1895 / 9 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 11 Jan 1895 18:00:01 GMT) scan diff

Bsürttemberg.

Der „St.-A. f. W.“ veröffentliht das Gescß, betreffend Abänderung des kirhlihen Geseßes über die Fürsorge für die Hinterbliebenen von Geistlichen, ferner das Geseh über die Unterstüßung der unständigen evangelischen Geistlihen in Kranfkheitsfällen, fjowic das Gesey über die Erhöhung der Alterszulagen für evangelische Geistliche.

Hefsen. Die Zweite Kammer hat gestern ihre Sißungen wieder aufgenommen. Zur Berathung ftand die Vorlage wegen Be- willigung von 5 000 000 für Nebenbat nen.

Oefterreich-Ungarn.

Wie die „Budapester Korrespondenz“ meldet, theilte Graf Khuen-Héderváry gestern in einer Privataudienz dem Kaiser mit, er könne den Auftrag, cin Kabinet zu bilden, niht übernehmen, weil er keine Hoffnung habe, cine Regierung zu bilden, die außer der Durchführung der kirchenpolitischen Gesetze Positives zu schaffen vermöchhte. Gestern Nachmittag wurde Koloman von Szell vom Kaiser empfangen. Es heißt, er sei mit der Bildung des Kabinets beauftragt worden, habe sih aber bis heute Bedenkzeit erbeten.

Der „Budapester Korrespondenz“ zufolge dürfte Baron Banffy, der heute Vormittag vom Kaiser in Audienz empfangen worden ist, mit der Kabinetsbildung betraut werden.

Die Landtage für Jftrien, Triest und Dalmatien sind gestern eröffnet worden. Jm Triester Landtag erklärte dem „W. T. B.“ zufolge der Landeshauptmann, wenn auch die Beschlüsse des Landtags von einzelnen Ministerien nicht günstig aufgenommen würden, so werde der Landtag doch fortfahren, die Jnteressen der Stadt und der Provinz auf dem Wege des Fortschritts zu vertheidigen, die Fahne der Nationalität und der Autonomie hochzuhalten und vertrauens- voll auf die Gerechtigkeit und väterliche Liebe des Herrschers zu blicken. Der Landtag von Jstrien wurde von dem Landes- hauptmann mit einer Begrüßungsansprache und einem drei- maligen, begeistert aufgenommenen Hoch auf den Kaiser er- öffnet. Der Regierungsvertreter, der die Abgeordneten in italienischer und kroatisher Sprache begrüßte, wurde sofort bei Beginn seiner italienishen Rede von der Majorität mit Protest- rufen unterbrochen, worauf diese den Saal verließ. Die auf der Galerie Anwesenden stimmten der Majorität mit Rufen, gischen und Pfeifen bei. Der Landeshauptmann gebot ohne Erfolg Ruhe. Nach Beendigung der Rede des Regierungs- vertreters wurde die Sizung wegen Beshlußunfähigkeit ge- \chlosen.

Großbritannien und Jrland. Dem gestern in London abgehaltenen Kabinetsrath

wohnten nach einer Meldung des „W. T. B.“ alle Minister, mit Ausnahme des Chef-Sekretärs für Jrland Morley und des Kriegs - Ministers Campbell-Bannerman, bei. Wie „W. T. B.“ erfährt, wäre der Ministerrath nicht wegen irgend einer shwierigen Frage berufen worden. Die Berathung sei vielmehr fast aus\chließlich auf die Arrangements für die be- vorstehende Session beschränkt geblieben. Ueber das Programm der Regierung, einschließlih des im leßten Jahre festgestellten Programms für die Marine, seien alle Minister vollklommen cinig. Frankreich.

Der Präsident der Republik Casimir-Perier gab gestern dem diplomatischen Korps ein Diner; zur Linken der Frau Casimir-Perier saß, wie „W. T. B.“ berichtet, der deutsche Botschafter Graf Münster, zur Rechten der Nuntius Ferrata. Auf das Festmahl folgte ein glänzender Empfang..

Der Senat wählte gestern Challemel-Lacour mit 169 von 172 Stimmen wieder zum Präsidenten.

Jn der Deputirtenkammer betonte Brisson bei Uebernahme des Vorsißes die Nothwendigkeit, das Budget \hleunigst zu erledigen, und forderte die Deputirten zur Einigkeit auf, die das Ansehen Frankreichs, das seinen Rang in der Welt wieder eingenommen und werthvolle Freund- schaften sich erworben habe, noch mehr befestigen würde. Der Deputirte Millerand (Soz.) brachte eine Resolution ein, worin die EntlassungGérault-Richard’'s aus der Haft beantragt wird. Redner verlangte unter Hinweis auf frühere Fälle die Dringlichkeit und sofortige Berathung. Der Minister-Präsident Dupuy ersuchte die Kammer, sich nicht zu Gunsten der Haft- entlassung Gérault-Richard's auszusprechen, denn diese Ent- lassung würde einen Angriff auf das Prinzip der Trennung der Gewalten und eine Verleßung des Prinzips der Gleichheit vor dem Geseße bedeuten. Unter dem Beifall des Hauses stellte der Minister-Präfident die Vertrauensfrage, worauf der Antrag Millerand's mit 309 gegen 218 Stimmen abgelehnt wurde. Der Deputirte Habert brahte sodann einen Alltag auf Amnestie für alle Politisdet Bete gehen cin, der von dem Minister-Präsidenten Du pu y bekämpft wurde. Die von Habert beantragte Dringlichkeit wurde mit 345 gegen 167 Stimmen abgelehnt. Der Deputirte d'Hugues (Rechte) interpellierte hierauf die Regierung wegen der Wahlfälshungen in Toulouse. Der Justiz- Minister Guérin erwiderte, es jei eine gerihtlihe Untersuchung er- öffnet worden; wenn Schuldige vorhanden wären, würden sie bestraft werden. Nachdem die von dem Minister bean- tragte einfache Tagesordnung mit 336 gegen 164 Stimmen genehmigt worden war, vertagte sih die Kammer auf heute.

Die Blätter der gemäßigten Parteien biligen die gestrige Abstimmung der Deputirtenkammer in der Frage der Haftentlassung Gérault Richard’s. Die Organe der Nadikalen bedauern, daß die Kammer die liberalen Traditionen geopfert habe; die „Petite République“ wirft die Frage auf, ob der Zweck niht der sei, die sozialistishe Partei aufs äußerste zu treiben. Gérault Richard hat ein Schreiben an seine Wähler gerichtet, worin cr fich lebhaft über das Votum der Kammer beshwert und er- flärt, er werde, um gegen die Verlegung des verfassungs- mäßigen Rechts zu protestieren, im Gefängniß bleiben.

Ftalien.

Dié Bivbiltrauuûg déx, Dohtex des „Minister: Präsidenten Crispi mit dem Fürsten Linguaglossa fand geftern Nachmittag in Neapel statt. Die Trauung vollzog, wie „W. T. B.“ berichtet, der Bürgermeister Delpezzo. Außcr den Eltern waren die Minister Saracco, Blanc und Baccelli, der Unter-Staatssekretär Gali, einige Senatoren und Deputirte,

der Präfekt und Freunde der Familie zugegen. Crispi und seine Gemahlin wurden auf der Straße von der dort harrenden Menschenmerge lebhaft begrüßt. Der König sandte Crispi und seiner Gemahlin telegraphisch Glückwünsche.

Griechenland.

Die gestrige Abendsißzung der Kammer verlief, dem „W. T. B.“ zufolge, sehr ftürmish. Zwischen verschiedenen Deputirten fand cin lebhafter Wortwechsel statt. Jnfolge eines Zwischenfalls in der Sitzung schickte Petmezas dem ehemaligen Minister Theotokis feine Zeugen.

Bulgarien.

Der Prinz Ferdinand von Sachsen-Coburg hat vorgestern, am Tage der allgemeinen Audienzen, auch Zank ow empfangen, der, dem „W. T. B.“ zufolge, dem Prinzen er- klärte, er ersheine vor ihm, um die Gefühle der Treue und Ergebenheit gegen die nationale Dynastie zum Ausdruck zu bringen und dem Prinzen für die Gestattung der Rückkehr zu danken; er sei nie antidynastish gefinnt gewesen, da er wise, daL das Glück der Balkanvölker auf der Kraft nationaler Dynastien E Der Prinz dankte für die von Zankow USa Ero en esinnung und hieß ihn in seinem Lande will- kommen.

Dänemark.

Der Finanzausshuß des Folkethings hat, wie „W. T. B.“ meldet, gestern sein Gutachten erstattet. Die Rechte und die gemäßigte Linke, die zusammen die Ma- jorität des Ausschusses bilden, machen, entsprechend dem im Frühjahr zwischen den beiden Parteien abgeschlossenen Ver- gleiche, gemeinsame Vorschläge zu dem außerordentlichen Militärbudget. Die radikale Linke, welche die Minderheit darstellt, erflärte, daß die Befestigung Kopenhagens zwar jeßt ihren gesezwidrigen Charakter verloren habe, sie lehnte aber die Bewilligungen für die Erhaltung der Werke ab, um bei späteren Verhandlungen über die Festung freie Hand zu haben.

Afien.

Aus Kalkutta wird gemeldet, der Mehtar von Tschitral Nizam-ul-Mulk sei von seinem jüngeren Bruder Amir- ul-Mulfk, der sich zum Mehtar erhoben habe, ermordet worden. Nizam-ul-Mulk habe seinen Thron den Engländern zu verdanken gehabt; durch seine Ermordung werde die Frage der Grenzpolitik wieder aufgeworfen.

Das „Reuter sche Bureau“ meldet aus Hiroshima von gestern, nah einer Depesche des Generals Nodzu aus Schugan vom 8. d. M. habe sih die hinesishe Truppenmacht, die der dritten japanishen Division im Westen gegenübergestanden habe, nah Kokan zurückgezogen; hingegen fet die Vorhut der Chinesen mit zwei Kanonen in der Nähe von Liau-Jang bis Kanseno vorgedrungen. Der Rest der Division stehe einige Meilen nordöstlih des von den Japanern beseßten Haitscheng.

Der „Times“ wird aus Tientsin gemeldet: Nach Briefen aus Niutschwang habe in jüngster Zeit keine mili- tärishe Bewegung stattgefunden. Die japanishen Armeen dehnten sich von Kaiping am Meer bis nach Haitscheng und von dort bis in die Berge von Mothienling aus.

Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus NYokohama von heute ist daselbst die amtlihe Nachricht ein- getroffen, daß die japanishe Division unter . General Nodzu gestern Kaiping nah vierstündigem Kampf ge- nommen habe; die Chinesen seien in der Richtung auf Haischaksai geflohen und würden von den Japanern verfolgt. Die Verluste auf beiden Seiten scien noch unbe- kannt. Die Depesche fügt hinzu, die erste japanishe Armee werde gut von der Bevölkerung aufgenommen, die unter der Oberhoheit Japans zu bleiben wünsche.

Der japanische Minister des Auswärtigen ist be- auftragt worden, die Unterhandlungen mit den hinesi- schen Gesandten zu führen.

Die japanischen Zeitungen veröffentlichen das Gerücht, daß der König von Korea ermordet worden jei. Nach einem anderen Gerücht liege er an den Folgen eines epilep- tishen Anfalls danieder. Einheimischen Berichten zufolge hätten einige Tausend Mann des ersten japanischen Armee-Korps an den Einwirkungen des Frostes zu leiden. Die Bemühungen der koreanischen Regierung, cine innere Anleihe aufzunehmen, seien gescheitert.

Afrika.

Nach einer Meldung aus Lorenzo-Marquez haben die Feindseligkeiten zwishen den Portugiesen und den Jusurgenten wieder begonnen.

Nach einer Meldung aus Tamatave haben die franzö- sischen Kreuzcr und die Landbatterien am 28. v. M. die Tamatave umgebenden Forts bombardiert und beträchtlichen Schaden angerichtet. Die Geschüße der Hovas erwiderten das Feuer, verursachten indessen keinen Schaden und wurden als- bald zum Schweigen gebraht. Der Kreuzer „Primauguet“ ist am 29. Dezember abgegangen, um Majunga zu beseßen.

Parlamentarische Nachrichten.

__ Der Bericht über die gestrige Sizung des Reichstags befindet fich in der Ersten Beilage.

Der heutigen 12. Sißung des Neichstags wohnten der Staatssekretär Nieberding, die preußishen Staats- Minifter Bronsart von Schellendorff, von Köller und Schönstedt bei.

In der weiteren Verhandlung über den Gesetzentwurf, betressend Aenderung und Ergänzungen des Straf- geseßbuchs u. f. w., erhält das Wort der

Abg. von Wolszlegier (Pole): Die Worte des Kaisers, daß fich alle Klassen und Parteten gegen die Umfturzbestrebungen vereinigen sollten, haben bei der polnishen Bevölkerung lebhaften Widerhall gefunden. Die Polen erkennen in der Religion die wichtigsten Grund- lagen des Staats, sie erkennen feine von Gott unabhängige Ethik an, wie sie der Sozialdemokratie vorschwebt. Ein religiôöses Volk ift die Stütze des Königthums. In dcr ganzen polnishen Geschichte finden Sie keinen Königsmord, niht einmal ‘ein Attentat auf ein gekröntes Haupt. Obgleih unsere Bevölkerung mit derjenigen der Hauptstädte und FIndustriezentren in häufige Berührung kommt, hat die Sozialdemokratie in ihr noch keinen Boden gefunden; dic cinzige polnishe fozialdemokratische Zeitung erscheint in Berlin. Ob man im stande sein wird, die sozial- demofratisde Agitation auch ferner von den Polen fern zu halten, hängt niht allein von diesen, sondern auch von maßgebenden Faktoren ab. Wenn man die Unzufriedenheit für den besten Nährboten der Sozialtemokratie hält, so muß man

andererseits die Zufriedenheit als die beste Shußwehr gegen jene

betrahten. Die Staatsregierung muß also bestrebt sein, alles aus dem Wege zu räumen, was Grund zur Unzufriedenheit geben fann. In dieser Richtung hat man ja auch die sozialen Geseye geschaffen und darauf deuten auch die Maßaahmen hin, das Handwerk und den Mittelstand zu heben. Wenn man bei diesen Bestrebungen die Polen als Bundesgenossen haben will, so muß man sie auch als solhe behandeln; das ge- schieht aber nicht annähernd in genügendem Maße. Man sollte doch glauben, daß, wenn man Religion und Sitte als die höchsten Güter der Nation betrachtet, man alle Schwie- rigkeiten bei Ausübung der Religion und namentli religiöser Erziebung aus dem Wege räumen sollte. Wie stimmt das aber mit der Behandlung des Religionéunterrihts in den polnishen Landestheilen und mit der Thätigkeit der Schul- inspekcoren namentlich in Oberschlesien? Es erfüllt uns mit ge- rechter Sorge, tenn die Geistlichreit allein kann nicht für eine religiöse

Erziehung sorgen, Familie und Schule wüssen dabei mitwirken. Darum ift -

es Aufgabe der Regterun, dur die Schule dahinr zu wirken, daß die Iugend vor den foz’aldemokratifchen Idealen gewarnt und christlichen Idealen zugeführt werde. Der Herr Staatssekretär Graf von Posadowsky hat einen gefunden Bauernstand als die Grundlage des Staats bezeiwnet. Damit hat er doch aber den Bauern- stand in allen Laateotbeilen gemeint. Wie ift das aber mit der Kolonifation in Posea und, Westpreußen zu vereinbaren, durch die man doc kei den polnischen Bauern lebhafte Unzufriedenßeit hervor- gerufen hat, dein unzweifelhaft mußte sid in ihnen die Ueberzeugung bilden, daß sie sh in einem Auënahmezustand befänden. In der vorliegenden Fässung würden wir den Entwurf als bedenklich ablehnen müssen, do sind wir mit einer kommissarishen Berathung einverstanden. j

Bei Schluß des Blattes nimmt der Bevollmächtiate zum E preußishe Staats-Minister von Köller das

ort.

_ Die Budget-Kommission des Reichstags hat gestern ihre Arbeiten mit der Berathung dcs Militär-Etats begonnen.

Von der Wahlprüfungs-Kommission des Reichs- tags wurden gestern die Wablen der Abgg. Dr. Pichler (3. Nieder-

‘bayern, Zentr.), G reiß (1. Köln, Zentr.) und Meist (1. Düsseldorf,

Soz.) heute die Wahl des Abg. Casselmann (2. Weimar, kfr. Volksp.) für ungültig erklärt.

Der Abg. von Strombeck (Zentr.) hat im Reichstage folgende Nesolution zur zweiten Berathung des Neichshaushalts- Etats für das Etatsjahr 1895/96, Etat für die Reichs-Justizver- waltung, Kapitel 65 Titel 1 der fortdauernden Ausgaben, eingebracht : Der Reichstag wolle beschließen : die verbündeten Regierungen zu er- suhen, eine für das Gebiet des Deutschen MReihs gemein- same Amtsstelle einzurihten, welcher 1). Don. Den Aue ständigen Behörden der Bundesstaaten hinsichtlich aufgefun- dener Leichname Unbekannter die zur Feststellung der Perfönlich- keit dieser Verstorbenen dienlichen Mittheilungen gemacht werden müssen, und welcher 2) hinsihtlich vermißter Personen, deren Ableben (sei es infolge von Krankheit oder Selbstmord, sei es infolge eines Unglücsfalls oder Verbrechens) vermuthet wird, die zur Ermittelung des Verbleibs solcher Personen dienlihen Mittheilungen von den zu- ftändigen Behörden in den geeigneten Fällen gemaht werden müssen und von Privatpersonen gemacht werden können.

Bei der gestern im 5. Wahlkreise des Regierun gs-

bezirks Bromberg (Wongrowiß-Mogilno-Znin) vorgenom- menen Ersaßwahl zum Hause der Abgeordneten wurde nah amtliher Feststellung von Sczaniecki (Pole) mit 226 von 336 abgegebenen Stimmen gewählt. Der Gegen- kfandidat von Davier (konservativ) erhielt 110 Stimmen.

Entscheidungen des Reichs8gerichts.

Bietet jemand, der in Preußen von einem Wachposten wegen einer diesem zugefügten Beleidigung oder einer anderen Strafthat festgenommen worden ist, diefem ein Geschenk an, damit er ihn nicht zur Wache bringe, sondern freilasse, so ist, nah einem Urtheil des Reichsgerichts, 11. Strafsenats, vom 29. Mai 1894, der Feft- genommene wegen Bestechung zu bestrafen. N. beleidigte einen Soldaten, der Wachdienst hatte, und wurde von diesem festgenommen. Hierauf bot N. dem Soldaten 3 4 an, um - seine Freilassung zu erlangen. R. wurde wegen Beftehung aus § 333 Strafgeseßbuchs angeklagt, vom ersten Richter aber freigesprohen. Auf die Revision des Staatsanwalts hob das NReichs8geriht das erste Urtheil auf, indem es begründend ausführte: Das preußishe Geseß vom 12. Februar 1850, zum Schuße der persönlichen Freiheit, gebietet in den vorgesehenen F#ällen (wenn die Person bei Ausführun einer strafbaren Handlung oder gleih nach derselben betroffen wird R) die Festnahme nicht, sondern läßt sie zu. Darüber aber, ob von dieser Befugniß Gebrauch zu machen ist, haben die Beamten und Wach- mannschaften nach Prüfung aller Umstände des Einzelfalles Beschluß zu fassen und dabei in erster Linie die Interessen der öffentlichen Ruhe und Sicherheit und die Bedeutung der Strafthat in Betracht zu ziehen, deren der Festzunehmende sich s{huldig oder verdächtig gemacht hat. Hieran fann au der Umstand nichts ändern, daß die Beamten und Wachmannschaften in Ausübung ihres Dienstes von der Person, deren Festnahme in Frage fteht, selbst beleidigt sind; denn die strafrechtlihe Verfolgung folcher Beleidigung hängt nicht allein von ihrem Willen ab 196 Str.-G.-B.). Daraus ergiebt sich hon, daß weder die Polizeibeamten, noch die Wachmannschaften n ah bloßer Willkür über die Freilassung festgenommener Personen zu befindin haben. . . . Nach der Darstellung des angefohtenen Urtheils sollte offenbar der Wachposten durch die angebotenen 3 #4 _dazu be- stimmt werden, seine Entschließung niht nach seiner gewissenhaften Ueberzeugung, sondern mit Rücksicht auf den ihm in Aussicht gestellten persönlichen Vortheil zu fassen. Danach hat der Posten zu einer Handlung, die eine Verleßung seiner Dienstpfliht enthielt, bestimmt werden follen.“ (1446/94.)

Das Abhauen und Entwenden von Aesten bereits gefällter Bäume im Walde ist, nah einem Urtheil des Reichs- gerihts, 1IV. Strafsenats, vom 1. Juni 1894, nicht als Forfst- diebstahbl, sondern als gewöhnlicher Diebstahl aus § 42 des Straf- geseßbuchs zu bestrafen. J. hatte von einer Anzahl von Bäumen, die der Gastwirth B. von der H.'schen Verwaltung in einer Waldparzelle gekauft und hatte fällen lassen, das Astholz abgehauen und sih an-

ecignet. J. wurde wegen gewöhnlihen Diebstahls von der Straf- ammer verurtheilt. Die Nevision des Angeklagten, tn welcher ausgeführt wurde, daß die That. lediglih dem Geseße über den Forstdiebstahl unterstehe, wurde vom Reichsgeriht verworfen, indem es begründend ausführte: „Das preuß. Geseß vom 15. April 1878, betreffend den Forstdiebstahl“, hat den Schuy des Waldes gegen redhtswidrige Eingriffe zum Gegenstande und behandelt mit Rücksicht auf die offentlihe Meinung dle Entwendung von Holz aus demselben als eine besondere, und zwar leichtere Art des Diebstahls. Es geht deshalb auh von dem Grundsaße aus, daß nur dasjenige Holz im Walde Objekt eines Holz- oder Forstdiebstahls sein kann, an welchem noch keine Handlung vorgekommen ist, die auf eine Parception des Berechtigten oder die Besißergreifung seitens eines Anderen hinweist. Hiernach ist der Vorinstanz darin beizupflichten, daß das Forstdiebstahls- gesez unter dem Holze, welches noch nicht vom Stamm getrennt ift, niht Astholz versteht, das sih an gefällten, also bereits vom Boden getrennten Stämmen befindet. Dieser Rechtsansicht gegenüber arts auch die Ausführung der Revision, daß es unerfinbii sei, weshal die Entwendung von Yesten eines stehenden Baumes weniger \trafbar sein solle, wie die von Aesten eines bereits gefällten Baumes, nicht durhzudringen. Denn gerade darin erblickt das Gese die mindere Strafwürdigkeit des Holzdiebstahls, sei er an Aesten oder an ganzen *

ces be daß bas Holz noh Theil des Waldes und n M Meniehen in Bearbeitung; oder in Besiß genommen S

7 i v L 477/943

- Entie&zeidungca des Ober-Verwaltungsgerichts.

Die Polizeibehörde ist, uah einem Urtheil des Ober-Ver-» waltungsgerichts, I. Senats, vom 26. Juni 1894, zwar befugt, einern Verein die Benußung niht polizeimäßiger Räume zu unter- sagen, sie darf ihm aber nicht „gebieten, daß er zweckeutsprechende Râume baulih herftelle. „Die zu einem Verein zusammengetretenen Perfaoe sind zwar verpflichtet, in ihrer Thätigkeit und daher auch

ei der Auëwahl ihrer Versammlungéräume die polizeilich zu \{chüßenden Gemeininterefsen in es auf Sicherheit von Leben und Gesundheit nit zu gefährden; die Mitglieder sind aber nicht darum, weil fie zu einem Vereine zusa:nmengetreten, nun auch verpflichtet, die für defsen Versammlungen nöthigen Räume zu beschaffen oder in polizeimäßigem Zustande zu erhalten. Die Polizei fann daher dem Vereine die Benußung nicht polizei- mäßiger Räume untersagen; ‘fie darf ihm aber nicht positiv gebieten, daß er zweckentswrehende Räume baulich herftelte. Denn dies würde auf einen polizeilichen Zwang zur Erhaltung rein privater Vereins!hätigkeit und somit auf einen Eingriff in die Willens- freiheit und in die Vermögensrehte des Einzelnen binauëfommen, der unter keinen Umständen durh das öffentliche Interesse erfordert werden kann und deshalb vêéllig außerhalb desjenigen Gebiets licgt, auf dem die Uebung polizeilichen Zwangs, mag dieser im Wege der Einzel- verfügung oder der Polizeiverordnung erfolgen, durch das Geseg zu- gelassen ift." (I 728.)

Statiftik 2nd Volk8wirthschaft.

5 Zur Arbeiterbewegung.

_Hier in Bezxrlin wurde, wie die Zeitungen berichten, in ciner Versammlung der Brauereiarbeiter cin Antrag angenommen, die Vereinsbrauereien zu -ersuhen, wegen der langen Arbeitslosigkeit

der Ausgesperrten so lange auf den „Prozentsatz“ zu verzihten, bis |

die Ausgesperrten Arbeit es hâtten; ferner bes{loß die Ver- sammlung, daß die in Arbeit stehenden Brauarbeiter, die 25 46 oder darüber verdienen, je 2 A Unterstüzungsgeld wöchentlich für die Aus- gesperrten zahlen jollen, die weniger als 25 Æ verdienen, je 1 M

Aus Birmingham berichtet die Londoner „A. K.“, daß der Jahreskongreß des Bundes der Bergleute von Groß- britannien in feiner zweiten S itung u. a. folgende Beschlüsse ge- faßt habe: Oeffentliche, wie städtishe und Gemeindebehörden follten auf die Erfüllung der abgeschlossenen Kohlenlieferungs-Kontrakte dringen, wenn nach Abschluß des Kontrakts eine Arbeitsfperre ver- hängt werde, die eine Lohnherabsezung zum Zwecke habe. Ein- ftimmige Annahme fand der Antrag Stanley?s, sih gegen eine Bill zu erklären, die Schiedsgerichte mit Zwangsbefugniß einsetßt. Die Achtstunden-Bill für Bergleute brahte Green all von-Lancashire zur nochmaligen Verhandlung. Die Versammlung beschloß, nur tfolhe Parlaments-Abgeordnete zu unterstüßen, die versprehen, für die Bill zu timmen.

Kunst und Wissenschaft.

Das Königliche Kunstgewerbe-Mufeum veranstaltet in

den Monaten Januar bis März drei Reihen öffentlicher Vor- träge, welhe am 14. bezw. 15. und 17. Januar beginnen werden. Gs fprechen : Montags Direïftor Dr. P. Jessen über Geschichte der Möbelformen; Dienstaas Dr. Adolf Brüning über das Be- R R E eräth vom Alterthum bis zur Gegenwart; Donners- tags Dr. Richard Graul über graphische Künfte und Techniken. Die Vorträge finden, wie bisher, Abends von 8+ bis 97 Uhr im Hör- saal des Kunstgewerbe-Museums, SW. Prinz Albrechtstraße 7, ftatt. Der Zutritt is unentgeltlich. _ Der Geschichtsforscher Professor Wilhelm Arndt in Leipzig it dem „W. T. B.* zufolge gestern Nacht gestorben. Er war am 28. Februar 1839 zu Kulm in Westpreußen geboren, studierte in Göttingen unter Waiß Geschihte und trat 1862 bei den „Monu- menta Germaniae historica“ unter Pert als Mitarbeiter ein. Im Jahre 1875 habilitierte er si als Dozent für Geschichte an der Universitst Leipzig, wo er 1876 außerordentlicher Professor wurde.

Gestern fand in St. Petersburg unter dem Vorsitz des Großfürsten Konstantin und in Gegenwart des Kaisers eine feier- lihe Sizung der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften statt. In dieser Sitzung wurden zu korrespondierenden Mit- gliedern der Akademie gewählt: die Universitäts-Profesoren Karl Krumbacher (München), Franz Koblraush (Straßburg i. E.), Wik- helm Waldeyer (Berlin), Otto Bütshli (Heidelberg), Adalbert Bezzen- berger (Königsberg i. Pr.), Eduard Pflüger (Bonn).

Land- und Forstwirthschaft.

, Ernteausfichten in Chile.

Die Aussaat von Körnerfrühten ift #. Z. im ganzen Lande in ¡ufriedenstellender Weise von ftatten gegangen, und man rechnet in den landwirthsaftlihen Kreisen auf cin den Durchschnitt um 25 ©/0 oder mehr überfteigendes Ernteergebniß.

Infolge der niedtigen Preise für Weizen hat der Anbau von Gerste zugenommen. j

Washington, 10. Januar. (W.T.B.) Nath dem Iahres- veriht des Ackerbaubureaus betrug die mit Mais bepflanzte Slähe 62 582 000 Morgen und ergab 1212 770 000 Steffel oder durhschnittlih 19,4 Scheffel per Morgen. Es ist dies der niedrigste Ertrag seit 13 Jahren. Die mit Weizen bepflanzten 34 882 Margen ergaben 460 267 000 Scheffel, durhschaittlih 13,2 Scheffel; 27-024 000 Morgen, die mit Hafer bepflanzt waren, ergaben 662-087 000 Scheffel, 1 945 000 Morgen Roggen 26 727 615 Scheffel und 3 171 000 Morgen Ger fte 61 400 465 Scheffel.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. ¿ An bder Nuhr sind am 10. d. M. gestellt 11 269, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. i _In Oberschlesien find am 9. b. M. gestellt 4804, nicht recht- éZitig gestellt feine Wagen.

i HZwangs-Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am a! Januar die nachbezeihneten Grundftücke zur Eger »olonieftraße, dem Zimmermeister Aug. Friedrich gehörig; Fläche u a; mit dem Gebot von 42 800 M blieb die Handlung in Firma i vers u. Klapper, Monbijouplayz 10, Meistbietende. Pückler- vet 94, dem Apotheker Heinrich Jsaacsohn gehörig; Nußzungs- Tit 11200 A; für das Meiftgebot von 196 600 # wurde der ishlermeister Th. Hietzig, Falkensteinstr. 42, Ersteher. Auf- G oben wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung wegen der M ndstüde Engel- Ufer 1, 1a und 1b, der Wittwe A. K. E,

aver, geb. Marschky, gehörig.

i Ausweis über den Verkehr auf dem Berliner Slacht- ehmarkt vom 9. Januar 189. Auftrieb und Marktpreise ged Schlachtgewiht mit Ausnahme der Schweine, welhe nah

endgewiht gehandelt werden. Rinder. Auftrieb 451 Stü.

(Durchschnittspreis für 100 kg.) 1. Qualität #4, 11. Qualität #4, IITI. Qualität 96—106 4, IV. Qualität 90—94 ÆA Schweine. Auftrieb 8379 Stück. (Dur(hschnittspreis für 100 kg.) Medcklenburger 100 46, Landshweine: 8. gute 96—98 4, b. geringere 90—34 4, Galizier A, leihte Ungarn M bei 20 9/% Tara, Bakonyer 86—88 Æ bei 27,5 kg Tara pro Stück. Kälber. Auftrieb 1719 Stück. (Durchschnittspreis für 1 kg.) I. Qual. 1,28—1,40: 46, I. Qual. 1,.12—1,26 4, Ill. Qualität 1,00—i,10 # Schafe. Auftrieb 970 Stück. (Durhschnittsvreis für 1 kg.) I. Qualität 1,00—1,12 4, 11. Qualität 0,84—0,96 4, ITI. Qualität M

Börse zu Düsseldorf. (Amtlicher Preisberiht vom 10. Januar 1895.) Auf dem Koblenmarkt hat der plögliche Schluß dec Schiffahrt vorläufig eine gewisse Stockung im Versand ver- ursaht. In Roheisen ist das Geschäft fest, die Nachfrage nach Fertig- fabrikaten läßt viel zu wünschen übrig. (Berehnung in Mark für 1000 kg und, wo nicht anders bemerkt, ab Werk). Kohlen und Koks. 1) Gas- und Flammkohlen : Gasfkohle für Leu&tgasbereitung 10— 11,00, Generatorkohle 10—11, Gasflamtmnförderkohle 8,20—9,20; 2) Fett- koblen: Förderkoble 7,50—8,50, melierte beste Koble 8,50 —-9,50, Kokskohle 6, 50—7. 3) Magere Koblen: Förderkohle 7—8, melierte Kohle 8—10, Nußkoble Korn 11 (Anthracit) 18,00—20,00; 4) Koks: Gießereikoks 13,00—14,50, Hochofenkoks 11,00, Nußkoks, gebrochen 13,75—15,50; 5) Briquets 8,50—11,00. Erze: 1) Roh- [path 7, 2) Gerösteter Spatheisenftein 9,50—10,50, 3) Som- myorrostro f. o. b. Rotterdam —, 4) Nassauifcher Rotheisenstein mit ca. 50 9/9 Eisen 8,00—8,50, 5) Rasenerze franko —,—. Roheisen: 1) Spiegeleisen Ia. 10—12 9% Mangan 51, 2) Weiß- \trahliges Qualitäts - Puddelroheisen: a. rhetnisch - westfälische Marken, b. Siegerländer und 3) Stahleisen je 43—44 # mit rah! ab Siegen, 4) Englishes Bessemereisen ab Verschiffungs- jafen —,—, 9) Spanishes Bessemereisen Marke Mudela cif. Rotterdam —,—, 6) Deutsches do. —,—, 7) Thomaseisen frei Verbrauchs\telle 47,00, 8) Puddeleisen (Luremburger Qualität) 37,00, 9) Englisches Roheisen Nr. 111 ab Ruhrort 55,00, 10) Luxrem- burger Gießereieisen Nr. TIT ab Luremburg 45,00, 11) Deutsches Gießereieisen Nr. 1 63, 12) do. Nr. TT —, 13) do. Nr. Il 54, 14) do. Hâmatit 63, 15) Spanisches Hämatit Marke Mudela ab Ruhrort —,—. Stabeisen: Gewöhnl. Stabeisen 102—105. Bleche: 1) Gewöhnliche Bleche aus Flußeisen 110—115, 2) Kefselblehe aus Flußeisen 120—125, 3) Kesselblehe aus Schweißeisen 150—165, 4) Feinblehe —,—. Draht: 1) Eisenwalzdraßkt —,—, 2) Stahl- walzdraht —,—.

In der gestrigen außerordentlihen Hauptversammlung der Bergisch-Märkishen Bank wurde, wie die „Köln. Ztg.“ meldet, einstimmig ein Antrag auf Erhöhung des Grundkapitals um 5 000 400 J angenommen.

Die Einnahmen ‘der Lübeck-Büchener Eisenbahn be- trugen im Dezember 1894 nach vorläufiger Feststellung 407 852 4 gegen 373 219 A im Dezember 1893, mithin mehr 34633 A Die Gesfammteinnahmen vom 1. Januar bis Ende Dezember 1894 be- trugen nah vorläufiger Feftstellung 5 040 736 Æ gegen 4 821 034 M im gleihen Zeitraum des Vorjahrs, mithin mehr 219 702

___ Die Bilanz der Desterreichisch-Ungarishen Bank er- giebt als Gesammtdividende für das Jahr 1894 42 Fl. 90 Kr. glei 7,15 9/9 pro Aktie; somit entfallen auf den Kupon des zweiten Halb- jahrs 27 Fl. 90 Kr. Der Gewinnantheil beider Staatsverwaltungen an dem Erträgniß des Jahrs 1894 beträgt zusammen 126 972 Fl.

_ Aus Paris meldet die „Frkf. Ztg.*, daß ein Syndikat unter Ans der. Banque de Paris mit der bras.ilianischen tegierung ein Vors{chußge\chäft über 25 Millionen Fres. ab- geshlossen hat. Dieses Geschäft steht in keinem Zusammenhange mit dem mit Rothschild in London abgeschlossenen.

Magdeburg, 10. Januar. (W. T. B.) Zuckerberiht. Kornzucker exkl., von 929% —, neue 9,05—9,15. Kornzuder exkl, 88 9/9 Rendement 8,60—8,80, neue 8,66—8,80. Nachprodukte exkl., 75 9/0 Rendement 5,75—6,45. Ruhig. Brotraffinade T —,—. Brot- raffinade IT —,—. Gem. Raffinade mit Faß 20,25—21,50, Gem. Melis T . mit Faß 19,50. Ruhig. Rohzucker 1. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. Januar 8,724 Gd., 8,774 Br., pr. Februar 8,723 Gd,, 8,774;Br., pr. März 8,774 Gd., 8,8214 Br., pr. April-Mai O Dr, SUI. :

Leipzig, 10. Januar. (W. T. B.) Kammzug-Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Januar 2,75 4, pr. Februar 2,775 Æ, pr. März 2,774 4, pr. April 2,775 6, pr. Mai 2,80 #4, pr. Juni 2,85 4, pr. Juli 2,877 4, pr. August 2,874 4, pr. September 2,90 4, pr. Oktober 290 4, pr. November 2,927 4, pr. Dezember 2,925 A Umsay 10 000 kg.

Kämmlings-Auktion. Käufer zahlrei. Lebhafte Stim- muag. Angeboten 364 000 kg, zurückgezogen 130 000 kg, verkauft 234000 kg. Mittlere und gute Australier 10—15 S höher. Kleine Auftralier und Buenos Aires unverändert. Mittlere und reine Buenos Aires 5—10 s höher, Kreuzzuht 15—20 4 höher.

Bremen, 10. Januar. (W. T. B.) (Börsen-Schlußbericht.) Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum-Börse.) Sehr fest. Loko 5,35. Baumwolle. Er- öffnung fest, Schluß ruhiger. Upland middl. loko 284 y. Schmalz. Fest. Wilcox 37} & F, Armour shield 37 „, Cudahy 38 „5, Fairbanks 30 §. Wolle. Umfay 112 Ballen. Speck. Fest. Short clear middling loko 354, Januar-Abladung 34. Taback. Umsatz: 38 Faß Kentucky, 11 Faß Virginy.

Hamburg, 10. Januar. (W. T. B.) Kaffee (Nachmittags- beriht.) Good average Santos pr. März 73, pr. Mai 723, pr. Sep- tember 71F, pr. Dezember 70}. Behauptet.

_Zuckermarkt. (Schlaßbericht.) . Rüben-Rohzucker I. Produkt Basis 88 9% Rendement neue Usance, frei Bord Hamburg pr. Januar 8,67è, pr. März 8,774, pr. Mai 8,874, pr. August 9,15.

Ruhig.

Wien, 11. Januar. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn in der Woche vom 1. Januar bis 7. Januar 579 779 Fl., Mehr- einnahme 13 320 Fl.

London, 11. Januar. (W. T. B.) Die „Times“ schreibt : Der für die Baring-Obligationen gezahlte Betrag wird morgen bei der Bank von England deponiert werden. Die Garanten werden demgemäß, wie wir annehmen, spätestens am Sonnabend ihrer Garantiepfliht enthoben werden.

St. Petersburg, 10. Januar. (W. T. B.) Der Finanz - Minifter erließ neue Reglements für Verabfolgung von Dar- lehen auf Waaren, für den Transport verpfändeter Maires und für

j die Verobfolgung von Darlehen auf Metalle und Metallfabrikate.

Verdingungen im Auslande.

Niederlande.

15. Januar, 10 Uhr. De directie der Nederl. Zuider-Spoor- weg-maatechappy in Heerlen (Limburg): io Nr. 10. Bau von drei Wächterwohnungen, Schätzung :

_2) Loos Nr. 13. Bau einer Wohnung für den Maschinenaufseher

auf der Station Kerkrade, Schäßung: 4500 Fl. ;

3) Loos Nr. 14. Bau von Güter- und Zollshuppen und einer E Jn die erhöhte Ladeftelle auf der Station Kerkrade. Schäßung Fl. 4) Loos Nr. 15. Bau eines Wohnhauses für vier Steuerbeamte und Ausführung einiger anderer Arbeiten auf der Station Kerkrade. Schäßung 12 000 Fl. 5) Loos Nr. 16. Bau eines Lokomotivgebäudes mit Wasser- verforgung und Ausführung einiger anderer Arbeiten auf der Station Kerkrade. Schäßung 29 100 Fl. 6) Loos Nr. 17. Bau von Gebäuden und Einirihtungen (Haupt- gebäude u. #. w.) auf der Station Sterkrade, Schäßung: 25 900 F[. Bedingungen im Sektionsbureau der genannten maatschappy erhâltlih für 1 Fl. per Loos 10 und 183, 1,50 Fl. per Loos 14 und 15

und 2,50 FI. per Loos 16 und 17.

16. Januar, Mittags. Polderbestuur van Nieuw-Helvoet: Lieferung von 1200 h1 Steinkohlen, franko in das Lager. Auskunft an Ort und Stelle. i

16. Januar, 24 Uhr. Het College van Regenten over de Gevangenissen te Rotterdam im Huis vanBewaring, Korte Hoogstrout: Lieferung von Leinwänd und anderen Manufakturwaaren, Vürsten-Haar, Blech, Eisendraht und Zinn. Bedingungen erhältlich beim Directeur der Strafgefangenis zu Rotterdam.

18. Januar. Het bestuur der vereeniging Landbouwbelang Eiland Tholen in Tholen (Seeland): Lieferung von 170900 kg Superphosphat, 35200 kg Chilesfalpyeter, 11400 kg Peru- guano, 4409 kg \chwefelsauren Ammoniak, 5800 kg Ammoniak- Superphosphat. Bedingungen bei dem Sekretär A. J. de Wit Andriefsen erhältlich.

21. Januar, 24 Ubr. Het College van Regenten over de Gevangenissen in Leeuwarden: VLeferung von maschinen- gesponnenen Jute-, Flahs-, Hanf-, Kattun- und Woll-Webegarnen, Decken u. st. w. während des Jahres 189%. Bedingungen bei dem Directeur der Byzondere Strafgevangenis in Yeeuwarden er- bältlih. ;

22. Januar, 1 Uhr. De Hoofdingenieur, chef van den tech- nischen dienst der rykstelegraaf im Haag, Kazerneftraat 3:

Loos Nr. 1. Lieferung von Morsepapierxollen.

Loos Nr. 2. Lieferung von eisernen Telegraphenpfählen, Modell Henley. i:

Loos Nr. 3. Lieferung von eisernen hakenförmigen Jsolatoren- trägern (für eiserne Pfähle).

Loos Nr. 4. Lieferung von verzinktem Eisendraht n. 5. Be- dingungen für 0,20 Fl. per Loos bei Gebr. van Cleef im Haag, Spui 28a, erhältlich.

28. Januar, Mittags. Bureau) im Haag:

Loos 161. Metallener Oberbau mit Zubehör von 26 Brücken für Sekundärbahnen.

Loos Nr. 162. Eisenwerk mit Zubehör für Syphons. Alles zu Zwecken der Staatsbahnen auf Java.

Bedingungen im genannten Bureau zur Einsichtnahme und käuflih bei M. Nyboff im Haag, Nobelstraat 18.

4. Februar, 1 Uhr. Burgermeester en Wethouders zu Dordrecht: Lieferung und Aufstellung von Reinigungskisten mit Hebevorrihtung zum Heben der Deckel und der nöthigen Hilfsftüde, Abshlüfse und Röhrenleitungen für die Vergrößerung der Gasfabrik. Bedingungen käuflich für 1 Fl. bei der Gemeente-Secretarie zu Dordrecht.

Ministerie van Kolonien (Technisch

Verkehrs-Anstalten.

Bremen, 11. Januar. (W. T. B) Norddeutscher Llovd. Der Postdampfer .Neckar“ ist am 9. Januar Nachmittags von New- Vork nach Neapel abgegangen. Der Postdampfer „Lancelot“ ift am 10. Januar Vormittags auf der Weser angekommen. Der Reichs-Postdampfer „Oldenburg“ ist am 7. Januar Nachmittags in Adelaide angekommen. Der Reichs-Postdampfer „Habsburg“ hat am 9. Januar Nachmittags die Reise von Adelaide nah Colombo Der Postdampfer „Roland“ ist am 10. Januar Vor- mittags in Vigo angekommen. Der Postdampfer „Weimar“ hat am 10. Januar Vormittags Dover passiert. Der Poftdampfer „Stuttgart“ hat am 10. Januar Vormittags Lizard passiert. Der Postdampfer „Hohenzollern ift am 8. Januar Vormittags von New - York nah der Weser abgegangen.

Hamburg, 10. Januar. (W. T. B.) Hamburg-Amerika- nishe Paclketfahrt-Aktien-Gesellshaft. Der Postdampyfer „Dania“ ist heute Morgen in Cur haven eingetroffen.

Bern, 10. Januar. (W. T. B.) Der Große Nath nahm mit großer Mehrheit das Straßenbahngeseß an mit dem Grundsay, daß der Staatsbetrieb keinen Gewinn abwerfen, daß aber der Rein- ertrag aus\chließlih zur Verbesserung des Betriebs und für den Unter- halt der Bahn verwendet werden solle.

Theater und Musik.

Berliner Theater.

Der Schwank „Der Raub der Sabinerinnen“* von Franz und Paul von Schönthan hat bei seiner gestrigen ersten Auf- führung auf dieser Bühne den gewohnten Heiterkeitserfolg gehabt. Die Darstellung war im ganzen eine der übermüthigen Handblung entsprechend frische und lustige ; fast jeder Darsteller war an den cihtigen Plat gestellt und führte seine Aufgabe geshickt durch. Herr Franz Guthery, der den sehr ForisWen Theater-Direktor Striese gab, verlieh der Gestalt eine gewisse neue Eigenart, die der eigenthümlichen gemäßigten Charakterisierung8weise dieies Komikers entsprach: cine kräftigere Betonung des Karikaturhaften in dieser Rolle wäre aber niht vom Uebel gewesen. Den Professor Gollwitz gab Herr Merten mit großer Naturwahrheit, bei der die Pedanterie und Schüchternheit ihren belustigenden Eindruck nicht verfehlten. Als seine Gattin be- währte Frau von Pöllniy ihr bekanntes s{haufpvielerishes Geschick, doch hätte für diesen Schwank die Vornehmheit ihres Spiels etwas herabgestimmt werden dürfen. Herr Oscar Sauer entfaltete als Doktor Neumeister bei allem Phlegma fo reihen Humor und eine Lebendigkeit in Spiel und Wesen, daß seine Rolle stark in den Vordergrund gerückt wurde. Recht gut waren auch Fräulein Milly NRiska als die naive Professorêtohter unt Fräulein Jaeger als Dienstmädchen Rofa. Weniger erfreulich war die Leistung des Hecrn Prechtler, der in seinen Bewegungen immer etwas Ungelenkes hat. Fräulein Marie Wolff, die wir als tüchtige Darstellerin kennen, ift für die Rolle der jungen Doktorsfrau zu streng und ernst. Das gutbeseßte Haus zollte den Darstellern lebhaften Beifall.

fortgeseßt.

E Konzerte.

__ Der Pianist Herr Moriß Mayer-Mahr, der {hon öfter

hier konzertierte, ließ sich gestern im Saal Bech stein hören. Außer einigen bekannten Stücken von Schumann, Jensen, Grieg und Rubin- stein spielte er eine Sonate A-dur für Klavier und Violine von Céfar Franck als Novität. Das Werk, das sich in keinem Sage zu einem größeren Aufshwung der Phantasie erhebt, ist zugleich in tec- nischer Hinsiht meist eine recht undankbare Aufgabe für die Violin- partie, die von Frau Marianne Scharwenlkla-Stresow sehr lobenswerth ausgeführt wurde. Der Konzertgeber trug am Schluß des Abends noch zwei anmuthige Piècen eigener Komposition und zwei Bravourstücke von Ph. Scharwenka und Liszt vor. Sein Spiel ist nicht gefällig genug phrasiert und läßt auch mitunter Wirme der Empfindung vermifsen. Der hier bereits wohlbekannte Tenorist Herr Heinrich Grahl, der das Konzert unterstüßte, trug mit klangvoller, umfangreiher Stimme, die jedoch noch vollständiger Ausgleichung der Register bedarf, mit warmer Hingebung für die Sache fünf Lieder des Konzertgebers vor, unter denen „Geheimniß" und- „An den Frühling“ am meisten gefielen. Alle Leistungen des Abends wurden von dem zahlrei ershienenen Publikum beifällig aufgenommen. _ An demselben Abend fand ein Konzert des Berliner Damen- B uartetts statt, das im Konzertsaal des Klub hauses (Potsdamer- straße Nr. 9) zum ersten Mal auftrat. Das Quartett besteht aus den Damen Emmy Lampe (1. Sopran), Anna Müller- Kannberg (2. Sopran), Sophie Braun (1. Alt) und Margarethe Krause (2. Alt). Die in der Königlihen Hochschule vortrefflich ausgebildeten Sängerinnen bewiesen im a cappella- Gefang große Präzision und im Vortrage warme Empfindung. Von den gewählten Quartetten von Rintel, Berger, Schumann, Brahms und anderen wurde das „Truylied“ von Vierling auf Wunsch wiederholt. Herr Georg Buddeus erfreute durch den Vortrag einiger Klavierstücke, die gleih den Gesängen bei den Hörern lebhafte. Anerkennung fanden.

i Im Königlichen Opernhause gelangen morgen Mascagni?s „Cavalleria_ rusticana“ unter Kapellmeister Dr. Muck's Leitung (Santuzza: Frau Pierson, Turiddu: Herr Sommer) und Leoncavallo?s

„Bajazzi“ (Nedda: Frau Herzog, Canio: Herr Soramer, Tonio: Herr