1913 / 163 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 12 Jul 1913 18:00:01 GMT) scan diff

den Gericht8assessor Rahm in Senftenberg zum Amts- richter daselbst,

den Gerichtsassessor Senger in Stettin zum Amtsrichter in Barth,

den Gerichtsassessor Dr. Herbert Scholz in Stettin zum Amtsrichter in Köslin,

den Gerichtsassessor Götting in Berlin zum Amtsrichter in Stolp i. Pom.,

den Gerichtsassessor Kurt von Kleist in Schwarzenbek zum Amtsrichter in Stolp i. Pom.,

den Gerichtsassessor Wally in Posen zum Amtsrichter in Mogilno,

den Gerichtsassessor Amende in Wriezen zum Amktsrichter in Birnbaum,

den Gerichtsassessor Greim in Posen zum Amtsrichter in Neutomischel,

den Gerichtsassessor Paul Meene in Berlin-Schöneberg zum Amtsrichter in Gräß,

den Gerichtsassessor Wilhelm Müller in Bromberg zum Amtsrichter in Unruhstadt,

den Gerichtöassessor Kempa in Guttentag zum Amtsrichter in Rogasen,

den Gerichtsassessor Dr. Friedrih Schneider in Brom- berg zum Amtsrichter in Schroda,

den Gerichtsassessor Neumann in Tarnowiß zum Amts- rihter daselbst,

den Gerichtsassessor Gemoll in Tost zum Amtsrichter in Rosenberg O. S.,

den Gerichtsassessor Pierschalla in Breslau zum Amts- rihter in Oppeln,

den Gerichtsassessor Bohnemann in Tarnowiß zum Amts- richter in Ratibor,

den Gerichtsassessor Dr. Galinsky in Namslau zum Amtsrichter in Gnadenfeld, A LerA Gerichtsafsessor Ketels in Tondern zum Amtsrichter ajelbji,

den Gerichtsassessor Wagner in Altona zum Amisrichter in Westerland a. Sylt,

den Gerichtsasessor Friedrich Bruns aus Rinteln zum Amtsrichter in Zierenberg und

den Gerichtsassessor Sch erlenzky in Eltville zum Amts- richter in Höchst sowie

den Gerichisassessor Dr. Frieders dorff in Berlin zum Staatsanwalt in Guben zu ernennen,

den Kammergerichtsräten Schröder, Reck, Bode, Dr. Krahmer und Dr. Koch in Berlin, den Oberlandesgerichts- räten Pohl, von Jngersleben und Dirlam in Breslau, Dr. Sommer in Frankfurt a. M., Paxmann, Dr. Haase, Engels, NaGtabeim und Liebering in Cöln, Gott- \halk in Celle, Nicolai in Naumburg a. S. und Sachse in Hamm, den Landgerichtsdirektoren Dr. Gieseke in Halle 0, S, Oppermann. Langner und Stiraehler wu Berlin, Wörmann in Bielefeld, von Reichmeister in Lüne- bura, Hempfing in Cassel, David in Breslau, Wilhelm in Elbing, Dr. Wilderink in Cöln, Tirpiy in Guben, Magnus in Saarbrücken und Prüßmann in Greifswald, den Ersten Staatsanwälten Voigt in Paderborn, Kindler in Liegniß, Holle in Breslau und Brossok in Stolp den Charakter als Geheimer Justizrat und

dem Rechtsanwalt Kriese in Wiesbaden den Charakter als Justizrat, denselben Titel ferner zu verleihen

im Kammergerichtsbezirk: den Rechtsanwälten und Notaren Joßmann in Berlin- Lichterfelde, Dr. Binting in Landsberg a. W.,, Wunsch in Charlottenburg, Schachtel in Berlin-Lichtenberg, den Rechts- anwälten Walther, Max Koch, Dr. Stranz in Berlin;

im Oberlandesgerichtsbezirk Breslau: dem Rechtsanwalt und Notar Kosterliß in Königshütte;

im Oberlandesgerichtsbezirk Cassel: dem Rechtsanwalt und Notar Berlin in Schmalkalden ;

im Oberlandesgerichtsbezirk Celle: dem Rechtsanwalt und Notar Rosenberg in Göttingen, den Rechtsanwälten Sander in Hildesheim, Brauns in Hannover ;

im Oberlandesgerihtsbezirf Cöln: den Rechtsanwälten Dr. Bodenheimer, Dr. Apfel, Dr. Welter in Cöln, Herter in Koblenz, Thewalt in Trier, dem_Notar Dr. Allert in Saarbrücken;

im Oberlandesgerichtsbezirk Düsseldorf: den Rechtsanwälten und Notaren van Randenborgh in Odenkirchen, Dr. Feldhaus in Mülheim (Ruhr), dem Rechtsanwalt Straßweg in Düsseldorf ;

im Oberlandesgerichtsbezirk Frankfurt a. M.: den Rechtsanwälten Paul Meyer in Sigmaringen, Dr. Hesdörffer, Fuld, Dr. Ebner in Frankfurt a. M.;

im Oberlandesgerichtsbezirk Hamm: den Rechtsanwälten und Notaren Hölscher in Herne, Dr. Werner in Hagen;

im Oberlandesgerihtsbezirk Kiel: den Nechtsanwälten und Notaren Reimers in Segeberg, Warns in Wandsbek :

im Oberlandesgerichts bezirk Königsberg i. Pr.: . den Rechtsanwälten und Notaren Siehr in Insterburg, Kuhn in Seeburg;

im Oberlandesgerichtsbezirk Naumburg a. S.: den Rechtsanwälten und Notaren Wilke in Sandau, Dr. Brecht in Quedlinburg, Lange in Salzwedel, Parey in Neuhaldensleben, Dr. Kempfe in Groß Salze, dem Rechts- anwalt Dr. Frank in Magdeburg : im Oberlandesgerichtsbezirk Posen: dem Rechtsanwalt und Notar Espe in Gnesen, Rechtsanwalt Aronsohn in Bromberg.

dem

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

den Hotelbesißzern Heinrih und Georg Diefenba ch in Homburg v. d. H. sowie der verwitweten Frau Theresia Randlkofer, geb. Schmidbauer, und den Kaufleuten Her- mann und Friß Randlkofer, Jnhabern der Giritia Alois Dallmayr, in München das Prädikat als Königliche Hof- lieferanten zu verleihen.

Justizministerium.

Dem Oberlandesgerichtsrat, Geheimen Justizrat Disse in Hamm und den Amtsgerichtsräten, Geheimen Justizrat Proßen in Ratibor und Mansfeld in Jarotschin ist die nachgesuchte Dienstentlassung mit Pension erteilt.

Der Amtsgerichtsrat Dr. Arnheim vom Amtsgericht Berlin-Mitte ist gestorben.

Versetzt sind: der Landgerichtsrat Dr. Eis ner in Beuthen (O. Schl.) nah Breslau, der Amtsgerichtsrat Keilhack in Kalkberge nah Brandenburg a. H., der Amtsrichter Dr. Köppel in Breslau als Landrichter an das Landgericht daselbst und der Amtsrichter Muschallik in Beuthen (D. Schl.) nah Namslau.

Zu Handelsrichtern sind ernannt: der Rentner Viktor Werner in Koblenz, der Kaufmann Julius Höfert in Magdeburg und der Kaufmann Ernst Wachenfeld in Erfurt; wiederernannt: der Kaufmann Gustav Heydenreich in Magde- burg, der Kaufmann und Fabrikbesißer John Guttsmann in Grunewald, der Kaufmann Julius Hirschfeld in Charlotten- burg, der Kaufmann und Stadtrat Rudolf Zimmermann in Spandau bei dem Landgericht TIT in Berlin, der Fabrikbesißer Alfred Puls in Berlin-Schöneberg bei dem Landzericht IT in Berlin, der Rentner Gustav Drouven in Aachen, der Kommerzienrat Louis Grünfeld und der Bankdirektor Franz Landsberger in Beuthen (O. Schl.).

Zu stellvertretenden Handelsrichtern sind ernannt: der Fabrikbesißer Friß Müller und der Bankier Hermann Zu ck- \chwerdt in Magdeburg, der Kaufmann und Fabrikbesißer Willi Mayer-A lberti in Koblenz; wiederernannt: der Bau- meister Louis Dame in Kattowiß bei dem Landgericht in Beuthen (O. Schl.), der Fabrikdirektor Max Gaedke in Aachen, der Rentier Martin Reichen bach in Berlin und der Kaufmann Wilhelm Reschke in Charlottenburg bei dem Land- geriht IT in Berlin, der Kaufmann Karl Fricke in Bochum, die Kaufleute Richard Fürsten heim in Charlottenburg und Ernst Danneberg in Berlin-Lichtenberg bei dem Landgericht III1 in Berlin, der Kaufmann Moriz Ülrich in Magdeburg, der Kaufmann Herz genannt Hermann Rubensohn in Caffel.

Jn der Liste der Rechtsanwälte sind gelöscht: die Rechts- anwälte Dr. Hans Noack bei dem Landgericht IIT in Berlin, Hugo Klentzau bei dem Amtsgericht Berlin - Schöneberg, Prym bei dem Amtsgericht in Düren, Dr. Greiff bei dem Amtsgericht in Pinneberg, Theodor Sch neider bei dem Amts- geriht und der Kammer für Handelssachen in Siegen, Schlichter bei dem Amtsgericht in Recklinghausen und Bolßt bei dem Amtsgericht in Mogilno.

Jn die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen : die Rechtsanwälte Dr. Friß Lissauer aus Fürstenwalde bei dem Landgerichte ITT in Berlin, Dr. Greiff aus Pinneberg bei dem Landgericht in Altona, Dr. Albert Halbe aus München bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Bromberg und Theodor Schneider aus Siegen bei dem Amtsgericht in Solingen mit dem Wohnsiß in Wald, die Gerichtsassessoren Dr. Hodo Freiherr von Hodenberg bei dem Oberlandes- gericht in Celle, Dr. Sturm bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Breslau, Dr. Freudenthal bei dem Amts- geriht und dem Landgericht in Erfurt und Sahlender bei dem Amtsgericht in Northeim sowie der Großherzoglich \ächsische Referendar Dr. Ernst Hartung, nachdem er die zweite juristische Prüfung bestanden hat, bei dem gemeinschast- lichen Oberlandesgericht in Jena.

Zu Gerichtsassessoren sind ernannt: die Referendare Kamps, Jaenickäe, Gibsone, Dr. Wertheim, Dr. Buka, Dr. Landsberg im Bezirke des Kammergerichts, Groeger, Lettan, Hoppe, Woitschüßke im Bezirke des Oberlandesgerihts zu Breslau, Dr. Märtens, Achilles im Bezirke des Oberlandesgerihts zu Celle, Mertens, Weyers, Freiherr von Brachel, Cleff im Bezirke des Oberlandesgerichts zu Cöln, Roloff im Bezirke des Ober- landesgerihts zu Düsseldorf, Cramer, Dr. Simon, Schulze-Eckel, Bücckendorf im Bezirke des Oberlandes- gerichts zu Hamm, Dr. Hennings im Bezirke des Ober- landesgerihts zu Kiel, Dr. Hoffmeister im Bezirke des Oberlandesgerihts zu Naumburg a. S. und Schannewißki im Bezirke des Oberlandesgerichts zu Posen.

Die Gerichtsassessoren Waldemar Mohr und Thiel sind infolge Uebernahme in die Verwaltung der Zölle und indirekten Steuern aus dem Justizdienst geschieden.

Den Gerichtsassessoren Walter Arnold, Max Markusfe, Heinrich Sch ild und Dr. Toepliß ist die nachgesuchte Ent-

lassung aus dem Justizdienst erteilt.

Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

Verliehen find:

die Stelle eines Oberregierungsrats beim Eisenbahn- zentralamt dem Oberregierungsrat Marx in Berlin ;

die Stelle eines Eisenbahndirektionsmitglieds dem Re- gierungsrat Hermann Osth off in Münster und den Regierungs- und Bauräten Frederking in Danzig, Stehmann in Posen und Niemann in Magdeburg ;

die Stelle des Vorstands eines Eisenbahnbetriebsamts den Regierungsbaumeistern des Eisenbahnbaufahes Sonne in Me (Niederlaus.), Linke in Wollstein (Posen), Warnecke in Beuthen (Oberschles.) und Tobias Schäfer in Elberfeld;

die Stelle des Vorstands eines Eisenbahnmaschinenamts dem Regierungsbaumeister des Maschinenbaufahes Promnißt in Bentschen;

die Stelle des Vorstands eines Eisenbahnwerkstättenamts dem Regierungsbaumeister des Maschinenbaufaches Dr.-Jng. Schwarze in Guben;

etatsmäßige Stellen von Regierungsbaumeistern bei der Staatseisenbahnverwaltung den Regierungsbaumeistern des Eisenbahnbaufahes Täniges in Pößneck, Borchert in Gütersloh, Bohnhoff in Altona, Purrucker in Bad Oeyn- hausen und Friedrih Müller in Torgau sowie den Regierungs- baumeistern des Moaschinenbaufaches Hartwig in Meiningen und Reschke in Magdeburg.

Der Regierungsbaumeister des Eisenbahnbaufahs Lamp, bisher bei den Eisenbahnabteilungen des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten, ist als Vorstand (auftrw.) des Eisenbahn- betriebsamts 1 nah Osnabrük verseßt.

Dem Oberbaurat Stelkens ist die Stelle des Strombau- direktors und dem Regierungs- und Baurat Degener die Stelle des Schiffahrtinspektors bei der Rheinstrombauverwaltung in Koblenz verliehen worden.

Der Regierungsbaumeister Germanus ist von Greifen- hagen nah Frankfurt a. M. verseßt.

__ Etatsmäßige Stellen als Negierungsbaumeister sind ver- liehen den Regierungsbaumeistern Planeth in Stadthagen (Geschäftsbereich der Kanalbaudirektion in Hannover), Lendzian in Posen und Höhlmann in Berlin (Geschäftsbereih des Polizeipräfidiums). :

Ministerium des Jnnern.

Bei dem Ministerium des Jnnern sind der Regierungs- sekretär Hensel aus Allenstein und der Polizeisekretär Paul vom Polizeipräsidium in Berlin zu Geheimen Registratoren ernannt worden.

BefkanutmaMUuUngs.

Das Reineinkommen der Jlmebahn ist für das Etatsjahr 1912 auf 27 495 4 festgeseßt worden. Bei der Rhene-Diemelthal-Eisenbahn is ein Uebershuß für 1912 nicht erzielt.

Cassel, den 9. Juli 1913.

Der Königliche Eisenbahnkommissar. J B: Grap0:

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 12. Juli 1913s.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen gestern, wie „W. T. B.“ meldet, in Bergen den Vortrag des Vertreters des Auswärtigen Amts entgegen.

Laut Meldung des W. D. B „Scharnhorst“ mit Geshwaderhef am Maron (Hermitinseln) und S. M.S. „Geier“ am 9. Juli in Alexandrette eingetroffen.

Württemberg.

Die Erste und Zweite Kammer haben in der gestrigen Sitzung den Staatsvoranschlag für die Jahre 1913/15 angenommen, der laut Meldung des „W. T. B.“ an Ausgaben 940 576 340 4, an Einnahmen 241 207 193 #6 vorsieht. Hierauf wurde der Landtag durch Königliches Reskript bisZauf weiteres vertagt.

Großbritannien und TFrland.

Der Schazkanzler Lloyd George hielt gestern auf dem Lordmayors Bankett im Mansion House eine Rede, in der er auf den Balkankriea einging und sagte, das Konzert der Mächte habe zuvor Verwicklungen vermieden, er sehe keinen Grund, weshalb es jeßt nicht erfolgreih sein sollte, falls die Mächte zusammenhielten und durch gemeinschaftlihes Vorgehen und Busammenarbeiten die Schwierigkeiten aus dem Wege räumten. Ér fuhr dann laut Meldung des „W. T. B.“ fort:

Solange die Balkanstaaten nichts tun, um die Entscheidungen, über die die Großmächte sich bereits geetnigt haben, wie z. B. den Status Albaniens, umzusioßen, hoffen wir, daß keine Großmacht es nôtig finden wird, einen Schritt zu tun, woraus Schwierigkeiten unter den Großmächten selbst entstehen könnten. Ih muß fagen, wir boffen, daß die Mächte, die um die Erhaltung des Friedens besorgt find, s darum bemühen werden, den Schauplaß des Krieges ein- zuschränken, und daß sie imstande sein werden, eine dauernde Regelung der Verhältnisse in jenen unglücklihen Staaten herbeizuführen.

F7erankreich.

Die Deputiertenkammer seßte gestern die Beratung der Interpellation über die Zwischenfälle in den Kasernen fort.

Nach dem Bericht des „W. T. B.“ seßte der Justizministec Natier die Berechtigung der Haussuchungen bei ten Syndikaliften und die Notwendtgkeit auseinander, den Syndikalismus zu unter- drücken. Der Ministerpräsident Barthou erklärte, eine Tages- ordnung des Sozialisten Breton zurückweisen zu müssen, indem er das Verhalten der Antimilitaristen tadelte und die dringlihe Notwendigkeit betonte, die Disziplin in der Armee aufrecht zu erhalten, aber unter Beobachlung der geseßlihen Garantien und Formen. Barthou stellte die Vertrauensfrage.

Nachdem die Dringlichkeit der Tagesordnung Breton ab- gelehnt worden war, wurde eine Tagesordnung Noel, in der das Vorgehen der Regierung gebilligt und ihr das Ver- trauen ausgesprochen wurde, in ihren einzelnen Abschnitten an- genommen. Der leßte Abschnitt, der die Anwendung der ganzen Strenge des Geseßes gegen die Antimilitaristen fordert, wurde fast einstimmig durch Handaufheben angenommen, ebenso die ganze Tagesordnung. Hierauf beschloß die Kammer auf Ansuchen des Ministerpräsidenten, in der nächsten Woche alle Sizungen der Beratung der Militärvorlage zt widmen.

Die Kammer hat den Geseßentwurf über die Unter- stüßung kinderreicher Familien in einfaher Abstimmung angenommen.

Der frühere Kriegsminister Millerand hielt gestern vor dem republikanisch-sozialistishen Wahlausschusse des Bezirks, den er in der Kammer vertritt, eine Rede, in der er feine Stellung- nahme zugunsten des Geseßzes, betreffend die dreijährige Dienstzeit, rechtfertigte und insbesondere den Vorwurf zurük- wies, daß dieses Gese ein Werk der Reaktion sei.

„Ist es denn ein rückshrittliches Werk“, fagte er obiger Quelle zufolge, „das u-sere Freunde jenseits des Aermelkanals vollbracht haben, als sie angesihts der Nüstungen Deutschlands zur See thre Seemacht vermehrten und Dreadnoughts den Dreadnoughts gegenüberstellten ? Sie haben sogar die Möglichkeit der allgemeinen Wehrpflicht ins Auge gefaßt in einem Lande, das einem solhen Gedanken fo sehr widerstrebt. Man hat auch gesagt, daß das Gesey das Werk eincr Partei sei als ob eine Frage des Patriotièmus das Werk ciner Partet sein könnte!“ Millerand bekämpfte fodann eingehend die von den Gegnern des Geseßes vorgebrahten Gründe und sagte unter anderem: „Man hat von der Notwendigke:t gesprochen, die Deckungstruppen zu vermehren. Das wäre wahrlich zu einfältig. Man würde die Truppen im Innern des Landes zugrunde richten und es unmöglich machen, sle auszubilden. Ja, die Deckungstrupp n würden den Angriffen des ersten Tages widerstehen. Aber, vergessen wir niht, daß hinter den deutshen Deckungstruppen andere Armeekorps stehen, denen die französishen Decckungstruppen keinen Widerstand leisten können. Man hat auch gesagt, daß die Be- festigungen im Nordosten vermehrt werden müßten. Gewiß, aber es wäre ein furchtbarer Irrtum, wenn man glauben würde, daß die Frage der nationalen Sicherheit durch Verteidigungswerke gelöst

werden könnte. Das jüngste Beispiel des Balkankrieges zeigt, daß das Manöverieren den Erfolg herbeiführt, und das Manövrieren fann fich nur im offenen Felde vollziehen. Die dreijährige Dienst. zeit wird niht mit Begeisterung bewilligt werden, sondern mit dem falten und entschlossenen Willen, uns vor dem Unglück zu süßen, das uns {on einmal widerfahren ist. Man sagt, und ih glaube es aufrichtig, daß Deutschland nit den Krieg will. Gewiß und leider; es brauht feinen militärishen Ruhm mehr zu suchen, aber es kann im Krieg ein wirtschaftlihes Unternehmen suchen, und es wird ver- sucht sein, dieses Unternehmen auszuführen an dem Tage, wo es sehen wird, daß es durch den Wettbewerb, dem es überall begegnet, in einen ofenkundiaen Zustand der Inferiorität gedrängt würde. Sobald nun Deutschland diese Infertorität feststellt, würde es ihm {wer fallen, der Versuhung zu widerstehen. Da also der Krieg jenseits der Vogesen eine wirtschaftliche Frage ist, so würde man ihn nur bei Ausficht auf Erfolg unternehmen. Wenn wir demnach unsere Sicherheit und unsere Würde {ügen wollen, müssen wir die not- wendigen Opfer bringen, so hart sie auch seinen.“

Niederlande.

Die Königin hat nah einer Meldung des „W. T. B.“ den demokratisch - liberalen Deputierten Dr. Bos mit der

Bildung des Kabinetts betraut, das sich aus Mit- gliedern der gesamten Linken der Kammer zusammenseten soll.

Türkei.

Der Jnvasionsversuch der Bulgaren ist nah Meldungen des „W. T. B.“ aus Belgrad vollständig mißglückt; die Armee des Generals Kutintshew is aufgelöst und niht im- stande, ihre Aktion in dem vorgeschriebenen Rahmen wieder aufzunehmen.

Ueber die Niederlage der Bulgaren bei Demir- hissar veröffentlicht die „Agence d'Athènes“ folgenden Bericht:

Nach der Schlacht bei Strumiya konzentrterten sich bei Demir- hifsar auf dem linken Ufer der Struma, wo sih die Trümmer der aus Kilkitich vertriebenen bulgarisden Armee befanden, etwa 44 Bataillone. Sie errichteten dort Befestigungen, die sie mit Belage- rungsartillerie verstärkten. Außerdem bejeßten fie die Höhen von Vetrina auf dem rechten Ufer der Struma. Eine Armee von drei griechischen Divisionen unter dem Befehl des Generals Manusso Janaki erhielt den Befehl, den rechten Flügel der Strumißa angreifenden Kräfte zu deden und zu glei@er Zeit die gesamten feirdliden Streit- kräfte vom Berge Beles und vom rechten Ufer der Struma zu verjagen. Die Griechen griffen demzufolge den rechten feindlichen Flügel an, den sie aus Kesiélik hinauêwarfen, worauf dann auf dem Vormarsh die griechishe Infanterie von den neun Kilometer tragenden bulgarischen Festung8geshüten beschossen wurde. Da die ariechishe Nitillerie auf diese Entfernung das Feuer nicht erwidern konnte, wurde der Kampf unentschieden abgebrochen. In der Nacht aber rückte die griechis{he Artillerie unter dem Schuge der Dunkelheit vor, und am frühen Morgen begann die griechis@We In- fanterie mit einem heftigen Angriff den Kampf. Sie warf die Bulgaren aus Vetrina heraus und auf das linke Ufer der Struma binüber. Auf ihrer Flucht zerstörten die Bulgaren einen Teil der Eisenbahnbrüccke, wodur der Vormarsch der Griechen für den Augenblick angehalten wurde. Die Griehen aber folgten mit ihrer Gebirgsartillerie auf dem rechten Ufer des Flusses gegen Norden. Dies zwang die Bulgaren, in größter Eile ihre Stellungen zu räumen, unter Zurüdcklassung von vier Festungsgeshütßzen und von großen Mengen Granaten und Lebensmitteln. Die Griechen verfolgten den flichenden Feind. Während der Schlacht bei Demir- hifsar kamen starfe bulgarishe Kolonnen von Istip und wurden über Strumiya nah Petrigzi dirigiert. Die griehischen Divisionen griffen jene Kolonnen an und zerstreuten sie, wobet sie 20 Kanonen und Munitionswagen erbeuteten. Jett steht die griehische Armee der Front der geschlagenen Armee Ivanows gegenüber, die aus der 3, 6, 10, 11, 127 und 18. Division, im ganzen aus 80. Bataillonen besteht. Aber auch eine zweite bulgarishe Armee, die die 2. 7. und 8. Division mit 72 Bataillonen umfaßte, und intaft Fstip verlassen hatte, wird von den Griechen verfolgt. Gestern nach- mittag beseßte eine Abteilung der Armee Manusso Janakis Demir- hissar. Der Feind ging um 7 Uhr zurück und ließ vier Belagerungs®- geschüge und 8 Munitions8wagen, eine Anzahl Granaten und andere Munitton zurück. Die bet Jitip zersprengte bulgarische Kolonne [ieß 19 Kanonen mit allem Zubehör zurück. Eine weitere Kolonne des Feindes, die den Petrißi überschreiten wollte, wurde von einer griehishen Division zurückgeschlagen und verlor 15 Geschütze. Die Auflösung der Bulgaren ist vollflommen.

Wie die „Agence d'Athènes“ ferner meldet, haben die griehishen Truppen gestern Serres beseßt. Jn der Stadt wurde der Kriegszustand verkündet und eine Bürger- wehr zur Aufrechterhaltung der Ordnung gebildet. Soldaten und Bürgerwehr durchstreifen die Umgegend, um die Land-

bewohner gegen Komitatschis zu schüßen.

Numänien.

Der bulgarishe Gesandte Dr. Kalinkow hat, wie „W. T. B.“ meldet, von seiner Regierung den Auftrag er- halten, in Bukarest zu bleiben.

Der Personenverkehr ist auf allen Eisenbahnlinien an der Donau von Fetesci bis Giurgevo bis einschließlich 14. Juli eingestellt worden.

Serbien.

Der Ministerpräsident Paschitsch hat die von dem russischen Gesandten übermittelten Vo rschläge Nußlands zur Herbeiführung des Friedens zur Kenntnis ge- nommen und einer Meldung des „Wiener K. K. Telegraphen- forrespondenzbureaus“ zufolge erklärt, er werde sih mit dem Armeekommando und den Verbündeten in Verbindung seßen.

Bulgarien.

Die bulgarishe Regierung hat dem Reuterschen Bureau zufolge vor drei Tagen an Rußland die Mitteilung gerichtet, daß es zu einer Einigung mit Griechenland und Serbien bereit sei, und daß es Nußland ersuche, diese Aufgabe zu übernehmen. Rußland hat eingewilligt, unter gewissen Bedingungen seine guten Dienste zu leisten, und nach- dem es sich mit Sofia verständigt hatte, ist es mit Belgrad und Athen in Fühlung getreten und hat Serbien und Griechen- land aufgefordert, die Feindseligkeiten einzustellen, um mit Rußlands Hilfe ein Uebereinkommen zu erzielen. Die Ant- worten Griechenlands und Serbiens sind noch nicht eingetroffen.

Die „Agence Bulgare“ veröffentlicht folgende Meldung :

In dem Auaenblicke, wo die russische Vermittlung zur Beilegung der bewaffneten Konflikte zwischen Bulgarien, Serbien und Griechen- land im Begriff war, ihr Ziel zu erreihen, und wo man den Frieden am Balkan gesichert glaubte, hat die rumänische Negierung dur ihren Gesandten in Sofia eine Note überreichen lassen, in der sie, eben diese Konflikie zum Vorwand nehmend, die bulgarishe Regierung benachrichtigt, daß sic der rumänishen Armee Befebl gegeben habe, in Bulgarien einzurücken. Angesichts dieser Lage hat die bulga- rishe Regterung ihren Truppen befohlen, den Numänen Feinen Widerstand entgegenzu]eßen.

Um jeden Konflikt zu vermeiden, hat die Regierung die bulgarishen Militärposten an der rumänischen Grenze an- gewiesen, fih zurückzuziehen, und die Zivilbeamten beauftragt,

auf ihren Posten zu bleiben, um auf die Bevölkerung beruhigend einzuwirken.

Die rumänischen Truppen haben einer vom „W. T. B.“ verbreiteten amtlihen Meldung zufolge gestern, ohne Wider- stand zu finden, Silistria beseßt. Die bulgarischen Abteilungen leisteten bei der Entwaffnung keinen Widerstand. Die rumänische Armee ist 10—15 km in bulgarisches Territorium eingedrungen.

Der rumänische Gesandte Prinz Ghika verläßt heute Sofia mit dem Personal der Gesandtschaft, nachdem er die Gesandtschaftsgeschäfte der italienischen Gesandtschaft über- geben hat.

Der General Wasow ist zum Kriegsminister ernannt worden.

Die Führer der Oppositionsparteien verlangen die Abhaltung einer geheimen Sißzung der Sobranje, um ih über die Lage zu informieren. Der Ministerpräsident hat dies abgelehnt und erklärt, er habe seinen öffentlich abgegebenen Erklärungen nichts hinzuzufügen.

Montenegro.

Der König hat an das Volk eine Proklamation ge- rihtet, in der er laut Meldung des „W. T. B.“ erklärt, Bulgarien habe sich fkurzerhand der gemeinsamen Er- werbungen des Balkanbundes bemächtigt und fich auf die Serben und Griechen gestürzt, ohne sich um den an- gebotenen väterlichen Schieds\spruch des Zarbefreiers zu iimmern. Man müsse Bulgarien Achtung vor den gemein- samen Interessen und der slawischen Solidarität beibringen. Der König bedauert die Notwendigkeit der Bruderkämpfe, bei denen Montenegro seine Verbündeten gegen Bulgarien unter- stüßen müsse. Er spricht die Hoffnung aus, daß aus dem gegenseitig vergossenen Blut die Balkangemeinschaft wieder neu erstehen möge, und fordert das montenegrinische Volk auf, stets seine Pflicht gegenüber dem Vaterlande und der serbischen Idee zu erfüllen.

Der Vertreter Rußlands hat bei der Regierung einen Schritt behufs Einstellung der Feindseligkeiten gegen Bulgarien und zwecks Feststellung der Bedin - gungen für einen sofortigen Frieden unternommen. Der Minister des Aeußern antwortete obiger Quelle zu- folge, er werde eine endgültige Antwort geben, fobald er sich mit den Regierungen Serbiens und Griechenlands ins Ein- vernehmen gesezt habe.

Amerika.

Der Präsident Wilson hat dem Senat die Ernennung James W. Gerards zum Botschafter in Berlin zur Be- stätigung unterbreitet.

Der Kriegs sekretär hat, wie „W. T. B.“ meldet, auf Ersuchen des Staatssekretärs Bryan den Kommandanten des Forts McIntosh in Texas angewiesen, von den mexika- nischen Jusurgenten in Hidalgo die Freilassung von fünf Amerikanern, die dort gefangen gehalten werden, zu ver- langen.

Afrika.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Teluan ist das Gros der Eingeborenen, die sich wieder gesammelt hatten, in der Richtung auf Sabina gesichtet und von den spanishen Truppen zerstreut worden. Die Spanier hatten einen Leutnant tot und 4 Offiziere und 59 Soldaten verwundet. Die Verluste der Eingeborenen waren erheblich.

TLohlfahrtëpflege. Die erste deutsche Blindengenossenschaft.

Obaleih die Blinden heute für das Leben fo gut vorbereitet werden, wle es bei ihrem Leiden nur immer möglich ist, haben fie doH meistens einen harten Kampf gegen die wirtshaf!lihen Härten des Daseins zu führen. Das Ziel der Blindenanstalten ist, ihre Zög- linge wirtschaftlih möglichst selbständig zu machen, sie der öffentlichen Fürsorge, soweit diese sch in Armenunterslüßung und ähnlicher Wobhltätigkeit ausdrückt, zu entziehen. Viele Blinde betreiben daher dank dieser Bemühungen ein eigenes Gewerbe. Aber der Kreis ihrer Tätigkeit muß natürlich ein eng begrenzter bleiben. Die meisten Blinden erlernen Korbmacherei oder Bürstenbinden, auch Seilerei, Stroh- und Rohrflechterei, und weiblihe Handarbeit wird ausgeübt, vereinzelt auch Massage. In allen dfesen Berufen wird die Arbeit \chlecht bezahlt; sie find im Absterben begriffen und müfsen immer mehr dem Mitbewerb der Fabriken, hier und da auch der Gefängni8- arbeit weihen. Oft wird die Tätigkeit in diesen Grwerbszweigen auch als Nebenberuf oder von nicht vollwertigen Arbeitskräften ausgeübt, die noch andere Etnnahmen haben und daher den Preis drüdcken. Obnehin kann der blinde Arbeiter, auch wenn er noch so tüchtig ift, niht das leisten, was von einem sehenden zu erwarten ist.

Der blinde selbständige Handwerker muß in begrenztem Sinne auch Kaufmann sein. Er hat nicht nur Absay für seine Erzeugnisse zu suchen, sondern muß auch Rohstoffe einkaufen. Das macht ihm oft die größten Schwierigkeiten. Die Güte der Rohstoffe läßt sich oft nur von zwei gesunden Augen genügend beurteilen und auch der Warenabsaytz läßt sih von einem in seiner Bewegungsmöglichkeit {wer behinderten Ges{äftsmann nicht leiht betreiben. An dieser Stelle will jeßt eine aus genossenschaftliher Selbsthilfe geborene Fürsorgetätigkeit einseßen. Auf Anregung eines blinden Kaufmanns hat der Württem- bergische Blindenverein jeßt in Heilbronn eine Blindengenossenschaft m. b. H. zum Ein- und Verkauf für blinde Gewerbtreibende in das Leben gerufen Diese Genossenshaft Blinder ist die erste threr Art in Deutschland. Der Geschäftsanteil beträgt 20 6, die Haftsumme 40 M. Die Geschäftsanteile werden mit 4 vom Hundert verzinst, der Reingewinn unter die Genossenschafter nah dem Verhältnis ihres Bezugs von Rohstoffen und ihrer Arbeitsleistung verteilt. Die Geschäftsführung liegt in den Händen eines Blinden und zweier sehender Vorstandsmitglieder. Dem Aufsichtsrat gehören Sehende und Blinde an. Die Genossenschaft umfaßt bereits 65 Mitglieder und hat in Heilbronn eine Werkstatt eingerichtet, in der dauernd zehn blinde Handwerker beshäftigt werden. Die eigene Werkstatt ist not- wendig zur Erledigung dringender oder besonders s{hwieriger Be- stellungen. Man hofft, daß das eigenartige Unternehmen den Blinden zum Segen gereichen wird. Jedenfalls ist es notwendig, seine Ent- wicklung aufmerksam zu verfolgen, um den guten Gedanken vielleicht au an anderen Orten dur{hzuführen.

Kunst und Wissenschaft.

In der leßten Monatssißung der Arhäologischen Gesell- \chaft zu Berlin, die am 1. d. M. unte: dem Vorsiß von Geheim- rat Professor Dr. Loeschcke stattfaud, legte zunähst Professor Dr. Goldschmidt, der Kunsthistoriker un)c* cr Universität, das kürzlich erschienene erste Heft des ITI. Bandes der im Auftrage der Königlichen Museen von Th. Wiegand herausgegebenen („oßen Miletpublikation vor, die in zusammenfassenden Einzeldarstellungen die Ergebnisse der seit dem Jahre 1899 in Milet, Didymoi und threr Umgebung unter- nommenen Ausgrabungen und Untersuchungen gibt, Das vor- aeclegte Heft ist dem Latmos gewidmet, dem wilden und überaus {wer zugänglichen Felsengebirge östlih von Milet, das einst dem im

Laufe der Jahrhunderte durch alluviale Veränderungen zu einem Binnensee gewordenen Latmishen Meerbusen seinen Namen gegeben hat. In den zahlreißen Mönchshöhlen des Gebirges find frühchrist- lihe Malereien erhalten, die auf der Grenze zwischen Altertum und Mittelalter stehen und viel Interessantes lehren. 4

Als erster Vortragender des Abends sprach Herr Dr. Köster, Direktortalassistent bei den Königlichen Museen, über die Glas- sammlung des Antiquariums, die in der allerlegten Zeit qua’itativ und quantitativ außerordentlich bereihert worden ist. Bereits die Sammlung von Gans aus Frankfurt a De. die im vergangenen Jahre durch Schenkung in den Beßtz des Antiguariums überging, enthält eine Reihe ausgezeichneter Gläser, die sowohl von großem wissenschaftlihem Intere}e wie au von fünfstlerishem Werte find. Neuerdings ist nun die Sammlung vom Rath aus Cöln, eine der bedeutendsten Privat- sammlungen antiker Gläser, erworben und mit dem alten Beitand an Glasgegenständen in einem besonderen Saale des Antiguariums (im Obergeschoß des Alten Museums) ausgestellt worden. Durch diesen Zuwachs ist die von Hause aus bescheidene Glasfammlung des Antiguariums denjenigen anderer großen Museen mindestens gleich- wertig geworden.

Die kleinen frühägyptishen Gläser aus undurhsihtiger, meist blauer Gla8masse, in reihster Wetse verziert, bieten in ihren leuch- tenden Farben und mannigfaltigen Mustern die prächtigîten Wir- fungen, während an den späteren Gläsern die Reinheit und der Glanz, die kristallbelle Klarheit und Durchsichtigkeit des Glases zu schäßen find. Immer wieder überrascht die Fülle der Formen und Typen, die zum Teil Metallgefäße, Sigillaiabeher usw. nachbilden, zum Teil Früchte und andere Gebilde der Pflanzenwelt zum 3orbild nehmen, wte Weintrauben, Lotosblüten, Granatäpfel, Pinienzapfen, Erdbeeren, Feigen, Orangen u. dgl. Entzü®end find zwei kleine Flaschen in Form von Datteln, von denen die grüne die unreife, die braunrote die reife Dattelfruht wiedergeben soll. Reich vertreten sind vor allem auch die prächtigen Millefiori- Gläser in ausgezeichneten Eremplaren. Die ungewöhnlih reiche Farbenskala, die scheinbar unerschöpflihe Fülle der Muster, der Wechsel von undurs fichtigen und durchsheinenden Stellen verleihen diesen Mosaitk- gläsern einen ungemein intimen Reiz. Neben den geblasenen und in der Form hergestellten Millefiori-Gläsern sind auch solche vertreten, die aus einem vollen buntfarbtgen Glasblock heraus- geschnitten sind. Daneben sind au die aus farblofem, durchsihtigem Glas gescchnittenen Gefäße in Form von Behern, Schalen, Pokalen usw. bemerkenswert: eine Amphora dürfte wohl kaum in einem anderen Museum ihresgleichen finden. Ihren besonderen Wert erhält die Sammlung noch dadur, daß die in Deutschland gefundenen und zum großen Teil auch in Deutschland hergestellten Gläser in seltener Fülle und Vollständigkeit vertreten find. .

Sodann spra Herr Privatdozent Dr. Weege aus Halle, eben- falls unter Vorführung zahlreihec charakteristisher Lichtbilder, über die Ausgrabung der domus aurea des Nero in Nom, die seit November 1912 auf seine Anregung hin und unter seiner persôn- lichen Ueberwahung von dem „ufflizio tecnico per la conservazione dei monumenti antichi“ unternommen wird. Der Vortragende gab zunächst einen kurzen Ueberblick über die Geschichte des Bauwerkes, das, unter dem Namen „Titusthermen“ jahrhundertelang bekannt und besucht, seit etwa 100 Jahren als Rest des Hauptpalastes von Neros berühmtem goldenen Haus nachgewiesen ist, über dem dann Trajan, um die Erinnerung an den verhaßten Bau Neros zu tilgen, durch seinen genialen Baumeister Apollodoros von Damaskus seine gewaltige Thermenanlage bauen licß, von der imposante Reste erhalten sind. Wo es ging, ließ Trajan dabei die Nerontshen Räume als Substruktionen für die höher gelegenen Thermen benußen und bis zum Ansaß der Tonnenwölbungen mit Schutt anfüllen. Von diesen Neroniswen Räumen ist der linke Flügel des umfangreihen Baues, bestehend aus einer Anzahl großer Säle mit südli vorgelagertem Portikus und einem nörds lich davorgelegenen Perislyl mit Brunnenanlage, vor. 100 Jahren dur den römischen Architekten de Romanis freigelegt worden. Vorher {hon (1774) hatte der römische Kunsthändler Mirri die be- malten Decken dieser Näume zeihnen lassen und auf großen, im Stil freilich starf veränderten Kupfertafeln herausgegeben. Die Forshungen Weeges, deren MNesultate nah 6 jährigen mühevollen Borbercitungen demnächst im Jahrbuch des Kaiserlih Deuischen Archäologishen Instituts und mit zum Teil farbigen Tafeln in den „Antiken Denkmälern“ des Instituts publiziert werden sollen, erstreckten id) auf den Ostflügel und auf den Mittelteil des goldenen Hauses. Es sind das Räume, die noch bis zur Wölbung im Schutt stecken und bis vor kurzem nur dur eine halsbrehherische Kletterpartie erreiht werden konnten, die ihren Anfang durch ein mehrere Meter über dem Boden befindlihes Loch in einem der von de Romants aus- gegrabenen Säle nahm. Schlehte Luft, Nässe und völlige Dunkel- heit ershwerten die Arbeiten in den unterirdischen Näumen erheblich. Trotzdem gelang es Weege, einen tüchtigen Photographen und einen Zeichner zu finden, die sh dur die Unwirtlichkeit des Drtes nicht \hrecken lteßen.

Der Mittelteil des Palastes besteht in einem großen quadratishen Saale, der etwa 30 m binter der Front des ganzen Gebäudes zurüd- liegt, und von dem aus, nah Süten divergierend, zwei Flügelbauten ausgehen, die durch eine Anzahl Zimmer gebildet werden. Villen- anlagen dieser Art waren uns durch kleine fampanische Wandbilder schon bekannt: dies ist aber die erste monumentale Anlage, die wir fennen lernen. In dem trapezförmigen, zurzeit noch ganz ver- \chütteten Raum vor diesem Flügelbau ist, wie die kampanischen MWandbilder lehren, eine Garten- oder Brunnenanlage zu erwacten. Der Kopfsaal dieses interessanten Mittelbaues ist bis zur Wölbung vershüttet, seine Decke aber ist troß der im Laufe der Jahrhunderte erfolgten starken Zerstörung noch jeßt durch ihre feine Stukarbeit und ihre Bemalung von großer Wirkung. C8 ist die berühmte „volta dorata“, die zuerst Francesco d’Olanda gezeichnet hat: er sah noth alle Bilder der Decke, während jeßt nur 3 bis 4 von thnen er- halten find. Sie stellen den Auszug des Hippolytos und Phaidras Liebesantrag, einen Satyr vor einer Nymphe, Chiron und den Athilleusknaben und die Reste des Liebeslagers von Ares und Aphrodite dar. Alles übrige ist leider zerstört, namentlich die Stuck- reliefs, deren starke Vergoldurg (die der Dede ihren Namen gab) die Gier der Besucher reizte, die seit dem Ende des Quattrocento diese Räume auf genau demselben shwierigen Wege besuchten, der noch beute den Zugang bildet. Die menschliche Eitelkeit, die es liebt, ihren Namen auf den Wänden zu verewigen, ist in diesem Falle von Segen ge- wesen. Weege konnte über 100 Namen von Künstlern sammeln, die ihre Namen an die Wölbungen angeschrieben haben, und zwar zum Teil mit Angabe des Jahres und Datums thres Besuches. So von Ftalienern des Cinquecento vor allem Giovanni da Udine, dessen Studien in den Titusthermen Vasart bezeugt, Mainardi, Roos Caravaggio, Domenichino, Mazzolini, von Holländern

arel van Mander, der Maler und Künstlerbiograph, uud sein Freund, der Bildhauer Hans Mont, Hubrecht Gol, Johannes Stradanus u. a. Von Deutschen ist namentlih der Casseler Architekt du Ry (1754) interessant und sein Sohn, der 1796 die unterirdischen Näume besuchte und, wie aus seinen Briefen hervorgeht, aufs höchste erfreut war, den Namen seines Vaters zu finden. Er beeilte sh, den feinen darunter zu seßen; Weege hat die beiden Autogramme gefunden. Unter den Schweden ragt König Gustav I1I1. mit der Jahreszahl 1784 hervor; auch polnische Barone und sogar eine Prinzessin sind unter den Besuchernamen. Andere Besucher haben uns Skizzen der Ornamente hinterlassen, die sie auf den Wölbungen sahen. Im Codex Escorialensis, dem Wolfegger Skizzenbuch Amico Aspertinis, in Giuliano da San Gallos „Tac- cuino Senese“, bet Pietro Cataneo aus Siena, Francesco d’Olanda, Pierre Jacques aus Neims und auf zahlreichen zerstreuten Blättern von Cinquecentisten in Florenz, Wien, Windsor, Eton, unter den Zeichnungen von Pietro Sante Bartoli und von dem römischen Antiquar Pier Leone Ghezzi konnte Weege deutlihe Reminiszenzen von Malereien der unterirdishen Räume feststellen. Auch Raffael, Michelangelo, Zuccari, Morto da Feltro, Pinturichio, Perugino und