, ob unsere Abänderungtê- anträge für die dritte Lesung angenommen werden. Wir verlangen, daß jeder Deutsche sofort in dem Bundesstaate das Staats- bürgerrecht erlangt, wo er seinen Wohnsig gegründet oder wenigstens, wo er den Unterstüßungswohnsiß erworben hat. Als Einschränkung wollen wir gelten lassen, daß er im entgegengeseßten Fall spätestens 1 Monat nach der Begründung des Wohnsißes der zuständigen Be- hörde gegenüber erklärt, er wolle die Staatsangehörigkeit nicht erwerben. Ferner verlangen wir, daß der Antrag auf Einbürgerung niht zurückgewiesen werden darf, wenn der Antragsteller einem Staat angehört und aus der Ehe zwishen einem Ausländer und einer Frau hervorgegangen ist, die bis zur Eingehung der Che Deutsche gewesen ist, ferner wenn der Antragsteller in Deutschland geboren ist und sich bis zur Volljährigkeit ohne längere Unterbrehung in Deutschland aufgehalten hat. Jedoch soll das nur der Fall sein, wenn der Antrag auf Einbürgerung innerhalb zweier Jahre nach Eintritt der Volljährigkeit gestellt wird. Wir halten es auch für notwendig, daß in den E, wo ein Bundesstaat Bedenken gegen die Zulassung hat, der Bundesrat entscheidet. Dadurch wollen wir es unmöglich machen, daß die biéher bestehende preußishe Praxis zur deutshen Praxis wird. Merk- würdig ist, daß das Sepirum, das seinerzeit, wo es fch um das Vorkaufsrecht des Staats bei Zwangéversteigerungen handelte, dagegen Bedenken hatte aus Furcht, Preußen könne hier politische Bedenken geltend machen, jeßt auf einmal diese preußishe Praxis verewigen will. Wenú wir in der vorliegenden Fassung den Geseßz- entwurf ablehnen, dann leisten wir au positive Arbeit, indem wir Bahn für ein besseres Geseß hafen.

(Schluß des Blattes.)

Kunst und Wissenschaft.

_A. F. Necht interessante Mitteilungen wurden in der 2. Sitzung dieses Jahres, des fünften seit ihrem Beitehen, in der Gesellschaft für deutsche Vorgeschihte gemaht. Generalarzt Dr. Wilke- Letpzig sprach über „vorgeshihiliche Medizin“. Daß der bei weitem größte Teil des auf dem Lande zumal noch in voller Blüte steheaden Aber- und Wunderglaubens, soweit er ih auf Ent- stehung, Verhütung, Heilung von Krankheiten, auf Zauberei und R bezieht, uralten Ursprungs und großenteils von den heidni’ hen

ermanen bereits zur Steinzeit gepflegt worden i, wird in dem Umfange, wie es durch den Redner nachgewiesen werden konnte, der Zuhörershaft sehr überrashend gewesen fein. Gleiches gilt von der Zuversicht, die in weiten Kreisen noch heute auf allerlei Amulette, Idole als Vermittler und Bürgen von Leibes- und Lebenssficherheit gescßt wird, vom Glauben an bse und gute Geister und Dämonen und von den Vorstellungen, die man si von deren Leiblichkeit gemaht hat und in gewissen Kreisen noch heute zu machen fortfährt, die si entweder gegen alle Aufklärung ablehnend verhalten oder von dieser nicht erreiht werden, wie die Zigeuner. Hier ist der A unausrotibar, und Gestalten, wie die Ratte mit 6 Paar Beinen und 4 Shwänzen, zwei- und dreiköpfige Tiere und eine große Zahl scheußliher Unholde gelten als die Ürheber aller Fährlichkeiten, die den Menschen treffen können, und werden im Bilde festgehalten, da sie angeblih von zuverlässigen Leuten gesehen worden find, wann und wo, weiß allerdings niemand zu sagen. Von nicht geringem Interesse ist au, daß höchstwahrscheinlih die Feuer - bestattung, welhe ja in* keiner Zeit der Vergangenheit allgemein eingeführt war die Kelten z. B. haben fch e nur gelegentlih be- dient —, thre Einführung dem heute noch in slawishen Ländern vor- handenen Vampir-Aberglauben zuzuschreiben hat, der zuzeiten so ver- breitet und so zwingend war, daß man auf Mittel sann, si vor ükteln Einwirkungen der Verstorbenen zu Mgen. In Nanu aes Ländern wendet man zu dem Zweck heute noch das Mittel an, Verstorbene, denen man zutraut, sih als Vampire an den Lebenden zu vergehen, auszugraben, die Leiche zu köpfen und ihr den Kopf zwischen die Beine zu legen. Unsere Altvordern, soweit sie ihre Verstorbenen verbrannten, aen darin das Mittel, fich gegen die Geister der Abge- schiedenen zu {üßen, und sie türmten zu weiterer Sicherheit Steine über den Gräbern, in denen sie die Urnen beiseßten. ie wunderbar {0e dohch diese Zusammenhänge! Auch wir denken, mit der Ver- rennung vornehmlich Schuß gegen die Toten zu gewinnen, aber in wel. andern Sinne. Die von der Verwesung auëgehenden Miasmen sind uns die Vampire, gegen welche wir die Lebenden zu {üßen wünschen, und weshalb wir die Verbrennung der Leichen wieder einführen. Üe einen vorgeschichtlihen Friedhof bei Wernigerode sprah Studiosus Mötefindt-Leipzig. Das „vorgeshihtlich“ ift genommen, für diesen Fund gebrauht nicht ganz zutreffend ge E E Es dem E uet Dal L gl f reunde gelungen is, vor unverständiger Zerstörung zu einige 60 andere Gräber beim Ausgraben des mühle beretts verfallen waren, gehören wahrscheinli dem 7. oder 8. nahhristlichßen Jahrhundert, allo etner Zelt an, die i kaum mehr Dor E fl nennen ist. Immerhin iht auf diese Zeit, eine erheblich frühere Stedlung an der Stelle von Wernigerode erweisend, als bisher angenommen worden und be-

zeugen, daß ein großer Teil der Bevölkerung hon ch:itl "war, an

für den Hans :

Pia a Mia

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