1894 / 181 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 03 Aug 1894 18:00:01 GMT) scan diff

Für den Arbeiter entrichtete Theil seiner Lebens- versiherungsprämie niht anrechnungsfähig.

Der Jahresarbeitsverdienst eines aushilfsweise, aber nicht während des vollen, dem Unfall D L gangenen Jahres in dem Betrieb eines Güterpackers beschäftigten Arbeiters i} in der Weise Felgen worden, daß zunächst dexr Sahß Wi 2M D S als durwschnittliher täglicher Arbeitsverdienst angenommen wurde, da dem Kläger gleich- artige, ebenfalls nur aushilfsweise thätige Arbeiter in der

aglichen Zeit einen Tagelohn von 2 6 bis 2 M 50 Z ver- ienten. iese Zahl ist dann, da Arbeiter von der Art des Klägers nux aus besonderen Anlässen und bei eintretendem Fehr Link eingestellt worden sind, also nicht zu den das ganze Jahr hindur regelmäßig beschäftigten Arbeitern gehören, gemäß ? 3 Absaß 2 des Unfallverstherungsgeseßes mit 300 vervielfacht worden.

Bei der Berehnung des Jahresarbeitsverdienstes mehrerer in einem Bernsteinbergwerk verunglückter Bergleute ist ange- nommen, daß die übliche Betriebsweise für den das ganze Jahr regelmäßig beschäftigten Arbeiter eine Anzahl von

"8315 Arbeitstagen ergeben habe, da der Betrieb in gewissem

Umfang auf Sonntagsarbeit angewiesen war, die Verunglückten auch im Durchschnitt an 15 Sonn- tagen während des leßten Jahres voll gearbeitet hatten (S 3 Abs. 2 des Unfallversicherungsgeseßes). i

Die Zahl der bei der Berehnung des Jahresarbeits- verdienstes zu ermittelnden Arbeitstage kann für die verschiedenen Gattungen der Arbeiter ein und desselben Betriebes eine verschiedene sein, und es muß erforderlichenfalls diesen Verschiedenheiten durch eine Jn- dividualisierung der Arbeitsthätigkeiten Rechnung getragen werden. Hiernach is im einzelnen Falle zu prüfen, ob ein Verleßter etwa einer Gattung von Arbeitern angehört hat, welche aus bestimmten, in der Art ihrer Betriebsthätigkeit beruhenden, niht vorübergehenden Gründen eine besondere Zahl von Arbeitstagen geleistet haben. : S

Der anrehnungsfähige Jahresarbeitsverdien|st eines Betriesbeamten (Steigers) ist nah Maßgabe einer Beschäftigungszeit desselben von 365 Arbeitstagen berechnet worden, weil nah der Betriebsweise der Grube der Kläger durchschnittlich an sämmtlichen 365 Tagen des Zahres in Thätigkeit zu treten hatte.

Ein Versicherter, der bereits eine Rente für einen von ihm früher erlittenen Unfall bezieht und nunmehr durch einen zweiten Betriebsunfall die ihm noch verbliebene Erwerbsfähigkeit vollständig verliert, hat für diesen zweiten Unfall allein die volle Rente von 100 Proz. zu beanspruchen.

Die behördlihe Erhöhung des gemäß § 6 Absaß 3 des landwirthschaftlihen Unfallversicherungsgeseßes vom 5. Mai 1886 felgelepen durchschnittlihen Fahresarbeitsver- dienste s begründet keinen Anspruch auf Erhöhung der früher festgeseßten Renten. i

Die Herabminderung einer Rente auf Grund des S 65 des Unfallversiherungsgeseßes kann nur bei glei ch- zeitiger Festseßung der neuen Rente erfolgen; eine Zerlegung des Minderungsakts in der Weise, daß zunächst nur die frühere Rente aufgehoben und demnächst durch einen besonderen Bescheid die neue herabgeminderte Rente festgeseßt wird, ist nicht zulässig.

Bei der Abshäßung der durch die Folgen eines Unfalls herbeigeführten Beschränkung der Erwerbsfähigkeit muß unter Umständen au eine vom Arzte verordnete Nachkur mitberücksihtigt werden, insbesondere dann, wenn der Verleßte dadurch in der Uebernahme einer dauernden Arbeit gehindert wird. :

Von der Ertheilung eines berufungsfähigen Be- scheides kann bei dem Eintritt von Veränderungen ab- gesehen werden, welche lediglih zusammenhängen:

1) mit der Vollendung des }ehzehnten Lebensjahres

des rentenberechtigten jugendlichen Arbeiters und der damit verbundenen Rentenerhöhung 6 Abs. 3 leßter Saß des Unfallversicherungsgeseßes);

2) mit der Zurücklegung des fünfzehnten Lebensjahres seitens eines rentenberehtigten Kindes und der damit eintretenden Aufhebung des Bezugsrechts (8 7 Abs. 1 2 2A Abi 1 0. a.0); i mit der Wiederverheirathung einer rentenberchtigten Wittwe (8 7 Abs. 1 Ziff. 2a Abs. 1 a. a. O.); mit dem Tode der Mutter eines rentenberechtigten Kindes und der damit eintretenden Erhöhung der Rente des Kindes von fünfzehn auf zwanzig Prozent des Jahresarbeitsverdienstes (§8 7 Abs. 1 Ziff. 2a Abi. la. 6 O); ; mit dem Tode oder dem Erlöshen des Renten- anspruchs eines der Berechtigten, wenn nah S 7 Abs. 1 Ziff. 2a Abs. 2 a. a. O. der Gesammtbetrag der Renten der Wittwe und Kinder auf sechzig Prozent des Jahresarbeitsverdienstes gekürzt worden war, und der damit gebotenen nothwendigen ver- hältnißmäßigen Erhöhung der Renten;

indessen werden sih die Feststelungsorgane der Ertheilung eines berufungsfähigen Bescheides alsdann nicht entziehen können, wenn die Zulässigkeit der dur die formlose Benach- richtigung mitgetheilten Rentenänderung seitens eines Betroffenen angesohten wird. /

Ein tr wird im Falle der Entbindung der Ehe- frau oder des Vorhandenseins weiterer hilfsbedürftiger Kinder die zeitweiseEntlassung aus der Krankenhauspflege beanspruchen können, es sei denn, daß für len cigens Leiden eine Unterbrehung der Krankenhauspflege |chwere Un- zuträglihkeiten herbeiführen oder daß seine Anwesenheit zu Pau tg seines eigenen Zustandes ohnehin niht von be- onderem Nugzen sein würde. |

Der Fuhrwerksbetrieb eines Posthalters und Hotelbesißers n Neutral-Moresnet ist als der Versicherung nicht unterliegend erklärt worden, da das Gebiet von Moresn et dem Auslande gleih zu behandeln ift, und nah Lage des Falles die von dem Unternehmer us Ee Gebiet ausgeführten Fuhren nur als Ausflu

es ausländischen Fuhrwerksbetriebs angesehen werden konnten.

Der Kaiserliche Botschafter in St. Petersburg, General der Jnfanterie und General-Adjutant von Werder isst von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder über- nommen.

Der Königlich sähsishe Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe Graf von L opentdal und Bergen hat Berlin mit

Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungiert der Legations - Sekretär Graf Vihßthum von Eckstädt als Geschäftsträger.

Der Regierungs-Assessor Dr. Thal y Stettin is der O egierung zu Posen und der Regierungs-Assessor Dr. Kirschstein zu Köln dem Königlichen Ober-Präsidium zu N zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden. :

Sachsen.

Jhre Majestäten der König und die Königin gedenken dem „Dr. J.“ zufolge morgen Eichwald zu verlassen und ih nah Rehefeld zu begeben, um den Geburtstag Jhrer rbg Via der Königin daselbst zu verleben. Von Rehefeld wird Seine Majestät der König voraussihtlich Montag, den 6. August, Jhre Majestät die Königin Freitag, den 10.- August, nach Pillnig zurückehren.

Hessen.

Jhre Großherzogliche Hoheit die Prinzessin Alix ist gestern früh aus England zurückgekehrt und hat sih von Groß- Gerau nach Schloß Wolfsgarten begeben, wo Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin zur Zeit verweilen. Mit der Prinzessin Alix trafen “auch Seine Durchlaucht der (Bea und Jhre Großherzogliche Hoheit die Prinzessin Ludwig von Battenberg in Groß-Gerau ein und fuhren nah Schloß Heiligenberg weiter.

Meeklenburg-Strelitz. Jhre Königlichen Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin sind vorgestern von ihrer Reise nah der Schweiz wieder in Neustreliß eingetroffen.

Deutsche Kolonien,

Das „Deutshe Kolonialblatt“ veröffentliht in seiner Nummer 17 vom 1. August eine vom 24. Juli d. J. datierte Kaiserliche Verordnung, betreffend die Rechtsver- hältnisse an unbeweglihen Sachen in Deutsch-Ostt- afrika, nebst Formular für die Einrichtung des Grundbuchs von Dar-es-Salâm und dem Kostentarif für Grundbuchsachen.

Die Schußverträge, welhe der Gutsbesißer von Uechtriß-Steinkirch auf der von ihm geleiteten Ka merun- Hinterland-Expedition im November 1893 mit den E R Farunko von Laddo und Malumfé von Malumfé und am 4. Februar 1894 mit Muhammadu Abbu ben Jssa Sultan von Ngaundere abgeschlossen hat, sind von Seiner Majestät dem Kaiser Allerhöchst genehmigt worden.

Ebenso haben die von dem interimistischen Kaiserlichen Landes-Hauptmann für das südwestafrikanishe Schu ß-

ebiet am 9. März d. J. mit den Häuptlingen der Khauas- Hottentotten und der Betshuanen und am 19. März d. J. mit dem Häuptling der Franzmanns-Hottentotten abgeschlossenen Schuzverträge die Allerhöchste Genehmigung erhalten.

Der Gouverneur von M E OMafrilà. von Schele hat an die Bezirks- und Bezirks-Nebenämter sowie die Stationen im Jnnern unter dem 1. Juni einen. Rund- erlaß gerichtet, in welhem er sie um dem FJunter- nationalen Bureau in Sansibar fortlaufend Mittheilung über die in Sklavensachen ergehenden Entscheidungen machen zu fönnen ersucht, über jede von ihnen erlassene Entscheidung, durh welche Sklaven befreit oder Personen wegen Sklaven- handels, Mißhandlung von Sklaven und dergleichen mehr be- Bal werden, zu berichten und zwar auch dann, wenn die Entscheidung innerhalb ihrer Kompetenz liegt, sodaß sie seiner Bestätigung nicht bedarf.

Der Rittmeister a. D. von Stetten, bisher à la suite des Königlich bayerischen 3. Chevauxlegers-Regiments, ist der Schußtruppe für Kamerun unter gleichzeitiger Ernennung zum Kommandeur derselben zugetheilt worden.

Der Premier - Lieutenant a. D. und Lieutenant Kaiserlihen Schußtruppe für Deutsch-Ostafrika August Koeßtle ist an Malaria gestorben.

Unter dem 25. Juni ist zwischen dem Kaiserlichen Landes- Hauptmann von Em e e La, Major Leut- wein und dem Ober- Häuptling der Hereros Samuel Maharero in Okahandya auf Wunsch des lêèßteren eine Vereinbarung getroffen worden, wonach der Kaiser- liche Landes- Hauptmann versprohen hat, in ODka- handya eine Besaßung von mindestens 1 Offizier und 20 Mann zu stationieren. Der Ober-Häuptling sorgt für vor- läufige Unterkunft, stellt Grund und Boden für ein sofort in Angriff zu nehmendes Stationsgebäude und Garten sowie Arbeitskräfte unentgeltliÞh zur Verfügung. Das Abkommen ist, wie das „D. Kol. Bl.“ dazu bemerkt, ein erfreulicher Beleg für die immer weitere Fortschritte machende Stärkung des Ansehens der deutshen Herrschaft im südwestafrikanischen Schuggebiet.

Üeber die Unterwerfung der Tae, unbotmäßigen Land- schaft am Kilimandjaro (Deutsh-Ostafrika) berichtet der Kompagnieführer Johannes aus Moschi unterm 13. Mai 1894 Folgendes : :

Unter dem 18. März 1894 bat ich das Gouvernement um Er- laubniß, den leßten uns feindlihen Nombostamm, die Matscharileute, durch Mareale zur Anerkennung der deutshen Oberhoheit zwingen lassen zu dürfen.

Meareale stellte in der E Zeit wiederholt die Anfrage, ob er den Kriegszug unternehmen dürfe, da die Matscharileute sih stets weitere Uebergriffe erlaubten und es in diesem Monat der leßte Termin sei, wo ein Kriegszug mit Erfolg unternommen werden könne. Die Regenzeit hat begonnen und in den tiefen, die Rombo- landschaften abgrenzenden, font wasserlosen Schluchten stürzt während der Regenzeit das Wasser gleich unseren reißenden Wildbächen zur Ebene. Ein überrashendes Auftreten wird dadurch zur Unmöglichkeit, worin, wie {hon früher gemeldet, der einzige Erfolg eines Nombo- kriegs liegt.

Am 1. Mai kamen Mareale und einige Unter-Häuptliage wiederum nah Moschi, um mir zu erklären, daß wenn die Unter- werfung der Matscharileute jeßt niht geschehe, vor Monat August keine Ausficht auf Erfolg wäre, außerdem die Wadjaggas für so viel Tage {wer von der Feldarbeit abkömmlih wären.

Ihren Gründen mußte ih beipflihten, da ih die Nambo- verhältnisse von der dem Aufstande vorhergehenden Zeit kenne, und er- laubte, daß die Bestrafung der Warombos sofort ne:

Am 2. Mai, Nachmittags 2} Uhr, brach ih von Moschi mit 32 Askaris auf ünd {lug den Weg zu Kinabo durch die Ebene ein. Um 5 Uhr 48 Minuten lagerte ich am Muebach am Wege Kilema—Kahe.

Am 3. Mai, früh 7 Uhr, brach ih das Lager ab und marschierte bis an den Habari-Cahanabach .am Wege Marangu—Taveta. Hier {lossen sich mir die ersten Melileute an.

Die Wadjaggas hatten am 1. Mai nah Beschluß des Kriegszugs von mir den Befehl erhalten, \sich bis zum 5. d. M. bei Kinabo zu versammeln bezw. mir auf meinem Wege nachzukommen.

in der arl

Am 4. früh 6 Uhr Abmarsch. Um 9 Uhr 50 Minuten stieg ih wieder den Kilimandjaro hinauf , passierte die Landschaften Ngatschi's, um 10 Uhr 55 Minuten Ngoë's und um 113 Uhr Eleto?s. Um 125 Uhr {lug ich bei Kinabo’'s Boma Lager auf. Hier meldeten ih bei mir die Häuptlinge Ngatschi, - Ngoë, Kinabo und ein Akide von Sinna. Von allen erhielt ih Geschenke, bestehend aus Ziegen, Bananen u. st. w. Häuptling Fumba schickte einen Ochsen, Matschele Pombe (Bier).

Sonnabend, den 5. Mai, trafen mit ihren Leuten ein die Häupt- linge!: Mareale von Marangu, Mbaruku, Sohn Fumba's von Kilema, Koïmbere von Mamba, Lingaki von Msaï ju, Ciga von Msaï tshini, Madschele von Tschimbi, Jleto von Keni, Mavere von Kondeni, Toe von Kent (Rombo Mkulia), Bararia von Muika.

Die Gesammtzahl der Krieger vorgenannter Häuptlinge mochte

egen 2000, mit Vorderladern und Speeren bewaffnet, betragen. Mieten marschierten direkt bei mir 200 nur mit Speeren bewaffnete Melileute.

Sonntag, den 6. d. M., früh 64 Uhr, brach ih auf, marschierte zwishen den Landschaften Kerua—Rau—Longoni—Kirua—Mêtrele— Keni und mitten durch Mbuschi hindur und {lug das Lager auf einem Höhenzuge zwishen Mbuschi—Kitangara und Matschari auf.

Mit den Matscharileuten versuchte ih noch jeßt Friedens- verhandlungen anzuknüpfen, do waren dieselben ohne Erfolg, da die Leute mit Speerdrohen und Schreien antworteten.

Nun griff Mareale die Landschaft Matshari an und erbeutete gegen 50 Stück Rindvieh uad viele Ziegen. Nachmitiags gegen 3 Uhr ging ich nah der erstürmten Boma Cengue?s.

Inzwischen fanden sih im Lager ein die Häuptlinge: Leikibona und Leifturu von Rombo Kerua, Masu von Longoni, Msoma und Sohn von Mbuschi, Kalula von Mrele. ;

Am 7. d. M. traf Häuptling Mkumba von Matschari ein, brate cinen Ochsen und ein Schaf und bat um Frieden. Mareale stürmte inzwischen Mlanga’'s Boma. nahm diesen gefangen und brachte ihn in das Lager. Zugleih sandte der Häuptling Tengere von Kitangara eine Botschaft, daß er in das Lager käme und um Frieden bitten würde.

Dienstag, den 8., brach ih um 7 Uhr auf, marschierte durch die Landschaft Matschari, unterhalb Olelis entlang nah der Grenze Vseris. Hier traf ich mit Mareale und sämmtlihen ver- bündeten Wadjaggas wieder zusammen. Häuptling MNambu von Use fiint melde hler bei mx Und bat für Mlatie, Häuptling von Olele, um Frieden, welcher noch unsicher war. Jh gewährte denselben unter der Bedingung, daß Mlatie nah Moschi käme. Dies versprach er.

Fh marschierte nun die Landschaft Olele entlang, oberhalb der- selben herum nah Kitangara. Häuptling Matolo von Useri ju ließ mich an der Grenze seines La:1des begrüßen. Vormittags 11 Uhr gab ih den Befehl, Kitangara, welches ih inzwischen von den Wad- jaggas hatte umzingeln lassen, anzugreifen, da der Häuptling Tengere, obwohl er gestern versprohen hatte, in das Lager zu kommen und Frieden zu ließen, niht erschienen war. Tengere wurde geschlagen und floh. Jch rastete darauf im alten Lager. Um 23 Uhr verließ ih dasselbe und bezog um 34 Uhr am réhten Ufer des Marobaches E Im Laufe des Nachmittags besuchte ih die erstürmte Boma

Mlanga’s.

úIch regelte darauf die Angelegenheiten der Landschaften Matschari und Kitangara und seßte ;

in Kitangara Häuptling Latemba,

Matschari ju Häuptling Cengue,

Matschari tshini Häuptling Mlanga ein. Am 9. d. M. Nachmittags 14 Uhr brah ich vom Marobach auf und marschieite unterhalb der Rombolandshaften auf dem Wege Kinabo—Useri zu Kinabo zurück. Um 32 Uhr {lug ih bei dessen Boma Lager auf.

Am folgenden Tage, den 10. d. M., lagerte ih in MuikaJbei Bararia’s Boma.

Hier muß ich erwähnen, daß Bararia einen Weg von Marangu bis Muika fertiggestellt hat und sich freiwillig erbot, nun einen neuen breiten Weg bis zu Kinabo (Rombo Mkuu) zu bauen. Es ist dies um so mehr anzuerkennen, da die Häuptlinge {on durch Instand- haltung der neugebauten Wege viel Arbeit haben, da fie ießt in der Regenzeit immer zuwachsen.

Freitag, den 11. d. M., brach ich um 9 Uhr Vormittags von Muika auf, traf um 10} Uhr auf der Marangustation ein, marschierte dort um 12 Uhr ab, über die französishe Mission Kilema (an 124 Uhr ab 32 Uhr) in die Ebene, und bezog am rechten Ufer des Muebachs, am Wege Moschi—Taveta, um 5} Uhr Lager.

Sonnabend, den 12. d. M., Abmarsh Uhr, Ankunft in Moschi 10 Uhr 35 Minuten.

Dem Gouvernement melde ih, daß aus diesem Kriegszug für die Station 60 Stück Nindvieh und 183 Ziegen und Schafe erbeutet sind.

Bon Askaris find, da unter meiner Leitung hauptsächlih die Wadjaggas den Krieg führten, keine Verluste bezw. VBerwundungen vorgekommen.

Es giebt nun durch die Unterwerfung der Matscharileute keine Landschaft mehr am Kilimandjaro, welche sich niht der deutschen Herrschaft unterworfen hat bezw. die deutshe Flagge führt.

Den Häuptling Kinabo vcn Nombo Mkuu habe ih über die NRombo Mtkuliahäuptlinge geseßt. Er selbst eht unter Mareale.

Dem Kaiserlihen Gouvernement füge 1ch ein Verzeichniß der Rombo Mtkuliahäuptlinge und die Zeit ihrer Unterwerfung nach- stehend bei :

1) zur Zeit des Aufstandes {loß mit der Marangustation Frieden: Häuptling Kalula von Mrele.

2) Nach der Kilimandjaro-Expedition des Herrn Oberst von Schele unterwarfen sich im Dezember 1893 freiwillig: Häuptling Toe von Keni, Häuptling Leikibona von Kerua, Häuptling Leikturu von Kerua, Häuptling Leroni von Kirua.

3) Durch Mareale wurden im Februar 1894 unterworfen: Häuptling Mdongo von Rau, Häuptling Massu von Longoni, Häupt- ling Msoma von Mbuschi.

4) Durch diese Expedition (6. bis 8. Mai 1894) sind unter- worfen : die Häuptlinge Mkumbi, Cengue und Mlanga von Matschari, die Häuptlinge Latemba und Tengere von Kitangara.

5) Es bat um Frieden: Häuptling Mlatie von Olele.

6) Neu eingeseßt sind: Häuptling Latemba in Kitangara, Häupt- ling Cengue in Matschari ju, Häuptling Mlanga in Matschari tshini.

Sämmtliche Nombohäuptlinge haben den Befehl erhalten, sich im nähsten Monat unter Führung Kinabo’s zusammen in der Station Moschi zu stellen. .

Oesterreich - Ungarn.

Der Kaiser begab sih gestern Mittag nah dem Palais des Erzherzogs Rainer, um der Erzherzogin Marie, der Schwester des verewigten Erzherzogs Wilhelm, sein Beileid auszudrücken.

Anläßlich der gestern Oas erfolgten Beisezung der Leiche des Erzherzogs Wilhelm hatten in Wien sämmtliche Le der inneren Stadt Trauerschmuck angelegt, von den Gebäuden der Botschaften und Konsulate wehten um- florte Fahnen. Der Andrang des Publikums zu den Zugangs- straßen zur Poeurs war ein er: Um Z3Uhr Nachmittags begann die Auffahrt der Hofwürdenträger, der Generalität und ablreidier Deputationen. Nach der Einsegnung durch den

ean Praryer wurde der Sarg von dem Paradebett auf den

eihenwagen gehoben. Alsdann seßte sich der Zug unter Gloengeläut und militärisher Eskorte in Bewegung. inter dem Sarge, den Edelknaben, Arciere, ungarische Leibgarden und e See E E umgaben, schritt der tbe

herzog Eugen als Hoch- und Deutschmeister mit den Profe

| Sizßung begann das Verhör

mitgliedern des Deutschen Ritter-Ordens in weißen Ordens- mänteln. Jnmitten einer zahlreihen Menschenmenge, die beim Herannahen des Sarges ehrfurchtsvoll das Haupt entblößte, bewegte sih der Zug nach der Kapuzinerkirche, wo sih inzwischen der Hof, das diplomatische Korps, die Minister, die Generale, das Präsidium des Reichsraths, der Bürgermeister von Wien, militärishe Deputationen, darunter auch die Abordnung des preußischen Feld - Artillerie - Negiments Prinz August von Preußen (Oftpreußisches) Nr. 1, versammelt hatten. Kurz nah 4 Uhr war auhch der Kgiser mit dem Prinzen Leopold von Bayern, dem Prinzen Friedrich von Hohenzollern und den Erzherzogen und Erzherzoginnen erschienen. Nah dem Eintreffen des Leichenzuges wurde der Sarg in die Kirche ge- tragen, dort von der Geistlihkeit empfangen und auf die Trauerbahre gestellt und dann nach der Einjegnung dur den Propst des Deutschen Ritter-Ordens in die Gruft getragen, wohin die nächsten Verwandten folgten. Dort wurden durch den Oberst-Hofmeister die Leiche und der Schlüssel des Sarges dem Guardian der Kapuziner übergeben.

Ein gestern ershienener Armeebefehl des Kaisers ge- denkt des jähen unerwarteten Hinscheidens des Erzherzogs Wilhelm mitten aus seiner schaffensfreudigen Thätig- fil, Tief œshüllert beklage der Kaiser und die Armee, vor allem aber die Artillerie, an deren Spigze der Verblihene 30 Jahre hindurh gestanden habe, den shmerzlihen Verlust des edlen, ritterlihen Sol- daten, des Vorbildes aller militärischen Tugenden. Der Geist des Dahingeschiedenen möge fortleben in der Waffe, für die er so väterlih gesorgt und die er unermüdlich in die Bahnen stetiger Vervollkommnung gewiesen habe. Vertrauens- voll lege der Kaiser dieses Vermächtniß ihres Jnspekteurs in die Hände der Artillerie; möge sie sein leuchtendes Andenken noch in fernsten Zeiten bewahren. Zu diesem Zweck und um seiner unwandelbaren Dankbarkeit dauernden Ausdruck zu verleihen, bestimme der Kaiser, daß das Korps- Artillerie-Negiment „Erzherzog Wilhelm“ diesen Namen immer- während zu führen habe.

Die „Politische Correspondenz“ bezeichnet auf Grund amt- licher Erhebungen die Behauptung mehrercr Blätter als un- wahr, daß das Offizier-Korps des 45. Jnfanterie- Regiments aus Anlaß des Jahrestages der Schlacht bei Solferino an das Offizier-Korps des 45. französi- schen Regiments cine Zuschrift gerichtet habe.

Der „Budapester Korrespondenz“ zufolge ist der Univer- sitäts-Professor Alexander Ploß zum Staatssekretär im Justiz-Ministerium ernannt worden.

Großbritannien und Frland.

Jn der gestrigen Sißung des Unterhauses theilte der Parlamentssekretär Sir E. Grey mit, daß der Krieg zwischen China und Japan erklärt sei, die englische Regierung habe jedoch keine Jnformation über die Kriegsoperationen auf dem Lande oder zur See: Nur über die Thatsache, daß das britishe, von China für den Truppentransport gecharterte Schiff „Kowshing“ in den Grund gebohrt worden sei, lägen Berichte vor, die aber sehr widersprechend lauteten. Bevor die thatsählihen Umstände bei dem Vorkommniß unzweifelhaft festgestellt seien, könne er über den Entschädigungs8anspruh nichts sagen. Die japanische Regie- rung habe indessen aus freien Stücken erklärt, daß sie zur vollständigen Entschädigung bereit sei, falls ihre Offiziere im Unrecht fein sollten. Die Einzelberathung der irischen Pächterbill wurde sodann beendigt und die Berathung des Berichts übêr die Bill unter lautem Beifall der irischen Deputirten auf Montag angesetzt.

Frankreich.

«In Lyon begann gestern der Prozeß gegen den Mörder des Präsidenten Carnot, Caserio. Die Zugänge zu dem Justizpalast waren durch ein Bataillon Truppen beseßt; vor dem Gebäude hatten sich verhältnißmäßig wenig Neugierige eingefunden, die sih ruhig verhielten. Der Sißungssaal war vollständig gefüllt, Zulaß hatten nur diejenigen erhalten, die im Besiß einer Eintrittskarte waren. Die Verhandlung wurde um 91/4 Uhr eröffnet. Den Vorsiß führte der Gerichts- Rath Breuillac, der General-Prokurator Fochier vertrat die Anklagebehörde. Der Vorsteher der Advokatenschaft Dubreuil führte die Vertheidigung des Angeklagten, der Lehrer an der Handelsshule Genneval fungierte als Dolmetscher. Auf die Fragen des Präsidenten nah den Personalien erwiderte Caserio

» mit leiser Stimme. Nach der Verlesung der Anklageschrift und

dem Aufruf der de v begann das Verhör des Angeklagten. Der Präsident befragte den Angeklagten eingehend über jeine Ce zu den italienishen und französishen Anarchisten. Cajerio gab zu, daß seine Ansichten anarchijtishe seien, sowie daß er mit Anarchisten verkehrt habe (Zeichen des Unwillens im Publikum), weigerte sich aber, seine Genossen zu nennen. Der Präsident ging dann auf die Verantwortlichkeit und den Geisteszustand des Angeklagten ein. Leßterer befür- wortete lebhaft feine volle Verantwortlichkeit und erklärte, daß er niemals krank gewesen sei und daß in seiner Familie kein Geisteskranker cxistiert habe. Caserio erzählte dann seine An- kunft in Lyon und erklärte, es sei 8 Uhr gewesen, als er vor dem Handelspalais, wo das Diner zu Ehren Carnot's stattgefunden habe, angekommen sei. Der Präsident fragte hierauf den Angeklagten: „Jst Jhnen denn nicht der Gedanke gekommen, von Jhrem Vorhaben abzu- stehen? Haben Sie denn nicht daran gedacht, daß der 24. Juni ein denkwürdiger Tag ist, ein Festtag für die Jtaliener, daß er das Andenken an jene Zeit zurückruft, wo [ras und ltalienisches Blut in der lombardischen Ebene floß, der Jahrestag der Schlacht von Solferino?“ (Großes Aufsehen im Publikum.) Caserio erzählte dann, wie er das Verbrechen vollführt habe. [ls er sich Carnot genähert habe, habe dieser ihm gerade in das Gesicht gesehen und er (Caserio) habe Carnot's tiefen Vlick in dem Augenblick auf sich ruhen gefühlt, als er zu- estoßen habe. embaste Bewegung im Publikum.) Caserio ebte hinzu: „Jh bin Anarchist, ih habe weder Führer no Nitshuldige. Jch habe meine That frei vollbracht; i bin, wie ein Soldat, zu allem bereit.“ Der Präsident erwiderte hierauf: „Sie haben niht nur ein Staatsober- haupt, sondern einen ehrlihen Mann, einen Familienvater ge- tödtet“, worauf Caserio Fucgegnete. „Carnot habe auch Anarchisten etódtet, die, wie Vaillant, Familienväter gewesen seien“. achdem hiermit das Verhör beendigt war, wurde die Sißung unterbrochen. Jm Publikum hatte Caserio's Cynismus große Erregung hervorgerufen. Nah Wiedereröffnung der der Zeugen. Die ersten

Zeugen, unter denen sich auch der General Voisin,

Gouverneur von Lyon, befand, sagten nihts Neues aus. Der General Borius erklärte, seit einiger Zeit seien im Elysée Drohbriefe eingegangen, die der Polizei übergeben worden seien. Er habe dem Offizier, der neben dem Wagen- schlage geritten sei, befohlen gehabt, zurückzubleiben, weil dessen Pferd plößliche Seitensprünge gemacht habe und der Wagen sehr niedrig gewesen sei. Ler Kapitän Hoettinger und der Lieutenant Delpsh vom 7. Kürassier - Regiment sagten aus, sie hätten Befehl gehabt, den Wagen des Präsidenten zu deen ; der Stoß sei so shnell ausgeführt worden, daß sie kaum den Mörder gesehen hätten. Der Präfekt des Rhône-Departements Nivaud erklärte, er habe alle möglichen Vorsichtsmaßregeln getroffen gehabt ; alle Vorsihtsmaßregeln würden aber niemals einen entshlossenen Menschen hindern, sein Opfer zu treffen. Nachdem Pr. Poncet, der dem Präsidenten Carnot die exste ärztliche Hilfe geleistet hatte, in längerer Aus- führung Einzelheiten über die Wunde und die von ihm ver- juchte Operation gegeben hatte, und nah dem weiteren Verhör einiger Zeugen, die nihts Neues vorbrahten, wurde die Sißung auf heute Vormittag vertagt.

Schweiz,

Die Nachricht auswärtiger Blätter, die Schweiz beabsichtige die Kündigung der lateinishen Münzunion zu Ende dieses Jahres, wird dem ,„W. T. B.“ von unterrichteter Seite als unbegründet bezeihnet. Weder habe der Bundesrath dies beschlossen, noch sei eine solhe Maßregel in Aussicht ge- nommen worden. Der Chef des Finanz-Departements sei ein Gegner der Kündigung und sei den bezüglichen Anregungen im Nationalrath bei jeder Gelegenheit entgegengetreten.

Bulgarien.

__Die „Agence Balcanique“ schreibt: Jm Hinblick darauf, daß die in der bulgari\/hen Presse angeregte Diskussion wegen Gewährung einer allgemeinen Amnestie auch in der auswärtigen Presse Eingang gefunden habe, sei festzustellen, daß angesichts der Thatsache, daß nach der Verfassung die Ge- währung einer ollgemeinen Amnestiedie aus\shließlihe Prärogative des Parlaments sei, die Regierung sich außer stande sche, dem Prinzen Ferdinand eine Amnestie vorzuschlagen. Jnfolge dessen betrachte die Regierung eine darauf bezügliche Diskussion als verfrüht und werthlos. Was die Frage betreffe, ob eine Amnestie au die nah dem Ausland ausgewanderten Bulgaren in sich E würde, so sei hervorzuheben, daß jenen Emigranten,

ie an keinen Komplotten theilgenommen hätten, die Rück-

kehr jederzeit freistehe und von bloßen Formalitäten ab- hänge. Die Regierungskreise machten jedoch fein Hehl daraus, daß das neue Regime im gegebenen Fall mit aller Strenge gegen jene aus dem Ausland zurückgekehrten Emigranten vor- gehen werde, die sich den gegenwärtigen Verhältnissen nicht anpassen sollten.

Amerika.

Die brasilianische Gesandtschaft in Buenos Aires bezeichnet die gestrige Meldung von dem Marsch der Jusurgenten auf Porto Alegre als unrichtig und erklärt, daß die Aufständischen flüchtig seien und die Grenze zu gewinnen suchten.

Asien.

Das „Reuter’she Bureau“ meldet üs Yokohama, der chinesishe Gesandte in Tokio habe seine Pässe verlangt und werde heute von dort abreisen. Die in Japan lebenden Chinesen seien, unter den Schuz des Gesandten der Ver- einigten Staaten von Nord-Amerika gestellt worden.

Nach einer in Shanghai eingetroffenen offiziellen Depesche aus Tientsin wären in den Gefechten zwischen den Chinesen und Japanern bei Yashan am 27. und 28. Juli die Japaner mit einem Verluste von mehr als 2000 Mann zurückgeshlagen worden. Die gestrige zweite Ausgabe der „Times“ meldet aus Shanghai vom 1. August: Nach authentishen, fremden offiziellen -Quellen ent- stammenden Berichten aus Söul habe der chinesische Géneral Yeh am 22. Juli die Japaner U dex Nähe von Asan besiegt. Die Japaner hätten sich aus Sóöul zurückgezogen. Eine 20000 Mann starke chinesische Armee habe von der Mandschurei aus die Grenze von Korea überschritten. „Rißau’s Bureau“ in Kopenhagen erfährt von wohlunterrichteter, in enger Verbindung mit Ostasien stehender Seite, daß die nördliche chinesische Flotten- abtheilung, die sogenannte Peiyanflotte,- die 13 Schiffe zähle, von Chefoo nah Korea abgesegelt sei, wo ein See- gefeht erwartet werde.

Nach einer Mittheilung der Eigenthümer des in den Grund gebohrten Transportschiffs „Kowshing“ hätten sih an Bord des „Kowshing“ vier britische Offiziere und drei britische Ingenieure, ferner als Passagiere der Hauptmann von Hanneken und zwei unbekannte Deutsche befunden. Der Hauptmann von Hanneken sei gerettet worden, ebenso zwei britishe Offiziere. Ein authentisher Bericht des Hauptmanns von Hanneken, der gestern in Tientsin erwartet wurde, solle am 4. August er- sheinen. Nach einer Meldung des „W. T. B.“ wurden bei dem Untergange des „Kowshing“ über 150 Chinesen von dem gerade in der Nähe befindlihen deutschen Kan onen- boot „Fs gerettél

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Liegniy wird der „Köln. Ztg.“ unter dem 31. v. M. ge- schrieben: In der Dehmel’schen Zigarrenfabrik ist am vorigen Freitag ein Ausstand ausgebrochen. Einige Arbeiter wollten den Decktabad, der sich angeblich Fhlect verarbeitete, nicht anwenden oder aber entrippt haben. Der Arbeitgeber ging auf diese gerveruna nicht ein. 59 Arbeiter legten sofort die Arbeit nieder. Am Sonnabend beseßten C die Fabrik und ihre Umgebung, um die Weiterarbeitenden vor Einshüchterungsversuhen der Ausständigen zu chüßen. In einer öffentlichen Tabakarbeiter-Versammlung wurde ein

us\chuß gewählt, der fih mit dem Arbeitgeber in Verbindung seßen soll. Die zwishen dem Auschuß und Herrn Dehmel gepflogenen Verhandlungen haben zu einer Vereinbarung niht geführt. Der E hat heute alle ausftändigen Arbeiter und Arbeiterinnen entla}jen.

In Kiel hat, wie die „Frkf. Ztg.“ meldet, eine Arbeiterver-, sammlung beschlossen, über die arbier- und Friseurgeschäfte welche die Forderungen der Gehilfen nicht bewilligen (Schluß der S Sonntags 4 Uhr, Wochentags 9 Uhr) den Boykott zu verhängen.

Sn Essen fand eine Konferenz der Maurer von Rheinland und Westfalen statt, die von 26 S besucht war. Es wurde Klage geführt über die ungeregelte Arbeitszeit und den Rüd- gang der Löhne. In den meisten Städten und Ortschaften herrsche

eine elf- bis zwölfstündige Arbeitszeit bei einem Lohn von 32 bis 38 S für die Stunde. Es sollen nun eine Baukommifssion und ein Agitationscomité für Rheinland-Westfalen mit dem Sig in Köln eingeseßt werden.

__ In Erfurt wurde vorigen Sonntag ein sozialdemokra- tischer Parteitag für Ebürtugen abgehalten, auf dem einer Mittheilung der „Mgdb. Ztg.“ zufolge, nur 38 Orte durch 51 Ab- gesandte vertreten waren. Zum ersten Punkt der Tages- ordnung „Geschäftsberiht über die „Thüringer Tribüne“ für 1893/94" wurde mitgetheilt, daß die hohen Gerichtskosten den Ertrag des Zeitungsunternehmens so. beeinträchtigt hätten, daß der Parteivorstand um Unterstüßung habe angegangen werden müfsen. Ferner aber mache sih das lange chene Feige der

Abonnementsbeträge unangenehm fühlbar; verschiedene Zweigstellen seien noch im Rückstande, wodurch das Verlustkonto eine beträchtliche Höhe erreiht habe. In Zukunft follen die Vororte eines jeden Wahslkreises , die zum Verbreitungsbezirk der „Thüringer Tribüne“ gehören, verpflichtet sein, für alle Verluste, die an Abonnements- und Anzeigengeldern in den Filialen ihres Wahl- lreises entstehen, auf;zukommen. Bezüglih des zweiten Punktes der e der „Agitation“ im Lande, wurde geklagt, daß man niht weiter fomme. Mit den Versammlungen habe man mehr oder weniger Unglüd gehabt. Das Agitationswesen soll neu organisiert und den Verhältnissen mehr angepaßt werden. ,

In Mainz haben, wie der „Vorwärts“ berichtet, die Seßzer und Drucker des „Mainzer General-Anzeigers“ wegen versuchter Lohnkürzung die Arbeit eingestellt.

_ In Hamburg haben die Arbeiter der Lehmann’ \chen Pan - toffelfabrik, einer Mittheilung desselben Blattes zufolge, wegen einer Lohnkürzung von angebli 15 bis 25% die Arbeit eingestellt. Die Zahl der Ausftändigen beträgt 36; 24 davon sind verheirathet. __ In Oslebshausen bei Bremen is der Ausstand in der Fischkorb-Werkstätte vonG. Barre dadurch beendet, daß sämmt- lihe Ausständigen anderswo Beschäftigung gefunden haben.

Kunft und Tissenschaft.

__ Heute, am 3, August, beging die hiesige Universität in ihrem großen Hörsaale die Feter zum Gedächtniß ihres erhabenen Stifters, des Königs Friedrih Wilhelm T1.

Die Feier wurde mit Gesang eröffnet, worauf in Ver- tretung des zeitigen Rektors Herr Geheimer Regierungs-Rath, Professor Dr. Förster die Festrede über das Zusammenwirken von Encke, Bessel und Alexander von Humboldt und die Entwicklung der astronomishen Forshung in Preußen unter der Regierung Friedrich Wilhelms [III. hielt.

Hierauf wurden von demselben die Urtheile der Fakultäten über die eingegangenen Preisschriften mit- L ia und die Preisaufgaben für das nächste Jahr bekannt gemacht.

Die Fakultäten haben folgende Preise zuerkannt :

die theologische: den Königlihen Preis dem stud. theol. Arthur Hir) cht aus Kosten in Posen und einen städtischên Preis dem stud. theol. Carl Beth aus Stendal ;

die juristishe: den Koniglihen Preis dem stud. jur. Dr. phil. Paul Meyer aus Hamburg;

die philosophishe: einen Königlichen Preis dem stud. phil. Paul von Winterfeld aus Tynwalde i. Westpr., eine öffentliche Belobung dem stud. phil. Walther Ramm aus Berlin und dem stud. phil. Wilhelm Bauer aus Höchst a. Nh., den städtishen Preis dem stnuckd. phil. Hubert Kath aus Stargard in Pommern.

Mit Gesang schloÿ die Feier.

Der Wirkliche Geheime Rath Professor Dr. Eduard Zeller, der Senior der Berliner philofophishen Fakultät, hat gestern seine langjährige erfolgreiche Lehrthätiakeit beendet und sih von den Stu- dierenden in herzliher Weise verabschiedet. Am Schlusse seines Kollegs über Erkenntnißtheorie und Logik richtete Professor Zeller nah der „Nat.-Ztg.“ etwa folgende Worte an seine Zuhörer: „Meine Herren, mit diesen Worten {ließe ich diese Vor- lesung, aber auch zugleich meine akademische Lehrthätigkeit. Es ift mir das feltene Glück zu theil geworden, 110 Semester unaus- geseßt zu lesen, ohne daß ich aus Gesundheitsrücksihten je genöthigt war, ein Semester zu fehlen, oder auch, wofür ih nit dankbar genug sein kann, auf Wochen oder einzelne Tage meine Vorträge zu unterbrehen. Es haben im Laufe der Zeit Tausende von Schülern, besonders hier in Berlin, sih zu meinen Vorlesungen versammelt. und sie haben mir von Anfang an bis zum Schluß, wie ih hoffe, ein treues Andenken bewahrt, um das ih auch Sie, meine Herren, bitte!“ Der greise Gelehrte war bei diefen Abschieds- worten so sehr von inaerer Bewegung übermannt, daß er beim Sprechen mehrmals innehalten mußte. Das Auditorium antwortete dem verehrten Lehrer kräftig nach ftudentischer Sitte.

Land- und Forstwirthschaft.

Auf Grund des § 7 des Reichs8geseßes vom 23. Juni 1880, be- treffend die Abwehr und Unterdrückung der Viehseuchen, ist nach der „Straßb. Korresp." durch eine Verordnung des Kaiserlichen Ministe- riums für Elsaß-Lothringen, Abtheilung für Finanzen, Landwirthschaft und Domänen, die Einfuhr und Durchfuhr von Rindvieh Schweinen, k S und Ziegen aus Luremburg na oder durch Elsaß - Lothringen verboten worden. Diese Ver- ordnung tritt am 5. August in Kraft. Die Bestimmungen der Ver- ordnung vom 28. Iunt 1893, betreffend die veterinärpolizeilihe Kontrole der Einfuhr und Durchfuhr von Thieren, treten bezüglich des Verkehrs mit Thieren aus Luxemburg außer Wirksamkeit.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

___ Cholera,

Danzig, 2. August. Der Staatskommissar macht bekannt: Bei dem Vater des zu Sagorsch an der Cholera verstorbenen Kindes und bei dem am Sonntag in die Plehnendorf-Baracke aufgenommenen Schiffer aus Kurzebrack (vergl. Nr. 179 d. Bl.) if cholera asiíatica festgestellt. Bei den Er- krankten- des Schiffs „Jupiter“ in Neufahrwasser und bei der Tischlerfrau in Kulmsee (vergl. Nr. 180 d. BL) ist cholera asiatica nicht festgestellt. Choleraverdähtig sind ein Arbeiter in Kurzebrack und ein im hiesigen Lazareth aufgenommener Arbeiter vom Holm. Der Polizei-Direktor meldet, daß das in Schi dlig erkrankte Ehepaar als gesund aus dem hiesigen Lazareth entlassen worden ift.

Ttaastricht, 2. August. Hier sind laut Meldung des „W. T. B.“ 6 neue Erkrankungen . an Cholera und 5 Todesfälle vorgekommen. Insgesammt sind bi2her 26 Personen erkrankt, von denen 13 starben.

Handel und Gewerbe.

Bei den Abrechnun gsjtellen der Reichsbank wurden im Monat Juli d. J. abgerehnet 1 531 200 H gegen 1558 458100 A im Juni d. J., 1591 003 800 M im Zuli 1893, 1331 919 400 A im Juli 1892 und 1 654 268 800 M im Juli 1891.

Herabseßung des Zolls für Antrachinon in Rußland. Dur eine in Nr. 113 der russishen Geseßz-Sammlung vom

24./12. v. M. veröffentlihte Allerhöchste Verordnung vom 6, Juni