1894 / 243 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 15 Oct 1894 18:00:01 GMT) scan diff

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zösisher Sprache folgenden Toast aus: „Jch erhebe mein Glas auf das Wohl Seiner Majestät des Königs Alexander von

‘ih Eurer Majestät für die ausgedrückten freundschaftlichen

‘dern sich auch in Zukunft immer mehr festigen.

die Ablehnung des Gesegentwurfs wegen der NRezeption der Zsraeliten vor. Der Präsident wurde ermächtigt, die Verhandlung über dies Nuntium sofort nah der Berathung “des Geseßes über die freie Religionsübung auf die Tages-

hatte, wurde den Ausschüssen überwiesen. “Sonnabend im Rathhaus zu Preßburg eine Nede, worin

_er seinen Dank für seine

_ Zsracliten festhalte.

__von der Kirche und die Gleichstellung aller Kirchen müsse die

_rechtlihe teressen für die __ habe und als o

_ Regierung mit den stärksten Gefühlen des Menschen zu kämpfen

_ Konsolidierung fördere.

der Riviera begeben, um dort mit Jhren Königlichen Hoheiten

dem Erbgroßherzog und der Erbgroßherzogin zu-

sammenzutreffen, die um jene Zeit etwa in St. Martin bei San Remo angekommen sein werden. Der Erbgroßherzog unter- nahm bei dem schönen Wetter der leßten Tage täglich Aus- fahrten in offenem Wagen. i

Sachsen-Coburg-S& otha.

Seine Königliche Hoheit der Herzog hat am Sonnabend Abend den bisherigen preußischen Gesandten und bevollmäch- tigten Minister von Derenthall in feierliher Audienz empfangen, um dessen Abberufungsschreiben entgegenzunehmen. An den Empfang schloß si cine Galatafel an. Jhre Kaiferlihe und Königliche Hoheit die Herzogin

hat sich vorgestern nah Sinaja begeben.

Oesterreich-Ungarn.

Der König Alexander von Serbien, der Velgrad heren früh in Vegleitung des österreichish-ungarischen Ge- andten Freiherrn von Thoemmel und des serbischen Ge- sandten in Wien S imic verlassen haite, traf am Nachmittag mit den ihm bis an die Landesgrenze entgegengeschickten Ehren- Tavalieren inB udapest ein und wurde auf dem reich geshmücten Bahnhofe von dem Kaiser und dem Erzherzog Joseph erwartet. Auch der Minister des Junern Hieronymi und die Spißen der Militär- und Zivilbehörden, sowie der serbische ‘General: Konsul und viele Mitglieder der serbishen Kolonie ‘hatten sich zum Empfang eingefunden. Der Kaiser begrüßte den König mit herzlihem Händedruck und stellte den Erz- herzog und mehrere Würdenträger vor, denen der König die gans reichte. Nach Abschreiten ver Ehrenkompaanie fuhren beide

onarchen unter AbeeA Kundgebungen der Bevölkerung, die den Kaiser bereits auf der Fahrt nah dem Bahnhof enthusiastisch begrüßt hatte, gemeinsam nah der Ofener Hofburg. Beim Eintreffen daselbst stellte der Kaiser dem Könige die Hofwürden- träger und den Minister-Präsidenten Dr. Wekerle vor. Der König sprach den Grafen Käálnoky als Bekannten und auch die übrigen Vorgestellten an. Bald darauf stattete der König dem Kaiser einen Besuch ab und tauschte mit dem Erzherzog Wleph Besuche aus. Um 6 Uhr fand in der Hofburg ein “Galadiner statt, dem außer dem Kaiser und dem König der Graf Kälnoky, die ungarishen Minister und Bannerherrn, die in Pest anwesenden Diplomaten, darunter der deutsche Gesandte in Belgrad Freiherr von Waecker- Gotter, die Spigen der Zivil- und Militärbehörden, die Hof- würdenträger und das Gefolge des Königs beiwohnten. Vor Veginn des Diners, während dessen eine Militärkapelle kon- zertierte, sprach der Kaiser den serbishen Gesandten Simic und den österreichish-ungarishen Gesandten in Belgrad Gleiherrn von Thoemmel, der König von Serbien die Minister Graf Käálnoky und Dr. Wekerle an. Nah dem vierten Gange erhob sich der Kaiser und brachte in fran-

Serbien“. Der König von Serbien erwiderte: „Jndem

Gefühle meinen Dank abstatte, kann ih Eurer Mazestät ver- sihern, daß es mein stetes Bestreben sein wird, dahin zu wirken, daß die guten Beziehungen zwischen E A Fs sei mir deshalb gestattet, mein Glas auf das Wohl Seiner Majestät des Kaisers und Königs Franz Joseph zu erhebench' Nach dem Diner wurde ein einstündiger Cercle abgehalten, wobei die Monarchen zahlreihe Personen mit Ansprachen beehrien. Darauf fuhren der Kaiser und der König, auf dem ganzen Wege von der Volksmenge lebhaft begrüßt, zur Oper, wo Massenet's „Mädchen von . Novara“ sowie ein Akt des V lnb „Czardas“ und eine Allegorie zur Aufführung gebracht wurden.

In der vorgestrigen Sißzung des ungarischen Unter- hauses legte der Präsident das Nuntium des Oberhauses über die Annahme des Geseßentwurfs über die staatliche Matrikel vor und theilte mit, daß der Gecsezentwurf der Sanktion des Monarchen werde unterbreitet werden. Ferner legte der Präsident das Nuntium des Oberhauses über

ordnung zu seßen. Der Gesehentwurf über die Religion der Kinder, woran das Oberhaus Abänderungen vorgenommen Die nächste Sißung findet am Mittwoch statt. Auf der Tagesordnung steht der Ruf über die freie Religionsübung. ld

er ungarische Jujtiz-Minister von Szilagyi hielt am

ahl zum Ehrenbürger der Stadt ausdrüdckte. Der Minister erklärte, daß die Regierung an der freien Neligionsübung und der Rezeption der Er hoffe, das Oberhaus werde ih den shwerwiegenden Motiven nicht lange verschließen, damit die Kirchenpolitik zu einem Ruhepunkt gelange. Der Liberalismus müsse jederzeit der Polarstern jeder un- garischen Politik sein. Die Unabhängigmachung des Staates

Basis der weiteren Entwickelung sein. Der Minister wider- legte ferner die Anschuldigungen, als ob die Regicrung staats- eformen in den Kauf gegeben Jrreligiosität verbreitet und die Nationalitäten unterdrückt würden. Die Religiosilät werde infolge der Reformen, cbenso wie anderswo, gesteigert werden. Eine baldige Erledigung dieser Fragen sei erwünscht, damit die Legislative auch andere Neformen in Angriff nehmen könne, so namentlich die Verwaltungsreform. Zu der rumänischen

rage bemerkte der Minister, man habe mit den gegenwärtigen

orlagen auch die Nationalitätenfrage verquickt, damit die

habe; doch nie habe jemand auch nur versucht, zu beweisen, inwiefern durh die Vorlagen die Mutitersprahe der Nationalitäten oder ihre geseßlichen Nechte angegriffen würden. Wenn nationalistishe Heyer, die sich niht um die Ruhe des Landes kümmerten, diesen Vorwand gebrauchten, so wollten sie nur ihrer nationalen Antipathie gegen alles Aus- druck geben, was den ungarischen Staat kräftige und seine Bei einem Theil der Bürger sei die Anhänglichkeit an den Staat in dee Abnahme ven. Die

Unter den rumänishen Mitbürgern werde mit ge- wissenlosen Waffen gekämpft. Man stelle Ungarn vor Europa so hin, als wolle es die Rechte der Numänen mit Füßen treten. Es sei bei dieser Gelegenheit niht am Plate, alles zu fagen, was geschehen sei, was versäumt worden sei und was geschehen könne, aber cs sei scine Pflicht, zu erklären, daß die Einheit des ungarishen Staates nicht gestört werden dürfe. Die Regierung werde mit allen kon- stitutionellen Mitteln darnach streben, daß dies zur klaren und festen Ucberzeugung aller Staatsbürger werde. Andererseits aber sei keinerlei konstitutionelle Bewegung im Lande ausgeschlossen. Die Rumänen müßten überzeugt werden, daß die Wohlthaten, die der Staat allen seinen Bürgern ge- währe, auch ihnen zukämen, und daß er bestrebt sei ihren Klagen cbenso abzuhelfen, wie denen aller anderen Staatsbürger. Er könne aber die Thatsahe nicht über- chen, ‘bas die Numänen von Heßern, die von materiellen Anteresse geleitet seien, irregeführt würden. Keinesfalls jedoch dürften Konzessionen auf Kosten der territorialen Staats- einheit und der Staatssprache gemacht werden. Das Bestreben, konfessionelle Parteien zu bilden, müsse aufs \{ärfste ver- urtheilt werden. Der Minister {loß mit einem Appell an die Liberalen, gegen solche Bestrebungen mit allem Eifer anzu- kämpfen, damit die liberalen Schöpfungen durch Agitationen nicht gefährdet würden. Die Rede fand lebhaften Beifall.

Zum Obmann des Klubs der deutschen Landtags- Abgeordneten Böhmens ist am Sonnabend in Prag ein- stimmig an Stelle Shmeykal's Dr. Schlesinger gewählt worden. Die gestern in Prag abgehaltene Versammlung der deutshen Vertrauensmänner genehmigte sämmt- liche Vorschläge des Exekutivcomités und nahm cine Nesolution an, worin der Koalitionsregierung das Vertrauen votiert wird.

Der König von Griechenland, der auf der Rückreise von Kopenhagen in Wien eingetroffen ist, empfing daselbst am Sonnabend Nachmittag den Minister des Auswärtigen Grafen Käálnoky.

Frankreihch:

Der Kriegs-Minister General Mercier, der fich, wie in der vorgestrigen Nr. d. Bl. gemeldet wurde, nah Limoges begeben hatte, um das aus Reservisten gebildete und mit requirierten Pferden beritten gemachte 61. reitende Jäger- Regiment zu besichtigen, hat sich dem „W. T. B.“ zufolge mit den ausgeführten Uebungen für durchaus befriedigt erklärt.

Nach Meldungen aus Avignon ist die auswärts ver- breitete Nachricht, daß dort mehrere Anarchisten verhaftet seien und eine geheime Druckerei entdeckt worden sei (siehe die vor- gestrige Nr. d. Bl.), vollständig unbegründet.

Rußland. Amtlich wird gemedet: Der Kaiser empfing am Freitag in Livadia den Botschafter Nelidow. Der Finanz-Minister Witte ist, wie „W. T. B.“ meldet, am Sonnabend Vormittag wieder in St. Petersburg ein- getroffen.

Ftalien.

Der Marine-Minister vollzog am Sonnabend in Genua an Bord des Kriegs\chiffs „Rè d’Jtalia“ in Gegen- wart der Admiralität, der Schifssstäbe, der Vertreter der Be- hörden und fünfhundert geladener Gäste im Namen des Königs die Uebergabe einer reih gestickten Flagge, die der König Humbert dem seinen Namen führenden Kriegsschiff ge- widmet hat. Der Minister hielt hierbei eine Ansprache, die von dem Kommandanten des Schiffs, der die Flagge in Empfang nahm, mit einer stürmischen Beifall hervorrufenden Rede erwidert wurde. Die Menge am Quai und in den Barken gab ihre lebhafte Begeisterung in Hochrufen auf den König kund. Zu der Feier waren 56 italienishe Kriegsschiffe im Hafen von Genua verfammelt.

Spanien. Die Königliche Familie ist vorgestern in Madrid wieder eingetroffen; die Gefundheit des Königs hat sih sehr gekräftigt. Die Nachricht, daß unter den Ministern Meinungs- verschiedenheiten besiänden, wird dem „W. T. B.“ zufolge in Madrid für unrichtig erklärt. Jmmerhin sei cs möglich, daß, um die Beziehungen zwishen der Regierung und der Majorität zu kräftigen, mehrere Minister vor dem Wieder- zusammentritt der Kortes ihre Portefeuilles an einige Mit- glieder der Majorität abgeben würden. Das Programm der liberalen Regierung werde nicht geändert werden. Der Ministerrath wird heute zusammentreten. Jn Cuenca sind zahlreihe Finanzbeamte wegen Unterschlagungen verhaftet worden. Weitere Verhaftungen werden an verschiedenen Punkten Spaniens erwartet.

Belgien. Gestern haben in ganz Belgien zum ersten Male die Parlamentswahlen auf Grund des allgemeinen obli- gatorishen Stimmrechts stattgefunden, wobei jeder 35 Jahre alte, verheirathete oder verwittwete, fünf Franken Steuer zahlende, oder auch jeder jüngere, aber im Besiß eines Grundstücks von 2000 Franken Katasterwerth oder einer Rente von 100 Franken befindlihe Wähler eine zweite Stimme hat, und den Wählern von einem gewissen Bildungsgrade eine dritte Stimme zugebilligt wird. Die Wahlen haben si, wie „W. T. B.“ berichtet, abgesehen von einigen persönlichen Streitigkeiten, in Ruhe vollzogen. Jn Alost fam es zu Zu- sammenstößen der Parteigänger von Woeste und Daens. Um 2 Uhr wurde überall entsprehend den geseßlihen Bestim- mungen der Wahlakt geschlossen. Jn Brüssel wurden bis Mitternacht für die Kammer 37 666 liberale, 45 868 katho- lishe und 29578 sozialistishe Stimmen gezählt. Die liberale Liste für den Senat wird im ersten Wahlgange durchgehen. Jn Arlon ist der Liberale Finet zum Senator gewählt. Der bisherige katholishe Deputirte Staats-Minister Nothomb wird durch einen Liberalen erseßt. Jn Virton is} der Progressist Lorand an Stelle des Katholiken Debriey gewählt. JnY pern und Dixmu de sinddie Katholiken wiedergewahlt worden. Jn Namur wird nach den legten Meldungen Stichwahl zwischen Katholiken und Liberalen stattfinden, die Liberalen haben die meisten Stimmen. Jn Thuin wird ebenfalls Stichwahl zwischen Katholiken und Liberalen stattfinden. Jn Gent ist die Wiederwahl der Katholiken mit großer Mehrheit gesichert. Jn Charleroi und Lüttich gewinnen die vereinigten Pro- gressisten und Sozialisten right Boden. Die Wahl der Progessisten und L in Lüttich würde die Niederlage Frère-Orban's, des Chefs der gemäßigten liberalen Partei, nebst 10 anderen liberalen Deputirten und 5 liberalen Sena-

Presse, namentlich die Nationalitäten-Presse, sei bestrebt, gegen die Bürger anderer Sprachen Haß zu erwecken.

relativ meisten Stimmen. Jn Termonde is der Minister Debruyn wiedergewählt. Jn allen vlämishen Städten werden die Katholiken ihre Pofition mit großer Majo- rität behaupten. Jn Ostende wurden an Stelle zweier Gemäßigt - Liberalen 2 Katholiken gewählt. Jn Ant- werpen wurden die Katholiken mit großer Majorität wiedergewählt. Jn Philippeville verlieren die Katho- liken zwei Sige, in Tournai werden sie wahrscheinlich in die Stichwahl kommen. Der Siß des liberalen Staats- Ministers Bara ist daselbst bedroht. Jn Vervicrs findet für die Kammer Stichwahl zwishen Sozialisten und Ka- tholiken statt, die Liberalen sind dort verdrängt, für den Senat findet theilweise Stichwahl statt. Jn Dinant sind die Katholiken wiedergewählt. Unter den 1m ersten Wahl: ang gewählten Sozialisten befinden sich: für Lüttich Anseel Vorstand und Gründer des sozialistishen Vereins „Vooruit“ in Gent, ferner der Agitator Defuisseaux, der vor kurzem Frank- reich verließ und augenblicklich in Mons im Gefängniß ist, Célestin Demblon, der seinerzeit als L A in Lüttich abgesezt wurde, außerdem Hector Dénis, der ehemalige Rektor der Universität Brüssel, der von der Universität infolge der Zwischenfälle ab- ing, die seinerzeit wegen der -von Elysée Neclus beabsichtigten orlefungen vorkamen. Jn Charleroi wurde im ersten Wahl- gang unter den Sozialisten Callewaert, der Führer der ¿Ritter der Arbeit“, gewählt, im Bezirk von Charleroi der Brüsseler Sozialist Vandevelde. Von den in Mons aufgestellten Sozialisten wurden die beiden Brüder Defuisseaux gewählt, von denen der eine auch in Lüttich durhdrang, ferner Maroilles, der wegen Ausschrei- tungen bei Skirikes verurtheilt war. Bei den Stich- wahlen in Brüssel werden die Sozialisten den Ausschlag geben; wenn es niht zu einer Verständi- gung zwishen den Sozialisten werden die achtzehn ftatholishen Kandidaten für Brüssel gewählt. Jn Mons werden die Liberalen die Sihe für den Senat gewinnen. Jm allgemeinen werden die Parteiver- hältnisse im Senat nicht erheblih verändert werden, denn die Sozialisten haben für den Senat keine cigenen Kandidaten aufgestelt und in den Arrondissements, wo sie geschlossen für die sozialistishen Deputirten stimmten, bezüglih der Senatssiße ihre Stimmen in großer Zahl zu Gunsten der Liberalen abgegeben.

_Zm allgemeinen is das Resultat der Wahlen ein be- trächtliher Verlust für den gemäßigten Liberalis- mus. Die Sozialisten haben cinen Theil der von den Liberalen verlorenen Siße erobert, die Katholiken behalten die Majorität und bleiben Regierungspartei. Die offiziellen Wahlresultate werden erst heute Nachmittag bekannt. Wenn der Minister-Präsident de Burlet bei der Stichwahl in Nivelles gegen die Liberalen gewählt wird, so erscheint das Kabinet vollzählig in der Kammer; seine Wahl hängt von den Stimmen der Sozialisten ab.

Griechenland.

Der „Politishen Korrespondenz“ wird aus Athen ge- meldet: Sofort nah dem Eintreffen der Nachricht, daß die russische Kaiserfamilie einen Aufenthalt auf Korfu: be- absichtige, sei der Ministerrath zusammengetreten, um über die Empfangsmaßregeln zu beschließen. Der Ministerrath habe die JFnstandsezung des Lustshlosses „Mon repos“ als Residenz der Kaiserlichen Familie verfügt und an- geordnet, daß sich die Panzerabtheilung der griehi\chen Flotte bereit halten solle, um dem Kaiser von Rußland entgegen- zufahren. l

Rumänien.

_Die jüngst geborene Prinzessin ist in das Zivilstands- register mit dem Namen Elisabeth eingetragen worden. Als Zeugen waren der Erbprinz von Sachsen-Coburg und Gotha sowie der Erbprinz und die Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen zugegen.

Serbien.

Nach einer Meldung der „Frankfurter Zeitung“ aus Belgrad hätte der Minister - Prästdent Nicolajewic zum dritten Mal seine Entlassung eingereiht und den König vor die Alternative gestellt, den Finanz-Minister Petrowic und den Zustiz-Minister Antonovic, mit denen er, der Minister- Präsident, niht weiter arbeiten wolle, zur Demission auf- zufordern oder seine eigene Entlassung anzunehmen. Der Konig werde sih nah seiner Nückkehr aus dem Ausland ent- Ieden.

Der VBelgrader Gerichtshof hat den früheren Minister Tauschanowic und den Professor Nenadowic, die in dem Hochverrathsprozeß gegen den FJndustriellen Cz e- binac mitangeklagt sind und sich im Ausland aufhalten, aufgefordert, sih binnen fünfzehn Tagen dem Gericht zu stellen, widrigenfalls die Verhandlung gegen sic mit bestellten Verthcidigern werde durchgeführt werden.

Bulgarien.

Der Minister des Auswärtigen Natschowic hat sich zu kurzem Aufenthalt nah Varna begeben, um dem Prinzen Ferdinand über die laufenden Angelegenheiten Bericht zu erstatten.

Nach einer Meldung der „Köln. Ztg.“ hätte der Minister Tontschew in Varna den Prinzen Ferdinand mündlich ge- beten, seine Entlassung zu genchmigen. Keineswegs werde Tontschew bei der Eröffnung der Sobranje noh Minister sein. Die Negierung hat den diplomatischen Agenten in Kon- stantinopel Dimitrow beauftragt, dem Sultan und der Pforte den Dank des Prinzen Ferdinand und der bulgarischen Regierung für den Empfang auszusprechen, den die Deputation, welche dem Sultan ein bulgarisches National- geshenk überbrachte, in Konstantinopel gefunden habe.

Schweden und Norwegen. Das definitive Resultat der Storthings wahl in Christiania ergab für die Linke 8339 und für die Rechte 7969 Stimmen. Jnfolge dessen ist die Stadt Christiania 1m Storthing von vier Mitgliedern der Linken vertreten, während sie bisher vier Mitglieder der Nechten entsandt hatte. Die von der Partei der Linken errungene Majorität ist dem „W. T.B. zufolge darauf zurückzuführen, daß die Zahl der Urwähler gegen die leßte Wahl um das Doppelte vermehrt worden ist. Das Storthing wird wahrscheinlich aus 58 Mitgliedern der Linken und 56 der Nechten zusammengeseyt sein. Anläßlich des Wahlresultats fand gestern Nachmittag in Christiania ein großer Volksaufzug statt, wobei der frühere Staats-Minister Steen eine Rede hielt, worin er die Zukunft Norwegens

toren bedeuten. Jn Mons haben die Sozialisten die

beleuchtete.

und Liberalen kommt,

Amerika.

Nach einer in New-York eingetroffenen Meldung aus Lima hätten die Regierungstruppen die Aufständischen bei Huaras vóllig in die Fluht geshlagen. Jn dem Kampfe seien 90 Mann getödtet und 40. verwundet worden. Der Senat hat eine Anleihe von 200000 Pfd. Sterl. em- pfohlen, um die Geschäfte mit der „Peruanischen Gesellschaft“

4u ordnen.

Asien.

Wie dem „Reuter schen Bureau“ aus Simla vom heutigen Tage berichtet wird, erklären weitere Meldungen gegenüber den früheren Mittheilungen, daß der Emir von Afghanistan ernstlih erkrankt sei. Der Rath ‘des indishen Vizekönigs trat sofort zu ‘eincr besonderen Sizung zusammen. L E

Aus Teheran von gestern erfährt das „Reuter sche Bureau“, daß der General-Gouverneur von Jspahan während der Abwesenheit des Mollah auf ciner Pilgerfahrt nah Mesched die Bauern angewiesen habe, den Tabackbau wieder aufzunehmen, und das Verdikt beseitigt habe, durch das der Mollah im Jahre 1892 die Bevölkerung verpflichtet hatte, keinen Monopoltaback zu kaufen, sowie feinen Tabak mehr zu bauen. Ebenso habe der General- Gouverneur noh weitere von dem Mollah angeordnete Be- shränkungen aufgehoben, die einen starken Rückgang der Ein- nahmen aus dem Taback- Monopol und ernste Verluste der Bauern veranlaßt hätten. ,

Nach eincr Meldung aus Shanghai von gestern ist das Gerücht, daß Chefoo von der japanischen Flotte ge- nommen worden sei, wie „W. T. B.“ berichtet, unbegründet. Ein Angriff auf Chefoo habe nicht stattgefunden. Dagegen be- stätigt es sich den heutigen Londoner Morgenblättern zufolge, daß inder Mongolei cin Aufruhr ausgebrochen sci. Die Rebellen sollen ziemlih gut bewaffnet sein. Die Behörden hätten ver- sucht, de Aufstand zu unterdrücken, jedo keinen Erfolg gehabt. Zwei Mandarinen seien getödtet worden; man befürchte, daß die Rebellen gegen Wutschang vorrücken würden , dessen Garnison an die Küste geshickt worden sei.

Afrika.

Wie das „Reuter'she Bureau“ aus Port Said von gestern meldet, würden -sih die dort eingetroffenen britischen Kreuzer „Spartan“ und „Edgar“ nah Singapore begeben, von wo sie sih dem Admiral Fremantle, dem Kommandeur der hinesishen Station, zur Verfügung stellen würden.

Aus Kapstadt wird demselben Bureau berichtet, die Regierung von Transvaal habe sich bereit erklärt, den Portugiesen im Falle der Noth in Bethätigung ihrer Freundschaft beizustehen. Jn der Kapkolonie zeige sih die offentliche Meinung über dieses Angebot beunruhigt, weil es als Verleßung der Suzeränetät Englands über Transvaal an- gesehen werde. ,

Nach einer in Brüssel eingetroffenen Nachricht aus dem Congostaat ist der Lieutenant Bacrt, der an Stelle van Kerkhove's den Oberbefehl über die Expedition nah dem Ubanghi-:Uelle übernommen hatte, am 15. August in Leopold- ville gestorben.

Kunft und Wissenschaft.

In Nom werden die öffentlihen Sizungen des Kaiserlih Deutschen Archäologischen Jnstituts mit der Windelmannfeier am 7. Dezember beginnen und bis zur Paliliensißzung am 19. April 1895 an jedem zweiten Freitag stattfinden. Der Erste Sekretar Herr Petersen wird von Januar bis April Vorträge in den Museen halten und außerdem in den vatikanishen Museen Uebungen im Aufnehmen antiker Bildwerke leiten. De Zweite Sekretar Deb Hülsen wird vom 15. November bis Weihnachten ungefähr zwanzig Vorträge über die Topographie von Rom halten und vom Januar bis April zweimal wöchentlich epigraphishe Uebungen leiten. Jm Frühjahr sollen Ausflüge nah Ostia, der Villa des Hadrian, Palestrina und längs der Via Appia unter Führung der beiden Herren Sekretare stattfinden. Im Zuli wird Herr Mau, wie bisher, einen achttägigen Kursus in Pompeji abhalten, über dessen Zeit später genauere Auskunft vom römischen Sekretariat zu erhalien sein wird.

In Athen beginnen die öffentli hen Sißungen am Mittwoch, den 12. Dezember und werden bis Ostern jeden Pen Mittwoch abgehalten werden. Der Erste Sekretar Herr Vorpfeld wird seine Vorträge über die antiken Bauwerke und die Topographie von Athen, Piräus und Eleusis Mitte Oktober beginnen und wöchentlich einmal bis um April forisezen. Der Zweite Sekretar, Herr Wolters wird vom Dezember bis zum April Uebungen zur Einführung in die Antikensammlungen Athens halten. Die gewöhnlihe Reise des Jnstituts durch den Peloponnes bis Olympia wird voraussihtlih am 15. April angetreten werden und etwa 14 Tage dauern. Da die Zahl der Theilnehmer nur eine beschränkte sein kann, ist eine möglichst frühzeitige Meldung empfehlenswerth. Die zweite nah mehreren Jnseln und Küstenpläßen des ägäischen Meeres gerichtete Reise wird wahrscheinlih vom 6. Mai ab statt- nden. Sie soll, wenn es möglich ist, bis Troja ausgedehnt werden. Meldungen zu beiden Reisen sind an den Ersten Sekretar in Athen zu richten. /

An der Humboldt - Akademie beginnen morgen Abend noch folgende Vortragscyclen und Ünterricbiatucfe: In NW. Georgen- straße 30/31 6—7 Uhr Professor Dr. F. Kirchner, Deutsdhe Gram- matik; 7—8 derselbe, Deutsche Literatur des 19. Jahrhunderts. Die Romantiker; Dr. Cl. Klein, Deutsche Geschichte. Mittelalter ; 3—9 (nit 7—8, wie irrthümlih im Stundenplan angegeben) Dr. C. emme, Hygiene; einige weitere Kapitel (mit. Demonstrationen und Exkursionen) ; Dr. L, Treitel, Die Sprache und ihre Störungen. Fn W. Lügowstraße §44. 7—8 Dr. M. Klein, Das Welträth\el und seine Lösung: Dozent E. F. Frey, Sophokles? Trägödien; §—9 derselbe, Goethe’'s Frauengestalten in seinen profai\dh werken ; Professor Dr. S. Herrlich, Das alte Nom (mit Abbildungen). Außerdem beg nnt ebenfalls in W. am Freitag, 19. Oktober, 6—7, noch Dozent Ch. Marelle, Cours de prononciation française. Der erste Vortrag jedes Cyclus is für Herren und Damen auch ohne örerkarte zugänglich. j

Am Montag, 8. Oktober, trat hier der Aus\{chuß zusammen, cpelcer zur Entscheidung in dem Wettbewerb um den von dem i eutschen Fan nein ausgeschriebenen L für eine fünst- erisch ausgestattete ahlspruchtafel berufen war. Das Preis- geriht bestand aus folgenden Herren: ener Woldemar Friedrich, ¿erst-Lieutenant Dr. Max Jähns, Baumeister Otio Marh, Ge- Emer Baurath Otto Sarrazin und Professor Anton von Manet, Direktor der Königlihen Akademie der Kürtiste. a4 Würdigung der eingegangenen 117 Skizzen entschied

en Meister- /

| man si dabin, die mit dem Kennwort „Dem Deutschen das Deutsche“

versehene Skizze zur Ausführung zu bestimmen, unter dem Vorbehalt, daß der Urheber fich zu iy, Aenderungen in der Anordnung und künstlerishen Durchführung bereit erkläre. Außerdem wurde beschlofsen, die mit dem Kennwort „Germania 11“ versehene Skizze zu erwerben, und zwar zu dem Zweck, sie unter Umständen für eine Mitgliedskarte zu verwenden. Als Urheber der erstgenannten Skizze ergab ih der Maler C. Schröder in Altona, als derjenige der zweitgenaunten der Professor Mar Läuger in Karlsruhe (Baden).

Schulwesen.

__ In festliher Weise leitete das Viktoria- Lyceum gestern Vor- mittag sein neues Schuljahr ein. Die Freunde und Anhänger der Anstalt füllten, wie wir den „Neuest. Nahr.“ entnehmen, den Saal bis auf den leßten Platz: in erster Reihe die Schülerinnen der ver- {iedenen Kure, dann aber au viele ältere Damen und eine große Zahl anderer Persönlichkeiten, welhe die Sache selbständiger höherer érauenbildung zu fördern \treben. Als Chrengast war der Minister der geistlichen u. f. w. Angelegenheiten Dr. Bosse erschienen. Der Staatssekretär a. D. Herzog hielt die Weiherede. Er gab zunächst einen ausführlihen Nüdckblick auf die erfreulichen Erfolge tes ver- flossenen Schuljahres und sprah sodann über die Pflichten, die den Frauen der gebildeten Klassen gegenüber den Frauen der Arbeiter obliegen.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregelu.

Preußen.

Seit dem 6. Oktober 1894 is in dem Ueberwachungsbezirk Scmalleningken die gesundheitspolizeilihe Ueberwahung der im Stromgebiet der Mem el und des Pre gel 8s verkehrenden Fahrzeuge in gleiher Weise wie im Vorjahre wieder eingeführt worden. Von \äramtlichen die preußise Grenze auf der Memel bei Schmalleningken \tromab passierenden Fahrzeugen (Flößen und Schiffen jeder Art und Größe) wird zur theilweisen Deckung der durch die gesundheits- polizeilihe Ueberwachung des Stromverkehrs erwachsenden Kosten eine Vergütung nah bestimmten Abstufungen erhoben.

i Cholera.

Wien, 12. Oftober. Nach den am 12. d. M. eingetroffenen Nachrichten über den Stand der Cholera kamen in Galizien 75 Erkrankungen und 37 Todesfälle, in der Bukowina keine Erkrankurg und kein Todesfall an Cholera vor. Im Stadtgebiet Lemberg erkrankte eine Person an Cholera.

Handel und GVewerbe.

Nachdem die Meinungsverschiedenheit zwischen Groß- britannien und den Vereinigten Staaten von Amerika über den Nobbenfang in der Behrings-See durch den im August v. J. abgegebenen Spruch des zu diesem Zweck in Paris zusammengetretenen Schieds- gerichts beigelegt worden ist, haben die Regierungen

er genannten hciden Staaten nunmehr auf Grund der von dem Shchiedsgeriht in dieser Beziehung gemachten Vorschläge gleichmäßige Bestimmungen zum Schuß der Robben in der Behrings-See erlassen und Zu- widerhandlungen dagegen mit Geld- oder Freiheitsstrafe und mit Einziehung von Schiff, Geräthschaften und Beute bedroht.

Die wichtigsten dieser Bestimmungen sind folgende:

1) In cinem Umkreise von 60 geographischen Meilen um die Pribiloy-Inseln ruht der Nobbenfang gänzli.

2) In ten übrigen Theilen der Minas /See ist die Nobbenjagd in f Zeit vom 1. Mai bis zum 31. Juli jedes Jahres emnschließlich verboten.

3) Zur Nobbenjagd sind nur Segelschiffe oder ungedeckte, mit Segeln oder Rudern vorwärts getriebene Boote zu verwenden.

4) Der Gebrauch von Neßen, Feuerwaffen oder Explosivstoffen ist bei der Jagd auf die Robben in der Behrings-See verboten.

5) Jedes Robbenjäger-Schiff soll mit einem behördlihen Erlaub- nißschein verschen fein und eine besondere, seitens der zuständigen Be- hörden bestimmte Flagge führen.

6) Die Führer der Hobbenjäger-Schiffe sollen genaue Listen über Zeit und Ort jedes Nobbenfanges, sowie über die Zahl und das Ge- \hlecht der erbeuteten Thiere führen.

Wenngleich eine Betheiligung deulsher Schiffe am Robben- fang in der Behrings-See bisher nicht stattgefunden hat und auch für die Zukunft nicht zu erwarten steht, erscheint es doch angezeigt, die deutschen schiffahrttreibenden Kreise auf die er- lassenen Vorschriften ausdrücklih hinzuweisen.

Zwangs-Versieigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin stand am 13. Oktober das Grundstück Pankstr. 5, dem Maurermeister Matthes Sabbelat gehörig, zur Versteigerung; Fläche 7,61 a; für das Meistgebot Pon 165000 4 wurde der Kaufmann Philipp Bloch, Behrenstr. 30, Ersteher. Aufgehoben wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung wegen der nachbenannten Grundstücke: Gr. Görschenstr. 6, den Maurer- und Zimmermeistern G. Eggert und F. Magnus gehörig. Kaßlerstr. 12, dem Kaufmann Paul Schönberg gehörig.

Beim Königlichen Amtsgericht 11 Berlin standen die nachbezeihneten Grundstücke zur Versteigerung: das im Grundbuch von Weißensee Band 43 Blatt Nr. 1270 aut den Namen des Stations- Afffsistenten a. D. Ferdinand Sydow zu Berlin eingetragene, zu Weißen fee belegene Grundstück; Fläche 7 a; Zun ungverth T2 M; Mindestgebot 29 690 6; für das Meistgebot von 29 692 ( wurde die Frau Landgerichts-Assistent Bertha Lindemann, geb. Schuster, zu Berlin, Rykestr. 21, Ersteherin. Das im Grundbuch von Weißensee Band 48 Blatt Nr. 1406 auf den Namen des Bauunter- nehmers Theodor Gehrke eingetragene, zu Neu-Weißen fee belegene Grundstück; Fläche 8,06 a; Mindestgebot 490 4; für das Meistgebot von 500 #6 wurde die Alkltiengesellshaft in Firma „Terraingesellshaft Weißensee“ in Liquid. zu Berlin, Heiligegeiststraße 38, Ersteherin. Das im Grundbu von Rummelsburg Band 4 Blatt Nr. 105 auf den Namen des Molkereibesigers August Tietel in Rummelsburg - Boxhagen eingetragene, zu Nummelsburg- Borhagen, Schillerstraße 23, belegene Grundstück; Fläche 10,92 a; Nuzßungswerth 2630 4; Mindestgebot 79563 #4; für das Meistgebot von 87 000 (4 wurde der Rentier Gustav Gürndt zu Berlin, Rathenowerstraße 95, Ersteher. Aufgehoben wurden die Termine wegen der Ver- steigerung des Kaufmann Wilhelm Helms'schen Grundstücks zu Reinickendorf, Holländerstraße 21 belegen.

Theater und Musik.

Königliches Opernhaus.

Ein wirkliches Märchen, das si in dem naiven Gedankenkreise und in der reinen Stimmung der Kinderwelt und des Kindergemüths bewegt, hat in einer musifalisch bedeutenden Bearbeitung vorgestern auf der Königlichen Bühne einen agen Erfolg erzielt. Engelbert Humperdinck zeigt in seinem Märchenspiel „Hänsel und Gretel“, daß auch die moderne dramatishe Musik leicht lieblih und melodish sein darf, ohne ihre Wirkungskraft auf Gemüt und Seele der Hörer zu verlieren. Der Komponist gehört in jedem Sinne der neudeutschen Richtung an und bewährt vom ersten Say der Ouvertüre bis zum Schluß der Oper eine ungewöhnliche Meister- schaft in der Instrumentation. Aber nicht sowohl seine Technik, als viel- mehr sein Vermögen musikalischer Charakteristik bedingt den Erfolg seines Werkes, das sich im Stil des Wagner'schen Musikdramas bewegt und für die wechselnden Stimmungen der Märchenwelt, für Fröhlichkeit

und Trauer, für kindlihe Tändelei und Kindesschmerz niht nur den

wahrhaften Ausdruck findet, sondern welhes au die aus dem unge-

trübten Borne der Natur in das Gemüth #ch ergießenden T

und das Wirken der geheimnißvollen Liebesmacht, die die Herzen der

Menschen lenkt und namentlich in der Kinderseele mächtig ist,

melodisch und harmonisch in der Seele der Hörer wiederklingen

läßt. Dabei fehlt es der musikalishen Sprahe Humperdinck's

au nicht an der geistigen Würze des Humors, der die zuweilen find-

li bescheidenen musikalishen Gedanken anregend erweitert und ver-

tieft. Die ganze Musik des Märchenspiels is melodish; alles singt

und klingt. Einfache Kinderlieder, wie man sie volksthümlih überall

hört, find als wirkungsvolle Motive verwandt; des Waldes Weben

mit Elfenzauber und himmlisher Engel Reigen, die {on in der

Ouvertüre anflingen, bilden den Höhepunkt der Musik, die sich hier bis zum

Erhabenen steigert. Das Märchenspiel zerfällt in drei Bilder, von denen die beiden ersten musikalish einheitlih zusammengefaßt sind. Jn der ärm- lichen Hütte des Besenbinders Peter sißen Hänsel und Gretel bei der von der Mutter aufgetragenen Arbeit; aber bald kommt vie kindliche Spielfucht über sie und beim Tanzen und sih Haschen wird die Milch in dem s{önen neuen Topf umgeworfen, die den einzigen Vorrath für das Abendessen bildet. Da kehrt die Mutter heim und vor ihrem strafenden Zorn flüchten fh Hänsel und Gretel in den Wald, um wenigstens noh Beeren für das Nachtmahl zu suhen. Das Körbchen ist gefüllt, aber das findlihe Gemüth hat wieder alle Sorgen ver- gesjen, und spielend, halb unbewußt, naschen sie die mühsam ge- fammelten Waldbeeren auf. Die Dunkelheit überrascht sie, und da sie den Rückweg niht mehr finden, s{chlafen sie von Gngeln bewaht nach einem rührenden KAbendgebet mit Bangen ein. Der helle Morgen erweckt sie und führt sie vor das

Haus der Knusperhere, die, wie es das Märchen erzählt, von Hänsel Uberlistet und von beiden Kindern in den Balkofen geworfen wird. Mit Hilfe der Wünschelruthe werden all die Kinder wieder lebendig, die die Here umgebracht, und zum Sch{hluß finden #Y auch die Eltern ein, die ihre Kinder im Walde gesucht hatren, und ein Danklied beschließt das Märchen \timmungsvoll. Das Libretto, das von Adelheid Wette herrührt, hat das Volksmärchen geschickt für die musikalische Bearbeitung umgestaltet; poetische Lieder und sinniges Gespräch treten in Gegensaß zu der Komik des Herenspuks. Ueberall hat der Ton- dihter die Stimmung und - die Empfindungen mit feinen überrashenden Kunstmitteln treu wiedergegeben. Der Gesang auf der Bühne bildet mit der Orchestration eine Ginheit, in der allerdings die Instrumente das herrschende Ausdruc{smittel bilden. Auch wo es sih un die einfachsten Vorgänge des täglichen Lebens handelt, wird die musikalishe Sprache nicht niedrig, abec ihre {chönsten Wirkungen liegen auf dem Gebiet der Getühlswärme und Fnnigkeit und in dem Ausdruck religiöser Empfindungen. Daher ist, wie erwähnt, das zweite Bild: die Kinder im Walde, mit dem Erscheinen des Sand- männchens und Thaumännchens und der gleihsam aus den Wolken herabsteigenden Engelschaar das musikalisch ergreifendste, wie es auh scenish den künstlerisch erfreulihsten Anblick gewährt.

Die vorgestrige Aufführung wac in allen Theilen vortrefflich vor- bereitet und gewährte den Hörern einen vollen und ungestörten Kunst- genuß. Von den Darstellern fällt dem Geshwisterpaar Hänsel und Gretel die shwierigste Aufgabe in gesanglicher wie schauspielerischer Beziehung zu, die von den Damen Rothauser und Dietrich überraschend glücklih und einwandsfrei gelöst wurde. Beiden gelang es, das fkindlih sorglose Gemüth in ihrem Wesen widerzuspiegeln; vielleicht hätte Fräulein NRothauser das Knabenhafte in ihrer Rolle etwas stärker betonen können. Fräulein Dietrich erfreute noch im besonderen durch die Innigkeit und Klarheit ihres Liedervortrags. Die Knusperherxe gestaltete Frau Goeue mit drastishem Humor, auch in der Tongebung. Die kleineren Partien des Elternpaares wurden von Herrn Fränkel und Fräulein Kopka und die des Sandmännchens und Thaumännchens von Fräulein Weiß und Frau Herzog durhaus beifalls- würdig gesungen und dargestellt. Anerkennung verdiént \{ließlich auch das Orchester, das unter Herrn Kapellmeister Weingartner?'s Leitung den s{hwierigen instrumentalen Theil der Oper mit seinem Gestaltenreihthum in feinster Ausführung zu Gehör brachte, und endlich die musterhafte ünd geschmackvolle Inscenierung.

Der Vorstellung wohnten Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin bis zum Schluß bei.

Berliner Theater.

Dem neuen Lustspiel „Das Heirathsne#st“ von Gustav Davis wurde bei seiner ersten Aufführung am Sonnabend eine sehr freundliche Aufnahme zu theil. Der Verfasser hat sih die anspruhs- losen und unterhaltenden Lustspiel- und Schwankdichter der Gustav von Moser’shen Richtung zum Vorbild genommen und diesem Stil gemäß ein gefälliges militärishes Lustspiel geschaffen. Die große Anzahl von Personen, die in dem „Heirathsnest" auftreten, tragen alle den Stempel eines Geistes, nämlich den des forglosen, fröhlichen Lebensgenusses, der ih ohne Ausschreitung fein säuberlich in den Grenzen fittsamer Wohlan- ständigkeit bewegt. Die stärkeren Wirkungen werden durch die neidische Schwayhaftigkeit kleinstädtisher Bürgerfrauen, die ihre Töchter mit allen

Mitteln unter die Haube bringen wollen, hervorgerufen und durch cinige wirklich gut erfundene, herzhaftere L Nr ar Den Es in denen der Humor kräftig zur Geltung kommt. Diesen drastischen Epifoden gegenüber erscheinen die gefühlvollen und scherzhaften Liebes- idylle der Offiziere, die in tem entlegenen Städtchen, dem sogenannten „Heirathsnest“, zur Ebe schreiten müssen, wenn sie niht vor Langer- weile sterben wollen, nur im Licht gedämpfter Heiterkeit. Der Vor- zug der Dichtung liegt in dem Umstand, daß die der Handlung innewohnende frohsinnige Stimmung auch wirklich auf die Zuhörer und Zuschauer übertragen wird; damit hat das Lustspiel, das nur eine launige Abendunterhaltung ohne literarishe Hintergedanken bieten will, feinen Zweck erfüllt. An der Darstellung war alles glatt und fréundlih; die Damen Reisenhbofer, Elsinger und Riska traten als Generalswittwe und Generalstöhter elegant und liebens- würdig auf, und die Herren Prechtler und Körner spielten als verliebte Difiziere mit feder Moi, err Rieck- hoff (Oberst von Grodicki) entwickelte als ehesheuer Hau- degen, der in dem „Heirathsnest“ einer interessanten Wittwe zum Opfer fällt, Humor und charakteristisches Gestaltungsvermögen. Fräulein Marie Meyer als Gastwirthin zum „Rössel“ und Majors- wittwe erheiterte dur ihre militärish gefärbte drastische Komik; aber am wirkungsvollsten trat Herr Waldow in der Nolle des polnischen Burschen Stanislaw hervor; er erzielte mit seiner lähelnden Gemüth- Laberl “aa Bild der Einfalt und bäurisher Schlauheit den stärksten acherfolg.

Konzerte. A d Am Sonnabend ließ sich im Saal Bechstein die Königliche Hofopernsängerin Fräulein Jrene Pewny aus München zum ersten Mal bierselbst hören. Sie besißt eine aufs forgfältigste ausgebildete Sopranstimme, die bei großer Kraft und Klangschönheit au in allen Lagen bis zum hohen D hinauf gleihmäßig leiht anspriht und stets vollkommene Rtinheit der Intonation bewahrt. Langtaktige Bindungen größerer Tongruppen bei nie hörbarem Athemansay, Triller selbst in den höchsten Tonlagen und eine ungewöhnli Koloraturgewandtheit find besondere Zierden ihres Gesanges, die gewiß in einem Bühnenraum noch viel mehr zur Geltung kommen, da für den Konzertsaal die Stimme fast zu kräftig erscheint. Bei fo vortrefflihen Mitteln gelangen der Sängerin die Briefarie aus Mozart's „Don Juan“ und die meisten der hierauf folgenden Lieder von Beethoven, Schubert, Schumann, Brahms, Grieg, Massenet, Georg Liebling und anderen vortrefflich, zumal temperamentvolle Ausdrucksweise und musterbaft deutlicheAusspracheder Ausführung stetszur Seite standen. Stürmischer Beifall und Hervorruf folgte ihren Vor- trägen. Der durch seine künstlerischen Leistungen bereits vortheilhaft bekannte Hofpianist Herr Georg Liebling trug mehrere Piòcen von Chopin, Schumann, Moszkowski, Liebling und Liszt vor, die leihfalls den wohlverdi-nten Beifall des r erschienenen ublikums erweckten. Die Begleitung sämmtlicher Gesänge hatte Herr Liebling ebenfalls übernommen.