1913 / 274 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 20 Nov 1913 18:00:01 GMT) scan diff

Ministerium des Junern.

Der Regierungsrat Cardinal von Widdern in Marien- werder ist in Mitgliede des der Regierung in Marienwerder angegliederten Oberversiherungsamts ernannt worden.

Finanzministerium.

Die Rentmeisterstelle bei der Königlichen Kreiskasse in Winsen a. L., Regierungsbezirk Lüneburg, ift zu beseßen.

Kriegsministerium.

: Der Obermilitärintendantursekretär Kommoß von der Intendantur des k. Armeekorps ist zum Geheimen expedierenden Sekretär im Kriegsministeriuum ernannt worden.

Bekanntmachung.

emäß § 46 des Kommunalabgabengeseßes vom 14. Juli 1893 S E 152) wird hiermii zur öffentlihen Kenntnis gebraht, daß der im laufenden Steuerjahre zu den Kommunal- abgaben einshäßbare Reinertrag aus dem Betriebsjahre 1912/13 bei der Osterwieck-Wasserlebener Eisenbahn bezüglich ihrer preußischen Strecke auf

31566 46 38 H festgestellt worden ist. Magdeburg, den 17. November 1913. Der Königliche Eisenbahnkommissar. Sommer.

Nicßtamllichßes.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 20. November 19183.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute im Neuen Palais bei Potsdam die Vorträge des Chefs des Generalstabes der Armee, Generals der Jnfanterie von Moltke und des Chefs des Militärkabinetts, Generals der Infanterie Freiherrn von Lyncker.

Der Bundesrat versammelte si heute zu einer Plenar- sißung; vorher hielten die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen, der Ausschuß für Handel und Verkehr sowie der Aus\huß für Justizwesen Sißungen.

Der russishe Ministerpräsident Kokowßyow hatte, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, vorgestern nahmittag wieder mit dem Reichskanzler Dr. von Bethmann Hollweg im Reichsfanzlerpalais eine längere Unterredung. Heute früh reiste der russische Ministerpräsident mit Gemahlin vom Bahnhof Friedrichstraße nah St. Petersburg ab. Zur Verabschiedung am Bahnhof waren der Reichskanzler, der Unterstaatssekretär Zimmermann sowie der russishe Botschafter mit dem ge- samten Personal der Botschaft erschienen.

Der Königlich bayerische Gesandte Graf von Lerchenfeld ist nah Berlin L aAatebn und hat die Leitung der Gesandt- schaft wieder übernommen.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Viktoria Louise“ am 17. November in Beirut eingetroffen.

Wildpark bei Potsdam, 30. November. Jhre Majestät die Raiserin C Ron traf nach einer Meldung des „W. T. B.“ gestern früh von Cassel auf der Fürstenstation Wildpark ein und verweilte auf dem Bahnsteig, bis einige Minuten später der Sonderzug mit Seiner Majestät dem Kaiser und König aus Kiel einlief. Nach herzlicher Begrüßung ver- weilten die Majestäten noh längere Zeit im Fürstensalon der Station und begaben ih sodann im Automobil nah dem Neuen Palais.

Der Finanzausshuß der Kammer der Abgeord- neten hat, wie „W. T. B.“ meldet, vorgestern nah längerer Beratung, ia der die Vertreter der einzelnen Parteien nohmals ihren Standpunkt darlegten, dem Antrag der Regierung auf Erhöhung der Ziovilliste mit neun gegen sechs Stimmen bei zwei Stimmenthaltungen angenommen.

Sachsen-Coburg-Gotha. Der König der Bulgaren ist vorgestern abend nach Wien abgereist.

Destecrei-Ungaru. | Den vorgestern zusammengetretenen Delegationen ist

der gemeinsame Voranschlag für das erste Halbjahr 1914 unterbreitet worden, aus dem das „W. T. B.“ folgendes mitteilt: :

Beim Kapitel Ministerium des Aeußern weist der Voranschlag ein außerordentliches Grfordernis von 50 000 Kronen für den Vertreter ODesterreich-Ungarns in der internationalen Kontrolkommission für Albanien auf. Das ordentlihe Heereserfordernis beträgt 238 926 207 Kronen, das find 37 Millionen mehr als bie Hälfte des Erfordernisses des Jahres 1913. Bei Hin¡urechnung der ordentlichen Ergänzunguserfordernifse erhöht sich der angeforderte Mehrbetrag um weitere 65 Milltonen Kronen. Das außerordenilihe Heereserfordernis beträgt 760 000 Kronen, daher um 161 500 Kronen mehr als im ent- sprechenden Halbjahresbudget des Jahres 1913, Das ordentliche Er- so-dernis für die Kriegsmarine beträgt 35 464 050 Kronen, das außer- ordentliche 2 674530 Kronen. Das Gesamterfordernis der Kriegs - martlzae ist um 744975 Kronen größer als im Halbjahresbudget 1913. Das durch Quotenbeiträge der beiden Staaten der Monarchie zu bedeide Grfordernis von 194038878 Kronen {s gegenüber der Hálfte von 1913 um rund 46 Milltonen höher. Der Kredit

ir Bosnien von 8731 835 Kronen tis gegenüber dem Halbjahr s eS 1 700 000 Kronen höher. Tas Ministerium des Aeußern fucht die Bewilligung von Nachtragskrediten von vier Millionen nach, darunter 2 800 000 Kronen für Mehrauslagen anläßlih des Balkan- kErieges und 275000 Kronen als Kosten für die Teilnahme der Monarchie an der internationalen Absteckungskommission und der alba- nesischen Kontrollkommission. Das Krtegsministertium fordert für 1913 Nacßtragskredite im Gesamtbetrage von 32 Millionen, von denen 22 Millionen verursaht sind durch die erhöhten Lebensmittelpreise und 10 Millionen für die Durchführung einiger unaufschiebbarer organisatorischer Maßnahmen. Das Krieg8ministerium fordert weitere neun verschiedene außerordentliche Kredite im Gesamt- betrage von 446 640 000 Kronen. Diese Ziffer seßt sich zusammen aus dem Betrage von 357 Millionen Kronen für außerordentliche Aufwendungen zur Durchführung besonderer Maßnahmen bei póds und Marine infolge der Vorgänge auf dem Balkan in den Jahren 1912 und 1913, aus dem Betrage von rund 90 Milltonen Kronen, bei dem es sih um die auf das Halbjahr 1914 entfallenden Teilbeträge der bereits von früheren Delegationen genehmigten außerordentlichen

| Heeres- und Marinekredite handelt, und aus 800000 Kr. für den

erhalt der in die Monarchie geflüchteten und hier entwaffneten Aa igen der türkishen Armee. _ Der _ obengenannte außer- ordentliche Rüstungskredit von 357 Millionen Kronen für außerordentlih2 militärishe Maßnahmen während der Balkan- krise seßt fich zusammen aus rund 317 Millionen Kronen für das Heer und 40 Millionen Kronen für die Marine. Infolge der politishen Verhältnisse in Marokko wird die Gesandtschaft in Tanger aufgelöst und daselbst ein Generalkonsulat errichtet. Für die Errichtung eines effektiven Vizekonsulats in Adalia (Kleinasien) wird ein entsprehender Betrag eingeseßt, wobei die Negierung die dringende Notwendigkeit dieser Forderung tm Interesse des österreihischen Ex- ports fowie die Gelegenheit zu einer tetlweisen Entschädigung für dite Berluste in der europätshen Türkei betont. f Die österreihische Delegation hat zum Präsidenten den Abgeordneten Dr. Leo, zum Vizepräsidenten den Grafen Silva-Tarouca gewählt. Der Präsident Dr. Leo führte bei der Uebernahme des Präsidiums aus: i L Die Delegation werde s\ich haupisählich mit dem politischen Umwandlungsprozeß auf dem Balkan zu beschäftigen haben, dessen Rückwirkung die Monarchie als unmittelbarer Nachbarstaat weit leb- hafter empfinden wußte als eine andere Großmacht. Der Präsident pries die Frieden! liebe und die Weisheit des Kaisers, dem es zu ver- danken sei, wenn diese gefahrvolle Zeit bisher ohne Beeinträchtigung der vitalen Interessen der Monarchie abgelaufen sel, und \chloß mit einem begeistert aufgenommenen dreimaligen Hoh auf den Kaiser. Die ungarische Delegation hat in ihrer tonstituierenden Sizung den Abgeordneten Lang zum Präsidenten und den Abgeordneten Grafen Zichy zum Vizepräsidenten gewählt. : Gestern mittag fand in der Hofburg in Wien der feierliche Empfang der Delegationen durh den Kaiser Franz Joseph statt. Hierbei hielt der Präsident der österrei jischen Delegation Dr. Leo eine Ansprache, in der er die Solidarität aller Völker der Monarchie in ihren Gefühlen für die erhabene Person des Herrschers betonte und laut Bericht des „W. T. B. erklärte : : ° Die allgemeine Ueberzeugung, daß das mächtige Desterreih-Ungarn die stärkste Gewähr des europäischen Friedens bilde, fei gerade in der legten Zeit flar zum Beroußtsein gekommen, wo durch die Weisheit und die Friedensliche des Kaisers der Ausbruch blutiger Verwicklungen verhütet worden sei. Nur dur die Verwirklihung des Prinzips der Gerechtigkeit und nationalen Gleihberehtigung könnten die Be- dingungen der notwendigen Stetigkeit der Fortentwicklung in den Bilkanländern, denen ODesterreih - Ungarn die beste Zukunst wünsche, geschaffen werden. Mit Befriedigung dürfe man darauf hinweisen, daß Desterreichs Politik in Bosnten und der Herzegowina auf diejen Prinzipien aufgebaut sei. Der Redner wies mit inniger Genugtuung auf die Opferwilligkeit hin, mit der alle Kreise der Bevölkerung während der jüngsten Krise fceudig unter die Fahnen geeilt seten. Desterreih-Ungarn sel auch seiner shlagfertigen Armee zu aufrihtigem Danke verpflichtet, daß sie dur ihre anerkannte Kriegstüchtigkeit zu der friedlihén Lösung der drohenden Verwicklungen beigetragen habe. : ° Mit einer begeistert aufgenommenen Huldigung für den Kaiser, den Hüter und Schirmer des Friedens und den gütigen Vater seiner Völker, {loß der Redner. i Beim. Empfang der ungarischen Delegation verwies der Präsident Baron Lang in seiner Ansprache auf die Balkan- ereignisse und sagte : S / L Wix werden prüfen, tnwlefern die von unserer Regierung be- folgte Politik den Interessen des Vaterlandes, des Thrones und ins- besondere jenen zweifellos großen Dpfern entsprochen hat, mit denen der bewaffnete Friede uns belastet hat. Der Redner drückte seine Freude aus, daß dank der Weitheit des Königs der Krieg vermieden worden sei, und [telte fest, daß der Dreibund auch in dieser schweren Zeit eine Bürgschaft des europäischen Friedens und der Großmachtstellung bder Monarchie geblteben sei und es gleichzeitig ermöglicht habe, daß das Berhältnis Desterreih-Ungarns zu dea übrigen curcväishen Ländern ein tnnigeres geworden fet. ; Der Redner {loß mit begeistert aufgenommen Eljenrufen auf den König. / l Auf die Huldigungsansprachen der Präsidenten der beiden Delegationen erwiderte der Kaiser Franz Joseph mit folgender Thronrede: | L Ih nehme die Versicherung 1reuer Grgebenheii, die Sie soeben an Mich gerichtet haben, mit warmzm Dank und aufrichtiger Genug- tuung entgegen. Die kriegerishen Verwicklungen am Balkan, deren Ausbruch Ihre Aufmerksamkeit anläßlich der leiten Delegations- session beshäftigte, haben mit der Beendigung des zweiten Balkan- kiteges thren Abschluß gefunden. Jm Verlaufe der. Krise war das Bestreben Meiner Regiecung darauf gerihtet, die politishen und ökonomishen Interessen der Monarchie vor Schädigung zu bewahren und auf die Zunlichste Konsolidierung der Lage im nahen Osten hin- zuarbeiten. Angesihts der großen Bedeutung, vie das Adriatische Meer als einzig:s Ausfallstor unseres maritimen Handels für die Monarchie besißt, hat Meine Regierung thr besonderes Augen- merk auf die Lösung der albanishen Frage gerichtet. In vollem Einvernehmen mit der verbünteten italienischen Negierung haben wir die Gründung eines unabhängiuen Fürstentums Albanien auf der Londoner Botschafterkonferenz in Anregung gebracht und hierbei die Zustimmung und Unterstüßung der Vèächte für unsere Bestrebungen gewinnen können. Unsere Beziehungen zu allen Mächten find anhaltend freundschaftlih. In crnster Zeit hat sich das Bündnis, das uns zum . Heile unserer Völker seit Jahrzehnt n mit tem Deutschen Reiche und mit Italien verbindet, wieder als fester Hort des europäischen Friedens erwiesen. Der Mih seÿór erfreuende jüngste Besuch Seiner Majestät des Deutschen Kaisers in Wien bietet neuerlich Zeugnis für den zwishen uns und dem Deutschen Reiche bestehenden engeren Freundshaftsbund. Das ordentliche halb- jährige Budget Meiner Kctegöverwaltung bewegt sich in normalem Rahmen. Durch die erhöhte Kriegsbereit|chaft des ley! en Winters sind erhebliche Auslagen verursaht worden. Diese werden Jhnen als Mehr- forderungen unterbreitet werden. Ich empfehle deren Berücksichtigung Ihrer bewährten patriotischenOpferwilligkeit. In treuester Pflihterfüllung hat Meine bewaffnete Macht die als Folge der ernsten Ereignisse am Balkan an sie gestellte mühevolle Aufgabe unter s{chwierigen Ver- hältnissen zu Meiner vollsten Zufriedenheit durhgeführt. Gestußt auf ‘die erprobte Schlagfertigteit des Heeres, der Kriegsmariné und der beiden Landwehren, war es Meiner Regterung O den von ihr erstrebten Zielen mit fciedlihen Mitteln eltung zu

taaten erfuhr die fulturele und wirtschaftliche tine u osniens und der M erge Störung. Die Annahme des Eisenbahnbauge u im bosnisch, herzegowinishen Landtage, das den beiden Ländern die aus politishen und wirtschastlihen Gründen dringend pol endigen Ver- fehrsverbindungen zu bringen berufen ist, bildet den Beweis reifen Verständnisses dieser Volksvertretung für die großen Interessen der Monarchie. Indem Ich auf die Einsicht und den patriotischen Cifer rechne, die Sie der Erfüllung Ihrer Aufgabe zuwenden werden, heiße Ich Sie herzlih willkommen. Le

Der Ausschuß für Auswärtige Angelegenheiten der un- garishen Delegation trat gestern nahmittag zu einer Sißung zusammen, in der der Minister des Aeußern Graf Berchtold ein Exposé erstattete, in dem es obiger Quelle zufolge heißt:

Die im Spätherbste des vergangenen Jahres abgehaltene Dele, ationéttagung hat bereits im Zeichen der großen Ortentkrif e ge- tanden, die seither zu einer grundlegenden Umgestaltung der Mat- verhältnisse auf der Balkanhalbinsel geführt hat und deren legte Konsequenzen heute noch niht volllommen abgesehen werden können. Wir find Zeugen gewesen ein28 gewaltigen weltges{chichtlichen Pro- zesses, der in den ethnographishen und. kulturellen Verhältnissen am Balkan begründet war und unfehlbar eintreten mußte, sobald die alte mohammedanische Vormacht den in ihrem Innern nach Freiheit drängenden ristlihen Elementen wie den mit den leßteren dur zahlreihe Fäden verbundenen jungen Nachbarstaaten nicht mehr stand-

n konnte. nes i die auswärtige Politik der Monarchie war seit Dezennien neben der überlteferten Focmel der tunlihsten Erhaltung des bestehenden Zustandes jene der Nichtbehinderung der freten Gnt- wicklung der Balkanstaaten zum Axiom geworden eine Drientie- rung, die ebensosehr unserer traditionellen Freundschaft zur Türkei wte dem sympathischen Inter: fe entsprach, welches wic den christlichen Balkanstaaten jederzeit entgegengebraht haben. Es war nur die prafktishe Anwendung dieses politischen Me A, wenn in dem Exposé vom 5. November vorigen Jahres der Gedan e zum Ausdruck kam, daß wir bereit seten, der durch die Siege der Balkan- staaten geschaffenen neuen Lage in weitgehender Weise Rechnung zu tragen. Wir könnten uns um so mehr zu dieser Feststellung be- stimmt finden, als die Monarchie mit ter Erwerbung Bosniens und der Herzegowina ihre territoriale Ausdehnung am Balkan als abgeschlossen betrahtet hat und ein Abgehen von diesem seitens meines Vorgängers klar präzisierten Standpunkte weder unseren wohl- ertwvogenen ele os Fm U mir stets betonten Grundsaße der ‘ontinuität entsprohen haben würde.

7 Unser woblwollendes Verhalten gegenüber den siegreichen Balkan- staaten hat aber selbsiverständlid nit den Verzicht auf die Geltend- machung gewisser \pezifisher Interessen der Monarchie bedeuten können, daher es uns au nicht möglich war, auf die tin jenen Tagen in Um- lauf gebrahte Desinteressementformel einzugehen. Diese spezifischen Interessen, die s\ch in der Schaffung eines selbständigen Albaniens, in der Verhütung einer Machivershiebung in der Adria und in der tunlihsten Schaffung dauernder Zustände auf der Balkanhalbinsel zusammenfassen lassen, mit wenn irgend möglich friedlihen Mitteln durzusepen, war fortan der Gegenstand unseres diplomatischen Wirkens. Wir haben nicht ermanzelt, davon sowohl die Großmächte wie die interefsierten Balkanstaaten e:tsprehend in Kenntnis zu segen und gleichzeitig als Prinziy aufzustellen, daß wir zwar die Kriegsoperationen niht behindern wollen, uns aber yor- behalten müßten, nah der Beendigung des Waffenganges die Respek- tierung unserer Forderungen seitens der Verbündeten zu verlangen.

Die unfreundliche Haltung, die von manchen Stellen, sowohl am Balkan wte anderwärts, unseren Ansprüchen troßdem dieselben über den Bereich unserer legitimen Interessen niht hinausgingen entgegen- gestellt wurde, ließ borgen, daß der Kontakt unter den Großmächten gestört und eine friedlihe Austragung vereitelt werden könnte, was das Londoner Kabinett zur Anregung des Zusammentretens der Bot- shafterkonferenz veranlaßte. Wir haben uns unter dem aus- drücklihen Vorbehalte, daß diz Schaffung eines autonomen albanesischen Staatswesens niht auch in Frage “gestellt werden dürfe, wogegen Serbien ein aus\{lteßlich kommerzieller Zuzang zur Adria zuzusprechen wäre, bereit erklärt, an de:selben teilzunehmen. Wir haben uns von allem Anfange an darüber keinen ZÜusionen hingegeben, daß der Botschaftervereintgung eine äußerst heikle und shwierige Aufgabe zu- teil geworden war, und daß die Vereinigung der derselben zugewiesenen Fragen bei aller Klugheit und | Gewandtheit der Nepräsentaaten der Mächie, bei aller Energie und Um- sicht dec dem englishen Staate sekretär zugefallenen Leitung, für we!che ganz Europa nur Worte des Dankes und der „Ane kennung finden kann, lange, beiße und mühevolle diplomatische Arbeit in Anspruch nehmen werde. Eben deswegen war in jener Zett, wo die elekirishe Spannung in Europa troy der Entscheidung*shlachten von Kirkkilisse und Lüle Burgas noch kaum nachgelassen hatte, wo ungewöhnliche militärishe Maßnahmen im wefilichen Rußland Beunruhigung hervorrufen mußten, wo die andauernd ablehnende Haltung Bulgariens gegenüber den Forderungen Numäniens nach tercitorialen Kompensationen neuen _Konsfliktéstoff im nahen Orient erzeugte, das Zusammenarbeiten der L Diplo- maten am Konfserenztishe eine Sicherung der A ufrect- erhaltung des Kontaktes unter den Mächten und damit eine, wenn auch nicht unbedingte Bürgschaft der Erhaltung des Friedens. Darum haben wir auch auf der Konferenz ausgeharrt und uns zu manchen Zugeständnifsen Ra die, wenn auch uur gegen ent- spreckende Kompensationen gewährt, uns nit immer leicht gefallen sind. Der mühsame Pfad hat uns \{chli-ßliÞ im großen und aua zum anzgestrebten Ziele geführt. Wir baben den wesentlichsten Tei unseres Programws durchgeführt und der Monarchie den Frieden

ewahrt. i E

9 van Sicherung unserer Inleressen ist allerdiugs an- gesichts der feindseligen Haltung unserer südlichen Nachbarn eine ziem- lih umfangreihe militärishe Bereitschaft notwendig geworden, Wir mußten uns die Erfahrungen aus dec Einverleibungszeit bo! Augen halten, wo Serbien allein, ohne Rückendeckung durch eine Großmacht, gegen uns fkriegeri:che Vorbereitungen gemacht hatte. Nun standen auf Kriegsfuß befindliche siegreihe Armeen solche: Staaten an unseren Grenzen, welhe im Glauben befangen waren, auf die volle politishe und militärishe Dcckung einer mächtigen europäischen Staatengruppe rechnen zu Fönneg Auh an unserer Nordostgrenze haben wir uns L militärischen Vorkehrungea entschließen müssen. Diese o 6, Zurückbehaltung etnes Reservejahrgangs in Rußland veranlaßten 2 le nahmen hatten die Unzulänglichkeit unseres Grenzshußes zur Bea N waren aber keineswegs in der Gestaltung unserer vollfkommin korre n und freundschastlihen Beziehungen zum russishen Rethe aen Eine durch die hochherzige Initiative der beiden Monaichen bean aus egenständlihe Aussprache vermochte auch die Auflassung dieser Seife ehrungen in etnem relativ frühen Stadium der langwterigen herbetzuführen. : i i Bie Verhandlungen bezügli} der Grenzfestsegungen N albaniens sind dur das auf der Botschafterreunion vom 20. ia abgeschlossene Kompromiß zum Abs{luß gebracht worden, wo 0A Verzicht auf die Einbeziehung Djakovas durch die Festsiellung komp auros wurde, daß Skutari au im Falle der Einnabme seitens ° tontes g 2 zu Albanien zu gehören habe, daß den katholishen und aas e Minderheiten in den außerhalb des neuen Staatswesens verb L s Gebieten die religiöse und nationale Freiheit gewahrt blei L daß das albanesishe Gebiet von den fremden Truppen zu rae fen Die Hartnäckigkeit, mit welher Montenegro, unterstüßt von [1 von Truppen, diesen Bestimmungen zum Troye, die Belzgeru Gusten- Skutari forlseßte, hat zur Verhängung der internationalen hinderte, blockade geführt, dié zwar die Einnahme Skutaris nicht Les 4

verschaffen. T: der kriegerishen Borgänge in den Nalbar, ut- keine

immerhin aber die Berechtigung unserer Forderungen durch e \{!ofene Gintreten - der éuropäis@èn Großmächte für diese in

sheinung brachte.

en r April- und É ußten, um. die bedingungslose

zustellen,

Sn dem Widerstreite zwischen Rumänien und Bul- rien haben wir uns glei einzelnen anderen Kabinetten bemüht, g fraglichen Ansprüche in Sofia zu vertreten, angesichts des passiven Verhaltens des Kabinetts Geschow aber an der Vermittlung sämtlicher Michte teilgenommen, die erst von Rumänien, dann von Bulgarien

nommen wurde und auf der ferenz Anfang Mai zum Austrag mänien in dea Als na

nänien Gelegenheit, seinen t &t, Petersburger Konferenz srebungen volle Geltung zu

Frgebnisse dieses Krieges in manchen Stücken Keime zur Be- inruhigung mit sih gebraht haben, ist bekannt. Oesterrei - Ungarns und Nußlands,

Diplomatie unterstüßt Me Härten zu mildern. Auch

die es tro innère Erf

heinen geetgnet, eine Erregun wicklung nit förderlih fein

{luffes bart an threr Gren lluger Einsicht uisererseits gewiß nit worden find.

Die Konstituierung des

hat in der legten Zeit wenn auch leiten doch erfreulihe Fortschritte gemacht. Beschluß der Botschafterreunion über die Nordostgrenze ist in der August die Festseßung der Südgrenze gefolgt,

Schlußsißung am 11. : wonach das Kap Phthelia gegenü

Abarten zugesprochene Gebtet von Korißa den anderen Endpunlkt

bil au

der südlihen Grenzlinie zu der leßteren selbsst einer

zusammengeseß!en Kommission anvertraut wurde.

ebenso, wie die zur Detailfesisetzu nationale Kommission befinden sich

zu hoffen, daß beide ihre Tätigkeit in niht ferner Zukunft zum Ab- Andererseits ist

s{lusse bringen werden. wahung der Verwaltung des La Kontrollkommission in

t an 1. Oltober ShliezliÞh hat sich die

y senden,

mehr etner befseren

whster Zeit eine befriedigende

Die nah dem ungünstigen Ergebnisse des Balkankrieges bewiesene febenékraft des osmanischen Reichs,

gewinnung d:8 östlichen Thraztens sür dasselbe eine Pertode erhofen, wofür der Wegfall der nazedonishea Provinz nur för in jüngster Zeit geschlossenen

jener mit Griechen!and t Vgetolat

inneren Reorganisation zu widmen.

nun in ‘die Lage versetzt, sceundschaftlihe Beziehungen Jnteressen mit der Türkei Regenerterung lebhaften Anteil. daß die nunmehr überwundene tine historifche Notwendigkeit eutgegenzutreten gewiß niGt u der europäishe Besiy

wi per

\heint,

lim, so steht dec zu hoffen, daß

"r urchgemahten Kämpfe und das bmg die Oberhand behalten werden.

Vie Beziehungen zwische

Dele Resistenzkraft "ch die Entwicklung am Balkan ni \iste in Europa zuzuschreiben.

‘ue die Gefahr eines Brandes h lnt kam insbesondere in der unen \lerstüßung zum Ausdrucke, ffen das Deutsche

then ließen.

Vert werden tihütterten (eben,

konnte, hat

dem an

h bet entfalten konnten, deren solid

Kelch ¡rseitigen Beztehungen nur noch gesteigert hat.

de st zwar an diesen r neuerdings den Bew

3 gungdlos auf dessen

k

habe zuvor Gelegenhe

Beziehungen zum russishen Reihe während r der Krise korrekt und freundschaftlih geblieben

Entwicklung der Balkanv dulssen zwischen den und die Reibungsflähen

Es bat zu unserem Bedauern der ernsten Maß- zu denen wir uns bei Versagen aller anderen Mittel

Besi Silistcias gelangte. ch dem am 30. Mat erfolgten Friedens\{lufe zwischen ; Türkei und den vier Verbündeten die inneren Gegensäße zwischen ten Verbündeten zum ¿wetten Balkankriege führten, fand Ru-

nur

der Leistungen feiner tapferen Armee erlitten hat, ohne hütterungen in erfreuliher Weise überstanden. {i mit der Neueinteilung des Balkans die von den Einwohnern erhoffte nationale Befreiung nicht überall erfolgt. ebenfosehr für das Ergebnis des Bukarester Fricdens, wie für jenes der Londoner Botschafterreunion. Größere national ges{chlossene Gebiete sind unter die Herrschaft von fremdsprahtgen Nationalstaaten gestellt worden, und die vielfach geübten summarishen Anpassungsmethoden

ann. serbisch-albanesishen Kämpfe gegeben, die eine ershreckende An- zahl von Menschznopfern gefordert und s beiderseits tiefgehende Bitternis hinterlassen haben. Die serbischen

Gebiet, die die Absicht verrieten, durh Schaffung von faits accomplis die obnehin für Albanien ungünstige Grenze noch mehr dem eigenen Geshmack anzupassen, haben uns veranlaßt, in Belgrad erst freund- haftlih, dann entshieden die Räumung der w!derrechtlich beseßten Gebiete zu verlangen, weil das Vorgehen Serbiens einerseits das jugeshafffene Albanien in seiner Existenz bedrohte, andererseits es mit un Ansehen der Monarchie nit vereinbar war, die Mißachtung es unter ihrer Mitwirkung zustandegekommenen internationalen

der Unhaltbarkeit ( serbishe Regierung unserem Verlangen willfahrt, wodurh weitere, erwünschte

ihre niederländische sanden, zweck8 Organisierung der Gendarmerie Offiziere nah Albanien s die bereits eingetroffen sind. (t sich erwarten, daß das junge Staatswesen, lulenen Monaten unter den allerungünstigsten Verhältnissen \ich am en erhalten fonnte, und den Willen zum leben gezeigt hat, nun- l Zukunft entgegengeht, zumal begründete Ausficht borhanden ift, daß auch die hohbedeutsame Fürstenfrage in aller-

der Konsolidierung und des Aufschwungs

Resumierend mötte tch feststellen,

der Türkei \arzen auf deren natürliche ethnographische wWeint, find die christlihen Balkanstaaten eizen Grenzen hinaus8gewahsen und sehen n neuerworbenen Gebieten entgegen. immungen manche Unzufriedenheit

ter abgelaufenen Krise etne unerwartet große Tragfähigkeit bewiesen. ist nicht zu geringem Teile der vorhandenen und

Dank dem allgemeinen tFriedensbedürf- fie und dem Abhandensetn wirklich vitaler Interessenkollisionen konnte Ydie Festigkeit der europäishen Gruppierungen bewähren,

welhe uns unsere bewährten Bundes3- Reich und Italien, während der Krise ange- Der ODreibund, der lange vor Eintritt seines auf das mende Jahr fallenden Endtermins am 7. D

Fortbestandes und seines ungelockerten gewissen Balkanfragen

; t vuther interessierten Königreihe Italien befanden wir uns in tige Uebereinstimmung, sodaß die beiden verbündeten Mächte eine

ragen nicht unmittelbar interesfiert, es hat s erbraht, daß wir in ernsten Stunden Bundestreue zählen können. ie M des deutsch-englischen E nee mußte auch

L onarhte von erheblichem Borteil sein. D hp, 18 der englishen auswärtigen Politik hat wesentli dazu beige- daß die zahllosen Schwierigkeiten der Lage zwischen den beteiligten Mächten beseitigt werden

den ersten Maitagen entschließen Räumung der Stadt Skutari sicher-

in St. Petersburg abgehaltenen Kon- ebracht worden ist, wodurch Ru-

roß unferer Unterstüßung auf a5 tse

ungenügend realisierten m übrigen die

verschaffen. Daß i

Den Bemühungen welche von der rumäni- wurden, is es zwar gelungen, hat Bulgarien die Schicksals\{läge,

Immerhia

Es gilt dies übrigens

zu erzeugen, die der ruhigen Ent- Ein Beispiel hierfür haben die

ebergriffe auf albanesishes

ze auf die Dauer zuzulassen. Fn ihres Standpunktes hat die Verwick‘ungen vermieden albanesishen Staatswesens

langfam und unter Schwierig- Dem endgültigen

ber von Korfu den einen und das

den haben, indes bie Festseßung s Delegierten der Großmächte Diese Kommission ng der Nordgrenze berufene inter- derzeit aa der Arbett, und es teht

die mit der Uéber- ndes betraute Internationale Valona zusammengetreten und Eröffnungésizung abgehalten. Regierung bereit ge-

Unter diefen Umständen das in den abge-

Lösung finden wird.

{ die sich in der Wieder- mit Adrianopel geäußert hat, läßt

kostspieligen und stets gefährdeten derlih sein kann. Durch den Ausgleih mit Bulgarien, dem ist, wird die Pforte den großen Aufgaben ihrer Wir sind durch traditionelle e dur vielfältige kommerztelle bunden und nehmen an ihrer

lange und {were Krise als betrahtet werden muß, der nsere Aufgabe war. Während nunmehr im großen und Grenz;en eingeshränkt er- säwtlih über ihre bis- reiher Kulturarbeit in Wenn auch die Grenz- geweckt und Feind)chaft gezeitiat vie Erinnerung an die Ee Bedürfnis nach Rube und Er-

n den Großmächten haben in

cht ershütterten Equilibrierung der

eraufzubeschwören.

Diese Festig- twegten,

tatkräftigen und loyalen

ezember v. I. er- Proben seines un- Gefüges ge- glei uns

seither

arische Durhführung die Intimität Das Deutsche Die erfreuliche e streng objektive ohne ernftlihe

it genommen, darauf hinzuwetsen,

erhältnisse bat manchen Anlaß zu beiden benaba: ten Mächten

vermindert, sondern vielfa eine erfreulihe Uebereinstimmung der Auffassungen und Beiehen gezeitigt, welhe für die zukünftige Gntwicklung unserer Bzziehungen nur von best-m Einflusse sein kann. Wie Ihnen bekannt, gibt es keine greifbaren Interefsengegensäge, die uns von Frankrei ch trennen. Wenn zeitweilig einige füc uns wenig nao Stimmea in der Republik laut werden, fo findet sich hier- ür kaum eine Erklärung. Erfreulicherweise haben wir keinen Grund diese Aeußerungen die Dig- positionen der maßgebenden Faktoren widerspktegeln. Es ist bereits erwähnt worden, daß sich Rumänien, dessen berechtigte Wünsche österreihisch-ungarisherseits vom Anbeginn der Balkankrise mit Nachdruck vertreten wurden, im serbish- bulgzrischen Kctege die Gelegenhett geboten hat, setn Programm voll zur Durchführung zu bringen. Wir be-leiten das mit uns dur enge Freundschaft verbundene Königreih wie in der Vergangenheit auch weiterhin mit unseren wärmsten Sympathien. Was unser Verhältnis zu den Balkanstaaten anbelangt, wollen wir uns allen gegenüber die Pflege , freundshaftliher Beziehungen angelegen fein lassen und nicht minder bestrebt sein, thren öôkono- mischen Bedürfnifsen nah Möglichkeit Rechnung zu tragen. Die territorialen Veränderungen haben au die wirtshaftlihe Stellung der einzelnen Balkanstaaten uns gegenüber sehr wesentlich verändert, indem jeder derselben infolge des ansehnlihen Zuwachses von Terri- torium und Bevölkerung eine größere Bedeutung für den Waren- verkehr sowie auch ein erhöhtes Interesse vom Standpunkte wihtiger Verkehrsprobleme gewonnen hat. Dem uns benachbarten Königreiche Serbien gegenüber erachten wir die Anbahnung guter wtirtschaft- licher Beziehungen als ein Unterpfand ein:s freundnahbarlihen Ver- bâltnisses. Unsererseits hat die jerbishe Regierung b-reits derartige Mitteilungen erha!ten, und wic erwarten von ihr jeßt als Beweis, daß fie auch ihrerseits ein derartiges Verhältnis wünscht, jene Er- öffnungzn, diz zum Eingehen in die detaillierten Erörterungen der gegenseitigen wirtshaftlihen Stellung zu führen geeignet sind. In dieser Voraussiht können wir die Hoffnung aussprechen, daß mit der Umgestaltung auf der Balkanhalbinsel eine neue Aera in unserem Vechältnisse zu den dortigen Staatsw*fen hzranbrechzn werde, eine Aera engeren und lebhafteren wirtshaftlihen Verkehrs und vertrauens- voller freundshaftliher Beziehungen. Wir werden dieser Entwicklung am besten dienen, wenn wir uns politis stetig konsolidieren und militärish schlagfertig halten und uns darübzr feiner Täuschung hingeben, daß nur einträhtiges und opferwilliges Zusammenarbeiten uns Macht und Ansehen und in der Stunde der Gefahr Sicherheit und Selbst- vertrauen geben kann. Dann werden wtr ungehindert die Segnungen des Friedens zu wirts{haftliher und fulturellec Entwicklung verwerten können und die ökonomischen Shäden wieder wettmachen, die dfe bôlfergeshichtliche Umwälzung an unseren Grenzen naturgemäß zur Folge hatte. Laut Erlaß des Kriegsministeriuums werden alle jeßt noch im aktiven Dienstverhältnis stehenden Ersaßtzreservisten der Jahrgänge 1910 und 1911 in das nitaftive Verhältnis verseßt. Ebenso wurden die Ersaßreservisten des Jahrgangs 1912 verständigt, daß ihre Entlassung vorausfihtlih Mitte Dezember erfolgen wird, insoweit dies mit Rücksicht auf die Erhaltung der neunormierten Friedens\tände zulässig sei.

Auf Einladung des Ministerpräsidenten Grafen Stür gkh fand vorgestern eine Besprechung der Obmänner der Mehrheitsparteien mit den Ruthenen statt, in der, wie „W. T. B.“ meldet, vereinbart wurde, daß die Ruthenen vorläufig ihre Obstruktionstaktik aufgeben und sich auf wirkliche tatsähliche Berichtigungen beschränken. Vorgestern empfing der

Stürgkh in Gegenwart des Arbeitsministers und des Leiters des Finanzministeriuums eine Abordnung der östkerreichisch- ungarischen Jndustrie, die eine endliche Entscheidung der Regie- rung, betreffend die offizielle Beteiligung Oesterreichs an der Weltausstellung in San Francisco, und eine Subvention für die österreichisch - ungarische Jndustrie erbat. Nah einer längeren Konferenz,. in der auch die ablehnende Haltung Deutschlands be- bezüglih der Beteiligung zur Sprache fam, erklärte der Ministerpräsident, obiger Quelle zufolge, daß die Regierung den Plan einer Beteiligung der österreichischen Jndustrie weiterhin wohlwollend studieren werde, aber angesichts der Budgetlage ein besonderes Entgegenkommen der Industrie hinsichtlih der Kostendeckung fordern müsse.

Gen österreihishen Abgeordnetenhause unter- breitete vorgestern der Eisenbahnminister Freiherr von Forster die Vorlage, betreffend die Ergänzung des bosnisch - herzegowini schen Eisenbahnneßzes.

Laut Bericht des ,W. T. B.* erklärte der Minister, die Ein- beziehung der beiden Länder in den pragmatishen Verband der Monarchie erheische auH ibre wirtschaftlih verstärkie Angliederung durch den Ausbau der Bahnverbindungen, dessen Dringlichkeit noch dur militärishe Nücksichten gesteigert werde. Es handle h hier- bet nur um die Beihiïfen der beiden Staaten der Monarchie zu dem von Bosnien und der Herzegowina zu bestreitenden Aufwand in Form von jährlihen Leistungen zu dem Dierst des von diesen Ländern aufzunehmenden Anlehens. Die Regierung werde bald nah der Verabschiedung der Finanzvorlagen einen über die früheren Vors lagen hinausgehenden Loftalbahngeseßentwurf einbringen, dessen Ver- vollkommnung sie von der Eröffnung weiterer, über die gegenwärtig verhandelten Steuervorlagen hinausgehender Einnahmen abhängig machen müfse.

zur Annahme, daß

Ministerpräsident Graf

Großbritannien und Frland.,

__ Wie das „Reutersche Bureau“ an amtlicher Stelle ren sind zwei englishe Kreuzer nah den mexikanischen Gewässern entsandt worden, um im Notfalle den Schutz der englischen Untertanen zu übernehmen.

Der Generalpostmeister hat gestern eine Abordnung von Postbeamten empfangen, denen er laut Meldung des „W. T. B.“ mitteilte, daß die geforderte Loherhöhung von 15 Prozent nicht bewilligt werden könne, doch werde sofort eine gewisse Lohnerhöhung im Gesamtbetrage von fünf Viertel Millionen durchgeführt werden. Die hauptsählichen Zugeständ- nisse finden auf die Angestellten Anwendung, deren Wochenlohn, sofern sie in London beschäftigt sind, niht 35 Schilling, soweit sie anderwärts beschäftigt sind, nicht 30 Schilling übersteigt.

Frankreich.

Der zweite Jnternationale Kongreß zur Regelung des Zollwesens ist vorgestern in Paris von dem Unterstaats- sekretär des Finanzministeriums Bourely eröffnet worden, der die Vertreter der fremden Regierungen durh eine Ansprache begrüßte, in der er laut Bericht des „W. T. B.“ ausführte, daß es angesichts der von Jahr zu Jahr verwickelter werdenden und strengeren Zollbestimmungen notwendig sei, die JFnteressen des internationalen Handels möglichst zu schonen. Ein solches Ergebnis könnte nur durch eingehende und von allen Seiten von gutem Willen erfüllte Erörterungen und durch den Ausgleich einander bisweilen widerstrebender Juteressen erzielt werden. Vorgestern ist in Paris auch der französish-deutsche Ao gr as eröffnet worden, der von dem französischen in emeinschaft mit dem deutschen Handelskomitee veranstaltet worden ift. Ueber die Verhandlungen und Beschlüsse des Kongresses berichtet das obengenannte Telegraphenbureau wie

zwischen ihnen niht nur

, Der Kongreß hörte zuerst den Bericht des Beueralsekre}ss Lucien Coquet über die Zolluntersuhung, die von dem Komitee ver- anftaltet worden ist, und gab fodann dem Wunsche Ausdruck, daß man deutscherseits, um die Freiheit des Handelsverkehrs zu fördern, auf den guten Willen der französishen Regierung eingehen möge im Geiste der Versöhnung, damit die Regelung der augenblick- lichen Zolschwierigkeiten zum Wobl beider Länder erleichtert würde. Der Kongreß beschäftigte sch darauf mit der Frage der Echtheit von Ursprungsbezei nungen und gab dem Wunsche Ausdruck, die französishe und die deutshe Regierung möchten Verhandlungen aufnehmen, damit sobald als möglich in den betden Ländern ein Verfahren in der Behandlun der Ursprungsbezeihaungen einges{lagen werde, das beherrscht sei vom liberalen Geiste der beiden großen Grundsäße der Gegen- seitigkeit im Zollwesen und der Loyalität im geschäftlichen Verkehr. Auf Vorsch!ag des Generalzolldirektoes nahm der Kongreß eine Resolution an, die es für notwendig erklärt, daß in einheitlihem inter- nationalen Geiste über die Streitfragen Beschluß gefaßt werde, und ih dahin ausspricht, folche Fragen, nahdem sie zuvor seitens der interessierten Länder geprüft worden seien, einer Konferenz zu unter- breiten. Diese solle aus Vertretern der Zollverwaltungen bestehen und zur Srundlage threr Beratungen machen, daß die strittigen Punkte durch eine Mehrheit von Persönlichkeiten entshieden werden, die von den Zollverwaltungen der Etnfuhrländer Der Kongreß faßte ferner folgende Beschlüsse: 1) die deutsche Zollverwaltung möge alle Weine derselben Gegend als gleihariig be- traten und die gleihartizen Weine nur einer einzigen Untersuhung unterwerfen. Die Weine, die in Frankrei mit 2 Franfts für die Flasche verkauft werden, follen im Deutschen Reiche als hohwertige Weine angeszchen werden und als folhe feiner UntersuGßung unter- liegen. Ferner sollen die franzöfischen Behörden ohne Ver- zug auf die Gefahr _aufmerksam gemacht werden, welhe der französischen Weinausfuhr naH dem Deutschen Reiche droht infolge des von den vier weinbauenden Staaten Süddeutschlands am 2. Juli 1913 beim Bundesrat gestellten Antrages, auéländishe Weine mit Zöllen zu belegen, eine Maßnahme, die ganz besonters für die französischen Weine von Nahteil sein würde; 2) wünscht der Zoll- kongreß, daß die Art der Verzollung und die Streitigkeiten, zu denen die Auslegung der Tarife Anlaß geben könnte, den Gegenstand be- sonderen Studiums durch eine deutsch-französisch? Zollkonferenz bilden solle, deren Zusammentritt die Aufmerksamkeit der beiden Negierungen mehr und mehr in Anspru nehmen müsse. è

Die Deputiertenkammer hat vorgestern, obiger Quelle zufolge, mit 333 gegen 225 Stimmen das gesamte Wahlreformgesez in seiner neuen Gestalt angenommen. Der Wahlreformentwurf bestimmt: |

Die Deputierten werden dur Listenwahl und mit Vertr:tung der Minoritäten gewählt. Fedes Departement mit Ausnahme des Seine- und des Norddepartements bildet einen Wahlkreis. Jeder Wahlkceis wählt inind:\tens dret Deputierte, wobet auf je 22 500 einges{riebene Wähler und „sodann auf den 11 250 übersteigenden Bru(teil je ein Mandat enifällt. Niemand kann in mehr als einem Wahlbezirk kTandidieren. Die Kandidatenlisten können nur foviel Namen enthalten, als der betreffende Wahlkreis Deputierte zu wählen hat. Iede Liste erhält sovtel Deputtertenmandate, als der Wahlquotient in den ab- gegebenen Stimmen enthalten ist. Diese Mandate werden in jeder Liste denjenigen Kandtdaten zuerkannt, die die größere Stimmeaanzahl erhalten haben. Die eiwa übrigen Mandate werden denjentgen Kandidaten zuerkannt, die die absolute Mehrheit erzielt haben, welcher Liste sie auch angehören.

—— Unter einstimmiger Ablehnung der Erbschafts steuer hat sih gestern die Steuerkommission im Prinzip für eine jährliche persönliche Kapitalsteuer ausgesprochen, die sie im Ein- verständnis mit der Regierung baldigst einer Prüfung zu unterziehen bereit ift.

Die Budgetkommission hat gestern mit 18 gegen 13 Stimmen einen Vorschlag Augagneur angenommen, der dahingeht, die Diskussion über eine Anleihe nur auf die

unabhängig find.

außerordentlichen Ausgaben zu beschränken, während die aus dem Defizit herrührenden Ausgaben beiseite gelassen werden. Dadurch würde die Anleihe auf ungefähr 900 Millionen ver- ringert werden.

Der General Faurie hat gestern, wie „W. T. B.“ meldet, dem Kriegsministeruum die von ihm gegen den eia Joffre und General Chomer erhobene Klage überreicht.

Bei einem Festmahl des republikanishen Komitees für Handel und Jndustrie, an dem die Präsidenten des Senats und der Kammer sowie mehrere Minister und zahlreiche Parlamentarier teilnahmen, hielt der Ministerpräsident Barthou eine Rede, in der er die geplante Anleihe recht- eda und erklärte, die Regierung werde die Einkommen- teuer, die das Geheimnis der Vermögen und Geschäfte achten werde, zum guten Ende bringen. Der Ministerpräsident stellte fest, daß das Land mit Jubel die Wiedereinführung des drei- jährigen Militärdienstes aufgenommen habe, die geschehen sei, nicht um herauszufordern, sondern als Antwort auf Nüstungen anderer und aus Sorge um die Landesverteidigung, und fuhr dann fort:

Niema?s haben wtr Verwirrung und haben wir bet der jüngsten Krise bewiesen. wurden von dem Wunsch, dem Willen und der Pflicht geleitet, den Weltfrieden aufrehtzuerhalten. Dieser Friede wurde seit einem Jahre troy vieler Gefahren und Schwierigkeiten erhalten. Man darf hoffen, daß die Shwierigkleiten, wenn auch langsam, si regeln und die Reibungsflähen {ih verringern oder ganz verschwinden. Jn jedem Lande müssen diejenigen, die im Namen der allgemeinen Interefsen ihrer Länder spr2chen, an ihre Regierungen appellieren und auf sie einen Druck auéüben, damit der unbehaglihen Lage, die die Geschäfte lähmt, ein Ende gemaßht werd... Wir wecden an der Aufrechterhaltung des Friedens der Welt mit der gleihzn Eh:lichkeit weiter mitarbeiten.

Ruß:latræd.

Die mongolische Mission ist gestern vom Minister des Aeußern Sasonow empfangen worden. Der mongolische Premierminister erklärte, wie „W. T. B.“ meldet, einem Ver- treter der „St. Petersburger Telegraphenagentur“, der Zweck des Besuches der mongolishen Mission sei, den auf- rihtigen Dank der reformierten Mongolei für die Freund- E der russishen Regierung auszudrücken und dem Kaijer ein Handschreiben des Hutuchtu zu überreichen, sowie Kenntnis zu gewinnen von den politischen Einrichtungen Ruß- lands und seinen bedeutendsten industriellen Hndecnuins en, um die russisch-mongolischen Handelsbeziehungen zu stärken. Der Minisier des Aeußern habe versprochen, die Mission in ihren Bestrebungen zu unterstüßen, und sie im Namen des Kaisers eingeladen, Livadia zu besuchen. Danach beabsichtige die Mission, sih Moskau und andere bedeutende Städte Ruß= lands anzusehen.

Die Reichsduma hat, obiger Quelle Ey vor- Fahr: die Regierungsvorlage über die Militär liht der

Zwietracht gefördert; das Alle unsere Besirebungea

ahrzeuge angenommen. Die Progressisten haben in der uma einen Geseßentwurf eingebraht, durch den festgeseßt wird, daß die Mitglieder der beiden Kaminern für Reden, die fie in Ausübung ihres parlamentarishenMandats

folgt :

halten, gerihtlih nicht zur Verantwortung gezogen werden