1895 / 13 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 16 Jan 1895 18:00:01 GMT) scan diff

meister den Befehl zur S En Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Joachim Albreht von Preußen und Seiner Köni inen Hoheit des Erbprinzen von Sa chfen- Poeia h ben Sich Seine Königliche Hoheit der P ierauf begeben Si eine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen und Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedri Bs von Preußen, nachdem Höchst- dieselben Sih vor Seiner Majestät dem Kaiser und König verbeugt haben, unter Vortritt der Herolde, und geführt von dem Ordens-Zeremonienmeister, in die Brandenburgische (Rothe Adler-) Kammer, empfangen dort Seine Königliche Hoheit den PrinzenJoachim Albrecht von Preußen und SeineKönig- lihe Hoheit den Erbprinzen von Sachsen-Coburg und Gotha, Höchstwelchen die beiden Durchlauchtigsten Ritter bis zur LORLY der Zeremonie als Parrains zur Seite bleiben, und geleiten Höchstdieselben bis an die Stufen des Throns. Daselbst angelangt, verbeugen sih Alle vor Seiner Majestät dem Kaiser und König. __Der Ordens - Eee tritt unterdessen zu den die Jnfignien tragenden Hofpagen. i Der Ordens-Zeremonienmeister nimmt. seine Stellung dem Ordens - Kanzler gegenüber an den Stufen zur Nechten des Throns ein. i Bei dem Erscheinen der neu zu investierenden Ritter im Rittersaal ertönt von den daselbst auf- gestellten Trompetern eine kurze Fanfare, welche von dem silbernen Chor aus nachgeblasen wird und ver- flungen ist, sobald die neuen Ritter vor dem Thron angelangt sind. S9

Seine Majestät der Kaiser und König la s! durch den Ordens - Kanzler dem Ordens-Sekretär einen Wink ertheilen, um die das Aufnahme-Gelöbniß betreffenden Ar- tikel 10 und 11 der Ordens-Statuten vom 18. Januar 1701 zu verlesen. :

Nachdem dies geschehen, reiht der Ordens - Sekretär, welcher sich zur Linken des Ordens-Kanzlers aufgestellt hat, dem leßteren das Statutenbuch offen, welches dieser ebenfalls geöffnet in die Hände Seiner Majestät des Kaisers und Königs niederlegt. Allerhöchstdieselben rihten sodann an die neu aufzunehmenden Ritter nah einander, und zwar zunächst an den dem Patent nah ältesten die Frage: „ob derselbe geloben wolle, die ihm soeben bekannt gemachten Ritterpflichten zu erfüllen“, worauf der jedesmal Mradie, an den Thron’ hinantretend, indem er seine Nechte (die bloße Hand) auf das Statutenbuh legt, an Eides Statt erwidert :

„Ja, ih gelobe es!“

Der Ordens-Kanzler empfängt aus den Händen Seiner Majestät des Kaisers und Königs das Statutenbuch zurü, um dasselbe dem Ordens-Sekretär wieder zu übergeben.

Die neu aufzunehmenden Ritter begeben Sih in Jhre früheren Stellungen R ias und werden nunmehr, nachdem Höchstdieselben das Band des Ordens abgelegt haben, von den beiden assistierenden Parrains mit dem Ordensmantel

bekleidet. Während dieser Einkleidung ertönt von dem silbernen Chor herab eine altdeutshe längere Fanfare.

Der Ordens - Kanzler überreicht sodann auf einem roth- sammetnen Kissen, das er vom Schazmeister empfangen, Seiner Majestät dem Kaiser und König die Ordens- an für den dem Patent nach ältesten der neu aufzunchmenden Ritter.

Hierauf tritt dieser zum zweiten Mal an die Stufen des Throns, läßt Sih vor Seiner Majestät dem Kaiser und König auf das durch cinen Pagen herbeigebrachte Kissen mit dem rechten Knie nieder, und der Allerdurchlauch- tigste Großmeister geruht Höchstdemselben die Ordenskette umzuhängen und die Accolade zu ertheilen.

Die Trompeter im Saale lassen einen neuen Ruf ertönen, welcher vom silbernen Chor aus mit einer dreimaligen Fanfare crwidert wird.

pet neu aufgenommene Ritter tritt auf Seinen Plaß urüd.

: Dieselbe Zeremonie wiederholt sich bei dem zweiten der neu aufzunehmenden Ritter.

Die somit investierten beiden Ordensritter werden nun gleichzeitig von den assistierenden Parrains, unter Geleitung des Ordens-Zeremonienmeisters, zur Handreichung und dann zu dem Plazte geführt, welhen Höchstdieselben unter den Kapitelfähigen Ordensrittern einnehmen.

Während der Handreichung ertönt ein Ordens-Marsch.

Hierauf kehren die Durchlauchtigsten Parrains auf Höchst- ihre Pläße zurü.

S 10.

Seine Majestät der Kaiser und König ertheilen nunmehr dem Ordens-Zeremonienmeister den Befehl zur Ein- führung des Botschafters, Generals der Jnfanterie und General- Adjutanten von Werder und des Staats- und Kriegs- R Generals der Jnfanterie Bronsart von Schellen-

ÖLTf:

Hierauf begeben sich die als Parrains assistierenden Kapitelsmitglieder, der General-Oberst der Kavallerie, General- Adjutant Freiherr von Loë und der Staats-Minister Graf zu Eulenburg, nachdem sie sich vor Seiner Majestät dem Kaiser und König verbeugt haben, unter Vortritt der Herolde, und geführt von dem Ördens-Zeremonienmeister, in die Brandenburgische (Rothe Adler-) Kammer, empfangen dort die vorgenannten beiden Neuaufzunehmenden, welchen sie bis zur Beendigung der Zeremonie als Parrains zur Seite bleiben, und geleiten dieselben bis an die Stufen des Throns. Daselbst angelangt, verbeugen sih Alle vor Seiner Majestät dem Kaiser und Eg

Bei dem Erscheinen der neu zu investierenden Ritter im Rittersaal ertönt von den daselbst aufge- stellten Trompetern wiederum eine kurze Fanfare, welche von dem silbernen Chor aus nachgeblasen wird und verklungen ist, sobald die neuen Ritter vor dem Thron angelangt sind.

S 11:

Seine Majestät der Kaiser und König lassen jeßt wiederum die das Aufnahme-Gelöbniß betreffenden Artikel 10 und 11 der Ordens-Statuten durch den Ordens-Sekretär ver- lesen und richten sodann an die neu aufzunehmenden Ritter nah einander, und zwar zunächst an den dem Patent nah ältesten die Frage: „ob derselbe geloben wolle, die ihm soeben bekannt gemachten Ritterpflihten zu erfüllen“, worauf der jedesmal Befragte, an den Thron hinantretend, indem er seine Rechte (die bloße Hand) auf das Statutenbuch legt, an Eides

Statt erwidert: S4 ih gelobe es js

Der Ordens-Kanzler empfängt aus den Händen Seiner Majestät des Kaisers und Königs das Statutenbuh zurü, um dasselbe dem Ordens-Sekretär wieder einzuhändigen.

Die neu aufzunehmenden Ritter begeben sich in ihre früheren San angen zurück und werden Aiiiebe, nachdem sie das Band des Ordens abgeleat haben, von den beiden assistierenden Parrains mit dem Ordensmantel bekleidet.

Während dieser Einkleidung ertönt von dem silbernen Chor herab eine altdeutshe längere Fanfare.

Der Ordens-Kanzler überreiht nunmehr auf einem roth- sammetnen Kissen, das er vom Schaßmeister empfangen, Seiner Majestät dem Kaiser und König die Ocdens- fette für den dem Patent nach ältesten der neu aufzunehmen- den Ritter.

Hierauf tritt dieser zum zweiten Mal an die Stufen des Throns, läßt fih vor Seiner Majestät dem Kaiser und König auf das durch einen Pagen herbeigebrahte Kissen mit dem rechten Knie nieder, und der Allerdurhlauchtigste Großmeister geruht demselben die Ordenskette umzuhängen und die Accolade zu ertheilen.

Die Trompeter im Saale lassen einen neuen Ruf ertönen, welcher vom silbernen Chor aus mit einer dreimaligen Fanfare erwidert wird.

E neu aufgenommene Ritter tritt auf seinen Plaß zurü. Dieselbe Zeremonie wiederholt sich bei dem zweiten der neu aufzunehmenden Ritter. j

Die somit investierten beiden Ordensritter werden nun pegenia von den assistierenden Parrains, unter Geleitun es Ordens - Zeremonienmeisters, zur Handreihung un dann zu dem Plate geführt, welchen fie unter den Kapitel- fähigen Ordensrittern einnehmen.

Während der Handreichung ertönt ein Ordens-Marsch.

Hierauf kehren die O auf ihre Pläße zurü.

Seine Majestät der Kaiser und König ertheilen demnächst dem Ordens-Zeremonienmeister den Befehl zur Ein- führung des Generals der Artillerie z. D., General-Adjutanten viel Anton Radziwill, des Generals der Kavallerie z. D.

rafen von Wartensleben und des Generals der Kavallerie und General - Adjutanten, kommandierenden Generals des TX. Armee-Korps (rafen von Waldersee.

Hierauf erfolgt mit dem in den 88 10 und 11 beschriebenen

Zeremoniel die Jnvestitur Mer T Ritter.

Seine Majestät der Kaiser und König erheben Sich, um das Ordenskapitel abzuhalten. Dies geschieht im Kapitelsaale, wohin sich vom Rittersaale aus in der unter § 6 beschriebenen Weise der Zug, in welchen an den entsprechenden Stellen die investierten neuen Ritter eingetreten sind, in Be- wegung seßt.

Die im Rittersaal aufgestellten Trompeter betonen die Beendigung der Jnvestitur-Feier durch einen Ruf, welcher auf dem silbernen Chor aufgenommen wird. Eine kräftige Fanfare begleitet den Zug der Ritter aus dem Saale.

Die Herolde, welche dem Zuge wieder vorgetreten sind, bleiben in der Rothen Sammetkammer am Eingange zum Kapitelsaale stehen. Nach Eintritt der Ritter, und nachdem die Pagen den Kapitelsaal verlassen haben, wird die Thür desselben geschlossen. :

E Meru endigt der ‘Akt der Jnvestitur, und das Kapitel eginnt.

Von den im Rittersaale zurückgebliebenen Zuschauern der Jnvestitur-Feier erwarten nur die dienstthuenden die Rückkunft Seiner Majestät des Kaisers und Königs und Jhrer König- lichen Hoheiten der Prinzen. i

S 14.

Sobald der Allerdurhlauchtigste Großmeister das Kapitel geschlossen hat, formiert der vorbeschriebene Bug sich in um- gekehrter Ordnung. Hierauf erheben Seine Majestät der Kaiser und König Allerhöchstsih an der Spiße sämmt- licher Ritter nah der Schwarzen Adler- Kammer, woselbst die Mäntel abgelegt werden.

Berlin, den 15. Januar 1895.

Auf Seiner Kaiserlihen und Königlihen Majestät Allergnädigsten Spezial-Befehl. Graf A. Eulenburg, Zeremonienmeister des hohen Ordens vom Schwarzen Adler.

Ministerium der öffentlihen Arbeiten.

Dem Wasser-Bauinspektor Lierau in Dirschau ist die infolge der E ik, des Bauraths Steinbick nah Berlin erledigte Wasser-Bauinspektorstelle dortselbst verliehen worden.

Ministerium der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten. Dem Dirigenten des „Gesangs-Vereins“ Karl Stein- hauer zu Düsseldorf ist das Prädikat „Königlicher Musik- Direktor“ beigelegt worden.

Königliche Tehnische Hochschule zu Berlin. (Charlottenburg, Berlinerstraße Nr. 151.)

DBELEAI M C Q 0d

Die Technishe Hochshule wird das Geburtsfest Seiner Majestät des Kaisers und Königs am 26. Januar d. J., Abends 6 Uhr, in ihrer Aula feiern.

Der Zutritt ins Hauptgebäude findet nur durch den Haupteingang statt; es wird ergebenst ersucht, die Einlaß- farten am Eingang zur Aula vorzuzeigen.

Charlottenburg, den 15. Januar 1895.

Rektor und Senat. Slaby.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 16. Januar.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute Morgen den Vortrag des Chefs des Zivilkabinets und arbeiteten jodann mit dem Präsidenten des Evangelischen

Ober-Kirchenraths, Wirklihen Geheimen Rath D. Dr. hausen. Mittags empfingen Seine Majestät den bish L Kaiferlih . russishen Botschafter an Allerhöchstihrem ofe Grafen Schuwalow behufs Ueberreichung seines Abberufungs- schreibens in Abschieds-Audienz.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin empfingen gestern den neuernannten mexikanischen Gesandten, Herrn Manuel Jturbe und ertheilten heute dem Kaiserlich russischen Botschaster Grafen Schuwalow nebst Gemahlin und Tochter die erbetene Abschieds-Audienz.

Gemäß der E Bekanntmachung des Ober-Präsi- denten der Provinz Brandenburg, Staats-Ministers Dr. von Achenbach trat gestern der 67. Kommunal-Landtag der Kurmark unter Vorsiß des Geheimen Regierungs- und Land- raths von Winterfeldt-Menkin im Landeshause zusammen.

Der ore eröffnete den Landtag mit einem Hoch auf Seine Ujenal den Käalser und König li welches der Landtag dreimal lebhaft einstimmte. Dur Krankheit werden dem Landtag für die Dauer der Session ferngehalten: der Fürst zu Solms-Baruth, der Wirkliche Ge- heime Rath von Klügow und der Stadtrath Ehrenberg-

rankfurt a. O.; für leßteren is dessen Stellvertreter, der

tadtrath Schmidt eingetreten. Die Niederlausig wird in Angelegenheiten der Landfeuersozietät durch den Land- rath Freiherrn von Manteuffel: Krossen und den Landsyndikus Sa-Kremmen vertreten. Nach Mittheilung dieser Personalien konstituierte der Vorsißende den Landtag, indem er den Ab- Oa für Brandenburg, Bürgermeister Hammer, zum

hriftführer berief und zwei Ausschüsse bildete: den I. Aus- {uß für die Angelegenheiten der Landfeuersozietät der Kur- mark und der Niederlausiß, und den Ik. für diejenigen der Kurmärkischen Hilfskasse des Krie ns und der inne- ren Verwaltung. Ln Vorsitzenden des T. Ausschusses wurde der Major von Bredow-Buchow-Karpzow und zu dessen Stell- vertreter der Hauptmann von Thümen auf Stangenhagen, zum Vorsißenden des I[. Ausschusses der Regierungs- und Landrath von Gersdorff zu Beeskow und zu dessen Stell- vertreter der Rittergutsbesißzer Graf von der Schulenburg auf Trampe ernannt.

Dem I. Ausschuß wurden sofort 27, dem I1. 49 Sachen und dem Ritterschaftlihen Konvent eine Sache überwiesen. 11 eingegangene Dankschreiben für Bewilligungen des 66. Kommunal-Landtags an milde Stiftungen wurden dur Kenntnißnahme des Landtags erledigt. Der Ausshlußtermin für den Eingang der in der gegenwärtigen Session noch zu verhandelnden Sachen wurde auf den 21. d. M. einschließli und die nächste Sißung des Landtags mit Rücksicht auf die Arbeiten der Ausschüsse auf Freitag, den 18. d. M. feslgeseßt : Jn dieser Sigung soll auch die Wahl des Kurators für die ständischen Kassen erfolgen.

Sachsen.

Der Kaiserliche Statthalter in Elsaß-Lothringen Fürfl zu Hohenlohe-Langenburg wird, wie „W. T. B.“ meldet, heute Nachmittag in der Villa Strehlen von Jhren Majestäten dem König und der Königin rage werden und mit Zhrer Hoheit der Herzogin zu Schleswig-Holstein an der Königlichen Tafel theilnehmen.

Hessen. Die Zweite Kammer hat gestern den Antrag ver- schiedener Abgeordneten auf Einführung einer eigenen Staat s- lotterie mit 30 Stimmen angenommen.

Mecklenburg-Strelit.

Seine Königliche LOO! der Großherzog empfing am 12. d. M., wie die „Neustrel. Ztg.“ meldet, den russischen Botschafter in Berlin Grafen Schuwalow in feierlicher Audienz und nahm aus dessen Händen ein Schreiben des aisers Nikolaus Il. entgegen, durch welches Graf Schuwalow aus seiner bisherigen Stellung als außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister am Großherzoglichen Hofe abberufen wird. Nachdem der Graf auch von Jhrer Königlihen Hoheit der Großherzogin empfangen worden war, fand Galatafel von etwa 40 Gedecken statt.

Sachsen-Coburg-Gotha.

Seine Königliche Hoheit der Herzog, Jhre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Herzogin, sowie Jhre Königlichen Hoheiten die Prinzessinnen Alexandra und Beatrice haben sih gestern Nachmittag von Coburg zu längerem Auf- enthalt nah Gotha begeben.

* Schwarzburg-Sondershausen.

Jhre Durchlaucht die Fürstin, Höchstwelche zur Zeit mit Seiner Durchlauht dem Fürsten zum Besuch am Herzog- (lien Hofe in Dessau verweilt, is daselbst an den Masern ertranftt.

Oesterreich-Ungarn.

Ein Handschreiben des Kaisers an Dr. Wekerle hebt dessen besondere Verdienste um die Befestigung des Gleichgewichts in dem Staatshaushalt hervor und ver- sichert ihn der unveränderten Gnade des Kaisers. Die Minister von Szilagyi, von Lukacs und von u mi werden in Anerkennung ihrer mit uner- müdlichem Eifer geleisteten ausgezeichneten Dienste ihrer Stellungen in Gnaden enthoben, ebenso Graf Andrassy und Eoetvoes in Anerkennung ihrer treuen und eifrigen Dienste.

Die Budapester Blätter sprehen die Ueberzeugung aus, daß das neue ungarishe Ministerium innerhalb der liberalen Partei eine durchaus befestigte Stellung besize und auch seitens der auf staatsrehtliher Grundlage stehenden Oppo- sitionellen voraussichtlich keine heftige Befehdung zu gewärtigen habe. Die Meldung, daß die ficbenbürgish-sächsishen Abgeordneten beabsichtigten, dem neuen Kabinet gegenüber eine oppositionelle Haltung einzunehmen, sei unrichtig. Es werde versichert, daß die säcsishen Abgeordneten auch weiterhin in der Regierungspartei verblieben.

Der Landtag für Oesterreich u. d. Enns hat gestern nahezu einstimmig den Antrag des Landeskultur-Ausschusses angenommen, die Regierung zu ersuchen, auf keinen Fa auf eine Herabseßung des Einfuhrzolls auf französische Meine ein-

zugehen. Ebenso wurde ein Zusaßantrag des Abg. Schei her,

sich dur die Androhung des Zollkriegs nicht s{chrecken zu lassen, angenommen. i

Im tiroler Landtag richtete der Landeshauptmann an die niht erschienenen Abgeordneten der italienishen Landes- theile die geshäft8ordnungsmäßige Aufford erung zur Theil- nahme an den Sißungen.

Großbritannien und Jrland.

Während einer gestern Nacht in Glasgow anen öffentlihen Versammlung wurde der Herzog von Argyll plóglih von einer Ohnmacht befallen. Das Bewußtsein kehrte war bald zurück, der g wurde jedoch später kritisch, {odaß der Herzog nach dem Hause Lord Colville’s gebracht werden mußte.

Frankreich.

Der Präsident der Republik Casimir- Perier, der estern Nachmittag eine zweistündige Berathung mit dem räfidenten des Senats Challemel- Lacour hatte, hat, wie die „Agence Havas“ meldet, seine Demission gegeben. Die Note, worin die „Agence Havas“ den Entschluß des Präsidenten ankündigt, faßt die hauptsächlichsten Jdeen zusammen , die der Präsident in einer an den Senat und die Kammer zu rihtenden Botschaft entwicktkeln wird. Der Präsident der Republik habe den Entschluß gefaßt, auf sein Amt zu ver- zichten: die vorgestrige Kammersißung und die Abstimmung in derselben seien in seinen Augen nur ein in zweiter Linie in Betracht kommender Zwischenfall ; ein Kampf sci ausgebrochen gegen das parlamentarishe Regime und gegen die staats- bürgerlichen s, er habe gehofft, daß die Präsident- schaft der Republik, die der Aktionsmittel entblößt sei, unerreihbar für die Parteien sein werde, daß das politische Vertrauen aller Republikaner ihm Kraft und An- sehen aeben würde ; er habe gachofft, daß diejenigen, die ihn wider seinen Willen auf einen Posten gestellt hätten, wo er sih nicht selbst vertheidigen könne, die Vertheidigung des ersten Staat3samts übernehmen würden. Er habe die Minister gebeten, provisorish ihre Demission zurückzunehmen, um die Uebertragung der Gewalten zu sichern. Der Minister-Präsident Dupuy habe die Präsidenten des Senats und der Kammer seine Entschließung wissen lassen, dic das Parlament sofort einberufen würden.

Die „Agence Havas“ meldet weiter: Große Bestürzung herrschte gestern bei den Persönlichkeiten, die den Nachmittag in den Wandelgängen der Kammer zubrahten. Man be- merkte nicht ohne Ucberrashung, daß die Ministerkrisis U ihren gewöhnlihen Verlauf nehme und eine unerklärliche Physiognomie zeige. Man verbrachte die Zeit damit, alle möglihen Eventualitäten zu besprehen; man hatte die Möglichkeit in Betracht gezogen, daß das neue Kabinet sih zum größten e aus den Elementen zusammen- sehen werde, die das alte Kabinet gebildet hatten ; man hatte ferner an die Bildung cincs radikalen Kabinets gedacht, man e sogar die Frage der Auflösung der Kammer und den Appell an das Land, unter Voraufgang einer Bot- schaft des Präsidenten, erörtert an einen einzigen Ausgang hatte man nicht gedaht: an die Demission des Präsidenten. Die Bestürzung war allgemein. Der Charakter Casimir- Perier's, seine Erfahrung, seine Fes, seine Unbescholten- heit flößten in der That allen, selbst den radikalen Republikanern Vertrauen ein. Man hat jezt eine Er- klärung für die lange Dauer der Unterredung Challemel- Lacour’'s mit Casimir-Perier, dessen Entschluß bereits gefaßt war. Alle Bemühungen Challemel-Lacour's blieben erfolglos. Alle Mitglieder des Kabinets, Dupuy, Leygues, Poincarré, Mercier, Felix Faure und Guérin wiederholten nacheinander den Versuch des Senats-Präsidenten; es gelang ihnen aber nicht, Casimir-Perier in seinem Entschlusse wankend ju magen, Dupuy begab sich im Laufe des Abends ein leßtes Mal zu Casimir-Veriec und blieb über dreiviertel Stunden bei ihm. Er kleidete die Gründe, die er Casimir-Perier schon vorgelegt hatte, in eine noch dringendere Form und brachte auch andere, mehr persönliche Gründe vor, von denen er glaubte, daß sie gréheren Eindruck auf Casimir-Perier machen würden, konnte aber den Widerstand Casimir-Perier's nicht überwinden. Nah Dupuy kam Spuller; alles, was Dupuy und Spuller erreihen konnten, war, daß Casimir- He seine Entscheidung bis 61/7 Uhr Abends verschob. Als

upuy und Spuller den Präsidenten verließen, begegneten sie

in den Eimern seiner Mutter, die ihnen versprach, allen

ihren Einfluß auf ihren Sohn aufzubieten, um ihn um Verbleiben auf seinem Posten zu bewegen. Die egegnung zwishen Mutter und Sohn ist, wie es scheint, äußerst bewegt gewesen. Troßdem richtete Casimir - Perier schon vor der verabredeten Zeit einen kurzen Brief an Dupuy, worin er ihm seinen unabänderlichen Entichluß mittheilte und ihn bat, von diesem Entschluß den Präsidenten des Senats und der Kammer Kenntniß zu geben und denselben durch das „ournal Officiel“ und die „Agence rag veröffentltchen zu lassen. Dupuy traf nun sofort alle dur die Lage be- dingten Maßnahmen; der Seine-Präfekt und der Polizei- Präfekt N von ihm die nöthigen Jnstruktionen.

Auf den Boulevards wurde die Demission Casimir- Perier’s gestern Abend gegen 11 Uhr bekannt; das Publikum wollte die Nachricht zuerst niht glauben und eilte zu den Depeschensälen der Zeitungen, um dort die Bestätigung zu er- halten. Die Nachriht machte großen Eindruck und überall wurden der Entschluß Casimir - Perier's und die Aussichten der FEGRUNn für die Präfidentschaft der Republik lebhaft erörtert.

Der Präsident Casimir-Perier wird dur eine Bo t- schaft seine Demission mittheilen; die Botschaft wird in der Kammer von dem e Tenetten Dupuy, im Senat von dem Justiz-Minister Guérin verlesen werden.

Ueber die Kandidaturen für die Präsidentschaft ist natürlih noch nihts Bestimmtes bekannt, die verbreitetste An- nahme is, daß Casimir - Perier mit großer Mehrheit wieder- gewählt werden wird. Wahrscheinlih werden die Majoritäten des Parlaments Schritte in dieser Rihtung unternehmen. Für den Fall, a Casimir - Perier ablehnt, werden Dupuy, auch Waldeck-Rousseau, Challemel-Lacour und Spuller als Kandi- daten genannt.

Der Kongreß wird wahrscheinlich Donnerstag zu- E Mid - b

ie sozialistishe Gruppe der Kammer hat ein Manifest veröffentlicht, worin es heißt :

Wir werden dem Präsidenten die Chre anthun, seine Demission ernst zu nehmen, wir werden nit glauben, daß er es neuerdings auf ein Votum des Kongresses ankommen lassen werde; das wäre das läherlihste Manöver und die alheruste Berechnung, denn nichts kann ihm die verlorene Autorität wiedergeben. Solches Spiel wäre kindisch

und verbre{erisch zugleih. Nein, wenn Casimir-Perier gebt, so i für immer; er be getödtet durch die vou tj S deren Chef er war; er geht auch, besiegt dur die niedrigen Intriguen feines Minister-Präsidenten. Der Zufammenbruh Perier? kündigt den De EOE Bas us C R und der Reaktion an. eiben wir einig, Bürger, räftig und aufrecht ! ie letzte, docdite Entilselicag U M E ELE

_ Die heutigen Morgenblätter besprehen die De- mission des Präsidenten Casimir- Perier. Das „Journal des Débats“ sagt, die Geschihte werde die Gründe der Demission aufklären; ungewiß sei aber, ob die Geschichte diese Demission in Anbetraht der {weren Gefahren, die dem Lande von der wachsenden Kühnheit der Revolutionäre und der Unthätigkeit der Gemäßigten drohten, billigen werde, und. ob nit andere Entschlüsse, als die Ab- dankung, hätten gefaßt werden können. Der „Gaulois“ nennt die Demission Casimir-Perier’s eine Desertion und meint, die Erklärung für dieselbe sei in dem Vorleben und dem Charakter Casimir-Perier’szu suchen. Der „Figaro“ erklärt, wenn Casimir- Perier auf seinem Entschluß beharre, werde Europa eben so strenge über ihn urtheilen wie Frankreih. Das „Journal“ nennt die Demission ebenfalls eine Desertion und stellt dabei fest, daß sie das Ergebniß des anarchistishen Zustandes sei, in welchem die Parteien si befänden. Nach der „Autorité ist die Demission nicht allein die Verdammung des Mannes, sondern hauptsächlich die des Regimes. Die „Lanterne“ be- hauptet, diese Demission sei niht das Ende, sondern der An- fang eines Staatsstreihs gegen die Unabhängigkeit der Kammer und die Rechte des allgemeinen Stimmrechts, denn Casimir-Perier wolle lediglich seine Wiederwahl. Das „Evéne- ment“ tadelt Casimir - Perier, glaubt aber nicht, daß er von seiner Entscheidung Caen werde. Das „Petit Journal“ sagt, die Thatsahe der Demission sei äußerst ernst und werde die gefährlihe Lage nur noch verwickelter machen. Der „Radi cal“ sicht mit Bedauern den Fall eines Mannes, dessen ave Þ und Energie man gerühmt habe. Der „Jntransigeant“ sagt, die Demission sei das Eingeständniß der Ohnmacht. Die „Petite République“ erkennt in derDemission Casimir-Perier's hauptsächlih einen Sieg der sozialistischen Partei. Der „Soleil“ sagt, Cafimir-Perier habe sein Ansehen in den Kämpfen, deren Ausgang nicht zweifel- haft sei, niht kompromittieren wollen und dem Parla- ment seine Demission mit souveräner Verachtung ent- gegengeschleudert; er habe sich als anständiger Spieler gezeigt. Diese Demission werfe die Frage der Revision der Konstitution auf. Der „Voltaire“ meint, die Re- publik habe einen Stoß erhalten. Die „Estafette“ erklärt, Thiers, Gambetta und Ferry hätten andere Angriffe aushalten müssen, troßdem habe keiner von ihnen sich seiner Pflicht entzogen. Die Republik werde ihre Lebenskraft beweisen ; Donnerstag werde der Kongreß zusammentreten und es werde in Frankreich nichts geändert sein. Der „Eclair“ nennt die Demission einen unüberlegten Entshluß. Der „Matin“ meint, Casimir- Perier hätte vor seiner Entschließung eine Botschaft an dic Kammern richten und eher zu einer Kammerauflösung als zur Demission schreiten müssen. i

ie die Blätter melden, fand heute Nacht 1 Uhr ein

Ministerrath zur Besprehung über die Lage statt.

Ftalien.

Infolge einer leichten Erkältung hat der Pa pf vorgestern und gestern das Zimmer gehütet und die Ertheilung von Audienzen vershoben. Zu einer Besorgniß ist dem „W. T. B.“ zufolge nicht der geringste Anlaß vorhanden.

Spanien.

Der Marschall Martinez de Campos ist einer Mel- dung des „W. T. B.“ zufolge erkrankt.

Belgien. Die Königin ist, wie „W. T. B.“ berichtet, infolge einer starken Erkältung genöthigt, das Bett zu hüten.

n der Repräsentanten kammer gab gestern der Minister des Auswärtigen Graf von Merode - Westerloo die Erklärung ab, er habe geglaubt, dem Hause Mit- theilungen über die Congo - Angelegenheit machen zu fonnen, indessen seien die Voraussezungen der Regierung noch niht erfüllt und die internationalen Verhandlungen noch nicht abgeschlossen. Der Minister ersuchte daher das Haus, die Congo-Debatte bis zu dem Zeit- punft zu vertagen, wo die Regierung ohne Unzuträglichkeiten antworten könne. Der Deputirte Lorand verlangte nunmehr, daß das Haus über die Vertagung seiner Jnterpellation ent- scheide; die Vertagung wurde hierauf durch Aufstehen bezw. Sizenbleiben beschlossen. Der Minister des Auswärtigen äußerte im Verlaufe der Berathung, daß die Regierung auf einen baldigen Abschluß der Verhandlungen in der Congo- Angelegenheit fe

Im Anschluß an das am Montag von dem Brüsseler Schwurgericht gefällte, tres Urtheil gegen fünf Re- dakteure bezw. Mitarbeiter des Sozialistenblatts „La Caserne“, welche der Aufreizung gegen die Militärgeseße beschuldigt waren, meldet eine Brüsseler Zeitung, die Regterung werde in kurzem ein Geseh gegen die sozialistische A afreizuna in der Armee, auch wenn diese niht von Erfolg begleitet sei, einbringen. }

Amerika.

Jm Senat brachte, wie „W. T. B.“ aus Washington berichtet, Sherman eine Aniage ein, wona der Präsident in Gemäßheit der Resolution des Kongresses vom 3. April 1890 ermächtigt werden soll, durch die diplomatischen Agenten der Vereinigten Staaten Verhandlungen zu führen oder eine Kommission zu ernennen, die an die ein en Regierungen ent- sandt werden solle, um Maßnahmen einzuleiten zur Errichtung eines internationalen Schiedsgerihts oder zur Ergreifung anderer Maßnahmen, durh welhe Streitigkeiten zwischen den Völkern gütlih beigelegt und Krieg abgewendet werden solle.

Der Geshästsaus\chuß des Repräsentanten -

auses beschloß, die Wilson-Vorlage für die Aufhebung des ifferentialzolls auf Zucker dem Hause zu empfehlen. Afrika.

Die marokkanishe Gesandtschaft, die cinen Theil der Kriegsentshädigung an Spanien überbringt, ist auf dem Wege nach Madrid in Tanger eingetroffen.

Die „Agenzia Stefani“ meldet aus Massowah von gestern, der eneral Baratieri sei am 12. Januar Abends, ohne vom Feinde bemerkt zu werden, in Coatit eingetroffen und habe am 13. d. . in frühester Morgenstunde den Feind, der 10000 mit Flinten und viele mit Seitengewehren ausgerüsiete Soldaten zählte, unver-

muihet angegriffen. Ras Mangascha habe das Schlacht- feld verlassen sen und sei zurückgegangen, indem er die Berge von Gonde als Stüßpunkt genommen habe, sodann habe er einen Frontangriff versucht, den General Baratieri jedoch Ei Jn Ras Mangascha habe beträchtliche Ver- uste gehabt. Die Abessinier hätten nunmehr eine Umgehung der Jtaliener versuht. Leßtere seien ihnen jedoch zuvor- gekommen. Einen Gesammtangriff habe Ras -Mangascha nicht wiederholt, das Gewehrfeuer sei aber auf beiden Seiten den ganzen Tag hindurch fortgeseßt worden. Die Nacht sei voll- kommen ruhig vergangen. General Baratieri habe mit seinen ge- sammten Truppen bei Coatit ein Loger aufgeshlagen. Die Haltung der italienishen Truppen in dem Kampfe sei bewun- dernswerth gewesen. Die (Namen genommenen Feinde hätten bestätigt, daß die Verluste Ras Mangascha’s beträchtlich seien ; die Verluste auf italienisher Seite seien nicht bedeutend.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sißung des Reichstags befindet fih in der Ersten Beilage.

Jn der heutigen (16.) Sizung des Reichstags, an welcher die Staatssekretäre, Staats-Minister von Boetticher und Freiherr von Marschall theilnahmen, gelangte der von den Abgg. Graf von Hompesh und Genossen beantragte Geseßentwurf zur Verhandlung, welcher die Aufhebung des Gesehes, betreffend den Orden der Gesell- schaft Jesu, vom 4. Juli 1872, ausspricht.

. Der Abg. Graf von Hompe \ch (Zentr.) begründete die Wieder- holung des Antrags in der gegenwärtigen Session damit, daß der Bundesrath dem früheren Beschlusse der Neichstagsmehrheit nicht nachgekommen sei. Die Zentrumspartei werde, fo lange dies nicht geschehe, den Antrag immer wieder einbringen. Es sei anzuerkennen, daß: der Bundesrath Erleichterungen habe eintreten lassen, aber diese genügten nit, fie zeigten vielmehr deutlich die Unhaltbarkeit des Jesuitengeseßes. Wenn man die Diener der Religion, welche der Sozialdemokratie am erfolgreihsten entgegenwirken könnten, unter ein Ausnahmegeseß stellte, so fei das unvereinbar mit dem Be- streben, Religion, Sitte und Ordnung zu stärken.

Abg. Freiherr von Manteuffel (dkonf.) erklärte, seine Partei stehe nah wie vor auf dem Standpunkte der von ihr am 1. Dezember 1893 abgegebenen Grflärung, weil sih inzwischen nichts ereignet habe, was ein Aufgeben dieses Standpunkts bedingen könnte.

Abg. Schröder (fr. Vg,) sprach sih gegen den Antrag des Abg. Grafen Hompesh aus. Wenn man allen Forderungen der Kirche nachgâbe, so würde dies in den rômifch-katholishen Staat hineinführen.

Abg. Graf Kwilecki (Pole) gab eine kurze Erklärung dahin ab, daß die Fraktion der Polen für den Antrag stimmen werde.

Abg. Liebknecht (Soz.) erklärte, seine Partei werde, weil sie Freiheit für alle wolle und die geistigen Waffen der Jesuiten nicht fürchte, ebenfalls für den Antrag stimmen.

Die Abgg. Dr. von Marquardsen (nl.) und Freiherr von Stumm-Halberg (Np.) bezogen sih auf die von ihren Parteien in der vorigen Session gegen den Antrag “des Zentrums ab- gegebenen Erklärungen, an denen fie nah wie vor festhielten.

Abg. Rickert (fr. Vg.) stellte den Antrag, nur den §2 des R elutteugeseuea fallen zu lassen.

Abg. Dr. Förster (Refp.) trat diesem Vorschlag bei.

In einem Schlußworte legte der Abg. Dr. Lieber (Zentr.) unter anderem gegen die in der Diskusfion geäußerte Ansicht Verwahrung ein, daß die Zentrumspartei ihre Zustimmung zu der Umsturzvorlage mit der Annahme des vorliegenden Antrages in Verbindung bringe.

Mit Rücksiht auf den Antrag des Abg. Rickert wurde davon abgesehen, sofort in die zweite Berathung einzutreten; dieselbe wird auf die Tagesordnung der morgigen Sigzung gestellt werden.

(Schluß des Blattes.)

Der heutigen (2.) Sißung des Herrenhauses wohnte der Präsident des Staats-Ministeriums, Reichsfanzler Fürst zu Hohenlohe bei.

Seit der leßten Session sind die Herren Graf zu Dohna- Schlobitten, Geheimer Rath Wilh. von Brandenstein und Freiherr Ferd. von Schlichting gestorben, die Herren Rieß, Schweineberg, von Kemniß und Theune aus- geschieden.

Das Präsidium wurde, wie in früheren Jahren, er- mächtigt, Seiner Majestät dem Kaiser zu Allerhöchstseinem Geburtstage die Glüdwünsche des Hauses darzubringen.

Das neueingetretene Mitglied Herzog Friedrich Fer- dinand zu Schleswig- Holstein-Glüccksburg wurde vereidigt. i

(Schluß des Blattes.) 2

Der heutigen (2.) Sißung des Hauses der Ab- C wohnten der Prästdent des Staats-Ministeriums, eihsfkanzler Fürst zu Hohenlohe, der Vize-Präsident des Staats-Ministeriums, Staatssekretär Dr. von Boetticher, der Finanz-Minister Dr. Miquel und der Minister der öffent- lichen Arbeiten Thielen bei.

Der Präsident der früheren Session von Köller eröffnete die Sißung um 11!/4 Uhr und das Haus trat in die Wahl des Präsidiums ein, während zunächst der bisherige Vize- Präsident Freiherr von Heereman den Vorsiß übernahm.

Auf Vorschlag des Abg. Stengel (f.) wurde durch Bur der Abg. von Köller wiederum zum Präsidenten gewählt. Er nahm die Wahl mit den folgenden Worten an :

Ich danke Jhnen für das Vertrauen, das Sie mir au fernerhin erhalten wollen, und nehme die Wahl an. Daß mit den Jahren die Kräfte zunehmen, werden Sie nit erwarten, allein ih hoffe, daß es mir möglich sein wird, auch in dieser Session dem Hause zu Diensten zu sein, wenn Sie mir das Wohlwollen erhalten wollen, dessen ich mich {on seit fünfzehn Jahren von seiten dieses Hauses zu erfreuen habe.

Jn gleicher Weise wählte das Haus auf Antrag des Abg. Stengel den bisherigen Ersten Vize-Präsidenten Freiherrn von E ey Y und den bisherigen Zweiten Vize-Präsidenten

r. Graf für diese Aemter wieder. Auch fie erklärten si mit Dank zur Annahme der Wahl bereit.

Zu Schriftführern wurden gewählt die Abgg. Bode, R übben), Jerusalem, Jm Walle, Olzem,

opelius, Weyerbush und Worzewski. u Quästoren berief der Präsident die Abgg. Dr. Sattler u

ch.

Naldem hiermit die Konstituierung des Hauses erfolgt war, nahm das Wort der Präsident des Staats - Ministeriums, Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe:

Seit Ihrer leßten Vereinigung in diesem Hause sind wesentliche Veränderungen in der Zusammenseßung des Staats- Ministeriums erfolgt. Es ift das Ministerium des Innern, das Ministerium der Justiz ‘und das Ministerium der Landwirthschaft neu beseßt worden, und Seine Majestät haben geruht, mir das Präsidium des S ns zu übertragen. Ih komme deshalb heute, mich Ihnen vorzustellen und die Beziehungen anzuknüpfen, die uns von nun

und