1894 / 185 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 08 Aug 1894 18:00:01 GMT) scan diff

eine tue erlassen, worin nach der Münch. „Alg. Ztg.“ im wesentl Gen ies Vg ausgeführt wird: - „Wie in den bezeihneten Vorlagen selbst {hon zum Ausdruck ebracht ist, kann die Feuerbestattung nicht ohne gewisie polizeiliche ordnungen und Vorschriften zugelassen und durchgeführt werden, und es können ohne Zweifel folche Vorschriften dem Zweck nur dann dienen, wenn die Zuwiderhandlungen dagegen unter Strafe ge- ellt fe Als gesebl che Unterlage hierfür würde nur der Art. 61 bf. 1, Ziffer 3 des Polizei-Strafgeseubuchs in Betracht kommen; da aber in diesen Bestimmungen nur von „Beerdigung® und „Be- Cas die Rede ist, und der Geseßgeber hierbei an eine Feuerbestattung" niht wohl gedaht haben kann, fo bietet jener Artikel in seiner Fassung eine sichere Grundlage für etwa zu er- lend Polizeiv elm zur Feuerbestattung nit, und es ist zu befürchten, daß solhe Vorschriften von den Gerichten nit als zu Recht bestehend anerkannt würden. Eine Zulassung der Feuer- bestattung ersheint hiernach in Bayern ohne Ergänzung der ein- s{lägigen Geseßgebung niht möglih. Ob aber zu einem geseß- geberischen Borgehei in der Sache gegenwärtig ein zureihendes Be- dürfniß in Bayern besteht, muß bezweifelt und deshalb Bedenken ge- tragen werden, behufs Einführung der Feuerbestattung zur Zeit den Weg der Gesehgebung zu beschreiten.“

Baden. Jhre Königlihe Hoheit die Herzogin-Mutter von Genua ist am 4. d. M zu längerem Aufenthalt in Schloß Mainau eingetroffen. l

Sachsen-Coburg-Gotha.

Wie die „Goth. Ztg.“ meldet, traf vorgestern das nach- stehende Telegramm Seiner Majestät des Kaisers an Seine Königliche Hoheit den regierenden Herzog ein:

„Cowes, den 6. August. Seiner Königlichen Hoheit dem Herzog von Sachsen - Coburg - Gotha. S(loß Reinhardsbrunn.

Zu Deinem Geburtstage, den Du zum ersten Mal als deutscher Bundesfürst in Deinem s{önen Lande verlebst, fende Jh Dir Meine innigsten und aufrihtigsten Glückwünshe. Möge das kommende Lebensjahr Dir und Deinen getreuen Unterthanen viel Glück und Segen bringen. Wilhelm.“

Darauf erfolgte folgende Antwort Seiner Königlichen Hoheit des Herzogs:

«Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser. Osborne.

In unerschütterliher Treue danke ih Dir von ganzem Herzen für Deine liebevollen Glückwünsche und die mir und meinem Lande heute und jeder Zeit bewiesene huldvolle Gesinnung. teh.

red.

Oesterreich - Ungarn.

Der ungarische Minister-Präsident Dr. Wekerle, sowie die Minister von Lukács und von Josipovich sind gestern in Lemberg eingetroffen und am Bahnhofe von den daselbst weilenden Ungarn mit lebhaften Eljenrufen begrüßt worden. Dien Blätter veröffentlichten herzlihe Begrüßungs- artikel.

Der serbische Minister-Präsident Nikolajewic ist gestern von Wien nah dem Bade Rohitsh in Steiermark abgereist.

Großbritannien und Frlanud.

Das Unterhaus hat gestern mit 199 gegen 167 Stimmen die dritte Lesung der Bill über die exmittierten irischen Pächter angenommen. Kurz darauf nahm das Oberhaus die erste Lesung derselben Bill an.

Frankreich.

Der König Menelik von Abessinien, Raz Alula und Makonnen haben telegraphish ihr Beileid zu dem Tode Carnot’s und ihre Glückwünsche zur Wahl Casimir- Perier'’s ausgedrückt. i:

“In dem Anarchistenprozeß wurde gestern das Verhör der Angeklagten fortgeseßt. Der frühere Beamte im Kriegs- Ministerium néon gab auf Befragen des Präsidenten zu, verschiedene Artikel für ein anarchistishes Blatt geschrieben zu haben, und erklärte, als der Präsident ihm . seine Beziehungen zu französischen und ausländischen Anarchisten der That vor- warf, er habe die Anarchisten nur aus Neugierde, um diese soziale Bewegung zu studieren, besuht. Fénéon behauptete dann, daß die in seinem Bureau gefundenen kupfernen Zündröhren und die Flashe Quecksilber seinem verstorbenen Vater gehört

ätten und niht von Emil Henry herrührten. Der englische

nlarhist Matha behauptete auf die Frage, zu welhem Zweck er am Tage vor dem Attentat Henry's von London nah Paris gekommen sei: seine Reise sei eine Vergnügungs- reisé gewesen. Ortiz stellte entschieden alle ihn betreffenden Arfklagepunkte in Abrede, besonders die Theilnahme an einem von Henry begangenen Diebstahl. Der Vorsißende verhörte hierauf die Genossen Ortiz’, welche einer en Anarchisten- bañde in London angehören, die auf dem Kontinent Diebstähle vermittels Nahschlüssel ausführt. Alle An leugneten. Die sodann verhörten Zeugen machten Aussagen über die Ortiz zugeschriebenen Diebstähle; mehrere dieser Zeugen ver- sicherten, Ortiz sei der Urheber der Diebstähle.

: Rußland.

Der Großfürst Alexander Michailowitsh und die Großfürstin Xenia haben sih, wie „W. T. B.“ berichtet, vorgestern nah Beendigung der Hochzeitsfeierlichkeiten nach dem Schloß Ropscha begeben. j ]

Eine vorgestern erschienene Extraausgabe des „Regierungs- Anzeigers“ veröffentliht einen Allerhöchften Ukas, worin es unter anderem heißt: „Wir haben für gut bekunden, um den Tag der Hochzeit Unserer geliebten Tochter, der Groß- fürstin Xenia, durch ein nüßlihes Werk zu fkenn- De eine neue weiblihe Lehr- und Erziehungs- anstalt zu gründen, worin die Töchter Unserer treuen Unter- thanen, die durch Staatsdienst oder Geburt das Nccht des Adels erworben haben, aber niht die zur Erziehung ihrer Kinder nöthigen Mittel besißen, eine abgeschlossene Allgemein- bildung aeiauGen und unter erfahrener Leitung diejenigen welhe die Frau

praftischen Kenntnisse erwerben können, , l in” der eigenen Familie nüßlich machen kann, und die bei der heutigen Nachfrage nach weibliher Arbeit den Frauen , die nicht Eur ein Familienleben beglückt sind, ehrlihen Erwerb \{haffen.“ Das neue Jnstitut wird für 350 Halbwaisen eröffnet; 175 Zöglinge werden darin _ unentgeltlih aufgenommen, die anderen 175 für eine Zahlung von 250 Rubel jährlich. Für das Jnstitut ist das Palais des verewigten Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch des Aelteren * d Verfügung gestellt; für dessen Umbau sind 400 000 Rbl. angewiesen und weitere 500 000 Rbl, um für

die Ang bilden.

halt des wird den

ellten des neuen Jnstituts einen Pensionsfonds zu dlih werden jährlich 125 000 Rbl. für den Unter- stituts aus der Reichsrentei gezahlt. Das Jnstitut amen Xenia tragen.

Ftalien.

Die „Agenzia Stefani“ meldet aus Tenedos: Das italienische Geshwader, bestehend aus den Schiffen „Lepanto“, Stromboli“, „Lombardia“, „Euridice“, „Jride“ und drei Torpedobooten, ist in der Bes ika-Bai angekommen.

Der neu ernannte -italienische Botschafter bei der Hohen Pforte Ca talini ist gestern in Brindisi Qin und beabsichtigte heute die Reise nah Konstantinope e

Lucchesi hat die Ermordung des Publizisten Bandi eingestanden und Mittheilungen gemacht, die dem Prozesse eine überrashende Wendung geben.

Griechenlaud.

Einer Meldung der „Politishen Korrespondenz“ aus Athen zufolge verlautet daselbst, daß der König bei seiner Rülkehr von Aix-les-Bains über Paris reisen und dort eine Begegnung mit dem Präsidenten Casimir-Perier haben werde.

Dänemark.

Der N Estrup hat gestern die Demis- sion des inisteriums eingereiht. Der König hat die Demission angenommen und den bisherigen Minister des Auswärtigen Baron von Reedz-Thott zum Konseils- Präsidenten und Minister des Auswärtigen, den General- Lieutenant Thomsen zum Kriegs-Minister, den Kammer- herrn Lüttihau zum Finanz - Minister sowie den Stifts- Amtmann von Aarhus Wilhelm Bardenfleth zum Kultus-Minister ernannt. Der bisherige Minister der Justiz Und für Jsland Nellemann, der Marine Vize-Admiral Rayn, die Minister der allen (6 Arbeiten Jngersley und des Innern Herring behalten ihre Portefeuilles. Zugleich richtete Eh s an den Minister-Präsidenten Estrup das nachstehende reiben :

„Da Sie wiederholt Uns gegenüber den Wunsch aus\prachen, Sie von den Stellungen als Minister-Präsident und Finanz-Minister zu entbinden, sobald der vieljährige politishe Streit abgeschlossen sei, und da Sie jegt, nahdem der Reichstag das Budget für 1894/95 und das neue Armeegeseß angenommen hat, wiederum um Ihren Abschied gebeten aben, so haben Wir geglaubt, Ihrem Wunsche entsprechen zu vil Wir fühlen Uns gedrungen, Ihnen Unsern wärmsten Dank * auszusprehen für das Opfer, das Sie dargebracht haben, indem Sie seinerzeit dem Rufe folgten, und vor allem dafür, daß Sie während einer fo langen Reibe von Jahren unter ernsten und \{wierigen Ver- hältnissen Uns zur Seite standen als treue Stüße. und treuer Rath- geber, zu welchem Wir jederzeit mit vollstem und unbedingtem Ver- trauen hinshauen konnten. Wir bleiben Ihnen stets mit aller König- lichen Gnade gewogen. gez. Christian.“

Die Rekonstruktion des Ministeriums wird nah einem Telegramm des. „W. T. B.“ - dadurch motiviert, daß Estrup sich jeßt ohne Gefahr zurücziehen könne, da nach der politischen Vereinbarung des leßten Frühjahrs und der weiteren ruhigen Entwickelung die von ihm befür- worteten staatsrechtlihen Grundsäße, nämlich die Gleichberechti- gung der beiden Kammern auch bei der Berathung des Budgets und das Recht des Königs, nah eigenem Ermessen Minister zu ernennen, als anerkannt betrahtet werden könnten. Der Rücktritt der Minister Estrup, Bahnson und Goos wird als Konzession an die vergleihshließenden Moderaten der Linken betrahtet. Die drei neuen Minister gehören sämmtlich der Partei der Rechten an; der jeßige Kriegs-Minister Thomsen und der Finanz-Minister Lüttichau waren die parlamen- tarischen Führer der Partei der Rechten beim Abschluß des Vergleichs.

Amerika.

Zum Gouverneur von Alabama ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus New-York der Demokrat Oates mit 25000 Stimmen Majorität gewählt worden. Auch für die Legislatur dürfte sih eine demokratische Majorität ergeben.

Parlamentarische Nachrichten.

Jm 3. Arnsberger Wahlkreise (Altena-Jserlohn) ist bei der am 6. August 1894 vorgenommenen Ersaßwahl für den verstorbenen Fabrikbesißer vom Heede der Landrichter August Noelle in Elberfeld (nationalliberal) mit 310 Stimmen zum Mitgliede des Hauses der Abgeordneten gewählt worden. Der Gegenkandidat, Gulsbesißer Hiddemann gen. Schulte in Rheinen (Bund der Landwirthe), erhielt 82 Stimmen.

Entscheidungen des Reichs8gerichts.

Nach § 243 Abs. 4 der Zivilprozeßordnung kann, wenn eine zurückgenommene Klage von neuem an estellt wird, der Be- Tlagte die Einlafsung verweigern, bis die Foltenorstatiung er- folgt ist, und nach § 247 Z. 5 daf. steht dem Beklagten die prozeßhindernde Einrede zu, daß die Kostenerstattung des früheren Verfahrens noch nit erfolgt sei. Diese Bestimmungen finden, nach einem Urtheil des NReichsgerihts, IV. Zivil- fenats, vom 22. Februar 1894, au auf bereits ein- geflagt gewesene Forderungen Anwendung, welhe gevfändet und gerichtlich dem Pfändungsgläubiger überwiesen sind. Stellt dieser von neuem die Klage an, obgleich die Kostenerstattung des früheren Verfahrens noch nit erfolgt ist, so steht dem Beklagten die erwähnte prozeßhindernde Einrede zu. Der Kaufmann H. ließ sich wegen ciner vollstreckbaren Forderung an die Handlung K. gericht- lich eine der Handlung K. gegen Sch. zustehende Forderung über- weisen. Als er hierauf gegen Sch. auf Zahlung flagte, mahte Sch. geltend, daß diese Forderung bereits vor der Ueberweisung von der Handlung gegen ihn eingeklagt und daß die Klage sodann von der Handlung K. zurückgenommen worden war, daß aber die ihm in jenem früheren Verfahren erwachsenen Kosten noch niht erstattet worden seien. Die auf Grunbv dieser Thatsachen erhobene prozeßhindernde Einrede wurde vom Be- rufungégeriht verworfen. Auf die Nepision des Beklagten hob das Reichsgeriht das Berufungsurtheil auf, indem es begründend aus- führte: „. . . Die richterlihe Ueberweisung erseßt nach dem Geseßz (S 737 Z.-P.-O.) die förmlichen Erklärungen des Schuldners, von welchen nah den Vorschriften des bürgerlichen Rechts die Berechti- gung zut Einziehung der Forderung abhängig ist. Eine über diese Berechti- gung, die Forderung des Shuldners einzuziehen, hinausgehende Wirkun hat die Ueberweisung einer gepfändeten Forderung zur Einziehung na

ber n 247 Z. 5 zustehende Einrede, daß die zur Erneuerung des Rechtsstreits erforderlide Erstattung der Kosten des früheren Verfahrens noch nicht erfolgt fei, steßt daher auch dem auf Grund der erlangten Ueberweisung zur Einziehung klagenden Gläubiger der Diens K., d. i. dem Kläger, entgegen, und gleichgültig ist, ob die lage vor oder nah der Ueberweisung zurückgenommen ist.“ (305/93.)

737 as 26 niht. Die dem Beklagten der Handlung K. gegen- e

Enticheidunten des Ober-Verwaltungsgerichts.

Die ärztlihe Thätigkeit ist, nah einer Entscheidung des Ober-Verwaltungsgerihts, V. Senats, vom 5. März 1894, im Sinne des Einkommensteuergeseßes vom 24. Juni 1891 kein gewerblicher Betrieb, und es is demzufolge das Einkommen eines inländischen Arztes aus seiner zeitweisen ärztlihen Prarts in einem anderen deutshen Bundesstaat, beispielsweise als Badearzt während der Badesaison, von seiner Besteuerung im Inlande nicht aus- ge\schl offen, selbst wenn er mit diesem Einkommen von dem anderen Staat zur Steuer herangezogen wird. Ein in Preußen wohnhasfter Arzt geht alljährlich als Badearzt während der Badesaison nah einem Ort im Königreih Sachsen und wird da mit seinem Ein- kommen aus der badeärztlihen Praxis von Staat und Gemeinde zur

Steuer herangezogen. Troßdem wurde er in Preußen mit seinem ge- .

sammten ärztlihen Einkommen, einschließlich des in jenem Badeorte erzielten, zur Staatseinkommensteuer herangezogen. Die von ihm erhobene Beschwerde wurde vom Ober-Verwaltungsgeriht abgewiesen, indem es begründend ausführte: „. . . Es fragt si, ob § 6 Nr. 1 des Einkommen- steuergeseßes Anwendung findet, wonach das Einkommen aus den in anderen deutschen Bundesstaaten betriebenen Gewerben von der Besteuerung freibleibt. Das würde der Fall sein, wenn die berufs- mäßige ärztlihe Thätigkeit des Zensiten in dem Badeort als ein da- felbst betriebenes Gewerbe angesehen werden dürfte. Eine Definition der Begriffe „Gewerbe“ und „Gewerbebetrieb“ i} in der preußischen Geseßgebung niht enthalten; sie fehlt im Einkommensteuergeseßz und au im Gewerbesteucrgeseßn. In dem Einkommensteuergeseß wird das Einkommen aus Handel und Gewerbe, von welhem in S 7 Nr. 3 und 14 die Rede is, von demjenigen aus Gewinn bringender BelEtiauna, S. N. S 159 geschieden. Das leßtere umfaßt nah § 15 insbesondere den Gewinn aus wissenschaftliher Thätigkeit. Zu dieser gehört die ärztlihe Be- rufsthätigkeit, wie auch in dem das Einkommen aus Gewinn bringen- der Beschäftigung abhandelnden Art. 21 der Ausführungsanweisung vom 5. August 1891 ausdrücklich gesagt ist. Das in Geltung befind- liche Einkommensteuergeseß rehnet also, und zwar übereinstimmend mit der früheren Einkommensteuergeseßgebung, die ärztlihe Thätigkeit nicht zu den gewerblihen Betrieben.“ (4/94.)

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

__ In Bielschowiß wurden bei dem Krawall am 5. d. M, wie ,W. T. B.“ nach einer Mittheilung der „Kattow. Ztg.* berichtet, acht Menschen durch Schüsse getroffen; eine Frau wurde getödtet, sechs Männer und ein Kind wurden {wer verwundet. Ueber den Ursprung der Ausschreitungen s{hreibt man der „Sl. Ztg.": Ein gewisser Sowada hatte in Antonienhütte beim Gastwirth Lachmann eine Versammlung zur Erörterung von Arbeiterangelegen- heiten angemeldet und der Wirth hatte den Saal zugesagt. Als er aber erfuhr, daß die Führer Purkop und Kawczyck von Zaborze mit etwa 100 Anhängern angerückt kämen, verweigerte er den Saal. Daraufhin sammelten sih 500 Mann vor dem Gasthof , um nah dem Garten des Hüttengasthauses zu marshtieren. Der großen und erregten Menge standen nur zwei Polizeibeamte gegenüber und ver- hinderten den Einmarsch in den L pnga thangarben. Alsdann zog der Menschenhaufe vor das NRofenbaum'’she Lokal. Inzwischen war die Menge auf etwa 2000 Personen angewachsen, darunter auch Frauen, die sich aus Neugierde eingefunden hatten. Die Gendarmen forderten den Haufen wiederholt deutsch und polnisch zum Auseinandergehen auf. Man schenkte aber ihren Ermahnungen kein Gehör und aus der Mitte ershollen Beleidigungen, Gejohle und Geschrei. Darauf sahen sich die Beamten genöthigt, von der Waffe Gebrau zu machen. Sie schossen, und dabei erhielt durch eine unglückliche Kugel die Frau eines Arbeiters, Katharina Elsner, einen Schuß in den Unterleib. Als die Frau in- folge der Verleßung fiel, eröffnete die Menge ein wüthendes Bom- bardement mit Steinen nah den beiden Beamten, die zur Rettung ihres Lebens sich nach dem Rosenbaum’schen Gasthof zurückziehen mußten. Darauf richtete das Bombardement \sih gegen dieses Ge- bäude. Die Thüren und Fenster wurden eingeschlagen ; die Be- amten hielten sih aber wader in dem gefährdeten Gebäude. Der Kampf dauerte von 5—8 Uhr Nachmittags. Inzwischen waren die Gendarmen der umliegenden Ortschaften des Zabrzer Kreises unter Führung thres Ober-Wachtmeisters angerückt, sodaß zuleßt 6 Beamte mit flaher Klinge gegen die Menge vorgingen, die \chließlich in ter neunten Stunde fd langsam zerstreute. 7

Zum nächsten Ceres der deutschen Gewerkschaften berichtet die Generalkommission im „Vorwärts“: Jn der General- kommission ist darüber verhandelt worden, ob im nächsten Jahre ein Gewerkschaftskongreß stattfinden folle. Da der zu behandelnde Stoff der Kommission aber niht ausreihend aus erscheint, fo soll in einigen Wochen bei den Vorständen der Gewerkschaften Umfrage ge- balten werden, ob si dort die Nothwendigkeit der Einberufung des Kongresses herauëgestellt hat. Es ift alfo gegenwärtig weder bestimmt, ob der Kongreß einberufen wird, noch ist über den Zeitpunkt' seines Stattfindens beschlossen worden. :

Aus Liegnitz wird der „Köln. Ztg.“ über den Ausstand in der dortigen Debmel' schen Zigarrenfabrik (vgl. Nr. 181 d. Bl.) grlneben In der Dehmel’schen Zigarrenfabrik, deren Arbeiter ürzlich ausftändig wurden, find jeßt Arbeiter von auswärts be- {chäftigt. Die Ausständigen haben sich an den Fabrikherrn gewandt und gebeten, sie unter den alten Bedingungen die Arbeit wieder auf- nehmen zu lassen, sind indeß abs{lägig beschieden worden. :

Aus Sach sen wird demselben Blatt berihtet: In der frei- willigen Feuerwehr zu Mittweida haben sich sozial- demoftratische Bestrebungen derart geltend gemacht, daß \ich die Polizei jeßt genöthigt fah, die Feuerwehr aufzulösen. Am Sonntag haben fimmtliche Führer und Mannschaften ihre Aus- rüftungsgegenstände der Behörde abliefern müssen.

In einer am Dienstag in Wien abgehaltenen, von etwa 500 Arbeitern besuchten Versammlung wurde ein allgemeiner Strike der Lederzuricht er Wiens beschlossen, welcher heute beginnt.

Aus Graz berihtet ein Telegramm des „D.-B. H.", daß der Ausstand der 250 Ce der Brauerei NRetinings- hausen sowie der über diese Brauerei verhängte Bierboykott beendet ist, da die Forderungen der Arbeiter auf einen täglihen Haustrunk von 6 1 Bier und auf Erhöhung des Monatslohns um zwei Gulden bewilligt wurden. f - :

In Christiania befinden sih, wie im „Vorwärts* mitgetheilt wird, die Bau- und Möbelschreiner feit sechs Wochen im Aus- stande. Von den 250 an dem Strike Betheiligten hat am 31. Juli ein Theil die Arbeit wieder aufgenommen, weil die Forderungen 8¿ftündige Arbeitszeit und SOPRE R besonders aber die An- erkennung der Fachorganisation von den Arbeitgebern bewilligt wurden. Ueber mehrere Werkstätten ist die Sperre verhängt. In Chicago haben die Aus ständigen der Shlachthöfe, wie die Londoner „A. K.“ nah einer Meldung des „N. B.“ be- rihtet, beschlossen, die Arbeit wieder aufzunehmen. Die Bergleute in Süd-Carolina und Neu-Merxiko haben den Beschluß gefaßt, die Arbeit zu den alten Löhnen wieder aufzunehmen.

ürnberg.

er Halerien bestellt wurde.

Kunst und Wissenschaft.

J. S. Gemäß ihrer Bestimmung ist die Königliche Nationa l- Galerie in ihren Sammlungen und Ausstellungen zunächst dazu be- rufen, die vaterländishe Kunst zu pflegen. Sie is aber geneigt, gelegentlihe Ausnahmen gelten zu lassen, leiter natürli bei den vorübergehenden Ausstellungen. So ist vor 12 Jahren in der ent- züdenden Dag Bari er und französisher moderner Radierungen außerdeutschen Kunstwerken einmal die National-Galerie zugän li

ewesen. In diesem Sommer werden amerikanische HolzsGnitte n einer Sonderausstellun g, die wiederum im zweiten Corneliussaal eingerichtet ist, von der Direktion der National-Galerie vorgeführt.

Die nordamerikanishe Kunst scheint nah den wenigen Beispielen, die wir von ihr hier zu sehen bekommen, und nah den Berichten besser orientierter Kunstfreunde jeßt auf dem bedeutsamen Puygkt an- gelangt zu sein, wo sie sih von den europäischen Vorbildern, die bis- her für sie bestimmend waren, loslöste, um befreit von einengenden Fesseln zu eigener Selbständigkeit zu gelangen. Noch ist freili au an den neuesten und hervorragend\sten Erzeugnissen nord- amerikanischer Kunst die Ableitung aus Europa zu erkennen, aber immer mehr {winden die Kennzeihen der Herkunft. Die amerikanischen Holzshnitte schen zunächst wie eine ganz selbständige, neue und überraschende Aeußerung der Kunstübung jen- seits des Dzeans aus. Und doc P der modern amerikanische Holz- {nitt nur zu erklären als freie Weiterbildung des englischen. Der Pots im 15. und 16. Jahrhundert ein vornehmes künstlerisdhes

uédrucksmittel, war im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts ver- gessen und felbst aus seinem eigensten Gebiet, der Buchillustration, allmählich ganz verdrängt worden. Am Ende des vorigen Jahrhunderts wurde er in England durch Thomas Bewick zu neuem Leben er- weckt und ihm durch eine neue, von der bisher geübten gänzlich ver- schiedene Technik auch die Fähigkeit gegeben, den Ansprüchen, die der moderne Buchdruck an eine Jllustrationstechnik stellt, zu ge- nügen. Dem englischen illustrativen Holzshnitt entwachsen die fest- ländischen Holzshneidershulen dieses Jahrhunderts. Aber seine beste For!bildung, seine leßte Vollendung findet der englishe Holzshnitt im nordamerikanishen. Die Erzeugnisse des amerikanischen Holzschnitts sind uns zunächst durch die dortigen illustrierten Zeitschriften bekannt geworden, ee Arbeiten von Vik ereti künstlerishen Werth waren wohl au gelegentlich auf unseren Kunstausstellungen zu treffen. Die gegen 200 Holzschnitte, die wir para in der National -Galerie sehen, sind în besten Abdrücken Werke der vorzüglichsten amerikanischen Xylographen, die sich in einer Künstlergesellshaft unter dem Namen Society of American Woodengravers vereinigt haben, Es find dieselben Exemplare, die auf der vorjährigen großen Welt- ausstellung in Chicago vorgeführt wurden. Ihre Darleihung und Ausftellung in Berlin wird dem Direktor des Königlichen Kupferstih- Kabinets, Geheimen Regierungs-Rath Dr. Lippmann verdankt. ‘Angeschlossen find dann noch eine Anzahl Holzschnitte von Frederick Jüngling (7 1889), Leihgaben aus dem Besitz des N von König in Frankfurt a. Main. as ist eine um so erfreulihere Ergänzung, als Jüngling (1846 in Leivzig geboren) der widtigste Neuerer des amerikanishen Holzschnitts ist.

Der Holzschnitt der alten Schulen ist der Linien-Holschnitt, der, wenn er auch auf Modellierung nit verzichtet, im wesentlihen nur mit Umrissen arbeitet. An feine Stelle Mis die neuere Zeit den Tonschnitt, der einfach gezogene Linien überhaupt niht mehr. giebt, sondern die Zeichnung in Punkte und Liniensysteme auflöst, dur Ab- stufungen vom Licht zum Schatten in flächiger Behandlung hauptsächlich malerishe Wirkungen erzielt. In technisher Hinsiht haben es die amerikanishen Xylographen zu einer staunenswerthen F gebracht. Der Gefahr, das technishe Naffinement auf Koften der Indi- vidualität auszubilden, find sie nicht immer entgangen. Sie sind aber doch wieder keineswegs so gleihmäßig und nur als Techniker zu bewundern, wie wohl behauptet wird und wie sie nah dem ersten flüchtigen Sehen auch in der That erscheinen. Bei größerer Ver- trautheit gelingt es leiht, die besonderen Züge zu erkennen und die anscheinend so gleichmäßige Gruppe in ganz bestimmte Ins dividuen s\charf zu trennen, Der amerikanische Holzschnitt ist do mehr als eine bloß reproduktive Kunst, er hat seine eigene Sprache und seinen eigenen Stil gewonnen. Man hâtte eigentlih erwarten sollen, daß die amerifanishe Xylographie in landschaftlichen Schnitten besondere Erfolge haben müßte. Das ist doh nit der Fall. In ihrem Streben, feine und feinste Abtönungen der Landschaften, Stimmungen, weihe Färbungen im Holzschnitt zu geben, werden sie oft kleinlih und bringen sich. weil fie viel zu viel erreichen wollen, oft um die Wirkung. Derartig sind z. B., bei aller Anerkennung ihrer technischen Vollendung, die Landschaften von

._P. Cleaves. Gtger erscheint in der Wiedergabe der lands aftlihen Stimmung V. Bernstrom, und ein besonders gutes Vlatt ist die kleine Schneelandschaft von Pettit. Vie besondere Stärke der amerikanishen Holzschneider machen ihre figürlihen Darstellungen aus: Menschen in Innenräumen bei irgend einer Beschäftigung, sittenbildliche Darstellungen und befonders Bildnisse. Man findet beim Amerikaner immer eine \{arfe Beobachtungê- e und ein ficheres Erfassen der carakteristishen Besonder- heiten Durch diese Vorzüge eignet sich der Amerikaner gerade zum Porträtisten. Die Porträts sind denn in dieser Ausstellung auch das Beste, Vollendetste und das, was den größten künstlerischen Werth hat. Die Bildnisse von King, die von Thomas Johnson und besonders die von Gustav Kruell (Lincoln, Daniel Webster, Darwin) sind in der lebendigen Charakteristik beste Beispiele guter Porträts. Unter den Genredarstellungen ragen die Arbeiten von Frank Frenh hervor; seine Schnitte sind fein gestimmt und in der Wiedergabe der Einzel- heiten von größter Erxaktheit. Als reproduktive Künstler, namentli in der Wiedergabe von Gemälden, sind die amerikanischen Holzschneider von bekannter und unerreihter Trefflichkeit. Man erkennt in ihren Holzschnittreproduktionen alter und neuer Bilder den Maler bis zu Eigenthümlichkeiten seiner Pinfselführung. Und doch sieht man neben dieser erstaunlichen , im Wesen des Vorbilds aufgehenden Eraktheit noch die Individualität des reproduzierenden nadfühlenden Holzschneiders. Genaueste Wiedergabe läßt Ld in den Schnitten, die Thiere und Pflanzen im naturbeschreibenden Sinn vorführen, besonders gut erkennen. Die Shmetterlinge von Anna Botsford Comstock sind Tennzeihnende Beispiele solher, zwar oft trockenen und selbst harten, aber peinlih genauen Abschriften der Natur. Bei diefen Blättern Üüberwiegt natürlih das technishe Interesse. Das tehnishe Beispiel ist es auch, das die Ausstellung der amerikanishen Holzschnitte in Deutschland so wünschenswerth erscheinen ließ, um auf die heimische Faogeapdie erzieherish und um anregend zu wirken. Nicht flache Kopi ten der Amerikaner sollen unsere Holzshneider werden, wohl aber ihnen die reihen und mannigfacsten Hilfsmittel ablernen, mit enen jene auf der Holzplatte fo wunderbare Effekte erzielen. Unseren Landsleuten ist in alter Zeit die Antblldung des Holzchnitts zu einem besonders volksthümlihen künstlerishen Ausdrucksmittel zu anken. Da in der Geschichte des Holzshnitts die ruhmvollsten Seiten von Deutschen geschrieben sind, fo ist zu erwarten, daß wir

‘& auf diesem unserm eigensten Gebiet noch zu neuen und glänzenden

folgen bringen werden. Im Ans{luß an die Amerikaner wird der neue deutshe Holzschnitt seinen Weg finden müssen.

Der P eguesis@e Blumen-Orden in Nürnberg ver- anstaltet gelegentlih seines 250 jährigen Jubiläums, das am 20. und L Oktober gefeiert werden soll, eine Ausstellung von Schriften U Alterthümern, die mit seiner Geshichte in Verbindung steben. a bittet zu diesem Zweck um leihweise Ueberlassung im Privatbesitz efindliher Gegenstände dieser Art (Handschriften, Stammbücher, orträts, Ordensbänder 2c.). Abgabestelle ist die Stadtbibliothek in

G e Mm dex Leitung - der vatikanischen Museen und L alerien, welche bisher in den Händen des Professors L. Sei ereinigt war, ist, wie man der M. „Allg. Ztg.“ aus Nom s{reibt, fine neue Eintheilung erfolgt, indem Herr A. Galli um Virektor Museen und a eis ua irilhen 2 uertar e eidzeitig wurde Professcr O. .Marucchi m Direktor des egyptischen Museums ernannt. i

rofessor

Aus Paris vom gestrigen Tage wird das Ableben des Bild- hauers Auguste Nicolas Caïn gemeldet. Dem Künstler welcher im Jahre 1822 in Paris geboren war und {ih namentli als Thier- bildner Ruhm erward, hat seine Vaterstadt mehrere allen Besuchern derselben wohlbekannte große Bronzegruppen von kämpfenden wilden

hieren zu verdanken. Sie s{chmüdcken die Terrasse des Tuilerien- artens, den Lurembourg-Garten und die Fontäne am Trocadero. Ferner hat er die Reiterstatue des Herzogs Karl von Braunschweig in enf modelliert. :

Land- und Forstwirthschaft.

Wie dem „W. T. B.“ aus St. Petersburg gemeldet wird, s die Gerüchte, wona die Eröffnung der internationalen : O s, Es L e Be durchaus un- egründet. Die Anmeldungen von Aussftellern haben End des Meldetermins stark angehäuft. pee ads

Gesundheitswesen Thierkrankheiten und Absperrung s- Maßregeln.

Preußen. ;

Der Regierungs-Präsident in Oppeln hat am 25. Juli 1894 folgende Verordnung, betreffend Schußmaßregeln gegen die Cholera erlassen:

S L Die Führer der die Przemza \tromaufwärts fahrenden Galeeren und sonstigen Fahrzeuge find verpflihtet, wenn fie auf uerwilGer Seite anlegen, in Brzezinka an der daselbs bezeichneten Stelle sih und die ihnen RICE Mannschaften einer Untersfuhung in Bezug auf ihren Gesundheitszustand zu unter- werfen. Die Weiterfahrt darf ers dann fortgeseßt werden, wenn seitens des untersuhenden Beamten dieselbe gestattet und dem Schiffsführer hierüber eine Bescheinigung ausgestellt worden ist.

8 Alle aus den galizishen Bezirken Zaleszczyki und Borczczow im diesseitigen Bezirk ankommenden Personen haben ih an jedem Ort, in wel em sie sich aufhalten wollen, spätestens inner- halb 2 Stunden nah ihrer Ankunft oder falls sie nah 8 Uhr Abends anlangen, spätestens bis 8 Uhr des nächsten Morgens bei der Orts-Polizeibehörde unter Angabe ihrer Unterkunft mündlich oder \hriftlich zu melden. i

Dasselbe gilt von sonstigen, aus Galizien ankommenden Personen, welche nit den dg jou zu führen vermögen, daß fie aus einem feuchenfreien Bezirk kommen.

J.0, Die Einfuhr von Leibwäsche, gebrauhtem Bettzeug, alten und getragenen Kleidungsstücken sowie von Hadern und Lumpen aus pen gate Bezirken Zaleszczyki und Borczczow ist bis auf weiteres

erboten.

§ 4. Ausgeslossen von dem Verbot sind:

a. Leibwäsche, Kleidungsstücke und Bettzeug, wenn diese Gegen- stände als Reisegepäck oder infolge Wohnungswechsels zur Versendung kommen. Liegt der Verdacht vor, daß dieselben Träger des Ansteckungs- stoffs sind, fo sind dieselben zu desinfizieren ;

b. hydraulis zusammengepreßte Lumpen, welhe in mit Eisen- band vershnürten Ballen im Großhandel versandt werden und mit anerkannten Au prungemarten und Nummern versehen sind;

c. neue Abfälle, welche direkt aus Spinnereien, Webereien sowie aus Konfektions- und Bleichanstalten kommen, Kunstwolle und neue Papierschnigzel; :

„d. die lediglich zur Durchfuhr bestimmten Waaren und Gegen- stände der im §3 bezeichneten Art, sofern dieselben so verpackt find, daß unterwegs eine Berührung damit nicht stattfinden kann.

§ 9. Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnung werden gemäß § 327 des Reichs-Strafgeseßbuchs bestraft.

Spanien.

.___ Durch Königliche Verordnung vom 31. v. M. ift die gegen Her- künfte von den Häfen und Ortschaften der Baie de Douarnenez (Frankrei, Departement O angeordnete Quarantäne unter den üblihen Bedingungen aufgehoben worden. (Vergl. „N.-Anz.“ Nr. 136 vom 12. Juni d. F.)

S Portugal. Die Häfen von Konstantinopel und Skutari sind seit dem 17. v. M. und die Hâfen der Departements Bouches du Rhône und Var seit dem 10. v. M. für choleraverdächtig erklärt worden.

Serbien.

Die Königlich serbische Regierung hat zur Verhütung der Ein- \{lcppung der Cholera in Serbien folgende Maßnahmen getroffen:

1) die Einfuhr von s{mutiger Wäsche, alten Kleidern und Lappen aus Rußland und Galizien ist verboten. Gehören solche Gegenstände zum Gepäck der Reisenden, so müssen sie desinfiziert werden.

2) Reisende aus Rußland und Galizien haben ih einer mit dem Tage ihres Eintreffens in Serbien beginnenden fünftägigen ärztlichen Beobachtung zu unterziehen.

Cholera.

London, 7. August. An Bord des heute Morgen aus St, E Gravesen d eingetroffenen Dampfers „Balmoree*“ M VD „W. T. B.“ meldet, gestern Abend ein Matrose an Cholera gestorben.

Amsterdam, 7. August. Zwei am Sonnabend und Sonntag hier an der Cholera erkrankte Personen sind einer Meldung des „W. T. B." zufolge heute gestorben. In Dordrecht kam ein Choleratodesfall vor.

,_Maastricht, 7. August. Seit gestern Mittag sind, wie „,W. T. B.“ berihtet, 3 neue Erkrankungen und 2 Todesfälle an Cholora asiatica vorgetommen.

Die außergewöhnlich hohe Temperatur der Luft, die während der Woche vom 22. bis 28. Juli in Berlin vorherrshte, wobei das Thermometer an mehreren Tagen den Stand von 30,09 C. überstieg, übte keinen günstigen Einfluß auf den Gesundheitsstand aus und steigerte die Sterblichkeit (von je 1000 Personen starben, aufs Jahr berechnet, 24,8 gegen 19,9 der Vorwoche). Insbesondere kamen von den Todesursahen akute Darmkrankheiten, namentlich unter kleinen Kindern, zahlreicher zum Vorschein und endeten in 286 Fällen (gegen 218 der Vorwoche) tödtlich. Die Deter des Säuglings- alters an der Sterblichkeit war infolgedessen- eine bedeutend esteigerte ; von je 10000 Lebenden starben, aufs Jahr berehnet, 135 Säuglinge. Akute Entzündungen der T ELNS wurden gleih- falls etwas häufiger beobahtet und aus der, der Berichtswoche vorher- gegangenen Woche wird ein Todesfall an Grippe gemeldet. Den Maßnahmen der Behörden is es gelungen, die Weiterverbreitung der Cholera zu hindern, es | ist bis Ende der Woche kein weiterer Cholerafall vorgekommen. Von den Infektionskrankheiten _famen Erkrankungen an Masern und Scharlach etwas weniger, an Diphtherie etwas mehr zur Anzeige. Masern, die zum theil ret bösartig verliefen, zeigten ha im Stralauer Viertel, Erkrankungen an Diphtherie nur in der Rosenthaler Vor- es in nennenswerther Zahl. Erkrankungen an Unterleibstyphus lieben selten. Erkrankungen an Kindbettfieber wurden 3 bekannt; rosenartige Entzündungen des Zellgewébes der Haut kamen sowie Er- krankungen an Keuchhusten feltener zur A Behandlung. Nheutinatishe Beschwerden aller Art zeigten in ihrem Vorkommen keine wesentliche Veränderung.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Nuhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 7. d. M. gestellt 10713, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. __In Oberschlesien sind am 6. d. M. gestellt 4278, nit recht- zeitig gestellt keine Wagen.

Ä Zwangs-Versteigerungen. eim Königlihen Amtsgeriht 1 Berlin stand am 7. August das Grundstück Beussf elfte aße 64 belegen, E Baus- unternehmer C. Kühn gehörig, zur Versteigerung ; Flähe 8,5 a; Nußungswerth 11 050 4; für das Meistgebot von 155 000 4 wurde der Rentier W. Pfefferkorn, Beusselstr. 15, Ersteher.

Beim Köntiglihen Amtsgericht 11 Berlin standen an demselben Tage folgende Grundstücke zur Versteigerung: Die im Grundbuch von Groß- Lichterfelde Band 62 Blatt Nr. 1870 und 1871 auf den „Namen der Frau Auguste Bordes, geb. Mollenhauer, eingetragenen, zu Stegliß belegenen Grundstücke; Sade ee a B T a; u Ae sigevot I L E 600 A er Dauunternehmer Augu ne zu Groß- elde, Stubenrauchstr. s Ersteher. Das U Grundbuch von Stra lau Band 3 Blatt Nr. 89 auf den Namen der Frau Architekt Alber- tine Schaarschuh, geb. Kraaß, zu Charlottenburg, Luther- straße 15, eingetragene, zu Stralau belegene Grundstü; AeERe 23,43 a; für das Meistgebot von 19800 A wurde der ster Alexander Leschke zu Berlin, Friedrihsgraht 53/55, Ersteher. Die im Grundbu von Stegliß Band 37 Blatt Nr. 1157 und 1158 auf den Namen des Zimmermeisters Guftav Gerlach zu Rirdorf eingetragenen, zu Stegliß an der Straße 15 belegenen Grundstücke; Flähe je 6,97 a; das im Grundbuch von Siagl Band 37, Blatt Nr. 1155 auf den Namen des Malermeisters Franz Bacher eingetragene. zu Steglig, an der Straße 15, belegene Grundstück, Fläche 6,99 a. Für die drei C Grundstücke wurde das Mindestgebot mit je 850 M festgeseßt. Mit dem Gebot von je 850 4 blieb die Deutsche Hyp othek enbank zu Berlin, Hegelplay 2, Meistbietende.

Die unter der Firma Equitable, Lebensversi

Gesellschaft, in New-Y Er

( Q n N ork domizilierte Aktiengesellschaft ha ihren Geschäftsbetrieb in Preußen aufgegeben. Die po Gau unter dem 4. Januar 1877 ertheilte Konzession zu diesem Geschäfts- betrieb ist deshalb für erloschen erklärt worden und die Gesellschaft ist demna vom 1. August an gebalten, neue Versicherungsverträge niht abzuschließen. Die Nechtsbeständigkeit der bisher in Preußen de G pOe D E Tit E und die Agenten er Sesell)chaft können zur Erledigung dieser Verträge a i in O Gut L s e au IegcrEn Die Einnahmen der Marienburg-Mlawkaer Eifen-

bahn betrugen im Juli 1894 nah vorläufiger Feststellun S O0A K gegen 145 800 nah vorläufiger Feststellung im Zult 1893, mit- hin me, E s. säftsberid

Nach dem Geschäftsbericht der Wittenberge-Perleberger Ei senbahn für das Jahr 1893/94 betrugen die oker 147 085 M, die Betriebéausgaben 72 867 M4: es verbleibt ein Veber- {uß von 74 218 A Davon gehen 3624 4 Tonzessions- und statuten- mäßige Rüdlagen und 500 Æ für den Reservefonds ab, sodaß ein verfügbarer Uebershuß von 70093 M bleibt, der, wie folgt, Verwendung „findet: Zur Zahlung der Eisenbahnsteuer 6095 M, zur gung, des Magistrats 609988 A Im Perfonenverkehr hat sih die Zahl der Reisenden gegen das Vorjahr von 102 180 Personen auf 117 948 Personen vermehrt. Im Güter- verkehr hat, wie im Vorjahr, eine Mehrbeförderung, und ¿war von de g 150 t mit einer Mehreinnahme von rund 5500 4 statt- gefunden.

Magdeburg, 7. August. (W. T. B.) Zuckerbericht. Korn- zuer exkl, von 92% —, neue —, Kornzucker erl, 889% RNendem. —, neue 11,70, Nachprodukte exkl, 75%/ Rendement 7,70—9,20. Stetig. Brotraffinade 1. 25,25. Brotraffinade IT. ,—. Gem. Raffinade mit Faß 24,25—25 50. Gem. Melis L, tit Faß 23,29. Ruhig. NRohbzucker 1. Produkt Transito f. a. B. A pr. August 11,60 bez., 11,625 Br., pr. September 10,05

d., 11,125 Br., pr. Oftober-Dezember 10,627 Gd., 10,6Æ Br. pr. Januar-Mâärz S F e hig:

Leipzig, 7. August. (W. T. B.) Kammzug-Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. pr. August 325 M, pr. September 3,30 4, pr. Oktober 3,25 4, pr. November 3,274 M, pr. Dezember 3,275 Á, pr. Januar 3,30 , pr. ge 3,325 M, pr. März 3,35 #, pr. April 3,374 4, pr. Mai 3,374 H, pr. taa —, pr. H C ï 9g

Dremen, 7. August, (W. T. B.) (Börfen-S(luß-Bericht. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Selma Le Bra

etroleum-Börse.) Ruhig. Loko 4,65 Br. Baumwolle. Nuhig.

pland middl. loko 361 4. Schmalz. Sehr fest. Wilcox 374 4, Armour shield 37 „4, Cudahy 374 y, A 32 F. Speck. esl: Short clear middling loko 361. olle. Umsay 73 Ballen. Zaback. Umsay: 71 Fab Kentucky.

London, 7. August. (W. T. B.) An der Küste 18 Weizen - ee E Me

/o Favazucker loko 13} sehr ruhig, Rüben-Nohs- zucker loko 114 fest. Chile-Kupfer nas 3 Monat 59

8. August. (W. T. B.) Der Prozeß wegen der von Balmaceda als Garantie für die von der London and River- plate Bank uis Vorschüsse nach England gesandten, auf 140 000 Pfund Sterling geshäßten Silberbarren, deren Rückerstattung die chilenische Regierung verlangt hatte, indem sie Balmaceda das Necht, Geld zu versenden, bestritt, ist gestern von dem hiesigen Appellhof gegen die chilenishe R runo entshieden worden.

Manchester, 7. August. (W. T. B.) 12r Water Taylor 4, 30 r Water Taylor 67, 20r Water Leigh 54, 30r Water Clayton 62, 32r Mock Brooke 63, 40r Mayoll 65, 40r Medio Wilkinson 7#, 32r Warpcops Lees 6, 36r Warpcops Rowland 62, 36r Warpcops Wellington 6, 40r Double Weston 78, 60r Double courante Qua- O 32 116 yards 16 X 16 grey Printers aus 32r/46r 147.

etig.

Glasgow, 7. August. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheifen betrugen in der vorigen Woche 2935 Ter t 6216 Tons in MUEEA Woche des e Jahres.

St. Petersburg, 7. August. (W. T. B.) Produkten -

Talg loko 56,00, pr. August —. Weizen loko 9,50. LLaUN Lo 9,90. Hafer loko 3,60. Hanf loko 44,00. Leinsaat oko 13,00.

St. Petersburg, 7. August. (W. T. B.) Vom August d. . ab werden die Sparkasseneinlagen mit Talon, ven, N 5 „Amsterdam, 7. August. (W. T. B.) Java-Kaffee good ordinary olz. Bankazinn Li Rotterdam, 7. August. (W. T. B.) Die beute bier dur die Niederländische Partelbgeiats haft abgehaltene Auktion von 24130 Ballen Java-, 156 Kisten und 29 Ballen Padang - Kaffee ist wie folgt abgelaufen. Es wurden angeboten : 156 Kist. Padang W. I. B. Tare 62 à 70 C., Ablauf 601 à 662 C., 978 Ball. Java W. I. B., Taxe 54 à 56 C., Ablauf 523 à 544 C., 11 098 Ball. do. Preanger, gelblih und blank, Taxe 524 à 57 C., Ablauf 514 à 53# C., 1405 Ball. do. Tjilatjap, Taxe 52 à 534 C. Abu 905 à 903 C.,- 229 Ball. do. Banjoewangie, Taxe 52 C., d

marfkt.

Ablauf 49} à 55F C., 1568 Ball. gelblih und blank, Taxe 51 à 544 C Ablauf 49x à 504 C., 2469 Ball. do. blaß grünlich, ‘504 à En Ablauf 50 à 52# C., 4991 Ball. do. Pasoeroean, Tare 502 à 5 Ablauf 40# C., 213 Ball. do. Bantani, Taxe 52 C,

1 C

13 B i e all.

Liberia, Taxe —, 425 Ball. do. ordinár u. Triage, Taxe 47 à 50 C

. . *

Ablauf 49# à 50 C., 763 Ball. do. B. S. und Diverse —. : _New-Boxt, & Zeu (W. T. B.) Die Börse eröffnete trfoe, ae Sie Verlau B E E gon a g allgemeinen est. Der war 4 j 118 000 Stü 2 5 L er Umsay der ftien betrug eizen durhweg recht fest und den ganzen Tag stei wenigen Neaktionen auf die Festigkeit in Mais, "Wette vas R E s Trockenheit und auf reichlihe Deckungen der Baissiers. Mais den ganzen Tag steigend mit wenigen Reaktionen auf reihlide Deckungen der ershreckten Baissiers, Wetterberihte über Trockenheit und auf \{chlechte Erntebericte. |

äufige und heftige Shwankungen der Notierungen für Mais in New-York und in Chicago wurden dur Melunien U