L
_in den Graben und rissen den Wagen mit sich, ch übershlug; die Großfürstin stürzte über ihren neben ihr sigenden Ti hinweg in den Graben und zog sih einige niht- bedeutende chürfungen im Gesicht, sowie eine Mau ung der rechten Hand zu; der Großfürst blieb ganz unver eht, während der Kutscher \{ch lezungen erlitt. a die Unfallstätte nur 11/5 st von As of entfernt war, Y wurde sofort ärztliche Hilfe geholt.
Kaiser und die Kaiserin begaben sich auf die Mel-
dung von dem Unfall alsbald nah dem Ropschinsker Palais.
Jtalien.
Die „Gazzetta Ufficiale“ ‘von gestern veröffentlicht die Neutralitätserklärung Jtaliens während des Krieges zwischen China und Japan.
Niederlande. :
Der Khedive ist zu längerem Aufenthalt in Scheve- ningen eingetroffen.
Amerika.
Wie der „Times“ aus Philadelphia gemeldet wird, hat der Senat die Anarchisten-Bill genehmigt. Darnach darf kein Anarchist in einem an der Vereinigten Staaten landen. Unberührt davon aber jollen politishe Flüchtlinge sein, die keine Anarchisten sind. Es soll- eine gehörige ÜntetfiBuna stattfinden, ehe ein Einwanderer zurückgewiesen wird. Kommt ein zurücckgewiesener Anarchist wieder, so soll er mit vier Jah- ren Gefängniß bestraft werden. Die Bill muß dem Repräsen- tantenhause zugehen, da sie von der von leßterem angenom- menen Bill über die A ero ud der Einwanderung abweicht.
Die demokratishe Konferenz beschloß in einer gestern abgehaltenen E daß Eisenerze und rohe Wolle zollfrei zugelassen werden sollen; ferner wurde beschlossen, auf rafsi- nierten Zucker einen Differentialzoll von 1/; Cent per Pfund zu legen; da aber, einer Meldung der „Times“ zufolge,
ie Delegirten des Repräsentantenhauses auf der Zollfreiheit der Kohle beständen, so sei zu befürchten, daß diese Forderung die ganze Sache in Frage stellen werde. Das „Reuter’sche Bureau“ meldet nun aus Washington von heute: Nach- dem den konservativen Senatoren von den Delegirten des Senats mitgetheilt worden war, daß die Delegirten des Repräsentantenhauses Zollfreiheit für Kohle Tis D eRg der Tarife für Gewebe, Wolle und Baum- wolle, Metalle, Glas- und Steingutwaaren forderten, ver- weigerten. diese -ihre Zustimmung hierzu, erklärten jedoch, die Zollfreiheit für rohen und raffinierten Zucker zu- gestehen zu wollen, vorausgeseßt, daß die Delegirten des Repräsentantenhauses im übrigen den Tarif nach den Vorschlägen des Senats. in der gegenwärtigen Form, einschließlih des 40-Cents-Zolls für Kohlen und Eisenerze, an- nähmen. Die Senatsdelegirten unterbreiteten Nachmittags diese Vorschläge den Delegirten des Repräsentanten- hauses , die eine Antwort auf sie ablehnten, ohne sie weiter in Erwägung zu ziehen.
Nach einer Meldung des „Reutershen Bureaus“ aus Washington vom 7. d. M. hat der Vize-Präsident von Nicaragua, General Ortiz die Rebellen an der Mosquito- Küste geschlagen und Bluefields beseßt.
“_ Asien.
Dem „Reutershen Bureau“ wird von Shan ghai unter dem 29. Juli gemeldet, daß ein weiteres Kontingent von zehntausend chinesishen Truppen von Tientsin nach Korea beordert worden sei. Die Japaner sollen Vorräthe auf drei Monate haben. Jn Jenchuan hätten sie 14 gecharterte S und 13 Kriegsschiffe, auf denen sich 5500 Soldaten befänden. Jn Fusan seien 1000 und in Yuensan 2000 Soldaten.
Der „Times“ wird aus Tientsin vom 8. d. M. gemeldet: Die Nachricht, daß der Rang und die Vorrechte des Vizekönigs Li-Hung-Ts\ch ena beschränkt worden seien, entbehre der Begründung. Ebenso unbegründet seien die Nachrichten, der chinesishe General Yeh sei in Asan getödtet worden und der chinesishe Dampfer „Kwangui“ sei untergegangen. Die englishe Kolonie habe um die Entsendung englischer Kanonenboote ersuht, um einer Panik vorzubeugen. Die chinesishe Regierung habe die Behörden angewiesen, die Ange- hörigen fremder Nationalitäten und die Missionare zu \ Zegen, Demselben Blatte zufolge machten Agenten Japans größere Einkäufe von Kriegsmaterial in England.
Entscheidungen des NReichsgerichts.
Für die Ansprüche gegen öffentlihe Beamte wegen Ueberschreitung ihrer amtlichen Befugnisse oder wegen pflihtwidriger Unterlassung von Amtshandlungen find, nach einem Ürtheil des Reichs- gerichts, 1V. Zivilsenats, vom 12. März 1894, in Preußen auch in den Fällen, in welchen der Beamte nach der von ihm begangenen Ueberschreitung oder Unterlassung, aber vor Erhebung der Klage gegen ibnseineBeamteneigenschaft verl oren hat, die Landgerichte ohne Nüsicht auf den Werth des Streitgegenstandes aus\{ließlich zu- Os: Der §70 Abs. 3 des Gerichtéverfa}sungsgeseßes bestimmt: „Der
andesgeseßgebung bleibt überlaffen, .…. Ansprüche gegen Beamte wegen Heberf@retinm .… ohne Rücksicht auf den Werth des treitgegenftandes den Landgerihten aus\{ließlich zuzuweisen.“ Hieran {ließt fich der - Wortlaut des § 39 Abs. 3 des preußischen usführungsgeseßes vom 24. April 1878 an, insofern dana die Landgerichte in bürgerlichen Rechtsftreitigkeiten ausf Be e sind:
für die Ansprüche gëgen öffentliche Beamte wegen Ueberschreitung
threr amtlihen Befugnifse oder wegen pflihtwidriger Unterlassung
von Amtshandlungen.
Schon diese Fa ung, nach welcher das Geseß nicht von Klagen spricht, die gegen Beamte erhoben werden, sondern nur die den Land- gerihten überwiesenen Ansprüche bezeichnet, Iäßt die Annahme ge- rechtfertigt ersheinen, daß vom Gesetzgeber nicht beabsichtigt worden ist, den Beauteat für die Dauer ihrer aktiven Dienstzeit ein persön-
es Vorrecht zu gewähren, sondern daß alle Ansprüche der fraglichen Art, aus objektiven Gründen, einer Ausnahmebestimmung haben unter- worfen werden sollen. Die Richtigkeit dieser Auffassung ergiebt i au aus der Entftehungsgeschichte jener Geseßesvorschriften. (368/93.
Entscheidungen des Ober-Verwaltungsgerichts.
Nach § 9 Il 2 des Einkommensteuergeseßes vom 24. Juni 1891 find niht abzugsfähig die zum Unterhalt der Angehörigen des S ihtigen gemachten Ausgaben. Der Begriff „Unterhalt“ im Sinne dieser Bestimmung umfaßt, nach einer Entscheidung des Ober-Verwaltungsgerihts, V. Senats, vom 19. März 1894, alle Aufwendungen sowohl für äußere Bedürfnisse, als au für Erziehung,
Unterriht und Ausbildung für den künftigen Beruf, beispiels- weise die Aufwendungen Unterhalt des Sohnes, als Negierungs-Referendars, während seiner E atel Ausbildung für den höheren Verwaltungsdien st , glei
diese Uan der zuständigen Behörde gegenüber ausdrülih übernommen hat oder niht. — Zensit hatte in seiner Einkommen- fteuererflärung 2400 A Zulage an den Sohn, Regierungs-Referendar X, in Abzug gebracht, mit der Begründung, daß er sich zur Gewährung der Zulage für die Dauer des Vorbereitungsdienstes der zuständigen Behörde gegenüber bereit erklärt und verpflichtet habe. Diese Abrech- nung wurde bei der Veranlagung abgelehnt, und die Enn sowie die darauf erfolgende Beschwerde des Zensiten wurden von der R, kommission und dem Ober-Verwaltungsgeriht zurückgewiesen. „Was der Beschwerdeführer“, führt das Ober-Verwaltungsgericht aus, „her- gegeben hat und hergiebt, um seinem Sohn zunähhst die akademische und im Me daran seine praktishe Vorbildung zu ermöglichen, das gehört objektiv dem Gebiete des § 9 I1 2 a. a. D. an, ist seiner Natur nah Unterhalt im weiteren Sinne und wird Kret als Aus- fluß der von selbst gegebenen Beziehungen zwischen Vater und Sohn, aber auch zugleich in Erfüllung der durch §8 108 ff. Tit. 2 Th. Il Allgemeinen Landrechts geregelten geseßlichen Baterpflicht. Nee Zuwendungen ftellen nah § 9 des Einkommensteuergeseßes eine ab- zugsfähige Ausgabe nicht dar. . . . Mit der bei der Üebernahme des Sohnes in den Staatsdienst abgegebenen Erklärung is überhaupt kein Vertrag, kein besonderer Rechtstitel im Sinne des § 9 1 Nr. 3 Eiukommensteuergeseven zur Entstehung gelangt, also auch kein Ver- trag, dem der Sohn etwa beitreten oder den er zum Fundament einer Ver tragsklage machen könnte.“ (8/94.)
Statistik und Volkswirthschaft.
Das Wirthschaftsjahr 1893.
Ueber die allgemeine Lage von Handel und Industrie im vorigen Jahre urtheilt die Bergische Handelskammer zu Lennep, welche die Kreise Gummersbach, Lennep, Remscheid, Wipperfürth und die Bürgermeistereien Kronenberg, Velbert, Wülfrath umfaßt, in einer ihrem Jahresbericht voraus ee allgemeinen Uebersicht folgendermaßen : Das Wirthschaftsjahr 1893 begann unter Aussichten, welche die Hoffnung rechtfertigten, daß für Handel und Gewerbe die langersehnte bessere Zeit nunmehr nenen sei. Für den Güter- austaush mit Desterreih, Ungarn, Italien, Belgien und der Schweiz war durch die Handelsverträge eine Grundlage geschaffen, welche die Anknüpfung dauernder Geschäftsbeziehungen auf ein Jahrzehnt hinaus möglich machte. Den Bemühungen der Reichsregierung, auf dem Wege gemäßigter Schutz ollpolitik fortzushreiten und durch weitere Tarifverträge dem Absaß deutscher Waaren auch in anderen Ländern freiere Bahn zu schaffen, hien das Jahr Erfolg zu versprechen. Auch in dem vielbeklagten Verhältniß zu den Vereinigten Staaten von Nord - Amerika schien sich eine Wendung zum Besseren vorzubereiten, nachdem der Präsident dieses Landes sich in seiner Neu- jahrsrede über die Mc. Kinley - Bill und ihre Wirkungen in so ab- fälliger Weise geäußert hatte. i
Das Geschäft mit den südamerikanishen Ländern begann unter geen Verhältnissen, welche Ersaß für die im Vorjahre in Brasilien, Venezuela und Argentinien erlittenen Verluste versprachen. Der französish-\{chweizerische Zollkrieg bot vielen deutshen Häusern Gelegenheit, mit der Schweiz lohnende Geschäftsverbindungen an- zuknüpfen. Da die Ernte des Jahres 1892 im allgemeinen gute Erträge geliefert hatte, so war auch lebhaftes Inlandgeschäft zu erwarten. Eine erheblihe Steigerung des Güterverkehrs auf den Eisenbahnen deutete auf zunehmende geschäftliche Regsamkeit. Der Geldmarkt wurde durch die Anleihe, welhe Oesterreih-Ungarn zur Einführung der Goldwährung aus\chreiben mußte, günstig beeinflußt, dur die Flüssigkeit und Billigkeit des Geldes wurde der Unter- nehmungsgeist angeregt — furz, alle Gebiete des wirthschaftlichen Lebens wiesen eine im Verglei mit dem Anfang des Jahres 1892 unverkennbar ftarke Belebung auf. — Leider entsprach der weitere Verlauf des Jahres den Hoffnungen nicht. Die Aussichten auf ein gutes JInlandgeshäft wurden durch die vom März bis Juli herr- schende Dürre vernichtet, die große Futtertheuerung und starke Aus- fälle in den Einnahmen aus ilch und Vieh verursachte. Der Export erlitt unerwartete und {were Schädigungen dur den ge- waltigen Preisfturz des Silbers. Die auf das brasilianishe Geschäft geseßten Hoffnungen wurden durch den Wiederausbruch der Revolution zunichte gemacht. Der Handelsvertrag mit Spanien kam nicht zu stande, die erwartete Herabseßung der nordamerikanischen Schußtzölle blieb aus, wodurch große Unsicherheit entstand. Portugal und Griechenland fahen fich durch Finanzkalamitäten zur Einstellung oder Kürzung ihrer Zinszahlungen genöthigt. Dem Erporthandel nah Jtalien entstanden erhebliche Verluste dur die von der dortigen Re- gierung erlassene Vorschrift, daß die Zölle in Gold zu zahlen seien. Die shwerste Störung für das Erwerbsleben rief aber der Ausbruch des Zollkriegs mit Rußland hervor. Abgesehen von diesen äußeren Einflüssen, trugen au innere politische Ereignisse zur Vershlehterung der allgemeinen wirthshaftlihen Lage bei. Dahin gehören vor allem die Ablehnung der Militärvorlage und die damit nöthig gewordene Auflösung des Reichstags, sowie der Kampf der Agrarier gegen das Zustandekommen des deutsh-russishen Handelsvertrages. In dem Verwaltungsbezirke, dessen beide Hauptzweige, nämlih Textil- und Kleineisen-Industrie, zum überwiegend größeren Theile für den Aus- fuhrhandel thätig find, mußten fih die vielen unerwarteten Hem- mungen des leßteren natürlih au in besonders hohem Grade fühlbar machen. Der Geschäftsgewinn der meisten Fabrikanten war daher wiederum ein äußerst geringer, und die Lage mancher Geschäfte hatte sich am Ende des Jahres derartig ungünstig gestaltet, daß nur die Hoffnung auf bessere Zeiten von erheblihen Betriebéeinshränkungen und größeren Arbeiterentlassungen zurückhielt. Dies gilt ganz be- sonders von den Wirkungen des deutsch-russishen Zollkrieges, der für die Remscheider Kleineisen- und Stahlwaaren-Industrie geradezu einen Nothstand herbeigeführt haben würde, wenn den Arbeitern nit von den Fabrikanten, die unter dem Eindruck der zielbewußten und Erfolg ver- sprechenden Haltung der Reichsregierung den Muth nicht sinken ließen, dur Anfertigung von Lagervorräthen genügende Beschäftigung ge- währt worden wäre. Durch diese Maßregel is es gelungen, die Arbeiter der Werkzeugbranche über die fritishe Periode der leßten Monate des Jahres glatt hinwegzuführen. Auch in den Spinnereien und Tuchfabriken des Bezirks konnten die Arbeitslöhne noch auf der Be der Vorjahre erhalten werden. Dagegen war es beim besten
illen niht mögli, die Arbeiter der Ronsdorfer Bandindustrie vor dem Unglück einer allgemeinen Beschäftigungslosigkeit zu bewahren, deren Dauer sih noch garniht absehen läßt.
Invaliditäts- und Altersversicherung.
Dem Bericht des Vorstandes über die Verwaltung der Landes- Versicherungsanstalt Elsaß-Lothringen für das Jahr 1893 ent- nehmen wir Folgendes : 4
Nach ‘den auf Gründ der Berufss\tatistik angestellten Ermitte- lungen follten in dem Elsaß-Lothringen mit 1 603 506 Einwohnern ditasouben Gebiete der Anstalt 239315 männlihe und 124 129 weibliche, zusammen 363 444 Personen, welhe nah dem Gesey, be- treffend die Invaliditäts- und Altersversicherung, vom 22. Juni 1889, der Versicherungspfliht unterliegen, vorhanden sein. Bis Ende Juni 1894 find 208 erft 247 209 OQuittungskarten Nummer 1, von welhen 170331 männlichen und 76878 weiblichen Personen
angehören, bei der E TNN erungéanstalt zur Aufbewahrung hinter-
legt worden. Um die thatsählich vorhandenen Vexsicherten zu er- mitteln, müßte man von dieser Zahl diejenigen Quittungskarten in Abzug bringen, welche Personen angehören, die inzwischen durch Tod oder andere Ursachen aus der Versicherungspfliht ausgeschieden e, und man müßte diejenigen Versicherten hinzuzählen, deren
Sgr Nummer 1 noch nicht bei der Landes-Versicherungs, anstalt beruhen, weil sie sich noch im Lauf befinden oder noch bei
viel ob der Vater | sein
den mit dem Umtausch der Quittungskarten betrauten Behörden aufbewahrt werden. Wenn auch anzunehmen is, daß die Zahl der noch nicht zur Hinterl ung Wangen Karten Nummer 1 erheblih größer
wird, als die Zah erjenigen Karten, die in Abzug Gebradbt werden müssen, weil die betreffenden V erten inzwischen aus der Versicherung ausgeschieden sind, fo findet si n die bereits ¿über ausgesprohene Vermuthung bestätigt, daß die Zahl der in [saß Lothringen vorhandenen Versicherten erheblich geringer ist, als nah den au Grund der Berufsstatistik angestellten Ermittelungen ange- nommen werden mußte.
Im Jahre 1893 sind 827 Ansprüche auf Jnvalidenrenten neu erhoben, aus. dem Jahre 1892 sind 78 Ansprüche unerledigt übernommen, und nach erstmaliger Bescheidung sind 25 Anträge wieder aufgenommen worden, sodaß EUNt im vorigen Jahre 930 Ansprüche zur Erledigung vorlagen. on denselben wurden 651 bewilligt, 139 abgelehnt und 140 blieben unerledigt, darunter 98 durch Tod oder Verziht des Ansprucherhebenden. Infolge Berufung oder Revision wurden 19 vorher abgelehnte Ansprüche nachträglich zuerkannt. In 6 Fällen traten Invalidenrenten an Stelle von Altersrenten. Die Gesammtzahl der bis zum Schlusse des Jahres 1893 vertheilten Renten betrug 994; der Abgang bis zum Schlusse desfelben Jahres 185 und der Bestand am Schlusse des Jahres somit 809. Außerdem sind 69 Invyalidenrenten bewilligt worden, die bis Ende 1893 noch nicht durch das Rechnungs-Bureau des ns vertheilt worden waren.
Ansprüche auf Altersrenten waren im vorigen Jahre 866
„neu erhoben, 98 aus dem Jahre 1892 unerledigt übernommen und
19 nah erstmaliger Bescheidung wieder E sodaß im Jahre 1893/ überhaupt 983 Ansprüche zur Entscheidung vorlagen. Von denselben wurden 743 bewilligt, 151 abgelehnt, 26 durch Tod oder Verzicht erledigt und 63 niht erledigt. Juafolge Berufung oder Revision wurden 18 vorher abgelehnte Ansprüche auf Alters- rente endgültig zuerkannt. Die Gesammtzahl der bis zum Schlusse des Jahres 1893 vertheilten Altersrenten betrug 6063, der Abgang bis zum Schlusse des Jahres dagegen 1062, fodaß am Base des Jahres 5001 Altersrenten zur Vertheilung gelangt waren. Außerdem sind 69 Jnvalidenrenten bewilligt worden, die bis Ende 1893 noch niht durch das Nechnungsbureau des Reichs-Versicherungs8amts vertheilt worden waren.
An den 1893 in Elsaß-Lothringen vertheilten 809 Jnvaliden- und 5001 Altersrenten ist der Kreis Straßburg-Stadt mit der größten Zahl der Invalidenrenten (54) und der Kreis Mülhausen-Land mit der as Zahl der Altersrenten (287) betheiligt; den geringsten Antheil hatte der Kreis Hagenau-Stadt mit 3 bezw. 21 Renten.
Der gesammte Kapitalwerth der in den Jahren 1891, 1892 und 1893 ertheilten Invaliden- und Altersrenten belief sich am Schluß des leßten Jahres auf 3 570 000 M4
Die Einnahmen aus dem Markenverkauf beliefen sich auf 2730960 46 Die Ober - Postdirektion Straßburg lieferte 1 969 619 und die Ober - Postdirektion Mey 761 341 4 ab. In den Ablieferungen ift der Antheil der Landes-Versicherungsanstalt an dem Ertrage aus dem Verkaufe der Doppelmarken enthalten. Von dem Erlöse ist abzuziehen der Betrag von 60 385,72 4, der für ver- nichtete Beitrags8marken von der Landes-Versicherungsanstalt erstattet worden ist. Der Reinértrag aus dem Verkaufe der Beitragsmarken beträgt also 2670 574,60 M oder 43 49454 A mehr als der im Jahre 1892 erzielte Reinertrag.
Die Verwaltungskosten betrugen 111 488,16 6 und nehmen 4,17 °/9 der Reineinnahme aus dem Verkaufe der Beitragsmarken in Anspruch, oder 45 „ auf den Kopf der Versicherten.
Für Rechnung der Landes-Versicherungsanstalt sind im Rechnungs- jahre 1893 angekauft worden: 1) 34% ODeutshe Reichs-Anleihe 900 000 M, 2) 39/9 Deutsche Neichs-Anleihe 550 000 M, 3) 34 % Hamburger Staats-Anleihe 100 000 4, 4) 3X 9/9 Ostpreußische Pro- vinzial-Anleihe 664 000 46, 5) 30/6 Posener Provinzial-Anleihe 250 000 M und 6) 349% Mannheimer Stadt-Anleihe 250 000 #, in Summa 2314000 6 Diese Werthpapiere werden, soweit sie nicht in das Reichs\huldbuh oder in das Preußische Staats\chuldbuch ein- getragen sind, ebenso wie die Baarbestände von der Staatsdepositen- verwaltung für Elsaß-Lothringen aufbewahrt.
Spareinlagen.
In dem Handelskammerbezirk B ohu m, der die Kreise Bochum Stadt und Land, Gelsenkirchen und Hattingen umfaßt, bestehen zehn öffentlihe Sparkassen, die am Schlusse des leßten Geschäftsjahres Ein- lagen von rund 52 Millionen Mark hatten. Der Jahresbericht der Handelskammer giebt über die Vertheilung dieser Beträge auf die Berufsklassen für die Kassen : Bohum Stadt, Bochum Amt T und IT und Witten B Es hatten diese zusammen eine Einlage von etwas über 21 illionen Mark. Daran waren betheiligt 753 Gesellen mit 375 978 4, 1257 Handwerksmeister mit 2 148 123 M, 1726 Fabrikarbeiter mit 1522951 F, 4848 Bergarbeiter mit 5 045 027 M
Arbeitszeit und Arbeitsleistung.
Der Gewerbe-Aufsichtsbeamte im Unter-Elsaß, Regierungs- Rath Dr. Wolff in Straßburg schreibt in seinem Jahresbericht für 1893: Im Jahresberiht für 1891 wurden einige Erhebungen über den günstigen Erfolg der Einführung einer um 1/12 verkürzten Arbeits- zeit angeführt. Seitdem ift in einigen Betrieben, welche unter ihrer Belegschaft einen erheblihen Prozentsaß von Arbeiterinnen. haben, die 11 ftündige Arbeitszeit für alle Erwachsenen eingeführt worden, und damit Gelegenheit zu __ weiteren Erfahrungen gegeben. Heute liegt nur das zahlenmäßige Er- gehnih der Erfahrungen aus einer großen Baumwollweberei vor. iesebbe schränkte mit dem 1. April 1892 die Arbeitszeit allgemein von 12 auf 11 Stunden ein, dabei blieb die Leitung der Fabrik in den gleichen Händen, die Webstühle und deren Ganggeschwindigkeit, die Fabrikate, abgesehen von der Verwendung festerer Garne, und die zugehörigen Accordfäße wurden nicht verändert ; gleihwohl stellte ih keine Verminderung, fondern eine Vergrößerung der Produktion bei P ave, zum theil erhöhter Güte der Arbeit heraus; die lei der Arbeiter war infolge der Verkürzung der Arbeitszeit ge- iegen.
Ferner heißt es in dem Bericht des Gewerbe-Inspektors im Ober-Elsaß Crépin in Colmar: Als Beweis, wie wenig durch die verkürzte Arbeitszeit die Produktion in Webereien eRgees worden ift, dienen die Angaben einer Weberei mit 80 Webstühlen. Daraus geht hervor, daß im Jahre 1889 bei der langen Arbeitszeit die Produktion auf keinen Fall größer, sondern kleiner gewesen ist als im Jahre 1893.
Arbeiterwohnungen.
Nach dem Bericht des Gewerbe - Aufsichtsbeamten im Unter- Elfaß hat die Gesellshaft für Volkswohuungen in Straßburg (Altstadt) 50 Arbeiterroohnungen errichtet und weitere 22 zur Zeit erbaut. Nach deren Fertigstellung werden in Straßburg insgesammt 282 Arbeiterwohnungen vorhanden fein, von denen wenige 4, viele 3, die meisten 2 Zimmer, alle aber Keller, Speicher, Eingang aus dem Treppenhaus, Flur und Abort eet für sih haben. So aner- kennenswerth diese Leistungen christlihen und humanitären Geistes sind, so ift doch, wie es in dem Bericht heißt, dem Bedürfniß nach guten und En Arbeiterwohnungen in Straßburg bei weitem noch niht genügt. Die Miethspreise sind in Hinsicht auf den Jahresver- dienst der Arbeiter no& immer zu hoch. :
Im Ober-Elsaß “2 eine Weberei im leßten Jahre für einen Theil ihrer Arbeiter 6 Wohnhäuser mit zusammen 12 Wohnungen gebaut. Die Häuser sollen an die Arbeiter nur vermiethet, nicht verkauft werden. Jede Wohnung ZE aus Küche und 3 Zimmern, Keller, einem Hof, Holzshuppen, Abort und Garten. In der Küche befindet By eine offerpumpe und unter der Treppe eine eas fammer. Die unteren 3 mmer sind 2,75 m ho, diejenigen im ersten Stock 2,60 m, die Größen sind 3,50ck(3,6b 1 für die Zimmer und 33,50 m
ür die Küche. Die Fenster haben unten 1 X 1,60 m und oben 0 X 1,50 m. Jede Wohnung kostet 2600 4 Die Miethe beträgt 125 & pro Jahr und ist zahlbar jede 14 Tage mit 5 4; am Zahl, tag, in welchen Weihnachten fällt, werden die 5 4 nicht erhoben. Das Grundstück eines Hauses ist 18,7 m lang und 18,5 m tief. Zu jeder Wohnung, einsließlich Hof, Schuppen und Garten, gehört also ein Flächenraum von 346 [] m.
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Zur Arbeiterbewegung.
In Schwelm haben, einer Mittheilun folge, die Schleifer der nei von wegen Lohnabzugs die Arbeit niedergelegt.
In München haben nah dewselben Blatt in der Motor - Fahrradfabrik von Hildebrand u. Wolfmüller 10 Mann die Arbeit niedergelegt.
Aus Nürnberg wird dem „Vorwärts“ berichtet, daß die über die Metallwaaren-Fabrik von Jean Schöner verhängte Sperre E Dauere: auch der Ausstand der Schläger in der Schäßlex'schen Werkstätte ist noch nicht beigelegt, da sich die mit dem Geschäftsinhaber von den Arbeitern geführten Unterhandlungen zershlagen haben.
Aus Basel wird der „Frkf. Ztg.“ telegraphiert: Der inter- nationale N R Cent ngres wählte einstimmig Ant- werpen als Vorort der Organisation und Verbandkasse, bestimmte Jugters- Antwerpen zum General - Sekretär und ernannte die nationalen Vertrauensmänner (für Deutschland Junge- Bremen). Der 4. internationale Kongreß foll 1896 in London stattfinden.
Aus Chicago wird der Londoner „A. K." geschrieben: Nachdem am Montag der Rest der Staatsmiliz in ihre Standquartiere ab- erückt war, kam es wieder zu Ruhestörungen. Die früheren
usftändigen und jeßigen Arbeitslosen griffen die in den Vieh- höfen Arbeitenden an und versuchten aufs neue, Eisenbahnwaggons und Schuppen in Brand zu \tecken. Es gelang jedo der Polizei, ohne Hilfe des Militärs die Ordnung wiederherzustellen.
des „Vorwärts*" zu- ever u. Klophaus
Das dritte Heft dés dritten Bandes der „Zeitschrift für Literatur und Geschihte der Staatswissenschaften“, herausgegeben, von Dr. Kuno Frankenstein, enthält eine weitere o leyung der Abhandlung des Regierungs-Assessors K. von Nohr- heidt: „Auf dem Wege zur Gewerbefreiheit in Preußen“, die bereits im vierten Heft des ersten Bandes begonnen wurde. Die Abhandlung i bis zum IX. Abschnitt gediehen, der Schluß liegt noch niht vor. Sie enthält eine Fülle von historishen Einzelheiten, die sih auf die Entwickelung zur Gewerbe- freiheit im Anfang dieses Jahrhunderts unter Hardenberg beziehen. Insbefondere sind die Akten des Königlichen Geheimen Staatsarchivs und die sonstige Litteratur sorgfältig benußt. Ferner enthält das vor- liegende Heft die Fortseßung des Aufsaßes von Professor Dr. A. Oncken in Bern: „Zur Biographie des Nestors der Physiokratie Fanoos Quesnay“, dessen Veröffentlihung im 6. Heft des zweiten Bandes begonnen wurde. Das Heft enthält ferner R Be- sprehungen neuer Erscheinungen, u. A. der Grundzüge der Finanz- wissenshaft von Vote, die einen Theil des von Kuno Franken- stein herausgegebenen Hand- und. Lehrbuhs der Staatswissen- schaften bilden (besprohen von Dr. M. von Heckel - Würz- burg); des Programms der Handwerker von Böttger (be- prochen von Dr. N. Grägßer-Berlin); der Gewerbe- und fozialpoli- tischen Geseße von A. Höpker und der preußischen Rentenguts- geseße von Waldhecker, — Werke, die sämmtlich seiner Zeit au im „Neichs- und Staats-Anzeiger“ besprohen sind. Von besonderem Werth is wiederum die reihhaltige Bibliographie, die sich einerseits auf das Arbeiterversiherungswesen, andererseits auf die anderen \taats- wissenschaftlihen Gebiete bezieht; leßtere umfassen die vom 1. Mai bis 1. Juli erschienenen Werke auf nicht weniger als 34 Seiten.
Kunst und Wissenschaft.
Zur Erlangung von Entwürfen für die künstlerische Auss|chmückung der Kaiser Wilhelm - Gedächtnißkirche hierselbst waren, in Verfolg der Beschlüsse der Landes-Kunst- Kommission u. a. die hiesigen Bildhauer Hugo Bärwald- Schwerin, Ernst Perier, Alexander Calandrelli, Erdmann Ene, Reinhold Felderhoff, Gerhard Janensh, M. Kruse, Dr. Otto Lessing und Ernst Wenck aufgefordert worden, Skizzen in der Größe von etwa einem halben Meter zu bestimmten Statuen ein- zureihen. In Aussfiht genommen war die Darstellung der vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, der Apostel Sus und Paulus, der Reformatoren Luther und Melanchthon, owie der Königin Luise und der Könige Friedrich Wilhelm III. und IV. Die zu diesem Behuf gefertigten Skizzen werden, wie die „Nat.-Ztg.“ mittheilt, gegenwärtig in den Ausstellungsräumen des Akademiegebäudes von Mitgliedern der Landes-Kunstkommission einer Prüfung unterzogen. : :
— Der Geheime Justiz-Räth Dr. Albert Friedrich Berner, ordentlicher Professor des Strafrehts, begeht heute das Jubiläum seiner fünfzigjährigen Lehrthätigkeit an der hiesigen Universität.
— Die mächtige Halle des neuen A N gT e Mea Les zuLeipzig hat vier große halbrunde Fenster, welche an der breitesten Stelle 12 m breit sind und mit Glasmalereien versehen werden. Die Kartons hierzu werden, der „Nat.-Ztg.“ zufolge, nah dem Ent- wurf des Regierungs-Baumeisters Hoffmann von Professor Linnemann in Frankfurt a. M. angefertigt. Es werden dies Glasmalereien von nur ganz selten erreidter Auódehnung sein. j
— Im unteren Maschinenraum der Waffenfabrik von Mauser in Oberndorf, einem früheren Augustinerkloster, ist, wie man dem „Schwarzw. Boten“ berichtet, kürzlich ein bisher übertünht gewesenes N esfobild aufgedeckt worden. Jm unteren Stockwerk der jeßigen
affenfabrik waren einst zwei Refektorien der Augustiner- großen heizbaren Sälen. In einem dieser Säle waren vier Porträts auf die Gipswand ge- malt, darstellend die Kaiserin Maria Theresia und ihren Sohn, den Kaiser Josef 11, ferner den Herzog Albert von Teck als ersten und den Herzog Friedrih von Teck als zweiten Stifter dieses Klosters. Das neu aufgedeckte Freskobild stellt den Herzog Ne rich von Teck in Waffenrüstung mit Degen dar; rets auf einem Stuhl sieht man den Herzogshut, oben links den heiligen Michael mit dem Drachen. Das von einem rothfarbigen Vorhang überspannte SUUNt ist auf Gips, wahrscheinlih mit Oelfarben, ganz im Stil der Kococozeit gemalt, vermuthlih etwa 1775 von Enderle oder einem seiner Gehilfen. Es is etwas beschädigt, aber noch sehr gut erkennbar; unten steht die Inschrift: Fridericus D. G. Dux de Teck, Secund. huj. Monasterii Fundator. In der reten Hand hält der Herzog eine Urkunde mit der Inschrift: Littera Juris Patronatus in Bochingen. Herzog L Ga schenkte nämli im Jahre 1334 dem Augustinerkloster viele Rechte, Gefälle und das Patronats- recht in Bochingen. Eine- den fd E das Bild nicht, auch kein
mönche, bestehend in zwei
Malerzeihen. Vielleicht finden -sih noch weitere Bilder unter der Tünche, N aber sind fie zerstört worden. :
— In Baden-Baden ist laut Meldung des ,W. T. B." gestern der Dombaumeister Schmiß aus Straßburg nah längerer Krankheit
gestorben. meldet, wurde bei Klein-
— Wie der , Taunushote * Schwalbah vor kurzem ein römi ch es Kastell entdeckt. s fand man an der
Nah den Aufzeihnungen eines Mön alten römischen Straße, Vie nach Königstein führt, 68 Schritt süd- westlich von derjenigen, die bei Sossenheim an der römischen auptstraße (jeßigen Da ee egen sabe) über Klein-Schwalbach, önigstein nah den Pfahlgrabenkastellen Heidekirh, Meisel und [teburg ging, das erwähnte Kastell. Ohne Nachgrabungen entdeckte man schon an der Oberflähe Bruchstücke von ge- brannten Lhalaustes (Hehzanlagen) und verschiedene Scherben aus gebranntem Thon, die der Römerzeit angehörten. Auch i noch an den Aeckern der vordere Wallgraben zu erkennen. Weiterhin war schon in den 30 er Jahren beim Herausbrehen von Mauerstücken ein
rômischer Altar mit den Steinbildern der vier Gottheiten gefunden worden, der \sich heute noch im Museum zu Wiesbaden befindet. Das Kastell soll in der nächsten Zeit von der Reichs-Limes-Kommission ganz aufgegraben werten.
Literatur.
Unterhaltung.
Schattenpflanzen, Novellen von Konrad Telmann. Dresden und Leipzig, Verlag von Karl Reißner. — Es ist eine Sammlung eigenartiger und dichterish vertiefter Erzählungen, die dem Publikum hier eboten werden. Abseits von den breitgetretenen
uptstraßen des Lebens sucht der Verfasser auf einsamen Pfaden die
estalten seiner Novellen, die, troß des verschiedenartigen, glüdlichen oder ernsten Ausgangs, „eine in matten und gebrohenen Tönen gehaltene Stimmung untereinander verbindet. Gerade diese Harmonie der seelisch fein abgestimmten Charaktere mit der äußeren, niht weniger meisterhaft geschilderten Umgebung bildet den eigenen Reiz dieser Er- zählungen, von denen namentli die erste „Schattenpflanzen“ durch die sorgfältige Ausführung eines vertieften Konflikts fesselt.
— Axenst ein. Eine Doppelnovelle von C. Miethe. Berlin, R. von Decker's Verlag, “G. Schenk, Königlicher Hofbuhhändler. — In dem Rahmen derselben landshaftlihen Dekoration schildert die ansprehend geschriebene Novelle das zwiefahe Geschick ihres Helden, der zunächst in der s{önen. Umgegend des Arensteins in einer lieb- lihen, echt weiblihen Frauennatur, die er zu seiner Gattin mat, das Glück seines Lebens findet, dann aber, nach ihrem frühen Tode dorthin zurüdckgekehrt, sih in den Neyen einer kalt berechnenden Schönen gefangen sieht, aus denen er aber dur das wohl etwas gar zu eigenmächtige Dazwischentreten einer guten Menschenkennerin in Gestalt einer Kellnerin befreit wird und davor bewahrt bleibt, durch eine unwürdige Verbindung die Er- AneTeos an die Vergangenheit zu trüben. Das Buch zeichnet sich ganz bejonders durch ein feines Verständniß der Natur aus, dem in farbenreihen Schilderungen Ausdruck gegeben wird.
— Frauengestalten. Drei Novellen von Ernst Wichert. Dresden und Leipzig, Verlag von Karl Reißner. — Mit p\fychologi- her Kennerschaft zeichnet ver Verfasser in diesen drei durchaus ver- shiedenartigen Novellen, indem er gleihsam einzelne Haupttöne aus der reihen Skala des weiblihen Wesens herausgreift und per- sonifiziert, abgerundete Bilder von der durch innere Eigenart beeinflußten Gestaltung des äußeren Lebens. So wird in der am meisten ausgeführten dieser Erzählungen „Elsa“ die launen- hafte, [eidenshaftliche Frau, die ihr unruhiges Naturell zum Experimentieren mit der Liebe des Gatten treibt, glei der Elsa im Lohengrin, zur Zerstêrerin des eigenen Glücks wie des- jenigen des Mannes, der \{ließlich durch die Verhältnisse dazu getrieben wird, freiwillig den Tod zu suhen, während in der zweiten Novelle die von der Gattin am Tage der silbernen Hochzeit ausgesprochene „Beichte“ ein sinniges Zeugniß für die Kraft weiblichen, zartfühlenden Verständnifses ablegt, das, von der rehten Liebe geleitet, den Weg zum Glück findet. Besonders ansprehend durh die lebendige Frische der Darstellung wirkt „Fräulein Johanna“. Hier vermischt sich Humor und Ernst auf das glücklichste in der Schilderuig des wackeren allein- stehenden Mädchens, das \sich mit der Freude an der Natur au das gesunde Empfinden erhalten hat.
— Das Augustheft der „Deutschen Rundschau" bringt den Anfang einer Erzählung von Ernst Wichert, worin eine altväterische Gestalt besonders glüdcklich gezeihnet is. Es folgt eine Novelle „Stempelpapier“ von Salvatore Farina. Der gewaltige Gegensatz zweier bedeutungsvollen Perioden unseres Jahrhunderts spiegelt sich, wie s{hon im vorigen Heft, nur deutlicher noch und eindringlicher, in L. von Hirschfeldt's Aufsaß „Ein Staatsmann der alten Schule“ und den Aufzeichnungen „Aus den Tagebüchern Theodor von Bernhardi?s“ wider. Auf das Gebiet einer zwar gewagten, aber geistvollen und einleuchtenden Hypothese führt uns W. Henke „Ueber das Gähnen“. Er erklärt diese merkwürdige Erscheinung für eine rudimentäre Bewegung, die auf eine in unserem jeßigen Organismus verkümmerte Kiemenbildung zurückzuführen sei; während Otto Pleiderer uns {höne Ausführungen über den „Deutschen Volkscharakter im S der Religion“ bietet. Die jüngsten Ereignisse: erfahren in der „Politishen Rundschau“ und einem warmen Nachruf an Sadi Carnot ihre Würdigung. Die „Literarishe Nundshau" und „Literarishe Notizen" beschließen, das e G neueren Erscheinungen heraushebend, wie üblih das gehalt- volle Heft.
— Im Augustheft von „Nordund Süd“ (Breslau, Schlesische Verlagsanstalt von S Scottländer) behandelt Fr. Rubinstein in einem Aufsaß „Von Zeit und Ewigkeit“ die Frage: „Was ist Zeit 2“ Der Aufsaß sucht darzuthun, daß der Zeitbegriff ebenso wie der Raumbegriff ein rein mens{chliher sei, der nihts Transcendentales enthalte. Dasfelbe Heft, das mit dem Portrait der Frau Jda Boy-Ed geshmückt is, deren literarishes Charakterbild Heinrich Teweles in großen Zügen gezeichnet hat, enthält an erster . Stelle einen Beitrag von Ida Boy - Ed selbst, tine lurze Novele, ¡Vie Leulen . E folgen dann „Italienishe Skizzen“ von A. Swientochowski; „Die Herkunft der modernen Malerei“ von Franz Seryaes; „England gegenüber der veränderten Lage im Mittelmeere" von A. Rogalla v. Bieberstein ; „Das Gutachten des Vorstandes der Berliner Anwaltskammer zur Frage der freien Advokatur“ von Caefar Schoeps. Den Schluß bildet die Novelle „Wohlthätigkeit“ von E. Vely (Schluß). Der biblio- graphische Theil enthält u. a. einen längeren, von Illustrationen be- gleiteten Artikel über B e des Bibliographischen Instituts.
— Das Juli - Heft der „Deutschen Revue" (Deutsche Verlagsanstalt in Stuttgart) enthält eine ganze Reihe von Beiträgen, die zur Kenntniß der Gegenwart von Werth sind und den Forscher wie den Laien gleich interessieren müssen. „Fürst Bismarck und die
arlamentarier“ von Heinrich von Poschinger schildert den Verkehr
ismarck’s mit bia! fri eni l Fs S Att eas Lag bl hinter den Koulissen oder in - Konferenzzimmern des Parlaments, im Hause Bismarck's unter vier Augen, bei oder nah Tis. „Ungedruckte Briefe des Grafen Cavour“ geben interessante Einblicke in das diplomatische Intriguenspiel vor und hinter den Koulissen nach dem Krimkriege. Die eErinnerungsblätter“ von Johanna Kinkel schildern die Gefangen- nahme, Gefangenschaft und Befreiung ihres Gatten. Lombroso be- richtet über die wunderbarsten Phänomene des Nichtbewußtseins, Alfred Graefe über die ärztlihe Thätigkeit in der Vorzeit und in der Gegenwart, Ludwig Büchner über Tod und Leben im Lichte der modvernen Naturfo hung. Eingehende Referate halten den Leser über alle wichtigen Erscheinungen aus den Gebieten der Wissenschaft und Literatur auf dem Laufenden. E
— Nr. 43 der „Romanwelt“ enthält die fünfte Fertsepuns des Nomans von Adolf Wilbrandt „Die Osterinsel*, die erste Fort- [hung des Romans von Pierre Loti „Azi A (in einer Ueber- eßung von Robert Prölß) und die dritte Fortseßung des Nomans von W D arte „Der Kreuzzug des Excelsior“ (überseßt von Dr.
. H. Meyer). — Vas Augusihef der „Frau“ (Verlag von W. Moeser, Hof- buhhandlung, Berlin) bringt außer der Fortseßung des Romans «Mädchenheim*“ von Ant. Andrea und der spannenden „Abenteuer zweier cute Frau und in Afrika* interessante Mittheilungen über
„eine deutsdhe Frau und Gelehrte“: Frau Caroline Michaëlis de Vasconcellos, die A auf dem Gebiet der romanischen Philologie einen Namen ersten Ranges erworben hat. Das Heft enthält ferner den ersten Theil eines Aufsaßes von Professor Dr. Rudolph Lehmann- Filhès über „Weltentstehung und Weltuntergang“, einen Artikel über „Die Nervosität unserer Zeit“ von Dr. Oswald Wagner und Mit- theilungen über „Das medizinishe Studium und die är Ee Praxis der Frauen“. Der Unterhaltung dient sodann nod die reizende kleine s lung „Romantik E Landstraße“ von Mary WVilkins, dem praktischen Bedürfniß ein Artikel von Dr. Karl Nuß: „Geflügelzucht als Erwerb für die Frauenwelt“, Sprüche von Frida
chanz, Gedichte und Aphorismen, fowie die üblichen zahlreichen Mittheilungen über Frauenleben und -Streben, Frauenvereine, neue Erscheinungen auf dem Büchermarkt, vervollständigen das reichhaltige
Die „Frau* ist von 2 4: vierteliähclid bund alls Drt E eta S ahe ns aen 4
Land- und Forftwirthschaft.
Die Zeitschrift „Das Land“, die von Heinrich Sohnroy her- ausgegeben wird, die die sozialen und O Angelegenheiten auf dem Lande behandelt und so ein Organ für die gesammte länd- lihe Wohlfahrtspflege darstellt (Verlag von Trowigjch u. Sohn in Berlin W.), hat in der Nr. 21 vom 1. AuE folgenden Has Das Land, ein Kraftquell und Jungbrunnen für das gesammte Volk. Von Dr. Dertel, Leipzig. — Der Segen des Gemeindehauses. Von einem Kataster-Kontroleur. — Der Handarbeitsunterriht an den Land- shulen speziell in Oft-, Westpreußen und Posen. — Kann die alt- deutshe Sonnwendfeier wieder volksthümlich werden? — Zur Haus- industrie. — Umschau: Die Lage des Bauernstandes in sozialdemokra- tisher Beleuhtung. — Ein hocherfreuliches fürstlihes Beispiel. — Ein shweres Unwetter. — A iTe A tlihe Darlehnskafsenvereine in Bayern. — Das landwirthshaftliche Genossenschaftswesen. — Zur bessern Obstverwerthung. — Rentengüter. — Mit. welchen Elementen es die Landwirthe oft zu thun bekommen. — Ueber Sizilien. — Ueber die De quns der Juden zur Landarbeit. — Wandernde Dörfer. — Unter der orflinde: Wie die Dreieichenleute um all ihr Hab und Ee Men Eine hannovershe Bauerngeshihte. Von Heinrich
ohnrey.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.
Griechenland.
Alle aus DENIaNA kommenden Schiffe unterliegen seit dem 21. V. in Griehenland einer vierundzwanzigstündigen Beob- ahtungsquarantäne.
Cholera.
Amsterdam, 9. August. Heute kamen dem „W. T. B." zu- folge hier 5 Cholera-Erkrankungen vor, von denen eine tödtlich verlief. Im aven erkrankten bisher 8 Perfonen, es starben 4 Personen. In Maastricht erkrankten 3 Personen, ein Todesfall kam nicht vor; aus Barsingerhorn wird ein Todesfall gemeldet.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 9. d. M. gestellt 11166, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. _In Oberschlesien sind am 8. d, M. gestellt 3848, nicht recht- ¡eitig gestellt keine Wagen.
— Die gestrige ordentliche Generalversammlung der Königs- berg-Kranzer Eisenbahngesellschaft Genebziate den für 1893/94 von der Verwaltung vorgelegten SJahresabs{chluß und seßte die sofort zahlbare Dividende auf 61/10 % fest; dem Vorstand und Aufsichtsrath wurde die Entlastung ertheilt. Der Direktor hob zum Geschäftsbericht hervor, daß die Gesellshaft im abgelaufenen Geschäftsjahr aus oem Personen- verkehr rund 9000 4 und aus dem Güterverkehr rund 1000 „4 mehr als in 1892/93 vereinnahmt hätte, während eine Mehrausgabe von rund 7000 A stattgefunden habe. Im abgelaufenen Geschäfts- jahr wurden 233617 A vereinnahmt, wovon 116 004 auf Betrieb8ausgaben aus\{ließlich folher auf Rechnung des Erneuerungsfonds, 14904 A auf Nüdcklage zum Er- neuerungsfonds, 1466 A auf Rücklage zum Extrareservefonds und 1500 Æ auf Rücklage zum Neben-Erneuerungsfonds entfielen; die Gefammtausgabe beträgt hiernah 133 875 4, fodaß sich ein Ueber- {uß von 99 450 /Æ ergâbe, der wie folgt zur Vertheilung gelangen soll : 61/10 9/9 Dividende von 1 442 000 A Aktienkapital = 87 962 M, 4866 M Eisenbahnsteuer, 1296 (4 Tantième für die Direktion, 4398 A Rüdlage in den Bilanz-Nefervefonds und 926 & Vortrag auf das folgende Jahr. Die Versammlung genehmigte hierauf ohne Debatte den beantragten Bau der kurzen Anschlu ftrede Kranz—Kranzbeck und wählte die beiden ausscheidenden Auf ihtsrathsmitglieder wieder, und an Stelle des verstorbenen Wollmaklers Parrisius den Banquier Malz neu zum Aufsichtsratb smitglied. :
— Die Altona-Kaltenkirhener Eisenbahn-Gesell- {haft zu Altona hat in dem mit dem 31. März 1894 beendeten Geschäftsjahre eine Gesammteinnahme von 276259 A erzielt, darunter 207 639 4 aus dem Betriebe. Die Betriebsausgaben er- forderten einschließli der Kosten für den Umbau des Bahnhofes Altona '188 402 4; dem Erneuerungsfonds wurden 8436 6, dem Reservefonds 1328 A zugeführt und an Zinsen für die {webende Schuld von 115200 # wurden 3672 # bezahlt. Nach Zahlung der Staatseisenbahnsteuer mit 1788 A bleibt ein Reingewinn von 72 630 46, aus dem die Stamm-Prioritäts-Aktien Litt. A. 18 090 A = 4} 9/0, diejenigen Litt. B. 21900 A = 59/0, die Stammaktien 18 000 4 == 5 9/9 Dividende erhalten. ur Er- höhung des Bilanz-Reservefonds werden 3631 X, zur chulden- abtragung 3367 4, als Rücklage für Verbesserung von Bahnanlagen 7642 M verwendet. Das gesammte Aktienkapital beziffert sich auf 1200 000 Æ, der Erneuerungsfonds hat die Höhe von 111 335 Æ, der Reservefonds diejenige von 11 328 f erreicht. Die chwebende Schuld beziffert sih insgesammt auf 180 200 A Der gesammte Bahnbau steht mit 1 398 060 zu Buch.
Magdeburg, 9. August. (W. T. B.) Zuckerbericht. Korn- zucker u von 929/69 12,40, neue 12,30, Kornzucker exkl., 889% MRendem. 11,70—11,85, neue 11,80, Nachprodukte exkl., 75 9%/o Rende- ment 7,70—9,30. Fest. Brotraffinade I. 25,25. Brotraffinade Il. —,—. Gem. Raffinade mit L: 24,25—25,50. Gem. Melis I., mit
aß 23,25. Stetig. obzucker l. Produkt Transito f. a. B.
amburg pr. Auguit 11,80 Gd., 11,85 Br., pr. September 11,225
D, L208 E, D Oktober-Dezember 10,65 Gd., 10,70 Br., pr. Januar-Mârz 10,724 Gd., 10,75 Br. Still.
Frankfurt a. M., 9. August. (Getreidemarktbericht von JoLeD Strauß.) Der hiesige Markt eses die Woche in einer Stimmung, die wohl bedingungsweise als fest gelten konnte, doh war das Geschäft noch stiller als in der Vorwoche. — In Weizen fand das Gros des Verkehrs auch in den leßten aht Tagen noh in alter Waare statt, theils weil Produzenten mit neuem in großem Umfange noch nicht aufkommen, E weil ihnen die für andere Zerealien erzielbaren reise bessere Konvenienz bieten. Der Mühlenbedarf i ungemein vermindert Umsäße von sehr geringem Umfange, und der Preisstand ist nicht voll behauptet. e wurde: Ab Umgegend 14—} A,
ei hier ca. 144 #4; ausländishe Sorten (Redwinter, Kansas, La
lata) sowie russisher 133—14} 4; je nah Qualität und Herkunft.
iefigen neuen {äßt man auf dem Lande 13—} M, frei hier 13}— \ 46; auswärtige Kurse regen an. — Roggen hat bei seinem Tief- tande eine weitere Preisherabseßzung im Wochenlaufe nicht er- fahren. Die Meldung aus Amerika läßt auf eine wilde Spekulation in Mais ¡Plehen die natürlich auch auf Roggen Einfluß üben wird. Neuer a Umgegend 11—{ M, frei hier 114 —t; russishet niht gehandelt. Tendenz: fes. — Gerste ist im Umsaß weitaus zurück gegen die gleiche Zeit des Vorjahres. Gegen- über dem ausnehmend niedrigen Preisstande aller anderen Artikel wird ihr S er Preis als zu L Man taat Lngarse 16—17 M hofein viel darüber; Wetterauer, Franken A i Gau) und Pfälzer, pr. Herbstlieferung 156—16 #4; Futtergerste 2 — In Hafer mehren \ch die Angebote, die a denz war daher etwas matter. Der A Preis wurde niht voll behauptet. Die Notiz bleibt 134—142, hochfein darüber. — Mais hat in Uebereinstimmung mit der Amerika eingetretenen Preissteigerung au hier angezogen, a A der Bewegung doch nur zögernd und mit einem unverk
ßtrauen. Für Donau-Mais war der leßte Kurs ca. 114