1894 / 219 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 17 Sep 1894 18:00:01 GMT) scan diff

„__ Varzin, 16. September. Eine Deputation aus Posen, aus zahlreihen Herren und Damen bestehend, traf heute Vor- mittag um 11 Uhr 22 Minuten mittels Sonderzugs in Hammermühle ein, marschierte in langem Zuge nah Varzin und holte die Genehmigung des Fürsten Bismarck zum Aufmarsch ein, welcher dann vor dem Schloß erfolgte. e - Tiedemann-Seeheim brachte beim Erscheinen des Fürsten ein dreimaliges Hurrah aus, welches hegeisterte Zu- stimmung fand. Der Sprecher der Posener Gäste, Landes- Oekonomie-Rath Kennemann, hob in längerer Ansprache die Verdienste des Fürsten um die deutshe Einigung hervor und betonte insbesondere das Bewußtsein der Posener, in einem deutschen, unlösbar mit Preußen verbundenen Landestheile zu leben. Ér sprah die feste Zuversicht aus, daß die in der rig Posen herrschenden nationalen Gegensäße mit der eit verschwinden würden, und schloß mit dreifachem Hoch auf den Fürsten Bismarck. Fürst Bismarck erwiderte auf die Ansprache in fast einstündiger Rede, über welche „W. T. B.“ Folgendes berichtet: Der Fürst sprach unächst unbedeckten Haupts, wobei er beklagte, daß er dur Linen Bekannten von seit sehzig Jahren, den U heimgesucht sei. Er dankte allen Anwesenden und ersuchte, daß man sih bedecken möge, was alsbald geschah. Der Fürst fuhr t er erblicke in dem Besuch der Posener die Anerkennung ür seine Mitarbeit an dem jepigen ustande Deutschlands. Sein Streben sei stets gewesen: niht, was können wir wünschen, sondern, was müssen wir haben. Die neuen Ee hätten eine verstärkte N für die Zugehörig- eit Posens zu Deutschland gegeben. Den 48 Millionen Deutschen ständen 2 Millionen Polen gegenüber , leßtere seien daher selbstverständlih niht aus|chlaggebend. Niemand zweifle daran, wenn gesagt werde: ehe Elsaß-Lothringen en werde, müßte die Armee zu Grunde gehen; ebensowenig köonne Posen jemals aufgegeben werden. Elsaß-Lothringen [ei der Schuß Süddeutschlands, Posen der Schuß der stgrenze. Der Mangel an Liebe zwischen den deutschen Stämmen sei früher größer gewesen als jeßt. Jn nationaler Bezichung habe Deutschland mit rashen Schritten das Ver- säumte nahgeholt. Der Fürst schilderte sodann die deutschen Errungens M, Das erwachte Nationalgefühl habe gegen- seitiges Wohl cha en geschaffen (Bravo) ; fest stehe nicht allein die Wacht am Rhein, auch die Wacht an der Warthe und an der Weichsel ständen ebenso fest (Bravo). Der Fürst ging hier- auf näher auf die Gegnerschaft zwischen den Polen und den Deutschen ein, erklärte ein friedlihes Zusammenleben der beiden Nationalitäten für möglih und erinnerte dabei an die Schweiz, an Belgien und an Ostpreußen. Der Fürst \{hloß: Was Sie von den Polen lernen können, das ist: „Festes Zusammenhalten unter sich!“ Möge es so werden, daß auh die Deutschen, sobald es sih um ihr Ansehen handelt, nur der Nation, keiner Partei angehören. Auch die Frauen seien hierfür zu gewinnen. Jn der Hoffnung, daß dies gelinge, bringe er Kin Hoch den deutschen Frauen des Großherzogthums Posen. ' Die Versammelten stimmten lebhaft in das Hoch cin. Alsdann erfolgte die Ueberreichung von verschiedenen Produkten der Provinz Posen an den Sten, Schließlih brachte der Gymnasial: Direktor Kiel aus Bromberg ein Hoch auf die Fürstin Bismarck aus, welches begeistert aufgenommen wurde. Nachdem hierauf der Vers: „Deutshe Frauen, deutshe Treue“ 2c. ge-

jungen war, zog der Fürst verschiedene Mitglieder der Depu-

ation in ein Gespräh und entbot die Comitémitglieder um Frühstück in das Schloß. Die übrigen Mitglieder der B puioilon marschierten unter den Klängen der von zwei Militär-Musikkorps ausgeführlen „Wacht am Rhein“ bei dem Schloß vorüber nah dem neuen Gasthof. Um 3 Uhr erfolgte der Nückmarsh nah Hammermühle und von dort um 41/5 Uhr die Nückfahri nah Posen. Sachsen.

Seine Majestät der König feiert heute, wie das „Dresd. Sournal“ meldet, das ÆWjährige Jubiläum als Chef des Ostpreußishen Dragoner-Regiments Nr. 10. Dasselbe wurde Seiner Majestät am 17. Septem- ber 1869 gelegentlih Alerhöchstseiner Anwesenheit in Königsberg zu den großen Manövern von Seiner Majestät dem Hochseligen Kaiser Wilhelm 1. ver- liehen. Aus Anlaß dieses Jubiläums wird Seine Majestät

eute den Königlich preußischen General-Lieutenant, General- djutanten von Plessen, Kommandanten des Hauptquartiers, der die Glückfwünshe Seiner Majestät des Deutschen Kaisers überbringt, sowie eîne gestern in Dresden einge- troffene Deputation des in Allenstein garnisonierenden Öst- preußischen Dragoner-Regiments Nr. 10, die aus dem Kom- mandeur des Regiments, Oberst-Lieutenant Andersch, dem Rittmeister von der Gröben und dem Negiments-Adjutanten Premier - Lieutenant von Preinißzer besteht, in Pillniß

empfangen. Baden.

Jhre Königliche Hoheit die Großherzogin sowie Zhre Königliche Hoheit die Kronprinzessin von Schweden und Norwegen mit den Prinzen Gustav Adolf und Wilhelm haben sich am Sonnabend von Karlsruhe nah

Schloß Mainau begeben.

Sachsen-Weimar-Eisenach.

Zhre Königliche Hoheit die- Großherzogin ist am Sonnabend von Helgoland in Schloß Heinrichau in Schlesien eingetroffen.

Sachsen-Cobur4g: Gotha.

Xhre Königlichen Hoheiten der Herzog und der Erb-

oe Ul) Werden Ah beute Nacht nach Lira Med

Deutsche Kolonien,

Jm Rechnungsjahr 1892/93 beliefen sih in Deuts ch- Ostafrika die Einnahmen aus den Ausfuhrzöllen auf 448718 Rupien (1 Rupie etwa = 1,3 4), aus den Einfuhr- zöllen auf 240 881, aus der Verbrauchssteuer auf 123 697, aus den Lizenzabgaben von Schnaps auf 8025, aus der Schiffahrts- abgabe auf 13 476, aus den Hol;schlaggebühren auf 4841 und aus Nebcneinnahmen auf 16 370, zusammen 856 011 Rupien, in Mark umgerechnet etwa 1105456 /( Jm e Ung aur 1893/94 betrugen die Einnahmen aus den Ausfuhrzöllen 394 902 Rupien, aus den Einfuhrzöllen 354028, aus der Verbrauchssteuer 87084, aus der Lizenzabgabe- von Schnaps 4623, aus der Schiffahrtsabgabe 3791, aus den L s ebühren 11 675, aus Nebeneinnahmen 13907, zusammen 870013 Rupien = 1130256 M | H

Ueber den Verkauf von Farmen in- Deutsch-Süd- west-Afrika berichtet das „Deutsche Kolonialblatt“: Am

\päter die ungarische Delegation.

25. Juli d. J. hat zum ersten Mal eine öffentliche Versteige- rung von N ieru in Alis (ia ebiet der Khauas- ÿ entotten) Faît efunden. Es waren drei Farmen von je 0000 ha, welche vom Feldmesser Gärtner vermessen worden waren, zum Verkauf gestellt. Obwohl der Termin nur im Gebiet von Windhoek und Otyimbingue bekannt i pee worden war, hatten sih mehrere Kauflustige eingefunden.

ie eine Farm wurde dem Ansiedler elfen f für 10 900, eine zweite dem Wiüidhoeker Kolonisten Nielsen für 10 000 H zu- ga en. Es liegen zahlreihe Anfragen und Gesuche wegen

erkaufs von Regierungsland in anderen Theilen des Schuß- gebiets vor, und es - werden daher, sobald die Vermessungs- arbeiten weiter fortgeschritten sind, neue Versteigerungstermine anberaumt werden.

Oesterreich - Ungarn.

Der Kaiser, Allerhöhstwelher sich am Sonnabend Abend von Wien nah Budapest begeben hatte, empfing daselbst gestern Mittag die österreihishe und eine Stunde

Der Präsident der österreichishen Delegation Freiherr von Chl umecky sicherte in seincr Ansprache dem Kaiser das Festhalten an der traditionellen patriotishen Opferwilligkeit unter gewissenhafter Bedacht- nahme auf die Leistungsfähigkeit der Bevölkerung zu und betonte die Nothwendigkeit der Entfaltung der geistigen und materiellen Volkskräfte, guter Finanzen und eines ge- regelten Geldwesens für die Entwickelung der Wehrkraft. Die Delegation werde allen Forderungen, die ohne Gefährdung des Gleichgewichts im Staatshaushalt für die Entwicklung und Schlagfertigkeit der Wehrkraft unerläßlih seien, genügen. Die Bevölkerung wisse, daß sie diese shweren Lasten im * iti der Erhaltung des Friedens trage. Freiherr von

hlumecky gab sodann eine warme Schilderung der Thätig- keit des Kaisers, der den gerehtesten Richter im Widerstreit der verschiedenen Ansprüche und Bestrebungen bilde. Daher sei das dynastische Gefühl ein so bedeutsamer Faktor im öffentlihen Leben ODesterreihs geworden, daher ertône ein so begeisterter Jubel bei dem Erscheinen des Kaisers, wovon der Kaiser sih in der leßten Zeit wiederholt habe überzeugen fönnen. Auch das Ausland bringe dem Kaiser Bewunderung und Verehrung entgegen und kenne das innige Verhältniß zwischen dem Fürsten und dem Volk Oesterreichs. Die Ansprache {hloß mit dem Wunsche für die Erhaltung des Kaisers, der den äußeren Frieden shirme und in unerschöpf- licher Geduld die Wege zu dem inneren Frieden zu weisen bemüht sei.

Die Ansprache des Präsidenten der ungarischen Delegation Grafen Ladislaus Tisza erblickt in dem Dreibund ein wirksames Werkzeug für die Sicherstellung des Friedens, dem eine doppelte Wichtigkeit zukomme Ange der neucn, in Europa wahrnehmbaren Strömungen bezüglich der Organisation des Staats und der Gesellschaft, damit alle Staaten ihre ganze Kraft den inneren Angelegenheiten, der Ausgleihung der Gegensäße widmen könnten.

Der Kaiser erwiderte auf diese Ansprachen Folgendes:

„Die Versicherungen Ihrer treuen Ergebenheit, die ih soeben vernommen habe, erfüllen mih mit aufrihtiger Genugthuung, und ih sage Zhnen hierfür meinen herzlihen Dank. Es gereiht mir zur leb- haften Befriedigung, daß die Zuversicht, die ih, als die Delegationen das leßte Mal Versam waren, auf die Erhaltung und Konfolidie- rung des Friedens aussprach, in der beutigen beruhigteren europäischen Lage ihre Bestätigung findet, und daß die sehr freundschaftlichen Beziehungen, die wir mit allen Mächten pflegen, zu der Hoff- nung berechtigen, daß wir auch fernerhin uns ungestört der

Entwickelung und Förderung der Wohlfahrt unserer Völker werden

widmen können. Immerhin bleibt es cine Nothwendigkeit, und meine Regierung hält es gleih den anderen Mächten für thre Pflicht, in der Fortentwickelung der Wehrkraft der Monarchie keine Unter- brechung eintreten zu lassen. Die Voranschläge meiner Kriegs- verwaltung find dementsprehend in dem MRahmen der den Delegationen im vorigen Jahre bekannt gegebenen, für die nächsten Jahre in Aussiht genommenen organisatorischen Pro- gression gehalten, wobei eine gewissenhafte Rücksihtnahme auf unsere finanziellen Verhältnisse zur Grun lage genommen wurde. Bosnien und die Herzegowina werden auch im Jahre 1895 in der Lage sein, die Auslagen ihrer Verwaltung aus den eigenen Einnahmen voll- ständig zu bestreiten. Indem ih die Prüfung der Ihnen zugehenden Vorlagen Ihrer bewährten patriotischen Einsicht empfehle, rehne ih darauf, daß Sie meine Regierung durch Jhre vertrauensvolle Mit- wirkung unterstüßen werden, und heiße Sie freundlichst willkommen.“

Die Antwort des Kaisers wurde mit großem Beifall aufgenommen.

Heute früh ist der Kaiser von Budapest zu den Ma- növern nah Nagy-Maros abgereist.

Wie das „Armee-Verordnungsblatt“ meldet, hat der Kaiser den Kommandanten des 11. Korps, Feldzeugmeister Freiherrn von Schönfeld unter Enthebung von diesem Posten zur Disposition des General-Jnspektors der Armee, Feldmarschalls Erzherzog Albrecht gestellt. Der Kommandant des I. Korps, Feldmarschall - Lieutenant Graf Uexkuell-Gyllenband ist um Kommandanten des 11. Korps, Feldmarschall-Lieutenant [lb ori zum Kommandanten des 1. Korps in Krakau ernannt worden.

‘Frankreich.

Der Unterrichts-Minister Leygues hat gestern in Ville- neuve-sur-Lot die feierliche Einweihung- ciner Statue der Nepublik vorgenommen. Jn seiner Erwiderung auf die An- sprache des Pfarrers, der sagte, die Geistlichkeit werde den Rathschlägen des Papstes folgen, erklärte der Minister: „Sie erinnern an die Weisheit des Papstes, der überall Frieden und Einigkeit predigt. Auch die Republik ist eine Re- gierung der Duldung und Versöhnung, sie ahtet den Glauben und hegt den Wunsch, Religion und Staatswesen möchten in gutem Einvernehmen zu leben trachten.“

Jn seinem lehten, vom 21. Juli datierten Schriftstück hat der Graf von Paris daran erinnert, daß er sein ganzes Leben der Erhaltung des monarchischen Prinzips gewidmet und das Werk im Exil fortgeseßt habe; er Mae n a werde nur in die Höhe kommen, wenn es christlih sei; seinen Freunden empfehle cr, seinen Sohn in der Vollendung des Werkes zu unterstüßen und alle ehrsamen Leute möchten sih mit ihnen zu diesem Zwecke verbinden.

Der Kontre-Admiral Le Bourgeois ist gestern in Toulon gestorben.

Jn Macon fand am Sonnabend eine Konferenz französisher und schweizerisher Freihändler zur Berathung wirthschaftliher Fragen - statt. Von einer größeren Anzahl von Mitgliedern wurden Reden zu Gunsten eines Zollvertrags mit der Schweiz gehalten; besonders bemerkenswerth waren die Reden von Jules Roche und

- Bundes-Präsidenten Droz. Der leßtere erklärte, die neutrale Stellung Iwinge die Schweiz, sich an ihre Nachbarn zu wenden. Deutschland, Oesterrei

und Jtalien hätten mit der Schweiz Zolltarifverträge abge- Frankre man müsse fordern, daß die große Schwesterrepublik

dem ehemaligen Schw

rankreich das gleiche thue. Bei einem gestern zu Ehren der

heilnehmer an der Konferenz veranstalteten Bankett, dem etwa 500 Personen beiwohnten, trank der Adjunkt des Bürgermeisters auf die Wiederaufnahme der Handelsbeziehungen zwishen Frankreih und der Schweiz, der Deputirte Dubief auf die sere gun Der beiden Völker; der eus Favon dankte für den pfang in Macon und Jules Roche sprach seinen Dank für die freundlihen Worte aus, die Favon über Frankreich gésprochen habe. Yves Guyot hielt sodann eine mit großem Beifall aufgenommene Rede, worin er seinem Er- staunen darüber Ausdruck gab, daß man, obwohl man danach strebe, die Entfernungen zu verringern und die Völker zu nähern, darauf beharre, Schranken für die Erzeugnisse der Länder errihten zu wollen Schranken, die Eisenbahnen und Telegraphen täglich niederrissen.

Rußland.

Ein amtliches Telegramm aus Bjelowesh meldet: Der Kaiser, die Kaiserin, der Sroßfürs-Tüxonfalger, die Großfürsten Georg und Michael Alexandrowitsch, die Groß- Fürstin Olga Alexandrowna und der Prinz Nikolaus von Griechenland sind am 15. d. M. aus Bjelowesh nah Spala abgereist. Die Großfürstin Wladimir hat sich am nämlichen Tage nach Coburg begeben.

Der deutshe Botschafter, General der Jnfanterie von Werder isst, wie die „St. Petersburger Ztg.“ berichtet, am Freitag Abend von St. Petersburg nah Spala abgereist.

Jtalien.

Das Journal „Folchetto“ versichert, die Ernennung des Senators Fürsten Doria-Pamphili zum Minister des Königlichen Hauses stehe unmittelbar bevor.

Ein Communiqué der „Agenzia Sefani“ a „Einige Blätter betrachten die „Riforma“ als halbamtliches Organ ; wir sind ermächtigt, zu erklären, daß das Ministerium keine offiziósen Organe hat, und daß die Redakteure der „Riforma“ für ihre Nehnung und unter ihrer Verantwortlichkeit arbeiten.“

Jn Bezug auf die Gerüchte über die künftige Theil- nahme der italienischen Katholiken an den eten Wahlen schreibt der „Osservatore Romano“ : es sei unnüß zu wiederholen, daß die Beurtheilung dieser Frage dem päpst- lihen Stuhl vorbehalten bleibe, der bei seiner Entscheidung für oder wider von Gründen höherer Natur bestimmt werde, niht aber durch eine Celegankoitürede oder durch normale kirhlihe Maßnahmen, die gleichfalls durch höhere Beweg- gründe veranlaßt würden. 1A

Die gerichtliche Behörde wird gegen den französischen Kapitän Ramau, der kürzlih bei Pigna an der Alpen- grenze verhaftet wurde, das Verfahren eröffnen. Aus den bei Ramau vorgefundenen Papieren soll hervorgehen, daß seine Spionage länger als einen Monat gedauert habe, in welchem er sich Nachrichten und Skizzen von hoher Wichtigkeit zu ver- schaffen gewußt habe. Ramau is in San Remo festgesetzt worden.

Der Senator Fabretti, Professor an der Universität Turin, ist gestorben.

Spanien.

Die spanische Regierung hat sih, wie „W. T. B.“ aus Madrid erfährt, bereit erklärt, die neue Regierung von Peru anzuerkennen.

Bulgarien.

Der Prinz Ferdinand von Sachsen-Coburg traf am Freitag in Orfova mit seiner Gemahlin und der Prinzessin Clementine zusammen. Die Fürstlichkeiten reisten alsbald nah Turn-Severin, woselbst sie im Namen der rumänischen Regie- rung von dem Präfekten, dem Korps-Kommandanten General Jarca und den städtishen Behörden begrüßt wurden. Von Turn-Severin aus fuhren sie an Bord des österreichischen Schiffes „Orient“ nah Bulgarien zurück. Bei dem Eintreffen in Widdin wurden dem Prinzen und der Prinzessin Ferdinand sympathische Kundgebungen dargebracht.

Montenegro.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Cetinje ist der Prinz Peter Karadjordjewic nah Genf abgereist, wo er mit seiner Familie ständigen Aufenthalt nehmen wird.

Dänemark.

Der Herzog und die Herzogin von Cumberland werden dem „W. T. B.“ zufolge morgen Nachmittag an Bord des „Danebrog“ über Lübeck die Heimreise antreten.

Asien.

Nach einer Meldung des „Reuter schen Bureaus“ aus 0A vom 13. d. M. hat sich der Mikado mit dem ofe am Donnerstag Morgen nach Hiroshima begeben. ensur über die Presse habe agene, do

Die strenge l t achrichten über die Be-

sei es den Zeitungen verboten, l i wegungen der japanishen Truppen und der japanischen Marine zu veröffentlihen. Zwischen japanischen Truppen und einer Abtheilung chinesischer Kavallerie sei es bei Hwang - Tsju in Korea zu einem Gefecht gekommen. -

Der „Times“ wird aus Hongkong gemeldet, daß die Anwerbung von Europäern für chinesische Kriegsdienjte eingestellt worden sei. Das gesammte Süd-Geschwader habe Ordre erhalten, nah den nordlihen Gewässern ab- zusegeln.

Afrika,

Die großbritannishe Regierung erklärt, daß die Nah- richten über einen angeblihen Konflikt zwischen englischen und französischen Truppen im Nigergebiet (vergl. Nr. 210 des „R.- u. St.-A.“ vom 6. September) der Begründung ent- behren. Es hat lediglich Ende August eine Strafexpedition

egen den Häuptling A von Benin (siche Nr, 212 d. Bl.) Retiactünhd bei welcher verschiedene englische Offiziere und Soldaten verwundet und getödtet worden sind. A

Der spanische Gesandte hat sih auf einem Kriegs- schiffe von Tanger nah Melilla begeben,

Jn London GRIEIIONE Ns Nachrichten aus Tanger vom 15. d. M. besagen, der britishe und der dänische Vizekonsul in der Nähe von Casabianca ut offener Straße von Mauren überfallen und beraubt worden seien.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Kairo will der General Kitchener, der, wie gemeldet, mit der Freisprechung

der Paschas nicht einverstanden ist, dem aus Egyptern zu- fon eseßten i ae D zur besondern Aburtheilung li Paschas zwei britische Offiziere beiordnen.

Kunst und Wissenschaft.

Unter der Leitung und redaktionellen Verantwortung ihres geistigen Führers, des Professors T von Liszt-Halle, hat die internationale kriminalistishe Vereinigung begonnen, den im Jahre 1890 beschlossenen Plan einer rechtsvergleihenden Dar- stellung des heute in Guropa geltenden Strafrechts zu E, Die ursprüngliche Beschränkung auf Europa is dabei zweifelsohne zum Vortheile des Werkes und seiner wissenschaftlihen wie praktishen Bedeutung aufgegeben; es werden auh die außer- europäischen Kulturstaaten erörtert werden. Der heute vorliegende erste Band des großartigen Sammelwerkes: Die Strafgeseßgebung der Gegenwart in rechtsvergleihender Darstellung behandelt in systematishen Monographien unter Mitwirkung hervor- ragender Juristen der Einzelländer das heute geltende Strafrecht der 28 europäishen Länder. Zumeist hat je ein Angehöriger des be- treffenden Staats sein nationales Recht bearbeitet. Die Veröffent- lihung erfolgt gleichzeitig in der deutshen und [Gen Sprache (La Législation pénale cómparée). Die deutsche Ausgabe wendet fih außer an Deutshland vornehmlich auch an Oesterreih, die Schweiz, die s\kandinavishen Länder, England und Nord- Amerika. Auf die äußere Ausstattung des Buchs is} durch den Ver- leger, Otto Liebmann, Buchhandlung für Rechts- und Staatswissen- schaften, Berlin W. 35, Lütßowstr. 27, die größte Sorgfalt verwendet. War es fon keine geringe Mühe, die in größerer Anzahl erforder- lichen Bearbeiter und Ueberfeßer zusammenzubringen, so bot auch die technische Herstellung bei dem Umfang des Materials außergewöhnliche Schwierigkeiten. In beiden Richtungen i nichts unterlassen, was dem Werk irgendwie zum Vortheil gereihen könnte, Seiner Eigenart nach erscheint es als Sammel- und Subskriptions- werk. Es is auf fünf Bände, jeder zu durchschnittlich 90 Bogen, veranschlagt. Der Subskriptionspreis wird etwa 150 M betragen. Der s des ersten Bandes beträgt 35, für Subskribenten auf das ganze Werk 30 6 Der erste Band wird zu dem höheren Preise auch apart d die Bestéllung zum Subskriptionspreise verpflichtet zur Abnahme des ganzen Werkes. Die Durchführung des

arp ge egten Unternehmens wird davon abhängen, daß fich für |.

das elbe cine ausreichende poll Subskribenten einshreiben läßt; denn das geschäftliche Risiko. ist ein fehr bedeutendes und bedarf gesicherter finanzieller Grundlagen. Demgegenüber wird es die Aufgabe aller derjenigen sein, welchen die Entwicklung der Strafrehtswissenschaft und -Pflege zusteht, die Durchführung des Werks in der geplanten Weise dur thatkräftige Förderung, in oberster Linie dur Subskription zu fördern, Dabei würden befonders in Frage kommen die Königlichen Zentral- und Provinzialbehörden, die geseßgeberishen Körperschaften, auh Gesandt- schaften und Konsulate, ferner die Universitäts- und Gerichts- behörden, juristische Gesellschaften, Vereine und die aus Liebhaberei oder Berufsstellung sich ergebenden speziellen Interessenten am Strafrecht, Gelehrte und Praktiker. Jn besonders fördersamer Weise hat auch der Reichskanzler dem Werk dadurch Unter- stüßung zu theil werden lassen, daß er dur das Auswärtige Amt dem Redaktionsausshuß „werthvolle Notizen, wie umfangreiche Dar- stellungen für zahlreihe überseeishe Gebiete zugehen ließ und damit namentlich für den demnächst folgenden zweiten Band die Fortseßung in größter Vollständigkeit ermögliht hat. Diese Fortseßung is in der Weise geplant, daß zunächst in gleiher Weise wie beim ersten Bande, die geltenden Rechts\ysteme und Geseße der außereuropäischen Kulturstaaten geschildert, daran die Lehren des Strafrehts selbst, sein allgemeiner Theil, in ihm die Quellen, das Gesetz und sein Geltungsbereich, der objektive und subjektive That- bestand des peinlichen Unrechts, endlich die Lehre von der Strafe gereiht werden, und dann die Erörterung der einzelnen Verbrehen und der auf sie geseßten Strafen erfolgen soll. Schon aus diesen An- deutungen ergiebt sihe wie weit die Ziele gesteckt sind. Sie lassen aber auch erkennen, daß mit dem vollendeten Werke niht nur eine Schöpfung fertig gestellt sein wird, so groß und gründlih wie fie weder die juristische Literatur, noch überhaupt eine andere Wissenschaft bisher aufzuweisen vermochte, sondern daß auch ihr praktischer Nuten für die immer mehr sich entwickelnden internationalen Beziehungen und deren Fruktifizierung wesentlih mit ins Gewicht fällt.

4+ Das Juliheft des Jahrbuchs der Königlich preußi- schen Kun stsammlungen bringt neben den amtlichen Berichten über Neuerwerbungen eine ansehnlihe Reihe funstwissenshaftliher Studien und Forschungen. Professor E. Dobbert sucht in einer in diesem Heft noch nicht zum Abschluß gelangenden Abhandlung: „Zur byzantinishen Frage“ im Gegensaß zu der neuerdings vielfa ver- fohtenen Anschauung, „daß die abendländishe Kunst des Mittelalters ih selbständig entwickelt habe," an den Wandgemälden von D Angelo in Formis nachzuweisen, daß zum mindesten die süditalienische Kunst stark von Byzanz beeinflußt wurde. Bezeugt wird dieser Einfluß dur enge ikonographishe Uebereinstimmung der Fresken mit griehisdhen Miniaturen und Elfenbeinskulpturen. Die zahlreichen Nachweise D.’'s werden entschieden eine Revision der für die mittelalterlihe Kunstgeschichte wihtigen Frage veranlassen. Methodisch überaus lehrreih ist die Untersuhung Professor Justi s über das Tizianbildniß der Königlichen Galerie zu Casjel. Bisher war es dem Spürsinn der Forscher nit gelungen, die Persönlichkeit des Dargestellten festzustellen. Justi geht, nachdem er die Haltlosigkeit der bis- herigen Vermuthungen erwiesen, von sheinbar nebensächlichen Aeußerlich- keiten der Tracht aus, um dann mit immer steigender Wahrscheinlich- keit sich der Lösung des Räthsels zu nähern. Wenn auch nicht alle Zweifel getilgt sind, daß wir in der ritterlihen Gestalt im Jagd- anzuge den ed, von Atri, Giovan Francesco Acquaviva, einen italienis{hen arteigänger Franz’ 1, von Frankreich, zu sehen haben, der sih nach ciner gelegentlichen Aeußerung Aretius? um die Mitte des XVI., Jahrhunderts von Tizian porträtieren ließ, so darf doch die vorsichtige, jedes zeitgeshihtlihe Zeugniß sorgfältig abwägende Art der Unterfuhung Justi’s als vorbildlich hingestellt werden.— Derzweite Direk-

tor der Königli en Gemäldegalerie im Haag Dr. Hofstedede Groot stellt in einem mit erläuternden Abbildungen ausgestatteten Artikel die „Entlehnungen Rembrandt's" zusammen, die die Beziehungen des größten holländischen Malers zur italienischen Kunst in ein über- raschendes Licht rücken. Zu vielen bereits bekannten Entlehnungen fügt er eine besonders interessante hinzu. Als im Jahre 1639 das berühmte Castiglioneporträt Raffael’s in Amsterdam versteigert wurde, machte Rembrandt, der der Auktion beiwohnte, eine flühtige Feder- sfizze nah diesem berühmten Bilde, das übrigens au Rubens? lebhaftes Interesse ermeckte. Diese heute in der Albertina zu Wien befindlihe Skizze diente Rembrandt als Vorbild, als er in demselben Jahre sein Selbstbildniß radierte. Die Nebeneinander- stellung der drei Bildnisse giebt einen fesselnden Einblick in die Art, wie Rembrandt den FormenadelKitalienisher Kunst in die Licht- und Tonsprache der Nadierung überseßte. Professor Ni hard Förster seßt eine Studien über das Fortleben antiker Kunstvorstellungen in der Renaissance fort, indem er die ‘von Aetion gemalte Hochzeit des Alexander und der Noxane in ihren Wiederholungen aus der Zeit “der italienischen Menaifsatce verfolgt. Ob seine Ver- muthung, daß Raffael die Erfindung zu dem berühmten Fresco Sodoma's in der fargesina zuzuschreiben fei, unangefohten bleiben wird, sei dahingestellt. Eine kunst- und kulturgeschichtlich gleich interessante Zeichnung des jüngeren Holbein aus dem Leinteadi es British Museum publiziert Eduard His. Sie stellt Bergleute bei der mühsamen Arbeit des Felssprengens dar, und besißt alle Vor- Die lebendigen und geistreichen Darstellungsweise des Augsburger rs.

Auf seinem Schlosse in Wavre starb, wie der „Voss. Ztg.“ emeldet A am 13. d. M. unerwartet Herr Lehardy de Bau- Len, der Vorsitzende der lia Ab en Gesellschaft Nies,

eine auf dem Gebiet der Volkswirthschaftslehre auch im Auslande anerkannte Autorität midi R 3A

D.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- egeln, Preußen. term 6. Septemb She S D unterm 6. September angeordnet, daß oie Ueberwa sftell i e Mierngde M E den Kreisen Grafin a leder au - x „A.“ Nr. 213 vom 10. September 18 4 L S E Argentinien.

Durch Verfügung der argentinischen Regierung vom 17. v. M. sind sämmtliche Häfen von Deutschland, Frankrei, Belgien und Nuß- land für choleraverfeucht und die Häfen von Portugal für cholera- “i E worden. (Vergl. au „Reichs-Anz.* Nr. 196 vom

Cholera.

Königsberg, 15, September. Nach telegraphishen Meldungen der „Ostpr. Ztg." ist in Bommelsvitte, gee Memel, die Ehe- frau des cholerafrank gemeldeten Arbeiters Aßols ebenfalls an fest- er Cholera erkrankt und in bie Quarantäne-Anstalt auf der

tehrung Bergesbhrt. Ferner i} bei der Frau Mallwit in Bommels- vitte das Vor \andensein von Cholera by d nige In Grieslienen, Kreises Allenstein, sind weitere drei Cholera-Erkrankungen Auguste Lan- Mone Katharina Kaminski und MarieKuklinski vorgekommen. DieGe- ammtzahl der Cholera-Erkrankungen in Grieslienen beträgt bis jeßt 22, darunter 6 Todesfälle. Neu aufgetreten ist die Cholera im Dorf Thvrau, Kreis Osterode, woselbst am 13. d. M. die Louise Gra- bowsfi von dieser Krankheit befallen wurde, ohne daß es bisher Cs ist, festzustellen, woher die JInfektion stammt. Herr Dr.

olle, Assistent am Berliner Institut für Infektionskrankheiten, hat bereits in Thyrau Lokalinspektion abgehalten und im Verein mit den Behörden alle prophylaktischen Maßregeln in die Wege geleitet.

Danzig, 15. September. Aus dem Bureau des Staats- kommissars für das Weichselgebiet wird der „Danz. Allg. Ztg.“ mitgetheilt, daß Cholera bei Bolislaw Jendrzejewski in Mock er bei Thorn und bei dem am 14. d. M. verstorbenen Ortsarmen Nürrren- berg aus Tiegenhof felde ist.

Wien, 14. September. Nach den am 14. d. M. hier einze- troffenen Nachrichten über den Stand der Cholera famen in

Regierungsbezirk

Galizien 156 Erkrankungen und 77 Todesfälle, in der Bukowina-

8 Erkrankungen und 5 Todesfälle vor.

; St. Petersburg, 15. Sevtember. An Cholera erkcankten bezw. ¡itarben nah dem Bericht des ,W. T. B.“ vom 8. bis 14. September in St. Petersburg 92 bezw. 50 Personen; vom 2. bis 8. Sep- tember erkrankten in Kronstadt 2 Personen, in Warschau er- kranfkten 35, 16 starben. Aus den Gouvernements liegen aus der Zeit vom 2. bis 8. September über Erkrankungen bezw. Todes- fälle folgende Meldungen vor: Lomsha 23 bezw. 16, Petrikau 823 bezw. 259, Sjedlez 198 bezw. 97, Estland 13 bezw. 7, Witebsk 68 bezw. 26, Kowno 42 bezw. 20, Minsk 100 bezw. 44, Podolien 446 bezw. 175, Bessarabien 453 bezw. 158, Wladimir 30 bezw. 13, Kostroma 136 bezw. 37, Nowgorod 179 bezw. 76, Olonez 105 bezw. 51, Pskow 44 bezw. 18, Samara 32 bezw. 24, Simbirsk 6 bezw. 5, Twer 5 bezw. 1, Ua 2 bezw. 2, Jaroslaw 110 bezw. 55. Aus der Zeit vom 26. August bis 1. September wurden gemeldet aus Kali ch 65 Er- krankungen und 31 Todesfälle, Kjelce 735 bezw. 413, Radom 422 bezw. 232, Kurland 30 bezw. 19, Livland 96 bezw. 38, Kasan 67 bezw. 24, Perm 52 bezw. 19, NRjäsan 236 bezw. 84, Tambow 1 bezw. 2. Jn Plozk erkrankten vom 12. August bis 1. September 910 Perfonen, es starben 494 Personen, in Astrahan vom 19. August bis 1. September 65 bezw. 30, in Jekaterinoslaw vom 26. August bis 8. September 16 bezw. 6, in Saluga vom 30. August bis 8. September 36 bezw. 14, in NischnF Nowgorod vom 27. August bis 9. September 535 bezw. 347 A

___ Mainz, 15. September. (W. T. B.) Die Schweinepest im Kreise Mainz ist heute amtlich für erl o\chen erklärt eiben

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks h Der a Seen: n der Ruhr find am 15. d. M. gestellt 11 502, nit tzeiti e Secf a 7 A at __ Sn VDberschlesien sind am 14. d. M. gestellt 4409, niht recht- zeitig gestellt keine Wagen. O : N i _ Zwangs-Versteigerungen. Beim Königlihen Amtsgeriht 1 Berlin stand am 15. September das Grundstück Wildenowstraße 25, dem Bau- unternehmer Heinr. Brumm gehörig, zur Versteigerung; Fläche 8,99 a; Mindestgebot 187 300 A; für dieses wurde der Rentier Louis Stürmer zu Charlottenburg Ersteher. In der Lissauer- schen Zwangspersteigerungssache wegen des Grundstücks hinter der E 31/32 und an der Kaiser - Wilhelmstraße sind die Termine am 20. September 1894 aufgehoben worden.

Magen, 15. September. (W. T. B.) Zuckerbericht. Korn- zucker exkl, von 92% —,—, neue —,—, Kornzuder el. 88 9/0 Rendement —,—, neue 12,80, Nachprodukte exkl., 75 9%

8,00—9,50. Nuhig. Brotraffinade 1 25,25. Brotraffinade I1 —,—. Gem. Raffinade mit Faß 24,25—2%5,25. Gem. Melis 1 mit Faß 23,29. Ruhig. Nohzucker 1. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. September 11,70 Gd., 11,80 Br., pr. Oktober 10,90 Gd.,, 10,95 Br., pr. November-Dezember 10,724 bez,, 10,75 Br., pr. Jan.- März 10,774 Gd., 10,824 Br. Still.

Köln, 15. September. (W. T. B.) Wie die „Köln. Ztg.“ meldet, hätten die rheinisch-westfälishe Verkaufsstelle für Meere o LEEY und für Qualitäts-Puddelroheisen, die gemeinsame Verkaufsstelle für rheinish-westfälishe Thomasroheisen und der Verein für den Verkauf Siegerländer Roheisens eine Ver - längerung des Vertrags bis zum 1. Juli 1895 beschlossen. Die Bestrebungen, die verschiedenen Roheisenverbände zusammenzufassen, werden noch fortgeseßt.

München, 15. September. (W. T. B.) Die städtischen Kollegien beschlossen die Aufnahme einer 32 %/ Anleihe im Be- Ne eon 15 Millionen Mark zur Konvertierung der älteren 49% Anleihen und DUSC N ee, Den Inhabern der gekündigten 49/9 Münchener Obligationen steht es frei, sie bis zum §. Oktober gegen neue 37% zum Kurse von 99,225 umzutaushen. Dem Kon- vertierungskonsortium gehören die Hypotheken- und Wechselbank, die Filiale der Deutschen Bank - und das Bankhaus Merck und Fink an.

Leipzig, 15. September. (W. T. B.) Kammzug-Termin- handel. La Plata. Grundmuster B pr. September 3,35 4, pr. Oktober 3,375 A, pr. November 3,374 4, pr. Dezember 3,40 M, pr. Januar 3,42è #4, pr. Februar 3,40 46, pr. März 3,45 4, pr. April 3,474 #Æ, pr. Mai 3,50 4, pr. Juni 3,55 , pr. Juli —,—, pr. August —,—. Umsaß 15 000 ks.

„Mannheim, 15. September. (W. T. B.) Produktenmarkt. e Mi Me 2100, ree pr. ais s Uge pr. Nov. 11,60,

r. Viarz 11,99, Hafer per Nov. 12,20, pr. März 12,20. Mais pr. Nov. 11,25, pr. März 11,75. ; y

Bremen, 15. Scptember. (W. T. B.) Börsen-Schluß-Bericht. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum-Börse.) Sehr fest. Loko 4,80. Baracw olt e. Schwach. Upland middl. loko 365 &§. Schmalz. Ruhig. Wilcox 453 t Armour shield 45} „A, Cudahy 454 y, Fairbants 343 4. Spe.

m A clear middl. loko 41. Taback. Umsay: 109 Faß entucky.

Konstantinopel, 15. September. (W. T. B.) Die Betriebs- einnahmen der Anatolishen Eisenbahn betrugen im Juli 1894 277 335,34 Fr. oder 479,82 Fr. per Kilometer; dte Betriebs- ausgaben stellten fich für denselben Monat auf 184 688,85 Fr. oder 319,93 Fr. per Kilometer. Für die Zeit vom 1. Januar bis 31. Juli

endement

Der Regierungs-Präsident hat

1894 betrugen die Betriebseinnahmen 1 768 030,80 Fr. oder 3058,88 Fr. per Kilometer, die Betriebsausgaben 1 199 315,90 Fot bezw. 2074, I:

Verkehrs-Anstalten.

Bremen, 16. September. (W. T. B.) No1ddeutscher Lloyd. Der Reichs-Postdampfer „Bayern“ Ge ma 15. Cie Nach S E Reise von Antwerpen nach Southampton fortgeseßt. Der Reichs-Postdampfer „Sal ier“ ist am 15. September M in Antwerpen angekommen. Der Postdampfer , Weser hat 14. September Nachmittags Dover passiert. Der Postda „Wittekind“ hat am 14. September Nachmittags Dover passiert. Der Reihs-Postdampfer „Darmftadt“ ist am 15. September in Col g s amen, L

riet, 19. September. (W. T. B.) Der Lloyddamvfe „Thalia“ ist heute Nachmittag hier eingetroffen. y MIEE

Theater und Musik.

Königlihes Schauspielhaus.

Am Sonnabend. gelangten e Komödien Molière's „Der Geizige*“ und „Die Schule der Frauen“ neu einstudiert und zum sten Mal in der deutschen Uebertragung und Bearbeitung von Ludwig Fulda mit s{hönem Gelingen zur Aufführung. Die Fulda’she Bearbeitung ist auch in diesen beiden Üebersegun en mit Erfolg bemüht gewesen, neben der genauen êr- mittlung des Gedankeninhalts der Stücke den poetischen Werth möglichst nicht zu mindern und doch manche Härte der Diktion, die in dem Geiste der Zeit Molière's ihren Grund hat, in gefälligerer und uns mehr geläufiger Form vorzutragen. Empfangen wir fo auch nit jede witzige Wendung des Dialogs in ihrer ville Ursprünglichkeit, so wird fie do finnentsprehend und bühnenwirksam wiedergegeben. Dabei hat der nahdichtende Uebersezer das eht Menschlihe und darum Unveränderlihe in der Charakte- ristif der handelnden Personen treflich herausgearbeitet. n dem Lustspiel „Der Geizige“, das zuerst zur Auffüh- rung gelangte, nimmt die Titelrolle das cfuteresie der Hörer und Zu- \chauer ganz überwiegend in Anspruch. Die in tausend kleinen und großen Zügen vom Dichter fein shattierte Zeichnung der Seelen- und Gemütbszustände des Mannes, dem das Geld über alles geht, über die Ehre und die Liebe zu feinen Kindern, hat Herr Grube als Harpagon zuweilen etwas zu grobsinnlih, aber überall mit psychologish rihtigem Ergreifen des Augenblicks dargestellt; sein langsam dem Dialog folgendes Geberdenspiel war oft ausdrucksvoller und wirk- samer als die sonstigen hastigen und übereifrigen Bewegungen, aber im ganzen gab der Darsteller ein glaubhaftes Bild des klassischen Geizhalses. Die beiden Liebespaare wurden von Herrn Herter und Frau von Hochenburger sowie Herrn Keßler und Frau Conrad beifallswürdig gegeben. Als Frosine hatte Frau Shramm wieder die Lacher auf ihrer Seite; endlih verdienen auch Herr B lencke, dem als Kutscher und Koch besonders die Vermittelungs\cene zwischen Vater und Sohn gelang, und Herr Hartmann als Diener an- am E

Noch frischer und glückliher als das Eröffnungsstück spielte fi das Lustspiel „Die Schule der Frauen“ ab, dessen furze Moral fe Die wahre Liebe läßt ih nit fesseln und bannen; in aller Einfalt findet fie den Weg Le Siege. Der stolze und eingebildete Arnolyh, der seine Pflegetohter Agnes, um fie dereinst selb zu besitzen, in flôsterliher Abgeschiedenheit möglich| unvollkommen hat erziehen lassen und s{ließlich doch seinen Scha dem jungen und feurigen Horace überlassen muß, wurde, eine ete Lust- spielsfigur, von Herrn Vollmer mit all der guten Laune und dem treffenden Empfindungsausdruck wiedergegeben, die bei diesem Dar- steller immer zu rühmen find. Das Liebespaar wurde hier aufs beste von Fräulein von Mayburg und Herrn Matkowsky vertreten. Fräulein von Mayburg verband Herzenseinfalt im Wesen und im Ton der Sprache mit Anmuth in der Erscheinung und Bewegung; sie konnte erfreuen und rühren. Herr Matkowsky spielte den Horace als forglofen, s{chwärmerischen und lustigen Liebhaber natürli und gewtinnend. Herr Krüger als junger Bauer und Fräulein Plan als feine Frau Georgette fügten fich willig und angemessen dem En- semble ein, in dem Herr Oberländer und Herr Winter die Epi- fodenrollen des Chryfald und Oront inne hatten.

L Lessing-Theater.

„Gefallene Engel“, ein Stück aus dem Volksleben in drei Akten von Richard Nordmann, nennt ih das Theaterstücck, das am Sonnabend unter lauten Zeichen des Beifalls zum erften Mal in Scene ging. Der Titel schon kennzeichnet den Inhalt; es handelt ih um Mädchen, die im Leben Schiffbruch gelitten haben ein Thema, das in feinem krassen modernsten Realismus erst seit verhältniß- mäßig furzer Zeit auf der Bühne seine Daseinsberehtigung be- hauptet, die inzwischen aber gleihsam {hon zum Gewohnheits- recht Jerurne ist, Der Unterschied zwischen diesen das gleiche Thema be andelnden Dramen besteht fast nur in der vers{chteden- artigen Verknüpfung der Handlung, viel weniger in der Zeichnung der Charaktere, deshalb weist jedes neue Stück dieser Gattung Analogien mit älteren auf. Die sogenannten Heldinnen sind fast ausnahmslos einem versumpften Boden entsprossen, und die Laster des Vaters oder der Mutter oder gar beider finden in den Kindern ihre natürliche Fortsesung. Wenn nun der Aufbau der Handlung in einem solhen Stück eine starke fünstlerishe Schöpferkraft verräth, wenn große sittliche Empfindungen in Widerstreit gerathen, wenn Phantasie, Geist oder Leidenschaft fi darin offenbaren, so kann eine folhe Arbeit immerhin l[iterarisch interessieren. Wenn aber in farb- loser Kleinmalerei nur nüchterne und dabei widerwärtige Augenblicks- bilder aus dem Grofßstadtleben gezeihnet werden, wenn die Charaktere als verwischte Schattenbilder erscheinen und die Vorgänge als unberehenbare Zufälligkeiten, wie es in dem Volks\tück Nordmann's der Fall is, so kommt man zu dem Schlusse, daß das Thema an fich immer noch für interessant genug gehalten wird, auf der Bühne zu erscheinen. Der Verfasser dieses neuesten „Stücks aus dem Volksleben“ will überhaupt nicht eine in sich abgeschlossene Handlung, fondern nur ein Bruchstück geben. Einen seelishen Konflikt hat er von vornherein vermieden ; denn daß ein alter einfältiger Vater nach s\echzehn Jahren erst das Unheil seines Hauses erfährt, das in Gestalt seiner ihm unter dem Titel einer Nichte zugeführten Enkelin täglich und stündlih an seinem Herde lebt, ift kein eigentlicher Konflikt. Freilich wirft nur die Scene wirklih dramatish, in der der ehrliche Alte die Schande seines Hauses entdeckt und nun gegen Frau, Tochter und Enkelin rast. Die handelnden Personen sind äußerlich nicht ohne Geschick gezeichnet, aber es fehlt ihnen wahres inneres Leben. Der einzige, der Mitgefühl weckt und A seiner Shwäche und Einfalt Charakter in dramatishem Sinne besißt, ist der belogene und - betrogene Alte, der sih für seine Familie aufopfert. ie Dar- stellung bot zumeist lobenêwerthe Leistungen. - Prächtig war die Gestalt des alten Nowack von Herrn Reicher wiedergegeben. Der etwas blôde aber gutherzige alte Schreiber, dessen Gesichtskreis über seine Kopierbogen und seinen behaglichen Familientisch nit binaus- geht, kam mit rührender Unbeholfenheit des äußeren Menschen zur Geltung; mit zaghafter Ergebenheit saß er nit nur der Frau, jondern auch der Tochter und Enkelin gegenüber, bis das plößlih hereinstürmende Gefühl der Schande ihn zur Raserei treibt. Fräulein Marie Meyer gab ein in allen Pügen gel Bild einer habfüchtigen, bis in ihre moralischen Anschauungen flein- lichen Frau. In der nihts weniger als klassischen Rolle der Tochter Johanna vermochte Frau Geßner do die Tragödin Stils nicht völlig zu verleugnen. Ein hübsches Talent für jugendliche Rollen entwickelte Fräulein Riska als Linerl; Frau Naumann

Nowack's dur ihren grimmigen Konzerte.

sih als alter Dienstbote bei Humor aus,

Die Eröffnung der 28. Konzertsai findet Donnerstag, den 20. Ca af m Bs irtbans

an dieser Stelle mit Erfolg thätige Ul Meyder wie in den vorigen Suhüen mit Orfellschofts, a Sami