1894 / 255 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 29 Oct 1894 18:00:01 GMT) scan diff

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien.

An der Ruhr find am 27. d. M. gestellt 11 314, niht recht

zeitig gestellt 1027 Wagen.

In Oberschlesien sind am 26. d. M. gestellt 4048, niht recht-

zeitig gestellt 1152 Wagen.

Zwangs-Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am nachbezeihneten Grundstücke zur Versteigerung: Schulstraße 73 u. 72, dem Bauunternehmer A d. Simon gehörig, Fläche 6,08 a mit einem Nubßungswerth von 6430 M, und 8,29 a mit 8620 A Nuzungs8werth; Mindestgebot 80 700 4 und 113 300 M; der Bankdirektor Alfred Schunk zu Berlin

Beim Königlichen Amtsgericht 11 Berlin ftanden die nahbenannten Grundstücke zur Versteigerung: das im Grundbuch von f den Namen des Bäckermeisters

rnsst Becker zu Pankow eingetragene, zu Pankow, Maximilian- straße, belegene Grundstück; Fläche 3,89 a; Mindestgebot 750 M4; für das Meistgebot von 60100 A wurde der Kaufmann Ernst Das im Grundbu von Pankow Band 21 Blatt 724 auf den Namen des Maurermeisters Robert Lehmann eingetragene, zu Pankow, Florastraße, belegene Grundstück; Fläche 5,16 a; Mindestgebot 901 4; für das Meistgebot von 65 050 «wurde der Kaufmann Carl Wilhelm Eger zu Berlin, Rauchstraße 14, Ersteher. Das im Grundbuch von Weißensee Band 34 Blatt Nr. 1000 auf den Namen des Kanzleidieners im Reichs-Patentamt Gustav Jacobi zu Berlin eingetragene, zu Neu- Grundstück. Mindestgebot 5,25 M; für

27. Oktober die

mit diesen blie Meistbietender.

FLoN Band 19 Blatt Nr. 689 au

Buwert zu Köpenick Ersteher.

Straßburgstraße 42, belegene 450 a; Nuzungswerth 1270 M; das Meistgebot von 17280 Wilhelm Heinrih zu Berlin, stehe. Das im Grundduch

Band 6 Blatt Nr. 158

Weißensee,

wurde der Prenzlauer von

Kübler eingetragenen, zu [d burgischestraße 113, belegenen Grundfstüs.

Berlin, 27. Oktober. Wochenbericht

Stärkefabrikate und Hülsenfrüchte von Marx Sabers ky. la. Kartoffelstärke feuhte stärke Frachtparität Berlin 9,30 6, Frankfurter Syrup Fabriken zahlen nach Werkmeisters Bericht fr. Fabrik 8,90 4, gelber Syrup 19—19F 4, Kap.-Syrup 20—214 K, Kap.-Erport 21-—21F #4, Kartoffelzucker Rum-Kouleur 33—34 M, ier-Kouleur 32—34 „«, Dextrin, gelb und weiß, Ia. 234—24 M, (Tleinft.) b, und Schlesische

Ia. Kartoffelmebl 17—17§ M,

ITa. Kartoffelstärke und -Mehl 13—16 M,

elber 19—197 A, do. Kap. 20—20}7

21—22 #, Weizenstärke ( (aroßst.) 33—35 F, Hallesche Neisstärke (Strahlen) 49—50 M, 47—48 M, Maisstärke 30—32 Æ, Viktoria-Grbsen 16—21 F, Kocherbsen Erbsen 14—19 Æ, Futtererbsen 12—13 M, Bohnen 18—21 #, weiße Flachbohnen Bohnen 17—19 #,

do. fekunda Weizenftärke 34—36 é,

14—20 A, Mohn, blauer 32—40 M,

12—12} Æ, Leinsaat 20—21 Æ, Mais

28—30 9/0 10—10} M, h 127 Æ&, pa. Maisshlempe 40—42 % 8—97 A (Alles per 100 kg ab Bahn

mindestens 10 000 kg.)

Allee Groß-Lichterfelde auf den Namen des Bauunternehmers Edmund Ehrhardt zu Groß-Lichterfelde eingetragene, zu Groß- Lichterfelde belegene Grundstück; Fläche 12,77 a; M

99 200 4; da ein Gebot nit abgegeben, wurde das Verfahren vor- läufig eingestellt. Aufgehoben wurde das Verfahren der Zwangs- vollstreckung wegen des im Grundbuche von Deutsch-Wilmersdorf Band 2 Blatt Nr. 94 auf den Namen des Steinmeßmeisters Frit Deutsh-Wilmers8dorf,

für

Schabesftärke 13—183 S, inländishe weiße 21—-23 M, galizishe und russische Bohnen 1 | große neue Linsen 30—42 4, mittel Linsen 20—30 Æ, kleine Linsen do. weißer i Hirse, weiße 18—20 4, gelber Senf 22—28 4, Hanfkörner 19 bis 20 # Buchweizen 133—14 4, Wien Ol S Fahnen oko 1: Kümmel 54—60 #4, Leinkuchen 12—13 4, Rapskuchen 11F—12} 4, Roggenkleie 6F—7 4, Weizenkleie 7—7}4 M, pa. helle getr. Biertreber pa. Getreideschlempe 31—33 9/6 122— 134 M,

Berlin bei Partien von

us

20 9% Kälber.

1 kg.) TITI. Qualität M

shüttung bringen. ch Handel und Industrie.

6. November 2 Uhr. Contor, Colbjörnsensgade 11)

dänischer Sprache.) Fläche

Maurermeister

Q D Laut

Mindestgebot Der Poftdampfer Ouessant passiert.

tober von Santos

angekommen. Branden- S, DE

Stärke 28. Oktober.

17— 173 Á, EOND On. S Kartoffel-

25—2M7

do. (Stüdcken) Im grüne | seßung zur Aufführung : Goetze, Ford: Herr Fränkel, ungarische | Fräulein Dietrich, 16—17 M, Herr Mödlinger. 42—60 M,

Niemann's Lustspiel M,

114 bis

Malzkeime | länder, Hanne: Frau Schramm.

. Ausweis über den Verkehr auf dem Berliner Shlacht- viehmarkt vom 27. Oktober 1894. Au nah Schlachtgewihz mit Ausnahme der Lebendgewicht gehandelt werden. Rinder.

A hnittöpreis für 100 kg.) T. Qualität 116—126 Æ, II. Qualität

06—112 Æ, ITI Qualität 94—102.4, IV. Qualität 84—90 46 Schweine. Auftrieb 5599 Stück. (Durchschnittspreis für 100 kg.) Mecklenburger 102—104 4. Landshweine: a. gute 98—100 M, b. geringere 92—96 #4, Galizier M, leichte Ungarn M bei Tara, Bakonyer 84 M bei l Auftrieb 802_ Stück. (Durchschnittspreis für 1 kg.) I. Qual. 1,24—1,36 Æ, II. Qual. 1,12—1,22 4, III. Qualität 0,90 —1,10 A Schafe. Auftrieb 10 445 Stück. (Durchschnittspreis für I. Qualität 0,84—1,16 M, Il. Qualität 0,64—0,80 #4,

Die Berlin -Wilmersdorfer Terraingesellschaft in Liq. wird am 5. November d. J. eine zweite Rückzahlung in Höhe von 20 9/6 des Aktienkapitals mit 200 A für jede Aktie zur Aus- Die Zahlung erfolgt in Berlin bei der Bank für

Verdingungen im Auslande.

Dänemark. Staatsbahnverwaltung in Kopenhagen und 6. Bane- sections-Contor in Aarh us : Lieferung von : ca. 150 000 Stück Eisenbahnschwellen, ca. 109 000 laufenden Fuß Weichenhölzern. | Bedingungen an Ort und Stell? und beim „Reichs-Anzeiger“ (in

Verkehrs-Anstalten.

Telegramm aus Herbesthal ist die englische Post von London über Ostende vom 29. d. M. ausgeblieben; Grund: Zugverspätung in England.

Bremen, 28. Oktober. (W. T. B.) e Palt* hat Der Dampfer „Sutherland* ist am 26. Okf- nah Babhia tonare, dampfer „Karlsruhe“ ist am 27. Okto Der Postdampfer „Habsburg“ hat am 27. Oktober Mittags die Reise von Antwerpen nah Southampton fortgesetzt. Oktober. (W. „Thalia“ ift heute Nachmittag hier eingetroffen. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Elektra“ ist von Konstantinopel hier angekommen. 7, D B „German“ ist Sonnabend auf der Ausreise von Southampton abgegangen. Der Union-Dampfer „Arab“ i Sonntag auf der Ausreise von den Canarischen Inseln abgegangen. St. Petersburg, 27. Oktober. fahrt auf der Wolga ist infolge Eises ges{lossen.

Theater und Musik.

Königlichen Opernhause i „Falstaff“ unter Kapellmeister Dr. Muck'8 Leitung mit folgender Be- Falstaf : Herr Bet, Frau Quickly: Frau Alice: Fräulein Hiedler, Aennchen : Frau Page: Fräulein Nothauser, Fenton: Sommer, Dr. Cajus: Herr Philipp, Bardolph: Herr Lieban, Pi Hierauf folgt das Ballet „Carneval" von Gracb- Steinmann (Damen dell’ Era, Urbanska, Stoßmeister, Herr Burwig). Im Königlichen Schauspielhause wird „Wie die Alten fungen“ gegeben. rollen sind wie folgt beseßt: Fürst Leopold: Herr Molenar, Anna- lise: Frau Kahle, Erbprinz Gustav : Herr Purschian, Herre: Herr Kahle, Sophia : Fräulein Sauer, Eleonore: Fräulein Plan, Herre?s Vater: Herr Vollmer, Melde: Herr Hartmann, Wache: Herr Ober-

Im Lessing-Theater gelangt am Mittwoch das neue fünf- aktige Schauspiel „Die Kugel“ zur ersten Aufführung.

ieb und Marktpreise chweine, welhe nah Auftrieb 3194 Stück.

27,9 kg Tara pro Stück.

vember,

uintett in tavenhagen. -

(Banechefens

zweite

Norddeutscher Lloyd. am 26. Oktober Nachmittags

Der Reichs - Post- ver Morgens in Colombo

T. V] Di Llovddampvfer

einem Umzug.

T. B Der Union-Damypfer

(W. T. B.) Die Schiff- | !latt.

gelangt morgen Verdi?s

tol:

morgen Karl Die Haupt- noten.

Die Haupt-

Brunsbüttel, 27. Oktober. offnung der äußeren Schleusenthore zum Nord-Oftsee- Kanal fand heute bei lebhaftem Westwind und hohem Wasserstand Um 11 Uhr 10 Minutxen passierten die Dampfer „Blankenese“ und „Erpedient“ die äußeren Schleusenthore unter lebhaftem Jubel der zahlreichen Zuschauer. land, Deutschland über Alles“. theilnehmer gingen dann an Bord der Schiffe, worauf die Damvfer um 11 Uhr 45 Miruten \{leusung ging glatt von statten. Bauinspektor Schulz brachte ein Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König, den Aller- höchsten Bauherrn des Nord-Ostsee-Kanals, [bends Herr eine Festlichkeit im Dammthorpavillon in Hamburg die Feier.

rollen werden von den Damen Bute, von MEBnS Elfinger und den Herren Wehrlin, Merten und Schönfeld dargestellt

Im Friedrih-Wilhelmstädtishen Theater wird Car, Zeller’s Dperette „Der Vogelhändler“ am Freitag zum 200. Male gegeben. Die erste Aufführung der neuen Strauß'schen „Jabuka“ ist für den 7. November in Aussicht genommen.

Im Konzerth ause bringt Kapellmeister „Sang an Aegir“, 0 Majestät dem Kaiser und König’, zur ersten Aufführung.

Der Klavierabend der Pianistin Frau M arie Jaëll aug

Paris, welcher für gestern angeseßt war, ist auf Dienstag, den 6. No. verschoben : Kammermusik- Abends der Herren Professor Carl Halir und Genossen im Saal Bechstein, am Mittwoch, bringt zwei No, vitäten: Sgambati's Streichquartett in Des-dur, op. 17 und Dvokäf'g Klavierquartett in A-dur. - In dem Liederabend der dänischen Sängerin Fräu- lein Margarethe Petersen, welcher an demselben Tage in der Sin g- Aka demie stattfindet, wirkt Herr Wilhelm Berger mit.

werden.

Operette

er Meyder morgen Dichtung und E von Seiner

worden. Das Programm des ersten

A-dur, op. 81, ferner Mozart's Klarinetten, Den Klavierpart übernimmt Herr Bernhard

Mannigfaltiges.

Vorgestern ist hierselbst der frühere Landrath des Kreises Nieder- barnim, Geheime Regierungs-Rath Georg S langem Leiden im Alter von 78 Jahren gestorben. ( findet morgen, Vormittags 11 Uhr, von der Leichenhalle des Matthäi- Kirhhofs aus ftatt.

Die Fahnenweihe bahn-Pioniere hat, wie die „Neuest. Nachr.“ Sonnabend in Gegenwart des Chefs des Ingenieur- und Korps, Generals der Infanterie Golz, des Kommandeurs der Eisenbahn- Brigade, General-Majors Knappe, derNegiments-Kommandeure Taubert und Kreuzinger und vieler anderen Offiziere der Eisenbahn-Brigade fowie der Deputationen Standarten in Keller's Festsälen stattgefunden. Klängen des Hohenfriedberger Marsches die Deputationen in den Saal einmarschiert waren, eröffneten ein von Fräulein Heinrich gesprochener Prolog und eine Ansprache des Vorsitzenden Meißner das kameradschaft- iche Fest, Die Einbringung der von sechzehn Ehrenjungfrauen ge- leiteten neuen Fahne erfolgte durch drei Vereinsmitglieder und sechz Chargierte der Brigade. Die Weihe vollzog General Golz mit einer Rede, die in ein Hoh auf Seine Majestät den Kaiser und König ausklang. dreimaliges Hurrah auf die Bestrebungen des Vereins aus. {loß die Feier nah Uebergabe der Fahne den Fahnenträger mit

charnweber, nah Die Beerdigung

ehemaliger Eisen- mittheilen, am Pionier-

des Vereins

32 Kriegervereinen mit 23 Fahnen und Nachdem unter den

von

Hierauf brate General-Major Knappe ein Dann

«„W. T. B.* meldet: Die Er-

Die anwesende Musikkapelle spielte »Deutsch- Die Kanalkommission und die Fest: Die Dur(-

wieder auswärts passierten.

aus. Abends beschließt

Wien, 27.7 Oktober. „W.-T. B meldet: Dié Polizei bs shlagnahmte heute in j Trebsche und eines Viktualienhändlers Peter Platten und Papier mit der Gravierung bezw. dem Abdruck von Fünfgulden-Staats Beide wurden verhaftet. hergestellt noch verausgabt worden.

den Wohnungen eines Drucksorten-Agenten

Falsifikate waren bisher wede:

St. Petersburg, 27. Oktober. Heute findet hier die Eröffnunz des internationalen Pomologen-Kongresses statt.

(Foriseßzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

iht vom 29. Oktober, lhr Morgens.

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Stationen. Wetter.

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3|bedeckt 1|wolfkig ?|geiter 2 beiter 2|wolkenlos 2\heiter 1l|Nebel 1ibededckt

Belmullet .. | 744 |SW Aberdeen .…. | 744 |SSW Christiansund | 759 |SO Kopenhagen . | 762 |OSO Stockholm . | 762 Haparanda . | 760 |[NNO St. Petersbg. | 749 |N Moskau …. | 749 |W Cork, Queens- N town .. . | 749 |WSW Cherbourg. . | 756 E s el d e 759 burg . . | 759 winemünde | 762 Neufahrwasser| 761 Memel... | 769 E a 46 760 iter... | 708 Karlsruhe . . | 763 Wiesbaden . | 762 München . . | 765 Chemniy .. | 763 i ¿1 61 i ol T64 Breslau. , | 761 | Sle d'Aix . . | 759 |WSW i ce e 002 D E noi 108 |

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4/halb bed. 3 Regen Regen | 2 wolfkenL.1) | 2[Nebel 1|wolkig L'bedeckt 3\bedeckt 4wolfig

2 heiter

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1 wolkig 4w“lfig 3\wolkig

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1 heiter 3\bedeckt 4\wolkig

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1) Früh Reif.

Uebersicht der Witterung.

Ein tiefes barometrisches Minimum i} westlich von Schottland erschienen und scheint nordostwärts fortzuschreiten; am höchsten is der Luftdruck über der Alpengegend. Dementsprechend sind über West- Europa westliche bis südöstlihe Winde vorherrschend eworden, welche am Kanal vielfa stark auftreten.

n Deutschland is das Wetter vielfah heiter und durchschnittlich kälter; im Binnenlande ist fast überall Regen gefallen; von der ost- deutshen Küste wird vielfah Nachtfrost ge- meldet. Der Einfluß der Depression im Westen dürfte sich demnächst ostwärts ausbreiten und ins- befondere für das nordwestliche Deutschland Regen-

wetter mit steigender Temperatur bringen. e Deutsche Seewarte.

Theater- Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern- haus. 226. Vorstellung. Falstaff. Lyrishe Komödie in 3 Akten von Giuseppe Verdi. Text von Arcigo Boito, deutsch von Marx Kalbeck. In Scene gesetzt vom Ober-Regisseur Teßlaff. Dekorative Einrichtung vom Ober-Inspektor Brandt. Dirigent : Kapell- meister Dr. Muck. Karneval. Ballet-Burleske in 2 Aufzügen von Emil Graeb. Musik von Adolf Steinmann. Dirigent: Musikdirektor Steinmann. Anfang 7# Uhr.

Schauspielhaus. 236. Vorstellung. Wie die Alteu sungen. Lustspiel in 4 Aufzügen von Karl Nie- mann. In Scene geseßt vom Ober-Meaiseux Mar Grube. Anfang 7F Uhr.

Mittwoch: Opernhaus. 227. Vorstellung. Der kleine Haydu. Oper in 1 Akt von Gastano Cipollini. Text von A. Cipollini , deutsch von Otto Eisenshüß. Häusel und Gretel. Märchenspiel in 3 Bildern von Engelbert Humperdinck. Text von Adelheid Wette. Rüfang 74 Uhr.

Schauspielhaus. 237. Vorstellung. Faust von Wolfgang von Goethe. Der Tragödie erster Theil. Die zur Handlung gehörende Musik von Anton Fürsten Radziwill und von Peter Joseph von Lind- painter. Anfang 7 Uhr.

Denishes Theater. Dienstag: Die Kame- raden. Anfang 74 Uhr.

Mittwoch: Die Weber.

Donnerstag: Hamlet.

Berliner Theater. Dienstag: Die Hexe. Anfang 7# Uhr.

Mittwoch: Stützen der Gesellschaft.

Donnerstag: Niobe. Unter vier Augen.

Lessing-Theater. Dienstag: Madame Sans: Gêue. Anfang 74 Uhr. |

Mittwoh: Zum ersten Male: Die Kugel. Schauspiel in 5 Akten von Max Nordau.

Donnerstag: Madame Saus-Gêne.

Friedrih - Wilhelmstädtisches Theater.

Chausseestraße 25/26. :

Dienstag: Der Vogelhändler. Operette in

3 Aufzügen von Carl Zeller. Volksthümliche Preise. Anfang 74 Uhr.

In Vorbereitung: Jabuka von Johann Strauß.

Residenz - Theater. Blumenstraße Nr. 9.

Direktion: Sigmund Lautenburg. Dienstag: Sechs- zchntes Gastspiel des Mr. Audré Antoine mit seiner

ganzen Gesellshaft (Théâtre Libre) aus Paris. La Tante Léontine. Comédie en 8 actes par Boniface et Bodin. Jacques Damour. Pièçe en 1 acte, tirée du roman de Emile Zola par Léon Hennique. Anfang 74 Ubr.

Mittwoh: Soeur Philomène. Comédie en 2 actes par Concourt. La Nuit Berga- masque oen 3 actes par E. Bergerat.

In Vorbereitung: Der Souspräfekt. Villa Vielliebchen.

Neues Theater. Schiffbauerdamm 4a./5.

Dienstag: Komödianten! (Cabotins!) Lustsviel in 4 Akten von Eduard Pailleron. Anfang Uhr.

Mittwoch, Donnerstag, Freitag: Dieselbe Vor- stellung.

Sonnabend: Zum ersten Male: Figaro?s Hoch- eit. Lustspiel in 5 Akten von Beaumarchais. Neu earbeitet von Ludwig Fulda.

Theater Unter den Linden. Behrenstr. 55/57. Direktion: Julius Frißsche. _ Dienstag: Letzte Aufführung von Orpheus in der Unterwelt. Operetten-Feerie in 12 Bildern. 4 große Ballets. Anfang 7F Uhr.

Mittwoch: Dex Obersteiger.

Bentral-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30 Direktion : Nichard Schul. Emil Thomas a. G. Anna Bäckers. Josefine Dora. Dienstag: Zum 60. Male. O, diese Berliner! Große Bosse mit Gesang und Tanz in 6 Bildern (nah lingró’s „Reise durch Berlin“) von Julius Freund. Musik von Julius Einödshofer. Anfang 74 Uhr.

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Adolph Ernst-Theater. Legte Woche! Dienstag: Charley's Tante. S{wank in 3 Akten von Brandon Thomas. Vorher: Die Bajazzi. Parodistische Posse in 1 Akt von Ed. Sacadfon und Benno Jacobson. Anfang 74 Uhr.

Mittwoch : Dieselbe Vorstellung.

Sonntag: Zum ersten Male: Der kleine Herr. Schwank in 3 Akten von Arthur Lauw. (Novität.)

Konzerte.

Konzert-Haus. Dienstag: Karl Meyder- Konzert. 11. Beethoven-Ouvert., Lassen. Ouv. „Die diebishe Elster“, Rossini. „Giralda“, Adam. Erinnerungswalzer y. Waldteufel. „An der Weser“ f. Piston v. Frefsel (Herr Werner).

Linkstraße 42. Marx-Goldschmidt-Zyklus. Walzer, Nokturnes

Saal Lechstein. Aifänil 5 Ubt:

J

V. Programm: Balladen, Nhapsodien.

ZBirkus Renz (Karlstraße). Dienstag: Sen- sationeller Erfolg! Tjo Ni En. (Beim Jahres- wechsel in Peking). Die Manège in 2 Minuten zur Bühne verwandelt. Sténsctionelle Tänze, u. a. les grelots vivants (Original), jeu des barbichons (Original) 2. Außerdem: d. Feuervferd Elimar vorgef. v. Dir. Fr. Renz; Mikado u. d. Springpferd Blit, ger. von Frau Renz-Stark. Z. ersten Male Frl. Amalie Renz, travail sans selle en grand vitesse; die Clowns Gebr. Villaud x. Anfang 74 Ubr. :

Mittwoch: Tjo Ni En.

R S I R E s L0G: i B D R E E E S R EE E E H C, E I E L Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Martha Nöstel mit Hrn. Predigt amts - Kandidaten Richard Hoffbauer (Posen— Dierberg bei Lindow). Frl. Wally Liebich mit Hrn. Prem.-Lieut. Josef Doutrelepont (Schweidnis

—Straßburg i. E.). Frl. Martha Lawrenz mit

Hrn. Oberlehrer Dr. Max Hölzer (Ratibor).

Verehelicht: Hr. Oberlehrer Dr. Friy Johanne®- son mit Frl. Gertrud Stüber (Berlin). Hr Pastor Benjamin Rafftesaeth mit Frl. Clara Dehmel (Breslau). Hr. Pastor Falkenhahn mit Frl Margarethe Rockau (Glogau). __

Geboren: Eine Tochter: Hrn. Forst-Afseffor und Jagdjunker von Bassewitß (Forsthaus Kali Hrn. Amtsrichter Reitenstein (Breslau). 2 Hrn. Frhrn. von Seckendorff-Meuselwiß (Brodel- wit bei Raudten). 4 S

Gestorben: Verw. Fr. Geh. Kanzlei-Rath Char- lotte Andreae, geb. Sadebeck (Berlin). Fr Kreisrichter Therese Hager, geb. Jaedel (Berlin) Frl. Therese von Bülow (Dresden). Yr. General-Lieut. z. D. Heinrich Victor Rudolph von Bessel (Dresden). Fr. Dorette von Pappenheur, geb. von Eichel (Weimar). Hr. Ober-Amtmann Gugen Stanick (Rogau).

Verantwortlicher Redakteur: J. V.: Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Druck der Norddeutshen Buchdruterei und Verlag Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Fünf Beilagen

(einschliezlih Börsen-Beilage). (16578)

Dienstag,

zum Deutschen Reichs-An

Erste Beilage

Aufterordentlihe Versammlung der Axx, Geueral-Synode.

Im Herrenhause trat am Sonnabend, 27. d. M., Vormittags 10 Uhr, die von Seiner Majestät dem Kaiser und Kövig berufene außerordentlihe Versammlung der General-Synode zusammen. Der Eröffnungsfißung wohnten der Minister der geistlichen 2. Angelegen- heiten D. Dr. Bo e mit mehreren Räthen seines Ministeriums sowie der Präsident und der e Ers ent des Evangelischen Ober-Kirchen- raths mit zahlreihen Mitgliedern bei. tahdem der Super- intendent Holßheuer - Weferlingen die Synode für eröffnet erklärt hatte, nahm der Präsident des Evangelischen Ober- Kirchenraths D. Dr. Barkhausen das Wort zu einer Ansprache, in welcher er als Grund der Berufung und Hauptaufgabe der Berathung die Herstellung der neuen Agende bezeichnete. Der Evangelische Ober- Kirhenrath habe zur Ausarbeitung einer \olchen eine Kommission ge- bildet, an welcher die von der General-Synode dazu gewählten Mit, lieder betheiligt wurden. Der eifcigen Arbeit dieser Kommission fi es zu danken, daß das Werk rechtzeitig fertig gestellt werden fonnte. Gleichzeitig unterbreite der Evangelische Ober-Kirchenrath der General-Synode noch einige Geseßentwürfe über Gegenstände, deren baldige geseßzgeberische Regelung nothwendig erscheine. Zwei derselben behandeln Veränderungen in der kirchlihen Organi- sation. Der eine bezweckt, die Provinzial-Synoden und die Kreis- synoden durh Beilegung juristisher Persönlichkeit zu freierer und wirkfsamerer Entfaltung auf dem ihnen überwiesenen Gebiet zu be- fähigen. Der andere soll die Möglichkeit hafen, für größere Orte einen Theil der Aufgaben, welche unter gewöhnlichen I der Einzelgemeinde zufallen, auf größere kirhlihe Verbände zu über- tragen und die in diefer Beziehung für die Stadt Berlin hon bestehenden Einrichtungen den inzwischen hervorgetretenen Bedürfnissen entsprehend umzugestalten. Ferner werde der Synode der Vorschlag gemacht, den von den Geistlichen für die Versorgung ihrer Relikten zu zahlenden Pfarrbeitrag erheblich zu ermäßigen. Einem unmittelbar hervor- etretenen Bedürfnisse abzuhelfen, sei der Zweck des Gesetzes über die Erhebung einer landesfirchlichen Umlage zur Beschaffung von Mitteln für Hilfsgeistlihe. Einer Anregung des Ministers der geistlichen 2c. Angelegenheiten verdanke der Gesetzentwurf, betr. die Verwaltung der Pfarr-, Wittwen- und Waisen-Fonds, seine Entstehung.

Hierauf erfolgte die Uebergabe des Berichts des Borstandes über die Thätigkeit der General-Synode in den Jahren 1891—94 und die Legitimation der Mitglieder.

Zum Präsidenten wurde gewählt: Graf Zieten-Sch{werin, zum Vize-Präsidenten Superintendent Holßheuer-Weferlingen; zu Schrift- führern: Geheimer Regierungs-Rath Schumann-Frankfurt a. D Superintendent ggroleltor D. Förster-Halle, Geheimer Regierungs- Rath Trosien - Magdeburg und Superintendent Altgelt - Wülfrath (Rheinprovinz). Sämmtliche Herren nahmen Wahl dankend an.

Vom Evangelischen Ober-Kirchenrath sind zu den Verhandlungen abgeordnet die Konsistorial-Näthe Möller, Hubert und Profesor D. Kleiner; vom Ministerium der geistlihen 2c. Angelegenheiten die O Ministerial-Direktor Wirklicher Geheimer Ober-Regierungs-

kath Dr. von Bartsh, Geheimer Ober-Regierungs-Rath Hegel und

Regierungs-Rath Schwarßkopff.

__ Nachdem somit die Synode konstituiert war, eröffnete der Vor- sißende die Verhandlungen mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und Köng.

Zunächst wurde über die geschäftliche Behandlung der Vorlagen berathen, und es „wurden drei Kommissionen zu je 27 Mitgliedern ge- bildet : für Geschäftsordnung und Verfassung, für Petitionen und für die Finanzen.

Um 12 Uhr wurde die Sitzung geschlossen und die nächste Sißung auf heute Vormittag 10 Uhr anberaumt. Tagesordnung : Wahl der Kommissionen, Verhandlung über den Bericht des General- Synodal-Vorstandes, Nechnungslegung 2c.

Statistik und Volkswirthschaft.

Auswärtiger Handel.

_ Das vom Kaiserlichen Statistishen Amt veröffentlichte September- heft der „Monatlihen Nachweise über den auswärtigen Handel des deutschen Zollgebiets* {ließt mit folgenden Ziffern ab:

Eingeführt wurden in den ersten drei Viertheilen des Jahres 1894 zusammen 235 791 597 (100) kg gegen 219 382 278 (100) kg im gleihen Zeitraum des Vorjahrs. Es wurden also in 1894 16 409 319 (100) kg mehr eingeführt.

Die A usfuhr betrug in den ersten drei Viertheilen des Jahres 1894 163 618 226 (100) kg gegen 152 617 939 (100) kg im gleichen Zeitraum des Vorjahrs.

Die Mehreinfuhr betrifft hauptsählich Erden und Erze, Getreide und landwirthschaftlihe Erzeugnisse, Steine und Steinwaaren, Vich und Steinkohlen. An der Mehrausfuhr sind hauptsächlich betheiligt : Eisen und Eisenwaaren, Instrumente und Maschinen, Erden, Erze,

Getreide und landwirthschaftliche Erzeugnisse, Mehl, Steinkohlen und

Koks, Salz und Zucker, Zigarren. _ Die Ausfuhr der Textilfabrikate stellt sih, wie folgt: Baumwolle und Baumwollenwaaren

994 939 (100) kg gegen 580 649 (100) kg

1367898 7 984819

des Vorjahrzeitraums, SENPERG Gt e 107640 j Wolle u. Wollenwaaren . 547 662 ¿ Seide und Seidenwaaren 41 121 e 53 689 Kleider und Leibwäsche 63634 ,„ Ï o E

, Nach der vorläufigen Werthberechnun g ergiebt sich für die Einfuhr der ersten drei Viertheile des Jahres 1894 ein Einfuhr- werth von 3312 057 000 A gegen 3 033 430 000 M des Vorjahr- ¿eitraums, also um 278 627 000 A mehr. Der Ausfuhrwerth be- rehnet sih pro 1894 auf 2328 061 000 Æ gegen 2 467 793 000 M des Vorjahrzeitraums, also um 139 732 000 M weniger.

Die Einfuhr der Edelmetalle hat \sich von 95 015 000 ( des Vorjahrzeitraums auf 179 194 000 4 vermehrt, die Ausfuhr davon at sih von 137 578 000 Æ auf 79 305 000 6 vermindért, sodaß für le übrigen Artikel ein Einfuhrwerth von 3132863 000 M (2938 415 000 (6) und ein Ausfuhrwerth von 2 248 756 000 4 (2330215 000 46) mit einer Unterbilanz von 884 107 000 M (608 200 000 46) verbleibt.

Handelsfstatistik des Deutschen Neichs.

Von der Jahres publikation des Kaiserlichen Statistischen Amts über den Auswärtigen Handel des Jahres 1893 ift jeßt auch der zweite Theil (Band 74, Neue Folge, der Statistik des Deutschen Reichs) ausgegeben worden, welcher die nah Waaren gattungen ge- ordnete Darstellung enthält, während der erste Theil (Band 73), welher die Darstellung nah den einzelnen Herkunfts- und Bestim- mungsländern bringt, bereits Ende Juli ausgegeben wurde. “er Ausweis nah Ländern, der früher den zweiten der beiden regel- mäßigen Jahresbände füllte, ist jeßt in den ersten Theil gebracht worden, t den Wünschen der Verwaltung und des j E nach hunlihst \{leuniger Veröffentlihung gerade dieser Zahlen entgegen V tommen, während die Darstellung nah Waarengattungen deshalb éniger dunglih ist, weil ja {on in dem Dezemberheft der „Mo-

Berlin, Montag, den 29. Oktober

natlihen Nachweise über den Auswärtigen Dae das Ende Januar erscheint, eine solhe Nachweisung für alle Waaren, wenn auch nur mit den provisorishen Werthen und den hauptsächlichen Herkunfts- und Bestimmungsländern, enthalten ist. :

Die Eintheilung der Jahres-Nachweisungen is also jeßt diese : der erste Band bringt einen General-Ueberblick über die Ein- und Ausfuhr, und dann den“ Verkehr mit den einzelnen Ländern; der zweite Band hat zum Eintheilungsprinzip die Waarengattungen, stellt diese zunähst nah den einzelnen Yerkunfts- und Bestimmungsländern dar und giebt dann Spezial-Nahweisungen über den Niederlage- Verkehr, den Veredlungs - Verkehr und die Zollerträge. Den Schluß macht eine Darstellung der Ein-, Aus# und Durchfuhr in einer systematischen Anordnung der Waaren, die den Forderungen der Wissenschaft besser gereht wird, als dies bei dem für alle anderen Tabellen maßgebenden Waarenverzeichnisse der Fall sein kann, das sih an unseren Zolltarif ans{hließt. Die Eintheilung dieses letzteren ist vom Standpunkte einer guten Systematik bekanntlich sehr mangelhaft, muß aber in der Handels\tatistik aus Nücksiht auf die Bedürfnisse der Praxis bei allen zum amtlihen Gebrauch nöthigen Nahweisungen festgehalten werden.

Dem zweiten Band is außerdem eine zusammenfassende Be- \sprehung der Hauptergebnisse des in beiden Bänden enthaltenen Tabellenwerks beigegeben.

Der Zentralverein für das Wohl der arbeitenden : Klassen

konnte am Donnerstag v. W. den Abschluß einer segensreichen fünfzig- jährigen Thätigkeit feiern. Am %. Oktober 1844 hatte König Friedrich Wilhelm 1V. sein Einverständniß damit, daß bei Gelegen- heit der ersten Industrie-Ausftellung des Deutschen Zollvereins unter Theilnahme höherer Beamten und namhafter Gewerbetreibenden dieser Verein ins Leben gerufen wurde, in folgender Kabinets-Ordre ausgesprochen : ;

„Ich habe mit lebhafter Theilnahme erfahren, daß die Berliner Gewerbe-Ausstellung auch dazu geführt hat, daß ein Verein bei dieser Gelegenheit zusammengetreten ist, welcher sein Streben dahin richten will, der geistigen und leiblihen Noth der Hand- und Fabrikarbeiter Abhilfe zu verschaffen. Ich trage Ihnen auf, dem hierzu zusammen-

etretenen Verein Mein großes und lebhaftes Interesse an diesem Vorhaben auszudrücken und denselben Meiner thätigen Unterstüßung dabei zu versichern, und will Jh demselben eine Summe von 15 000 Thlrn. für feine Zwecke zur Disposition stellen. Fch werde Mich jeder Vergrößerung und Stärkung des Vereins auf das innigste erfreuen und lebe der Hoffnung, daß er bald dur den Hinzutritt aller wahrhaft edlen Männer unter dem Gewerbestande zu einem Baum erwachsen wird, der seine Zweige über das ganze Vaterland breitet. Nach dem Maß seiner eigenen Kräftigung wird auch Meine fortdauernde thätige Theilnahme demselben nie entgehen 2c. 2c.

Sansfouci, den 25. Oktober 1844. Friedrich Wilhelm.“

__ Damit begann die Thätigkeit des Zentralvereins, die ih dahin richtete, in jeder Provinz Lokalvereine zu bilden, um unter Mitarbeit der Hand- und Fabrikarbeiter deren sittlichen und wirthschaftlichen Zustand durch alle Mittel zu fördern. Das erste Verzeichniß der auf dieses Pro- gramm vereinten Mitglieder enthält 344 Namen aller Stände. Bald trat jedoh eine fühlbare Abnahme ein. neue Mitglieder hinzutraten, fo verminderte ih doch die Mitgliederzahl bis auf 1592 im Jahre 1863. Erst ein Aufruf am 1. Juni 1864 führte dem Verein wieder etwa 100 Mitglieder zu. Von da ab hat nach jeder vom Vorstand ausgegangenen Aufforderung zum Beitritt eine Ver- größerung der Mitgliederzahl stattgefunden. Sie stieg 1872 auf 461, 1874 auf 644, 1883 auf 700, 1892 auf 1208; darunter befanden ih noch einige Theilnehmer, die seit dem Jahre 1844 dem Verein an- gehörten. Bis zum Jahre 1849 führte der spätere Negierungs- Präsident in Opveln, Geheime Ober-Finanz-Rath Dr. Georg von Biebahn den Vorsfizg. Seit diesem Jahre trat der Präsident des Nevisions-Kollegiums für Landes-Kultursachen Dr. Adolf Lette an die Spiye der Geschäfte und blieb bis zu seinem Tode am 3. Dezember 1868 die Seele und Triebkraft des Vereins. Von da ab wurde der lige Wirkliche Geheime Ober-Justiz-Rath Dr. von Gneist alljähr- lih zum Vorsißenden gewählt.

Wie der zum ös0jährigen Jubiläum herausgegebene Rechenschafts- beriht des Zentralvereins bemerkt, haben die geringfügigen Aende- rungen der Statuten aus den Jahren 1849 und 1871 an dem Charakter des Vereins nichts geändert; eine wichtigere Aenderung trat im Jahre 1872 dadurch ein, daß \ih der Wirkungskreis des Vereins über Preußen hinaus auf das ganze Reich ausdehnte. Die Thätigkeit des Vereins erstreckt sich auf die Förderung der Befreiung der Arbeitskraft, die Armenpflege und Wohlthätigkeit, die Fürforge für Sittlichkeit und Gesundheit der Arbeitnehmer, die Beschaffung gesunder und bequemer Arbeiterwohnungen, die Anregung für Ersparniß-Anstalten, die Kreditbeschaffung für die arbeitenden Klassen, die Fürsorge für die Arbeitsunfähigkeit, sowie für Erziehung, Unterricht und gewerbliche Ausbildung. Der Zentralverein war und ist \sonach ohne Selbst- überschäßung seinerseits nah besten Kräften bemüht, das Wohl der arbeitenden Klassen zu fördern. Der Bericht stellt den besitßzenden und gebildeten Klassen der Nation das Zeugniß aus, daß sie im ganzen und großen ernstlih bestrebt waren, ihre sittlicen und recht- lihen Pflichten gegen die {chwächeren Glieder der Gesellschaft zu erfüllen, und {ließt mit der Hoffnung, daß sie diese Pflichten auch in Zukunft erfüllen werden.

fast stetig

Zur Arbeiterbewegung.

Jn Essen fand gestern Nachmittag der zweite christliche Bergarbeiter-Kongreß statt, zu dem etwa 500 Delegirte von evangelischen und katholishen Arbeiter- und Knappen- vereinen erschienen waren. Vertreten war außerdem die König- liche Bergbehörde und der Knappschaftsvorstand. Die Verhand- lungen wurden vom Vorsißenden Bergarbeiter Bru st mit einem Hoch auf Seine Ma je stät den Kaiser eröffnet. Von den Ver- tretern der Bergbehörde nahm der Berghauptmann Täglichs- beck das Wort, dankte für die Einladung, erklärte, daß er sich an den Verhandlungen nicht betheiligen werde, daß aber s aus seinem Schweigen keine Schlüsse auf die Stellung der Vergbehörde zu den Verhandlungen des Kongresses zulässig seien. Der vorgelegte Statutenentwurf gelangte mit un- wesentlihen Veränderungen zur Annahme. Das Statut be- stimmt nunmehr in den ersten Paragraphen: Jm niederrheinisch- westfälishen Kohlenrevier hat sih ein Verein gebildet, der den Namen „Gewerkverein christliher Bergarbeiter für den Ober- Bergamtsbezirk Dortmund“ führt und seinen Siß in Essen e Der Zweck des Gewerkvereins ist die Hebung der mora- ischen und sozialen Lage der Bergarbeiter auf christlicher und eschliher Grundlage. Jnsbesondere erstrebt der Verein die Anbahnung eines friedlihen Verhältnisses zwischen Arbeit- gebern und Arbeitnehmern; die Herbeiführung eines ge- rehten Lohnes, der dem Werthe der geleistcten Arbeit und der durch diese Arbeit bedingten Lebenshaltung

Obgleich in jedem Jahre -

zeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

1894.

entspricht; die Einshränkung der Schichtdauer, soweit solche zum Schuße von Gesundheit, Leben und Familie geboten ift; ein Mitbestimmungsreht über die Verwendung der in die Zechen-Unterstüßungskassen fließenden Beiträge; eine Ver- mehrung der Kontrolorgane zur Ueberwachung der De führung der bergpolizeilichen O EeE, eine zeitgemäße Reform des Knappschaftswesens. e Mitglieder stehen treu zu Kaiser und Reich; im übrigen {ließt der Verein die Er- örterung konfessioneller und politischer Partei-Angelegenheiten aus. Jm weiteren Verlauf der Verhandlungen hob Kaplan Dr. Oberd örfer hervor, man möge die Sozialdemokratie nicht beschimpfen, da es nothwendig werden könne, mit ihr zusammen zu gehen. Pastor Weber-Gladbach erklärte, die Evangelischen könnten niemals mit den Sozialdemokraten zusammengehen. Ein anwesender Vertreter des R Gee S Ge- werkvereins erklärte, daß dieser Verein sih dem christlichen Gewerkverein anschließen wolle.

__ Aus Frankfurt a. M. wird über die vorgestrige Schluß- sizung des sozialdemo kratischen Parteitags berichtet : __ Eine Reihe von Anträgen, die {ih auf die Religionsfragen be- ziehen, wurden auf Antrag der Frau Clara Zetkin durch Ueber- gang zur Tagesordnung erledigt; ferner wurde eine Reibe auf die Taktik und die Organisation bezügliher Anträge in Kürze erledigt und der bishertge Vorstand wiedergewählt. Zum Ort des nächstjährigen Parteitags wurde Breslau, zum Vorort Berlin bestimmt.

._ Die „Statistishen Uebersichten, betreffend den aus- wärtigen Handel des österreihisch-ungarishen Zoll- gebiets im Jahre 1894“, die vom statistischen Departement im österreihishen Handels-Ministerium zusammengestelli werden (Verlag der K. K. Hof- und Staatsdruckerei in Wien), enthalten im X. Heft die Waaren-Ein- und Ausfuhr im September 1894.

Literatur.

Rechts- und Staatswissenschaft. Das Deutsche Reich ein monarch ischer Einheitsstaat. Von Dr. phil. Albert von NRuville. Berlin, I. Guttentag?s Verlagshandlung. Der Verfasser, ein Historiker, untersucht die Frage nach dem staatsrechtlichen Charakter des Deutschen Reis und verwirft sowohl die Theorie, daß das Reich ein sogenannter „Bundesftaat“, als auch die Theorie, daß es ein Staatenbund sei; vielmehr ist ihm das Reich“ ein dezentralisierter monar- chisher Einheitsstaat. Diese Theorie ruht auf dem Gedanken, daß zwischen dem alten Reih und dem neuen Reich ein ftaatsreht- liher Zusammenhang bestehe, den der Verfasser nabzuweisen sucht. Der erste Theil der Abhandlung ist diesem Nachweis, der ftaatësrecht- lichen Entwickelung des neuen Deutschen Reis aus dem alten Neich, gewidmet, der zweite Theil fuht die Vereinbarkeit der Theorie des dezentralisierten Einheitsstaats mit der Reichsverfassung darzulegen. Der erste historishe Theil gipfelt in der Darlegung, daß das Reich im Jahre 1806 durch die Abdankungsurkunde Kaiser Franz? TL. niht aufgelöst worden sei, eine Auflösung nach Reichsrecht nicht er- folgt sei. Das Reih sei gewissermaßen nur außer Funktion gesegt worden; an seine Stelle sei mit dem Wiener Frieden keine neue Staatégewalt getreten, vielmehr sei Deutshland nur durch über- mächtige Einwirkung des Auslandes fkünstlich in einem unfertigen und unklaren ftaatsrehtlihen Zustand erbalten werden. Das Reich habe troßdem weiter zu Recht bestanden. Die Zeit bis 1870 bezeichnet der Verfasser da weder ein Kaiser gewählt worden noch ein gefezmäßiger Reichstag zusammentreten konnte als ein Inter- regnum, in welchem mangels einer legitimen Staatsgewalt die mit einander verbundenen, zeitweilig souveränen Territorien berrs{ten. Der Norddeutsche Bund sei nur ein Staatenbund gewesen, der feine Verfassung niht als Bundesgeseß erlassen, sondern durch die Legis- [ative der Einzelstaaten zu stande gekommen war, und durch diese Neubildung sei das Deutsche Reich ebensowenig rechtlich geftört wor- den, wie dur die Gründung des Deutschen Bundes : das Reich sei tros jenes festgefügten Bundes in seinem Provisorium verblieben. Das neue Deutsche Reich sei aber nicht die einfache Fortsetzung und Erweiterung des Norddeutschen Bundes gewesen, keiner der Südstaaten sei in diesen Bund eingetreten, sondern es habe sich 1870 in den Verhandlungen und Protokollen um „die Gründung eines deutshen Bun- des*, also um eine Neugründung (gegenüber dem Norddeutschen Bund) gehandelt. Aber die Verträge mit den Südstaaten seien nur Verträge gewesen, und im Norddeutshen Bund seien sie nur als solche veröffentliht worden, nit als Gesetz, d. h. die völferrechtlihe Ver- knüpfung sei damit noch feine ftaatsrechtlihe geworden. Thatsächlih sei aber das alte Reih wiederbergestellt worden durch die Wabl des Königs von Preußen zum Kaiser eine Wahl sei es gewesen, indem die Fürsten und freien Städte dem Vorschlag des Königs Ludwig von Bayern zustimmten und durch die Proklamation Kaiser Wilbelms 1., dur die kein neues föderatives Gebilde geschaffen, sondern „das ehemalige, widerrechtlich außer Wirk- samkeit geseßzte Reich rechtlich wiederhergestellt“ wurde. Gerade diese Urkunde und der Akt der Kaiserpr oklamation seien als maßgebend für die Auffassung von der Herstellung des alten Reichs zu betraten, niht aber der Erlaß der Reichsverfassung, der erst am 16. April 1871 erfolgte und ein bestehendes Reich zur Vorausseßung hatte; die Reichsverfassung, ursprünglich ein Vertrag wie der Westfälische Friede, trage den Charakter einer Wablkapitulation. Der Auffassung, daß das alte Reich {hon deshalb nihts mit unserem heutigen Reich zu thun haben könne, weil ersteres gar fein deutsches, sondern ein heiliges röômishes Reih gewesen sei, wird in Kap. 7 „Römisches oder Deutsches Reih? Römisher oder Deutscher Kaiser 2" entgegengetreten, indem der Verfasser darlegt, daß schon zu den Zeiten des alten Reichs eine theilweise Aufhebung der römischen Advokatie stattgefunden hatte, obne daß dadurch die Nechtskontinuität des Reichs zerrissen worden sei, daß mithin auch die vollständige Beseitigung der Advokatie in unserem Jahrhundert keine solche Folge habe nach sih ziehen können; der nur scheinbar römische Charakter des ehemaligen sei also mit dem rein deutschen Charakter des heutigen Reichs durchaus vereinbar , sodaß die Auffassung von dem unmittelbaren Zufammenhang zwischen dem alten und dem neuen Reich hierdurch nit alteriert werden könne. Die Fragezeichen, die man an mehreren Punkten dieser staatsrechtlihen Deutung historischer Akte anzubringen fich versucht fühlt, verdoppeln und vervielfältigen sih aber im Folgenden bei dem Versuch, die Ucber- einstimmung dieser Theorie mit den faktischen Zuständen festzustellen. In dieser Beziehung shrickt der Verfasser, nur um seine Theorie zu stüßen, vor einzelnen gewaltsamen Deutungen noch weniger zurück als im ersten Theil, fo z. B. der Deutung, daß der Bundes- rath bei seiner ersten Berufung den Charakter einer allgemeinen Reichsversammlung im Sinne des alten Reichsrechts hatte und daß er mit der Genehmigung der Reichsverfassung seine nah altem Reichsreht e orte Zustimmung zur reihsgrundgefetzlichen A etung des Inhalts der Verträge ertheilte; und dasse äßt von den Hauptabschnitten, insbesondere Kap. 1 und 2 des zweiten Theils „Die Vereinbarkeit der . verfassung mit den gefundenen Thatsachen“ sagen. werden wiederholt die mit der Theorie in Widerspru \tebenden