Wohlfahrtspflege.
Die Invalidenhauspflege im Jahre 1912.
Nach § 1277 der Reichsversicherungsordnung kann jede Landes- versiherungganstalt in ihr Statut die Bestimmung aufnehmen, daß der Rentenempfänger auf Antrag in einem Invaliden- oder Waisen- haus oder in einer ähnlihen Anstalt (z. B. auch in einer Trinkerheil- stätte) unterzubringen ist und daß dazu die Rente ganz oder teilweise Verwendung findet. Die Aufnahme verpflichtet den Rentenempfänger auf ein Vierteljahr und, wenn er nicht einen Monat vor Ablauf diefer Zeit widerspricht, jedesmal auf ein weiteres Vierteljahr zum Verzicht auf die Rente.
Am S({lufse des Jahres 1912 hatten nah einer in Heft 6 des Sahrgangs 1913 der „Amtlichen Nachrichten des Reichsversicherungs- amts" gegebenen Uebersicht acht Versicherungsanstalten und zwei Sonderanfstalten im ganzen 15 eigene Invalidenheime mit 453 Betten für Männer und 69 Betten für Frauen. Die Grunderwerbs-, Baus- und Einrichtungskosten dieser Heime betrugen 1279784 4. Unter Zugrundelegung dieser Zahlen stellten sich die Kosten für ein Bett durchschnittlih auf 2452 A. Im Höchstfalle betrugen die Kosten für ein Bett 5041 X, im niedrigsten Falle 1137 4. Die größte Anzahl von Betten, nämlih 75, hat das der thüringishen Landesversiche- rungsanstalt gehörige Invalidenheim Etelbach a. d. Saale, während die - geringste Anzahl, 8 Betten, das JInbvalidenhaus Hahausen im Kretse Gandersheim (Landesversicherungsanstalt Braun- schweig) hat. Gegen das Vorjahr ist die Zahl der eigenen Anstalten zur iMterbringung von NRentenempfängern um zwei gestiegen, und zwar bat die Landesversiherungsanstalt Sacsen-Anhalt das Invaliden- heim Sophienhöhe in Bad Berka mit 40 Betten für Männer am 2. Sanuar 1912 und die Landesversicherungsanstalt Mittelfranken das Inbvalidenheim Wendelstein (Bezirksamt Schwabach) mit 40 Betten für Frauen am 1. April 1912 in Betrieb genommen. Zwet Snvalidenhäuser, Tirschenreuth mit 76 Betten (Landesversicherungs- anstalt Oberpfalz) und Jenkau bei Danzig mit 37 Betten (Pensions- kasse für die Arbeiter der preußisch - hessischen Eisenbahn- betrieb8gemeinschaft), befanden sich pachtweise in der Verwaltung dieser Versiherungêträger. Die von der Landesversißerungeanstalt der Hansestädte gemietete Invalidenpension in Hamburg wurde mangels genügender Besezung am 1. Dezember 1912 aufgehoben. Auch diejenigen Versicherungsträger, die eigene Invalidenheime be- sitzen oder solhe pahtweise in eigene Verwaltung genommen haben, benußen mit Ausnahme einer Versicherungsanstalt außerdem noch fremde Anstalten, meist Krankenhäuser, Hospitäler, Stifte und ähn- lihe Einrichtungen. Insbesondere werden für Rentenempfänger, die sih im vorgeschrittenen Stadium der Lungentuberkulose befinden, fleine ländlihe Krankenhäuser, Pflegeheime oder besondere Kranken- häuser für Lungenkranke in Anspruch genommen. Im Jahre 1912 wurden 469 (1911 : 404) derartige Anstalten von den Versicherungs- trägern benusßt.
Die Gesamizahl der im Jahre 1912 von 25 Versicherungs- anstalten und 3 Sonderanstalten unmittelbar eingewiesenen Nenten- empfänger betrug 4431 (3047 Männer und 1384 Frauen) gegen 3927 im Vorjahr. Von diesen waren untergehraht in eigenen Heimen 496 Personen, in gemieteten Häusern 143 und in fremden Anstalten 3792 Personen. Von den 4431 Invalidenhauspfleglingen litten 1208 (853 Männer und 355 Frauen) an Lungentuberkulose. Sie wurden mit Ausnahme von 16 in einem gemieteten Heim (Hansestädte) und von 13 in Privatpflege (Landesversicherungsanstalt Westpreußen) untergebrahten Personen auéschließlich in fremden Anstalten verpflegt. Die Zahl der lungentuberkulösen Invalidenhauspfleglinge ist gegen das Vorjahr um 98 (47 Männer und 51 Frauen) gestiegen. An der Zunahme sind hauptsählich die Landeëversicherungtanstalten Rheinprovinz und Schlesien beteiligt,
Ohne Vermittlung der Versicherungsträger sind 16817 Renten- empfänger in Siechen- und Krankenhäusern, Stiften, Spitälern, Anstalten für Alkoholkranke, Irrenanstalten usw. verpflegt worden. Zur teilweisen Deckung der Verpflegungskosten wird den Armen- verbänden die Rente der Pfleglinge überwiesen.
Eine besondere Bedeutung gewinnt die Unterbringung von alkohol- franken Rentenempfängern in XTrinkerasylen usw. Im Jahre 1912 waren 105 Invalidenhauspfleglinge (6 lungentuberkulöse und 39 andere invalide Personen) alkoholkrank. Der größte Teil hiervon, 85 Per- sonen, entfiel auf die Landesversicherungsanstalt Rheinprovinz, die diese Kranken gegen Abtretung der Rente in Trinkerheilstätten unter- gebracht hat, wo sie im Sommer mit landwirtschaftlihen Arbeiten, im Winter in der Bürstenmacherei, Schlosserei, Schreinerei — wenn angängig, jeweils mit Arbeiten ihres Berufs — beschäftigt werden.
Im übrigen wird in den metsten Invalidenhäusern die plan- mäßige Beschäftigung als ein Heilfaktor angesehen, ohne daß eine aus- gesprohene Arbeitsverpflihtung für die Insassen besteht. Hier und da werden auch kleine Vergütungen für Arbeitsleistungen gezahlt. In fünf eigenen Invalidenheimen wird ein mäßiger Arbeitszwang aus- geübt. Es werden jedoch hier die Pfleglinge nur zu solWhen leiten Haus-, Hof-, Garten- und Feldarbeiten herangezogen, zu denen sie die erforderliche körperlihe Fähigkeit und Nüstigkeit besigen.
Der Gesamtkostenaufwand für die Invalidenhauëpflege betrug
im Jahre 1912 nah Abzug der Erstattung durch Renten und sonstige Zuschüsse 1069430 4 gegen 903 483 #4 im Vorjahr. Unter Zu- grundelegung von 1 121 405 Verpflegungétagen betrugen die Kosten für den Kopf und Tag 0,95 4 gegen 0,92 6 im Jahre 1911. Die Pflegekostenzushüsse für Tuberku!öse sind wesentlih höher als die für Nichttuberkulöse. Während fie für leßtere in den Grenzen zwischen 0,27 A und 1,25 M liegen, bewegen fie sich bei den Tuberkulösen zwischen 0,47 Æ und 224 4. Von den beteiligten Ortsarmenver- bänden werden Pflegekfostenzuschüfse von durhschnittlih 100 bis 120 jährlih für jeden Pflegling gezahlt. Zur Förderung des Baues von privaten Invalidenheimen und sonstiger Einrichtungen für die Invalidenhautpflege haben 13 Ver- fterungsträger bis Ende 1912 Darleben im Betrage von 8 785 000 #4 hergegeben. Einzelnen Versicherungs8anstalten sind bei Einweifung von Pfleglingen in die beliehenen Häuser Vergünstigungen, insbesondere bezüglih der Verpflegungssäte, gewährt worden.
Von der durch den oben angezogenen § 1277 der Reichs- versicherungsordnung den Landesversicherungsanstalten eingeräumten Befugnis, den Angehörigen der Invalidenhauspfleglinge einen Tell der Rente zu belajen, hat die thürtngishe Landesversicherungsanstalt wiederholt Gebrauh gemacht, sie hat neuerdings hierüber weitere Bestimmungen getroffen, namentlich um tuberkulösen Renten- empfängern den Eintritt in ein Invalidenheim zu erleichtern. Von dieser Befugnis wollen auch andere Versicherungsanstalten Gebrauch machen, die deshalb thre vom Reichéversiherungsamte genehmigten Ausführungébestimmungen zu dem § 1277 der Reichsversicherungs8-
ordnung entsprehend gestaltet haben. Diese Ausführungsbestimmurigen
berücksihtigen auch mehrfach die Waisenhauspflege. Erhebungen über den Umfang der I sind jedoch für das Berichtsjahr 1912 noch nicht angestellt worden.
Aus dem 33. JFahresberiht des Vereins für Kinder- heilstätten an den deutschen Seeküsten für 1912.
Im Seehospize „Kaiserin Friedrih“ in Norderney standen im Fahre 1912 693 Knaben, 610 Mädchen und 55 Pensionärinnen, zu- sammen 1358 Kinder in ärztliher Behandlung, von denen 556 länger als 6 Wochen im Hospize verblieben. Von den Pfleglingen litten u. u. an Blutarmut 525, an Blutarmut mit Nervosität 52, an Sfrophulose 427, an chronischer Entzündung der Gelenke oder Knochen 56, an chronisher Entzündung der Drüsen 5, an Lupus 1, an chronishem Lungenkfatarrh 14, an Lungenspigenkatarrh 88, an cronishem Bronchialkatarrh 81, an Asthma 78. Es wurden ent- lassen als geheilt 387 Kinder (28,5 °/o), als gebessert 647 (47,6 9/0), als ungebefsert 160 (11,8 9/9); 3 (0209/6) Kinder starben, darunter 2 infolge von Erkrankung an Diphtherie. An Gewicht hatten zu- genommen 552 Knaben, 488 Mädchen und 47 Penfionärinnen, darunter 9 Mädchen um je 8,5 kg; das Körpergewiht blieb unverändert bei 7 Knaben und 10 Mädcheu, es nahm ab bei 40 Knaben, 36 Mädchen und 4 E Insgesamt wurden 17210 warme und 2680 falte Bäder verabfelgt. Im Berichtsjahre traten wiederholt fletnere Gpidemien von Masern und Scharlah und namentli von Diphtherie auf.
In der Heilstätte zu Wyck auf Föhr wurden im Berichtsjahre 384 Knaben und 370 Mädchen, zusammen 754 Kinder ärztlih_ be- handelt, davon 217 länger als 6 Wochen. Bei der Entlassung waren geheilt 473 Kinder (62,7 9/0), gebessert 260 (34,5 9/o),
wenig gebefsert 17 (2,3 9%), ungebefsert 4 (0,5 09/0). Die Mehrzahl der Kinder war wegen Blutarmut, Sfkrophulose oder Erkrankungen der Atmungtorgane dem Hospiz über-
wiesen worden. Die höchste Gewichtszunahme belief sich bei den Knaben auf 7,0 kg, bei den Mädchen auf 10,5 kg. Kalte Bäder wurden wegen der ungürstigen Witterung nur 1050, warme hingegen 9176 verabreidt. Die Heilstätte wurde gleichfalls von einer heftigen Masern- und Diphtherieepidemie, welche leßtere einen Todesfall ver- ursachte, betroffen.
Im Friedrich Franz-Hospize zu Groß Müriß wurden im Sommer 1912 im ganzen 408 Kinder, nämlich 179 Knaben und 229 Mädchen verpflegt gegen 407 im Vorjahre. Die Aufenthaltsdauer betrug bei 375 Pfleglingen je 6 Wochen, bei 15-bis zu 22 Wochen. Im ganzen wurdm von den Kindern 5292 warme und 2197 falte Seebäder genommen. Die Mehrzahl der Pfleglinge litt au hier an Blutarmut, Skrophulose oder Erkrankungen der Atmungsorgane. Eine Gewichtszunahme — bei Knaben und Mädchen bis zu 7,0 kg — erfuhren 160 Knaben und 207 Mädchen. Infektionskrankheiten traten nur vereinzelt auf.
In die Heilstätte Zovp ot bei Danzig wurden im Berichtsjahre 313 Kinder aufgenommen, 2 davon jedoch nach kurzem Aufenthalt ent- laffen. Von den übrig bleibenden 311 Pfleglingen litten u. a. an: Blutarmut 107, Blutarmut und Nervosität 14, Skrophulose 72, Gelenkentzündung 14, Lungenkatarrh 11, tuberkulösen Wirbel- säulenverkrümmungen und anderen Formen von Yhachitis 17,
Bronchialkatarch 9, Katarrh der oberen Luftwege 10, all- gemeiner Körpershwähe 19. Als geheilt oder bedeutend gebessert entlassen wurden 170 (54,7 %), als gebessert 126
(40,5 9/0), als nicht gebessert 15 (4,8 9/)) Pfleglinge. Es wurden 3491 falte und 2887 warme Bäder gegeben. 306 Kinder zeigten eine Gewichtszunahme (bis zu 6,5 kg); nur bei 5 war eine folche nit festzustellen. Von Epidemien blieb die Heilstätte vershont.
Kunft und Wissenschaft.
Die Königlih preußishe Akademie der Wissen- schaften hielt am 10. Juli unter dem Vorsiß ihres Sekretars Herrn Planck eine Gesamtsizung, in der Herr Warburg über das Verhältnis der Präzisions8messungen zu den allge-
meinen Zielen der Physik las. - Präzisionsmefsungen, d. h. Messungen, bet welchen die äußerste erreihbare Genauig- feit angestrebt wird, sind in einigen Fällen für die Technik
erforderliß und haben vielfah zu wichtigen Entdeckungen geführt. Fhre prinzipielle Bedeutung beruht aber darauf, daß sie die Wissen- haft ihrem Endziel, nämlich der vollständigen Beschreibung der Naturerscheinungen, näher führen. Die Gegenstände der Präzisions- messungen sind den derzeitigen Bedürfnissen von Wissenschaft und Technik gemäß sorgfältig auszuwählen, da die verfügbaren Mittel und Arbeitskräfte beschränkt sind. Für die Physik kommen befonders in Betracht materielle Realisationen willkürlih definierter Maße, universelle Konstanten und Funktionen, Materialkonstanten und Materialfunktionen. — Herr Frobenius legte etne Arbeit von Herrn Waldemar Meißner über die Teilbarkeit von 2? —2 durh das Quadrat der Primzahl p = 1093 vor. Die von mancher Seite gehegte Vermutung, der Fermatshe Quotient für die Basis 2 könne nicht dur die Primzahl p teilbar sein, wird dur das Beispiel der Primzahl 1093 widerlegt. Dies ist aher die einzige Primzahl unter 2000, welche diese Eigenschaft besißt.
Der Vorsißende legte den von dem Generalsefretar Herrn Prof. Dr. H. Dragendorff erstatteten „ Jahresberibt des Kaifkrlich Deutschen Archäologischen Instituts für das Nechnungsjahr 1912" vor. Ferner wurden folgende Druckschriften vorgelegt: Lief. 35—38 des akademischen Unternehmens „Das Tterreih“, enthaltend die Turbellaria. II. Rhab- docoelida von L. von Graff, die Pteropoda von J. J. Tes, die Gymnophiona von F. Nieden und die Solenogastres von J. Zhiele (Berlin 1913), der im Auftrage der Akademien zu Berlin und München herausgegebene Briefwechsel zwisden Bessel und Steinheil (Leipzig 1913) und die Serie 11 der Beiträge zur Flora von Papuasien. Hrêg. von C. Lauterbach (Leipzig 1913), enthaltend Ergebnisse der mit Hilfe der Wenzel-Stiftung dort ausgeführten Forshungen.
Jagd. Berichtigung.
In der Bekanntmachung, betreffend die Shonzeit der Neh-
fälber, die in der Nummer 165 des „Reihs- und Staatsanzeigers“ vom 15. Juli d. I. veröffentlicht ist, muß es am Schluß des ersten Absatzes statt „vom 31. Oktober ab“ heißen , vom 1. November D
Theater und Musfik.
Sghillertheater O. (Wallnertheater).
Fn der Sachse-Oper wurde am Mittwoch eine Aufführung von Verdìs „Troubadour“ geboten, die einen recht günstigen Eindruck hinterließ. In der Titelrolle zeichnete sid wieder Herr Fanger aus, der sich kfürzlih als Eleazar in der „Jüdin“ fo vorteilbaft mge Tae hatte. Sein gutgebildeter Tenor entfaltete Glanz und Kraft, das Spiel war belebt, die Textaussprache deutlih. Bei den anderen Mitwirkenden fand der Sänger gute Unterstüßung; fo war Fräulein Poensgen eine stimmlich bemerkenswerte Leonore, und Herr Permann fiel al8 Luna durch stattliche Erscheinung, gewandte Darstellung und angenehme Gesangsmanieren auf. Einen vortrefflichen Eivdruck hinterließ auch Fräulein Signe Becker als Azucena. Ihre ausgiebige Altstimme hat einen warmen, zu Herzen gehenden Klang, Miienen- spiel und Gebärden find ausdrucktvoll. Lebhafter Beifall wurde ihr bei offener Szene zu Teil. Aber auch allen andern wurde er ver- dientermaßen gespendet. Die gut gerundete Aufführung. stand unter der sicheren musikalishen Leitung des Kapellmeisters Schink.
Mannigfaltiges. Berlin, 18. Juli 1913.
Laut amtliher Meldung wollte vorgestern vormittag 7 Uhr da Zietenhusarenregiment den Ueberweg bei dem Schrankenwärter- posten 22 öjtlih von Rathenow überschreiten. Die Spitze des voraus- reitenden Trompeterkorps war bereits unter dem ersten Schrankenbaunz angelangt, als das Läutesignal für den verspäteten D-Zug 129 Richtung nach Berlin ertönte. Der Wärter beabsichtigte nun zunächst, nur die nach- folgende Schwadron den Ueberweg passieren zu lassen. Das Trompeter- forps hatte den Ueberweg indes noch nicht völlig verlassen, als der Sgrankenwärter den D-Zug 129 in einer Entfernung von 500 m beranfommen fah. Er trat der Shwadron, an deren Spiße sid Seine Königlihe Hoheit der Prinz Ernst August, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg mit einigen Offizieren befand, entgegen, und es gelang ihm, diese ncch vor Durchfahrt des D-Zuges 129, etwa acht Meter vor dem Gleise dieses Zuges entfernt, aufzuhalten. Eine unmittelbare Gefahr für Seine Köntg- lihe Hoheit den Prinzen Ernst August und die Offiziere hat somit nit vorgelegen. Die Ursache des Vorfalls ist _wahrscheinlich auf nit rechtzeitige Abgabe des Läutesignals zurückzuführen.
(W. T. B.) Das Luft\chiff Schütte-Lanz (vergl. Nr. 167 d. Bl.) liegt auf der Strecke Schneidemühl —Bromberg, 1 km vor dem Dorfe Erpel. Das Vorderschif und das Hinterschiff stüßen sich auf den Erdboden, während der mittlere Teil frei in der Luft {webt. Das Gerippe ist vollständig zerbrohen. Unterwegs hatte es bis zu seinem Nieder- gange Bäume entwurzelt und Telephonleitungen zerstört. Wie ver- lautet, ist noch ein zweiter Soldat aus 30 m Höhe abgestürzt und {wer verleßt ins Lazarett gebraht worden. Eine Kompagnie Pioniere ist nach Erpel beordert worden.
Schneidemühl, 18. Juli.
Teshen (Oesterr.-Schkesien), 17. Juli. (W. T. B.) Ein gewaltiger Wolkenbruch verwandelte gestern abend die Bäche in der Umgegend Teschens in reißende Ströme und seßte die Vorstädte Brandeis und Gllgoth unter Wasser. In Karwin richtete der Wolkenbruh einen Schaden von ungefähr 15 Millionen an. Die Ortschaften A ndersdorf und Steinau find überschwemmt, in Steinau steht die Kirhe 25 cm unter Wasser. Die Ernte ist vollständig vernichtet.
Aulsta, 17. Juli. (W. T. B} Béi Einer Feuersbrunst in Oberkamniß, wo in der vergangenen Naht ein Wohnhaus abbrannte, sind drei Erwachsene und zwei Kinder verbrannt, eine weitere Person wurde tödlich verleßt.
London, 17. Juli. (W. T. B.) Der Artilleriekommandant Hewetson ist heute früh bei einem Probefluge auf der Ebene von Salisbury aus einer Höhe von hundert Fuß abgestürzt. Er war
sofort tot. Das Flugzeug geriet in Brand. Paris, 17. Juli. (W. T. B.) Wie aus Nancy gemeldet
wird, hat das dortige Zuchtpolizeigeriht den Studenten der Medizin Collet, der am 14. Juli den Eisenwarenhändler Konrad auF Hayingen geschlagen hatte, zu vierzehn Tagen Gefängnis und 300 Fr. Schadenersaßz verurteilt.
Paris, 18. Juli. (W. T. B.) Der Ingenieur und Flieger Blértot hat eine Vorrihtung erfunden, durch die es den Flug- zeugen ermöglicht wird, anstatt vom Boden von einem in der Höhe von mehreren Metern befindlihen Stahlkabel abzufliegen und ebenso dieses Kabel zur Landung zu benußen. Von den auf denx Flugfelde von Buc unternommenen Versuchen wurden kinemato- rapbishe Aufnahmen hergestellt. Man verspricht sich von der neuen rfindung Blériots besondere Vorteile für die Verwendung der Marineflugzeuge. Das französishe und das englische Marine- ministerium baben Blériot um Uebersendung der kinematographischen
Films ersucht.
Bari, 17. Juli. (W. T. B.) Der Flieger Deroye ist beute morgen 4 Uhr 23 Minuten im Aerodrom von Mailand zu einen Flug nal) Bari aufgestiegen und dort um 12 Uhr 7 Minuten, nach- dem er von Norden nach Süden ganz Italien durchflogen hatte, gelandet.
Petropalowsk, 17. Jult. (W. T. B.) Auf der Insel Karwinsfki landeten mit sieben Fahrzeugen 105 Japaner und zwangen in dem Dorfe Karaga die Einwohner mit Gewalt, sämtliche Vorrâte an Pelzwaren auszuliefern, und raubten für große Summen Blaufuchs und Zobelfelle. Die Japaner segelten sofort wieder ab.
(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Theater.
Berliner Theater. Sonnab., Abends 8 Uhr: Filmzauber. Große Pofse mit Gesang und Tanz in 4 Akten von Rudolf Bernauer und Rudolph Schanzet.
Sonntag und folgende Tage: Film- zauber.
Deutsches Schauspielhaus. (Direk- tion: Adolf Lanz. NW. 7, Friedrih- ftraße 104—104 a.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Der Dieb. Schauspiel in drei Akt-n von Henri Bernstein.
Zenntag: Der gute Ruf.
Montag: Der gute Ruf.
Komö®ödienhaus. Sonnabend, Abends
8} Uhr: Hochherrschaftlihe Woh-
“Elcicaa anb. larite Tage: Des onntag und folgende ge: Doch-
herrschaftliche Wohnungen.
Schillertheater. O. (Wallne1- theater.) Gastsptel: Sachse - Oper. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Don Juan. Oper in zwei Aufzügen von W. A Mozart.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: pu er- mâäßtigten Preisen: Martha. — Abends: Der Troubadour.
Montag: Stella maris.
Theater am Nollendorfplaß. Sonnabend, Abends 87 Uhr: Der Mauu mit der grünen Maske. Burleske in drei Akten. Musik von Friedrich Ber- mann mit Kompositionen von Viktor Holländer und Leon JIefssel.
Sonntag und folgende Tage: Der Maun mit der grüneu Maske.
Lustspielhaus. (Friedrichstraße 236.) Sonnabend, Abends 8} Uhr: Der lustige Kakadu. Vaudeville in drei Akten von Wilbelm Jacoby und Artur Lippschiß.
Sonntag und folgende Tage: Der luftige Kakadu.
Thaliatheater. (Direktion: Kren und Schönfeld.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Puppchen. Posse mit Gesang und Tanz in drei Akten von Curt Kraay und Jean Kren. Gesangstexte von Alfred Schönfeld. Musik von Jean Gilbert.
Sonntag, Nachmittags 34 Uhr: Char- eys Taute. — Abends: Puppcheu.
Montag und folgende Tage: Puppchen.
Familiennachrichten.
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Stadtrat Dr. Bernhard Grund (Breslau). E Seminardirektor a. D.,
Gestorben: Squlrat Ioseph Dobroschke (Leobschüß).
Verantwortlicher Redakteur: J. V.: Weber in Berlin.
Verlag der Expedition (I. V.: Koye) in Berlin.
Drutck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32.
Zehn Beilagen (einschließli4 Börsenbeilage und Waren- zeichenbeilage Nr. 56 A u. 56 B),
und ein Verzeichnis der gezogeuew
und der noch rückständigen Prioritäts&-
obligationen der Bergisch-Märkischcw Eisenbahngeselschaft.
M 168.
Erste Beilage | zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staa
Berlin, Freitag, den 18. Juli
tsanzeiger.
1903.
Verichte von deutschen Getreidebörsen und Fruchtmärkten.
1913 Hauptsächlich gezahlte Preise für 1 t (1000 kg) in Mark Juli Marktorte | Tag Weizen Roggen Hafer | Bere
mittel gut fein T5 Kniasbrg P os #6 A — 170 — | 15 i Danzig A E 215 171 165 — E e s er n . . . ‘ s . - . « . 170 P ¿i — E v S S n 166 E e a E E - : A 2—194 163—165 154—156 4C N l e 195—197 166168 155—157 iur A S ¿ E 196—199 165167 170—172 | E « Dortmund . L 907,50—212,50 176—181 Lee | L 2 L
Berlin, den 18.
Kaiserliches Statistises Amt.
I. V.: Dr. Zacher.
Verichte von anderen deutschen Fruchtmärkten.
i ußerdem wurden gering mittel gut Verkaufte Maren B Laage t Juli Marktorte Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner Menge naH überslägllher Ta E U Schäßung verkauft g niedrigster | höchster } niedrigster | höchster | niedrigster | höhster Doppelzentner Doppe lz entner 4 4 Mh M “U M | “ (Preis unbekannt) b Hafer. I a l M200 1446| A820 l 1820 | W as f 1767 1 1800 [102,4
Bemerkungen. Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswert auf volle Mark ab d s : gerundet mitgeteilt. Ein liegender Strih (—) in den Spalten für Preije hat die Bedeutung, daß der betreffende Prets niht vorgekommen ist, tin Pankt (. ) in den legten sech3 Spalten, daß ent|prehender
Berlin, den 18. Juli 1913.
Kaiserlihes Statiftishes Amt.
I. V.: Dr. Zaher.
Der Durchschnittspreis wird aus den unabgerundeten Bn Me er e :
Land- und Forftwirtschaft.
Saatenstand in Finnland.
En S Le Generalkonsul in Helsingfors berihtet unterm
_Nah einer von der Landwirtschaftsverwaltung Ende Juni d. J. veröffentlihten Uebersiht über die Ernteausfihten in Finnland ist die Aussaat des Noggens wegen der reichlichen Niederschläge während des leßten Herbstes mit empfindliher Verspätung erfolgt, sodaß die junge Saat bet Eintritt des Winters im allgemeinen {chwach entwickelt war. Im Frühjahr sahen die Saaten, befonders die zuleßt autgesäten, niht vielversprechend aus; in vielen Gegenden waren sie während des Winters zu einem erheblihen Teil ausgegangen. Infolge der an- haltend fühlen und trockenen Witterung im Frübjabr sowie infolge der im Mai herrscheznden Nordwinde lichteten sih die Saaten noch mehr. Der Roggen is deshalb in den meisten Gouvernements liht, ungleiGmäßig und zum Teil s{chwach, stellenweise sogar \ch{lecht, fteht aber fast überall aufreht. Jn vielen Ge- meinden von Kuovio und Uleäborgs Län sind die Aecker stellenweise umgepflügt und mit Korn oder Grünfutter besät worden. Von besserer Beschaffenheit ist jedoch der Roggen in den meisten Teilen -von Nylands-, Abo und Björneborgs Län sowte in mehreren Teilen von Tavastehus und Wiborgs Län, wo er ziemlich dicht und gleihmäßig steht; infolge der heftigen Regenshauern und starken Winde im Iuni find dort die dihtesten Saaten niedergedrückt worden. Der Roggen begann in den vier südlihßen Gouvernements und in St. Michels Län in den ersten Tagen des Juni, in Kuopio und Wasa Län am Ende der erslen Woche des Juni oder in den erften Tagen der zweiten Woche, fowie in Uleäborgs Län in der Zeit vom 10. bis 15. Juni in Aehren zu \{hießen. Die Pflanzen, welche Anfang Juni s{chwach waren, haben sich in der Folge bei dem bin und wieder eintretenden Regen erholt, und falls die günstige Witierung fortdauert, erwartet man eine frühe Ernte.
Mit der Ausf\aat der Gerste wurde im allgemeinen in der dritten Woche, in den öôstlihen Teilen des Landes meist in der vierten Woche des Mai begonnen; sie wurde gegen Ausgang des Monats bezw. in der ersten Woche des Juni beendet. Die jungen Saaten haben sih gut entwick-lt und sollen überall zufriedenstell-nd und dicht oder doch ziemlih dicht sein; in einigen Gemeinden von Abo-, Björne- e und Tavastehus-Un haben die Wurzeln durch Würmer Schaden gelitten.
Die Aussaat des Hafers erfolgte im allgemeinen in der ersten Woche des Mai und wurde in der dritten oder vierten Woche des- felben Monats beendet, stellenweise bereits Mitte Mat. Die jungen Saaten sind im allgemeinen diht und {ön.
Mit dem Seyten der Kartoffeln wurde etwa am 20. Mai, an Kinigen Orten etwas früher, in Wafa und Uleäborgs Län allgemein in der legten Woche des Mai begonnen, und es wähite bis zum Aus- gange des Monats oder noch eine Woche darüber hinaus; das Wetter war meistenteils günstig. Im Juni hat der Frost den Pflanzen an einigen Orten geschadet.
Die Auesaat der Nüben geshah in Nylands-, Äbo- und Bijörneborgs- und Tavastehue-Län meist Mitte Mai, in den übrigen Gouvernements gegen Ende des Monats oder Anfang Juni. ie Pflanzen find: int großen und ganzen gut gediehen, haben aber stellen- weise durch Ikñselten nicht unerheblih gelitten. Infolge der Nieder-
\cchläge im Juni haben die Insekten sich merklich vermindert.
Der Klee hat sich den Winter über durchweg gehalten; in nur wentgen Gemeinden ist er auêgegangen. Namentlich die hocgelegenen Felder stéhen \{chön und versprehen mindestens eine Ernte übermittel,
Wenn auch das Gras infolge der Nordwinde im Mai etwas gelichtet
“ und in ‘ feiner Entwicklung gehemmt worden ist, so find doch die
Niederschläge und dle steigende Temperatur im Juni den Feldern zugute gekommen. Wiesenwürmer sind in einigen österbottnischen
“ Gemeinden aufgetreten.
_Der Stand der Weiden ist meist mittel, in den südlichen Teilen des Landes und in Kuopio Län jedoch zum größten Tell übermittel oder gut; nur in einigen Gemeinden waren die Weiden noch in der zweiten Woche des Juni ziemlih \{chlecht oder {lecht.
Statiftik und Volkswirtschaft.
t worden.
Nachrichtlih: Im Rechnungsjahr 1912 sind von den Haustrunkbrauern im ga 705 2 y In o E N e aria Dier Lercitell ganzen 7058 dz Malz, 26 dz Zuderstoffe verwendet i
Gegen Entrichtung der Uebergang8abgabe wurden in das Brausteuergebiet eingeführt aus:
Braustoffverbrauch und Biererzeugung in den Brauereien der norddeutschen Brausteuergemeinschaft. J — — — S - rag op 4 Im 1. Viertel des Rechnungsjahres 1913 sind in den Brauereien verwendet worden bergestellt worden E Malz von dem anderen || | Direktivbezirke und zwar | Malze sind verwendet | Zuter- ober- unter- | | worden zur Herstellung von| gâriges gäriges Weizen- | anderes | déritélaut i *rigen| stoffe Bi l | Mal | ober gäârigen |u n t ergärigen ter Bier mat | S IOELOIE Bieren : dz E H Ge hl hl Ÿ E E : 100 60040 | 12918 53122 | 6836 | OagiE Á Se A 50 | 36220 | 4268 31952 | 1647 38792 | 169 487 l a E A 20 175 347 160 27 548 319612 | 10206 | 465346 | 1554016 A Pommern S 215 41 282 2 595 38 687 1 074 23 963 216 988 4 E 1 609 26 258 30 23 247 1003 46 243 193 583 k Ce 327 164 442 11821 | 152621 4426 | 169 308 782672 : C 900 | 101876 8 247 93629 | 2668 | 79874 511 165 : Ao s e o n ais b 81368 2 778 78 590 1393 49 214 449 633 : Dann ann S G. O 8 10 28 |. 2ÆŒ 500 499 / estfalen S 477 230 148 7 862 222 286 3 804 78-431 1411 371 Hessen-Nasfsau E A 67 117 580 796 116 784 335 8 715 611 508 R ea 404 R 47 303 290 654 6 391 298 283 1 305 197 Preußische Direktivbezirke. . . . . 24824 | 1646 080 133 895 1512185 42166 | 1324 799 7 584 688 GSNIGIEI CaMRt aas S 212 | 221283 13078 | 207705 3 396 147 729 1 201 648 z aan s 70 143 S | - 700861 56 840 374 108 s E e —_—_ 23 075 1179 21 896 426 14 989 124 513 E E 177 123 238 5 035 118 203 1415 43 039 618 130 D as 1 10 142 O 9 609 138 5496 | 51 270 U C 197 27 945 T5547 | 26 398 870 17 703 147 060 Gon e o As 113 23 841 S 22809 328 3 537 116 031 N A _— 9 808 742 | 5 066 229 9 042 28 713 D a S aide o 15 24 370 1 366 23 004 1519 16 390 119 881 S 35 32 134 1666| 30478 910 25 605 172 107 Im Brausteuergebiete . . 25 574 | 2208059 160845 | 2047214 | 51449 | 1619169 | 10638149
Berlin, den 17. Juli 1913.
Kaiserliches Statistishes Amt. J. V.: Dr. Zacher.
j | — 4 Hela Bayern Württemberg | Baden Elsaß-Lothringen. Luxemburg Im ganzen 3 : Hektoliter Bier. : i Su L Ba R... 428304 | 5226| 17623 | 165 | 113 451 430 Í Betrag der erhobenen Uebergangs8abgabe: 4 In 1. Viertel 1913 L od 513 | i | ag | 2 7 L e ees ò 02 | 49 497 2 022 332
Roheinnahme an Tabaksteuer und Tabakersagstoffabgabe im deutschen Zollgebiet.
Berlin, den 17. Ju 1913,
Kaiferlies Statistishes Amt.
J. V.: Dr, Zäachex.
Gewichtsteuer | zum Saße von 45 4 Ï ; f | füt 1dz zum Satze von E A Tabak- : … | fur Tabakblätter für im Werte nas m E, | E i | e Galas | Es |. 07 6 | 194 | Vben | Debit va | pflihtigr | «(L 26 der | für 1 az |für1 af | O Erzeugnisse abaksteuer- | ordnung) | M | M M M M M M P, Im 1. Viertel des Rechnungs- | 0 | jahres 1913 22914 | 43 393 71 760 | 2262 250 87 10480 | 2410844 | « 8382