1913 / 165 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 15 Jul 1913 18:00:01 GMT) scan diff

Außerdem ist nach einer mindestens 48 Stunden vorher zu er- lafsenden Benathrichtigung des zuständigen beamteten Tierarztes 5)

die Einfuhr an den genannten Stellen auch zu jeder andern Zeit, mit Ausnahme der Sonn- und geseßlichen Feiertage, gestattet.

S 5. Mit der tierärztlichen Untersuhung der Tiere ist beauftragt : an ter Einfuhrstele in Nennig der Kreiétierarzt zu Saarburg, auf dem Bahnhof Karthaus und bei der Wasserbilliger Brücke der Kreis- tierarztassistent zu Trier, in Ehternacherbrück der Kreistierarzt zu Bit- burg und in Noth der Kreistierarzt zu Neuerburg. j

S 6. Mur die amtstierärztlihe Untersuchung der Einhufer ift von dem Einführenden eine Vergütung von drei Mark für das Stück an den für jede Einfuhrstelle zu zahlen.

Vergütungen an die untersuchenden Beamten sind bei etner Ein- fuhr zu den im § 4 genannten festen Untersuchungszeiten nicht zu zahlen. ; /

Erfolgt die Untersuhung an dem regelmäßigen Einfuhrtage zu einer anderen Stunde, fo find dem untersuchenden Tterarzte, falls eine besondere Reise notwendig war, Reisekosten und, falls ein anderer Tierarzt als Stellvertreter die Untersuchung vornimmt, diesem Reise- kosten und 9 f Tagegelder zu zahlen.

Bei ciner Vieheinfuhr zu anderen Zeiten 4 leßter Absatz) sind außer vorstehenden Untersuchung8gebühren an die Gebührenerheber, den beamteten Tierärzten die ihnen gesezmäßig zustehenden Reisekosten und Tagegelder zu zahlen.

8 7. Vorstehende Bestimmungen (§§ 2—6) finden auf Pferde, die im kleinen Grenzverkehr die Landeëgrenze regelmäßig hin und zurück überschreiten, keine Anwendung.

Hierüber gelten folgende Vorschriften: :

Die amtstierärztlihe Untersuhung solcher luxemburgischer Pferde, die im kleinen Grenzverkehr zwishen dem preußishen und dem Luxem- burgischen Staatsgebiet die Landesgrenze regelmäßig hin und zurück über- schreiten, erfolgt nur einmal jährlich und zwar unentgeltlich an den im § 4 unter b bis e genannten Orten und zu den ebenda ange- gebenen Tages8zeiten. Der beamtete Tierarzt hat geeignetenfalls die Seuchenfreiheit auf dem Ursprungszeugnis zu bescheinigen. Das Ursprungszeugnis ist von der zuständigen Luxemburgischen Ortépolizet- behörde auszustellen und hat eine Gültigkeitsdauer von 3 Monaten. Es muß enthalten:

1) die Bezeihnung des Eigentümers des Pferdes (Namen, Stand und Wohnort), :

2) die Beschreibung des Pferdes (Geschleht, Farbe und Ab- zeichen, Alter und Größe),

3) die Bescheinigung der Ortspolizeitehörde des Heimatsorts, daß weder dort noch in den Orten, wo das Pferd innerhalb der leßten drei Monate eingestellt gewesen ist, noch in einem Umkreis von 20 km von diesen Orten entfernt, übertragbare Pferdekrankheiten während der leßten 3 Monate aufge- treten sind. : :

Einer Untersuhung folher preußischer Pferde, die im kleinen Grenzverkehr die Landesgrenze regelmäßig hin und zurück überschreiten, durch diesseitige beamtete Tierärzte bedarf es nit; die Führer solher Pferde müssen aber im Besiße von Ur)prungs8zeugnissen sein, welche die Bescheinigungen zu 1 und 2 enthalten.

& 8. Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften dieser Anordnung werden nah § 74 bis § 77 des NReichsviehseuhengeseßes vom 26. Juni 1909 bestraft.

S 9. Diese Anordnung tritt sofort in Kraft. Gleichzeitig treten meine viebseuchenpolizeilihen Anordnungen vom 18. Jult 1912 (Amts- blatt S. 224) und vom 21. Mai 1913 (Amtsblatt S. 171) in vollem Umfange außer Wirksamkeit.

Trier, den 1. Juli 1913.

Der Regierungspräsident. Balt, Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat.

ernannten Gebührenerheber

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

den bisherigen ordentlihen Professor Dr. Ernst Lom ma b\ch zum ordentlichen Profefsor in der philosophischen Fakultät der Universität zu Greifswald zu ernennen,

dem Klostergutspächter, Oberamtmann Hermann Rehren in Hamelspringe den Charakter als Amtsrat zu verleihen und

infolge der von der Stadtverordnetenversammlung zu Glogau getroffenen Wahl den besoldeten Beigeordneten (Zweiten Bürgermeister) Ernst Jahn daselbst in gleicher Amtseigenschaft auf fernere zwölf Jahre sowie

infolge der von der Stadtverordnetenversammlung zu Striegau getroffenen Wahl den dortigen besoldeten Stadtrat Friß Rüdiger als besoldeten Beigeordneten der Stadt Striegau für die geseßlihe Amtsdauer von zwölf Jahren zu bestätigen.

Auf den Berich vom 17. Juni d. J. will Jch derx Stadt Hanau auf Grund des Geseßes vom 11. Juni 1874 (Geseßsamml. S. 221) hierdurch das Recht verleihen, das Grundeigentum, dessen sie zur Ausführung eines Jndustrie- und Sicherheitshafens am Main mit Nebenanlagen und Gleis- anschlüssen sowie zur Herrichtung des für die Hafenzwecke er- forderlichen Jndustriegeländes bedarf, im Wege der Ent- eignung den Eigentümern zu entziehen oder zu beshränken. Zwei Pläne folgen hierbei zurü.

Kiel, den 25. Juni 1913.

WilhelmR. von Breitenbach. von Dallwißt.

An die Minister der öffentlihen Arbeiten und des Jnnern.

Ministerium der geistlichen un d Unterricht s- angelegenheiten. Königliche Friedrih Wilhelms-Universität. BeranuntmaGung:

__ Die medizinische Fakultät hat das Paderstein-Stipen- dium für dieses Jahr dem Abteilungsvorsteher am hiesigen Phystiologischen Jnstitut, Professor Dr. Steudel zuerkannt.

Berlin, den 14. Juli 19183. Der Nelior. Graf von Baudissin.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.

__ Der Kreistierarzt Liebold zu Berleburg ist in die Kreis- tierarztstelle zu Hünfeld verseßt worden.

Abgereist: Seine Exzellenz der Staatsminister und Minister für Handel und Gewerbe Dr. Sydow mit Urlaub : Seine Exzellenz der Staatsminister und Minister der geist- lihen und Unterrichtsangelegenheiten D. Dr. von Trott zu Solz mit Urlaub.

Nichtamfkliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 15. Juli 19183.

Der Hanseatische Gesandte Dr. Klügmann hat Berlin verlassen. Während seiner Abwesenheit führt die Königlich dayeelhe Gesandtschaft die Geschäfte der Hanseatischen Ge- andtschaft.

Laut Meldung des „W. T. B.“ sind S. M. „Cormoran“ am 11. Juli in Matupi, S. M. S. Flußkbt. „Vaterland“ am 13. Juli in Schanghai und S. M. S. „Loreley“ an demselben Tage in Nicolajew eingetroffen.

In der Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers“ ist eine Genehmigungs- urkunde, betreffend die Ausgabe von Schuldverschrei - bungen auf den Jnhaber durch die Stadt Essen, ver- öffentlicht.

Rathenow, 14. Juli. Gestern abend trafen Jhre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Ernst August, Herzog und Herzogin zu Braunschweig und Lüneburg, hier ein und begaben sich vom Bahnhof unter lebhaften Kundgebungen der Bevölkerung durch die festlich geshmücten Straßen nah ihrem Heim.

Großbritannien und Frlaund. Im Oberhause stand gestern die zweite Lesung der Homerulebill auf der Tagesordnung.

Wie „W. T. B.“ meldet, führte der Marquis of Crewe aus, daß der Widerstand Ulsters fich hauptsählich auf ein Gefühl des Hasses gegen die rômish-katbolishe Kirche süße. Der Führer der Opposition Lord Lansdowne brachte eine Ne}folution etn, die er- klärt, das Haus lehne es ab, fich mit der Bill zu beschäftigen, bevor sie die Billigung des gesamten Königreihs gefunden habe. Die Grundfäge der Bill seien verabsheuenswert und verderblich. „Wenn das Land die Bill wünscht,“ {loß der Nedner, „find wir bereit, ste ihm zu geben. Wir bilten die Regierung, die Frage der Beurteilung des Landes zu unterbreiten. Wir sind bereit, uns seiner Entscheidung zu fügen.“

Jn der gestrigen Sizung des Unterhauses erklärte der Parlamentsuntersekretär im Auswärtigen Amt Acland in Erwiderung auf Anfragen, betreffend die Berichte von Grausamkeiten im Balkankriege, obiger Quelle zufolge :

Er könne es nicht unternehmen, alle die Beschuldigungen zu untersuchen, die über vorgekommene Mißhandlunçcen von einem Balkan- staat gegen den anderen erhoben würden, solange der Krieg noch an- dauere. Er könne gegenwärtig nicht mehr tun, als dem tiefen Bedauern und den \{chmerzlichen Empfindungen Ausdruck geben, die durch die Nachrichten bervorgeruf:-n würden.

Auf Anregung eines Mitgliedes, betreffend eine britische Jntervention im neuen Balkankriege, erwiderte der Staatssekretär des Auswärtigen Amts Sir Edward Grey:

Eine Erwägung über den Charakter des Krieges und die Leiden- aften, von denen er begleitet sei, zeige augensceinlih, daß bloße Worte außenstehender Vächte niht geeignet seien, die Lage zu beeinflussen. Grey fragte, ob er das Haus um einen Kredit ersuchen dürfe, der zur Beilegung des Balkankrieges Verwendung finden solle. Und selb# wenn - dieser Kredit be- willigt werden würde, was könne man in einem Kriege zwischen Serbien und Bulgarien tun? Schon die geographishe Lage der kriegführenden Länder bringe es mit si, daß das europäishe Konzert dort niht als Ganzes vorgehen, sondern einem Teile das Mandat zur Exekutive übergeben müsse. Das europäische Konzert sei um die Beendigung des Krieges sehr besorgt, es \:i aber für das Konzert avßerordentlih \{chwierig, den Frieden mit Zwangsmaßnahmen herbei- zuführen. Was in Uebereinstimmung der Mächte untereinander für den Frieden getan werden könne, werde siherlich geschehen. Die Lage sei gegenwärtig die folgende: Bulgarien habe fih an Rußland gewandt, um die Einstellung der Feindseligkeiten zu erlangen... Griechenland und Serbien seien bereit, in die Einstellung der Feindseligkeiten zu willigen, aber unter Bedingungen, die Bulgarien ann-hmen müsse, bevor sie dies täten. Was das türkische Vorgehen anlange, so sei ihm (Grey) versichert worden, daß es die Absicht der Türkei sei, nur das Gebiet jenseits der Linie Enos—Midia zu beseßen. Solange die Türkei bei dieser Absicht bleibe, sei au ibr gegenüber keine Aus8nahmemaßregel nötig. Die Grenze werde durch eine internationale Kommission festgeseßt werden, und inzwishen sei es natürlich, daß die Bulgaren auf der einen und die Türken auf der anderen Seite ®die Wacht hielten. Er vertraue, daß die Türkei bei ihrer Absicht bleiben werde, denn ein Hinausgehen über diese Grenzline würde die be- stehenden Schwierigkeiten noch vermehren. Eine andere Angelegenheit von vitaler Wichtigkeit sei es, daß die Großmächte fortgeseßt mit ein- ander in Berührung blieben und feine von ibnen einen Schritt unter- nehme, der Schwierigkeiten zwischen ihnen vecursachen könnte. Dies Ziel erstrebten die Mächte seit Ausbruch des Krieges und würden es dauernd weiter erstreben. Sie seien über Albanien zu einer Gntscheidung gekommen, und diese Entsheidung habe zur Auf- rechterhaltung der Harmonie zwischen ihnen wesentlich bei- getragen. Es sei natürlih wesentlich, daß nichts, was im gegenwärtigen Kriege geschehe, die bereits erreihten Entscheidungen, die einen wertvollen Aftivposten für die Harmonie zwishen den Mächten darstellten, umzustoßen geeignet sei. Sir Edward Erey \{loß: „Der günstigste Ausblick, den ih dem Hause bieten kann, ist der, daß erstens der jeßice Krieg fo ers{chôpfend, so \hrecklich in seinem Charakter ist, daß er nit lange dauern wird, zweitens, daß s{chcn seine bloße Intensität ihn zum Abs{luß bringen wird, drittens, daß sich aus ihm hoffentlich keine Verwicklurgen ergeben, die einer Großmaht den Zusammenhang mit der andern rauken und dem europäischen Konzert Gefahr bringen. Die erste Sorge des europäischen Konzerts ist, sih selbst und die Harmonie zwischen seinen Teilen zu bewahren. Wenn das nit gelingen sollte, dann wäre dies für Europa unheilvoller als alles, was si biéher ereignet hat. Es ist jede Auésicht vorhanden, daß die Mächte fortdauernd in Berührung mit einander bleiben werden, und daß sie, wie sie die bisherigen Ver- wicklungen überwunden haben, so auch durch Bewahrung dieser Füblung die Verwicklungen überwinden werden, die in Zukunft ent- stehen können.“

Das Haus nahm die Ausführungen Sir Edward Greys mit lebhaftem Beifall auf und vertagte fich sodann.

Frankreich.

Wie alljährlich fand anläßlich des Nationalfesttages in Longhamps eine Truppenshau statt. Der Präsident Poincaré übergab mehreren Regimentern, insbesondere afrikanischen und asiatischen, Feldzeichen und hielt eine patrio- tische Anjprache, in der er laut Meldung des „W. T. B.“ daran erinnerte, daß die Kolonialtruppen überall, wohin sie

berufen würden, um Frankreih zu dienen, nur ihre Pflicht kennten und mit gleiher Begeisterung ein Beispiel militärischer Tugenden geben würden. Alle Regimenter, denen die Fahne anvertraut sei, sollten eifersühtig und fromm darüber wachen wie über das geheiligte Bild des großen Landes, dessen Ver- teidiger fie seien. Der Präsident übergab sodann unter großer Begeisterung dem ersten Senegalesenregiment, als dem Vertreter aller Kolonialtruppen, das Kreuz der Ehrenlegion.

Türkei.

Wie die „Agence Bulgare“' meldet, hat gestern, entsprehendck dem zwischen den Regierungen der Türkei und Bulgariens ge- troffenen Abkommen, die Räumung der Gebiete jenseits der Linie Enos—Midia seitens der bulgarischen Truppen und- ihre Beseßung durch die türkischen Truppen begonnen.

Ueber das Gefecht bei Serrés und die Einäsche- rung der Stadt liegt heute folgende Meldung der „Agence Bulgare“ vor:

Am 11. des Monats traf eine nah Serres gesandte bulgarische Erkundungs8abteilung auf ein tausend Mann starkes Korps Antartes (griehische Irreguläre), das sich nach einem Kampf teils in die Stadt, teils auf einen benahbzrten Bergrücken zurückzog. Als die Bulgaren vor den Toren von Serres anlangten, feuerten die in den Häusern verborgenen Griehen auf sie. Es entwickelte fich ein erbittertes Feuergefech. Da die Bulgaren eine Umgehungeb wegung um die Stadt begonnen hatten, bes{chlofsfen die Antazttes, außerstande, den Kampf fortzuseßen, sich zurückzuziehen. Vor dem Rückzuge aber steckten sie die Lebensmittel- und Munitionsdepots, die von den Bulgaren dort zurüdckgelassen waren, in Brand. Die An- strengungen der Bulgaren, des Feuers Herr zu werden, blieben er- folglcs. Infolge des heftigen Windes stand bald die ganze Stadt in Flammen ; zuerst brannte das bulgarische Viertel, dann das griehi’che und türkishe. Die Antartes benußten den Umstand, daß die bulga- rischen Soldaten mit der Eindämmung des Feuers teschäftigt waren, um sich auf die waffenlose bulgarishe und türkishe Bevölkerung zu werfen. Sie machten über zweihundert Bulgaren nieder, darunter besonders Frauen, Kinder, Greise und verwundete oder franke Soldaten.

Wie ferner vom „Wiener K. K. Telegraphischen Korre- spondenz-Bureau“’ gemeldet wird, ist bei der Plünderung und Brandlegung in Serres von den Bulgaren das Haus des. österreichisch-ungarischen Konsuls und das italienische Konsulat geplündert und ‘ersteres verbrannt worden, ohne daß die Fahnen respektiert wurden. Jnfolgedessen haben sih der österreichish-ungarishe und der italienishe General- fonsul von Saloniki nah Serres begeben, um- wegen der Mißachtung der Flaggen Oesterreib-Ungarns und FJtaliens durch die Bulgaren und wegen der s{weren, den Konsulats- vertretern der beiden Staaten zugefügten Beleidigungen und Schäden Erhebungen anzustellen.

Nach einem in Sofia eingetroffenen Bericht des Bürger- meisters von Drama haben die griechischen Truppen Pravits\ch beseßt und die ganze bulgarische und muselmanische Bevölkerung niedergemeßzelt. Sechzig muselmanische und etwa hundert bulgarische Familien, die sich retten konnten, find in Drama angelangt.

Rumänien.

Der bulgarische Gesandte Kalinkow und das Personal der Gesandtschaft haben einer Meldung des „W. T. B.“ zu- folge gestern Bukarest verlassen und fich über Giurgèwo nach: Rustschuk begeben. Der Kriegszustand zwishen Rumänien und Bulgarien ist damit endgültig eingetreten.

Nach einer Mitteilung des Kriegsministeriums über die bisherigen Operationen der Armee wurde am. 10. Juli Silistria ohne Widerstand besezt. Am folgenden Tage begannen die Operationen im Festungsviereck der Dobrudscha durch diejenige Gruppe der Armee, die sh am Vorabend auf der Linie Ostrov, Decuzaci, Caraomer, Calarash gesammelt hatte. Ein Teil . dieser Truppen über- \chriit die Donau bei Calarash und Ostrov mittels Pontons. An demselben Tage - beseßte die östlihe Gruppe der Armee die Grenzposten gegenüber Mangalia, Caraomer und Decuzaci und nahm die dort befindlichen bulgarischen Posten gefangen. Am Abend erstreckte sih die Front der Armee von Silistria bis zwölf Kilometer südlich von Mangalia. Am 12. Juli abends dehnte sih die Front von Vetrena an der Donau bis Caraomer und Baltschik aus. Am 183. ging Kavallerie aegen Turtukhai, Kadiköj, Dobritsch und Baltschik vor, ohne Widerjtand zu finden. An allen beseßten Orten ist Militärverwaltung eingeführt.

Servien,.

Wie - das „Serbische Preßbureau“ mitteilt, hat sich die serbishe Regierung bereit erklärt, von Bulgarien abgesandte Bevollmächtigte zu erwarten, mit denen die Verhandlungen wegen der Friedenspräliminarien gepflogen werden sollen. Nach der Unterzeichnung dieser Präliminarien sei Serbien sofort bereit, die Feindseligkeiten einzustellen.

Bulgarien.

Die Sobranje hat den früheren Ministerpräsidenten Gesch ow zum Präsidenten und den ehemaligen Handelsminister Chr. Theodorow zum Vizepräsidenten gewählt. Leßterer be- antragte einen Kredit von 50 Millionen für militärische Zwecke, der durh eine Anleihe und durch Schaßscheine ge- deckt werden soll. L

__— Ein Communiqué des Hauptquartiers über den ursprünglichen Plan des bulgarischen Heeres gegenüber den griechischen und serbishen Truppen und die bisherigen Operationen besagt der „Agence Bulgare“' zufolge:

Der Plan des bulgarischen Heeres gegenüber den Griechen und

Serben zielte einerseits auf eine Beseßung der befreiten Gebiete ab, die nach der Regelung der Streitfragen Bulgarien zufallen sollten, andererscits auf eine Verteidigung des Gebiets gegen einen eventuellen Einfall Serbiens. Vet der Zusammenztiehung der Truppcn war der Generalstab also nur von diesen Nücksichten geleitet, ohne irgend cine aggressive Absicht. __ Seit dem Beginn der Operationen bis zum 14. d. M. wurde die gesamte serbis&e Armee durch die 7. bulgarishe Division aufgehalten, die fast allein zehn Tage lang focht, mit Ehren eiren ungleihen Kampf führte und ihren hartnäckigen Angreifer auch jeßt noch in Schah kält. Andere bulgarishe Armeen unternahmen, das kann man laut sagen, keine ernsten Operationen außer dem Gewaltmarsch des. Generals Kutintshew, der Knjatshewatsch einnahm und {on Pirot bedrobte, als er aus rein politishen Gründen das Gebiet des Königreichs Serbien räumen mußte.

Gegen Griechenland operierten von Anfang an bis jeßt nur schwahe Streitkräfte des Generals Jwanow, die bei der rein defensiven Bestimmung dieser s{wachen und im Vergleih mit dem Totalbestande des griechischen Heeres sogar unbedeutenden Kontingente den Ansturm der Griehen mit unerbörtem Heldenmut 10 Tage lang. aufbielten und so den serbis{-griehischen Plan zu Sckanden machten, dessen Durchführung vielleicht für unsere vierte Armez verbängnis-

voll gewesen wäre. 20 000 Bajonette hielten, von nur unbedeutender Artillerie unterstügt, tas ganze griehishe Heer . auf, während unsere Truppen die ihnen zugewiesenen Orte beseßten. Das Heer des Generals Iwanow befindet sich, nachdem es diese chwierige Aufgabe so glänzend durchgeführt hat, gegenwärtig in einer vortrefflichen Lage, e die verzweifeltsten Anstrengungen des griehis{chen Heeres zu brechen.

Die Serben sind, anstatt in irgend einer Richtnng vorzurücken, im Gegenteil an mehreren Stellen zurückgewihen. Was das griechische Heer anbetrifft, fo rückte es im Verlauf von zehn Tagen, die ihm ge- nügten, in der eroberten Zone alles in Brand zu stecken und zu zer- fiôren, nur 30 km vor. Alle Gerüchte über Niederlagen der ver- schiedenen bulgarischen Kontingente sind alfo falsch.

Jn Erwiderung auf die Depesche des Königs von Griechenland über die Grausamkeiten bulgarischer Truppen in Demir Hifsar meldet die „Agence Bulgare“': 5

In dieser Depesche -hat man absichtlich das Datum ausgelassen, an dem die berihietezn Gewalttaten geschehen sein sollen, um eine Prüfung der Angaben und Feststellung der Wahrheit unmögli zu machen. Indessen haben sih die Dinge auf sehr einfache Weise zu- getragen. In der Nacht vom 4. auf den 5. Juli brach eine all- aemeine Panik in Demir Hifsar aus, bei der mehrere Personen miß- handelt wurden. Es gelang den bulgarishen Behörden, die Ordnung w'eder herzustellen und die Urheber der Unruhen festzunehmen. Am Abend des 9. Juli verließen die schwachen butgarishen Abteilungen mit den Beamten auf Befehl des Oberkommandos Demir Hifsar, und alle verhafteten Personen wurden freiaelassen. Während dieser Zeit waren Banden von Antartes in der Umgebung der Stadt erschienen. Es fanden einige blutige Zusammenstöße statt, doch wurden von den bulgarishen Soldaten keine Gewalttaten verübt. Durch ihre vollständig unberehtigten Beschuldigungen sucht die Depesche des Königs Korstantin die öffentlice Meinung Europas offenbar den verräterishen Angriff auf die bulgarishe Garnison in Saloniki und die Meteleien, P‘ünderungen und Ausschreitungen aller Art, die von tem griehishen Heere begangen wurden, vergessen zu machen.

Afien.

Das chinesishe Repräsentantenhaus hat gestern, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, in erster Lesung fünf Geseßvorlagen angenommen, wonach der Kriegsminister als stellvertretender Premierminister sowie der Finanzminister und der Marineminister in Anfklagezustand zu verseßen sind. Der Grund ist in dem Falle des Krieg8ministers und des Finanzministers der Abschluß der österreichischen Anleihe, während der Marineminister verfassungswidrig gehandelt haben soll. Ein weiterer Geseßentwurf, der ebenfalls in erster Lesung angenommen worden ist, will das ganze Kabinett in Anklage- zustand verseßen. Die Vorlage über die österreichische Anleihe wurde an eine Kommission verwiesen.

Nach einer weiteren Meldung des genannten Telegraphen- bureaus ist bei Kiukiang eine Schlacht zwischen nord- chinesishen Truppen und den Truppen von Kiangsi im Gange. Die Nordarmee rüstet sich zur Belagerung der Stadt. Die Konsuln von Hankau haben beschlossen, an die

Familien der Ausländer nach Kiukiang Lebensmittel abzusenden.

Parlamentarische Nachrichten.

Bei der am 10. Juli vorgenommenen Stichwahl im Reichstagswahlkreis Magdeburg I Salzwedel-Garde- legen wurden nach amtlichen Feststellungen im ganzen bei 99 492 Wahlberechtigten 26 064 Stimmen abgegeben. Davon entfielen auf den Hauptritterschaftsdirektor von Kröcher in Vinzelberg (Kons.) 11 908, auf den Privatdozenten Dr. Böhme in Groß Lichterfelde (Fraktionslos), 14 156 Stimmen. Dr. Böhme ist somit gewählt.

Statiftik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

In Bocholt wurde ter „Köln. Ztg.* zufolge in einer Ver- sammlung der ausgesperrten Webereiarbeiter (vgl. Nr. 159 d. Bl.) beschlossen, der Fabrikantenvereinigung folgende Einig ungs8- vorschläge zu unterbreiten: Der Aucstand bei der Firma Cosmann Cohen & Cie. wird sofort beendet und die allgemeine Lutsperrung sofort aufgehoben. Die Löhne find um 3 bis 8% zu erböben, und zwar in der Weise, daß die in den einzelnen Betrieben bisher minder gut bezahlten Artikel und Qualitäten mehr aufgebessert werden. An die Stelle der früheren Gewichttentlöhnung soll eine einheitliche Entlöhnung8grundlage treten. Vom 1. August an wird die wöchentliche Lohnzahlung eingeführt. Jn allen Betrieben wird die zehnstündige Arbeit8zeit eingeführt.

Die organisierten Wagenführer und Schaffner der Lokal- bahn-Aktiengesellschaft in Bad Homburg v. d. H. sind, wie die „Frkf. Ztg.“ mitteilt, in eine Lohnbewegung eingetreten. Falls bis zum kommenden Donnerstag keine Einigung erzielt wird, wollen sie in den Ausstand treten. / :

Auf der Vulkanwerft in Hamburg und auf der Werft Blohm u. Voß haben gestern, wie ,W. T. B.“ meldet, sämtliche Arbeiter die Arbett niedergelegt. Dem Auéstand li-gen Lohn- forderungen zugrunde. Die Arbeiter aller übrigen Seeschiff- werften haben sich mit wenigen Ausnahmen dem Ausstand an- geschlofsen (vgl. Nr. 163 d. Bl.).

Aus London wird dem „W. T. B.“ telegraphiert: Das Er- ebn!s der Abstimmung der im Schiffbau beschäftigten Ar-

eiter, das gestern in Newcastle bekannt gegeben wurde, ist folgendes: Für die Annahme der Bedingurgen der Arbeitgeber stimmten 15 702, dagegen 5582. Ein allgemeiner Ausstand in der Schiffbauindustrie ist somit vermieden, und die Löhne bleiben ein Jahr lang unverändert. (Vgl. Nr. 128 d. Bl.) L

Infolge des Arbeiterausstandes in der Spinnerei Ofser in Lodz ist die Fabrik Eisenbraun, die 1200 Arbeiter be- schäftigt, geschlossen worden. (Vgl. Nr. 161 d. Bl.)

Kunft und Wissenschaft.

A. F.- Der in jedem Sommer von der Berliner Gesell- \haft für Anthropologie unternommene Ausflug war diesmal nah Frankfurt an der Oder gerichtet, um in der Umgebung dieser Stadt von“ verbältnismäßig junger Vergangenheit germanische und und slawische Burgwälle zu besichtigen, die von der Besiedlung der Gegend in viel älterer, präbistorisher Zeit Kunde geben. Die von Geheimrat Professor Dr. Shuchhardt geleitete Reisegesellshaft be- gann zunächst mit der Besichtigung der Stadi und einiger ihrer Sehenëswürdigkeiten : nah vershiedenen Denkmälern (Kriegerdenkmal, Prinz Friedrih Karl, Ewald von Kleist, Herzog Leopold von Braun- \hweig) die chöne Martenkirhe, ein Backsteinbau aus dem 13. Jahr- bundert mit Altarholzs{chnizwerk und alten Glas8gemälden. Doch es sollte noh am Sonnabendnachmittag das etwa 8 km oderaufwärts von Frankfurt entfernte, am linken Ufer des Stroms ps e Lossow besuht werden und deéhalb konnte den Frankfurter Sehenswürdig- keiten nur eben ein flühtiger Besuch zuteil werden. Es ist das Ver- dienst des Frankfurter Gymnasialdirektors, Professors Dr. R. Agahd, als erster den Burgwall von Lossow ers{lossen und durh eine umfangreihe, vom 3. bis zum 23. Juli 1909 ausgeführte Grabung volles Licht, soweit dies überhaupt erreihbar, über diese Anlage und die merkwürdige, hierbei in Anwendung gebrachte Bauweise verbreitet

zu haben, wobei ihm schr zustatten kam, daß Rittergutsbesißer Simon von Lossow ihm über Grund und Boden völlig frei zu \halten erlaubte und mit Rat und Tat bebilfliß war. Die Anlage des Burgwalles gehört zu etner diluvialen Hoflähe im Kreise Lebus, die ih von der linken Oderseite von dem 10 km füdlih Frankfurt aelegenen Brieékow bis zu dem 18 km nördlich Franffurt gelegenen Reitwein erstreckt, von einer Reihe westöftlih gerichteter, meist gegen die Oder mündender Erosionetäler durchfurcht ist und an einer Stelle in der Näbe von Lossow, auf einer Strecke von 250 1a fo hart an die Oder herantriit und in so fteiler Wand gegen den Strom abfällt, daß eine Ersteigung der 50 m hohen Wand bier unmögli ift. Nördlih und südli diefer als die „Steile Wand“ wohlbekannten malerijhen Stelle mündet je ein Erosionstal gegen die Oder. Das nördliche Tal ist flah und hat sanfte Abhänge, wozegen das südliche verhältnismäßig steile Böschungen der hohen Talränder und am Nord- abhange auffällige Spuren einer Terrassz zeigt. Das Tal biegt in Westrichtunag, etwa 275 m von der Oder entfernt, na Süden um und bildet hier etne leichte Senfung. Diese {on durch die Natur ausgezzihnet g-siherte Stelle, die von der Höbe der Talränder einen weiten Nundblick über das Odertal und das Vorland gestattet, wird durch den Burgwall von Lossow (15 km vom Dorf ent- fernt) eingenommen. Das Ostende des nördlihen Walles (also geaen die Oder hin) is dur die Berlin-Breslauer Cisenbahn abgeschnitten. In dem {malen Naum zwischen diesem Durchschnitt und dem oben genannten Steilabfall hart am Strom zeigen si zwar keine Wallspuren ; doch beweist die Auffindung vieler vorslawischer und cintiger flawi!cher Sterben, daß auch dieser Abschnitt in vorgeshichtlicher Zeit bewohnt war. Der Nordwall ift niht auf der Höhe selbst gebaut, die Inne- haltung der héchsten Höbe würde den Naum verengert haben. In ganz leihter Krümmung zieht er sich in der Nichtung ONO nah WSW und biegt dann gleich dem von ihm begrenzten Tale fanft, aber entschieden naß Söden um. Die Länge des ersten Stüdes ift, von der Eisenbahn ab gemessen, etwa 150 m, die des zweiten also desWest- walles bis zum südlichen Quertal etwa 125 m. Dieser Westwall ist an setnem südlihen Ende gleichfalls abgeschnitten. Hier war eine breite Einfahrt ins Innere der Befestigungen. Ein früher benußter Wall- durchscchnitt, jezt durch Gestrüpp führender Fußpfad, ist von dieser Einfahrt nur etwa 10 m entfernt. Auf der Südseite der Höbe ift feine Spur von Wall mehr zu sehen. Ob er abgepflügt ist oder an dieser Stelle durch Palisaden bewehrt war, muß noch untersucht werden. Der absolut höchste Punkt des Walles ltegt in der Nähe des Südendes bei dem mit 6377 m Meereshöhe gezeihneten trigono- metrishen Stein, das ist 8 m über der westlihen, fch außerhalb der Befestigung hinziehenden Senkung, aber nur 5 m über dem Innern der Befesligung, die sih allmählih, wenn auch nit ganz regelmäßig nah Osten hin bis zum Steilabfall senkt.

Der Boden besteht in seiner ganzen Ausdehnung aus älterem Geschiebemergel, ungeshihtet und aus Steinen, Kies, Sand und Ton zusammenge!eßt, vermengt mit 8—129/6 Kalk in Form von Kalkstaub, kleinen und großen Kalksteinen. Die Gefamt- mächtigkeit dieser Bildung beträgt an der sietlen Wand noch etwa 40 m. An ihrer unteren Grenze, die im westlichen Teil nicht er- reiht wurde, ist die Färbung graublau bis hellgelb infolge der Orydation der Eisenoxydulverbindungen. Dieses Vèaterial hat beim Aufbau des Walls zur Verfügung gestanden und ist in recht eigen- artiger Weise benußt worden. Der Kern des Walls besteht nämlich aus Schichten von gleichmäßiger Mächtigkeit trockenen, teilweise durch Humus gefärbten Lehms, und es ist deutlih zu erkennen, taß die einzelnen Schichten, sowohl in vertikaler, als in horizontaler Richtung, von einander durch Holz getrennt waren, das stch zuweilen noch im verkoblten Zustande vorfindet. Wo sich diese Kohle nicht findet, sind gewisse feine Risse in und über der Kernschicht als ,Holzlinien" anzusprehen. Es ist also bei der Errichtung dieses Walles eine Art von Kastensystem zur Anwendung gekommen. Zunächst find in den plantierten Boden, der 5,35 m tiefer als die oben erwähnte trigono- metrishe Marke liegt, zwei Längsreihen von Pfählen, etwa 1,25 m voneinander entfernt, einges{lagen worden, ble untereinander ret- winklig ausgerihtet waren. An diese wurden längs und quer Bretter hochkant befestigt, vielleiht auch nur angelehnt, fodaß durch sie Vierecke einges{lossen waren, die nun mit Material gefüllt wurden. Waren die Vierecke bis 125 m Höhe mit Material vollgepackt, so wurden fie mit Brettern abgedeckt und auf diese nun eine zweite bezw. dritte Kastenreihe aufgebaut. Die gegenseitige Verfestigung der Etagen ergab sih dadur, daß die E- vfähle der oberen Kastenvierecke in die untere Etage eingeschlagen waren. Die Wallfronten wurden wobl auch ncch durch besondere Pfähle gesteift. Letzteres ist allerdings nur eine nahbeliegende Ver- mutung; denn keine der beiden Wallfronten tst entdedckt, ja es ist auf der Vorderseite des Walles bither nicht einmal ein Pfosten- loch gefunden worden. Die bei den Ausgrabungen in einem 47 m langen, 14 m tiefen, von Ost nach West streihenden Sraben gemachten Funde beschränken sih aus\{ließlich auf Keramik. Die Sgwerben gebörten fast alle den hohgelegenen Teilen des Walles an. Sie sind teils gelb, teils {warz und zweifellos vorslawish auf Grund ibrer Ornamentierung. Obgleich sie von durchaus einheitlihem Charakter find, ift die absolute Zeitbestimmung so lange unausführbar, als über das Alter des sogenannten Aurither Typus, dem diese Scherben, wie die meisten in dieser Gegend gefundenen, angehören, noch Ungewißheit herrsht. Gegenwärtig ist der Wall mit Feldfröhhten bebaut. Das war niht immer fo; denn bis zur zweiten Hälfte des . 19. Jahrhundezts bedeckte Laubwald Tal wie Höhen, und auf dem südli&en Ende des Walls, da wo jeßt der trigonometrishe Stein feinen Standpunkt hat, befand sih ein Pavillon, dessen Reste noch sichtbar sind. Gs besteht kein Zweifel, der Auffindung und Bestimmung dieses seltsam angelegten Burgwalles war die Entwaldung der Gegend förderlich.

Die zweite, am Sonntag gevlante Exkursion richtete sich nah Reitwein im Norden von Frankfurt, wo ähnlih wie in Lossow ein Burawall vorkanden ist. Es ist oben {on darauf hingewiesen worden, daß, wie Lossow nahe dem südlihen Ende der diluvialen Holfläche des Kreises Lebus liegt, so Reitwein das nördliche Ende (zwischen Frankfurt und Küstrin) darstellt. Rettwein if im Besitz des Grafen Fink von Finkenstein, der die Gesellshaft auf seinem Schloß sehr liebenêwürdig empfing und ihr hier u. a. ein von Peëne gemaltes Bild Friedrichs 11. als 12 jährigen Knaben zeigte, das großem Interesse begegnete, aber von den beabsihtigten Grabungen auf der Höhe des Hügels, der wabrscheinlich einst durch einen burgartigen Bau gekrönt war, Abstand zu nehmen bat. Während also in dieser Nichtung ein Fehlschlag zu verzeichnen war, fonnte der Zweck des Besuhes von NRetltwein, die sichere Fest- stellung, daß der Hügel einen Burgwall darstelle, dennoch erreiht werden. Es ist nämlich ein Fahrweg durch das Terrain ge- legt, der an einer Stelle einen tief eingeshnittenen Hohlweg bildet. An defsen Wänden konnten mit voller Sicherheit drei Bauschichtcn unterschieden werden, voneinander durch ZwisWenräume von Schutt, Gersll 2c. von 1 m Mächttgkeit getrennt. Die betden oberen dieser Sichten ergaben sich als slawish, die obersle dem 10. und 11., die zweite dem 6. oder 7. Jahrhundert angehörig, während die unterste i zweifellos als germanisch und von hohem Alter erwies. So ist auch Reitwetn ein Beleg dafür, daß die Slawen, nachdem das Land von den Germanen verlassen war, die vorhandenen festen Pläße zu benutzen verstanden.

fandigen, ziemlih

Literatur.

Kurze Anzeigen neu erschienener Schriften, deren Besprechung vorbehalten bleibt, Einsendungen sind nur an die Redarlion, Wilhelm- straße 32, zu rihten. Rücfsendung findet in keinem Falle statt,

Zusammenwirken der gewerblihen Berufsgenossen- \chafsten mit dem Roten Kreuz auf dem Gebiete der ersten Hilfe. Vortrag von Dr. Dr. Kaufmann, Präsident des3Reichs- gean, 0,80 Æ. Berlin W. 9, Unkstr. 16. Franz

ahlen.

Die Wirkung des Seeklimas und seiner Kurmittel auf Gesunde und Kranke. Von Dr. M. Bockhorn. 2. Aufl. 0,80 4. Oldenburg i. Gr., Gerhard Stalling. , |

Finanzwirtshafilihe Zeitfragen. 3. Heft: Die Ver-

Bon Professor Dr.

edelung der Matrikularbeiträge. H. Köppe. 1,20 46. Stuttgart, Ferdinand Enke.

Die rechtliche und wirtshaftlihe Lage der höheren D Le in Preußen. Von Dr. Margarete Bernhard. 1,80 M. Leipzig, B. G. Teubner. :

Nationale Jugendvorträge. 4. Jahrg. 1913. Veranftaltet vom Komitee für Nationale Jugentvortragëabende. 1,20 4. Leipzig, B. G. Teubner.

Die deutsche Kriegsflotte 1913. 2. Jahrg. H:raus8geg. von Dr. Siegfried Toeche- Mittler. Mit 54 Schiffsfkizzen, 10 Karten, 1 Flaggentafel sowie 16 Abdildungen im Text und 14 photographischen Schiffsar sichten auf Tafeln. 1 4. Berlin SW. 68, Kochstraße 68—71. E. S. Mitiler u. Sohn.

Wanderbuch für die Mark Brandenburg und an- grenzende Gebiete, bearbeitet von Professor Dr. E. Albrecht. IT. Teil: Weitere Umgegend Berlins, westliche Hälfte. 8. Aufl. Mit 19 farbigen Karten 2,50 4. Berlin SW. 11, Kleinbeerenstr. 26. Alexius Kießling. j

Der Harz und das Kyffhäusergebirge sowie die Städte Bernburg, Braunschweig und Hildesheim für Kurgäste und Wanderer. Von Hans Hoffmann. Mit 110 Ansichten. Kostensrei. W ernigerode, Harzer Verkeh1sverband.

Vogels Karte des Deutschen Neihs und der Alpen- länder im Maßstab von 1 : 500 000. Neu bearbeitet und erweitert unter Leitung von Professor Paul Langhans. 1. Uefg. Juhalt: Blatt 14: Berlin und Blatt 33: Wien. 3 A. Gotha, Jastus Perthes.

Fagd. BelanntnaGunag. Schonzeit für Rehkälber.

Die Schonzeit für Rehkälber wird innerhalb des Landes- polizeibezirks Potsdam für 1913 auf das ganze Jahr aus- gedehnt. Jndes gilt für Eigenjagdbezirke von mindestens 92500 ha Größe, in denen nicht die Rehwildjagd zu einem Teile verpachtet ist, lediglih die geseßlihe Schonzeit vom 1. Januar bis 31. Oktober. Falls die Rehwildjagd im ganzen auf einem Eigenjagdbezirke von mindestens 2500 ha Größe verpachtet ist, können gleihfalls Rehkälber vom 31. Oktober ab bis zum Schlusse des Kalenderjahres geschossen werden.

Die Bezirke, die von den oben erwähnten Jagdberechtigten zu ihrem Eigenjagdbezirke hinzugepachtet sind, werden von der Ausdehnung der Schonzeit für Rehkälber auf das ganze Kalenderjahr betroffen.

Dieser Beschluß hat nur für 1913 Gültigkeit.

Potsdam, den 1. Juli 1913. Der Bezirksaus\chuß zu Potsdam. von Usedom.

Land- und Forstwirtschaft. Der Saatenstand in Ungarn.

Nach dem amtlichen Saatenstandsbericht des ungarischen Ackerbau- ministeriums vom 7. Juli d. I. herrs{hten von Mitte Junt bis Mitte Juli übermäßige Regengüsse und kühles Wetter. In vielen Gegeñàden gingen heftige Gewitter und wolkenbruhartige Regen nieder, so zwar, daß die Bäche und Flüsse aus den Ufern traten und die umliegenden Felder inundierten, wodurch bedeutender Scha! en verursaht wurde. Der durch Hagelschlag verursahte Schaden ist gering. Im Landesdurhschnitte war das Wetter für die Halmfrüchie nicht zuträalih, etnerseits wegen der durch JInun- dierungen verursachten Schäden und andererseits, weil die Feldarbeiten an vielen Orten ruhen mußten. Die Landwirte sehen mit {weren Besorgnissen einer wärmeren Witterung entgegen, zumal Be- fürhtungen laut werden, daß bei weiteren Regengüssen die Halm- früchte Verderbnissen au8gesett find. Es werden bereits Klagen über das Ausfkeimen der in Garben befindlt{hen Fruchtsaaten laut. Zuckerrüben, Futterrüben und Kartoffeln beginnen dort, wo übermäßig viel Regen viederging, in Fäulnis überzugehen, doch wird troß diefer Klagen von vielen Gegenden mit Beruhigung konstatiert, daß die Wintersaaten in- folge des fühlen Wetters gut reiften und die Körner vollgewichtig sind. Diesem Umstard is es zuzuschreiben, daß wenn auch über Weizen und Noggen infolge der Schäden durh Nässe viele Klagen eintreffen, die Ernteauësihten kaum hinter jenen des vorigen Berichts zur ü- bleiben. Es muß auch festgestellt werden, daß erst der demnächst er- scheinende Bericht eine vollkommene Uebersicht darüber enthalten wird, welche Wirkung das kalte und regenreihe Wetter auf die Ernteauss sichten ausübten. Der Weizenschnitt hat in Südungarn und im Alföld bereits begonnen, do sind noch wenig Garben sihtbar. Jn den nördlichen und östlichen Landesgegenden ist der Weizen noh grün und beginnt erst jeßt zu reifen, do ist die Kernbildung befriedigend. In verschiedenen Gegenden wurden Befürchtungen gehegt, daß dur den übermäßigen Negen der Weizen zum Liegen gebraht und sih an den Halmen \chwarze Nostflecke zeigen würden, doch sind diese Befürchtungen bei der vorgeschrittenen Entwicklung der Erntesaaten kaum berechtigt. Weizen wurde nach Abzug der im Frühjahre vorgenommenen Aus- ackerungen auf einer Fläche von 5,42 Millionen Katastraljochß an- gebaut ; der Ertrag dürfte sich auf das Katastraljoh auf 7,40 Meter- zentner, insgesamt also auf 40,1 Millionen Meterzentner belaufen gegen 40,2 Millionen Meterzentner der Schäßung des vorigen Berichts,

Roggen und Halbfrüchte werden ebenfalls bereits geerntet, die Aehren sind zumeist dicht und der Kern gut entwickelt. Durch den Sturm und die Gewitter wurde der Roggen in vielen Gegenden zum Liegen gebracht, während die in Garben gebundene Ernte infolge des vielen Regens zu keimen beginnt. Auf einer Anbauflähe von 1,88 Millionen Katastraljochß dürften im Durchschnitt auf das Katastraljoch 6,87 Meterzentner, in2gesamt also 1291 Millionen Meterzentner geerntet werden gegen 12,96 Millionen Meterzentner im vorigen Berichte. :

Gerste dürfte bei einer Anbauflähe von 2,11 Millionen Katastraljoch durhschnittlich 7,79 Meterzentner auf das Katastraljoch, insgesamt also 16,46 Millionen Meterzentner gegen 15,27 Millionen im Borjahre, liefern. ;

Der Stand des Hafers hat sich infolge des vielen Regens ge- besseit und beginnt bereits in die Fahne zu shießen. Bei einer An- bauflähe von 2,08 Millionen Katastraljoch, die sih infolge des Er- gänzungsanbaues auf 2,13 Milltonen Kastatraljoch erhöht, dürften durchschnittlich auf das Katastraljoh 6,67, insgesamt daher 14,18 Millionen Meterzentner geerntet werden gegen 11,14 Milltonen Meterzentner des Vorjahres.

Die Maispflanze entwickelte sich in dem überwktegenden Teile des Landes befriedigend. Eine Ausnahme bilden nur jene Gegenden, wo durch das kühle Wetter und den übermäßigen Negen die Blätterung vergilbte und daher in der Entwicklung zurücklieb. Das zweite Be- haden und Füllen ist im Zuge. Der Stand ist mittel.

Kartoffeln stehen überwiegend sehr gut, stellenweise sogar aus- gezeihnet, desgleihen die Zuckerrübe. In vielen Gegenden wlrd leßtere bereits zum dritten Male behackt, die Blätterung ist über- wtegend dicht und dunkelgrün. Blattläuse verursahten in einzelnen Gegenden Schaden. Futterrübe entwickelte sich infolge des über- mätidta Negens sehr gut. Die Raps saaten lieferten nur stellen -