1913 / 148 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 25 Jun 1913 18:00:01 GMT) scan diff

den über der Brust gekreuzten Armen der Skelette. An Grabbeilagen haben sih diese Gräber äußerst arm erwiesen. Es war offenbar zu einem großen Teile eine arme Bevölkerung, die hier zum ewigen Schlaf gebettet wurde, denn der Luxus bölzerner Särge ist selten, meist sind die Leichen ansheinend ohne jede Umhüllung dem trockenen Kies übergeben und selten tiefer als 80 cm unter der Oberfläche beerdigt worden. Die Datierung dlteses Friedhofes ist bei der Dürftigkeit der Beilagen keramishe Neste und weni ae \chwterig und konnte nur im Vergleih mit anderen ähnli en Erschließungen in der vorgenannten Weise bestimmt werden. Zum Schluß \prach Or iesae Dr. Kosstnna noch über den Cberswalder Goldfund. Der Redner gab einleitend das Programm seines Vortrages dahin kund, er wolle die genügend in der Oefffentlihkeit behandelte Angelegenheit niht durch neue Beweise für und wider dem Verständnis seiner Zuhörerschaft} näherbringen, sondern den praktishen Weg des Vergleihs mit andern ähnlichen Funden einschlagen, ficher, daß fi hieraus genügende Aufschlüsse über den jünasten Fund ergeben werden. Der Redner begann deshalb zunächst mit Vorstellung des leßteren im Lichtbilde und {loß hieran eine große Anzahl ausgezeihneter Dar- stellungen von Goldfunden innerhalb Deutschlands sowie Dänemarks und Schwedens. Ueberrashend und überzeugend war fast bei allen die au an den Eberswalder Gefäßen durch ih immer wiederholende Treisförmige Musterausbeulungen und Buckel in die Erscheinun tretende Beziehung der Ornamente zur Sonne und die hieraus fi

ergebende hohe Wahrscheinlichkeit, daß die Bildner dieser Kunstwerke nicht im Süden, sondern im Norden zu suhen sind; denn die Sonnenverehrung in solhen Formen war nur im Norden heimisch, und es bedarf nicht der Annahme, daß eine Berührung mit den Leistungen der Hallstätter Zeit stattgefunden haben müsse, um Ar- beiten dieser Art zu leisten. Diese Betrahtung führt au darauf, den Goldfunden solher Beschaffenheit ein höheres Alter, nämlich bis etwa 1100 v. Chr., zuzuschreiben, zumal ein Teil, wie der große Goldfund von Korför, eine Verbindung goldener Gefäße mit s\{chön geformten bronzenen, goldüberkleideten Griffen zeigt, woraus eine bedeutende Fertigkeit in der Bronzetechnik #sch ergibt. Hervorragend überzeugend war im obigen Sinne auch der bet Stralsund gemachte Fund von 4 prächtigen Goldgefäßen, an die sich die wunderlihe Geschichte knüpft, daß der Finder sie lange für wertloses Messing gehalten und an sein Fenster gestellt hatte, wo sie bon den Nachbarn gesehen worden waren, ohne daß irgend jemand auf den wahren Sachverhalt kam, bis eines Tags dem Finder die Augen aufgingen und er seiner Frau sagte: „Mutter, die Dinger werden ja gar niht s{chwarz, das ist am Ende Gold!“ Für An- nahme einer früheren Zeit der Herstellung aller dteser Goldschmiede- arbeiten im Norden \cheint auch der Umstand zu \prechzn, daß zu der-Epoche der Hallstätter Zeit, die in Frage kommt, Italien voll- Tommen goldarm war und an Export von Leistungen der Gold- \hmiedekunst niht denken konnte. So \priht alles für die Wahr- \heinlihkett, daß vielleiht das Rohgold von irgendwoher nah dem Norden des Erdteils eingeführt worden, die Herstellung der Ar- beiten aber germanisch ist. Zu übersehen ist hierbei nicht, daß der weitaus größte Teil der bisherigen Goldfunde auf die \fandinavi- schen Länder, niht auf Deutschland entfällt. Daß der Vortragende eine fo ausgezeihnete und reie s von Darstellungen nordischer Goldfunde zusammengestellt hatte, begegnete am Schluß setner Ausführungen dem lebhaften Dank der Versammlung.

Verbandes

Der diesjährige (23.) Vertretertag des s in Breskau.

Deutscher Kunstgewerbevereine tagte jüngst Vertreten waren 30 Vereine mit 45 Stimmen.

Den Bericht des Verbandsvorstands, der genehmigt wurde, und den Kassenberiht erstattete der Professor Dr. Lehnert. Die Beitragseinheit wurde wiederum auf 32 4 festgeseßt. Darauf erfolgten die Berichte der Verbandsausshüsse über die Gebühren- ordnung, das Wettbewerb- und das Submissionswesen. Die soge- nannte Eisenaher Ordnung wurde nach langer Arbeit in endgültiger Form genehmigt. Ihre Kenntnis in weiteste Kreise zu tragen durch Mitteilung an Behörden, Richter und verwandte Vercine beantragte Professor Beuhne aus Hamburg. Die Grundsäße für das Verfahren bei Wettbewerben auf dem Gebtete der bildenden Kunst und des Bauingenieurwesens, an deren Zustandekommen der Verband ¿U- sammen mit anderen ähnlichen Vereintgungen beteiligt ist, wurden gutgeßZeißen; in bezug auf das Submissionswesen wurde folgende Resolution angenommen: „Die geseßliche Regelung des Verdingungs- wesens erahtet der Verband Deutscher Kunstgewerbevereine nah wte vor als dringend erforderlih; er begrüßt deshalb das Bemühen des Neichstags, eine solhe Regelung auf reichsgeseßlichem Wege herbei- zuführen, auf das wärmste; er verspriht fich davon nachhaltigen Nutzen für das deutshe Kunstgewerbe.“

Das erste Referat hielt der Kunstgewerbezeihner We iß- Berlin „Ueber das Privatschulwesen mit kunstgewerblichen Zielen“. Der Redner beschäftigte sh besonders eingehend mit den pcivaten Tischlerfahschulen, die in großer Zahl vorhanden seien, mit großer Reklame si gegenseitig zu überbieten suchten, die thr Schüler- material wahllos annehmen, dieses in unglaublich kurzer Zeit vermeintlih ausbilden, denen aber alle Verantwortlichkeit fehle. Auf diese Weise werde ein Proletariat von Halb- und Nichtkönnern im Kunstgewerbe gezüchtet. Deshalb müßte eine Aufficht behördliher Organe diesem Treiben Einhalt tun. Die Ausführungen wurden dur ein großes Material von Zeichnungen aus derartigen Schulen unterstützt und fanden leb- haften Beifall. Es wurde auch eine Kommission, die dieser Frage näher- treten und auf dem nächsten Vertretertag Bericht erstatten soll, gewählt. In engster Verbindung damit stand das dritte Referat, das Professor Karl Groß-Dresden übernommen hatte: „Ueber die Frage weibliher Lehrlinge in kunstgewerblichen Betrtieben“; es endete mit folgender, einstimmig angenommener Entschließung: » Der 23. Delegtertentag des Verbandes Deutscher Kunstgewerbevereine hält es für wihtig, daß die Frage, inwieweit weibliche Lehrlinge in der ousigewtrbliden Praxis erwünscht, oder möglich sind odec möglich sein könnten, geklärt werde, da die Frau Swiffbruh leiden müßte ohne dieselbe gründliche erika Ausbildung, wie sie der Mann in diesen bisher thm vorbehaltenen Berufen genießen konnte.“ Dem vorher erwähnten Schulaus\huß wurde auch diese Aufgabe über-

Theater.

Berliner Theater. Donnerêt. Abends 8 Uhr: Filmzauber. Große Posse mit Gesang und Lanz in 4 Akten von Rudolf Bernauer und Rudolph Schanzer.

Freitag und folgende Tage: Film- 3ausbver.

87 Uhr: nungen.

Der Leibgardist.

s Uhr: Gesamtgastspiel des Königlichen Theaters am Gärtnerplag in München: Alt Wien. Operette in drei Akten von Gustav Kadelburg und Julius Wilhelm.

i und folgende Tage: Alt |8 Wien.

Deutsches Schauspielhaus. (Direk- tion: Adolf Lang. NW. 7, Friedrich- firaße 104—104a.) Donnerstag, Abends 83 UVóÿr: Eine Vergangenheit. Schau- \piel in drei Akten von Silvio Zambaldt.

Freitag und folgende Tage: Vergangenheit.

Gustav Kadelburg. Creaa : Freiwild.

lottenburg ,

Abends 8 Uhr:

mann“ von Dr. Fri

Komödienhaus. Donnerstag, Abends Hochherrschaftliche Woh- zu Richmond.

eit d folgende Tage: Hoch- cie Cn vas

Schillertheater. O. (Wallner - theater.) Donnerstag, ate 8 Une: Lessingtheater. Donnerstag, Abends Aufzügen von Franz Molnár. in dret | Julius Spielmann: Der lahende Ehe-

reitag: Der Leibgardift. onnabend: Der Leibgardist.

ENlattenviers. Donnerstag, Abends Uhr: Zwei a

¿ Þpen. vier Akten von Oskar Blumenthal und

onnabend: Hasemauns Tötßter.

Deutsches Opernhaus. (Char- Bismarck - Str

Eine | Direktion : e Bee Seis üs er Fre ;

wiesen. Zwischen diesen beiden Referaten berichtete der Universitäts- professor Dr. Nosen-Breskau über die Anlage historischer Gärten, die der Referent auf der diesjährigen Breslauer Jahr- bundertausstellung im Rahmen der Gartenbauausstellung zum ersten Male praktis durhgeführt hat. Seine interessanten usführungen fanden den lebbaftelten Beifall, dem Professor Dr. Lehnert noh in einem besonderen Danke n den Redner Ausdruck gab. Zum Verbandsvorort für die nächsten drei Jahre wurde zum dritten Male der Verein für Deutshes Kunstgewerbe in Berlin gewählt, als Ort des nächsten Vertretertags Durs für die Tagung im Jahre 1915 wurde Karlsruhe in Baden in Aussicht enommen. Mit dem Ausdruck des Dankes der Versammlung an Profesor Dr. Lehnert, den Verbandsvorort und den Vorsitzenden,

rofessor Hoffacker, \{chloß die Sizung.

Wie die „Wiener Zeitung“ meldet, hat der Kaiser Franz Joseph dem Professor der Kla|sishen Philologie an der Universität Berlin Dr. von Willamowitß-Möllendorff das Chrenzeichen für

Kunst und Wissenschaft verliehen.

Literatur.

Die Kaiserjubiläumsnummer der illustrierten Zeitschrift „Moderne Kunst“ (Verlag Rich. Bong, Berlin W. 57, Preis 60 4) ist mit einem Titelbild von E. Doepler d. J. geschmüdt. Sie enthält u. a. folgende E „Kaiser Wilhelm I1. als Staats-

Roeder, „Kaiser Wilhelm 11. im Familienkreise und im täglichen Leben“ von Carl Niebuhr, „Kaiser Wilhelm II. als Jäger“ von F. Freiherrn von Dinklage, „Kaiser Wilhelm IL. als Sportsmann“ von W. K. Ebols, „Des Kaisers Sommerresidenz“ von Georg Buß und „Der Kaiser und die Industrie“. Besonderes Interesse verdient au der Aufsaß „Der Kaiser und die Kunst“, der mit Zeichnungen aus der Hand des Kaisers, die den Künstlern als Vorlage zur Aus- führung ihrer Werke übergeben wurden, geschmüdckt ist. Aus dem Bildermaterial seien an erster Stelle die beiden Kunstbeilagen : Anton von Werner „Die Eröffnung des Deutschen Reichstags 1888 durch Kaiser Wilhelm Il.“ und C. Salymann „Kaiser Wilhelm 11. auf er Walfischjagd“ hervorgehoben. An sie {ließen siŸ andere farbige und Schwarz-Weiß-Reproduktionen nach Gemälden von Anton von Werner, Werner Schuh, C. Nöchling usw. an.

Ueber die Paradiesvögel berichtet der englishe Zoologe und Entdecker des Okapi Sir Herry H. Johnston in den eben erschienenen Lieferungen 27-—31 des an dieser Stelle {hon mehrfachß enwähnten nátürw fensda iten Prachtwerks „Die Wunder der Natur“ (Deutsches Verlagshaus Bong & Co., Berlin W. 57. Preis des Heftes 60 5) an Hand zahlreicher Photographien und Farbentafeln. Ießt, da die Mode leider die Hüte unserer Damen mit „Paradktes- rethern“ {chmüdckt, dürfte es vielleiht von besonderem Interesse sein, über diese wunderbaren „Göttervögel*, wie die malaiishen Händler sie nennen, etwas Näheres zu erfahren. Sie ind in Europa seit dem 16. Jahrhundert bekannt. Da bis in die Mitte des 18. Fahr- hunderts jedoch stets nur verstümmelte, fußlose Bälge zu uns kamen, bildeten {fich sonderbare Legenden um diese Vögel. Sie sollten ihre Heimat im Aether haben, nur während flühtiger Augen- blicke der Rube pflegen und sih dabei mit den langen, fadenförmigen Schwanzfedern an Zweigen und Aesten aufhängen. Das Wetbchen sollte die Eier in eine Vertiefung “auf dem Nücken des Männchens niederlegen und sie in diesem seltsamen, fliegenden Neste ausbrüten. So nannte denn auch Linné eine Paradteêvo elart die „fußlofe“. Die Paradiesvögel, die in der Größe zwishen Drofseln und Krähen shwanken, haben ausgesprohen rabenartigen Charakter und find andererseits mit den sogenannten Laubenvögeln verwandt, glei denen manche Paradiesvogelart „Spielnester*“ und „Lauben“ baut. Sie werden teils mit Leimruten, teils in Schlingen gefangen, seltener ge- schossen, dann gewöhnlich mit besonderen Pfeilen, deren „Spite*" eine Inopfartige Anshwellung trägt oder ein \tumpfer Dreizack ist. Die s{chimmernde Pracht eines fliegenden Paradiesvogels ist mit Worten niht zu schildern; sie erinnert den Europäer, der zum ersten Male einen fliegenden Paradiesvogel sieht zumeist find freilih nur dfe Männchen fo farbenschön —, an etwas Ueberirdishes; man vergißt, nah ihm zu schießen. Leider stehen die \{chönen Vögel dank der Modelaune auf dem Aussterbeetat. Aus Kaiser - Wilhelmsland (Deutsch Neuguinea) allein wurden im Jahre 1910 Paradteëvogelbälge im Werte von 152 000 # ausgeführt. In den gleichen Lieferungen plaudert u. a. ferner Bölshe über das Chamäleon, Professor Dr. A. Marcuse über atmosphärishe Luft und Dämmerungserscheinungen, Professor Dr. E. Fraas über den Plesiosaurus, den alten Meerdrachen, ee über japanishe Zwergbäume, Bürgel über den Zusammen- ang von Sonnenflecken und Sturmkatastrophen sowie anderen irdischen Erschetnungen us. Alle diese Aufsäße sind mit vielen guten Ab- bildungen versehen.

Theater und Musik.

Das Potsdamer Naturtheater der Deutschen Heimats- spiele hat in dieser Spielzeit bereits 2000 Freikarten an Waisen- häuser, Schulen und Vereine ausgegeben. 8000 Zöglinge höherer Lehranstalten fanden Eintritt zu 50 4 für den Sißplaß. Anmel- dungea für Freipläße und ermäßigten Etntritt zum „Marschall Vor- wärts“ werden au telephonisch angenommen.

Mannigfaltiges.

Brunsbüttelkoog, 25. Junt. (W.T.B.) DieheutigeNegatta

auf der Unterelbe (vgl. Nr. 147 d. Bl.) nahm einen sehr wechsel- vollen Verlauf, da der Wind wegen der Gewitterböen nicht stetig war, sondern fortwährend umsprang. Nach dem 10 Uhr 5 Min. erfolgten Start der A 1-Klafse, bei dem die neue „Hamburg 11“ sehr gut führte diese. „Germania“ und „Meteor*, die zurückgeblieben waren, folgten. Als dann bei Curx- haven eine Flaute einseßte, rückte „Meteor“ zu „Germania“ auf und überholte diese später. „Hamburg Il“ rundete das Feuershif als erste um 12 Uhr 44 Minuten. Eine plößlich einseßende Gewitterbös hinderte „Meteor“ und „Germania®* am

abkam, etwas

eitag: Die Königin vou Saba.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Fidelio.

Abends: Die Königin von Saba. Freitag

Montis Operettentheater.(Früher: Neues Theater.) Donnerstag, Abends

maun. Operette in drei Akten von Edmund Eysler. Freitag und folgende Tage: laheute E Montag, den 30. Juni: Shÿhluß der

S i EYwank in Spielzeit.

lieben.

Lusispielhaus. (Friedrichstraße 236.) A Marta oder Der Markt Donnerstag, Abends 84 Uhr : Der lustige Kakadu. Vaudeville in drei Akten von Wilhelm Jacoby und Artur Lipp\chiu. und folgende Tage: lustige Kakadu.

i ; ¿el | Thaliatheater. (Direktioa: Kcen und 8 Uhr: Zu Sommexrpreisen: Gastspiel S Wónfeld.) Donnerdtag, Abends 8 Ur: uppckcheun. Posse m esang und Tanz in drei Akten von Curt Kraay und Jean Der | Kren. Gefangstexte von Alfred Schönfeld. hemaun. Musik von Jean Gilbert. aeeiag und folgende Tage: Puppchen. onntag, Nachmittags 3 Uhr: Auto-

Nunden des Feuersiffes, während die „Hamburg I1* bei der laute ihren Vorsprung vermehren konnte. Dem „Meteor“, der 10 M nuten nah „Hamburg 11* das Merkboot gerundet hatte, folgte 3 Minuten später die „Germania“. Bei etner zeitweilig einsezenden Flaute fonnte die „Germania“ dem „Meteor“ ziemlih nahekommen, jedoch nicht verhindern, daß hinter „Hamburg 11“, die damit den Ehren- preis der Freien Hansestadt Hamburg gewann, „Meteor“ Zweiter wurde. Dritte wurde „G ermania “.— In der 19 Meter - Klasse stellten sich drei Jachten zum Start. Erste wurde „Cecilie“. In der 15 Meter- Klasse starteten drei Jachten. Den ersten Preis erhielt „Paula 111“, gleichzeitig den Heraus- forderung8preis Seiner Majestät des Kaisers und Köntgs. In der 12 Meter-Klasse ging „Heti“ allein über die Bahn. In der 10 Meter-Klasse wurde ,Pampero“ erster. In der 8 Meter- Klasse wurde „Antwerpta IV ‘“ erste und „Dolly IIl“ zweite.

Seine Majestät der Kaiser und König kehrte um 5 Uhr an Bord der „Hohenzollern“ zurück und fuhr mit Gefolge um 7x Uhr von dort mit dem Dampfer „Willkommen“ nah dem Dampfer „Viktoria Luise“. Allerhöhstderselbe nahm hier die Preis- verteilung für die Regatta im Salon vor. An die Preisverteilung {loß sich dann ein Festmahl, bei dem der Bürgermeister Dr. Schröder einen Trinkspruh auf Seine Majestät ausbrachte. Seine Majestät der Kaiser und Köntg erwiderte mit einem Trinkspruch auf die Stadt Hamburg und den Sport auf der Elbe. Der Kaiser verweilte nah dem Mahle noh längere Zeit an Bord im Kreise dex Segler und kehrte dann auf die „Hohenzollern“ zurü, die beute früh 4 Uhr 30 Minuten nah Kiel in See ging.

Kiel, 25. Juni. (W. T. B.) Die Jacht „Hohenzollern“ mit Seiner Majestät dem Kaiser und König an Bord lief, gefolgt vom „Skeipner“, um 1 Uhr aus der Schleuse von Holtenau unter dem Salut der Kriegsschiffe in den Kieler Hafen ein. Beim Passieren der Kaiserjaht b-rachte tie in Parade stehende Mannschaft drei Hurras für Seine Majestät aus. Auch die Besaßung des italienishen Panzerkceuzers „Amalfi“, der im Großtopy die deutshe Kriegsflagge wehen hatte, begrüßte Seine Majestät mit dret Hurras. Die „Hohenzollern“ mate an ihrer gewohnten Liege- stelle in der Nähe der Seebadeanstalt fest.

Osnabrück, 25. Juni. (W. T. B.) Wie von amtlicher Seite mitgeteilt wird, haben die Erkrankungen bei dem Infanterie- regiment Nr. 78 weiter um sich gegriffen (vgl. Nr. 146 d. Bl.). Beim 2. Bataillon sind nun auch 42 Soldaten ertranfti, während \ich die Zahl beim 1. Bataillon auf etwa 289 erhöht hat. Die Untersuchung über die Ursache der Erkrankungen ist noch nit abgeschlossen. Das Befinden der Erkrankten gibt zu Besorgnissen

keinen Anlaß.

Essen, 24. Juni. (W. T. B.) Die Teerkühlhalle der Zehe „König Ludwig“ ist heute nahmittag vol siändig aus- gebrannt.

Karlsrube, 24. Juni. (W. T. B.) Im Anschluß an die gestrige Hauptversammlung des Vereins zur Wahrung der RNheinschiffahrtsinteressen (vgl. Nr. 147 d. Bl.) fand heute vormittag die Einweihung des neuen Karlsruher Hafen- bedckens statt, das {on im vorigen Jahr in Betrieb genommen wurde. Vormittags fand eine RNheinfahrt statt, an der unter anderen teilnahmen Jhre Königlichen Hoheiten der Groß- herzog und die Großherzogin von Baden, der Prinz und die Prinzessin Marx von Baden mit ihren beiden Kindern sowie das gesamte Staatsministerium und zahlreihe Vertreter des Handels und der Industrie.

Hamburg, 26. Juni. (W. T. B.) Nach einem Telegramm des „Hamburgischen Correspondenten“ ist die Leiche des früheren Kommandanten des untergegangenen Torpedoboots «S 178“, Kapitänleutnants von Zastrow heute früh an der Küste von Amrum geborgen worden.

Diedenhofen, 25. Juni. (W.T.B.) Amtlich wird gemeldet : Bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof Diedenhofen stieß am 23. Zuni um 2 Uhr 40 Minuten Nachmittags der Personenzug 1517 infolge falsher Weichenstellung auf eine Wagengruppe auf. Personen wurden nicht verleßt. Der Zug konnte mit viertel- stündiger Verspätung weiterfahren.

Pas 29. Juni. (W. T. B.) Gestern früh um 2 Uhr ist bei La Seyne - sur-mer im Shiffsraume des Dampfers „Gallia“ von der südamerikanischen Dampfschiffahrtsgesellschaft Feuer ausgebrochen. Der Schaden hat si als weniger {wer herausgestellt, als zuerst angenommen worden war. Nachdem der Brand auf seinen Herd beschränkt war, zeigte es sid, daß er nur zwei Kühlkammern und einen darunter gelegenen Raum zerstört hatte.

Mecheln, 25. Juni. (W. F. B.) Ein von Antwerven nah Brüssel fahrender Personenzug wurde während des Auf- enthalts auf dem hiesigen Bahnhof von einem nach Brüssel fahrenden Eilzug von hinten angefahren. In dem Personenzug wurden mehrere Personen verletzt. Eine Person foll tot sein. Der Eilzug blieb unbeschädigt. |

Stockholm, 25. Juni. (W. T. B.) Der französische Flieger Brindejonc, der gestern um 5,45 Uhr Nachmittags in Neval gelandet war, flieg dort heute um 3 Uhr 30 Minuten früh zum Fluge nah Stockholm auf, wo er um 7 Uhr 50 Minuten eintraf. Die Landung ging glücklich vonstatten. (Vgl. Nr. 147 d. Bl.)

(Fortseßung des Amtlichen und Nichtamtlichen in der 8 Ersten und Zweiten Beilage.)

e ( Seen Ves Frl. Käthe

immer weidntt).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Amts- rihter Dr. Ernst Sandler (Tremessen). Hrn. Hans Anton von Werner Wannsee). Eine Tochter: Hrn. Bani Rudolf von Wittenburg

erlin).

Gestorben: Hr. Justizrat Hugo Wolffen- stein (Berlin). Fr. Oberst Hedwig von Niebelshüg, geb. von Aigner (Dresden). Fr. Bertha von Hederich, geb. Teichmann (Baudmannsdorf, Kr- Goldberg-Haynaau).

Der

Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol inCharlottenburg.

Donnerstag, Abends 84 Uhr: Der Mana mit der grünen Maske, Burleske in drei Akten. Musik von Friedri Ber- mann mit Kompositicnen von Viktor Holländer und Leon Jefssel. Freitag und folgende Tage: Der Mann mit der grüncu Maske.

e 34—37. onnerstag,

Theater am Nollendorfplaß. E in B

Familiennachrichten.

Verehelicht: Carl Henneric Boltenstern (Breslau). Hr. Ober-

Verlag der Expedition (Heidri ch) î erlin.

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Beilfe WilLelmstraße 32,

Acht Beilagen (einshließlich Börsenbeilage).

r. Staatsanwalt Or. mit Frl. Käthe von

zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich

M 148,

Erfte Beilage Preußischen Staatsanzeiger.

1943.

ini

Amlliches.

[Deutsches Reich, B adt im Winterhalbjahr 1912/13.

Doktoringenieurpromotionen an der Grofzherzoglichen Technischen Hochschule in Darmft

: Naméè

des Promovierten. Vor- und Zuname.

3| Ort und Zeit der Geburt.

Heimatsort.

Neifezeugnis.

Anstalt. Datum der Ausstellung.

Studiengang. Besuchte Hochschulen. (Technische und sonstige eins. der Universitäten.) Zeit des Besuchs.

| Diplomprüfung.

Fachrihtung. Hochschule. Datum des Diploms.

e u Difsfertation.

Titel, Verlag bezw. Zeitschrift, Referent und Korreferent.

Datum des _Doktor- Ingenieur- diplomes.

Mündliche Prüfung. Datum.

Prädikat.

Cay Roll-Hansen, Kristianie | 3. 4, 1885.

Nealgymn. Ten. (Real Examen artium) Kristiania.

2. 7. 1903. (Zugel.m. minist. Verfüg.) Gymn. Crefeld.

22: 2. 1900.

1911/12,

Marx Gompert, Mbrinbers 10. 8. 1881. Charlottenburg. Simon Streicher, Sugenh-im. 19. 6. 1887.

Karl Jelkmann, Bockenhetim. 15. 1. 1882. Frankfurt a. M.

Kgl. Bavr. Industriesch. ünchen. 14. 7. 1906.

Realgym. Musterschule, Frankfurt a. M. bis 19, 3. 1901.

Erich Stephan, : Eisenberg, Wau Os 11. 2. 1883.

Darmstadt.

Ludwig Zeh, Nieder Ramstadt. 20. 6. 1884.

Ernst Groedel, Frankfurt a. M. 25, 5. 1884.

Wilhelm Petry, Darmstadt. 3. 6. 1883,

Realgymn. Darmstadt. 9. 3, 1901. 1905/06.

Oberreals{ch. Worms. 28, 9, 1909.

Frankfurt a. M. 18, 3. 1903.

Ludwig-Georgs-Gymn. Darmstadt. 27. 2. 1901.

Howbsh. Darmstadt: Okt. 1904 bis Dit. 1909, Herbst 1909 bis Bun 1910 u. W.-Sem.

Techn. Hochs. Aachen: Herbst 1900 bis Oft. 1903; Hochs. Darmstadt: Ost. 1903 bis Juli 1905. Cts

Techn. Hoh. München: Herbst 1906 bis Herbst 1908; "Cechn. Hochsch. Karlsruhe : Herbst 1909 13, bis Herbst 1911.

Techn. Hochs. Berlin : Ost. 1901 1904/05: Techn Hochsch: M

/05; Techn. Ho . Mün-

hen: Ost. bis Herbst 1903;

Techn. Hochsch. Hannover : Oft. 1905 bis Herbst 1906.

Hocbsch. Darmstadt: Ost.

1901. bis Ost. 1905 u. W.-Sem.

Techn. Hochs. Darmstadt : Herbst 1904 bis Oft. 1907 und Herbst 1909 bis Oft. 1911.

Klinger-Oberrealsch. | Techn. Hochs. Darmstadt: Oft. 1904 bis Ende Juli 1910.

Techn. Hoh. Darmstadt: Oft. 1901 bis Oft. 1903 und Herbst 1903 bis Ende Juli 1905.

Chemie (Elektrochemie). Techn. Hochs. Da1m- stadt

14. 6, 1910.

Mas(inenhau. Techn. Oos). Darm-

bindungen."

Dieffenbah. Korref. :

Techn. tadt. h é . Linke.

Chemie. B ine Techn. Hoch\. Karlsruhe, 0. 1912,

Architektur. Techn. Hochs. Hannover. 20. 2. 1907.

dums und Platins.“ Darmstadt. Nef. :

W.-Sem.

Bauingenteurfach. Techn. Hochs. Darm- stadt.

27. 7. 1906. i Blanke, Berlin. eh. Hofrat, Prof. D „Beitrag zur Kenntnis d

Chemie. H. Uhde, Darmstadt.

| Techn. Hochsch. Darm- stadt.

Ou A Maschinenbau. Techn. DeGi Darm-

adt. 11. 5. 1910. Bauingenieurfach. Techn. Hochs. Darm- auf Biegun stadt. Buchdruck. 16. 12. 1905.

Preßlufthämmern.“

Prof. von Noecßler.

„ÜVeber die He as * von EECURs Afever

ru er De, ct buchdr. Darmstadt. Ref. : Geb. ofrat Pay Di Prof. Dr. Wöhler.

„Ueber abgeseßte und gekröpfte Wellen.“ Druck v. Leonhard Simion N Berlin SW. 4 Baurat, Prof. Gutermuth. Korref. : Geh. Baurat,

vier Valenzstufen des Jrt- Hofbuchdr. von H a

Prof. Dr. Wöhler. Geh. Hofrat, Prof. Dr. Dieffenbach.

„Die Sct. Paulskirhe in Frankfurt a. M.“ v. Gebr. Fey, Frankfurt a. M. Dr. Pinder. Korref. : Prof. Püger.

„Ueber die Chbloride von

„Berechnung der homogenen, quadratishen Platte und | 31. deren Aufnahmeträger unter Berücksichtigung der Kraftwirkungen nah zwet Richtungen.“ Nef, : Prof. Kayser. Korref. :

r. phil. Dr.-Ing. H

e E

ef.:

Korref. : Prof. Dr. Wöhler.

„Srperimentelle und es Unt rut Berlin. Ref. : Geh. Baurat, Prof. Berndt. Korref. :

„Die Zugbeanspruhung des Eisens im Eisenbeton bei

beanspruchten Bauteilen.“ arl Georgi, Bonn. Kayser. Korref. : Geh. Baurat, Prof. Berndt.

p

2. D, 1912, Bete | 18, 12. 1912, ofrat, Prof. Dr. atn

4. 3, 1911. Bestanden.

Ref.: Geh.

12 2, L002, Mit Auszeichnung

bestanden. Mit Auszeichnung bestanden.

. Hohmann, Korref. :

l Druck Nef. : Prof.

20. 12. 1911.

E LOIN: e Mit uszeihnung Dru v. bestanden. enneberg. Dru v! 1,

Prof. Dr. Finger.

3-. 1913. Gut bestanden.

19, 12. 1912,| Bestanden.

v. A. . Schade,

28. 2, 1913. Bestanden.

Uniy.-

Ref.: Prof.

Deutscher Reichstag. 168. Sißung vom 24. Juni 1913, Mittags 3 Uhr. (Bericht von „Wolffs Telegraphischem Bureau“.)

Auf der Tagesordnung. steht zunä t, Fol . Anfrage des Abg.: Grafen steht zunächs ede kurze

D A E Fch ma (Zentr.): „Der amerikanische Zolltarif und ' das - Zollverwaltungsgese schreibt den amerikanfs{en Zollbeamten zur Ermtttlung des Ber: zollungswertes - von zur * Einfuhr - gelangenden Waren - u. a. folgendes vor: ; : : ;

i „»Wenn der „wirklihe Marktwert einer eingefühiten und zollpflichtigen- Ware nicht zur Zufriedenheit des abshäßenden Beamten - festgestelt werden - kann, - so soll ter Beamte alle statthaften ibm zu Gebote stehenden Mittel anwenden, um die

Hungtolin der Ware zur Zeit der Einfuhr nah den

R aaen am Herstellungsorte zu ermitteln.“ *“

, Diese L estimmung wird von dem amerikantshen Schaßamt

dazu- benutzt, in „deutschen Fabriken und Geschäftsbetrieben die Nor-

lage von Geschäftsbüchern, Fakturen und sonstigen Unterlagen zu verlangen und auf ‘diese Weise eingehende Ermittlungen über die

Gesiehungskosten, Preise, - Frachten - und Negiespesen, Absatz:

gebiete usw. anzustellen. Die - Verweicerung der Auskünfte hat

ZDollzuschläge, sogar die Ablehnung der Verzollung und damit über-

haupt Verhinderung der Einfuhr nah Amerika zur Folge. Machen

die Fabriken notgedrungen die von ihnen verlangten Mitteilungen, so geben Je damit wichtige Geschäftsgeheimniffe preis, die zur

Kenntnis threr amerikanishen Konkurrenz kommen.

,_ Ich bitte um gefällige Auskunst, welche Schritte die Reichs- regierung bisher getan hat, "um derartige Vorgänge zu verhindern, und mit welhem Erfolge 2“ i

Wirklicher Geheimer -Legationérat Dr. Lehmann: Die in der

Anfrage wiedergegebene Bestimmung des . gegenwärtig seit 1909 :

geltenden Zolltarifgeseßes der Vereinigten Staaten ist in vereinzelten Fällen “auf Grund - des Verdachtes der Unterbewertung bet Zoll- deklarationen in Anwendung: gebraht worden, zu einer Ablehnung der Verzollung - oder einer; Verhinderung der Einfuhr deutsher Waren nah den Vereinigten Staaten hat sie bisher, soweit hier bekannt, niht geführt. Zu Vorstellungen bei der amerikanischen Regierung hat taher bis jeßt eine Veranlassung niht vorgelegen. Nachdem aber außer der genannten Bestimmung in den Entwurf des neuen amerikanischen Zolltarifgeseßes ausdrücklich die Vorschrift aufgenommen worden war, daß die amerikanishen Jmporteure wie die ausländischen

rporteure auf Verlangen der amerikanischen Zollbeamten und Schatz- amtagenten zur Vorlage ihrer Geschäftsbtücher usw. verpflichtet sein sollten, ist die Kaiserliche Negierung bei der Negierung in Washington im Sinne der Beseitigung dieser neuen Vorschriften vorstellig ge- worden. Auch andere Staaten haben sich dem Einspruch angeschlossen. Welchen Erfolg die unternommenen Schritte haben werden, läßt sich zurzeit niht übersehen. Nur so viel ist bisher bekannt, daß der Senat, dem der Tarifentwurf zurzeit zur Beratung vorliegt, die beanstandete Vorschrift gestrichen hat.

Hierauf sezt das Haus die zweite Lesung der Wehr - vorlage fort und nimmt die Diskussion über den Antrag der Fortschrittlihen Volkspartei (Abgg. Ablaß u. Gen.) wieder auf, wonach in das Geseg folgender Art. IITa eingefügt werden soll: :

„Hinter § 8 des Neichsmilitärgeseßes vom 2. Mat 1874 wird folgender § 8a eingeschaltet: Die verbündeten Negierungen sorgen dafür, daß die männlihe Jugend im hulpflihtigen Alter T urn - unterriht erhält. Der Bundesrat erläßt die nötigen Vor- schriften über diesen vorberettenden Turnunterriht und über die Veranstaltung von Vorturnerkursen.“

Für den Fall der Ablehnung beantragen dieselben Antrag- steller die Annahme folgender Resolution:

, „Den Reichskanzler zu ersuchen, dafür Sorge zu tragen, daß die verbündeten Regkerungen sich über einheitlihe Vorschristen e den gurnunterricht für die männliche Jugend im schulpflichtigen

r einigen,“ ;

in der Ueberlassung der Turnhallen an ‘unkterricht . erteilen - oder

Die Sozialdemokraten beantragen dazu einen Zusaß, wo- nach alle landesrehtlihen Vorschriften, durh welche die Er- teilung dieses Unterrichts von der politishen oder religiösen Gesinnung des Lehrers oder der Schüler abhängig gemacht wird, 4 sowie alle. solhe Vorschriften, durch die Gemeinden l ereine, die-Turn- Turnübungen abhalten, beschränkt werden, aufgehöben werden.

Die Budgetkommission hat zur körperlichen Jugenderziehun folgende Resolution beantragt : ; hen Jugenderziehung

„Den Reidbskanzler zu ersuchen, a. dafür sorgen zu wollen, daß in allen deutschen "Bundeëstaaten die Wehrfähigkeit dec Jugend durch eine bessere. körperlidze Ausbildung gehoben wird; þ. daß alle Verbände,“ die der körperlichen Erziehung der Jugend si widmen, in den Bestrebungen unterstüßt werden, durch systematishe körper-

lihe Uebungen die \{ulentlassene Iugend für den Heereêdienst vor- zuberciten.“

Abg. Stadthagen (Soz.): Der Abg. Mumm hat G am Sonnabend über ein sozialdemokratischcs Turnerlied aufgeregt. Dieses Lied stammt von Hoffmann von Fallersleben. Er wurde nicht zuleßt auf Grund dieses Liedes über ganz Deutschland verfolgt. Er galt als ein Revolutionär ‘und'Kommunist. Verboten war es auch, das Lied „Deutschland, Deutschland über: alles“ zu - singen, weil - es revolutionâr sei. Der Abg. Mumm ist noch zu jung, um das zu wissen, Sein Antrag, der nur die gesinnungsireuen Turn- vereine unterstüßt wissen will, i dem Boden des Mund- patriotiêmus und der Mundnationalität eutsprossen. Unseren Antrag hat bereits mein, Freund Heine befürwortet, “Er hat auf die Judikatur des Neich?gerichts hingewiesen, das - ursprüngliþ erkannt hatte, ph der Turnuntertricht unter keinen Umständen durch die Landes- behörden beschränkt werden könne. Darauf folate der bekannte An- sturm gegen dieses C:kenntnis und der Beschluß des Neichsgerichts, der das erste Erkenutnis umwarf. Auf Grund dieses Beschlusses geht jeßt das preußische Kultusministeriuum von neuem vor und behauptet, auf Grund der Kabinettsorder von 1834 berechtigt zu fein, zu verlangen, daß denjenigen der Turnunterrihtserlaubnis- schein verweigert werden dürfe, die der fozialdemokratischen Partei angehören. Die Zugehörigkeit zur sozialdemokratischen Partei wird als ein sittliher Mangel hingestellt. Das Kultus- ministerium läßt nur die Ueberzeugungslosigkeit eines Menschen im Sinne des Antrages Mumm gelten, üñur die Hundedemut. Das preußische Kultusministerium hat auf Grund der Entscheidung des Neichsgerichts die nachgeordneten Behörden angewiesen, daß für den Turnunterriht ein Erlaubnisschein notwendig ist, und daß er nicht an Lehrer erteilt werden foll, die politisch oder religti8s ver- dächtig sind. Aus der Entscheidung des Reichsgerihts sind aber Folgerungen auf den Turnunterricht überhavyt nit zu ziehen, denn nach dieser Entscheidung selbst ist der Erlaß von 1834 im Sinne der damaligen Zeit auszulegen, alfo auf folche Unterrichtsgegenstände an- zuwenden, die damals in Preußen üblich waren. War aber damals das Tutnen hon übli(? Damals wurde Jahn wegen der „höchst gefährlihen Lehre von der Einheit Deutschlands“ un- schuldig zu zwei Jahren Festung hverurtelilt und nah Auf- hebung des Urteils unter Polizeiaufsicht gestellt; sämtli De wurden geschlossen. Die Lehre von der Einheit Deutschlands war der Hochrerrat, den Jabn begangen batte. Das kennzeihnet den Geist, ber damals herrsht-z, und wer hevte die Sozialdemokraten so behandelt, versündigt sih am Geiste Jahns. Aus dem Geist jener Zeit heraus müßte aud beute verfolgt werden wer für die deutsde Einheit eintritt. Früher erklärten die National- liberalen und die Volkspartei, daß es so selbstverständlich sei, daß die Erlaubnis zum ZTununterriht nit von der politischen oder religiösen Gesinnung abhängig gemacht werden dürfe, daß man es gar nit in ein Gesetz hineinzuihreiben brauhe. Nun ist es aber ved notwendig geworden, von Reichs wegen einzuschreiten. Jch bitte unter allen Uniständen, unseren Antrag anzunehinen, um die unmoralis(e Drang- alierung der Lehrer zu unterbinden. Es ist eigentümlich, daß wir ür einen folen Antrag eintreten müssen, aber er ist durch die Ueber,

reaktion in Preußen und Disziplin kann dur unseren Antrag nit untergraben werden.

Deutschland notwendig geworden. Die

Abg. Gans Edler Herr z u Putliß: Daß wir der W A. machung der Jugend sympathisch Gentner Lian pa |

erst hervorzuheben. Die

hat si darüber beshwert, daß in den bürgerlihen Fugendverei das Lied „Deutschland, Deutschland über alles“ sun ei worde M Daß das den Sozialdemokraten nit sympathisch ist, ist uns nicht

unbekannt.

abg: Dr. Liebknetht (Soz.): Wo ist der preußiscbe Kultus minister ? Er gehört hier auf die Anfklagebank. vEE (A die dur Auskegung der Kabinettsorder entstanden sind, sind noch viel schlimmer, als sie meine Freunde Stadthagen und Heine dar- gestellt habén. Das RNeichsgericht : hat gegen den Kultusminister ent- [ieden, aber dieser Dr a e E Dann erließ er ein vorin er mcht etwa empfabl, nach dieser Reicbsgert tsentiheidun zu handeln, sondern die Schulbebörden iolites A NRE sehen, daß seine frühere Auffassung aufrechterhalten werden könne. Das ist offene Auflehnung gegen das Gefeß. Aber ter Kultusminister hat sih dabei ni@t beruhigt. Er hat gegen das Uiteil des Neichsgerichts gewüblt. Es kam zu cinem Konflikt, und wie es immer bei einem Zwist zwischen Verwaltung und Iustiz zu pflegt, geschah es au hier, - das Reichsgericht hat Es “gab dem Kultueminister eine Vollmacht, so-

schikanöse : Shulaufsichtepolitik beibehalten fonnte.

geschehen kapituliert. daß er seine

¿Mi sozialdemokratischen Anträge r, natürli -ablebuen, da sie etwas ganz ier n wollen. Der An: por s

hat sich 8 Monate lang nit an diese: Neich8- Zirkular, :

Dieser neue Erlaß des Neichsgerichts ist dann mit einer Bebendigkeit '

zur Anwendung gelangt, die Staunen erregen muß. Ih bekam neulih eiñen Ordnungsruf, weil ih dieses Verhalten der preußischen Negterung dwarakierisierte. Aber diese Kritik war noch zu milde. Jch möchte die Regierung fragen, ob all die Gouvernanten und Hofmeister beiderlei Geshlechts, die Prinzen und Prinzessinnen unterriten, den Unterrichtserlaubnis\chein besien. Jch habe nie eine Antwort darauf bekommen. Auch der Junadeuts{landbund benußt feinen Einfluß dazu, um den jungen Leuten Unterricht zu erteilen. Weun mir auf die

rage, ob die in Betracht kommenden Personen den Unterrihts- erlaubnisschein haben, eine Antwort nit zu teil wird, dann wissen wir, daß der Kriegêminister und der Kultusminister au auf das Geseg vfeifen. (Präsident Dr. Ka empf ruft denNedner zur Ordnung.) Die Unterrichtsverwaltung treibt dagegen die verhängten Strafen von anderen Leuten sehr energisch ein. Mir ist- ein Fall bekannt, wo der Betreffende direkt auswandern mußte und noch jet in Galizien wartet, bis in Preußen kulturgemäße Zustände herrshen. Man nimmt sogar gegen die Arbeitervereine Spigzel zu Hilfe, um zu erfabren, ob Jugendliche unter 18 Jahren da ei sind. In Spandau ist die Polizet über die Mauer cklettert und hat alle Mitglieder eines Turnvereins, darunter sogar Männer mit weißen Bärten, festgestellt. Das ist die Methode, um die Jugend zu einer höheren Moral zu erziehen. Es ilt zu beklagen, daß der Deutsche Kaiser nit unterrihtet ist über die deutsche Jugendpfl-ge. Sonst hätte er sich niht in der be- kannten Weise der offiziellen staatlichen Jugendpflege annehmen können. Das ist cine Jugendpflege der systematishen Korruption. Gegen die Afterkönigstreue, gegen den Afterpatriotismus, der dazu

dienen foll, die Jugend zum Chauvinismus zu erziehen, müfsen wir

protestieren. Die bürgerlichen Parteien haben sich wetteifernd ene :

das Slteckenpferd der Loyalität zu reiten. Der Präf

diesen Auédruck) Die Linke hat damit fo A L Gn eg Fric ministers herausgefordert ; die bürgerlichen Parteien haben die Stioe die ¿r ihnen zuteil werden ließ, wohl verdient. Sie führen bier nur einen Scheinkampf gegen den Militarismus. , der d Königéberger Studenten beseelte, als sie sich darum

von ibnen das Kaiserhoh ausbringen sollte, das ist

den Sie (rechts) dem Volke ein uimpfen wünschen :

Necht, einen Goethe, einen ichte, einen Schi

reklamieren. Schillers „Räuber“ tragen das Motto :

(Präsident Dr Kaempf: Sie entfernen fih vom Ge, Diskussion.) Diefer Geist unserer großen Dichter und Di

der“ die Freiheitdkriege focht. Von Fich

heit und gleiches Ret für alles, was Menschenantliy trägt"; ec war

ichte stammt das Wort „Frei:

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