E E R E S
'des Senats eine Ver
Belgien. - :
Die Brüsseler „Gazette“ meldet: die Staatsanwaltschaft von Lüttich habe eine offizielle Depesche aus Serbien erhalten, worin die Verhaftung des geen russishen Barons von Ungern-Sternberg in Alexinaß bestätigt werde.
In Harmelle bei Lüttich explodierte vorgestern Abend vor der Wohnung des dortigen Bürgermeisters eine Dynamit- Es, wodurch ein ziemli beträchtliher Schaden angerichtet wurde. :
* Türkei. s s
Die türkish-montenegrinische Kommission ha sich, wie „W. L B.“ aus Cetinje meldet, über ein gleich- lautendes Protokoll geeinigt, das den betheiligten Regierungen zur R, der streitigen Punkte unterbreitet werden wird. Der neue Gouverneur von Skutari Osman Pascha ist daselbst eingetroffen. i Bulgarien. i Die von einzelnen Blättern gebrachte Nachricht, daß die bulgarischen Offiziere, die bei dem Sturz des Fürsten Alexander betheiligt waren, aus Ru ßland E as Je Sh seien, ist, nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Sofia,
unbegründet. Nur der Kapitän Gherghinow sei mit Stam-
bulow’s Erlaubniß zurückgekehrt.
Schweden und Norwegen.
Im Storthing wurde einer Meldung des „W. T. B.“ aus CThrisiania olae gestern das Budget des Aus- wärtigen berathen. Hansen kam auf seinen früheren Antrag zurüdck, für das Finanzjahr 1894 die Forderungen für auswärtige Angelegenheiten nicht zu bewilligen. Dieser e wurde jedoch von den Rednern der Linken als ungeeignet erklärt. Shweigaart protestierte gegen die Auffassung, daß Schweden oder Norwegen, jedes für sh, die Befugniß haben solle, eigene Gesandten zu entsenden. Die Redner der Linken widersprahen dem und behaupteten, Schweden besiße das volle Reht dazu, aber auch Norwegen habe das gleihe Reht. Nach der Auffassung Schweigaart's existiere weder ein souveränes Schweden noh ein souveränes Norwegen. Ullmann erklärte, die Partei der Linken sei der O Norwegen müsse gegebenen Falls laut Grundgeseß sein volles Reht nehmen ohne Verhandlung mit Schweden. Hiermit sci jedoh nicht gesagt, daß eine solche Verhandlung nicht stattfinden könne, vorausgeseßt, daß Schweden vorher das Recht Norwegens anerkannt habe, denn dann würden die Verhandlungen nur das Gemeinsame be- rühren. Schließlih wurde der Antrag Hansen mit 85 gegen 25 Stimmen abgelehnt.
Amerika.
Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Washington wurde in der gestern abgehaltenen gemeinschaftlichen Kommissionssißung des Nepräsentantenhauses und
LCaligung Über die Tarifvorlage nicht erreicht. Hauptdifferenzpunkte waren die Zölle auf Zucker und Eisenerze.
Asien.
Eine Depesche der „Times“ aus Shanghai vom gestrigen Tage, worin über den Angriff japanischer Soldaten auf den britishen General-Konsul in Söul (siehe die gestrigeNummer d. Bl.) berichtet wird, besagt, daß der japanische Gesandte auf die det u des Konsuls erwidert habe, er werde die Angelegenheit untersuchen, jedoch kein Wort der Entschuldigung oder des Bedauerns Vinzugefügt habe. Die Soldaten hätten den Konsul eine Strecke von 50 m fortgeshleppt und N mit Faustschlägen mißhandelt. Dagegen meldet das „Reuter’|he Bureau“ aus Y okohama von gestern, ein offizielles Communiqué bezeihne die Darstellung des Zwischenfalls mit dem englischen Konsul in Söul als über- trieben. Der Konsul habe die japanische Vorpostenkette über- schreiten wollen, um in das Bivouac der Truppen zu gelangen ; daran sei er gehindert worden.
Australien.
Der in Auckland angelangte Dampfer „Mariposa“ hat, wie das „Reuter sche Bureau“ erfährt, aus Samoa die Meldung überbracht, daß daselbst am 29. Juni zwischen den Rebellen -und den Regierungstruppen ein Schar- müßel stattgefunden habe, wobei die Rebellen 22 Mann ver- loren hätten.
Nr. 29 der „Veröffentlihungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ vom 18. Juli hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. — Zeitweilige Maßregeln gegen Cholera 2c. — Desgl. gegen Pest. — Erkrankungen und Sterbefälle in der bayerischen Armee, 1893. — Geseßgebung u. st. w, (Preußen. Reg.-Bez. Königsberg.) Schweineseuhe 2c. — Ns, Oppeln.) ‘aul- und Klauenseuhe. — (Bayern.)
rüfüng von Nahrungémittel-Chemikern. — (Rumänien.) Thier- ärztliche Gesundheitspolizei. — (Norwegen.) Vieheinfuhr 2c. — Gang der Thierseuhen. Rinderpest und sibirishe Pest in Rußland, 1. Vierteljahr. — Rinderpest in der Türkei. — Zeitweilige Maß- regeln gegen Thierseuchen. (Preußisher Reg.-Bez. Posen, Düsseldorf, Bayern, Baden.) — Rechtsprehung. (Landgeriht Görlitz.) Be- ne, eines Knochenbruhs mittels Auflegens von Kubdünger. — odesur]achen im Deutshen Reich, 1892, — Geschenkliste. — Wochentabelle über die Sterbefälle in deutshen Städten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. — Desgl. in deutschen Stadt- und Landbezirken. — Witterung.
Das 3. Vierteljahrsheft XL1V. Jahrgangs 1894 der „Zeit- \chrift für Bauwesen“ (herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten; Sthriftleiter: Otto Sarrazin und Oskar Hoß- feld; Verlag von Wilhelm Ernst u. Sohn in Berlin) hat folgenden Inhalt: Bauten in und um Nagusa, von den Architekten H. É. von
erlepsch und Fr. Weysser in München (Schluß); Die Lange Brücke (Kurfürsten-Brücke) in Berlin, vom NRegierungs- Baumeister R. Borr- mann in Berlin; Die Königlichen Observatorien für Astrophysik, Meteorologie und Geodäfie auf dem Telegraphenberge bei Potsdam; ITI. Das Se nstitut, vom Ober-Baudirektor P. Spieker in Berlin ( P er Piatrenee Ill-Hochwasserkanal, vom Ministerial-Rath H. Fecht in trapburg i. E.; Anlagen zur Her- stellung von Bettungsschotter (Kleinshlag) mit Steinbrehmaschinen, vom Cisenbahn-Bau- und Betriebs-Inspektor Mühlen in St. Johann Saar); Ueber die vershiedenen Arten von Dampfshöpfwerken zur
ntwässerun von Niederungen, vom Königlichen Baurath Post in Merseburg (Schluß); Schuß von Strompfeiler-Fundamenten gegen Unterspülung, vom Profe or H. Engels in Dresden; Nordamerika- nishes Eisenbahnwesen; Entwickelung der Hafenabgaben und des Sre ens, sowie über Schiffsvermefsung in den hinterpommerschen S en (Kolbergermünde, Rügenwaldermünde und Stolpmünde), vom eheimen Baurath a. D. Benoit in Charlottenburg; Die Berech-
nung ebener und gekrümmter Behälterböden, yon Professor Dr.
h. in Aachen ; Berehnung der Staumauern, von Professor R A in nchen; Are Nachweisungen, betreffend die
[ im Jahre 1892 unter Mitwirkung der Staatsbaubeamten vollendeten
und abgerechneten, bezw. nur vollendeten Hochbauten.
Statistik und Volkswirthschaft.
Die Waldflächen in Baden.
Nach dem Stand vom 31. Dezember 1893 betragen die Wald- ANeo des Großherzogthums 550 656,35 ha. Die Gesammtifläche des andes beläuft sich auf 15 081 qkm = 1 508 100 ha, die Waldungen nehmen daher von der Gesammtflähe des Landes 36,51 9/9 ein. An diesem Waldbesiß sind betheiligt: a. das Domänenärar mit 97 046,27 ha = 17,62 9/9, b. die Gemeinden mit 251 459,69 ha = 45,67 9/0, c. die Körperschaften mit 19 265,30 ha = 3,50 9/0, d. die Standes- und Grundherren mit 59 910,72 ha = 10,88 9/0, 6. die fonstigen Privaten 122974,37 ha =22,339%/0. Bei einer Bevölkerungszahl von 1 657 867 — nah dem Stand vom 1.Dezember 1890 — kommen von der Waldfläche auf den Kopf 0,33 ha. Die gesammte Vermehrung der Waldflähen in den 5 Jahren 1889 bis 1893 beträgt, da der Stand am 1. Januar 1889 sich auf 543 439,19 ha belief, 7217,16 ha, durchschnittlich jährli also 1443,43 ha = 0,27 9/6 der vor 5 Jahren vorhandenen Waldfläche. An der Flächenvermehrung von 7217,16 ha haben, wie die „Bad. Korr.“ meldet, theilgenommen. die Domänen- waldungen mit 1026,99 ha = 1,07 9/0, die Gemeindewaldungen mit 180525 ha = 0,72%, die Waldungen der Standes- und Grundherren mit 674,66 ha = 1,14%, die sonstigen Privaten mit 3762,39 ha = 83,16%. Abgenommen haben die Körperschaftswaldungen um 9213 ha = 0,27 0/9. Die Waldungen des Domänenärars, der Gemeinden und der Körper-
“ schaften, also 66,79 9/0, oder # der ganzen Waldfläche, stehen unter
staatlicher Beförsterung, während die den Standes- und Grundherren, sowie den sonstigen Privaten gehörenden Waldungen, 33,21 %/o oder F der Waldflächhe cinnehmend, in der M freigegeben und lediglich der forstpolizeilihen Beaufsichtigung der Verwaltungs- und Forstbehöcden unterstellt find.
Produktion, Verbrauch und Ausfuhr von Olivenöl in Spanien.
Der Nummer der - spanischen Zeitschrift „Los Vinos y los Aceites“ vom 30. Januar d. J. entnehmen wir, daß im Mittel des leßten Jahrfünfts 2 976 384 Ztr. (quintali) Olivenöl in Spanien erzeugt wurden. Davon wurden im Lande verbraucht : als Nahrungs- mittel 1 108 151, von Konsfervenfabriken 53 713, für Beleuchtungs- zwecke 467 200, zur Seifenfabrikation 2c. 675 000, als Maschinenöl in Fabriken, Werkstätten, auf Dampfschiffen 2c. 450 000, mithin zusammen 2754064 Ztr. Der Rest von 222320 Ztr. wurde
exportiert, und zwar | nach den spanischen | nah Deutschland 11316 Ztr. Besitzungen 63 486 Ztr. | „ Asen * und Frankreih . 46019 „, | MTTO. i. A0 O Votgt. 2997608 ame: : 19628 Gnaland.…. 17186 anderen Dänemark... 16893 | E D
Landwirthshaftlihe Statistik der Vereinigten Staaten von Amerika.
Die Ergebnisse des 11. Zensus der Vereinigten Staaten vom Jahre 1890 wurden, abweichend von dem früher beobachteten Ver- fahren, für jeden Staat 2c. in einzelnen Hefthen von geringem Um- fang in der Reihenfolge veröffentliht, wie sie bei der Aufbereitung des gewaltigen Materials gerade seetiggeltelt wurden. Erst später ging man daran, die gewonnenen Resultate. für das gesammte Gebiet des großen Staatenbundes sachgemäß zusammenzustellen. Leßteres ist kürzlich U die Ergebnisse des Theils der Erhebung geschehen, welcher die L O der Landwirthschaft zu ergründen verfuht hat. Wir entnehmen den bezüglihen Veröffentlihungen folgende Angaben über Ackerbau und Bodenbenußung.
Die Gesammtzahl der Farmen im Jahre 1890 betrug 4 564 641 gegen 4 008 907 bei dem 10. Zensus im Jahre 1880, mithin ergiebt sh eine Zunahme von 555 734 Farmen oder 13,86 9%/% im genannten Jahrzehnt. Die gesammte Bodenfläche dieser land- wirthschaftlichen Betriebe belief \fich 1890 auf 623 218 619 Acres L Acre = 40,5 a), wovon 357 616 755 oder 57,4 9/6 angebaut waren.
a im Jahre 1880 die Bodenflächhe 536 081 835 Acres und die An- bauflähe 284 771 042 Acres (= 53,1 2%) betragen hatte, war bei ersterer eine Zunahme von 87 136 784 Acres oder nahezu ein Sechstel, bei der Anbauflähe eine Vermehrung um 72 845 713 Acres oder ein Viertel zu verzeichnen. -
Der Werth des gesammten landwirthschaftlichen Geländes, ein- \{ließlih der Einhegungen (fences) und Gebäude, betrug 1890 rund 13279 Millionen Dollars, 1880 dagegen nur 10 197 Millionen Dollars; er war mithin in dem verflossenen Jahrzehnt um 30,2 °%/ estiegen. Ebenso wies der Werth der Ackergeräthe und landwirth- \haftlichen Maschinen mit 4944 Millionen Dollars im Jahre 1890 gegen 4062 Millionen Dollars in 1880 eine Zunahme von 21,6 °%/ auf. Das am 1. Juni 1890 vorhandene lebende Inventar jener Farmen wurde auf 22084 Millionen Dollars, das 10 Jahre früher ermittelte mit 15007 Millionen Dollars bewerthet, woraus \ich ein Anwachsen um 47,2 9/6 ergiebt.
Etwas geringer war die Zunahme des Werths der landwirth- schaftlihen Produkte, welche 1889 auf 2460 Mill, 1879 auf 22124 Mill. Dollars geshäßt wurden, also eine Steigerung um 11,2 %% erfahren hatten.
_, Dem Getreidebau insbesondere waren 1889 in den Ver- einigten Staaten 140 217 545 Acres gewidmet, welhe einen Gesammt- ertrag von 3518,88 Mill. Bushels (1 Bushel = 36,3 1) brachten. Auf dié einzelnen Getreidearten vertheilten sih die Flächen und Er-
träge wie folgt: Fläche dagegen Ertrag Acres 0% 1879 Mill. Bushels 72 087 752 51,4 52,6 2122,3 33 579 514 23,9 29,9 468,4 28 320 677 20,2 13,6 809,3 3 220 834 2,8 1,7 78,3 2 171 604 1,6 1,5 28,4 Buchweizen 837 164 0,6 0,7 21 Die gesammte Getreideflähe hat sich von 1879 bis 1889 um 21 585 766 Acres oder 18,20%/0 vermehrt. Diese Zunahme scheint recht erheblich, hat jedoch mit dem Anwachsen der Bevölkerung in der Periode 1880/90 (24,9 9 nicht gleichen Schritt gehalten ; im Jahre 1890 kamen 2,24 Acres Getreideland auf den Kopf der Bevölkerung, 1880 aber 2,37 Acres oder 0,13 Acres mehr. Dagegen is der Er- trag der Getreideernte 1889 um 821,2 Mill. Bushels oder 30,4 9/6 böber als 1879 è auf den Kopf kamen diesmal 56,19 Bushels gegen 93,78 vor zehn Jahren, mithin bei der leßten Ermittelung 2,41 Bushels pro Kopf mehr. — Von den einzelnen Getreidearten hat der Anbau des ers am meisten zugenommen, und zwar vorwiegend auf Kosten des Mais- und Weizenbaues.
Zur Arbeiterbewegung.
In Leipzig beschäftigte sh, wie die „Lpz. Ztg.“ berichtet, eine von 700—800 Personen besuhte Versammlung der Litbographen, Steindrudcker u. s. w. am Dienstag wieder mit dem Ausstand bei der Firma Wezel u. Naumann. Nach den Mittheilungen des Ver- trauensmanns is keine Veränderung in der Lage des Á getreten. Im Ausstand befinden sich 75 Drucker und 14 Arbeiterinnen, an deren Stelle nur zwei Drucker haben eingestellt werden können. Der Versuch der Firma, die Druckarbeiten außerhalb der Drudckerei
„nun der Konservator der inländischen Kunstden
usftands ein--
durch Hausarbeit besorgen zu lassen, foll mißlungen sein. Die Vey, fammlung sagte den Ausständigen Ante T pas zu. Ver
us Braunschweig wird der ,Mgdb. Big.“ geshrieben: Der Bierkrieg in Braunshweig nimmt für die Sozialdemokraten genau den un ünsti en Verlauf wie der Berliner Boykott. Wie in der Reichs- auptstadt nah dem “erfolglosen partiellen Boykott der Verruf übex sämmtlihe Berliner Brauereien ausgesprohen worden ift, 0 wurde Dienstag Abend auch in Braunschwetg ‘der Boykott über alle dortigen Brauereien verhängt. Eine von mehr als 3000 Perfonen besuchte Versammlung faßte nämli „eine Entschließung des Inhalts, die Volksverfammlung verhänge über alle dem Ringe angehörigen Brauereien den Boykott, der nächsten Sonnabend în Krast treten soll. Die lehtere Bestimmung wurde getroffen, damit Zeit gewonnen werde, A fremde Biere in genügenden Mengen in Braun- schweig einführen zu können.
ier in Berlin hielten die Textilarbeiter und -Ar- beiterinnen am Dienstag eine Versammlung ab, in welcher über die bei der Firma F cibis erfolgte Arbeitseinstellung verhandelt und T wurde, die Ausständigen zu unterstüßen. (Vgl, Nr. 163 d. BL) :
: Kunst und Wissenschaft. In Heidelberg haben, wie der „Schwäb. Merk." meldet,
am 14. und 15. d. M. Ausschußsißungen der Reichs-Limes-
Kommission stattgefunden. An den Berathungen nahmen theil: der Vorsißende Professor Mommsen aus Berlin, die Mitglieder Pro- fessor von Herzog aus Tübingen, General Popp aus München, Geheimer Nath Soldan aus Darmstadt, Geheimer Li bims Zange- meister aus Heidelberg, sowie die Dirigenten der Arbeiten General- Lieutenant von Sarwey aus Berlin und Direktor Hettner aus Trier. Verhandelt wurde über die Jahresabrechnung und einige Aenderungen des diesjährigen Arkbeitsplans, welhe die neuesten Entdeckungen nöthig machten. Außerdem beschloß man, der Reichsregierung wegen des definitiven Verbleibs der bei den Grabungen gefundenen Alterthümer entsprechende Vorschläge zu unterbreiten. Für das über die Ergebnisse der Arbeiten berichtende Gefammtwerk, das im Verlag von Otto Petters in Heidelberg er- bag wird, wurden die noch erforderlichen Festseßungen feder odaß die Veröffentlihung der bis jeßt vorliegenden Kastellbes reis bungen demnächst erfolgen kann.
— Auf Veranlassung des Karlsruher Alterthums-Ver- eins sind auf den Trümmerstätten römischer Bauten bei Wössingen im Großherzogthum Baden Ausgrabungen vor- genommen worden. In einer der leßten En des Vereins hat
mäler, Geheime Hofrath Dr. Ernst Wagner einen zusammenfassenden Bericht über die vorläufig zu Ende geführten Arbeiten erstattet, dem wir nach der „Karlsruher Ztg.“ Folgendes entnehmen: Schon im April vorigen Jahres war in den «Steinmäuerlesäckern“, eine halbe Stunde südöstlich von dem im Amt Bretten gelegenen Dorfe Wössingen, ein- römisches Gehöft mit großer Umfafsungsmauer und den Resten von drei kleineren Gebäuden gefunden worden. Einem derselben hatte ein vershütteter Keller iße un in welchem eine Menge
römischer Thongefäße verschiedener Größe und Form und allerlei Ge-'
räth von Eisen und Bronze, {ließlich sogar der eiserne Kellershlüssel mit einem Stück des Schlosses, in welches er paßte, entdeckt wurden. Im November wandte si dann die Aufmerksamkeit einer anderen Stelle, den „Frühmeßgärten“, einer Wiefe hart am Dorfe selbst, zu, unter deren « Boden man auf eine ausgedehnte röômishe Baulichkeit, eine ländliche Villa, stel deren Mauern zum theil noch bis zu 14 m Höhe erhalten waren. Wegen der geen Ausdehnung der Trümmer und der beträchtlihen Tiefe, in der sie erst zu Tage traten, konnte auch bei der in diesem Frühjahr fortgeseßten Arbeit nur ein Theil bloßgelegt werden. Es war eine Anzahl viereckiger Gemächer, welhe sih um einen kleinen, fast quadratishen Hof, das Atrium, gruppierten.. Oestlih und westlich von leßterem zogen sich zwei symmetrisch gelegene Gänge, 17 m lang und 2,90 m breit, hin; südlich fügten sich zwet quadratische Zimmer und ein länglih-rechteckiger Raum an. Nördlih konnte die Aus- grabung wegen eines anstoßenden Bauernhauses und Gartens nicht weiter verfolgt werden; mehr gegen Westen gebot die zu große Tiefe, in der die Mauern erst zu Tage traten, Halt. Gegen Östen hin hatte {hon früher große Zerstörung, u. a. dur versuchtes Schatßgraben, stattgefunden; immerhin traten noch mehrere Räume in ihren Umfassungsmauern mehr oder weniger vollständig zu Tage. Einer derselben, von länglih-rehteckiger Gestalt, zeigte namhafte Reste von doppeltem Zementboden und einen Feuerungéfkanal, dabei einige Heizröhren und Einrichtungen, welche den Gedanken nahe legten, daß er als Pflanzenwarmhaus ge- dient haben mochte. Freilih war die Konstruktion nicht mehr vollkommen deutlich, da sie zum theil gründlih zerstört war, zum theil {on in römischer Zeit, wie eine zugemauerte Thür bewies, Veränderungen erlitten hatte. Unter dem oberen Zement- boden fand man u. a. eine stehengebliebene runde Tonne von Eichenholz mit starken Eisenreifen, welche noch vollständig mit weißem Kalk gefüllt war. Südlich es ein Zimmer mit Feuerungs- raum an, in welchem eine zurüdckgelassene kleine Steinsäule bewies, daß hier einst eine sogenannte Hypokaustenheizung eingerihtet gewesen sein mußte. Südlih von leßterem Zimmer wáren zwei weitere Räume in späterer Zeit des Mittelalters — gefundene Gefäß- herben deuteten darauf hin — stark verändert worden. Fast sämmtlihe gefundenen Räume des Gebäudes hatten be- malte Wände gehabt; in seltenem Maße gut erhalten zeigten ich aber die andmalereien in Fresko nach pompejanischer Manier in dem östlichen und zum theil auch noch în dem westlichen langen Tonge Im öfstlihen Gange erschienen an den unteren Partien der Wände, zum guten Theil noch erhalten, rothe, recht- edige, durch breite gelbe Bänder von einander getrennte Felder; die gelben Bänder waren mit einfahen Kreis8ornamenten, roth, grün und weiß, verziert; je in der Mitte der rothen A traten noch deutlih kleine Genrebilder, alle fulinarischen Inhalts: ein ge- bratenes Huhn auf einer Schüssel sammt Messer, ein Schinken, zwei Vögel mit einem Messer, zu Tage. Der ursprünglich darüber befindlihe Wandbewurf war abgefallen; aus den im Schutt gefundenen Stücken konnten aber noch zusammenhängende Kreisverzierungen, roth und grün auf weißem Grund, zusammengeseßt werden. Die sorgsam abgenommenen Bilder wurden in Rahmen in Gips wieder zusammen- gefeßt und sind jeßt in der Großherzoglihen Alterthümersammlung zu Karlsruhe aufgestellt. Im westlihen Gange entdeckte nan — leider weniger gut erhalten — kleine Genredarstellungen, Glas- flashen 2c. auf s{chwarzem Grund, von rothen Bändern umsäumt; im Schutt fanden ih außerdem Stücke mit Ene Verzierungen, mit Darstellungen von Vögeln und selbst von men|ch lichen Weltalten: ein behelmter Kopf u. dergl., die sih aber leider niht mehr zusammenseßen ließen. Außer einigen interessanten Bautheilen, wie vers iedenartigen Thürschwellen aus Sandstein, eizröhren u. dergl, dann röômishen Gefä herben von der- elben Art wie die in den Steinmäuerlesäckern, Beschläg- D und Nägeln von Eisen, ergaben sich keine Fundstücke von elang; die Villa Bu, als man sie verließ, gründlih aus- geleert worden sein. m_ so wichtiger ersheinen die Wand- malereien, die bis jeßt in Süddeutschland kaum ihresgleichen finden dürften. — Nach Aussage der Landleute soll sih in den bena{hbarten Aeckern noch“ viel Mauerwerk verborgen befinden, Man E es demnach mit einer größeren römischen Niederlassung zu thun haben, welche, nah einer gefundenen Kupfermünze des Septimius Severus zU [EePen, etwa zu Anfang des dritten Jahrhunderts n. Chr. bei dem nsturm der Alamannen verlassen worden sein mochte.
— Der berühmte Anatom, Hofrath Professor Dr. Joseph H rtl ist, wie hon kurz gemeldet, am 17, d. M. in Perchtoldsdorf bei Wien, wo er seit seiner im Jahre 1874 erfolgten Emeritierung in ländlicher Zurügezogenheit lebte, im 83, Lebensjahre gestorben, Hyrtl a der “Wien, Abdyp.“ ufolge am 7. Dezember 1811 zu Eisenstadt L Ungarn geboren, studierte zu Wien, beschäftigte sich besonder
nehmlih die Anatomie des
u a phodphatgips eine etwaige desinfizieren
it Anatomie und wurde bereits 1833 als osektor an S: dortigen Universität angestellt. 1837 wurde e : Fesesior der Anatomie in Prag, jedes s on 1845 in gleiher Eigenschaft nach Wien zurückberufen. Seine wissenschaftlihen Arbeiten betreffen vor- ehörorgans, verschiedene Partien der feineren Gefäßlehre und der vergleihenden Anatomie, insbesondere der Fische. Außer zahlreihen Abhandlungen in den „Medizi- nischen Jahrbüchern des österreihishen Kaiserstaates* und anderen achzeits. Ee sind von ihm viele Werke von hohem wissenschaftlichen Leh erschienen. Die weiteste Verbreitung unter seinen Schriften haben jedoch gefunden das fast in alle lebende Sprachen überseßte „Lehrbuch) der Anatomie des Menschen“ (Prag 1846; 20. Auflage 1889) und das „Handbuch der omp Anatomie (Wien 1847; 7. Aufïage 1882), mit dem er diese Richtung der Anatomie in Deutschland begründete. Auch um den tehnischen Theil der anatomischen Wissenschaft hat \sich Hyrtl große Verdienste erworben dur sein „Handbuch der praktishen Zergliederungskunst“ (1860). Das Museum für Men Ote in Wien wurde von Hyrtl gegründet und auch bes{hrieben (Wien 1869). Als Rektor der Wiener Hochschule veröffentlichte er bei der fünfhundertjährigen Jubelfeier die P el C Japonicus“ (Wien 1865). Hyrtl war orrespondierendes Mitglied der ungarishen und der preußischen Akademie der Wissenschaften, seit dem 14. Mai 1847 wirk- lihes Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften und wurde im Jahre 1887 durch Verleihung des neugestifteten Ehren- zeihens für Kunst und Wissenschaft ausgezeihuet. Der siebzigste und achtzigste Geburtstag des Verstorbenen wurden von der gesammten gelehrten Welt gefeiert. Am siebzigsten Ge- burtstag wurde ihm das Ehrenbürgerreht der Stadt Wien verliehen und 10S bei Lebzeiten ihm im Arkadenhofe der Universität ein Denkmal errichtet mit der in Marmor eingeprägten Inschrift: „Viro, qui beneficiis universitati profuit, vivo aequales posuerunt“, Sn der Zurückgezogenheit machte Hyrtl Sprachstudien und gab u. a. heraus: „Das Arabische und Hebräishe in der Anatomie" und „Die alten deutschen Kunstworte der Anatomie". Auch als Wohlthäter hat er ih cinen Namen gemacht durch Errichtung eines Waisenhauses in Mödling. Ueber Hyrtl’s Testament entnehmen wir der Wiener „Presse“ die fol- genden Maven : Der Fruchtgenuß des Vermögens, welches si auf 576 000 Fl. beläuft, sowie die Benußung des Hauses bleibt der Wittwe vorbehalten. Als Universalerbe des Vermögens wird das Waisenhaus in Mödling genannt; der Gemeinde Perhtoldsdorf werden 10 000 FI. und nach dem Ableben der Wittwe-das Wohnhaus, der Kinder- bewahranstalt in Perchtoldsdorf 15 000 Fl. hinterlassen. Außerdem sind für eine Anzahl anderer wohlthätiger Vereine, für Stiftungen, für die Diener Legate ausgeworfen. Für die Ortsarmen von Perchtoldsdorf wurden 1000 Fl. zur Vertheilung bestimmt.
Literatur.
Der soeben erschienene, um Mitte Mai d. J. abgeschlossene 21, Jahrgang des „Jahrbuchs der preußishen Gerichtsver - fassung“, welcher im Bureau des Ju stiz-Mini steriums redi- giert wird, zerfällt in drei Theile. Der erste Theil enthält eine kurze übersihtlihe Schilderung der Gerichtsverfassung in Preußen. Der ¡weile Theil beschäftigt \sich mit der Einrichtung und Besetzung des Justiz-Ministeriums und der Gerichtsbehörden. Bei jedem Ge- riht sind die angestellten rihterlihen Beamten und die Beamten der Staatsanwaltschaft, sowie“ die Rechtsanwalte angegeben. Der dritte Theil giebt eine allgemeine Uebersicht der Gerichtösbehörden und des Beamtenpersonals, ferner eine Berehnung des Verhältnisses der Zahl der Mitglieder der Ober-Ländesgerichte und der Landgerichte, \o- wie der Rechtsanwalte und Notare zur Zahl der Gerichts- eingesessenen, eine Zerlegung der Gerichte nach der Wil der Landrichter und der Amtsrihter, sowie ein rt- shaftsverzeihniß, welhes sämmtlihe Städte der Monarchie und die- jenigen Orte, in denen sih eine Gerihtsbehörde befindet, umfaßt. Den Schluß bildet das Namenregister. — Dem dritten Theil entnehmen wir die nachstehenden Angaben. Nach der Uebersicht der Gerichts- behörden giebt es im Königreich Preußen 14 Ober-Landesgerichte (eins{chließlich Jena), 95 Landgerichte, 1100 Amtsgerichte, 49 Kammern für Handelssachen in 30 Orten, 36 Orte mit Strafkammern bei Amtsgerichten, 407 Gerichtstage und 24 bloße Forstgerihts- tage. In der Uebersicht des Beamtenpersonals werden bei den Ober-Landesgerichten nahgewiesen: 13 Präsidenten, 40 Senats- Präsidenten, 261 Räthe, 13 Ober-Staatsanwalte, 14 Staats- anwalte und 1 ständiger Hilfsarbeiter bei der Staatsanwaltschaft ; bei den Landgerichten und den Amtsgerichten : 93 Landgerichts-Präsidenten, 214 Landgerichts-Direktoren, 951 Landgerihts-Räthe und Landrichter, 93 Erste Staatsanwalte, 206 Staatsanwalte, 59 ständige Hilfsarbeiter bei der Staatsanwaltschaft, 2690 Amtsgerihts-Rätbe und Amtsrichter. Die Zahl der Handelsrihter bei den 49 Kammern für Handels- sahen beträgt 175, die ihrer Stellvertreter 181. Die Be- rechnung des Verhältnisses der Zahl der Mitglieder der Ober- S (Präsidenten, Senats-Präsidenten und Räthe), der Zahl der Mitglieder der Landgerichte (Präsidenten, Direktoren und Landrichter) und der Zahl der Amtsrichter sowie der pn der Nechts- anwalte und Notare zur Nl der Gerichtseingesessenen ergiebt, “A auf 312 Mitglieder der Vber-Landesgerichte 29 957 367, mithin auf ein Mitglied 97 359 Sr Ongcteiiee kommen, und auf 1258 Mitglieder der Landgerichte, 2690 Amtsrichter, 3666 im Land- erihtsbezirk wohnende Rechtsanwalte und Notare (darunter 1506 Rechtsanwalte und . Notare, 193 nur Notare) 30 037 970 Gerichts- eingesessene, mithin auf ein Mitglied der Landgerichte
78, auf einen Amtsrichter 11 699, auf einen Rechtsanwalt 8649, auf einen Notar 17680 Gerichtseingesessene. Die Vebersihten der Landgerichte nah der Zahl der Mitglieder und der Amtsgerichte nah der Zahl der Richter und Gerichtseingesessenen zeigen, daß es 8 Landgerichte und 6 Amtsgerichte mit mehr als 20 Richtern, und 8 Landgerichte mit einer Zahl von über 500 000, 27 Amtsgerichte mit einer Zahl von über 100000 Gerihts- eingesessenen giebt.
Land- und Forstwirthschaft.
Die Deutsche Nd Io nEN Mata « Wedell f@aft beab- sihtigt, dur eine neu begonnene, „Arbeiten d. D. L.-G.* betitelte Schriftenfolge diejenigen ihrer Unternehmungen, welhe sih auf wissenshaftlihe Arbeiten und Versuche erstrecken, in zwangloser Reihenfolge der Oeffentlichkeit zu übergeben. Heft 1 und 2 sind soeben erschienen und behandeln die „keimtödtende F Ung des Torfmulls*, sowie „den direkten Einfluß der Kupfervitriol-Kalkbrühe auf die Kartoffelpflanze“. In Heft 1 hat Dr. I. H. Vogel vier Gutachten er erren rofessor Dr. Stuyer, Di- rektor der landwirthschastlihen Versuchsstation Bonn, Professor Dr. Fränkel, Direktor des hygienishen Instituts Marburg, ai or Dr, Gärtner, Direktor des hygienishen Instituts Jena, Professor Dr. Löffler, Direktor des hygienischen Instituts Greifswald, über die keimtödtende Wirkung des Torfmulls zusammengestellt und mit Erläuterungen versehen. Die genannten Forscher haben nah etnem von Dr. Vogel entworfenen Plan gleichzeitig mit denselben aterialien die Fragen zu prüfen ge|uht, ob die Zwischenstreu von Torfmull zwischen menschliche Auswurfstoffe, die in denselben enthal- tenen Keime ansteckender Krankheiten, speziell diejenigen der Cholera Und des Typhus abzutödten und die Deimengung uon Kainit oder / e Kraft des Torßmulls
¿u erhöhen im stande sei. Es ergab si übereinstimmend, daß Torf- mull an und für \sih zwar ein vor üglihes Desinfektionsmittel gegen Cholera, und Typhuskeime if da es aber diese Eigenschaften ver- liert, sobald es mit menschl en uswurfs\toffen vermengi ist. Eine elmengung von Kainit veränderte diese Resultate in keiner Weise. Die B mengung von Su UPYIEL Data erhöhte zwar die desinfi- ¡lerende Kraft des Portu s auf Krankheitskeime in menschlichen Aus- wurfstoffen, bot aber eine absolut sichere Garantie für die Abtödtung* T selben auch nicht. Dies geschah nur dur eine Tränkung des orfmulls mit starken Mineralsäuren (Schwefelsäure, Phosphorsäure).
Als besonders wichtiges O der Untersuchungen ist der namentli von gefor Fränkel hervorge obene Umstand zu bezeihnen, daß die Anschauung von dem kon’ervierenden Einfluß des Torfmulls au Infektionsstoffe nicht länger aufrecht erhalten läßt. Dur die Gutachten der Res Gelehrten wird der Verwendung des Torfmulls zum Binden mens{chlicher Auswurfstoffe in entshiedener Weise das Wort geredet, so daß eine große Zunahme der Verwendung des Torfmulls, namentlich in angesäuertem Zustande zu genanntem Zweck zu erwarten steht. — Heft 2 bringt eine Abbandlung von B. Frank - Berlin und Friedrich rüger - Geisenheim über den direkten Einfluß der Kupfervitriol-Kalkbrühe auf die Kartoffelpflanze. Die Verfasser haben auf Veranlassung der Deutschen Land- wirthschafts - Gesellschaft im Sommer 1893 die physiologischen Einflüsse studiert, welhe die Kartoffelpflanze durch das Be- sprengen * mit Kupfervitriol - Kalkbrühe (ein häufig empfohlenes Mittel gegen Phytophthora infestans) erleidet. Die Ver- suhe wurden auf freiliegenden an des Versuchsfeldes der Königlichen landwirthschaftlichen Hohschule in Berlin, sowie im Garten des pflanzenphysiologishen Instituts genannter Hohshhule, und zwar je nah den Versuhszweck im freien Lande oder in Blumentöpfen, vor- genommen. Das Kupfer, wenn es nicht in Eearoper Menge an- gewendet wird, wirkt nach diesen Versuchen außerordentli günstig auf das Gedeihen der Pflanze ein. Die Bildung der Assimilations- stärke im Kartoffelblatt wird dadurch befördert, die Transpiration der Pflanze wird beschleunigt und die Lebensdauer des Blattes erhöht. Als Folge dieser günstigen Wirkung ergab sih eine größere Ernte an Knollen und eine Erhöhung des tärkegehalts derselben. Auch eine bloße Beizung der Saatkartoffeln mit genannter Brühe hatte bereits eine Erhöhung des Ernt eertrages zur folge. Ein vollständig sicheres Mitte! gegen die Erkrankung der Knollen ist die Brühe nit, dagegen darf dieselbe immerhin als ein unter Umständen wirksames ittel zur Bekämpfung von Phyto- phthora betrahtet werden. Bei Anwendung zu großer Mengen kann das Mittel {ädlich werden. Die Verfasser empfehlen, niht mehr als 500 Liter einer zweiprozentigen Brühe pro Hektar anzuwenden.
Gesundheit8wesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.
Portugal.
Durch Verfügung des Königlich portugiesishen Ministeriums d es Innern is der Hafen von Di Ea a seit dem 1. d. M. für cholera- verseuht erklärt worden. Die Häfen an der Danziger Bucht gelten für choleraverdächtig.
Cholera.
Deutsches Reich. Bis zum 16. Juli Mittags wurden den „Veröffentlihungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ zufolge im Weichselstromgebiet 24 Erkrankungen, davon 8 mit tödtlichem Ausgang festgestellt. Der Zusammenhang der Krankheitsfälle mit dem Wasser erhellte aus dem Umstand, dab 9 Flößer, 5 Schiffer und deren Angehörige, 4 Stauer und deren Angehörige, 2 Wasserarbeiter und 1 Pionier betroffen wurden; bezüglich eines Arbeiters war die Art der Beschäftigung nicht mitgetheilt. Oertlich vertheilten sih die Erkrankungen in folgender Weise: Baracke Plehnendorf (Kr. Danzig) 8, Sidliß (Kr. Danzig) 4, Thorn 3, endli je 1 in Fordon (Kr. Bromberg), Brahemünde, Groß Wolz (Kr. Graudenz), Schilno und Kurzebrack (Kr. Marien- werder), Pieckel (Kr. Marienburg), Dirshau, Bohnsack (Kr. Danzig) und bei Neufahrwasser auf einer Brigg.
Lübeck, 18. Juli. Bei der Seltion der Leiche eines auf der Ueberfahrt von St. Petersburg nah Lübeck verstorbenen Schiffskohs wurde laut Meldung des „W. T. B.“ asiatishe Cholera festgestellt. “Alle aus Rußland kommenden Schiffe werden einer ärzt- lihen Kontrole unterworfen.
Oesterreih-Ungarn. In Galizien wurden nah dem Be- riht des „Oeft. San.-W.“ vom 3. bis 9. Juli 32 Erkrankungen (mit 9 Todesfällen) festgestellt, davon in zwei Gemeinden des poli- tishen ‘Bezirks Borszczow 7 (2), in drei des Bezirks Husiatyn 7 (4), in zwei des Bezirks Zalesczyki 18 (3). In der Bukowina wurden in zwei Gemeinden des politishen Bezirks Koßman 3 Erkrankungen gemeldet. — Die Gesammtzahl der seit dem 7. April angezeigten Erkrankungen (und Sterbefälle) betrug in Galizien 199 (102), in der Bukowina 11 (3).
Rußland. Die Seuche hat besonders im Nordwesten des Reichs um S gegriffen. Am 10. Juli wurden 11 Erkrankungen mit 5 Todesfällen aus dem Dorfe Sereniy im Kreise Wesenberg des Gouvernements Estland mitgetheilt. In St. Petersburg, wo vom 1. bis 3. Juli 21 Kranke (davon 6 gestorben) den städtischen Krankenhäusern zugeführt wurden, am 3. und 4. Juli 8 Personen erkrankten und 5 starben, hat die Cholera neuer- dings eine epidemische Verbreitung angenommen. Wie unterm 13. Juli mitgetheilt wird, kamen in der Stadt und Um- gegend tägliÞh mehrere Hundert Fälle vor. 50 Erkrankungen wurden aus dem Lager von Krasnoe Selo gemeldet. In Fin- [land wurden zu Hangoe 2 Krankheitsfälle, davon 1 mit tödtlichem Ausgang, leEEnE, In Russish-P-len erkrankten (und starben) : in tadt arschau vom 28. Juni bis 8. Juli 22 (8), im Gouvernement Warschau vom 29. Juni bis 5. Juli noch 34 (22), in den Gouvernements Kielce vom 29. Juni bis 4. Juli 90 (36), Radom vom 24. Juni bis 3. Juli 33 (19) und Plock vom 28. Juni bis 4. Juli 56 (14).
Niederlande. Im April wurden nah dem „Staats-Courant“ Todesfälle an Cholera nicht angezeigt. Am 12. Juli wurden ein Cholerafall aus Elslo (Provinz Limburg) und eine verdächtige Er- krankung aus Maastricht, ersterer bei einem Schiffer, leßtere bei einem Schlächter, gemeldet; beide Orte liegen an der Maas. Die Krankheitsfälle hängen anscheinend mit der in der benahbarten belgi- schen Provinz Lüttih ausgebrochenen Cholera zusammen, die in den Niederlanden als infiziert behandelt wird.
Belgien. Unter dem 9. Juli wurde aus Lüttich berichtet, daß innerhalb der leßten zehn Tage 40 Erkrankungen, davon 10 mit tôdtlihem Ausgange, gemeldet worden sind. Bei dem Wieder- auftreten der Cholera im Lande handelt es sich nah iner Mit- theilung in den „Veröffentlihungen des Kaiserlihen Gesundheitsamts* nicht um eine neue Einschleppung von auswärts; die Seuche ist viel« mehr seit zwei Jahren nie ganz erloschen gewesen und hat ih bald hier, bald dort, theils in Gruppenerkrankungen, theils in Einzelfällen ezeigt. Einer amtlihen Mittheilung vom 10. Juli zufolge hat fie seit nfang Júni insbesondere die unge end von Lüttich ergriffen und vom 1. Juni bis 4. Juli 59 Todesfälle verursaht. Die Mehr- zahl der befallenen Orte liegt an der Maas.
chweden. Von dem an der Quarantäneanstalt Fejan zurück- gehaltenen Dampfer „von Döbeln* (vgl. Nrn. 155, 156 u. 158) wurden weitere 22 Fahrgäste wegen Choleraverdachts in das Krankzn- haus übergeführt. Bei drei von ihnen wurde Cholera nachgewiesen; davon ist 1 gestorben. Die Quarantänezeit des Dampfers und seiner nunmehr Cms auf dem Lande, und zwar theilweise in Zelten, Dn Fahrgäste und Mannschaften wurde bis auf weiteres verlängert.
elsingfors, 18. Juli. Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Frederikshamn ist ein Matrofe daselbst an Cholera gestorben.
stindien. Kalkutta. Vom 3. bis 9. Juni starben 22 Per- sonen an Cholera.
Gelbfieber.
In Rio de Janeiro starben zufolge dem „Bolotim quinzenal de estatistica demographo-sanitaria“ in der erften Dilste des März 1111, in der zweiten Hälfte 818 Personen an Gelbfieber, außerdem 39 im Seemannshospital zu Jurujuba; die Gesammt- sterblihkeit im Monat belief ih auf 3675, d. i. 72,1 9%o der Ein- wohnex (aufs Jahr berechnet).
lecktyphus. :
Regierun gsbezirk aud Vom 24. Mai bis 1. Juni
wurden im Kreise Marienburg 2 Erkrankungen angezeigt, davon 1
von . außerhalb zugegangen, im Stadtkreise Elbing 5 (1 Todesfall im aue Dirschau 5 Mus 1. bis 14. Zuni starb im Cz Kreise von den bisher Erkrankten 1, im Kreise Marienburg ging von außerhalb 1 Kranker zu.
Handel und Gewerbe.
_ Durch Beschluß des Storthings ist in Norwegen ‘der Eingangszoll auf die Zeit vom 1. Juli 1894 bis 30. Juni 1895 p die nahstehend aufgeführten Tarifpositionen, wie folgt, festgeseßt worden:
Gegenstände Maßstab Zollsay
Farbstoffe, Farben, Anstreichstoffe:
Bleiweiß und Zinkweiß, sowie alle übrigen weißen Farben, welche sonst nit besonders 5 genannt find kg 0,07
Malerfärben in Oel, abgeriebene i Z 0,07
Früchte (Baumfrüchte) : etrocknete:
Pflaumen, darunter Katharinenpflaumen und Zwetschen ; 0,17
Gras: Waaren daraus: a. Packmatten, sowie Seile b. andere Arbeiten, wie Binsenrwaaren. Gummi und Harze:
Waaren aus Kautschuk und Guttapercha :
andere (se. als in Platten u. |. w.) Hüte und Müyzen:
Damen- und Kinderhüte aus anderen Stoffen
(sc. als aus Seidenstoff u. \. w.) 1) mit Blumen oder Federn versehen . 2) mit einer Garnitur von Seidenzeug oder Stoffen, welche zum theil aus Seide bestehen Erde und Thon, sowie Waaren daraus: Töpferwaaren, gewöhnliche : dis andere (se. als glasierte oder bemalte) , . eim:
Gelatinekapseln, gefüllt, hart und elastisch, in- sofern deren Inhalt keinem höheren Zoll- saze unterliegt, einshließlich des Gewichts der unmittelbareen Ums ns - E
Malzextrakt, trockener oder flüssiger, mit oder ohne Zusaß, eins{ließlich des Gewichts der unmittelbaren Umschließung
Oele:
ätherische:
Terpentin-, Spik-, Wachholder- und Birkenöl; Hirshhorn- und Bernsteinöl, Benzin
Binsen: bearbeitet :
Packmatten, sowie Seile
Felle und Häute:
A. Behaarte Felle u. f. w.:
zubereitete
Sprizenfschläuche Stroh und Halme: bearbeitet : Packmatten, sowie Seile Schwärze : 1) Buchdrukerschwärze und andere Drucker- __\chwärze
2) Stiefelshmiere, Wichse und andere Leder-
__schwärze, mit der unmittelbaren Umhüllung Seife: __grüne Seifen und andere weihe Seifen. . Holz und Holzwaaren :
Echte und uneht vergoldete Stangen, Leisten und Rahmen; Leisten und Rahmen gegipst, ornamentiert, poliert oder ladiert . . ..
Velozipede (se. einshließlich Kindervelozipede) .
Mit dem Tage, an welchem der zwischen Nor- wegen und der Schweiz am 22. März d. F. abgeshlofsene Vertrag in Kraft treten wird, tritt ferner für die nahftehenden Waaren der folgende Eingangszoll in Wirksamkeit :
Baumwolle und baumwollene Waaren:
Bobbinet und Tüll, sowie andere undihte oder durchbrochene Stoffe, gestickt oder ge- mustert u. f.
Baumwollene Stickereien auf Stremin oder anderen Baumwollgeweben, welche niht als undichte oder durchbrochene Stoffe zu ver- zollen find, unterliegen dem Zoll für das
__ Grundgewebe. Kindermehl (farine lactée) Nestle’s Patent . . frei Seide und Seidenwaaren :
Beuteltuch 5,00
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr find am 18. d. M. gestellt 11239, nit rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 17. d. M. gestellt 4133, nit rechtzeitig gestellt keine Wagen.
— „Saling's Börsen-Jahrbuch“ if in der für 1894/95 ershienenen Ausgabe, wie seit einer Reihe von Jahren, durch den bewährten Statistiker W. L. Hertslet bearbeitet, im Verlage der Haude und Spener’schen Buchhandlung (F. Weidling) er- hienen. Das Börsen-Jahrbuch stellt zugleih die Fortseßung des Nachschlagewerks „Saling's Börfenpapiere“ dar und umfaßt dessen zweiten (finanziellen) Theil vollständig. Der neue Iahegang bildet die achtzehnte Auflage dieses Sammelwerks, er neuen Empfehlung des vortreffliten Buches, das in allen kaufmännishen und Kapitalisten-Kreisen längst als unentbehrliches A eingebürgert ift, bedarf es nicht. Für die Genauigkeit und
orgfalt aller thatsählihen Angaben bürgt der Name des Bearbeiters, der lar, in knapper Form und mit vertrauenswürdigem-Sachverständ- niß alles zur Beurtheilung der behandelten Werthpapiere Nothwendige, Wichtige und Nügliche zusammenstellt. Wie in früheren Jahren so zeigt au der neue Jahrgang wieder ein Anwachsen des Stoffes und daher des Nachschlagebuchs überhaupt durch die Besprehung aller neu an die gu d etfommenen Papiere; aber au die [hon im vorigen Jahrgang vorhandenen Artikel find erkennbar überall neu durh- gese en und nöthigenfalls ergänzt oder gefichtet worden. Der Bearbeiter
klagt in der Vorrede das „Anshwellen® des Werks und wiederholt seine Bitte um Winke, wie diesem leidigen, wenn auch DaIR E Wachs- thum etwa dur E der Angaben abgeholfen werden könne, ohne daß dadurch das Sa chlagebuh beim Gebrauch an Werth verliere. Inariqueg des Stoffs erscheint den früheren Jahrgän ( im wesentlichen unverändert, sodaß das Werk all Zeit in den Verkehr gebrachten Hüiene bereits dem wird, wie alljährlih, im Herbst das Erg das alle bis dahin etwa vorkommenden Veränderunger Werthe bespriht und die Nüßlichkeit und Brauchbarkeit des G t werks wesentli eik Das Ergänzungsheft wird den Besißern des
Hauptwerks unentgeltlich geliefert.
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