1894 / 192 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 16 Aug 1894 18:00:01 GMT) scan diff

“die in starke Selbstüberhebung ausartet, fowie bei der aalglatten Gewandtheit, mit welher er alles zu drehen weiß, um selbst stets als der unshuldige und an- egriffene Theil zu ersheinen, mit Bestimmtheit n cht voraus zu

agen. Den guten Willen dazu hat er gegenwärtig gewiß, und habe ih diesen guten Willen durch Anordnungen, welche einen Sus des

Waffenstillftandes für ihn einigermaßen bedenklih erscheinen lassen unterstüßt. Außerdem habe ih Vorsorge getroffen, daß ich durch

Spione und Patrouillen von allem, was er unternimmt, möglichst bald benachrihtigt werde.“

Wiederholt sind Klagen aus Togo eingelaufen über ver- ens Eintreffen von dorthin bestimmten Sendungen. Der rund ist in mangelhafter Adressierung zu suchen. Jede

Sendung nach Pläßen innerhalb Togos muß den Vermerk : West-Afrika, deutshes Schußgebiet, tragen. Sendungen g die wissenschaftlichen Stationen daselbst sind außerdem mit der Aufschrift zn versehen: Durch Vermittelung des Kaiserlichen

Zollamts Lome.

Oesterreich - Ungarn.

__ Der General der Kavallerie, Prinz Leopold von Croy, ist gestern Nachmittag in Wien gestorben.

Großbritannien und Jrland.

Im Unterhause erklärte gestern der Kanzler der Schaß- kammer Sir W. Harcourt, er hoffe, die Vertägung des Ens werde in der nächsten Woche folaen önnen.

Frankreich.

Das Befinden des Minister-Präsidenten Dupuy hat sich ebessert, wenngleich in der Nacht u gestern e ein Arzt R evufen werden mußte. Die Krankheit , ein Leberleiden, Besueoni ‘lia bietet aber keinen Grund zu ernsterer esorgniß.

Der 7Temps“ und die „Liberté“ beglückwünschen den Minister des Auswärtigen Hanotaux lebhaft zu dem Abschluß des Uebereinkommens mit dem Congostaat.

Die bonapartistishen Ausschüsse des Seine- Departements veranstalteten gestern ihr Jahres - Bankett, woran etwa 600 Personen theilnahmen.

Caserio ist heute früh 4 Uhr 55 Minuten in Lyon hin- gerichtet worden. Ein- Zwischenfall ist nicht vorgekommen.

Türkei.

Nach Jnformationen von maßgebender Stelle erfährt die „Agence de Constantinople“’, daß die türkishe Regierung es unbedingt bestreite, in der Angelegenheit Catalani diplo- matisch Saiige Schritte gethan oder gezögert zu haben, die italienishe Ägrément-Forderung zu beantworten. Die Pforte habe diese ) otra erst am 22. Juni erhalten und indem sie von dem Rechte jeder Regierung Gebrauch gemacht habe, sich auf Grund rer Kenntniß der Thatsachen auszusprechen, habe das Ministerium erst die erforderlichen Elemente zur Beurtheilung gewinnen wollen, um sicher zu sein, daß die Sendung Catalani’s auch ein gin iges Ergebniß haben werde. Eine Woche später habe der Minister des Aus- wärtigen die italienische Regierung wissen lassen, daß er aus Privatgründen die Angelegenheit niht der Zu- stimmung des Sultans unterbreiten könne. Dieser Schritt sei geboten erschienen durch den Wunsch, den be- stehenden herzlihen Beziehungen diesen Charakter zu be- wahren. Als darauf fkürzlich der italienishe Minister des Auswärtigen Baron Blanc der Pforte habe versichern lassen, Catalani werde alle Kräfte für die Fortentwickelung und Befestigung der egen der Freundschaft einseßen, auf die beide Länder so viel Werth legten, sei das Verlangen dem Sultan unterbreitet worden, der sofort zugestimmt habe. Somit habe keinerlei Abweihung von dem Brauche vor- gran, umsoweniger als dem Herkommen unter den

ouveränen gemäß diesen Gelegenheit zu persönlicher Korrespondenz gegeben werde, die im vorliegenden Fall au zwischen dem Sultan und dem König Humbert stattgefunden habe. Wenn die Türkei oft die Beibehaltung des status quo im diplomatishen Korps angestrebt habe, so habe dies nur ihre Zufriedenheit mit dem Bestehenden bewiesen, was Verände- rungen nicht gehindert habe, da ja in den leßten Jahren sechs Bot Befterwedfel vorgekommen seien.

Bulgarien.

Der Jahrestag der Thronbesteigung des Prinzen Ferdinand is vorgestern in Sofia in der herkömmlichen Weise durch eine Truppenschau und durch Festgottesdienst be-

gangen worden. Nachmittags fanden Volksbelu}tigungen statt, die programmgemäß verliefen. Bei dem Hofdiner brachte der Minister-PräsidentStoil owdas Hoch auf den Prinzen Ferdinand aus. Stoilow gab in seinem Trinkspruh einen warm ge- haltenen Rückblick auf die Kandidatur des Prinzen, schilderte dessen hervorragende Tugenden und verglih ihn mit den ausgezeihneten Souveränen, die das Haus Coburg mehreren Völkern gegeben habe. Schließlih gab Stoilow der Dankbarkeit und der unerschütterlihen Treue des Volks gegen- ._ Über der nationalen Dynastie Ausdruck. Während des Diners brachte die im Hof des Palais angesammelte Menge dem Prinzen Ovationen dar. Der Prinz erschien auf dem Balkon, um zu danken. Der Munizipalrath drückte später dem Prinzen die Dankbarkeit des Volkes aus für dessen weise Verwaltung, die ihm die Gefühle der Treue der Hauptstadt und des ge- sammten Volkes sichere. j

Bei dem E der Offiziere des 6. Regiments brachte der Oberst Zontshew einen Trinkspruch aus, worin er auf die Opfer hinwies, die der Prinz L gebraht habe, der, umgeben von inneren und äußeren Feinden, gekommen sei, um sich dem Glück und dem Wohlergehen des bulgarischen Volkes zu widmen. Der Oberst Bonif ew betonte ferner die glänzenden Erfolge, welche die Weisheit des Prinzen er- __ rungen habe.

i Der Prinz Ferdinand begnadigte anläßlih des ages einer Thronbesteigung 245 wegen gemeiner erbrechen ‘inet: ege außerdem wurden alle wegen olitisher Verbrehen Verurtheilten begnadigt, darunter izow und Arnandow, die im Paniza-Prozeß ver- urtheilt waren, und Wa siliew, Bobekow, Dzudzew und Welikow vom Beltshew-Prozeß. Nur Karawelow wurde nicht begnadigt, weil er geweigert hatte, den Prinzen um Gnade zu bitten. Dem Metropoliten von Varna ist der Alexander-Orden verliehen worden.

s e Amerika. A :

Wie „W. T. B.“ aus Washington berichtet, widerseßte Lo in der gestrigen Sizung des Senats Niemand der zweiten Lesung der vier vom Repräsentantenhause angenommenen Pa erte, Es wurde ein Brief des Schaß- ekretärs Carlisle verlesen, worin erklärt wird, daß die An- nahme der Zollfreiheit auf Zucker ein Defizit in der laufenden Haushaltsperiode in Höhe von 23 Millionen Dollars hervorrufen würde. Harris schlug vor, die Gesezent- würfe der Finanzkommission zu überweisen. Jones (Nevada) brachte ein weiteres Amendement ein. Der Senat vertagte sich hierauf, ohne über die einzelnen Amendements ab- zustimmen.

Der Tarifentwurf, wie ihn Senat und Repräsentanten- haus angenommen haben, wurde gestern Nachmittag dem Präsidenten Cleveland zur Unterzeihnung vorgelegt.

Entscheidungen des NReichsgerichts,

Nach § 50 der Gebührenordnung für Rechtsanwälte stehen dem Rechtsanwalt, wenn der ihm ertheilte Auftrag vor Beendi- gung der Instanz aufgehoben wird, die Gebühren in gleicher Weise zu, als wenn die Al anz zur Zeit der Aufhebung des Auftrags dur Zurücknahme der gestellten Anträge erledigt wäre, unbeschadet der aus einem Verschulden sih ergebenden zivilrechtlichen Folgen. In Bezug auf diese Bestimmung hat das Neichsgericht, V. Zivilsenat, durch Beschluß vom 5. Mai 1894 ausgesprochen, daß der Regel nah die freiwillige Aufgabe der Zulassung bei dem P vor Beendigung der Instanz den Anwalt des An- pruhs auf die nach § 50 der Gebührenordnung zu bemessenden Gebühren nicht beraubt, auch wenn dem Auftraggeber dur die Be- stellung eines anderen Anwalts Mehrkosten entteben. „Es kann bei der Ertheiluag wie bei der Uebernahme des Prozeßauftrags nicht als der Vertragswille der Betheiligten angesehen werden, daß der Anwalt die Vertretung unter allen Umständen bis zur Beendigung der Instanz durhführe. Das verbietet sih von der einen Seite dadur, daß dem Anwalt auf die Dauer der Prozeßinstanz nur eine beschränkte Einwirkung zusteht, andererseits dadurh, daß ihm der Auftrag er- theilt und von ihm übernommen wird wegen seiner Stellung als Anwalt bei dem Prozeßgericht, im Zweifel also auch nur für die Zeit, während welcher er ohnehin diese Stellung einnimmt, niht aber um- ekehrt mit der Pan, diese Stellung beizubehalten, um den uftrag zu Ende führen zu können. Es kann daher auch nicht als ein vertragêwidriges Verhalten des Nechtsanwalts angesehen werden, wenn er aus Gründen, deren Würdigung nur seiner eigenen Er- wägung überlassen bleiben kann, seine Stellung aufgiebt und deshalb die bis dahin geführten roaesse unerledigt läßt, dies wenigstens so lange niht, als nicht besondere Umstände konkurrieren, welche ein Verschulden des Anwalts darstellen, z. B. Uebernahme eines Auf- trags unter Verschweigung der {hon bestehenden Absicht, die Stellung aufzugeben.“ (169/93.)

Entscheidungen des Ober-Verwaltungsgerichts.

Nach § 15 des Baufluchtengeseßes vom 2. Juli 1875 kann durch Ortsf\tatut festgeseßt werden, daß bei der Anlegung einer neuen Straße von den angrenzenden Eigenthümern, sobald fie Gebäude an der neuen S traße errihten, der Ersay der Foo A. Kosten der Straße geleistet werde. In Bezug auf diese Bestimmung hat das Ober-Verwaltungsgericht, Il. Senat, durch Urtheil vom 20. März 1894 ausgesprohen, daß als „Gebäude an der neueu Straße“ auch folhe zu erachten sind, welhe nicht unmittel- bar an der Straße, sondern durch einen unbebauten Terrain- streifen von der neuen Straße getrennt und ohne einen Zugang von der Straße errihtet werden. Als „Gebäude“ im Sinne dieses Geseßes sind ebenso Wohn- als au Wirthschaftsgebäude, Speicher und sonstige Gebäude zu verstehen. Nachdem die Stadt L. im Jahre 1879 die N . . traße angelegt und ein Adjazent auf seinem Grundstück einen Speicher gebaut hatte, forderte der Magistrat seinem Orts\tatut entsprechend von jenem einen der Länge des Grundstücks entsprehenden Beitrag als Ersay der Kosten für Pflasterung und Beleuchtungseinrichtung. Der Adjazent hielt sih zur Zahlung eines solhen Beitrags nicht für verpflichtet, weil sein Grundstück durch einen etwa 3 m hohen festen Bretterzaun von der Straße und der Speicher von diesem Zaune durch einen als Obstgarten benußten 16 m tiefen Grnndstückstheil abgeshieden, und der Speicher lediglih von dem gegen die neue Straße Ma ballayws fest abgeschlossenen Hofe aus zugänglich ist. Die Klage des

djazenten wurde vom Bezirksaus\{uß abgewiesen, und das Ober- Verwaltungsgeriht bestätigte die Vorentscheidung, indem es begründend ausführte: „Der Vorderrihter nimmt zunächst an, daß das Ortsstatut niht bloß, wie Kläger behauptet hatte, auf Wohngebäude, sondern auf alle Fâlle der Bebauung Anwendung finde. Dieses ist zutreffend. Weder die Worte des Statuts und des § 15 des Gesetzes vom 2. Juli 1875, dessen Fassung in jenes übergegangen ist, noch innere Gründe eben einen Anhalt für die behauptete Beschränkung. Die nsiht des Vorderrichters ferner, daß ein Gebäude au dann als an einer Straße errichtet gelten kann, wenn es nicht unmittelbar an derselben errichtet ist, und daß die thatsäch- lihen Verhältnisse des Einzelfalls dafür entscheidend sind, ob eine Errichtung an der Straße anzunehmen ist, kann nur gebilligt werden, und wenn im vorliegenden Falle, wo die Entfernung des Speichers von der Straße nur 16 m beträgt, und zwischen Speicher und Straße kein anderes Gebäude liegt, ein solcher Thatbestand als vorhanden an- genommen worden ist, so läuft dies durhaus niht dem Begriffe zuwider. Endlich ift auch der Einwand ‘des Klägers, a zur Zeit kein direkter Zugang von der Straße zu dem Speicher bestehe, vom Vorderrichter mit Recht verworfen worden. Die “Erafehung, daß das errichtete Gebäude einen Ausgang nah der Straße habe, besteht nit für die Anwendung des § 15 Geseß vom 2. Juli 1875; hierdurch unterscheidet si dieser Paragraph vom § 12; der § 1 des Orts\tatuts aber \ließt sih an den genannten §15 an und enthält keine entgegenstehende Bestimmung. Der § 15 des Gesetzes beruht allerdings auf der Erwägung, daß die Anlegung einer neuen Straße den Ad- jazenten Vortheil bringe; daraus folgt aber nit, daß in jedem ein- zelnen Fall ein solcher Vortheil vorliegen muß, um die Stadt zur Einforderung des statutenmäßigen Betrags zu berehtigen. Ferner ist zu beachten, v: es [ledigli vom Willen des Klägers abhängt, ob er Se "vas ugang von der Straße zum Speicher herstellen will.“

Nr. 33 der „Verdöffentlihungen des Kaiferlichen Gesundheitsamts“ vom 15. August hat olgen nhalt : ersonal-Nachriht. Gesundheitsstand und Gang der Volkskrank- eiten (Cholera u. \. w.). Zeitweilige Maßregeln gegen Cholera 2c. Desgl. gegen Pest. Desgl. gegen Gelbfieber. Flecktyphus im Regierungsbezirk Königsberg, Erkrankungen an Jufektions- krankheiten in Defterreih, 1893. Gesetzgebung u. \. w. (Preußen. Berlin.) Anzeigepflicht bei ansteckenden Krankheiten. (Regierungs- bezixt Bromberg.) Fol iGlaGtung, (Desgl.) Reinigung der Aborte. (Bayern.) Verhütung der Weiterverbreitung der Tuber- kulose. (Sachsen.) Unterstüßung der in den Ruhestand verseßten Bezirkshebammen. (Hessen.) Aerztlihe Untersuhung der von Un- fällen Betroffenen. (Elsaß-Lothringen.) Maul- und Klauenseuche. (Rumänien.) Thiecärztlihe Gesundheitspolizei Stena Gang der Thierseuhen in Großbritannien, 2. Vierteljahr 1894,

itweilige Maßregeln gegen Thierseuhen. (Preuß. Negi f E eitweilig hres g q hierseuch ; r M g e Otbeink ]

ônigsberg). Rechtsprehung. (Reichsger ter welchen ständen handelt ein niht approbierter Heilkünftler bei der Behand eines Kranken fahrlässig? Verhandlungen von gese gebenden Körperschaften, Vereinen, Rae U. j w. *— (Ftalien. ini verfälshung. (Frankreich. esundheitlihe Verbesserung von

aris und der Seine. (Belgien.) Bier als Nahrungsmittel,

ermishtes. (Preußen. Berlin. Pol.-Präf.) Eis. (Re ierungs- bezirke Bromberg und Magdeburg.) Eis. (Bayern. Unter/uchun 8, anstalt für Nahrungs- und Genußmittel, 1893. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Städten mit 40000 und mehr Ein- wohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Er, krankungen in Krankenhäusern deutsher Großstädte. Desgl. in deutshen Stadt- und Landbezirken. Witterung.

Statistik und Volkswirthschaft.

Die deutsche überseeische Auswanderung

über deutsche Häfen, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam stellte sih nah den Ermittelungen des Kaiserlichen Statistishen Amts im Juli 1894 und im gleichen Zeitraum des Vorjahres folgendermaßen: Es wurden befördert im Juli über 1894 t

3 075

deutsche Häfen zusammen . . 6 620 Antwerpen 1'316 Rotterdam 118 251 Amsterdam 14 Ueberhaupt. . 2700 8 187 Aus deutschen Häfen wurden im Juli d. J. neben den vorgenannten 2700 deutschen Auswanderern noch 4323 Angehörige fremder Staaten befördert. Davon gingen über Bremen 2185, Hamburg 2138.

Stand und Beruf der Eltern der Gemeindeschüler.

Eine amtlich zusammengestellte Uebersiht der die B er- liner Gemeindeshulen besuhenden Kinder, ermittelt nah Stand und Beruf der Eltern, ergab folgendes Resultat: Am 1. Mai 1894 befanden sich in den Gemeindeschulen Berlins mit 1709 Knaben-, 1726 Mädchenklassen, zusammen in 3435 Klassen, Kinder von: Lohn- und Fabrikarbeitern 58448 (28582 Knaben, 29 866 Mädchen); von M Mer age T iten 49914 (24572 K. 25345 M.); von selbständigen Hand- werkern, Händlern, Gast-, Schank- und Speisewirthen und anderen selbständigen Gewerbetreibenden 44155 (22391 K., 21 764 M.); von Bautechnikern, Jngenieuren x. 898 (432 K., 426 M.); von Fabrikanten 1123 (534 K., 589 M.); von Kaufleuten undBanquiersu \. w. 6325 (3213 K., 3112 M.); von Unterbeamten 19 064 (9183 K., 9831 M.); von höheren Be- amten 443(276 K, 167 M.); von Lehrern u. st. w. 762 (434 K, 328 M.); von Aerzten, Apothekern, Geistlichen, akademischen Künstlern u. st. w. 289 (148 K., 141 M.); von Militärpersonen niederer Grade 336 (167 K. 169 M.); von Offizieren, Militärbeamten 80 (43 K, 37 M.); von Rentnern 521 (272 K., 249 M.); von Personen ohne bestimmte Berufsstellung, Unverehelichten 2c. 76 (37 K., 39 M.). In Summa 182 347 Kinder (90 284 K., 92 063 M.).

Das Wirth schaftsjahr 1893.

Die Handelskammer für den Stadtkreis Duisburg äußert ih in einer allgemeinen Uebersicht über den Geschäftsgang der In- dustrie und des Handels des Bezirks, daß sih im einzelnen neben un- nSoes s erfreuliche Seiten zeigen, Eines guten geschäftlichen

rgebnisses erfreute sich die Maschinen-Jndustrie des Bezirks. Im allgemeinen war sie gut mit Aufträgen versehen, stellenweise wird zwar über gedrückte Preise geklagt, aber das ne ere war immerhin befriedigend. Ebenfalls zufriedenstellend war der Geschäfts- ang des großen Brücken-, Wagenbau- und Walzwerks (Gesellschaft Harkort) des Bezirks. Das Werk war in allen seinen Abtheilungen das ganze Jahr über gut beschäftigt. Auch die Werkzeug- Gußstahl-Fabrik hatte regelmäßige und lohnende Beschäftigung. In der Kupferwalzwerk-Industrie machte fich das ganze Bahr über eine gesteigerte Nachfrage geltend, zugleich verhirfte sih damit aber auch der Wettbewerb, der dauernd fallende Preise zur Folge hatte. Die Fabrikationsmenge steigerte sh nicht unbe- trähtlih. Nach längerer Unterbrehung is auch die Herstellung der Schwefelsäure lohnender gewesen. In der Soda-Industrie war der Absay zwar geringer als im vergangenen Jahre, sodaß zeitweise eine Einschränkung des Betriebes nothwendig wurde, aber der Geschäftsgang war immerhin befriedigend. Auch die Theer- destillation war troß mehrfaher Preisherabfeßungen im ganzen noch befriedigend Von einer Duisburger Weberei und Spinnerei wird über im allgemeinen gute Verhältnisse der Industrie berichtet. Die Holz-Industrie war weniger gut beschäftigt als im Vorjahre und der Erfolg war nur leidlih befriedigend, im Holzhandel war die Nachfrage nur mäßig neben gedrückten Preisen. Der Kohlen- handel \tand das ganze Jahr über unter den Einwirkungen der Ver- Ee die das neu errichtete Kohlensyndikat ausüben mußte. Die lebhafteste Klage über den Geschäftsgang des vorigen Jahres beherrscht den Getreidehandel und die Mühlen- Industrie. In der Roheisen-Industrie war die Lage das ganze Jahr über eine recht ungünstige. Die Industrie der feuerfesten Produkte, die fo nahe mit der Roheisen-Industrie zusammenhängt, folgte ihr auch in dem Geschäftsergebniß u. st. w.

Zur Arbeiterbewegung.

In Schwelm haben die Schleifer der Firma Bever und Klophaus wegen Lohnkürzung die Arbeit eingestellt. Wie im „Vorwärts“ mitgetheilt wird, waren zunächst nur einem Theil der Schleifer Abzüge gemaht worden; die übrigen Arbeiter s{lossen ih dem Ausftand in der Meinung an, daß später auch thnen Lohn- abzüge bevorständen.

In Leipzig beschäftigte sih eine Versammlung der Schuh/- machergehilfen am Montag mit dem nähstens in Erfurt abzu- haltenden Kongreß der Arbeiter der Bekleidungs-Industrie und beshloß einen Vertreter dorthin zu entsenden, der den Antrag stellen soll, da der bisherige Vertrauensmann der deutshen Schuhmacher, der sozial- demokratische Reichstagsabgeordnete B o ck, seines Amtes enthoben werde wegen feines zweideutigen Verhaltens gegenüber dem bine der Burger Scbulnaden, Der Ausstand in der lithographischen Anstalt von Wezel u. Baumann dauert unverändert fort. Von 91 Aus- ständigen wurden 17 anderweit untergebraht. Nur 10 der beim Aus- bruche des Ausstandes angestellten Druckergehilfen arbeiten weiter. Von den nah und nach neueingestellten Arbeitern haben, wie die „Wz. Ztg.“ berichtet, 50 die Druckerei bereits wieder verlassen. ,

In Geestemünde dauert einer Mittheilung des „Vorwärts zufölge der Ausstand der Former bei der Firma tom Möhlen und See Joe :

In Lübeck ist nah demselben Blatt die Möbelfabrik der Gebrüder Wasserstradt von den fozialdemokratishen Arbeitern für Holzbildhauer gesperrt worden.

Wie die Londonex „A. K.“ berichtet, haben auf den Zechen Mee: und Glapwell, zwei der größten Kohlenbergwerk€

erbyshires, die Grubenjungen bie Arbeit niedergelegt, weil ihnen ein Lohnabzug zu theil werden sollte. 2000 erwachsene Arbeiter geriethen dadur außer Arbeit, In Glapwell beschloß; schließ

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/ essor R lon derselbe zur 4h der Tagun

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ch die Grubenvyerwaltung, daß die Lohnkürzung nicht Anwendung

Tiden solle auf Bungen, die weniger als 2 s den Tag bekämen.

Aus Havre wird der „Köln. Ztg.“ geschrieben: Um die für Sonnabend angekündigte Abfahrt des Passagier-Dampfers „Nor- mandie“ zu verhindern, haben sämmtlihe Bedienstete der Compagnie Transatlantique, 300 an der Zahl, heute ohne vorhergegangene Kündigung ihre Stellungen verlassen. Ein Syndikat unterstüßt die Ausständigen mit 3 Fr. für den Tag und den Kopf. Die Kompagnie hofft jedo, die pünktliche Abfertigung der „Nor- mandie“ durhseßen zu können.

- In Brüssel fand gestern eine Generalversammlung der Sa anaer statt, die, wie „H. T. B.“ meldet, sehr zahl- reih besudt war. Auf der Tagesordnung stand die Wahlverbindung mit den Liberalen und den Progressisten.

Aus Lüttich berichtet ein Telegramm des „H. T. B.“: Die Arbeiter der großen Fat haben in der leßten Ver- fammlung, bei der die Fabrikanten durch ns Delegirte vertreten waren, in Uebereinstimmung mit diesen eine Tagesordnung ange- nommen, nach welcher ein Mindestlohnsay festgestellt und in den Fabriken nur die den Fachgenossenschaften angehörigen Arbeiter Ver- wendung finden follen.

Kunft und Wissenschaft.

Auf Befehl Seiner Majestät des Kaisers wird auf Kap Croß, wo unter der Regierung des Königs Johann 11. von Portugal Diogo Cäo im Jahre 1485 eine Denksäule errichtet hatte, deren Trümmer am 30. Januar 1893 von S. M. Kreuzer „Falke“, um sie vor gänzliher Vernichtung zu retten, an Bord genommen wurden, eine neue Steinsäule erbaut. Die neue Säule wird aus poliertem 'Granit genau nah den Dimensionen der alten angefertigt und zeigt das beutidé und das portugiesische Wappen, eine genaue Nachahmung der Inschriften des Originals und eine neue Inschrift, betreffend die Wiederherstellung des Denkmals durch Kaiser Wilhelm 11.

Die aus einem runden Schaft und einem von einem Kreuz über- ragten Kapitäl bestehende Säule wird im Oktober d. J. von Wilhelms- haven nah Kamerun verschifft, von wo S. M. Kreuzer „Sperber“ sie nah Kap Croß überführen wird.

Die Inschriften der alten Säule lauten :

1) Auf dem Kapitäl :

A mundi creatione fluxerunt anni 6684 et a Christi nativitate 1484 quum excelentissimus serenissimus que Rex d. Jobanes secundus portugaliae per iacobum canum eius militem columnam hic situari jussit. (Seit Ershaffung der Welt sind 6684 und seit Christi Geburt 1484 Jahre verflossen ge- wesen, als der erhabenste und durhlauchtigste König D. Ioäo Ik. von p befohlen hat, daß durch Jacobus Canus (Diogo Cäo), einen Ritter, die Säule hier geseßt werde.)

2) Auf dem Schaft : Im Jahre der Erschaffung der Welt 6685 und Christi 1485 befahl der erhabene und berühmte König D. Joao II. von Portugal, dieses Land zu entdecken und diese Säule zu seßen durch Diogo Cäo, den Ritter seines Hauses.

Ueber die erste große Fahrt des NRegistrierballons „Cirrus“ am 7. Juli bringt die „Zeitschr. für Luftschiffahrt“ folgende interessanten Angaben: Bei den Fahrten des „Cirrus“ tfommt es vor allem darauf an, die Temperaturen in den hohen Luftschihten zu messen, die für einen mit Menschen beseßten Ballon nicht mehr zugänglich find. Es wurde also eine möglichst leihte Vorrichtung gebaut, die den Stand des Thermometers dauernd photographiert. Nach zahlreichen Vorversuchen gelang es, unter ausgiebigster Verwendung von Alumi- nium eine Kamera zu bauen, in der auf einer mit Stolze’schem Bromsilber - Gelatinepapier bespannten Richard’shen Negistrier- trommel durch einen Spalt hindurch ununterbrohen ein Alkoholthermometer und der Hebel eines Barographen photographiert wird. Die Aspiration wird durch ein ErbauftoriGeibäae bewirkt. Der Ballon „Cirrus* mitsammt dem Apparat wog etwa einen Zentner. Am 6. Juli, Abends halb 7 Uhr, war der „Phönix“ von Charlottenburg aus aufgestiegen, von Herrn Berson geführt, während Herr O. Baschin als Beobachter thätig war. Der „Phönix“ landete nah fast neunstündiger Fahrt in Mitteljütland. Um gleichzeitige Ds Rgen aus großer Höhe zu erhalten, ließ Peoettor Aßmann vor Sonnenaufgang, als der „Phönix“ etwa _in der Nähe von Lübeck s{chwebte, um 3 Uhr 40 Minuten den „Cirrus“ auf, dessen Registrierung des Tageslihts bedarf. Der Ballon war mit Leuchtgas gefüllt und stieg mit gewaltiger Geschwindigkeit auf. Die Besorgniß, daß er dem „Phönix“ folgen und der Nord- oder Ostsee zueilen würde, wurde sehr {nell durch eine L Aenderung der Richtung beseitigt. Dennoch aber konnte man nicht ahnen, welhe außerordentlihe Luftreise dem Ballon beyvor- stand. Gegen 3 Uhr Nachmittags kam er zur Erde nieder, und zwar in Bosnien, hart an der Drina, der Grenze gegen Serbien, bei Tavna im Distrikt Zvornik. Er hatte unter Abrehnung des nach NW gerichteten ersten Wegstüks und der leßten halben Stunde, wo er ganz nahe dem Erdboden (Nees ist, einen Weg von rund 1000 km in zehn Stunden zurückgelegt, also eine mittlere Geshwindigkeit von 28 m in der Sekunde erreicht. Die Landung und Bergung des Ballons erfolgte Programm eig, ebenso die Benach- rihtigung durch die Finder. Die Mühe der Aufsuhung und des Nücktrans- ports übernahm Mee Berfon, der inzwischen aus Jütland zurückgekehrt war. Troßÿ äußerster Beschleunigung der Hinreise waren 54 Stunden er- forderlih, um an die Stelle zu kommen, die der Ballon in zehn Stunden erreiht hat. Das dem fast unversehrten Apparat ent- nommene, erst nach zehn Tagen entwickelte Photogramm ließ die mit- getheilten Daten in geradezu tadelloser Schärfe erkennen. Um 4 Uhr 30 Minuten hatte der Ballon eine Höhe von 16 325 m erreicht; die Negistrierung zeigt hier einen Luftdruck von 84mm, eine Tempe- ratur von —52 Grad C. Leider briht damit die Registrierung des Luftdrucks ab, weil man nah den bisherigen Erfahrungen einen Barometerstand von 8 mm nicht erwartet hatte und das Registrierpapier nur bis zu diesem Werthe reihte. Jeßt ist eine Umänderung des Apparates fowohl auf die Registrierung von niedri- eren Drucken als au auf eine Dauer von zwölf Stunden in der

orbereitung begriffen. Die Se des höchst merkwürdigen Ver- suches weisen zwar noch mannigfahe Lücken auf, sie zeigen jedo, da man in Zukunft unter Berücksichtigung aller Möglichkeiten äußerst werthvolles Material für die Physik der höheren atmosphäri|chen Schichten wird erlangen können. / i

Im Laufe des nächsten Monats wird in Karlsruhe eine Fasverslänbigentommission zusammentreten, um den Zustand der von Karlsruher Bildhauern restaurierten Figuren des Heidelberger Schlosses festzustellen und zu begutachten, ob nah dem Bestand der einzelnen Figuren deren Wiederaufstellung an den Façaden des Friedrihs- und Otto Heinrichsbaues thunlih erscheint oder ob sofort zur Aufstellung der in Sandstein gefertigten Doubletten zu reiten sein wird; sie wird ferner die Doubletten auf die Richtigkeit der Aus- führung und auf die Uebereinstimmung mit den Originalfiguren einer

rüfung unterziehen. Zu Mitgliedern der Nea Oen Kommission wurden, der „Bad. Korr." zufolge, ernannt: Ober- Baudirektor Professor Dr. Durm, Ober-Baurath Professor Dr. k Baurath Kircher, Direktor der Baugewerkeshule, Bildhauer und Professor Adolf Heer, die Bildhauer p inz, H. Welt- fing und H. Bauser, sämmtli in Karlsruhe; ferner Professor Vilhelm Ritter von Rümann in München, Architekt Friß Sett und Bezirks-Bauinspektor Koch, beide in Heidelberg, Ober-Baurath eo, der Kommission

e genommen hat. oel or- Baudirektor

einen Wohnsiß [{chon in Karlsru sißenden der Kommission wurde der Großherzogliche Ober- r. Durm bestimmt. ;

Zu dem At ron glen und Arhäologen-Kongreß in Serajewo sind, wie „W. T. B.“ meldet, folgende Gelehrte dort ‘eingetroffen : Professor Romka-München, Direktor Dr. Voß-Berlin,

rofessor Monte ns - Sto evor 2 Dr.

üri. Professor Dr. Virhow wird

llenberg-Bern und Dr. Heiter eute erwartet,

Mun Ee Direktor |. r

Land- und Forstwirthschaft.

Ernte in Jtalien. Die Nathrichten über den Ausfall der diesjährigen Weizenernte in Italien lauten im allgemeinen recht günstig, was die Qualität be- trifft. Dagegen läßt das quantitative Ergebniß vielfah zu wünschen

übrig. Mais dau einem großen Theil durch die anhaltende Dürre rdet.

ernstlich gefä Ernteergebniß in Bulgarien.

__ Die Ernte von Weizen, Negges Halbfruht, Gerste und Hafer ist nunmehr beendigt. Die Qualität ist im allge:neinen gut, do läßt die Quantität zu wünschen übrig, sodaß das Ergebniß in dieser Be- ziehung nur als eine chwahe Mittelernte bezeihnet werden kann.

Die Aussichten für die diesjährige Maisernte haben \ich infolge der anhaltenden Dürre bedeutend vershlehtert, und man fürchtet, wenn nicht bald Regen eintritt, eine vollkommene Mißernte.

Obstausfstellung in. Berlin.

Der Märkische Obstbauverein veranstaltet im nächsten Monat (20. bis 23. September) in Berlin eine Ausstellung von märkishem Obst, verbunden mit einem Obstmarkt, auf welhem den Besuchern der Ausstellung Gelegenheit gegeben werden soll, ihren Obstbedarf direkt bei den Obftzüchtern nach den ausgestellten Proben zu bestellen. Die Bemühungen des Märkischen Obstbauvereins find darauf erihtet, dem deutschen Obst auch den deutschen Markt zurückzuerobern. Deshalb soll gerade in Berlin gezeigt werden, was für vorzüglihe Obstsorten in unserer Mark gedeihen. Der Minister der eistlichen 2c. Ae ens heiten hat in bereitwilligster Weise die aschinenhalle des Ausstellungsparks für die Ausstellung zur Verfügung gestellt. Die Geschäftsführung der Aus\tellung hat der bekannte Pomologe Herr C. Mathieu in Charlottenburg, Orangenstraße 9, übernommen, an welchen Anmeldungen und Anfragen zu richten sind. Die Be- theiligung an der Obstausstellung und an dem Obstmarkt ‘t jedem S der Provinz Brandenburg gestattet. Plaßtmiethe wird nicht erhoben.

Ueber ein neues Gemüse maht Herr Adolf Martini, Mauer- straße 87, der „Nat.-Ztg.“ folgende Mittheilung: „Nah mehrjährigen Akklimatisierungsversuhen is es mir gelungen, das beliebteste Ge- möüse der subtropishen Länder, den Speise -Mais (sweet corn) in derselben Vollkommenheit wie in den Ursprungsländern anzubauen. Die Kultur der Pflanze, welhe allerdings kostspielig ist und viel Aufmerksamkeit erfordert, ließ sich vorläufig nur auf drei der zahlreihen Varietäten des Speise - Mais ausdehnen, welche sich unter hundert verschiedenen Arten als die einzig anbauwürdigen erwiesen. Das neue Gemüse, welhes in seiner äußeren Form dem Kolben des bekannten Futtermais gleiht, hält im Geschmack die Mitte zwishen Spargel und jungen Schoten und wird ebenso wie ersterer in heißem, {wah gefalzenem Wasser zubereitet und mit wenig Salz und frisher Butter genossen, Ein großer Vortheil des neuen Gemüses is feine lange Haltbarkeit, da die fest- anliegenden Blätter, welche ers vor dem Kochen entfernt werden, der Frucht acht bis zehn Tage Saftfrishe und Aroma erhalten.“

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Ab sperrungs- Maßregeln.

Türkei.

Der internationale Gesundheitsrath in Konstantinopel hat fol- gende Quarantänebestimmungen getroffen :

1) Die gegen Herkünfte von Lissabon angeordnete zehntägige Quarantäne ist aufgehoben worden. (Vergl. „R.-Anz.“ Nr. 113 vom 16. Mai d. J.).

2) Schiffe mit Passagieren vom Golf Adalia zwishen dem Kap Kelidonia und Anamour haben sich einer ärztlihen Untersuhung zu unterziehen. :

3) Die für Herkünfte von der asiatishen Küste des Schwarzen Meeres zwischen e und Sinope angeordnete Quarantäne if auf 24 Stunden herabgeseßt worden. (Vergl. „R.-Anz.*“ Nr. 123 vom 28. Mai d. J.)

4) Reisende von Adrianopel, welhe sich nach einem Orte des ottomanischen Reichs begeben, haben sich einer zehntägigen Quarantäne in Mustafa Pascha zu unterziehen. (Vergl. auch „N.-Anz.“ Nr. 175 vom 27. v. !M.)

5) Herkünfte von Affyrien zwischen Lith und Loheya unterliegen einer zehntägigen Quarantäne.

6) Schiffe mit Passagieren von der russishen Küste des Schwarzen Meeres zwischen der zufif@-rumänisden Grenze und Kertsch haben sich einer 24 stündigen Quarantäne nebst Desinfektion der getragenen Gegenstände zu unterziehen.

7) Schiffe mit Page von der Kararnanischen Küste zwischen Alexandrette und Marmaritza (diese beiden Städte ausgeschlossen) unterliegen einer 5 tägigen Quarantäne.

8) Schiffe mit Passagieren von der Küste zwishen Enos und Maronia haben fih einer 24 stündigen Beobachtung zu unterwerfen.

Norwegen.

Durch Verordnung der Königlih norwegischen Regierung vom 10. L M. ist Holland bis auf weiteres für Sokéraler cid erklärt worden.

Cholera.

Deutsches Reich. Im Weichselgebiet wurden nah den „Veröffentlihungen des Kaiferl. Ges.-Amts* in der Woche vom 6. bis 13. August Mittags 15 Cholerafälle festgestellt, davon 2 in Gollub (Kreis Strasburg in Wpr.) bei Personen aus der auf russishem Gebiet gelegenen Grenzstadt Dobrzyn, 1 in Garnsee (Kreis Marien- werder) bei einem zugereisten Kellner, 5 in Holm E Danzig Niederung) bei vier Mitgliedern eines gemeinsamen Hausstands und einer anderen Beru 4 in der Danziger Vorstadt Althof, 1 in Neufähr (Landkreis

anzig), 1 bei einem todt aufgefundenen Buhnenarbeiter in Gurski- Außendeih (Kreis Thorn). Im Regierungsbezirk Königsberg wurde zu Ortelsburg bei einem am 5. August in einer benachbarten Ortschaft erkrankten Ulanai Cholera nadhgewiejen. Im Regierungs- bezirk Gumbinnen sind in der Ortschaft Mien des Kreises Dom urs seit dem 1. August 45 verdächtige Er- krankungen bis zum 11. d. M. beobachtet, von denen 15 zum Tode ührten. In 8 dieser Fälle wurde am 11. August Cholera ne.

om 11. bis zum 13, August Mittags wurden weitere 6 Erkrankungen und 1 Todesfall angezeigt. Im Regierungsbezirk Bromberg kamen während der Beri tswoche 10 Fälle zur Anzeige, nämlich ein am 8. August E TOGE in Josefinen (Landkreis Bromberg), 4 am 11. August erfolgte Todesfälle und 3 S in einem Abbau bei Nakel (davon eine Erkrankung bei einem Ll Iu as ein am 11. August erfolgter Todesfall bei einem Flößer in Se amm bei Weißenhöhe (Kreis Wirsig) und eine Erkrankung bei einer Sch Men tochter in Us (Kreis Kolmar i. P.) In Köln am Rhein wurde die Erkrankung eines aus Rotterdam gekommenen Schiffs- maschinisten als Cholera erkannt. :

Danzig, 15. Au h Nach dem Bericht des Staatskommissars ist das Kind Fröse in Althof, bei dem Cholera bakteriologish fest- cftent wurde, gestorben. In der Ortfs Sagorsch is die C olera erloschen; die leßten Kranken sind heute aus der Quarantäne Gase worden. Die Krankheit blieb auf die Familien Naftalie und Stresefsky beschränkt; die Häupter dieser Familien hatten in Einlage gearbeitet und Wei selwasser getrunken. L

ODesterreih-Ungarn. In Galizien wurden vom 31. Juli bis 6, August 428 Erkrankungen ap 228 Todesfälle) erat: davon entfielen a. im Weichselgebiet in einer Gemeinde 10 (4),

Stadt Krakau 12 (7), Krakau Umgebung in fünf Gemeinden 17 (7), Wieliczka in vier einden 21 9) Bochnia. in drei Gemeinden (3), Tarno in einer Gemeinde 13 (9), Dabrowa in einer Gemeinde 1 (1), Mielec in einer Gemeinde 1 Tarnobrzeg in vier Gemeinden 25 (10 Nisko in drei Gemeinden 12 (7). b. im Dnjestrgebiet auf die politischen Bezirke Stanislau in zwet Gemeinden 2 (1), Tlumacz in einer Gemeinde 14 (6), Buczacz in fünf Gemeinden 38 (27), Kolomea in drei Gemeinden 19 (6), R odenka in vier Gemeinden 59 (24), Zaleszezyki in vierzehn emeinden 107 (64), Boxszczow in neun Gemeinden 49 (25), Czortkow in vier Gemeinden 6 (7), Husiatyn in einer Ge- meinde 11 (6), Tarnopol in einer Gemeinde 2 (—). Im ganzen sind, nah dem „Oesterr. San.-Wesen“, vom 7. April bis 6. ugust j in Galizien 1147 Erkrankungen mit 577 Todesfällen und zwar in 94 Gemeinden von 22 politishen Bezirken angezeigt worden ; davon kamen 261 Erkrankungen mit 125 Todesfällen auf die Gemeinde paleszctyki, In der Bukowina betrug die por der vom 31. Juli is 6. August gemeldeten choleraverdähtigen Fälle 22, etwa 9 mit tödt- lihem Ausgang. Dieselben vertheilten \sih auf 6 Gemeinden des Bezirks Koßman (7 Erkrankungen mit 5 Todesfällen) und die Ortschaft Waszkouß am Czeremocz in dem Bezirk Wizniß. In den im Be- reiß von Choleraherden (Gerichtsbezirke Borszczow und B eszczyki) gelegenen Gemeinden is die Ausfuhr der in der resdner Konvention bezeichneten Gegenstände verboten und werden die Bestimmungen der Cholera-Instruktion lh der Verhinderung einer Weiterverbreitung in Anwen- dung gebracht. Um Vershleppungen der Krankheit hintanzu- halten, ist die sanitäre Revision der aus Choleragemeinden Ab- reisenden und ihrer Effekten angeordnet. Der Reiseverkehr unterliegt einer sorgsamen Ueberwachung seitens der Bahnorgane. In den Uebergangs\tationen von Galizien nah Schlesien in Bieliß und Dzied findet eine sanitäre Revision der Reisenden und ihrer Effekten statt. Der hierdurch veranlaßte Aufenthalt bedingt es, daß die aus Galizien kowmenden Personen die Reise mit dem R R Zuge nicht fortseßen, sondern erft mit einem später abgehenden Zuge weiter- reisen können, woraus sih eine gesonderte Beförderung der aus Ga- lizien kommenden Personen ergiebt. Besondere Aufmerksamkeit wird in Galizien auch dem Verkehr auf. den Flüssen, vor allem auf dem Dnistr, zugewendet. An der Flößerei auf diesem Ln find besonders die Bezirke Stanislau, Tlumacz, Horodenka, Zaleszczyki und Borszczow betheiligt. __ Wien, 14. August. Die heute über den Stand der Cholera eingetroffenen Telegramme melden in der Bukowina 5 Todesfälle und 11 Erkrankungen, in Galizien- 9% Todesfälle und 183 Er- krankungen.

Großbritannien. Gravesend, 15. August. An Bord des von St. Petersburg hier eingetroffenen Dampfers „Bedford“ erkrankte ein Matrose unter holeraverdähtigen Anzeichen und wurde deshalb nach dem Hospital übergeführt. Der Dampfer wurde zur Desinfizierung zurückgehalten. Ein Krankenwärter, der vier Ma- trosen vom Dampfer „Balmore“ pflegte, ist an Cholera erkrankt.

Frankreich. Die britishe Regierung erhielt, wie „W. T. B.“ aus London berichtet, gestern von dem britischen Konsul in Bor deaux die telegraphishe Mittheilung, daß dort ein aus Marseille eingetroffener Reisender an der Cholera gestorben ift.

Niederlande. In Maastricht sind nah den „Veröff. d. Kais. Ges.-Amts“ vom 2. bis 8. August 28 Erkrankungsfälle und 16 Todesfälle an Cholera zur Anzeige gelangt. Das Wasser der bei Is verlaufenden Zuid-Willemsvaart hat ih als verseuht erwiesen.

Amsterdam, 15. August. Aus Maastriht werden zwei Cholera-Erkrankungen und ein Cholera-Todesfall gemeldet; im ganzen find bisher dort 60 Cholera-Erkrankungen und 28 Cholera-Todesfälle vorgekommen; aus Utrecht wird ein Cholera-Todesfall und aus anderen Städten werden 3 Cholera-Todesfälle gemeldet.

Belgien. In der Provinz Lüttich wurden amtlichen Mittheilungen zufolge in der Zeit vom 18. bis 28. Juli 32 Cholera- Todesfälle hiervon einige unter den Arbeitern des Kohlenbeckens a il und vom 28. Juli bis 4. August 23 Erkrankungen estgestellt.

Schweden. Stockholm, 15. August. Unter der auf der Quarantäne-Station Fejan in Beobachtung befindlichen Besaßung des Dampfers „Wasa“ sind 5 weitere Cholera-Erkrankungen vor- gekommen. Es befinden sih einer Meldung des „W. T. B.* zufolge jeßt im ganzen 8 Cholerakranke auf Fejan.

China. Einer Mittheilung vom 2. Juli zufolge sollen in der Stadt Kanton mehrere Fälle von asiatisher Cholera vorgekommen sein.

Pe st.

China. Laut amtlichen Mittheilungen is der erste Fall von Pest in Bong tone, am 7. Mai bekannt geworden. Seitdem hat die Seuche in der Stadt bis zum 7. Juli 2363 Todesfälle bedingt. In Kanton war die Pest {hon drei Monate vorher ausgebrochen und es starben dort nah Zeitungsnachrihten 200 bis 500 Vedoaes täglih. Dem Beginn der Epidemie war große Trockenheit und Wassermangel vorausgegangen.

bezüg-

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Nuhr und in Oberschlesien. An der Ruhr find am 15. d. M. gestellt 10330, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 14. d. M. gestellt 4509, niht recht- zeitig gestellt keine Wagen. \

Zwangs-Versteigerungen.

Beim Königlihen Amtsgericht Il Berlin standen am 15. August die nadbezeiaeien Grundstücke zur e, Das im Grundbuch von Rummelsburg-Boxrhagen Band 2 Blatt Nr. 35 auf den Namen des Federviehhändlers Christian Sange zu U R Sag Prinz Albertstraße 21/22, eingetragene daselbst belegene rundstück; Fläche 6,83 a, Nußungswert 618 M, Mindestgebot 16605 #; für das Meistgebot von 18 900 A wurde der Handelsmann Hermann Fengler zu Berlin, A ert Enrae 15, Ersteher. Die im Grund- buch von Weißensee Band 37 Blatt Nr. 1093 und Band 38 Blatt Nr. 1120 auf den Namen der verwittweten ensee

herr Katshmann, Dorothea, geb. Henemann, zu Weißensee

eingetragenen, ebendaselbst belegenen Grundstücke; Fläche 8,56 a, Nußungswertb 2690 G und 9,32 a; Mindest ebot 6939 „4 und 831 4; für das Meistgebot von 10200 #4 und 50000 4 wurde der Fuhrherr Karl Fischer zu Berlin, Köpnickerstraße 49, Ersteher. Das im Grundbuch von Deutsh-Wilmers- dorf Band 29 Blatt Nr. 904 auf den Namen des Kauf- manns Gustav Kersten eingetragene, zu Deut\{ch- Wilmersdorf an der Königshoferstraße belegene Grund tüd; Fläche 36,57 a; Mindest- gebot 401 4; für das Meistgebot von 80 4 wurde der Kauf- mann Johann Koepke zu Berlin, Neu-Kölln am Wasser 16, Er- steher. Aufgehoben wurde das Verfahren der Zwangsversteige- rung wegen der Grundstücke des Schachtmeisters Edwin Kaseliß, zu Hoben-Schönhausen belegen. Eingestellt wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung wegen des Grundfstücks zu Feedenou, Lauterstr. 24, den Bauunternehmern Heinrich und obert Werner gehörig.

Vom oberschlesischen Steinkohlenmarkt berichtet die E esishen Kohlenabsa n n en, un Einschrän j hz § hihten im Dae Le

n der Förderung dur Einlegen mehrerer Feier Woche dauern fort. Man hatte in Handelskrei}f fich das Kohlengeshäft mit Beginn dieses Monats hel | Acnfalt ber Wesserradier a4 mun rrofeu Thetl Vice T usfall der Wasser en mag zum großen The| L sahe sein, da es hauptsä d für solhe Kohlenforten, die