1894 / 220 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 18 Sep 1894 18:00:01 GMT) scan diff

: Eure Excellenz beehren wir uns ergebenst zu ersuchen, die sämmtlichen deutschen Konsuln in den Vertrags äfen veranlassen zu wollen, daß sie die deutschen Handeltreibenden und Missionare aufklären, daß diese wic gewöhnlich ihren Geschäften nach- gehen können, niht aber weil Japan f Feindseligkeiten über- gegangen ist, Befürchtungen für ihre Sicherheit hegen.

ir ergreifen 2c. : i Der Prinz Ch'’ing und die Minister des Tsungli Yamen.“

Der General - Lieutenant von Klißing, Kommandeur der 1. Garde-Jnfanterie-Division, hat Berlin verlassen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich sächsische Geheime Finanz-Rath Dr. von Koerner is} in Berlin ein- getroffen. j :

Die neuernannten Regierungs-Assessoren Rötger und Kleinschmidt sind den Königlichen Regierungen in Magde- burg und Königsberg zur dienstlihen Verwendung überwiesen worden.

Vayern. Der König und die Königin von Rumänien sind estern im strengsten Jncognito mit dem Lindauer Abend- schnell uge in München eingetroffen und gedenken einige Tage daselbst zu verweilen.

Sachsen.

Jn Pillnit fand gestern aus Veranlassung des 25 jährigen Jubiläums Seiner Majestät des Königs als Chef des Ost- preußischen Dragoner - Regiments Nr. 10 eine Festtafel statt, woran der General - Adjutant und Kommandant des Haupt- quartiers Seiner Majestät des Kaisers, General - Lieutenant von Plessen, die Deputation des Oftpreußischen Dragoner-Regiments Nr. 10, der Kriegs-Minister General- Lieutenant Edler von der Pra der Staats - Minister von Meßsh, die am sächsishen Hofe beglaubigten Botschafter und Gesandten und der sähsishe Militär- bevollmächtigte in Berlin Graf Vißthum theilnahmen. Während der Tafel trank Seine Mane der König auf das Wohl des Ostpreußischen Dragoner-Regiments Nr. 10. Der Oberst-Lieutenant Andersh dankte und brachte einen Trink- spruch auf Seine Majestät aus. j i :

Der General-Lieutenant von Plessen überreihte Seiner Majestät dem König im Auftrage Seiner Majestät des Kaisers das Militär-Verdienstkreuz.

Sachsen-Weimar-Eisenach. Seine Königlihe Hoheit der Großherzog und Jhre Pon die Herzogin Johann Albrecht von Mecklen- urg- Schwerin trafen am Sonnabend Abend von

Scheveningen wieder in Weimar ein.

Oesterreich - Ungarn.

Der Budgetausshuß der österreichishen Dele- gation eröffnete gestern Vormittag die Berathung des Bud- gets des Ministeriums des Aeußern. Der Bericht- erstatter Dumba hob hervor, der Dreibund bilde die un- erschütterlihe Basis der neueren auswärtigen Politik; dadurch sei die Erwähnung derselben in der gestrigen Antwort des Kaisers unnöthig geworden. Er sprah dann die Hoffnung aus, daß die Handelsverträge mit den östlihen Nachbarn, insbesondere mit dem mächtigen russi- hen Reiche, auch die freundschaftlihen politischen Beziehungen noch mehr befestigen und fördern werden. Der Redner gab ferner der Besorgniß Ausdru, die lezten Ereignisse in Bulgarien, die dort herrschenden persönlichen Zwistigkeiten und Parteikämpfe könnten die kulturelle und wirthschaftlihe Ent- wickelung jenes Landes hemmen. Hierüber sowie über die Verhältnisse in Serbien erbat der Redner Aufklärungen von dem Minister des Auswärtigen. Der Delegirte Pacak (Jungezeche) rihtete an den Grafen Käálnoky die Frage, ob die Zeitungsmeldungen richtig seien, daß Oesterreih - Ungarn das staatsrechtlihe Verhältniß der occupierten Provinzen in diesem Jahre sicherstellen wolle, ob eine Militärkonvention mit Serbien bestehe, ob das Vorgehen Ungarns gegen die Rumänen, Slovaken und Kroaten niht ungünstig auf die auswärtige Politik zurücwirke, und

warum der Handelsvertrag mit Rußland später abgeschlossen

sei als der deutsch-russishe Vertrag. Er bezeichnete Ruß- land als den einzigen verläßlihen Freund Oesterreihs und brachte die Abneigung der Czechen gegen den Dreibund zur Sprache. Die Opposition der Jung- czechen gegen den Grafen Käálnoky habe keine persónlihe Erite Der Redner begründete dann die Verweigerung des Budgets des Ministeriums des Aeußern durh seine R mit der Dreibundpolitik und mit der Mitschuld des Ministers Grafen Käálnoky an der inneren Lage, die nament- lih in Böhmen A den Ausnahmezustand Mae Le worden sei. Der Delegirte Graf Zedtwigz erklärte, Pacak habe nicht das Recht, im Namen des böhmischen Volks zu sprechen. Er selbst als Vertreter des böhmishen Adels stimme mit Pacak nicht überein. Jm weiteren Verlauf hob der Redner den großen materiellen Aufshwung Böhmens ervor. Der Delegirte Ruß erklärte, wenn die Pungezeden Uber den Frieden sprächen, wie Pacak es gethan, so müsse er an die Grachen „de seditione querentes“ denken, Der Delegirte Lupul betonte die Erfolge der auswärtigen Politik, Er vertraue, was die Rumänen anbetreffe, auf die Weisheit und väter- liche Garsonge des Monarchen: Nach einer kurzen Erwiderun S ’s ergriff sodann der Minister des Auswärtigen Gra álnoky das Wort zu nachstehender Rede:

Meine Herren! Sie haben gestern aus dem Munde Seiner Majestät eine, wie p glaube, nah allen Seiten hin befriedigende Erklärung über die auswärtige Situation vernommen und dadur von höchster Stelle bestätigt erhalten, was in dem Gefühle der Bevölkerung On elegen war, und was den Wünschen und den Interessen der

varidie am meisten entsprehen kann. enn ih die immer inter- effanten Aeußerungen der Presse, die der Eröffnung einer Delegations- Session im Hinblick auf das vorauszugehen pflegen, was der Minister des. pas zu sagen haben werde, und die ih stets aufmerksam ver- folge, mir vor Augen führe, so sehe ih daraus einerseits, daß ih der Dele- ation über den Stand der auswärtigen Beziehungen nur wenig zu figen abe, was sie nicht {hon wüßte, andererseits kann ih aber aus diesen Besprehungen mit großer Befriedi uni konstatieren, daß die Ziele und - Zwecke der Politik, welche die Regierung nah außen hin verfolgt, vom großen Publikum genau verstanden und gekannt werden,

aus dem Munde genommen haben, die ich über die äußere Lage zu sprechen habe. Es hat mich diese Wahrnehmung gefreut, weil es keine rößere S für den Minister geben kann, als wenn er fiebt, daß feine Politik Verständniß findet, und er im Einverständnisse mit der öffentlihen Meinung jene Ziele verfolgt, die auch im großen E als für das Reih am nüßlichsten und ersprießlihsten bekannt nd. Ganz richtig hat der Delegirte Lupul den Dreibund nicht als einen agressiven bezeihnet, sondern als einen zur Erhaltung des Friedens und, wie ih hinzufügen muß, für die Sicherun der Mon- arhie berechnetes Bedürfniß definiert. Diese feste Basis, die wir vnserer Politik gegeben haben, ift nun bereits in das Bewußtsein und die Erkenntniß der Bevölkerung der Monarchie hineingewachsen, und, wenngleih aus anderen Gründen dissentierende Meinungen auch heute sich verneh lassen, so ist das, wie wir gehört haben, gerade ein isolierter Standpunkt, und genießt jenes Land, wo sich diese absprechende Meinung geltend mat, die Segnungen des Friedens ebenso, wie alle anderen, und weiß dieselben auch ebenso zu \{chäßen. Es it gesagt worden: „Warum denn der Dreibund?“ Eine andere Kombination würde unseren Traditionen und friedlichen girien viel mehr ent- PEMEn, und die großen Auslagen fr die Armee, die kostspieligen

üstungen würden dann sofort verschwinden. Es würde dadurch die ganze Monardie gewinnen, weil diese Gelder dann für andere Zwecke verwendet werden könnten. Das {eint mir eine ganz falsche Auf- fassung zu fein; nihti, weil wir dem Dreibunde angehören, rüsten wir, sondern wegen unserer Sicherheit und zur Wahrung des Friedens. Gingen wir eine andere Kombination ein, so würden wir ganz ebenso die großen Armeen zu halten, gegen ein gerüstetes Europa uns zu s{chüßyen haben, wie jeßt. Es würde eine andere Kombination den angedeuteten Zweck, nämlich die - Ein- stellung eines Friedensbudgets, heutigen Tages ebenso weni erreihen. Jh kann also nur mit Genugthuung bra hinweisen, daß wir s den durch mehr als ein Dezennium ge- sammelten Erfahrungen keinerlei Grund haben, die Vortheile, welche uns unsere gegenwärtigen ele verschaffen, aufzugeben, weil wir die Resultate derselben als solhe sehen und erkennen, die niht nur den Interessen der Monarchie, sondern auch dem europäischen Frieden zum Heil gereichen und auch in Europa allgemein erkannt und an- erkannt werden. Es haben sich von dem Mißtrauen, das gegen den Dreibund bei seinem Erstehen und E nacher vorhanden war, Schroffheiten seither sehr abgeshliffen. Man hat sich gewöhnt, den Dreibund als einen Faktor zu betrachten, von dem der europäische Friede nihts zu fürhten, mit dem er aber zu rechnen hat.

Es ist im Laufe der Jahre auch für jene, die daran zweifelten, evident geworden, daß die Friedensliebe und die lauteren Absichten der Monarchen, die an der Spiße der ver- bündeten Staaten stehen, es dahin bringen, daß feine anderen Ziele, als die allbekannten, von denselben verfolgt werden. Wir sehen dies aus den sehr freundshaftlihen Beziehungen, die wir zu allen Mächten erhalten, auch zu denen, die ih außerhalb des Dreibundes befinden, und zwar nicht nur mit solchen, welhe wir gewohnt sind, auf Grund alter Sympathien und der Interessengemeinschaft, wie England, an unserer Seite zu finden, sondern auch mit folhen, welche den Drei- bund als gegen sich gerihtet ansehen. So haben unsere Be- ziehungen zur französischen Republik sich sehr freundschaftlich gestaltet, und hat der zufällige Anlaß, daß unser Herrscher- paar an der französishen Küste weilte, der französishen Ne- gierung und Bevölkerung Gelegenheit geboten, in zuvorkommendster und herzlihster Weise unseren Majestäten zu begegnen. Die wärmeren Töne, die hierdurch in unsere Beziehungen gebracht wurden, haben au béi uns verständnißvollen Widerhall gefunden, wie sih bei der verabscheuung8würdigen und entseglihen Katastrophe, die ees in fo tiefe Trauer stürzte, gezeigt hat. Dasselbe sahen wir bei Ruß- land. Unsere Beziehungen zu demselben sind durhaus freundschast- lihe; die Herrscher beider Staaten haben identishe Ziele, in denen beide die Wohlfahrt und den Frieden ihrer Reiche anstreben, und es erfüllen deren Regierungen nur ihre Pfliht, indem sie zur Förderung guter Beziehungen das ihrige thun. Der kürzlich abgeschlossene Handelsvertrag ist ein wesentliher Schritt in dieser Richtung. Er hat die besondere Bedeutung, daß er für einen Zeitraum von 10 Jahren niht nur die materiellen Ver- hältnisse zwischen unserer Monarchie und Rußland stabilisiert, sondern auch eine engere Basis für gute Beziehungen überhaupt zu bilden geeignet ist, denn die Annäherung auf wirthschaftlilem Gebiet übt stets einen Rükschlag auch auf die politischen Verhältnisse aus. Wenn ih also heute die Lage als eine friedenverheißende und für uns be- ruhigende erkläre, und wenn ich in der Lage bin, es auszusprechen, daß die in die Festigung des Friedens geseßten Hoffnungen uns eine

roße Zuversicht einflößen, es werde die zarte Pflanze des Friedens, die wir p sorgfältig pflegen und die immer der Gegenstand unserer Sorge bleiben wird, nah und nach feste Wurzeln fassen, so kann ih, von diesem Stand- punkt ausgehend, die Greignisse, die in kleineren Ländern vorgefallen sind, mit Nuhe ins Auge fassen, indem diese Vorfälle immerhin wichtig find, aber deshalb keinen gefährlihen Charakter haben, weil wir sie wesentlich als lokale innere Fragen ansehen können, aus denen weitere Komplikationen niht entstehen werden. Es sind mehrere Fragen über diese Nachbarländer an mi gestellt worden, und da kann ih gerade bei Serbien darauf hinweisen, daß die èort vorge- kommenen Krifen zwar neuerdings von einem bedauerlihen Mangel an Stabilität Zeugniß geben, uns aber nur insofern berühren, als unsere Beziehungen dadurch tangiert werden. Ich habe es hier {on mehrere Male ausgesprochen, daß wir in Serbien keine Politik machen, sondern daß wir dort unsere Interessen auf nachbar- lie Beziehungen beschränken. Davon sind wir vollkommen überzeugt, daß der junge König den ernsten Wunsch hat und diese Bestrebungen aud bei jeder Gelegenheit bethätigt, die freundschaftlichen Beziehungen mit den Nahbarmonarchien aufrecht zu erhalten, und daß auch die gegenwärtige Regierung, diesen Intentionen des Königs entsprehend, ihr Möglichstes thut, um den nah und nah angewachsenen Beschwerden gerecht zu werden. Es ift daher unser Verhältniß zu Serbien ein befriedigenderes, als es vor 17 Jahren war, und ih bin erfreut, einen Fortschritt in dieser Hin- siht konstatieren zu können, der uns hoffen läßt, daß bei dieser Nichtung, welche man in Belgrad eingeschlagen hat, unsere Wechsel- beziehungen auch noch weitere Fortschritte machen werden, wie dies unseren wohlwollenden Gesinnungen gegen Serbien entsprechen würde. Was Bulgarien anbetrifft, so hat der Herr Referent die letzten Ereignisse als eine Ueberrashung oder förmlich als eine Täuschung charakterifiert. Man hat vielleicht die dortigen Verhältnisse bei uns allzu optimistis{ auf- gefaßt, und es ift nun in dieser Beziehung ein Nückschlag eingetreten, der wieder zu weit geht, und zwar deshalb, weil die Verwirrung, die dur den unvorbereiten Umschwung eintrat, noch nit soweit geklärt ist, daß man sich ein richtiges Bild der Ee zu machen vermöchte. Man hatte sich in Europa daran gewöhnt, die Stabilität, welche in Bulgarien durch die feste Hand Stambulow?s eingetreten war, als eine bleibende Thatsache zu betraten, und hat infolge dessen geglaubt, daß die inneren e Bulgartens solchen plößlihen Ueberraschungen entrückt seien, wie sie sonst in jenen Ländern nicht ungewöhnlich zu sein pflegen. Leider zeigt es sich auch dort, daß, wenn politishe Krisen eintreten, die mit großer Leidenschaft aufgefaßt werden und zum Parteihader führen, der sogar in Excesse ausartet. Wir aben in allen Balkanländern geseben, daß der Schritt von der

tat zur Anklagebank ein sehr kurzer ist, und ih fürchte, daß man in Bulgarien in diesem Augenblick die nöthige Ruhe verloren hat, um diesen {weren Febler zu vermeiden. Für uns, denen der frühere Minister für Ordnung und Sicherheit der Zustände eine große Ge- währ geboten. hatte, ist es bedauerli, daß dieser anscheinend \täbile Pian umgestürzt worden is, und „unsichere Ge eingetreten nd. Aber wir haben doch dafür nicht einzustehen oder mitzureden, wenn in Bulgarien ein Ministerwesel eintritt, und können uns nicht n einlassen, daß wir deshalb die Nachfolge von vornherein ungünstig aufnehmen, oder, weil es andere Männer sind, den ganzen Stand der Dinge verurtheilen. .Jch halte die Männer, die gegenwärtig in Bulgarien ans Ruder“ gekommen sind, für gute. Patrioten, für erfahrene

so zwar, daß mir diese en fab der Presse die Worte beinahe

und kluge Politiker, die unter den heftigen Strömungen des Augen-

blicks erst Feli keit C geR müssen, um entschieden Stellung nehmen zu können. glaube aber, daß die nöthige Ruhe nah den Wahlen eintreten wird, und daß wir nicht besorgt sein dürfen, daß die politische Richtung, welche Bulgarien eingeschlagen hat, durch den Eintritt der neuen Minister sich wesentlih ändern werde; das E und das Selbständigkeitsbewußtsein der Bulgaren is denn doch zu sehr entwidelt, um zu erwarten, sie würden die unter großen Mühen und Gefahren erworbene feste und selbständige tellung auf- zugeben bereit sein. möchte es vermeiden, über die inneren Verhältnisse eines anderen Landes ein Urtheil abzu- geben. Wir müssen eben die Ereignisse mit einiger Geduld ab- warten. Doch möchte ih davor warnen, frühzeitig abzuurtheilen über die Folgen der bulgarischen Krise, wie es heute hon oft vorgekommen ist. Die bulgarische faelie welche in der herrschenden Busreguna etwas den Faden verloren hat, geht Bes von der falschen

aus, daß die hiesige öffentlihe Meinung [a mit dem Regime Stambulow's bis zu dem Maße identifiziert, a mit dessen Sturze in unseren Gesinnungen für Bulgarien ein Umschlag eingetreten sei. Dies if, wie der verehrte Auëshuß es bestätigen wird, eine voll- kommen irrige Auffassung. Das Wohlwollen, das wir für Bulgarien und alle Balkanvölker Paten: wird dur dergleichen innere Krisen, wenn sie niht einen Umschlag der Politik bedeuten, A nicht tangiert, und die Bulgaren können überzeugt sein, daß der Wunsch, welAeR man in der Monarchie für fie hat, und welcher von Hj dat

orausfezung

der Regierung stets zum Ausdruck gebracht wird, nur der ist, daß das Land auf dem Wege der friedlihen und selbständigen Entwicklung, den es eingeschlagen, fortschreitet, fich kräftigt und möglich\t prosperiert als Gewähr der Ordnung und Ruhe auf dem Balkan. Ein anderes. Nachbarland, über welches der Herr Delegirte Dumba wünscht, daß ih einige Worte sage, ist Rumänien. Rumänien war von den V i des Dreibundes stehenden Ländern eines der ersten, welches dessen wirklich friedlihe Ziele anerkannt und “sich entschlossen hat, sich zu demselben zu bekennen und eine Anlehnung an die europäischen Zentralmähte zu suchen. Die sehr (Uen Beziehungen, die wir dementsprechend seit Jahren unter- halten, haben sich als haltbar bewährt und der Impuls, den der König und die Regierung in dieser Beziehung gegeben haben, hat im Lande wachsenden Anklang gefunden. Diese guten Beziehungen zu Rumänien und dessen Regierung berechtigen uns, die Ueberzeugung auszusprehen, daß sie agitatorishe Strömungen, die in ihren Aus- wüchsen und in ihren Wirkungen gegen die Ruhe und Ordnung im Nachbarlande gerichtet sind, in den nöthigen Grenzen werde zu halten wissen und dasjenige vorkehren werde, was thunlih is, um ihren freundnachbarlihen Pflichten gerecht zu bleiben. FJch bin überzeugt, daß gerade das freundschaftlide Verhältniß zu den Regierungen über etwaige Schwierigkeiten hinüberhelfen werde, und wir jede Trübung nach dieser Nichtung hin vermeiden können.

Auch mit Rumänien haben wir in handelspolitischer Beziehung einen Zustand geschaffen, der zwar nicht dem entspriht, was wir gewünscht hätten, nämlich einem Tarifvertrag, aber immerhin eine Regelung unserer Verhältnisse in sh {ließt und eine Gewähr dafür bietet, daß auf diesem Gebiet bessere Verhältnisse als in den leßten. Jahren eintreten werden. Ich glaube, daß dies für alle nur sehr erwünscht sein kann. Da ih von den Handelsverträgen spreche, möchte ih eine Anfrage des Herrn Delegirten Dr. Pacak beantworten, welher es als auffällig bezeihnet, daß, obwohl unsere Verhand- lungen mit Rußland zuerst begonnen haben, der deutshe Ver- trag doh früher zum Abschluß gelangte, und wir uns, wie der Herr Delegirte meinte, von Deutschland überflügeln ließen. Jch fürchte, der Herr Delegirte wollte hiermit insinuieren, daß wir entweder von Deutschland übervortheilt wurden, oder daß wir in einer Art Konvenienz mit Deutschland diesem den Vortritt gestattet hätten und zwar zu unserem Nachtheil. Jch glaube, der Herr Delegirte hat diese Frage nicht genug überdacht oder fih über die Verhältnisse uicht hin- reichend informiert. Bekanntlich hat Deutschland sehr \{chwierige und langwierige Verhandlungen mit Nußland zu führen gehabt und \{chließ- lih einen sehr umfassenden und detaillierten Vertrag abgeschlossen, welcher niht bloß ein Tarifvertrag war, sondern in welchem auch ein- {hlägige Verkehrsverhältnisse u. |. w. geregelt wurden. Unser Ver- trag mit Nußland ift ein fehr Cuneee, Wir konnten Rußland sehr wenig bieten, indem die Einfuhr der Rohprodukte bei uns ohnedies meist zollfrei ift, unsererseits also auf dieser Basis keine Konzessionen zu machen waren. Unser Vertrag ist, um ihn kurz zu charafkterisieren, ein Meistbegünstigungsvertrag mit Bindung der Getreidezölle. Bei einem solhen Vertrag aber kommt es wesentlidy darauf an, welhe Vortheile anderen Mächten geboten werden. Wir konnten also den Werth der L ny beurtheilen, bevor wir niht wußten, wie der Vertrag Rußlands mit Deutschland aus- fallen würde, da wir ja die diesem gewährten Vortheile au mitgenießen sollten, und deshalb war es in unserem Interesse, sobald einmal die Verhandlungen mit Deutschland ernstlih in Fluß geriethen, den Aus- gang der Berathungen abzuwarten, um beurtheilen zu können, welcher Vortheile wir theilhaftig werden würden. Die von dem Herrn Dele- girten Dr. Pacak gestellte Frage, ob das von mir hinfihtlih der Balkan- staaten aufgestellte Prinzip der Nichteinmishung noch gelte, kann ih auf das Bestimmteste dahin beantworten, daß dasfelbe noch un- verändert in Kraft steht und daß es fortdauernd unser Wunsch ist, daß die Balkanvölker sich auf der Basis des Berliner Vertrags \elb- ständig entwickeln und die Einmischung einer fremden Mat in ihre inneren Verhältnisse niht stattfinde. Dies gilt von Bulgarien ebenso wie von Serbien. Mit leßterem Lande eine Militärkonvention ein- zugehen, ist uns nie eingefallen. Dergleichen hat allerdings in den Zeitungen gestanden, dort steht aber Vieles, so z. B. auch die Unterredungen mit dem russischen Finanz-Minister Witte. Wie käme aber ich dazu, auf folhe unbeglaubigte Aeußerungen zu replizieren, von welhen der Herr Delegirte Dr. Pacak fogar meint, daß sie als „offiziel“ anzusehen gens Eine weitere Frage desselben Herrn Delegirten bezieht \sich auf Bosnien. Er hat sich auf in- und ausländische Zeitungsstimmen bc- rufen, in welhen namentlich in den süd|lavishen diese Frage in dem Sinne besprohen wurde, daß die Annexion Bosniens un- mittelbar bevorstehe. Darauf kann ih ihm nur die Antwort geben, daß von einer Aenderung des s\taatsrehtlihen Verhältnisses Bosniens zur Monarchie in maßgebenden Kreisen niht gesprochen wurde und daß die Regierung keinen Anlaß hatte, \fih mit dieser Frage zu be- sch¿ftigen. Jch muß endli, obwohl ih es niht gerne thue, auch auf einige Bemerkungen zurückommen, E der Fe Delegirte Dr. Pacak gemacht hat. Natürlich werde ih den Dreibund nicht ver- theidigen, denn ich kann mich, wie der Herr Delegirte Lupul es aus- gesprochen hat, auf seine Resultate berufen. Es läßt fich allerdings alles bekritteln, gegen alles etwas einwenden. Dem Geist, der alles verneint, wird man es nie recht machen können. Von jungczechischer Seite wurde O diesmal ein entgegenkommenderer Ton an- geshlagen, als in den Vorjahren. Aber die Negation war auch heute das erste Wort, womit der Herr Delegirte Dr. Pacak seine Rede eingeleitet hat. Dagegen giebt es keine überzeugende Beweisführung. Ich kann nur eines wiedérholen : die Czechen partizipieren ebenso an den Portheilen und Segnungen des C die ja doch die Jungezehen mögen sagen, was É wollen auf die von ihnen be- fehdete Bundespolitik zurückzuführen sind, wie die anderen Völker der Monarchie. Wir müssen bitten, sich vorläufig damit zu begnügen. Vielleicht wird einmal in einer Zeit eine andere Politik am Playe sein, aber hierauf können wir uns nicht einlassen. Wir haben es mit der Gegenwart zu un und werden unverrückbar an der eingeshlagenen und bewährten Richtung festhalten. Gewiß ist der Friede, wie wir ihn jeßt haben, niht das Ideal eines Friedens! Es ist ein bewaffneter Friede und wird noch geraume Zeit ein solher bleiben müssen, weil für die Erhältung des Friedens Pei Garantien vorhanden sein müßtèn, wenn man das chwert

eiseite legen wollte. Wenn die großen Ausgaben für Militärzwecke immer wieder beklagt werden, und wenn man sieht, wie dir kongresse auf Beseitigung der Kriegsgefahr und auf Einstellung der großen Rüstungen hinwirken, so ist es vielleicht hier am Playe, darauf hinzuweisen, daß die immer wiederkehrenden Alarme und Erschütte- rungen des Vertrauens in den Frieden, die wieder zur Fort-

Rüstungen führen, nicht auf die Regierungen zurückzuführen sind. Es giebt fkeine - Regierung in Europa, die niht, wenn via 0, nbies fp entstehen, sofort ihr Mög- e es thun würde, die Beunruhigungen zu zerstreuen und die aufgetauhten Besorgnisse zu beschwichtigen. enn wir nun der Sache aehéa so können wir n der größten Anerkennung für die Frei- heit der Presse uns niht verhehlen, daß jene oft auf ganz unbedeu- tende Vorfälle begründete fensationelle Allarmierung der öffentlichen Meinung auf die Tagespresse und den Nachrichtendienst derselben zurückzuführen ist, in welcher auf die Nerven des lesenden Publikums und fogar auf die Leidenschaften politisher und nationaler Natur in einer Weise eingewirkt wird, die oft heftige Strömungen exzeugt, welche die Regierungen alle Mühe Éiben zu beruhigen. Wenn die Friedenskongr gie sich mit der Friedensfrage be- schäftigen, würde ich ihnen sehr empfehlen, dieser That- ( : Augenmerk zuzuwenden und in dieser Richtung einen heilsamen Einfluß zu üben in allen Ländern, wo solches vorkommt. Zum Schluß möchte ih nur noch in Kürze darauf zurückommen, daß der Herr Dr. Pacak mich an ein Wort erinnert hat, das ih voriges Jahr in einer Delegationésißzung gesprochen habe.

Wie dem Auss{huß erinnerlich sein wird, haben die jungezechishen Herren Delegirten damals wie heute mit meiner Politik sich nicht einverstanden erklärt. Es war meine Pflicht, ihre Argumente zu bekämpfen ; in einem Punkt aber war ih in der Lage, mit den Herren vollkommen übereinzustimmen, und zwar war es merfwürdigerroeise ihr jungczechisches N welches sie in der Delegation aufstellten. Zu meiner Befriedigung haben sie nämlich „den Frieden nah außen und im Innern“ als das Programm hingestellt; daß sie zu verwirk- lihen wünschen. Darüber habe ih mi sehr gefreut und geantwortet, daß die Herren hinausgehen möchten in ihre Heimath und den Frieden bei sich predigen, daß sie überzeugt sein könnten, daß von mir alles geschehen werde, um diesen au von mir ersehnten inneren und außeren Frieden zu fördern. Ih befasse mich zu wenig mit der inneren Politik, um zu beurtheilen, ob die Herren auch wirk- li hinausgegangen sind ins Land und den inneren Frieden gepredigt haben! Ih aber kann dafür einstehen, daß ih mein Wort gehalten und alles gethan habe, um, soweit mein Einfluß geht, für den Frieden nah jeder Nichtung zu wirken. Den Appell, den der Delegirte Dr. Pacak heute .an mich gerichtet hat, daß ih als einer der ersten Näthe der Krone niht nur „\{chöne Worte“ machen, sondern auch an höchster Stelle meinen Einfluß im Sinne des inneren Friedens geltend machen solle, halte ich für n! denn es giebt niemanden hier, der nicht weiß, wie sehr unserem aller- gnädigsten Herrn der innere Friede am Herzen liegt, und wie fehr es den innigsten Wünschen Seiner Majestät entspricht, daß diéser innere Friede gepflegt und bewahrt und, wo er nicht besteht, hergestellt werde. (Lebhafter und anhaltender Beifall.)

__Da sih nah den Ausführungen des Grafen Kálnoky niemand zum Wort „meldete, wurde die Generaldebatte ge- \{hlossen. Der Berichterstatter n Dumba stèllte sodann folgenden Antrag: „Der Budgetausshuß nimmt die Erklärungen des Ministers mit Befriedigung zur Kennt- niß und spriht wiederholt sein volles Beau in die Leitung der auswärtigen Politik durch den Minister aus.“ R Antrag wurde mit allen gegen eine Stimme die des Delegirten Pacak angenommen. Es folgte sodann die Spezialdebatte. Der Delegirte Ruß referierte über das Marinebudget. Das Ordinarium und Extra- ordinarium der Marine wurde ohne Debatte einstimmig an-

enommen. Heute Vormittag findet die Berathung des Kredits für die occupierten Provinzen, der Reichsfinanzen und der Zölle statt.

Bei dem gestrigen Korps8manöver bei Nagy-Maros fand ein Brückenschlag über die Donau statt, um den Truppen des IV. Korps den Uebergang über die Donau von Visegrad nah Nagy-Maros zu ermöglihen. Anwesend waren der Kaiser, die Erzherzoge Albrecht, Friedrich, Albrecht Salvator, Franz Salvator und der Prinz Arnulf von Bayern. Die Stelle der Donau, die über- brückt wurde, ist 520 m breit. Die Ueberbrückung nahm 11/4 Stunden in Anspruch und wurde von 12 Kriegs- brücken-Equipagen ausgeführt. Für die Ueberschiffung der Vorhut waren weitere drei Equipagen erforderlih:; die Vorhut bestand aus 5 Bataillonen Oren, 11/5 Batterien Artillerie und 11/, Eskadrons Kavallerie. Das Gros des T Korps überschritt die Brücke in zwei Stunden. Nach Beendigung des Manövers begab sch der Kaiser nach Balassa-Gyarmat und wurde an der Grenze des Neograder Komitats feierlih empfangen. Jn der Stadt Valassa-Gyarmat erwarteten Allerhöchstdenselben der Fürst- primas Kardinal Vaszary, der Adel und die Generalität. Der Kaiser reichte zunächst dem Fürstprimas die Hand und begrüßte darauf die übrigen Anwesenden. Um 5 Uhr begann der Empfang der Deputationen. Der Fürstprimas Kardinal Vaszary an der Spiße des röômisch-katholishen Klerus feierte A ciner Fetprage den Kaiser als Friedensfürsten und fuhr ann fort:

,_ «n dem unlängst durhgekämpften geistigen Kampf vertheidigten wir das aus dem Dogma stammende Recht unserer Kirche, nit nur nach Unserer Religion, sondern auch na unserer besten Ueberzeugung im Interesse des Vaterlands und des Throns. Wenn wir auh über die Möglichkeit, dieses Nechts verlustig zu werden, sehr besorgt sind, kann dies doch unsere tiefste Unter- thanenhuldigung und Treue niht erschüttern. Wix bitten Gott, Eurer Majestät den wahren Pfad zu zeigen, auf welhem Eure Majestät Ihre Völker lange, lange Zeit hindur zur ewigen und zeitlihen Quelle des Wohlergehens führen möge. Wir bitten, uns die Königliche Gnade au fernerhin zu bewahren“.

„In seiner Anwort dankte der. Ka iser herzlih für die Be- grabung und sagte:

o E überzeugt, daß die Geistlichkeit unserer heiligen Kirche ihre traditionellen Bürgerlugenden auch fernerhin sorgsam bewahren wird, und versihere Ste meiner unveränderlichen Gnade. Möge der Segen des Himmels Sie bei Ihrem heiligen Berufe geleiten.“ In der Erwiderung auf die Ansprachen der Vertreter der fibrigen Konfessionen betonte der Kaiser unter anderem, in seinem Herzen bilde: der Unterschied der Religion seinen Völkern egenüber keine Scheidewand. Alle könnten jederzeit auf die Königliche Gnade und den En Schutz rechnen. Abends fand ein Hofdiner statt, an we chem u. a. auch der Prinz Arnulf von Bayern theilnahm. ie die Wiener Blätter melden, würde außer dem König von Sachsen, Allerhöchstwelcher am 25. d. M. zu den Hoch- wildjagden in Steiermark eintrifft, auch Seine Köni liche z oheit der Prinz Heinrich von Preußen voin 26. bis

. d, M. als Gasi des Kaisers an den f den theilnehmen. A Der Minister-Präsident Fürst Windi Gavat ist gestern Abend von Wien nah Aussee abgereist. M 4 er russisGe Finanz-Minister Witte ist von Abbazia in ries bei Bozen eingetroffen.

: Frankreich, Ab Der Präsident der Republik Casimir- Perier ist estern *vend von Pont-sur-Seine nah Paris zurückgekehrt un hat ih heute zur Theilnahme an den Festungsmanövern nah

Vaujours begeben, S i , i i im Élisée ei 0 Heute Abend trifft der , Präsident wieder

seßung der

fahe ihr

Bei cinem dem Minister des Unterrichts Leygues zu Ehren gestern in Villeneuve-sur-Lot veranstalteten großen Fest- T legte der Minister das Programm der Regierung für die nächste parlamentarische Session dar; die Regierung werde sich besonders die N e des Landes und die Bedürfnisse der Nation angelegen fein lassen, sie werde die Anwendung der R und die Ordnung aufrecht erhalten. i

n Marseille sind dem „H. T. B.“ zufolge gester 11 Anarchisten unter dem Verdacht, das Börsengebäude in die Luft sprengen zu wollen, verhaftet worden.

Aus Algerien wird gemeldet, ein Trupp Schambaa- Leute habe einen Zug, der das im südlichen Oran gelegene Fort Miribel verproviantieren sollte, angegriffen. Eiwa zehn von den Angreifern und vier Mann von dem Zuge seien dabei getödtet worden.

Belgien.

Jn einer gestern Abend in Brüsseï abgehaltenen Ver- sammlung der Arbeiterpartei wurde nach lebhafter Erörte- ban oie Janson A N R einstimmig

e|chto)jen, das von der liberalen Vereinigung angebot Wahlbündniß abzulehnen. S Mett

Rumär;:ien,

- Die gestern vorgenommenen allgemeinen Munizipal- wahlen fanden, wie „W. T. B.“ berichtet, in den Städten in zwei Wahlkollegien statt. Jn dem ersten Wohlkollegium, in dem die Wahl überall in vollklommenster Nuhe verlief, er- gab sich eine bedeutende Majorität für die Konservativen. Von 26 bisher bekannt gewordenen Wahlen sind 17 konservativ ausgefallen. Die Wahllisten der Konservativen drangen fast überall, jo auch in Bukarest durch, wo 3 Stichwahlen er- forderlich sind.

Serbien.

Wie der „Frankfurter Zeitung“ aus Belgrad gemeldet wird, hat der hrer der radikalen Partei Pasie, dessen Ver- haftung wegen dèr angeblichen Theilnahme an den Hochver- rathsbestrebungen Tschebinacz? lih erwartet wurde, am Sonntag Belgrad verlassen und sich nah Abbazia begeben.

Bulgarien. _ Der Prinz und die Prinzessin Ferdinand von Sachsen-Coburg wurden dem ,„W. T. B.“ zufolge auch auf der weiteren Donaufahrt, besonders in Lompalanka, Rasowa, Nikopolis und Sistowo herzlih begrüßt.

Asien,

Nah einer in den gestrigen Londoner Abendblättern ver- öffentlihten und von der dortigen japanischen Gesandtschaft bestätigten Depesche aus Söul hätten die Japaner am 15. d. M. bei Tagesanbruch die Stellung der Chinesen stúndige SAS angegriffen. Es habe sih eine mehr- stündige Schlacht entwickelt, die damit geendet habe, daß die - Japaner Ping-jang durch einen Angriff auf beiden Flanken eingenommen hätten. Von den 20000 Mann chinesisher Truppen, die Ping-jang vertheidigten, seien 16 000 todt, verwundet oder ge- fangen genommen. Die Japaner hätten angeblich nur 30 Dodte und 270 Verwundete. Aus Shanghai meldet das „Reuter’sche Bureau“, von verschiedenen Seiten werde be- tätigt, daß die Chinesen in einer zweitägigen Schlacht am 15. und 16. d. M. bei Ping-jang voll atdta ge- schlagen worden seien. 20 000 Chinesen hätten sih ergeben. __ Nach amtlichen, im Haag eingetroffenen Berichten aus Lombok wird als die Hauptursache des Verraths der Balinesen die Unzufriedenheit der Häuptlinge be- eihnet, die durh das politishe Abkommen verhindert worden eten, die Sasaks zu bedrüccken. Das Bivouac bei Ampenan ei befestigt worden ; zur Wiedereroberung von Mataram seien drei Batterien errihtet worden. Die Sasaks seien in vortrefflicher Stellung. :

Afrika.

Der britische Kreuzer „Amphion“ ist in Tanger ein- getroffen. Man glaubt, die Ankunft hänge mit dem kürzlich S d Angriff auf den englishen Vize-Konsul in Casabianca usammen.

D 37 der „Veröffentlihungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ vom 12. September hat folgenden Inhalt : Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten (Cholera u. \. w.). Zeitweilige Maßregeln gegen Cholera 2c. Desgl. gegen Pest. Sterbefälle in Preußen 1891. Bevölkerungsbewegung in Bayern, 1890/92, Medizinalwesen in Sachsen, 1892. Cholera in Buda- pest, 1892/93. Gesundheitsverhältnisse im Kanton Basel-Stadt, 1892, Gesetzgebung u. \. w. ( reußen. Berlin). Ausländischer Speck und_ Schinken. (Reg.-Bez. Stralsund.) Milzbrand. Meg Des, Oppeln.) Maul- und Klauenseuche. (Reg.-Bez, Koblenz.) Aerztlihe Atteste. (MeFlenburg-Schwerin). Üeineimitiel (Sachsen-Altenburg.) Entf ädigung. für Viehverluste durch Milz- brand oder Rauschbrand. ilch von maul- und klauenfeuchekranken Thieren. (Desterreich.) Verbandmaterialien. (Obers terreich.) Gemeinde-Sanitätswesen. (Schweiz. Kanton Tessin.) Ausübung der Heilkunde. (Kanton Luzern.) Lebensmitteluntersuchung. (Numänien.) Thierärztliche Gesundheitspolizei (Fortseßung). Gang der Thierseuchen in Frankrei, 2. Vierteljahr. Desgl. in der Türkei. Desgl. in Bulgarien, 8. April bis 7. Juli. Recht- sprechung. (Schöffen- und Landgericht Tilsit , Ober-Landesgericht Königsberg). Heilgehilfe als Bezeichnung eines niht geprüften Heil- dieners. Kongresse u. \. w. 66. Versammlung deutscher Natur- forscher und Aerzte, Ute, (Preußen.) Schlesishe Bäder, 1893, (Desterreih. Niederöf e Marktkommissäre. (Groß- britannien). Bericht des Gesundheitsbeamten für den Londoner fen, 1893. Geschen s Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Städten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Frauen e nten, e NEODIIDIG Desgl. in deutshen Stadt- und Landbezirken. —- ung.

Kunst und Wissenschaft.

- In der Abtheilung der italienischen Skulpturen der Königlihen Museen hat unlängst eine Marmor büste Auf- pruung gefunden, welche der Sammlung als Vermächt niß des ekannten Kunstsammlers Oskar Hainauer überwiesen wurde. Die Büste ist ein Werk des Florentiner Bildhauers Mino da Fiesole und stellt einen Kleinbürger der Arnostadt, den E 4 L di Luca Mini dar, wohl Sue Freund des E den er unteren

nach der S am Rand des ildwerks im

Jahre 1456 konterfeite, Dem Schay italienischer

reihen

orträtsfulpturen des sünfzehnten Jahrhunderts, das * seum bereits besigt, reiht \sich dieses werthvolle Geschenk aus der hervorragendsten Privatsammlung Berlins ebenbürtig an. Die shlichte Persönlichkeit ist mit näiver Einfachheit wiedergegeben ; während der Körperansaß mit seiner antikisierenden Bekleidung wo ohne Naturstudium entstanden und daher etwas zu klein im Verbältn zum Kopfe gebildet ift, erscheint leßterer von befonders feiner natura- listisher Durhbildung. Sehr eigen und geschmadckvoll ist die Behandlun des langen Haupthaars. Die Büste hat etwas dadur gelitten, da sie lange Zeit hindurch in der Vorhalle einer Florentiner Villa den Unbilden des Wetters ausgeseßt war, indeß ist die Wirkung der subtilen Arbeit dadur nur unerheblich beeinträchtigt. Für die Königlichen Museen is dieses Vermächhtniß besonders werthvoll als ein neuer Beweis für die Beziehungen, welche sih zwischen der V a lichen Sammlung und den Privatsammlern Berlins herausgebildet haben. Es ist bereits zur |chöônen Sitte geworden, daß Berliner Kunstfreunde mindestens eins der besten Stücte ihrer Sammlung nah ihrem Tode unseren Museen eingereiht zu sehen wün hen : gewiß das würdigste Denkmal, das sie zur Erinnerung an ihre sich se nen, de M lte italienishe Regierung wendet neuerdings den ihr unter- stellten Kunstsammlungen lebhafteres Interesse zu, das auch di Kunst- freunde und Forscher des Auslandes dem Unterrichts-Minister Guido Baccelli zu warmem Dankverpflichtet. Nachdem unlängst die Gemälde- (Oaien in Parma und M odena unter Leitung des bekannten Kunstge- ehrten Adolfo Venturi von Corrado Ricci und G. Canta- lamers a neu geordnet und katalogisiert worden sind, geht man gegenwärtig daran, die an kostbaren Schäten besonders reiche Kupfe rstih- sammlung der Pinakothek in Bologna nah den Grundsätzen moderner Forschung, wie sie an den bedeutendsten Sammlungen des Kontinents und Englands erprobt sind, zu ordnen und damit für die Benuztung des Laien wie für das Studium der Kunst- gelten wirklih fruchtbar zu machen. Ein deutsher, auf dem ebiet der Kupferstihkunde bewährter Forscher, Dr. P. Kristeller, ist mit dieser ehrenvollen Aufgabe betraut worden. Es ift zu hoffen, daß damit der erste Schritt gethan ist zur Ausführung eines Plans, der {on seit längerer Zeit das italienische Unterrichts Ministerium beschäftigt, äußerer Det wegen aber bisher zurückgestellt werden mußte. Es sollen nämlich die dem Staat ges hörigen Kupferstich- und Handzei nungs-Sammlungen in den ver- schiedenen Städten Italiens wissens. aftlih geordnet und in Rom eine Zentralstelle eshaffen werden, die günstigenfalls zu - einem funst- geschihtlichen ehrinstitut mit Photographien- und Abgußsammlung erweitert werden könnte. Für all diese Sammlungen if ein Grund- stock in Nom bereits vorhanden. Falls es der Jnitiative des von wärmstem Kunstinteresse erfüllten Ministers gelin t, seine Reformen ' zu verwirklichen, darf man einem erfreulichen Aufsdnotige funstwifsen- [chaftliher Studien im Heimathlande der Kunst entgegensehen.

Der Verein für deutshes Kunstgewerbe hat drei kfunslgewerblihe Konkurrenzen für Berliner Künstler und Handwerker ausgeschrieben: zum 1. Oktober Entwurf zu einer Fahne für die Maler-Innung, zum 1. November Modell oder Entwurf für einen Metallsarg, zum 1. Dezember Muster für eine Papiertapete. Pro- gramme mit den näheren Bedingungen, den Preisen u. f. w. sind bei dem Schriftführer des Vereins im Königlichen Kunstgewerbe-Museum zu E :

Um 9. und 6. Oktober wird in Berlin die erste Jahres- versammlung der Deutschen Elektrohemischen Grei tagen. Die im April d. J. gegründete Gesellschaft, deren Vorsitzender Professor Dr. Ostwald ist, hat rasch das Intecesse der in- und aus- ländischen Fachkreise gewonnen und zählt zu ihren Mitgliedern zahl- reiche Ho [ullehrer, Industrielle, Chemiker und Ingenieure. Außer Deutschland haben die Schweiz, Oesterreich, Rußland, England, Amerika viele Mitglieder gestellt, sodaß ih die Vereinigung threm Sgra gemäß ras zu einer internationalen Gesellshaft entwickelt.

Seinen Grund hat dieses günstige Wachsthum in dem Umstand, daß die L von der großen wissenschaftlichen und industriellen Bedeutung der lektrohemie mehr und mehr Raum gewinnt; außer- dem hat die Gesellschaft es in glüdckliher Weise verstanden, Theoretiker und Praktiker in sih zu vereinigen, und dies is gerade für das in Frage kommende Gebiet von außerordentlichem Werth. An größeren Vor- egen sind bis jegt für die Versammlung angemeldet: Prof. Dr. Ostwald: „J. W. Ritter, der Begründer der Elektrohemie“, Dr. Fr öô- lich: „Ueber praktishe Anwendung des Ozons*, for Dr. Vogel: Thema vorbehalten, Dr. W. Borchers: „Ver uhe zur Nutbar- machung der Feinden Energie der Kohlen als Elektrizität", Dr. Le Blanc: „Ueber die Grenzen der Elektrolyse*. Außerdem ftehen eine Reihe kleinerer Mittheilungen in Aussicht, die vieles Interessante und Neue bringen werden. Die Bedeutung der Versammlungen wird aber nicht allein durch diese Vorträge bedingt, \ondern ganz wesentli} und damit gewinnt sie das Interesse weiterer Kreise au dur die erstmalige Vereinigung der Elektrochemiker, welche hiermit als eine geschlossene Körperschaft auftreten und zu einem ergiebigen Ideen- A R S M

Fn der „Nat.-Ztg."“ lesen wir: Die Neuigkeiten vom Mars häufen sich. Vornehmlich ist es die besonders für diese Mars- opposition errichtete Sternwarte zu Flagstafff in Arizona, deren Beobachtungen unser Interesse in An pruch nehmen. Dort find Percivall Lowell, W. H. Pickering und E. A. Douglas auf der Wacht und verfolgen den Planeten Nacht für Naht mit gespanntester Auf- merksamkeit. Am 19. Juli wurde an der LiGtgrenze ein beller Vor- sprung bemerkt, dessen Erhebung zu 0,1 Bogensekunde geshäßt wurde, was etwas mehr als einen Kilometer ausmachen würde. Weiter erschien die Lichtgrenze, nah dem übereinstimmenden Zeugniß der Beobachter, an verschiedenen Stellen eingekerbt. Am §6. uli wurde wiederum ein großer Vorsprung an der Lichtgrenze beobaHtet. Diese Vorsprün e ersheinen ähnlich wie die Protuberanzen der Sonne, nur e. es sich bei dieser um glühende Gasgemische handelt,* während wir auf dem Mars offenbar Bodenerhebungen vor uns haben, die noch auf der Schattenseite liegen, deren E aber schon von den Sonnen- strahlen getroffen werden. Schon ‘am 6. Juni wurde der erste Kanal, Eumenides, sichtbar, Mitte Juni dann der Ganges, der gegen Gnde des Monats doppelt ersien, während er vorber zweimal einfah geschen worden war. Auch bei anderen Kanälen, die gut entwickelt ershienen, war keine Spur von Verdoppelung gesehen worden. Diese Erscheinung beruht wobl auf einem rein optishen Vorgange, einer Doppelbrechung - in der Mars-Atmosphbäre einer Spiegelung und dergl. Das geht auch daraus bervor, da Pickering am 30. Juli Ganges „zuerst wieder doppelt zu sehen laubte, während er etwas später ganz deutlih einfa erschien.

uffallend ist die Beobachtung, daß das von den arößeren die für Meere gehalten werden, herkommende Licht unpolarisiert war, woraus Can würde, daß diese Flecken mit eigenem Licht leuchten, „alfo noch bis zu einem gewissen de glühend sein müßten, wozu die sonstige theilweise Vereisung des Planeten niht stimmt. Der weiße Fle um den

ol herum, der nah den bisherigen Annahmen aus Eis und Schnee esteht, ist in den leßten Monaten merkli kleiner eworden, weil diese Marshalbkugel jeßt gerade Sömmer hat, sodaß das Eis all- mählih abs{chmilzt und die

ammlerthätigkeit

anle, die bisher von ihm bedeckt waren, zum Vorschein kommen. In Teramo (nordöstlih von Rom) beobachtete Cerulli einen weißlih-grünen Fleck am Rande des Mars, der über 30 bis 40 Grad erstreckt. Cerulli is der Meinung, daß unter dem Polarschnee das „Mare acidalium“ befinde. Hierüber werden

uns spätere Beobahtungen, wenn erst der nee ite \{chmolzen sein wird, Aufschluß geben. Dit n

Land- und Forstwirthschaft.

Paris, 18. September. (W. T. B.) Ueber den Stand des Getreidebaues in Frankreich wird nah den Berichten der elten amtlich mitgetheilt: Die gesammte mit Getreide läche beträgt 6 968 745 O en 7 072250 ha im Jahre 1893, der rtrag stellte fih auf 121 002 781 b1 oder 93 339 Ztr. gegen

97 792 080 hl oder 75 580 993 Ztr. im Jahre 1893.