1894 / 303 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 27 Dec 1894 18:00:01 GMT) scan diff

Adolph Ernst-Theater. -

Der Novität, welche Direktor Adolf Ernft seinem Publikum als estgabe am ersten Weihnachtsfeiertage vorführte, : f Posse „A Gaiety Girl“ zu “Grunde, die jedoch von den deutshen Bearbeitern , den Herren i ean Kren, so geshickt umgestaltet worden ist, daß sie an keiner Stelle ihren englischen Ursprung erkennen Iäßt. Unter dem Titel „Ein fideles Korps“ tummeln sih auf der Bühne Personen der verschiedensten Gesellshaftsklassen, deren cinziger Zweck zu sein scheint, sih und anderen Vergnügen zu bereiten. Der be- „währten Regiekunst des Herrn Adolf Ernst ift es zu ordnen und eine mit zau ausgestattete Aufführung herzustellen. Besonders gut geglückt war die i Waldrestaurant in der Nähe Berlins spielende Abtheilung, wo in bunter Abwewfelung wißzige Gespräche, zündende Kuplets und gut ausgeführte Tänze so {nell auf einander folgen, daß der Zuschauer gar keine Zeit behält, über den Mangel an Handlung nachzudenken, und gezwungen wird, in die allge- meine Heiterkeit und den widerspruchslosen Beifall einzustimmen, der nah Beendigung dieser Abtheilung unzählige Mal mit den Darstellern i ichter und Komponisten auf die Bühne nöthigte. In der ¿weiten Abtheilung werden die Zuschauer in ein Seebad an der Rivicra verseßt, wo die blendende Pracht der Kostüme, die Kunst der Tänzerinnen und Ma zwei hübshe Gesangsvorträge verdienten Beifall f /* die durhschlagende Wirkung, wie in der ersten Abtheilung, jedo nicht wieder erreiht wurde. Die gesanglichen Darbietungen an dieser Bühne überragen bekanntlih weit dasjenige, was man sonst an einem Possen-Theater zu hören gewöhnt ist. Auch bei dieser Vor- ftellung wurden die Erwartungen dur die Leistungen der Damen Schlüter und Fischer, sovie des Herrn Klein noch über- immer, dend Tielscher Fräulein Seemann durh den trocknen und doch gemüthvollen Humor. Zur Ausführung der einen größeren Raum als sonft ein- nehmenden Tänze wär neben zwei hiesigen Tänzerinnen eine Künstlerin von außergewöhnliher Geschicklichkeit von Prince of Wales-Theater in London, Fräulein Rosa Batcheler mit herangezogen, die durh ihre Leistungen nicht unwesentlich zum Erfolg der Aufführung beitrug

“Fones Sidney verfaßte englische Eduard Jacobson und

Wirrwarr geschmackvoll

erste, in cinem

Direktor,

fande

troffen. Herr Weiß gefiel, wie zündenden Kupletvortrag , Herr

“und auch reihlich mit Beifall bedacht wurde.

Im Königlihen Opernhause geht Wagner's „Tannhäuser“ (Pariser Einrichtun

Bulß, Landgraf : dirigiert.

err Mödlinger.

_Im Königlichen Schauspielhause wird morgen das Lust- spiel „Halali* (Damen: Poppe, Schramm, von Mayburg ; Herren: Klein, Purschian, ur Keßler, Grube) gegeben.

chwank „Die stille Wache“, (Gefreiter Berg- mann: Herr Herter, Konsul Farnsteiner: Herr Oberländer, dessen Tochter: Fräulein von Mayburg, Lieutenant Heckenstedt: Herr

Richard Skowronnek?s

Keßler, Baranski: Herr Hartmann).

_ Der fünfte Symphonte-Abend der Königlichen Kapelle findet unter Kapellmeister Weingartner's Leitung am 7. Januar 1895 im König- lichen Opernhause statt. Auf dem Programm stehen: Ouvertüre zu „Dimitri Donskoi* von Rubinstein, Symphonie Es-dur von Borodin (neu), Ouvertüre zu „Egmont“ von Beethoven, Symphonie

C-dur von Schumann.

Das Programm für den morgen im Konzerthau se stattfinden- den vierten „Wagner-Abend“ enthält u. a. das Vorspiel zum 11[. Akt und den Tanz der Lehrbuben aus dem Musikdrama „Die Meister- iet von Nürnberg“, das Vorspiel zu „Lohengrin“, den „Char-

l / _aus „Siegfried*, Trauermarsch aus der „Götterdämmerung“ und die Ballet-Mufsik aus

eitagszauber“ aus „Parsival“, „Waldweben“

„Nienzi“.

Fräulein Margarete Oehme wird in ihrem hiesigen Liedec- abend (Saal Bechstein) am Sonnabend Lieder von Schubert, Schumann, A. Rubinstein, Wagner, Brahms, H. Riedel, W. Berger und Ehlert zum Vortrag bringen; die instrumentale Mitwirkung | der genannte Architekt, der zugleih Besißer des Grundstücks ift, übernimmt der Violinvirtuose Herr Joseph Hösl aus München. die P

morgen Richard ( ) mit folgender Beseßung der Hauptrollen in Scene: Tannhäuser: Herr Sylva, Elisabeth: Fräulein Li Venus: Frau Sucher, Wolfram: Herr

Kapellmeister Weingartner

und Grete

liegt eine von einen durchs{chlagenden Erfolg.

Om en, diesen Ahalier Pracht

bewilligt.

durch seinen ebenso wie

bereit, Gelder entgegenzunehmen. Berlin, im Dezember 1894.

Hierauf folgt

läne bereits hergestellt hat.

in englischer Sprache durch die

Die vorgestrige erste Aufführung von Hu mperdinck's Sfeligen im Daly-Theater zu London erzielte, wie „W. T

Jagd.

BekläuntmaGunñg, betreffend den Shluß der kleinen Jagd.

Für den Regierungsbezirk Potsdam wird die Jagd auf Hasen, Auer-, Birk-, Fasanenhennen, Haselwild und Wachteln mit Ablauf des 17. Januar 1895 geschlossen. .

Potédam, den 19. Dezember 1894.

Der Bezirksaus\huß. von Meufe l.

Mannigfaltiges.

Seine Majestät der Kaifer und König haben, wie „W. T. B.* erfährt, für die dur das Erdbeben in Sizilien und Kalabrien Verunglückten und Beschädigten die Summe von 10 009 4

Das Unterstüßungs-Comité für die Nothleidenden in Sizilien und Kalabrien veröffentlicht folgenden Auf ruf:

Ein furhtbares Schicksal hat einen blühenden Distrikt des König- reichs Italien verwüstet. Wiederholte gewaltige Erdershütterungen haben zahlreihe Städte und Dörfer in Trümmer gelegt. Menschen- [leben find vernichtet, unermeßlihe Werthe zu Grunde gegangen. Gegen 60 000 Menschen sind ohne Obdach, ohne Habe und ohne Nahrung. In Jtalien haben der König, die Negierung und die Be- völkerung zur Unterstüßung der Nothleidenden die größten Opfer gebracht. Das Mitleid der ganzen zivilisierten Welt ist dieser Katastrovhe zuge- wendet. Deutschland wird mit der thätigen Kundgebung seines Mitgefühls niht zurückhalten wollen einem Lande gegenüber, init dem es in ununter- brochener engster Freundschaft lebt und für dessen Herrscherhaus und Volk es die wärmsten Sympathien hegt. Die Unterzeichneten sind zu einem Unterstüßungs-Comité zusammengetreten und richten an ihre deutschen Mitbürger die Bitte, mit rascher werkthätiger Hilfe den Tausfenden von nothleidenden in Sizilien und Kalabrien beizustehen. Es wird ersucht, Beiträge an das Bankhaus Nobert Warschauer u. Co., Behrenstr. 48, einzusenden.

Das Unterstüßungs - Comité: von Leveßow, Wirklicher Geheimer Nath, Präsident des Reichstags (Potsdamerstraße 118), Vorsitzender ; Zelle, Ober-Bürgermeister der Stadt Berlin (Michaelkirhstraße 16), Wilkelm Herz, Geheimer Kommerzien-Rath, Vize-Präsident des zu beklagen Aeltesten-Kollegiums der Berliner Kaufmannschaft (Dorotheenstraße 1), “T stellvertretende Vorsißende; Robert Warschauer , Ee (Behrenstraße 48): Dr. Magnus, Negierungs-Rath a. D,,

der Nationalbank für Deutschland (Voßstraße 34a); Dr. jur. Esser

(Schiffbauerdamm 6/7), Schriftführer.

Für die bevorstehende Sylvesternacht erläßt das Polizei- Präsidium die üblihe Warnung vor Verübung von Unfug jeder Art und fügt hinzu, daß Ruhestörer niht in Polizeistrafe genommen, sondern der Staatsanwaltschaft überwiesen werden sollen. Aus der Svylvesternaht 1893/94 sind 103 Personen zu Geldstrafen, im Einzel- falle bis zu 30 „4 oder 15 Tagen Haft, und 23 Personen zu Haft- strafen, im Einzelfalle bis zu 16 Tagen verurtheilt worden.

Der Bau der Urania-Filiale in der Taubenstraße ist nun- mehr dur) Vertragsabs{chluß mit dem Baumeister Walter Hentschel gesichert. Auf dem nach Abbruch der alten Gebäude Nr. 48 und 49 gegenwärtig freiliegenden Terrain gegenüber dem Pfarrhause, nahe der Kanonierstraßen-Eke, soll ein neues Gebäude erstehen, für welches

ellschaft

arl Nofa-Ge ._ D. B.® ‘berichtet,

„Physikfäle*

in der

Bremen

gestoßen.

Auch ist jeder der Unterzeichneten

Das nach allen Regeln modernfster

Baukunst zu errichtende - wissenschaftliche Theater joll nahezu n einmal fo groß werden wie der Raum in dem Mog

etwa 800 Personen fassen. Die si zu beiden Seiten anschließenden werden gleidßfalls eiwa den doppelten Umfang dex alten erhalten und sollen auch in ihrem Inhalt bedeutend erweitert werden. In dem alten Institut so verbleiben und die Bühne speziell zu Experimental-Vorträgen, für welche im allgemeinen der alte Zuschauerraum sich

also die von den wissens, haltenen, auf einer etwas ZeE in noch vollkommenerer Weise als bisher entwieln, während

aubenstraße der dekorativ ausgestattete Vortrag herrschen und noch wesentli reizvoller und belebter gestaltet werden foll. Man hofft bereits im Herbst oder Winter des nächsten Jahres das neue Institut eröffnen zu können.

ist dem „W. C. Insel Schiermonnik-Dog in der Nordfee gestrandet. Wie „Bösmann's Telegraphishes Bureau“ erfährt, ist der gesammten Flotte des Nord- deutschen Lloyd während des leßten Sturmes keinerlei Schaden z1-

Milazzo,

Kopenhagen, 27. Dezember. gesellshast in Kopenhagen erhielt heute ein Telegramm, wonach ihr Damvfer „Alexander Ill.“ Sonntag Vormittag in der Nordsee gänzlih verunglückt is. Der Kapitän und fünf Mann sind gerettet. Das Schiksal der übrigen 16 odct 17 Personen, die sich an Bord befanden, ift unbekannt.

iter Institut und

die Sternwarte nach wie vor

aftlihen Mitarbeitern bisher felbst ge- öheren Stufe der Belehrung stehenden

erwiesen hat, besonders enlhostli werden. Das alte Institut würde

Veber dur Sturm und Unwetter (vergl. Nr. 302 d. Bl, herbeigeführte Unglücksfälle und Schäden sind folgende weiteren Meldungen cingegangen :

24. Dezember. Der deutshe Oampfer «Lahneck*,

B.“ zufolge während des leßten Sturmes auf der

Bremerhaven, 24. Dezember. Der vorgestrige und gestrige Sturm hat an den hiesigen Hafenerweiterungsbauten mehr- fahen Schaden angerichtet. Besonders haben der Fangdamm, der volllommen durhbrohen wurde, sowie die Rammarbeiten, die zum größten Theil zerstört wurden, gelitten. Verluft an Menschenleben ist nit zu beklagen. Verschiedene kleinere Fahrzeuge haben ftarkc Beschädigungen erlitten. Von einem Lootsenfhooner ertranken vier Leute der Bemannung, von zwei Dampfern je ein Mann.

Amsterdam, 24. Dezember. Der in Rotterdam angerichtete Schaden wird laut Meldung der „,W. T. B.“ auf eine halbe Million Gulden geschäßt. / verloren und 90 {wer beschädigt; der entstandene Schaden beträgt 200 000 Gulden. Die nah England gehenden Telegraphenkabel in Zand- voort, welhe gewöhnlih 2 m tief unter dem Sande liegen, sind gänzlich bloßgelegt. In der Gegend von Brielle ist eine greße Menac Bich' ertrunken. 0 ständig überschwewrmt. Infolge eines Dammbruchs an der Vs\sel bei Haastrecht stürzte die Lokomotive einer Dampf-Tramway mit dem Maschinisten und dem Heizer in den Fluß ; beide wurden mit {weren Brandwunden nah dem Krankenhause gebraht. Von der Bemannung der deutshen Bark „Caroline“, welche bei Egmond scheiterte, sind 10 Personen ertrunken, Im ganzen Lande sind die Wasser- schäden sehr beträchtlich, jedoch sind wenig Verluste an Menschenleben

Von 135 Schiffen in Scheveningen sind 25

Die Insel Marken in der Zuider-See is vo

Hanstholm auf Jütland, 24. Dezember. Am Sonnabend- ireft Morgen scheiterte bei Bovbjerg der norwegische Dampfer r | Stanley“. Zwölf Personen ertranken, nahdem \ie si 24 Stunden bei dem stürmischen Wetter in einem Boot aufgehalten hatten. Eine Person rettete sich durch Schwimmen.

24. Dezember. „W. T. V.“ meldet: Zu der ver- Q enen Nacht wurden hier mehrere E r d st ö ß e verspürt : der leyte Erdstoß erfolgte um 7 Uhr Morgens.

Die Vereinigte Dampfschiff-

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Wetterberti

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t vom 27. Dezember, r Morgens.

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00° p-i N. s

red. in Millim.

Stationen. Wind. Wetter.

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Temperatur in ? Celfius 59. =409NR.

u. d. Meeres*

halb bed. | wolkig Schnee wolkenlos wolkenlos heiter wolkenlos Negen! }

beiter wolkig wolkenlos wolkig eiter

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bededt halb bed. Regen bedeckt bedectt Schnee bedeckt bededt bededckt

bededckt wolkig wolkig

Belmullet... | 785 |NW Aberdeen .. | 775 |NW Gbristiansund | 749 |WNW Kopenhagen . | 763 |WNW Stockholm . | 749 |W aranda . | 731 t. Petersbg.| 744 Mosïau . . . | 751

Cork, Queens- On ol C8D 777 774 767 769 765 s ewasser 760 Memel ...… | 756 e T TTA ünster. . 771 Karlsruhe . . | 773 |SW Wiesbaden 771 ff München . T2 Chemniß . . | 770 |[W Berlin... . | 766 |W Mien"... ! (70 |W Breslau . . 767 Fle d'Aix . …| 775 [NNO he A 768 [O M000 1) Gestern Schnee. f Uebersicht der Witterung.

Das barometrische Minimum, welches gestern bei den Lofoten lag, ist ostwärts nach Lappland fort- (dog und verursacht über Skandinavien und der Ostsee Ma stürmishe nördlihe bis westliche Winde. Ein außerordentlich hohes barometrisches Maximum über 785 mm liegt auf dem Ozean westlich von Jrland. Bei an der Küste starken, im - Binnenlande s{chwachen südwestlihen bis nordwestlihen Winden i das Wetter in Deutschland L trübe und außer in den südlichen Gebietstkeilen, wo leichter Frost herrscht, mild, meist is etwas Niedershlag gefallen. Das barometrishe Maximum scheint fich. ostwärts aus- zubreiten und daher dürfte demnächst windiges Tälteres Wetter für Deutschland zu erwarten sein.

Deutsche Seewarte.

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Theater-Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Freitag: Opern- haus. 278. Vorstellung. Tannhäuser und der Säugerkrieg auf Wartburg. Romantische Oper in 3 Akten von Richard Wagner. Ballet von Emil Graeb. In Scene geseht vom Ober- Regisseur Teglaff. Dekorative Einrichtung vom Ober-Inspektor Brandt. Dirigent: Kapellmeister Weingartner. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 291. Vorstellung. Halali. Lust- spiel in 4 Aufzügen von Richard Skowronnek. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Max Grube. Die stille Wache. Schwank in 1 Aufzug von Richard Skowronnek. Jn Scene geseßkt vom Re- gisseur Plaschke. Anfang 75 Uhr.

Sonnabend: Opernhaus. 279. Vorstellung. Häusel und Gretel. Müärchenspiel in 3 Bildern von Engelbert Humperdinck. Text von Adelheid Wette. Die Puppeunfee. Pantomimisches Ballet- Divertissement von Haßreiter und Gaul. Musik von Josef Bayer. Anfang 74 Uhr.

Schauspielhaus. 292. Vorstellung. Wie die Alten sungen. Lustspiel in 4 Aufzügen von Karl Niemann. Anfang 7X Uhr.

Dentsches Theater. Freitag (16. Abonnements- Vorstellung): Die Katakomben. Anfang 74 Uhr.

Sonnabend: Die Weber.

Sonntag, Uhr: Die Weber. 71 Uhr: Die Katakomben.

Berliner Theater. Freitag (17. Abonnements- Vorstellung): Der Kompaguon. Anfang 75 Uhr.

Sonnabend: Madame Sans-Gêne.

Sonntag, 24 Uhr: Madame Saus-Gêne. 7+ Uhr: Der Kompaguon.

Lessing-Theaiter. Anfang 7F Uhr.

Sonnabend: Ein Erfolg.

Sonntag: Ghismonda.

Residenz - Theater. Blumenstraße Nr. 9. Direktion: Sigmund Lautenburg. Freitag: Zum 93. Male: Der Unterpräfekt. Schwank in 3 Akten von Leon Gaudillot. Deuts von Max Schönau. Vorher: Villa Vielliebchen. Lustspiel in 1 Akt von Benno Jacobson. Anfang 7} Uhr.

Sonnabend und folgende Tage: DerUnterpräfekt. Villa Vielliebchen.

Sonntag, Nachmittags 5 Uhr: Zu halben Kassen- pee: D NARE: Schauspiel in 5 Akten von

. Dumas.

Freitag: Ghismouda.

Neues Theaier. Sgiffbauerdamm 4a./5.

Freitag: Der kleine Manu. Schwank in 4 Akten von C. Karlweis. In Scene geseßt von Sigmund Lautenburg. Anfang 7 Uhr.

Sonnabend und folgende Tage: Der kleine Mann.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Volksthümliche Aufführung zu gänzlih ermäßigten Preisen: Dorf und Stadt.

Friedrich - Wilhelmftädtisches Theater. Chausseestraße 25/26.

Freitag: Mit vollständig neuer Ausstattung an Dekorationen, Kostümen und Requisiten: Orpheus. Große Ausstattungsoperette in 12 Bildern von Jacques Offenbach. Anfang 74 Uhr.

Sonnabend und folgende Tage: Orpheus.

Theater Unterden Linden. Behrenstr. 55/57. Direktion: Julius Frißsche. Freitag: Neu einstudiert: Boccaccio. Komische Operette in 3 Akten von F. Zell und Nich. Genée. Musik von Franz von Suppé. Regie: Ober: Regisseur Epstein. l ad Herr Kapell:neister Federmann. Anfang

2 L Sonnabend und folgende Tage: Boccaccio.

BDentral-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Direktion: Richard Schulz. E Emil Thomas a. G. Anna Bâckers. Josefine Dora. um 119. Male: O, diese Berliner! Große offe mit Gesang und Tanz in 6 Bildern (nah alingré’s „Reise durch Berlin“) von Julius Fa. Musik von Julius Einödshofer. Anfang r

Sonnabend: O, diese Berliner !

Adolph Erust-Theater. Freitag: Zum 4. Male: Ein fideles Corps. Große Gesangs- posse mit Tanz. Nach dem englishen „A Gaiety Girl* von Jonas Sidney frei bearbeitet von Eduard Jacobson und Jean Kren. Anfang 7{ Uhr

Sonnabend : Dieselbe Vorstellung.

Konzerte.

Konzert-HYaus. Freitag: Karl Meyder- Konzert. V. Wagner-Abend.

Sing-Akademie. Freitag, Anfang 74 Uhr: L. Quartett-Abeud. Joachim, Kruse, Wirth, Hansmaun.

Birkus Ronz (Karlstraße). Freitag: Große außerordentliche Vorstellung. Besonders hervor- zuheben: Ein hippolog. Potpourri von 32 Freiheité- pferden, gros equestrisches Arrangement, vorgef. v. Herr Nob. Renz. Das Sculpferd Beautiful, ger. v. Frau Renz-Stark. Liberator, ostpr. Napphengst, in der hohen Schule ger. von Herrn Nob. Renz. Mr. Keller, unerreihbarer Handeqguilibrist. Major Burk, amerikanische Original - Militär - Exerzitien. Mr. Clark, Jockey, und Mr. Lavater Lee, Gebr. Villaud 2. Zum Schluß: Tjo Ni En. (Beim Jahreswechsel in Peking.) Neue Musikeinlagen. Poa ma, (gr. Ponyspringen). Anfang 7# Uhr.

Sonnabend und folg. Tage: Tjo Ni En.

Sonntag: 2 Vorstellungen, Nachmittags 4 Uhr (ermäßigte Preise siehe Plakate): Die lustigen Heidelberger. Abends 77 Uhr: Tjo i En.

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Marie Lntn mit Hrn. Predigt- amts-Kandidaten Paul Thilo ( Iasfeniß t. Won. Werder bei Treptow a. Toll.). Frl. Hedwig Guse mit Hrn. Rittergutsbesißer Karl Guse (Workallen bei Liebstadt, Ostpr.—Streckentin). Frl. Mariehen Schmidt-Hederich mit Hrn. August von Ahlefeld-Olpeniß (Büstorff bei Rieseby— Olpenitz). Frl. R Graebs mit Hrn. Militär- Intendantur-Assessor Alfred Steinberg (Breslau —Straßburg i. E.) Frl. Marie Schmidt mil Hrn. Regierungs-Assessor Dr, Georg Werner (Neu- markt i. Schl.). Frl. Helene Hanisch mit Hrn. Gewerbe-Jn|pektor Bernhard Tschorn (Münster- berg—Berlin). / L

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Eric von Wiß- leken (Medrow). Hrn. Intendantur - Rath Clausen (Breslau). Eine Tochter: Hrn. E Alexander von der Decken ee b. Balje a. d. Elbe). Hrn. Regierungs-Rath von Dechend (Berlin).

Gestorben: Hr. Ober - Staatsanwalt Carl Koch (Braunschweig). Frl. Valerie von Gnckevort (Berlin). Fr. Re erungs - Präsident Bertha Stüve, geb. agénfiether (Osnabrück). Hr. Louis von Versey - aus dem Hause Crampe (Köslin).

Verantwortlicher Redakteur: J. V.: Siemenroth in Berlin. Verlag ter Expedition (Scholz) in Berl x,

Druck der Norddeuts@en Buchdruckerei und Verlagf- “Anftalt, Berlin SW., Wilhelmstraße r. 32.-

Sechs Beilagen (einschließlih Börsen-Beilage).

als ausreichend-

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger. | 18

S4, :

Entscheidungen des Reichsgerichts.

__ Ein nah Vereinbarung mit dem Absender auf einem ofenen Eifenbahnwagen tranéportierter Möbeltransportwagen ist, nah einem Urtheil des Reichsgerichts, T. Zivilsenats, vom 10. November 1894, als ein Eisenbahn-Frahtgut, welches nah Vereinbarung mit dem Absender in unbedeckten Wagen transportiert wird, im Sinne des Art. 424 des Handelëgeseßbuchs und des § 77 der Ver- kehrsordnung für die Eisenbahnen Deutschlands vom 15. November 1892 zu erachten. Die Eisenbahn haftet daher nit für den Schaden, welher aus der mit dieser Transportart verbundenen Gefahr entstanden i, bezw. nah den Umständen des Falls, bis zum Nachweis des Gegentheils, aus diefer Gefahr ent- standen sein fann; daran ändert auß nichts der Umstand, daß der Möbeltransportwagen speziell für die Beförderung mit der Eisenbahn gebaut und ebenso feuersiher fonstruiert is wie jeder ge- deckte Eisenbahnwagen. Der Möbelfuhrherr S. in O. (Schlesien) übergab im Mai 1893 der preußischen Staatsbahbnverwaltung zu O. einen verschlossenen Möbeltransportwagen, außer Umzugsgut eine ihm gehörige wasserdihte Decke enthaltend, zum Transport auf einem un- bededten Eisenbahnwagen nah Cassel. Während des Transports gerieth der auf dem Eisenbahnwagen stehende Möbeltranêvortwagen auf dem Bahnhof in Halle a. S. vermuthlich durch Funkenflug aus der Lokomotive, ohne daß sih jedoch dem Eisenbahnyerfonal eine Vernachläffigung der gebotenen Sorgfalt nachweisen ließ in Brand und wurde, ebenso wie die darin befindlihe Decke, durh das Feuer großentheils zerstört. S. forderte klagend vom Eisenbahnfiskus Ersatz des Werths des Wagens und der Decke auf Grund der unbeschränkten Haftung der Eisenbahn als Frachtführers, indem er behauptete, daß der Sbramnide Wagen speziell für die Beförderung wit der Eisenbahn

ebaut und ebenso feuersicher konstruiert gewesen sei, wie jeder gedeckte

isenbahnwagen, und daß er deshalb gleih einem bedeckten Eisenbahn- wagen anzusehen und hiernach auch die Haftpfliht der Eisenbahn zu beurtheilen sei. Die Klage wurde in beiden Instanzen abgewiesen und die Revision des Klägers wurde vom Neichsgericht zurückgewiesen, in- dem es begründend ausführte: „Allerdings ist der Möbel- transportwagen des Klägers an fich ein Transportmittel, nämlih ein Mittel zur Ausführung der vom Kläger Dritten gegenüber übernommenen Transporte, aber för die Eifenbahn dient er nicht als folhes, denn die Eisenbahn bedient sich seiner niht, um mit seiner Hilfe den Transport der darin befindlichen Güter zu bewirken, sondern sie übernimmt den Möbelwagen mit seinem Inhalt als Frachtgut, in gleiher Weise, wie jedes andere zur Aufnahme von Gütern dienende Behältniß (Kiste, Faß oder dergl.). Käme der Möbelwagen des Klägers für die Eisenbahn als Transport- mittel in Betracht, etwa in der Art, daß der auf einem offenen Eisen- bahnwagen stehende Möbelwagen gleih einem bedeckten Eisenbahn- wagen anzufehen und hiernach auch die Hastpfliht der Eisenbahn zu beurtheilen wäre, so müßte nothwendig der Eisenbahn die gans eingeräumt werden, den Möbelwagen vor seiner Vebernahme zur Beförderung auf die Sigerheit feiner Bauart und feine Beschaffenheit zu untersuhen. Da die Verkehrs- ordnung weder nah dieter noch nach anderer Richtung Vorschriften über den Transport von Möbelwagen enthält, so muß angenommen werden, daß dieselbe Möbelwagen lediglih als Frachtgüter behandelt. Wie das Nechtéverhältniß der Parteien in dem durch die Verkehrs- ordnung ebenfalls nit geregelten Falle zu beurtheilen sein würde, wenn der Möbelwagen mit seinen eigenen Rädern auf die Schienen gestellt und gleich den Wagen der Eisenbahn unmittelbar dur die Zugkraftder Lokomotive fortbewegt worden wäre, kann dahingestellt bleiben, da dieser Fall nicht vorliegt. Es ift auch unrichtig, aus der angeblich den bedeckten Eisenbahnwagen hinsichtlih der Feuersicherheit gleich- kommenden Bauart des Möbelwagens herleiten zu wollen, daß der Tranéport desselben auf offenem Wagen eine Erhöhung der Feuers- gefahr nicht zur Folge gehabt habe, weil die ebenso gebauten bedeckten Eisenbahnwagen dieser Gefahr in gleihem Grade ausgeseßt seten. Dabei wird übersehen, daß, wenn au möglicherweise die Feuersgefahr für einen bedeckten Eisenbahnwagen dieselbe sein mag, wie für den auf offenem Eisenbahnwagen beförderten Möbelwagen, sich hieraus niht ergiebt, daß die Gefahr für einen in _bedecktem Eisen- bahnwagen beförderten Möbelwagen dieselbe sein müßte. In leßterem Falle würde der Schuß durch den umschließenden Cifenbahnwagen hinzutreten, dessen Jnbrandseßung vorausgehen muß, bevor der in seinem Jnnern befindliche Möbelwagen in Feuersgefahr gerathen kann. Daß Möbelwagen wegen ihres Ümfangs und ihrer Gestalt von dem Transport in bedeckten Eisenbahnwagen ausgeschlossen find und nur auf offenen (Fisenbahnwagen befördect werden können, führt nur dahin, daß die Absender von Möbelwagen die mit leßterer Transportart verbundene Gefahr auf sich nehmen müssen und deshalb veranlaßt sind, dieser Gefahr ihrerseits soweit als möglich zu be- gegnen.* (236/94.)

Entscheidungen des Ober-Verwaltungsgerichts.

Vinsichtlih der aus dem Einkommen aus Grundbesitz zu zahlenden Steuer dürfen, nah einem Urtheil des Ober-Verwaltungs- gerihts, 11. Senats, vom 27. Februar 1894, wenn der Grundbesitz mit einer Amortisations-Hypothek belastet is, außer den Hypothekenzinsen auch die an das Hypotheken-Institut zu entrichtenden Verwaltungökosten von dem steuerpflichtigen Einkommen in Abzug gebracht werden. „Kläger hat für das Pfandbrie -Darléehn von 90 600 M fährlih 59/0 Zinfen mit 4530 4 an die Landschaft zu entrihten, wovon #% auf Pfandbriefzinsen = 3624 M, 29% auf Tilgungsbeitrag = 679,50 4, 4% auf Ver- waltungókfoften = 226,590 A entfielen. Wenn Beklagter be- hauptet, daß die als abzugsfähig ® erachteten 226,90 46 um deshalb, weil fie lediglich im Zusammenhang mit der Amortisation stünden, nicht abzugsfähig seien, sondern von ihnen daëselbe gelte, wie von dem eigentlichen Amortisationébeitrag, so fehlt es an jeder näheren Begründung für diese Auffassung, und es hätte deren umsomehr be-

__durfkt, als die Behauptung, daß die Berwaltungskosten lediglih der

Amortisation wegen entstünden, in dieser Allgemeinheit jedenfalls un- zutreffend ist. Cs mag sein, daß etwaige Ersparnisse bei den Ver- waltungsfkosten dem Pfandbriefdarlehnsshuldner unter Umständen zu ute kommen, indem fie wie außerordentliche Zuschüsse für die Amortisation Verwendung finden. Daraus aber würde nur die Nicht- abzugsfähigkeit dieser Theilbeträge folgen, für deren etwaige Höhe es jedo an allem Aahalt fehlt." (11. 322.)

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung. doutsoe B

In Essen a. d. Nuhr wurde gestern der Deutsche Berg- A dh eröffnet, zu dem, wie das „D. B. H.“ meldet, 150 Delegirte erschienen waren. Jn der Vormittags-Sißung wurde die Tagesordnung festgeseßt und die Wahl des Bureaus yor- genommen. Bergmann Schröder sprah über die bisherige Bewe- gung. In der Nachmittags-Siyzung waren 87 Delegirte anwesend ; Meyer- Bochum berichtete über den ersten Punkt der Tagesordnung,

Erste Beilage

Berlin, Donnerstag, den 27, Dezember

der die aGtstündige Schicht, Verbot der Frauen- und. Kinderarbeit und Abschaffung der Accordarbeit umfaßte. (Vergl. Nr. 300 d. Bl.) Der erste Verhandlungstag endete ohne nennenswerthes rge nis.

In Velbert (Regierungsbezizf Düsseldorf) haben die „Arbeiter der Firma Wellenstein u. Heitmann, wie ®der „Vorwärts“ be- richtet, wegen Lohnabzugs die Arbeit gekündigt.

In Leipzig hat der „Lpz. Ztg.“ zufolge eine Versammlung der Dachdeckergehilfen beschlossen, den Ende dieses Jahres in Würz - bach abzuhaltenden Gautag der fähsish-thüringishen Dachdeder- gehilfen zu beshicken. : /

Hier in Berlin hat am Montag wieder eine Konferenz wegen der Aufhebung des von den Sozialdemokraten über den Verein der Brauereien Berlins und der Umgegend verhängten B oykotts statt- gefunden. Es kam, wie die Zeitungen berichten, auf der Grundlage eines von vem Verein der Brauereien ins Leben zu rufenden Arbeits- nachweises ein Abkommen zu stande, das am 1. Januar 1895 in Kraft tritt, wenn es bis dahin von den fozialdemokratischen Versammlungen genehmigt sein wird. In einer Versammlung der Schneider und Schneiderinnen, die am 16. Dezember tagte, wurde, wie im „Vorwärts“ mitgetheilt wird, beschlossen, die Lohnkommission zu be- auftragen, die geeigneten Vorbereitungen zu treffen, um für einen Lohnkampf in der Konfektion gerüstet zu sein. Der ausgearbeitete Lohntarif \foll der nächsten Versammlung unterbreitet werden.

Aus Roanne (Dep. Loire) wird der „Voss. Ztg.“ zum Weber- ausf\tand (vgl. Nr. 301 d. Bl.) geschrieben: Die fozialistischen Ab- geordneten Guesde und Chauvin kommen hierher, um die Leitung des Ausstands zu übernehmen. Die Ausständigen fordern, daß die Fabrikanten einen vom Syndikat der Arbeitsbörse für die Weber auf- gestellten allgemeinen Lohntarif anerkennen.

Im Haag wurde am- Dienstag, wie „W. T. B.“ meldet, der achte Kongreß der „revolutionären“ Sozialistenpartei abgehalten. Der Kongreß erklärte die Sozialistenliga für aufgelöst, nachdem sie durch Urtheil des Kassationshofs als dur das nieder- ländische Geseß verboten bezeihnet worden sei. Dem Beschluß, eine neue Liga zu gründen, stimmten 52 Sektionen zu. Ferner wurde be- {lofsen, in Zukunft die Kongresse öffentlich abzuhalten. :

Ina Grammont kam es gestern, wie dem „H. T. B.“ mit- getbeilt wird, zwischen ausständigen Zündholzarbeitern und solchen Arbeitern, die sich dem Ausstande (vgl. Nr. 301 d. Bl.) nicht angeschlossen haben, zu blutigen Zusammenstößen. Die Polizei sah sich genöthigt, einzuschreiten.

Literatur.

LELTUO.

Bon der neuen, fünften Auflage von Meyer s Konversations- Lexikon (Leipzig, Bibliographisches Institut) erschien soeben der VIT. Band (,Gain“ bis „Großfophta"). Er enthält u. a. die werthvollen geograpbisch-geschichtlihen Artikel „Griechenland“ (Alt- und Neu-), „Großbritannien“ (mit den neuesten ftatistishen Angaben) und „Grönland“ (der bis auf die neuesten Fors{hungsergebnisse aus- gedehnt worden ist). Aus der Literaturgeschichte verdient der Artikel „Goethe“ hervorgehoben zu werden, der eine reichhaltige Uebersicht der Goethe-Literatur enthält. Nach den neuesten Quellen bearbeitet ist auch der Aufsaß über „Griechische Literatur“. Eine Reihe rechts- und s\taatswissenschaftliher Abhandlungen von aftuellem Interesse wie „Geld“, „Genossenschaften“ (mit vielen statistishen An- gaben), „Gewetbegefeßgebung“, „Gewerkvereine“, „Gefängnißwesen“ kennzeihnen hauptiächlih den gegenwärtigen Band. Die neue Hand- habung der öffentliczen Gesundheitspflege und der Gewerbehygtene hat darin im Rahmen einer gemeinverständlihen Darstellung Plaß ge- funden. Auf durhaus modernem Standpunkt stehen die physiologischen Arbeiten über das Gehirn (mit neuen Abbildungen), das Gehör, den Geruch und das Gesicht. Das Gebiet der Naturwissenschaften is her- vorragend vertreten durch die Abhandlung über die Gletscher, mit Abbildungen der interessantesten Gletschervhänomene und den Karten einiger berühmter Gletscher in verschiedenen Ländern. Größeren geologishen Aufsäßen von allgemeinem Interesse (sämmtlich sehr gut illustriert) begegnen wir ferner unter den Stichwörtern: , jang“ (mit einer Farbendrucktafel der Erzlagerstätten), »Gebirgsbildung“ (mit Tafel), „Gesteine“ (mit farbiger Wiedergabe mikroskopisher Dünn- {liffe). Erwähnt seien shließlich noch die der Bedeutung der tehno- logishen und verwandten Wissenschaften für die Gegenwart ent- fvrehend angepaßten Artikel über Gase, Gewebe (mit Abbildungen), Gold, Getreide (Bau, Produktion, Preise), sowie ein orientierender Veberblick über die graphishen Künste. Die Illustrations- beilagen, unter denen auch diesmal die technologischen dur Neichhaltigkeit und zweckmäßige Ausführung hervortagen, weisen größtentheils neue Abbildungen auf und find, neben ca. 300 Terxt- illustrationen, durh eine ansehnlihe Reihe neuer Tafeln vermehrt, die den vorliegenden Band deshalb besonders interessant machen. Außer den bereits genannten Abbildungen verdienen ihrer prachtvollen Ausführung wegen Erwähnung die Tafeln in zFarbendruck „Sinter- terrasse des Mammuthgeisers im Yellowstone-Park*“, „Giftpflanzen“* 1/I1, „Glasfunstindustrie“ sowte die Shwarzdrucktafeln ,Gartentfunst“ 1/111 (Entwickelung der Gartenstile), „Geschirr“ und die Tafel mit kunst- bistorisch interessanten Grabmälern.

Soziales.

Von den im Verlage von Dunker u. Humblot in Leipzig er- \{einenden „Schriften des Deutschen Vereins für Armenpflege und Wohlthätigkeit“ enthält das achtzehnte Heft ein Referat des _Bürger- meisters Brinkmann (Königsberg i. Pr.) und ein Korreferat des Beigeordneten Zimmermann (Köln a. Rh.) über die „Ehren- amtliche und berufsamtlihe Thätigkeit in der städtischen Armenpflege“. Der Referent behandelt setnen Gegenstand an der Hand der prafktishen Erfahrung, sodaß der ganze Umfang der Armenfürsorge und die im einzelnen hervortretenden Schwierigkeiten zur Erörterung gelangen, und kommt zu dem Schluß, daß die Ziele der städtishen Armenpflege am fördersamsten und gründlichsten dur die alleinige ebrenamtlihe Thätigkeit erreiht werden; berufs- amtlid;e Thätigkeit neben oder in Verbindung mit der ehrenamtlichen hält er für \chädlich und störend, weil sie leiht Anlaß zu Reibungen und Unfrieden geben würde. Wo Berufsbeamte sich in besonderen Fällen nicht entbehren lassen, sollen sie den ehrenamtlich Thätigen untergeordnet sein. Der Verfasser flüßt scine Ausführungen darauf, daß nur derjenige, der im Ehrenamt sih freiwillig der S R widmet, wirkliden fürsorgenden Sinn mit Fleiß und Sorg- falt in der Erforschung der Umstände verbinden werde, die das Eingreifen der Armenverwaltung nöthig machen; dabei verlangt »*r aber aich eine rihtige Auswahl der mit der ehrenamtlihen Armenpflege zu betrauenden Can Im wesentlichen gelaugt der Korreserent in seinen Untersuhungen, die von den Anforderungen ausgehen, welche an die Armenverwaltungen gestellt werden, zu gleichen Ér ebnissen. Eine tabellarishe Uebersicht, die über die Stellung einer Reihe größerer deutscher Städte zu der behan- delten Frage Auskunft giebt, ist dem Korreferat erläuternd eingefügt. Das neunzehnte Heft diefer Schriften enthält an erster Stelle eir Referat des Magistrats-Assessors C un o (Berlin) und ein Korreferat des Landesraths von Dehn-Notfelsfer in Cassel über „Grun d- säße über Art und Höhe der Unterstüßungen“. Der Referent führt aus einer großen Zahl deutscher Städte die Bestimmungen und Grundsäße an, nach denen dort die Unterstügungen

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werden, und knüpft daran fowie an die in der ökonomischen Literatur vorhandenen Untersuchungen über das Cristenzminimum seine Scfluß- folgerungen. Das Korreferat behandelt die Araue im besonderen mit Rücksicht auf die ländlihen Verhältnisse. Ferner enthält das neun- zehnte Heft cin Referat tes Städtältesten Eb erty in Berlin und ein Korreferat des BVürgermeisters Künzer in Posen über „die Bestrebungen der Privatwohlthätigkeit und ihre Zu- sammenfassung“.

Land- und Forstwirthschaft.

__ Der Jahresbericht über die Beobachtungs-Ergeb- nisse der von den forstlihen Versuhsanstalten des K nig- reis Preußen, des Herzogthums Braunschweig, der Reichslande und dem Landes-Direktorium der Provinz Hannover eingerichteten for st - lih-meteorologischen Stationen, O von Dr. A. Müttrich, Professor an der Königlichen erte ademie zu Gbers- walde und Dirigenten der meteorologishen Abtheilung des forstlihen Versuchswesens in Preußen, für das Jahr 1893 (Verlag von Julius* Springer-Berlin) enthält auf elf Tafeln die Resultate der während des Jahres 1393 angestellten Beobachtungen über Luftdruck, Lufttemperatur, Temperatur des Erdbodens, Feuchtigkeitsgehalt der Luft, Verdunstung und Niedershlag, Zahl der Tage mit mehr als 02 mm Niederschlag, mit Schnee, Graupeln, Hagel, Gewitter, Nebel, Sturm, sowie Zahl der Eistage, Frosttage und Sommertage, Bewölkung, Winde, Frost- und Schneegrenzen, vieljährige Mittel, Höhe der Schneedecke. Auf zwet weiteren Tafeln sind die Beobachtungen verzeichnet, welche zu Eberswalde über zweistündliche Werthe der Lufttemperatur auf der iFeld- und Waldstation an zwei Registrierthermometern von Richacd Prares gemacht worden n, und die Beobachtungen über die Sonnen- heindauer zu Eberswalde. Jm Anhang wird eine Uebersicht über die Witterungsverhältnisse in den einzelnen Monaten des Jahres 1893

gegeben. f . Gesundheitswe}en.

Des Kindes Sprache und Sprachfehler, Gesundheits- lehre der Sprache für Eltern, Erzieher und Aerzte von Dr. H. Guß- mann, Spezialarzt für Sprachstörungen. Verlag von J. F. Weber in Leipzig. Preis 3 4, in Original-Linenband 4 (A Das im allgemeinen für Eltern, Erzieher und Aerzte geschriebene Buch, welches sich im besonderen namentli an die Mütter wendet, handelt im ersten Abschnitt von der \stufenweise erfolgenden Entwickelung der Sprache, die, zuerst als Sprachvorübung in dem Hervorbringen von Tönen und Lauten bestehend, später mit der bei der Sprache eine wihtige Rolle spielenden Nachahmung sich vereinigt, bis die Sprache {ließli zum Gedankenaustausch des Kindes wird. In anschauliher Weise seßt der Verfasser die Physiologie der Sprache, sowie die Eintheilung und Art der Sprachfehler auseinander. Im zweiten, von der Ueber- wachung und Leitung der Sprachentwickelung sowie von der allge- meinen Gefundheitspflege der Sprache handelnden Abschnitt wird nachgewiesen, wie außerordentli wichtig für die sprachliche Erziehung des Kindes das gute sprahlihe Vorbild der Mutter ist. Klar und dem mütterlihen Verständniß angepaßt wird hier die Pflege der Muskelgeshicklihkeit und der Sprechlust erörtert. Die Sprah- fehler, welche ihre Ursache in der Sprachentwickelung haben, wie die auf einer Hemmung des Bewegungézentrums der Sprache beruhende Hörstummheit, das Stammeln und das Stottern, ihre plößlihe Gntstehung durch unwillkürlihe Muskelfkrämpfe und ihre Beseitigung durch Stärkung der die Muskel in Thätigkeit

Im vierten Abschnitt werden die Sprachfehler erklärt, die ihre Ursache in organif{en Veränderungen der Sprachwerkzeuge durch Gehirn- krankheiten haben, und weiterhin die Fehler in den Organen der Artikulation, der Stimme und Athmung. Ueber die en e sprahlihe Erziehung geistig zurückgebliebener Kinder werden treff lbe Rathschläge im leßten Abschnitt ertheilt. Das Buch ift bis auf einige nur dem wissenschaftlih gebildeten Arzt verständliche Kapitel populär ehalten, bildet mit seinen zahlreihen Beispielen aus dem praktischen ‘eben eine anregende und unterhaltende Lektüre und wird sicherlich ein nüßliher Natbgeber der sorgsamen Mütter zur Beseitigung be- ginnender Sprachstörungen bei ihren Kindern sein.

Unterhaltung.

In einem besonderen Heft der im Verlage von Philipp Reclam jun. in Leipzig erscheinenden „Universal - Bibliothek“ hät Alfred Friedmann zwei kleine Novellen veröffeatlicht: „Russishe Nache“ und „Der neue Aktäon“. Der Verfasser ist als interessanter Erzähler von dichterischer Begabung aus einer Reihe früherer Arbeiten bekannt und béwährt in den beiden Novellen sein Vermögen verschiedenartiger Charakteristik. Die Novelle „Russische Rache“ spielt natürlich in Rußland und trifft geschickt das Lokal- kolorit. Die Stimmung der Novelle ist etwas {wermüthig, wie ihr Ende tragish. „Der neue Aktäon“ spielt in England, und das englische Wesen erscheint dem Verfasser fast noch vertrauter als das russische, wie ihm auch die Schilderung englisher Landschaften besonders glückt. Aller- dings hat das Schicksal des necuea Aktäon mit dem des U e nur wenige Berührungspunkte, denn der neue Aktäon heirathet feine „Diana“. In beiden Novellen erscheint die Sprache glatt und fast zu glänzend und die Betonung des sinnlichen Elements häufig zu beabsichtigt; troßdem schreitet die Erzählung {nell vorwärts und die Handlung gewinnt das Interesse des Lesers.

Verschiedenes. :

Von dem illustrierten Werk „Das Leben des Meeres“, herausgegeben von Dr. Conrad Keller, Professor der Zoologie am Schweizerischen Polytehnikum zu Zürich, mit botanischen Beiträgen von den Professoren Carl Cramer und Hans Schizz ({BVerciag von I. G. Weigel - Leipzig) sind soeben die Lieferungen aht bis zehn ershienen. Darin wird der erste Theil des Werks abbeshlossen, der zweite vollständig gegeben und der dritte bes gonnen. Im zweiten, den Wirbelthieren dez Meeres gewid- meten Theil behandelt der Verfasser die Meersäugethiere, die matine Vogelwelt, die Reptilien und die Fishfauma des Meeres.

losen des Meeres. Von diesen kommen in den vorliegenden Liefe- rungen die Krebse, Tintenfishe und übrigen Weichthiere zur Dar- stellung. Ganz befonders interessant ift das Kapitel über die Tinten- fische, die au in drei eigenthümlichen Arten in vortrefflihem Farben- druck veranschauliht worden sind. Das n unterhaltende wie be- lehrende Werk wird mit 15 Lieferungen vollständig sein.

Maßregeln.

Der Gesundheitsstand in Berlin war in der Woche vom 9. 15. Dez:mber ein günstiger und die Sterblichkeit eine niedrige. besondere kamen akute Entzündungen der Athmungsorgane wohl noch häufig zum Vorschein, doch war der Verlauf E ein milderer und die Zahl der durh fie bedingten Sterbefälle erheblih fleinere. Erkranfungen an Grippe wurden gleichfal noch hâufig beobachtet, doch war auch bei dieser Krankh m der Verlauf im allgemeinen ein milder; immerhin ge 3 Todesfälle infolge von L zur Anteige In beth Zahl kamen akute Darmkrankheiten zum Vorschein, au

s die Zahl der Sterbefälle daran eine kleine. Die Thcilnebine

nah Maßgabe der bestehenden landesgescßlichen Vorschriften festgestellt :

seßenden Nerven, werden in dem dritten Abschnitt erläutert.

Der dritte Theil bringt eine Schilderung der Lebensweise der Wirbel- *

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs:

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