1894 / 229 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 28 Sep 1894 18:00:01 GMT) scan diff

_„regungen einzelner Delegirten. Auf Bemerkungen des Dele- 4 girte] Tr enamfeld: über die Behandlung der Mannschaften dei den legten Uebungen im Unterinnthale erklärte der Reichs -. Ne A e Minister, daß der Krankenbestand __dort nah den növern geringer gewesen sei, als vor- her. Auf eine Anfrage des Delegirten Pacak erwiderte der Reichs - Kriegs -Minister, die Armee könne sich pit Stolz rühmen, daß bei ihr nie ein Unterschied der

ationalität oder der Religion gemacht worden sei. Von der Qenaeheiligung eines Soldaten um seiner Nationalität willen könne keine Rede sein. Das Verbot, böhmish zu sprechen, [5 wenn es überhaupt vorgekommen, darauf zurückzuführen,

ß man den Soldaten bei dem Verkehr unter sih den Ge- brauch der deutshen Sprache als Armeesprahe empfohlen habe. Die Jnstruktion für die Freiwilligenprüfung bestimme ausdrüŒlich, daß von Nichtdeutshen weder fließender Vortrag, noch sprachlihe Richtigkeit im Ausdruck gefordert werden dürfe. Die Mißhandlungen der Mannschaft hätten erkennbar ab- genommen ; sie seien niemals zahlreih gewesen und durchgehends Infolge einer momentanen Sr egung, niemals aber systematisch

und raffiniert begangen worden. Der Minister verwahrte sich sodann gegen den Ausdru des Delegirten Pacak, daß bei den Re- gimentern in Böhmen „fremde“ Offiziere eingetheilt würden. „Fremde“ Offiziere gebe es nicht; Offiziere, ie nah Ablauf ‘einer gewissen Zeit die Armeesprahe zum Dienstgebrauche nicht genügend gelernt hätten, würden nicht befördert. Der T Sueß erwähnte ihm zugegangene Klagen, daß bei den Aufnahmeprüfungen in einzelnen Kadettenschulen die be- sondere Prüfungsari israelitishen Bewerbern den Zutritt unmöglich mache, und ersuchte den Minister um eine beruhigende Erklärung. Der Reichs-Kriegs-Minister berief sih in seiner Erwiderung darauf, daß die Armee feit ihrem Bestande und in allen Phasen ihrer denkwürdigen Geschichte einen Unter- schied in Nationalität und Religion nicht gekannt habe. Für die Gesinnungen Einzelner könne er natürlih niht gutstehen, die Heeresverwaltung jedoch bringe allen Untergebenen, also auch denen israelitischen Glaubens, Wohlwollen und Gerechtigkeit entgegen. Schließlih erklärte der Minister die vorgebrachten Beichwerden wegen angebli shlechter Verpflegung der Truppen bei den Landskroner Manövern für unbegründet; der Gesund- heitszustand sei ein vorzüglicher, die Qualität der gelieferten Verpflegüngsartikel tadellos gewesen. Das Ordinarium des Heeresbudgets wurde sodann ohne Abänderung angenommen.

Spanien.

Der Marine-Minister | hat die Entsendung cines Kreuzers von den Philippinen nah Shanghai zum Schuyß dér dort ansässigen spanishen Unterthanen angeordnet.

Niederlande.

Die Königin unddie Königin-Regentin trafen estern in Alkmaar ein und wurden daselbs enthusiastish begrüßt. Bei dem Dejeuner in der Militärschule hielt die Königin-Regen tin eine Ansprache, worin sie ihrer Be- riedigung Ausdru gb, diese junge Schule kennen gelernt zu aben, für welche die Stadt Alkmaar große Opfer gcbracht habe. leichzeitig sprach. die Königin-Regentin das Vertrauen aus, daß die Schule eine Fördererin der Jnteressen des Vater- landes werden würde. Blinder Gehorsam gegen die ertheilten Befehle, Ordnung, Disziplin und Pflichtgefühl seien unum- gänglich nothwendig in der Armee. Diese Eigenschaften könnten

hier von denen erworben werden, die hofften, später eet Dlad unter den niederländischen Offizieren einzunehmen. Die Rede hloß mit einem Trinkspruch auf die Militärshule und die Stadt Alkmaar.

Rumänien,

Studenten, dic von einem enen Kongreß aus Henna nah Bukarest zurückehrten, veranstalteten vor- gesten Abend einen Umzug und Kundgebungen. Sie wollten sih auf den Universitäts-Boulevard begeben und dort, wie im Programm vorgesehen war, Reden halten. Da die Regierung beschlossen hatte, nihts zu e was die Ordnung stören und eine Bewegung hervor- rufen könne, die übel gedeutet werden möchte, wurde jede Kundgebung verboten; aolizeia enten und eine kleine Truppen- abtheilung es beauftragt, den zu diesem Zweck erlassenen und durch Plakäle bekannt gemachten Polizeibefehl auszu- führen, wurden aber von der Menge daran gehindert. Eri wollte sih jedo bereits zurückziehen, wandte sih aber auf die von einigen Liberalen ausgesprochene Behauptung, es seien siebenbürgishe Studenten verhaftet, von neuem gegen die Polizei. Bei der nun erfolgenden Schlägerei wurden einige Personen verwundet, ein Sergeant s{wer. Die Liberalen führten hierauf die Menge vor das Klublokal der Liberalen, wo eine lärmende Kundgebung stattfand. Mehrere Ver- haftungen wurden vorgenommen. Gestern kamen keine Ruhe- störungen vor.

Serbien.

Wie der „Frankfurter Zeitung“ aus Belgrad gemeldet wird, ordnete die griechische Regierung telegraphish die Abberufung des griehishen Konsuls Zakakis in Nisch und seine Entlassung aus dem Dienst an, weil er bei einer Festlichkeit anläßlih des Namenstages des Kaisers von Rußland beleidigende Aeußerungen gegenüber ODesterreich- Ungarn gethan habe.

Bulgarien.

Die allgemein auch von informierten Kreisen ete An- shauung geht dem „W. T. B.“ uge dahin, daß eine Aenderung des Kabinets augenblicklih nicht stattfinden werde, und daß Radoslawow und Tontschew den Zu- sammentritt der Sobranje abwarten würden. Jedenfalls habe keine formelle Demission stattgefunden.

Afien.

Nach einer Meldung des „Reutershen Bureaus“ wären in Yokohama Nachrichten eingegangen, denen zufolge die Tonghak-Rebellen, welhe- die Urheber des ersten revolutionären Ausbruhs auf Korea gewesen seien, die Japaner bei Taiku, im Süden von Korea, angegriffen hätten. Von Söul seien Verstärkungen dorthin abgegangen.

Dasselbe Bureau erfährt aus Shanghai von gestern, daß die hinesishen Offiziere sh gegenseitig die Verantwortlichkeit für die Niederlage am avg ani zu- zuschieben versuchten. Die Untersuhung dauere fort. Ein Kapitän sei bereits wegen Feet hingerichtet worden. Man glaube, daß auch andere Offiziere hingerichtet werden würden. Der Admiral Ting, der in Port Arthur \{chwere Anklagen gegen einige seiner Offiziere e habe, habe erklärt, 7 Schiffe Bien si® während der Schlaht im Yaluflusse versteckt ge- alten.

__ Afrika.

Nach einer Meldung des „Reuter'shen Bureaus“ aus Kairo von gestern hätten die enguiden Militärärzte ein Gut- achten abgegeben, Bons die Gesundheit von Ali Cherif Dos nicht gestatte, thn vor das Kriegsgericht zu stellen.

nbetracht dessen, daß der Pascha jome huld hinsihtlih des Sklavenkaufs eingestanden habe, habe der General Kitchener mit Zustimmung des Khedive entschieden, von der gerichtlichen Bun gegen ihn Abstand zu nehmen.

Die „3 “4 Stefani“ erklärt-die Nachricht, daß General Baratieri Verstärkungen verlangt habe, weil er fürchte, die Derwische könnten die Verbindungen zwischen Kassala und Agordat abschneiden, für unbegründet. Die in Rom ein- gewon Telegramme meldeten im Gegentheil, daß die Zahl R [eses Atbara stehenden Derwische gering und bedeutungs- os jei.

Theater und Musik.

Im Königlichen Opernhause geht morgen Bizet's „Carmen“ unter Kapellmeister Weingartner's Leitung mit folgender Beseßung in Scene: Carmen: Fräulein Rothauser, Don Joss: Herr Philipp, Micaösla : R Weiß, Frasquita: Frau Herzog, Mercedes: Fräu lein Dietrich, Escamillo: Herr Krolop. Am Sonntag wird Mozart?s „Zauberflöte" ge eben. Die Aufführung von Meyerbeer's „Prophet i (g plôglicher Heiserkeit des Herrn Sylva um einige Tage ver-

oben.

Im Königlihen Schauspielhause geht morgen Calderon?s dramatishes Gediht „Das Leben ein Traum“ mit Herrn Matkowsky als Sigismund in Scene. (NRosaura: Fräulein Poppe, Clotald : V

Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Friedri Leopold wohnte der gestrigen Vorstellung im Berliner Theater von Paul Lindau?s Lustspiel „Ein Erfolg“ bis zum Schlusse bei. „Der Traum ein Leben“, das poesievolle Märchendrama von Franz Grillparzer, wird nah zahlreihen Proben am Sonnabend der nähsten Woche zur Auf- führung kommen. Die Inscenesezung des Werkes ruht in den Händen des Herrn Gustav Kober, während die maschinistishen Vorbereitungen von dem Ober - Maschinenmeister des Lessing-Theaters Herrn Moritz von Breunmühl geleitet werden.

Im Benefiz-Konzert für den Kapellmeister des Neuen Orchesters Herrn Paul Prill, welhes morgen, Abends 73 Uhr, im Kroll’\hen Etablissement stattfindet, wird außer dem Hof-Pianisten Herrn Freie Xaver Scharwenka noch die bekannte norwegishe Sängerin

rau Amélie Gmür - Harloff mitwirken. Die Künstlerin singt eine Arie aus Bruch's „Feuerkreuz* mit Begleitung des Orchesters, und cine Reihe von Liedern am Klavier. Herr Prill, welcher hier im Laufe des Sommers eine große Anzahl neuer Orchesterwerke zur Aufführung brachte, . tritt vom Beginn nähster Woche ab wieder seine Thätigkeit als Erster Kapellmeister im Nürnberger Stadt-Theater an.

Jagd. / BetanntmaäaGung,

betreffend den Schluß der Jagd auf Rebhübner. __ Für den Regierungsbezirk Potsdam wird die Jagd auf Rcb- hühner mit Ablauf des 17. November 1894 ges{hlo\sen.

Potsdam, den 20. September 1894.

Der Bezirks-Aus\{huß. von Meusel.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

R E A Ei I Ea O R R Ds M M N S SA S EE A Qm E R R I EAAI A SR S N N A RESAR ENERIO i E ZARSNS G A I RCSE E A R EM E! S6 Ca A L C M LOVE B O GEN E E E D S (A0 E T: 1 P S S R EE E E M E E R E R V R

Wetterbericht vom 28. September, 8 Uhr Morgens.

Letter.

Bar. auf 0 Gr ut, d, Meeresfp red. in Millim

59. =4°R.

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wolkenlos halb bed. bededtt bedeckt Regen bedeckt bededckt

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Zauberflöte.

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4 420 wolkenlos 764 2\wolkig 768 wolfkenl.2) 766 wolkig 768 heiter®) 764 heiter 760 Regen 765 wolkig 763 (d wolkenlos 764 wolkig 762 |O heiter 761 ill|wolkig

1) Morgens Regen. 2) Gestern Regen. ®?) Nachts

Regen

s Uebersicht der Witterung.

Die gestern erwähnte Depression über der südlichen Oftsee ga ch wenig verändert und beeinflußt noch Wind und Wetter im Oftseegebiet und Zentral- Europa, wo die Winde kebhafter geworden find und einen böigen Charakter angenommen haben. Ein barometrishes Maximum über 770 mm mit heiterer trockener Witterung eg über den britischen Inseln. In Deutschland, wo überall Regen gefallen ift, ift

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Ludwig Fulda.

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Anfang 7F Uhr.

Weber.

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odaß dieselbe überall, außer zu Memel,

Gebietstheilen bis zu 5 Grad. An der deuts Dirigent: Herr

» | 74 Uhr. orene suiden vielfah Graupel- und Hagel- | 72 Saite: Sre foonibiibidé,

Deutsche Seewarte. i L Theater- Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern- haus. g aen E Oper in 4 Akten

von Georges Bizet. Text von Henry Meilhac und Ludovic Halévy, nah einer Novelle des Prosper Sonnabend : Perrichon’s Reise. Shwank in 4 Akten Orchesters. Entrée 50 Z. Duyend - Billets

In Scene ge | von Eugen Labiche. Hierauf: Der sechête Siun. | + Schwank in 1 Akt von G. von Moser und Nobert

Meérimée. Tanz von Emil Graeb. seßt vom Ober-Regisseur Teßlaff. Dirigent: Kapell- meister Weingartner. Anfang 74 Uhr Schauspielhaus. S E E S u Sir ügen. ah dem Spanischen des Calderon de la Barca, G für die deutshe Bühne bearbeitet von Carl August sechôête Sinn. West. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Max Grube. Dekorative Einrichtung vom Ober-Inspektor Brandt. Anfang 7 Uhr. L Sonntag: Opernhaus. 199. Vorstellung. Oper in 2 Akten von Wolfgang Amadeus Mozart. Giesecke, von Emanuel Schikaneder. Schauspielhaus. _Sc 1 Lustspiel in 5 Aufzügen von Jean | durhaus neuer glänzender Ausftattung. Orpheus | Komiker-Vorstellung. Abends 74 Uhr: Auf auf La von Ludwig | în der Unterwelt. Operetten - Feerie in 4 Akten | zur fröhlichen Jagd. Fulda. Der Geizige. Lustspiel in 5 Aufzügen a Bildern) von Hector Cr-mieux. Deutsch von | C von Jean Baptiste Molière. Frei überseßt von Anfang 7 Uhr.

Baptiste Moliòère.

Deutsches Theater. Sonnabend : Die Weber. Sonntag: 24 Uhr: Nora. 7} Uhr: Die Montag: Esther. Der Tartüff.

Berliner Theater. Sonnabend: Unter vier

Lessing-Theater. Sonnabend: Wohlthäter

der Menschheit. Anfang 74 Uhr. Sonntag: Wohlthäter der Menschheit. Montag: Madame Sans-Gêne. (Jenny Groß.) Ernst. Anfang 74 Uhr.

Friedrich - Wilheimstädtisches Theater. Chausseestraße 25.

Sonnabend: Zum 161.

| händler. Operette in drei Aufzügen nah einer bei veränderliher Witterung die Temperatur erheb S Bierille vos ‘M. M eft

lih gesunken ) l un f e Mittelwoerthe liegt, in den C EEEen Musik von Carl Zeller. Regie: Herr Epitein. en

Residenz - Theater. Direktion : Sigmund Lautenburg. Sonnabend: Zum Tie Meevanlbre Doris, Anfang 74 Ub von Alexandre Dumas. Anfang r. l

Sonntag und - folgende Tage: Demi-Monde. pianisten

906. Vorstellung. Das Leben | Misch. Anfang 72 Uhr.

Das neue Gebot.

Die posse in 3 Akten von Anzengruber.

Dichtung nach Karl Ludwig

Neues Theater. Schiffbauerdamm 4a. /5.

Sonntag: Perrichon’s Reise. 4 Akten von Eugen Labiche. Hierauf: - Der

Sonntag: Abschieds - Konzert des Neuen

L __] DBirkus Renz (Karlstraße). Sonnabend. Auf __ Schwank in auf zur fröhlichen Jagd. Gr. Sport-Schaustück v. Dir. Fr. Renz. Großartiger Wagenkorso, : drei Viererzüge, darunter 2 Mailcoaches. Parforce- u.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr : Zu halben Preisen : | Faskadenritt. Ballet von 100 Damen. Meute v.

40 Forhounds. Außerdem: d. Feuerpferd -Elimar,

In Vorbereitung: Doppelselbstmord. Bauern- | porgef. v. Dir. Fr. Renz. El Bolero, m. 12 Schulpf.

r: von 6 Damen und 6 Herren. Der Esel als Kunstreiter, vor ef. v. Herrn Mesgueß. Die welt- berühmte Bonhair-Truppe. Die renommiert. Luft-

Theater Unter den Linden. Bebrenstr. 57. | gymnastiker Gebr. Wortley. x. Anfang 74 Uhr.

207. Vorstellung. Die Schule | Direktion: Julius Frißshe. Sonnabend: In Sonntag: Nahm. 4 Uhr (1 Kind frei): Gr.

In deutschen Ver

arrangiert vom

Sonntag: O, diese Berliner !

Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

duard Jacobson. Musik von Jaques Offenbach.

In Scene gesetzt von Julius Frißshe. Die Ballets

l Balletmeister Louis Gundlach.

E: Herr Kapellmeister Federmann. Anfang | Verlobt: Frl. Käthe Cardinal von Widdern mit É.

L Sonntag: Orpheus in der Unterwelt.

BPentral-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30 Direktion : Richard Schult. Emil Thomas a. G. Anna | Verehelicht: Bâädckers. Josefine Dora. Sonnabend: Zum 29. Male. De His Bertmee* E Losse mit Gesang Angen. Niobe. (Erstes Auftreten von Jenny | M e IPLE, U ingre'8 „elle Groß und Marie Reisenhofer.) Anfang 74 Uhr. dur Berlin“) von Julius Freund. Musik von

Sonntag : 24 Uhr: Die Grofstadtluft. (Er- mäßigte Preise.) 74 Uhr: Unter vier Augen. Niobe. (Jenny Groß Marie Reisenhofer.}

Montag: Heimath. (Nuscha Buye.)

Julius Einödshofer. Anfang 74 Uhr.

Adolph Ernft-Theater. Sonnabend: Zum 21. Male: Lolotte’'s 28 Tage. in drei Akten von H. Raymond und A. Mars. Musik von Victor Roger. (Novität )- Die neuen Dekorationen find aus dem Atelier des Herrn Lütke- J meyer in Coburg. In Scene gesezt von Adolph | Geboren: Ein Sohn: Hrn. Pfarrer - Goeße

Familien-Nachrichten.

Hrn. Prem.-Lieut. Egon Fabland (Berlin). rl. Luise von Bodelshwingh mit Hrn. Pastor ). Köhne (Bückeburg—Bad Lippfspringe). Frl.

Marie Ebeling mit Hrn. Hilféprediger Johannes

Winter (Miechowiß—Arnêwalde).

Hr. Prem.-Lieut. Friedrich von ras mit Frl. Fanny von Wentky und Peters- eyde (Berlin). Hr. Licut. Hans von Gaertner mit Frl. Hertha von Wenhtky und Petersheyde

(Berlin). Hr. Lieut. Frhr. Eberhard von Meer- \cheidt-Hüllessem mit Cveline Gräfin von der Flens (Mitau). Hr. Gerhard von Blanken- urg-Strippow mit Elisabeth Freiin von Mahs Odessa). Hr. Regierungs-Rath Koehler mit

rl. Olga von Bolschwing (Berlin). Hr. Lieut. raf Bernhard Finck von FinSenficin mit Frl. Agnete von Ramdohr. (Frankfurt a. O.) Hr.

Hauptmann Georg von Tschnirshniß mit Frl.

Gertrud Kessel (Berlin).

Vaudeville

Srdtrma bei Ra Hru. Pfarrer . Feldhahn (Klausdorf N.-M.). Gestorben: Hr. Rechtsanwalt und Notar Adalbert

ale: Der Vogel- Konzerte.

und L. Id.

Kapellmeister Baldreich. Anfang Dienstag: Gesellschafts-Abend.

ittenbild in 5 Äften | fängerin Frau Gmür-Harloff und

Konzert-Haus. Sonnabend : Karl Meyder-

Konzert. 1. Operetten- und Walzer-Abend. Sonntag und Montag bleibt das Haus ge\s{lo#sen. q

Kroll's Etablissement. Sonnabend, Abends Blumenstraße Nr. 9. A l Rib GeoRis e Den Aaneaviser Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt- rhesters unter gefl. Mitwirkun rofessor Xaver Scharwenka.

Nummerierte Plätze à 1,50 4 bei Bote u. Bo! Leipzigerstr. 37, und im Kroll’schen Etablifsement.

ranz Stanislaus Thurau (Berlin). Hr. Ober- ehrer a. D., Professor Carl Strübing (Betlin). r. R arl Peterssohn (Posen), r. General-Lieut. z. D. Bruno Weißhun (Star- gard i. P.)

Verantwortlicher Redakteur : Direktor Dr. H. Klee in Berlin.

Verlag der Expedition (Scholl z) in Berlin,

Anftalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sechs Beilagen (eins{ließlich Börsen-Beilage), und die Besondere Beilage Nr. 4.

g der Konzert- es Herrn Hof-

zum Deutschen Reichs-Anz

2 229.

Erste Beilage

Berlin, Freitag, den 28. September

eiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

coira. c Aa t arri act warne

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Ist ein Grundstück durch Vertrag verkauft und ohne Auflassung dem Käufer übergeben und von diesem der Kaufpreis berichtigt worden, und errichtet sodann der Käufer mit Wissen und ohne Widerspruch des Verkäufers auf dem Grundstück ein Gebäude, so hat, nah einem Urtheil des Reichsgerichts, V. Zivilsenats, vom 9, Mai /4. Juli 1894, im Gebiet des Preuß. Allg. Landrechts der Käufer falls der Vertrag nichts Anderes bestimmt durch die Jnädifikation das Eigenthum an dem Grundstück erworben, obgleih ihm dasselbe nicht aufgelassen worden ist. Verfällt Verkäufer in Konkurs, so kann der Konkursverwalter die Heraus- gabe des Grundstücks vom Käufer nicht verlangen. „Die Ansicht, daß nach preußishem Recht durch Bebauung ein unmittelbarer Eigenthumserwerb und nicht bloß ein Anspruch auf Ueberlassung der bebauten Fläche gegen den Eigenthümer derselben eintritt, hat das Reichsgericht unter näherer Begründung bereits früher ausgesprochen und daran festgehalten. Sie muß auch der Entscheidung in vor- liegender Sache zu Grunde gelegt werden. Das Allg. L.-R. regelt in den 88 327 bis 331 19 den Fall, daß jemand auf fremdem Grund und Boden ohne Vorwissen des Eigenthümers baut. Hier überwiegt das Recht des Eigenthümers an der Fläche. Er kann das Gebäude erhalten oder dessen Weaschaffung verlangen. Wählt er ersteres, so hängt cs von seinem Willen ab, ob er gegen Ent-

schädigung das Gebäude fih zueignen oder es dem Bauenden

überlassen will. Dem § 3321 9 Allg. L. -R. liegt dagegen der Gedanke zu Grunde, daß derjenige, welher auf fremdem Grund und Boden mit Vorwissen des Eigenthümers baut, mit dessen Zustimmung handelt. Diese Zustimmung wird an- genommen, wenn der Eigenthümer nicht sogleih nach erlangter Kennt- niß von dem Bau der Fortsezung debselben widerspricht. In diesem Fall läßt das A. L.-R. das Recht des Bauenden überwiegen. Er erwirbt das Eigenthum an Grund und Boden gegen die Verpflichtung zur Entschädigung des Eigenthümers. Daß derjenige, welcher eine Fläche dur gültigen Veräußerungsvertrag und Uebergabe erworben hat, wenn er sie vor der Auflassung bebaut, auf fremdem Grund und Boden baut, unterliegt nach den Vorschriften des Eigen- thum - Erwerbsgeseßes vom 5. Mai 1872 leinem Bedenken. Nach der Auffassung, welche der § 332 a. a. O. in der konstanten Rechtsprechung des Preußischen Obertribunals erfahren hat, läßt sich nicht sagen, daß seine Anwendung voraussetze, es sei das Grundstü erst dur ch den Bau in Besiß genommen und dessen Anwendung aus- ges{lossen, wenn der Bauende den Grund und Boden zum Zweck der Bebauung vom bisherigen Eigenthümer zum Besiß erhalten hat. Dies ergiebt sich aus der Geltung des § 332 für die Fälle des Erwerbs mittels formell ungültigen Vertrags. Der Bauende kann demnach den Besiß, und zwar zum Zweck des Bauens, einer Besißzver- äußerungs8handlung desbisherigenEigenthümers verdanken, ohne daß deshalb § 332 ausgeschlossen ist. Ausgeschlossen wind die Anwendung nur dann sein, wenn der Eigenthumserwerb durch den Bau dem Titel zuwiderläuft, auf Grund dessen die Besitßentäußerung seitens des Eigenthümers stattgefunden hat, z. B. beim Pachtvertrage. In Betreff des Kaufvertrages läßt sich solher Widerspru gegen den Eigenthums- erwerb durd) Bebauen lediglih aus dem Grunde, weil geseßlichß zum Eigenthumserwerb es noch einer Mitwirkung des Verkäufers durch Auflafsung bedarf, niht behaupten. Der ausgesprochene Rechts- grundjay bedarf jedo einer Einschränkung. Es kann nicht bezweifelt werden, daß es den Kontrahenten frei steht, bei dem Vertrage über ein Grundstück ihren Willen dahin kund zu geben, daß troß einer Einwilligung in die Beurkundung desselben der Eigenthums- übergang auf eine andere als die von ihnen angegebene bestimmte Art stattfinden soll. Wenn insbesondere beim Kaufvertrag verabredet wird, daß die Auflassung erst noch von bestimmten Leistungen des Käufers, ¿. B. der Zahlung von Kaufgeld abhängig sei, «so wird in der Negel eine solhe Stipulation die Bedeutung haben, daß- der Eigenthums- übergang nur dur ch A uflassung bewirkt werden darf, daß der Verkäufer zu deren Gewährung nur verpflichtet ift, wenn die in seinem Interesse versprochenen Leistungen vom Käufer erfüllt sind, und daß der Käufer ohne diese Erfüllung des Vertrags Eigenthum nicht be- anspruchen darf . . .“ (39/94).

Statistik und Volkswirthschaft.

Konsumvereine.

Der Jahresberiht des Verbandes deutsher Erwerbs- und Wirth- shafts-Genofjenschaften für 1893 führt in seinen Listen 1339 Konsum- vereine gegen 1283 im Vorjahre auf ; außerdem bestehen 15 Konsum- vereine als Aktiengesellschasten. F

Zu der Statistik der im Jahre 1893 erzielten Geschäftéergebnisse lieferten 377 Konsumvereine Material. Die Mitgliederzahl dieser Konsumvereine betrug Ende 1893 : 264185. Die Summe des Ver: kaufserlöfes in 1893 belief fih auf 68 399 865 4, davon kamen auf die 744 eigenen Lager 58 557 197 4, der Rest auf das Markengeschäft mit Lieferanten.

Die Geschäftsguthaben der Genossen betrugen Ende 1893 5 368 450 M, dic MReservefonds 2685282 #4; angelichene fremde Gelder waren 6 322 689 A in dem Geschäft der berihtenden Konsum- vereine thätig. E s

An Kapital- und Einkaufs - Dividenden wurden den Genoßsen aus den Erübrigungen des Jahrs 1893 5 935 906 Æ gezahlt, was einer Dividende von 110,6 9% auf die angesammelten Geschäftsgut- haben der Genossen gleichkommt. :

Die Waarenschulden, welhe eine Anzahl der berihtenden Ge- nossenschaften hatte, betrugen Ende 1893 1071 953 #4 /

Der Betrag der Ausstände bei den Genossen für auf Kredit ab- gelassene Waaren ist bei 113 Genossenschaften auf 272 600 4 an- egeben; bei 23 Genossenshaften überstieg der Gesammtbetrag der

uóstände 3000 A Bei einem Verein sind die Ausstände in Höhe von 24 737 4 durh fogenannte Kautionseinlagen der Genossen ge- deckt. Die Ursache der Ausstände ist zum größten Theil in der Be- schaffung der Wintervorräthe der Genossen an Kartoffeln, Kohlen 2c. zu finden, wofür die Beträge auf bestimmte Fristen kreditiert werden, während sons Baarzahlung vorherrsht. Im Bericht wird die Mah- nung ausgesprochen, in den Fällen, wo noch in der That Waarenborg bei den Konsumvereinen üblich ist, davon abzulassen und die Baar- zahlung einzuführen, | j

Grundbesitz hatten Ende 1893: 150 der berichtenden 377 Konsum- vereine; derselbe stand mit 5 932 820 4 Ende 1893 zu Bud hat aber bedeutend höheren Werth, da regel eBiae, oft erheblihe Ab- {reibungen davon vorgenommen werden. Der Grundbesiß war Ende 1893 mit 2535 931 4 Hypotheken belastet. i

Den DAMPNBoad)onos für Bildungszwecke, die Ende 1893 mit einem Gesammtbetrage von 66 730 A zu Buch standen, waren vom Reingewinn des Jahres 1893 27 291 4 überwiesen worden.

Bu einer besonderen Statistik über die Bewegung der Mitglied- | É und den Bestand an Mitgliedern bei den einzelnen Mon en:

aften berihteten 351 Konsumvereine, VAen hatten zu Anfang 1893: 199 382 Genossen; im Laufe des Jahres traten 31 678 neue Mitglieder hinzu, 16 167 s{hieden aus, so daß der Bestand mit Be- gun des Geschäflötahres 1894: 214 893 betrug, Davon entfielen zu ie unselbständigen Arbeiter 25,2% des Gesammtbestandes, darau

N en die selbständigen Handwerker mit. 13,5 %/%, die Aerzte, Apotheker, ehrer, Künstler 2c. mit 8,6% u. st. w.

i Der Verein für Sozialpolitik tritt heute zu seiner diesjährigen Versammlung in Wien zusammen. Gestern versammelten sih, wie ,„W. T. B.“ meldet, die bereits ein- getroffenen Mitglieder zu einem Begrüßungéabend, dem zahlreiche Deutsche und Engländer beiwohnten.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Görliß wird dem „Vorwärts“ über den sozialdemokratischen deutschen Töpfer-Kon greß, der vor einigen Tagen dort . abge- halten wurde, Folgendes berihtet: Der Vorsißende Kaul ich-Berlin führte aus, daß, obwohl mehrere Beitragsklassen vorgesehen find, zumeist nur die untere Klasse (15 H pro Woche) von den Filialen in Abzug gebraht sei; eine höhere Beitragsleistung müsse unbedingt eintreten. Die Agitation unter den Zieglern habe verhältniß- mäßig guten Erfolg gehabt. Nach dem Kassenbericht betrug die Ein- nahme der örtlihen Verwaltungen 29 397 M, die Ausgabe 28 360 4, darunter Wanderunterstüßung 8281 4 Die e hatte eine Gefammteinnahme von 36921 Æ und eine Gesammtausgabe von 35754 M. Die Zeitungsfrage wurde dahin erledigt, daß unter Ab- lehnung aller Anträge, die ein vierzehntägiges Erscheinen 2c. bezweckten, beshlossen wurde, den „Töpfer“ auch Tünftig jede Woche erscheinen zu lassen Zu den Statuten wurde u. a. beschlossen: An Wanderunterstüßung wird für die Folge in jedem Fall jährlih nur bis zur Höhe von 30 (A gewährt. Bei Ausständen wird die Unterstüßung den örtlichen Verhältnissen gemäß geleistet. Falls Extrasteuern nöthig werden, hat der Zentralvorstand die Ge- nehmigung dazu dur Urabstimmung einzuholen. Mit Rücksicht darauf, daß Ziegler und ähnlihe Arbeiter dem Verein angehören, er- bielt die g Crd n die Bezeichnung: „Verband der Thonwaaren- arbeiter“. er Siß des Verbandes bleibt in Berlin. Zum Borsißenden wurde Kaulich wiedergewählt. Die Kongresse finden jeßt nur alle zwei Jahre statt; der nähste soll in Hildesheim ab- gehalten werden.

In Elbing haben nah demsclben Blatt die Dreher in der Porzellanfabrik die Arbeit wegen Lohnkürzung gekündigt.

Aus Büdingen (Oberhessen) wird dem „Vorwärts“ mitgetheilt, daß sämmtlihe Steinmetßen der dortigen Firma R. Müller wegen Lohnstreits die Arbeit niedergelegt haben.

In Piesting in Miederösterreih befinden \sich 76 Feil en- arbeiter und Schmiede im Ausstande. Sie fordern: zehnstündige Arbeitszeit, entsprehende Tariferhöhung, Freigabe des 1. Mai, Wieder- aufnahme eines gemaßregelten Genoffen u. st. w.

Zum Ausstande der \chottischen Kohlengrubenarbeiter wird der „NRhein.-Westf. Ztg.“ aus Glasgow geschrieben: Während am Montag eine stärkere Wiederaufnahme der Arbeit stattgefunden hatte und beispielsweise allein in Lanarkshire und Dumbartonshire mehr als 9000 Bergleute eingefahren waren, hat fih inzwischen die Lage plößlich wieder vershlimmert, und, dem Druck der Ausstands-Piquets, nicht dem eigenen Triebe gehorchend, ist die Mehrzahl der arbeitswilligen Bergleute wieder den Gruben fern geblieben. Jn Edinburgh fand am leßten Sonnabend auf Veranlassung des „Distrikt Trade-Union- Raths" eine große Massenkundgebung zu Gunsten der ausftändigen Len Bergleute statt, die zum ferneren Ausharren aufgefordert wurden.

Aus Malaga meldet „W. T. B.“ : Sechstausend Arbeiter, die der „Industria Malaguana“ angehören, sind in den Ausstand ein- getreten. Bisher ift ihre Haltung ruhig.

Kunst und Wissenschaft.

Im Vereinfürdeut\che-s8Kunstgewerbe sprah am Mittwoch Abend der Direktorial-Assiftent am Königlichen Kunstgewerbe-Museum Dr. Back über ältere Stucktehnik. Seit der griehis{ch-römischen Kunst, dur die Renaissance bis ins 18. Jahrhundert hinein bediente man sih bei der Auss{chmückung der Räume mit Stuckornamenten nicht des mechanischen Verfahrens, sondern der freihändigen Modellier- tehnik, wobei die eigenartigen Vorzüge des Materials am meisten zur Geltung kamen. Die besten Arbeiten der Antike, der Renaissance und des Nokoko beschränken fih auf ein ret flahes Relief, das als die eigentlihe Sphäre der Stulktehnik angesehen werden darf. Aus der literarishen Ueberlieferung ergiebt sich, daß das Material nah Zeiten und Orten der Werkstätten verschieden war, indem es bald aus pulverisiertem Marmor oder Flußkiesel mit Kalkmörtel hergestellt wurde, bald aus Gips, der besonders in Paris von altersher bevor- zugt wurde. Der Vortragende erläuterte den Vortrag an der Hand von Abgüssen und Photographien aus den Sammlungen des König- lichen Kunstgewerbe-Museums.

Den Theilnehmern am Naturforschertage in Wien wurde, wie dem ,W. T. B.* weiter berichtet wird, gestern Mittag im Namen der Stadt durch Bürgermeister Dr. Grübl ein glänzender Empfang im Rathhaus geboten. Zahlreiche hervorragende Perfönlich- keiten, darunter der Minister des Innern, Marquis Bacquehem, waren anwesend, Beim Eintritt in den Festsaol wurden den Damen Blumensträuße, den Herren Erinnerungszeihen üÜberreiht. Der Empfang, der mit einer Besichtigung der städtishen Sammlungen begann, hielt die Festtheilnehmer mehrere Stunden im Rathhaus ver- einigt. Gestern Abend waren die Mitglieder des Kongresses die Gäste Seiner Majestät des Kaisers Franz Joseph în der Hofburg und wurden von dem Erzherzog Carl Ludwig in Vertretung des Kaisers im NRedoutensaale empfangen. Bei dem Empfange waren die Minister Graf Falckenhayn, Marquis Bacquehem und von Madeyski zugegen. Der Erherios unterhielt sich angelegentlich mit den Kon- greßzmitgliedern. Der Empfang währte anderthalb Stunden.-

In der zweiten allgemeinen Sißung am Mittwoch hielt der kürzlih ers nach Wien berufene Professor der Physik Bolymann einen Vortrag über Luftschiffahrt. Er führte nach der „N. Fr. Pr.“ zunächst aus, daß die Anzahl der“ verfehlten Projekte auf diesem Gebiet Legion ist, Aber es haben si, von dem sagen- haften Dädalus und von Michelangelo angefangen, zu allen Zeiten auh die hervorragendsten Geister damit befaßt. In der That giebt es au fTaum ein Problem, welhes für den Menschen in gleiher Weise verlockend wäre, Der Mensch, dessen Eisenbahn das \hnellste Nennpferd überflügelt, dessen Schiffe l und im Wasser trop iyrec Niesengröße an Lenkbarkeik und eweglihkeit der Schwimmkunst des Fisches \potten, sollte niemals dem Vogel in die Luft zu folgen vermögen? Es ist kaum zu zweifeln, daß das lenktbare Luftschiff einen Ei wung in den Verkehr Gange würde, dem gegen- über der durch Eisenbahn und Dampfschiff bewirkte kaum in Betracht fäme. Unser heutiges Heer würde den eisernen, unangreifbar dahin- sausenden, Dynamit in die Tiefe {leudernden Ama nan nicht anders gegenüberstehen, als ein Vierter den Hinterladern. Das Zollwesen müßte entweder ungeahnte Verbesserungen erfahren oder ganz aufhören. Allein bisher it die Herstellung des lenkbaren Luft- \chiffs mißlungen, sodaß das Problem in bedenklicher Beile in Miß- kredit fam, ja große Theoretiker \sich sogar zur Ansicht hinneigten, seine Lösung sei unmöglih. Erst in neuester Zeit ist wieder eine Wendung eingetreten. Die Unrichtigkeit der alten Formeln wurde klar er- wiesen, und ih glaube Shnen den Beweis liefern zu können, daß die Lösung des Problems n

Ai ux möglich isl sondern aller er \heinlihkeit nah {hon in kurzer Zeit gelingen wird. Professor

Boltmann sprach nun vom ersten Schritt zur Lösung der Aufgaben der Luftschiffahrt, der Erfindung des Luftballons durch die Sie Mongolfier, dann von den zahllosen Versuchen, den Ballon zu lenken, was man durch Schaufelräder oder Luftschrauben, beides dem Bewegungsmechanismus des Dampfschiffs entlehnt, zu erreichen suhte. Um den Ballon leichter fortzutreiben, gab man ihm Zigarrenform mit vorangehender Spiße. Ein derartiger, von den franz*fishen Offizieren Krebs und Renard konstruierter, mit Luft- shrauben beweater Ballon konnte so gut gesteuert werden, daß er bei vollkommener Windstille in der That ein lenkbares Luftishiff war. Allein die erreihbare Geshwindigkeit blieb weit hinter der cines mäßigen Windes zurück, sodaß er selbst bei geringem Winde die Beute desselben wurde. Jn der That muß ein Ballon, um einen Menschen in die Luft zu heben, rund das tausendfache Volumen besigen; um die spezifisch \{chweren Maschinentheile zu tragen, ein noch weit größeres. Die Anwendung so kolofsaler Körper aber steht in direktem Gegensaß zur A eie U die das Luftshiff carakterisieren soll, zur leihten Beweg-' lichkeit. Unter Anwendung etnes Ballons is eine rashe Fortbewegung ausgeschlossen. Zur Erfindung des lenkbaren Luftschiffes aber war dies nur der erste Schritt, 2s die beim Luftschiffe hon zur Ueberwin- dung des Windes unentbehrlihe rasche Bewegung zum Tragen einer Last ausgenüßt werden fann, sehen wir an den Raub- vögeln, welhe nach Erlangung grofer Geschwindigkeit, fast ohne Flügelshlag, in der Luft fortschweben. Wir gelangen so zu Flugmaschinen, welche kein Gas verwenden, das pezifish leichter als Luft i}, bei denen vielmehr bloß die lebende Kra

eines bewegten Mechanismus zum Tragen der Last in der Lu

benußt wird. Dieselben heißen dynamishe Flugmaschinen. Sie zer- fallen in zwei Hauptklassen. Bei den einen wird die bewegende Kraft vorzüglich zur Hebung benüßt ; als solche dient meist eine Luftschraube, welche si in der Luft geradefo vertikal aufwärts fortshraubt wie die Scthraubeeines Schraubendampfers horizontal im Wasser. Wie hier genügt ein fleiner Theil der ganzen Schraubenfläche, zwei oder vier gleihsinnig geneigte Flächen, welche sih vermöge ihrer Neigung bei rasher Drehun

in der Luft fortshrauben. Ein bekanntes Kinderspielzeug ist das Modell dieses Apparats. Wenn man an einem s{chweren Gegenstande zwei oder vier riesige, durch eine Maschine sehr ras gedrehte Luftschrauben anbringt, so fann er mit in die Lust getragen werden. Bei der zweiten Gattung der dynamishen Flugmaschinen, den Dracenfliegen oder Aërodlanen dagegen wird die bewegende Kraft hauptfählih zur horizontalen Fortbewegung benüßt, die Hebung ge- schieht nah dem von Wellner und Lilienthal am genauesten messend verfolgten Prinzipe, de eine schwach geneigte und s{chwach gewölbte Fläche bei rascher 4 ewegung el den Luftwiderstand außer- ordentlich stark gehoben wird. Man kann es das Prinzip der schiefen Ebene nennen. Auch dieses Prinzip kann an einem bekannten Kinder- spielzeug, dem Papierdrachen, erläutert werden. Dasselbe Prinzip findet auch beim Fluge besonders der großen Vögel Ba, wenn sie nah erlangter bedeutender Geschwindigkeit ohne Flügel- schlag frei in der Luft fortschweben, was man den Segelflug nennt. Die nöthige horizontale Geschwindigkeit kann dem Aëroplane ent- weder dur eine Art Flügelschlag ertheilt werden, in welhem Falle sie ganz einem Vogel gleiht, oder durch die Luftshrauben, welche sich aber jegt nicht nah aufwärts, sondern in horizontaler Richtung fortshrauben.

__ Bei dieser Stelle produzierte der Erfinder Ds ein von ihm \chon vor vierzehn Jahren hergestelltes kleines Modell einer dynamischen E dieselbe {oß zur Verwunderung der Ver- sammlung schnell wie ein Vogel durch den Saal und flog in eine Loge, wo das Modell von einer Dame aufgefangen wurde. Der Er- finder wurde durch stürmischen Beifall ausgezeichnet.

Professor Bolhmann fuhr dann fort: Bei cinem \o s{chwierigen Problem ist die denkbarste Vereinfahung der aufgewendeten Mittel von höchster Wichtigkeit. Da die horizontale Fortbewegung au bei jedem anderen Flugapparat mit ähnlichen Mitteln erzeugt werden muß, so stellt die Aëroplane die denkbar einfahste tus maschine dar, welche die Tragkraft ohne jeden neuen bewegten eddardderus auf- bringt. Sie lehnt sich auch im wesentlihen an den beim luge der Raubvögel erprobten Apparat an und hat so von vornherein die meiste Ausfiht auf Erfolg. Es wurden noch zahlreiche Flug- maschinen fkonstruiert, welhe eben in der Hauptsahe die ge- nannten Grundtypen miteinander kombinieren. So zahlreihe Lusft- schrauben, die zusammen eine geneigte Fläche bilden; Räder, welche

eneigte Flächen unter entsprehendex Steuerung im Kreise herum- 4 Kombinationen von Ballons mit dynamischen Flugapparaten 2c. Auf der im vorigen Monat zu Oxford abgehaltenen britischen Natur- forsherversammlung war eine große, von Hiram Maxim konstruierte Flugmaschine der Gegenstand eingehender Debatten, welhe im wesentlihen nur eine Ausführung des Kreß's{hen Modells in kolossalen Dimensionen ist. Die beiden Luftshrauben werden durch eine äußerst \innreich konstruierte, mit Benzin geheizte Dampfmaschine getrieben; die ganze Flugmaschine, welche in- kÉlusive zwei Mann, die sie bedienen, 8000 englishe Pfund wiegt und mit einer Geschwindigkeit von 30 m in der Sekunde, alio \schneller als der rasheste Cilzug, dahinbraust, hat sich in der That einmal in die Luft erhoben. Herr Maxim hat i den zweiten gens Schritt zur Erfindung des lenkbaren Luftschiffes gemacht; er at bewiesen, daß man durch einen dynamischen Flugapparat in der That große Lasten frei in die Luft zu erheben vermag. Die größten englishen Physiker, die alle Theoretiker find, Lord Kelvin, Lord Naleigh, Lodge 2c., sprahen mit Begeisterung von Maxim's Maschine, und. ih dachte hon, daß wiederum die Engländer eine neue, epoche- machende Erfindung die thre nennen. Allein die Sache hat do noch einen De Die Marxim’sche Maschine lief anfangs wie eine Lokomotive auf chienen unter ihr, als sie die nöthige Geshwindigkeit hatte, aber auf eigens zu diesem Zweck über ihr gezogenen Schienen. Durch den großen Auftrieb zerbrach zu früh eine der oberen Schienen, die Maschine erhob sih in die Luft; aber alle ihre zahlreichen Lenkvorrihtungen konnten niht {nell genug in Gang geseßt werden; sie mußte möglichst rasch zum Stillstand gebraht werden und litt bedeutenden Shaden. Das große Hinderniß aller dieser Versuche liegt in ihrer Ge- fährlichkeit. axim bemerkte in seiner Rede, daß der ataslier niht nur Techniker sein muß, sondern auch Akrobat. an denke sich eine so riesige Fläche so schnell bewegt, daß ihr Lustwiderstand egen 10 000 Pfund beträgt, und M, welhe Störung da jeder indstoß, jeder Auskwbe, an dem ohne Stüßpunkt frei s{webenden Apparat erzeugt, wie kolossal jede Aenderung der Neigung, j en le ung die Bewegung des Ganzen beeinflussen muß. Man studiere d annigfaltigkeit und Feinheit der Flügelbewegung des Raubvogels, man bedenke, wie bei der leisesten Unvorsichtigkeit ein Kinderdr zele bäume in der Luft schlägt, und. erlenE ch in die Lage des Luftschiffers, dessen Flugapparat in Aude: ise ungehorsam wird. ih, da der Beweis geliefert ist, daß die Kraft der Aöroplane ausrei yofie Lasten in die Luft zu erheben, ist es nur mehr eine Frage der elhicklihkeit, sie rihtig zu lenken. r je jah, mit woelcher heit ein ungeheurer Ozeandamper von wen a Menschen gelenkt wird, wer das in Eisenwerken oft produzierte | hammer von 1000 l

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Damp Ctr. weni lase einer Baschenuhr wie auf B g ‘leben Hel, der wird nicht be-

weifeln, daß auh die Flugmaschine wird können / sobald die nôt ,

aber wie diese sammeln, ohne Mens

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