1913 / 28 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 01 Feb 1913 18:00:01 GMT) scan diff

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Manuigfaltiges. Berlin, 1. Februar 1913.

Ueber das vorgestrige Unglück auf der Bahnstreck e Spandau— Heer straße (vgl. Nr. 27 d. Bl.) wird jegt amtlich folgendes gemeldet: Donnerstagabend um 5 Uhr 5 Minuten wurden bei Kilometer 18,4 der Strecke Spandau—Charlottenbur ‘die Arbeiter August Hasse, wohnhaft in Seegefeld, Karl Gehde und Albin Kaspozak, beide wohnhaft in Spandau, vom D-Zug 15 überfahren und getôtet. Die Genannten wurden von dem Unter- nebmer Ernst Meier aus Spandau mit dem Legen von Kabeln be- schäftigt. Da die beiden Gütergleise befahren wurden, ‘traten die ‘Arbeiter aus diesen Gleisen heraus und gerieten dabei troß der Warnungssignale des Aussichtspostens unter den herannahenden

D-Zug. ie O

“Amtlich wird gemeldet: Bei Jannowiß und Merzdorf war die Strecke gestern durh Schneeverwehungen gesperrt, Die Züge mußten umgeleitet werden.

A. F. Die „,Weltmatht des Eisens“, Vortrag mit Lichtbildern und kinematographischen Aufnahmen aus Hüttenwerken, verfaßt und vorgetragen von A. Keßner, Konstruktionsingenieur an der Techntf- schen Hochschule, nennt sih, den Inhalt in einem Kraftwort zU- sammenfassend, die neueste Darbietung der „Urania", Tauben- straße. Sie darf als vorbildlih für weitere ähnliche, von der Kine- matographie ausgiebigen Gebrau machende Vorträge bezeichnet werden ; denn es wird nah der vom Redner in der Einleitung verkündeten, überaus praktischen und fast au8nahmelos von ihm durchgeführten Negel verfahren, mit dem Gegenstand der Vorführung erst durch eine Skizze, dann dur ein Lichtbild und zuleßt erst durch ein Bewegungsbild, oder, wie gesagt wurde, dur ein „lebendes" Bild bekannt zu machen. Für das Verständnis der gezetgten und geschi|derten Dinge ist dies Verfahren von großer Bedeutung. Es hält die Aufmerksamkeit der Hörerschzft gefesselt und erzeugt von Fall zu Fall die Spannung, was wohl im Rahmen der Skizze und des ruhenden Bildes nun an Leben und Bewegung, an interessanten Arbeitsvorgängen zur Vorzeigung gelangen werde. Der Vortrag begann in feinem von Bildern be- gleiteten Teile mit einer tabellari|chen Darstellung des ungebeueren Umfanges der Kohlen- und Eifenerzeugung der Erde, von denen die erste zurzeit alljährlich etnen Wert von 126, die zwette von 4 Mil- liarden Mark auf den Markt bringt, Werte, an denen Deutschland einen gewaltigen Anteil hat, wie für das Eisen mittels einer zweiten Tabelle nachgewiesen wurde, welche die Vereinigten Staalen mit 24 Millionen Tonnen jährlich an der ersten Stelle, Deutschland mit 16 Millionen an der zweiten, England mit 12 Millionen an der dritten Stelle aufweist. Dies Verhältnis hat sich zugunsten der beiden ersten Länder und zum Nachteil Englands erst in den leßten 10—12 Jahren so geändert. Vorher nahm England den unbestritten ersten Plaß ein. Es war tonangebend in der Eisenindustrie für lange Zeit, namentlich seit dem Ende des 18. und dem Beginn des 19. Jahrhunderts, von welchem Zeitpunkt aus, dank dem Eintritt der Maschine in die Kulturcntwicklung, der mächtige Aufschwung dieser Industrie seinen Anfang nahm. Vorher hatte, wie in Kürze vom Redner ausgeführt wurde, das Eisen eine verhältnis- mäßig bescheidene Nolle gespielt. Es soll 5000 Jahre vor unserer Zeitrechnung schon den Aegyptern bekannt gewesen sein, aber nicht früher als 1200 v. Chr. war es in die Entwicklung der Mensch- heit, die Bronze ablösend, eingetreten. Seitdem wurde es méist nur aus denjenigen Erzen, wie dem Raseneisenstein, gewonnen, die es mit leihter Mühe hergeben, bis nach und nah die Menschen auch aus den \{chwerer zu gewinnenden und auszubeutenden Erzen tas Metall auszuschmelzen Ternten. So wuden allmählich die Lagerstätten aller Cisenerze zu einem wertvollen Besiß. Eine im Lichtbilde vor- geführte Karte von Europa und Nordamerika zeigte die bedeutendsten dieser Erzlager: in Deutschland hauptsächlih Luxemburg und die Saar, das Siegerland und Oberschlesien, in Desterreih Steiermark. Der letzt- genannten Fundstätte wurde vom Vortragenden der erste Besuch gemacht und hier in der oben gedachten Art zunächst die Gewinnung der Eisenerze und ihre Beförderung an die Stellen gezeigt, wo sie im Hochofen der Aus- [{chmelzung unterliegen. Dieser Prozeß erfolgt jeßt nahezu aus\ch{lteßlich mit Hilfe des aus der Steinkohle gewonnenen Koks früher der in

Königliche Schauspiele. Sonntag: | Frauen. L

Opernhaus. 32. Abonnementsvorstellung. Die Dienst- und Freipläße sowie die

Neservate im 1V. Rang sind aufgehoben. | mittags 3 Uhr: Große i Kerkyra (Korfu). Ein Festspiel. Zwei | Originalposse mit Gesang und Tanz in Sétreladorf

Bilder aus Vergangenheit und Gegenwart | dret Akten (5 Bildern) von N. Bernauer Dienstag: Zum ersten Male: Die bon Joseph Lauff. Die zur Handlung ge- | und N. Schanzer. Abends 8 Uhr: Film- Reise um Berlin in §0 Stuubeu höôörende Musik unter teilweiser Benußung | zauber. Große Posse mit Gesang urid | L vorhandener Originalmelodien von Joseph | Tanz in 4 Akten von Nudolf Bernauer

Schlar. Musikalische Leitung: Herr | und Rudolph Schanzer.

Dienstag: Maria Magdalene.

Meilern gewonnenen Holzkohle —. Bei der Wichtigkeit dieses Er- zeugnisses für die gesamte Eisenindustrie es gibt tatsählich kein anderes Verfahren der Cisengewinnung aus Erz, als mit Hilfe der Kohle, die dem Eisen den Sauerstoff entzieht und es aus dieser Ver- bindung frei macht verstand es sih für den Redner fast von selbst, der Verkokung der Steinkohle die erste tehnische Betrachtung zu widmen. Hier wie in allen weiteren Vorführungen bewährte sich ein großes Geschick des Vortragenden, die Verfahrungsweise etnleuchtend zu erklären und die denklih anschauli{sten kinematographischen Dar- stellungen vor Augen zu bringen. Leßtere sind natürlih das Ergebnis geschickter Aufnahmen an Ort und Stelle; doch eben diese Aufnahmen hat an verschiedenen Punkten in Steiermark, in der großen Hochofenanlage „Kraft* bei Stettin und in mehreren Krupp- schen und anderen Weri. 4 der Redner selbst bewirkt, und {ie so trefflich gewählt zu haben, ist sein Verdtenst. Der Verkokungsprozeß ist be- kanntlich, fo einfa es erscheint, die Steinkohlen unter Luftabshluß stark zu erhigen und sie damit zu nötigen, alle Stoffe mit Auenahme des Kohlenstoffs und der mineralischen Bestandteile herzugeben, ein höchst verwickelter, wegen der Vielseittgkeit der gatförmig, flüssig und fest absheidbaren Nebenprodukte, zugleich aber auch rücksi{chtlich der Weiteryerarbeitung des abgeschiedenen Teers, Ammoniaks und Benzols ein so ergebnisreicher, wie kein iweiter in der Welt der Technik. Herr Keßner flocht in diese Betrachtung eine hübscke Bemerkung ein: Die aus der Weiterverarbeitung tes Teers gewonnenen prächtigen Farbstoffe, in deren uners{chöpflicher Menge keine einzige Farbe, ja kein Farbenton fehlt, stellen die Wiedergeburt der Blütenpracht dar, welche die Pflanzen chmüdckte, deren Reste wir in eben diefer Steinkohle ver- koken und verbrennen. An die Koksgewinnung {loß sich naturgemäß die Koksverwendung im Hochofen. An dieser Stelle war es dem Redner zunächst vergönnt, einen Blick auf die tehnische Entwicklung der leßten 30 bis 40 Jahre zu werfen, der die Hörer angesichts der jeßt allgemein geübten Verwertung der früher nuglos dem Hoch- ofen entströmenden Gichtgase lebhaft interessierte. Heute gewinnt man aus dem brennbaren Tetl derselben nicht bloß Wärme und Kraft für den Hochofenbetrieb selbst, sondern noch etnen bedeutenden Kraftüberschuß zur Bereitung elektrischen Lichtes und zu beliebiger anderweiter Verwendung. Es folgte nun (im zweiten Teil des Vortrags nah einer längeren Pause) Belehrung in der gefälligsten Form über die vershiedenen Arten des Eisens: Gußeisen, wie es der Hochofen liefert, Schmiedeeisen, Stahl und die Gewinnung der leßteren beiden Arten aus dem Nohetsen durch Entziehung oder Ver- ringerung auf besonderem Wege eines Teils des im Roheisen ent- haltenen Kohlenstoffs Bessemer-Verfahren, das durch Einblasen von Luft in das geshmolzene Noheisen etnen Teil des Kohlenstoffs verbrennt, und Martin-Verfahren, das dem Roheisen vor dem Ein- shmelzen sogenannten Sthrott, d. i. altes kohlenstofärmeres Schmiede- eisen, Blech 2., in Gestalt von Abfällen aller Art, beimengt und so den Durchschnittsgehalt an Kohlenstoff in der Mischung herabsetßt. Bei der kinematographishen Vorführung des Martinschen Verfahrens erregte etne zur Anschauung gebrahte Erfindung viel Fnteresse. Noch vor 20 Jahren mußte man {were eiserne, durch einen Kran zu hebende Lasten mit Ketten und Banden mühsam an dem Arm tes Krans befestigen und nach getauer Arbeit wieder umständlih von ihm lösen. Heute versieht man den Arm mit einer starken eisernen Klaue, magnetisiert diese, und es hängt ohne alle Zwischen- vermittlung, indem man die Klaue mit tec Last tn Berührung bringt, diese an der Klaue fest. Soll die Lst wieder abgelöst werden, so entmagnetisiert man einfach die Klaue. _So sah man den magneti- sierten Arm des Krans in einen großen Haufen Schrott tauchen, und im nächsten Augenblick hingen an ihm hunderte von Bruchstüken alten Eisens, Blech, Bandelsen, verbrauchte eiserne Schrauben und Werkzeuge 2c. Diese überaus einfache Lastenbewegung hat ganz außerordentlihe Erleihterungen und Verbilligungen der Arbeits- vorgänge gebraht. Aehnlich wurden die Einrichtungen und der Be- trieb von Thomas-Stahlwerken vorgeführt, deren Wesen darin bestebt, daß aus phosphorhaltigen Eisenerzen dur Ausschetdung des Phos- phors infolge Anwendung einer aus besonderem Matertal hergestellten

“Schmelzbirne ()ogenanntes basish:s Futter) ein treffliher Stabl ge-

wonnen wird. Diese geniale, englishe Erfindung hat uns nicht nur unsere vorher fast wertlosen Phosphoreisen:rze verwerten gelehrt, sondern unserer Landwirtschaft au die Thomas-Schlacke beschert, in welche der dem Eisenerz entzogene Phosphor übergeht. Den Höhe- punkt der Vorführungen des Nedners brachte der letzte Teil scines Vor-

speare. Abends 8 Uhr: Die Schmetter- | dci Akten

Berliner Theater. Sonntag, Nagj- | lingsschlaht. Komödie in vier Akten P. Veber.

Rosinen. | v0 Hermann Sudermann. Montag

Schönfeld.)

Charlottenburg. Sonntag, Nach- Residenztheater. Sonntag, Abends : e 0) Sonnabend: Sihe nillags 5 e. König Lea. Trauet-) 2 ie: Die Fran Präsidentim. | Sonktag, Abenbs 8 Ube: 2. Kammer- spiel in fünf Akten von William Shake- | /„äams la Présidente.) Schwank in | musikabend von Luise Tortilowius. von M. Hennequin und | Mitwirkung: Wladislaw Waghalter

Montag: Des Pfarrers Tochter von Frau Präfidentin.

trags, nämlich das Gießen der Stahlblöcke und den Einblick in vier ver]iedene Walzwerke: ein Blehwalzwerk, ein Panzerplattenwalzwerk, ein Blockwalzwerk und ein Schienenwalzwerk. Zwar nicht kinemato- graphish, abec doch durch sehr anshaulihe Bilder war au der Kleineisen- und Kletnstahlindustrie gedaht worden, der Drahtzteherei, der Nähnadel-, der Stahlfederfabrikation 2c. j : i

Die Zuhörerschaft war offenbar sehr zufrieden mit dem Ge- botenen und stimmte dem Redner freudig bei, als er auf Grund der targelegten Entwicklung, insonderheit der deutshen Eisenindustrie, im leßten Menschenalter für den welteren Fortschritt der wichtigen Indujtrie die beste Hoffnung aussprach. Day die Menschheit für sehr lange Zeit keine Not an Kohlen und Eisen leiden werde, dafür scheinen ungeheure Lager von beiden zu bürgen, die si nah dem Urteil hervorragender Geologen in China finden werden. Für Jahr- hunderte besteht indessen keine Sorge um die Ershöpfung der europäishen Kohlen- und Eisenerzlager.

Prenzlau, 1. Februar. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet : Wegen niedrigen Wasserstandes und Vereisung desSwinestroms war der Cisenbahnfährbetrieb Swinemünde—Ostswine bon gestern, Freitag, den 31. Januar, Vormittags 9 Uhr ab, unter- brochen. Die Störung ist jeßt soweit beseitigt, daß P ersonen seit heute, Sonnabend, den 1. Februar, Vormittags 9 Uhr, wieder be- fördert werden können. Eine Ueberführung von Güterwagen mit der Eisenbahnfähre zwischen Swinemünde und Ostswine und umgekehrt kann noch nit stattfinden.

Stettin, 31. Januar. (W. T. B.). Der sfeit gestern abend in Pommern wütende Nordoststurm wurde heute mittag zum Schneesturm, der bereits in den ersten Nachmittagsstunden mehrfach Verkehrsstörungen dur Verwehungen verursachte.

Wilhelmshaven, 31. Januar. (W. T. B.) Heute morgen ist das seit setner Bildung hier liegende 3. Stammseebataillon nah Curhaven übergesiedelt, wo es dauernd in Garnison bleiben wird.

London, 31. Januar. (W. T. B.) Während der heutigen Flo tten- manöver bet Spithead, die unter \{werem Sturnt* zu leiden hatten, wurde ein Torpedoboot von dem Unterseeboot „A 6“ gerammt und erhielt ein Leck, konnte si aber mit Hilfe der wasser- dihten Schotten über Wasser halten. Das Unterseeboot ist an- scheinend unbeschädigt geblieben. s

Die Admiralität gibt bekannt, daß ein zum Kreuzer «Pers eus gehörender Kutter mit seiner aus einem Leutnant, acht Matrosen und ein-m eingeborenen Dolmetsch bestehenden Besaßung im Persischen Golf verschollen tsstt. Der Kutter war zuleßt am 18. Januar gesehen worden, als er in das Meer hinausfuhr. Er hatte an der Küste von Oman zur Ueberwachung der Seeräuber seinen Standort. Es wird befürchtet, daß der Kutter bei dem leßten Sturm gesunken. ist.

In 1

Brighton, 31. Januar. (W. T. B.) Bei der Ausführung von Küstenshuyarbeiten bei Rottingdean in der Nähe von Brighton wurden dur einen Felsrutsch sieben Arbeiter ver- \hüttet. Zwei wurden getötet und drei verlegt.

New York, 1. Februar. (W. T. B.) Nach einem Telegramm aus Manila hat der Kreuzer „Cincinnati“ den Befehl erhalten, nach dem britischen Dampfer „Yinghow“ zu suchen, dir hilflos mit gebrochener Schraube auf der Höhe von Luzon gesehen wurde. Der Daupfer „Vinghow“ hat 200 Perfoncn an Bord.

(Fortseßung des Amtlichen und Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Zlindworth-Scharwenka- Baal.

(1. Violine), Hans Kindler (Cello),

und folgende Tage: Die |W. Schaeler (Viola) und Janka

Waghalter (11. Violine). Montag, Abends 77 Uhr: Liederabend

1 2

von Hanna Bostroem. Am Klavier :

Thaliatheater. (Direktion: Kren und | Eduard Behm. Sonntag, Abends 8 Uhr: uppen. osse mit Gesang und Tam | Pirkus Schumann. Sonntag, Nah-

Kapellmeister Dr. Besl. Anfang 74 Ühr. | Montag, Dienstag, Donnerstag und | Deutsches Opernhaus. (Char- | in drei Akten von Curt Kraaß und Jean mittags 31 Uhr und Abends 7x Uhr:

Schauspielhaus. 233. Abonnementsvor- | Freitag: Filmzauber.

stellung. Dienst- und Freipläße sind auf-| Mittwoch, Nachmittags

lottenburg, Bismarck - Straße 34—37. | Kren. Gesangsterte von Alfred Schönfeld. i T Le Na bnclitcas 32 Uhr : | Direktion: Georg Hartmann.) Sonntag, | Musik von Jean Gilbert. 2 große Vorstellunger a g

hat jeder Erwachsene ein eigenes Kind

gehoben. Wieselchen. Lustspiel in drei | Philotas. Hierauf: Der zerbrocheue | Nahmittags 3 Uhr: Figaros Hochzeit. | Montag und folgende Tage: Puppchen. iter 10: Sahrèn frei auf alléa -Sit-

Akten (mit freier Benußung einer Idee | Krug. Abends: Filmzauber. von Gyp) von Leo Lenz. In Szene ge- Sonnabend, Nachmittags seßt von Herrn Regisseur Patry. Anfang | Philotas. Hierauf: Der zerbrochene | Dienstag: Figaros Hochzeit. 74 Uhr. Krug. Abends: Filmzauber.

Montag: Opernhaus. 33. Abonne- mentsvorstellung. Dienst- und Freipläge

sind aufgehoben. Tristan und Jsolde Theater in der Königgrüßer Freitag: Tiefland. in drei Akten von Richard Wagner. Straße. Sonntag, Abends 8 Uhr: | Sonnabend: Waffenschmied. Musikalische Leitung: Herr Kapellmeister Die fünf Frankfurter.

Blech. Regie: Herr Regisseur Bachmann. drei Akten von Karl Rößler. Montag, Mittwoch und Donnerstag: | Montis Operettentheater.(Früher:

Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 34. Abonnementsvor- Baud.

stellung. (Wildenbruchs Geburtstag.) Die Dienstag, Freitag und Sonnabend: | mittes 3 Aa Der bels” Bauen

Rabeusteinerin. Schauspiel in vier | Akten von Ernst von Wildenbruch. Regie: | Die fünf Frankfurter. Herr Negisseur Keßler. Anfang 721 Uhr.

Abents 8 Uhr: Oberon. 34 Uhr: | Montag: Eugen Onegin.

Mittrooh: Eugen Onegin.

Lustsptel in

pläßen. In beiden Vorstellungen :

Trianontheater. (Georgenstr., nahe | das große Spezialitäteuprogramm.

Nachmittags und Abends: Zum Schluß:

Bahnhof Friedrichstr.) Sonntag, Nach- a i: Donnerstag: Zum ersten Male: Waffen- | mittags 3 Ühr: Der selige Toupinel. | Der unsichtbare Mensch.

\ è Abends 8 Uhr: Wenn Frauen reisen. ; S B rit Lustspiel in vier Akten von Mouezy-Eon | Pirkus Kusch. Sonntag, Na-

und Nancey. : UhL: Monta und folgende Tage : Wenn D roße Galavorstellungen. Nach- g groß

Frauen reisen.

mittags 35 Uhr und Abends 74 Uhr:

mittags hat jeder Erwachsene ein Kind unter 10 Jahren auf allen Sippläßen

Neues Theater.) Sonntag, Nach- Operette von Leo Fall. Abends

Konzerte. 8 Uhr: Der Frauenfrefser. Operette Philharmonie. Sonntag, Mittags

frei. In betden Vorstellungen: das glänzende Programm. Nachmittags : „Unter Gorillas“. Abends : Die große Prunkpantomime „Sevilla“.

Opernhaus. Dienstag: Kerkyra (Kor- Lessingtheater. Sonntag, Nach- in drei Akten von Leo Stein und Karl 12 Uhr: Oeffentl. Hauptprobe zum S T E

fu). Mittwoch: Aida. Donners- | mittags 5 Uhr: Glaube und Heimat. | Lr A tag: Kerkyra (Korfu). Freitag: Die Tragötie eines Volkes. Drei Akte | „Montag und folgende Tage: Der | Arthur Nikisch. Solist: Raoul Pugno

Manon. Sonnabend: Der Nosen- | yon Karl Schönherr. Abends 8 Uhr: kavalier. Sonntag: Lohengrin. An- | Das Prinzip. Lustspiel in dret Akten

fang 7 Uhr. von Hermann Bahr.

Schauspielhaus. Dienstag: Wieselchen. Montag: Die ver unfene Glocfe. Mittwoch: Der Ausiauschleutuant, Dienstag: Das S

Donnerstag: Die glücklihe Hand. Freitag: Colberg. Sonnabend:

tag: Der grofie König.

Montag: Faust, U. Teil. Retter in derx Not.

Dienstag, Donnerstag und Sonnabend : Der blaue Vogel. Mittwoch: Romeo und Julia.

lebende Leichuam.

Kammerspiele.

Sonntag, Abends 8 Uhr: Schöne zügen von Karl Gußkow. Frauen. Montag: Meiu Freund Tebdy.

Stchillertheater. O. (Wallner- l L : Male - theater.) Sonntag, Nahmittags 3 Uhr: | Lustspielhaus. (Friedrichstraße 236.) Dr. Adolf Schmidt.

Freitag: Zum ersten Male: Der Das Konzert. Lustspiel in drei Akten | Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: 2x2 A

von Hermann Bahr. Abends 8 Uhr: | =

Uriel Acosta. Trauerspiel in fünf Auf- | S{hwank in drei Akten von Leo Walther

Montag: Wolkenkraztzer. Dienstag: Uriel Acosta.

Lindau. Musik von Edmund Eys[er. Frauenfresser. aus Paris.

Sonntag, Nahmittags 34 Uhr (zu kleinen Paris. Preisen): Die \s{chöne Helena. Operette

Studentengräfimn. Bake.

Tage: Der | Sonnabend, Nachmittags 34 Uhr:

Stein und Ludwig Heller.

8, Philharm. Konzert. Dirigent :

Laoureux (Klavier). Am Klavier: Otto

Schülervorstelung: Iphigenie auf| Sagl Bechstein. Sonntag, Abends

Tauris. 8 Uhr: Soiree des Udel - Quartetts : | Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg.

O Prof. Karl Udel, Max Kraemer-Helm, Frit Vogl, Karl Musch. Am Klavier:

Familiennachrichten.

h Fau Arens di E: “feibus Verehelicht: Hr. T Mutb mel Haus / arm. Konzert. irigent : r 5 ad Muth frei von Theater am Uollendorfplah. |Fitisch. Solist: Raoul Puguo aus R erbee CRO

Gestorben: Fürstlich \{chwarzburg. Kammerherr Heinrich Frhr. von Gleichen

¿ 2 in dret Akten von Jacques Offenbach. ingakademie. Montag, Abends n Rudolstadt). Don Carlos. Anfang 7 Uhr. Sonn-| Komödienhaus. Sonntag, Nah-|— Abends 8 Uhr: Die Studenten- s Hug Liederabend von Gertraup | Lnannt von Rußwurm (Nudolf

mittags 3 Uhr: Der rote Leutnant. | gräfin. Operette in drei Aufzügen. C : Abends 8 Uhr: Der Retter in der Not. | Musik von Leo Fa! König - Wahlen. Mitw.: Marcel | (Bonn). Lustspiel in drei Akten von Franz von| Montag und folgende Tage: Die Deutsches Theater. Sonntag, Abends | Shönthan und Rudolf Presber.

74 Uhr: König Heinrich UV. (S2. Teil.) | Montag und folgende

Hr. Leutnant Kurt von Görne

Verantwortlicher Redakteur :

Verlag der Expedition (Heidrich) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und

5. Abends 84 Uhr: Majolika, Becthoven-Vaal. Montag, Abends | Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32.

8 Uhr: 3. Abend von Yvette Guilbert.

Montag- und folgende Tage: Ma- | Mitw.: Société Moderne des In- jolifa. Sstruments à Vent.

Neun Beilagen (einschließli Börsen-Beilage).

zum Deutschen Reichsanzeiger und Köni

M0 2B,

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Personalveränderungen. Königlich Preußische Armee.

Offiziere, Fähnriche usw.

Berlin, 27. Januar. Schrey, Hauptm. der Landw. a. D,., früber in ‘der Ref. des Eisenbahnregts. Nr. 1, anstatt seiner bisherigen Uniform die Erlaubnis zum Tragen der Uniform der Res. Offiziere dieses Negts. ecteilt.

Berlin, 30. Januar. v. Boehn, Gen. Lt., bisher Gen. à la suite Geiner Majestät des Kaisers und Königs, Kommandant von Berlin, in Genehmigung feincs Abschiedsgesuhes, unter Ver- leibung des Charakters als Gen. der Kav., mit der gesetzlichen Pensiron zur Disp. gestellt. v. Bonin, Gen. Majcr, Kommandeur der 1. Gardeinf. Brig. und beauftragt mit Wahrnehmung der Ge- \châf te der Kommandantur von Potsdam, zum Kommandanten von Be'¿lin ernannt. v Kleist, Gen. Major und diensttuender Gen. a ta suite Seiner Majestät des Kaisers und Königs, unter Be- laffung in dem Verhältnis als Gen. à la guite Seiner Majestät, znm Kommandeur der 1. Gardeinf. Brig. ernannt und gleichzeitig mit Wahrnehmung der Geschäfte der Kommandantur von Potsdam be- auftragt. Schniewindt, Hauptm. und Komp. Chef im 3. Unter- elläfs. Inf. Negt. Nr. 138, zur Dienstleistung beim Kriegs- ministerium, Prinz Ernst zur Liyype Durchlaucht, Lt. im Kurbefs. Jägerbat. Nr. 11, vom 1. Februar 1913 ab auf ein Jahr zur Dienst- leistung beim Feldart Regt. von Scharnhorst (1. Hannov.) Nr. 10,

- Tommandiert. Ballenberg, Lt. im Niteders{les. Fußart. Negt. Nr. 5, der Abschted aus dem aktiven Heere bewilligt ; zugleich ist der- scIbe bei den Nes. Offizieren des Negts. angestellt.

XEVD. (Königlich Württeurbergisches) Armeekorps, Offiziere usw.

Stuttgart, 27. Januar. Befördert: zu Oberlts. : die Lts. der Res.: Bader (Stuttgart) des Gren. Negts. König Karl Nr. 123, Leuzc (Chingen), Bader (Stuttgart) des Inf. Negts. Kaiser Friedri, König von Preußen Nr. 125, Kern (Hall) des 10. Inf. Negts. Nr. 180, Himmel (Ludwigéburg) des Drag. Negts. Köntgin Olga Nr. 25, Peill (Ulm) des Ulan. Negts. König Karl Nr. 19, bbinghaus (Ulm), Umrath (Ravensburg) des Ulan. Negts. König Wilhelm 1. Nr. 20, Syörr (Ludwigsburg) des 2. Feldart. Negts. Nr. 29 Prinz-Regent Luitpold von Bayern, Meidinger (Gmünd) des 4. Feldart. Negts. Nr. 69, Weber (Horb) des Württemberg. Vetachements des Luftschifferbats. Nr. 3, Pfister (Calw) des Trainbats. Nr. 13; Burkhard (Rottweil), Lt. der Landw. Feldart. 1. Aufgebots; zu Lts. der Res. : die Vizefeldw. bzw. Viz wachtm.: Ernst (Ellwangen), des Inf Negts. Alt-Württemberg Nr. 121, Prtingal (Heiibronn), des Gren. Negts. König Karl Nr. 123, Ulshöfer (Ellwa-gen), des Inf. Negts. König Wilhelm [. Nr. 124 Dorrinck (Straßburg), des 8. Inf. Regts. Nr. 126 Groß- berzog Fricorich von Baden, Scch{werdt feger (Ludwiusburg), des Drag. Negts. Königin Ola Nr. 25 Freudenberg (Ludwigsburg), des Ulan. Regts. König Wilbelm I. Nr. 20, Klewth (Ludwigsburg), des 2. Feldart. Regts. Nr. 29 Prinz-Regent Luitpold von Bayern, Böpple (Reutlingen), des Trainbats. Nr. 13.

Im Sanitätskorys.

Dr. Huwald, Assist. Arzt beim Inf Negt. Kaiser Friedri, König von P: eußen Nr. 125, vom 1. April 1913 ab auf ein Iahr zum Kaiferlichen Gesundheitsamt in Berlin fommanditert Dr. Müller (Heilbronn), Dr. Kern (Stuttgart ), Assist. Uerzte der Res, Dr. F ink (Hall), Dr. Clausnizer (Reutlingen), Dr. Walzer (Stutt- gart), Assist. Aerzte der Landw. 1. Aufgebots, zu Oberärzten, Dr. Schneider, Dr. Kaß (Stuttgart), Unterärzte, zu Assist. Aerzten der Nes, befördert. V :

Im Vetertnärkorps.

Lütje, Stabéveterinär (mit dem Titel Oberstabsveterinär) beim Ulan Negt. Kön'g Wilbelm 1. Nr. 20, zum Vberstabsveterinär mit dem Nange eines charakteris Majors ernannt. Dr. Jahn, Ober, veterinär beim Drag. Regt. Königin Olga Nr. 25, in dem Kommando zum Kaiferlid‘en Gesundh: itsamt in Berlin bis 31. Januar 1914 be- lassen. Schenzle (Gmünd), Mögele (Leonberg), Hein (Ulm), Oberveterinäre ter Landw. 1. Aufgebots, zu Stabsveterinären befördert.

Kaiserliche Marixe.

Ven 29, auuar H, Holtzen dorff, Admiral, Chef der Holh- scefloite, von dieser Stellung enthoben. v. Ing enohl, Vizeadmiral, Chef des 11. Geshwaders, mit der Führung der Hose: flotte be- auftragt. v. Krosigk, Vizeadmiral, zur Verfügung des Chefs der Marinestation der Nordsee, zum Direktor des Allgemeinen Mauine- departements des Reihsmarineamts und gleichzeitig zum stellvertre- tenden Bevollmächtigten zum Bundesrat ecnannt. Scheer, Konter- admiral, Direktor des Allgemeinen Marinedepartements des Neichs- marineamts, unter Aufhebung des ihm seinerzeit erteilten Mandats zum stellvertretenden Bevollmächtigten zum Bundesrat mit der Führung des 11. Geshwaders beauftragt und gleichzeitig der Marine-

station der Ostsee zugeteilt.

Deutscher Reichstag. 102. Sißung vom 31. Januar 1913, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht von „Wolffs Telegraphischem Bureau“.)

Auf der Tagesordnung steht die Fortseßung der zweiten Beratung des Entwurfs eines Geseyes, betreffend vorüber- gehende Zollerleichterung bei der Fleischeinfuhr.

Abg. Freiherr von Gamp (Np.) in seiner Rede, deren An- fang in der gestrigen Nummer d. Bl. mitgeteilt worden ift, fortfahrend: Die Anträge der Soztaldemokraten und der Fort- s{rittspartei müssen wir ablehnen. Es dürfte sich wohl kein Staat gefallen Lassen, daß wir zu thm Tierärzte s{icken, um dort die Fleisch- beschau vorzunehmen. Wir sind aber auch gegen die Aufhebung des § 12. Durch die Fleishbeschau wird jekt eine Nethe Fleisch verworfen und dem Schindacker- überwiesen, das früher anstandslos gegessen wurde. Wir würden direkt unjere eigene Fleishproduktion schädigen, wenn wir dem fremden Fleisch gegenüber olche Erleichterungen ein- treten lassen. Von der Aufhebung der Futtermittelzölle haben nur die großen Mastanstalten Vorteil, aber nicht die kleineren und mittleren Besißer. Diese kaufen ebensowcnig wie die Großgrund- besißer eingeführtes Futter. Dagegen werden thre Viehpreise gedrüdkt infolge der etwaigen Preismilderung, die durch diese Aufhebung viel- leicht das Vieh der Mastanstalten erfährt. Ich traute meinen Ohren kaum, als ih den Abg. Fischbeck sagen hörte, daß an den Futtermittel- ¿olen nur wenige Großgrundbesißer Interesse hätten. Es ist noch nie dagewesen, daß eine auf der Linken stehende Partei eines aus den allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlen hervorgegangenen Parlaments den Bundesrat ermächtigen will, wie es die Fortschritt- liche Volkspartei verlangt, die Vieh- und Fleishzölle außer Hebung zu seßen, also die ganze Zollpolitik über den Haufen zu werfen! Wohl- gemerft, der Bundesrat, niht der Reichstag foll die Ermächtigung erhalten, Nur bei der Ausführung von Geseßen kann dem Bundesrat

Erste Beilage

Berlin, Sonnabend, den 1. Februar

ausnahmsweise eine solde Befugnis zugestanden werden; die Verant- wortung für die Geseße selbst hat der Reichstag zu tragen. Die Vor- lage ist ein Geseß zur Hebung eines vorübergehenden Notstandes, ein Notstandsgescß; die Fortschrittlichen Volksparteiler ‘aber wollen dar- über hinaus und schon vom 1. April 1913 ganz allgemein den Bundes- rat ermächtigen zur Aufhebung der Vieh- und Fleiscbzolle; von Not- stand steht da gar nichts drin! Psychologisch ist mir das ja erklärlich, es ging ja {on aus der Wahl des Redners Fischbeck, keines der anti- agrarischen Heißsporne der Partei, bervor, daß sie etwas landwirt- {chaftsfreundliher werden wollen: aber so dumm, zu glauben, daß Sie damit bauernfreundliche Politik treiben, is kein Bauer in Ihrem ganzen Wahlkreise, Herr FishbeckX. Niemand kann unter den Selbst- tosten produzieren; die deutshcn Selbstkoften sind aber viel böber als . B. in dem konkurrierenden Argentinien. Also entweder ausreichen- en Scbußzoll oder Preisgabe des Inlandes: ein drittes gibt es nit. Ind find denn die Vieh- und Fleishzölle wirklich so hoh? Und sind die Bauern in glänzender Lage, erwerben sie Neichtümer, müssen sie nich nicht vielmehr fümmerlich durchschlagen? Nur die Liebe zur Scholle hält sie noch auf ihrer Scholle fest. Ueberzeugen fich große und kleine Landwirte, daß die Schutzölle nicht gesichert find, dann werden beide die Viehzucht so einshränken, daß Preise auftreten werden, gegen die die jeßigen Preise noch minimal sind. Der Abg. Fischbeck will sih mit einer Steigerung der Produktion um 5 % nicht begnügen; er verlangt so viel Produktion, daß die Bevölkerung jeden Tag so viel Fleisch essen kann wie sie wünscht; die Landwirtschaft musse auch bei s{chlechten Witterungsverhältnissen allen Ansprüchen genugen. (Protest des Abg. Fischbeck) Sollten Sie wesent- lic Abweichendes gesagt haben, so sind Sie bei nächster Gelegen- heit einer Chrenerklärung sicher. Die Landwirtschaft ist imstande, in den einzelnen Jahren die Ungunst der Witterungéverhältnisse elwas auszugleichen; ih habe selbst auf meinen Gütern diese Frage gepruft, und der Landwirtschaftsminister würde gut tun, Aehnliches sur einen weiteren Bereich anzuregen. Es würde nch auch empfehlen, in ungünstigen Jahren nur \chlachtreife Kälber und Schweine auf den Markt zu bringen. Es ist ein großer Ausfall für die Bolksernährung, wenn Schweine hon im Gewicht von 100 oder 120 Pfund auf den Markt kommen; in Bayern \{lachtet man leider auch die Kalber in viel zu jugendlihem Alter. Frankreich und Holland haben für unseren Bezug vom Auslande versagt: Nußland ist in ähnliche Erwägungen eingetreten; auch andere Erportländer haben ihren Export erbeblih eingeschränkt. An der Aufgabe, die uns hier gestellt ist, wird die Landwirtschaft stets gern mitarbeiten, sie bedarf dazu mcht der Be- lebrung der Sozialdemokratie.

Referent Abg. Dr. Wendorff (fortschr. Volksp.): Es wäre wohl loyaler von dem Abg. von Gamp gewesen, wenn er mir seine Austände vorher mitgeteilt hatte. Es 1ft wohl au nicht zufällig, daß gerade der Vertreter des Grüppcens, das in der Kommission nicht vertreten ist, den Berichterstatter angreift. Jedenfalls habe ih das Recht, mich gegen solche Angriffe zu wehren. Natnen der Redner aus den Kommissionsverhandlungen mitzuteilen, ist ja doch nicht üblich, und was die Stellung der Kommission zu den Aeußerungen der Ver- treter der verbündeten Regierungen angebt, so habe ich mi darüber binreicbend ausgesprochen. Als Berichterstatter darf 1ch mich auch wohl als Gegner der Agrarier bezeichnen, nahdem ich als antiagrari- scher Heißsporn bezeichnet worden bin.

Präsident Dr. Kaempf: Ih kann es nit als zulässig an- seben, wenn einem Mitgliede des Hauses auch in der Form, wie es eben geschehen ist, Jlloyalität vorgeworfen wird. Auch den Ausdru „Grüppcken“ muß ih beanstanden: hier im Hause gibt es nur Abge- ordnete, und jeder hat das gleiche Necht auf Beachtung, ob er einer großen oder einer kleinen Gruppe angehört.

Abg. Fishbeck (forts{hr. Volksp.): Nachdem der Abg. von Gamp eine so falsche Auffassung unseres Antrages bekundet hat und ih fürchten muß, daß dicse auch troß aller Richtigstellung im Lande pertreten werden wird, beantrage ich hiermit, diesem Antrag noch den ZUsaß zu geben: „soweit und solange es zur Abhilfe eines Notstandes erforderlich ist.“

Ubg. Schmitt- Würzburg (Soz.): Wie das Volk über die Zollpolitik denkt, hat es bei den leßten Wahlen gezeigt. Wenn be- vauptet wird, unsere Anträge sind nicht ebrlich gemeint, dann muß i das als frivol zurückweisen. (Präsident Dr. Ka em p f rügt diesen Ausdruck als ungebörig.) Daß die deutsche Landwirtschaft nicht i Lage ist, unseren Fleischbedarf zu decken, ist cine allbekannte Tatsache. Man muß sich deshalb über die gestrigen Ausführungen des Unter- \tcots]etretärs wundern. Auch soll man uns nicht immer mit dem COclagwort von der vorübergehenden (rscheinung kommen. Professor

Silbergleit hat ja einwandfreì festgestellt, daß die Fleishpreise eine

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immer mehr steigende Tendenz zeigen. Wenn die Maßnahmen der Negierung überhaupt etwas nuBen jollen, dann müssen die Vergünsti gungen au den kleineren Städten zugute kommen dürfen. Der Hin- weis auf die Seuchengefahr gegenüber Grenzöffnung ist nit zu trefsend. Dadurch ist noch nie eine Seuche BINGCIMICDDE Worucas Außerdem haben wir die Seuche heftig genug im eigenen Lande. Un verständlich ist, weshalb man das Gefrierfleis{ nit hereinläßt, Das Bolk hat ein Recht auf billiges Fleish. Durch die Nahrungsmittel teuerung wird das bißchen Lohnerhöhung, auf das immer hingewiesen wird, mehr als wett gemaht. Unter Würdigung aller dieser Unm- stande muß man unseren Anträgen zustimmen. Aber anstatt die Ver- hältnisse objektiv zu betrahten, macht man allerlei Schwierigkeiten. Troßdem von den betreffenden Kreisen weitestgehende Garantien dafür geboten werden, daß dur Einführung frischen Fleisbes und von Ge- [rierfleish eine Gefahr für die Gesundheit und den Viehbestand nicht entstehen kann, troßdem verhält man si ablehnend. Daß die Steige- rung der Löhne durch die Steigerung der Lebensmittelpreise mehr als aufgewogen wird, ist eine unumstößlihe Tatsache. Wer dem Bolke unter diksen Umständen Hilfe in seiner Not verweigert, trägt eine ungeheure Verantwortung. Hier kann mit balben Vätteln nit ge- holfen werden; hier gilt es, ganze Arbeit ¿u machen, und zwar \ch{nell! Und Maßnahmen müssen getroffen werden, die dauernde Wirkung ver-

Iprehen. Will man das ernsthaft, dann darf man nicht zur Not auch noch den Spott fügen. Eine Zentrumszeitung, die in meinem Wab[- kreise erscheint, hat in einem Artikel voin Dezember 1912 über die Fleisch not geschrieben, daß ihre Ursache darin liege, daß das Volk zu viel Fleisch esse; der Mittelstand müsse sih zum Teil mit den Abfällen be- gnügen, die besten Stücke hole si der Arbeiter: Samstags gingen die Arbeiterfamilien in die Kneipen, weil die Frau niht kochen gelernt habe, sondern nur sih hübsch zu kleiden verstehe. Der Redakteur dieser Zeitung ist Mitalied des Neichstags; ih nehme aber an, daß

der Artikel in seiner Abwesenheit einges{chmuggelt worden ist. So wird mit der Not des Volkes Schindluder actrieben! Der Dr. Heim, den man 1m Zentrum so gern als Sachkénner vorsciebt, hat öffentli erklärt, daß der Schußzoll für ihn fein starres System sei, au ein anderer Zentrumsführer hat in Tuntenhausen gesagt, der Zolltarif sei kein Dogma; ist denn nun jeßt niht au nach{ der Meinung diejer Herren der Moment der Aenderung gekommen? Alle Argumente gegen unsere Anträge sind nur daraus zu erklären, daß die Mehrheit von einer wirklihen Bauernpolitik nichts wissen will, daß sie lediglich Großgrundbesißerpolitik treibt.

Geheimer Oberregierungsrat Mecuschel: Der Vorredner hat Aufklärung über einen angeblichen Widerspru gewünscht, den er hinsihtlih des Gefrierfleisdes im Zolltarif und im Fleishbeschaugeses findet, wo das Gefrierfleisd verschieden be- handelt werde. Im S8 2 der Ausführungsbestimmungen des leßteren Gesetzes ist allerdings nicht besonders ausacdrückt wel

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glih Preußischen Staatsanzeiger.

1903,

isch als Gefrierfleish anzusehen ift. Jrrtümlich aber ist die Än- ne, als bestehe im Zolltarif hinsictlih der Behandlung ein anderes vstem. Es ist eine Zufälligkeit, daß der Zollsaß von 35 M sich auf das einfa zubereitete und auf das gefrorene Fleis bezieht. Eine systematische Gleichstellung findet nicht statt. ; s

Abg. Dr. Matinger (Zentr.): Die zur Verhandlung stehende Frage ist ja rein volféwirtschaftli, ist aber durch die Art der Be- ratung zu einer fast ausscließlih parteipolitishen gestempelt wOTdeNnN, Die Parteien dex Linken operieren gegen die Parteien der Rechten und gegen das Zentrum, und zwar vielfah mit erheblicher Lebhaftig- keit. És gab ja {on Vorwürfe, als die Kommission zusammentrat und fich alsbald bis nach Weihnachten vertagte: damals wurden wir sofort als Verschlepper gebrandmarkt. Jett sind 3 Wochen seit dem Abschluß der Kommissionsverhandlungen verflossen, und man hört von VBerschleppung kein Wort mehr. Der Abg. Schmitt ift sehr {arf loégefahren auf meinen Freund Herold; er hat sih auch auf éine Aeußerung des Abg. Speck in Tuntenhausen berufen. Gewiß hat der bg. Speck diese Aeußerung getan, aber er hat auch binzugefügt, es wurde den Ruin für die deutsche Landwirtschaft bedeuten, unter den ungünstigen Verhaltnissen, unter denen sie gegenüber dem Auslande arbeiten müsse, die Schußzölle aufzuheben. Nach Ansicht der Sozial- demokraten joll eine Unterernährung bestehen. Das ist auch im barerischen Landtag behauptet worden. Dem hat damals der Minister Freiherr von Soden widersprohen. Diesen fertigte man hier jeßt ab mit der Begründung, es habe gar keine Bedeutung, wenn ein bayerischer Minister so etwas behaupte, ganz besonders wenn-er zu den Blauschwarzen gehört und Großgrundbesißer ist. Das ist die noble Kampfesweise der Sozialdemokratie. Freiherr von Soden hat nur darauf hingewiesen, daß das Urteil von 18 Bezirksärzten, die nicht einmal von ciner Unterernährung, sondern nur von einer Ein- {ränkung des Fleischgenusses gesprochen haben, gegenüber der Menge

von 170 Bezirksärzten nicht allzu sehr ins Gewicht falle. Er fonnte

[1h dabei auf ein Urteil der obersten bayerishen Medizinalinstanz stußBen. In Bayern gibt es also keine Unterernährung. Dagegen ut

in England, diesem Ideal des Freihandels, festgestellt, daß in vielen

Distrikten 35 % aller Kinder unterernährt sind. Wenn eine Unter- ernährung wirklich bestünde, dann würden wir sofort bereit sein, alles zu tun, um ihr entgegenzutreten. In Bayern ist zudem die Dur- schnittsmenge von Fleish auf den Kopf und Jahr größer als der HReichsdurshnitt. Daß die Bauern für ihre Erzeugnisse gute Preise erzielen wollen, das kann ihnen doch kein Mensch übelnehmen. Abêr übermäßig hohe beanspruchen sie ja gar nit. In einer Kommission des bayerischen Landtages wurde von freisinniger Seite ausgeführt, daß eine Aufhebung der Zölle wünschenswert sei, damit der Grund uud Boden wieder billiger und dadurch die Produktionskosten geringer würden. Das ift schon seinerzeit sofort zurückgewiesen worden. Die landwirtschaftliche Produktion wird durch andere Umstände als durch den Preis des Grund und Bodens verteuert. Eine Entwertung des Vedens würde die Kreditfähigkeit auf das schwerste schädigen. Die Landwirtschaft kann dann nicht mehr \o intensiv wirtschaften, wie ste das jeßt tut, das zeigt ja die Zunahme des Verbrauchs von künstlihem Dünger und anderen Dingen. Die Ermäßigung der Viehzölle soll aber weiter nichts als eine Vorstufe für die Aufhebung der Getreidezölle sein. Es ist angeführt worden, daß die ländliche Viehverwertungs- genossenschaft, die in der Markthalle in Münden eine Verkaufsstelle hat, gedroht haben soll, den Verkauf ibres Fleisches einzustellen, wenn micht die höheren Preise bewilligt würden, die die Landwirtschaft fordert. Nach näherer Untersuchung hat es sich jedoch berausgestellt, daß es sich bei diefem Gerücht nur um den Trick einer Kommisstons-= firma handelt. Wundern muß ih mich, daß gerade von sozialdemo- Fratisber Seite jeßt auf cinmal der Borwurf erhoben wird, daß die ländlichen Genossenschaften verteuernd wirken. Es ist auch auf den Fuüdgang im bayerischen Viehbestand hingewiesen worden. Nun herrs{te aber in den Jahren, auf die s die Statistik bezieht, sehr stark die Maul- und Klauenseudbe. Jebt hat sich der Viehbestand wieder gehoben. Jch muß also den Vorwurf zurückweisen, als ob ich

4 in der Kommission über den bayerischen Viehbestand unrichtige An- gaben gemacht hätte.

Auf Antrag des Abg. Grafen Kani tz (dkons.) findet über den Antrag Dr. Ablaß u. Gen., der dem Bundesrat die Er- mächtigung gibt, während der Dauer des Notstandes die Zölle herabzuseßen oder aufzuheben, namentliche Abstimmung statt. _ Abg. Hestermann (nl.): Das Interesse des Konsumenten it abhangig von dem Wohle des Produzenten. Erst als die deutsche Sndustrie und der deutsche Kaufmann den Weltmarkt eroberten, als bei uns im Inlande Gelegenheit zu Arbeit und Verdienst gegeben wurde, als die deutschen Arbeiter nibt mehr ins Ausland zu gehen brauchten, wurde der Nebergang von der erxtensiven zur intenfiven Wirtschaft in der Landwirtschaft und Viehzucht zur Notwendigkeit. Dadurch haben auch Industrie, Handel, Gewerbe, Handwerk mit ge- ) Wegen der Konkurrenz des Auslandes find wir gezwungen, die Auslandsverhältnisse in Vergleich zu ziehen. Da tfommen zunädft die \chlechten Bodenverhältnisse Deutschlands gegenüber dem Auslande in Betracht; sodann die Verteuerung der Produktionskosten dur die boberen Arbeitslöhne, die übrigens au für uns in der Landwirtschaft tein Nachteil, sondern ein aroßer Vorteil sind. Wir gönnen deim Arbeiter seinen verdienten Lohn von Herzen; die Arbeiterkreise müssen ader berücksichtigen, daß wir Landwirte, eb kleinere, ob großere, für unsere Produkte au Preise haben müssen, von denen wir die höheren Lobne zahlen können. In der Landwirtschaft gibt es bekanntlich feinen Uchtstundentag, sondern von früh 4 Übr muß bis spät in die Nacht hinein gearbeitet werden. Endlich müssen die großen Lasten getragen werden, Die die joziale Geseßgebung uns auferlegt. Dem billiger produzierenden Auslande gegenüber müssen wir also dur& entsprechen=- den Zoll\chuß gesichert werden. Der Abg. Dr. Werner hat mich neu- lih auf einen Zwischenruf von mir hin aufgefordert, ich solle einen hessishen Bauern auf den Tisch des Hauses niederlegen, der Mais berfutiert. Ich protestiere dagegen, daß der Abg. Werner sich erlaubt hat, den hessischen Bauernstand zu beleidigen: was würde er sagen, wenn jemand dazu aufforderte, einen Oberlehrer auf den Tisch des Vauses niederzulegen? Und daß Mais im kleinen und mittleren Bez triebe biel gebraucht wird, ist besonders in Hannover und Westfalen, aber auch in Hessen eine Tatsache. Bei Beurteilung der Frage, wie die Futtermittelzölle wirken, müssen wir alle Produktionszweige der Landwirtschaft mit in Rechnung ziehen: es gcht nicht an, das einzelne Produkt für sih zu behandeln, man muß vom Getreidebau im ganzen ausgehen. Der ist für den: kleinen wie für den mittleren Besißer von ganz gewaltig großer Bedeutung. J bin eigentlich in die Politik hineingekommen durch meinen Getreidebau. (Zurufe links.) I glaube, wenn Sie das so durhgemacht hätten wie id, Herr Abg. Gothein, dann würden Sie zu einer anderen Ansicht gekommen sein. In der Wahlagitation haben auc seine Freunde ausdrüli Erhaltung der je8tgen Getreidezolle auf ihre Fahne geschrieben. Die guten Handels= verträge haben’ uns zu besseren Resultaten im Getreidebau und auch in er Viehzucht geführt. Fn meinem Heimatskreise Minden zühten und mästen gerade die Arbeiter, auch die sozialdemokratischen, in großer Zahl Schweine, und auch sie nehmen die auten Preise ganz gern. Wenn die Viehzucht in der Landwirtschaft fällt, so fällt mit ihr die Landwirtschaft, und der kleine und mittlere Besiß muß, wenn ihm dieser Schuß aenommen wird, einfach von der Bildfläche verschwinden. Das deutsche Volk kann sehr wohl von der Jnlandsproduktion mit oejundem deutschen Fleish versorgi werden, au bei noch stärker VBevölkerungszunahme. Der Abg. Bobel selbst meinte doch in Jena,

die deutsche Landwirtschaft könnte selbst 100 Millionen Bevölkerung

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