1894 / 224 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 22 Sep 1894 18:00:01 GMT) scan diff

Ueber die Ankunft Seiner Majestät des Kaisers und Königs in Thorn meldet „W. T. B.“ von heute: Seine Majestät trafen heute um 8 Uhr Morgens auf dem Stadtbahnhof, wo kleiner Empfang stattfand, ein, stiegen als- bald zu Pferde und ritten mit dem Gefolge unter dem Jubel der ras herbeigeströmten Menschenmenge in die reih ge- schmüdckdte Stadt ein. Vereine und Jnnungen mit ihren Emblemen bildeten in den Straßen, die Schulen am Alistädtishen Markt Spalier. Unter dem hier er- rihteten Kaiserzelt nahmen Seine Majestät den mit einer Ansprache des Ersten Bürgermeisters Kohli darge- botenen Ehrentrunk entgegen und dankten mit huldvollen Worten. Fräulein Boe überreichte an der Spige der Ehrenjungfrauen mit einer Ansprache in Versen ein pracht- volles Bouquet, welches Seine Majestät der Kaiser dankend annahmen. Kurz nah 8!/z Uhr begaben Sich Seine Majestät Über die Éisenbahnbrücte nah dem NRudaker Schießplay. Das

Wetter ist prachtvoll.

Der General-Lieutenant von Winterfeld, General- Adjutant Seiner Majestät des Kaisers und Königs, Allerhöchst beauftragt mit Führung des Garde-Korps, hat sich auf Urlaub begeben.

S. M. Squlshiff „Leipzig“ if mit Allerhöchster Ge- nehmigung aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen worden.

Swinemünde, 22. September. Da die Manöver- lotte gestern aufgelöst worden ist, dampfte das Panzergeshwader Lit in der Frühe nah Kiel bezw. Wilhelmshaven ab. Die „Hohenzollern“ verließ den Hafen gegen 8!/2 Uhr. Die Torpedo- flotte liegt noch auf der H Rhede und geht erst in der kommenden Nacht nah den Bestimmungshäfen in See. Der kommandierende Admiral, Admiral Freiherr von der Golß und der Kapitän zur See Tirpiß reisten heute früh über Stettin nah Berlin. Gleichzeitig vérließ auch der Erzherzog Carl Stephan die Stadt.

Sachsen.

Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrih August, bisher Oberst tas Kommandeur des Scüßen-Regiments Prinz Georg Nr. 108, is unter Beförderung zum General-Major zum Kommandeur der 1. Jnfanterie-Brigade Nr. 45 ernannt und mit Wahrnehmung der Geschäfte des Jnspekteurs der Unieroffizierschule und der Unteroffizier - Vorshule beauftragt worden.

Lübeck.

über die Beschaffung der von

Die mit der Berathun i Flbe-Trave-Kanals aufzubrin-

Lübeck für den Bau des

genden Mittel und der zur Erhaltung des Gleichgewichts ps Einnahme und Ausgabe zu erdreifenden Maßregeln

etraute Finanzkommission des Senats und der Bürgerschaft hat nah der E Ztg.“ ihren Bericht er- stattet und vorgeshlagen, da ür die lübedckischerseits 16 000 000 A betragenden Baukosten zunächst der auf 10 287 901,42 Æ. fi belaufende Kapitalfonds des Staats realisiert

werde und zur Deckung des Mehrbedarfs eventuell eine Anleihe |

aufzunehmen sei. Darnach hat die Kommission geprüft, e die Einnahmen des Staats zur Deckung der Zinsenlast und des Amortisationserfordernisses zu vermehren seien. Sie \{lägt dafür eine progressive Erhöhung der Einkommensteuer (2000 6 Einkommen: 5 Proz., bis 100 000 # Einkommen:

Proz.), die Einführung einer Geschäftssteuer, die Erhöhung der Erbschaftssteuer, der Hundesteuer, der Vergnügungssteuer, der Gebühren für das Katasteramt, der Veräußerungsabgabe von Grundstücken, die Erhöhung des Schulgeldes für die höheren Schulen, sowie die Einführung einer Verbrauchs- abgabe vor.

Oesterreich - Ungarn.

Das gestrige Shlußmanöver bei Balassa Gyarmat wurde dur einen Kampf um die Höhen von Tubuka, welche das VI. Korps vertheidigte und das IV. Korps angriff, beendet. Der Kaiser ließ, sobald der entsheidende Gefehtsmoment um Ausdruck gekommen war, um 11 Uhr Vormittags, ab- bia en und sprah den Kommandanten der beiden Korps seine Zubrledenbeil über das rge Manóvrieren aus.

Nach Beendigung der diesjährigen Manöver hat der Kaiser einen Armeebefehl erlassen, worin er der Aus- bildung der Truppen in den bei Landskron und bei Balassa Gyarmat verwendeten Korps sowie den beiden Landwehren seine vollste Anerkennung zollt. Gleichzeitig richtete der Kaiser ein Handschreiben an den Erzherzog Albrecht, worin Höchstdemselben die Allerhöchste Anerkennung ausgesprochen wird, Jn cinem Handschreiben an den Chef des Generalstabs

reiherrn von Beck beglückwünscht der Kaiser diesen zu den chönen, dur rastloses Wirken erzielten Resultaten. ;

Der L e der Moe chen Delegation begann gestern seine Berathungen. Der Ausschuß sprach seine Trauer über das Hinscheiden des Reichs-Kriegs-Ministers Frei- E von Bauer aus und begrüßte den Reichs-Kriegs-Minister

eneral Edler von Krieghammer, der für die Begrüibung seinen Dank aussprah. Nach ganz kurzer Debatte nahm der Aus- \{huß sodann das O des Kriegs-Ministeriums als Grund- lage für die Spezialdebatte an. Der Delegirte Bolgar erflärte, er fonne die Kostenanshläge der Kriegs- verwaltung nicht genehmigen, weil deren Vorlagen den ent- prechenden Einfluß Ungarns auf die Armee vermissen ließen. 6 weiteren Verlauf der Sißung beschäftigte sich der Aus- \huß mit den Antworten des Kriegs-Ministeriums auf die vor- jährigen Sn der ungarischen Delegation. Dabei ver- anlaßte insbesondere die Frage der Errichtung einer dritten Militär-:Akademie in Ungarn cine langdauernde und lebhafte Debatte, die damit schloß, daß die Antworten des Kriegs- Ministers auf die vorjährigen Refolutionen zur Kenntniß ge- nommen und eine von dem Berichterstatter n n i ch bean- tragte neue Resolution angenommen wurde, durch die der Kriegs-Minister ersuht wird, für den von ihm in das Budget dieses Jahres eingestellten Betrag von 40 000 F|.

gestern zur Verhandlung kamen, wurden gleich ntni

ls zur ß genommen. Der Kriegs-Minister erklärte im Verlauf der R der Gewehrbedarf l das Heer sei voll- kommen gedeckt; daher seien Gewehre für die Armee weder bei der Pester noch bei der Steyrer Waffenfabrik in Arbeit gegeben. Des weiteren führte der Minister aus, da der Kriegsstand der Reserve-Offiziere bereits um dreihundert über- schritten sei, werde in diesem Bie nur ein Theil der Ein- rährig-Freiwilligen zu Reserve- Offizieren und der Rest zu Offiziers-Stellvertretern ernannt werden, wobei leßtere keines- wegs als zurückgewiesen zu betrachten seien. Durch eine Ver- sezung von Reserve-Of ieren zu Berufs-Offizieren leide die Qualität der- leßteren nicht.

Frankreickch,

n dem gestern abgehaltenen Ministerrath unterzeichnete der Frksident Casimir-Perier den Erlaß, durch den Ge- neral Negrier, Kommandeur des VII. Armee-Korps, an Stelle des Generals Davoust für „besondere Missionen“ be- zeichnet wird. Ferner wurden ernannt: der General Pierron zum Kommandeur des VII. Armee-Korps; der Admiral Gervais, Chef des Generalstabs der Marine, zum Komman- danten des Reserve-Geshwaders des Mittelmeers; der Admiral Human zumChef des Generalstabs der Marine ; der Vize-Admiral dela Jaille zum Kommandanten des Geschwaders der Levante; der Admiral Alqui er zum KommandantendesNord-Geschwaders; der Gesandte in Stockholm Millet zum General-Residenten in Tunis, und der Resident in Tunis Rouvier zum Ge- sandten in Stockholm. General Larchey, Kommandeur des VITI. Armee-Korps, wurde von der Regierung beauftragt, die Königin-Regentin von Spanien in San Sebastian zu be- grüßen. Der Präsident der Republik unterzeichnete ferner eine Reihe von Erlassen, wodurh einer Anzahl von Ausstän- digen von Graissesac die noh zu verbüßenden Strafen ganz oder theilweise erlassen werden, fodaß nur noch 20 von ihnen ihre Strafe abbüßen. i i Sofort nah seiner Rückehr nah Paris richtete der Präsident der Republik Casimir-Perier vorgestern ein Schreiben an den Kriegs-Minister, um ihn und den General de Galliffet wegen der as von Châteaudun zu be-

lückwünshen. Gestern Abend kehrte der Präsident nah ont-sur-Seine zurück. Er wird erst am 7. Oktober wieder fortlaufend Wohnung im Elysée nehmen. : i Durch ein heute veröffentlichtes Dekret wird einc Kom- mission eingeseßt zur Prüfung der Frage wegen Herstellung eines Kanals zwischen dem Atlantischen Ozean und dem Mittelländischen Meere.

Serbien.

Alle in der ausländishen Presse in neuerer ofEi auf- etauhten Gerüchte über eine bevorstehende Minister- fris is werden, wie „W. T. B.“ aus Belgrad berichtet, von zuständiger Stelle für gänzlih unbegründet erklärt.

breiten. Die übrigen Resolutionsbeantwortungen, fall sie l

Dänemark.

Die Prinzessin von Wales tritt dem „W. T. B.“ ufolge mit den Prinzessinnen Victoria und Maud eut Nachmittag von Bellèvue bei Klampenborg auf der Yacht „Osborne“ die Rückreise nah England an.

Amerika.

Nach einem in New - York eingetroffenen 24a aus Colon ist der Präsident der Republik Columbia Nuñez am 18. d. M. am gastrischen Fieber gestorben.

Aus Valparaiso meldet das „Reuter'she Bureau“, man halte dort eine Ministerkrisis für bevorstehend.

Asien.

Aus Yokohama wird dem „Reutershen Bureau“ von vorgestern gemeldet: Nah den leßten Berichten seien auf japanisher Seite bei dem Kampf vor Ping-jan 11 Offiziere und 154 Mann gefallen, 36 Offiziere un 521 Mann verwundet worden. Die Chinesen hätten an Gefallenen 2000 Mann verloren. Eine Depesche vom japanischen Hauptquartier in Hiroshima gebe an, daß die Anzahl der in der Schlacht bei Ping - jang verwundeten Chi- nesen nicht bekannt sei, aber sehr beträchhtlih sein müsse, da die Po-San-Kolonne allein 611 Chinesen zu Gefangenen ge- macht habe, unter denen sich 84 Verwundete befänden.

Demselben Bureau wird aus Tokio gemeldet: Der Mikado habe dem Admiral der Flotte und den Jto Offizieren der Armee in Ping - jang seine Glückwünsche wegen der errungenen Siege gesandt. Die ganze Nation sei über die glänzende Haltung der Soldaten und Seeleute freudig erregt. |

Das „Reuter'she Bureau“ erfährt ferner aus Shanghai, daß in der Seeshlacht am Yalufluß eine; große Anzahl cinesisher Offiziere getödtet worden sei. Die. Kapitäne von vier in Port Arthur eingelaufenen Schiffen seien gefallen. Der Admiral Ting sei durch einen Granatsplitter im A und am Bein verwundet worden. Die fünf vermißten cinesishen Transportschiffe seien gerettet. Man nehme an, daß kein einziges cinesishes Schiff ohne starke Havarien entkommen 0 Ee aus Kobe in Japan in Shanghai eingetroffene Depeshe bestätige die aus Ginesischen Quellen stammende Meldung, daß bei dem | Seegefeht drei japanische Kriegs\chiffe verloren gegangen seien. Die Namen der Schiffe würden in der Depesche jedoch nicht genannt. Die amtlichen japanischen Berichte seien augen|cheinlih unvollständig. Der „Dimes“ wird aus Ab gemeldet, es scheine sicher, daß vier japanische Schiffe vernichtet seien, und daß der Rest der

lotte stark beschädigt sei.

Ueber den Verlauf der Schlacht an der Yula- inündung wird der „Köln. Ztg.“ aus London berichtet: Die japanishen Kreuzer seien sofort allerseits mit Feuer empfangen worden und drei seien nah Angabe cine ischer befin gesunken. (Diese Angabe wird von japanischer Seite bestritten.) Den chinesishen Schiffen sei es nicht besser er- ter Der „Tschen - Yuen“ sei verschiedene Male unter der

asserlinie angeschossen worden, der L ri con sei bei der Flucht vor den Torpedobooten gestrandet, alle ersuche, ihn flott zu machen, seien gescheitert. Bezeichnend sei, daß die japanische Flotte beständig manövriext habe, während die chinesische ihre ursprüngliche Stellung habe behaupten müssen. Plößlich hätten zwei japanische Kreuzer, angeblich „Akitsusima“/ und „Yoschimo“/,

Yuen“ habe bei demontierten {weren Geschüßen gelegentlih mit Kleingeshüß gearbeitet, dem „King-Yuen“ sei das Deck durhbohrt worden, das“ Schiff sei in Brand gerathen und ge- sunken, der „Tshin-Yuen“ sei durch einen ore 0 in den Grund ebohrt worden. Dazu hätten verschiedene chinesische Schiffe an Munitionsmangel gelitten. Einmal hätten die chinesishen Torpedoboote eine Diversion versucht, aber ohne Erfolg, während sonst die Japaner stets angegriffen und zwei- mal Durchbruchsversuche gemacht hätten, um die Transport- schiffe zu zerstören. Sie seien aber stets von den chinesischen Kanonen in Schah gehalten worden. Erst mit der Dunkel- heit sei das Feuer: eingestellt worden; die. Japaner: seien lang- sam. südwärts abgezogen, während der Rest der chinesischen Flotte: erst am nächsten Morgen mit sechs Transportdampfern nah Port Arthur zurücgefahren sei. Die vier Schiffe, welhe die Chinesen in der Seeschlacht beim Yaluflusse verloren haben, sind folgende: der „King- Yuen“, 2900 Reg.-Tons, war eins der' neuesten Schiffe der chinesishen Marine; es war 1887 vom Stettiner Vulcan zu- leih mit dem Schwesterschiff „Lai-Yuen“ abgeliefert worden. Das Schiff trug Gürtel-Verbundpanzer von 24, Thurm- und Kasemattpanzer von 20 und 15 cm Stärke und hatte durhgehendes Stahldeck bis zu 75 cem Stärke. Die Bewaffnung bestand aus zwei 21 cm, zwei 15 cm Krupp'’s Hinterladern, 7 Revolverkanonen von 3,7 cm und vier Torpedorohren.! Der „Tschin-Y uen“ (2300 Tons) war ein 76 m langer und 12 m breiter Panzerdeckreuzer erster Klasse. Das Schiff kam 1882 bei Armstrong zum Ablauf, es führte Ramme, Stahldeck, zwei Gefehtsmasten und seitliche Halbthürme und war bewaffnet mit drei 21 ecm Krupps, zwei 6zölligen Armstrongs und sieben5,7 cm, zwei 4,7 cmund acht 2,7 em Schnellfeuergeshüßen nebst vier Lancierrohren. „Yang-W ei“ und „Tscha o-Yuen“, die gs und in Brand. geschossen wurden, sind ältere, in den Jahren 1881 und 1889 in England ebautePanzerdeckreuzer zweiter Klasse, Zwillingsschiffe van 1350t asserverdrängung. Beide trugen Ramme, 76 mm Stahldeck unter der Wasserlinie für die edleren Theile und am Oberdeck einen Aufbau mit thürmähnlichen Enden. Sie trugen zwei Masten, einen Schlot und waren mit zwei 10zölligen, vier 4,7 z3olligen Armstrong-Hinterladern und vier Mitrailleusen un- ¿vbonlih stark bewaffnet.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Das Versprechen eines Schuldners, welher außerhalb des Konkurses einen Privataccord mit seinen Gläubigern trifft, an einen diefer Gläubiger, ihm troß des Vergleichs außer der Accord- rate den Rest seiner Forderung zu gewähren, ist, nah einem Urtheil des Reichsgerichts, V. Zivilsenats, vom 27. Mai 1894, im Gebiet des preußishen Allgemeinen Landrehts rechtswirksam. Der Kaufmann W. {loß im Jahre 1875 mit seinen Gläubigern einen notariellen Vergleih, wodurch diese auf die Bitte ihrer Forde- rungen gegen Zahlung der anderen älfte verzichteten. Zu den Gläubigern gehörte Kaufmann B., welchem wie diefer behauptete W. vor Abschluß des Vergleihs versprochen habe, daß er ihn troy des Vergleichs voll befriedigen werde, sobald er in bessere Vermögensverhältnisse gelangt sein werde. B. habe dies Anerbieten angenommen und dem “Vergleich zugestimmt. Im Jahre 1889 machte Wi einen größèn Lotteriegewinn und er zahlle in den Jahren 1889 und ‘1890 in drei vershiedenen Beträgen im ganzen 550 #ÆA dem B. auf dessen Restforderung von 4500 4; B. zedierte sodann seinen Anspruch auf weitere 3950 46 dem Kaufmann F., welcher diesen Betrag gegen W. einklagte und in dér Berufungsinstanz ein obsieglihes Urtheil erstritt. Die Revision des Beklagten wurde vom Neichsgericht zurückgewiesen, indem es be- gründend ausführte: „Die Ansicht des Beklagten, sein Versprechen, dai E event, den B. voll Befriédidéen werde, sei als pactum turpe nichtig, ift irrig. Die Bestimmungen der SS 186, 309, 341 der ehemaligen preußischen Konkursordnung dürfen nicht anatopisch auf das Privatabkommen eines in Zahlungsverlegenheit befindlihen Schuldners außerhalb des Kon- kurjes angewendet werden. Darin, daß dem einen Gläubiger der ganze Betrag seiner Forderung zugesichert wird, während die übrigen Gläubiger nur einen Theilbetrag ihrer Forderungen erhalten sollen, ift au für sich allein weder der Thatbestand eines Betruges oder überhaupt einer unerlaubten Handlung, noch einer die Ehrbarkeit be- leidigenden Handlung im Sinne des § 7 Th. 1 Tit. 4 Allg. L.-R. zu erblickden. Ueberdies könnte ein etwa damit verbundenes argliftiges Verfahren gegenüber den anderen Gläubigern nur diesen einen An- \spruh auf Schadensersat geben." (57/94.)

Entscheidungen des Ober-Vérwaltungsgerichts.

Bei der Berechnung des durchschnittlichen Einkommens der beiden bezw. drei vorhergangenen Betriebs- oder Wirthschaftsjahre für die Einkommensteuerveranlagung sind, nah einem Urtheil des Dber-Verwaltungs8gerihts, IT. Senats, vom 4. April 1894, nur die- jenigen AUfetnan raden Jahre maßgebend, welche in das Steuer- jahr gar nicht hineinreihen, felbst wenn die Veranlagung erst im Laufe des Steuerjahres nachträglih erfolgt und inzwischen das leßte Wirthschafts- oder Betriebsjahr des Zensiten abgelaufen ist. Dies gilt insbesondere auch für die Kommunal-Cinkommenbesteuerung von Forensen. Der Magistrat der Stadt X. zog durch Verfügung vom 31. Januar 1893 den außerhalb wohnhaften Z. für das Jahr 1. April 1892/93 als Forensen wegen seines Einkommens aus Grund- besiß zur Gemeinde-Einkommensteuer heran, wobei eg si der Veranlagung den Durchschnittsreinertrag der zwei Wirthschaftsjahre vom 1. Juli 1890 bis 30. Juni 1892 zu Grunde legte. Z. ver- langte Steuerermäßigung, mit der Begründung, daß der Ver- anlagung der Durchschnittsreinertrag der zwei ungünstigeren Wirthschaftsjahre 1889/91 zu Grunde gelegt werden müßte. Das Ober-Verwaltungsgeriht erkannte nach dem Klageantrage, indem es begründend ausführte: „Jm § 10 des Einkommensteuer- geseßes vom 24. Juni 1891 is der Grundsay aufgestellt, daß shwan- kende Einnahmen nah dem Durchschnitt der drei bezw. zwei der Ver- anlagung unmittelbar vorangegangenen Jahre zu berechnen sind. Der Art. 5 der Anweisung vom d. ZUos 1891 erklärt in zuläffiger, au mit der diesseitigen Rechtsprechung übereinstimmender Weise, daß diefe Jahre demjenigen Steuerjahre vorangehen müssen, für welches die Veranlagung erfolgt, da von der Zeit der Steuererklärung ausge-

angen wird und diese vor Beginn des Steuerjahres gu erfolgen hat. Es sollen danach die Ergebnisse des leßtenWirthschaftsja

pflichtigen berücksichtigt werden, welche zur Zeit der Veranlagung (Steuer- O festgestellt werden konnten. Wenn nun auch die Ge- meindebehörden nah der Ausführung des Beklagten niht an die staatlihen Veranlagungstermine gebunden sind, so führt doch au für sie der fundamentale Ausgangspunkt, daß das Einkommen des Steuer- jahres, soweit thunlih, nah den Ergebnissen gewisser Perioden der Vergangenheit zu Ao ist, zu dem Satz, daß die der Veranlagung zu Grunde zu legenden Jahre dem Steuerjahre vorangehen müfsen,

läne und Kostenanschläge anfertigen zu lassen und in Be- cles einer aiailierten Vorlage der Delegation zu unter-

ges t von drei Torpedobooten, versucht, die Schlachtlinie zu urchbrechen, seien aber abgeschlagen worden. Der „Tscheng-

daß sie nicht noch in das Steuerjahr selbst hier mit drei Monaten hineinreihen dürfen, Da bei der Einshäzung zu den Kommunalabgaben eine

* rinnen; die

res des Steuer?”

Steuererklärung von den Forensen insonderheit niht abgegeben wird, mit ‘dem Tage einer solchen also den Kommunen gegenüber nit ge- rechnet werden kann, find als der Vergangenheit angehörende und damit verwerthbare Wirthschaftsergebnisse in dem Falle, wenn die Veranlagung vo r Beginn des Steuerjahres erfolgt, die bis zum Tage der Bera reichenden, in feinem Falle aber solhe aus dem Steuerjahre selbst anzusehen; leßteres selbst dann nicht, wenn eine Gemeinde mit der Veranlagung erst fo spät im Laufe des Steuerjahres vorgeht, daß inzwishen noch die Wirthschaftsjahre einzelner Zensiten abliefen.“ (IT. 515.)

Kunst und Wissenschaft.

Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. Sizung vom 12. September 1894. Herr Oberlehrer Dr. T\chirch aus Brandenburg a. H. theilte aus einem seltenen Drucke von 1614 einen amtlihen, vom Lübbêner Offizial abgefaßten Bericht über Visionen mit, die ein wendisher Kneht aus Schlepzig bei Lübben gehabt haben wollte. Auf Grund dieser göttlichen Eingebungen er- mahnte er Bürger und Bauern, Buße zu thun und die Feiertage ganz und recht zu feiern, um den drohenden Himmelsstrafen zu ent- rundherren forderte er auf, ihre Unterthanen nit durch Frohnden hart zu drücken, ihnen die abgepfändeten Sachen zurück- zugeben und den Armen wohlzuthun; von der Stadtobrigkeit Lübbens ger iangte er, daß Preis und Maß der Lebens- mittel billig festgeseßt werde. Besonders merkwürdig ift, daß diefer Knecht, der feine Erscheinungen auf den Herrn Jesus Christus zurückführte und eine tg lang in der Lübbener Gegend großes Aufsehen erregte, sih berufen glaubte, den Amtshauptmann in Beeskow und ' den Offizial in Lübben aufzufordern, sie möchten bei dem Kurfürsten von Brandenburg und dem Lausiger Landesherrn: dem Kaiser, die Vereinigung der Kalender befürworten. Bekanntlich war in der E als Kaiserlichhem Erblande seit 1582 der neue Gregorianische Kalender eingeführt, während in der Mark noch die alte Zeitrechnung galt. Offenbar wurde nun in den Grenz- ebieten der Mißstand hart empfunden, daß die Protestanten abu und drüben Ostern und Pfingsten und die anderen damals noch zahlreiheren Kirchenfeste oft um sech8 Wochen verschieden feierten und auch die Zeiten der FJahrmärkte sich fortwährend verschoben. War ja doch gerade unter den Evange- lishen der Kaiserlihen Erblande die Einführung des neuen, von Gregor XIII. ohne vorheriges Befragen des Reichs eingeführten Kalenders auf A Widerstand gestoßen, Um das Gewissen feiner farrkfinder zu beruhigen, hatte {hon 1586 der Superintendent von orst und Pförten Zacharias Rivander eine Neujahrspredigt über den alten und neuen Kalender herausgegeben, in der er nachzuweisen suhte, daß die Lutheraner auf Kaiserlichen Befehl, ohne dem Vorwurf des Papismus zu verfallen, den neuen Kalender annehmen durften. Daß dessen ungeachtet das Volk die Ungleichheit der

Zeitrechnung {wer ertrug, beweist das Auftreten des Schlepziger -

Propheten. Der Niederlausißer Landvogt hielt die Angelegen- heit für wichtig genug, um den Sorauer Hofprediger Garcaeus ein ausführlihes Gutachten über die Prophezeiungen des Wenden aus- arbeiten zu lassen. __ Der Hofprediger hielt die Einseßung einer theologishen Kommission wie bei den Spandauer Befessenen von 1594 für wünschenswerth und suhte im übrigen die Erscheinungen als Blendwerke des Satans zu erweisen. p Oberlehrer Dr. J. Bolte machte auf einen bisher unbe- annten Berliner Dichter des 16. Jahrhunderts Simon Paf cha aufmerksam. Um 1537 als Sohn des Berliner Nathsherrn Benedikt P. geboren, \tudierte dieser 1553 zu Frankfurt a. O,, wurde dann Pfarrer zu Seelow bei Küstrin und lebte mindestens bis zum Jahre 1605. Seine 1569 veröffentlichte Dichtung über das Ent- {winden der alten deutschen Tugenden („Kurße und Einfeltige An- zeigung“ 2c.) enthält neben den typishen Klagen der Sitten- prediger manche für die märkischen Bu le während der letzten NRegterungsjahre Joachim's 11. charakteristishe Züge. Bei Gelegen- heit des Kleiderluxus erwähnt er die Pluderhosen, neben den Be- trügereien im Handel die Bédrückung dur die Juden (ohne freilih Lippold's Namen zu nennen), die Türkennoth und Alba's Grausfam- keit und die Zänkereien der Theologen. Die kräftige, volksthümliche Sprache macht Pascha zu einem würdigen Vorläufer seines Lands- manns Bartholomäus NRingwald. Herr Amtsrichter Dr. Holze besprah die von Sabinus 1552 verfaßten Geschichten der beiden sagenhaften Markgrafen Sdo und Dietrich von Branden- burg. In diesen dem Grzbischof Friedrih von Magdeburg (einem Sohne Joachim's 11.) gewidmeten Biographien giebt Sabinus einerseits das Musterbild eines vortrefflichen, andererseits das Schreckbild eines {lechten Fürsten. Offenbar von dem damals epohemachenden rinzip des Macchiavell mannigfah beeinflußt, verlangt S. für den ürsten fast dieselbe Stellung wie der große Florentiner. Denn ohne Rücksicht auf die Rechte der Stände zur Mitre ierung zu nehmen, wünscht er den Fürsten mit“ der ganzen Mahhtfülle ausgestattet zu ehen, jedo aus dem Grunde, daß er davon einen die Interessen der rmen und Reichen, Hohen und Niedrigen gleichmäßig fördernden Gebrauch mache. Im einzelnen begegnen wir bei S. mehreren der etita, welhe zu jener Zeit die märkishen Stände an Kurfürst oahim 11. riteten. Im Anschluß an die Erwähnung der gelehrten Erfindungen des Sabinus wies Herr Dr. T\chir\ch auf den [lefischen Lügenhistoriographen Abraham osemann hin, der im Anfange des 17. Jahrhunderts in Laubau ein Wesen trieb und feine. literarische Betriebsamkeit bis über die Grenzen der heutigen Provinz Brandenburg erstreckte. Er versorgte die Adelsgeshlechter und Städte Schlesiens und der Lausiß mit fabel- haften Chroniken, die er mit einer kaum glaublihen Dreistigkeit for- R leihlautend mit geringen Aenderungen herstellte. Da s Ge cichtsfälschungen noch jeßt in populären Darstellungen puken, obwohl erst neuerdings Grünhagen eine sehr ergößliche Dar- stellung seiner Schriftstellerei gegeben hat, ist es nicht ganz unnüy, seine Lügen zu verfolgen. Auf die Autorität dieses würdigen Ehren- mannes ist z. B. 1893 das 1000 jährige Jubiläum der Gründung Sprembergs durch Kaiser Arnulf unter offizieller Betheiligung der staatlichen und \tädtishen Behörden gefeiert worden. Der Referent hat sih durch dieses krasse Beispiel veranlaßt gefühlt, nachzuforschen, ob niht auch in der Ueberlieferung anderer niederlausißer Städte die Spuren Hosemann'sher Erfindungen nachzuweisen sind. Sie sind leiht zu erkennen, da, wie gefagt, immer die gleichen Fabeln wieder- kehren. So ist z. B. den Chroniken von Troppau, Jägerndorf, Glay, Oels, Reichenbach u. \. w. gemeinsam, daß alle diese Städte von demselben römischen Kriegsobersten Lucca um 300 gegründet werden; alle haben ein großes Stadtrehtsprivileg am 27. Mai 736 von Heinrih dem Vogler erhalten, alle find von Friedrich Barbarossa besucht worden, der sich von ihrem Ge- deihen persönlich Überzeugen wollte, ja sie haben fogar alle dieselben berühmten Männer als Stadtkinder, z. B. Dr. Johann Mühlbuh und Johann Faber, die als Kaiserliche Räthe in Wien starben. Allenthalben n ae auch Zitate aus Cyr. Spangen- berg's Schwarzburger Chronik, die nie existiert hat. Am nächsten lag es, in der Ueberlieferung Luckaus nahzuforshen; denn der Römer Lucca, der den Städten ihren A Namen gegeben hat, ist 0 wahrscheinli für diese Stadt zuerst erfunden worden. Indessen blie die Untersuchung hier ohne Erfolg. Dagegen finden sich in höchst be- lustigender Weise ämmtliche orer erwähnten Requisite der Hose- mann'shen Geschichtsfabrik in der Ueberlieferung der Stadt Guben, wie sie z, B. in Gerber's Nachrichten vorliegt. Gewiß wird Hose- mann auch andere niederlausiter Gemeinden beglückt haben.

Der Verein deutscher Jrrenärzte, welcher gestern und heute in Dresden tagt, L S g ues zahlreicher Be- ligung im Saale des Königlichen Landes - edizinal - Kollegiums M, ersten Sihung zusammengetreten. Den Vorsitz führte Geheimer

edizinal - Rath Dr. Jolly - Berlin. Privatdozent Dr. Sommer-

Gesundheitswesen, ierfrankfheiten und Ab se ete E Ps

Uruguay.

Durch E der Regierung zu Montevideo sind die Häfen von Belgien, Deutschland, Frankreich und Holland für holeraver- dâchtig erklärt worden. Infolgedefsen- hat die Gesundheitsbehörde in Montevideo gegen die aus den gedachten Ländern kommenden Schiffe eine ahttägige Quarantäne angeordnet.

Cholera.

Danzig, 21. September. Aus dem Bureau des Staats- kfommissfars für das Me lel aobiet wird der „Danz. Allg. Lt ¡s E daß Cholera bei Rosalie und Bruno Fels in

F rn, Kulmer Vorstadt bei Frau Nürnberg, Frau Papke, Otto Behrend in Tiegenhof und der barmherzigen Schwester Kallista in Tolkemit festgestellt ift. ¿

Breslau, 21. September. Der Regierungs-Präsident Dr. von Heydebrand und der Lása hat laut Meldung des „W. T. B.“ infolge der Choleragefahr die Abhaltung der Kram- und Vieh märkte in den meisten Orten Obers chlesiens verboten.

Wien, 20. September. Aus Galizien und der Bukowina sind heute folgende Nachrichten über den Stand der Cholera eingetroffen : In der Bukowina kamen 3 Erkrankungen und 1 Todesfall, in Galizien 116 Erkrankungen und 66 Todesfälle vor.

Lüttich, 21. September. Seit drei Tagen ist dem ,W. T. B.“ zufolge hier kein Cholera-Todesfall vorgekommen ; eine einzige neue Er- krankfung ift zu verzeichnen.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Nuhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 21. d. M. gestellt 11 798, nicht rechtzeitig gestellt 386 Wagen. __In Oberschlesien sind am 20. d. M. gestellt 4470, nicht reht- zeitig gestellt keine Wagen.

__— Vom oberschlesischen Eisen- und Zinkmarkt berichtet die „Schles. Ztg.“ : Die von uns bereits in dem a 2A Bericht erwähnte Abschwächung des oberschlesishen Eisenmarkts hat noch zugenommen. Der Eingang an Aufträgen war im allgemeinen {wächer; infolgedessen mußte auf manchen Werken ein Theil der Produktion bereits aufs Lager gebraht werden. Die Roßeisen- produktion hat keinerlei Aenderung erfahren; der Export war nah wie vor {chwach; da die Sendungen nah Rußland etwas geringer wurden und die einheimishen Werke bereits weniger Roheisen verbrauchen, so gelangt die frische Roheisenproduktion niht mehr ganz zur Abfuhr. Der Eingang an Ordres bei den Wa lzwerken hat sich A, verringert, sodaß einzelne Werke bereits genöthigt waren, den Betrie etwas einzushränken. Aus Rußland gehen die Aufträge nit mehr so zahlrei ein als früher, und die vorliegenden früheren Schlüsse find größtentheils s{hon erledigt. Die NOULeE haben ihre Haupt- abshlüsse noch nicht gemacht, verhalten fsich vielmehr immer noch abwartend in der Hoffnung auf noch weitere L nahlässe für Walzeisen. Für Grobeisen is die Nachfrage keine so starke mehr, und auch hiervon gelanate {on etwas uis Lager. Der größte Theil der zur Abfuhr kommenden groben Handels- eisen gene per noch nah dem Auslande. Die Nachfrage für Fein- eisen hat sich us weiter abgeschwächt, und Konstruktionseisen E gegenwärtig nur sehr geringe Abnahme. Die Aufträge für aus- eifen und Träger werden infolge der zu Ende gehenden Bausaison immer spärlicher, sodaß die Werke hierin nur wenig zu thun haben. In Feinblechen ist das Geschäft noch ein reges; die Feinblech\trecken arbeiten ungeschwäht weiter, dagegen is für Grobblehe nur [he unzureichender Absatz, sodaß diese Strecken häufig feiern müssen. S tahl- werke find wieder Men eingegangener Tee: Aufträge besser be- schäftigt, und au die Röhrenwalzwerke sind mit Bestellungen noch für einige Zeit verschen. Jn Draht und Drahtnägeln hat das Geschäft in leßter Zeit sehr nachgelassen; diese Werke arbeiten theil- weise hon auf Vorrath. Bei den Giüeßereien gehen neue Auf- träge nur unzulänglih ein; auch bei diesen mußte der Betrieb theil- weise eingeshränkt werden; nur wenige dieser Werke sind noch gut beschäftigt, darunter befinden fich hauptsählich die Röhrengießereien, die noch immer stramm arbeiten müssen, um die Lieferungsfristen ein- halten zu können. Im Zinkgeschäft war die Tendenz etwas fester, obwohl die Preise sowohl für Walz- wie für Rohzink vorläufig noh unverändert geblieben sind. Magdeburg, 21. September. (W. T. B.) Zudckerbericht. Korn- zucker exkl., von 929/06 —, neue 11,60—11,70, Kornzucker erfl., 88 9/6 Rendement 11,00—11,20, neue 11,05—11,15, Nachprodukte exkl., 75 9% Rendement 7,50— 8,50. Schwach. Brotraffinade I —. Brotraffinade T1 —,—. Gem. Raffinade mit Faß 23,75—25,00. Gem. Melis 1 mit Faß 23,259. Ruhig. Rohzucker 1. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. September 11,10 bez. und Br., pr. Oktober 10,427 Gd., 10,477 Br., pr. November-Dezember 10,324 bez., 10,35 Br., pr. Januar-März 10,40 Gd., 10,45 Br. Schwach behauptet. Wochen- umsaß im Rohzuckergeshäft 447 000 Ztr. für fofortige und spätere

Lieferung.

Leipzig, 21. September. (W. T. B.) Kammzug-Termin- handel. La Plata. Grundmuster B pr. September 3,30 4, pr. Oktober 3,30 #4, pr. November 3,324 4, pr. Dezember 3,35 M, pr. Januar 3,35 , pr. Februar 3,374 M, pr. Márz 3,40 M, pr. April 3,425 #4, pr. Mai 3,45 4, vr. Juni 3,475 M, pr. Juli 3,90 #4, pr. August —,—. Umsatz 30 000 kg.

Der Aufsichtsrath der Maschinenbauanstalt Golzern seßte die Dividende für das Jahr 1893/94 auf 89% fest, gegen 11 %

im Vorjahre.

_ Bremen, 21, September. (W. T. B.) Börsen-S{hluß-Bericht.

Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer

Petroleum-Börse.) Sehr fest. Loko 4,856. Baumwolle. Nuhig.

Upland middl. loko 34} 4. Schmalz. Ruhig. Wilcox 45 H,

Armour shield 45 A, Cudaby 45 4, Fairbanks 344 4. Speck. Short clear middl. loko 41. Wolle. Umsaß 72 Ballen.

est. L ad, Umsatz : 47 Faß Kentucky, 20 Faß Virginy.

Verdingungen im Auslande.

Len

0, November, 11° Ub ürgermeisterei zu Cáceres: Elek- trishe Beleuchtung für die Stadt Cáceres. Voranschlag und Be- dingungen zur Einsicht in der Secretaria del Ayuntamiento de

Cáceres. Verkehrs-Anstalten.

Der vom 1. Oktober ab gaitige Fahrplan für die Strecke der Königlichen Eisenbahn-Direktion Erfurt enthält gegenüber dem gegenwärtigen Sommer-Fahrplan folgende wesentliheren Aende- rungen: A.- Neue Züge: In Abtheilung 15 erscheinen die für die voraussihtlih am 1. Oktober 1894 zu eröffnende Neubaustrecke Dberröblingen—All stedt vorgesehenen Züge. B. Ausfallende Züge : Abth. 4: Die Züge 215 und 216 zwischen Eisenah und Kor- betha, die Sonn- und Festtagszüge 198 und 199 zwischen Halle und Stadt- sulza, 219 und 220 zwischen Korbetha und Leipzig und 179 zwischen Eisenah und Erfurt. Abth. 11: Die Sonn- und Festtagszüge 243 und 245 von Zeiy bezw. Gera nah Leipzig. C. Wesentlichere Ver- schiebungen bezw. Aenderungen: Abth. 1: Die Züge der Strecke Gotha—Leinefelde führen nur uoch 2. bis 4. Wagenklasse. Abth. 4: Der R 188 Leipzig—Köln erhält in Bebra Anschluß nach Frankfurt a. M., Basel, Schweiz, Jtalien. Abfahrt in Leipzig 6,13, Bebra 10,23 bis 10,27, Ankunft in Cassel 11,29, in e a. M. 1:31: Zug 216 verkehrt von Leipzig bis Korbetha wieder später, zum Anschluß an ug 22. Zug 30 ab Halle 1,10 an Eisenach 5,47, Zug 71 ab Neudieten- dorf 10,42, an Erfurt 10,28, Zug 8 ab Apolda 9,28, an Ei Quas 11,28; diese Aenderungen ermöglichen die F elMenauug des Schne aRes 8

Piyholode eer Mtete, wie „W. T. B.“ meldet, über Kriminal-

wischen Großheringen und Eisena um 20 Minuten. Der An chlu ° Gotha vom Zuge 309 aus Richtung Gräfenroda ift r ars in uy

Abth. 5: Zug 187 fährt 6 Minuten früher von Cassel bis Bebra zum Anschluß an den Zug D 52 nach Fulda. Abth. 7: Zug 161: er- hält wieder auf allen Stationen regelmäßigen Aufenthalt und trifft deshalb erft 7,13 in Naumburg ein ; der n\{luß an den Schzellzug 188 wird wegen der früheren Lage des leßteren nicht mehr erreicht.

Bremen, 21. September. (W. T. B.) Norddeutscher Llo d. Der Schnelldampfer „Spreé“ hat am 19. Sa ee Nach: mittags die Reise von Southampton nah New-York fortzesegt. Der Postdampfer „Lancelot* is am 19. September Abends în Antwerpen angekommen. Der Postdampfer „H. H. Meier“ ift am 19. September Nachmittags von Baltimore nach der Weser abgegangen. Der Postdampfer „Neckar“ is am 19. September Nachmittags von New-York nah Neapel abge angen. Der Post- dampfer L am 19. September Nachmittags von New - York nah der Weser abgegangen. Der Dampypser «Federalton" hat am 19. September Nachmittags die Reise von Santa Cruz nah Antwerpen fortgeseßt. Der Schnelldampfer Aller“ is am 20. September Morgens în New - York angekommen. Der Reichs- Postdampfer „Gera“ hat am 20. September die Reise von Hong- kong nah Singapore fortgesezt. Der Rei s-Postdampfer , Bayern hat am 20. September Morgens Gibraltar passiert.

22. September. (W. T. B.) Der Reichs-Postdampfer „HÖohenstaufen“ ist am 20. September Nachmittags in Suez

M a Ï Pamburg, 21. September. (W. T. B.) Hamburg-Ameri- fanif he Packetfahrt - Aktiengesellschaft. Der Postdampfer „Dania“ ist heute Morgen in New - York ein etroffen.

London, 21. September. (W. T. B.) Der Union Dams „Arab“ ist gestern auf der Heimreise von Lissabon abgegangen. Der Castle-Dampfer „Hawarden Castle“ ist am Mittwoch auf der Heimreise von Kapstadt abgegangen. Der Castle-Dampfer eDunbar Caftle* ist heute auf der Ausreise von Lon don ab- gegangen. Der Castle - Dampfer „Norham Castle“ ist heute auf der Ausreise in Durban (Natal) angekommen. Der Castle-Dampfer „Dunottar Castle ist heute auf der Ausreise von London ab- egangen. Der Castle-Dampfer „Lismore Castle“ ist auf der usreise von den Kanarischen Inseln abgegangen.

Theater und Musik.

Königliches Schauspielhaus.

Mit der Neueinstudierung des dramatischen Gedihts „Das Leben ein Traum“ von Calderon de la Barca, das gestern in der bekannten Bearbeitung von Karl August West wieder in Scene ging, wurde ein kräftiger Erfolg erzielt. Die Zuschauer er- freuten ih an dem starken theatralischen Gehalt des Scenenbaus, an der Romantik der Handlung, an dem Reichthum ernster Gedanken in der Rede und an dem bilderreihen Shwung der Sprache. „Das Leben ein Traum“ ist eben ein ehtes und rechtes Theaterstück in der Fülle des Inhalts wie in der Pracht der Form. Der einfahe und doch uge Grundgedanke der spanishen Dichtung, daß das Leben einem Zraum gleihe, dem im Augenblick des freudigsten" Ge- nießens ein jähes Erwachen folgen könne, machte die Herzen und Sinne der Zuhörer weit, die nach modernen Mustern auf der Bühne nur zu oft durch Häßlihe frankhafte Einseitigkeiten der beschränkten menschlichen Natur geängstingt und bedrückt worden sind. Die Darstellung stand im allgemeinen mit dem Coln Stil der Dichtung im Einklang. Die Nolle des Prinzen

igismund, der auf Befehl seines Königlihen Vaters um einer düsteren Prophezeiung willen in einsamen Felsenklüften erzogen und dann plôßlih in den Glanz des Königshofs verseßt wird, spielte Herr Matkowsky. Schon früher zählte diese Rolle zu den glänzendsten Leistungen des begabten Künstlers, und gestern konnte man ihr nur von neuem lebhafte Bewunderung zollen. Die wilde Kraft, die jähe Leiden- schaft der plößlich fessellos gewordenen Natur des jugendlichen Prinzen entspriht der Eigenart des Künstlers _in besonders hohem Grade. Als der im dunklen Thurm gefesselt gewesene und unbekannte Jüngling aus einer Betäubung plößlih in der neuen Umgebung, in der strah- lenden Pracht des Königshofes erwaht und als Polens Herrscher be- grüßt wird, leuchtet in den fast geblendeten Augen ergreifend ein jähes, wild-frohlockendes Wohlgefallen auf ; dann wird die Scheu vor dem Unwahrscheinlichen und Unglaublichen offenbar, aber {nell tritt die überströmende Lebenskraft wieder in ihr Recht, die genießen will, was das Leben darbietet. Das anfänglich unsichere Tasten, das \ chmerzlihe Zweifeln, ob alles Wahrheit oder Traum sei, kann nicht rührender wiedergegeben werden. Der seelische Zusammenhang zwishen den wecselvollen Stimmungen dieses kraftvollen Naturkindes, das ich langsam unter das Sittengesey beugt, trat im Spiel des Herrn Matkowsky klar wie in einem Spiegel zu Tage. Auh der große Monolog im dritten Akt brahte ihm stürmische Beifalls- bezeugungen. Den greisen König, der dur menschliche Weis- heit den aus den Sternen verkündeten Schiksalsshluß zu nichte machen will, gab Herr M olenar würdevokll, mit edler Haltung und hoheitsvoller Geberde. Herr Kahle war als Clotald voll vornehmer Milde, und auch Herr Purschian befriedigte als Darsteller des Astolf. Für die Rolle des närrishen Dieners Clarin fehlt Herrn Arndt der Humor. Fräulein Poppe entwickelte als Rosaura Heldenmuth und Leidenschaft, die sie nur in den unbedeutenderen Scenen. wie im ersten Auftritt, etwas hätte dämpfen sollen. Frau von E sah als Estrella {ôn und stolz aus und gab die

rinzessin mit launiger Anmuth.

Im Deutschen Theater geht am nähsten Dienstag Gerhart Hauptmann's S auspiel „Die Weber“ zum ersten Male in Scene und wird am Mittwoch, Donnerstag und Sonnabend wiederholt. Morgen wird Nachmittags „Das vierte Gebot“, Abends „Esther“ und „Der Tartüff“ gegeben; am Montag ebenfalls „Esther“ und Eer Tartüff“ und am Freitag als 4. bonnements - Vorstellung «ILOTOL S

Im Berliner Theater wird morgen als Nachmittags8vorstellung der „Pfarrer von Kirhfeld“ mit Otto Sommerstorff, Teresina Geßner, Ferdinand Suske in den Hauptrollen gegeben, während am Abend

aul Lindau'ss Lustspiel „Ein Erfolg®“ wiederholt wird.

m übrigen is der Wodchenspielplan wie folgt festgeseßt: für Montag „Ein Erfolg“, Dienstag - „Die Großstadtlut“, Mitt woh „Der Pfarrer von Kirchfeld", Donnerstag „Ein Erfolg“, Freitag als vierte Abonnementsvorstellung "Die Großstadt- luft“. Am Sonnabend wird Jenny Groß zum ersten Mal im Berliner Theater auftreten und zwar in Ludwig Fulda?s einaktigem Lustspiel „Unter vier Augen“ und in dem von Oscar Blumenthal t gg nf 9 obe“. Fel

m Lessing-Theater wird Felix Philippi's Schausviel „Wohlthäter der enshheit“ morgen, am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend und nächsten Sonntag wiederholt werden. „Madame Sans-Göône* wird am Montag mit Marie Reisenbhofer und am Mitt- woh mit Jenny Groß, welche an plan Tage zum ersten Mal na ihrem Urlaub wieder auftritt, z ur Aufführung gelangen. Für Freitag ist eine Wiederholung des Schauspiels ¿Die Haubenlerhe* mit Noîa NRetty und Emanuel Reicher auf den Spielplan gesetzt.

. Zm Friedrich - Wilbelmstädtishen Theater wird bis nächsten Sonnabend „Der Vogelhändler“ gegeben.

Im Neuen Theater findet morgen die nächste Nachmittags- Vorstellung zu halben Preisen statt. Zur Au ührung gelangt Wildenbruh's Schauspiel „Das neue Gebot“.

_ Im Theater Unter den Linden gelangt bis eins{ließlich Sonnabend, 29. d. M. „Orpheus in der Unterwelt“ zur Aufführung.

Im Konzerthause findet morgen das erste Sonntag-Konzert statt. Das Programm wird Werke von Auber, Beethoven, Leoncavallo, Verdi, Rossini, Strauß, Kreußer, Flotow, Lacombe, Conradi, Adam, Czibulka und Soli [ur Cello ( err Sasbah) und Cornet à Piston (Herr Werner) enthalten. m Montag gelangen Beethoven's Symphonie Nr. 5 C-moll, Ouvertüre eris a“ von Weber, Peer Gynt-Suite Nr. 1. in vier Säßen von Grieg und Werke von Gade, Mendels\ohn, Volkmann und agner zur Aufführung.