1894 / 240 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 11 Oct 1894 18:00:01 GMT) scan diff

DL Le Ei n-Betriebsamt Berlin- Halle berichtigt Mittheilung über die Ausgabe der taten mit An E der Plaßnummer zum Zuge (vergl. Nr. 239 d. Bl.) dahin, daß e vom 15. d. M. ab im Vorverkauf dur das internationale Reisebureau von Siepermann in Berlin, Unter den Linden 69,. am Reisetage bis Abends 7 Uhr, und dur die Fahrkarten-Ausgabe- stelle des Anhaltischen Bahnhofs in Berlin am Reisetage von 7}—9è Uhr Abends erfolgt.

Bremen, 10. Oktober. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Saale“ is am s. Oktober Abends auf der Weser angekommen. Der Schnelldampfer „Trave“ ist am 8. Ok- tober Nachmittags in New-York angekommen. Der Postdampfer „Graf Bismarck“ ist am 8. Oktober Vormittags in Oporto angekommen. Der Reichs - Postdampfer „Karlsruhe“ hat am 8. ober Nachmittags die Reise von Genua nah Neapel fort- geseßt. Der Schnelldampfer „Spree“ hat am 9. Oktober Nach- mittags Scilly passiert. Der Postdampfer „Weimar“ hat am 9. Oktober Mittags D over passiert.

London, 10. Oktober. (W. T. B.) Der Castle-Dampfer „Täntallon Castle“ is heute auf der Ausreise in Madeira angekommen. Der Union-Damypfer „Mex ican“ ist heute auf der Heimreise von Madeira abgegangen. Der Union - Dampfer „Guelph“ ist heute auf der Auêreise von Lissabon abgegangen.

Theater und Musik.

Im Königlichen Opernhause wird morgen Mascagni's „Cavalleria rusticana“ (Damen: Pierfon, Dietrich, Herren : Sommer, Fränkel) und Rossini’s „Barbier von Sevilla“ (Frau Herzog, Herren

ulß, Lieban, Mödlinger, Krasa) gegeben. Die Kapellmeister Dr. Muck und Weingartner dirigieren. Bei dem großen Intereffe, welches s für die Oper .„Hänsel und Gretel" fkundgiebt, wird dieselbe auch am Sonntag gegeben und die Aufführung von „Lohen- grin" am nächsten Dienstag stattfinden. Der Komponist von „Hänsel und Gretel“, Herr Engelbert Humperdink, ist gestern Abend in Berlin eingetroffen und wohnt der heutigen Hauptprobe -bei.

Im Königlihen Schauspielhause wird morgen Paul Lindau's Lustf iel „Ungerathene Kinder“ zum fünften Mal gegeben.

rau Marie Seebach tritt am Montag zum ersten Mal seit ihrem nfall wieder auf. Auf besonderen Wunsch der Künstlerin wird das Lustspiel „Gegenüber“ von Benedir und „Die alte Schachtel“ von r gegeben. Frau Seebach debütierte am 15. Januar 1887 als itglied des Königlichen Schauspielhauses in der Rolle der Schwäbin in dem Lustspiel „Gegenüber. \ |

Im Deutschen Theater ist die erste Aufführung von Ludwig Fulda’'s neuem Lustspiel „Die Kameraden“ nunmehr endgültig auf nächsten Dienstag festgesept. : j |

Das Lustspiel „Das Heirathsnest“ von Gustav Davis, welches am Sonnabend im Berliner Theater zur ersten Aufführung ge: langt, ist zuerst im Hofburgtheater in Wien gegeben worden und hat ih dort als \ständiges Repertoirestück behauptet. Die komische Haupt- rolle wird hier von Marie Meyer dargestellt, welher ih in den anderen weiblichen Rollen die Damen Reisenhofer, Riska und Elsinger zugesellen. Die Insceneseßung wird von Herrn Meery geleitet.

m Friedrih-Wilhelmstädtishen Theater wird die

legi (am oan zu Ehren des A Künstler-

biläums von Johann Strauß zu gewöhnlichen Preisen ohne Auf- geld gegeben; der Anfang ist wie font für 75 Ühr festgeseßt.

Die Direktion des Residenz-Theaters theilt mit, daß sämmt- lihe Stücke, die das Théâtre Libre hier zur Aufführung bringt, in der Trautwein’shen Buchhandlung, Leipzigerstraße 8, in der Zentral- Buchhandlung im E otel und bei Hermann Lazarus, Friedrich- straße 66, in französischer Sprache vorräthig find.

Im Adolph Ernst-Theater wird am Sonntag, Nachmittags

3 Uhr, bei ermäßigten Preisen „Charley's Tante“ gegeben. m Konzéerthaus wird Kapellmeister Meyder morgen einen

„Novitäten-Abend* veranstalten.

Das Programm des Konzerts, welhes die Hof - Opernsängerin D rene Pewny unter Mitwirkung des Hof-Pianisten Herrn eorg Liebling am Sonnabend im Saal Bechstein veranstaltet, bringt u. a. die Briefarie aus „Don Juan“ sowie Lieder von Beethoven, Schubert, Shumann, Brahms und neueren Komponisten.

Jagd.

Morgen, Freitag, findet Königliche Parforce-Jagd statt. Stelldichein: Mittags 1 Uhr an den Jäger-Schießständen an der Potsdam-Michendorfer Chaussee.

Mannigfaltiges.

Das Diakonissenhaus (und Krankenheilanstalt) „Bethanien" (Mariannenplat) beging gestern Nachmittag in der festlich erleud- teten und feierlich geschmückten Hauskapelle fein Fahresfest. Viele A der Anstalt sowie eine zahlreihe Schwesternschaft hatten sih, nah dem Bericht der „N. Pr. Ztg.“, eingefunden. Unter den anwesenden Mitgliedern des Kuratoriums befand si der General - Arzt Schaper (von der Charité). Auch der bei der Feier nicht amtlich mitwirkende Hausgeistlihe von Bethanien,

astor®? Anders, dem hauptsächlih die Seelsorge an den Kranken ob- liegt, war erschienen. Die Festpredigt hielt Pastor Stosh vom Elisabeth-Krankenhause (Lütßowstraße) über Matthäi 26, 51—5d. Alsdann vollzog Pastor Schulze die Einsegnung von neun Schwestern. Die Neueingesegneten bekräftigten ihr O eDes Gelöbniß durch Handschlag in die Hände threr Oberin Gräfin Keller und ihres Seelforgers Pastor Schulze. Leßterer hatte seiner Rede zu Grunde gelegt das Wort Lukas 9, 23: „Wer mir nachfolgen will, der verleugne Ls selbst und nehme sein Kreuz auf sih ewiglich und folge mir nach.“ Nach der Einsegnung stimmte ein Schwesternhor an: „Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.“ Im Schlußgebet gedachte Pastor Schulze auch fürbittend der hohen Protektorin der Anstalt, Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin. Eine Nachfeier im Kreise der Schwestern beshloß gestern Abend das Jahresfest. E

Der erste Wohlthätigkeits-Bazar dieser Saison ist heute im Herrenhaus eröffnet worden. Er is} veranstaltet von dem Armenbeschäftigungsverein der St. Elisabethgemeinde, der die bedürf- tigen Frauen und Wittwen der Gemeinde während des ganzen Jahres mit Arbeit versorgt. Der Bazar foll Gelegenheit bieten, diese Ar- beiten, die unter der Kontrole der Damen des Vereins hergestellt find, abzusezen. Der Bazar bleibt bis zum 13. d. M. geöffnet.

Hamburg, 10. Oktober. Auf die von dem hiesigen Journalisten- verein als Vorort des Journalistentages nah Heidelberg gerichtete Anfrage ging, wie „W. T. B." meldet, heute hier ein Telegramm des Ober-Bürgermeisters Dr. Wilkens mit der namens des Stadtraths abgegebenen Erklärung ein, daß der allgemeine deutsche Fournalisten- und Schriftstellertag im nächsten Jahre in Heidelberg willkommen sei. Demnach findet der Journalisten- und Schriftstellertag 1895 in Heidelberg statt.

Wien, 10. Oktober. In voriger Nacht ging, wie das „D. B. H." meldet, über Marchegg und Preßburg ein schweres Gewitter mit heftigem Wolkenbruch nieder, wodurh furchtbarer Schaden angerihtet wurde. Mehrere Häuser wurden weggeschwemmt; zahl- reihe Thiere sind zu Grunde gegangen. Der Eisenbahnverkehr ist \treckenweise ganz unterbrochen.

London. Ueber den (in Nr. 239 d. Bl.) bereits kurz gemeldeten j

E enan uta bei Chartham auf der englischen Südostbabn wird der „Köln. Ztg.“ berihtet: In der Nähe dieses Orts sei an einem Sandes ang bei fehr dihtem Rebel am Dienstag früh ein Wagen, in dem siebzehn Personen saßen, die nah einem benachbarten Gut fuhren, um die Hopfenernte zu halten, von einem Güterzug über. rascht worden. Als die Leute den Zug bemerkten, wollten einige ras die zweite Barrière, die geschlossen geblieben war, öffnen; es war jedoch zu \pät, und auch dem Maschini ten gelang es nicht mehr, den Zug zum Stehen zu bringen. ie Lokomotive fuhr an das erste Nad des Wagens und schnitt diesen buchstäblich entzwei, wobei die Insassen des Wagens nah allen Richtungen geschleudert wurden. Keiner ward Abecfabren, von der Wucht des Stoßes \tarben jedoch fünf auf der Stelle und ein fechster bald darauf; ein siebenter, ein zweijähriger Knabe, ist so s{chwer verleßt, daß man an seinem Aufkommen zweifelt. Neun andere find leiht verleßt. Die Getödteten und Verlezten find meist Frauen und Kinder. Der Vordertheil des Wagens wurde von der Lokomotive weiter E die erst mehr als 50 m von der Stätte des Unglücks till stand, weil das Gleise zu glatt war. Der Zugführer ent\loß ih, sofort nah dem nahen Canterbury zu fahren, von wo alsbald ein Sonderzug zur Hilfeleistung abgelassen wurde.

St. Petersburg. Die Nahforshungen nah der „Russalka“ haben zu keinem Erge E geführt und sind, wie der „Nordd: Allg. H mitgetheilt wird, für dieses Jahr endgültig eingestellt worden.

iht bloß von seiten des russisWen Marine-Ministeriums, auch von privaten Expeditionen wurden Nachforshungen nach diesem im Finni- schen Meerbusen während eines Sturms verschwundenen Monitor ver- anstaltet. Man hatte viele technische Errungenschaften der Neuzeit benußt, auh vom Luftballon aus den Meeresboden untersucht, aber alles war vergeblich.

Aus Italien. Veroneser und Mailänder Zeitungen bringen \paltenlange Berichte über den ungeheuren Schneefall, der in der leßten Woche die Landstriche in den Voralpen heimgesuht hat. Jn Cammarata di Bedonia erreichte der Schnee die beträchtlihe Höhe von 30 ecm; die Obstbäume find durch die Kälte sehr geschädigt. Wie der „Piccolo“ von Cuneo meldet, find die Militärbaracken am Colle del Mulo metertief eingeshneit. Seit Menschengedenken, chreiben die Blätter, habe es in dieser Jahreszeit in Jtalien nicht so stark geshneit und gefroren.

Amsterdam, 10. Oktober. Die Königin - Regentin hat si, dem „W. T. B.“ zufolge, bereit erklärt, das Protektorat über die et im Jahre 1895 stattfindende internationale Auszg- tellung für Hotelwesen zu übernehmen.

Bei Esneurx in der Nähe von Lüttich Wie „Etoile belge“ erfährt, wurden der Maschinist und 25 Reisende verwundet. Die Lokotomotive ist zertrümmert und der Dienst vollständig gestört. Der regelmäßige Verkehr dürfte niht vor morgen Vormittag wieder hergestellt werden.

New-York, 10. Oktober. „W. T. B.“ meldet: Jn der ver- gangenen Nacht wüthete hier ein Orkan. Ein kürzlih erbautes, noch unbewohntes Haus von sieben Stockwerken stürzte ein und zer- störte das benachbarte Gebäude; hierbei wurden - aht Personen ge- tödtet; zwei Personen werden vermißt. Auch die Städte an den Küsten von Long-Island erlitten durch den Orkan \chweren Schaden. Zahl- reiche Tleine Schiffe sind untergegangen.

Brüssel, 10. Oktober. ist ein Personenzug entgleist.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der (Ersten Beilage.)

E S

t. vom 11. Oktober, rx Morgens.

2

Wetterberi

8

d C D

von Ignaz Weingartner.

Wind, Wetter

Meeressp. red. in Millim.

Stationen,

Temperatur in 9 Celsius 59C.=49R

Bar. auf 0 Gr.

u. d

wolkig halb bed. wolkig wolkig wolkig wolki Nebe bede

Nebel 15

Belmullet .. | 766 Aberdeen .. | 769 Christiansund | 764 Kopenhagen . | 770 Stockholm . 771 e j 763 t. Petersbg. | 774 A a T Cork, Queens- Town eie 768 Cherbourg. . | 768 bededckt 14 ber. l 769 Nebel 11 Es 770 10 Bud l G70 9 winemünde 770 Í 10 Nteufahrwasser| 769 12 Ee cl TTO halb bed.) 8 ünster. - | 768 A 4 10 n\ter. un e Karlsruhe . . | 769 ill|Nebel 10 Die Weber. Wiesbaden . | 769 Regen 10 München .…. | 770 Regens) 10 Chemniß .. | 770- \till|Nebel 8 i [770 \till|Nebel 10 U Mien .….. | 769 ftill|halb bed. 8 7# Uhr. Breslau... | 769 |WNW 3\|bedeckt 9

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Gaul. Erhöhte Preise.

Seirathsnest.

e Abends Nebel. 2) Nachts Thau. ?) Nachts Nebel.

Uebersicht der Witterung.

Der Luftdruck is über Europa hoh und sehr gleihmäßig vertheilt, daher die Luftbewegung {chwadch, vielfach herrschen Windstillen, insbesondere über Mittel-Europo. In Deutschland dauert die stille, e neblige Witterung fort, ohne nennenêswerthe tiedershläge, die Temperatur ist durchschnittlich etwas gestiegen und A allenthalben etwas über dem Mittelwerthe. Die Wetterlage zeigt für Europa

oße Beständigkeit, und daher dürfte Fortdauer der Fllen, nebligen Witterung demnächst noch zu er-

warten sein. Á; Deutsche Seewarte.

Freitag:

Theater- Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Freitag: Opern- haus. 210. Vorstellung. Cavalleria rusticana Banern-Ehre). Oper in 1 Aufzug yon Pietro ascagni. nah dem gleichnamtgen Volksftük von G. Verga. In Scene geseßt vom Ober- Regisseur Teylaff. Dirigent: Kapellmeister Dr. Muk.

Montag,

Der Barbier von Sevilla. Komische Oper in 2 Aufzügen von Gioachimo Rossini. Dichtung nah Beaumarchais, von Cesar Sterbini, überseßt Kollmann. Anfang 73 Uhr. Schauspielhaus. ( ; | Kinder. Lustspiel in 4 Aufzügen von Paul Lindau. -| In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Max Grube. Anfang 74 Uhr.

Sonnabend : Opernhaus. 1 l ersten Male: Hänsel und Gretel. Märchenspiel in 3 Bildern von Engelbert Humperdinck. Tert von Adelheid Wette. ( Regisseur Teblaff. Die Puppeufee. Panto- mimishes Ballet-Divertifssement von U und Musik von Joseph Bayer.

Schauspielhaus. 220. Vorstellung. Die Quizows. Vaterländishes Drama in 4 Aufzügen von Ernst von Wildenbruch. Anfang 73 Uhr. l

Deutsches Theater. Freitag, 6. Abonnements- Rg: Esther. Der Tartüff. Anfang

Uhr. * Sourabenb: Die Weber. Sonntag, 24 Uhr: Der Talismau. 7# Uhr:

Berliner Theater. Freitag, 6. Abonnements- Borstellung: Der Traum ein Leben.

Sonnabend, zum ersten Male: Das Heiraths- net. Lustspiel in 3 Akten von Gustav Davis. Sonntag, 24 Uhr: Heimath. 74 Uhr: Das

Lessing - Theater. Freitag: Die Schmetter- lings\hlacht. Anfang 7# Uhr. onnabend: Die Schmetterlingsschlacht. Sonntag: Die Schmetterliugsschlacht.

Friedrich - Wilhelmstädtishes Theater.

Der Vogelhändler. 3 Aufzügen von L. Held und M. West. Musik von Carl Zeller. Herr Kapellmeister Baldrei Sonnabend: Der Vogelhändler.

Refidenz - Theater. Direktion: Sigmund Lautenburg, Freitag: Leßte Woche. Zum 48. Male: Demi- in 5 Akten von Alexandre Dumas. Anfang 7# Uhr.

Sonnabend und folgende Tage: Demi-Monde. 15, Oktober: Monsieur Audré Antoine mit seiner ganzen Ge- sellshaft (Théâtre Libre) aus Paris.

Ueues Theduter. Freitag: Doppelselbstmord.

Dirigent: Kapellmeister Der Geigenmacher von 1 Akt von Francois Coppé.

219. Vorstellung: Ungerathene

Boranzeige: Erste Au (Cabounat findet

211. Vorstellung. Zum | tober, statt.

Fn Scene geseßt vom Ober-

glänzender Ausftattung.

nfang 7 Uhr. welt,

Sonntag: Ka éapreif

N Musik von Carl Millöer.

Bentral-Theater.

Bäckers. O, diese Berliner! Große und Tanz in 6 Bildern (nah durch Berlin“) von Julius Julius Einödshofer. Anfang

Anfang

28 Tage. mond und A. Mars.

Sonntag, | Preisen: Charley’s Tante.

Schiffbauerdamm 4a. /5. Bauernposse in 4 Akten von Ludwig Anzengruber. 1 Cremona. Drama in Anfang 7+ Uhr. Sonnabend und Sonntag!: Doppelselbstmord. Vorher: Der Geigenmacher von Cremona. hrung von Komödiantenu ! Sonnabend,

Theater Untex den Linden. Behrenstr. 57. Direktion: Julius Frißsche. Freitag: In neuer Orpheus in der Unter- Operetten-Feerie in 4 Akten (12 Bildern) von Hector Cr.mieux. Deutsch von Eduard Jacobson. Musik von Jaques Offenbah. Anfang 7F Uhr.

Sonnabend: Orpheus in der Unterwelt. Nachmittags - Vorstellung zu halben en: Der arme Jouathanu. 3 Akten von Hugo Wittmann und Julius Bauer. Anfang 3 Uhr.

Alte Jakobstraße Nr. 30 Direktion : Richard Schul. Emil Thomas a. G. Anna Josefine Dora. Freitag: Zum 42. Male.

ofse mit Gesang

alingré’s reund. +4 Uhr. Sonnabend: O, diese Berliner !

Adolph Ernsi-Theater. Freitag : Lolotte’s Vaudeville in 3 Akten von] H. Ray- Musik von Victor Roger. H u e geseßt von Adolph Ernst. Anfang

Ÿ Sonnabend: Dieselbe Vorstellung. Nachmittags 3 Uhr,

Konzert -Haus. Freitag: Karl Meyder- Konzert. Novitäten-Abend. ODuv. „König Lear“, Litolf, Thema und Variationen a. d. A-dur- Quartett op. 27 Nr. 1, Bolko Graf von Hochberg, Suite „Der Nußknacker“, Tschaikowsky.

Saal Bechstein. Linkstr. 42. Freitag, Anfang 75 Uhr: Beethoven-Liszt-Klavier-Abeud von Gisella Göllerich-Voigt. i;

Vorher:

den 20. QOk-

Pirkus Renz (Karlstraße). Freitag: Humo- ristische Vorstellung. „August“ und sein Kollegeu. Auf auf zur fröhlichen Jagd, Außerdem: 6 Rappen und Karoussel von 30 Pferden, vorgef. v. Herrn R. Renz; Cyd, ger. v. Frau Renz-Stark; der Esel als Kunstreiter; das Ver- s{chwinden einer Dame; Herr u. Frau Denis; der musik. Clown Hermann u. Sohn 2c. Anfang 7 Uhr.

Sonnabend: Auf auf | g fröhlichen Jagd.

Sonntag: 124 Uhr: Gr. Matinée. Auf auf aue fröhlichen Jagd. Vorverkauf Ga und

onnabend an der Zirkuskasse. Loge 4 #4, Kinder 2 Æ Sperrsiy 2,50 4, Kinder 1,50 A Tribüne 2 M, Kinder 1 A 1. Rang 2 #, 2. Plaß 1 , Gallerie 50 „4 Auf leßteren drei Pläßen ein Kind unter 10 Jahren frei. ;

Reise Abends 75 Uhr: Auf auf zur fröhlichen Jagd.

Musik von E G G? N S E N S S7 Rai

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Inez Teltsher mit Hrn. Guts- besißer Gert Totenhöfer (Hamburg, Uhlenhorst— Angerburg). E,

Verehelicht: Hr. Prem.-Lieut. Friedrih von Wrisberg mit Frl. Elisabeth von Blum (Lüne- burg). Hr. Hauptmann Dorn mit Frl. Elisabeth Pauckert (Krumm-Wohlau bei Wohlau). Hr. Rittmeister Weinschenck mit Frl. Willmann

Operette in

zu ermäßigten

Chaufseestraße 25. Operette in

Regie: Herr Epstein. Dirigent: [40603] i Ï Anfang 7# Uhr.

Blumenstraße Nr. 9,

onde. Sittenbild

Erstes Gastspiel des t a Karten zu M 6.—,

Konzerte.

Theater- und Konzert-Direktion Ernest Cavour, Loudon.

Philharmonie. Montag, 22. Oktober, Abends 7# Uhr : Großes Konzert von e E Ben Davies, Tenor der Noyal Opera, London, Tivadar Nachèz, K. Kammervirtuos, London (Violine),

Algernon Ashtonu,

Komponist aus fta d Di, M 3.— und M 2.— bei Bote & Bo.

Gleiwiß). Hr. Prem.-Lieut. Max Mund mit rl. Margarete telt (Breslau). Hr.

ellenthin mit Frl. Orlinda von

Waldenbu i

rg. á “j

Geboren: Éin Sohn: Hrn. Regierungs-Assessor Goßner (Breslau). Hrn. Prem.-Lieut. Sieg- fried von Boehn (Berlin). Eine Tochter: Hrn. Regierungs-Assessor Dr. Köhler ( nau a. M.). Hrn. Hauptmann Prochnow (Oppeln).

Hrn. L E: pleier (Breslau).

Gestorben : Hr. Fr r. Duser August von Rhoeden (Vießow bei Woldish-Tychow). Hr. Regierungs- und Forstrath Weber (Meß).

ieut. Paul von

I)

Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. H. Klee in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin. Drudck der Norddeutshen Buhdruckerei und Verlagb- “Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32. Fünf Beilagen (einshließlich Börsen-Beilage).

M. 4.—

die aus der

und für

Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

M 240.

Berlin, Donnerstag, den 11. Oktober

1894.

Die Ursachen der Explosfionen in Steinkohlengruben,

Zwei folgenschwere Katastrophen_ haben im Laufe des Jahres den österreihishen und den englischen Steinkohlenbergbau betroffen; in beiden Fällen war die Explosion durh Schlagwetter und durch Kohlenstaub hervorgerufen worden. /

Die Schlagwetter bestehen aus einem Gemenge von atmosphä- risher Luft und dem aus den Steinkohlen beständig austretenden leichten Kohlenwasserstoffgas (welhes den Hauptbesiandtheil unseres Leuchtgases bildet). Wenn der Luft 60/6—12 9% solcher Kohlen- wasserftoffgase beigemengt sind, entsteht die gedahte entzündlihe

ishung.

M Gegen die von den Sclagwettern herrührenden Gefahren \chüßt zunächst die jeden Morgen vor Beginn der Arbeit stattfindende Unter- uhung aller Arbeitspunkte dur erprobte Bergleute, welhe mit Hilfe der Sicherheitslampe eine Beimengung von 2 °/o Kohlenwasserstoffgas zu erkennen vermögen. Dort, wo Ansammlungen gefunden werden, darf entweder überhaupt nit oder doch nur unter besonderen Bor- sihtsmaßregeln gearbeitet werden ; es versteht sich von selbst, daß auf allen Gruben mit Schlagwettern nur mit Sicherheitslampen gearbeitet werden darf, welche den Arbeitern verschlossen und gefüllt bei Beginn der Schicht von der Grube ausgehändigt werden. Verschlossen muß die Lampe sein, um eine beim Oeffnen in sMlagwetterteiden Orten mögliche Explosion zu verhüten. Um nun die Hauptversuhung zum Oeffnen (das Wiederanzünden nach dem Verlöschen) zu beseitigen, müssen sämmtlihe Wetterlampen eine von außen zu handhabende, innere Zündvorrichtung zum Anstecklen der Lampe be- siven. Da, wie oben bemerkt, das Gemisch von Luft und Kohlenwasserstoffgasen nur bei Beimengung von 6—12 9/6 der leßteren erplosibel it, so muß nah den bergpolizeilihen Vorschriften die Grube so stark mit frisher Luft durh|pült werden, daß die Bei- mengung von Kohlenwasserstoffgasen weit unter die Grenze der Explosibilität sinkt; zur Sicherheit geht man so weit, vorzuschreiben, daß Grube austretende Luft höchstens 1 %/ Kohlenwasserstoff- gase führen darf. Auf Steinkohlengruben wird diese Spülung dur ewaltige Flügelräder erreiht, welhe die Luft aus der Grube an- ne dadur ein Vakuum erzeugen und so ein starkes Nachstrômen frischer Luft bewirken. Einen Maßstab für die erforderliche Luft- oder „Wetter“menge bietet die Grube Hibernia bei Gelsenkirchen, wo in jeder Minute 6000 cbm Luft aus der Grube durch einen Ventilator hefausgeshleudert werden. Die Bedeutung dieser Leistung wird ver- ständlicher, wenn man erfährt, daß diese 6000 cbm Luft 7,74 t oder 155 Zentner wiegen! Das ist eine Tagesleistung von 223 000 Zent- nern = der Ladung von 1116 der Güterwagen zu 10 t. Wenn man

} dur dieses Mittel den Gesammtgehalt unter 2 9% herabdrüdt, so

sind denno Punkte vorhanden, wo troß ganz besonderer Vorkehrungen ein explósibles Gemish sih kaum völlig beseitigen E Das ist insonderheit dort der Fall, wo die Kohle erst frisch bloßgelegt oder „angehauen“ ist und also mit großer A die in ihr unter hohem Druck befindlihen Gase zu entlassen bestrebt ist. Insbesondere treten solhe Gasausbrühe („,Bläser“) auf den die Kohle durchsetzenden Schichtflächen mit fabelhafter Heftigkeit auf. Auf verschiedenen west- fälishen Gruben beleuchtet man seit Jahren die Anlagen über Tage mit den Gasen, welche auf folhen Schichtflähen ausströmen.

Die Natur des bergmännischen Betriebs verbietet es, jedem ein- zelnen der zahlreichen, auf einer Grube vorhandenen Arbeitspunkte die benöthigte Luft- (Wetter-) Menge getrennt zuzuführen. Vielmehr O jedesmal, von Einzelfällen abgesehen, eine Anzahl benachbarter

rbeitspunkte an eine gemeinsame Luftzuführung angeschlossen, die in möglichst kurzem Wege die einzelnen Punkte bespült und dann in den oli Abzugskanal mündet, aus dem der oben erwähnte Ventilator augt. In dieser Gemeinsamkeit der Wetterzuführung liegt ein Gefahren- faktor, der allen Explosionen unheilvolle Ausdehnung zu verleihen im stande ist. Wenn z. B. ein Wetterstrom 10 Arbeitspunkte versorgt, so kann eine Explosion von enügender Heftigkeit auf dem von dem frishen Strom zuerst berührten Punkte sih auf die folgenden übertragen. Von äußerster Wichtigkeit ist es deshalb, die Ursachen der Explosionen aus dem Wege zu räumen. Als folche fürhtet man insbesondere die Sprengarbeit und das Oeffnen der Sicherheitslampen bei der Gegen-

Ì wart von Schlagwettern. Die Versuchung zum Oeffnen der Lampen E ist durh die bereits oben erwähnte innere Zündvorrichtung so gut | wie beseitigt.

DieSprengarbeit is nahezu überall dort, wo Schlagwetter vorhanden sind, entweder ganz verboten oder nur mit Sicherheits-Sprengstoffen, welche ohne Flammentwickelung si entzünden, gestattet. Da be- sonders die Verwendung zu starker Ladungen gefahrdrohend ist, will _man die gesammte Sprengarbeit durch besonders erprobte „Schießaufseher" besorgt wissen, welche die Ladungen abzumessen und die Sprengschüsse anzuzünden hätten. Die rasche Folge großer Katastrophen hat im belgischen Steinkohlenbergbau auf verschiedenen Gruben zum bedingungslosen Verbot der Sprengaubeit geführt, ohne, wie man theilweise fürchtete, die betroffenen Gruben vom Wettbewerb S Gehen, Auf der hochinteressanten diesjährigen Ausstellung des belgishen Bergbaues in Antwerpen zeigt ein Dia- gramm, daß in 20 Jahren der Sprengmittelverbrauh auf 1 t Kohle von 4,20 Fr. auf 0,70 Fr. gesunken ist, ohne daß die Arbeitsleistung E Abnahme erfahren hätte. Unstreitig wird z. Zt. eine Vercshwen- ung mit Sprengmitteln getrieben, besonders dort, wo sie unentgelt- lich den Bergleuten geliefert werden.

A Neben diesen beiden Gefahrenfaktoren is in neuerer Zeit ein ritter, der Kohlenstaub, als unzweifelhaft sehr beahtenswerth erkannt worden. Es darf für die im vorigen Jahrzehnt thätig gewesene preußische Schlagwetterkommission das Verdienst in Anspruch ge- ppen werden, die Thätigkeit des Kohlenstaubs zuerst genauer er- rit und feinen Einfluß auf die Entstehung und Fortpflanzung von E/vlosionen unzweifelhaft nachgewiesen zu haben. Es war dies das rgebniß zahlreicher Versuche, welhe in der Nähe von Saarbrüten aue einer über Tage errihteten Beobachtungsstrecke angestellt worden n und auch jeßt noch zur Klärung von Einzelfragen ocigeset werden. Die im Anschluß an die preußischen Arbeiten an- gl ellten Untersuhungen in OÖesterreih und Frankreih haben die j ane der preußischen Kommission durchaus bestätigt. Mit be- a erer Gründlichkeit hat eine im Februar 1891 cinge]ehte englische meeemission die Thâtigkeit des S bei Explosionen studiert ; n a der Vornahme umfangreiher Versuhe und der Vernehmung n Sachverständigen aus allen Kreisen des Berzbaues sind die während agens der Kommission erfolgten Erplosionen eingehender Prüfung unterzogen worden.

er im Juni d. J. erstattete Bericht dieser Kommission giebt zu-

} nächst eine historische L Aa, und {ließt

aran eine Untersuchung über die edeutung des Kohlenstaubs für den Se sau. Die auffallenden Vorgänge bei manchen bisher allein auf rit agwetter zurückgeführten Explosionen nöthigen, so sagt der Be- d a der Annahme eines weiteren Faktors, nämlih des Kohlen- Erdlet der unter geeigneten Umständen für sich allein Träger einer Urs osion werden könne, jedenfalls aber im stande sei, eine aus anderen achen, z. B. durch Schlagwetter, entstandene Explosion, die an Kat sih belanglos bleiben würde, zu einer weitgreifenden (l astrophe auszugestalten, erstre R großen ntfernungen, über welche einzelne Explosionen fih pur haben bis 64 km —, ohne daß man irgendwie naher des fri von Bläsern gefunden hätte, die grole Gewalt, mit der sie rischen Luft entgegengestürmt nd, wo fie Ansammlungen von

Staub, niht aber von Schlagwettern fanden, und endlih der Um- stand, daß alle großen Explofionen aus\{ließlich auf staubigen Gru- ben aufgetreten sind, sind Vorgänge, welche nicht gestatten, die Cs allein auf die Gegenwart von Schlagwettern zurück-

Daß auch trockener Kohlenstaub für si allein, selbst bei völliger Abwesenheit von Schlagwettern, besonders infolge von zu starken Sprengladungen s ties und zur Explosion gebracht werden kann, hat eine Anza l von Versuchen der Kommission unzweifelhaft nachgewiesen. Die Gefährlichkeit steigt mit der Feinheit und Trocken- heit des Staubs ; der Staub von gasreichen Kohlen neigt am ehesten zu Entzündungen, ohne daß man indeß irgend eine Sorte für völlig gefahrlos Ee darf.

Von besonderem Interesse is die Beobachtung, daß reine Kohlen- staubexplosionen am ehesten auf den Hauptförderwegen auftreten, wo der Transport der gejammten Kohlen sih vollzieht und naturgemäß dur das NRütteln in den Wagen ganz feiner Staub gebildet wird. Die Kohlenstaubexplosion ist jedoch niht im stande, auch nur kurze Abschnitte, die gut feuht gehalten find, zu überschreiten. So ift beobachtet worden, daß eine heftige Staubexplosion über eine 40 m lange feuchte Strecke hinaus sih nicht lgen vermochte. Von neuem ist diese Beobachtung bei der {weren Explosion auf Albion Collicry nahe Pontypridd bestätigt worden.

_ Eine Einschränkung der Kohlenstaubgefahr erwartet die Kom- mission von dem E Verbot des Sprengpulvers und dessen Ersaß durh Sicher eits-Sprengstoffe, sowie ferner davon, daß durch umfangreihe Druckwasserleitungen ein nachhaltiges Besprengen aller gefährdeten Stellen, alfo fifonderlirit in der Nähe der Spreng- arbeiten, vorgenommen wird. Mit Rücksicht jedoch auf die überaus verschiedene Beschaffenheit des Staubs, auf die mannigfahen Be- triebs\systeme und hauptsächlich auf die drohende Ershwerung des Wett- bewerbs für eine Anzahl der betroffenen Gruben will die Kommission das Sprengpulver im Grubenbetrieb niht grundsäglih verboten, noch auch eine Besprengung für alle Gruben ausnahmslos angeordnet wissen. Jedoch hält sie, in Ergänzung der bestehenden Gesetzgebung, es für angezeigt, ein Verzeichniß aller durch Schlagwetter oder dur Kohlen- staub gefährdeten Gruben durh die staatlihe Behörde aufzustellen. Daneben empfiehlt die Kommission eine fortgeseßte amtliche Kontrole der bei Anwendung der verschiedenen Sicherheits-Sprengstoffe erzielten Ergebnisse und die Ausstellung von Zertifikaten hierüber.

Zur größeren Sicherheit {chlägt die Kommission ferner vor, große Staubansammlungen nirgends zu dulden, dort, wo ein Be- sprengen_ durh Druckwasser-Leitungen unthunlich is, wenigstens zu beiden Seiten des Sprengschusses auf 25 m Entfernung die Strecke zu befeulh)ten und ferner die Sprengschüsse erst zu entzünden, wenn die Bergleute arößtentheils die Grube verlassen haben.

Die Maßnahmen, welche die englische Kommission hinsichtlih der Sprengarbeit vorschlägt, ja sogar noch weitergehende sind beim preußischen Bergbau entweder hon feit geraumer Zeit in Anwendung oder gegenwärtig in der Durchführung eee Die Einschränküng der Sprengarbeit wird, wie die belgishen Erfahrungen lehren, die Arbeitésleistung nit auf die Dauer beeinträchtigen; die mit Bestellun besonderer Schießaufseher verbundene Mehrausgabe aber wird \ich burcd die Ersparniß an Sprengmaterial und durch die Erhöhung des Stück- tohlensolls mehr als ausgleichen.

Die vorbezeichneten Anordnungen werden eine erhebliche Minde- rung der Unfälle herbeizuführen im stande sein. Ausgehend jedoh von der zutreffenden Erkenntniß, daß der bergmännische Betrieb zu vielseitig ist, um alle Gefahrenquellen durch positive Vorschriften zu er- {öpfen, legt die preußische Bergwerksverwaltung entscheidendes Gewicht darauf, an jedem Betriebépunkt einen völlig er- fahrenen Bergmann “als Ortsältesten und Vorgeseßten aller übrigen Arbeiter zu haben. Zu diesem Zweck ist die althergebrachte, jedo theilweise obfolet gewesene Unterscheidung zwischen Voll- und Lehrhäuern wieder aufgenommen worden. So kann, nah der Berg- polizei-Verordnung des Königlichen Ober-Bergamts zu Dortmund vom 28. Mai 1894, ein Bergmann als Vollhäuer erst fungieren, nachdem er das 21, Jahr vollendet, drei Jahre in der Grube unter Tage gearbeitet hat und mindestens ein Jahr lang mit Hauerarbeiten unter Anleitung i gewesen ist. Dem Ortsältesten haben die andern Arbeiter sich unterzuordnen, und seine Erfahrung wird in \{wierigen Lagen am ehesten vermögen, die geeigneten Maßregeln zur Abwehr von Gefahr zu treffen. Die hohe Bedeutung einer Er - ziehung zur Vorsicht erhellt am besten daraus, daß in allen Bergbaustaaten die größere Zahl der Unfälle niht durch Explosionen, sondern durch „Steinfall“ veranlaßt wird. Diesem sind über die Hälfte aller tödtlihen Unfälle zuzuschreiben. Mit „Steinfall“ bezeichnet man das Herabfallen von Kohle oder Gesteinsftücken aus dem obern Theil der Arbeitsstätte. Bei dem Fortnehmen der Kohle, welhe scheiben- förmig zwishen dem Gestein liegt, verliert leßteres seine natürliche Unterstüßung und muß nah bergpolizeiliher Vorschrift sorgfältig ab- gesteift werden; diese Vorsihtsmaßregel wird aber von jungen, uner- fahrenen Arbeitern öfters außer Acht gelassen.

Literatur.

Vaterländishes.

Unsere Kaiserin Auguste Vikloria, dem deutsGen Volke und seinen Kindern gewidmet, von dem Vealee der Schrift „Die Königin Luise von Preußen“. Hannover, Berlag von Karl Meyer (G. Prior). Preis 25 „. Das kleine Werk giebt in gedrängter Kürze eine vollständige Uebersicht über den Lebensgang Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin. Es schildert in {lichter, aber zu Herzen ehender Sprache die Kindheit und das Leben im Elternhause, wo chon frühzeitig die Neigung, als Wohlthäterin der Armen und Kranken aufzutreten, entstanden ist. Weiterhin finden die Verlobung der Pres der Kummer um die s{hwere Erkrankung und den Tod des o hochverehrten Vaters, die mit dem damaligen e Wilhelm M Ehe und das eigene Familienleben eine anziehende Darstellung.

it ergreifenden Worten wird des Shmerzes gedacht, den die Prinzessin dur den Verlust der Kaifer Wilhelm 1. und Friedrih 111. im Jahre 1888 zu erleiden hatte, und in erhebender Weise die Liebes- thätigkeit der Kaiserin beshrieben. Die kleine Schrift ist ge- {hmackvoll ausgestattet und mit den Bildnissen Zhrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin geschmückt, sowie mit einem anderen Bilde, welches die Kaiserlihe Mutter mit den sämmtlichen sieben Kindern nach einer Photographie von Selle und Kuntze in Potsdam darstellt, und einer Abbildung des Schlosses Primkenau. Um den Ankauf des Buchs zum Vertheilen in Schulen, für Schul-, Volks-, Militär- Bibliotheken und Vereine zu erleichtern, ist der Preis bei Abnahme einer größeren Anzahl von Exemplaren erheblih herabgesetzt.

Ludwig, Königlicher Prinz von Bayern, ein Lebens- bild zum 50. Geburtstage des Prinzen von I. M. Forster. München 1894. Eduard Pohl's Verlag. Preis 1 A Seine Königliche Hoheit der Prinz Ludwig von Bayern, ältester Sohn Seiner Königlichen Hoheit des Prinz-Regenten Luitpold, vollendet am 15. April 189 sein 50. Lebensjahr. Aus diesem Anlaß hat der Ver- fasser der vorliegenden S die bedeutsamsten Reden des Prinzen Ludwig, die bei den verschiedensten Gelegenheiten in der Königlich baverifwben Neichsräthe, VII. deuts{en

Kammer der beim

Bundesschießen 1881, bei der landwirthschaftlihen Wanderversamm- lung in Tôlz 1885, beim VII. deutschen Turnfest in München 1889, bei der 30. Wanderversammlung bayerischer Landwirthe zu Würzburg 1892, bei der ersten Versammlung des Vereins für Pes der Fluß- und Kanalschiffahrt in En zu München, bei der VII. Wanderversammlung der deutschen Landwirthschaftsgesellshaft in München 1893, beim Aemeaen deutshen Journalisten- und Schrift- stellertag gleichfalls in Münthen in demselben Jahre u. \. w. gehalten wurden, veröffentliht und in Verbindung mit einigen biographischen Mittheilungen zu einem fesselnden Lebensbild vereinigt, das weit über die Grenzen des engeren Vaterlandes hinaus das regste E her- vorrufen wird. Das trefflich aus gestattete Buch ist mit einem Bildniß des Prinzen Ludwig ges{chmüdckt.

__— Bismarck und das deutsche Vaterland im zeitgenössischen Lied. Ein Gedenkbuh für Volk, Schule und u esammelt von Adolf Jädicke. Dresden, Hellmuth Henkler's Verlag, Johs. Henkler und Schirrmeister. Der Verfasser hat, in der Abi den in der jegigen Zeit hervortretenden internationalen und partikularistischen Bestrebungen und dem damit in engem Zusammenhang stehenden Niedergehen des deutsh-patriotischen Empfindens entgegenzuwirken, in dem vorliegenden Werk die besten Dichtungen aus jener großen ge des deutsch - französischen Kriegs von 1870/71 zu-

ammengestellt, denen er die auf die Zeit von 1848 bis

63, auf den s{leswig - holsteinshen Krie und den Krieg von 1866 bezüglichen voranshickt, während sich Gedichte, in denen der dahingegangenen Fürsten und Helden jener Zeit gedacht wird, sowie spezielle Bismarck-Lieder anschließen. Dazwischen verstreut finden sich mannigfaltige Notizen in frola mit Bemerkungen über bekanutere Dichtungen und deren Verfasser, sowie eine Anzahl größerer Profastücke, die für die einzelnen Epochen * der Entwickelung des Deutschen Reichs von hervorragender Bedeutung sind, fo die Neujahrs- betrahtungen Kaiser Wilhelm's I. von 1866 und 1871, die Thron- rede nah der französischen Kriegserklärung, die Rede des Fürsten Bismarck im Neichstage am Todestage Kaiser Wilhelm's, die Pro- kflamation Kaiser e L u. f. w., und eine Generalübersiht über die gesammten Resultate des Krieges von 1870/71. Das Werk, von dem zwei Ausgaben veranstaltet worden sind, eine in eleganterer Aus- stattung zum Preise von 2,40 4 (geb. 3 A), und eine Volksausgabe zu 0,75 M (fart. 1 M), eignet sich zu Geschenken für die heran- wachsende Jugend, ferner zur Vertheilung an Krieger- und Militär- vereine, zu Prämien an Schüler bei Sedanfeiern und anderen fest- lihen Gelegenheiten, kurz zur Verbreitung überall, wo es darauf ankommt, patriotishes Empfinden und deutsh-nationale Gesinnung zu beleben und zu pflegen. G

ite.

Ges

ffÆ. Zeitschrift der Historishen Gesellschaft für die Provinz Poßen. La E von Dr. Roberts P CE 9. Jahrgang. 1. Heft. Posen, J. Jolowicz. 1894. Zwei interessante Skizzen zur Geschichte der Stadt Posen bringt das vorliegende Heft. Im ersten Aufsaß schildert Ad olf Warschauer die Schicksale der Posener Goldshmiedsfamilie Kamyn, einer in Posen um 1500 aus Deutschland eingewanderten Familie. Er giebt einen Ueberblick über die fünstlerishe und wirthschaftlihe Thätigkeit der Kamyns, namentlich des Erasmus Kamyn, der im 16. Jahrhundert einen großen Nuf als Goldschmied genoß. Einige mitgetheilte Proben seiner Muster beweisen sein großes künstlerisches Talent. Man ersieht aus diesem Aufsaß von neuem, daß alle höheren Gewerbe in Posen fast nur von Deutschen betrieben wurden und daß die führenden Elemente der Bürgerschaft durhweg deutsher Abstammung waren. Im zweiten Aufsaß behandelt Herma nn Ehrenberg einen der ersten Versuche der preußishen Regierung, in Posen nah der Erwerbung deutshe Bildung und deutsche Sprade zu verbreiten : die Gründung eines deutshen Theaters in Posen. Das alte Polen hatte nur wenig Theater gekannt; in Warschau hatten die Wettiner Könige zwar eine Bühne eingerichtet, daneben hielten reiche Magnaten eigene Schauspielertruppen, in den übrigen Städten war aber dergleihen nicht vorhanden. Einige rührige Unternehmer be- wogen nun die preußische Regierung, ihre Bestrebungen, ein eigenes Theater in Posen zu begründen, zu unterstüßen, und mit großer Libe- ralität ging diese darauf ein. Nach manchen vereitelten De und erheblichen finanziellen Opfern gelang es, ein Theater herzustellen und tüchtige Kräfte dafür zu gewinnen, was um so höher anzuschlagen ift, als das Unternehmen bei der armen und bildungslosen Bürgerschaft Posens zunächst wenig Verständniß fand. Wenn auch der se Krieg von 1806 Preußen um die Früchte seiner Opfer brachte, jo konnte doch nah der Wiedervereinigung Posens mit Preußen auf den gelegten Grundlagen erfolgreih weitergebaut werden.

ff. Jahresberichte des Vogtländischen alterthums- forshenden Vereins zu Hohenleuben und Jahresberichte des Geshichts- und alterthumsforshenden Vereins zu Schleiz. Herausgegeben von Heinrih Blechshmidt. Hohen- leuben 1894. Den Inhalt dieses Hefthens nehmen zum weitaus Ea Theil Vereinsangelegenheiten in Anspru. Von historischen

u Ee verzeichnen wir das Lebensbild Heinrih's XXX., Grafen von Gera, in dem uns Pfarrer Dietrich einen echten und reten deutschen Kleinfürsten aus dem 18. Jahrhundert vorführt. Er verstand sein Ländchen patriarchalisch in der hergebrahten Weise zu regieren, ‘und troß mancher Drangsale, die namentlich der siebenjährige Krieg über das Land brachte das Land schuldenfret zu halten und manhe nüßliche gewerbliche Unternehmung ins Leben zu rufen. In der Darstellung vermißt man freilih eine Angabe der Maßregeln, die den Grafen hierzu befähigten ; eine nähere Auseinander- seßung bierüber würde der Person des sonst nirgends hervorgetretenen Herrschers historishes Interesse verleihen.

Mff Mittheilungen aus der historishen Literatur, ta der von der Historischen Gesellschaft in Berlin, und in deren uftrag redigiert von Dr. Ferdinand Hirsch. XXIL. Jahrgang, 3. Heft. Berlin, 1894. Von den ca. 60 Referaten, die das Heft enthält, sind zwei der all- eet Geschihte gewidmet: Ködderiy berichtet über

äger’s Weltgeschichte und Volkmar über den Grundriß der Weltgeschichte von ees und Z\che\ch. Hervor- zuheben is ferner der Beriht von Ferd. Hirsch über den 2. und 3. Band der von Meinardus ane tam Protokolle und Relationen des brandenburgischen Geheimen Raths, in dem der Re- zensent fich gegen Meinardus? günstige Auffassung des Grafen S T us L “d en EE at die E es Latine’scwen Buchs über den Ursprung des modernen Frankrei durh Otto R edlich. E s

_ffÆ Geschihtsblätter für Stadt und Land Magdeburg.

Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Alterthuméku |

e und Erzstifts Magdeburg. 29. Jahrgang, 1. f erausgegeben vom Vorstande des Magdeburger, Geschihts-

vereins. Magdeburg, W. Niemann, 1894. An der Spiße e

Hefts steht ein Aufsaß von Tollin über hugenottishen Haus-

besiß in ag eut im ahrhundert. findet se ; G der

18.

darin vielfahe Nachwe über die r tbiEati

ugenotten und erkennt, daß die fremden Kolon

d e tres tag Galle Bee cifa eile L A e spätere Zeit doch bereits ewissen Wo 2

einzelnen Familien. Als Quelle für seine c oblsiand i An-

t gaben haben dem Verfasser u. a. namentli Éb rozesse ged! Sodann publiziert Dittmar einen Beil ing sg a

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