1894 / 156 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 05 Jul 1894 18:00:01 GMT) scan diff

i: ata philanthropischen Unternehmens, zum Gedächtauiß:-Carnot's.- erlaffen i

Die äußerste Linke hat gestern den: Wortlaut des Amnestieantrags angenommen, der heute eingebracht werden soll.

Ftalien.

Wie die „Agenzia Stefani“ berichtet, haben zwischen den Regierungen von Jtalien und den Vereinigten Staaten von Amerika Verhandlungen zum Schute der italienishen Auswanderer gegen die sogenannten Patrone statt-

efunden, - die zur Schaffung: eines Wiraaus auf Ellis- sland führtm; wo: den itälienist ) den Bundesz- nB Eitnwandérungsbehörden Angaben über Änsiedlungs- und Arbeitsangebote mitgetheilt werden. Die Bureaubeamten und die Bureauspesen bezahlt die amerikanische Union, zwei im Bureau thätige italienische Agenten werden von der italienischen Regierung besoldet.

Mit Rücksicht auf die shwierige Lage: der italienischen Kolonie in Rio de Janeiro hat der: Minister:Prâäsident Crispi, wie die „Tribuna“ meldet, Jnstruktionen an die dortige italienische Gesandtschaft geshickt, worin dieser auf- getragen wird, in energishester Weise Beshwerde zu erheben. Der Gesandte Tugini schifft sich heute nah Nom ein und übergiebt die Geschäfte dem Légations-Sekretär. Die „Tribuna“ fügt hinzu, Crispi werde infolge der ab- lehnenden Haltung der brasilianishen Regierung gegenüber dem italienishen Vorschlag, alle noch ungelösten Fragen be-

üglich der italienischen Unterthanen einem Schiedsspruch der

ereinigten Staaten von Nord-Amerika zu unterwerfen, auf das entshiedenste vorgehen. Das Blatt kündigt shließlih an, daß die Kriegsschiffe „Fieramosca“ und „Vesuvio“ demnächst zur Unterstüßung der italicnishen Reklamationen nah Rio de Janeiro abgehen werden.

Na einer Meldung aus Mailand hat die dortige Gerichtsbehörde auf Ersuhen der französishen Polizei eine Haussuhung bei der L Caserio’s in Moîta Visconti angeordnet. ie Mutter Caserio’s übergab bei der Hausfuhung den Behörden alle Papiere ihres Sohnes einschliezlich dessen Photographie und dessen d u Briefs vom Februar, worin er Geld ver- langte. Die Mutter schickte ihm 80 Lire mit wohlgemeinten Rathschlägen. Die beschlagnahmten Papiere wurden den fran- zösishen Behörden übersandt.

Nach einer Meldung des heute erschienenen. „Popolo Romano“ hat die Polizei ein Anarchistenkomplot ent- deckt, das Lega beauftragt hatte, den Minister-Präsidenten Crispi zu tödten.

Türkei.

Die „Agence de Constantinople“ erklärt die Blätter- meldungen von Verwüstungen des Vilajets Erzerum durch die Kurden sowie von abermaliger Schließung der bulgarishen Schulen in den Vilajets Kossovo, Saloniki und Monastir für unbegründet.

Serbien.

Wie der „Frankfurter Zeitung“ aus Belgrad gemeldet wird, werden die türkishen Generale Reich und Redwan Pascha, sowie der Bürgermeister von Konstantènopel auf Einladung des Königs Alexander morgen zu einem Gegenbesuch nah Nisch kommen und dort zwei Tage als Gäste des serbischen Hofes verweilen.

Bulgarien.

Anläßlich der bevorstehenden Kommunalwahlen wurde estern Abend in Sofia eine Wählerversammlung zur ominierung der Kandidaten n: Nah Schluß

der Versammlung zogen die Theilnehmer vor die Häuser der Minister Radoslawow und Stoilow und brachten daselbst Ovationen dar. Sodann zogen sie unter Pfeifen bei dem polizeilich geshüßten Hause Stambulow's vorüber Schließlich nus der Deputirte Peschew in der Redaktion der. „Swobodno Slowo“ eine Rede, welche die Versammelten mit Hochrufen auf den Prinzen Ferdinand von Sachsen-Cóburg und das Ministerium sowie mit dem Rufe: „Nieder mit Stambulow!“ begleiteten.

Schweden und Norwegen.

Das in Christiania ersheinende „Morgenbladet“ will wissen, das Arbeitsordnungscomité des Storthing sei nah Prüfung des noch nit erledigten Arbeitsstoffes zu dem Ergebniß gekommen, daß der Schluß der Session des Storthings etwa am 18. Juli erfolgen könne.

Nr. 27 der „Veröffentlihungen des Katserlichen Gesundheitsamts“ vom 4. Juli hat folgenden Inhalt: Ge- sundheitsftand und Gang der Volkskrankheiten. Sterbefälle 2c. im Mai. Zeitweilige Maßregeln gegen Cholera 2c. Desgl. gegen Pest. Infektionskrankheiten in Jtalien, 1893. Sterblichkeit in Athen, 1893. Gesundheitszustand in Niederländish-Indien, 1. Vierteljahr 1894. Gesetzgebung u. f. w. (Preußen.) Wahlrecht zur Aerztekammer. (Hesel) Schweinepest. (Belgien.) Ein- und Durchfuhr von Lumpen 2c. Hefe. (Vereinigte Staaten von Amerika.) Quarantäne. Gang der Thièërseuchen in Dänemark, 1. Vierteljahr. eitweilige Maßregeln gegen Thierseuchen. (Preußischer Neg.-Bez. Aachen, Niederbayern, Oesterreich, Schweiz.) Rechtsprehung. (Preuß. Ober-Verwaltungsgericht.) Zurücknahme eines Hebammen-Prüfungszeugnisses. Verhandlungen von geset- ebenden Körperschaften, Vereinen, Kongressen u. \. w. (Bayern.)

uberkulose. Geschenkliste. Monatstabelle über die Sterbefälle in deutschen Ortéèn mit 15000 und mehr Einwohnern, Mai. Desgl. in größeren Orten. des Auslandes. Soctentnbese über die Sterbefälle in deutshen Städten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutsher Großstädte. Desgl. in deutschen Stadt- und Landbezirken. Witterung. Grundwasserstand und Boden- wärme in Berlin und München, April. Beilage: Gerichtlihe Ent- scheidungen zum Nahrungémittelgeseß (Bier, Wein, Malzwein).

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Der wucherishe Ankauf von Forderungen ist, nah einem Urtheil des Reichsgerichts, 1. Strafserats, vom 26. April 1894, repenáßio als Sahwucher aus Art. 1 § 302e des Geseßes vom 19. Junt 1893, betr. Ergänzung der Bestimmungen über ten Wucher, zu bestrafen, wenn durch ihn ein Kreditgeschäft nicht verdeckt' wérdên foll; in diesem Fall i} aber zur Bestrafung des Wüuchers die Gewerbs- oder - Gewohnheitsmäßfigkeit der wuchezischen Pieregdtese erforderlich. Dagegen is “der wucherishe An- auf der Forderung eines Geldbedürftigen, unter Aus-

et Aüswandêrern* von: | géfammélté |

, . ditwudch ér» aus. & 302 a- des neuen Wuchergeseßes zu bestr j Rie nid gowerbs- oder gewobußeltömaäßia Vetrieben ai Ein mehrfah be ae Maurer nahm sich seit seiner lettén wegén Wudchers erfolgten estrafung vor den ihm gefährlichen Dar- lehnsgeshäften in Acht, änderte sein System und verlegte sich nun- mehr auf den wucherischen Ankauf von Forderungen. In einem folhen Falle handelte es \sih um die Geldverlegenheit einer Dienst- magd, welhe behufs ihrer“ Verehelihung baares Geld nöthig Hatte und deshalb eine ihr zustehende sichere, aber 3. Z. nicht realisierbare Forderung gegen einen Dritten jenem

ucherer um einen Schleuderpreis verkaufte, obglei sie bei einiger Geschäftskeuntniß diese Forderung zu einem «weit: höheren Preise hätte Lhat fta d) den W chèr b Sach j Jetan en uchèrèr wegen gewèérb8mäßigen ad)s- R E aus* 8 3020. Die Réevisión des Aùúgeklagten wurde vom NReich8geriht verworfen, indem es den Fall mit der ienstmagd als Kreditwucher erachtete, in den anderen Fällen aber der Auf- fassun der Strafkammer sich anschloß. «Die twoucherische Hingabe eines Darlehns“, führt das Reichsgericht aus,

wird nach Maßgabe des Ê 302a bestraft, ohne daß diefe Art des Wuchers, der Kreditwuher, gewerbs- oder ge- wohnheitsmäßig betrieben wird; die: Thatsache seines gewerbs- odér gewohnheitsmäßigen Betriebs bildet gemäß § 3024 einen \traf- erhöhenden Umstand. Der § 3026 dagegen seßt als Strafbarkeits- erforderniß die Gewerbs- oder Gewohnheitsmäßigkeit der wucherischen Ausbeutung voraus, und demzufolge bleibt, wenn dieses Erforderniß niht bewiesen werden kann, der Sahwucher straflos. Aus dieser Verschiedenheit beider Gesetesvorschriften erhellt, daß der Ankauf einer Forderung und die Hingabe eines Darlehns nit in dem von der Revision angenommenen Verhältniß ihrer Unterordnung unter die Strafbestimmungen wegen Wuchers, als wäre. jener Ankauf nur dann \traf- bar, wenn durch thn ein Kreditgeshäft, insbesondere die Hingabe eines Darlehns, verdeckt werden sollte, stehen können. Dagegen könnte die Unterordnung der im gegebenen Falle ( mit der Dienstmagd) vor- liegenden Art der Bewucherung unter den Begriff des Sahwuchers Bedenken erregen. . . Das Geseß wollte in seiner neuen Fassung des Es durh die Worte: „mit Bezug auf ein anderes zweiseitiges Rechtsgeschäft, welches denselben wirthschaftlihen Zwecken--dienen soll“, gerade Geschäfte der bezeihneten Art, welhe zwar nicht. für die juristishe, wohl aber für die wirthschaftlihe Auffassung ihrem Zweck und Ergebniß nach dem Kreditwuher völlig gleihstehen, mit der Strafe deë § 302 a treffen. Im übrigen wurden au für diese Erweiterung des Wucherbegriffs die Thatbestandsmerk- male des § 302 a beibehalten. Demzufolge unterliegen Geschäfte der bezeihneten Art auc dann der Bestrafung, wenn sie niht gewerbs- oder gewohnheitsmäßig betrieben werden, und sie find im Falle eines gewerbs- oder gewohnheitsmäßigen Betriebes aus § 3024 zu bestrafen. Im vorliegenden Falle würde jedoh, da der § 302 6 dieselbe Strafe androht wie § 302 d, die Auffassung der That des Angeklagten als eines Kredit-, statt, wie das Urtheil annimmt, eines Sahhwuchers eine Aenderung der Strafbemefsung zu Gunsten des Angeklagten nicht her- beiführen.“ (940/94)

Entscheidungen des Ober-Verwaltungsgerichts,

Die Bestimmung des § 30 Th. Il Tit. 12 des Allgemeinen Land- rechts: „Sind für die Einwohner verschiedenen Glaubens- bekenntnisses an einem Orte mehrere gemeine Schulen crrichtet, so ist jeder Einwohner nur zur Unterhaltung des Schul- [ehrers von seinerReligionspartei beizutragen verbunden“ findet, nah einem Urtheil des Ober-Verwaltungsgerichts, L. Senats, vom 21. Oktober 1893, nur Anwendung bei einer Mehrheit von Sozietäts\hulen; besteht aber in einem Ort - oder für einen aus mehreren Orten zusammengeseßten Schulverband eine konfessionele Gemeindeshule, so findet darauf die gedahte Bestimmung des Allgemeinen Landrechts keine An- wendung, fondern es sind hierfür ledigli diejenigen provinzial- oder ortôrechtliden Normen entscheidend, ns welchen sih die Unter- haltung der Gemeindeshule regelt. Nah {{lesishem Provinzialreht liegt die baulihe Unterhaltung der katholischen Gemeindeschule neben der Herrschaft den zu ihr geschlagenen bürgerlichen Gemeinden ob, und es haben dazu „auch die evangelischen Gemeindemitglieder beizu- tragen, welche zu einer anderen evangelischen Schule gelegt sind und für diese Unterhaltungsbeiträge entrichten müssen, es sei denn, daß für den betreffenden Ort eine - die evangelischen Einwohner freilassende Observanz besteht. Durch Ne- solut der Regierung zu Breslau wurden für den Neubau des katholishen Schul- und Küsterhauses zu W. 69/6 der Kosten den Schulinteressenten, darunter der politishen Gemeinde Klein-N. auf- grie t und von der leßteren 91 Æ als erste Baukostenrate erfordert.

iesen Betrag legte der Gemeindevorstand von Klein-N. auf alle Mitglieder der Gemeinde ohne Unterschied des D nes um, obgleich von diesen die der evangelischen Konfession Angehörenden 58 Evangelische gegenüber nur 19 Katholiken zur evangelischen Schule nah Groß-N. eingeschult find, dorthin auch Schulunter- haltungsbeiträge entrihten müssen. Die fo berangezogenen evangelischen Gemeindemitglieder klagten gegen den Gemeindevorstand auf Befreiung von der angefonnenen Leistung und erstritten in der Berutungsinstanz ein obsieglihes Urtheil, indem diese auf Grund des § 30 11 12 Allge- meinen Landrechts das Klagebegehren für gerechtfertigt erachtete. Auf die Revision des Gemeindevorstehers hob das Ober-Verwaltungs- geriht das ¡Berufungsurtheil auf und verwies die Sache an den Kreisaus\{chuß zur anderweiten Verhandlung, insbesondere zur Fest- stellung der angeblih bestehenden, die evangelischen Einwohner frei- lassenden Observanz, und Entscheidung zurück. „Die Schule zu W.*, führt das Ober - Verwaltungsgeriht aus, „eine hon im vorigen Jahrhundert vorhanden gewesene katholische farr- s{hule, fällt unter die Vorschriften der \chlesis{chen Schulregle- ments vom 3. November 1765 und 18. Mai 1801. Nach dem diese Provinzialgeseße beherrshenden Kommunalprinzip liegt dem- zufolge die Unterhaltung der Shule als einer Gemeindeanstalt neben den Herrschaften den zu ihr ges{chlagenen Gemeinden ob, und zu den leßteren gehört die Gemeinde Klein-N. Das All- gemeine Landrecht sieht die Schulunterhaltungépfliht, indem es für dieselbe die sämmtlichen Hausväter jedes Ortes, alle zu der S@{hule ewiesenen Einwohner ohne Unterschied in Anspru nimmt, als eine ast an, welche niht auf dem Kommunalverbande, sondern auf einem von diesem völlig verschiedenen Sozietätsverhältnisse beruht. Deswegen ist der § 30 IL 12 A. L.-R. nur auf eine Mehrheit von Sozietät s- \{ulen, niemals aber bei verschiedenen Kommunal schulen oder bei der Konkurrenz einer folhen mit einer Sozietäts\{chule anwendbar. Besteht daher in einem Ort oder für einen Schulverband eine kommunale Konfessions\hule, so kann die Frage, ob zu deren Unter- haltung solhe Gemeindemitglieder beizutragen haben, welche zu einer Schule der anderen Religionspartei gelegt find, niht aus der in Rede stehenden Bestimmung des Allgemeinen Landrechts beantwortet werden, sondern es sind hierfür ledigli diejenigen provinzial- oder ortsrecht- lihen Normen entscheidend, nah welchen sich die Unterhaltung der Gemeindeschule regelt. Hiernah unterlag die Vorentscheidung wegen Verletzung des bestehenden Rechts der Aufhebung . . .“ (I. 48.)

Statistik und Volkswirtb;\chaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus München berichtet ein Wolff'\hes Telegramm, daß die

olizet-Direftion den en radikalen Sozialistenklub „Frei

ort“ aufgelöt hat. Ciner Meldung des „Bayer. Cour.“ zufolge

verlangen gleich den Braugehilfen auch die Brauschäffler günstigere Arbeitsbedingungen. /

Ín Kiel sollen die Maurer, wie im „Vorwärts“ mitgetheilt

Die Strafkammer L mrA Grund®dieses:

Zum Brauerausstand in Braunschweig berihtet der | Voll : Die Zahl“ der in Braunschweig fand de ezu Brauer ‘beträgt im ganzen 343«Männ. Davon waren anfangs 221 zu unter- stützen, jeßt noch 133 Mann. Von den zu Unterftüßenden sind 85 ver- heirathet. Die Zahl ihrer Kinder beträgt 150. i

In Oslebs hausen bei Bremen wurde, wie der „Vorwärts“ mittheilt, den Korbmachern der Barre’shen Werkstelle innerhalb der nächsten vierzehn Tage ein 10 prozentiger Lohnabzug an- gekündigt. Falls der Arbeitgeber die Lohnkürzung nicht zurüccknimmt, wollen die Arbeiter in den Ausstand eintreten.

Hier in Berlin beschloß eine gut besuchte Versammlung der

Metalldrücker, innerhalb“ des Verbandes der Berkiner Metall- arbéiter eine Abthèilung der Drück F ilden: Von. det Ne ründung eines Branchenvereiüs wurde einer Meldung der Berliner „Volksztg.“ zufolge abgesehen. Wie dem „Leipz. Tgbl.“ aus Berlin gemeldet wird, foll fich die sozialdemokrcatishe Biersperrekommission in einer geheimen Sizung gespalten haben. Ein Theil unter Führung Auer's fei für For egung des Kampfes, Bebel mit seinem Anhang dagegen. Auer habe deshalb den Vorsitz niedergelegt. In Winterthur habèn zwei Fäbriken den Zehnstundentag eingeführt. Die ‘eine, eine große Seidbenfabrik, beschäftigt nah einer Mittheilung des „Vorwärts“ mehr als : 500 Arbeiterinnen; die andere, eine Färberei, etwa 200 Arbeiter. Diese Arbeitszeitkürzung wird als eine Folge der am 1. Juni in der Schweiz eingeführten mitteleuropäishen Zeit bezeichnet. :

Zum Ausstand der Eisenbahnbediensteten meldet „W. T. B.“ aus Chicago : Der Anführer der Ausständigen, Debs, erklärte, am Sonnabend würde eine alle Betheiligten befriedigende Regelung der Streitpunkte zu stande kommen ; eine Pa der Vertreter der Ausständiaen und der Gesellschaft fände wahr- scheinlih heute ftatt. Auf Blue J 8land wurden etwa zwölf Eisenbahnwaggons durch Brandstifter vernichtet. Heute ver- kehrten einige Züge. Die Bestrebungen, den allgemeinen Ausstand in Indianopolis herbeizuführen, mißlangen. Vierzehn Eisenbahnzüge mit 2000 Fahrgästen find in Bloomington aufgehalten worden. Die Brücken- der „Atlantic- und Pacific-Bahn“ wurden bei Needles (San Bernardino) von Volkshaufen verbrannt. Vom heutigen Tage wird gemeldet: Die reinigung der Direktoren der Eisen- bahngesellshaften hat beshlossen, heute zu versuhen, den Be- trieb wieder aufzunehmen durch Erseßung der Ausständigen dur andere in Chicago eingetroffene Arbeiter. Die Direktoren erklären, sie würden ih auf keinerlei Zugeständnisse einlassen. Gleichzeitig be- {loß die Regierung, die Aufreizer zum Ausstand wegen verbreche- risher Verschwörung gerihtlih zu verfolgen.

Kunft und Wissenschaft.

Die biefige Gesellschaft für Erdkunde hält am Sonn- abend im Saal. des Architektenhauses ihre nächste Sißung. Prof. Dr. Schweinfurth wird über seine leßte Reise mit Dr. Max Schoeller in Nord-Abessinien- und Dr. Passarge (als Gast) über die deutsche Kamerun-Erxp edition und ihre geographishen Ergebnisse sprechen.

Wie der „Voss. Ztg.“ mitgetheilt wird, is gestern Professor D. Dillmann, Mitglied der philosophis{h-historischen Klasse der Königlichen Akademie der Wissenschaften nah kurzem Leiden im Alter von 71. Jahren gestorben. Christian Friedrich August Dillmann \war am 25. April 1823 zu JIllingen bei Maulbronn in Eh geboren. Nachdem er auf der Universität Tübingen Theologie tudiert und daneben sih mit Philosophie beschäftigt, sowie unter Ewald's Leitung orientalishe Sprachstudien gemacht. hatte, wählte er als feine erste selbständige wissenschaftlihe Aufgabe die \ Bearbeitung des Henoch- Buchs. Seine Forschungen in den äthi ishen Handschriften er- regten die Aufmerksamkeit der britischen Zibliothekare, sodaß ihm die Aufnahme der älteren und neueren abdssinifchen Handschriften des Britishen Museums und der Bodleiana übertragen wurde. Jn zwei arbeitsreihen Jahrzehnten gelang es ihn, den erhöhten An- forderungen der neueren Sprachwissenschaft \. entsprehend, die Geseße der äthiopishen Sprache von neuem ‘festzulegen. Auch seine Leistungen auf dem Gebiete der Theologie wäàxen hervorragend enug, um ihm eine geactete Stellung in der Wissenschäft zu verschaffen.

eine Bibelforshungen sind dadurch ausgezeichnet, Pil in ihnen die hebräishe Literatur in der allgemein - geschidtlihen Be- trahtung zur Darstellung gelangt. Aber auch die' all emeine Sprachwissenshaft hat hervorragenden Nußen aus Dillmann?!s Forschungen gezogen. Insbesondere is hier zu vermerken, daß Billnaun für das vergleihende Studium der semitishen / Sprachen die Nichtung bestimmte, wobei er auf das eindringlihste dafür eintrat, daß der Empirie ihr volles Neht gewahrt blieb. Dillm@nn stand fast ein halbes Jahrhundert im Lehrberufe. Seine Lehrthätägkeit kam den Universitäten Tübingen (1848—1854), Kiel (1854—1864), Gießen und Berlin zu gute. Jn Berlin wirkte Dillmann geirade ein Vierteljahrhundert lang. i

Literatur.

Geschichte. z Landes- und Wappenkunde der Brandenbur'gif\ ch- Preußischen Monarchie. Geschichte ihrer einzelnen Landestheile, deren Herrsher und Wappen von Maximilian Grißner, remier-Lieutenant a. D. und Kanzlei-Rath im Ministeriutm des nnern. Berlin 1894. Carl Heymann's Verlag. Preis 121 M In sehr geshmackvoller und gediegener Ausstattung liegt mit - diesem Buch ein Werk vor, das in jahrelangen mühevollen Studien nah den zuverlässigsten Quellen sorgfältig zusammençzestellt worden ist. Da die Geschichte des brandenburgish - preuj zischen Staatswappens si mit derjenigen des Königreichs Preußen dec:kt, ist mit seiner Geschichte hier, wie sh der Verfasser richtig im Vo?rwort ausdrückt, gleihsam in einer Bilderhandschrift die Geschichte der einzelnen Landestheile gegeben, die durch Erbfall und Herrscher1!veis- heit der Stamm der Hohenzollern im Laufe der Jahrhunderte ränter seinem Scepter vereinigt hat. So knapp wie mögli, aber do vollständig wird jeder einzelne Landestheil behandelt, sein t urch trefflich ausgeführte Zeichnung erläutertes Wappen beschrieben “und die Geschichte seiner Regenten, verbunden mit Stammtafeln ¿/ der herrshenden Familien, sowie die Erwerbung durch die |' in Braubbubuen Breulen regierenden Fürsten dargestellt, f lodaß dieses Werk auch den Lehrern der vaterländishen Gesch ichte in den höheren Schulklassen als ein nüßliches Hilfsmittel in die Zand egeben werden kann; es wird gewiß dazu beitragen, den Skinn ür die ruhmreihe Geschichte des Vaterlandes und die Liebe für has um sein Geshick #o verdiente Herrschergeshlecht zu nähren und Pu pflegen. Obwohl das Werk an si als ein felbständiges Ganzes anzuseheFn ist und für sich allein mit Nutzen gebraucht werden kann, bildet es do nr die erste Abtheilung eines in großartigem Umfang angelegten Werks. DeFr zweite Theil wird die Geschichte derjenigen Territorien enthalten, deren Wappen vordem im brandenburgish-preußischen sich befunden haben und in Laufe der u den Zeichen wichtigerer Landestheile weichen mußte. Der dritte foll die Gelchichte- aller übrigen- Herzogthümer, Fürstenthüme§r, Grafschaften und Herrschaften der Monarchie behandeln, deren Wappe in der V R Sn Geschichte Aufnahme nicht gefunde haben. An dieses Werk wird sich ein zweites! aushließen, das die EnF- widckelung des U Ur S pre Wappens feit dem Jah Fre 1415 bringt und dur zahlreihe Abbildungen: erläutert; dergestalKt, daß auch der Laie ersehen kann, wie zu jeder Zeit das Landeswappen de Monarchie beschaffen war. Dieses zweite Werk soll in drei Abtheilungen erscheinen, deren erste die Wappen der regiérenden Ferren und der nach- geborenen Markgrafen in Brandenburg, die zweite die Entwickelung der markgräflihen Wappen in allen Nebenlinien, die dritte die Wappen des preußischen Königshauses und die der Königlich preußischen Prinzen enthalten wird. Alle Freunde der Wappenkunde und der andes- geshihte werden pn haben an der Beschäftigung mit dem jeut

wird, über den Bau des Gerich1sgefängnisses wegen Lohnstreits die

beutung der Nothlage und - Unerfahrenheit desselben, als

Sperre verhängt haben.

vorliegenden Werk und mit Interesse dem Erscheinen der weiteren Bânde entgegensehen.

k wiegenden

. Æ. Geschichte des Feldzugs.1814 gegen Frank rei ch unter besonderer G teiies Fel Antheiluahme der Königlich wür tte m - bergishen Truppen. Von Friß von Hiller, Oberst und Kommandeur des Grenadier-Regiments Königin Olga. Herausgegeben von der warte ergitGon Kommission für Lan des- gef chichte. Stuttgart, Kohlhammer 1893, 6 46 Von dem Feldzuge von 1814 unstreitig dem s{chwierigsten, aber au interessantesten der neuesten Geshihte erxistieren zwar zahlreihe Monographien über politishe oder militärische Einzelheiten, aber noch keine umfassende Darstellung, die alle diese Einzelarbeiten berücksihtigend ein Bild des ganzen Feldzugs gäbe. Die Werke von Plotho und Damiyß vor mehr als 50 Jahren ershieuen find zum großen Theil veraltet, die Denkwürdigkeiten Toll's von Theodor von Bernhardi berichten fast nur über die Kriegführung der Hauptarmee, und die Gneisenau-Biographie Delbrük’s giebt zwar eine vortreffliche strategishe und politishe Uebersicht des ganzen Feldzugs, behandelt im einzelnen aber naturgemäß nur die \{chlesishe Armee, der Gneisenau angehörte. Diese Lücke in der deutschen Historiographie füllt Hiller nun zum theil aus, indem er eine zusammenfassende Dar- stellung der militärischen Ereignisse des Jahres 1814 liefert. Archi- valishe Studien hat er dabei nur soweit, als die württembergischen Truppen in Betracht kommen, gemacht, und daher bringt er au nur hiersür manches Neue, aber die Darstellung auch der übrigen Ereignisse ist wegen der wissenschaftlichen Exaktheit, der Klarheit der Schilderung und wegen der Sicherheit des Urtheils von großem Werth. Wir können hier nicht den ganzen Verlauf des Feldzugs rekapitulieren, wir begnügen uns mit der Bemerkung, daß der Verfasser vor allem die Schlaht von La Rothière und das Treffen von Montereau, wo die E hervorragend betheiligt waren, ausführlih schildert und au die Neben-Kriegs\haupläte, insbesondere den südöstlichen, niht außer Acht läßt. Leider hat Hiller die poli- tishen Differenzen unter den Verbündeten zu wenig herangezogen, wiewohl sie zur Charakteristik der aus\hlaggebenden Persönlichkeiten und zum Verständniß mancher Operationen unentbehrlih find; in einer zweiten Auflage wird er hoffentlih diese Versäumniß nachholen, wodurch freilich der Umfang des Buchs bedeutend \teigen wird. Da- für könnten vielleiht einige der Anlagen wegfallen, die neben wichtigen Verlust- und Stärkcberehnungen mehrere oft gedruckte und daher überflüssige Stücke enthalten. Es if noch hinzuzufügen, daß das Werk mit Karten reihlich versehen ift. Unterhaltung. In der Sammlung von „Meyer's Volksbüchern“ er- schienen soeben die Nrn. 1037 bis 1056. Darunter befindet \ich Joh. ischart’s „Jesuitenhütlein“ (Nr. 1055). Die wunderbare Welt des Flihten Volksliedes erschließt „Des Knaben Wunderhorn“, Alte deutshe Lieder, gesammelt von L. Achim von Arnim und Klemens Brentano (Band I Nr. 1041 bis 1045, Bänd 11 Nr. 1046 bis 1050; Band 1IT Nr. 1051 bis 1054). Kein Geringerer als Goethe war es, der dieser Fundgrube duftiger Lyrik glei bei ihrem ersten Seen hohes Lob spendete. An Erzeugnissen ausländischer Literatur bringt ‘die neue Folge von Meyers Volksbüchern in Nr. 1040: Ed. Bellamy, Mit geschlossenen Augen Ein Schiffbruch. Aus dem Englischen von D. Dittrih. Bellamy bietet mit den vorstehenden, anziehend und fesselnd geschriebenen Skizzen eine ausgezeihnete Unterhaltungs- leftüre für Bäder, Sommerfrischen, Eisenbahnfahrten 2c. Die in den vorgufgegangenen Serien \o beifällig aufgenommenen Klassiker- Biographien find fortgeseßt mit Nr. 1038: Ludwig Fränkel, Ludwig Uhland's Leben und Werke, und 1039: Hans Zimmer, Theodor Körner's Leben und Werke, während die Geseßes\sammlung in „Meyer's Volksbüchern* durch den Inhalt der Nr. 1037: „Allgemeine deutshe Wechselordnung und Wechfelstempelsteuer-Geseßz“ (Textausgabe mit Anmerkungen und Sachregister) eine werthvolle Bereicherung er- fahren hat. Nr. 1056 Pi ließt die neue Folge mit einer kleinen Monographie über „Die Pferde und Esel“, einem interessanten Ab- shnitt" aus Brehm's meisterhafter “Darstellung des Thierlebens. Die Sammlung von „Meyer's Volksbüchern“ verdient jedem empfohlen zu werden, der von dem Verlangen nah Bildung und Erweiterung seines Wissens beseelt is. Preis jeder Nummer geheftet und be- \chnitten nur 10 Pfennig.

Land- und Forstwirthschaft.

Die Verhandlungen des Königlichen Landes-Oekonomie- Kollegiums in der ersten Session der VI. Gh f era al 1 (vom 1. bis 3. März 1894) sind jeßt im Druck erschienen. Sie ent- ausführliden Protokolle über die Berathungen und Beschlüsse in Betreff der Vorlagen des Ministers für Landwirthschaft, Domänen und Forsten sowie der Anträge der landwirthschaftlihen Zentralvereine und von Mitgliedern des Kollegiums. Erstere betrafen die Vermehrung der Mitgliederzahl des Kollegiums, die Fragen : welche Forderungen die Landwirthschaft an die Einrichtungen der Produktenbörse zu stellen habe, und welche Einwirkungen des Geseßes vom 31. Mai 1891, betreffend die Be- steuerung des Zuckers, bis jeßt hervorgetreten seien ; ferner die gegen- wärtige Lage des Kleinbahnwesens und die Wahl von drei Mitgliedern für eine von dem Minister zu ernennende ständige Kommission von Sach- verständigen zur Bearbeitung und Vorbereitung aller mit der Land- wirthschaft in S stehenden Frachttarif-, Zoll, und Steuerfragen. Dann folgen die Jahresberichte der landwirthschaftlichen Zentralvereine für 1892 nebst den Verhandlungen über die dazu von Mitgliedern des Kollegiums gestellten Anträge. “Vorangeschickt sind den Verhandlungen ein Verzeichniß der Mitglieder des Landes-Oekonomie-Kollegiums für die Wahlperiode 1893/95, eine Uebersicht der von dem Kollegium in der 3. Session der V. Sißungsperiode gefaßten Beschlüsse sowie die Rechnungslegung über die Koppestiftung für 1892/93.

halten die

Hebung des Flahsbaus in Oesterreich.

Das öfsterreichishe Ackerbau - Ministerium gedenkt dem „Prag. Abdbl.*“ zufolge im Verein mit den Landwirthschaftsgesellshaften ent- sprehende Maßregeln zur Förderung der Leinwandbereitung zu er- reisen, da dieser Zweig der ländlichen Hausindustrie in bedauerlicher

bnahme begriffen ist. Vorerst follen durch Belehrung in den Schulen und Landwirth\schafts-Filialen die Landwirthe zu neuerlichem fleißigeren Anbau des Flachses ermuntert und dann belgishe Maschinen für das Flachsbrehen eingeführt werden, da sih die ländlihe Bevölkerung vielfah schon das Flachsbrehen mit ihren primitiven Werkzeugen ab- gewöhnt hat.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Sterblichkeits- und Gesundheitsverhältnisse während des Monats Mai 1894.

Gemäß den Veröffentlihungen des Kaiserlihen Gesundheitsamts pu während des Monats Mai von je 1000 Einwohnern, auf das Jahr ereihnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 17;7, in Breslau 27,3, in Königsberg 25,1, in Köln 24,7, in Cassel 19,9, in Magdeburg 21,8, in Stettin 22,66, in Altona 22,9, in Hannover 18,7, in Frankfurt a. M. 19,7, in Wiesbaden 16,8, in München 23,7, in Nürnberg 29,1, in Augsburg 26,6, in Dresden 20,4, in Leipzig 18,1, in Stuttgart 18,7, in Karlsruhe 17,1, in Braunschweig 17,4, in Hamburg 18,0, in Straß- burg 21,1, in Mey 18,2, in Amsterdam 19,0, in Brüssel 21,2, in Bu apest 26,6, in Christiania 21,3, in Dublin 23,3, in Edinburg 17,5, in Glasgow 20,0, in Kopenhagen 20,1, in Krakau 33,0, in Liverpool ‘21,6, in London 17,3, in Lyon 18,8, in Moskau 36,9, in Odessa 19,6, in Paris 21,5, in St. Petersburg 32,2, in Prag 395,7, in Nom C 18,2, in Stockholm 17,2, in Triest 27,9, in Turin (April) 22,9, in Venedig (?), in Warschau 25,2, in Wien 23,7, in New-York 20,9. (Für die nichtdeutshen Städte ist der Zeitraum von 5 Wochen, vom 29. April bis 2. Juni, zusammengefaßt worden.)

Dex Gesundheitszustand ‘im Monat Mai war in der über- gategenden Mehrzahl sowohl der deutschen wie der nihtdeutschen Berichtsstädte ein günstiger und auch die Sterblichkeit blieb im all- gemeinen eine niedrige, obwohl vielfach, besonders aus deutschen Orten,

E E D S S AR I E s bh de e:

höhere Sterblichkeitsziffern als im April gemeldet wurden. Die Zahl der deutshen Orte mit sehr geringer Sterblichkeit (Sterblich- keitsziffer unter 15,0 ‘pro Mille und Jahr) ing von 12 im Vor- monat auf 8 herab, und erfreuten sh Bielefeld, Eupen, Mühlhausen i. Th., Neunkirchen, Rathenow, Siegen, Wesel und Gotha einer solch niedrigen Sterblichkeit. Dagegen hat die Zahl der deutshen Orte mit hoher Sterb ich- keit (Sterblichkeitsziffer über 35,0 pro E etwas (r rer und stieg von 5 im April auf 8 und zwar in Graudenz, Greifswald (inkl. der Ee Langenbielau, Tilfii, Erlangen (inkl. der Drtsfremden), Fürth, Kempten, Passau und von nichtdeutschen Städten in Moskau und Prag. Das Sterblichkeitsmaximum in den deutschen Orten, das im April 52,0 pro Mille betrug, erreichte im Mai Fürth mit 52,2 pro Mille und Jahr. Die Zahl der deutshen Orte mit günstiger Sterblichkeit (Sterblichkeitsziffer von 15,0 bis 20,0 pro Mille), die im Vormonat 70 betrug, sank im Mai auf 67 und erwähnen wir aus der Zahl derselben hier nur: Barmen, Berlin, Schöneberg bei Berlin, Beuthen O.S.,, Brandenburg, Charlottenburg, Elberfeld, Frankfurt a. M., Frankfurt a. O, M.-Gladbah, Gleiwiß, Hannover, Cassel, Kattowiß, Kiel, Kolberg, Kreuznah, Krefeld, Minden, Nordhausen, Osnabrück, Remscheid, Wiesbaden, Bamberg, Kaiserslautern, Leipzig, Stuttgart, Dârmstadt, Karlsruhe, NRostok, Schwerin, Wismar, Avolda, Braunschweig, Greiz, Lübeck, Bremen, S Meß und von nichtdeutschen Städten: Amsterdam, Edinburg, London, Lyon, Odessa, Rom und Stockholm. Die Zahl der deutshen Orte mit mäßig hoher Sterblichkeit (Sterblichkeitsziffer bis 23,0 pr. M.), die im April 78 betrug, ging auf 55 herab und seien aus der Zahl derselben hier nur Aachen, Altona, Danzig, Dortmund, Düsseldorf, lensburg, Halle, Hildesheim, Koblenz, Magdeburg, Münster, Neisse,

aderborn, Stettin, Thorn, Trier, Hof, Landshut, Ludwigshafen,

peyer, Würzburg, Dresden, Freiberg i. S,, Zittau, Cannstatt, Ulm, Freiburg i. B., Mannheim, Mainz, Offenbach, Dessau, Straßburg i. E. und von nichtdeutshen Städten: Brüssel, Christiania, Glasgow,

Kopenhagen, Liverpool, Odessa, Paris, Turin (April) ünd New-York,

genannt.

Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Ge- fammtsterblihkeit blieb eine mäßig hohe, wenn au eine etwas grgen als im Vormonat. Von je 10 000 Lebenden starben, aufs Zahr berewnet, in Stuttgart 47, in Berlin und Hamburg je 54, in Dresden 595, in München 91 Säuglinge. Diese etwas höhere Säug- lingssterblihkeit ift auf das etwas gesteigerte Vorkommen von akuten Darmkrankheiten zurückzuführen, welhe besonders in deutschen Orten vielfa, wie in Berlin, Breslau, Danzig, Elbing, Essen, Halle, Köln, Königsberg, Magdeburg, Augsburg, München, Nürnberg, Leipzig, Glauchau, Plauen, Mannheim, Gera, Hamburg, Mülhausen i. E., Straß- burg, aber s in Amsterdam, Brüssel, Budapest, Kopenhagen, London, Moskau, Odessa, Paris, St. Petersburg, Nom (April), Stockholm, Triest, Warschau, Wien, New-York u. a. eine größere, und Dresden, Prag u. a. eine geringere Zahl von Todesfällen als im April hervor- riefen. Aber auch in den höheren Altersklassen war die Sterblichkeit etwas gesteigert, indem akvte Entzündungen der Athmungsorgane in vielen Orten mehr Sterbefälle hervorriefen als im April. So war in Altona, Berlin, Düsseldorf, Erfurt, Essen, Frankfurt a. M., Görliß, Cassel, Königsberg, Magdeburg, Augs-

urg, Chemniy, Mannheim, Braunschweig, Hamburg , Mes, Brüssel, Christiania , Kopenhagen , Moskau, St. Petersburg, Prag, Stockholm, Warschau die Zahl der lebteren etwas gesteigert, ¡rend sie in Hannover, Köln, Stettin, München, Nürnberg, Dresden, Leipzig, Stuttgart, Straßburg i. E., Budapest, London, Paris, Triest, Wien eine kleinere wurde, und in Breslau, Duisburg, Fürth, Amsterdam, Krakau, New-York die gleih große wie im Vormonat blieb. Dagegen

hat fast allgemein und erheblih die Zahl der Todesfälle an Grippe.

abgenommen, fodaß mehrfahe Todesfälle an Grippe nur noch aus Kopenhagen (2), Braunschweig und Elberfeld (je 3), Cassel (4), Berlin (5), Nom (April, 7), New-York (8), Paris (13), London (30) zur Kenntniß kamen. Sterbefälle an Lungenschwindsucht zeigten im Vergleih zum Vormonat keine wesentliche E. : Die Nachrichten über die Verbreitung der Cholera lauteten im Mai ungünstiger als im April. Zu Ende des Monats wurde die Seuche aus Nussish-Polen in das deutsche Gebiet eingeshleppt. In Myslowiß (in Oberschlesien) wurden dur einen aus nahweislich infizierter Gegend kommenden Landstreiher am 22. Mai mehrere (7) Erkrankungen an Cholera festgestellt, von denen 6 tödtlich endeten. Auch in Schilno (Kreis Thorn) wurde bei 3 Weichselstromarbeitern Cholera nahgewiesen ; alle 3 Fälle endeten tödtlih. Doch gelang es, in beiden Orten der Weiterverbreitung mit Erfolg entgegenzutreten. In Oesterreich-Ungarn wurden aus Galizien, und zwar aus den Bezirken Borszczow und Husiatyn (an der rufsish - pol- nishen Grenze) eine größere Zahl von Erkrankungen und Sterbefällen an Cholera berichtet, C 9. Juni insgesammt 109 Erkrankungen mit 54 Sterbefällen. In Rußland herrshte die Seuche in Polén besonders in den (Souvernements Warschau, Radom, Plock, Kowno, Podolien. In den dicht an der preußischen Grenze gelegenen Orten Wloczlawek und Sielce wurde der Ausbruch der Cholera konstatiert. In Frankrei kamen aus dem Departement Finistère noch mehrfahe Erkrankungen, aus Paris aus der leßten Maiwoche 2 Todesfälle an Cholera zur Meldung. Aus Portugal sind weitere Erkrankungen an cholera- ähnlihen Diarrhöen niht bekannt geworden. In der Türkei hat die Epidemie besonders im Vilajet Siwas zu Ende des Monats größere Verbreitung gefunden und außer in der Stadt Siwas auch in Kastamuni, Konia, Mahmurat el Aziz, in Kadikoei, Tokat, der Hafenstadt Samsun u. a. O. mehr oder minder zahlreihe Cholera- fälle veranlaßt. : ; E Von den anderen Infektionskrankheiten wurden Sterbefälle an Masern, Scharlach, Diphtherie, Keuchhusten und Pocken mehr als. im Vormonat mitgetheilt. Namentlich grassierten Mas ern in zahl- reihen Orten zum theil recht bösartig. So war die Zahl der Maserntodesfälle in Altona, Berlin, Duisburg, Fürth (85 Todesfälle), Hamburg, Köln, Magdeburg, Nürnberg (68), Plauen, Tilsit, Buda- pest, Kopenhagen, Liverpool, London (765), Lyon, Moskau, Paris 245), St. Petersburg, Prag (99), Nom (April), Wien (135) eine ge- steigerte, in Passau, Christiania, New-York, Triest, Turin (April) eine etwas verminderte. Erkrankungen kamen außer aus den genannten Städten auch aus den Regierungsbezirken Arnsberg, Düsseldorf, Königsberg, Marienwerder, Posen, Schleswig, Stade, Wiesbaden in zahlreichen Fällen zur Anzeige. Das Scharla ch- ieber hat in Berlin, Köln, Nürnberg, Budapest, Glasgow, Kopen- bon Moskau, Odessa, St. Petersburg, Triest, Warschau, New-York mehr, in Stockholm weniger, in Danzig, London, Paris, Wien nahezu die gleihe Zahl von Todesfällen, wie im April, veranlaßt. Die Sterblichkeit an Diphtherie und Croup war in Aachen, Altona, Chemniß, Duisburg, Erfurt, Frankfurt a. M., Gera, Gießen, Hagen, Halle, D Hannover, Köln, Königsberg, inden, Magdeburg , ülheim a. Rh., Mülheim a. _Rr., München, Nürnberg, Reichenbah i. S., Remscheid, Rheydt, Stutt- art, Wilhelmshaven, Kopenhagen, London, Moskau, St. Petersburg, rag, Stockholm, Triest, Warschau, New-York eine gesteigerte, und lieb in Berlin, Braunsweig, Krefeld, Straßburg, Budapest, Glasgow, Odessa, Paris, Wien die gels roße wie im Vormonat, und wurde in Breslau, Ta, Dresden, Ge: Greifswald, Leipzig, Christiania, Edinburg, Krakau eine kleinere. Erkrankungen infen auch aus den Uge, Arnsberg, H ünster, Schleswig, Wiesbaden in vielen Fällen zur Anzeige. Die Zahl der Sterbefälle an Unterleibstyphus war in London, Prag, St. Petersburg eine größere, in Paris und New-York eine kleinere als im April. An Ce Lpyus kamen aus Elbing, Weimar, Stockholm einzelne, aus Paris 2, aus Moskau 5, aus St. Petersburg 7, aus Odessa 8, aus Warschau 9 Todesfälle, Erkrankungen nur aus Stockholm und dem Regierungsbezirk Marienwerder ver- einzelte, aus dem Regierungsbezirk Königsberg 4 zur Anzeige. Sterbe- fälle an Genickstarre wurden aus Mainz 1, aus Kopenhagen und St. Petersbutg je 2, aus Würzbvxa - 3, aus New- ork 33 gemeldet.“ Erkrankungen wurden vereinzelt *in Hamburg, München,

Nürnberg, Kopenhagen und in den Regierungsbezirken Düffel- dorf, Erfurt, Hannover, Marienwerder, Ösnabrück, Stade und Wiesbaden beobachtet. Dem Keuch husten erlagen in Berlin und Liverpool weniger, in Köln, Dublin, Edinburg, Glasgow, London mehr Kinder als im April. Todesfälle an Pocken kamen aus Amsterdam, Krakau, Liverpool und aus dem April aus Turin in vereinzeltén, aus Kairo, Brüssel und Genua (April) je 2, aus Alerandrien 3, aus Budapest und Edinbur je 4, aus Manchester, Triest und Wien je 5, aus Odessa 6, aus Boston (April) 7, aus Moskâu 11, aus Birmingham 14, aus St. etersburg 15, aus Paris 18, aus New-York 22, aus London und Brooklyn (April) je 24, aus Warschau 25, aus Bombay (April) 116 zum Bericht. Erkrankungen an Pocken elangten aus Berlin, Prag und den Regierungébezirken Aachen, Lüneburg und Marienwerder je 1, aus Kopenhagen 2, aus Breslau, dem erzog- thum Braunschweig, sowie aus den Regierungsbezirken Königsberg und Posen je 3, aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf 5, aus Wien 10, aus Budapest 12, aus Edinburg 65, aus London (4 Wochen) 250 zur Mittheilung. An Milzbrand kamen aus dem Regierungsbezirk Schleswig 1 Erkrankung und 1 Todesfall, an Trichinosis aus dem Regierungsbezirk Posen 32 Erkrankungen, an Tollwuth aus Bukarest und Moskau je 1, aus St. Petersburg 2, aus Rom (April) 3 Todes- fälle zur Berichterstattung. ;

Cholera.

Deutsches Reih. In Deutsch-Eylau wurde, den Ver- öffentlihungen des Kaiserlihen Gesundheitsamts zufolge, bei einer am 24. Juni aus Mlawa in a zugereisten Frau und deren Kind, in einem Landorte des Kreises Marienwerder bei ciner Kranken Cholera bafkteriologisch festgestellt.

Desterreich - Ungarn. In Galizien wurde nach dem Bericht des „Oest. San.-W.“ vom 19. bis 26. Juni nur im polit. Bezirk Husiatyn 1 Neuerkrankung (mit tödtlilem Ausgang) fest- gestellt; im Bezirk Borszczow {tarben 2 der bisher Erkrankten. In der Bukowina erkrankten im Bezirk Koßman 2 Perfonen, davon starb 1.

Rußland. Bis zum 9. Juni wurden, wie in den „Veröffent- lihungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts*“ mitgetheilt wird, bei dem Medizinaldepartement angemeldet: aus der Stadt Warschau vom 20. Mai bis 2. Juni 19 Erkrankungen G Todesfälle), den Gouvernements Warschau vom 27. Mai

is 2. Juni 58 (29), Plock vom 20. bis 26. Mai 56 (33), Petrikau vom 27. Mai bis 2. Juni 1 (1), Radom während der- selben Zeit 3 (1), Kowno desgleihen (1) und Tula vom 20. Mai bis 2. Juni 5 (1). Neu aufgetreten is die Seuche in dem Gouvernement Kielce (vergl. Nr. 154 d. Bl.) und zwar in dem gegenüber Krakau gelegenen Grenzkreise Miehow, wo vom 17. bis 20. Juni 23 Erkrankungen (12 Todesfälle) fest- gestellt wurden. Ferner wurden gemeldet aus der Stadt Warschau vom 16. bis 22. Juni 13 Krankheitsfälle (3 mit tödtlihem Ausgang), aus dem Gouvernement Warschau vom 15. bis 21. Juni 30 (15), Nad om vom 13. bis 20. Juni 14 (4), Plock vom 14. bis 19.-Juni 53 (25) davon 47 (21) aus Ciehanow —, in Brest-Lito wsk (Gouvernement Grodno) vom 2. bis 21. Juni 32 (18), vom 21. bis 24. Juni 24 (6), im Gouvernement Kowno vom 17. bis 23. Juni 16 (7), in Kronstadt vom 20. bis 27. Juni 7 (3).

St. Petersburg, 5. Juli. „W. T. B.“ meldet: In der Zeit vom 1. bis 3. Juli erkrankten hier 21: und starben 6 Personen an der Cholera.

Belgien. Zufolge dem „Bulletin trimestriel de statist. démogr. et médic.“ wurden in den größeren Städten während des ersten Viertels dieses Jahres 32 Sterbefälle an „choléra et cholérine“ festgestellt, davon 13 in Saint-Trond, 5 in Jemeppe fur Meuse, 4 in Seraing, 3 in Boom, je 2 in Dinant und Angleur, je 1 in Brüssel, Charleroy und Antwerpen. Vom 1. April bis 23. Juni wurden dur die Bulletins hebdomadaires“ folgende- Todesfälle mitgetheilt: in Jemeppe sur Meuse (Provinz Lüttich) vom 15. bis 21. April 1, in den fünf Wochen vom 20. Mai bis 23. Juni 2, 2, 4, 5, 5, in Lüttich vom 10. bis 16. Juni 1, in Seraing (Provinz Lüttich), Angleur (Provinz Lüttich) und Alost (Provinz Ostflandern) vom 17, Vi9 23, Jui le L

Niederlande. Während der Monate Januar und Februar starben nach dem „Staats-Courant“ an Cholera je 2 Personen, des- gleihen je 2 an cholera nostras.

Türkei. In Kleinasien wurden im _Vilajet Konia zu Urgup vom 1. bis 3. Juni 2 tödtlihe Krankheitsfälle beobachtet. l

Stockholm, 4. Juli. Die Obduktion der Leiche des gestern aus St. Petersburg auf einem Dampfer hier u Pir Fahr-

astes (vergl. Nr. 155 d. B.) ergab dem „W. T. B." zufolge als Todesur sache cholera asiíatica.

Ostindien. Kalkutta. Vom 20. bis 26. Mai 20 Perfonen an Cholera.

starben

Pet.

China. In Kanton is, wie in den «Veröffentlihungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts* berihtet wird, die Seuche bereits in der leßten Märzwoche ausgebrochen und hat bis Mitte Mai über 10 000 Opfer gefordert.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. - An der Ruhr sind am 4. d. M. gestellt 10 395, nicht rechtzeitig geftellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 3. d. M. gestellt 4074, nicht recht- zeitig gestellt keine Wagen.

Zwangs-Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am 4. Juli die nahbezeihneten Grundstücke zur Versteigerung: Stephan - straße 28, dem Fräulein Martha Wende gehörig ; Nußungswerth 10 950 6; für das Meistgebot von 143 000 wurde die Aktien- gesellschaft „Baugesellschaft am kleinen Thiergarten“ zu Berlin Ersteherin. Am Weidenweg 53, dem Kauftnann C. F. Biesel gehörig; Fläche 11 a; Nußungswerth 15 150 M; für das Meistgebot von 204001 # wurde die Frau Rentier Anna Lüty, Putbuserstr. 46, Ersteherin. M A 26, dem Baumeister Emil Wallmann gehörig; Fläche 12,88 a für das Meistgebot von 301 300 ( wurde der Rentier Isidor Sußmann, Holzmarktstr. 53, Ersteher.

Vom Berliner Pfandbrief - Institut sind bis zum 22. Juni d. J. 18508800 A 349%, 21478500 M 4 %, 45 648 900 M 44 9/6 und 9 702 900 5 9%, zusammen 95 339 100 M Pfandbriefe ausgegeben worden, wovon noch 16 472 700 M 34 9/0, 13 142100 A 49/0, 13 713000 A 449% und 2367 000 A 59 9%, zusammen 45 694 800 4 Le von den Grundbesitern zu ver- zinsen sind. Zugesichert, aber noch niht abgehoben find 241 500

Die Betriebseinnahmen der D Nprent chen Südbahn im Juni 1894 betrugen nah o RS Feststellung im Personen- verkehr 94 048 4, im Güterverkehr 223 381 4, an Extraordinarien 14 000 A, zusammen 331 429 4, darunter auf der Strecke Fisch- hausen—Palmnicken 5309 #, im Juni 1893 provisorish 281 262 M, mithin gegen den entsprechenden Monat des Vorjahres mehr 50167 M, im ganzen vom 1. Januar bis 30. Juni 1894 2.170 669 4 (proviforishe Ginnahime aus rufsischem Verkehr nah russishem' Stil), egen provisorisch 1 681 790 G im Vorjahr, mithin gegen den ent- prehenden Zeitraum des Dorlahtes méhr 488 879 #, gegen definitiv 1 814 247 im Vorjahr, mithin mehr 356 422 4 i

Die „Schles. Ztg.“ bèrihtet vom CNSE! Net Me net E De a L A er N a teNS f ten vier zehn Tagen hemmend eingewirkt, da die Umschlagstellen für 1 Zeit drsveret waren und díe Aufträge für Wasserfrachten niht