Nichkamfklicßes.
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 10. Juli 1913.
Seine Majestät der Kaiser und König hat laut Meldung des „W. T. B.“ gestern nahmittag an Bord der Jacht „Hohenzollern“ mit den Begleitschiffen „Kolberg“ und Sleipner“ von Brunsbüttel aus die Nordlandreise angetreten.
Laut Meldung des „W., T. B.“ fb am 8, Juli S. M. Flußlbi. „Tsingtau“ in: Pose S M S. „Zieten“ in Aberdeen und S. M. S. „Luchs“ in Wusung eingetroffen.
Jn der Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers“ ist eine Genehmigungs- urkunde, betreffend die Ausgabe von Schuldverschrei- bungen auf den Jnhaber durch die Stadt Northeim, veröffentlicht.
Oeftecreih-Uugarn. j Der gestern veröffentlichte ungarische Staatskassen - ausweis weis wié „W T B melde fx Das ( evste Quartal 1913 Einnahmen von 454,81 gegen 442,94 Millionen Kronen im gleichen Zeitraum des Vorjahres auf. Das bedeutet eine Mehreinnahme von 11,87 Millionen Kronen. Die Aus- gaben betragen 551,41 gegen 439,78 Millionen Kronen im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Somit übersteigen die Ausgaben die des gleichen Zeitraums des Vorjahrs um 111,62 Millionen. Die Bilanz ist um 99,75 Millionen un- günstiger als im ersten Quartal 1912. Der größte Teil der Mehrausgaben entfällt auf Ausgaben für gemeinsame An- gelegenheiten, was auf die dauernde Spannung der äußeren politischen Lage zurückzuführen ist. Für die gemeinsame Armee betrugen die Mehrausgaben 34,99 Millionen und für die Honvedarmee 14,53 Millionen Kronen.
Großbritannien und Frland.
Jm Oberhause kündigte gestern nah einer Meldung des „W. D. B.“ Lord Lansdowne an, daß er am 12. Juli. bei der zweiten Lesung der Homerulebill den Antrag stellen werde, daß das Oberhaus es ablehnen möge, mit der Erörterung der Bill fortzufahren, bis die Wählerschaft Gelegenheit gehabt habe, ihr Urteil über fie abzugeben.
7Frankreich.
Der Kriegsminister Etienne teilte gestern nahmittag der Heeresktommission die Entscheidung der Kommission für das Militärgesundheitswesen über die Einstellung der Zwanzigjährigen mit. Die Meinung der Kommission ist der Einstellung der Zwanzigjährigen durchaus ungünstig. Wie „W. T. B.“ meldet, stellt sie den Grundsag auf, daß junge Leute nur mit 20 Jahren eingestellt werden dürften, wenn fie sih freiwillig meldeten und wenn es ihre Gesundheit gestatte.
Das beratende Komitee will die Einreihung der Zwanzigjährigen einer ftrengen Auswahl von medizinisher Seite unterwerfen, da eine solhe dur die Musterungskommissionen niht genügend ge- währleistet sei, in Anbetraht der {weren Kasernierungs- und Verpflegungébedingungen. Das Komitee lenkte ferner die Auf- merksamkeit auf die Gefahren, die durch das Zusamrmenkedben von zwei Alterslassen der jungen Soldaten in den Kasernen beständen. Mehrere Kommissare waren darüber erstaunt, daß diese vom 8. Jult datierte Entscheidung völlig der Ansicht der Oberinspektion für das militärishe Sanitätswesen widerspree. Jaurès erhob lebhaften Widerspcuch und erklärte, er wücde die Abschaffung des Arcrtifels 29 des Heeresgeseßentwu1fs, der sich auf die Wiedereinführung der dreijährigen Dienstzeit bezieht, ver- langen. Joseph Reinah zog sein mit Montebello zusammen ein- gebrahtes Amendement zurü, das darauf hinzielte, die übershüssige Anzahl von Rekruten, die der Anzahl der Eingeretihten aus der oe der Zwanzigjähcigen entspräche, vom Militärdienst zu veirelen.
Die Kommission sprach sih \hließlich mit allen gegen eine Stimme gegen die Einstellung der Zwanzigjäh- rigen aus.
Der radikale Deputierte und ehemalige Minister P ue ch kündigte an, daß er den von ihm eingebrahten Zusaßantrag auf Einstellung der Zwanzigjährigen troy des Beschlusses der Heereskommission aufreht erhalte und in der Kammer be- gründen werde.
— Vor dem Subkomilee für Geldreklamationen der Jnternationalen Finanzkommission in Paris betonten gestern die ottomanishen Delegierten von neuem die Not- wendigkeit, erst dann in eine Diskussion über die Refkla- mationen der Balkanstaaten einzutreten, wenn alle Forderungen in ihren Einzelheiten bekannt sein würden. Troßdem nahm das Subkomitee eine summarishe Unter- suhung der bulgarishen und griechishen Reklamationen vor. Betreffs der Bezahlung der Kosten für den Unter- halt der Kriegsgefangenen erklärten die ottomanischen Delegierten, daß sie die klare, einfahe Anwendung des all- gemeinen Rechts annähmen, wie es aus der Haager Kon- vention vom Jahre 1907 hervorginge und das in deutlich spezifizierten Fällen eine Zahlung vorsehe. Sie gestanden Griechenland die Zahlung der Kosten für den Unterhalt der türkishen Flüchtlinge und für ihre Zurückshaffung nah der Heimat zu, aber behielten sich vor, sih über die Festhaltung griechischer Schiffe erst dann zu äußern, wenn ihnen die Einzel- heiten bekannt sein würden.
Das Subkomitee für Konzessionen und Kontrakte nahm vorgestern Kenntnis von dem redigierten Terte über die Wir- kungen, die die Abtretung von Gebieten auf die Nationalität der fonzessionierten Gesellschaften in den abgetretenen Gebieten haben würden, und seßte die Beratung darüber fort, ob die Geseßze des anneftierenden Staates auf die Konzessionen und die Lage der Minengesellshaften angewendet werden sollten, die erst nah der Kriegserklärung konzessioniert worden seien.
Spanien.
Sanchez Alegre, der am 13. April das Attentat auf den König verübte, ist zum Tode verurteilt worden. Wie „W. T. B.“ meldet, ging der Urteils\spruch dahin, daß das Attentat vorher beschlossen und hinterlistig ausgeführt worden sei. Sanchez sei zwar Epileptiker, er sei aber im Augenblick des Attentats im Besize der Geisteskräfte gewesen.
Türkei.
Nach Meldungen der „Agence Bulgare“ haben die bulga- rishen Truppen gestern auf dec ganzen Kampflinie be- deutende Erfolge erzielt. Sämtliche Angriffe der ser- bischen Truppen auf der Front Sultan Tepe—Patarita wurden unter großen Verlusten für die Serben zurü- geshlagen. Die Bulgaren machten sodann einen Gegen- angriff und schlugen die Serben in die Flucht, die sih gegen Egri Palanka zurückzogen. Ein erbitterter Kampf ist bei Kotschana im Gange. Auch hier wurden die Serb en mit beträchtlichen Verlusten zurückgeschlagen, worauf die siebente bulgarishe Division die Offensive ergriff. Die An- griffe des linken griehishen Flügels im Norden von Doiran wurden ebenfalls mit großen Verlusten abgeschlagen.
Vom „W. T. B.“ verbreiteten Nachrihten aus Belgrad zufolge haben die Serben nach kurzem Kampfe Radowischte erobert. Die bulgarishe Armee floh in der Richtung auf Planina und Plaskowiz. Die gestern abend in Knjazevac eingedrungenen bulgarischen Truppen wurden, wie amtliche Meldungen besagen, volllommen aufgerieben. Bei Vlasina wurde eine bulgarische Eskadron gefangen genommen und eine bulgarische Maschinengewehrabteilung erbeutet. Die bulgarische Armee unter General Kooatscheff ist im Rückzug begriffen, teils in der Nichtung auf Dbnißa, teils in der Richtung auf Pehtschewo. Das serbische Pressebureau meldet ferner, daß alle Angriffe der Bulgaren auf die serbish-bulgarische Grenze zwischen Zajeßar und Pirot vollständig abgeschlagen worden seien.
Der griechhische Kriegsminister gibt folgende Nachrichten bekannt :
Die griechischen Truppen haben vorgestern die Pässe des Belasiza-Gebirges (Belesch Dagh) lebhaft aagegriffen; die Bulgaren, die vielleicht von den Truppen bei Jschtip Verstärkungen erhaiten hatten, leisteten lebhaften Widerstand, wurden jedoch Schuitt für Schritt zurückgedrängt. Wir hatten bereits einzelne Pässe ge- nommen, als der Einbruh der Nat den Kampf unterbrach. Große Trainkolonnen der Bulgaren, von Infanterie begleitet, sah man das Strumitatal hinab gegen Petritsch marschieren; dies {einen die ersten Staffeln des Nückzuges der Bulgaren zu sein, der vor einigen Tagen begonnen hat.
Unsere Truppen verfolgen den Feind, der seinen Rückz!1g nach Petritscz durch die Engen des Strumißatales bewerkstelligt; Infanterie- abteilungen einer unserer Divisionen habei Hügel, die vom Feinde mit Artillerie beseßt waren, beftig angegriffen, Gefangene gemacht und fünf Kanonen und ein Maschinengewehr erobert.
Griechische Truppen, die von Doiran ber auf Strumiga vor- rücken, näherten sich den Shüßengräben des Feindes in der Nacht bis auf zweihundert Meter. Ein heftiger Angriff bei Tagesanbruch zwang die Feinde, ihre Stellung unter großen Verlusten zu räumen. Eine rastlose Verfolgung brachte sie zur Auflösung, so daß sie in haltloser Flucht Gewehre, Munition und Ausrüstungéstücke fortwarfen. Die griechischen Truppen seßten ihren Vormarsh fort und er- reihten Kosturino, südlich von Strumiya, eine starke hoch- gelegene Stellung von großer strategisch2r Wichtigkeit.
Einer Meldung der „Agence Havas“ zufolge haben die Griechen Serres genommen. Jhre Flotte bombardiert
Kawala. Bulgarien.
Die bulgarische Regierung hat nach einer Meloung der „Neuen Freien Presse“ durch ihre Vertreter eine Zirkular- note an die Mächte gerichtet, in der sie sih gegen den Vor- wurf verwahrt, den Ausbruch des Krieges verschuldet zu haben; die Verantwortung treffe Serbien und Griechenland. Gleich- zeitig erklärt Bulgarien sich bereit, auf Grund des Vertrags über eine friedlihe Lösung des Konflikts zu verhandeln.
Montenegro.
Der Minister des Aeußern Plamenet hat die Note, mit der der bulgarische Gesandte im Auftrage seines Monarchen seine Abreise von Cetinje mitteilte, laut Meldung des „W. T. B.“ mit folgender Note vom 8. d. M., die an den mit dem Schuße der bulgarischen Jnteressen betrauten russischen Ge- \chäftsträger gerichtet ist, beantwortet :
Mit dem am 17./30. Mai 1913 zu London unterzeichneten Friedensvertrage zwishen dsten vier verbündeten Balkanstazten und dem ottomanischen Reihe trat leßteres an Bulgarien, Griechenland, Montenegro und Serbien, fomit an die Verbün- deten, fämtlihe westlih der Linie Midia—Enos gelegenen Gebiete der europäischen Türkei ab. Alle diese Gebiete wurden erworben dant der übermenshlichen Anstrengung der Verbündeten und sollten unter ihnen in einer der Billigkeit entsprehenden Weise im Ver- hâltnis zu den Opfern, die jeder von ihnen gebracht hatte, auf- geteilt werden.
Die bulgarische Regierung hat jedoch anders gedacht und nah der Unterzeichnung des Londoner Friedens immer neue Ansprüche erhoben, die fich auf einen mit der serbishen Regierung vor Beginn des Krieges der Verbündeten mit der Türkei abges{lossenen geheimen Vertrag stüßen. Da dieser Vertrag der monte- negrinishen Regierung von ihren bulgarischen und ferbishen Ver- bündeten niemals zur Kenntnis gebracht worden ift, hat die Re- gierung des Königs von Montenegro ihn als nichtig angesehen, insoweit er Bestimmungen über die Teilung des Kondominiums der Verbündeten enthielt, und auf die Nachricht, daß die bulgarische Negierung thre Truppen zusammenziebe, um bei ihren Verbündeten den Vertrag mit Gewalt durhzuseßen, eine Armee an den Wardar ges{hickt, um ihre Interessen zu wahren und ihre Verpflichtungen gegenüber ihren serbischen und griehischen Verbündeten zu erfüllen.
Indetn Bulgarien auf seinen rehtswtidrigen Forderungen bestand und den Schieds\spruch des Kaisers von Rußland unmögli machte, hat es zu den Mitteln der Gewalt gegriffen, um mehr zu erlangen, als ihm der Londoner Vertrag zugesprochen hat, und am 17./30.Juni um 3 Uhr früh unvermutet seine Verbündeten auf der War- darlinie und auf der süt mazedonischen Linie in der Absichtangegriffen, sie durch Ueberrumpelung der Frucht ihrer ungeheuren Opfer zu be- rauben. Bulgarien führt den Krieg fort, ohne ibn erflärt zu haben. In konsequenter Weise bot die bulgarishe Regierung ihrem Vertreter in Montenegro den Auftrag erteilt, Cetinje zu verlassen, was dieser auch einige Stunden darauf, ebenso wie das Personal der Gesandtschaft, tat, ohne es zu wagen, seine Abreise zu begründen, die in weiterer Folge entweder den Abbruch der diplomatischen Beziehungen odec ihre bloße Unterbrehung würden bedeuten können.
Unter diesen Umständen ist die Königlich montenegrinische Negierung der Ansicht, daß die Mission des Vertreters Seiner Majestät des Königs von Bulgarien bei Seiner Majestät dem König von Montenegro beendigt ist und daß die diplomatischen Beziehungen zwischen Bulgarien und Montenegro gestern zu bestehen aufgehört haben.
Ich habe die Chre, Ste, Herr Geschäftsträger, zu bitten, diese Note der Königlich bulgarishen- Regterung auf dem kürzesten Wege zur Kenntnis bringen zu wollen.
Afien.
Nach einer Meldung des „W. T. B.“ sind die Truppen derSüdmongolei durch ihnen an Zahl überlegene Chinesen, die auch mit stärkerer Artillerie bewaffnet waren, in der Nähe von Kuku-choto g e\sch lagen worden. Die Verluste der Mongolen
sind verhältnismäßig gering.
Afrika.
Wie „W. T. B.“ meldet, sind die Spanier gestern bei Lourient von den Mauren beschossen worden. Die Spanier machten einen Ausfall und wurden dabzi von einer großen Anzahl von Mauren angegriffen. Die Mauren wurden \cließ- lih durch spanische Artillerie unter großen Verlusten zurück- getrieben.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Reichstagsabgeordnete, Domkapitular Anton Kohl (Zentrum) ist, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, gestern abend im 63. Lebensjahre in Eichstätt nah längerem Leiden gestorben. Der Verstorbene war seit 1898 Mitglied des Reichstages und vertrat den Wahlkreis 5 Oberpfalz (Neumarkt).
Kunst und Wissenschaft.
Dem hiesigen, Königlichen Kunstgewerbemuseum ist es vor kurzem gelungen, eine Mariens{eibe von dem Ulmer Glas- maler Hans Wild zu erwerben. So ansehnlich dite Zahl der noch erhaltenen Kirchenfenster von ihm ist, so spärlih ist seine Kunst in den Museen vertreten. Als der beste süddeutshe Glas- maler der drei leßten Jahrzehnte vor 1500 war er offenbar durch große Kirchenaufträge vollauf in Anspruch genommen, fodaß für kleinere Arbeiten, aus denen fich die Glasgemältesammlungen der Museen vornehmlih zusammenseßen, wenig Zeit übrig blieb. Die sonst so vielseitige und reihe Abteilung der Glasmalereien des Kunstgewerbe- museums besaß, wie wir den Amtlichen Berichten aus den Königlichen Kunstsammlungen entnehmen, von Hans Wild aus der Kunsikammer bloß das Fragment einer fleinen Verkündigungssheibe, das in er- wünshter Weise die von ihm virtuos geübte Aussch{lifftechnik der Ueberfanggläser veranshauliht. Später brachte die Versteigerung der Sammlung Vircent tn Konstanz (1891) dem Museum zwei Scheiben mit Fialen und spätgotishem Ornament aus den Baldachin- hefrönungen der verlorenen Kapitelsaalfei.\ster im Münster zu Konstanz. Dazu ist ein drittes Stück derselben Herkunft mit goldgelben A-sten und Blattwerê? auf bdîaucm Damastgrund im Jahre 1912 angetauft worden. Es zeigt dite naturalistische Behandlung der Baldachine, die auf Wilds Fenstern mit strengeren arcbitektonishen Formea abzuwehseln pflegt. Die ornamentale Erfindung und die feste Zeichnung des Ulmer Meisters kommen auf diesen drei farbenglühenden Scheiben gut zur Geltung; immerh:n aber bleiben es nur unvollständige Teilstücke. Erst die fkür;ltch erworbene Figurenscheibe, die Jungfrau Maria mit dem Cßhristkinde darstellend, ist in sih abgeschlossen und kann mit voller Stcher- heit Hans Wild zugeschrieben werden. Das Bild ist aus den feurig gefärbten Gläfern zusammengebleit, die so wesentlih zu der starken Wirkung der Wildfenster beitragen. Die Mutter Gottes steht auf der Mondsichel in violettem Gewand und tiefblauem Mantel vor einem braungoldig ausgesparten Strahlenkranz, den cin roter Grund mit s{chwarzem Damast umgibt. Die größeren Schwarzliotflächen im Damastmuster sind wie immer bei Hans Wild durch ausgehobene Strahlen aufgehellt. Das Grün als vierte Hauptfarbe bringen die Pflanzen am Boden; die Fleischteile sird weiß, Nimben und Locken wie üblich silbergelb, der arcttektonishe Nahmen s\teingrau und marmoriert.
Da Hans Wild sich nie gescheut hat, bestimmte Typen und Formen aus seinen eigenen Werken öfter zu wiederholen, ist es den genannten Berichten zufolge nicht \{chwer, seine Hand an vielen Einzel-
heiten der Marienscheibe naWzuweisen. Die Fialen des Rahmens
decken fich genau mit den Fialen der Konstanzer Baldachine in Berlin, der ehemaligen Straßburger Fenster und der Stifterscheibe im Salburger “ Klannerfenster, das auch noch tie gleichen Pfeller- fodel aufweist; alles Arbeiten von 1480. Die Kapitelle und Pfeilerscckel kehren ferner in dem Fenster von Zabern wieder. Das Damastmuster der Marienscheibe erscheint zuerst auf Wilds äitester datierter Glasmalerei in Urach von 1471, dann noch méehr- mals, unter anderem im Ulmer Natsfenster von 1480 und im Bolkamerfenster tn Nürnberg. Das vorn offene und auf der Brust mit einem goldenen Für\pan zusammengehaltene Hemden des Christfindes ist tn den Jessebildern des Ulmer Kramerfensters und des VBVolkamerfensters vorhanden, und das Kind selbst ist nah Haltung und Kopftypus eine nur wenig veränderte Wiederholung des Chrisikindes der Magdalenenkirhe in Straß- burg, Die goldene Krone mit Laubkranz, weißen Perlen und den eigentümlich abgerunbdeten Krabben an den Bügeln tragen in derselben Form die Marien der Jessebilder von Ulm und Nürnberz. Den Kopf der Mutter Gottes würde {hon die ganz bezeichnende Schattierung der Augenpartie, namentli ter unteren Augenlider, als Wildsche Arbeit erkennen lassen; zudem bringt denselben Typus mit dem s{chrägen Blick und den halbgeschlossenen Lidern eine von einer Nonne Margreta Hesin im Jahre 1497 gestiftete Scheibe mit der Marienkrönung im gotis@en Haus zu Wörliß. Eine engere Datierung der Scheibe des Kunstgewerbemuseums tnnerhalb der durch Stüdcte von 1471 und 1499 begrenzten Tätigkeit Hans Wilds ist bei ter Gleihmäßigkeit seines Stils niht mögli.
Die im Kupferstihkabineit der Königlichen Museen cin- gerihtete Ausstellung von Zethnungen von Pieter Bruegel dem älteren und Kupferstihen nah diesem Metster ist vom 10. Jult 1913 ab zugänglich.
Am Sonnabend, den 12. Juli, Abends 6 Uhr, wird der Präsident der Harvard-University Dr. Lowell in der alten Aula der Universität auf Etnladung des Kultusministeriums und der Universität eine Vor- lesung in englisher Sprache vor Damen und Herren halten. Billette werden niht ausgegeben.
Literatur.
— Dreßlers Kunsljahrbuch, auf das an dieser Stelle {on im vergangenen Jahr hingewiesen wurde, li:-gt als Jubiläumsausgabz zum Negierungsjubilänm des Kaisers und Königs nunmehr im 7. Jahr- ang für das Jahr 1913 vor. (Verlag von Dreßlers Kunstjahr- bad, Rostock i. M.) Dem besonderen Charakter dieses Jahrgangs ist dur eine Einleitung des Herausgebers, tn der er die Entwicklung der Kunst in den leßten 25 Jahren tin Deutschland zu \kizzieren ver- sucht, sowie durch einen Auffaß des Generaldireïtors der Königlichen Museen, Wirklichen Geheimen Nats Dr. Bode üker die „Entwicklung der deutschen Kunstmuseen in den 25 Jahren der Regierung Kaiser Wilhelms 11.“ Rechnung getragen. Im übrigen it die Einteilung des Jahrbuchs beibehalten. Seine erste Abteilung enthält die Angaben über die Hof- und Staatsbehörden der Kunstverwaliu-g im Deutschen Reich, feinen Bundesstaaten, in Oest:-rreih und der Schweiz. Die zweite Abteilung bietet eine systematische Uebersiht (nah Städten geordnet) über Büchereien, Lehrstätten (Lkademien, Technische Hoch- schulen, Universitäten, Kunst-, Kunstgewerbe- und Handwerkershulen), Sammlungen, Kirchenshäge und die Interessengemeinshaften der Künstler und Kunstgewerbetreibenden. Die folgende Abteilung gibt die Namen und Adressen der deutshen bildenden Künsiler und Künstlerinnen der Gegenwart, die leßte diejenigen der Kunstgelehrten, Kunstschriftsteler und Kunstschriftstellerinnen und ein Anhang die der Kunsthändler und Kunstverleger sowie Angaben über die Kunstsalons.
— Zum 250. Geburtstage A. H. Franckes hat D. Dr. Wil- helm Fried eine Festshrift: Die Stiftungen August Her- mann Franckes herausgegeben (Buchhandlung des Waisenhauses in Halle a. S. 6 , geb. 7 4). Das Buch ist eine Neubearbeitung
einer bor 50 Jahren vom Direktorium der Franckeschen Stiftungen veranstalteten Darstellung. Es wird nicht nur für die Angehörigen und Freunde der Stiftungen, fondern au für weitere Kreise, nament- lich die der Erzicher und Lehrer, von Interesse sein, stellt es doch ein bedeutsames Stück der Schul- und Erziehungsgeshichte unseres Vaterlandes dar. Dem frommen und tatkräftigen Stifter schwebte als hôhstes Ziel nidts Geringeres vor als die Er- neuerung des ganzen Volkslebens auf dem Grunde einer aus lebendiger christlicher Erfenntnis wiedergebocenen Bildung. In der Schrift wird zunächst ein Lebensbild Franckes und eine Skizze von deo Entstehen seiner Stiftungen und ihrer Entwicklung bis zur Gegenwart geboten. Ein zweiter Abschnitt enthält die Geschichte und Beschreibung der einzelnen Anstalten; ein dritter behandelt die öffentlißen Sammlungen, die ¡u den Stiftungsanstalten gehören. Weitere Abschnitte unterrihten über die Erhaltüngsqueltea der Stiftungen und ihre Nebenanstalten. Als Anhang sind Uebersichten Ber e Direktoren und über den gesamten Organismus der Stiftungen
igegeben.
i Kurze Anzeigen neu erschienener Schriften, deren Es vorbehalten bleibt. Einsendungen sind nur an die Redaktion, Wilhelm- straße 32, zu rihten. Rücfssendung findet in keinem Falle statt.
Wie ernährt {ich die Pflanze? Von Otto Krie er 188 S. mit 146 Abbildungen im Text und 3 Tafeln. Jn Otittital: leinenband 1,80 4. Leipzig, Quelle u. Meyer.
Interessante Kriminalprozesse von kulturhistorisher Be- deutung. Von Hugo Friedlaender, Gerichtsberichterstatter. IX. Bd. 3 #; gebdn. 4 . Berlin. W. 30, Barbarofssastr. 21. Hermann Barsdorf.
Zeugen und Züge guter deutscher Art. Von Konsistorial- Yat Dr. Sr epte. 1,25 Æ; gebn. 2 . Berlin W. 57, Kurfürsten- straße 164. Liebelsche Buchhandlung.
Meine Nesidenzarbeit. Von JFna Jünemann. (Stu- dentenbibliothek Heft 11. Herauêëgegeben vom Sefretariat Sozialer E ÉL. 8° (59) 0,40 A. M.-Gladbac, Volksvereins- verlag.
Die Neise nah Tripstrill von Ludwig Finkh" 2,50 M; gebdn. 3,50 4. Stuttgart, Deutsche Verlagsanstalt.
Jung Deutschland, Dein Kaiser! Von Ernft Heinri ch Bethge. Gebdn. Langensalza, Julius Belg.
„Volksbücher der Geschichte Ne. 84: Kaiserin Auguste Viktoria. Von Pfarrer C. H. Krummacher. Mit 54 Ab- bildungen, darunter 2 in farbiger Wiedergabe. 0,60 4. Bielefeld, Velhagen u. Klasing.
Kriegserinnerungen der Veteranen des Kreis- Krieger-Verbandes Bochum-Land. Herausgeg. vom Ver- bande. Gebdn. Bochum, Oscar Hengstenbergs Buchhandlung.
Bauwesen.
A 1: Juli d. J. wurde in feierliher Weis? die Lötshberg- bahn dem Betriebe übergeben und damit ein Werk zum Abschluß gebracht, das in mehrfacher Hinficht bemerkenswert ist. Die neue Linte ist niht nur ein wichtiges Glied des internationalen Eisenbahn- neßes, sie bildet auch ein glänzendes Beispiel tehnishen Könnens und ist vom Standpunkt des Betriebes insofern bemerkenswert, als die Zugförderung auf ihr lediglih mittels eleftrisher Wechselstrom- lokomotiven erfolgen foll.
__ Die Lötschbergbahn, die der Berner Alpenbahn-Gesellsaft gehört, bildet die kürzeste Berbindung zwischen der schwetzerisWen Bundes- hauptstadt und Brig, dem Anfangspunkt des Simplontunnels. Die dirckten Züge benußen von Bern aus zunächst bis Thun (Scherz- lingen) die Gleise der Schweizerishen Bundesbahnen, gehen sodann auf die Thunerfeebahn über und biegen bet Spiez südli in etne 1901 eröffnete Zweigstrecke ab, die durh das Kandertal nah Frutigen emporsteigt. Hier beginnt die eigentlihe Lötshbergbahn; fie steigt im Tal der Kander zunächst unter Zuhilfenahme künstlicher Entwicklungen nah Kandersteg empor und tritt bald hinter dem Ort in den 145 km langen Lötshbergtunnel ein, der die Berner Alpen zwishen dem Balmhorn „und Stockthorn unter dem Lötschenpaß durhfährt. Bei Goppenstein gelangt sie ins Freie und fclgt nun im Lötschental dem Laufe der Lonza ; dann biegt sie scharf nach Osten um und zteht sih an dem nördlihen Hang des Rhonetals entlang bis nah Brig, wo der Talboden und die Gleise der Simplonbahn erreicht werden. Vor der Eröffnung der Lötschbergbahn war die beste Eifen- bahnverbindung zwischen Bern und Brig die über Fretburg—Lausanne ; ihre Länge betrug rund 243 km; eine Schnellzugfahrt erforderte 4 Stunden 43 Minuten, was einer Reisegeshwindigkeit von etwa 99 km/Std. entsprach. Demgegenüber hat die neue Berbindung durch den Lötschberg nur eine Länge von rund 115 km: die Fahrt Bern— Brig dauert hier nur noch im ganzen 2 Stunden 25 Minuten. Man erspart also gegen früher rd. 128 km an Länge und 2 Stunden 18 Minuten an Zeit, troßdem bei Benutzung der Alpenbahn die Reisegeschwindigkeit an sih etwas geringer, nämlich nur 48 km/Std. ist. Durch die neue Linie wird der Weg von Frankreih nah Italien über Delle wesentli abgekürzt und zuglei eine weitere gute Ver- bindung zwischen Deutschland und Italien hergestellt, die mit! der Gotthardbahn erfolgreich in Wettbewerb tritt. Es beträgt die Ent- fernung Basel—Mailand durch den Gotthard über Olten—Uuzern 372 km, dur den Lötshberg über Olten—Bern—Brig 385 km. Nach dem Sommerfahrplan 1913 ist die Fahrzeit der vier {chnellsten Züge durch den Gotthard 8 Stunden 5 Minuten bis 8 Stunden 38 Mi- nuten, während die drei rashesten Verbindungen über Bern 8 Stunden 39 Minuten bis 9 Stunden erforderten. Der Zeitunterschted ist alfo nit wesentli. Aehnlich liegen die Verhältnisse im Verkehr zwischen Basel und Genua, hier ist die Fahrzeit auf beiden Linien nahezu die gleiche, troßdem übrigens die Entfernung über Bern rd. 26 km geringer ist. :
Die Lötshbergbahn weist recht erheblihe Steigungen auf. Auf der Strede Spiez—Brig steigt die Nordrampe von Frutigen bis Kandersteg fast ununterbrochen mit 27 v. T. an, während die Süd- rampe, abgesehen von der Strete Goppenstein—Hochtenn, im allge- meinen geringere Steigungen (bis 23,6 v. T.) besizt. Der nôördlihe Eingang zum Tunnel liegt 1200 m über dem Meere, der sudliVe o, 1219 m. Der lleinsle Kcümmungshalbmesser beträgt 300 m; er ist bei der Nordrampe auf rd. 59 km (30 v. H. der Gesamtlänge), bei der Südrawpe dagegen nur auf rd. 4 km (14 v. H. der Gesamtlänge) angewandt worden. In der Ge- raden liegen nördlich vom Scheiteltunnel rd. 10 km (50 v. H. der Gesamtlänge), südlih dagegen 11,7 km (46 v. H. der Gesamtlänge). Der Nest der Strecke zetgt Krümmungen von 325 bis 1800 m Halhb- messer. Die mittlere Stationsentfernung beträgt auf der Nordrampe 45 km, der mittlere Höhenunterschied 99 m, auf der Südrampe ist die mittlere Stationsentfernung 6,3 km, der mittlere Höhenunterschied 134 m. Die nugbare Länge der Gleise auf den Nampenstationen be- trägt 350 m.
Bei der Nordrampe war wegen des starken und unregelmäßigen Gefälles der Kander eine künstliche Entwicklung der Linie mittels Schleifenbildung erforderli, wofür das Bergsturzgebiet bei Miittholz sih besonders gut eignete. Im übrigen war die Gestaltung des Tals dem Bahnbau günstig, da an der fast durhweg benutten östlichen Lehne nur zwei Lawinenzüge und zwei Wildbäche gekreuzt wurden. Viel \{wieriger war die Lintenführung auf der Südrampe; das von der Lonza durhstrômte Lötschental ist beiderseits dur steile Wände und Schutthalden eingeergt und durch zahlreihe Lawinén bedroht. Die Bahn mußte daher hier größtenteils im Tunnel geführt, auf der offenen Strecke dagegen durch kostspielige Schußbauten gesihert werden. Im anschließenden Rhonetal war fast durhweg eine ofene Linienführung möglich, doch war hier eine Anzahl von Seitenbächen zu überbrüden, die sih vor der Einmündung in die Rhone tief in den Kalkfelsen eingeschnitten hatten. Bei der Entwurfsbearbeituug
doch ließ man diese Lösung fallen, da sie eine Unienverlängerung ergab und die Bahn doch nicht in ein für den Bau günstigeres Ge- lände gekommen wäre.
Die Lötschbergbahn is vorläufig eingleisfig; nur der Scheitel- tunnel is von vornherein zweigletsig auegeführt worden. Doch sind alle Vorkehrungen getroffen, um jederzeit einen ¿weigleisigen Ausbau der ganzen Strecke zu ermöglihen. Fnéêbesondere sind die zahlreichen NRampentunnel \o hergestellt, daß eine Erweiterung leiht ausführbar ist; in druckhaftem Gebirge wurde sogar gleich von vornherein der volle Ausbau durgeführt. Zwei Brücken über die Kander und die Nhonebrüde haben eisernen Üeberbau. Im übrigen sind nur gewölbte Bauwerke vorhanden. Der Sgeiteltunnel hat eine Länge von 145 Km, ift also nur wentg fürzer als der Gotthardtunnel.
Mit den Arbeiten wurde am 1. Oktober 1906 begonnen und zU- nächst bon beiden Enden her ein Sohlstollen vorgetrieben. Als der nördlihe Stollen eine Länge von 2,7 km erreicht hatte, erfolgte am 24. Juli 1908 unterhalb des Gasterentals ein gewaltiger Geschiebe- einbruch, wobei 25 Arbeiter getötet -und der Stollen auf 1300 m Länge vershüttet wurde. Da es zweifelhaft war, ob man ihn wieder herstellen und den Tunnel durch die Druckstrecke durführen Éônne, so änderte man die Linienführung teilweise ab. Die Achse erhielt im Inneren des Berges eine S-förmige Gestalt: von der 14,5 km langen Gesamtstrecke liegen nunmehr 122 km in der Geraden, dagegen 23 km in Bogen von 400 bezw. 1100 m Halb- messer. Troß dieser nachträglichen Abänderung gelang der Durchschlag am 31. März 1911 vortreflich. Die Achsabweihung betrug nur 297 mm, die Höhenabweihung 102 mm; der Lngenunterschied gegenüber der Rechnung betrug —0,41 m. Das durhfahrene Gebirge bestand am nördlichen Ende auf rund 4 km Länge aus Jura und Trias, in der Mitte folgte eine 6,5 km lange Granitmasse; die leßten 4 km am südlihen Ende führten dur kristallinishen Schtefer.
(„Zentralblatt der Bauverwaltung “.)
S
Nr. 28 der „Veröffentlihungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ vom 9. Juli 1913 hat folgenden Inhalt : Perfonalnatrichten. .— Gesundheitsstand und Gang der Volkskrank- beiten. — Zeitweilige Maßregeln gegen Cholera. — Desgl. gegen Gelbfieber. — Mitteilungen aus British Ostindien. 1910 u. 1911. — Desgl. aus britischen Besißungen in Australien, 1910. — Gesetz- gebung usw. (Deutsches Reich.) Häute. — (Preußen.) Fleischer- gewerbe. — Wohnungspolizet. — Heilanstalten. — Wohnungen für Arbeiter. — (Bayecn.) Veterinärpolizeilichße Anstalt. — (Schwarz- burg - Nudolstadt.) Uebertragbare Krankheiten. — (Frankreich.) Flüssigkeitsmaße. — (Neu Seeland.) Nahrungsmittel. — Tierseuchen im Deutschen Reiche, 30. Juni. — Desgl. im Auslande. — Desgl. in Aegypten, 1. Vierteljahr. — Vermischtes. (Deutshes Neich.) Krankenversiherung, 1911. — Unfälle durch Kraftfahrzeuge, 1911/12. — (Preußen-Berlin.) Konservierung der Milch. — (Schottland.) Anzeigepflichtige Krankheiten, 1911. — (Norwegen.) Irrenanstalten, 1911. — (Australisher Bund.) Blinde, Taubstumme, 1911. — Geschenkliste. — Wogentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. — Desgl. in deutshen Stadt- und Landbeztirken. — Witterung. — Grundwasserstand und Bodenwärme in Berlin und München, Juni. a Bade: Gerichtlihe Entscheidungen auf dem S der öffentlihen Gesundheitspflege (Gewerbehygiene, Kranken-
esen).
Land- und Forstwirtschaft. Saatenstand und Ernteaussichten in Rußland.
. Der Kaiserlihe Konsul in Rostof am Don berichtet unterm 2. Unt!
… Die Ernteaussichten sind in allen Kreisen des Dongebiets hbe- friedigend. Sogar in den Kreisen, die während der leßten Jahre ständigen Mißwachs erlebten — d. i. der Il. Donkreis und der Kreis Ustj-Veedwedibkoje — find die Aussichten gut. An einigen Stellen, im Rayon Dolschanskoje-Millerowo, wo die Wintersaaten ganz be- fonders gut stehen, erreiht der Roggen eine Höhe von 23 Arshin = 1,75 m bei sehr guter Aehrenbildung. Da die Blüte gut verlaufen ift, kann mit Sicherheit — falls die Witterung anhaltend günstig bleibt — auf eine ungleich reichlichere Ernte, als anfangs vorausgeseßt wurde, gerechnet werden. Bezüglich des Sommergetreides ist zu berichten, daß dte 7Frühsaaten gleihfalls günstig stehen und zu den besten Hoff- nungen berechtigen. Die Spätfaaten sind etwas zurückgeblieben und befinden sich zurzeit in der Aehrenbildung. Wenn die Witterung noch während zweter Wochen günstig bleibt, steht au für die Spätfaaten ein gutes Ergebnis bevor. Im allgemeinen bereitet man ih in den Stanizen und Ansiedlungen des Dongebiets auf eine reihlihe Ernte vor. Aus dem Kubangebiet und dem Gouvernement Stawropol lauten die Berichte gleihfalls sehr gut, namentliÞ für Wintergetreide, das ein ‘gutes Korn verspriht, wenngleich die Strohmenge geringer als im Don- gebiet ausfallen dürfte. Gletisfalls günstige Nachrichten sind aus dem Gouvernement Astrachan eingelaufen, wo man eine Ernte er- wartet, die die Ernteergebnisse des leßten Jahrfünfts weit übertrifft. Bezüglih der Sommersaaten wird auch aus den zuleßt genannten Gebieten über einen besseren Stand der Frühsaaten berihtet im Gegensaß zu den Spätsaaten, die nicht überall befriedigen. Wolken- bruchartige Regen, die zwishen Rostow und der Station Tichoretzkaja im Kubangebiet in der lezten Woche ntedergegangen sind, baben an einigen niedriger belegenen Stellen eine Lagerung des Getreides zur Folge gehabt.
Ernteaussichten und Getreidehandel in Spanien.
_ Nah den letzten vorliegenden amtlichen Nachrichten haben si die Ernteaussihten in Spanien tm allgemeinen weniger günstig ge- staltet, als man ursprünglich annahm. Die Aehrenbildung und der Körneransaßz entspricht infolge der ungünstigen Witterungsverhältnisse vielfah nicht den Erwartungen, worüber insbesondere in den Provinzen Barcelona, Badajoz, La Coruna und Madrid geklagt wird; nur in weñigen Gegenden hat die Saat sih nach dem gegen Ende April und im Mat gefallenen Regen von der langen LTroenheit erholt. Die Frühjahrssaat hat unter zu reichlichem Regen, der zudem das Emporkommen des Unkrauts begünstigte, gelitten, in den Provinzen Avila, Burgos, Guipuzcoa, Madrîfd und Orense waren andauernde Kälte und zum Teil Frost der Saat s{ädlich. Die Balearen nnd die Provinz Huelva sind im Monat Mai vom Hagel heimgesucht worden, der auf den ersteren indessen erhebliheren Schaden nicht angerihtet hat. Aus den Pro- vinzen Barcelona, Gerona und Ciudad Real wurden im Mai heftige Stürme gemeldet, die stellenweise die Lagerung des Getreides be- wirkten. In der Provinz Logrono sind die Flüsse übergetreten und haben großen Schaden verursacht. Die Landwirte sind mit den Feld- arbeiten infolge der ungünstigen Witterungsverhältnisse gegenüber anderen Jahren im Rückstande. Die Provinzen Avila, Badajoz, Burgos, Caceres, Cadiz, Granada, Guadalajara, Huelva, Huesca, Leon, Lugo, Navarra, Oviedo, Segovia, Sevilla, Teruel, Vizcaya, Zamora, die Balearen und die Kanarischen Inseln dürften einstweilen im allgemeinen noch eine gute Ernte ver- sprehen. In 18 Provinzen werden die Aussichten als hinreichend, in den Provinzen Albacete, Ciudad Neal, La Coruna, Guipuzcoa, Jaen, Madrid und Toledo als s{lecht bezeichnet.
Das Einernten von Gerste und Ale ist ziemlih beendet. Die Ergebnisse der beiden Getreidearten haben wenig befriedigt.
Die Märkte find im allgemeinen unbelebt, nur Paleniia und Soria machen eine Ausnahme. Jn Anbetracht der geringen Vorräte
war auch versucht worden, an der Ausmündung des Lötschentales mittels etnes Kehrtunne!s rascher nah der Talsohle hinab zu gelangen,
und der ungünstigen Ernteaussichten behaupten ih die hohen Preise,
Es wurden für den Doppelzentner Weizen bezahlt : : am 2D O 1 T6146 in Arevalo . 29,16 29,16 29,16 30,59 30,88 Pesetas Ö Nioseco r e B29 2826 2887 3916 29,16 « Medina del Campo 28,87 29,16 29,45 3030 3020 „ Valladolid . . . 29,18 29,16 29,45 30,30 3059 Eingeführt wurden in den ersten vier Monaten des Iahrez :
a. Weizen: 1913 . 199717 dz im Werte von 4323 869 Pesetas 1912. 148556 ¿ 8 119 691
1911. 569048 7 L 11960021 b. Mais:
1913 . 1764424 dz im Werte von 28 671 895 Pesetas R. 113536 z 7 ¿E930 124 5 1911. 622385 L ¿ « 10580 548 z
c. Gerste und andere Getreidearten : 1913. 148152 dz tm Werte von 2244508 Pesetas 1912 S Z 2 34537 7 TO9EL: 40 2 L G 705 306 D
Die Ginfuhr von Weizen hat demna im Vergleiche mit der in dem gleichen Zeitraume des Jahres 1912 etwas zugenommen, ist jedoch n i S De dere Eb ip trüdgeblieben. Mais sowte die TUPPE „Werlle und andere Getreidearten" weisen in diesem Fahre eine bedeutende Mehreinfuhr auf. | L
Ausgeführt wurden in N vier Monaten des Jahres : a. Neis: 1913 . 106813 dz im Werte von 4592 944 )esetas 1910 S. 2 5 220 510 P D C E S i i 387933 b. Mais:
13; 6314 dz im Werte von 113650 Pesetas
O2 3109 z g 95 956 5 O G S 5 20 984
c. Weizen: E 3506 dz im Werte von 94 669 Pesetas 1912 E, Ï 7 26 352 j 1911 11 ë 308 E
Danach ist die Ausfuhr der bezeihneten Getreidearten gegenüber der der beiden Vorjahre größer gewesen. Die bedeutende Reisausfuhr hat die des Jahres 1912 um etwa das zwanzigafahe übertroffen und E Bie gute Ernte des pyergangenen Jahres zurückzuführen. 7 R des Kaiserlihen Genera!konsuls in Barcelona vom 25. Juni
L Washington, 9. Jult. (W. T. B.) Nach dem heute ver- öffentlihten Bericht des Ackerbaubureaus beträgt der allgemeine Durchschnittsstand von Winterweizen am 1. Juli 81,6 9% gegen 99,9 9% tim Vormonat und 73,3 % am 1. Zuli legten Jahres. Der Ertrag sür den Acre wird auf 15,6 Bushels ge\häßt (15,9 bezw. 13,9) Der allgemeine Durchschnittsstand von Frühjahrsweizen be- trägt 73,8 9/9 (93,5 bezw. 89,3). Der Ertrag für den Acre wird mit 11,7 Bushels angegeben (13,5 bezw. 14,1). Die Vorräte an Wetzen in den Händen der Farmer betragen 35 515000 Bushels gegen 23 876 000 Bushels im Vorjahre. Der allgemeine Durchschnitts\tand von Mais wird auf 86,9 9% gegen 81,5 %/% im Vorjahre angegeben. Der Ertrag für den Acre wird auf 27,8 Bushels geschäßt gegen 26 Bushels im Vorjahre. Die Anbaufläche umfaßt 106 884 000 Acres gegen 108 110 000 Acres im Vorjahre. Der allgemeine Dur{\chnitts- stand von Gerste beträgt 76,6 9% gegen 87,1% im Vormonat und 88,3 9% im Vorjahre, von Hafer 76,3 9% (87 bezw. 89,2) und von Roggen 88,6 9/9 (90,9 bezw. 88,2).
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- maßregeln. Gesundhettsstand und Gang der Volkskrankheiten.
(Nah den „Veröffentlihungen des Kaiserlihen Gesundheitsamts*, Nr. 28 vom 9. Juli 1913.) Pest.
Deutsch Ostafrika. Im Muansabezirk wurden vom 11. bis 20. Mat 7 Neue:krankungen festgestellt.
Aegypten. Vom 14. bis 27. Juni erkraukten 25 (und starben 10) Personen an der Pest, davon in Kafr el Zagat 11 (6), in Abu Kerkas 5 (1), in Alexandrien 2 (2), in Senures 1 (1), in Sammalut und in Tantah je 2 (—), in Minia und Port Said je 1 (—).
British Ostindien. In der Wothe vom 25. bis 31. Mat erkrankten 1990 und starben 1719 Personen an der Pest. Von den Todesfällen kamen auf die Vereinigten Provinzen 708 (davon auf die Division Meerut 299), auf das Punjabgebiet 642, auf die Präsident- chaft Bombay 185 (davon auf die Städte Bombay 110 und Karachi 26), auf Bihar und Orissa 54, auf Burma 45 (davon auf die Städte Nangun 13 und Moulmein 15), auf Bengalen 40 (alle auf die Stadt Kalkutta), auf Najputana und Aimer Merwara 8 auf Zentralindien 9, auf den Staat Mysore 8, auf die Präsidentschaft Madras und auf Kaschmir je 7, auf den Landbezirk Delhi 2 und auf die Nordwestgrenzprovinz 1 Mlederländisch Indien. Vom 4. bis 17. Funi wurden folgende Erkrankungen [und Todesfälle] gemeldet: Aus dem Bezirke Malang 273 (258), aus Toeloengagoeng (28), aus Paree 14 (11), aus Soerabaja 14 (8), aus Kediri (10) und aus Madioen 7 (6). Ä Mauritius. Vom 4. April bis 8. Mai 4 Erkrankungen und 1 Todesfall. Brasilien. In Bahia vom 6. April bis 10. Mai 18 Er- krankungen und 12 Todeéfälle.
Gelbfieber. Brasilten. In Manaos vom 11. bis 17. Mat 2 Erkrankungen (und 2 Todesfälle), in Bahia vom 6. bis 26. N 3 N Pocken.
Deutsches Reich. In der Woche vom 29, Juni bis 5. Juli wurde 1 Todesfall in Erlangen (Reg.-Bez. Mittelfranken) festgestellt.
Fleckfieber.
Desterreich. Vom 15. bis 21. Juni in Galizien 51 Er- krankungen, in der Bukowina 1.
Genickstarre.
Preußen. In der Woche vom 22. bis 28. Junt sind 7 Er- frankungen (und 4 Todesfälle) in folgenden Regierungsbezirken [und Kretsen gemeldet worden : Arnsberg 1 | Dortmund Land], Cassel 2 (1) [Grafschaft Schaumburg], Düsseldorf 4 (2) [Essen Stadt 3 (1), Mörs 1 (1)), Oppeln — (1) e Land].
esterreich. Vom 8. bis 14. Juni in Galizien 2 Erkrankungen, davon 1 in der Stadt Krakau.
Spinale Kinderlähmung.
Preußen. In der Woche vom 22. bis 28. Iuni sind 6 Er- krankungen (und 1 Todesfall) in folgenden Regierungsbezirken [und Kreisen] angezeigt worden: Cassel 1 (1) [Ziegenhain], C3ln 3 [Bonn Stadt 1, Cöln Stadt 1, Waldbröl 1], Hildesheim 1 [Uslar], Münster 1 [Warendorf]:
Verschiedene Krankheiten.
Aus den im Gesundheitsamt eingegangenen Mitteilungen sind ferner hervorzuheben: Po en: Konstantinopel (15. bis 21. Juni) 4, Moskau 3, Odessa 1, Warschau 2 Todesfälle; Odessa 14, St. Petersburg 3, Warschau (Krankenhäuser) 5 Grkrankungen; Vari- zellen: Budapest 43, New York 165 Erkrankungen; Fle ck- Ee: Odessa 1, Warschau (Krankenhäuser) 11 Erkran- kungen; Nü fallfieber: St. Petersburg 1 Erkrankung : Tollwut: Neg.-Bez. Düsseldorf 2 Erkrankungen; Influenza: London 3, Moskau 1, New York 10, Paris 2, Skt. Peterêburg 6, Rom 10 Todesfälle; Odessa 25 Erkrankungen; Genickstarre:
die in diesem Monat weiter gestiegen sind.
Christiania 1, New York 2 Todesfälle; Budapest 1, New York
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