1895 / 7 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 09 Jan 1895 18:00:01 GMT) scan diff

Verdingungen im Auslande.

Rumänien.

L, D, Bürgermeisteramt von Romanagi: Iuftizgebäudes. Kostenanschlag 154 451 Fr.

5. Februar. Präfektur von Romnie-Sarat: Bau eines Regierungs- und Justizgebäudes. Kostenanshlag 400 000 Fr.

_13. Februar. Kriegs-Minifterium in Bukarest: Bau einer Infanterie-Kaserne in Tergu-JIin. Koftenanschlag 139 300 Fr. Des- gleichen in Slatina. Kostenanschlag 178 550 Fr.

Egypten.

31. Januar. Hafen- und Leuchtfeuer-Verwalturg Alexandrien: Lieferung folgender zur Ausrüstung eines Dampfbaggers erforderlichen Gegenstände: 1 Theodolith, 1 Planimeter, 1 Pentagraph, 3 Zentri- fugalpumpen, 1 Taudcher-Arparat, 100 Faden B.B. 5/8“, 100 Faden B.B. 1/2* ungetbeerter Kette, 80 glatte Kesselröhren, 34 Kefselröhren mit Schraubengewinde. Näheres beim Ober- Ingenieur.

2. Februar. Verwaltung der Postichiffahrtägesellshaft Kbedivieh in Alexandrien : Lieferung von §78 Eisenplatten, 590 Eisenkränzen (corniches), 150 Quintal eiserne Nieten, 55 Quintal runde Eifen- ftäbe, 20 Quintal eiserne Bolzen und Schraubenmuttern. Näherc® an Ort und Stelle.

Bau eines

Theater und Musik.

Konzerte.

Der stets gern gehörte Pianist Herr Mar Schwarz, Direktor des Raff-Konservatoriums in Frankfurt a. M., gab vorgestern im Saale der Sing - Akfadèmie einen Klavier - Abend, in welchem er ‘nux Werke. von Beethoven ausführte. Seine oft an dieser Stelle anerkannte. tehnisde Fertigkeit und secine verständnißvolle Bortrag8weise kamen in der Es-dur-Sonate op. 27, in den an- muthigen Variationen op. 34, und befonders in der großen Sonate op. 57 (F-moll) und in der C-moll-Sonate op. 90 vortrefflih zur Geltung. Den Beschluß maten das Rondo op. 129 (G-dur) und die Sonate op. 111 (C-moll). Der Konzertgeber wurde von dem Publikum mit wohblverdientem Beifall ausgezeichnet.

Die Königliche Kammersängerin Frau Lilli Lehmann gab am Montag in der Philharmonie cinen populären Liederabend, den fie unter Mitwirkung des Fräuleins Olive Fremstadt mit drei Duetten von Rubinftein eröffnete. Am meisten gefiel von diefen Kompositionen Wanderers Nachtlied „Ueber allen Wipfeln ist Nuh“. Die Stimme der Altistin erwies sih als weich und wohlklingend, wenn auch eine mäßigere Anwendung des Tremolierens zu wünschen blieb. Die Konzertgeberin sang hierauf mit bezauberndem Vortrag zwei russische Lieder von Rubinstein sowie einige Lieder von Schumann und Schubert, unter denen „Der Nußbaum“ und „Das Waldesgespräch“ von S{umann auf Wunsch wiederholt wurden. Auch fühlte sich die unermüdlihe Sängerin zum Dank für den gespendeten Beifall be- wogen, ncch Schubert's „Erlkönig* zuzugeben. Die vortreffliche Klavierbegleitung des Herrn Professors Mannstädt verdient noch besonders lobend erwähnt zu werden.

Der dritte Kammermusik-Abend der Herrea Halir, Markees, Müller und Dechert, welcher gestern im Saal Bechstein siattfand, wurde mit einem neuen Streichquartett (op. 27)

Im Königlichen Opernhause wird morgen Mozart's „Don Juan* unter Kapellmeifter Dr. Mus Leitung mit folgender Beseßung gegeben: Don Juan: Herr Bulß, Donna Anna: Frau

ierson, Donna Elvira: Frau Herzog, Zerline: Fräulein Rothaufer,

on Octavio: Herr Sommer, Leporello: FuEe Krolop, Masetto : Herr Schmidt, Comthur: Herr Stammer. "Richard Wagner's „Ring des Nibelungen® geht an folgenden Tagen in Scene: Montag, 14. Januar: „Rheingold*“ ; Mittwoch, 16. Januar: „Walküre“ ; Freitag, 18. Januar: „Siegfried“ ; Dienstag, 22. Januar: „Götter- dâmmerung“. ___ Im Königlichen Schauspielbause geht morgen Shake- speare’s „Was ihr wollt“ mit Frau Clara Meyer als Viola in Scene. (Malvolio: Herr Grube, Olipia: Fräulein Lindner, Bleichen- wang: Herr Vollmer). /

Im Deutschen Theater findet, wie schon mitgetheilt, am Sonnabend die erste Aufführnng von Ibsen's „Klein Eyolf* statt. Die Besetzung .ist folgende: Alfred Allmers: Emanuel Reicher, Nita Allmers: Agnes Sorma, Klein Eyolf: Hans Pauli, Afta Allmers: Martha Hachmann-Zipser, Ingenieur Borgheim: Rudolf Rittner. In der Rolle der „Rattenmamsell“ wird Frau Auguste Wilbrandt- Baudius ihr Engagement antreten.

In dem Schwank „Der Raub der Sabinerinnen“, den das Berliner Theater am Donnerstag in seinen Spielplan auf- nimmt, wird Franz Gutbery den Striese spielen; derselbe leitet auch die Inscenierung. Die erste Aufführung von Ernst Wichert's Schauspiel „Marienburg“ is für Ende dieses Monats in Aussicht genommen.

Im Lessing-Theater werden in dem dreiaktigen Schauspiel „Nach dem Manöver“ von Georg Freiherrn von Ompteda, das am Freitag zur ersten Aufführung kommt, die Hauptrollen von Teresina Geßner, Arthur Wehrlin und Otto Sommerstorff dargestellt werden. In dem dreiaktigen Lustspiel „Ein goldenes Herz“ von Labiche find die beiden komishen Hauptcharaftere den Herren Carl Waldow und Ernst Horn anvertraut. Der Novitätenabend wird, obroohl er fes Akte uinfafßt, die normale Dauer von drei Stunden nicht überschreiten, da jedes der beiden Werke ohne Paufen in einem Zuge gespielt wird.

Der Philharmonishe Chor wird am Freitag unter Leitung seines Dirigenten, Herrn Siegfried Ochs, in der Philharmonie die Berlioz'she Todtenmesse (Requiem) zur Auf- führung bringen, die seit ihrer einzigen durch Xaver Schharwenka hier veranstalteten Aufführung infolge der großen Schwierigkeiten ihrer Wiedergabe nicht wieder auf den Konzert- programmen erschienen ift. Abgesehen von dem umfang- reihen Vokalpart, find fünf Orchester erforderlih, von denen vier außerhalb des Podiums, im Saale selbft, Plaß finden. Die Hauptorchestermasse besteht diesmal aus der dur eine große Zahl von Streichern, Bläsern und u. a. sechzehn Paukern bis auf 102 Mitglieder verstärkten Philharmonischen Kapelle, während die vier Nebenorhester aus Mitgliedern anderer Justrumental - Vereinigungen zusammengeseßt sind. Insgesammt werden bei der Aufführung fünfhundert Musiker mit- wirken, darunter der Philharmonishe Chor mit 350 fingenden Mit- gliedern. Das Tenorfolo fingt Herr Paul Kalish. Das Programm des Klavierabends, welchen der Herzoglih sächsische

Mannigfaltiges.

Dem Magistrat von Berlin is von Seiner Majestät dem Kaifer und König nachstehende Allerhöhstes Dankschreiben zugegangen :

_ eDer Magistrat Meiner Haupt- und Residenzstadt Berlin hat Mir zum Jahreswechsel wiederum freundlihe Glück- und Segens- wünsche dargebracht. - Jch vertraue, daß die fie begleitenden Worte treuer Liebe und Anhänglichkeit sich auch in der That bewähren werden, und gebe dem Magistrat für diese Kundgebung gern Meinen wärmsten Dank zu erkennen. Möge Gottes Gnade auch im neuen Jahre auf der Reichshauptstadt ruhen, auf daß die Arbeiten der ftädtishen Behörden zum wahren Woble der Bürgerschaft in leiblicher wie geistiger Hinsicht gereichen.

Neues Palais, den 7. Januar 1895.

An den Magistrat zu Berlin.

In der biesigen Militärishen Gesellschaft fällt auf Allerhöchsten Befehl Seiner Majestät des Kaisers und Königs der für morgen angekündigte Vortrag des Generals Freiherrn von Bisfing aus und findet erst im Februar statt. General Freiherr von Falfken- hausen ift dienstlih verhindert, seinen Vortrag zu halten.

_ London, 9. Januar. Nach einer Lloyd-Depeshe aus Calais ist der englishe Postdampfer „Empreß“* (vergl. Nr. 4 d. Bl.) wieder flott gemaht und \teuerte dem Hafen zu.

Wilbelm R.“

Paris, 8. Januar. Nah Meldungen aus Foir ift dort aufs neue S neefall eingetreten; die Nachrichten aus jener Gegend lauten noch immer sehr ungünstig.

Toulouse, 8. Januar. Das kalte Wetter hält an; das Thermometer ift bis 17 Grad unter Null gefallen. Einige Personen find erfroren. N

Turin, 8. Januar. Bei Uebungen der Artillerie in der ehe- maligen Zitadelle platte, wie ,W. T. B.* meldet, eine Granate, wodur zwei Soldaten getödtet und zwei verleßt wurden.

Nach SHluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Budapest, 9. Januar. (W. T. B.) Jm Unterhause theilte heute Dr. Wekerle mit, daß bisher die Bildung eines neuen Kabinets noch nicht beendet sei, worauf das Haus beschloß, sich bis nah vollendeter Kabinetsbildung zu vertagen. Die äußerste Linke stellte für die Sißung, in welcher das neue Kabinet sih vorstellen werde, eine Kritik des ganzen Verlaufs der Krisis in Aussicht, die mit den fkon- \titutionellen Begriffen der Volksvertretung im Widerspruch

des Grafen Bolko von Hochberg eröffnet. Motiven, die flar und stilgerecht durchgeführt sind.

barmonischen Verbindungen ist eine sehr einfache. Diesem mit allgeineinem Beifall aufgenommenen Werk folgte das öfter gehörte Klaviergquintett (op. 34) von Brahms, das sich durch Gedankenreihthum auszeichnet Der Pianist Herr der Ausführung in sehr Den Beschluß des Abends machte Haydn's Quartett in D-dur (op. 76 Nr. 5), welches gleich den voraus- gegangenen Werken mit großer Präzision des Zusammenspieis und mit feinsinniger Schattierungswei)e vorgetragen wurde.

und bis zum Finale den Hörer dauernd fesselt. Robert Freund betheiligte sih an anerkennenêwerther Weise.

/ i __ Das Werk folgt dem Vorbilde Haydn's und ist in allen vier Säßen reich an meloziösen

Hofpianist Herr Georg Akademie Variationen mit Fuge op. Schumann'’s Chopin und

Die Wakhl der schließt mit

Scharwenka-Konservatorium,

Mitwirkung zugesagt baben.

j Liebling veranstaltet, wird

Phantasiestücke op. Liszt's Don - Juan - Phantasie. Der Pianist Moriß Mayer-Mahr, veranstaltet an demselben Abend im Saal Bechstein ein Konzert, für welhes Frau Marianne Sar- wenkfa-Stresow (Violine) und Herr Heinrich Grabl (Tenor) ihre

Sing- stehe.

morgen in der durch Beethoven's fünfzehn 35 eingeleitet, bringt sodann 12 sowie drei Werke von

Lehrer am Klindworth-

Hiroshima, 8. Januar. Landtag ist heute wieder zusammengetreten. Präsident Graf Jto hob die wiederholten Erfolge der japa- nishen Waffen hervor und betonte die Nothwendigkeit der Einmüthigkeit der Nation. eingebracht werden; er fordere daher das Haus auf, die Re- gierung in dem Entschluß zu unterstüßen, alle Vorlagen, die nicht eine sofortige Erledigung verlangen, zu verschieben.

(R. T. B.) Der japanische

Der Minister-

Nur dringende Vorlagen würden

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

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Wetterbericht vom 9. Januar, 8 Ubr Morgens.

1 L.

49)

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Wetter.

Stationen.

M red. in Millim. 2 z

‘emperatur

in 9 Celsius

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Bar. auf 0 Gr.

50.

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2 wolkig 1 Nebel l'wolfenlos 5 Schnee 6 bededckt 2 wolkenlos 2 \bededckt 2 Schnee 1)

Belmullet . . Aberdeen ……. | Christiansund Kopenhagen . Stockholm

ge i St. Peterébg. Mosfau . .

Cork, Queen®e-

In... 760 Cherbourg . | 757

e... C00

M. 758 Hamburg 4 O Swinemünde | 755 Neufabhrwasser| 7 Memel .

ee... Karlsruhe Wiesbaden München Chemniß . A, Wien Bréélau E D... l 4 E E,

1) Abends und Nachts Schnee. ?) Bis 6 Ubr Abends Schnee. 2) Seit Nahts Schbnee. #4) Gestern Vormittag etwas Schnee. *) Nachts Schnee. s) Nachts Schnee.

Uebersicht der Witterung.

Ein Hochdruckgebiet erstreckt sich von Nordskandi- navien südwestwärts nah der Kanalgegend bin, während eine tiefe Depression jenseits der Alpen liegt, welhe wahrscheinlich nordestwärts nah dem Ofiscegebiet bin si fortpflanzen wird, in welhem Fall weitere Schecefälle für Oesterreich und Oftdeutschland zu erwarten sind. Ueber Nordwest-Europa ift der Luftdruck wieder in Abnahme begriffen. In Deutsch- [and ift bei schwacher Lufttewegung das Wetter an- dauernd kalt und trübe mit bäufigen Schneefällen, Schneehöhe zu Hamburg 13, Neufahrwafser 28, j Gaffel 18 cm. An der Adria fanden stellenweise Gewitter statt.

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1 Nebel) still'bedeckt WNW 1/Swnee 1 wolkig 4 Schnee 2'Regen

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Deutsche Seewarte.

Theater- Anzeigen. Königliche Schguspiele. Donnerstag: Opern-

haus. 9. Vorstellung. Don Juan. Oper in 2 Akten mit Tanz von Wolfgang Amadevs Mozart. Tert von Lorenzo Davponte. Dirigent: Kapellmeifter Dr. Muck. Anfang 73 Uhr.

Schauspielhaus. 10. Vorstellung. Was ihr wollt. Lustspiel in 4 Aufzügen von William Shakespeare. Na August Wilhelm von Swlegel's Ueberseßzung, mit Benußung der Text-Einrichtung von Wilhelm Oechelhäuser. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Max Grube. Anfang 7F Uhr.

Freitag: Opernhaus. 10. Vorftellung. Hänsel und Gretel. Märchenspiel in 3 Bildern von Engelbert Humperdink. Text von Adelheid Wette. Die Puppenfee. Pantomimishes Ballet- Divertissement von Haßreiter und Gaul. Musik von Iosef Bayer. Anfana 73 Uhr.

Schausfrielhaus. 11. Vorstellung. Die Nibe- lungen. Ein deutsches Trauerspiel în 3 Abtheilungen von Fricedrih Hebbkel. Erster Abend. Erste Ab- theilung: Der gehörute Siegfried. Zweite Ab- theilung: Siegfrieds Tod. Unfang 7#F Uhr.

Deutsches Theater. Donnerstag: Blau. Cyprienne. Anfang 74 Ubr.

Freitag (außer Abonnement): Die Weber.

Sonnabend: Zum ersten Male: Klein Eyolf. Schauspiel in 3 Aufzügen von Henrik Ibsen.

Berliner Theater. Donnerstag: Zum ersten

Tale: Der Naub der Sabinerinnen. Schwank in 4 Akten von Paul und Franz von Schönthan. Anfang 7& Ukr.

Freitag (18. Abonnements - Vorftellung): Der Naub der Sabinecrinnen.

Sonnabend: Der KFKompagnon.

Lessing-Theater. Donnerstag: Ghismonda. Anfang 7F Uhr.

Freitag : Zum erften Male: Nach dem Manöver. Schautpiel in 3 Akten von Georg von Ompteda. Hierauf: Ein goldeues Herz. Lustspiel in 3 Akten von E. Labiche.

Sonnabend: Ghismonda.

Residenz - Theater. Blumenstraße Nr. 9. Direktion: Sigmund Lautenburg. Donnerstag: Zum 66. Male: Der Unterpräsekt. Schwank in 3 Akten von Leon Gaudillot. Deuts von Mar Schönau. Vorker: Villa Vielliebchen. Lust- ph 1 Aft von Benno Jacobson. Anfang í T.

Freitag und Sonnabend: Der Unterpräfekt. Villa Vielliebchenu.

Sonntag: Zum erften Male: Feruand’s Ehe: foutrafkt. Sch{wank in 3 Akten von Georges Feydeau.

Neues Theater. S{iffbauerdamm 43./5.

Donnerstag: Der kleine Mann. Wiener Schwank in 4 Akten von C. Karlweis. In Scene gefeßt von Sigmund Lautenburg. Anfang 7# Uhr.

Freitag: Andrea. Komödie in 5 Akten von Victorien Sardou.

Sonnabend: Zum ersten Male: Die geschiedene Frau. (Mariage d’hier.) Schauspiel in 4 Aften von Victor Jaunet.

Friedrich - Wilhelmstädtishes Theater. Ghaufeestraße 25/26.

Donnerstag: In durchaus neuer glänzender Aus- stattung. Neue Bearbeitung: Orpheus. Große Auéftattungscperette in 4 Akten (12 Bildern) von Jacques Offenbach. Anfang 7# Uhr.

Freitag: Orpheus.

Theater Unter den Linden. Bebrenstr. 55/57. Direftion: FIulius Frißshe. Donnerstag: Neu einstudiert: Der Vogelhändler. Operette in 3 Akten nach einer Jdee des Bieville von L. Held und M. West. Musik von Carl Zeller. Regie: Herr Ober-Regisseur Julius Epstein. Dirigent: Herr Kapellmeister Baldreih. Anfang 73 Uhr.

Freitag: Der Vogelhändler.

ZBentral-Theater. Alte Zakobftraße Nr. 30. Direktion: Richard Schul. Donnerstag: Emil Thomas a. G. Anna Bâäckers. Josefine Dora. Zum 130. Male: O, diese Berliner! Große Pofse mit Gesang und Tanz in 6 Bildern (nach Salingré's „Reife durch Berlin“) von Julius Freun. Musik ron Julius Einödshofer. Anfang a) u

Freitag: O, diese Berliner!

Adolph Ernst-Theater. Donnerstag: Auf- treten der Groteskftänzerin Miß Rose Batchelor vom Prince of Wales-Theater in London. Zum 17. Male: Ein fideles Corps. Große Gesangs- posse mit Tanz. Nach dem englishen „A Gaiety Girl“ von Ionas Sidney frei bearbeitet von Eduard Facobfon und Jean Kren. Anfang Ubr

Freitag: Dieselbe Vorstellung.

Konzerte.

Konzert-Haus. Donnerstag: Karl Mcyder- Konzert. Fest-Ouv. v. Volkmann. Ouv. „Die diebishe Elster*, Rossini. „Zampa“, Herold. Phantasie a. „Das Nachtlager in Granada“ v. Kreußer. „Air varié“ f. d. Violine v. Vieurtemps (Herr Carnier). „An der Weser“ f. Piston v. Pressel (Herr Werner).

Sing-Akademie. Donnerstag, Anfang 7# Uhr:

Klavier-Abend von Georg Liebling.

Saal Bechstein. Linkstraße 42. Donnerstag, Anfang 8 Uhr: Konzert von Moriß Mayer- Mahr, unt. gütig. Mitw. der Frau Marianne Scharwenka - Stresow (Viol.) und des Herrn Heiurich Grahl (Ten.).

Zirkus Renz / (Karlstraße). Donnerstag: Kon- kurrenz-Gala-Vorstellung. Jede Nummer doppelt besekt. U. A.: Grand double Pas de deux sérieux zu Pferde von Miß Rose u. Mr. Frankoni u. Mlle. Mathilde Renz u. Mr. Fassio. Doppel- Ionglerie zu Pferde von Miß Agnes und Mr. Alfred. Doppel-Voltigeure Hrn. Fassio u. Gustav. Konkurrenz-Schhule, geritten von den Damen Frl. Wally Renz und Frau Renz-Stark in Hufaren- Uniform wit den Schulpferden Cromwell u. Maëftoso und den Steigern Alep u. Solon. 6 trakehner Nappbengste, vorgeführt von Herrn R. Renz. Zweites Auftreten des Herrn Gustav Hüttemann (als Gast) mit seinem von ibm selbst in allen Gangarten der hohen Schule dressierten englischen BVollblut-Fuchéwallah „Cincinatus“ aus dem Gestüt des Fürsten Esterhazy. Zweites Auftreten der Herren Vasilesku und Banola am dreifahen Ne. Die excentrishen Clowns Gebrüder Villaud, Alfons und Estio. Zum Schluß: Tjo Ni En. (Beim Jahreswehsel in Peking.) Neue Musikeinlagen. Neue überrashende Lichteffekte. Anfang 7# Uhr.

Freitag und folgende Tage: Tjo Ni En.

Sonntag : Zwei Vorstellungen. Nachmittags 4 Ubr und Abends 74 Uhr.

SE E E E Ed E I S O E R T s B E E SECEB T S

Familien-Nachrichten. |

Verlobt: f. Lisa Dobert mit Hrn. Dr. phil. Ernft Asbrand (Berlin Charlottenburg). Frl. Hertha von Bäckmann mit Hrn, Lieut. Rudolf Reinecke (Argenau—Schneidemühl). Frl. Ida von Meien mit Hrn. Rittergutsbesißer Alfred Tenge (Detmold—Heinzebortschen bei Guhrau).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hans von Stuckrad (Charlottenburg). Hrn. Oberlehrer Dr. Gercken (Perleberg). Hru. Oberförster Lutter (Katto- witz O.-S.). Hrn. Amtsrichter Kunze (Beer- berg bei Marklissa). Hrn. Pastor Paul Mücke (Pfarrhaus Schönau, Kr. Glogau). Eine Tochter: Hrn. Regierungs - Rath Bechmeier (Frankfurt a. O).

Gestorben: Hr. Major a. D. Ernst von Claer (Bonn). Hr. Geb. Regierungs - Rath Rang (Köln). Verw. Fr. Professor Mathilde Dill- mann, geb. Leo (Berlin).

Verantwortlicher Redakteur:

J. V.: Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin Druck der Norddeutschen Buchdruckterei und Verlags Arstalt, Berlin SW., Wilkbelrmfstraße Nr, 32, Sechs Beilagen (einschließlih Börsen-Beilage).

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Slaals-Auzeiger.

N 7

Nichtamtliches.

Prenßen. Berlin, 9. Januar.

Der Minister für Handel und Gewerbe hat die Handelskammern und die kaufmännischen Korporationen sowie die höheren Verwaltungsbehörden mit der Begutachtung der Frage der Neuordnuna der preußischen Handels- fammern und der dabei in Betracht kommenden Genchtspunkte beauftragt. Die bezüglihen, vom 1. Januar d. J. datierten Erlasse des Ministers lauten:

Nach dem Geseß über die Handelskammern vom 21. Fe- bruar 1870 (Ges.-Samml. S. 134) ist die Bildung von Handelskammern in Preußen der Jnitiative der Handels- und Gewerbetreibenden überlassen und die Einwirkung der Staats- verwaltung darauf beshränkt, daß die Errichtung einer Handelskammer der Genehmigung des Handels - Ministers unterliegt (8 2 a. a. O.). Das Gleiche gilt für Aenderungen der Bezirksgrenzen einer Handelskammer.

Danach haben sih die preußischen Handelskammern sehr ungleihmäßig entwickelt, indem einerseits für weite Landes- ¡heile Handelskammern überhaupt nicht errichtet worden sind, andererseits die bestehenden Handelskammern in iyrer Aus- dehnung und wirthschaftlihen Bedeutung die größten Ver- schiedenheiten aufweisen.

Die Entwicklung der Handelskammern ist ferner dadurch gehemmt worden, daß das Geseß (8 35) die durch besondere Ver- ordnungen organisierten kaufmännischen Korporationen aufrecht erhalten hat, die im allgemeinen die gleichen Aufgaben wie die Handelskammern zu erfüllen haben, sich von diesen jedo wesentlich dadurch unterscheiden, daß der Beitritt zu ihnen auf Frei- willigkeit beruht, während die Handelskammern Zwangskörper- schaften sind. i E

Die beiliegende Nachweisung des Bestands der Handels- fammern und der kaufmännischen Korporationen am 1. Juli 1894 giebt ein Bild von der Ungleichmäßigkeit der Entwicklung, die die Handelskammern in den einzelnen Theilen der Monarchie genommen haben. Danach ist allein die Provinz Hannover voll- ständig in Handelskammerbezirke gegliedert. Der Osten der Monarchie hat eine Vertretung in Handelséammern nur in geringem Umfange gefunden. Jn den Provinzen Ost- und Westpreußen sind neden den meist auf das Gebiet einer Stadt beschränkten kaufmännishen Korporationen Handels- fammern nur für dic Stadt Braunsberg und die Kreise Inster- burg und Thorn errichtet worden. In der Provinz Posen ind nur die Städte Posen und Bromberg, in der Provinz Vommern, in der für Stettin eine kaufmännishe Kor- poration besteht, nur die Städte Swinemünde und Stral- sund als Handelskammern organisiert. Jn Brandenburg steht der Regierungsbezirk Potsdam und etwa die Hälfte des Frankfurter Bezirks außerhaib der Handels- fammerorganijation, während die Vertretung von Handel und Industrie in Berlin ciner kaufmännischen Korporation obliegt. In der Provinz Schleswig-Holstein bestehen neben dem Fommerz-Kollcgium in Altona Handelskammern nur für die Städte Flensburg und Kiel. Jn den übrigen Provinzen hat die Entwicklung der Handelskammern zwar einen größeren Umfang erreicht, sih jedoch meist in der Weise vollzogen, daß

die Handelskammern, auf den Bezirk einer Stadt und etwa |

noch deren unmittelbare Umgebung beschränkt, Vertretungen rein lokaler Jnteressen bilden.

Diese der Einheitlichkeit entbehrende Entwicklungder Handels- fammern hat nicht zu einer befriedigenden Vertretung der in- dustriellen und Handelsinteressen geführt. Das ijt in den be- theiligten Kreisen wiederholt empfunden und die Einrichtung obligatorischer, wie ein Ney das ganze Staatsgebiet um}|pan- nender Handelskammern von gleihmäßigerer Leistungsfähigkeit angeregt worden. So auch in den Verhandlungen der Dele- girtenversammlung des Zentralverbands deutscher Jndustrieller uber die Frage der Organisation der wirthschaftlihen Jnter- essenvertretung aus dem Jahre 1882, als deren Ergebniß die reichsgeseßlihe -Einrihtung obligatorisher Vertretungékörper für Handel, Jndustrie und Gewerbe, die in der Regel den Bezirk einer höheren Verwaltungsbehörde umfassen follten, empfohlen wurde.

Nachdem nunmehr durch das Gesch über die Landwirth- schaftskammern die Grundlagen für eine forporative Or- ganisation des Berufsstands der Landwirihe in Preußen geschaffen worden sind, ist dic Frage ciner Neform der Handels- fammern dringlih geworden. Da anzunehmen ist, daß die Interessen der Landwirthschaft in den auf Grund jenes Ge- seßes zu errichtenden Landwirthschaftskammern eine ebenso fraftvolle wie leistungsfähige Vertretung finden werden, }o wird das Bestreben von Handel und-Jndustrie darauf gerichtet sein müssen, ihre wirthschaftlichen Vertretungen so zu organ1- sieren, daß sie in ihrer Wirksamkeit und Leistungsfähigkeit hinter den Landwirthschastskammern nicht zurübleiben ctne Anforderung, der die Handelskammern in ihrer gegenwärtigen Zersplitterung und durhschnittlich nur geringen Letstungs- fähigkeit nicht entsprechen. 5 :

Noch nach einer anderen Richtung hat sih die Einrich- tung der Handelskammern nah dem Gesch vom 24. Februar 1870 als reformbedürftig erwiesen. Die Bestimmung diejes Geseßes, die die Handelskammern auf Grund allgemeinen gleihen Wahlrehts aller Wahlberechtigten entstehen läßt, giebt dem Kleinbetriebe ein Uebergewiht über Groß- handel und Großindustrie, das an Bedeutung ge- wonnen hat, seit infolge des Jnkrafttretens des Ge- werbesteuergesezes vom 24. Juni 1891 die von den großeren Betrieben für die Handelskammern aufzubringenden Beiträge cine sehr erhebliche Steigerung erfahren haben. Wenn diejem Uebergewiht auch in gewissem Umfange dadurch entgegen- getreten werden konnte, daß für viele Handelskammern das Wahlreht gemäß § 3 Abs. 2 des Gesetzes von der Veranlagung in einer bestimmten Klasse oder zu einem bestimmten Saße der Gewerbesteuer abhängig gemacht worden ist (vergl. die bei- On Nachweisung), so kann dieser Ausweg doch deshalb niht für erwünscht erahtet werden, weil er dem Kleinhandel

Berlin, Mittwoch, den 9. Januar

Aus\{chluß aus den

7

und der Kleinindustrie durch ihren

| Handelskammern jede Vertretung ihrer wirthschaftlichen Fnter-

essen entzieht. E: A L Nach alledem wird die Recformbedürstigkeit des Handels:

kammergeseßes vom 24. Februar 1870 anerkannt werden müssen.

Die Delegirtenversammlung des Zentralverbands deutscher Industrieller hat es bei ihren obenerwähnten Verhandlungen im Jahre 1882 für erwünscht erklärt, daß die Frage der

| wirthschaftlichen Vertretungskörper einheitlich für das Deutsche | Neich durch Reichsgeseß geregelt wer.

So beachtenswerth spricht gegen sie doch die Erwägung, daß bei den Schwierigkeiten, die die Ver- schiedenartigkeit in der Entwicklung der wirthschaftlichen Vertretungskörper in den einzelnen Staaten Deutschlands einer einheitlichen Regelung entgegenstellt, ein entsprehendes Reichs- geseß, wenn überhaupt, so nur nah langwierigen Verhand- lungen zu stande gebracht werden fönnte, insbesondere wenn es fh darum handelt, den Handelskammern weitere, auch auf dem Gebiete der Verwaltung liegende Aufgaben zuzuweisen. Auch der Umstand, daß die Organisation der Landwirthschaft in Preußen durch Landesgesez erfolgt ist, spricht dafür, bis 5ge}

diese Anregung i}, fo

auf weiteres an der landesge}eßlihen Regelung der Handels- fammern festzuhalten.

Um die für eine Neuordnung der preußishen Handels- fammern erforderlihen Unterlagen zu gewinnen, sind im Folgenden diejenigen Gesichtspunkte zusammengestellt, die dabei von ausshlaggebender Bedeutung fein werden.

I. Sind obligatorishe Handelskammern über das ganze Staatsgebiet einzurichten, und wie sind deren

j Bezirke abzugrenzen?

In der Regelung, die die Errichtung der Handelskammern dem Belieben der Betheiligten überläßt, steht Preußen vereinzelt da. Jn anderen Ländern, die organisierte Vertretungen von Handel und Gewerbe kennen, sind dieseentweder unmittelbar durch Gesetz für das ganze Staatsgebiet im Anschluß an dessen politische Eintheilung errichtet (Bayern und Oesterrcich), oder ihre Er- richtung und Abgrenzung ist der Bestimmung einer staatlichen Instanz (Ministerium Staatsoberhauot) zugewiesen und dann meist in der Weise crfolgt, daß gleichartige Vertretungs- körper für das ganze Staatsgebiet eingerichtet find (Württem-

berg, Baden, Königreich Sachjen, Frankreich, Jtalien, Ungarn).

Bei der oben geschilderten Entwicklung der preußischen Handelskammern wird der hauptsächlichste Zweck dieser Ver- tretungen, die Beziehungen zwischen Handel und Jndustrie einerseits und den Staatsbchöorden andererseits zu vermitteln, nur unvollkommen erreiht. Wenn etwa die Hälfte des Staats- gebiets der organisierten Vertretung von Handel und Industrie entbehrt, so entspriht dieser Zustand ebensowenig dem Jnter- esse der nicht vertretenen Landestheile wie dem des Staats, dem daran li:gen muß, über die Lage und die Bedürfnisse von Handel und Industrie in seinem ganzen Gebiet gleihmäßig unterrichtet zu werden. Auch i} eine nah verschiedenen Richtungen hin wünschenswerthe Ausdehnung der Verwaltungsaufgaben der

V

Handelskammern (f. unter Ziffer Ÿ) durch eine Organisation derselben bedingt, die das ganze Staatsgebiet umfaßt.

Die gleichen Erwägungen, die für die Errichtung obliga- torisher, das ganze Land umspannender Handelskammern sprechen, führen zu der Forderung der Einrichtung von Handels- fammern von annähernd agleihmäßiger Leistungsfähigkeit. Jn

| dieser Hinsicht hat die mehrerwähnte Delegirtenversammlung

des Zentralverbands deutscher Jndustrieller Vertretungs- körper, die in der Regel den Bezirk einer höheren Verwaltungs- behörde umfassen sollen, mit der Maßgabe empfohlen, daß cs der Regierung überlassen bleiben müsse, mehrere höhere Ver- waltungsbezirke zu einem Kammerbezirk zu vereinigen oder in dem Bezirk einer höheren Verwaltungsbehörde mehrere Kammern zu errichten oder auh einzelne Theile eines solchen Bezirks der Kammer cines benachbarten Verwaltungs- bezirks zuzutheilen. Es fragt sich, ob dieser Vorschlag nicht dahin cinzuschränken oder zu erläutern sein wird, daß bei der Abgrenzung der Handelskammern in erster Linie die wirth- \chaftlihe Zusammengehörigkeit berücksichtigt wird, und wo diese mit der politishen Eintheilung nicht übereinjtimmt, leßtere zu verlassen ist.

[T]. Jn welhem Umfange follen Handel undGewerbe in den Handelskammern vertreten jein:

Soll insbesondere Wahlreht und Beitrags- pfliht begründet werden

a. für alle Gewerbetreibenden, oder

b. für die gewerbesteuerpflihtigen treibenden, oder

c. für die als Firmeninhaber in die Handels- egister cingetragenen Kaufleute und Gefsell- chaften, oder :

d. für die unter c aufgeführten Kaufleute und Gesellschaften unter der ferneren Einschränkung, daß sie gewerbesteuerpflichtig sind, oder

e. für die unter c aufgeführten Kaufleute und Gesellschaften unter der weiteren Einschränkung, daß sie zu einem bestimmten, niht zu niedrig zu bemessenden Mindestsaß der Gewerbesteuer ver- anlagt sind? . :

Nach dem Handelskammergeses vom 24. Februar 1870 ist die Wahlberehtigung und damit korrespondierend die Bei- tragspfliht zu den Handelskammern grundsäßlih für die als Firmeninhaber in die Handelsregister eingetragenen Kaufleute und Gesellschaften begründet. Die Handelskammern vertreten darnach den Handel mit Ausnahme desjenigen der jogenannten Minderkaufleute (Höfer, Trödler, Hausterer und dergleichen Handelsleute) und das die Fabrikation betreibende Gewerbe, soweit es über den Umfang des Handwerksbetriebs hinausgeht (vergl. Art. 10 des Handelsgeseßbuchs). ;

Das Handwerk hat gegenüber Handel und Jndustrie stets eine selbständige Stellung eingenommen und für die Vertretung seiner Jnteressen eigene Organe besessen. Neuerdings noch sind Verhandlungen eingeleitet worden, um dem Handwerk in der

Gewerbe-

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18ck.

Errichtung obligatorisher Handwerkerkammern eine eigene leistungsfähige Oraanisation zu verschaffen.

Gegenüber diesen Thatsachen und der Sonderïtellung, die as Handwerk durch sein Lehrlings- und Gesellenwesen und die besonders für ersteres bestehenden eigenthümlihen Aufgaben einnimmt, wird es nicht rathsam sein, das Handwerk auch in die Organisation der Handelskammern einzubeziehen. Dazuü würde die Ausdehnung des Wahlrechts, sei es auf alle Gewerbetreibende (Frage a), sci es mindestens aufdie gewerbe- steuerpflihtigen Gewerbetreibenden (Frage b), erforderli sein.

Im Gegensaß hierzu ist mehrfach eine Eiuschränfung des nah § 3 Abs. 1 des Handelskammergeseßes in den Handelskammern vertretenen Fnteressentenkreises angeregt worden. Am weitesten geht in dieser Richtung das Verlangen, die Handelskammern als Vertretungen der großen und etwa noch der mittleren fkaufmännish2zn 1nd industriellen Betriebe zu organisieren und das Wahlrecht demgemäß auf die zz zwei oder höchstens drei Klassen der zur Gewerbesteuc lagten geschlih zu beschränken (Frage e). Eine fol aßregel würde die Schaffung besonderer Vertretungskörper füc die Gewerbetreibenden, die darnach weder in den Handelskammern noh in den Handwerkerkammern vertreten sein wütden, also namentlih für den Kleinhandel erforderlih machen, da diesem Berufszweige eine Jnteressenvertretung billiger Weise nicht versagt werden fann, wenn eine solhe dem Großgewerbe ind Großhandel, der Landwirthschaft und dem Handwerk gewährt wird.

Gegen die Errichtung solcher besonderer Vertretungen den Kleinhandel und andere gewerbliche Kleinbetriebe neben d Handelskammern spricht die voraussichtlich geringe Leif fähigkeit solcher Vertretungen und die Erwägung, daß in vielen Fällen die Interessen des Kleinbetriebs und des Großbetriebs, örtliche Vertretungen in Frage

joweit ihre Wahrung durch steht, völlig gleihar1lige sind. Weniger weit geht die Anregung, das Wahlrecht zu den Handelskammern auf diejenigen in die Handelsregister eingetragenen Firmeninhaber zu beschränken, die der Veranlagung zur Gewerbesteuer unterliegen (Frage d). Es wird si fragen, ob gegen diese Einschränkung, die das Wahl- recht und die Beitragspflicht nur solchen in die Handelsregister eingetragenen Kaufleuten versazen würde, deren jährlicher Ertrag aus ihrem Gemwerbebetriebe hinter 1500 #6 und deren Anlage- und Betriebskapital hinter 3000 6 zurückbleibt, die- selben Bedenken wie die vorstehend erwähnten obwalten. IT]. Wie soll das Wahlrecht zu den Handelskammer: geregelt werden:

Es ist bereits darauf hingewiesen worden, daß die im zeseß vom 24. Februar 1870 vorgesehene Gewährung gleichen Wahlrechts an alle Wahlberechtigien den Kleinbetrieven bei er Zusammenseßung der Handelskammern ein Uebergewicht gewährt, das zu deren Leistungen für die Kammern, zumal seit der Neuregelung der Gewerbesteuer, in einem bedenklichen Mißverhältnisse steht. Ein Beispiel wird dies darthun. Eine Vrovinzialhauptstadt bildet mit ihrer Umgebung einen Wahlvezirk für die daselbst domizilierte Handelskammer. Jn diesein Wahlbezirke sind 1706 Firmen wahlberechtigt, die ih f die Gewerbesteuerklassen und die Handelskammerbeiträge in folgender Weise vertheilen:

n!

4 1

Ui

der Zahl in nach Prozenten

T5 4,396 L 9 261

)

B 42,263 D2 44,080 06 100

l 7 í 7

17 756,13 M6

1

Während die zur Handelskammer Wahlberechtigten Klasse T und I] hiernach in der Zahl 131/25 Prozent der sammtheit darstellen, haben sie 691/z Prozent der Lasten Handelskammer aufzubringen.

Dieses Beispiel, das als typish gelten kann, beweist, daß, wenn die Handelskammern Vertretungen des gesammten Han- dels und des niht handwerksmäßig betriebenen Gewerbes sein sollen, bei allgemeinem gleichen Wahlrecht die Vertreter der mittleren und fleinen Firmen die Macht haben, Großhandel und Großindustrie von der Vertretung in der Kammer völlig auszuschließen, während deren Lasten vornehmlich auf diesen leßteren ruhen. Wenn dieses Ergebniß bisher im allgemeinen niht eingetreten ist, und in vielen Handelskammern sogar der Großbetrieb zu über- wiegen scheint, so wird das auf das geringe Interesse zurü: zuführen sein, das die kleineren Gewerbetreibenden der Ein- rihtung bislang entgegenbrahten. Doch is hierauf für die Zukunft nicht zu renen; vielmehr sprechen sihere Anzeichen dafür, daß auch der Kleinbetrieb die Vortheile einer organi- sierten Vertretung zu shägen lernen und seinen Jnteressen dienstbar zu machen versuchen wird.

Die Zusammenseßung der Handelskammern wird deshalb auf einer Grundlage erfolgen müssen, die Gewähr dafür bietet, daß Groß- und Kleinbetricb darin in gleiher Weise zu ihrem Recht gelangen. Jm Anschluß an die Vorschrift im § 9 des Geseßzes über die Landwirthschaftskammern, wo die Abstufung des Wahl- rechts nach dem zugleich den Maßstab für die Umlage der Abgaben für die Landwirthschaftskammern bildenden (8 18 a. a. O.) Grundsteuerreinertrage vorgesehen i}, könnte daran gedacht werden, auch das Wahlreht zu den Handels- fammern fonform der Abgabenpfliht der Wahlberechtigten zu regeln: sei es so, daß jeder Wahlberehtigte ein seinem Handelskammerbeitrag entsprehendes Stimmrecht erhielte, oder jo, daß auf eine bestimmte Beitragssumme stets eine Stimme entfiele und dadurch den höher Besteuerten eine mit dem zu- nehmenden Abgabensatz sich steigernde Zahl von Stimmen ein- geräumt würde.