1895 / 12 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 15 Jan 1895 18:00:01 GMT) scan diff

Hob sih das Drängen wie heute, der Innung wieder zu ihrem Recht zu verhelfen. Die Frucht dieses Drängens war die Verordnung vom Jahre 1849. Aber {on bald nach dem Erlaß derselben zeigten sih die Schwierigkeiten, die diese Verordnung auch für den Betrieb des Handwerks mit sich brachte. Da erhob \ich sehr bald die Klage, daß die Abgrenzung der Handwerke untereinander, wie sie nah dieser Verordnung nothwendig war, zu zahllosen Streitigkeiten führte, die ganz unleidlich das Handwerk mit seinem Betriebe belasteten. Der Erfolg war, daß man im Jahre 1869 dazu überging, die Innung zu einem völlig freiwilligen Institut zu machen.

Meine Herren, ih habe das alles bloß ausgeführt, um zu zeigen, daß die Dinge wirklich nicht so einfah liegen, wie man das in der Regel annimmt, und Sie können es dem preußischen Staats- Ministerium nicht verdenken, wenn es zu dem Beschlusse gekommen ist, von dem ich Ihnen nunmehr Mittheilung machen werde. Das Staats - Ministerium hat bei der Berathung der Vor- schläge, die an der Hand der Kritik der von dem König- lid preußishen Handels - Minister veröffentlihten Grundzüge aufgestellt worden sind, nothwendig gefunden, und das beruht auch auf einem Vorschlage des Königlich preußischen Herrn Handels-Ministers die Unterlagen für die Würdigung dieser Vor- {läge durch eine Untersuhung über die für die vorgeschlagene Organi- sation in Betracht kommenden Verhältnisse des Handwerks zu ge- winnen. Meine Herren, wir haben gerade auf diesem Gebiet mit einer großen Unklarheit über die thatsählihen Verhältnisse zu kämpfen. Vir sind über die Verbreitung und örtliche Vertheilung der einzelnen Handwerke im Reich nicht genügend unterrichtet, ja, wir wissen sogar nit einmal, was für Handwerke alles existieren. Wenn Sie die Gewerbe- ordnung von 1845 und die Verordnung von 1849, welche beide eine große Anzahl von Gewerben aufzählen, mit den heutigen Zuständen vergleichen, so finden Sie einmal, daß gewisse Gewerbe, die damals aufgeführt sind, überhaupt niht mehr eristieren, und Sie finden auf der anderen Seite, daß eine große Anzahl von neuen Gewerben entstanden ist, die Etxistenzberehtigung haben, und auf die man Rücksicht nehmen muß. Nicht bloß die Entwickelung der Großindustrie hat dazu geführt, in dieser Beziehung eine größere Vielgestaltigkeit herbeizuführen, sondern es hat sich auch im Handwerk selbst eine ganz außerordentlihe Viel- geftaltigkeit herausgebildet. Jh erinnere bloß an die große Zahl von Spezialitäten, die heute von cinem Handwerkêmeister aus\{ließlich gemacht werden, der früher sein Gewerbe in viel umfassenderer Weise betrieb. Jch erinnere an das Tischlergewerbe, wo heute ein Tischler bloß Stuhlbeine, der andere bloß Leisten, der dritte bloß Bautischler- arbeiten mat. Ueber diese Verhältnisse haben wir aber gegen- wärtig eine so geringe Klarheit, daß der Wunsch berechtigt ift, auf dem Wege einer Untersulhung das nöthige Material zu beshaffen. Wir haben auch keine genügende Klarheit über die Vertheilung der Gehilfen und Lehrlinge und wissen nicht, wie viel Handwerksmeister in den einzelnen Bezirken ohne Gehilfen und Lehr- linge - arbeiten. Alles dies wird nüßlicherweise festzustellen sein. Dabei wird es zwar niht nothwendig sein, diese Ermittelungen für das ganze Gebiet des Reichs anzustellen, aber es wird unumgänglih sein, wenigstens im Wege der Stichprobe darüber unterrichtet zu werden, wie diese Dinge, deren Erörterung ganz nothwendig erfolgen muß, im Deutschen Reiche liegen.

Fch kann von mir persönli sagen, daß mir selbs der Auf- \{ub, der mit einer erfolgenden Untersuchung nothwendigerweise verbunden ist, sehr unerwünscht ist, und zwar nicht nur im öInteresse des Handwerks, das sehr bald wenigstens etwas Greifbares in die Hand zu bekommen \ich sehnt, sondern auch im eigenen Interesse der Regierungsvertreter, für die es keineswegs sehr angenehm ist, all- jährlich hier im Reichstag auf die Fruchtlosigkeit ihrer bisherigen Bemühungen bingewiesen zu werden.

Deshalb habe ih mir überlegt, wie wir wenigstens bald und bevor diese Enquête ihr Resultat gezeitigt hat, zu einem Vorschlage fommen fönnten, der in etwas die Desiderien des Handwerks be- friedigt. Da freue ih mich, daß ich in dieser Beziehung einen Weg für gangbar erachtet habe, den auch der Herr Vorredner als denjenigen bezeichnet hat, der zunähst und vor allen Dingen eingeschlagen werden muß. Es ist das die Shaffung von Hand- werkerkammern; und ih bin der Meinung, daß diese Herstellung von Handwerkerkammern möglich ist, auch obne daß man den früher in Aussicht genommenen Unterbau, Fachgenossenschaften oder obligatorische Innungen, wie das inkorporierte Handwerk es will, {on vor ih hat. Wir haben auf dem Gebiete der Landwirthschaft in Preußen einen Vorgang, der mich auf diesen Gedanken gebracht hat: Es ift dies das Gesetz über die Errichtung der Landwirthschaftskammern. In Preußen hat man das Geseß über die Landwirthschaftskammern erlassen, ohne die Frage zur Erledigung zu bringen: \oll behufs Her- stellung dieser Landwirthschaftskammern das landwirthschaftlihe Ge- werbe au einen Unterbau erhalten, aus dem die Landwirthschafts- kammern bervorgehen? Man hat sich dort damit geholfen, daß man die Wahl der Mitglieder zu den Landwirthschaftskammern in die Hand der Kreisvertretung legte. Das wäre indeß ein Modus, den ih für die Handwerkerkammern nicht empfehlen würde. Allein es is unleugbar, daß man die Handwerker zu diesen Kammern wählen lassen kann, ohne daß man vorher die Frage der Zwangsorganisation, der Zwangs- genofsenshaften oder obligatorischen Innungen erledigt. Erhält man solche Organe, die unzweifelhaft das wäre bei Redaktion des Ge- seßes zu berücksihtigen als die legitimierten Vertreter des Hand- werkerstandes anzusehen fein würden, fo werden sie dann auch die besten Organe sein, die uns bei der definitiven Gestaltung der Organi- sation mit ihren Gutachten zur Seite stehen. Man legte in Preußen auf die Schaffung der Landwirthschaftskammern deshalb Werth, weil man sagte: alle Projekte, die behufs Beseitiguag des landwirthschaft- lichen Nothstandes etwa auftauhen können, können wir zweckmäßig keinen befferen Geftaltungen zur Begutachtung vorlegen, als den aus dem Kreise der Landwirthe hervorgegangenen Kammern ; ob Anerben- recht, ob Bershuldungsgrenze, ob Entshuldungsverfahren über akle dergleihen Fragen sollen demnächst die Landwirthschaftskammern zu begutahten haben. Sollte nun nicht eine Kammer, die sh aus dem Handwerk selbs|st aufbaut, der legitimierteste Körper fein für die Frage, ob Zwangsinnungen, Fachgenossenschaften oder sonst was als Unterbau für die Organisation des Handwerks gewählt werden foll, und welhe von diefen möglihen Geftaltungen vorzuziehen sei ?

Meine Herren, ih komme noch cinmal auf die Frage der Zu- sammensezung dieser Kammern. Sie können unzweifelhaft aus den-

jenigen Personen aktiv und passiv gewählt werden- welhe ein Hand- werk betreiben. Nun wird aber immer von seiten der Herren, die für die obligatorishen Organisationen {wärmen, vielleiht der Ein- wand gemacht, daß eine solche Gestaltung oder Komposition der Kammern keine ausreihende Gewähr dafür gebe, daß auch die Innungen als das korporative Handwerk mit seinen Interessen in ausreihendem Maße dabei berüdcksihtigt werden. Ih würde indessen für meine Person gar nit dagegen fein, daß man den vorhandenen Innungen eine präzipuale Betheiligung bei den Handwerkerkammern gebe. Haben wir aber folche Handwerkerkammern, dann haben wir noch einen besonderen Vortheil, und der Würdigung dieses Vortheils, glaube ich, können sich alle billig Denkenden, die sich mit der Frage beshäftigen, nicht verschließen. Es is un- leugbar, daß die Handwerkerbewegung, wie ih \chon ge- sagt habe, tbauptsählich durch die Vertreter der Innungen genährt worden ift. Weite Kreise des Handwerkerstandes, die außerhalb der Innung stehen, sind bisher eigentlich fo gut wie garnicht zum Wort gekommen. Daher liegt es in der Billigkeit, vor der definitiven Entscheidung dieser {wer wiegenden Frage auch diese Kreise über die künftige Organisation zu hören. Diese Forderung i um \so unabweisbarer, je weniger ver- kannt werden fann, daß auf diesem Gebiet sehr erhebliche Schwankungen in den Anschauungen der Herren Volksvertreter fich vollzogen haben. Jch erinnere nur an die Ausführungen, die wir gehêrt haben von Herrn von Kleist-Reßow, von Herrn Frei- herrn von Stumm, von dem Herrn von Rheinbaben und dem Herrn von Hertling, der in früheren Jahren lange der Vorkämpfer des Zentrums auf diesem Gebiete war und noch kürzlih im bayerischen Reichérath ein Gutachten abgegeben hat, welches die obligatorischen Innungen durchaus verwirft, und der mit dieser seiner Auffassung in dem bayerishen Reichsrath den Beifall seiner Herren Kollegen ge- funden hat.

Alfo, meine Herren, ih bin der Meinung: wollen wir auf diesem Gebiet zu einem Resultat kommen, so ergreifen wir ’mal erft die Gelegenheit, die, wie ih hoffe, Ihnen in dieser Session geboten werden wird, zur Berathung eincs Gcseßes über die Herstellung von Handwerkerkammern. Legen wir dann alle die chwerwiegenden und wichti- gen Fragen über die positive Organisation des Handwerks diesen Kammern vor. Ich darf Ihnen sagen: wir sind keine prinzipiellen Gegner einer Zwangsorganisation, davon sind wir weit entfernt; wir sind nur Gegner gewesen und ich glaube, wir sind es auch heute noch derjenigen Organisation, die von den Vertretern des korporierten Handwerks unter dem Begriff der obligatorischen Innung verstanden wird. Aber wir werden, so hoffe ih, auf diesem Wege zu einem gedeihlihen Refultat kommen, und dessen dürfen Sie versichert sein, daß jedes mögliche Mittel von seiten der Regierung ergriffen werden wird, das dazu dienen kann, um dem Handwerk den goldenen Boden wieder zu verschaffen, den es zum Schaden des Reichs leider Gottes vielfah verloren hat. (Bravo! rechts.)

Das s beschließt die Besprehung der Jnterpellation, vertagt dieselbe jedoch um 5 Uhr auf Dienstag 2 Uhr.

Literatur.

i Mil itärisches.

_Brauchen wir Panzerkreuzer? Zeitfrage an den Deutschen Reichstag, gestellt von einem sachverständigen Patrioten. Berlin 1895. Verlag von Hermann Peters (Paul Leist). Der Verfasser erörtert die Einwendungen, die in der Presse und im Reichstag gegen die im Reichshaushalts-Ctat für 1895/96 von der Regierung aufgestellten Forderungen für die Marine erhoben worden find, auf ihre Berechtigung und entwickelt sodann die Gründe, welche eine Verstärkung der deutshen Flotte zu einer gebieterischen Noth- wendigkeit mahen. Er führt aus, daß die deutshe Seemacht bei dem jeßigen Schiffsbestande der Bestimmung, deuts{es Eigenthum und einzelne Angehörige des Reichs in fernea Ländern zu shügen, nicht mehr vollständig genügen könne, und selbs weniger mähtigen Staaten gegenübet nit im stande sei das Ansehen des Deutschen Reichs durch Achtung gebietende Schiffe zur Geltung zu bringen. Besonders aber betont der Verfasser, daß für den Fall eines Krieges von län- gerer Dauer die Verstärkung der Flotte erforderlich sei, um die Er- nährung der deutshen Heere durch Zufubren von außerhalb zu sichern und bei der Bedrohung der eigenen Küsten durch feindlihe Schiffe diesen in geeigneter Weife entgegentreten zu können. Mit Hilfe von Zahlen, die dem „Aide mémoire de lofficier de marine“ 1894 entnommen sind, wird nahzuweisen gesucht, daß das Deutsche Neich selbst Staaten wie Argentinien, Brasilien, Chile, China und Japan gegenüber mit den jeßigen Seestreitkräften im Bedarfsfalle nicht iele mit der nöthigen Entschiedenheit auftreten könne, und daß es hinter den europäishen Großmächten in der Entwickelung feiner Flotte wegen Mangels an den zum Sicherungs- und Rekognoscierungs- dienst bestimmten, mit Panzershußz versehenen Kreuzern weit zurück-

geblieben sei. i Verschiedenes.

„Steuererklärung und Vermögensanzeige" is ein in Carl Heymann’s Verlag, Berlin W. 41, erschienenes Werk be- titelt, das die wichtigsten Bestimmungen über die Einkommen- und die Ergänzungssteuer in übersihtliher Weise zusammenstellt, und dem zugleih zahlreihe Muster zu Steuererklärungen und Vermögens- anzeigen beigegeben sind. Das Werk hat den Zweck, Steuerpflichtigen der verschiedenartigsten Berufe eine praktische Anleitung zu bieten, wie sie die Steuererklärung zur Einkommensteuer-Veranlagung den geseßz- lihen Vorschriften entsprehend anzufertigen und abzugeben haben. Um sich von Jahr zu Jahr überzeugen zu können, welche Steuer- erklärung bezw. Vermögensanzeige man seither abgegeben hat, ift es nothwendig, von jeder Steuererklärung beziehentlich Vermögensanzeige eine Abschrift zurückzubehalten und diese Abschriften zu sammeln; hierzu dient ein “besonderer Abschnitt. Deù Steuerpflichtigen sei die- Be- schaffung des Werks, dessen Preis 3 4 beträgt, empfohlen.

Zeitschriften.

Im Januarheft der „Deutschen Rundschau“, heraus- gracien von Julius Rodenberg Sag von Gebrüder Paetel, Berlin) wird Theodor ane Roman „Effi Briest“ fortgeseßt. Von besonderem Interesse für jeden Deutschen werden in diesem Heft Her- mann Grimm's Erinnerungen an seinen Vater Wilhelm, seinen Onkel Jacob Grimm und die Entstehung der Kinder- und Hausmärchen sein; ebenfo die Jugendbriefe von Eduard Mörike, dem {wäbishen Dichter, dessen unvergleihlidhe Lyrik eines der edelsten literarishen Besißthümer unseres Volks ist. Mitten in die Zeit der Renaissance führt Otto Hartwig's meisterhafter Essay „Caterina Sforza*. Ein Stück sozialer Gegenwart giebt H. Albrecht in dem Kapitel über „Bodenwucher und Wohnungsreform“. Mit einem Bilde aus dem Morgenland „Am Haremsbrunnen“ von I. T. von Eckardt schließt der Haupttheil des Hefts, dem eine wirthshafts- und finanzpolitische eine politische und eîne sehr mannigfaltige literarische taa ih anreißen. Unterhaltung und Belehrung, beides in der ansprehendsten Form, vereinigen sich in dem Heft, mit welchem das neue Jahr

würdig eröffnet wird. illustrierten gealweift „Natur und

In Heft 7 der Haus * (Verlag von Robert Oppenheim, Berlin ; Preis vierteljährlich

1,50 4) finden sich interessante Abbildungen von Schneekrystallen ie zeigen die Photographien von Schneefrystallen (bedeutend ver, größert), die Professor G. Nordenskjöld im Winter vorigen Jahres in tockholm angefertigt hat. Der Herausgeber Dr. Staby hat der erläuternden Tert dazu geschrieben. Jn demselben Hefte ift eine lebenêswahce Abbildung des sogenannten „Kletterfishes“ enthalten meiNE dea Veshauer diesen Fisch theils im Wasser, theils kletternd am Ufer zeigt. _— Sun Januarheft der Monatsschrift „Nord und Süd“ herausgegeben von Paul Lindau (Schlesische Verlagsanstalt von S. Schottlaender, Breslau) beleuhtet Alexander Tille das Ueber. völferungêproblem fowohl von der nationalökonomischen wie von der naturwissenshaftlihen Seite. Außerdem hat dieses Heft folgenden Inhalt: „Die Ruthe“ von Richard Dehmel; „Eine edle Mutter* von Helen Zimmern; „Die Landwirthschaft und das Agrarreht“ von Ludwig Fuld; „Auf der Jagd nah der Gesundheit“ von Gerhard von Amyntor; „Der Sagenkreis vom geprellten Teufel im Zusammen, hang mit dem christlihen Dogma von der Versöhnung der ersten Jahrhunderte und dem altgermanischen Götterglauben“; endlih das vor kurzem erfolgreich über die Bühne gegangene dreiaktige Schauspiel „Wohlthäter der Menscbheit* von Felix Philippi, dessen Porträt in vorzüglicher Nadierung dem Heft beigegeben ift.

Handel und Gewerbe,

Hamburg, 14. Januar. (W. T. B.) Kaffee (Nahmittags. bericht.) Good average Santos pr. März 743, pr. Mai 74}, pr. Sep- tember 73, pr. Dezember 713. Kaum behauptet.

Zuckermarkt. (Schlußbericht.) Rüben-Rohzucker I. Produkt Basis 88 9/0 Nendement neue Usance, frei Bord Hamburg pr. Januar 8,70, pr. März 8,80, pr. Mai 8,95, pr. August 9,15. Matt.

Wien, 14. Januar. (W. T. B.) Ausweis der öster» reihisch-ungarischen Staatsbahn (österreihishes Nez) vom 1. bis 10. Januar 9586 735 Fl., Mindereinnahme gegen den ent- sprehenden Zeitraum des vorigen Jahres 19 684 Fl.

London, 14. Januar. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen- ladung angeboten.

f feu JIavazucker loko 11è ruhig, Rüben - Robzucker loko

¿ matt.

Chile-Kupfer 40ë, pr. 3 Monat 41. i

Glasgow, 14. Januar. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 3684 Tons gegen 3198 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres. :

Bradford, 14. Januar. (W. T. B.) Wolle geschäftslos, Botany, Croßbred s{chwächer, englische fes, Garne und Stoffe kaum behauptet. :

St. Petersburg, 14. Januar. (W. T. B.) Gewinnziehung der russischen Prämien-Anleihe von 1864: 200000 Nbl. Ser. 15 795 Nr. 4, 75 000 Rbl. Ser. 2640 Nr. 40, 40 000 Rbl. Ser. 6153 Nr. 35, 25 000 Rbl. Ser. 10 071 Nr. 6, je 10 000 Rbl. Ser. 19664 Nr. 47, Sér. 3022 Nr. 47, Seri 13/955: Nx: 34 je 8000 Rbl. Ser. 2790 Nr. 37, Ser. 1561 Nr. 8, Ser. 1414 Nr. 42, Ser. 8343 Nr. 21, Ser. 13 146 Nr. 47, je 5000 Rbl. Ser: 13400 Nr. 38, «Ser. 7109 Nr. 2 Set 160920 N 28 Sér. 10242 Nr. 24, Ser. 7112 Nr. 43; Ser: 1332 N 10 Ser. 18 904 Nr. 8, Ser. 16 742 Nr. 34, je 1000 Rbl. Ser. 5108 Nr. 6, Ser. 17 751 Nr. 7, Ser. 3331 Nr. 47, Ser. 18 173 Nr. 24, Ser. 287 Nr. 12, Ser. 14 796 Nr. 43, Ser. 18777 Nr. 5, Ser. 883 Nr. 46, Ser. 11.549 Nr. 30, Sér. 11895 Nx. 8, Sex. 16163 Nr. 35, Ser. 413 Nr. 1, Sér. 14733 Nr. 31 509 Nr 2 Ser. 8922 Nr. 36, Ser. 16877 Nr. 41, Sex. 16218 Nr: 39; Ser. 18 839 Nr. 18, Ser. 2810 Nr. 37, Ser. 14 441 Nr. 17.

New-York, 14. Januar. (W. T. B.) Die Börse eröffnete in günstiger Stimmung; im weiteren Verlauf war das Geschäft durch- weg unregelmäßig; der Schluß ruhig. Der Umsay der Aktien betrug 162000 Stück. O

Weizen anfangs fest, stieg auf Käufe für Nehnung des Aus- lands und bessere Kabelmeldungen, später Reaktion auf Realisierungen, matte Kabelmeldungen sowie auf Zunahme der unterwegs befindlichen Menge und da die Abnahme der fihtbaren Vorräthe in England geringer als erwartet. Schluß s{chwach. Mais steigend nah Er- öffnung auf Deckungen der Platspekulanten, später Reaktion auf er- wartete Zunahme der Ankünste.

Visible supply an Weizen 86615 000 Bushels, do. an

New-York 53, do. New-

Mais 11 083 000 Bushels. Waarenbericht. Baumwolle, Orleans 5è, Petroleum träge, do. New-York 5,80, do. Philadelphia 5,75, do. rohes 6,50 nom., do. Pipe line cert. p. Februar 993, Schmalz West. steam 7,174, do. Rohe & Brothers 7,45, Mais willig, do. p. Januar 522, do. p. Februar 517, do. p. Mai 51, Weizen kaum behauptet, rother Winterweizen 63ck, do. Weizen p. Januar 612, do. p. Februar 61#, do. p. Mârz 623, do. p. Mai 625, Getreidefraht nach Liverpool 1#, Kaffee fair Rio Nr. 7 158, do, Nio Nr. 7 p. Februar 14,15, do. do. Þ. April 14,00, Mehl, Spring clears 2,95, Zudcker 2è, Kupfer 10. Chicago, 14. Januar. (W. T. B.) Weizen steigend nah Eröffnung auf erwartete Abnahme in den sihtbaren Vorräthen sowie auf Käufe der Haussiers und der Baissiers; dann fallend auf uner- wartet ungünstige Kabelberichte, Zunahme der unterwegs befindlichen Menge und lebhafte Verkäufe. Mais shwächte sih nach Eröffnung etwas ab, später erholt. Schluß stetig. Weizen pr. Januar 548, pr. , Mai 582. Mais pr. Januar 452. Spe ck short clear nomin. Pork pr. Januar 11,57#.

Verdingungen im Auslande.

Oesterreich-Ungarn. :

15. März, Mittags. Direktion der National-Ausstellung für 18% in Budapest: Konzession der aus\cließlichen Aufstellung von Automaten für verschiedene Artikel, und zwar a. im Umkreis der National-Ausstellung, b. in den Post- und Telegraphenämtern deë Staats, sowie in den größeren im Betriebe von Privaten befindlichen Postämtern, c. in sämmtlichen Staatsbahnhöfen.

Großbritannien.

23. Januar, 1 Uhr. M. A. P. Dunstan, Secretary of the East Indian Railway Company, Nicholaëlane, London E. C: Lieferung von Eisen in Z-Form zur Unterstüßung von Eisenbahn- schienen. Lastenheft zum Preise von 103 Sh. in den Geschäftsräumen der Gesellschaft.

Spanien.

Nächstens. Junta der Arbeiten am Guadalquivir und am Hasen

von Sevilla. Lieferung von 5 Baggerprahmen. Niederlande.

18. Sanuar. Commissie voor de Gemeente-Gasfabrieken te Rotterdam: Verkauf ron cicca 40 000 kg \chwefelsaurem Ammo?- niak. Bedingungen erhältlih im Bureau der Gemeente-Gasfabriek, Oostzeedijk zu Rotterdam.

Rumänien. ;

13. Februar. Direktion der Posten und Telegraphen in Bukarest: Lieferung von Telegraphenpfählen verschiedener Länge. Bedingungen sind im Ministerium des Innern, sowie bei allen Präfekturen niedergelegt. :

1. März. Direktion der Eisenbahnen in Bukarest: Bau von Gebäuden an der Linie E O, Kostenanschlag 540 000 Fr.

orwegen. 0E

28. Januar, 7 Uhr. Eisenbahnverwaltung in C hristiania: Lieferung von 16 000 & Viopiiienen mit Laschen.

gypten. L

23. Januar, Vormittags. Der Direktor der Polizeimagazine in Bulak: Lieferung verschiedener Artikel, wie Hemden, baumwollene Unterhosen und Handschuhe, Bekleidungsgegenstände und Grad- abzeihen, wollene Decken, Teppiche, Stiefel, Schuhe, Wichsekaften, Bürsten, Matten, Stallartikel, Uniformen und andere Gegenstände- Lastenheft einzusehen an Wochentagen, außer Freitags, im-Min des Innern zu Kairo, Abtheilung für öffentlihe Sicherheit.

zum Deutschen Reichs-A

Zweite Beilage

Berlin, Dienstng, den 15. Januar

nzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

1895.

M 12.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs-Maßregeln.

i / Nä@GriGten über die Verbreitung von Thierkrankheiten im Auslande im Jahre 1894.

Oesterreich.

7. Dezember.

Höfe: 47 4

25 18 27 14 23

Kronland

Nieder-Oesterreih E N Di e e E 19 Mähren S . { Maul- und Klauenseuche 6 O S E E E 12 G Lde c 1

Orte: 4

6 57 7 23 6 21

31. Dezember. Orte: S

14. Dezember. 21. Dezember. Zahl der verseuhten

Orte: Höfe: Orte: Höfe :

49 J 19

9 18

10 5 10 L 8

3 12

Höfe : 38

10

1

Ungarn.

28. November.

Komitate: Orte: Höfe: Maul- und Klauenseuhe . .. 18 62 944 E 11 37 37 11

Rußland. Rinderpest. Im Monat September. Zahl des gefallenen Kaukasus. Vichs ; Gouvernements : Stawropol Gebiete :

Schweiz. Maul- und Klauenseuche. 16.—30. November. 1.—15. Dezember. Zahl der verseuhten und verdächtigen Kantone : Orte: Ställe: Orte: tâlle : N 8 5 2 3 St. Gallen 4 4

Belgien. Im Monat November. Zahl der verseuchten Provinzen : Gemeinden :

r

Lungenseuche 7 Maulseuche 49

Sterblichkeits- und Gesundheitsverhältnisse während des Monats November 1894.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts find während des Monats November von je 1000 Einwohnern, auf das Jahr berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 15,9, in Breslau 22,1, in Königsberg 22,5, in Köln 16,5, in Cassel 12,4, in Magdeburg 19,0, in Stettin 23,3, in Altona 12,8, in Hannover 15,9, in Frankfurt a. M. 13,8, in Wiesbaden 12,6, in München 20,5, in Nürnberg 17,4, in Augsburg 24,3, in Dresden 17,4, in Leipzig 14,9, in Stuttgart 16,4, in Karlsruhe 14,2, in Braunschweig 17,1, in Hamburg 14,4, in Straß- burg 16,0, in Meß 13,2, in Amsterdam 14,5, in Brüffel 20,2, in Budapest 22,4, in Christiania 16,7, in Dublin 22,8, in Edinburg

1), in Glasgow 22,3, in Kopenhagen 17,7, in Krakau 32,1, in Aterpool 20,7, in London 15,5, in Lyon 18,4, in Moskau 28,3, in Dessa 21,3, in Paris 17,1, in St. Petersburg 20,2, in Prag 23,7, in Rom (Oktober) 16,4, in Stockholm 20,5, in Triest 26,4, in Turin (Oftober) 16,6, in Venedig 18,7, in Warschau 23,3, in Wien 20,2, in New-York 17,1. (Für - die nihtdeutshen Orte is der Zeitraum „von 4 Wochen, vom 4. November bis einshließlich 1. Dezember zusammengefaßt worden.)

Der Gesundheitsstand im Monat Novembêr war in der über- viegenden Mehrzahl der deutschen wie der nihtdeutschen Berichtsorte ein günstiger und die Sterblichkeit eine sogar noch etwas niedrigere als im Oktober. Die Zahl der deutschen Orte mit sehr ee Sterblichkeit (Sterblichkeitsziffer unter 15,0 pr. M.) tieg von 48 im Vormonat auf 59 und wollen wir aus der Zahl derselben hier nur Altona, Schöneberg (b. Berlin), Beuthen O.-S., Bielefeld, Brandenburg, Charlottenburg, Flensburg, Frankfurt a. M., Harburg, Cassel, Kiel, Koblenz, Kottbus, Krefeld, inden, Mühl- hausen 1. Th., Posen, Quedlinburg, Spandau, Wiesbaden, Kaisers- lautern, Sees i. S., Leipzig, Zittau, Karlsruhe, Darmstadt, Mainz, chwerin i. M., Eisenah, Weimar, Gotha, Greiz, Lübeck, Bremen, Hamburg, Meß und von nichkdeutschen Städten Amsterdam erwähnen. Die Zahl der deutshen Orte mit hoher Sterblichkeit (Sterblichkeitsziffer über 35,0 pro Mille)

}, Untersuchungs-Sachen.

2. Aufgebote, Zustellungen u. dergl.

3, Unfall- und Invaliditäts- 2c. Versicherung. 4. Verona, Verpachtungen, Verdingungen 2c. 9. Verloosung 2c. von Werthpapieren.

5. Dezember.

Komitate : TT

12. Dezember. 19. Dezember.

Zahl der verseuchten rte: Höfe: Komitate: Orte: Höfe: Komitate: Orte: Höfe: 59 915 17 59. 890 15 42 452 34 34 H 33 33 9 28 28

ging von 2 im Oktober auf 1 (Oppeln) zurück. Das Sterblichkeits- maximum, das im Vormonat 37,5 betrug, erreichte im Berihtsmonat Oppeln mit 39,0 pro Mille und Jahr. Groß war au in diesem Monat die Zahl der Orte mit günstiger Sterblichkeit (Sterblichkeits- zifffer von 15 bis 20,0 pro Mille), 108 gegen 109 im Oktober, und nennen wir aus der Zahl derselben hier nur Aachen, Barmen, Berlin (Rixdorf, Weißensee, Vororte Berlins), Bochum, Bonn, S Dortmund, Düsseldorf, Duisburg, Elberfeld, Erfurt, Essen, Frank- furt a. O., M.-Gladbah, Glogau, Görliß, Graudenz, Guben, Halber- stadt, Halle, Hannover, Hirschberg, Kattowiß, Köln, Köslin, Kreuznah, Magdeburg, Münster, Nordhausen, Paderborn, Potsdam, Ratibor, “Schleswig, Stralsund, Trier, Bayreuth, Fürth, Hof, Ingolstadt, Nürnberg, Speyer, Baußen, Dresden, Plauen, Zwickau, Offenbach, Heilbronn, Reutlingen, Stuttgart, Ulm, Freiburg i. B., Konstanz, Mannheim, Pforzheim, Worms, Apolda, Oldenburg, Braunschweig, Nostock, Dessau, Gera, Colmar, Mülhausen i. E., Straßburg und von nichtdeutschen Städten Christiania, Edinburg, Kopenhagen, London, Lyon, Paris, Nom (Oktober) Turin (Oktober), Venedig und New-York. Die Zahl der deutshen Orte mit mäßig hoher Sterblichkeit (Sterblichkeitsziffer bis 23,0 pr. M.) blieb fast die gleihe wie im Vormonat (32 gegen 33) und führen wir aus der Zahl derselben hier nur Breslau, Gleiwiß, Insterburg, Königsberg, Liegniß, Memel, Thorn, Tilsit, Bamberg, Erlangen, München, Chemnitz, Reichenbach i. S., Gießen, Cannstatt, Heidelberg, Alten- burg und von nihtdeutsWen Städten Brüssel, Budapest, Dublin, Glasgow, Liverpool, Odessa, St. Petersburg, Stockholm und Wien an. ___ Die Betheiligung des Säuglingsalters an der Gesammtsterb- lichkeit war eine noch geringere als im Oktober. Von je 10 000 Lebenden ftarben, aufs Jahr berehnet, in Hamburg 23, in Berlin 40, in Dresden 47, in Stuttgart 60, in München 84 Säuglinge. Diese niedrige Säuglingssterblichkeit beruhte fast aus\{ließlich auf dem fast allgemein selteneren Vorkommen von akuten Darmkrankheiten mit tödtlihen Ausgängen, die fast in allen Greßstädten, wie in Berlin, Breslau, Görliß, Düsseldorf, Hannover, Köln, Königsberg, Magdeburg, Stettin, München, Nürnberg, Dresden, Leipzig, Stutt- gart, Braunschweig, Hamburg, Straßburg, Brüssel, Budapest, Kopen- hagen, London, Moskau, Odessa, Paris, St. Petersburg, Prag, Stok- holm, Triest, Warschau, Wien, New-York u. a. weniger Sterbefälle als im Vormonat hervorriefen. Dagegen kamen akute Ent- zündungen der Athmungs8organe vielfah häufiger zum Vor- schein und endeten auch in vielen Orten, wie in Berlin, Breslau, Barmen, Charlottenburg, Danzig, Düsseldorf, Essen, Frankfurt a. M. Köln, Königshütte, Magdeburg, Bremen, Hamburg, München, Nürn- berg, Stuttgart, Budapest, Kopenhagen, Paris, Prag, Nom (Oktober), Stockholm, Triest, Venedig u. a. häufiger mit dem Tode, während die Zah der Todesfälle in Elberfeld, E Dresden, Leipzig, Brüssel, Krakau, London, Warschau, St. Petersburg, New-York ab- nahm, oder wie in Hannover, Amsterdam, Odessa, Wien die gleich große wie im Vormonat blieb. Auch Erkrankungen an Grippe wurden häufiger gemeldet und obwohl der Verlauf im allgemeinen ein milder blieb, kamen doch auch mehrfach durch sie bedingte Sterbe- fälle zur Mittheilung; !o wurden aus Weißensee, Hamburg, Köln, Potsdam je 2, aus Magdeburg und Leipzig je 3, aus Kopenhagen und New-York je 6, aus Berlin und Moskau je 8, aus London 41 Todesfälle berihtet. Die Zahl der Sterbefälle an Schwind- \ucht war nur wenig von der des Vormonats verschieden. Die Mit- theilungen über denRückgang der C holera lauteten im allgemeinen günstig. Im Deutschen Neih gelang es in allen von der Epi- pedie heimgesuhten Gebieten, das Bilden von neuen Seuchenberden zu verhüten und die Weiterverbreitung zu beschränken. Während des ganzen Monats (vom 29. Oktober bis 3. Dezember) kamen 106 Er-

krankungen mit 35 Todesfällen zur Feststellung. Davon entfielen auf Ostpreußen 41 (10 Sterbefälle), und zwar hatten der Stadtkreis

Deffentlicher Anzeiger.

Königsberg und der Kreis Labiau die meisten Erkrankungen; auf das Weichselgebiet entfielen 35 Erkrankungen (17 Todesfälle), fast nur in Tolkemit, Landkreis R, vorkommend; auf das Nete- und das Warthegebiet 7 (1 Todesfall), auf Oberschlesien, (besonders Kreis Katto- wiß) 14 (2), auf das übrige Schlesien 9 (5). Jn der lezten Woche des November war die Epidemie in Ostpreußen ganz, in den übrigen Gebieten nahezu erloshen. In Oesterreich-Ungarn trat die Seuhe befonders in Galizien, *namentlich in den ersten Novemberwochen, wieder mit größerer Intensität - auf, E aber zu Ende des Monats eine erheblißhe Ab- nahme erfennen. Vom 29. Oktober bis 2. Dezetnber wurden aus Galizien 2504 Erkrankungen mit 1383 Todesfällen mit- O und zwar waren hauptsächlih die Bezirke Bobrka, Brody,

orszezow, Buczacz, Berczezany, Czortkow, Husiatyn, Skalat, Trembowla und Zaleszczyki befaklen, während die Bezirke Chrzanow, Wieliczka und die Stadt Krakau für cholerafrei erklärt wurden. In . der Bukowina kamen bis 18. November noch 5 Erkrankungen mit 2 Todesfällen, seit dem 18. November jedo kein weiterer Fall zur Kenntniß. Aus Jtalien wurden aus Neapel am 6. November ein Cholerafall und 2 verdächtige Erkrankungen gemeldet. Aus Frankrei ch sind Cholerafälle niht gemeldet worden. In Belgien zeigte sih die Epidemie nur noh in Lüttich in beshränkter Zahl, in den Provinzen Antwerpen und Limburg in vereinzelten Fällen. Auch in den Niederlanden kamen aus Nordholland (Amsterdam), Südholland und Limburg nur noch vereinzelte Fälle zur Kenntniß. In R ußland herrshte die Cholera noch in den Gouvernements Perm, Witebsk, Minsk, Kalisch, Petrikau, Lublin, Wilna, Kowno, Lomza, Grodno: do war die Zahl der bekannt gewordenen Fälle eine erheblich kleinere als im Oktober. Seit dem 18. Oktober war Riga, seit dem 21. Ok- tober Warschau, Kasan, seit dem 24. Oktober Rjäsan und Ssamara für cholerafrei erflärt worden, do kamen in Lomza sowie in Rjäsan Ende November noch einige Choleraerkrankungen zur Feststellung. Aus der Türkei wurden aus Konstantinopel vom 26. Oktober bis 30. November 14 Erkrankungen mit 6 Todesfällen gemeldet, die durh Rekruten nach dort eingeshleppt worden waren. Außerdem wurden aus den Vilajets Hudavendkiar (besonders aus dem Sandschak Ismid), Aïdin, Kastamouni, Adana, Tuzla, Bitlis eine mäßig hohe Zahl von Cholerafällen gemeldet. Intensiver trat dagegen die Seuche in der Stadt Diarbekir auf, wo die Zahl der gemeldeten Erkrankungen und Sterbefälle eine größere war (113 bezw. 65). Von den anderen Infektionskrankheiten wurden Todesfälle an Masern, Diphtherie und Typhus häufiger, an Scharlah, Keuchhusten und Pocken etwas seltener als im Vormonat gemeldet. Namentlich haben Masern vielfach eine pre Verbreitung gefunden und traten in vershiedenen Orten (Celle, Oppeln, Bamberg, Mannheim, Linz, Wien) recht bösartig auf. Aber auch in. Berlin, Essen, Frankfurt a. M., Stettin, Karlsruhe, Glasgow, London, Stockholm waren Maserntodesfälle häufiger, während fie in Warschau, St. Peters- burg, New - York etwas weniger Opfer als im Oktober for- derten. Zahlreihe Erkrankungen an Masern gelangten au aus den Regierungsbezirken Arnsberg, Düsseldorf, Erfurt, Königsberg, Lüne- burg, Münster, Posen, Schleswig, Stettin, Wiesbaden u. a. zur An- zeige. Todesfälle an Scharlach waren in Budapest, Edinburg, Glasgow, Liverpool, London, Moskau, Odessa, St. Petersburg, Wien vermindert, dagegen in Berlin, Breslau, München, New-York ge- steigert. Die Sterblichkeit an Diphtherie und Kroup hat in Guben, Halle, Hamburg, München, Kopenhagen, London, Odessa, St. Petersburg, Prag, Warschau ab-, in Bochum, Efen, Königshütte, Magdeburg, Ludwigshafen, Chemniß, Heidel- berg, Glasgow, Moskau, Stockholm, Triest, Wien, New- York zugenommen und blieb in Berlin, Dresden, Leipzig, Amsterdam, Budapest, Edinburg, Paris fast die gleihe, wie im Oktober. Auch Erkrankungen kamen außer aus den meisten der genannten Orte aus den Regierungsbezirken Arnsberg, Düsseldorf, Schleswig u. a. in zahlreichen Fällen zur Meldung. Die Zahl der Todesfälle an Unterleibs8typhus war in London, Paris und Warschau etwas ge- steigert. An Flecktyphus kamen aus Krakau und Warschau je 1, aus Aachen 3, aus Moskau 5 Todesfälle, Erkrankungen aus Paris und dem Regierungébezirk Düsseldorf in einzelnen, aus St. Peters- burg in 9 Fällen zum Bericht. An Genickstarre wurden aus München, Hamburg und Prag je 1, aus St. Petersburg 2, aus New- York 7 Todesfälle inilgétbeilt: Dem Keuchhusten erlagen in Berlin, London, Paris, Wien weniger, in Glasgow mehr Kinder als im Oktober. Sterbefälle an Sti gelangten aus Elbing, Antwerpen, Paris, Prag je 1, aus Liverpool und St. Petersburg je 3, aus Bombay (Oktober) 6, aus Moskau 7, aus Budapest und Warschau je 8, aus New-York 9, aus Dublin 11, aus Edinburg 16 zur Anzeige; Erkrankungen zeigten sh in Breslau, Prag, Wien und dem Regierungsbezirk Münster in vereinzelten Fällen; aus Budapest famen 15, aus London 20, aus St. Petersburg 25, aus Paris 55, aus Edinburg 111 zur Anzeige. An Tollwuth starb in Moskau 1 Perfon; an Milzbrand wurden aus Moskau 2 Todesfälle, aus dem Regierungsbezirk Minden 1 Erkrankung bekannt gegeben.

6. Kommandit-Gesellschaften e Bat du u. Aktien-Gesell|ch. 7. Erwerbs- und Wirthschafts- Es

8. Niederlafsung 2c. von Rechtsanwälten.

9. Bank-Ausweife.

10. Verschiedene Bekanntmachungen.

Zwangsversteigerung.

1) Untersuchungs-Sachen.

[61275] Bekanntmachung.

Die gegen die Militärpflichtigen, Bäcker Albert Mar Emil Zastrow und Genossen, unterm 8. No- bember 1880 in der ersten Beilage zum Reichs- Anzeiger Nr. 268 vom 13. November 1880 erlassene, unterm 3. November 1883 in Nr. 262 und untern: 4. Juni 1888 in Nr. 148 desselben Anzeigers er- neuerte offene Strafvollvollstreckungs-Requisition wird hierdurch nochmals erneuert.

Landsberg a. W., den 4. Januar 1895.

Der Erste Staatsanroalt.

[61277] Offenes Strafvollstreckungsersuchen. Die Heerespflichtigen : 1 Friedri Wilhelm Albert Seelbinder, ge- oren den 10. September 1871 zu Kagel, Kreis lederbarnim, zuleßt in Rathenow wohnhaft, 2) Hermann Richard Cluf, geboren den 18. Mai 1870 zu Luckenwalde, daselbst zuleßt wohnhaft, t ) Hironymus Lauenburger, geboren den 13. Sep- ember 1871 zu Glashütte, daselbst zuleßt wohnhaft, 1 4) Karl Nobert Hannemann, geboren den L ugust 1871 zu Luckenwalde, zuleßt in Groß- ihterfelde wohnhaft, 182 Otto Emil Müller, geboren den 9. August 71 zu Luckenwalde, zuleßt in Spandau wohnhaft, 2 sind dur Urtheil der 1. Strafkammer des Königlichen nandgerichts zu Potsdam vom 23. November 1894 tegen Verleßung der Wehrpflicht zu einer Geld-

strafe von je 180 , wofür im Uhvermögensfalle eine Gefängnißstrafe von 30 Tagen tritt, verurtheilt worden. Es wird ersuht, von den gedachten Ver- urtheilten, wo sie betroffen werden sollten, die Geld- strafe beizutreiben, im Falle des Unvermögens aber die betreffende Freiheitsstrafe zu vollstrecken, au zu den Akten gegen Seelbinder und Genossen M1 59/94 Naqricht von einem etwaigen Erfolge dieses Ersuchens gelangen zu laffen.

Potsdam, den 31. Dezember 1894.

Der Erste Staatsanwalt beim Königlichen Landgericht. K. Staatsanwaltschaft Ravensburg.

Die am. 18. November 1892 gegen den am 1. August 1864 zu. Himbah, Gemeinde Ziegelkach, Oberamts Waldsee, geborenen Franz Iosef Binder verfügte Vermögensbeschlagnahme ist durch Beschluß der Strafkammer des K. Landgerichts dahier vom 8. Januar 1895 aufgehoben worden.

Den 10. Januar 1895. ;

[61276] H.-Staatsanwalt Kiderlen.

[61278] Bekanutmachung.

Durch Urtheil der Strafkammer hiesigen Land- erihts vom 21. Dezember 1894 is die durch Be- {luß vom 20. Januar 1888 ausgesprochene Ver- mögensbeshlagnahme gegen den am 19. Januar 1866 zu Heiligkreuz geborenen Sebastian Stintzy wieder aufgehoben worden.

Colmar, den 2. Januar 1895.

Der Erste Staatsanwalt. F. V.: Schroeder, Staatsanwalt.

2) Aufgebote, Zustellungen und dergl.

[61378] He N n er S gETnng, |

Im Wege der Zwangsvollftreckung foll das im Grundbuche von den Niedershönhausener-Parzellen Band 8 Nr. 319 auf den Namen des Kaufmanns Wilhelm Siek zu Weißensee eingetragene, in der Buchholzerstraße Nr. 1 belegene Grundstü am 9. März 1895, Vormittags 10 Uhr, vor dem unterzeihneten Gericht, an Gerichtsstelle, Neue Friedri{str. 13, Hof, Flügel C., part., Saal 40, versteigert werden. Das Grundstück ift bei einer Flähe von 7 a 21 qm mit 8340 M Nußzungswerth zur Gebäudesteuer veranlagt. Auszug aus der Steuerrolle, beglaubigte Abschrift des Grundbuchblatts etwaige Abschäßungen und fandere das Grundstück betreffende Nachweisungen, sowie besondere Kaufbedingungen können in der Ge- rihts\hreiberei ebendaselbst, Zimmer 41, eingesehen werden. Diejenigen, welche das Eigenthum des Grundstücks Eoanlbriabat werden aufgefordert, vor Schluß des Versteigerungstermins die Einstellun des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls nad erfolgtem Zuschlag das Kaufgeld in Bezug auf den Anspru an die Stelle des Grundstücks- tritt. Das Urtheil über die Ertheilung des Zuschlags wird am 9. März 1895, Nachmittags 12 Uhr, an Gerichts\telle, wie oben, verkündet werden.

Berlin, den 2. Januar 1895. i

Königliches Amtsgericht T. Abtheilung 86.

[61377] Im Wege der Zwangsvollstreckung foll das im Grundbuche von Tempelhof Band 2 Nr. 95 auf den Namen des Kaufmanns Rudolph Berthold Auerbach zu Berlin eingetragene, zu Berlin, Tempelhofer Ufer Nr. 19, belegene Grundftück am 13. März 1895, Vormittags 103 Uhr, vor dem unterzeichneten Gericht an Gerichts\telle, Neue Friedrichstr. 13, Hof , Flügel C., parterre, Saal 40, versteigert werden. Das Grundftück ist bei einer Fläche von 13 a 72 qm mit 24800 Æ Nuzungswerth zur Gebäudesteuer veranlagt. Auszug aus der Steuer- rolle, beglaubigte Abschrift des Grundbuchblatts, etwaige Abschäßungen und andere das Grundftück betreffende Nachweisungen, sowie e Lonners Kaufbedin- ungen können in der Gerichtsschreiberei, ebendaselbft, Niiiwrer 41, eingesehen werden. Diejenigen, welche das Eigenthum des Grundstücks beanspruchen, werden auf- efordert, vor Schluß des Versteigerungstermins die Einstellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigen- falls nah erfolgtem Zuschlag das Kaufgeld in Bezug auf den Anspruch an die Stelle des Grund\tüdcks tritt. Das Urtheil über die Ertheilung des Zuschlags wird am 13. März 1895, Nachmittags 127 Uhr, an Gerichtsstelle, wie oben, verkündet werden. Berlin, den 2. Januar 1895. Königliches Amtsgericht 1. Abtheilung 86.

[61356]

In Sachen der Firma J. D. Ellinger in Halber- stadt, Klägerin, wider den Schuhmachermeister Karl Körtge in Süpplingen, Beklagten, wegen Hypothek-