1913 / 35 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 10 Feb 1913 18:00:01 GMT) scan diff

Es

A Bekanntmachung, betreffend Aenderung von Fernsprehgebühren.

Auf Grund der 88 6 und 10 der SEU Rg Nhren ordnung vom 20. Dezember 1899 (Reichsgesezblatt S. 711) wird mit Wirkung vom 1. April 1913 ab folgendes bestimmt:

1) Die Entfernungen von 5 km (88 2 und 5 der Fern- sprehgebührenordnung) und von 10 km (Nr. 9 der Ausführungs- bestimmungen dazu vom 26. März 1900, Zentralblatt für das Deutsche Reich, Seite 242) werden in Neßzen mit mehreren

Vermittelungsstellen von der Vermittelungsstelle gerehnet, an die der Fernsprehanschluß geführt wird. N

2) Die Bestimmung, daß ein Baukostenzushuß für die innerhalb der Grenze von 5 km mehr herzustellende Leitungs- strecke zu erheben ist, wenn Fernsprehanschlüsse auf Antrag an eine andere als die nächste Vermittelungsanstalt geführt werden Ergänzung vom 28. September 1902 zu Nr. 9 der Aus- ührungsbestimmungen zur Fernsprehgebührenordnung, Zentral- latt für das Deutsche Reich, Seite 366), wird aufgehoben.

3) Nr. 9 der Ausführungsbestimmungen zur Fernsprech- gebührenordnung erhält hiernah unter Berücksihtigung der dazu unterm 6. September 1903 ergangenen Ergänzung “avon für das Deutsche Reich, Seite 634) folgende

assung: ug „Bei Fernsprechanschlüssen, die in der Luftlinie weiter als 5 km von der Vermittelungsanstalt entfernt sind, wird eine jährliche Zuschlaggebühr erhoben, welche

Del einfaMen Lellungen .. : ¿3 M,

Dat RIOPPeEGHUNgER «D für jede angefangenen 100 m der überschießenden Leitungs- länge beträgt. Diese ist nah dem nächsten ohne Auf- wendung besonderer Kosten für die Herstellung der Leitung benußbaren Wege zu messen, auch wenn die Leitung tatsächlich auf einem Umwege geführt wird. i

Bei Fernsprechanschlüssen, die in der Luftlinie weiter als 10 km von der Vermiitelungsanstalt entfernt sind, wird für die überschießende Leitungslänge außerdem ein Baukostenzushuß erhoben, welcher

bei einfachen Leitungen : 10 M,

Del Uen. «1D für jede angefangenen 100 m der nach der wirklichen Länge gemessenen Leitungsstrecke beträgt.

Wenn eine Vermittelungsanstalt im dienstlichen Interesse aufgehoben und mit einer anderen vereinigt wird, ist für die Berehnung der jährlichen Zuschlag- gebühren für die vorhandenen, von der aufgehobenen auf ‘die vereinigte Vermittelungsanstalt übertragenen Anschlüsse auch nah der Vereinigung die Entfernung von der bisherigen Vermittelungsanstalt maßgebend, es sei denn, daß die Berechnung nah der Entfernung von der vereinigten Vermittelungsanstalt für den Teilnehmer günstiger ist. Ein Baukostenzushuß wird aus Anlaß

einer solchen Uebertragung vorhandener Anschlüsse nicht erhoben.“ Berlin, den 8. Februar 1913. Jn Vertretung des Reichskanzlers. Kraetke.

Béetanntmachung.

Der Fernsprechverkehr ist eröffnet worden zwischen Berlin und den österreichischen Orten Neuern und Nohr- bah (Oberösterreih) gewöhnlihe Gesprächs- gebühr je 3 /(& sowie den niederländischen Orten Emmen und Valthermond je 2 M.

Berlin C. 2, den 8. Februar 1918.

Kaiserliche Oberpostdirektion. Vorbe ck.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 8 des Reichsgeseßblatts enthält unter

Nr. 4170 das internationale Uebereinommen zur Be- kämpfung des Mädchenhandels vom 4. Mai 1910, unter

Nr. 4171 die Bekanntmachung über die Ratifikation des internationalen Uebereinkommens zur Bekämpfung des Mädchen- handels vom 4. Mai 1910 und die Hinterlegung der Ratifi- fationsurfunden, vom 7. Februar 1913, unter :

Nr. 4172 das Ausführungsgeseß zu dem internationalen Uebereinkommen zur Bekämpfung des Mädchenhandels vom 4. Mai 1910, vom 14. August 1912, und unter

Nr. 4173 die Bekanntmachung über die Wirksamkeit der im § 1 des Ausführungsgeseßes vom 14. August 1912 zu dem internationalen Uebereinkommen zur Bekämpfung des Mädchen- handels vom 4. Mai 1910 erwähnten Abrede, vom 7. Fe- bruar 19183.

Berlin W. 9, den 9. Februar 1913.

Kaiserliches Postzeitung3amt. Krüer.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst gerußt : dem Gewerberat Wallenius in Trier bei seinem Aus- scheiden aus dem Staatsdienste den Titel Geheimer Gewerberat zu verleihen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst gerußt : dem Generaldirektor, Baurat Beukenberg in Dortmund den Charakter als Geheimer Baurat zu verleihen.

Auf Jhren Bericht vom 20. Januar 1913 will Jch der Staatseisenbahnverwaltung für die von ihr nach den Bestimmungen des Eisenbahngeseßes vom 3. November 1838 (Geseßsamml. S. 505) betriebene Eisenbahn von Marne nah Friedrihsfkoog das Enteignungsrecht zur Entziehung und zur dauernden Beschränkung des für diese Anlage in Anspruch zu nehmenden Grundeigentums nach Maßgabe der geseßlihen Bestimmungen hiermit verleihen. Der eingereichte Kartenausschnitt folgt anbei zurü.

Berlin, den 29. Januar 1913. Wilhelm R. von Breitenba ch.

der Tierärzte vom 13. Juli 1889 (Geseßblatt für das Deutsche Reich Seite 421) bringe ih hierdurch ì : der Abhaltung der tierärztlichen Fahprüfung am Diens- tag, den 1. April 1913 begonnen wird.

15. März d. J. an den unterzeichneten Rektor einzureichen.

am 7. Februar in Funchal (Madeira) eingetroffen.

mit Jhren Kön iglichen Hoheiten dem Prinzen Osfar und der Prinzessin Viktoria Luise sind, wie „W. T. B.

Maximilian von Baden mit Gemahlin eingefunden.

Residenzshloß, wo sie von Jhrer Königlichen Hoheit der

Bekanntmachung. Auf Grund des § 13 der Vorschriften über die Prüfung

zur Kenntnis, daß mit

Die Meldungen zu dieser Prüfung sind bis spätestens den

Berlin, den 6. Februar 1913.

Der Rektor : der Königlichen Tierärztlihen Hochschule. Cremer.

Nichfamfliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 10. Februar 1913. Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Hansa

Baden. Jhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin

meldet, heute zu zweitägigem Besuch bei Jhrer Königlichen Hoheit der Großherzogin Luise in Karlsruhe eingetroffen. Zum Empfange der Majestäten hatten sih auf dem Bahnhof Jhre König - lichen Hoheiten der Großherzog und die Groß- herzogin undSeine Großherzogliche Hoheit der H

ac) herzliher Begrüßung fuhren die hohen Herrschaften zum

Großherzogin Luise bewilllommnet wurden. Sachsen-Altenburg.

Der neugewählte Landtag segt sich nah einer

Meldung des „W. T. B.“ folgendermaßen zusammen: Bund

der Landwirte 14, Sozialdemokraten 7, Volkspartei 3, Reichs-

partei 3, Nationalliberale 2, außerdem ein Rechtsliberaler, ein

Freikonservativer und ein Parteiloser.

eranfreich. Wie „W. T. B.“ meldet, haben die Arbeiten zur Fest - stellung der neuen Togo- und Kamerungrenze troß der flimatishen Schwierigkeiten und sonstigen Gefahren programmäßig am 1. Dezember vorigen Jahres begonnen. Der Leiter der französishen Mission, der Kolonialverwalter und frühere Hauptmann Periquet, hat, um von Osten nach dem Gebiet von Ober Pama zu gelangen, eine bisher unerforschte

Gegend durchquert. Rußland.

Der Oberstleutnant Prinz zu Hohenlohe, der Ueber- bringer des Handschreibens des Kaisers Franz Josef, ist gestern vom Kaiser Nikolaus in Zarskoje Sselo empfangen worden und Abends nah Wien abgereist. : Der Finanzminister hat der Reichsduma einen dringenden Geseßentwurf auf Anweisung von 484 990 Nubel zur Dreihundertjahrfeier der Dynastie Romanow zugehen lassen. 4 Türkei.

Der Minister des Jnnern Hadji Adil äußerte sich vorgestern, Wie „W. D V.“ meldet, in einer Unterredung da- hin, daß die Gerüchte, wonah der Ministerrat den Friedens- luß auf Grund der Abtretung Adrianopels unter ein- A Zulassung eines Vertreters des Kalifen oder eines Naib es Sultan beschlossen hätte, vollständig inbegründet seien. Das gegenwärtige Kabinett sei entschlossen, die nationale Würde aufrehtzuerhalten. Das Zugeständnis eines Naib es Sultan wäre ein bloßes Besänftigungsmittel, das leine Kompen- sation für die nationale Würde bilde. Der Minister erklärte, daß diese Frage entweder durch Blut entschieden werde oder die ottomanishe Souveränität und die ottomanische Flagge aufrecht erhalten werden. Dieser Entschluß der Re- gierung gründe sich auf die Gefühle der Nation, die in gahl- reichen aus den Provinzen eingetroffenen Depeschen einmütigen Ausdruck gefunden hätten. Der Minister erklärte in bestimmter Weise die Gerüchte von Zwistigkeiten in der Armee für fals, die in die Welt gesezt worden! seien, um die Armee als geshwächt darzustellen. Der Geist der Truppen in Adrianopel sei ausgezeichnei. Der Minister seßgte sodann die Grundzüge des im Ministerium des Jnnern in Vorbereitung befindlichen Entwurfs, betreffend die Reformierung der Wilajets- verwaltung, auseinander. Das neue Wilajetsverwaltungs- gese, das mit Vorbehalt der parlamentarischen Genehmigung unverzüglich in Wirftsamkeit gesetzt werden solle, umschreibe in genauer Weise die Befugnisse des Wali, der die Verkörperung des eine juristishe Person bildenden Wilajets fein und die Negierungsautorität repräsentieren werde. Reformen, die den lokalen Bedürfnissen jeder Provinz nah deren sozialer und wirtschaftliher Lage entsprehen, würden im Wege vor- läufiger Verordnungen eingeführt werden. Sofort nach Veröffentlihung des Geseßes würden im ganzen Reiche Generalräte einberufen werden. Ein viergliedriger Aus- {huß des Generalrats werde dauernd beisammen bleiben, um die Durchführung der Beschlüsse der Generalräte zu kontrollieren. Das Gese sichere die ottomanishe Staatseinheit. Die Re- gierung werde ausländische Fachmänner zur Durchführung von Reformen in allen Ministerien berufen. Der Minister kündigte dann noch die bevorstehende Veröffentlihung eines Gesetzes an über die Anerkennung der Vereine als juristische Personen, die Eigentum erwerben können. Das Geseßz werde die Schaffung einer Bodenkreditbank und von Bau- genossenschaften erleichtern. | : i

Nach Meldungen der „Agence Bulgare“ wird die Beschießung von Adrianopel erfolgreich fortgeseßt. Wie Fahnenflüchtige erzählen, flüchten die Truppen der Garnison und die Einwohner der Stadt von einem Stadtteil in den anderen, um Schuß gegen die Geschosse der Bulgaren zu suchen.

Ueber die Scharmügel in der Tschataldschalinie wird gemeldet, daß die türkishen Truppen am 7. d. M. in drei Richtungen vorrückten. Eine aus sechs Bataillonen bestehende Kolonne marschierte, unterstüßt von der Artillerie des Forts

pedoboote, die vor Bujuk-Tschekmedsche verankert lagen, um 9 Uhr früh gegen die bulgarishen Truppen, die die Stellungen bei Arnautköj beseßt hielten. Diese warfen ven Bein dur einen energischen Angriff gegen die Brücke von ujut-Tschef medsche zurück. Eine zweite, aus zwei Bataillonen bestehende Kolonne rückte am 6. d. M. von Baktscheihköj vor, zog sich aber vor dem JInfanterie- und Artilleriefeuer der Bulgaren über den Karasu zurück, ohne den Gegenstoß abzuwarten, zu dem die Bulgaren sih anschickten. End- lih seßte sih ein türkishes Regiment mit der Mitrailleusen- abteilung und einer Gebirgsbatterie von dem Dorfe Guktscheli her in Bewegung, wurde aber von den bulgarischen Truppen mit dem Bajonett angegriffen und zu einem Rückzuge in größter Unordnung gezwungen, wobei es seine Toten und Verwundeten auf dem Schlachtfelde .zurückließ. Außerdem sind alle Ver- suche der Türken, auf der Linie Jenidzekö¡—Lazarköj in der Gegend von Derkos zur Offensive überzugehen, gescheitert; der Feind ging überall in seine urspünglihen Stellungen zurü, Ein von den Türken bei Podima, nordöstlih von Strandscha, an der Küste des Schwarzen Meeres unternommener Lan- dungsversuch wurde verhindert. Die türkischen Truppen ließen gegen 50 Tote am Plage. /

Gegen die vor Bulair stehenden bulgarishen Truppen ergriffen die Türken am 7. d. M. die E Es fam zu einem erbitterten Kampfe, der bis 3 Uhr Nachmittags dauerte, Die bulgarischen Truppen schlugen die türkishen Truppen zurück, gingen zu energischem Gegenangriff über und verfolgten die Türken bis unter die Forts von Bulair. Eine große Zahl von Toten und Verwundeten bedeckte den Boden. Ge- angen genommene Türken erzählten, daß auf seiten der Türken s Divisionen an dem Vormarsche teilgenommen hätten. Die bulgarishen Truppen wichen niht von der Stelle. Mit Einbruch der Dunkelheit versuchte der Feind in der Nähe von Scharköj Truppen zu landen, wo zwanzig Kriegs- schiffe erschienen waren. Die Ausschiffung hatte kaum begonnen, als die ans Land geseßten türkischen Jnfanterietruppen von den Bulgaren angegriffen wurden, die ihnen beträchtliche Verluste bei- brachten. Hierauf fstachen die türkischen Kriegsschiffe in See. Vorgestern führten die Türken keine Aktion durh. Dies wird dahin ausgelegt, daß sie infolge des Mißerfolges am Tage zuvor die Absicht, eine Landung durchzuführen, aufgegeben haben. Den vorstehenden Meldungen gegenüber besagt ein offizielles türkishes Communiqué: Der Feind sett die RNückwärtsbewegung bei Tschataldsha fort. Es lam zu mehreren Zusammenstößen, die mit dem Rückzug der feind lichen Truppen endeten. Jusbesondere war bei dem Dorfe Plaja der Kampf ziemlich erbittert. Auf der Halbinsel Gallipoli haben zwishen den bei Bulair befindlihen ottomanischen Truppen und dem bei Camylo stehenden Feinde Zusammen- stöße stattgefunden, die die Lage aber nicht verändert haben. Die Beschießung Adrianopels dauert Tag und Nacht fort, ohne bedeutenden Schaden anzurichten. Die Konsuln in Adrianopel haben bei den Botschaftern in Konstantinopel die Bitte erneuert, es möge entweder eine neutrale Zone geschaffen werden, die es den Ausländern ermöglicht, außer Schußweite zu bleiben, oder es möge den Ausländern gestattet werden, Adrianopel auf dem Wege über die bulgarischen Stellungen zu verlassen. j: A

Aus amtlicher montenegrinisher Quelle wird vom „W. T. B.“ gemeldet, daß der rechte Flügel der Kolonne des Generals Martinowitsch das Dorf Dions Sis unterhalb der Befestigungen des Tarabosch beseßt hat. Der linke Flügel, der am Ufer des Skutarisees vorrüdte, gelangte fast bis Siroa. Die Truppen des Zentrums rückten bis auf 200 m gegen die Verschanzungen am Tarabosh vor, nahdem Auffklärungs- abteilungen die Stacheldrahtzäune an zwölf Stellen zer- stört hatten. Von ESikoragora und Oblika aus wird der Tarabosh unausgeseßt beschossen. Eine serbische Truppenabteilung unter dem Kommando des Obersten Popowitsch und drei montenegrinische Bataillone mit Maschinengewehren und Kanonen rückten gegen Brdica vor und griffen den Feind heftig an. Nach den von der Armee des Kronprinzen in Cetinje eingetroffenen Nachrichten sind die Türken auf der ganzen Linie geschlagen worden. Die montenegrinischen Truppen sind vorgerückt und haben den kleinen Bardanjolt, eine wichtige türkische Stellung, die der Feind stark befestigt hatte, beseßt. Der Feind zog sih in gänzlicher Unordnung gegen die Stadt zurück. Die Montenegriner schaften s{chweres Geschüß auf die eroberte Stellung, von wo sie spätere Kämpfe und einen Sturm auf Skutari unterstüßen können. Der große VBardanjolt ist bereits besegt. Vorgestern ge- fangen genommene Türken beslätigen das Gerücht, daß Hassan Riza gefallen sei und daß in Skutari Mangel an Lebensmitteln fühlbar werde. Sie erklärten jedoch, daß Munition im Ueberfluß vorhanden ist. .

Gegen 4000 muselmanishe Frauen hielten vorgestern in der Universität in Konstantinopel eine Ver- sammlung ab, die obiger Quelle zufolge beschloß, im Namen der ottomanischen Frauen an die Armee ein Telegramm zu richien, worin diese aufgefordert wird, im Kampfe zu verharren, den Abscheu der Frauen der gesamten islamitishen Welt über die von den Verbündeten in Rumelien begangenen Greneltaten

Europas ein ausführliches Telegramm zu richten, worin gegen die von den Truppen der Balkanstaaten begangenen Grausam- keiten Einspruch erhoben und der Edelsinn und die Menschlich- keit der Gemahlinnen der Staatsoberhäupter angerufen wird, damit den Greueln ein Ende gesezt werde.

Frumänien.

Die rumänische Regierung hat den Gesandten in Sofia Ghiïa zum Bevollmächtigten für die rumänisch - bulgarischen Verha ndlungen ernanni.

Amerika.

In Mexiko is} eine Armeerevolution ausgebrochen. Meldungen des „W. T. B.“ zufolge haben die Truppen e Nationalpalast und die wichtigsten öffentlichen Gebäude beseb!. Nach längeren Straßenkämpfen hat die Regierung von dem Nationalpalast wieder Besitz ergriffen. Der Präsident Mader0 befehligte zeitweise persönlich die ihm ergebenen Truppel- Die Artillerie und der größte Teil der Truppen find im S lauf der Kämpfe zu Diaz, einem Neffen des früheren Pr sidenten, übergegangen, der Herr der Lage zu sein tale: Nach den lezten Telegrammen halten sich der Präsident a und die. Minister noch im Nationalpalast, um den fi det blutigsten Kämpfe abspielen. Unter den Verwundeten E sich der Kriegsminister. Auch aus anderen Orten werden

An den Minister der öffentlichen Arbeiten.

Giaur-Bajir und den Kanonen zweier Kreuzer und zweier Tor-

stände gemeldet.

| ge dem Minister } ansläge ans Herz.

auszudrücken und an die Gemahlinnen der Staatsoberhäupter

Der Vizepräsident der Argentinischen Republik hat nah ner Unterredung mit einer Abordnung der AUE die Durchführung des neuen Steuergeseßes für bestimmte

eilmittel und Parfüms vorläufig außer Kraft gesetzt. Fine besondere Kommission wird über etwaige Abänderungen hes Geseßes beraten. Die Kaufleute faßten daraufhin den Beschluß, ihre Läden wieder zu öffnen.

Asien.

Wie die „St. Petersburger Telegraphenagentur“ meldet, hat der Aufklärungsdienst der mongolischen Regierung fest- gestellt, daß die cinesishe Regierung jeßt für einen grieg gegen die Mongolei über 40000 Mann jeder

Mafengattung verfügt, die an den Grenzgebieten zusammen- gogen sind.

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Parlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die vorgestrigen Sizungen des Feihstags und des Hauses der Abgeordneten befinden sch in der Ersten Beilage.

Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (129.) Sißung, welcher der Minister der öffentlichen Arbeiten yon Breitenbach beiwohnte, die zweite Beratung des Etats der Bauverwaltung, und zwar zunächst die bei dem ersten Titel der dauernden Ausgaben, „Gehalt des Ministers“, üblihe allgemeine Besprechung fort.

Abg. Freiherr von Malt ahn (konf.): Mit dem Abg. Shmedding begrüßen wir es mit Freuden, daß der Bauetat in den leßten 7 Fahren im allgemeinen ein günstiges Bild bietet. Namentlich möchte ih der Freude darüber Ausdruck geben, daß auch wiederum für Emden manherlet gesehen ist, und wir hoffen, daß die Mindereinnahmen, die infolze der Herabseßung der Eisenbahntarife ‘und der damit verbundenen Larifermäßigung auf den Kanälen eingetreten find, si in Zukunft wieder ausgleichen mögen. Sehr erfreulich ist die Entwicklung der Nuhrorthäfen. Wir haben Gelegenheit gehabt, fie uns an Ort und Stelle anzusehen und uns durch den Augenschein dabon zu überzeugen, daß wirklich etwas Großartiges geschaffen worden ist. Es ist auch eine Berzinsurg zu verzeichnen, wie sie bisher keine andere Wasserstraße aufgebracht hat, eine Verzinfung von 4,96 9/9. Ein erfreulihes Zeichen der Fuür- sorge, die der Minttter der öffentlihen Arbeiten für unsere Volks- ernährung zeigt, ist ferner, daß im Extraordinarium größere Mittel zur Erweiterung des Fischereihafens in Geestemünde gefordert werden. Der Fishimport über Geestemünde hat sich bereits crheblich gesteigert. Man muß sagen, daß da im Interesse der Volksernährung, auch im Juteresse der Hochseefischeret, etwas Großartiges ges{haffen worden ilt. Zch möchte den Minister bitten, diesen Weg weiter zu be- schreiten. Zu erwähnen wäre noch die Forderung im Extraordinarium zum erwelterten Ausbau der Weser und zur Fortführung der Main- kanlisierung, Meine Freunde behalten sich vor, auf diese be- deutungsvolle Sache besonders zurückzukommen. Was die Lippe an- berrifft, fo glauben wir, daß dem Wunsche des Abg. Schmedding Nehnung getragen werden könnte durch Herstellung eines Seitenkanals. Dagegen glauben wir, daß tn diesem Falle die beteiligten Provinzial- verbände au die Mittel für eine derartige Kanalisiecung aufzubringen haben, und ih bitte den Minister, einen nahhaliigen Druck auf diese Berbände auszuüben. Unter gewissen Voraussetzungen könnte allerdings dec Staat die Kosten tragen. Der Abg. Fretherr von Zedliß hat für Schlesien Kompensationen für die Konkurcenz des Groß\chiffahrt8weges Berlin—Stettin verlangt. Demgegenüber möchte ih daranf hinweisen, daß Shlesien mehr bekommt als alle anderen Landesteile. So find zur Schadloshaltung der durch die Stauwirkung der ktanalisierten der ge chädigten Anlieger 750 000 4 im Etat auêgeworfen. Für Schl.sien sind hon außerhalb des Wasserstraßengesetzes 111 Millionen aufgewandt worden. Wenn nun die Oder unterhalb von Breslau woh weiter ausgebaut wird, so werden die Stettiner Interessen uf dem Berliner Markt bleiben; Stettin wird durch die Kon- lurrenz Schlesi:ns zurückgedrängt werden. Stettin muß aber unter allen Umständen konkurrenzfähig erhalten bleiben, zumal da es {hon dur dic Konkurrenz Hamburgs {wer zu leiden hat. Als im vorigen Zaßre der Minister die Notwendigkeit der Erhaltung der Konkurrenz Schlesiens auf dem Berliner Markt besprah, erklärte er, daß Tarife nichts Unabänderlihes seien. Nun hat die Stettiner Kausmannshaft im vorigen Jahre bereits Forderungen nach Tarif- underungen gestellt, um die Konkurrenzfähigkeit Stettins auf dem Verliner Plage zu erhalten, und ich will hoffen, daß Stettin nun endlih das zuteil wird, was es schon seit Jahren wünscht. n bezug auf die Ressortfrage stehen wir, namentli nacddem das Wassergeseß verabschiedet ift, auf dem Standpunkt, daß das Wasser- bauressort bei dem Verkehrsministerium bleiben muß, daß der Minister, der die Wasserstraëenangelegenheiten zu leiten und die Tarife sur die Wasserstraßen festzuseßen hat, derselbe sein muß twie der Minister, der die Tarifpolttik für die Eisenbabnen zu leiten hat. Wie weit eine Neorganisationn der Wasfser- bauverwaltung bereits im Werke ist, weiß ih nit, aber ih eine bessere Prüfung der Bauprojekte und Bau- E Gs haben zu viele Instanzen dabei mitzuwirken, wir müssen endlih eine Veceinfahuag der Bauverwaltung er- \reben, und ich bitte die Immediatkommission, diese Gesichtepunkte ju vecüdsihtigen. Vielleiht gibt uns der Mintster an, wann wir Vor!dläge nah dieser Nichtung erwarten können. Bei der Durch- arbeitung und der _Durchführung des Wohnungsgeseßes i das +cnbiletium der öffentlichen Arbeiten einer der wesentli{sten Vaktoren. Ohne der Beratung des Wohnungsgesezes vorzugreifen, muß ih es als einen Mißstand bezeichnen, daß die M D imadan en eilen in so vielen verschiedenen Dessorts bearbeitet werden; man uu erwägen, ob die Wohnungsangelegenbeiten nicht von einer Stelle (beitet werden können, und zwar, um nicht neue Instanzen zu alen, bon einer bereits bestehenden Stelle. Die Wohnungs- tage ist ein Bestandteil der sozialen Frage, wir begegnen damit der E und anderen Krankheiten. Die Prophylarxe liegt darin, tto ge A N Wohnungen Hen Ee i Eine wendi nungswesens, un ) iwar ur ese, ijt dringend y „vendig, aber das Wohnungsgeseß muß nit im Rei, fondern in n gemacht werden. Besserungsbedürftig find die Wohnungs- E an auf dem Lande wie in den Städten, aber sie sind auf Di, A nicht fo [hlet, wie von der Liuken dargestellt wird. Wohn uifassung des VNeichsamts des Innern, daß das Rel ein ci eg machen müsse, wenn Preußen nicht damit vorgehe, ist Durch NiE und aus verfassungsrechtlichen Gründen unhaltbar. tin teutas 8gescß würden die Berhältnisse in unserem großen Bundes- Sltales d A shematisiert werden. Die Berhältnisse in dea süddeutschen Verhältnisse qn Norden sind grundverschteden, namenilich die örtlichen ite laff n dem Maße, „daß sie sich nicht unter einen Hut in pad M Auch in Preußen wird es son schwieriger a U a omungögefeb einheitlich so zu formulieren, daß Venn z. H A A der einzelnen , Landesteile gerecht wird. berordin L n dem Landkreise Nügen eine große Zahl von Polizei- A bea ng ISEeT die Wohnungsverhältnisse auf dem flachen Lande, wie bie] brei und in den Badeorten notwendig geworden ist, Monar die Mee eger muß es dann sein, für die preußische

ta Gat e zu schaffen! Wenn das geschieht, müssen die

A Les eile über den Wohnungsgeseßentwurf gehört

Ich weiß nicht, wie weit dies hon gesehen ist.

die Provinziallandtage, sondern au die berufs- Bertretungen, die Landwirtschaftskammern, Handels- „&andwertskammern, müssen über die Wohnungéverhältnisse

n den Bückereiyert e, nen Landesteilen gehört werden. Sehen Sie sih die renung an, diese ist überhaupt niht durchführbar, etne

Abänderung ist notwendig. Wenn {on aus praktishen Gründen das Wohnungsgeseß nicht im Reih gemacht werden darf, so wiegen noch viel \{chwerer die verfafsungsrechtlichen Bedenken dagegen. Die Art. 2 und 4 der Reichsverfassung regeln ers{chöpfend die Kom- petenz der Reichsgesezgebung, das Reich kann allerdings Aenderungen vornehmen, aber nur im Wege der Verfassungsänderung. Ich stehe auf demselben Standpunkt, den neulih Graf Westarp im Neichs- tag dargelegt hat, und nicht auf dem Standpunkt des Vertreters des Reichsamts des Innern, daß das Reich ein RNahmengesetz für die Wohnungsfrage erlassen könne. Wir können uns in preußischen Angelegenheiten nicht vom Neich Vorschriften geben lassen, wir wollen freie Hand behalten und frei arbeiten. Auf dem Gebiete der praktischen Sozialpolitik werden wir auf der Grundlage der Kaiserlichen Botschaft von 1881 weiter arbeiten. Jch glaube, daß wir damit geeignete Sozialpolitik treiben.

(Schluß des Blattes.)

__ Dem Hause der Abgeordneten ist der eines Geseßes, betreffend Veränderung der der Kreise Kalbe und Jerichow I im Dag uta und un

Entwurf Grenzen : Regierungsbezirk debu Aenderung der Amtsgerichtsbezirke Gommern Schönebeck, nebst Begründung zugegangen.

Feier zur Erinnerung an die Erhebung der deutschen Nation im Fahre 1813 in der Berliner Universität.

_ Gestern mittag 12 Uhr hielt die Königliche Friedrich Wilhelms-Universität in ihrer neuen Aula eine Feier zur Er- innerung an die Erhebung des deutschen Volïs im Jahre 1813 ab. Den Saal füllten der Lehrkörper der Universität im Ornat, die Skudentenschaft und die Chargierten aller Korporationen mit ihren Fahnen. Unter den geladenen Gästen bemerkte man den Reichskanzler Dr. von Bethmann Hollweg, den Kriegs- minister, General der Junfanterie von Heeringen, die Minister L Sydow und O Lenße, die Präsidenten des Herrenhauses und des Abgeordnetenhauses, den Ober- prästdenten der Provinz Brandenburg von Conrad, den tommandierenden General des Gardekorps, General der Znfanterie von Löwenfeld und Vertreter der Stadt Berlin. Jhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin wurden am Portal vom Rektor der Universität Professor D. Grafen von Baudissin und dem Minister der geistlichen und Unterrichts- angelegenheiten Dr. von Trott zu Solz empfangen und in den Saal geleitet. .

Die Feier begann mit dem Vortrag von Körners „Gebet vor der Schlacht“, komponiert von C. M. von Weber, dem in sehr eindrucksvoller Wiedergabe „Lützows wilde Jagd“ folgte, vorgetragen vom aftademischen Gesangverein, unter Leitung des Professors Dr. Friedländer. Geheimer Rat, Professor Dr. Dietrich Schäfer hielt die Festrede. Wie „W. D. B.“ meldet, untersuchte er die Ursachen, aus denen Preußen, der von der Natur am wenigsten begünstigte Kulturstaat Deutschlands, der Grundstein des neuen Reichs werden mußte und seine Fürsten die Bauherren. Er schilderte, wie Brandenburg - Preußen in die Weltfragen hineingezogen wurde und wie die Untershäßung Preußens Napoleon zum Verhängnis ward, wie das deutsche Nationalgefühl erst an Preußens Taten wieder erwachte, wie das glänzende Geistes- leben am Ende des 18. Jahrhunderts des Zusammenhangs mit einem Staate entbehrt hätte. Er- erinnerte daran, daß die junge Verliner Hochschule vor hundert Jahren das erste Beispiel einer geschlo senen kriegerischen Betätigung akademischer Jugend geboten habe. Das Geleistete enthalte t Uns Die Aufforderung zu neuen Taten, zur Erneuerung aller Kräfte, um den Play zu behaupten inmitten der Völker, mit denen wir Schritt halten wollen und müssen, um deuts und frei und stark zu bleiben. Ein starkes Nationalgefühl könne Hand in Hand gehen mit den besten Beziehungen zu aller Welt. O immer bei uns heißen: „Mit Gott für Kaiser und Reich“.

Der Chor sang darauf, von Trompeten begleitet, Schillers Reiterlied : „Wohl auf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd!“ Der Vorsitzende des studentishen Ausschusses bekräftigte mit kurzen Worten die Verehrung und Begeisterung der akademischen Jugend für die große Zeit und ihre berühmten Universitäts- lehrer. Wenn jeßt wieder der Ruf des Vaterlandes an die Studenten ergehen sollte, würde es einmütig heißen: „Burschen heraus !“ Der Chor sang nunmehr ein Vaterlandslied von Friedrich Eggers, tomponiert von Wilhelm Taubert, mit Orchester- begleitung, das in wirkungsvoller Weise, anklingend an den Ton der Kriegslieder von Friedericus Rer, die Wachtparade von Berlin und die preußische Landwehr in ihren Siegen über die ganze Welt feiert. Dann erhob sih die ganze Versamm- lung und sang Ernst Moriß Arndts „Der Gott, der Eisen wachsen ließ“.

Kaum waren die lezten Worte des Liedes vertlungen, da betrat Seine Majestät der Kaiser und König das Katheder und hielt laut Meldung des „W. T. B.“ folgende

Ansprache:

_, »Kommilitonen! Jch möchte am Schluß dieser erhebenden Heier euch noch cin kurzes Beglettwort mitgeben. Ic habe in der alten Preußenstadt Königsberg die Osipreußen darauf hingewiesen, daß der Kern der großen erhebenden Zeit darin zu suchen gewesen sei, daß das preußische Volk seine sittliche Lebensanschauung, be- gründet auf der Religion, wiedergefunden hat, begründet auf der Religion, die, wte wir wissen, das Verhältnis des Menschen zu Gott bedeutet, mit anderen Worten, den Glauben an selaen Gctt wiedergefunden hat. Das heutige Geshlecht, das in diescm Jahrhundert lebt, das leiht dahin fübrt, hauptsählih das, was man sieht oder beweisen oder mit Händen greifen kann, zu glauben, das dagegen für Transzendentales geringere Fähigkeiten zeigt und dem das Wort Religion Sc{wierigkeiten bereitet, dieses Geschlecht bedarf wohl eines Hinweises, wie es zu dem alten Glauben seiner Väter kommen kann.

Der heutige Tag, der T2g von Königsberg und alle die Feste, die wir im Laufe des Jahres noch feiern werden in Erinnerung an die gro ze Zeit der Erhebung des Vaterlandes, gibt uns dazu die Möglichkeit. Denken wir doch daran, daß kurz nach dem Hintritt des großen Königs das Preußenvolk diesen Glauben verloren hatte. Ausländishes Wesen griff um ih. Und als die große Be- lastungtprobe des Jahres 1806 kam, brachen dtîe Stügen, und ein Zusammenbruch fand statt, wie ihn die Welt taum je gesehen hatte und der die Herzen verzagen ließ. War das Menschentat ? Das war Gottesgeriht! Und ebenso hinterher! Eine Wendung in der Weltgeschichte! Es ist schon ein wunderbares Ding um die Wiedergeburt eines Menschen, aber die Wiedergeburt einer ganzen Nation, das ist so gewaltig, daß es wert ist, im Herzen behalten und nicht vergessen zu werden. Das war auch nicht der Menschen Tat, sondern das war Gottes Tat! So erhob fi, im Glauben an Gott, ein unterdrücktes, zerstückeltes Volk ein Wunder, wie es noch nicht dagewesen und warf alles vor ih her.

Das war auch niht die Tat der Men n, das war Gottes Tat! Nun, Kommilitoren, ih denke, ‘gie e o var A G Wenn wir nur an das Greifbare denken, uns nur an das Gr e halten, um glauben zu können, so haben wir in den Tatsachen der Vergangenheit, in den Geschichtstatsachen, die sihtbaren Beweise für das Walten Gottes. Wir haben die sichtbaren Beweise, daß er mit uns war und mit uns ist. Und aus diesen Lebren der Vergangenheit, aus den greifbaren, sichtbaren Tatsachen der Vergangenheit, kann sich au die gesamte deutshe Jugend den im Feuer bewährten Schild des Glaubens \{chmieden, der nie in der Waffenrüstung eines Deutschen und Preußen fehlen darf. Und mit solhen Waffen wollen wir, unbekümmert um rechts und links, unseren geraden Weg gehen. Augen empor, Herzen empor, im Verirxauen zu Gott! Dann können wir alle des gewaltigen ersten Kanzlers Worte wiederholen: „Wir Deutschen fürhten Gott und fonst nihts auf der Welt!“ Und dessen zum Zeichen wollen wir auf unfer deutsches Vaterland und unser geliebtes Preußen dret Hurras ausbringen. Deutschland und Preußen Hurra! Hurra!

Hurra !“ Hierauf brachte der Rektor Professor Graf von Baudissin

das Gelübde unwandelbarer Treue dar und {loß mit einem dreifachen Hoh auf Jhre Majestäten den Kaiser und die Kaiserin, das jubelnden Widerhall fand.

Kunft und Wissenschaft.

Der Deuts - Argentinische Zentralverband hatte vor etnigen Tagen in den Fesisaal des preußischen Abgeordnetenhauses zu einem Vortrage eingeladen. Der Diplomingenieur, Hauptmann d. L. Ernst F us spra über seine Forschungsreise nach dem Feuerland und den Patagonischen Fiorden, dte er im Auf- trage eines deutschen Syndikats ausführte, um die Abbauwürdigkeit alluvialer Goldfelder im Norden des Feuerlandes zu prüfen fowie au andere Lagerstätten von Erzen und Kohle zu untersuchen. Der Forscher durchquerte hierbei fast das gesamte Feuerland und die Patagonische Westküste, teils zu Pferde, teils zu Schiff. Die argen- tinishe Regierung hatte ihm ein Kanonenboot zur Verfügung aestellt, ohne das für ihn die Bereisung des weitaus edehnten Archipels bis hinab zu den Staaten- und Neujahrsin\eln und dem Kap Horn unmöglich gewesen wäre. Der Redner gab zunächst an der Hand einer Karte etnen Ueberblick über die Ausdehnung des Feuerlandes, dessen östliche Hälfte mit den Staaten- „und Neujahréinseln zu Argentinien gehört, während der übrige Teil chilenisch is. Wie \chon ein Blick auf die Karte zeigt, gehören nah dem geologishen Aufbau diese Teile so eng zusammen, fte weisen beide fo viel Zufammengehörigkeit auf, daß eine Be- \prechung nur des einen Teils ein Ünding wäre. Ein gewaltiger Gegensayz besteht zwischen den nördlichen Gebieten, einem walblosen niederen Land von sanften Konturen, und dem Süden, den die Feuerländishe Kordillere dur{zieht, wo gewaltige Berge mit ewigem Schnee gen Himmel ragen und die Stürme un- aufhörlih über das vorgelagerte Inselchaos dabinbrausen. Dieses ganze Gebiet einshließliÞß eines großen Teils von Patagonien war einst von einem einzigen Eisstrom bedeckt, dessen Spuren noch heute allenthalben anzutreffen sind. Durch die Gletsher find gewaltige Geröllmafsen fortgetragen worden, die eine Mächtigkeit bis zu 60 m aufweisen und auch das Gold aus alten Gebirgen, die der Redner z. T. im Westen bei der Halbinsel Braun- \chweig vermutete, mit {ih fortführten. Während früher nur Indianer das Land bewohnten, haben die Goldfunde im argentinishen Teil bei Paramó fowie am Nio del Oro als auch auf der Insel Lenor viele Curopäer, besonders Dalmatiner, als Goldgrädber angezogen. Öbgleich verschiedene Gesellschaften die Ausbeutung der Goldfelder betreiben wollten, ist es keiner geglückt, fi dauernd zu behaupten. Der Grund liegt nah Ansicht des Vortragenden in unsachgemäßer Behandlung der Seifen, in unsinntger Ueberkapitalisation und \{chlechter Wirtschaft. Die Üntersuhungen in den verschiedensten Teilen hätten ergeben, daß nichts der Entwicklung einer gesunden Industrie im Wege stehe: Gold sei in abbaufähiger Weise genügend vorbanden. Heute blühbe in diesem Lande eine hochentwickelte ausgedehnte Viehzucht, zähle doch Soctedad Explotadora, die ihren Siy in Santiago und ihre Estancien fowohl über das cilenishe wie argentinische Gebiet ver- streut hat, im Feuerland und {üdlihen Patagonien nach dem leßten Jahresbericht 1 300 000 Schafe, 9000 Ninder, 8000 Pferde. Große Cstanctien liegen auß im argentinischen Teile an der Osllüste des Feuerlandes, z. B. bei Nio Grande und bei Harberton am Beagle- kanal. Die Wolle wird nah Deutschland und England, die ge- [rorenen Hammel nach England geshaffft. Dec Redner gab weiter einen Ueberblick über die Tier- und Pflanzenwelt und führte dann Bilder der drei Indianerstämme vor den Onas, Alaka- loufs und Yaghans, welch leßtere er eingehend in ihren Sitten und Gebräuchen beshrieb. Man hat diese Indianer zum niedrigsten Volk der Erde machen wollen; es ist wahr, daß wenig Völker zum Kampf ums Dasein fo \{lechi ausgerüstet sind denno sind fie ein Volk von hoher Intelligenz. Während Fuchs die günstige Jahres- zeit zu seinen bergmännischen Untersuchungen verwandte, benußte cr den Winter zu ausgedehnten Reisen. Er führte an der Hand von vielen Lichtbildern, die einen Begriff von der erhabenen Einförmigkeit dieser Landschaften gaben, dur die Magellanstraße und die West- füste Patagoni-ens nach den gewaltigen Glets{chermasscn des Balmaceda und Mount Paine in der Nähe des Meerbusens von Ultima Esperanza. Hier besuchte er die Myvlodonhöhle, die dur die Auffindung der Haut des Riesenfaultiers Mylodon, besonders nah den Untersuhungen von Professor Hauthal, in der ganzen wissenshaftlihen Welt großes Aufsehen erregte. Die Gewinnung zweter Stücke dieser Haut waren sicher ein bedeutsames Crzebnis diesec Forshungöreise. Nach Punta Arenas zurüdgekehrt, unternahm Fuchs auf dem argentinischen Kanonenboot » Piedrabuena“ eine Kreuz- fahrt dur die nur von wenigen Menschen besuchte Inselwelt des südlihen Feuerlandes. Er hat die Gelegenheit reichlich aus- genußt, geologishe Studien zu treiben. Der Vortragende schilderte eingehend seine Reise durch den wegen seiner zahlreichen, bis ins Meer reichenden Gletscher und setner immergrünen Buchenwälder be- rühmten Beaglekanal und führie die Schneepyramide des höchsten Berges des Feuerlandes, des Mount Sarmiento, vor Augen. Er verweilte längere Zeit in Ushuaia im argentinis{hen Teil des Feuerlandes, wo der Gouverneur seinen Siß hat. Auf den Neujahrsinseln, wo die argentinische Regierung ein meteorologisches und magnetisches Observatorium errichtet hat, befindet ih auch die südlic)ste Station für drahtlose Telegraphie unserer Erde. Hier finden sih weit ausgedehnte Brutstätten von Kormoranen und Pin- guinen, während tn den ausgehöhlten Klippen zahllose Seelöwen zu finden find. Geologis bemerkenswert war der Besuch der Staaten- insel; sie sollte zum Studium der Vergletscherung dieses Teiles des südamerikanischcn Festlandes von elner wissenschaftlihen Expedition aufgesuht werden, um hier vielleicht außerordentlich wichtige geologt\che Fragen zu lösen. Die Rüreise führte den Redner um das sturmgepeitschte Kap Horn, das als kahle, düstere Felseninfel aus-- dem hier immer stürmishen Meere emporragt. Der Vortragende führte eine groß: Anzahl selbstaufgenommener Lichtbilder vor; es sind wohl die ersten, die aus jenen nur wenig erforshten Gegenden in folder Fülle gezeigt werden konnten. Nach Beendigung seiner berg- männischen Arbeiten kehrte er 1911 in die Heimat zurück. Er hat wertvolle geologishe, ethnographishe und zoolcgische Sammlungen angelegt. Der Redner benugte die Gelegenheit, in dec Oeffentlichkeit seinen Dank zum Ausdruck zu bringen für das große Entgegenkommen, das er und seine Expedition besonders bei den argeuttinisWen Behörden. gefunden batte, die ihm jede denkbare Erleichterung gewährten.