1913 / 93 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 19 Apr 1913 18:00:01 GMT) scan diff

Der Oberlandesgerichtsrat Weiß in Naumburg a. S., der Amtsgerichtsrat Dr. Meinke in Stolp, der Amtsrichter Hilfer in Samter, die Rechtsanwälte Areß in Aachen und Dr. Fuhst in Magdeburg sind gestorben.

Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

une ent sind die Regierungs- und Bauräte Cuny der Eisenbahndirektion in Elberfeld, Antonio Schmidt der Eisen- bahndirektion in Altona, Fischer der Ministerialbaukommission in Berlin, Hoschke der Regierung in Stettin, Cornelius der Eisenbahndirektion in Berlin, Grütter der Regierung in Os i. Pr. und Jmand der Regierung in Marien- werder.

Versezt sind der Regierungs- und Baurat Harms von Königsberg i. Pr. nah Düsseldorf und der Regierungsbau- meister Pahde von Duisburg nah Sinzig.

Den Regierungsbaumeistern Körner in Harburg und Miehlke in Eberswalde sind etatsmäßige Stellen als Regierungsbaumeister verliehen worden.

. Ministerium der geistlihen und Unterricht s- angelegenheiten.

V Den Lehrern an der Königlichen Akademischen Hochschule für die bildenden Künste in Charlottenburg, Maler Heinrich Harder und Maler und Graphiker Karl Kappstein ist der “Titel Professor verliehen worden. Dem Gymnasialdirektor Dr. Franz Kehmphow ist die Direktion des Gymnasiums nebst Realprogymnasium in Neu- wied übertragen worden.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.

Die Oberförsterstelle Büllingen im Regierungsbezirk Aachen ist zum 1. Juli 1913 zu beseßen; Bewerbungen müssen bis zum 10. Mai d. J. eingehen.

Evangelischer Oberkirchenrat.

Der in die Pfarr- und Ephoralstelle in Niederclobicau be- rufene Superintendent und Oberpfarrer Siebert, bisher in Herzberg, ist zum Superintendenten der Diözese Lauchstedt, Re- gierungsbezirk Merseburg, bestellt worden.

Nichfamllicßes, Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 19. April 1913.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen gestern und heute im Königlichen Schloß in Homburg v. d. Höhe den Vortrag des Vertreters des Auswärtigen Amts, Gesandten von Treutler und heute außerdem den Vortrag des

_ Chefs des Marinekabinetts, Admirals von Müller entgegen.

F Die vereinigten Ausschüsse des Bundésrats für Zoll- * und Steuerwesen und für Justizwesen sowie der Ausschuß für Zoll- und Steuerwesen hielten heute Sißzungen.

Das Königliche Staatsministerium trat heute zu einer Sizung zusammen.

Verkehrs8einnahmen der deutshen Haupt- und vollspurigen Nebenbahnen (aus\chließlih der bayerischen) für März 1913 nach der im Reichseisenbahnamt aufgestellten Uebersicht:

: l gegen das Voriee im auf (mel ; mehr, weniger) ganzen [1 Km} im ganzen | auf 1 km M M M M | Proz.

Für alle Bahnen im Monat März 1913:

Personen- verkehr. | 76 006 882 Güter-

verkehr . [171 345 487| 3202+ 2512 024/+ 11+ 0,34 Für die Bahnen mit dem Rechnungsjahre April März in der Zeit vom 1. April 1912 bis Ende März 1913:

1485| —+ 12 641 493+ 931+ 18,83

Personen- vertehr. [771 704 005] 16 972|+ 43 458 526+ T76|+ 4,79 Güter- verkehr. [1837807390] 39 439] + 106009593|+ 1 819/+ 4,84 Für die Bahnen mit dem Rechnungsjahre Fanuar—Dezember in der Zeit vom 1. Januar 1913 bis Ende März 1913: Personen-

vertehr. | 24 254 064] 3785|+ 2678 764 + 415/+ 12,31 Güter-

verkehr. | 51 833 686] 7 850[+ 1 652 769|+ 239+ 3,14 Gesamtlänge der Bahnen: 53826 km, gegen das Vor- jahr + 598 km. Bei der Beurteilung der Monatseinnahmen ist die Lage des Osterfestes in Betracht zu ziehen, das 1913 in den März, 1912 in den April fiel.

Laut Meldung des „W. T. B.“ sind am 17. April S. M.S. „Straßburg“ in Alexandrette, S. M. S. „Eber“ in Rotterdam, S. M. S. „Tiger“ in Tsingtau und S. M. S. „,„Möôwe“ in Daressalam eingetroffen.

Württemberg. Die Erhöhung der Z ivilliste Seiner Majestät des Königs ist, wie „W. T. B.“ berihtigend meldet, mit 67 gegen 14 Stimmen angenommen worden.

Großbritannien und Jrland.

Das „Reutersche Bureau“ erfährt, daß hinsichtlih des Be- \{hlusses der Mächte, daß die Frage einer Kriegs ent\chä- digung einer finanziellen Kommission in Paris überlassen werden solle, jeßt vorgeschlagen werde, daß diese Tagung die Form einer Konferenz annehmen solle, an der möglicherweise die Botschafter der Mächte oder jedenfalls Beamte höheren Ranges als ursprünglich beabsichtigt war, teilnehmen sollen.

Frankrei.

Das Ministerium des Jnnern veröffentliht eine Note über die Zwischenfälle in Nancy, in der es der „Agence Havas“ zufolge am Schlusse zusammenfassenb heißt:

Es ergibt sich alfo, daß im Kasino kein Zwischenfall, in dem Lothringishen Bierhause ein Wortwechsel persönlicher Art zwischen den Gätlen stattfand, der aber auch nit einen Augenblick etnen zu- gespißten Charakter annahm ; daß auf dem Wege von dem Bierhause zum Bahnhof keine Kundgebung von der Art erfolgte, daß sie die Ordnung störte und die Einmischung der Polizeibeamten erforderte. Die Vorgänge auf dem Bahnhofe hatten jedoch einen ernsteren Charakter. Indessen ist zu bemerken, daß nach den gesammelten Aussagen kein Soldat an den Kundgebungen tetlgenommen hat und daß diese nicht auf die Leute zurückzuführen find, die den Deutschen folgten und in der Stadt mit ihnen diskutierten, sondern auf die zusammens- gewürfelten und zweifelhaften Elemente, die sich um diese Zeit ge- wöhnlich auf dem Bahnhofe befinden. Die Beamten der Ostbahn- gesellschaft vom Bahnhofsdienst taten, was in ihren Kräften stand, um den Schuß der deutshen Reisenden zu sichern; wenn dieser Schutz nit wirksamer war, so isl dies auf die geringe Anzahl der Beamten vom Nachtdienst und auf den Umstand zurückzuführen, daß sie zur Wahrnehmung ihres Dienstes auf dem verhältaismäßig auêgedehnten Bahnhoftgebiet verteilt sind, und daß außerdem noch eine am Abend des 13. April vorgekommene Entgleisung die An- wesenheit mehrerer von ihnen außerhalb d-8 Bahnhofs notwendig machte. Ferner it zu bemerken, daß die Schugleute, die auf dem Bahnhofe waren, sich in ungenügender Weise betätigt haben, um die Ordnung und die AŸtung vor der Person zu \{üßen. Der Zeit- raum, während dessen die deutschen Netsenden ohne den Schutz der Beamten der Oflbahn waren, kann nur zwei bis vier Minuten ge- dauert haben; für das, was während diejes kurzen Zeitraums geschah, konnte kein Zeuguis beschafft werden.

Der Minister des Junern Kloß hat nah Kenntnisnahme des Berichts und nach Beratung mit dem Ministerpräsidenten beschlossen, infolge dieses bedauernswerten Zwischenfalles die nachstehenden Maßregeln zu treffen:

1) Die beiden Schußleute, die sich in der Sonntagnacht auf dem Bahnhofe befanden, werden abgeseßt werden.

2) Es werden Maßnahmen zu etner Umgestaltung der Nancyer Polizei unverzüglich geprüft werden. Diese Maßnahmen werden im Interesse des Dienstes die Verseßung des Zentralkommissars und des Spezialkommissars nah sich ziehen.

3) Der Präfekt des Departements Meurthe-et-Moselle wird, da er es verabsäumt hat, den Minister des Innera von sih aus un- verzüglih zu unterrichten, in ein anderes Amt berufen werden.

Der Minister des Aeußern Pichon empfing gestern den deutschen Botschafter Freiherrn von Schoen und teilte ihm die von dem Minister des Jnnern getroffenen Strafmaß- nahmen mit. :

SJInfolge einer Verständigung zwischen dem Kriegs- minister und dem Marineminister wird das geplante Gesetz über die Erhöhung des Soldes der Offiziere auch auf die Offiziere der Kriegsflotite zur Anwendung gelangen.

Der Reichsrat hat gestern laut Meldung des „W. T. B.“ mit mehrfachen Abänderungen die von der dritten Duma an- genommene Vorlage, betreffend die Verwaltung der Städte in Russish-Polen, angenommen. Die Geseßesvorlage muß an die Duma zur nochmaligen Beratung zurückgehen.

Die Reichsduma besprah in der gestrigen Sißung die vom Handelsministerium auf die Juterpellation über das Naphthasyndikat und die Regulierung der Naphthapreise ab- gegebenen Ertlärungen. Obiger Quelle zufolge nahm die Duma eine von der Rechten vorgeschlagene UÜebergangsformel an, in der die Erklärungen des Handelsministers für un- befriedigend bezeihnet werden und das Bedauern ausgedrückt wird, daß die Regierung bisher feine Maßregeln zur Herabsetzung der Preise des Heizungsmaterials getroffen habe. Ferner wird gerichtliche Untersuchung der Tätigkeit des Naphthasyndikats, Vergrößerung des der Krone gehörigen Naphthaterritoriums, Ausbeutung des- Naphthas durch die Krone, zollfreie Einfuhr ausländischen Naphthas und Petroleums und Abschaffung des herabgeseßten Tarifs für die Ausfuhr von Naphtha auf der trans- kaukasischen Bahn gefordert. Die nächste Sißung der Reichs- duma findet am 7. Mai statt.

Ein Rundschreiben des Finanzministers weist auf die ungünstigen Ergebnisse der Zuckerproduktion der gegen- wärtigen Produktionsperiode hin und verfügt, wie „W. T. B.“ meldet, daß nicht 90 Prozent des Ueberschusses der berechneten Normalproduïtion, sondern nur 78 Prozent vom Markte* aus- zuschließen find.

Belgien.

Jn ‘der gestrigen Sißung der Deputiertenkammer versuchten die Liberalen die Grundlage für eine Verständigung zu finden, indem sie, wie „W. T. B.“ meldet, den Vorschlag machten, man sollte die Erklärungen des Ministerpräsidenten vom Monat März als Grundlage für eine Tagesordnung an- nehmen. Die Mehrheitsparteien schlugen durch den Abgeordneten Woeste eine Tagesordnung vor, die einfach die Erklärungen der Regierung billigt und zur Tagesordnung übergeht. Die Liberalen \{hlugen eine Suspension der Sißzung vor, damit die Parteien sih beraten könnten. Die Regierung lehnte dies ab. Auch waren anscheinend die Sozialdemokraten zu einem folchen Zugeständnis nicht bereit, sodaß die Sißung unter allgemeiner Erregung bis zum Dienstag vertagt wurde.

Nach Meldungen des „W. T. B.“ fordern soz ialisti#\che Abgeordnete und Senatoren die Arbeiter auf, in Nuhe weiter zu streiken, denn ein erster Erfolg sei dadurch erzielt, daß die Kammer über das Problem, das den Streik veranlaßt habe, berate. Vielleicht bringe die Sizung der Kammer am Dienstag eine Lösung, deshalb sei ein Beharren im Streik erforderkich.

Die Buchdrucker von Brüssel haben vorgestern abend einen früheren Beschluß umgestoßen und beschlossen, in den Ausstand zu treten. Sie haben diesen Ausstand nunmehr auch auf die Zeitungen ausgedehnt, und von heute vormittag ab werden die meisten Blätter Brüssels nicht mehr erscheinen. Es wird ver- sichert, daß die katholishen Blätter weiter ersheinen werden, da sie mit ristlihen Gewerkschaftlern arbeiten. Der allge- meine Streik hat in der Stadt Brüssel angeblich seit vorgestern eine Ausdehnung erfahren; man soll 2000 Streikende mehr zählen. Nach Nachrichten aus Antwerpen verschlechtert sich die Lage im Hafen zusehends. Jn der Provinz ist es mehrfach

zu kleinen Zusammenstößen gekommen. Jm ganzen aber ist ie Streiklage unverändert. Nur in einzelnen Jndustrie entren war gestern vormittag eine kleine Abnahme der Streilziffec

festzustellen. Türkei.

Der Ministerrat hat nah einer Meldung des „W. T. Y.- Reformen für Syrien beschlossen, die auf eine Begünstigung der arabischen Sprache hinzielen.

Wie aus anderen Gegenden, so wird jeßt auch aus Ba 000 eine Bewegung zugunsten einer Dezentralisation gemeldet.

Wie die „Südslawishe Korrespondenz“ aus Uesküh meldet, ist zwishen Kumanovo und Palanka ein serbischer Waffen- und Munitionstransport von bulgarischen Komitatschis überfallen worden. Es entspann si ein erbitterter Kampf, wobei achtzig serbishe Soldaten getötet und verwundet wurden. Die bulgarischen Verluste sind un- bekannt. Der Waffentransport fiel in die Hände der

Komitatschis. Griechenland.

Die Kommission, die Griechenland auf der internatig- nalen Konferenz in Paris vertreten wird, ist endgültig gebildet worden. Wie „W. T. B.“ meldet, besteht fie aus dem griechischen Gesandten in Paris Romanos, - dem Goy- verneur der griechischen Nationalbank Valaoritis, dem Pro- fessor des internationalen Rechts an der Universität Paris Politis, dem attishen Abgeordneten Negreponte, dem früheren Ersten Dragoman bei der griechischen Gesandtschaft in Konstantinopel Naum und einem Beamten des Ministeriums des Aeußern. E Rumänien.

Das Abschiedsgesuch des Ackerbauministers Filipes cu ist nah einer Meldung des „W. T. B.“ vom König ange- nommen und zu seinem Nachfolger der konservative Ab- geordnete Konstantin Arion ernannt worden,

Bei Eröffnung der gestrigen Kammersitzun g feuerte ein mazedonischer Student namens Haciu Nastase von der Galerie aus einen Revolvershuß ab und rief dabei aus : „Die mazedonishe Stimme muß gehört werden!“ Zugleich warf er einen Brief hinunter, der eine Petition herrschhie einen Augenblick Aufregung, dann Präsident unter langanhaltendem Beifall: Die Sigzung wird fortgeseßt. Jm Verhör erklärte Nastase, er habe lediglich die Ausmerksamkeit der Kammer auf die in Mazedonien lebenden Rumänen lenken wollen.

Der Finanzminister brachte eine Vorlage ein, durch die |

ein Kredit von 50 Millionen für den Bau von länd- lihen Schulen gefordert wird.

getilgt werden soll. Serbien. Wie die „Südslawische Korrespondenz“ meldet, hat die serbische Regierung in Paris eine Millionenanleihe ab-

geschlossen, deren erste Rate bereits ausgezahlt ist, während F

der Rest nah dem Friedens\{luß auszubezahlen ist, Das Vorschußgeschäft steht im Zusammenhang mit der Vergebung von Eisenbahnbauten an die französisch- serbische Gesellshaft für DJundustrieunternehmungen und

| öffentliche Arbeiten, die an die serbische Regierung den Betrag E a einer Kaution erlegt hat. Die

französisch-serbische Gesellschaft hat den Bau der Linien Nish— Merdare, Kragujevac—Raska und Valjevo—Osecina in Auf- trag erhalten. Die serbishe Regierung vergibt noch den Bau der Linien Raska—Uvac, Raska—Mitroviza und Merdare— Pristina. °

—-Die Skupschtina hat, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, die Geseßvorlage über einen außerordentlichen Kredit von neunzig Millionen Dinar in zweiter Lesung an- genommen.

Der Ministerpräsident Paschitsh berief gestern die Führer der oppositionellen Parteien zu einer Konferenz, in der er thnen die Gründe darlegte, die ihn gegenwärtig außer Stand seßten, auf die Jnterpellation über den serbisch-bulgarischen Bündnisvertrag zu antworten.

Das amtliche serbische Preßbureau veröffentlicht folgende Erklärung:

Wic widersprehen energisch den aus bulgarisher Quelle stammenden Anschuldigungen über angeblihz durch die ferbischen Bz hörden verursahte Unterörücckungen bulgarisher Untertanen in den Distrikten Egri Palanka und Kumanowo. Wir woeisen diese tendenzióösen, durhaus falschen Meldungen ein für alle Male zurü.

Vulgarien.

Jn der gestrigen Sizung der Sobranje beantwortete

der Ministerpräsident Geshow die Anfragen bezüglich der Annehmbarkeit der Friedensbedingungen der Mächte

und der Haltung der serbishen Behörden in Maze- |

donien gegenüber der bulgarischen Bevölkerung.

Wie „W. T. B.“ berichtet, erklärte der Ministerpräsident, *daß die Negierung die Vorschäge mit Vorbehalten annehmen werde, die zusaminen mit den Vo!behalten der Verbündet-n nicht so beshaffen seien, daß fil: den Abshluß des Friedens verhindern könnten. Mehr fköônne er vorläufiz niht sagen. Auf die zweite Anfrage erklärte Besor, es sei wahr, daß Klagen eingelaufen seien von bulgarischen Bürgern, die gehindert worden seien, gewisse Gegenden, die Serbien beseßt habe, zu besuchen, ferner Klagen bulgarischer Zeitungsredaktionen, deren Blätter in dem von den Serben beseßten Gebiete keinen Zulaß finden, fowie Klagen der bulgariswen Be- völkerung der Stadt und des Bezirkes Egri Palanka. Ucberzeug!, daß die Regierung des verbündeten Serbiens diese Tatsahen werde zur Kenntnts nehmen wollen, habe die Regierung sie ihr mitgeteilt und das Versprechen ciner Untersuchung erhalten.

Montenegro.

Nach einer von „W. T. B.“ verbreiteten Meldung bereite der König eine Proklamation an das Volk vor, in der er auseinanderseße, daß er infolge des Abzuges der serbischen Truppen gezwungen sei, die Belagerung von Skutari! aufzugeben.

Amerika.

Die italienishe Regierung hat nah einer Meldung des „W. T. B.“ dur ihren Botschafter an das amerikanische Staatsdepartement eine Anfrage über die wahrscheinlide Wirkung gerichtet, welche die bevorstehenden Geseße über den Landerwerb von Ausländern auf die Jtaliener und deren Znteressen in Kalifornien haben würden. Aehnliche Ar fragen werden auch von den Vertretern anderer Länder et wartet, die Angehörige in den Vereinigten Staaten besißen, die an Landwirtschaft, Fischerei oder anderen Unternehmungen be teiligt sind und durch eine solhe Geseßzgebung {wer getroffen werden könnten. Diplomatische Kreise legen, obiger

enthält. Es È erflärte der F

Die Kammer genehmigte einstimmig die Anleihe, die aus den Abgaben der Dorfschenken |

Quelle zufolge, dar, daß der Mafia-Zwischenfall in Louisiana während der P Benjamin Harrisons zu der Fest- stellung Fen: habe, daß die Bundesregierung nicht imstande sei, in solchen Angelegenheiten eine Kontrolle über einen Staat auszuüben. Alles, was der Staatssekretär Bryan unter diesen Umständen tun könne, sei, den Fragestellern zu versichern, daß die falifornische Gesebßgebung so, wié die amtlichen Stellen in Washington sie eingerichtet zu sehen hofften, niht bewirken werde, daß die Jnteressen des Landes der Fragesteller in Kalifornien geschädigt würden.

Parlamenatarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die gestrigen Sißungen des Reihs8- tags nnd des Hauses der Abgeordneten befinden sih in der Ersten und Zweiten Beilage. :

Jn der heutigen (144.) Sizung des Reichstags, welcher der Kriegsminister, General der Jnfanterie von Heeringen beiwohnte, wurde die zweite Beratung des Etats für die Verwaltung des Reichsheeres bei dem Titel „Minister- gehalt“ fortgeseßt.

Abg. Dr. Pfeiffer (Zentr.): Es ist unmöglich, an den Aus- führungen des Abg. Dr. Licbknecht, die er gestern hier gemacht hat, ohne lebhafte Erörterung vorüberzugeh:n. Die Beteiligung des französischen Kapitals an der Dillinger Hütte läßt sich ja daraus erflären, daß es sch um ehemals französisch- lothringisd-s Gebiet handelt. Der Fall mit der Deutschen Waffen- und Munitionsfabrik is {on früher hier erörtert und als richtig festgestellt worden. Bei den neuerlihen Ermittlungen über die Firma Krupp und ihre Transaktionen kann ich nur feststellen, daß, wenn sie auch nur zum Teil richtig sind, sie außerordentlich bes{chämend sind. Tröstlich bei den Mitteilungen war nur das eine, daß der Kciegs- minister hierbei seine vollkommene Pflicht und Schuldigkeit getan hat. Selbst wein man in ein s{chwebendes Veifahren nicht etnareifen will, so ist es bedauerlih, daß durch die gestrigen Erklärungen des Ministers und dur die heutigen Beshwichtigungs- artifel in der Presse die Sache nicht geklärt worden ist. Diese sanfte Naivität kann man diesmal dem Reichstage doch nicht zutrauen, daß durch den aus der Versenkung hervorgeholten Unterbeamten die Sache aus der Welt geschafft wird. Hier muß man doch den Maßsta% anlegen, um welhe Summen es sich handelt. Handelt es sich um kleine G:\henke an Feldwebel uad andere untergeordnete Beamte, so kann die ein Unterbeamter zahlen. Geht diese Summe aber in die Tausende und die doppelt genulltea Tausende, dann muß er über ungeahnte Nessourcen verfügen, die über das Maß des Gewöhnlihhen weit hinausgehen. Wenn die Untersuhung abgeschlossen ist, dann muß das Kriegsministerium die nöôtige Energie aufwenden, um deutlißH und unzeifelhaft derartigen Z«ständen ein Ende zu machen. Daz Parlament kann verlangen, daß der Kriegsminister seine Stärke und Forsche, die er hier immer im Hause zeigt, auch einmal nach außen ausübt. Jch fann fagen, was der Abg. Dr. Liebknecht gestern behauptet hat und wohl auch der Abg. zu Putliß hat ausdrückezn wollen, daß festgestellt ist, daß durch Zettelungen des Großkapitals Kriege und Unruhen entstanden sid. Es ist höchste Zeit, derartigen Dingen gründlich und endgültig den Garaus zu mahen. Der Kriegsminiiter hat gestern das hohe Loo der Firma Krupp in patriotischer Be- ziehung gesungen. Wie es damit steht, hat der Abg. Erzberger {hon 1905 nachgewiesen, über den man damals mit Entrüstung herfiel, näm!ih daß die Firma Krupp an das Ausland billiger geliefert hat. Dama's wurde {hon hervorgehoben, daß erst durch das Eintreten anderer Firmen in die Konkurrenz eine Reduktion der Preise bei Kcupp erzielt worden ist. Durch die Praktiken der Firma Kcupp foll kein Verrat. von militärischen Geheimnissen herbeigeführt sein. Der Abg. Dr. Liebkneht hat doch davon gesprochen, daß in diesen Ver- suchen von Unterorganen, verschiedene Aufs{lüsse zu erhalten, doch avch sehr bedenklihe Konkurrenzmanöver mituntergelaufen find. Auf diese unfairen Praktiken müssen wir auch im Parlament unsere Auf- merksamkett rihten. Der Abg. Haegy hat die Verurteilung der Dieden- hofener Kaplane zur Sprache gebracht. Die Empfindlichkeit des be- trefféènden Bezirksoffiziers ist unverständlich. In der Bemerkung der Koplane, daß sie sih an den Landtag wenden würden, liegt nichts be- sonders Sch{limmes. Warum hat man vier Monate wver- streichen ehe man das Begnadigungsg-suh an die Aller- höchste Stelle brahte? Auch im militärishen Verfahren muß das System der mildernden Umstände eingeführt werden; das wird gute Früchte tragen. Im vorigen Jahre hat der Reichstag in der Frage der Konkurrenz der Miltitärmusikkapellen gegenüber den Privat- kfapellen in einer Resolution Stellung genommen. Der Krtegs- minister hat etne Audienz der Zkivilmusiker strikte abgeschlagen. Die Militärverwaltung hat unserm Verlangen, die Wünsche der Zivil- musifer zu erwägen, nicht entsprohen. Eine Aenderung der be- stehenden Bestimmungen soll nah einer Entscheidung des Kriegs- ministers nicht erfolgen, Es ist niht rihtig, daß diese Bestim- mungen den Wünschen der Zivilmusiker weitgehend entgegenkommen. Noch immer wird von den Militärkapellen Meklame getrieben. Die Freude am bunten Tuch lockt das Publikum natürlih in die Konzerte der Militärkapellen. Der Kriegsminister kennt vielleihßt die Verhält- nis: nicht genau. Was alles an Annoncen in das Publikum ge- \{leudert wird, [äßt die unglaublichsten Vermutungen zu. Im Graudenzer „Geselligen“ stand eine geradezu \fandalöfe Annonce, dite allerdings mit der Musik nichts zu tun hatte, fondern die einen MWarenverkauf zum Inhalt hatte. (Der Redner zitiert eine Reihe von

lassen,

è Annoncen einzelner MusikkapeÜen, die die Hetterkeit des Hauses erregen.

In einer Annonce steht, derjenige, der die Zahl der Besucher an- nähernd rihtig {äßt oder ihr am nächsten kommt, erhält eine Näh- maschine.) Der Kriegsminister sollte wenigstens einen Teil der Wünsche der Zivilmusiker berücksichtigen, dann werden sie ihm das \höne Licd anstimmen: Wir winden Dir den Jungfernkranz usw.

Abg. Götting (ul.): Wir müssen uns unser Urteil über den gestern von dem Abg. Uebkneht zur Sprache gebrachten Fall Krapp bis zu dem Zeitpunkt vorbehalten, wo das Verfahren ab- gesch!ofen ist. Wenn, wie es scheint, bedauerliche und beschämende Tatsachen übrig bleiben, so muß diesen Mißständen mit aller Schärfe zu Leibe gegangen werden. Ih habe mich nur zum Wort gemeldet, um auf eine Aeußerung des Abg. Erzberger zu den Kosten der von mir vorgeschlagenen Verbesserungen der Pensionterung verabschiedeter Hauptleute zu antworten. Es ist nicht richtig, daß es ih dabei um ungezählte Millionen handelt. Gs kämen dabei nur ungefähr 600 000 J in Frage. Den Kompagnie- hefs soll dadurch au eine Erleichterung im Kampf ums Dasein ge- währt und damit ihre Dienstfreudigkeit noch erhöht werden.

(Schluß des Blattes.)

Auf der Tagesordnung für die heutige (170.) Sißung des Hauses der Abgeordneten, welher der Minister der sfentlichen Arbeiten von Breitenbach beiwohnte, stand zunächst die dritte Beratung des Geseßentwurfs über die Aenderung der Landesgrenze gegen das Herzogtum Anhalt bei den Gemarkungen Abberode und Steinbrüen, Mansfelder Gebirgskreis, einerseits und Möst und Schierau, reis Bi andererseits. N fe Qa L rendtz T aefeld (freikonf.): Ueber diese Angelegen- heit \{chweben seit Fahren Verhandlungen mit dem Herzogtum Anhalt, zu meiner großen Befriedigung haben wir jeßt diesen Geseßentwurf erhalten. Solche Auteinandersezungen sind in formaler Beziehung fehr s{wierig; an gutem Willen hat es niemals gefehlt, troßdem haben sid die Verhandlungen über Jahre hinaus verzögert. Ih hoffe,

daß das Herrenhaus dieses Geses ebenso \{hnell erledigen wird wle dieses Haus.

Der Geseßentwurf wird angenommen. _

Dann- folgt der Bericht der 17. Kommission über Ein- rihtung eleftrisher Zugförderung auf den Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen.

Der Entwurf des Eisenbahnanleihegesezes von 1912 enthielt in § 1 Absag 1 Nr. V eine Forderung von 50 Millionen Mark zur Einrichtung elektrischer Os auf den Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen. Diese Forderung wurde damals aus dem Geseg ausgeschieden und einer besonderen Kommission überwiesen, die nunmehr in der Form eines besonderen Geseßentwurfs die Bewilligung von 25 Millionen Mark beantragt zur Vorbereitung eines eleftrishen Betriebes auf den Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen unter vorläufiger Beschränkung auf die von den Stadt- und Ringbahnzügen befahrenen Stre en.

Die Kommission beantragt ferner folgende Re- solutionen:

1) die Regierung zu ersuŸhen, dem Landtage bei Anforderung weiterer Mittel eine Denkschrift zu unterbreiten, aus der ih insbefondere Näheres über die Ergebnisse der noch anzustellenden Versuchsfahrten mit Triebgestellen, über die zu wählende Strom- art und deren Erzeugung und Verwendung ergibt; auch soll sie Aufschluß darüber geben, ob es wirischaftlich ist, auf weiteren A Berliner Vorortbahnen die elektrishe Zugförderung einzuführen ;

2) die Regierung zu ersuchen, bei den in Aut sicht genommenen und zu billigenden Tarifechöhungen auch auf Erzielung eines angemessenen Betrags für Verzinsung und Tilgung des Anlage- kapitals, das seither für die Berliner Stadt-, Ning- und Vorort- bahnen aufgewendet worden ist, Bedacht zu nehmen.

Die Abgg. Gerhardus (Zentr.) und Genossen haben einen Abänderungsa ntrag eingebracht, nah dem

a. zur alsbaldigen Verbesserung der Verkehrsverhältnisse auf den Berliner Stadt-, NRing- und Vorortbahnen 6 620 000 4, b. für Versuche mit elektrischen Betriebsmitteln 3 Millionen Mark bewilligt werden sollen und ferner im Zweckverbandsgesey für Groß Berlin im § 1 hinter der Bestimmung, daß zu den Aufgaben des Zweckverbandes auch die Negelung des Verhältnisses der öffentlichen auf Schienen laufenden Transportanstalten mit Ausnahme der Staatsbahnen gehöct, eingeshaltet werden soll: „Durch diese Aus- nahme werden jedoch Leistungen des Zweckverbandes für Staats- eisenbahnen, die dem Verkehrsbedürfnis für das Gebtet des Zwe- verbandes dienen, nit berührt“.

Bizepräsident Dr: Porsch teilt mit, daß nah Verabredung unter den Fraktionen die Abstimmung über diese Angelegenheit erst am Dienstag vorgenommen werden wird.

Ueber die Kommissionsverhandlungen berichtet Abg. Shmedding (Zentr ): Ih kedaure lebhaft, daß der Mitberichterstatter Abg. Dr.-Ing. Macco durh Krankheit verhindert ist, hiec sein Referat über den technischen Teil dieser Frage zu erstatten. Die Kom- mission hat Bedenken gehabt, gemäß der Regierungsvorlage die geforderten 50 Millionen Mark zur Einführung der elektrischen Zugförderung in vollem Umfange zu bewilligen. Sie ist dahin über- eingekommen, zur Vorbereitung eines elektrischen Betriebes auf den Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen unter vorläufiger Be- \{chränkung auf die von den Stadt- und NRingbahnzügen befahrenen Streckcn 25 Millionen Mark zu bewilligen. U-ber die Frage der wirtshaftlißen Ausnußzung des Kraftwerk3 konnte in der Kommission bisher ein definitiver Beshluß noch nicht gefaßt werden. Auch die Frage, ob für die Erzeugung der Elekrizität allein Steinkohle oder allein Braunkohle oder teils Stein-, teils Braunkohle verwendet werden foll, unterliezt noch der Prüfung.

Hierauf nimmt der Minister der öffentlichen Arbeiten von Breitenbach das Wort, dessen Rede am Montag im Wortlaute wiedergegeben werden wird.

(Schluß des Blattes.)

Dem Reichstage ist soeben die Vorlage, betreffend Er- rihtung einer landwirtshaftlihen Kreditanstalt für Deutsch Südwestafrika, zugegangen. Die Anstalt soll unter dem Namen „Landwirtschaftsbank für Deutsh Südwest- afrika“ als eine selbständige juristishe Person des öffent- lihen Rechts mit dem Sigze in Windhuk errichtet werden. Das Grundkapital der Bank beträgt zehn Millionen Mark, die vom Schußgebiet aus der Schutzgebietsanleihe oder aus einem an deren Stelle tretenden Reichsdarlehn zur Verfügung gestellt werden und von denen fünf Millionen zu- nächst in der Vorlage angefordert worden sind. Die Bank darf ferner Schuldverschreibungen auf dena Jnhaber bis zum zehn- fachen Betrage des Grundkapitals ausgeben. Zweck der Bank ist die Gewährung landwirtschaftlihen Bodenkredits bis zu 50 Prozent des Grundstückswertes sowie kontrollierten land- wirtschaftlihen Meliorationskredits bis zu zwei Drittel des nah durchgeführter Melioration vorhandenen Grundstücks- wertes. Die Bank kann sich mit Kapital bis zu einem Zehntel ihres Grundkapitals an einem genossenschaft- lichen Personalkreditinstitut beteiligen oder ein solches errichten. Die Rückzahlung der Darlehen erfolgt durch Amorti- sation von jährlih 11/5 Proz. und, wenn der Darlehnsbetrag über 50 Proz. des ursprünglichen Grundstückswertes hinaus- geht, von 2 Proz. Zum Vorstand der Bank gehören außer zwei beamteten Mitgliedern mehrere vom Landesrat aus den Bewohnern des Schußgebiets vorgeschlagene Personen. Auch sonst wird die Bevölkerung des Schußgebiets durch die Bezirks- räte zur Mitwirkung bei den Geschäften der Bank herangezogen. Die Geschäftsführung wird durch den Gouverneur des Schußz- gebiets beaufsichtigt.

Der Kälterücfall Mitte April 1913. (Mitteilung des Königlihen Meteorologishen Instituts.)

Die Umgestaltung der Wetterlage, welche bercits seit dem 16. April in Westdeutschland, dem 17. auch in Berlin starke Bewölkung und erheblihes Nachlassen der strengen Nachtfröste bedingte, zeigt, daß wir uns nunmehr am Ende der ungewöhnlichen Kälteperiode be- finden. Ein kurzer Ueberbli® über die Temperaturverhältnisse und die angerihteten Frostshäden, der vielen willkommen sein dürfte, kann nunmehr an dieser Stelle gegeben werden, nahdem durch eine: Umfrage bei dèn Beobachtern die erforderlihen Unterlagen gewonnen woden find. Die Wetterlage in der kritischen Zeit war folgende: Wie erinnerlih, waren die leßten Märztage ungewöhnlich warm. Außer in Schleswig-Holstein wurden an fast allen Stationen Temperaturmaxima von mehr als 20° C. beobachtet, in Gelnhausen verzeichnete man am 31. März sogar 25,39, also einen Sommertag. Die Witterung stand unter der Wechfelwirkung atlantisher De- pressionen und südosteuropäisher Hochdrukgebiete, so daß südliche Winde die herrshenden waren. Vom 3. April ab wurden allerdings barometrische Maxima über Nordwesteuropa für unsere Witterung maßgebend, doch sank die Temperatur nur sehr langsam, da es

troden « und heiter blieb. Erst der 8. April brachte vereinzelt

leihten, der 9. auf weiten Gebieten f{tarken Nachtfrost. Der Witterungsumschlag wurde indessen erst allgemein, a am 10. April ein vom Nordmeer nah Skandinavien reichender sions- ausläufer stark vertiefte und mit seinem weiteren Vordringen nah Osten bei den nunmehr bestehenden starken Luftdruckgegensäßen fehr lebhafte, vielfa stürmishe Winde, anfangs aus West, später aus Nord- west und Nord hervorrief, wodur auch die Tagestemperatur erheblich herabgedrückt wurde, sodaß bei nachfolgendem Aufklaren sehr tiefe Temperaturminima ges mußten. Der Osten und Südosten, der längere Zeit als das übrige Gebiet uater dem Etne der siŸ ent- fernenden Depressionen stand, hatte starke Schneefälle. Auch der Südwesten, den am 12. April eine Depression bedeckte, hatte an diesem Tage heftiges Schneetreibe«n. In Oberschlesien wurden Schneehöhen bis zu 21, im Rheinlande bis 18, in Osft- preußen bis zu 8 cm beobahtet. Auch sonst fanden, be- sonders am 11. und 12. April, geringfügige Schneefälle statt, die aber in tieferen Lagen keine nennenswerten Schneehöhen hervorriefen- Desto stärker waren überall die Fröstz, die au, als vom 14. ab Mitteleuropa fih im Kern des Hochdruckgebietes befand, noch beständig waren. Erst jeßt, nahdem nunmehr eine Depression sih von Westen her uns genähert hat, ist die Witterung wieder normaler geworden. Was die Temperaturverteilung anbelangt, so ist dieselbe aus der nachfolgenden Uebersicht ersihtlich. Es ist für jede Provinz das Temperaturminimum derjenigen Station mitgeteilt worden, an welcher das Thermometer den tiefsten Stand aufwies:

Ostpreußen . . . Heilsberg mit 6,89% C (am 12.) Westpreußen Marienburg . . O12 Brandenburg . . Dahme 9 T. Pommern. . . , Neu Hammerstein . . Pofen Glinau

Schlesien . . Habelschwerdt Sachsen... , Eisleben Schleswig-Holstein Lügumkloster . . Hannover, ., , Munster (Lüneb. Heide) Westfalen. . . . Arnsberg ß Hessen-Nassau . . Fulda / 13.) Nheinland . . Trier e 0000 14) Die Höhenstationen sind bei dieser Uebersiht niht berücksichtigt worden. Die vorstehenden Zahlen find alle aus Beobachtungen in etwas größerer Höhe (wenigstens 2 m) über dem Erdboden gewonnen worden. Dicht (0,5 cm) über demselben wird das Temperatur- minimum nur an wenigen Orten beobachtet. Es ergaben sich hier naturgemäß noh tiefere Werte: In Aahhen 3,5 °, Oesterbehringen 4,8, Braunschweig 6,0, Grünberg in Schlefien 7,0, Meldorf in Holstein 8,5, Neu Hammerstein 10,4, Blankenburg b. Berlin 10 5, Neustreliß 11,3 C.

Der Frostschaden ist in Ost- und Westpreußen, Hinterpommern und dem nördlihen Schleswig-Holstein niht allzu groß gewesen, da in diesen Landesteilen die Vegetation noch im Rückstande war. Daß er im übrigen bedeutend war, muß daraus erklärt werden, daß der Pflanzenwuhs in diesem Jahre etwa

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2 bis 3 Wohen früher \sich entwickelt hatte als tn anderen Jahren. Es mögen hier noch einige aus8gewählte merken, daß der Schaden nit nur an dem in Blüte stehenden Obst- bäumen, sondern auch, wie von einigen Beobachtern hervorgehoben lange Dauer des Frostes, andererseits auf den Sturm, der am 11. und 12. große Ausbreitung hatte, zurückzuführen.

Brandenburg. Blankenburg bei Berlin: Frühe Pflau- men, Kirshen und Birnen völlig erfroren, ebenso früh blühende vernichtet.

Pommern. Greifswald: S?2hr großer Schaden an sämt-

Posen. Ostrowo: Stahelbdeerèn, Johannisbeeren und. andere Obstbäume sind zum teil in der Knospe erfroren.

Shlesien. Grünberg: Die vor Wochen gesteckten Kartoffeln erfroren, Frühobst, Pfirsihe und Beerensträucher verntchtet. .Ge-

Sachsen. Erfurt: Frühblühende Sträucher, Pfirsiche, Apri- kosen, Mirabellen, frühe Birnen und Kirschen fast ganz vernichtet.

Schleswig-Holstein. beeren, Rhabarber, Rosen erfroren. Weizen und Roggen gelitten.

Hannover. Lüneburg: Blüten von Pfirsfih und Beerenobst, auch vereinzelt von Birnen und Pflaumen erfroren. An Ziersträuchern

Göttingen: Die Blüten des Fcühobstes fast sämtlich ver- nihtet, Frühkirshen gänzlich erfroren. Blüte voraussihtlich vernichtet. L

Hessen-Nassau. Gelnhausen: Blüte und angesegte Früchte ständig, Johannisbeeren, Stachelbeeren teilweise beschädigt. Junge Triebe der Waldbäume auf den der Sonne ausgeseßten Waldlagen

Nheinland. l h kfirshen, Apcikosen, Pfirsihe, Frühbirnen, Johannisbeeren, Stachel-

Berichte der Beobachter über Frostshäden folgen. Hierbei ist zu be- wird, an den Knospen bedeutend war. Dies ist einerseits auf die Berichte der Beobachter:

Ziersträucher. Alles ausgepflanzte Gemüse bis auf wenige Ausnahmen

lichen Kulturen.

1 i ; . Großer Schaden auh an Noggen, spätem Weizen, Hafer und Gerste. müse, Nosen, Kastanien, Nibes- und Loniceraacten zerstört. Ebenso die Luzerne.

Meldorf: Johannis- und Stachel-

Weiden im Graswuchse aufgehalten. und Nosen vielfa die frishen Triebe vernichtet.

Westfalen. Gütersloh: Frostshaden sehr erheblich; die erste von Aprikosen, Pfirsihen, Süßkirshen, Mirabellen und Pflaumen voll- sehr stark beschädigt. : :

Von der Heydt-Grube: Blüten der Süß- beeren erfroren, ebenso das erste Laub der Rotbuchen.

Statistik und Volkswirtschaft.

Der deutsche auswärtige Handel im März und in den Monaten Januar bis März 1913.

Wie dem „W. T. B." mitgeteilt wird, haben im Handels- verkehr des deutshen Zollgebiets mit dem Auslande betragen :

im Monat März d. F. tie Einfuhr 5241 599 t, außerdem 15 073 Pferde und 44 Wasserfahrzeuge (gegen 5 717 824 t, 16 868 Pferde und 52 Wasserfahrzeuge im März 1912), die Ausfuhr 6 159 021 t, außerdem 570 Pferde und 40 Wasserfahrzeuge (gegen 5 307 755 t, 833 Pferde und 63 Wasserfahrzeuge im März 1912);

in den drei Monaten Januar bis März d. J. die Einfuhr 15 952 582 t fowie 43018 Pferde und 97 Wasserfahrzeuge (gegen 15 725 316 t, 39028 Pferde und 94 Wasserfahrzeuge im gleichen Zeitabschnitt 1912), die Ausfuhr 18087854 t fowie 1717 Pferde und 136 Wasserfahrzeuge (gegen 15 316 967 t, 2551 Pferde und 150 Wasserfahrzeuge im gleichen Zeitabshnitte 1912). |

Die Werte erreichten illionen Mark:

im Monat März d. J. in der Einfuhr 8190 an Waren und 41,7 an Edelmetallen (gegen 980,8 und 15,3 im März 1912), in der Ausfuhr 8546 an Waren und 5,2 an Edelmetallen (gegen 752 6 und 17,7 im März 1912); f

in den drei Monaten Januar bis März d. J. in der Einfuhr 26290 an Waren und 76,4 an Edelmetallen (gegen 2635,9 und 45,9 tm entsprechenden Zeitraume 1912), în der Aus- fuhr 2443,9 an Waren und 362 an Edelmetallen (gegen 2066,3 und 44,3 im entsprechenden Zeitraume 1912).

Zur Arbeiterbewegung.

Der Arbeitgeberverband der Binnenschiffahrt faßte in einer gestern in Berlin abgehaltenen Versammlung, wie die „Rh.-Westf. Ztg.“ erfährt, folgende Entschlie nas: Troy des nunmehr über 2 Monate dauernden Streiks ist der Arbeitgeberverband für Binnenschiffahrt und verwandte Gewerbe, e. V. bereit, die am 28. Ja-

nuar d. I. gemachten Zugestän dnisseund Eintgungsvorschläge