1913 / 52 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 28 Feb 1913 18:00:01 GMT) scan diff

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schreite. Um nun dieser Musik die arckaisierende Klang- farbe zu geben, hat Strauß sein Orchester auf ein Mindestmaß verkleinert; es besteht nur aus 36 Mann mit eigentlich solistisher Kammermusikbeseßung. Aber mit diesem kleinen Orester verrihtet er wahre Wunderdinge. Die Musik klingt, als stamme sie aus alter Zeit, birgt aber in Wahrheit ganz neuartige Klangwirkungen, tehnische Feinheiten von höchstem Reiz, die voll zu würdigen, eigentliÞh nur dem Musiker von Fah gegeben ist. Ein Meisterstück ist son die im altitalienishen Stil gehaltene Ouverture zu dem Molièreschen Lustspiel, die das Ganze einletiet, und von zier- lihster Faktur eine hon im ersten Akt vorkommende Arietta, deren Weise sih später in der Oper „Ariadne auf Naxos“ wiederholt. Schon die wigigen musikalischWen Jlustrationen, die das Ausftrceten des Tanzmeisters, des Fechtmeisters, des Schneiders und das Auftragen der einzelnen Speisen begleiten, gemahnen an den geistreihen Schöpfer der symphontishen Dichtungen „Till Eulenspiegel“ und „Don Quixote“, und die burleske Musik der Opera buffa „Zerbinetta und ihre vier Liebhaber“ rúdckt die Meisterschaft des Komponisten auf dem Gebiete des musikalishen Humors vollends in das hellste Liht. Das Quartett der vier Liebhaber Harlekin, Scaramuccio, Truffaldino und Brighella, dem sich der leihtbeschwingte Koloratursopran der Zerbinetta anreiht, steht in wirksamstem Gegensaß zu den ebenfalls auf fünf Stimmen verteilten Partien der ernsten Oper „Ariadne auf Naxos“. Mit dieser ernsten Oper hat sich Strauß die \hwierigste Aufgabe gestellt; hier soll man, die burleéfe Umrahmung des ganzen, den Eindruck des Spiels im Spiel vergessend, {ih von der heroishen Geste, von der leidenschaftlihen Tonsprache, die im Liebesduett zw:\{en Bachus und Ariadne einen gewaltigen Aufschwung nimmt, völlig gefangen nehmen und in jene höheren und reineren Regionen der Kunst entrüdcken lassen, in denen Alitag und Wirklichkeit in „wesenlosem Scheine" unter uns liegen. Ob diese Zumutung, die Strauß an sein Publikum stellt, jemals erfüllt werden wird, ist eine Frage, die erst die Zukunft beantwortcn kann, wenn das Publikum vertrauter mit dem Werk geworden sein wird. Gestern hien es jedenfalls nicht fo. L L

Wie anderwärts, so war nämlih auch hier der äußere Erfolg der Gefamtaufführung, die man sich kaum besser wünschen könnte, nicht allzu groß. Molières Lusispiel „Der Bürger als Edelmann“, das an und für sich {hon etwas verstaubt und veraltet anmutet, vermag in der stark abgeänderten und abgekürzten zweiaktigen Fassung, die es sich bier gefallen lassen mußte, niht recht zu zünden; daran konnte Vollmers Prachtleistung als FJourdain nicht viel ändern, und auh die Würze des prickelnden musikalischen Beiwerkts täushte darüber nicht hinweg. Erst nach einer Stunde dringt man zu dem eigentlihen Kern der Sache, zur Opernaufführung, vor, die dann, von einem kurzen Epilog Jourdains abgesehen, bis zum Schlusse dauert. Für diese Opernaufführung sind Worte höchster An- erkennung nit zu viel, wenn man die ungeheueren Anforderungen bedenkt, die Nichard Strauß in dieser scheinbar so leicht dahinfließenden Musik an die Ausführenten gestellt hat. Ge- sanglich am dankbarsten sind Ariadne und Bacchus bedacht, die in Frau Hafgren-Waag mit ihrer jugendfcischen, quellenden Sopranstimme und in Herrn Jadlowker, der {hon in Stuttgart den Bacchus fang, die denkbar besten Vertreter hatten. Die Schwierig- keiten beginnen erft bei dem Terzett der Damen Andrejewa - Skilondz (Najade), Arndt-Ober (Dryade) und Easton (Echo), die Vollendetes gaben, und häufen sih bei den Ensembles der Herren Hoffmann (Harlekin), Sommer (Scaramuccio), Mang (Trufsaldino), Henke (Brighella), sowie ganz besonders bet den Koloraturgesängen der Zerbinetta, in denen die Münchener Hofovernsängerin Frau Hermine Bosetit eine kaum zu übertreffende Meisterleistung bot. Musikalisch stand die Aufführung unter dem Kapellmeister Leo Ble, der alle Feinheiten der Partitur aus seinem tdeal beseßten Kammerorch-ester herausholte. Von großem Geschmack war die Gestaltung des Bühnenbildes, besonders retzvoll und geit, zeitgemäß und \timmungsvoll stilisiert, die Szene auf der Szene. Unter den Mitwirkenden des Lustspiels sind noch die Damen Buge, Heisler, Arnstädt, die Herren Sommerstorff, Kraußneck, Geisen- dörfer, von Ledebur und Eggeling mit Anerkennung zu nennen, desgleihen die Tänzerinnen Fräulein Peter (Schneidergefelle) und Gageike (Küchenjunge). Eine interessante Zuhörerschaft,

Theater. Königliche Schauspiele. Sonn- | (Moissi.)

abend: Opernhaus. 57. Abonnementsvor- ; E. stellung. Dienst- und Freipläte sind auf- Oedipus. er gehoben. Cavalleria rusticana.| Vorverkauf an der (Bauernehre.) Oper in einem Aufzug

von Pietro Maëcagni. 2. Mars.

gleichnamigen ‘Volks|tück von G. Verga. S

Musikalische Leitung: Herr Kapellmeister Dr. Besl. Regie: Herr Regisseur Bach-

Bajazzi.

Gastspiel des Deutschen Theaters im Zirkus Schumann:

Mittwoh, den 12. März: König

Tagesfasse des Deutschen Theaters und bei A. Wertheim Text nah dem | täglich; für „Dedipus“ ab Sonntag, den

In Berliner Theater. Sonnabend, Nach- durch Berlin in §0 Stunden. Ge- mann. Chöre: Herr Professor Nüdel. mittags 4 Uhr: Pension Shöller. Posse | sangsposse in 7 Bildern von H. Salingrs. (Pagiiacci) Oper in |in 3 Aufzügzn von Carl Lau )

zwei Akten und einem Prolog. Musik | 8 Uhr: Filmzguber. Große Posse mit

in der dle Kunsiwelt Berlins zahlreich vertreten war man sah im ersten Rang auch Albert Niemann füllte das Parkeit und die Ränge und folgte mit Aufmeiksamkeit dem Werk. Den stärksten Beifall fand bei offener Szene Frau Bosetti nach threm Bortrag der Koloraturarie der Zerbinetta. Zum Schluß wurde Richard Strauß mit den Darstellern und Sängern wiederholt her-

vorgerufen.

Im Königlichen Opernhause findet morgen. Sonnabend, ein Gastspiel des Herrn Bernal Resky, früheren Mitgliedes der Kaiserlichen Oper in St. Petersburg sowie des Metropolitan-Opernhau]es, statt; Herr Resky wird den Tonio in Leoncavallos „Bajazzi“ singen, mit ihm find Fräulein Engell, die Herren Berger, Philipp, Fun in den Haupt- rollen beschäftigt. Vorausgeht „Cavalleria rusticana“, mit Frau Kurt als Santuzza und Herrn Maclennan als Turtddu; Frau von Scheele-Müller, Fräulein Parbs und Herr Habich sind die Vertreter der übrigen Hauptrollen. i :

Im Königlihen Schauspielhause findet morgen die ersie Wiederholung von „Artadne auf Naxos", Oper in einem Aft von Hof- mannsthal, Musik von Richard Strauß, und zugleih das zweite und leßte Gastspiel der Königlih bayerischen Kammersängerin Frau Hermine Bosetti als Zerbinetta statt. Auch die andere Be- seßung der Hauptrollen ist genau wie in der Erstaufführung: Ariadne : Frau Hafgren-Waag; Bacchus: Herr Jadlowker usw. Der Kapell- metster Blech dirigiert. s :

Im Deutschen Opernhaus muß heute abend aus tehnischen Gründen (vgl. Mannigfaltiges) anstatt der ursprünglih angeseßten „Oberon“-Aufführung „Figaros Hochzeit“ gegeben werden.

(Der Konzertbericht befindet ih in der Zweiten Beilage.)

Mannigfaltiges. Berlin, 28. Februar 1913.

Die gestrige Sitzung der Stadtverordneten leitete der Vorsteher Michelet mit einem warm empfundenen Nachruf für den verstorbenen Charlottenburger Oberbürgermeister Shustehrus ein. Nach Erledigung kleinerer Vorlagen wandte sich die Verfamm- lung der Beratung des Stadthaushaltsetats für 1913 zu. Der Etat {ließt in Einnahme und Ausgabe mit der Summe von 373 264334 46 ad. Zur Balanzierung sind 87 750 000 4 aus Personal- uud Realsteuern zu decken, und es find erforderlich: 100 v. H. der Gemeindeeinkommensteuer 43 800 000 M, 180 v. H. der Gemeindegrundsteuer 29 000 000 „#6 und 165 v. H. der Gewerbe- steuer 14 950 000 46. Unter den Erträgen der festen Steuer sind eingeseßt u. a.: Biersteuer mit 1495000 #4, Umsaßsteuer 4 128268 #, Kinematographensteuer mit 1250000 #. Auf Antrag tes Stadty. Cassel beschlck die Versammlung nur die Einführungsrede des Kämmerers entgegenzunehmen und in die Beratung des Etats selbst erst in nächster Stßung einzutreten. Der Stadtkämmerer Boeß nahm darauf das Wort, um in klaren Ausführungen die einzelnen Kapitel des Haus8haltsplans durhzusprechen und allgemeine Erläuterungen über die städtishe Finanzpolitik zu geben. Von den weiteren Gegenständen der Tagesordnung führte nur die Vorlage, betreffend den Abschluß eines Vergleichs mit der Cigentümerin des Nitterguts Tegel wegen der Inseln Scharfenberg, Baumwerder und Lindwerder im Tegeler See, zu einer kurzen Aus\sprahe. Wenn auch über das Vorgehen des Magistrats bei dem Nechtsstreit die Meinungen geteilt waren, fo billigten doch sämtliche Redner den Verglei, der auch von der Ver- fammlung genehmigt wurde. Auf die öffentliche folgte etne geheime

Sitzung. S

Anläßlich des Todes des Oberbürgermetl\!-rs Schustehrus ift, „W. T. B.* zufolge, dem Magistrat der Stat Charlottenburg von Seiner Majestät dem Kaiser und König ein Bei- leidstelegramm zugegangen. Die von der Stadt Charlotten- burg veranstaltete Trauerfeier für den verstorbenen Oberbürgermeister

Schillertheater. 0. (Wallner-| Theater

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Das Konzert. Abends: Uriel Acosta. Montag: Der Andere.

gräfin.

Trauerspiel in fünf Aufzügen von Friedri Schiller. Abends 8 Uhr: Die Reise

fs. Abends | Musik von G. Lehnhardt.

Musik von et S L Eo gen A Sonntag, Nachmittags 33 Uhr: Orpheu as großfßte Spezialitätenprogramm. Charlottenburg. Sonnabend, S in der ÜUntenwelt. Abends: Die | Nachmittags und Abends: Zum Schluß: mittags 3 Uhr: Wallensteins Tod. Studentengräfin. :

Montag und folgende Tage: Die Studentengräfiu.

findet am Sonntag, Mittags 12 Uhr, in den Festsälen des Rathausez statt. Dex Zutritt kann nur gegen Karten gestattet werden. Nah der Trauerfeier begibt fih der Zug nah dem Bahnhof Westend (nit wie ursprünglich gemeldet, nah dem Bahnhof Charloitenburg), von wo die Leiche zur S iertiSien nach Thorn übergeführt wird. An den Beiseßzungsfeierlichkeiten dafelbs am 3. März werden je vier Mitglieder des Magistrats und der Stadtverorductenversammlung von Charlottenburg teilnehmen.

Im DeutshenOpernbhause in Charlottenburg ereignete sih gestern ein Betriebsunfall. Bei den Vorbereitungen für die Abendvorstellung brach eine der Stangen, die ten Kuppelhorizont tragen, und die Kuppel stürzte auf den Bühnenboden, wobei ein zweimaliger Bruch erfolgte. Menschenleben gerieten niht in Gefahr, da die Bewegung der Kuppel stets du:ch Fernfteuerung erfolgt. Der Unfall ereignete \ich folgender. maßen: Als der gewaltige Kuppelhorizont, der ein Hauptbestandtet[ der vielbewunderten Fortunybeleuchtung bildet, für die Abend, szenerie um etnige Zentimeter tiefer gesenkt werden sollte, bra, wahr. \heinlih infolge eines Materialfehlers, eine der hinteren Stangen, an denen der Horizont hängt. Infolgedessen ftürzte der Horizont berunter, Obwohl er nur nicht ganz 2 m über dem Bühnenboden hängt, fo führte der Sturz do infolge der gewaltigen Masse der Kuppel (sie ist 18 m hog, 18 m breit, 16 m tief) und des großen Gewichts von 20 000 kg zu einem zweimaligen Knicken der ftarren Eisenkonstruktion. Glücklicherweise war die Bühne, foweit sie von der Kuppel umfaßt wird, im Aug: blik des Unfalls von Menschen leer, da grurdfäglich bei jeder V. wegung der Kuppel alle Arbeiter aus deren Nähe entfernt werden, Diese Sicherbeitsmaßregel wird tadurch ermögliht, daß alle Be. wegungen der Kuppel mittels Druckknopssteuerung erfolgen. Die Kuppel wird nunmehr völlig auseinandergenommen, und es dürfte durch angestrengte Arbeit möglich sein, die Bühne bis zur heutigen Vorstellung für die Ausführung wieder frei zu machen. Die gestrige Aufführung der „Lustigen Weiber von Windsor“ mußte ausfallen.

Königsberg i. Pr., 28. Februar. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Am 27. Februar um §8 Ühr 5 Minuten Abends wurde vom D-Zug4 in Kilometer 597,872 der Strecke Königsberg—Evdtkuhnen ein Fuhrwerk überfahren,

Letzteres ist anscheinend tnfolge Schlafens des Kutschers in einer |

Zugspaufe von einem die Bahn in Kilometer 597,454 rechtwinklig kreuzenden, mit Schranke und Beleuchtung versehenen UÜebewzang zwischen den Bahnkörper gelangt, zwischen den Gleisen entlang ge- fahrcn und vom D-Zug 4 erfaßt worden. Kutscher und Pferd wurden getötet, der Wagen zertrümmert. Der Besißer des Fuhr- werks ist noch nicht ermittelt.

Bitterfeld, 27 Februar. (W. L. B) Das Luft\chif| „P. L. 14“, das bereits heute vormittag zwei Werkstättenflüge unternommen hatte, stieg heute nachmittag 4 Uhr 14 Minuten zur amtlihen Geschwindigkettsfahrt auf. Führer war der Haupt- mann Dinglinger, an Bord befanden #\ich außerdem noch die vier Herren der russis{hen Abnahmekommission. Das Lufts{hiff erfüllte die Abnabmebeoingungen hinsihtlich der Geschwindigkeit vollkommen und landete um 5 Uhr 15 Minuten glatt vor der Halle.

Paris, 28. Februar. (W. T. B.) Die Kirche von Neuilly

Plaisance (Departement Seine-et-Dise) wurde vergangene Nat

von bisher unbekannt gebliebenen Uebeltätern vollständig ver- wüstet. Alle Kruzifixe, Heiligenbilder, Altäre und gottesdien]silichen Gegenstände wurden zerstört.

San Sebastian, 28. Februar. (W. T. B.) Das Theater Des beaux arts ist geste:n dunh eine Feuersbrunst zer st ört worden. Das Feuer griff weiter um fich, und es wurden insgesamt fieben Gebäude ein Naub der Flammen. Bei den Löscharbeiten wurde ein Feuerwehrmann \chwer verleßt.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

am Uollendorfplaß.

Zirkus Schumann. Sonnabent

theater.) Sonnabend, Abends 8 Uhr : | Sonnabend, Nachmittags 34 Uhr: Minna Keine Zirkusvorstellung, sondern: Mittwoch, den 5. März: Jedermann. | Uriel Acosta. Trauerspiel in fünf Auf- | von Barnhelm oder: Das Soldaten- | „Zirkusball der Karikaturisten““. An:

zügen von Karl Gußkow. r Lustspiel in fünf Aufzügen von | fang 9 Uhr. essing. Abends 8 Uhr: Die Studenteu- a 9s 1 Operette in drei Aufzügen. | Abends 7 Uhr: 2 große Galavor

Sonntag, Nachmittags 35 Uhr und

stellungen. In beiden Vorstellungen:

Der unsichtbare Mensch.

Pirkus Busch. Sonnabend, Abends

S 74 Uhr: Große Galavorstellung.

d i Residenztheater. Sonnabend, Abends | Zum Swhluß: Die große Prunk- Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Kömg |g e Dis e Präfideutin. (Ma-

pantomime: „Sevilla“. Sonntag, Nachmittags 34 Uhr und

Dit N. Leoncavallo, deut\ch | Gef in 4 Nudolf S z: Die Rei ar D L und Dichtung von R. Leoncavallo, deut | Gesang und Tanz in 4 Akten von Nudolf | Lear. Abends: Die Reise durch | ¿gms la Prósidento.) Schwank in drei | gers 74 Uhr: S große Vorstellungen.

von Ludwig Hartmann. Leitung: Herr Kapellmeister Dr. Besl.

Herr Professor Nüdel. (Taddeo: Herr Bernal Resky vom Metropolitan Opera | zguber. Houfe in New Vork als Gast.) Anfang 7x Uhr.

Schauspielhaus. 72. Kartenreservesaß. | ck..-6 Das Abonnement, die ständigen Reservate | DIraßL.

aufgehoben. Ariadue auf Naxos. Oper | Henrik Ibsen. in einem Aufzuge von Hugo von Hos-| Son mannsthal. Musik von Richard Strauß. | Frankfurter.

Zu spielen nah dem „Bürger als Edel- E E A E

mann“ des Molière. Musikalische Leitung: Herr Kapellmeister Ble. (Zerbinetta: | frau Hermtne Bosetti vom Königlichen | §8 Uhr: Rose Becnd.

Hof- und Nationaltheater in München | fünf Akten vca Gerhart Hauptmann.

als Gast.) Anfang 74 Uhr. Sonntag: Opernhaus.

ienst- ‘oipl¿he | Prinzip. \ mentsvorstellung. Dienst- und Freipläße Montag: Zum 200. Male: Rosen- | licbe Augustin.

ind aufgehoben. Tanuhäuser und der i Sa éEhtita auf Wartburg. No- | monzag. mantishe Oper in drei Akten von Richard Wagner. Anfang 7ck Uhr.

gehoben. Der

Militärs@wank in drei Aufzügen von | vier Akten von Hermann Sudermann. R Sonntag: Der gute Ruf.

Montag: Strindberg - CEinakterabend: | Husaren. Der Stärkere.

Nichard Wilde und C. G. von Negelein.

Anf 1 Uhr. Anfang 7# Uhr Erfte Warnung.

Debet und Kredit.

Deutsches Theater. Sonnabend, Abends 74 Uhr: Der lebende Leichuam.

Kammer spiele.

Sonnabend, Abends 8 Uhr: Schöne | Stiftungsfest. -—- Abends 8 Uhr: Die

Frauen. Generalsede.

Sonntag und Montag: Frauen.

Schöne

Generals8eck&e.

Musikalische | Bernauer und Rudolph Schanzer.

l _DÉ Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Große Regie : Herr Regisseur Bahmann. Chöre: | Rosinen. Abends: Filmzaubeer. A M Montag und folgende Tage: Film-

Theater in der Königgräßer | Kbends 8 Ubr: Tieflaud. Sonnabend, Abends 74 Uhr:

soroie die Dienst- und Fréipläße sind | Braud. Drama in fünf Akten von Windsor. Sonntag und Montag: Die füiuf

Sonntag, Ge Ä R u r . | versunkene @!oke. ends: Das | Augustin. 98. Abonne Mtaniag und folgende Tage: Der | selige Toupinel. Abends: Wenn Frauen reisen.

Montag und folgende Tage: Wenn

Frauen reifen.

Deutsches Schauspielhaus. (Direk- | 3 ologischer Garten. Kantstraße 12.)

Sqauspielhaus. 58. Abonnementsvor- | tion: Adolf Lanÿ. NW. 7, Friedrih- | Sonnabend, Abends 8 Uhr: Die beiden stellung. Dienst- und Freipläße sind auf- | straße 104—104 a.) Sonnabend, Abends | Husaren. Operette in drei Akten von Austauschchleutunaut. |8 Uhr: Der gute Nuf. Schausptel in | Lon Jessel.

Komösdienhaus. Sonnabend, Abends Sonntag und Montag: Der lebende |z hr: Die Generalsecke. Lustspiel | Sonnabend, Abends 84 Uhr: Majolika.

Leichnam. \ in drei Akten von Richard Skowronnek. |S Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Das | Stein und Ludwig Heller.

Montag umd folgende

Berlin in §0 Stundeu.

Montag: Gyges und sein Ring. Sonntag

Deutsches Opernhaus. (Char- lottenburg, Bismarck - Straße 34—37.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Fidelio.

Montag: Der Waffenschmied.

Montis Operettentheater.(Früher: Neues Theater.) Sonnabend, Abends

Schausptel in | in drei Akten von Leo Fall.

S e S Theater des Westens. (Station:

M 7 Thaliatheater. (Direktion: Kren und |" Direktion : Georg Hartmann.) Sonnabend, S&önfeld.) Sonnabend, Abends 8 Uhr:

Puppchen. Posse mit Gesang und 409 Verlobt: Frl. Anna Hesse mit Hn 2 8: i : in drei Akten von Curt Kraay und Jean Uns: Die Hen ANEBEL, Von Kren. Gesangsterte von Alfred Schönfeld. Musik von Iean Gilbert.

Sonntag und folgende Tage: Puppcheu.

Trianontheater. (Georgenstr., nahe Lessingtheater. Sonnabend, Abends | § Uhr: Der liebe Augustin. Operette | Bahnhof Friedristr.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Wenn Frauen reisen. Lust- Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der | spiel in vier Akten von Mouezy - Con

3 Uhr: Die |fide d : Der liebe | und Nancey. l : sidele Bauer P E E Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der |Gestorben: Hr. Korvettenkapitän a. D.

Akten von M. N und P. TAE Nachmittags: „Uuter Gorillas“. un olgende Lage: O as Oi f \ antomine Frau Präsidentin. Abends: Die große Prunkpanto

„Sevilla‘‘.

achrichten.

amilienn

Leutnant Gerhard von Hasselbal (Stralsund). Frl. Marie- Helene vs Neichenau mit Hrn. Leutnant Ha? Werner Frhrn. von Bretfeld zu Kron burg (Wiesbaden—Biecslau).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Joa Balthasar von Dewiz-Wangerin (Bra! \chweig). Hrn. Negierunagsasse|( Frhrn. Gustav Frank von Fürstenwt (Merseburg). Hrn. Oberleutnunt von Zastrow (Neusalz).

Traugott von Koppelow (Dresden-Losd wiß). De: Hauptmann a. D. Alexander von der Marwitz (Pelplin, Westpr.), Hr. Hauptmann Wilhelm von Rosen, thal (Berlin). Hr. Kommissionêra

Sonntag, Nachmittags 34 Uhr: Der Frauenfresser. Abends: Die beiden

Montag und folgende Tage: Die | Meyer. beiden Husaren.

Lustspielhaus. (Friedrichstraße 236.) Schwank in drei Akten von Leo Walther beand.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: So n Windhund! Abends: Majolika.

Tage: Die

Saal Bechstein. Sonnabend, Abends 7X3 Uhr: Konzer: von Majorie Sotham (Klavier). Mitw.: Professor Waldemar

S E x Fr. Brn d von Prittwiy und Gaffron, geb. v Konzerte, Puttkamer (Sitzmannsdorf). Verantwortlicher Redakteur: J, V.: Weber in Berlin. Verlag der Expedition (Heidrich) in Berlin.

Beethoven-Saal. Sonnab., Abends | Druck der Norddeutschen Buchdruckerei Ff 8 Uhr: Konzert von Victor Wittgenstein | Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße (Klavier) mit dem Philharmouischen Orchester.

Zehn Beilagen

ein\{ließlich Börsenbeilage und Ware? ( zeihenbeilage Nr. 17A u. 17 B),

Dirigent: Camillo Hilde-

Blüthner-Saal. Sonnabend, Abends | und die offizielle Gewiunliste al

Mont d folgende Tage: Ma- |8 Uhr: Konzert von Emil Telmányi | Wohlfahrtslotterie zu Zwecken jolika. E G (Violine) mit dem Blüthner-Orchester.

Deutschen Schuggebiete.

Erste Beilage

zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.

M De

Deutscher Reichstag. 121. Sißung vom 27. Februar 1913, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht von „Wolffs Telegrayhishem Bureau“.)

Auf der Tagesordnung steht die Fortseßung der zweiten Be- ratung des Entwurfs eines Geseßes, betreffend die Fest- stellung des Neichshaushaltsetats für das Rechnungs- jahr 1913, und zwar „Etat der Verwaltung der Reichs- cisenbahnen“.

Die Beratung beginnt bei den fortöauernden Ausgaben für die Zentralverwaltung, Titel 1 „Chef des Neichsamts für die Verwaltung der Reichseisenbahnen ohne Besoldung“.

Dazu liegen vor 1) die Resolution Albrecht (Soz.):

__ Den nichtetatsmäßigen Beamten und sämtlichen Arbeitern der MNetchseisenbahnen ist eine Erhöhung ihrer Bezüge von 10—15 9% zu gewähren ; 2) die Resolution der Abgg. Ablaß (fortshr. Volksp.) - Bassermann (nl.) - Behrens (wirth. Vgg.) - Hiße (Zentr.) - von Trampczynski (Pole) : :

Den Reichskanzler zu ersuchen, anzuordnen, daß die Ver- waltung der Reichseifenbahnen bei Vergebung von Liefe- rungen, die ganz oder teilweise in der Hausarbeit hergestellt werden,

1) die Berufsorganisationen und Genossenschaften der Haugs-

_ arbeiter und Hausarbeiterinnen berüctfihtigt,

2) folchen Lieferanten den Vorzug gibt, die für die in der Hausarbeit hergestellten Arbeiten mindestens die von den Verufsorganisationen und Genossenschaften der Hausarbeiter und Haußsarbeiterinnen gezahlten Löhne nahweizlih zahlen oder mit den Organisationen der Hausarbeiter und Haus- arbeiterinnen Tarifverträge vereinbart haben, oder deren für Hausarbeit gezahlte Löhne von dem zuständigen Fachaus\Guß als angemessen bezeihnet sind. :

Abg. F u ch s (Soz.): Der Ueberschuß der Neichseisenbahnen hat #ch gegenüber dem Voranshl+ge auch diesmal wieder sehr gesteigert. W um der Minister nun ausrehnet, daß bei dem bedeutenden Anlagekayital, das das Reih an die französishen Ostbahnen zahlen mußte, und bei den seither cerforderlihen großen weiteren Aufwendungen #fich das Kapital nur mit ungefähr 4% rentiert, dann muß man gegen diefe Argumentation doch einwenden, daß bei einer Einnahme von 142 Millionen Mark im Jahre 1911 ein Uebershuß von 42 Millionen eine ganze bedeunende Sache ist. azu kommt, daß ja die Einnahmen dieser Linien noch duc die Nücksichtnahme auf strategishe Verhältnisse beeinträhtigt werden. Darüber genauere Zahlen anzugeben, hat der Minister unterlassen. Zahlenmäßig kann fih die'er Etat also sehen lassen. Deeser Ueber- [chuß entspringt zwar einer günstigen wirtshafilihen Konjunktur, man darf aber nie dabei vergessen, daß er durch eine Sparpolitik mit herausgewirtschaftet worden ist. Die Grundsäge ein r gesunden Bahnpolitik sind das niht. Wiederholt gefaßte Beschlüsse des MNeich-tages über Bess-rstellung der Arbeiter sind einfa nicht be- ochte worden. CGbenso sind die wichtigiten und berectigtsten Forderungen des elfaß-lothringishen Volkes seit Jahren unbe!: ück- sichtigt geblieben. Ein großer Uebelstand ist, daß noch eine ganze Reihe von Kleinbahnen sih in den Händen von Privatgesellschaften befindet. Diese Bahnen befinden sich in einem ge: adezu \{auder- haften Zustande. Hier muß mit der Verstaatlihung vorgegangen werden. Auch die Kilometerzabl der Eisenbahnen hat sh fast gar nicht vermehrt. Es ist verkchrsfcindlih, wenn die Verwaltung {ih lnmer wieder auf den Boden stellt, daß bei N-uanlagen wenigstens die Ganantie cintgermaßen gesichert sein muß. So ve: langt Bassenheim u. a bessere Verbindungen. Diese berechtigten Wünsche hat die Generaldirektion in nebelgraue Ferne hinausgerüdt ; ja sie gab sogar den Nat, sih mit E1senbahngesellshatten in Verbindung zu seten. 31 begrüßen ist es, daß die Verwaltung für die Vorarbeiten der Er- weiterung d-r Linie Straßburg—Basel den ersten Schritt getan hat. Hterbet müßten aber die Wünsche der Gemeinden, die an den von ihr abgehenden Nebenlinien liegen, berüdsihtigt werden. In sonstigen &Sragen hat sich die Verwaltung nicht als auf der Höhe stehend ge- zeigt. Der Wagenmangel hat in den Reichslanden dieselbe Er- scheinung wie im übrigen Deutschland gezeitigt. Auch die Wünsche nah Schaffung von Sitgelegenheiten für die Arbeiterzüge und die Einstellung von Wagen IV, Klasse für die Schnellzüge hat man nicht erfüllt. Schärfsten Widerspruch muß die Verwaltung in der Haltung gegenüber dem Personal finden. Die meisten Wünsche der Unterbeamten werden \chroff abgelehnt, felbst wenn sie berehtigt lind, ja es ist bet solchen geschehen, die selbst der Reichs- tag befürwortet hat. Den Arbeitern gegenüber verfährt man noch s{limmer. Sie würdigt man nicht einmal einer Antwort. Die allgemeine Teuerung kann auch der Pinister nit leugnen, und Gl'aß-Lothringen marschiert da an der Spiße. Auch das Los der klei en Beamten ist niht beneidens8wert. Fn einzelnen Fällen hat man allerdings eine einmalige Zulage von 100 4 gewährt. Es ist aber bedauerlih, daß große Kategorien davon ausgenommen wurden. Kommunalverwaltungen, ganz besonders die, wo Sozialisten sitzen, entlohnen ihre Arbeiter besser. Ueber 88 9/9 aller Arbeiter erhalten weniger als für ein etnigermaßen menshenwürdig-s8 Dasein nötig ist. Dabei sind nit einmal die jugendlihen und weiblichen Arbeiter in Betracht gezogen. Ueber die Löhne der Schrankenwärterinnen hat man ih in der Kommission eingehend unterhalten. Diese beziehen durch- [hnittlih 89 „3 tür den Tag. Ihnen müßten wenigstens 1,50. zugebilligt werden Wir haben unseren Antrag, den nihtetatsmäßigen Beamten und sämtlichen Arbeitern eine Erhöhung ihrer Bezüge von 10 bis 15 9% zu-gewähren, wieder eing: braht. Wir bezrwecken damit, daß die mit Kindern gesegneten Familienväter eine höhere Zulage erhalten sollen als die bifsergestellten. Der Hinweis der Verwaltung, daß die Arbeiter der Werkstätten in Gravenstaden geringere Whne erhalten als die Cisenbahnarbeiter, wäre nur dann beweisfräftig, wenn man die Durchschnittslöhne in den Betriebswerk\tätten mit denen bei der Reichsbahn verglihe. Außerdem haben jene Arbeiter das Koalitionsreht und damit die Möglichkeit, höhere Löhne zu erkämpfen. Es gibt andere Betriebe, die weit bessere Löhne zahlen als die Eisenbahnwerkstätten. Die Eisenbahnarbeiter kommen mit ihren Löhnen nicht aus, fie müssen Shulden machen. Leider bält die Verwaltung immer noch an dem veralteten System der Akkordarbeit fest, obwohl diese größere Nehnereien, Schreibereien mit fih bringt und zur Lohndrückerei führt. Die Verwaltung hält an diesem System fest, um aus den Arbeitern möglich# viel heraus- zupressen. Jn jüngster Zeit hat man an die Stelle des Stüctakkord- systems das Zeitukkordsystem eingeführt. Dies foll etwas besser sein, wetlst aber doch erhebliche Mängel auf. Es mußte in Bishweiler ab- geändert werden, weil eine ganze Reihe von Arbeitergruppen weniger verdiente als andere. Das Motiv dieser Einführung war ledigli, die Arbeiter zu größeren Anstrengungen anzuspornen. Damit hängt zusammen, daß die Zahl ver Arbeiter niht vermehrt wird. Vergeblih haben die Güterbodenarbeiter eine Verbesserung des Prämiensystems und die Erreihung des Höchsilohnes mit 35 Fahren verlangt. Jett erreicht der Arbeiter seinen Höchstlohn später als mit 40 Jahren, Eine Ungerechtigkeit ist die Nichtbezablung der Wochen- felertage und der Regentage. Den anderen Beatnten werden do die

Berlin, Freitag, den 28. Februar

Gehälter an allen Tagen gezahlt; ih wüßte nit, daß die Herren Minister während der Regentage nihts erhalten. Die Löhne sind nicht fo hoh, daß sie auh den Bedarf der arbeitsfreien Tage veXen, wie der Minister behauptet hat. In bezug auf die Dienst, und Ruhe- zeiten verweise ih auf die Ausführungen meines Parteigenossen Hasen- ¿ahl beim Reichseisenbahnamt. Die Arbeitszeiten bei den Meichs- eisenbahnen müßten im Interesse der Betriebssicherheit und der Arbeiter verkürzt werden. Eine geseßlihe Megelung dieser Dienstzeit ist unbedingt erforderlih, sie würde au) feine Weiter- entwidlung verhindern. Würde der 10 stündige Arbeitstag festgelegt, fo bliebe es unbenommen, ihn nach unten auf den Achtstundentag fortzubilden. Nur ein Bruchteil der Arbeiter hat eine Dienstzeit von 8 Stunden. Um dem Minister gerecht zu werden, will ih be- merfen, daß von 1910 auf 1911 die Zahl der nur 8 Stunden be- \chaftigten Arbeiter sich um ganze dret vermehrt hat! Die Betriebs- arbeiter ouis in der Zahl von 523 noch 10 Stunden beschäftigt. Man sollte endlich dazu übergehen, für diese die 9- oder 94 stündige Dienstzeit einzuführen. Der Erholungsurlaub der Arbeiter ist durchaus unzulänglich. In Baden ist man darin weiter, dort gibt es im Höchstfalle 14 Tage, in Elsaß-Lothringen nur sechs Tage Urlaub. Das muß die elsässishen Arbeiter mit Bitterkeit erfüllen. Die badischen Arbeiter sind auch in der Entlohnung besser gestellt. Besonders unsozial erscheint es, wenn bei längerer Krankheitsdauer der Erhbolungsurlaub überhaupt niht gewährt wird. In der Pensions- kasse B ist die Mitgliedschaft für die Arbeiter obligatori]|ch, aber mitzureden haben sie nicht, sie find in der Verwaltung nur Staffage. Die Leistungen der Kasse sind seit Jahren ganz unzulänglch: Kapitalien von Millionen hat “die Kasse angesammelt, aber daß man sie für die Grrichtung kleiner Wohnungen bergäbe, davon ist keine Rede. A hn- liches gilt von den Krankenkassen, wo man weder genügend lange Unterstüßungsdauer, noch auch nur die beshränkte freie Arztwoahl zu- gesteht. Auf den Bahnhöfen ist den Hoteldienern das Betreten der Bahnsteige nur gegen jedesmalige Lötung von Bahnsteigkarten ge- stattet ; das ist eine offenbare Ungerechtigkeit. Die Eisenbahnwagenmeister scheinen bei den Gehaltsreformen der leßten Jahre zu kurz gekommen zu sein. Die Arbeiteraus\{üsse besißen nur Scheinrehie, keine wtirklihen Nechte. Im vorigen Jahre wies der Viinister meine Be- zeichnung der Arbeiteraus\chüjsse als einer bloßen Dekoration als un- berehtigt zurück; ich fann aber nihts davon zurücknehmen, und noch viel weniger haben die Arbeiter Ursache, für die Zulassung dieser Ein- rituang danfbar zu fein, da alle ihre Wünsche mit absoluter Nicht - achtung aufgenommen werden und. unfehlbar in den Papierkorb wandern. Die Arbveiteraus\{hüsse werden viel zu selten zusammen- berufen; wollen sie über Lohnverhältnisse sprechen, so wird „erwartet“, daß die Besprehung sih in „angemessenen Grenzen“ halten wird, und es wird nicht erlaubt, daß die Ausshußmitzlieder si während der Arbeitszeit mit ihren Wählern besprehen. Auch der fo patriotische Berltn-Trierer Verband, an dessen Spiye der Aby. Jckler steht, hat sch in der abfällignen, in geradezu höhnish - ironisierender Weise über diese Behandlung der Arbeiteraus\chüse ausgesprochen. Das Verbot des Javerbindungtretens der Arbeiterausschüße ift, wie sich jezt herausstellt, auch von oben gekommen : der Minister weiß dafür nur anzufüh en, daß die Ausschüsse sich niht mit zentralen, fondern nur mit örtlichen An.elegenheiten zu beschäftigen hätten. Uebereinstimmend fordern alle Arbeiter, die patriotischen und nicht- patriotischen, die ihren hier verweigerte Befugnis. Die neuerliche Anordnung, daß Mit..lieder der Aus]hüsse nur dur die General- direktion entlassen werden können, bedeutet für den betreffenden Ar- beiter gar keinen Vorteil; wenn man die Schikane bis zur Ent- lassung treibt, ift es ibm doch ganz gl.ich, ob ein Werkmeister oder der Generaldirektor oder auch der Minister felbst die Ent- lassung unterzeihnet hat. Das Vorgeb-n der Verwaltung gegen den Bund der technish-industriellen Beamten und gegen den deutschen Technikerverband t ja ebenfalls bezeichnend. Wer s nicht fügt, wird „hinausgeshmissen“. Nachdem der deutsche Techniker- verband sein Statut entsprehend dem Verlangen des Ministers bezüglih der Koalitionsfreibeit geändert hat, ist er wiedec in Gnaden aufgenommen worden; gegen den anderen Bund besteht das Verbot fort. Für den Minister find dies alles eben keine Nechtsfragen, fondern nur Machtfragen. Als ein Arbeiter fragte, warum es denn den Aerzten erlaubt sei, zu \treiken, den Arbeitern aber nicht, wurde in dem Arbeiteraus\chuß diese Frage als ungehörig und unzulässig bezeihnet! Einige Vorgeseßte haben die Schikanierungs8politik gegen die unabhängigen Arbeiterorganisationen zu einem System ausgebildet, während die hurrapatrtotischen Vereinigungen von der Verwaltung gehätshelt werden. Der Minister Breitenbach wird mit diesem System keine Lorbeeren ernten, und die Regierung wird sich sehr täuschen, wenn sie damit eine zufriedene Arbeiterschaft zu erzielen glaubt. Ein folhes System ist in einem Grenzlande aus besonderen Gründen noch besonders gefährli.

Abg. Schiffer - Borken (Zentr.): Für die berehtigten Wünsche der Arbeiter und Beamten müßte die Verwaltung wirkli mehr Entgegenkommen haben. Der Etat erscheint durchaus günstig, wenngleid er sich natürlich nit mit dem der preußisch- hessischen Eisenbahn messen kann. Als Nettoübershuß sind 314 Millionen fkalkuliert, allerdings follen 14 Millionen für Erweiterungsbauten an Gebäuden und Gleisen ausgegeben werden. Leider fieht der Etat bei vielen Beamtenkategorien keine Stellenvermehrung vor. Vereinzelt is sogar darin ein Rückgang zu verzeichnen. Viele junge, kräftige Leute gehen in der Hoffnung, einmal Beamte zu werden, zur Eisenbahn. Sie sind vielfa später enttäusht, weil ihre Wünsche nicht alle in Erfüllung gegangen sind. ie bäufigste Klage ist die, daß die Beamten zu lange diätarish beschäftigt werden. Diese lange Wartezeit muß bei einer künftigen Neuregelung des Besoldungsge|eges abgekürzt werden. Auch der Steigerung der Preise für Lebensmittel und Wohnung muß ge- nügend Nechnung getragen werden. Damit hat die Steigerung der LWhne nicht gleichen Schritt gehalten. Deshalb muß ein \{nelleres Steigen der Löhne dringend erstrebt werden. Die Einführung der Staffellöhne betrachten die Etsenbahnarbeiter als einen Fortschritt, doch sind dabei noch manche Ungerechtigkeiten auszugleichen. Besonders beachienswert ist auch der Wunsch der Werkstätten- arbeiter in Montigny. Diese verlangen in erster Linie die Herabsczung der Zeit, in der der höchste Lohn erreiht wird, von 20 auf 15 Jahre. Auch wird die englische Arbeitszeit ge- wünscht, die man ja \{chon vielfach im Bureaudienst ein„eführt hat. Den Antrag Albrecht und Genossen müssen wir ablehnen. Wenn- gleih fein Inhalt sympathisch ist, läßt er sch doch in dieser Form \hwer durhführen. Wir \ind deshalb für ein allmählihes An- steigen der Löhne. Der Resolution Ablaß \timmen wir dagegen zu. Die Forderung ist gerechtfertigt, daß der Staatsarbeiter bei Streitigkeiten den Rechtsweg beschreiten kann. Er darf niht allein auf Lohnreglements und Verordnungen angewiesen sein, in denen der Arbeitgeber als Richter auftritt. Allerdings geht es nicht an, die Sktaatsarbeiter der Gewerbeordnung zu unterstellen , troßdem einige Abschnitte aus ihc übernommen werden können. Die Arbeiter sollten nach dreijähriger Arbeitszeit Anspruch auf Urlaub haben. Bei der Regelung des Staatsarbeiter- rechts darf man an der Frage des Koalition-rechts niht vorbei- gehen. Es kann sich hier nur ‘um geseßlihe Regelung des Vereins- und Koalitionsrechts handeln. Die Organisationen sind zwar nicht direkt verboten, werden aber nicht gern gesehen und schweben gewisser- maßen in der Lust, Das Streikreht muß natürlih ausgeschaltet

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werden. Darüber darf man die Arbeiter nicht im unklaren lassen. Kein Staat darf einen Verkehrsstreik dulden. Hier muß das Arbeiter- ret scine Grenzen finden. Von seiten der Arbeiter werden Schieds- gerichte bei Differenzen vorgeshlagen. Die Erfüllung dieses Wunsches muß bei den Arbeitern die srohe Zuversicht schaffen, daß ihre Inter- essen in guten Händen liegen. hoffe, daß der Minister die Wünsche der Arbeiter uach modernen Arbeitsbedingungen erfüllt und auch seinen Einfluß dahin aufbietet, daß der Eisenbahn die anderen Staatsbetriebe folgen.

__ Abg. Shwabaqch (nl.): Der Betriebskoeffizient der Reihs- eisenbahnen ist auch im vergangenen Jahre erfreuliherweise gesunken. Ob wir aber wieder zu dem von 58,8 kommen werden, ist „zro: ifel- haft. Jch hoffe, daß der Minister die nôtige Vorsicht wird walten lassen. Es muß der gesamte mechanishe Apparat dauernd auf der Höbe gehalten werden. Die Einnahmen selbst find wesentlich in die Höhe gegangen. Es ist angeregt worden, analog den preußischen Eisenbahnen auch für die Reichseisenbahnen einen Ausgleihsfonds zu schaffen. Der Minister hat in dieser Beziehung etne Denkschrift ver- sprohen, und ih möhte fragen, wie die Sache steht. Es ist zu hoffen, daß die MNeichsbahnen bei der weiteren industriellen Ent- wicklung Elsaß - Lothringens weitere Uebershüfsse haben werden, sodaß jener Gedanke in absehbarer Z-it erfüllt werden könnte. Die Bauausführungen follten möglich\t beschleunigt werden, um Ver- kehrsstoŒungen zu vermeiden. Auf den Wagenmangel möchte ich nit näher eingehen, da auch bei den Reihsbahnen Remedur eingetreten ist. Der Mtinister hat in feiner Denkschrift für Preußen verschiedene Maßnahmen in Aussicht gestellt, die wohl auch für die Reichsbahnen gelten sollen. Freiherr von Gamp sagte neulih, ich hätte ein Lob- lied auf die Reicbslande gesungen, aber auf Kosten des preußischen Finanzministers. Ich habe den preußischen Finanzminister nicht an- gegriffen, fondern nur gesagt, daß der Finanzminister eine über- ragende Stellung gegenüber dem Eisenbahnminister habe. Die Frage der Reform der Fahrkartensteuer steht {hon seit Einführung dieser Steuer auf der Tagesordnung. Der Cisenbahnmini!ter hat eine solche Reform seit Jahren zugesagt, aber die Reform ist nicht gckommen. Den Einwand des Ministers, daß das Publikum sh an diese Steuer gewöhnt habe, fann ih nit gelten lassen. Der Minister sagte im vorigen Jahre, wir hätten bereits eine gewisse Einheitlichkeit im Eisenbahnwesen. Wir erkennen an, daß er bemüht war, die zwischen Süden. und Norden zerxissenen Fäden wieder anzuknüpfen. Der Staatswagenverband ist der eigentl:he Gedanke des Ministers. Es ist auch anzuerkennen, daß der Minister das Schwergericht Preußens dem Auelande gegenüber zu gunsten der süddeut\chen Staaten in die Wagschale geworfen hat. Aber wenn der Minister meint, daß mit allen Maßnahmen {on alles erreicht ist, so übersieht er die Forderung der Verfassung. Zurzeit mangelt es an einer Einheitlichkeit der Gütertarife. 3 bestehen noch 26 verschiedene von den preußisch-hessishen nach den süddeutschen Bahnen. Daraus ergibt sich |chon, daß die deutshen Eisenbahnen nicht wie ein einheitlihes Iceg verwaltet werden. Wir haben uns stets von diesem Gedanken leiten lassen. Ih möchte da auf die interessanten Ausführungen des Abg Grafen Kaniß bei dem Reichs- eisenbahnamt zurückomm: n. (Vizepräsident Dove: Ich bitte Sie, hierauf niht zurückzukommen). Ich möchte nur sagen, daß ih dem Grafen Kanigz nicht darin zustimmen kann, daß eine Vereinheitlihung der deutschen Bahnen ohne Beeinträchtigung der preußischen Finanzen nicht möglich sei. Was die preußisWen Bahnen betrifft . . . . . (Vizepräsident Dove: die preußishen Bahnen gehören nicht hierher!) Eine andere Frage 1ist, ob die 10 - Tonnenwagen noch beizubehalten und zu beschaffen find. Wir sind der Meinung, die Sache wird nit beim rihtigen Ende an- A unfere Fraktionsgenossen im preußishen Abgeordnetenhaus aben ftets darauf gedrungen, Wagen von größerem Tonnengehalt nah amerikanishem Muster einzustellen. Zögernd ist die Verwaltung dem nachgekommen, aber noch lange nit in dem erforderlichen Um- fange, obwohl die gemahten Erfah ungen durhaus ermunternd wirken. Cs würde einen bedauerlihen Rückschritt bedeuten, wollte man ih jeßt wieder auf d n im Prinzip aufgegebenen Zehntonnentypus be- shränken. Der preußishe und der reihsländishe Eisenbahnrat haben sih denn auch gegen eine Weiterbeshaffung diess Typus erklärt. Wir lönnen es auch vom gemeinwirtschaftlihen Standpunkt nit billigen, daß die Vorteile aus dem neuen System nur der Eisenbahn zugute kommen follen, während für die Verfrachter nur die Nachteile sich geltend machen. Die Unfälle sind erfreuliherweise in den letzten Jahren wesentlich zurückgegangen, und wir stehen wohl in der ganzen Welt in diesem Punkte als mustergültig da. Die preußishen und Reichseisenbahnen haben keine Kosten ge|heut, neue Erfindungen auf diesem Gebiete für den Betrieb nußbar zu machen. Unglücksfälle wie der von Müllheim werden ja freilich nit ganz auszuschalten sein Der Sicherungsapparat, der neuerdings in Vorschlag gekommen war, ist von der Verwaltung wegen seiner übergroßen Empfindlich- keit gegen Kälte, Nässe und Staub abgelehnt worden, er hat abèr inzwischen nach privaten Nachrichten eine solche Vervoll- fommnung erfahren, daß die Verwaltung ihn jedenfalls einer neuen Erprobung unterziehen wird. Wir bedauern febr, daß der Minister \sih niht hat entschließen können, die Wählbarkeit in den Arbeiteraus\{chuß an das fünfundzwanzigste Lebensjahr zu knüpfen. Wir wünschen weiter, daß das Vermögen der Pensionskasse auch deren Mitgliedern nuybar gemacht werde. Wenn vertrauenswürdige Hand- werker und Arbeiter durch Darlehen aus dieser Kasse sich dur den Bau von Wohnhäusern seßhzft machen können, fo ist das im beider- seitigen Interesse nur zu begrüßen. Gegen die angebli zweideutige Stellung, die mein Fraktionsgenosse Jckler eingenommen haben soll, lege ich Verwahrung ein, denn dtese Darstellung des Abg. Fuchs sieht einer Denunziation verzweifelt ähnlich, um fo mehr, als hier der höchste Chef des Kollegen Ickler zugegen ist. Von einer Jronifierung der Maßnahmen der Vertvaltuva fann bei der Kritik, die der Kollege Ickler' geübt hat, niht die Rede sein, und auch die Bezeichnung des Verbandes als eines „hurrapatriotishen“ E ih zurückweisen. Ebenso muß der Angriff auf die Akkordarbeit als durchaus unangebracht veructeilt werbe. Keinem Arbetter wird, wie auch die Verwaltung dur den Ministerial- direktor Hoff bezüglih der Neuregelung des Werkstättenlohnwesens felbst bezeuat, zur Erzielung eines angemessenen Verdienstes noch eine übergroße Arbeit oder Arbeitszeit zugemutet. Auch hier is das Bessere der Feind des Guten; es wäre unrecht, die Vorteile der Neuregelung für die Arbeiter zu leugnen. Den Resolutionen der Budgetkommission sowie der Resolution Ablaß stimmen wir zu, lehnen aber die Refolution Albreht: ab, da dieser Antrag als Resolution {hon formell nit gelten kann, uns aber au sachlich unannehmbar erscheint, weil er eine höchst s{hematishe Regelung bewirken würde.

Chef der Reichseisenbahnen, preußisher Minister der öffentlichen Arbeiten von Breitenbach:

Meine Herren! J bin vollständig mit der Auffassung einver- standen, daß die deutschen Staatsbahnen nur nach Gesichtspunkten verwaltet werden dürfen und müssen, die dem gesamtdeutschen Interesse entsprehen. Ich glaube aber, in Anspruch nehmen zu können, daß ih die Reichseisenbahnen und die preußischen Staatseisenbahnen nah folhen nationalen Gesichtspunkten verwalte. Wer sih die Mühe