1895 / 2 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 03 Jan 1895 18:00:01 GMT) scan diff

Bekanntmachung.

Nach Vorschrift des Gesezes vom 10. April 1872 (Geseßz-Samml. S. 357) sind bekannt gemacht : :

1) das am 23. Oftober 1894 Allerhöchf vollzogene Statut für den Gnt- und Bewässerungsverband Herzberger Außenfeld im Danziger Deichverbande, Kreises Danziger Niederung, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Danzig Nr. 48 S. 415, ausgegeben am 1. Dezember 1894; i

2) das am 23. Oktober 1894 Allerhöchst vollzogene Statut für den Ent- und Bewässerungsverband Herzberger Binnenfeld im Danziger Deichverbande, Landkreises Danziger Niederung, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Danzig Nr. 48 S. 419, ausgegeben am 1. Dezember 1894;

3) der am 23. Oktober 1894 Allerhöchst vollzogene Nachtrag zu dem Statut der Deichgenossenshaft Sperlingsdorf-Shönau im Danziger Deichverbande vom 26. November 1888 durch das Amts- Vas der A aag (v zu Danzig Nr. 48 S. 422, aus- egeben am 1. Dezember :

E 4) der Allerhöchste Erlaß vom 9. November 1894, betreffend cine Abänderung des Statuts des Mühlberger Deichverbandes vom 29. November 1851, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Merseburg Nr. 49 S. 369, ausgegeben am 8. Dezember 1894;

5) das Allerböchste Say vom 14. November 1894 wegen Ausfertigung auf den Inhaber lautender Anleihescheine der Stadt Essen im Betrage von 1 900 000 A durch das Amtsblatt der König- lihen Regierung zu Düsseldorf Nr. 50 S. 495, ausgegeben am 15. Dezember 1894,

Abgereist:

Seine Excellenz der Staats - Minister und Minister der öffentlihen Arbeiten Thielen, nah Geestemünde und Helgoland.

Personal-Veränderungen.

Königlich Preuftische Armee.

Offiziere, Portepee-Fähnriche 2. Ernennungen- Beförderungen und Versegungen. Im aktiven Heere. Neues Palais, 29. Dezember. v. Stünzner, Gen. Major und Ober-Quartiermeister vom Generalstab, zum Mitglied der Studien- Rus der Kriegs-Akademie ernannt. Thiede, Major und Bats. Kommandeur vom Gren. Regt. König Friedrich 1. (4. Ostpreuß.) Nr. 5, dessen Kommando zur Dienstleistung bei dem Kriegs- Ministerium bis auf weiteres verlängert. Uebe, Pr. Lt. von dem- selben Regt., unter Beförderung zum Hauptm. und Komp. Chef, in das Ss, Negt. Ne. 141/ "Frhr. v. Hofmann, Pr L vom Inf. Regt. Nr. 130, unter Entbindung von dem Kommando als Adjutant bei der 31. Inf. Brig.,, in das Gren. Regt. O Seid G O E S verseßt. v. L’Estocq, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Graf Bülow von Dennewiß

6. Westfäl.) Nr. 5%, als Adjutant zur 31. Inf. Brig. kommandiert. enninghoff, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 140, unter vorläufiger Belassung in dem Kommando als Erzieher bei dem Kadettenhause zu Bensberg, in das Inf. Regt. Graf Bülow von Dennewiyß (6. West- fälishes) Nr. 55 verseßt. v. Bonin, Sec. Lt. vom Inf. Negt. Nr. 140, zum Pr. Lt. befördert. v. Choru s, Sec. Lt. vom 2. Garde- Regt. zu Fuß, in das Inf. Regt. Graf Barfuß (4. Westfäl.) Nr. 17, v. Hohwächt er, Sec. Lt. vom 3. Garde-Ulan. Regt., in das Inf. Regt. Graf Bülow von Dennewiy (6. Westfäl.) Nr. 55, verseßt. v. Roques, Pr. L. vom 3. Garde-Regt. zu Fuß, unter Entbindung von dem Kommando als Insp. Offizier bei der Kriegsschule in Hannover, als Bureau-Chef und Bibliothekar zu derselbenKriegs\{chule kommandiert. Morgen, Pr. Lt. vom Inf. Regt. von Winterfeldt (2. Oberschles.) Nr. 23, als Insp. Offizier zur Kriegs\{ule in Hannover kommandiert. Thiel, Major z. D., zuleßt Hauptm. und Komp. Chef vom Füs. Regt. General-Feldmarschall Graf Moltke (Schlef.) Nr. 38, komman- diert zur Dienstleistung bei dem Bekleidungsamt des VI. Armee- Korps, unter Ertheilung der Erlaubniß zum ferneren Tragen der Uniform des genannten Regts., zum Mitglied des gedachten Bekleidungs- amts ernannt. v. d. Heyde, Sec. Lt. von der Res. des Gren. Regts. König Friedri IIT. (1. Ostpreuß.) Nr. 1, zur Dienstleistung bei dem Inf. Regt. Nr. 136 vom 1. Januar 1895 ab auf ein Jahr Tommandiert. ; Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Neues alais, 29. Dezember. Bartsch, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 99, cheidet behufs Vebertritts zur Schußtruppe für Kamerun mit dem 6. Januar 1895 aus dem Heere aus. Lehmus. Port. Fähnr. vom E E, Regt. von Scharnhorst (1. Hannov.) Nr. 10, zur Res. ent- assen. Maraun, Hauptm. a. D., zuleßt im Pion. Bat. Fürst Radziwill (Ostpreuß.) Nr. 1, die Erlaubniß zum Tragen der Uniform des Hess. Pion. Bats. Nr. 11 ertheilt. v. Manteuffel gen. Be fgen, Pr. Lt. a. D., zuleßt Bezirksoffizier bei dem Landw. Bezirk oldap, unter Verleihung der Auésiht auf Anstellung im Zivildienst, die Erlaubniß zum Tragen der Armee-Uniform ertheilt.

Im Beurlaubtenstande. Neues Palais, 29. Dezember. Siegert, Hauptm. von der Inf. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks Königsberg, mit Pension und der Landw. Armee-Uniform, Kempe, Sec. Lt. von der Inf. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks Lennep, mit U Meißner, Hauptm. von der Inf. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks Straßburg, mit Pension nebst Aussicht auf Anstellung im Zivildienst und der L:ndw. Armee-Uniform, der Abschied bewilligt.

Beamte der Militärverwaltung.

Durch Verfügung des Kriegs-M inisteriums. 18. De- zember. Krampe, Nehfeldt, Unter-Roßärzte vom 2. Hannov. Ulan. Regt. Nr. 14 bezw. Feld-Art. Negt. Nr. 31, zu Roßärzten, Hartmann, Goerliß, Unter-Roßärzte der Ref., zu Noßärzten des Beurlaubtenstandes, ernannt. Goebel s, Roßarzt vom Hol- stein. Feld-Art. a Nr. 24, zum Drag. Regt. von Arnim (2. Brandenburg.) Nr. 12 verseßt. : :

22. Dezember. Strauch, Zahlmstr. Aspir., zum Zahlmstr. beim XV. Armee-Korps ernannt.

24. Dezember. Fleck, Zahlmstr. vom 1. Bat. Fuß-Art. Regt. von Hindersin (1. Pomm.) Nr. 2, auf seinen Antrag zum 1. Januar 1895 mit Pension in den Ruhestand versetzt.

Königlich Bayerische Armee.

Offiziere, Portepee - Fähnriche . Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen. Im Beurlaubten- ftande. 16. Dezember. Befördert: Findeis en, Pr. Lt. in der Res. des 2. Pion. Bats., zum Hauptm.; die Sec. Lts. : _Stappel in der Res. des 1. Pion. Bats, Trölt\ch (Gunzenhausen) bei der Inf., Graneß (Bamberg) bei der Kav,, Besfold (Ingolstadt) bei den Pionieren, in der Landw. 1. Aufgebots, Wachter (Dillingen) in der Landw. Inf. 2. Aufgebots, zu Pr. Lts.; die nahgenannten Vize-Feldw. und Vize-Wachtm. 2c. aus den beigeseßten Landw. Bezirken zu Sec. Lts.: in der Res.: Westermayer (Rosenheim), Bonn (Landau), Schmidt (Bayreuth), v. Wachter (Mindelheim), Hübl er (1 München) im Inf. Leib-Regt., Feichtinger, Koch, Lauden- bah (1 München) im 1. Inf Regt. König, Somm er, Baust, Fries (1. München), Ponader (Bösenbeim), Hartmann I München) im 2. Inf. Regt. Kronprinz, Wölcke, Karmann

ugéburg), Schielin, Gloggengieß er (Kempten), Schmidt,

amberger, Münzenthaler (Augsburg) im 3. Inf. Regt. Prinz Karl von Bayern, Merk (Amberg), Hart (Aschaffenburg), Köhl (1 München), Wächtler, Hausmann (Amberg), Hoff- mann (Landshut). Küfner (Passau), Roth (Amberg), Lauten- \chlager (Regensburg), Rentsch (Bayreuth), im 6. Infanterie- Regiment Kaiser Wilhelm, König von Preußen, Gerber (Weiden), Heinel (Augsburg), Scchröppel (Bayreuth),

Walther, Wimmer (Nürnberg) im 7. Infanterie-Regiment“ Prinz A Kneshke (Würzburg) im 8. Infanterie-Regiment vakant Pranckh, Ritter v. Tettenborn, Sauer (Würzburg), Scherer, Schäfer, Wemmer (Aschaffenburg), Wein garten (Würzburg) im 9. Inf. Regt. Wrede, Schmid (Regensburg) im 10. Inf. Regt. Prinz Ludwig, Meier, Hirschmann, Höpfl RESDucA, im 11. Inf. Regt. von der Tann, Wagner (Augs- urg), (Port. Fähnr.) Narci egensburg,, Schreiner (Dil- lingen) im 12. Inf. Regt. Prinz Arnulf, Kroder (Dillingen), Rauh (Wasserburg), Meixner R im 13. Inf. Regt. Kaiser Franz Joseph von Oesterreih, Hinlein C ay Kappeller, Stenglein, Leuhs (Nürnberg) im 14. Inf. Regt. Heros Karl Theodor, Getipel (Bayreuth), Dörfler (Erlangen), auber (Ingolstadt) im 15. Inf. Regt. König Albert von Sachsen, Wagner (Straubing), Rehaber (Passau) im 16. Inf. Negt. Großherzog Ferdinand von Toskana, Knopf (Ludwigshafen) im 17. Inf. Regt. Orff, Kohlborn (Landau), ans (Zweibrücken), Wadlinger, Schönewald (Landau), Schöpf (Hof), Wand (Landau) im 18. Inf. Regt. E Ludwig Ferdinand, D örrer, Meister (Kißingen) im 19. Inf. Regt, Wagner (Ingolstadt) im 2. Jâger-Bat.,, Grüner (Nürnberg) im 2. Ulan. Regt. König, Würker (Nürnberg), Hürner (Ansbach) im 1. Chev. Regt. Kaiser Nikolaus von Rußland, Fahr (Zweibrücken) im d. Chev. Regt. Erzherzog Albrecht von Oesterrei, Humann (Bayreuth) im 6. Chev. Regt. vakant Großfürst Konstantin Nikolajewitsch, s v. Welser 1 München), West h off (Landshut) im 1. Feld-Art. Regt. Prinz-Regent uitpold, Schießl (Würzburg), Escherich (Landshut) im 2. Feld- Art. Regt. Horn, Spengelin (Kempten), v. Glaß (Regensburg), Zöller (Zweibrücken) im 3. F ld-Art. Regt. Königin Mutter, Wanka (Aschaffenburg), Levy (Nürnberg) im 4. Feld-Art. Regt. König, Schneider (Zweibrücken), de Obregon (Würzburg), Schranck (Landau), Reichard, Marx, Eckel (Ludwigshafen) im 9. Feld Art. Regt, Fromm (Landau) im 1. Fuß-Art. Regt. vakant Bothmer, Spitta, Hoffmann (1 München) im 2. Fuß-Art. Negt., Keller (Nürnberg) im 1. Pion. Bat., Wagmüller (1 München), Gebhardt (Nürnberg) im Eisenbahn-Bat., Dinges (Landshut), Werner, Ackermann (Straubing) im 1. Train-Bat., Grießinger (Bayreuth) im 2. Train-Bat. ; in der Landw. 1. Aufgebots: Berrscche (Landau), Vize-Feldw. bei der Inf. / Militär-Justizbeamte.

14. Dezember. Schellerer, Ober - Stabsauditeur und Direktor des Militär-Bezirksgerihts Würzburg, der Charakter als Dber-Auditeur, Hauer, Stabsauditeur beim Militär-Bezirksgericht Würzburg, der Charakter als Ober-Stabsauditeur, verliehen.

Beamte der Militär-Verwaltung.

16. Dezember. Friedrich (1 München), Ober-Apotheker der Landw. 1. Aufgebots, der Abschied bewilligt.

19 Dezenber. Ochsenkin, Bureaudiätar für den Sefkretariatsdienst bci der Intend. 1. Armee-Korps, zum Sefkretariats- Assistenten ernannt. Seeberger, Bureaudiätar für den Sekretariatsdienst bei der Intend. 11. Armee-Korps, zum Sekretariats- Assistenten, Leix, Kanzleifunktionär von der General-Militärkafse, zum Kassen-Assistenten bei der Zahlungsstelle 11. Armee-Korps, Müller, Militär-Anwärter, zum Rechnungsführer beim Remonte- depot Fürstenfeld, ernannt. Henn, Schmitt, Sekretariats- Assistenten von der Intend. 11. Armee-Korps, zu Sekretären bei diefer Intend. befördert.

XITHIL. (Königlich Württembergisches) Armee-Korps.

Im Sanitäts-Korps. 28. Dezember. Die Assist. Aerzte 1. Kl.: Dr. Krauß der Landw. 2. Aufgebots vom Landw. Bezirk Ulm, Dr. Andrassy, Dr. Baumann der Landw. 1. Aufgebots vom Landw. Bezirk Leonberg, Dr. Koch der Res. vom Landw. Bezirk Stuttgart, Dr. Steinacker der Res. vom Landw. Bezirk Reutlingen, Dr. Rödelheimer der Landw. 1. Aufgebots vom Landw. Bezirk Chingen, Dr. Baur der Landw. 1. Aufgebots vom Landw. Bezirk Ulm, Dr. Gayler der Res. vom Landw. Bezirk Reutlingen, Dr. Cleß der Landw. 1. Aufgebots vom Landw. Bezirk Stuttgart, zu Stabsärzten befördert.

Beamte der Militär-Verwaltung.

28. Dezember. Jahnke, Zahlmstr. Aspir., beauftragt mit Wahrnehmung der Zahlmeisterstelle bei der 4. Abtheil. 2. Feld-Art. O 29 Prinz-Regent Luitpold von Bayern, zum Zahlmstr. ernannt.

Nichtamlfliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 3. Januar.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute im Neuen Palais die Vorträge des Kriegs-Ministers und des Ministers für Landwirtbschaft, Domänen und Forsten entgegen.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin er- theilten der Gemahlin des niederländishen Gesandten Dr. Jonkheer van Taets van Goudriaan im Neuen Palais die erbetene Audienz.

Die Ober-Hofmeisterin Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin, Gräfin Brockdorff empfängt von jeßt ab am Montag, Donnerstag und Sonnabend von 3 bis 5 Uhr, mit Ausnahme von Donnerstag, den 10. Januar.

Die sozialdemokratishe „Bremer Dung vom

15. November 1894, Nr. 268, bringt in ihrer Beilage unter der Nubrik „Todtenliste der Partei“ nachstehende Säße :

_ eIn St. Johann a. d. Saar \tarb der Parteigenosse Schneider Hase im Alter von 26 Jahren. Leidend als Opfer seines Berufs, wurde derselbe dieses Jahr auch noch zu einer militärischen Uebung einberufen und mußte diese bis zum Schluß aushalten, troß dem Zu- geständniß, daß er keinen Tornister zu tragen brauchte, oder, um sich vorsichtiger auszudrücken, zu tragen vermochte.“

Der thatsählihe Sachverhalt, soweit es sih um die militärishe Uebung handelt, ift folgender :

Der Schneider Hase wurde am 1. September 1894 mit

noch 96 Reservisten der 15. Kompagnie des JInfanterie-Regi- ments Graf. Werder in Saarlouis als gesund und übungs- fähig überwiesen. Während der 2Viagigen Uebungszeit hat sich derselbe niemals frank gemeldet, un auch bei der ärztlichen Untersuhung, welhe unmittelbar vor der Entlassung stattfand, ist er weder krank befunden worden, noch hat er bei der be- Laas Befragung und A sämmilicher Reservisten S etwas davon verlauten lassen, daß er sih krank ühle. …_ Dem Gesundheitszustand der Uebungsmannschaften wurde täglich die größte Sorgfalt zugewendet. Wenn Rüksichtnahme irgendwo angezeigt erschien, haben dienstliche Erleichterungen stattgefunden, namentlich auh in der Richtung, daß Leuten ihre Tornister gefahren wurden. Daß auch dem 2c. Hase besondere Erleichterungen hätten zu theil werden müssen, ift dem betreffenden Kompagnieführer nicht erinnerli.

Der Kaiserliche Gesandiee in Marokko Graf von Tattenba ch ist von Fez nah Tanger zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Mission wieder übernommen.

Der Königlih bayerishe Gesandte am hiesigen Aller- höchsten Hofe Graf von Lerchenfeld-Köfering ist von kurzem Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Württemberg.

Seine Majestät der König hat, wie der „Staats-Anzeiger Fie Württemberg“ meldet, anläßlih des Jahreswechsels das olgende Telegramm an Seine Majestät den Kaiser gerichtet :

Beim bevorstehenden Jahreswechsel, zu welhem ih Dir meine innigsten und herzlihsten Glückwünsche sende, ist es mir Bedürfniß, Dir nohmals meinen wärmsten Dank auszusprehen für die unvergeßlih \chönen Tage, welche ih in dem abgelaufenen Jahre bei dem Manöver in Ost- und Westpreußen durch Deine Güte verleben durfte. Möge das anbrehende Jahr Dir und dem gesammten Vaterlande nur gute Und segensreihe Tage bescheiden, möge es mir wiederum die Freude er- neuter persönlicher Begegnung bringen. Wilhelm.

Hierauf ist nachstehende Antwort Seiner Majestät des Kaisers eingetroffen :

Einpfange meinen aufrichtigsten Dank für Dein freundliches Telegramm, dessen Inhalt mih mit wahrhafter Freude erfüllt. Von ganzem Herzen erwidere ih Deine guten Wünsche für das kommende- Jahr. Unvergeßlih sind auch mir die Tage, die es uns vergönnt war, in treuer Kameradschaft zusammen zu verleben, und mit Dir hoffe ich auf ein frohes Wiedersehen im neuen Jahre, das mit Gottes Hilfe Dir und Deinem \{chönen Lande reichen Segen bringen möge. Wilhelm.

Baden.

Der russishe General - Adjutant, Vize - Admiral von, Kraemer wurde heute Mittag 12 Ühr von Seiner Se lichen Hoheit dem Großherzog empfangen, um Höchit- demselben die Thronbesteigung des Kaisers Nikolaus zu. notifizieren. Eine halbe Stunde später überreichte der russische Gesandte von Koßebue seine Accreditive. Beide Herren wurden nah der Audienz von Jhrer Königlichen Hoheit der Großherzogin empfangen. Abends findet ein Galadiner statt.

Rußland.

Der österreichish-ungarishe Botschafter Prinz Liechten- stein überreichte gestern in Ssarskoje-Sselo dem Kaiser sein Beglaubigungsschreiben und wurde später von der Kaiserin empfangen. A :

Fuad-Pascha wird heute von der Kaiserin-Wittwe empfangen werden. i 2 :

Der Minister des Auswärtigen, Wirkliche Geheime Rath von Giers ist, wie die „St. Petersburger tg.“ meldet, er- krankt, muß das Zimmer hüten und darf auch nicht arbeiten.

__ Der „Regierungsbote“ veröffentlicht nachstehendes Kaiser- liches Rescript an den Grafen Shuwalow:

„Mein in Gott ruhender Vater hatte Sie in gerehter Würdigung Ihrer glänzenden und hervorragenden militärishen Thaten, sowie der Sie auszeihnenden Fähigkeiten im Jahre 1885 zum aufßer- ordentlichen und bevollmächtigten Botschafter bei Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser, König von Preußen ernannt. Ihre mehr als neunjährige Thätigkeit in der Diplomatie hat nah jeder Richtung hin das hobe in Sie gefeßte Vertrauen und die Hoffnungen, welche man von Ihnen hegte, gere Mtfertgt, Während dieser ganzen p haben Sie als treuer und eifriger Ausführer der Pläne Ihres Kaisers die Bande der Freundschaft gepflegt, welhe Rußland seit langer Zeit mit feinem mächtigen Nachbar vereinen, und haben dadurch bei-

etragen zu dem Erfolge des erhabenen, wohlthätigen Werks der ufrechthaltung des allgemeinen Friedens), welcher dem Herzen- meines unvergeßlichen Vaters ebenso theuer war, wie er dem meinigen ist. Indem ih Sie jeßt zum Wohle des Reichs auf den gleih wihtigen Posten des General-Gouverneurs von Warschau und des Kommandeurs der Truppen des Militärbezirks von Warschau be- rufe, will ih Ihnen meine aufrihtige Anerkennung für Ihre dem Thron und dem Vaterlande geleisteten glänzenden Dienste und die sichere Hoffnung auf die Ersprießlihkeit Ihrer Bemühungen aus- sprechen, welhe Sie in Zukunft dem Wohle und der Entwickelung des Ihrer Verwaltung anvertrauten Landestheils widmen werden.“

Infolge der Gerüchte, welhe über Unregelmäßigkeiten im Ministerium für Verkehrs3wege umlaufen, hat der Kaiser die Einsezung einer Untersuchungs-Kommission unter dem Vorsiße des Senators Taganßtzeff angeordnet.

Ftalien.

Die gestern in Romerschienenen Abendblätter dementieren das Gerücht von einer Entsendung von 1000 Mann nah Massowah und erklären, General Baratieri habe der Regierung wiederholt versichert, daß er keiner Verstärkungen bedürfe. Die Blätter fügen hinzu, die Derwische hätten noch feinen Versuh gemacht, ihre Drohungen auszu- führen und Kassala anzugreifen; wenn ihre Unthätigkeit noch etwa zwanzig Tage fortdauere, so werde die Jahreszeit den Derwischen nicht mehr gestatten, einen Rachezug zu unternehmen. Der Marsch des Generals Baratieri auf Aduah n weck vollständig erreicht, die Häuptlinge in den Grenzdistrikten, die feind- selig zu werden drohten, einzushüchtern. Die „Riforma“ und die „Lribuna“ erklären, der Marsch auf Aduah sei nur eine militä- rische Demonstration gewesen. General Baratieri habe bereits den Rückmarsh auf Keren angetreten. Die „Lribuna“ weist die Behauptung des „Journal des Débats“ zurück, daß der Marsch auf Aduah eine Usurpation bedeute, da Aduah wie Tigre und Aethiopien zum italienishen Schußgebiet gehöre und das italienishe Protektorat über diese Gebiete von allen Mächten anerkannt worden sei.

Bulgarien,

Das von der Sobranje angenommene B udg et beläuft sich in Einnahme wie Ausgabe auf 89 700 000 Fr. Entgegen der von dem Finanz-Minister vertretenen Anschauung, sind von der Kammer ungefähr 2 Millionen neue Ausgaben. für öffent- liche Arbeiten, Unterriht und Sanitätsdienst po worden, die dur eine Erhöhung der Gewerbesteuer, durch Mehrerträge der gle und dur 8 der Accise-Gebühren für gewisse Artikel gedeckt werden sollen. B

Asien.

Der Korrespondent der Zeitung |, Jigishimo“ in Hiroshima meldet, daß die Einschiffung er Kranken

und Verwundeten der zweiten japanishen Armee

nah Japan nicht mehr möglich sei, weil das Eis die

Schiffe hindere, sih der Küste zu nähern; diese Kranken und

Verwundeten würden bis zum Frühjahr in den Feldlazarethen

gepflegt werden. Die Kranken und Verwundeten der

ersten Armee würden fortgeseßt nah Japan geschickt. Afrika.

Auf dem Postwege vom Congo in Paris eingelaufene Nachrichten avs daß die Eingeborenen am Al Sep- tember den Posten Cetama am oberen Ubanghi angegriffen und dabei einen Sergeanten, fünf Tirailleurs un einen Agenten der Belgischen Gesellschaft getödtet hätten. Eine zur Bestrafung der Eingeborenen entsandte Kolonne habe im Oktober die Dörfer der bei dem Angriff Betheiligten zerstört,

® wobei etwa 100 Eingeborene getödtet worden seien.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Unterläßt der Fahrgast einer Eisenbahn im Einverständniß

mit dem Schaffner, den Fahrshein, welher für eine Fahrt auf der angegebenen Strecke innerhalb einer normierten grit gültig ist, ord- nung8gemäß entwerthen zu lassen, um den Fa rshein noch einmal innerhalb der Frist für diese Strecke benußen zu können, fo ift er, nah einem Urtheil des Reichsgerichts, 111. Strafsenats, vom 11. Juni 1894, wegen Betruges zu bestrafen. Mehrere Personen, R. und Genossen, hatten sich sogenannte Rükfahrtskarten mit 45- oder 60 tägiger Gültigkeitsdauer zu verschaffen gewußt und auf ihren Fahrten auf der angegebenen Eisenbahnstrecke bei sich geführt. Es bestand aber zwischen ihnen und den mit ihnen kolludierenden isenbahnschaffnern Einverständniß darüber, daß die fraglichen Rülkfahrtékarten für die fragliche Fahrt mittels Durhlohung nicht entwerthet wurden, diese für jede Be innerhalb der normierten Frist gültigen Karten alfo ihren vollen Verkehr8werth behielten. R. und Genossen wurden wegen Betruaes verurtheilt, und die von einem der Verurtheilten ein- gelegte Revision wurde vom Reichsgerihßt verworfen, indem es be- gründend ausführte: , . . . Das Vermögen der Eisenbahn wurde nicht erst in dem Moment geschädigt, da die unentwerthet geblie- benen Fahrkarten für eine spätere Fahrt benußt wurden, fondern {on in dem Augenblick, da die erste Fahrt ohne Entwerthung der Fahrkarten, also ohne Liberierung der Eisenbahn von der Transport- verpflihtung, d. h. obne jedes Aequivalent bewirkt wurde. S Dem angefohtenen Urtheil war aber ferner auch darin beizu- pflichten, daß das im Komplott mit den Eisenbahnschaffnern aus- eführte Manöver der Beschwerdefübrer das geseßlihe Merkmal der Vorspiegelung falscher bezw. A wahrer Thatsachen im Sinne des § 263 St.-G.-B. erfüllt. Es ist weder praktish nach Maßgabe der den Eisenbahnverkehr regelnden Betriebs- reglements, noch \trafrechtlich ein Unterschied findbar, ob der eine gar feine Fahrkarte besißende Fahrgast sich so gebärdet, als besäße er eine Fahrkarte, oder der andere im E einer für beliebige andere Fahrten gültigen Karte befindliße Passagier im Einverständ- nisse mit dem Schaffner den Schein nah außen erweckt, als hätte er durch vorschriftsmäßige Entwerthung seines für diese Fahrt verbrauchten Scheins die Fahrt reglementsmäßig bezahlt... .*" (1752/94)

Cine im Auslande verübte Anstiftung zu einer im Inlande egangenen Strafthat beispielsweise einer Zolldefraude ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, 1. Strafsenats, vom 14. Juni 1894, als eine im Inlande verübte Anstiftung zu be- handeln, und es bedarf demnach zur Bestrafung des Anstifters nicht des Nachweises, daß seine That auch nah dem Gesetze des Ortes, an welhem fie begangen wurde, strafbar war. „Das Reichsgericht hat U der im Auslande bethätigten Beihilfe zu einer im Inlande begangenen Hauptthat angenommen, daß dieselbe als eine im Gebiet des Deutschen Reichs begangene strafbare Handlung anzusehen ift. Dasselbe, was von der Beihilfe zutrifft, gilt auch von der Anstiftung. Die Anstiftungshandlung an fih ist regel- mäßig ein strafloser, strafrechtlich indiferenter ft. Dieselbe wird erst strafbar, wenn sih kaufal als deren Wirkung die Hauptthat, die nach dem Willen des Anstifters ausgeführt werden follte, anreiht. Wollte daher der im Auslande seine Willensbethätigung entwickelnde Anstifter, daß die Hauptthat seinem Willen entsprechend im Inlande zur Ausführung gelangte, und erfolgte diese Ausführung nah feinem Willen, fo wurde seine Thätigkeit als \trafbares Handeln auch erft im Inlande existent, und war daher die in seinem Gesammthandeln zur Erscheinung gelangte strafbare That auch im Inlande verübt, also aus\{ließlid nah den Geseßen des Deutschen Reichs zu bestrafen. Diese Rechtsauffassung steht auch in Uebereinstimmung mit der ferne- ren RNechtsprehung des Reichsgerihts, wonach konstant angenommen worden ift, daß, wenn die Begehung einer strafbaren Handlung verschiedene Raumverhältnisse umfaßt und #ch nacheinander auf mehrere Orte erstreckt, diese sämmtli als Ort der begangenen That anzusehen sind, und zwar auch dann, wenn der Thäter bei seinem Handeln an dem einen Ort fremde Kräfte in Bewegung gesept hat, die erst an einem anderen Ort sein Handeln zur Verwir lihung bringen sollten. Ohne Rechtsirrthum hat daher das Urtheil die Anstiftungsthätigkeit des Angeklagten im Auslande Lu emburg, die bezweckte, daß die Angestifteten Zolldefraudationen im Inlande, dem Deutschen Reich, verübten und diesen Zweck auch erreichten, als eine im Inlande verübte straibare Handlung angesehen, und fiel damit die Verpflicht ung des Nachweises fort, daß jene Handlung gleichzeitig nah dem für Luxemburg geltenden Gesetz ftafbar war.“ (895/94.)

Entscheidungen des Ober-Verwaltungsgerichts.

2 Ist jemand, welcher n iht im Kreise, sondern anderwärts im Inlande feinen Wohnsiy hat, in einem zum Kreise gehörigen Ort zu den direkten persönlihen Staatssteuern veranlagt, so ist, nah einem Urtheil des Ober-Verwaltungsgerichts, 11. Senats, vom 27. Februar 1894, diese Veranlagung nicht geeignet, einen Wohnsiß am Veranlagungsort zu begründen und den Betreffenden zu den persönlichen Kreisabgaben heranzuziehen. -— Der Rittergutsbesitzer X. zu Halle an der Saale hat ein Gut bei R. im Kreise B. und ist in R. zu den direkten persönlichen Staatssteuern veranlagt, da X. bei der Staatssteuer- veranlagung R. als Ra angegeben hatte. Demzufolge glaubte der Kreisausschuß des Kreises B., den X. als Kreisan ehörigen zu den persönlichen Kreisabgaben heranziehen zu können, während X. geltend machte, daß er seinen Wohnsitz in Halle a. S. habe und deshalb in R. nur als Forense nah Ma gabe des § 14 der Kreisordnung zu den Kreisabgaben herangezogen werden könne. Auf die Klage des X. gegen den Kreisaus\{chuß ermäßigte der Bezirksausshuß den Bei- trag des Klägers zu den Kreisabgaben, und auf die Revision des Beklagten bestätigte das Ober-Verwaltungsgericht diese Entscheidung, indem es begründend ausführte: ,... Es ist im

esonderen fein Rechtsirrthum, wenn der Vorderrihter von dem Umstand abgefehen hat, daß Kläger in R. zu den direkten persönlichen Staatssteuern veranlagt ist. Denn die Veranlagung an si i nit eeignet, einen Wohnsiß am Veranlagungsort zu begründen. Hiernad) at es bet der Feststellung des Vorderrichters, daß Kläger nur einen Wohnsiß, und zwar in Halle hat, zu bewenden. Mithin gehört er zu den Forensen im Sinne des § 14. der Kreisordnung und kann nur nah Maßgabe der dort gegebenen Vorschriften zu den Kreisabgaben herangezogen werden.“ (IL 322.)

Statiftik und Volkswirthschaft.

Das Wirthschaftsjahr 1894.

In der Einleitung ihres Jahresberihts für 1894, den die Handelskammer für den Kreis Mannheim bereits in der Plenarsißung vom 31. Dezember v. J. einftimmig angenommen hat, finden sch folgende Bemerkungen über die allgemeine Lage und die (ntwickelung von Baue und Industrie: Von einer Reihe shwerer Gefahren, die das wirths{a}tlihe Leben im Jahre 1893 bedrohten und dem Geschäftsgang in Handel und Industrie ihren Stempel aufdrücten, war das Jahr 1894 frei, wenngleih die Wirkungen dieser Gefahren zum theil noch fortdauern; die Futternoth hatte eine starke Ein- \hränkung der Viehbestände und eine bedeutende, naturgemäß au im Jahre 1894 in die Erscheinung tretende Steigerung der Fleischpreise im Gefolge; der russishe Zollkrieg hat seine Endschaft erst am 20. März 1894 erreicht und die Wunden, die er geschlagen, sind noch keineswegs vernarbt. it Rumänien und Serbien sind zwar seit dem 1. Januar 1894 Handelsverträge in Kraft, allein die ungünstige wirthschaftlihe Lage dieser Staaten ermuthigt nit zur Anknüpfung neuer Beziehungen; der Fall des berüchtigten Mac-Kinley-Tarifs, der am 28. August 1894 dem milderen Wilfon-Tarif weichen mußte, hat zwar die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika ge- bessert, das Land hat si jédoch von der wirthschaftlihen Krise des Jahres 1893 noh keineswegs erholt. Die auch für diesen Handels- kammer-Bezirk mißlichen Wirkungen der Unterbrehung des Handels- E E mit Spanien sind durch den am 15. Mai 1894 ausgebrochenen Zollfrieg erheblich verstärkt worden. Die Entwerthung des Silbers, die bereits um die Mitte des Jahres mit dem Aufhören der beftigen Schwankungen ihres gefährlichen Charakters zum g Theil entkleidet wurde und neuerdings einem kleinen Muna des Silberpreises gewichen ist, äußert auf verschiedene rwerbszweige des Bezirks geradezu entgegengesezte Wirkungen; so wird z. B. einerseits das Auf- hôren der Auéfuhr von Spiegelglas nah den Vereinigten Staaten von Norde Amerika, die Erschwerung des Exports mancher Artikel der Farben- und Gummi-Sndustrie nah Indien und China, von Seilerwaaren und Leder nach allen Silberländern der Silber- entwerthung zur Last gelegt, während andererseits diejenigen Zweige des Handels und der ndustrie, die Rohstoffe aus Silberländern be- ziehen oder Silber als Nohstoff verbrauchen, aus den niedrigen gen des Silbers nennenswerthe Vortheile zogen. Nicht zu ver-

ennen ist, daß im Jahre 1894 manche Momente zur Geltung gekommen sind, die auf das Gesammtergebniß der wirthschaftlichen Thätigkeit einen günstigen Einfluß ausüben mußten. In erster Linie is bier die Fortseßung der Handelsvertragspolitik im us des Handels- vertrags mit Rußland zu nennen, der mit der Wiedereröffnung des russishen Markts vielen Zweigen des Handels- und Großgewerbes auch in dem Handelskammer-Bezirk Mannheim Vortheile gebracht und nur an wenigen Stellen begründete Hoffnungen getäuscht hat. In Gemeinschaft mit der Aufhebung des ÎIdentitätsnachweises und der Staffeltarife hat der Vertragsabshluß dem Getreidehandel und der Mühlenindustrie die Befreiung von der durch die differentielle Zollbehandlung «ussisher Waare bedingten Beschränkung _in der Bewegung und von dem Wettbewerb des für unsere Gegenden wenig geeigneten norddeutshen Getreides und Mehls gebraht. Theils mittelbar, theils unmittelbar sind Eisen- handel und Maschinenindustrie an den Vortheilen betheiligt : mittelbar der Eisenhandel, indem der Druck der ostdeutschen Pro- duktion vom Markte genommen ift, unmittelbar dur die Ermöglichung der Ausfuhr z. B. die Fabrikation von landwirthschaftlihen Maschinen, Zerkleinerungsmaschinen und bydraulishen Pressen sowie Brauerei- apparaten und -Maschinen. Hopfen und Gewürze, zahlreihe Er- zeugnisse der chemischen Industrie, insbesondere Anilinfarben und Theerprodukte, Zellstoff, shwarzes und braunes Kalbleder, die Er- zeugnisse unserer Dampffseilereien, Celluloid und Waaren daraus fanden wieder Absay in Rußland. Der Handel mit Fässern sah fich dur die Mehreinfuhr russischer Mineralöle gefördert, die Holzsäge- und Hobelwerke konnten wieder russishe Weißhölzer einführen u..a. m. Nirgends hat der Vertrag nahweisbar \{chädlich gewirkt. Aehnliche, wenn auch nicht in gleihem Maße vortheilhafte Wirkungen haben die Verträge mit Serbien und Rumänien erkennen lassen. Hier haben die Erzeugnisse der Fabriken landwirthschaftlicher Maschinen und der Schiffs- und Maschinenbau-Anftalt, Anilinfarben und Fabrikate einer Korsetfabrik Eingang gefunden, während andere Erzeugnisse, wie Seilerwaaren, Leder u. a. nur dur den ungünstigen Ernteausfall und die wenig Vertrauen erweckende wirthschaftliche Lage der beiden Länder Arilachalten werden. Alles in allem zeigte das abgelaufene Jahr, wenn es auch weit entfernt is, mit seinen Ergeb- nissen alle berehtigten Wünsche zu erfüllen, doch einen Ansatz zur Besserung in der Lage der Industrie. Im Handel dagegen lassen die

Berichte im allgemeinen von einer Besserung der ungünstigen Gesammt

lage nichts erkennen.

Statistishe Nahrichten über die evangelische Kirche im Großherzogthum Hessen im Jahre 1892.

Am 1. Dezember 1890 betrug die evangelische Bevölkerung des E eeaiano Hessen 658 345 Seelen, einshließlich der Alt- lutheraner, welche bei der Voltszählung nicht besonders ausgeschieden wurden und ih auf rund 1100 Köpfe belaufen haben dürften. Außerdem wurden noch 64 Dissidenten, 864 Mennoniten, Baptisten 2c., 57 Me- thodisten und 3261 Freiprotestanten, zusammen also 4246 vóñ der evange- lishen Landeskirche Getrennte ermittelt. Im Laufe des Jahres 1892 traten 127 Personen (gegen 145 im Vorjahre) zur evangelischen Landeskirche über, nämli 59 von der fatholishen Kirche, 48 von anderen ristlihen Konfessionen und 20 Andersgläubige; dagegen traten 36 (1891: 21) aus der Landeskirhe aus, und zwar 12 zur katholischen Kirche, 17 zu anderen eristlichen Konfessionen und 7, ohne zu einem anderen Bekenntniß überzutreten.

,_ Die Zahl der Kommunikanten war im öffentlichen Gottes- dienst 367 398, privatim 9144, zusammen 376542 oder 57,2 auf 100 evangelishe Einwohner (gegen 55,4 im Jahre 1891); die Zahl der privaten Kommunikanten hat dabei besonders erheblich zuge- nommen. Würde man der Tenuos der Prozente die Zahl der Erwachsenen zu Grunde legen, so erhöhten si, da nah den Ergeb- nissen der Volkszählung von 1890 die Bevölkerung aus etwa 329% Kindern unter 14 Fahren und 68 9/9 Erwachsenen (von 14 Jahren und darüber) bestand, die angegebenen Verhältnißzahlen der Kom- munikanten beiläufig um die G

Die Zahl der bürgerlihen Eheschließungen zwischen rein evangelishen Paaren oder Mischpaaren belief sich 1892 auf 6083; die Zahl der kirhlihen Trauungen dur evangelische Geistliche betrug 9439. Auf 100 bürgerlihe Eheschließungen der gedachten Art kamen mithin 89,4 kirchlihe Trauungen (1891 : 88,7). Bei den rein evangelischen Ehen (4966) war der Prozentsaß natürli viel größer, nämlich 99,0 9/0.

Gin ähnliches Verhältniß wie zwischen den Ebeschließungen und Trauungen besteht zwischen den aus rein evangelishen Ehen bezw. evangelischen Mischehen oder von evangelischen Müttern unehelich Geborenen und den von gan Geistlihen Getauften. Denn 22 334 betreffenden Lebendgeborenen des Jahres 1892 E 19911 Getaufte gegenüber; auf 100 Lebendgeborene kamen also 89,2 a Vorjahre 89,6) von evangelischen Geistlihen Getaufte ; bei den

indern aus rein evangelishen Ehen stieg der Antheil der Getauften auf 98,0 %. Die allgemeine Taufziffer würde höher sein, wenn die in den ersten Wochen nah der Geburt ungetauft gestorbenen Kinder außer Berechnung gelassen werden könnten.

Konfirmiert wurden im Berichtsjahre 14 632 Kinder (1891 : 14594), davon 13796 aus rein evangelishen Ehen und 836 aus Mischehen.

Die Zahl der verstorbenen Evangelischen betrug 14 342, und zwar waren darunter 5299 Kinder unter 6 Jahren und 9043 ältere Personen. Von ersteren wurden 2767 oder 52,2 9/0, von leßteren 8736 oder 96,6 9/0, insgesammt 11503 oder 80,2 9/6 unter Mit- wirkung evangelischer Geistlihen beerdigt. Die nicht - kirchlichen Beerdigungen betreffen demna überwiegend Kinder unter 6 Jahren,

E Da ia sehr vielen Gemeinden eine kirchlihe Begräbnißfeier ni e ift.

Ehescheidungen rein evangelisher Paare bezw. evangelis Mischpaare kamen 62 vor (gegen 64 im Vorjahre), und zwar bei ersteren 44, bei leßteren 18.

ur Arbeiterbewegung.

Aus Barmbeck wird dem „Vorwärts“ mige Beit daß die

p olitucappeiler der dortigen Goldleistenfabrik von Kehr - erg u. Tempel die Arbeit niedergelegt haben, weil das Zwischen- meister-System wieder eingeführt werden foll.

Aus Lüttich berichtet man dem „H. T. B.*“, daß der Ausstand in der Waffenfabrik beendet sei (vgl. Nr. 1 d. Bl.). Innerhalb einiger Tage foll ein Mindestlohn festgeseßt werden ; Lohnabzüge werden On vorgenommen. Die Vertheilung der Arbeit unter den Arbeitern foll geregelt werden.

In Braddock (Pennsylvanien) sind, wie dem „W. T. B.* aus New-York gemeldet wird, sechshundert Arbeiter auf den Carnegie- Stahlwerken wegen einer Lohnherabseßung in den Ausstand ein-

etreten. Die Werke werden polizeilich bewaht. Man befürchtet eine usdehnung des Ausftands auf die Arbeiter der Carnegie-Werke in Homestead.

Land- und Forftwirthschaft.

Feerar ats in Ontario. Dem von dem landwirthschaftlißhen Departement in Toronto unter dem 20. November v. J. veröffentlichten Bericht über das F Erteniß in der Provinz Ontario entnehmen wir folgende ngaben : Gesammtergebniß Ertrag in Bushel per Ader Winterweizen . . . 1894 16 512 106 219 1893 17 545 248 19/9 Sommerweizen . . 1894 3 367 854 14,6 1893 4 186 063 FET 1894 10980 404 22,6 1893 9 806 088 21,0 1894 69 867 716 30,0 1893 58 584 529 30,3 1894 1 386 606 15,4 1893 994 771 14,5.

Verdingungen im Auslande.

Niederlande.

7. Januar, 10 Uhr. Het bestuur der Dorpsv. „Eendracht bindt“ in Nienwerkerk op D. : Lieferung von mindestens 114 700 kg Superphosphat, 8700 kg Peruguano und 186 200 kg Ghilefalpeter. Bedingungen bei dem Sekretär D. Koopman P). erhältlich.

9. Januar, 1 Uhr. Departement van Kolonien in einem der Lokale der Maatschappy tot Nut van ‘t Algemeen in Amfter- dam, N. Z. Vorburgwal Nr. 212: Lieferung von Gußeisen, guß- eisernen Nöhren, Eisen- und Stahldraht, Zink, Gasröhren, Nägeln u. f. w. in 58 Abtheilungen. Bedingungen für 0,20 Fl. ver Loos bei Gebr. van Cleef im Haag, Spui 23 a, erhältlich.

15. Januar. De Coöperatie der Stoomzuivelfabriek in Ried: Lieferung von ungefähr 30500 kg Peruguano, 13 300 kg Super- phosphat und 7600 Ammoniak-Superphoëphat. Bedingungen bei dem Landwirth Renze Brems in Minnertsga erhältlich.

15. Januar, ebenda: Lieferung von ungefähr 27 650 kg Peru- guano, 11 500 kg Superphosphat und 5700 ko Ammoniafk-Super- phosphat. Bedingungen ebenda.

Verkehrs-Anstalten.

Bremen, 3. Januar. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Ka iser Wilhelm 11.“ und der Postdampfer „Hohenzollern“ find am 31. Dezember Abends in New-York angekommen. Der Postdampfer „Graf Bismarck* ist am 31. De- zember Nachts auf der Weser angekommen. Der Postdampfer „Pfalz ist am 1. Januar Morgens in Antwerpen angekommen. Der Postdampfer „Roland“ ist am 31. Dezember Nachmittags in Antwerpen angekommen. Der Reichs - Postdampfer «Hohen - staufen“ hat am 31. Dezember Nachmittags die Reise von Genua nah Neapel fortgeseßt. Der Reichs - Postdampfer , Sachsen“ hat am 1. Januar Morgens die Reise von Port Said nach Neapel fortgeseßt. Der Schnelldampfer „Elbe hat aw 2. Januar Vor- mittags Dover passiert.

London, 2. Januar. (W. T. B.) Der Castle-Dampfer eNorham Castle" ist am Montag auf der Heimreise in London angefommen.

Belgrad, 3. Januar. (W. T. B.) Die Orientzüge treffen wegen starker Schneefälle mit großen Verspätungen ein.

Theater und Musik.

Im Königlichen Opern hause gelangt morgen Otto Nis colai’s Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“ unter Kapellmeister Weingartner's Leitung zur Aufführung. (Falstaf: Herr Stammer, Fluth Herr Bet, Frau Fluth: Frau Herzog.)

Im Königlichen Schauspielhause geht morgen als zweiter Abend von Friedrich _Hebbel’s deutschem Trauerspiel „Die Nibelungen“ dessen dritte Abtheilung „Kriemhild?s Rache“ zum ersten Mal mit folgender Beseßung in Scene. Gunther: Herr Arndt, Hagen Tronje: Herr Molenar, Dankwart:

err Heine, Volker : Herr Keßler, Giselher: Herr Herter, Gerenot : Herr Purschian, Rumolt : Herr Siegrist, König Etel: Herr Ludwig,

ietrich von Bern: Herr Nesper, Hildebrandt: Herr Kahle, Markgraf Nüdiger : Herr Klein, Iring: Herr Hartmann, Thüring : Herr von Hochenburger, Werbel: Herr Plashke, Swemmel: verr Link, Ute: Frau Kahle, Kriemhild: Fräulein Poppe, Götelinde: Frau Stollberg, Gudrun: Frau Sauer, Pilgrim: Herr Herrmann. In Scene geseßt ist das Werk vom Ober-Negisseur Grube. Die dekorative Einrichtung rührt vom Ober-Inspektor Brandt her.

Die morgige 150. Aufführung des „Talisman“ im Deutschen Theater weist folgende Beseßung auf: König Astolf : Iosef Kainz ; Berengar : Hermann Müller ; Diomed : Arthur Kraußneck ; Panfilio : Hane Fischer ; Ferrante : Max Marx ; Maddalena : Paula Worm ; Niccola : Emanuel Reicher ; Stefano : Ernst Pittschau ; der Hofkoch : Georges Stollberg; Omar : Josef Jarno ; Habakuk : Paul Pauli ; Rita : Paula Eberty.

In dem Konzert der Sängerin Frau Friederike Reiff- inali, welhes morgen, Abends 74 Uhr, im Saal Bechstein tattfindet, übernimmt der Violinvirtuose Herr Offip Schnirlin die Mitwirkung mit einer Legende von Wieniawsky, Intro- duktion und Rondo capricciono von St. Saöns und einer von ihm felbst komponierten Mazurka. Fräulein Rosa Olitka von der Royal FItalian Opera in London wird in ihrem übermorgen, Abends 8 Uhr, in der Sing-Akademie stattfindenden Konzert Gounod’'s „Stanzen der Sappho“, Arien

von Gluck und Haendel sowie Gesänge von Schubert, u- mann, Brahms, Graf Hochberg, Richard Strauß, Julius Hey, Seppilli und Madenzie zu Gehör bringen.

er jugendlihe Violinvirtuose Boris Kamenski wird in seinem Konzert an demselben Tage um 7X Uhr Abends im Saal Bechstein Werke von Vieuxtemps und Wieniawsky, die „Airs hon- grois“ ‘von Ernst sowie Stücke von Tschaikowsky und Svendsen spielen. Die gefanglihe Mitwirkung übernimmt Fräulein Clara Schäffer aus Frankfurt a. M.

Mannigfaltiges.

_Dem Bericht über die gefshäftlihe Lage der Kaiser Wilhelms-Spende, Allgemeinen Deutschen Stiftung für Alters-

Renten- und Kapital-Versiherung zu Berlin, welcher in der fünften Generalversammlung am 19. Dezember 1894 erstattet worden ift,