1894 / 137 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 13 Jun 1894 18:00:01 GMT) scan diff

Beamte der Militärverwaltung.

27. Mai. Bahre, Regierungs-Baumeister bei der

11. Armee-Korps, Wibelit, egierungs-Baumeister bei der 1. Armee-Korps, zu Garn. Bauinspektoren ernannt.

X1UII. (Königlich Württembergifches) Armee-Korps.

Offiziere, Portepee-Fähnriche 2c. Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen. Im aktiven Heere. 6. Juni. Herzog Wilhelm von Württemberg Königliche mvs Gen. der Inf., à la suite des Gren. Regts. König Karl

28; gm zweiten Chef dieses Regts. ernannt.

Abc iedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 6. Juni. v. Le L, Breuzinger, Sec. Lts. im 8. Inf. Regt. Nr. 126 Sens riedrich von Baden, der Abschied bewilligt.

Im Dr RE Durch Verfügung des Korps- General-Arztes. 22. Mai. Bohnenberger, Unterarzt im Inf. Regt. Kaiser Friedrich, ar von Preußen Nr. 125, in das Inf. Regt. Alt-Württemberg Nr. 121 verseßt und mit Wahrnehmung einer bei diesem Regt. offenen Assist. Arztstelle beauftragt.

ntend. ntend.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 13. Juni.

, Seine Majestät der Kaiser und König nahmen gestern früh von 71/2 Uhr an im Neuen Palais kurze Vorträge des Kriegs-Ministers und des Chefs des Militärkabinets ent- gegen, empfingen darauf den Geheimen Kommerzien-Rath Krupp zur Audienz und begaben Sich sodann nah dem Born- stedter Feld zur Besichtigung des 1. und 3. Garde-Ulanen- Regiments.

M früh nahmen Seine Majestät von 71/5 Uhr an den Vortrag des Chefs des Zivilkabinets entgegen und be- sichtigten alsdann auf dem Bornstedter Felde das Regiment der Gardes du Korps und das Leib-Garde-Husaren-Regiment. Jm Anschluß an diese Besichtigung fand eine größere Truppenübung ftatt, an der sämmtlihe Regimenter der Garde- Kavallerie- Division, das 1. Garde-Regiment z. F. und das Lehr-Jnfanterie-Bataillon theilnahmen.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll- und Steuerwesen und für Rechnungswesen sowie die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr hielten heute Sitzungen.

Nach der im Reichs-Eisenbahnamt aufgestellten Na ch- weisung der auf deutshen Eisenbahnen aus- schließlich Bayerns im Monat April d. J. beim Eisenbahnbetriebe (mit Auss{hluß der Werkstätten) vor- i i Unfälle waren im ganzen zu verzeichnen :

Entgleisungen und 2 Zusammenstöße auf freier Bahn, 11 Entgleisungen und 5 Zusammenstöße in Stationen und 192 sonsti e meist geringere Unfälle. Dabei sind im ganzen, und zwar größtentheils durch eigenes Verschulden, 198 Perionen zu Schaden gekommen, sowie 68 unerheblich beshädigt worden. Von den beförderten Reisenden wurden 5 getödtet und 11 verlegt, und zwar entfallen: zwei Tödtungen auf den Verwaltungsbezirk der Königlichen Eisen- bahn-Direktion in Hannover, je eine Tödtung auf die Groß- herzoglih badischen Staalselienbahnen und auf die Ver- waltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn - Direktionen in Bromberg und in Berlin, drei Verlezungen auf die Groß- herzoglih badischen Staatseisenbahnen, eine Verlezung auf die Hessishe Ludwigsbahn, zwei Verlezungen auf den Ver- waltungsbezirk der Königlichen Eisenbahn-Direktion (rehtsrh.) in Köln, je eine Verleßung auf die Königlich württembergischen T vai ae h is und auf die Verwaltungsbezirke der König- lichen Eisenbahn - Direktionen in Frankfurt a. M., in Erfurt, in Köln (linksrh.) und in Berlin. Von Bahnbeamten und Arbeitern - im Dienst wurden beim cigentlichen Eisenbahn- betriebe 19 getödtet und 136 verleßt, von Steuer- u. #. 1. Beamten 1 getödtet und 2 verleßt, von fremden Personen (einshließlih der niht im Dienst befindlihen Bahnbeamten und Arbeiter) 9 getödtet und 15 verleßt. Außerdem wurden bei Nebenbeschäftigungen 39 Beamte und Bahnarbeiter ver- legt. Von den sämmtlihen Unfällen beim Eisenbahn- betriebe entfallen auf: A. Staatsbahnen und unter Staatsverwaltung stehende Bahnen (bei zusammen 30 16064 km Betriebslänge und 936314 398 geförderten Achskilometern) 209 Fälle; davon sind verhältnißmäßig, d. h. unter Berücksichtigung der geförderten Achskilometer und der im Betriebe gewesenen Längen, auf der Main- Neckar- Eisenbahn, auf den Königlich sächsishen Staatseisen- bahnen und auf den Großherzoglich badischen Staatseisen- bahnen die meisten Unfälle vorgekommen. B. Privatbahnen (bei zusammen 2299,05 km Betriebslänge und 28 265 589 geförderten Achskilometern) 9 Fälle; davon sind verhältni§- A auf der Breslau - Warschauer Eisenbahn, auf der Braunschweigischen Landeseisenbahn und auf der Werrabahn nfälle vorgèkommen.

20 S oon is rieuge erheblich und

die meisten

Der Kaiserliche Botschafter am russischen der Jnfanterie und General-Adjutant von Werder hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit fungiert der Erste Sekretär der Kaiserlichen Botschaft, Legations-Rath Graf von Rex als Geschäftsträger.

Der General der Kavallerie von Krosigk, à la suite des Leib - Garde - Husaren - Regiments und Jnspekteur der 1. Kavallerie-Jnspektion, ist von Berlin abgereist.

Der Jnspekteur der Feld-Artillerie, General-Lieutenant von Hoffbauer ist hierher zurückgekehrt.

ofe, General

Sachsen.

Dex Königliche Hof nimmt, wie das „Dresd. Journ.“ R ontag, 18. Juni, an Sommerausfenthalt in illnit. Jhre Kaiserlihe und Königliche Hoheit die Prinzessin geord August hat sich am Robin Nachmittag von resden nah Salzburg begeben.

Württemberg. : Seine Majestät der König begab sih, wie der „St.-A. f. W.“ meldet, am Montag Nachmittag von Marienwahl über Stuttgart mit E Königlichen Hoheit der Prinzessin Pauline nah Wildbad zur Begrüßung Jhrer Majestät der Königin. Meeklenburg-Scchwerin.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog und Jhre Kaiserliche Hoheit die Großherzogin gedachten si, wie die Medckl. Nachr.“ melden, heute Früh zum Besuch Jhrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin nah Berlin zu be- ee, und Ausgangs dieser Woche nah Schwerin zurück- zukehren.

Sachsen-Coburg-Gotha.

Jhre Königlichen Hoheiten die Prinzessin Clementine von Sacsen- Coburg- Gotha und deren Enkel, die Herzoge Siegfried und Christoph in Bayern, sind der „Goth. Ztg.“ zufolge in der Naht zum Montag von Coburg nah Tegernsee abgereist. Herzog Luitpold ist durch Er- kranfung verhindert, mit seinen Brüdern an den Trauerfeier- lihkeiten für seinen verewigten Vater, weiland Seine Königliche Hoheit den Herzog Max Emanuel in Bayern, theilzunehmen, und in Coburg zurückgeblieben.

Schwarzburg-Soudershausen.

Jhre Durchlauchten der Fürst und die Fürstin begingen

gestern das Fest der silbernen Hochzeit. Die Feier begann bereits am Montag Morgen mit der Gratulation des Hofdienst- personals, welches dem Fürstlihen Jubelpaar eine prächtige Porzellanvase und zwei künstlerisch ausgeführte Schalen überreichte. Alsdann nahmen die Fürstlichen Herr- schaften die Glückwünsche des Staats - Ministeriums ent- gegen. Am Abend fand ein großer Huldigungs-Festzug statt, in dem alle Kreise der Bevölkerung und alles, was im Lande in Jndustrie und Landwirthschaft, in Handel und Ge- werbe, in Kunst und Wissenschaft sich schaffend regt, ihre Glück- und Segenswünsche darbrahten. Die Huldi- gung der Theilnehmer wurde von dem Jubelpaar in Gegenwart der Fürstlihen Gäste im weißen Saal des Schlosses entgegengenommen. Die Bürgerschaft beging die Vorfeier durch cine Festversammlung in der Exerzierhalle mit Festreden und Chorgesängen. Gestern Morgen, am eigentlihen Festtag, brachten die vereinigten Männergesang- vereine Souterhuulens dem Jubelpaar vor dem Schlosse ein Ständchen dar. Dann folgte ein Festgottesdienst in der Trinitatis: Kirche, dem das Fürstlihe Paar, die hohen Gäste, Vertreter fremder Höfe und Abgesandten, sowie die Deputationen beiwohnten. _ Seine Durchlaucht der Fürs hat aus Anlaß der Feier der silbernen Hochzeit einen umfassenden Gn adenerla § bewilligt. Ferner wird, wie „Der Deutsche“ mittheilt, unter dem Namen Karl-Marien-Stiftung vom 12. Juni 1894 eine dauernde Einrichtung getroffen, welhe dazu dienen soll, durch theilweise Aufwendung des Kapitals, sowie durch Ver- wendung der Zinsen des übrigen Kapitals der Kranken- pflege und namentlich E für erziehungsbedürftige Kinder größere Mittel zuzuführen. Es wird angestrebt, das bereits bestehende Karl - Marienhaus in Ebeleben ‘elbständiger auszugestalten, ferner durh Erwerbung eines Grundstücks bei Arnstadt einen meiteren Mittelpunkt fir die Pflege und Er- ziehung kleiner Kinder zu schaffen. Für das Landeskranken- haus in Sondershausen wird ein Freibett dotiert werden, welches insbesondere unbemittelten Kranken, die der Armen- pflege niht anheimfallen sollen, dienen wird. Die Zinsen eines größeren Theils des Kapitals endlich sollen zur Vermch- rung der Waisenpfründen für die Ober- und Unterherrschaft herangezogen oder in anderer Weise für bedürftige Waisen verwandt werden, da nah dieser Nichtung vielfach die Unzu- länglihkeit der vorhandenen Mittel hervortritt. Die im Fürstenthum zur silbernen Hochzeit veranstaltete Sammlung hat die Summe von ca. 34 700 M ergeben. Der Fürst und die Fürstin haben diesen Betrag zu dem obigen Zweck be- stimmt, zugleih aber noch aus eigenen Mitteln in dankbarster Anerkennung der Opferwilligkeit der Landeseinwohner die Summe von 100 000 4/6 hinzugefügt.

Das amiliche Blatt veröffentliht in seiner gestrigen

Nummer folgende Dan ksagung des Fürsten und der Fürstin :

Uef gerührt von den ebenfo zahlreichen, wie mannigfaltigen Be- weisen der Treue, Liebe und Anhänglichkeit, welche uns zu dem veutigen Festtag dargebraht worden sind, sprehen wir Allen, Allen unseren innigsten und wärmsten Dank dafür hierdurch aus.

Gs thut uns wahrhaft wohl, aus allen Glückwünschen, Gaben und festlichen Veranstaltungen heraus zu empfinden, daß wir in unsrer Liebe und dem warmen bailes welche wir unserm geliebten Fürsten- thum und seinen Bewohnern |tets entgegengebraht haben und immer entgegenbringen werden, verstanden worden sind.

Gott erhalte dieses feste und {chöne Band der Treue, der Liebe und des gegenseitigen Vertrauens, welches zwischen uns und unsern Landeékindern besteht.

Der Segen des Herrn sei für alle Zeit mit unserm theuren Lande und uns Allen.

Sondershausen, 12, Juni 1894.

Karl. Marie.

Oesterreich - Ungarn.

__ Das neue ungarishe Ministerium hat sih gestern im Oberhaus und Abgeordnetenhaus vorgestellt. Die Minister begaben sich zuerst nah dem A L A T gus und wurden, insbesondere der Minister-Präsident Dr. Wekerle und der Justiz-Minister von Szilagyi, von der vor dem Par- lament angesammelten Me tene lebhaft begrüßt. Das O war sehr besuht. Der Minister-Präsident, von den Abgeordneten mit Eljen-Rufen empfangen, nahm bei Beginn der Sißung das Wort, um dem Hause von der Erneuerung des Kabinets Mittheilung zu machen und die Gründe der Demission des früheren Ministeriums darzulegen. Diese Gründe bestanden,wie derMinister-Präsident C Marin Del dieKrone eine der Garantien für die Annahme der Eherehtsvorlage im Magnatenhause, nämlich die Ankündigung eines eventuellen Pairsshubs, verweigert hatte. Die Regierung habe nunmehr von der Krone die Ermächtigung zu der A elleuna er- halten, daß die Krone eine Wendung in der Ehe- reformvorlage unter den derzeitigen politischen Verhältnissen auch ihrerseits für entschieden nothwendig erachte. (Beifall rechts. Bewegung

haus vor dieser No

! wendigkeit beugen werde. Das Programy des Kabinets bleibe das alte. Wekerle erbat zum Schluß v der liberalen Partei auch fernerhin ihre Unterstü ung und von der Opposition eine objektive Beurtheilung des der Regierung. (Beifall rehts.) Justh und Apponyi ver: langten Aufklärung, weshalb das Kabinet, ohne die gewünschten Garantien erlangt zu haben, die Regierung übernommen habe und tadelten den fremden Einfluß, welcher im Laufe der Krisiz zl Dane getreten sei. Apponyi fügte hinzu, die Erklärung dez

inister-Präsidenten Dr. Wekerle bezüglich der Gefinnung der Regierung böte keine Entschädigung für das Aufgeben der Garantien. Sein Mißtrauen gegen die Regierun sei durch den Verlauf der Krisis nur erhöht worden, Thomas Pechy erklärte, Dissidenten gegen die Kirchenpolitik der Regierung sei dur die Krisis nicht geändert worden. Karl Eoetvoes betonte im Namen der Unabhängigkeitspartei, ihren Prinzipien treu L bleiben und die Kirchenpolitik der g ets unter- tußen zu wollen. Es würde ein Unglück für das Landsein, wenn die Reaktionspartei ans Ruder käme. konstitutionellen Gesinnung der Krone sei durch den Gang der Kabinetskrisis gestärkt worden. (Lebhafter Beifall.) Ugron nannte die Krisis eine De legte gegen das Hineinzerren

Verwahrung ein, warf der Regierung Mangel an Verständniß für den Parlamentarismus vor, weil sie die Rechte eineg Hauses des Reichstags einschränken wolle, und fragte ließli, warum die liberale Partei die Bildung des Kabinets dur S oder dur Banffy gehindert und an Szilagyi e die Ermächtigung erhalten habe, dem Hause von der Zu- stimmung der Krone zu der Ehegeseßreform Mittheilung zu machen. Der Minister-Präsident wiederholte darauf die in seiner ersten Rede abgegebene Erklärung und fügte hinzu, er habe von der Ermächtigung jegt vollen Gebrau gemacht. Die Stellungnahme der Krone sei streng konstitutionell und nah den Antezedentien sogar nothwendig, da auch heute noch ge- ja t werde, die Krone hätte nur gezwungen die Ermächtigung zur Einbringung der Eherehtsvorlage gegeben. Die Solidarität des Ministeriums habe sich nur auf Prinzipien bezogen, die ausgetretenen Mitglieder seien auf ihren eigenen Wunsch aus dem Ministerium ausgetreten. Während der Krisis habe er, Redner, die reine Ueberzeugung von der konstitutionellen Gesinnung des Monarchen gewonnen (stür- mische Eljenrufe), er könne es daher nicht erlauben, daß man sich mit dem Thema des Einflusses fremder Faktoren, der seiner Ansiht nah durchaus niht geübt worden, befasse. Er sei zu dem Minister des Aus- wärtigen Grafen Kälnoky gegangen, weil dies vom politischen candpunkt aus nothwendig gewesen sei. Er sehe sih nit bemüßigt, cine Aufklärung darüber zu geben, warum die eine oder die andere Persönlichkeit mit der Bildung des Kabinets betraut worden. Der Banus Graf Khuen-Héderväry habe nicht direkt auf seinen (Wekerle’'s) Rath, jedo mit seinem Wissen den Auftrag erhalten , id über die Lage zu orientieren, was doh nicht gleich- bedeutend sei mit dem Austrag zur Bildung eines Ministeriums. Die liberale Partei habe ein treues 7 esthalten an ihren Grundsäßen bewiesen; die erste Beschluß fang der Partei habe nur den- Grundsäßen gegolten, durchaus nicht der künftigen Regierung. Er habe die Regierung ohne die Gewähr einer Annäherung der erblichen Oberhaus- mitglieder übernommen, weil er, besonders durch die Vertrauenskundgebung der Krone, die Ueberzeugung qe- wonnen, daß die Garantien niht mehr nothwendig seien. Er werde dies Amt, das er nicht gesucht habe, solange behalten, als es ihm die patriotishe Pflicht gebiete, und er werde es niederlegen, wenn es ihm die patriotische i pa gestatte. (Stürmischer Beifall rechts.) Nachdem noch der Abg. Asboth gesprochen, theilte der Präsident mit, daß Graf Julius An- drassy infolge seiner Ernennung zum Minister am Königlichen Hoflager sein Abgeordnetenmandat niedergelegt habe. Nächste Sizung Donnerstag. __ Jm Oberhaus gab der Minister-Präsident Dr. Wekerle eine Erklärung ab, welche denselben Wortlaut hatte wie die im Abgeordnetenhaus abgegebene. Sie wurde mit lebhaften Eljenrufen aufgenommen. Auf eine Bemerkung des Grafen Ferdinand Zichy, die Erklärung Wekerle's solle wohl nicht eine Rresston auf das agnatenhaus bedeuten, erklärte der Minister-Präsident, seine nah den Vor- gängen nothwendig gewordene Erklärung involviere nur einc unverbrüchlihe Willensäußerung des Monarchen. (Beifall.) Hierauf erklärte Graf Ferdinand Zichy, durch die Er- klärung des Minister-Präsidenten sei das E Recht der Mitglieder des Hauses nicht berührt. Präsident Szlawy begrüßte alsdann das Ministerium. und sprach die Hoffnung aus, daß die der Erledigung harrenden Vorlagen, darunter die höchst wichtigen kirchenpolitishen, mit Zustimmung der Re- gierung und des Hauses im ZJnteresse des Thrones und des Vaterlandes erledigt werden würden.

Der „Budapester Correspondenz“ Lee entbehrt die Meldung, - wonach die Regierung beabsihtige, den Gescb- entwurf über die freie Ausübung der Religion, sowie über die Judenrezeption bis zum Herbst zu vertagen, der Begründung. Die Regierung gedenkt vielmehr die E E kirhen- politishen Vorlagen noch im Laufe der Session durh- berathen zu lassen.

Frankreich.

Wie „W. T. B.“ aus Paris meldet, hatten der englische Botschafter Lord Dufferin und der Minister des Aus- wärtigen Hanotaux gestern eine Besprechung über die g egen wie auch über die Lage in Ma- rokko. “nt er ersteren liegt in Paris die Meldung vor, daß der türkishe Botschafter in London Rustem-Pascha det „Foreign Office“ einen Protest der Türkei gegen das Ab- tommen zwishen England und dem Congostaat überreicht habe.

Der Ministerrath hat die Verfolgung des Journals „Parti ouvrier“ wegen Beleidigung der Armee beschlossen.

Der Senat hat N ohne Debatte den Kredit von 1 800 000 Fr. zum Schuß der französishen Interessen in Afrika angenommen. Die Deputirtenkammer hat das Handelsübereinkommcn mit Bolivia genehmigt. Der jüngst von Turrel eingebrachte Antcag fordert Schußzölle gegen aus Oesterreich-Ungarn stammende Mehle, Weine und Schafe. L

Die Senatoren und Deputirten des Rhoné-Departements haben vorgestern dem Minister-Präsidenten D‘up uy eine Ab- ordnung der Weinbauer aus der Gegend/ von Mâcon vor-

im Zentrum.) Die Regierung hoffe, daß sich das Magnaten-

gestellt. Der Sprecher der Abordnung verlas ein Schrift:

(

orgebenz F

der ablehnende Standpunkt der

Das Vertrauen zu der

der Krone in den Parteizwist durh den Minister - Präsidenten M

tgehalten habe. Jvanka fragte, ob der Minister-Prôsident |

_Jn der Finanzfrage

tück, worin die Klagen der Weinbergbesißer dieser Gegen- den niedergelegt, der Abbruch der Handelsbeziehungen zwishen Frankreich und der Schweiz bedauert und die stets wachsenden Nachtheile infolge des Zollkriegs dar- gelegt werden. Der Minister-Präsident antwortete, er werde morgen dem Ministerrath Kenntniß von dem Jnhalt dieses Sqchriftstücks geben. Die Bittschrift der Abordnung ‘bat er dem Bureau der Kammer zu übermitteln. Auch eine Ab- ordnung der Kammergruppe zum Schuß des Weinbaues machte Vein Minister-Präsidenten Vorstellungen über die Noth- lage der Weinbauer. /

Nach einer Mittheilung der siamesishen Gesandt- {haft in Paris ist das zur Aburtheilung der Mörder Gros- gurin's in Bangkok eingeseßte gemischte Gericht nicht auf- gelöst worden, sondern hat seine Sißungen infolge eines geringfügigen Mißverständnisses nur vertagt. Das Gericht werde unverzüglich wieder zusammentreten, um das Urtheil zu

fällen. Phra-Yot werde zugegen sein. Nufßland.

Wie die „Kölnische Zeitung“ aus St. Petersburg meldet, wird sich der Großfürst-Thronfolg er bereits am 16. d. M. nah England begeben. Da die Kaiserin noch einige Tage länger, als anfangs beabsichtigt, bei dem franken Großfürsten Georg verweilen wird, so wird die Einweihung der Gedenkkirhe in Borki im Beisein des Kaisers und der Kaiserin nicht vor dem Ende der nächsten Woche stattfinden.

Jn der gestrigen gemeinsamen Sißung des Departements für Reichs - Oekonomie und des Minister - Comités wurde die Verstaatlichung der Südwestbahnlinie Losowo—Sebastopol unter den früher gemeldeten Bedingungen beschlossen. Am nächsten Dienstag erfolgt die Berathung über die Fortführung der Moskau—Faroslaw-Eisenbahn von Wologda nah Archan- gelsk. Am Sonnabend wird unter dem Vorsiß des Finanz- Ministers eine Berathung über die Getreidetarife statt- finden, zu welcher Jnteressenten hinzugezogen werden.

Der Reichsrath hat gestern sing das neue Bank- statut der Reichsbank angenommen und nur bezüglich der Pensionsverhältnisse des Personals einige Ausstellungen gemacht.

Jtalien.

Der „Esercito“ erklärt es für vollständig unrichtig, daß auf angeblichen Wunsch des Königs im Quirinal eine Ver- sammlung von Generalen stattgefunden habe, welche dem König über die Meinung der Armee bezüglih der geplanten Reduktion des Kriegsbudgets Aufklärung geben sollten.

Die römischen Blätter von gestern Abend halten es für wahrscheinlich, daß die Kabinetskrisis heute werde gelöst werden. Sonnino werde das Portefeuille des Schaßes, das er bisher nur interimistisch verwaltete, definitiv übernehmen und das Ps an Boselli abtreten, an dessen Stelle ein neuer Ackerbau-Minister treten werde. Die übrigen Minister würden ihre Portefeuilles behalten. werde das Kabinet weitere Kon- zessionen machen. Ueber lehtere liegen in einem Telegramm der „Nat.-Ztg.“ folgende Andeutungen vor: Um die Agrarier zu gewinnen, werden die beiden Grundsteuer- zehntel fallen gelassen werden, und um Giolitti's Gruppe anzuziehen, wird statt der 20 prozentigen Rentenkuponssteuer eine 18 oder 17prozentige allgemeine Mobiliensteuer (Rente eingeschlossen) vorgeschlagen werden. Weiter meldet das Blatt, Brin trete nicht in das Kabinet, werde jedoch die Regierung als Abgeordneter unterstüßen. Gestern Abend fand ein Ministerrath statt. j

Die heutigen Morgenblätter bestätigen, telegraphischer Meldung zufolge, daß Boselli das Finanzportefeuille und Sonnino den Schaß übernimmt. Damiani werde das Handels- und Ackerbau-Ministerium erhalten. Nach einer Mittheilung der „Niforma“ würde der König das Rültrittsgesuch des Kabinets niht annehmen und das leßtere sich morgen mit cinigen Veränderungen dem Parlament wieder vorstellen.

Die Ankunft des neuernannten russishen Minister- Residenten beim päpstlichen Stuhl Herrn Fswolski- soll im Laufe dieser Woche erfolgen. Er wird vom Papst in feierlicher Antritts-Audienz empfangen werden.

Schweiz.

Der Ständerath hat das mit Deutschland am 16. Juni 1893 vereinbarte Zusaßprotokoll zu dem Uebereinkommen vom 13. April 1892, betreffend den Patent - Muster- und Modell- schuß, genehmigt. E :

Der Nat1onalrath lehnte gestern einen von Joos- Schaffhausen eingebrahten Antrag ab, nach welchem der Bundesrath bis zum Dezember ein Geseß über die Einführung der Goldwährung vorlegen sollte. Der Chef des Finanz- departements Hauser erklärte, dexr Bundesrath die stufenweise Liquidation der lateinischen Münz- union an; bei Außerkraftseßzung derselben werde die Schweiz die Goldwährung mit Beibehaltung des Frankenfußes und unter Anlehnung an Frankreih einführen. Ein bezüglicher Geseßentwurf sei bereits in Vorbereitung.

Belgien.

Jn der gestrigen Sißung der Repräsentantenkammer erklärte der Deputirte für Antwerpen Meens, die Ant- werpener Deputirten würden, da ihr Mandat abgelaufen sei, an den Berathungen der Kammer nicht mehr theilnehmen. Der Minister des Jnnern de Burlet erklärte, angesichts der Weigerung der Deputirten der Linken und derjenigen von Antwerpen sei jede Berathung der Kammer unmöglich; die Regierung stehe daher von der Diskussion der die Eingangszölle und die Congoeisenbahn betreffenden, sowie aller andern Geseges vorlagen ab. Auf Befehl des Königs brachte der Minister darauf eine Vorlage, betreffend das für die laufenden Arbeiten und Staatsbedürfnisse nöthige außerordentliche Budget, ein und ersuchte die Kammer, dieselbe zu berathen. Lambiotte und Janson ersuchten die Regierung um Aufklärungen bezüglih des Ab- kommens Englands mit dem Congostaat. Janson wies auf die Erregung, die in Europa infolge des Abkommens verursaht worden sei, sowie ‘auf die aus dem Vertrag sih ergebenden Schwierigkeiten hin. Zwischen Belgien und dem Congostaate könne nur eine einfahe Per- sonalunion hestehen. Er hoffe eine rasche Erledi ung der Schwierigkeiten; von seiten Frankreichs, der Belgien befreundeten Mat, seien keine Konflikte " zu be- fürhten. Man müsse darnach trachten , daß es am Congo zu feinem Blutvergießen komme. Der Minister des Aus-

strebe-

rung habe den Berliner Verirag paernel, dessen Klauseln, namentlich diejenige, betreffend das iedsgeriht, niemand aus den Augen verloren habe; die Posten im Congostaate hätten die formelle Weisung, jeden Konflikt, der F einem Blutvergießen führen könnte, zu vermeiden. Die Be- fürhtungen, daß ein solher vorkommen könnte, seien unbe- gründet. Jm Übrigen seien Verhandlungen über die An- gelegenheit eingeleitet. Damit war der Zwischenfall geschlossen. Die Kammer genehmigte alsdann das außerordentliche Budget und vertagte sich auf unbestimmte Zeit.

___ Das „Journal de Bruxelles“ meldet aus Brügge, daß die Polizei dort ein Jndividuum verhaftet habe, von dem man annehme, daß es der angebliche Baron Sternberg sei, der sih an den Attentaten in Lüttich betheiligte.

Bulgarien. Aus Sofia, 11. Juni, meldet „W. T. B“! „Troß des Wunsches der Regierung, daß Kundgebungen aus An- laß des Kabinetswechsels vermieden würden, treffen zahlreiche Deputationen aus den Städten und Gemeinden ein, um dem Prinzen Ferdinand Dank auszudrücken und der Regierung ihr Vertrauen zu bekunden. Unter den Deputationen befinden \ih vielfah Personen, die bisher dem politischen Leben fern ge- standen haben.“ Stambulow fuhr gestern Nachmittag aus; in einem besonderen Wagen folgte ihm der Polizei-Kommissar. Nach- mittag 4 Uhr wurde Stambulow vom Prinzen Ferdinand in Abschiedsaudienz empfangen. Eine große Menschen- menge sammelte sich vor dem Palais an und schrie: „Nieder mit Stambulow!“ Die Polizei traf Sicherheitsmaßregeln, um Stambulow bei der Rückkehr zu \{hüßen. Die Menge, welhe Stambulow bei der Rückfahrt folgte, wurde von Gendarmen verhindert, sih vor seinem Hause anzusammeln, und zerstreute sih nach kurzer Zeit, ohne der Polizei Anlaß zum Einschreiten zu geben. Nach der „Köln. Ztg.“ empfing die in den Straßen angesammelte Menge Stambulow mit Hochrufen. | Jm Laufe des Juni werden die Munizipalwahlen in den bulgarishen Städten außer Sofia stattfinden, in Sofia am 8. Juli.

Amerika.

Der Senat der Vereinigten Staaten von Nord- Amerika hat gestern die Artikel des Zolltarifs über Hanf, einschließlich Leinen- und Jutesäcke, erledigt. i

Aus Buenos Aires wird gemeldet, Peru werde die Ausfuhr von gemünztem Silber verbieten.

Afrika.

Nach einer Mittheilung der spanischen Gesandtschaft in Tanger, welche dem „Temps“ aus Madrid übermittelt wird, ist der Sultan von Marokko einem bösgartigen Fieber erlegen, bevor ihm ärztliche Hilfe zu Theil werden konnte. Der enterbte Prinz Mulei Mohamed habe, wie es nach derselben Quelle weiter heißt, zahlreiche Anhänger unter den Kabylen und der fanatishen marokkanischen Partei im Jnnern des Landes. Die Proklamierung des neuen Sultans Abdul Aziz sei bereits in vielen Küstenstädten vollzogen worden, doch befürchte der marokkanishe Minister des Auswärtigen, daß die Be- völkerung von Ges und Tetuan, sowie diejenige jenseits des Atlas großen Widerstand leisten werde. \

Ueber den enterbten Prinzen Mulei Mohamed theilt die „Köln. Ztg.“ mit, er sei jeßt etwa 26 Jahre alt und erst in neuerer Zeit von Abdul |[Aziz aus der Gunst des Vaters verdrängt worden. Als im Jahre 1887 Mulei Hassan, der verstorbene Sultan, shwer erkrankt war und sein Ableben befürchtet wurde, sei Prinz Mohamed zur Thronfolge ausersehen gewesen ; er habe damals mit zwei jüngeren Brüdern das Krankenzimmer des Vaters betreten : ein pa en, daß er be- stimmt gewesen, die Erbschaft anzutreten. Mohamed habe vor kurzem im Auftrage seines Vaters eine Expedition in Sus geleitet. Es scheine jedo, daß Abdul Aziz nicht nur das

eer, sondern auch den Minister Gharnit, den langjährigen reund und Rathgeber Mulei Hafsan's, auf seiner Seite habe.

Aus Tanger liegt vom heutigen Tage folgende Depesche des „W. T. B.“ vor: Aus der Umgegend werden zahlreiche Diebstähle gemeldet. Der Beamte der französischen Briefpost wurde angegriffen und verwundet, die Korrespondenz geraubt. Der Gouverneur hat eine Verordnung erlassen, in welher er die Kabylen auffordert, zu den bevor- stehenden Festtagen in Waffen zu ersheinen. Die Maßregel flóßt Beunruhigung ein. Das einzige Kriegssh|f, welches an- wesend ist, ist der spanische Kreuzer „Venadito“; man erwartet ängstlih Kriegsschiffe der übrigen Mächte. /

Jn dem französischen Kriegshafen Toulon stehen, wie von dort gemeldet wird, die Panzerschiffe „Magenta“, „Devastation“, „Amiral Duperré“ und „Alger“ unter Dampf, während die Panzerschiffe „Hoche“, „Neptune“, lben und „Lalande“ E gestern an der algerischen Küste eingetroffen sein dürften. Auch Jtalien sendet nah einer Meldung aus Spezia ein Kriegs\if, die „Lombardia“, nah Tanger. Der spanische Kommandant von Melilla hatte, wie aus Madrid gemeldet wird, eine Zu- sammenkunft mit Muley Araaf, welcher dabei erklärte, die Kabylen befänden sich in Ruhe. Aus Madrid liegt übrigens folgende Depeshe vom heutigen Tage vor: Der spanishe Gesandte in Tanger meldet R, das diplomatische Korps habe angerathen, keine Kriegs\chiffe an die Küsten von Marokko zu entsenden, dagegen solche in den Häfen von Oran, Cadix und Gibraltar bereit zu halten.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Stellt der Herausgeber einer Rei den Einsendern von Preisräthsel-Lösungen, auch Nichtabonnenten, Gewinne in Aussicht, welhe unter den Räthsellösern verloost werden sollen, so kann, nah einem Urtheil des Reichsgerichts, 111. Strafsenats, vom 15. März 1894, dieses Unternehmen, troß der Zulassung von einem Einsay nicht leistenden Nichtabonnenten, als die Veranstaltung einer Lotterie im Sinne des § 286 Str.-G.-B. erachtet werden. In der Nr. 21 der als Gratióbeilage zu dem M.'schen „Generalanzeiger“ erMa Een, von G. redigierten Zeitschrift „Häuslicher Aathgeber ür alle deutshen Hausfrauen“ wurden für die bis zu cinem bestimmten Termin einzusendenden Lösungen dreier Preis- rätbiel 4 Preise in Aussicht en deren Gewinner durch das Loos bestimmt werden follten. ie Uebermittelung der Abonnements- uittung wurde dabei als nicht erforderlich bezeihnet. G. wurde wegen eranstaltung ciner öffentlichen Ausspielung ohne Ee r- laubniß im Sinne des § 286 Sir.-G.-B. angeklagt. Die Strafkammer

Lotterie entzöge. Auf die Revision des Staatsanwalts hob das Reichsgericht das erste Urtheil auf, indem es begründend ausführte : „Aus der bloßen Zulassung von Nicht onnenten folgt noch nit ohne weiteres, daß nur solhe Personen, die jenen Einsaß (den Abonnementspreis) nicht erlegt haben, für das Unternehmen ge- wonnen worden sind. Jedenfalls ist in dem ange s Urtheil eine Feststellung nach dieser Richtung niht getroffen. Dasselbe läßt es vielmehr erkennbar ofen, daß neben einzelnen Nichtabonnenten, die das Blatt z. B. in Gastwirthschaften 2c. lesen, vorzugsweise Abonnenten sih an der Konkurrenzlösung betheiligt haben. Es ist dann aber auh weiter nicht AUBeIG losen: daß diese ihr Abonnement T theilweise als Einsay für die Ausspielung zahlen.“

Ein preußischer Gerichts-Assessor, welcher einem Landgericht zur unentgeltlichßen Beschäftigung überwiesen, nicht aber zum Hilfsrichter bestellt ist, darf, nah einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Strafsenats, vom 6. April 1894, auch wenn er an der Verhandlung theilgenommen hat, bei der Berathung und Ab- stimmung des Gerichtshofs nicht zugegen j ein. Der Gerichts- Assessor S., welcher dem Landgericht M. in Preußen zur unentgelt- lichen Beschäftigung überwiesen worden, niht aber zum Hilfsrichter bestellt war, nahm troß der Vora arn Beseßung des Gerichts- hofes an der Hauptver Wm der Straflammer theil, begab sich zugleih mit dem Gerichtshof nah dem Beschluß der Beweisauf- nahme in das Berathungszimmer und war niht nur während der Be- rathung und Abstimmung zugegen, sondern betheiligte sich auch an der Berathung. Das sodann verkündete Urtheil wurde vom MReichsgericht aufgehoben, indem es begründend ausführte: „Der § 195 des Gerihts- veriasungs eseßes in der ihm durch das Geses vom 5. April 1888 gegebenen fa ung schreibt vor, daß bei der Berathung und Abstim- WuO des Gerichts außer den zur Entscheidung berufenen Richtern nur die bei demselben Gericht zu ihrer juristischen Ausbildung beschäftigten Personen zugegen sein dürfen, soweit der Vorsitzende deren Anwesenheit gestattet .… . Sowohl in der MNeichs-Justiz- kommission, welhe den § 195 dem Regierungs8entwurfe hinzufügte, wie in den Motiven zu dem § 195 des Geseßes vom 5. April 1888 und bei dessen Berathung war man darin einig, daß unter den zu ihrer juristishen Ausbildung beschäftigten Personen nur allein die Re- ferendarien, d. h. diejenigen Personen zu verstehen seien, die sich nah zurückgelegter erster Ls im Vorbereitungsdienste befinden. Die Frage, in welher Weise Assessoren bei Landgerichten zu be- schäftigen seien, ist hier nit zu erörtern. Jedenfalls ermächtigt das Geseß die Landes-Justizverwaltung niht, den Assessor einem Land- geriht zu seiner juristishen Ausbildung zu überweisen. Iffft aber die Uebecweisung zur unentgeltlichen Beschäftigung erfolgt, fo kann dem Vorstande des Landgerichts die Befugniß niht eingeräumt werden, den Worten des Gesehes zuwider den Titel der Beschäftigung des Asffsessors eigenmächtig zu ändern.“ (101/94.)

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Malta. __ Durch Verfügung der Lokalbehörde in Malta vom 2. d. M. ift für Schiffe aus den türkischen Häfen an der kleinasiatischen “tüste des Schwarzen Meeres eine Quarantäne von 5 Tagen angeordnet worden.

London, 12. Juni. Dem „R. B.“ wird aus Hongkong in China gemeldet, daß dort die Pest herrshe und bereits 1500 Per- sonen daran gestorben seien. Auch mehrere Europäer seien von der Krankheit befallen worden und einer von ihnen der Krankheit erlegen. Die Zahl der Todesfälle betrage täglih annähernd fünfzig. Die Éin- geborenen flüchteten. Die Regierung beabsihtige, alle ungefunden, von Fingeborenen bewohnten Stadttheile niederlegen zu laffen.

Verdingungen im Auslande.

Niederlande.

26, Juni, im Timmerhuis zu Notterda m: Lieferung von guß- eisernen Röhren und Hilfsstücken im Gesammtgeroicht von 2 206 744 kg. Eee fäuflidz für 50 Cents bei den Zuchhändlern Wed. P. van Waesberge u. Zoon zu Rotterdam.

_ Egypten.

25. Juni, Morgens. Kriegs-Ministerium in Kairo:

von 18 000 Kornsäcken und 8000 Mehlsäcken.

Verkehrs-Anstalten.

Bremen, 13. Juni. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Saale“ ist am 11. Juni Abends auf der Weser angelommen. Der Schnelldampfer „A ller“ ift am 10. Juni Abends in New-York angekommen. Der Postdampfer „Weimar“ ist am 11. Juni Abends auf der Weser angekommen. Der RNeichs- Postdampfer „Karlsruhe“--ist am 11. Juni Nachmittags in Suez angekommen. Der Postdampfer „Mark“ hat am 12. Juni Morgens die Reise von Antwerpen nah Bremen fortgeseßt.

Theater und Musik.

Im Königlichen Opernhause gange morgen Mozart's „Don Juan“ mit folgender Beseßung zur Aufführung: Don Juan: err Bulß, Donna Anna: e Pierson, Donna Elvira: Fräulein Leisinger, Zerline: Fräulein Rothauser, Leporello : Herr Krolop, Don Octavio: Herr Sommer, Komthur: Herr Stammer, Masetto : Herr Schmidt. Kapellmeister Weingartner dirigiert. : Im Königlihen Schauspielhause werden morgen die Lustspiele „Der Tugendwächter“ und „Die Dienstboten“ (Frau Schramm, Herr Vollmer) gegeben. _ : :

Im Deutschen Theater findet am Freitag die E Auf- führung von „Göß von Berlichingen" statt. Die Titelrolle spielt Ernst Pittschau, die Adelheid arie oauenborte, die aria Teresina Geßner, den Heiblinger Otto Sommerstorff, den Franz Josef Kainz, :

Im Lessing-Theater werden nur noch drei Vorstellungen (heute, morgen und Freitag) von Victorien Sardou?s Lustspiel „Madame Sans-Gêne“ stattfinden, da der Schluß der Saison nicht länger hin- ausgeschoben werden kann.

Lieferung

Jagd.

Wir möchten lon jeßt die mer ointert der deutschen Jägerei darauf lenken, daß mit Allerhöchster Genehmigung und unter dem E N Seiner Majestät des Kaisers und Königs infort alljährlich in Berlin eine Ausstellung von Jagd- trophäen (Elchschaufeln, Hirschgeweißer, Damschaufeln, Rehfronen, Gemsfrickeln 2c.), welhe im jemalig leßtabgelaufenen Jahre in Deutschland von Jn- und Ausländern oder von deutschen Jägern auf ausländischen Wildbahnen erbeutet sind, stattfinden wird.

Den Mittelpunkt derselben wind die jemalig leßte Jahresftrecke Seiner Majestät des Kaisers und Königs bilden.

Indem wir alle Gönner und Freunde des edlen Waidwerks bitten, gleih die erste für Januar - Februar 1895 mit der Schau- stellung der im Jahre 1894 erbeuteten Trophäen geplante an U ret reihlich beshicken zu wollen, bemerken wir bier nur noW, da alles Nähere darüber im Monat Oktober an diefer Stelle bekannt egeben werden, beziehentlih auf dem Bureau des Königlichen Hof- Jagdamts e W. N Pa 134c, zu erfragen fein wird.

erlin, im Juni A : s Das Comité. : Je fe: Freiherr von Hein

\sprah ihn frei, weil die Hinzuziehung von Nichtabonnenten, ohne

wärtigen Graf Merode erklärte, eine L mit dem Congostaate habe immer bestanden. Die belgische Regie-

einen Einsaß zu leisten, dem Unternehmen den Charakter einer

Ober-Jägermeister vom Dienst.