: Dem Bundesrath sind unter Bezugnahme auf die Vorlage vom 21. Dezember 1893 weitére- 2A S Be- immungen, betreffend Ausnahmen von dem Verbote der onntagsarbeit in gewerblichen Anlagen (Gruppe 1V der atistik: Jndustrie und Steine; Gruppe V und VI: Metallverarbeitung ; Maschinen, Werkzeuge, Jnftrumente und Apparate; Gruppe VI1: chemische Industrie: Mun VTII: rstwirthschaftliche Nebenprodukte, Leuchtstoffe, Fette, Oele und irnisse, und Gruppe X: Papier und Leder) von dem «oggen des Reichskanzlers zur Beschlußfassung vorgelegt worden.
Nah einer an das Ober-Kommando der Marine gelangten telegräaphishen Meldung ist S. M. S. „Arcona“, Kom- mandant Kapitän zur See Hofmeier, am 25. September in Yokohama und S. vetten-Kapitän Reincke, an demselben Tage in Kamerun eingetroffen.
Kiel, 26. September. Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich hat heute Abend 8/4 Ühr in Begleitung des persönlichen Ndjutanten, aetno aim von Ruexleben über Vlissingen die Reise nah England angetreten.
Hadersleben, 26. September. Die preußische und die dänische Grenzregulierungskommission sind, wie „W. T. B “ berichtet, hier zusammengetreten, um die S§
grenze zwischen Preußen und Dänemark im Kleinen Belt
festzusetzen. Hessen. Wie die „Darmst. Ztg.“ vernimmt, wird der Groß fürst- Thronfolger morgen in Jagdshloß Wolfsgarten eintreffen.
Sachsen-Meiningen.
Seine Hoheit der Herzog hat sich, wie die „Magd. Ztg.“ berichtet, nah Beendigung seines zweiten Kuraufenthalts in Gastein zum Herbstaufenthalt nach . der Saletalp begeben.
Seine Hoheit der Erbprinz hat si gestern von Cassel zum Besuch des Königs von Rumänien nah Bukarest begeben, wo Jhre Königliche Hoheit die Erbprinzessin bereits seit kurzer Zeit verweilt.
Oefterreich-Ungarn.
Die Kaiserin gedenkt am 30. d. M. von Korfu in Miramar einzutreffen und noch am nämlichen Tage nah Gödöollö weiter zu reisen, wo die Ankunft am 1. Oktober früh erfolgen soll.
Dex Prinz Arnulf von Bayern is, wie das „Militär-Verordnungs-Blatt“ meldet, zum Oberst:Inhaber des 80. Jnfanterice-Regiments ernannt worden.
Die Kommission des ungarishen Oberhauses hat gestern nah zweistündiger Erörterung den Gesezentwurf über “die Rezeption der FJsraeliten angenommen, nachdem der Kultus-Minister Baron Eötvös und der Zustiz-Minister Dr. von Szilagyi sowie die Mitglieder B eöthy, Baron Pronay und Graf Keglewic die patriotishen Verdienste der ungarishen Juden anerkannt hatten. Ferner wurde der Gesehentwurf über die Religion der Kinder in der General- und in der Spezialdebatte angenommen.
Der Bericht des Referenten des Budgetausschusses der oösterreihishen Delegation über den Voranschlag des gemeinsamen Ministeriums des Aeußeren stellt zunächst fest, daß die Erklärungen des Grafen Kälnoky geeignet seien, den beruhigenden Eindruck der Ansprahc des Kaisers an die Delegation in erfreulicher Weise zu bestärken. Mit Genug thuung habe der Ausschuß gehört, daß die Zielpunkte der aus wärtigen Politik, sowie deren erprobte Grundlage, als welche die Erhaltung und Pflege des Dreibundes anerkannt sei, in unveränderter Festigkeit fortbeständen und fortbestehen würden. Der Bericht paraphrastert zustimmend die Aeußerungen des Grafen Kälnoky über das Schwinden des Mißtrauens gégen die Zwecke des Dreibundes auch bei den außerhalb sebéiiden Mächten, über die Beziehungen zu Frankreich und Rußland und die aus diesen Beziehungen abgeleitete Schluß- folgerung des Ministers, daß die Ereignisse in den Balkanländern, mwenngleih niht bedeutungslos, die Ge- fahr politisher Verwickelungen niht cins{hlö}sen, und daß die dortigen, zeitweise unter den Aspekten plößlicher, unerwarteter Umwälzungen fih vollziehenden Veränderungen weder die allgemeine politische Lage, noch die Beziehungen zu Oesterreih-Ungarn wesentlih zu alterieren vermöchten. Der Bericht bespricht dann zustimmend die Acußerung des Grafen Kälnoky über Serbien, Bulgarien und Rumänien und spriht die Ueberzeugung des Budget -Ausschusses aus, daß die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten an den unerschütterlihen Ziclpunkten und der Art des Vorgehens festhalten werde, die, den edlen fried- liebenden Jntentionen des Kaïfers entsprechend, seit mehr als cinem Dezennium die Billigung der Delegationen und aller Friedensfreunde im Jnlande wie im Auslande gefunden Ee Allgemein habe die Ueberzeugung fih Bahn gebrochen, aß die ruhige und besonnene, aber auch der Würde und dem Ansehen der Gesammtmonarthie entsprechende Thätig- leit des Ministers in entscheidender Weise den JZnteressen des allgemeinen Friedens diene. Diesen friedlichen Zielen entsprehe auch die Haltung des Ministers den zungen, [risch aufstrebenden Balkanstaaten gegenüber. Mit dem
esterreih -Ungarn éntsprehenden würdigen Ernste, aber mit Wohlwollen sei der Minister, jeder Zeit an den großen Zielen seiner Politik festhaltend, bestrebt, dic Selbständigkeit dieser Länder und ihre gedeihlihe geistige und wirthschaftliche Entwickelung zu fördern. Der Bericht gedenkt endlich des abweichenden Votums des Delegirten Vacak als ciner vereinzelten Ansicht, die durh die Vertreter aller übrigen Parteien des Reichsraths eingehendste Widerlegung gefunden abe. Der allgemeine Theil des Berichts s{hliezt mit dem usdruck unershütterten Vertrauens in die erfolgreuhe Thätig- keit des Grafen E Der Beriht wurde mit allen Stimmen gegen die des Delegirten Pacak zur Kenntniß ge- nommen und sodann die Berathung des Ordinariums des Heeresbudgets begonnen.
Großbritannien und Jrland. Die Prinzessin von Wales ist mit den Prin- are Victoria und Maud am Dienstag in Aber- een eingetroffen.
M. S. „Hyäne“, Kommandant Kor--
Frankreich,
Das Dekret, das die Kammern für den 23. Oktober einberufti,- ist, dem „D. B. H.“ zufolge, heute amilich ubliziert worden. Der Budgetaus\{chuß wird seine rbeiten am 8. Oktober wieder aufnehmen.
Jtalien.
Mehrere römische Blätter melden, daß dur cinen Erlaß des Ministers des Jnnern die Ausweisung des Abbés Monteunis, Redakteurs des „Moniteur de Rome“, wegen fortgeseßter Angriffe G die staatlihen Einrichtungen und die Geseße des Landes, verfügt worden sei. Monteunis habe vor kurzem in einer Verhandlung gegen den „Moniteur de Rome“ das Ministerium öffentlich mit Schmähungen überhäuft. Er werde demnächst an die Landesgrenze gebraht werden.
Rumänien,
Der chemalige Kriegs - Minister General J. Lahovary ist zum Chef des Genecalstabs ernannt worden. Die Er- nennung mache, wie die „Agence Roumaine“ berichtet, in allen Kreisen den besten Eindruck, weil General Lahovary als einer der hervorragendsten Offiziere der rumänishen Armce gelte und von ihr hoh geshäßt und verehrt werde.
Amerika.
Eine Versammlung der Demokraten des Staates New-York nahm, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern mit Einstimmigkeit die Kandidatur Hill für den Gouverneurposten an. Hill hatte früher die Kandidatur abgelehnt. Die Kon- vention nahm ferner eine Resolution an, worin sie ihre Freude über die Abschaffung des McKinley-Tarifs und ihre Anerken- nung für Cleveland ausdrüdckt, die Einkommensteuer verwirft und fich gegen die finanziellen und Handelssyndikate wendet.
Asien.
Die Londoner Blätter veröffentlihen eine Depesche aus Tokio von gestern, wona die Meldung, England und Rußland hätten gemeinsam den Abschluß eines Waffen- stillstands vorgeschlagen, offiziell als unbegründet erklärt wird. — Die zweite Armee, die in Hiroshima mobilisiert worden ist, soll aus ungefähr 30 000 Mann bestehen. Die Ein- shiffung der Truppen hat vorgestern nah ihrer Besichtigung durch den Kaiser begonnen. Es herrschte großer Enthusiasmus. Die Bestimmung der Truppen werde geheim gehalten: der Kricgs- Minister Graf Oyam habe das Kommando übernommen: man glaube, dieses Korps werde unabhängig von dem Korps des Grafen Yamagata vorgehen, der indessen den Operations- plan entworfen habe. Die Transportschiffe mit den Truppen würden von dem zweiten japanischen Geshwader bis zum Gelben Meer ecskortiert und von dort dur das erste Ge- shwader nah ihrem Bestimmungsort geleitet werden. Der Kriegs-Minister werde während seiner Abwesenheit dur den Grafen Sa i vertreten werden.
Wic dem „Reuter schen Bureau“ aus Shanghai ge- meldet wird, hätte infolge cines Telegramms des chinesischen Konsuls in Singapore ein chinesisches Kriegs\chiff am 21. September im Kanal von Formosa den englischen Dampfer „Pathan“, weil Kricegsmunition an Bord ver- muthet worden fei, beshlagnahmt. Der Dampfer sei zur Intersuhung der Ladung nah Kelung gebraht worden.
Nach einer weiteren Meldung desfelben Bureaus seien auf den dringenden Wunsch der Ka iserin-Wittwe die Festlichkeiten zu ihrem sehzigsten Geburtstag aufgegeben worden, um den mit der Feier verbundenen großen Geld- aufwand zu vermeiden. — Die Lage der Fremden in den Küstenstädten werde täglih ernster, auf der Straße von Peking nah Tientsin würden täglich Europäer vom Vöbel und von Soldaten insultiert.
Von heute wird aus Shanghai berichtet, einheimische Beamte hätten die Nachricht erhalten, daß die Japaner die Chinesen zugleih in An-t\ju, nördlih von VPing - jang, und Ji-tsju angegriffen hätten, aber an beiden Orten zurückgeshlagen worden seien.
Afrika. g der „Agence Havas“ aus Kairo, w
he Kriegs-Ministerium den Obersten Colville ange- haben folle, auf Bahr-el-Ghazal vorzurücken, um dem Vormars{h der Monteil-Kol Einhalt zu thun {siehe Nr. 226 d. Bl.), entbehrt dem „Reuter schen Bureau“ zufolge jeder Begründung. Ebenso erfunden sei die Meldung von einem zwischen England und Jtalien abgeschlossenen Abkommen
zu cinem gemeinsamen Zuge gegen Khartum.
Wie der „Agenzia Stefani“ aus Tanger ge: sei das italienijche Kriegss{chiff „Etruri während der durch dice jüngsten Unruhe:
Panik vor Casablanca eingetroffen und Weise zur Wiederherstellung der Ordnung
Kommandant habe allen Europäern Schuß
ihm von den curopäishen Gesandten D
worden sei.
Wie dem „Reuter schen Bureau“ aus Lourenco Marques gemeldet wird, wäre die Lage dort kritsh. Die zurückberufenen portugiesishen Truppen seien von den Eingeborenen unter Mahazula bis zur Stadt verfolgt worden und hätten Kanonen und Munition im Stich gc- lassen. Der Gouverneur habe nach Lissabon einen Protest gegen die Landung der britischen Marine- Jnfanterie ge- sandt. Die gesammte portugiesishe Streitmaht bestehe aus 120 curopäishen Soldaten und 200 Shwarzen, die Streit- macht Mahazulä's aus 7000 Mann. Es sci ungewiß, ob der Maputa-Stamm dic Portugiesen unterstüßen werde. — Die britishe Marinc-Jnfanterie ist übrigens nah einer weitern Meldung wieder cinges{hift worden, da jede Gefahr cines An- griffs auf das britishe Konsulat ausgeshlofen erscheine.
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ausgesprochen
Entscheidungen des Reichsgerichts.
Die Fabrikation kün tliher Mineralwasser unter An- s{haffung von demnächst darin verarbeiteter Stoffe und die Weiter- veräußerung der fabrizierten Wasser ist, na einem Urtheil des NReichsgerihts, 11. Zivilfenats, vom 4. Mai 1894, ein Handels-
ewerbe, und der Inhaber des Gewerbes ein Kaufmann im Sinne des Handelsgeseßbuhs. „Wenn die Gesellshafter künstliches Mineralwasser fabriziert und zu diesem Zwecke Waaren (Salzstein, Shwefelsäure, doppeltkohlensaures Natron u. \. w.) ange- shafft Hätten, um diese in dem künstlichen Mineral- wasser ' enthaltenen Stoffe - nah erfolgter Verarbeitung weiter zu veräußern, so würde die aus dieser Waaren ein Handelsgeshäft im Sinne des Art. 271 Ziff. 1 H-G.-B. dar- stellen. Auch wäre die Gesellschaft nah Art. 4 des H-G-B. wegen
des gewerbsmäßigen Betriebes solher Handelsgeshäfte als Kaufmann und als offene Vat a O Art. 4 und 85 H.-G.-B.). Daran könnte der Umstand nihts ändern, daß bei dem Publikum der Glaube erregt werden sollte, es werde ihm nicht künstliches, sondern natürliches Mineralwasser verkauft, denn nach dem Gesetz kommt es nur darauf an, ob gewerbemäßig Rd E Ns ste vorgenommen wer- den, nit darauf, ob der Kaufmann dieselben bekannt tnaht oder zu verheimlichen sucht." (74,94.)
— Zu den nah Tarifnummer 4 des Reihs-Stempelgesezes vom 3. Juni 1885 (bzw. vom 27. April 1894) abgabepflichtigen Geschäften sind, nah einem Urtheil des Reichsgerichts, 1V. Zivilsenats, vom 9, Juli 1894, auch die Prolo ngationsge\ch äfte von zu Grunde liegenden Anshaffungsgeschäften zu mes und demnach sind au diese Ges(äfte sowie Schriftstücke über folhe Geschäfte in den einzelnen Bundesstaaten keiner Stempelabgabe unter- worfen. „Die fraglihen Geschäftsbriefe der Klägerin beziehen ch auf solche vorgängig geschlossenen Geschäfte, welhe als Anshaffungs- geschäfte über Werthpapiere nah der Tarifnummer 4 A 2 des Reihs- Stempelgeseges vom 3. Juni 1885 dem Reichsstempel unterliegen, und bezüglich deren denn auch von seiten der Betheiligten Schlußnoten gewechfelt sind und der Reihsstempel entrichtet is. Die Briefe ente halten Abmachungen der Betheiligten, durh welche die Erfüllung der vorgängigen Anschaffungsgeshäfte auf seiten des Käufers gegen Entgelt auf einen späteren Termin verschoben wird, indem die Zahlung des Kaufpreises dem Käufer gegen Zwischen» zinsen zu einem späteren, als dem geseßlichen Termin nach- gelassen is. Danah betreffen die Briefe Verabredungen, die gemäß § 7 Abs. 2 des Reihs-Stempelges. selbst wieder als ab- gabepflichtige Geschäfte gelten. Angesichts dieses Inhalts unterfallen die Briefe aber der Vorschrift des § 17 a. a. O. Denn danach sind Geschäfte, welhe nah Tarifnummer 4 abgabepflihtig sind, sowie Shriftstücke über solhe Geschäfte in den einzelnen Bundesstaaten keiner Stempelabgabe unterworfen. Es erscheint nicht zweifelhaft, daß zu den nah Tarifnummer 4 abgabepflihtigen Geschäften auch die Prolongationsgeshäfte im Sinne des § 7 Abs. 2 a. a. O. zu renen. nd.“ (54/94).
Entscheidungen des Ober-Verwaltungsgerichts.
Die Klagefrist im Verwaltungss\treitverfahren für Stadt- gemeinde-Angelegenheiten von zwei Wochen wird, na einem Urtheil des Ober-Verwaltungsgerilhts, 11. Senats, vom 18. April 1894, au durh die rehtzeitige Anstellung ciner mangelhaften, ergänzungs8- bedürftigen Klage gewahrt, welche erst n ach Ablauf der Frist ver- vollständigt wird, dagegen wird durch Einbringung einer Klage- schrift, welher ihrem Jahalte nah nit die Eigenschaft einer Klage, sondern die einer bloßen Klageanmeldung zuerkannt werden kann, die Fruit niht gewahrt; der nach Ablauf der Frist zur Vervollständigung eingercihte Sthriftsag kann nit in Be- traht Tommen. — X. wurde als Forense von dem Magistrate zu M. zur Einkommensteuer in Hbbe von 202 M herangezogen. Infolge feines Einspruhs aber, in welchem er ein steuerpflichtiges Objekt von nur 452 4 herausrechnete, wurde die Steuer auf 162 Æ ermäßigt. Der Einspruchsbescheid wurde dem X. am 6. August 1892 zugestellt. Am 19. August 1892 ging bei dem Bezirksausshuß folgendes Schriftstük ein: „Klage im Verwaltungs- \treitverfahren des Rentier X zu B. gegen den Magistrat der Stadt M. Dur Beschluß des Magistrats zu M. vom 28. Juli 1892 ist die von dem Kläger zu zahlende Einkommensteuer auf jährli 162 4 sestge)seßt worden. Gegen diesen Beschluß erhebe ih als Bevollmächtigter des Klägers Klage im Verwaltunagsstreit- verfahren mit dem Antrage, den Beschluß des Magistrats zu M. aufzuheben und die von dem Kläger zu zahlende Gemeinde-Einkommensteuer anderweitig festzustellen. Die Begründung der Klage bleibt cinem besonderen Schriftsage vorbehalten. Der Rechtsanwalt G.“ Der Bezirksausshuß verfügte bierauf an G., daß ihm zur Ergänzung der Klageschrift eine Nachfrist bis 3. Sey- tember cr. bewilligt werde. Innerhalb dieser Nachfrift ging cin Schriftsatz ein, in welchem beantragt wurde, daß die Steuer auf 13 M 50 S festgeseßt werde, indem begründend nachgewiesen wurde, daß das fteuerpflichtige Forensal-ECinkommen des X. nur 770 M be- trage. Der Bezirksaus\huß erkannte nach dicsem Antrage. Auf die Revision des Magistrats zu M. hob das Ober-Verwaltungsgeriht die Vorentsheidung auf und wies die Klage ab, indem es begründend ausführte: „Die Erfordernisse der Klage finden fich in § 63 des Landesverwaltu Klage üt cin bestimmter An
Pol» t pn pn BVeUlagten, der Gegenftand d
gsgeseß vom 30. Juli 1883: „In der trag zu stellen, und find die Person des s Anspruhs, fowie die den Antrag be-
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1 c gründenden Thatsachen genau zu f das fraglihe Schriftftük fi den Namen einer Klage selbft beilegt, enthält es von den vier wesentlichen Erfordernifsfen der Klage, ftreng genommen, nur die Bezeichnung der Person des Beklagten. Dagegen ift 1hon der Gegenftand des Anspruchs insofern unzulänglich bezeichnet, als zunähft nur die Aufhebung des Einspruchsbescheides beantragt
bezeihnen.“ Abgeschen davon, daß
wird. Man könnte fih hierbei allenfalls bescheiden, wenn die ÎIn- tention des Klägers dahingegangen wäre, völlige Freiheit von der ihm auferlegten Forenjalfteuer zu erreichen. Das ift aber aus8gefprohenermaßen nicht der Fall. Vollends aber sind die den Antrag begründenden Thatsahen niht nur nicht, wie das Geseg verlangt, genau bezeihnct, sondern ganz und gar mit Stillshweigen übergangen. Es erklärt fch das unshwer daraus, daß es gar nit in der Absicht des Klägers gelegen hat, nah dieser Richtung den Erfordernissen des § 63 a. a. O. zu genügen. Denn er bemerkt ausdrücklich, daß die Begründung der Klage einem be- sonderen Schriftsatze vorbehalten bleibe. Hat er fi aber die Be- gründung ausdrücklich vorbehalten, so bleibt nihts Anderes übrig, als das fragliche Sthriftstück, dem unzweideutig kundgegebenen Willen des Klägers entfprehend, nur als Klageanmeldung aufzufassen und demgemäß zu behandeln. Das Inítitut der Klageanmeldung tf aber, wie au dem neueren Zivilprozeß, dem Verwaltungsstreitverfahren fremd.“ (T1 598.)
1 Y
Kunst und Wissenschaft.
In der zweiten öffentlihen Sitzung des Naturforscher- Kongresses zu Wien mate, wie dem „W. T. B.“ weiter be- rihtet wird, geftern der Präsident Professor EGxner zunächst Mittheilung von der telegraphisch eingegangenen Danfkantwort Seiner Majestät des Kaisers Franz Ioseph auf die ung des Kongresses, sowie von dem Dank der Wittwe des Wirklihen Geheimen Raths von Helmboly auf die Beileidsbezeugung. Hierauf sprachen Forel- Schweiz „Ueber den physishen Zusammenhang von Gehirn und Seele“, Bolßmann-Wien „Ueber Luftschiffahrt“ und Klein- Göttingen eVeber Riemann und R BeDdevtung für die Entwickelung der modernen Mathematik“. Na den Schlußvorträgen fand eine geschäft- lihe Sitzung statt, in welher zunächst ein Begrüßungöschreiben der Gesellshaft der Friedensfreunde in Oesterrei verlesen und dann als Versammlungsort des im nächsten Jahre stattfindenden Aga einftimmig Lü beck gewählt wurde. Der Lübecker Senator Bremer dankte für die große Ehre, welhe dadurch der Stadt Lübe erwiesen würde. Lübeck fkönne zwar nicht #\o wunderbare Paläste der Wissenschaft dem Kongreß zur Verfügung tellen wie Wien, die Bewohner Lübecks würden aber dem Kongreß das lek- hafteste Interesse entgegenbringen. Hierauf wurde für 1896 Darm- stadt, für 1897 Brauns{chweig, für 1898 Würzburg und für 1899 Leipzig als Kongreßort in Aussiht genommen. Bei den zum S@Whluß vorgenommenen Vorstandswahlen" wurde Wislicenus- Leipzig zum Ersten, Ziemssen-Münthen zum Zweiten und Lang-Wien zum Dritten Vorsitzenden gewählt.
Aus den am Dienstag begonnenen Sektionsverhandlungen ift die in der Sektion für Hygiene erörterte neueste Behandlung der Diphtherie von hervorragendem Interesse für weite Kreise. Pro- fessor Behring, Figiesior Ehrlich und Dr. Wassermann, \ämmtlich vom Koch’schen Institut in Berlin, referierten über die Wirkung des von Professor Behring entdeckten Heilserums gegen die Diphtherie, mit welchem bisher Höhst bedeutende Resultate erzielt worden sind. Professor Behring hielt den erften Vortrag, welhem wir nah der „Wiener Presse“ Folgendes ent- nehmen: Die Blutferumtherapie ist berufen, eine Lücke in der medizinishen Wissenschaft auszufüllen, indem sie die Möglichkeit bieten wird, Krankheiten zu heilen, für welhe bisher fein wirksames therapeutishes Mittel existiert hat. Man hat bisher allerdings nur die Gewißheit, bei Diphtherie und bei Tetanus wirkliche und große Erfolge mit der Blutserumtherapie zu erzielen; aber es ist lediglich eine Frage der Zeit, bis man dahin gelangen wird, au andere Krank- heiten, wie die Cholera, Pneumonie, den Typhus und vielleicht auch die Tuberkulose auf diese Art zu heilen. Behring erörterte sodann die Auffindung seiner Therapie. Schon seit Koh die Bakterien- tödtung im lebenden Organismus versuht habe, beschäftige auch er sih mit diesem Thema; und zwar habe er sein Augenmerk weniger auf die Tödtung der Bakterien als auf die Bekämpfung der infolge des Bakteriengifts aufgetretenen Erscheinungen gerichtet. Schon im Jahre 1890 habe er Bersuibe mit Meershweinhen gemacht, die zum theil ¿war noch keine praktisch-klinische Bedeutung hätten, jedoch bereits \o viel erwiesen, daß die Thiere gegen Diphtherie immun wurden. Bei weiteren Versuchen habe er \ih von der eminenten antitorxischen, gift- widrigen Eigenshaft des Blutserums recht eigentlich überzeugt. Weitere Fortschritte folgten. Pasteur war ursprünglih der Meinung, daß bloß abgeshwähte Kulturen zur Immunisierung verwendbar seien, er (Behring) habe sich jedo überzeugt, daß die Frage der Wirksamkeit nur eine Ouantitätsfrage sei und niht davon abhänge, ob die Kulturen vollkräftig oder abge- \{chwächt sind. Bei jeder Infektionskrankheit bilden \fih im Blut schüßende Körper, welche den Kranken gegen künftige Fälle immu- nisieren, Dadurh ist dem Arzt ein unermeßlihes Forschungs- material geboten. Für die praktishe Bedeutung der Blut- ferumtheorie_ bleibt es die Hauptsahe, daß es gelingt, die wirksame Substanz in solher Menge nund mit sfolhen Kosten herzustellen, daß das neue Heilverfahren auß minder bemittelten Kranken zugänglih werde. Denn die neue Methode hat eine große Zukunft, befonders für die Bekämpfung der Diphtherie. Wir be- sißen dadurh die Möglichkeit, die Diphtherie ebenso ungefährlich zu machen, wie die Pocken es in Gegenden sind, wo die Schutz- Impfung besteht. Bei ciner Bevölkerung von etwa hundert Millionen, also von Deutschland und Oesterreih zusammen, müssen in zehn Jahren von vier Millionen Diphtheritiskranken etwa zwei Millionen sterben. Bei Anwendung der neuen Therapie wird die Sterbeziffer auf 109/06 der bisherigen Sterbefälle, und bei Anwendung des Mittels binnen 48 Stunden auf 5 %% der bisherigen Sterbefälle reduziert werden. Es könnten alfo mehr wie anderthalb Millionen Menschen bei ciner Verallgemeinerung der Blutserumtherapie im nächsten Fahrzehnt erhalten bleiben. Ein folhes Resultat wäre nur zu erzielen, wenn der Staat die Her- stellung des Mittels in die Hand nehmen würde und dadur) der Kosten- aufwand ein geringerer werde. Das Mittel müßte nicht nur als Heilmittel, sondern auch als Schußmittel in Verwendung kommen. Für die Shußimpfung genüge shon eine Serumquantität, die jetzt eine halbe Mark kostet. Es würde auch dann die Grkrankungsziffer ungeheuer finken.- Es wäre die Pflicht der für das Sanitätswesen verantwortlihen Perfonen und Behörden, für die allgemeine Ein- führung der Impfung gegen Diphtherie zu wirken. Von 10 000 Kindern sterben jeßt 240 an Diphtherie; bei Anwendung der Schutz- impfung würde diese Zahl auf ein Drittel ihrer jeßigen Höhe sinken. Professor Behring {loß mit der Bitte, man möge vorurtheilslos die neue Therapie prüfen und dahin wirken, daß der größtmögliche Nutzen erzielt werde. (Lebhafter, langanhaltender Beifall.)
Professor Ehrlich nennt die Behring’sche Therapie einen großen Erfolg, wie er in der Geschichte der Medizin noch selten dagewesen ift. Er hat die Versuche zuerst bei {wer kranken Thieren gesehen und konnte shon damals nit zweifeln, daß die Serumtherapie au für den Menschen anwendbar sei. Die Hauptshwierigkeit für die An- wendung beim Menschen bestand darin, daß es anfänglich unmöglich war, das Mittel in genügender Heilstärke zu gewinnen. Erst Dr. Wassermann kant zu diesem Resultat. Es handelte sich weiter darum, die Dosis zu bestimmen. In Bezug auf die Versuche, welhe in Berlin in fünf Krankenhäusern gemacht wurden, theilte Professor Ehrlich Folgendes mit: Von 72 Divphtherie- Kranken, welche vhne Serum behandelt wurden starben 25; von 78 Diphtherie-Kranken, die mit Serum in den ersten zwei Tagen der Krankheit behandelt wurden, ftarben nur zwei, Es ergiebt sich daraus, daß frishe Fälle, selb mit geringen Dosen behandelt, zur Heilung gelangen müssen. In zwei anderen Spitälern ftarben in 89 Fällen, die mit Serum behandelt wurden, nur zwölf Patienten, und von diesen gehörten sieben zu den aller- \hwersten Fällen, die eigentlih überhaupt niht mehr behandlungs- fähig waren. Es hängt also viel davon ab, daß der Diphtheriekranke frühzeitig mit Serum behandelt werde. Die Anwendung des Serums bringt sofort einen ftarken Abfall der Temperatur und einen fast normalen Pulsgang zu stande, besonders bei frischen Fällen in einigen Tagen. Auch die Nachbehandlung ift wesentlich erleichtert und die Sterblichkeit während der Nachbehandlung bedeutend gesunken. Für die Injektion zur Heilung genügt eine Dosis von 10 cem Serum, welche heute 5 4 fostet. Eine Înjektion genügt in den meisten Fällen. (Großer Beifall.)
Dr. Wassermann besprah die Theorie der individuellen Dis- position für Infektionskrankheiten. Er habe das Blut von zahlreichen Personen untersucht, die erwiesenermaßen an der Diphtherie erkrankt waren. Es fand sich, daß ein Kubikzentimeter Blutserums dieser Per- fonen im stande war, eine zehnfach tôdtlihe Menge von Giftstoff zu paralysieren. Diese Immunität ist niht angeboren, sondern er- worben. Beweis dessen ist, daß besonders ältere Personen immunes Blut haben. Löffler hat bei ganz gesunden Personen Bakterien ge- funden. Diese Personen waren alfo infiziert und sind durch die ÎIn- fektion immunisiert worden. Die Infektion konnte ihnen nichts an- haben, weil sie bereits in ihrem Blute das Mittel dagegen, den Schußstoff, das Serum, hatten. Dr. Wassermann erklärt die Schuß- impfung gegen Diphtheritis für Aerzte und Krankenwärter als be- fonders empfehlenswerth.
Ueber Behrings Diphtherte-Heilserum wird der „Nat.-Ztg.“ geschrieben: Es ist eine blaßrothgelblihe Flüssigkeit, die in den Apotheken unter Plombenvershluß abgegeben wird. Das Heil- mittel wird unter Kontrole der Professoren Behring und Ehrlich her- gestellt und von beiden Herren auf feine Unschädlihkeit und seinen Heilwerth geprüft. Das Mittel wird in drei Sorten (ecinfahe und konzeutrierte Form) abgegeben. Nr. 1 ist die einfahe Dosis und besteht aus 600 Ec atinMonmalelethaiten. Diese Dosis enügt in den Fällen, wo nach dem Auftreten der ersten Krank- N as die Behandlung mit Heilserum begonnen wird. Nr. 2 enthält 1000, Nr. 3 1500 Normaleinheiten. Vor- geschrittenere Diphtheriefälle erfordern mehrmalige Anwendung der einfahen Dosis oder Verwendung der konzentrierten Form. Zur Immunisierung, d. h. zum Schuß gegen die Erkrankung an Diphtherie, genügt der zehnte Theil der einfahen Dosis (Nr. 1). Das Diphtherieheilmittel is vor Licht geshüyt und an einem kühlen Orte aufzubewahren und behält unter diesen Kautelen seinen Wir- kfungöwerth mindestens mebrere Monate unverändert. Zum Schuye gegen Mikroorganismen hat man dem Mittel 0,5 0/6 Karbolsäure zu- ias Seine Darreihung erfolgt dur fubkutane Inijektion (Ein- spcigung unter die Haut), wozu hte der ganze Inhalt eines Gläschens auf einmal zu verbrauchen ist; hierbei bedient man sich am besten der Koch’schen Ballonspriye à 10 cem. Leider ist dieses Heilmittel nochch recht theuer, 19 cem der einfachen orm kosten © 4 und von der fonzentrierten Form 15 4 Dieser hohe Preis, der die Einfüh- rung des Heilserums in die allgemeine Praxis sehr erschwert, erklärt fich daraus, daß zur Darstellung und Prüfung des Mittels auf seinen
Len anze Herden von Schafen, Pferden und anderen Versuchs- thieren gehalten werden müfsen. Hergestellt wird das Diphtherie- Heilserum von den Farbwerken vormals Meister, Lucius u. Brüning in Höchst a. M. unter Kontrole der Professoren Behring und Ehr- lih, ferner von der Schering’schen Fabrik in Berlin unter Kontrole von Dr. H. Aronfon.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.
Cholera.
Deutsches Neich. In der Woche vom 17. bis 24. September Mittags wurden, wie in den „Veröffentlihungen des Kaiserlichen Gefundheitsamts“ mitgetheilt wird, nachstehende Erkrankungen (und Todesfälle) gemeldet: Ostpreußen: 14 (3), davon in der Stadt Memel und einer Ortschaft des gleihnamigen Kreises 6 (1), in je einer Ortschaft der Kreise Allenstein und Labiau 5 (—) bezw. 1 (—), in Béihlau 2 (2) Weidselgébiet: 29 (H, davon in Thorn 3 (1) und in je einer Ortschaft der Kreise Marienburg und Elbing Land zusammen 21 (3) bezw. 5 (—). Netze-Warthegebiet: 4 (2), sämmtlih in Nakel. Ober- \chlesien: In der Zeit vom 15. bis 22. September 59 (17); davon im Kreise Beuthen 1 (—), in 11 Ortschaften des Kreises Katto- wiß 47 (15), in einer Ortschaft des Kreises Groß-Strehlitz 5 (1), in der Stadt Oppeln und einer Ortschaft des gleichnamigen Kreises 6 (1). Insgesammt find in den Kreisen Beuthen, Kattowiß, Oppeln, Pleß, Rosenberg, Groß-Strehliß und Zabrze bis zum 18. Sep- tember einschließlich 221 (101) Fälle angezeigt und 133 (58) davon bakteriologisch als Cholera nahgewiesen worden. Rheinprovinz: 2 (—), davon je 1 in Duisburg und Aachen.
Königsberg, 26. September. Hinsihtlich der Choleragefahr in der Provinz Ostpreußen liegt nah der „Oftpr. Ztg.“ die Meldung vor, daß bei Charlotte, Karl und Bertha Bärwoald, fowie bei der Karoline Annuschat, sämmtlich in Wehlau, und ebenso bei dem Matrosen Bucht in Tapiau das Vorhandensein von Choleravibrionen durch bakteriologishe Untersuchung festgestellt worden ist. Da in der Stadt Wehlau insgesammt bereits acht Cholerafälle vorgekommen ‘sind, so hat der Ober - Präsident Graf zu Stolberg Veranlassung genommen, den zur Zeit in Osterode beschäftigten Assistenten des Berliner Instituts für Infektionskrank- heiten, Dr. Kolle, mit einer Untersuchung der hygienishen Verhältnisse in Wehlau zu beauftragen. Die Ergebnisse diefer Untersuchung follen zum Ausgangêpunkt für weitere geeignete Maßnahmen dienen.
Danzig, 26. September. Aus dem Bureau des Staats- krommisfsars für das Weichselgebiet wird der „Danz. Allg. Ztg.“ mitgetheilt, daß Cholera bakteriologish bei dem Ortsarmen Johann Brunki in Tolkem it festgestellt ist.
Breslau, 26. September. Am gestrigen Bormittag sind der „Schl. Ztg.“ zufolge der Regierung zu Oppeln aus Laurahütte 2 bakteriologisch festgestellte Cholerafälle, 2 choleraverdähtige Er- krankungen und 2 Todesfälle, aus Mikultschüß und Kattowiß je 1 woleraverdähtige Erkrankung gemeldet worden. Im Laufe des gestrigen Nachmittags sind noch 6 neue bei der Regierung in Oppeln eingegangene Meldungen über bafkteriologish festgestellte Cholera- erkrankungen nachgefolgt, von denen je 2 auf Michalkowtt (Kolonie Sadzawka) und Bittkow und je 1 auf Bogutschüß (Kolonie Zawodzie) und Laurahütte entfallen.
Oesterreih-Ungarn. In Galizien wurden in der Zeit vom 10. bis 16. September 1043 Erkrankungen und 567 Todes- e Fot: m be Sutlorvina D O uo in Mährisch-Ofstrau ist dem „Oest. San. W.“ zufolge am 12. Sep- tember ein bafkteriologisch festgestellter Cholerafall vorgekommen. Einer Mittheilung vom 16. September zufolge sind in Ungarn im Múármaroser Komitat, angeblih infolge einer Einshleppung dur Arbeiter aus Galizien, 23 Personen unter choleraverdähtigen Erschei- nungen erfranft. :
Wien, 25. September. Nah den heute hier eingetroffenen Nachrichten kamen in der Bukowina 5 Erkrankungen und 4 Todes- fälle, in Galizien 96 Erkrankungen und 54 Todesfälle vor.
Rußland. Bis zum 31. August wurden dem Medizinal- Departement die nachstehend aufgeführten Erkrankungen und Todes- fälle gemeldet: St. Petersburg (Stadt) vom 21./8. bis 24./8. 123 bezw. 41 und vom 26./8. bis 31./8. 240 bezw. 110: in Kron- stadt (Stadt) vom 17./8. bis 30./8. 6 bezw. 1; in Warschau (Stadt) vom 12./8. bis 18/8. 236 bezw. 88 und vom 19./8. bis 29./8. 153 bezw. 63; in Kielce vom 5./8. bis 11./8. 946 bezw. 469 und vom 12./8. bis 18./8. 1138 bezw. 565; in Lomza vom 5./8. bis 18./8. 198 bezw. 96; in Petrikau vom 12./8. bis 18,/8. 747 bezw. 370 und vom 19./8. bis 25./8. 906 bezw. 445; in Plock vom 5,/8. bis 11,/8. 269 bezw. 138; in Radom vom 5./8. bis 11./8 1285 bezw. 612 und vom 12./8. bis 18./8. 1258 bezw. 617; in Siedlez vom 12./8. bis 18./8. 336 bezw. 154 und vom 19./8. bis 25./8 307 bezw. 183; in Kurland vom 5./8. bis 11./8, 35 bezw. 12 und vom 12./8. bis 18./8. 10 bezw. 5; in Livland vom %5./8. bis 11./8. 4 Per. 4 und vom 12/8. i 18/8 2 bew. 13: n Witebsk vom 12./8. bis 18./8. 56 bezw. 18 und vom 19./8. bis 29./8. 29 bezw. 18; in Grodno vom 29./7 18./8. 1520 bezw. 629; in Kowno vom 12./8. bis 18./8. 32 bezw. 15 und vom 19./8. bis 25./8. 8 bezw. 5; in Minsf vom 12./8. bis 18./8. 79 bezw. 31 und vom 19./8. bis 25./8. 70 bezw. 25; in Bessarabien vom 12./8. bis 18./8. 127 bezw. 42 und vom 19./8. bis 25./8. 175 bezw. 47; in Kostroma vom 12./8. bis 18./8. 6 bezw. 3 und vom 19./8. bis 25,/8. 33 bezw. 16; in Nowgorod vom 12./8. bis 18./8. 138 bezw. 54 und vom 19./8. bis 25./8. 181 bezw. 100; in Olonez vom 15./7. bis 4./8. 17 bezw. 8, vom 12./8. bis 18./8. 40 bezw. 30 und vom 19./8 bis 25./8. 28 bezw. 12; in St. Petersburg (sonst i. Gouv.) vom 12./8, bis 18./8. 208 bezw. 73 und vom 19./8. bis 25./8.303 bezw. 146; iu Tula vom 12./8. bis 18./8. 7 bezw. 1; inWarschau vom 12./8. bis 18./8. 1004 bezw. 532; in Kalisch vom 12./8. bis 18./8. 40 bezw. 14; in Lublitff vom 5./8. bis 11./8. 54 bezw. 28; in Esth- land vom 18./8. bis* 12./8. 23 bezw. 12; in Astrahan vom 11./8. bis 21./8. 12 bezw. 8; in Wolh ynien vom 7./8. bis 16./8. 26 bezw. 11; in Podolien vom 12./8. bis 18./8. 56 bezw. 21; in Wladimir vom 19./8. bis 25./8, 10 bezw. 8; in Kasan vom 12./8. bis 18./8. 18 bezw. 11; in Psfow vom 19./8. bis 25./8, 9 bezw. 6; inRNjä san vom 12/8. bis 18.,/8. 99 bezw. 43; inSamara vom 12./8. bis 18./8. 11 bezw. 5; in Saratow vom 14./8 bis 20,/8. 10 bezw. 3; in Twer vom 12./8. bis 18./8. 8 bezw. 3; in Jaroslaw vom 12./8. bis 18./8. 25 bezw. 7; in Nishni-Now- gorod vom 13,/8. bis 19./8. 208 bezw. 109. Anderweitigen amt- lihen, neueren Mittheilungen zufolge wurden in der Stadt Warshau vom 13. bis 19, September 15 Erkran- kungen (6 Todesfälle) festgestellt, son im gleihnamigen Gou- vernement vom 9. bis 16. September 46 (30), in den Gouvernements Lomza vom 9. bis 17. September 16 (11), Plozk vom 5. bis 15. September 15 (20), Kalisch in derselben Zeit 93 (44), Pan vom 11. bis 16. September 169 (98), Kielze vom 7.
is 12. September 165 (93), Radom vom 9. bis 16, September 92 (65), Lublin vom 9. bis 15. September 150 (57), Siedlez vom 10 bis 14. September 96 (36), in der Stadt St. Petersburg vom 10. bis 17. September 88 (46), in Finland vom 2. bis 10. September 1 (—), in der Stadt Moskau bis zum 31. August 4 (—) choleraähnlihe, im gleihnamigen Gouvernement vom 4. Mai bis 30. August 16 (5) verdächtige Fälle. i
Niederlande. Jn der Zeit vom 12. bis 17. September sind nachstehende Fälle zur Kenntniß gelangt: Rotterdam 1 Todesfall, 1 Erkrankung (unter Stadtbewohnern); Kralingen, unmittelbar oberhalb Rotterdams 2 Erkrankungen (bei Schiffsführern, welche von Dordrecht gekommen und nachweislih ungekochtes Flußwasser
etrunken hatten); Kapelle a. d. Ysel 1 Erkrankung (An- teckung in Kralingen); am Lck 1 Todesfall auf einem
lußschife vor Kuilenburg und 1 Fall in Langerak; in
utfas am Vaartshen Ryn unweit vom Leck 2 Erkrankungen auf einer Ziegelei; in Amsterdam am 12. September 1 Todesfall
4
und 2 Erkrankungen, am 15. und 16. September 3 bezw. 2 Erkran- kungen (unter Stadtbewohnern); in Helder (Nordholland) 1 Er- ERLIS Marinehofvital. Einer dem „Staatscourant* vom 20. tember Nr. 220 beigefügten Nachweisung zufolge über die im König- rei der Niederlande im Monat Juni 1894 vorgekommenen Todesfälle ist q genannten Monat ein Todesfall an Cholera nicht festgesteilt worden.
Türkei. In der nahe bei Damaskus an der Poststraße nah Aleppo gelegenen Ortschaft Nebk sind vom 2. bis 6. September 8 O E S an Cholera mit 4 Todesfällen amtlih festgestellt worden.
Ostindien. In Bombay sind in den 8 Wochen vom 29. Juni bis 21. August d. I. 11, 14, 26, 37, 38, 71, 23, 12 Personen an Cholera gestorben.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien.
An der Ruhr find am 26. d. M. gestellt 11713, niht rechtzeitig gestellt 298 Wagen.
In Oberschlesien sind am 25, d. M. gestellt 4612, niht reht- zeitig gestellt keine Wagen.
— In der vorgestrigen Generalversammlung der Berliner Werkzeugmaschinen-Fabrik Aktiengesellschaft vorm. L. Sentker wurden die gestellten Anträge einstimmig genehmigt, Ent- lastung ertheilt und die Dividende auf 6 9% festgeseyt. Auf die An- frage eines Aktionärs wurde über den Stand des gegenwärtigen Ge- shäftsjahres berichtet, daß seit Beginn des leßteren (1. April) an ein- gegangenen und noch zu erledigenden Aufträgen bereits fünf Sechstel des Gesammtumsatzes des Vorjahres vorliegen.
— In der gestrigen ordentlihen Generalversammlung des Zentral - Bazars für Fuhrwesen, vormals Gebrüder Besckow wurde der Gesbäftsbericht, sowie die Bilanz nebst Gewinn- und Verlustrechnung genehmigt, die Dividende, die von heute ab zahl- bar ist, auf 33 % festgeseßt und dem Aufsichtsrath und der Direktion Entlastung ertheilt.
— Vom oberschlesi hen Steinkohlenmarkt berichtet die „Schles. Ztg.*: In der leßten Woche hat sih die Lage des Kohlen- markts wesentlih gebefsert; die Verladung hat fih derartig verstärkt, daß fast auf sämmtlichen Gruben in einzelnen Sortimenten die Be- stände angegriffen werden mußten. Die Aufträge gehen bei den Gruben in befriedigender Anzahl ein, und au von den Händlern werden größere Quantitäten von Kohlen fürs Lager bezogen. Den öftlih gelegenen Gruben gehen von den öfterreihischen Abnehmern größere Berladeordres zu, odaß auch auf diesen Gruben die Bestände hon wesentli abgenommen haben. Wenn man von der unver- hältnißmäßigen Nachfrage in den einzelnen Sortimenten absieht und nur das zur Verladung gelangende Quantum im allgemeinen ins Auge faßt, so war der Absay ein ganz guter und dem in der gleichen Zeit des Vorjahres nicht nachstehend. Dessenungeachtet ift das Geschäft noch nicht derartig, um den Gruben einen flotten Betrieb zu gestatten. Der Umstand, daß immer noch die eine oder die andere Sorte in die Be- stände gebracht werden muß, läßt eine Verstärkung der Förderung niht zu. Der Absatz vertheilt sih auf die einzelnen Sortimente wie folgt: Stückkohle, immer noch {wah begehrt, wurde hauptsächlih als Cisenbahn-Betriebskohle abgegeben; etwa ein Dritttheil der För- derung ging in Bestand. Würfelkohle fand mehr Nachfrage und wurde ziemli stark verladen. Nußkohle 1 war gut gefragt und konnte hon von Beständen geladen werden; Nuß 11 und Erbskohle waren ebenfalls gut begehrt. Diese Sortimente finden als Hausbrandkohlen guten fumulativen Absay. Kleinkohlen, Gries und Staubkohlen finden ebenso wie Gas- und Kokskohlen stets s{lanke Abnahme. Im Koksgeschäft hat sih die Lage wenig geändert und ist immer noch befriedigend.
— Einer Mittheilung der E zufolge hat der Minister der öffentlihen Arbeiten die Königlihe Eisenbabn-Direktion Köln (rechtsrheinis{ch), die mit der Führung der Angelegenheit der Lieferung der Lokomotivkohlen für die Staatseisenbahnen betraut war, auf ihren Antrag zur Ausübung des Bezugsrechts für das Jahr 1895/96 zum Preise von 8,50 4 ermähtigt; jedoch soll die abzuschließende Menge auf 1 500 000 t beschränkt werden, während der Abschluß für 1893/94 1 666 000 t umfaßte.
— Auf der Krupp’\chen Gußstahlfabrik in Essen is vor einiger Zeit eine neue Zählung der Arbeiter und Beamten und ihrer Familien - Angehörigen vorgenommen worden. Das Ergebniß der Bählung war, wie der „Köln. Ztg.“ geschrieben wird, folgendes: Fns- gesammt wohnten in Krupp’shen Wohnhäusern 5731 Beamte und Arbeiter mit 15581 Familien-Angehörigen, also zusammen 21 312 Een, in eigenen Häusern 701 Beamte und Arbeiter mit 2404
amilien-Angehörigen, zusammen 3105 Personen, und in fremden Miethshäusern 10 744 Beamte und Arbeiter mit 25 673 Familien- Angehörigen, zusammen 36 417 Personen. Im ganzen sind auf der Fabrik u. f. w. beschäftigt 17 176 Beamte und Arbeiter, welche 43 698 Familien-Angehörige zählen, sodaß sih die Gesammtzahl der e mit den Familiengliedern auf 60834 Seelen eziffert.
— Die Königlich sächsischen Staats - Eisenbahnen hatten im Mai d. J. eine Gesammteinnahme von 7899 786 (+ 64415) Æ und bis Ende Mai d. J. überhaupt 34298 389 (+ 21753) Æ — Die Zittau-Reihenberger Eisenbahn vereinnahmte im Mai d. J. 70 530 (+ 1300) A und bis Ende Mai d. J. im ganzen 304 996 (+4 11372) M — Die Altenburg- Zeißer Eisenbahn wvereinnahmte im Mai d. J. 74618 (— 20377) AÆ und bis Ende Mai d. J. überhaupt 368/895 (— 10051) A — Die Zittau-ODybin-Jonsdorfer Eisen- bahn vereinnahmte im Mai d. J. 14124 (+ 1485) A und bis Ende Mai d. J. überhaupt 29 026 (+ 696) Æ
— Der Abs{hluß der sähsischen Maschinenfabrik zu Chemniß (vorm. Rich. Hartmann) für 1893/94 weist, nah Abzug der an die Direktion und an Beamte zu gewährenden vertragösmäßigen Tantièmen, einen Bcuttogewinn von 1 015 251 A aus. Es wurde beshlossen, hiervon 364 864 46 zu Abschreibungen zu verwenden und von dem alsdann verbleibenden Reingewinn der Generalversammlung die Vertheilung einer Dividende von 7 %/o, sowie die Ueberweisung von 10000 Æ an den Beamtenunterstütßungsfonds vorzuschlagen, während 34 488 4 auf neue Rechnung vorgetragen werden follen.
Magdeburg, 26. September. (W. T. B.) Zuckerbericht. Korn- zucker ett, von 92% —, neue 11,30—11,40, Rornzucker erfl., 88% Rendement 10,75 —10,85, neue 10,70—10,80, Nachprodukte exkl., 75 0/9 Rendement 7,00—8,15. Ruhig. Brotraffinade I —,—. Brotraffinade 11 —,—. Gem. Raffinade mit Faß 23,T9o—25,00. Gem. Melis L. mit Faß 23,25. Ruhig. Rohzucker 1. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. September 11,272 bez., 11,30 Br., pr. Oktober 10,55 bez, 10,5734 Br. pr. November-Dezeniber 10,427 Gd., 10,475 Br., pr. Ja- nuar-März 10,527 Gd., 10,60 Br. Ruhig. i
Leipzig, 26. September. (W. T. B.) Kammzug-Termin- handel. La Plata. Grundmuster B pr. September 3,274 4, pr.. Oktober 3,30 4, pr. November 3,322 4, pr. Dezember 3,324 K, pr. Januar 3,35 #4, pr. Februar 3,374 #4, pr. März 3,40 t pr. April 3,425 &, pr. Mai 3,45 H, pr. Juni 3,475 4, pr. Jul — i, pr. August —,—. Unmisay 40000 kg. j
Mannheim, 26. September. (W. T. B.) Produktenmarkt. Weizen pr. Nov. 12,90, pr. März 13,25. Roggen pr. Nov. 11,50, pr. März 11,90, Hafer per Nov. 12,20, pr. März 12,20. Mais pr. Nov. 11,00, pr. März 11,75. L
Bremen, 26. September. (W. T. B.) Börsen-S@Whlüß-Beritht. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer
etroleum-Börse.) Sehr fest. Loko 4,90. Baumwolle. Matt.
pland middl. loko 343 . malz. Ruhig. Wilcox T e Armour shield 443 4 Cudahy 447 , cs 34 4. Wolle.- Umsay 139 Ballen. Sveck. Ruhig. Short clear middl. loko 41. Taback. Umsay: 20 Faß Virginy, 30 Faß Kentucky.