1895 / 14 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 17 Jan 1895 18:00:01 GMT) scan diff

den an Aegir“ zum Vortrag, der auf den dur . allseitigen Beifall zu erkennen E Wunsch des Publikums noch einmal wiederholt wurde. Die Dekoration: eîne Palaftarchitektur mit Durchblick auf eine nordische Landschaft mit schneebedeckten Berg- ipfeln bildete, dazu einen ftimmungëvollen Hintergrund. Die schau- ieleris en Gaben des Abends bestanden aus dem Lustspiel „Die alte Schachtel“ von Gustav zu Putlißy, dem Schwank Die stille Wache“ ‘von Richard Skowronnek und dem Benedix’schen Genrebild „Die Dienstboten“. Diese heiteren Stücke wurden meist in bekannter Beseßung und von allen Mitwirkenden mit Einsatz ihres ganzen Könnens sehr beifallswerth darge tellt und er- höhten die festlih animierte Stimmung des Hauses. In der großen Beust uind nah Schluß der Vorstellung fand in den tebensälen Promenaden-Konzert ftatt, welhes von der auf der Galerie placierten Kapelle des 4. Garde - Regiments z. F. ausgeführt wurde. Im Konzertfaal waren mehrere reih beseßte, einladend dekorierte Buffets mit kalter Küche, Süßig- feiten und Getränken aufgestellt, an denen Damen des Vereins als Verkäuferinnen fungierten und vielen Zuspruch fanden. Der Erfolg ver in jeder Beziehung wohlgelungenen festlichen Veranstaltung wird hoffentlih auch in dem finanziellen Ergebniß zum Besten des edlen. wohlthätigen Zwecks seinen entsprehenden Ausdruck finden. Theater Unter den Linden.

Die neue Operette , Der Probekuß“ von Hugo Wittmann und Julius Bauer, Musik von Carl Millôcker, fand gestern Abend vor gut beseztem Hause wohlverdiente freundliche Aufnahme. Das Libretto behandelt die Liebesgeshihte von zwei deutschen . Männern, einem Prinzen und einem Uhrmacher aus dem Schwarz- walde, die dem weiblihen Geshlecht abhold sind, aber do zu ihrer von der Politik bezw. der Verwandtschaft bestimmten Ver- beirathung nah Florenz kommen “und bier, mit einander ver- wechselt, sich in die - ihnen zugedahten Bräute, ohne fle zu kennen, verlieben. Der lustige Text ist mit einer einschmeicelnden Musik, zumeist im Walzer- und Marschtakt, ausgestattet, die zwar an vielen Stellen Reminiscenzen an frühere Werke desselben Kompo- nisten aufweist, aber dech auch rei is an neu erfundenen und an- sprehenden Melodien. Musikalish und textlih am meisten gelungen ift der erste Akt, do kann man von einer auffälligen Abschwächung des günstigen Eindrucks auch in den nachfolgenden beiden Akten niht \prehen. Ausnehmend gefielen namentlih ein Eingangsterzett, ein Liebesduett und die vielen volksthümlihen vom Uhrmacher Ellen und dem Prinzen Dietrich gesungenen Weifen; in den meisten

ällen wurde lebhaft eine Wiederholung verlangt und auch bereit- willig gewährt. In mustergültiger Darstellung wurden alle

ointen des Werks n zur Geltung gebraht, und auch musikalifch eisteten sämmtlihe Mitwirkende unter der umsichtigen Leitung des Herrn Kapellmeisters Federmann Treffliches. Als Uhr- macher Pfeifli debütierte der durch jahrelange Wirksamkeit am Friedrich-Wilhelmstädtishen Theater bekannte und beliebte Herr Alexander Klein, nachdem er nur kurze Zeit dem Ensemble des Adolph Ernst-Theaters angehört hat. Beim ersten Erscheinen freund- li begrüßt, wurde er im Verlauf feiner weiteren künstlerischen Dar- bietungen wiederholt mit anerkennendem Beifall ausgezeichnet. Außer ihm waren die Damen Collin (Prinzessin Leonore) und Gorne [i (Zofe Vreneli) sowie Herr Steiner (Prinz Dietrich von der Pfalz) die Hauptträger des Eifolgs. In komischen Rollen waren die Damen Grimm-Einödshofer und E. Shmidt, und die Herren Well- hof und Hanno hervorragend thätig. Schon nah dem ersten Akt wurde mit den Darstellern und dem Kapellmeister Federmann Herr Direktor Fritsche, der für eine prunkvolle Ausstattung und tadellose Snscenierung gesorgt hat, dur viele Hervorrufe geehrt.

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Konzerte. / i

Die „Vereinigung für Kammermusik“ gab vorgestern im Römischen Hof ihren 27. Vortrags-Abend, den sie mit einem fehr selten gehörten Werk von Weber, einem Trio für Klavier, Flôte und Cello eröffnete. Der darin hervortretende Melodienreihthum des Komponisten, die grazióse Passagenbildung in ‘den Doppelgängen der En und des Klaviers sowie die Klarheit in der Durchführung der otive sind so wirkungsvoll, daß am Schluß des Trios rauschender Beifall ertönte, zumal die Herren Papend ick (Klavier), Kurt h (Flôte) und Wendel (Cello) das Werk mit musterhafter Präzision in usammenspiel und mit sehr belebter Vortragsweise ausführten. Ein treichquartett von W. Taubert, das niht mehr unbekannt ist und durch seinen melodiôösen Inhalt wie durch stilgewandte Behandlung der Motive fesselt, wurde von den Herren Genyß, Jäger Thronicker und Wendel ebenfalls vortrefflich vorgetragen. Den

Bean des Abends machte Beethoven's Serenade für Flöte, Violine und Viola G ¿ S: das {hon mehrmals ju Gehör gebracht worden ist. Auch d feu erken folgte reicher Beifall. ch2 wesen. Der An ‘demselben Abend veranstaltete der. junge Violinvirtuose Achille Simonetti aus London in der e Konzert, in welhem er ih dem Publikum au als Komponist bekannt machte. Sein Spiel ist sorgfältig geshult und fein Vortrag ver- | # FaEmOivon , wie dies besonders in Mendelsfohn's beliebtem | in Violinkonzert zu erkennen war. Seine Sonate für Klavier und Violine verrieth ein nicht unbedeutendes Kompositions- talent, das in fleineren Stücken (Romanze, Mazurka und Madrigale) noch mehr zur Geltung kam. Die Konzertsängerin otra Louise Formhals aus Leipzig trug Lieder von Schumann, einicke, Taubert und anderen mit belebtem Ausdruck vor; ein unaus- eseztes Tremolieren behinderte jedo zuweilen die Sicherheit des Tonansages in der Höhe. Der Pianist Herr Ed. Behm, der in der obengenannten Sonate erfolgreich mitwirkte, begleitete auch sämmt- lihe Solovorträge mit Geshick. Das zahlrei erschienene Publikum zollte allen Künstlern reibe Anerkennung. i Gestern fand im Saal Bechstein das dritte Konzert der Sängerin Lillian Sanderson statt. Die viel bewunderte Künst- lern sang achtzehn Lieder von Schubert, Schumann, Bungert, Sommer, Heß, Löwe, Berger, Jensen, Moszkowski und anderen; außerdem wiederholte sie Berger's «Ach wer das doch fönnte“, das „Schlaflied“ von Moszkowski und das „Altrheinishe Volkslied“ von Brahms, ohne eine ause durch ' SInstrumentalvorträge eintreten zu lassen. Ihre lieblihe Stimme und ibr bezaubernder Vortrag erweckten bei den sehr zahlreih erschienenen Zuhörern rauschende Beifallsbezeugungen. Herr W ilhelm Berger führte die Klavierbegleitung fein nuanciert und geshickt aus. An demselben Abend mächten sih zwei junge Damen im Konzert- saal des Klubhauses (Potsdamerstraße 9) dem Publikum bekannt: räulein Nina Gorter Ge aus Holland und Elisabeth S ulz (Gesang). Die Leistungen beider Künstlerinnen ließen er- freuliche Begabung erkennen, doch sind dieselben für ein öffentliches Hervortreten noch niht weit genug vorgeschritten.

Im Königlihen Opernhause gelangt morgen Richard Wagner's „Siegfried“ („Der Ring des Nibelungen“, zweiter Abend) unter Kapellmeister Weingartner's Leitung mit folgender Beseßung zur Aufführung: Siegfried: Herr Gudehus, Brünnhilde: Frau Sucber, Wanderer : Herr Bet, Mime: Herr Lieban, Alberich: Herr Schmidt, Erda: Frau Goeye, Waldvogel: Fräulein Dietrich, Fafner: Herr Mödlinger. In der Matinée am Sonntag, welche das Königliche Ballet-Personal veranstaltet, wird Herr Moriß Mosz- fowsfi den von ihm komponierten Fadeltanz selbst dirigieren.

olizeikosten euerlöshwesens)

übergeben.

wieder ber.

Im Königlichen Schauspielhause gelangt morgen das ams und die Trümmer

Lustspiel „Wie die Alten sungen“ in der bekannten Besetzung zur | fortgesleudert, Aufführung. Die nächste Aufführung von Friedrich Hebbel’s deutschem Trauerspiel „Die Nibelungen“ findet Donnerstag, den 24,, und Freît- taa, den 29. ‘d: M., ftatt. ; L In dem vieraktigen Lustspiel von - Ludwig Fulda „Die wilde Jagd”, das am Sonnabend zum erften Mal in den Spielplan des Tes ing-Theaters aufgenommen wird, spielt Marie Reisenhofer die Melanie Dalberg. j E - : Im Adolph Ernst-Theater geht die Gesangspo}je „Ein fideles Corps“ mit Miß Rose Batchelor morgen zum 25. Mal in Scene; Fräulein Gisela Fisher wird an diesem Abend ein neues

Kouvplet fingen.

außerordentlichen Sißung den elbe ist mit einer Ausg

Sing-Akademie ein Poli von 1426 078

Ausgabe mit 5482921 Æ ein 4 484 021 M benöthigt wird. Die es l zum größten Theil aus den Beiträgen der Feuersozietät zu den Kosten Ausgaben fetzen sih zusammen aus dem

des Feuerlöshwesens. Die S s Königlichen

Beitrage der Stadtgemeinde zu den Kosten der Verwaltung auf Grund des Polizeikostengeseßes vom 20. April 1892, Der Normalsatz is auf 2,90 4 für den Kopf der Bevölkerung feft- gesetzt, und es berechnet sich der zu leistende Beitrag auf 3 828 876 M

Nahrungs- und G beanstandet worden.

Parenzo, 16. Januar. des Cinwohners Ritofsa, welche änläßlih der Demonstration am Montag i Kundgeb ungen einer großen Menschenmenge. Erbittert gab Ritossa einen Revolvershuß ab, verleßtte indessen niemand. Er wurde R

en und die Akten der Staatsanwaltschaft des Gerichtsgebäudes wurde Ritofsa von einem johlenden Haufen empfangen und nah seinem Hause begleitet, welches dana mit Steinen beworfen wurde. Die Gendarmerie zer- streute \{ließlih die angesammelte Menge und ftellte die Drdnung

vom Gerichi sodann freigela} Beim Verlassen

Zentral - Eisenbahn, tanden, Feuer aus.

zweien, und mehrere andere

der „Nat.-Ztg.“ das Magisträts-Kollegium in seiner vorgestri ih Spezial-Etat für das Feuer igen / abe von 1447215 M fest I: diefer gegenüber stehen an eigenen Einnahmen 21 137 Æ, sod ein M erforderlich wird. Der Etat für die (rlapolizei, An Ry des

im Allgemeinen ist in Einnahme mit

este

Æ und

estellt, sodaß ein Zuschuß v innahme dieses Etats resuitiert

olizei-

Im Monat Dezember 1894 sind in Berlin 308 Proben von enußmitteln chemisch untersucht und 40 davon n. Bemerkenswerth i}, daß sich seit längerer Zeit zum ersten Mal sämmtlihe Butterproben als unverfälsht erwiesen ; ebenso brauchte auc keine der untersuhten Shmalzproben beanstandet zu werden. Sehr hoh war dagegen die Zahl der Éünsftlih gefärbten Wurstproben ; nah neueren Entscheidun bung ftets als Fälshung anzusehen. enthielt weder eine Spur na stoffe von Himbeeren.

en der Gerichte ift eine Fâr- ine Probe Himbeerlimonade türlihen Himbeerfarbstoffs, nah Extraktiv-

„W. T. B.“ meldet : Vor dem Hause r als kroatischer Agitator gilt, kam es Abend zu feindseligen

New- York, 16. Januar. Gestern Abend brach, wie „W. T.B.* berichtet, in Butte (Montana) auf dem Lagerraum der __wo mehrere Wagen mit Schießpulver Während der Löscharbeiten erfolgte eine Ex - »losion, durch welche eine Anzahl Feuerwehrleute getödtet wurden.

ald darauf fand eine zweite, noch heftigere Explosion ftatt. Die in der Näbe stehenden Zuschauer wurden förmlich nieder- eine balbe (englishe) Meile weit wodur noch Leute im Mittelpunkt der Stadt ver- leßt wurden. Als die Feuerwehrleute und Zuschauer sich zu flüchten suchten, erfolgte eine dritte Explosion infolge der Entzündung des Sprengpulvers im anstoßenden Lagerhaus. einem Erdbeben. Sämmtliche Feuerwehrleute, mit Ausnahme bon Personen wurden getödtet, eine Anzabl anderer verleßt, auch viele Leute von der Hospital-Mannfchaft, welche bei der ersten Explosion Hilfe leisteten, getödtet und verleßt. 60 verstümmelte Leichen wurden später aufgefunden. gestellt worden, sind 75 Personen fofort todt geblieben, an bundert verleßt worden. Der Sachschaden überfteigt eine Million Dollars.

ontana-

Die Detonation glich

i Gegen Soweit fest-

Die Direktion des Konzerthauses veranstaltet morgen einen „Strauß-Suppé-Millöcker-Offenbach-Abend“. O

Mlle. Céleste Painparé, eine junge Klaviervirtuosin aus Antwerpen, welche sich am Sonnabend in der Sing-Akademie zum ersten Mal dem Berliner Publikum vorstellen wird, bringt an diesem Abend Klavierkonzerte von Bach und Beethoven, fowie den Caprice brillant von Mendelsfohn sämmtlihe Werke mit Begleitung des Philharmonischen Orchesters zum Vortrag. Die Altistin Fräulein Jda Junkers aus Düsseldorf wird in ihrem an demselben Abend im Saal Bechstein stattfindenden Konzert Gefänge von Caldara, Schubert, Schumann, Cornelius, Graf Philipp- zu Culen- burg, Bungert 2c. zu Gehör bringen ; die Mitwirkung und Begleitung übernimmt Herr Dr. Otto Neißel aus Köln.

Mannigfaltiges.

In Fortsezung seiner Berathungen zur Feststellung des Stadthausbalts8-Etats für 1895/96 erledigte nah dem Bericht

Verjailles

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vom 17. Januar, - Morgens.

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1) Geftern Regen. ?) Nahm. Regen. ?) Nachts . 4) Abends Regen, Reif. 5) Gest. Regen, 6) Gest. Regen. 7) Nachts Wetterleuchten.

Uebersicht der Witterung.

Das barometrishe Minimum, weles geftern über der Irischen See lag, is mit abnehmender Tiefe nordnordostwärts nah Schottland fortgeschritten, wobei auf der Rückseite das Barometer ftark gestiegen ist. Das Hochdruckgebiet im Nordoften bat weiter an E abgenommen , wobei ein afderes über Süd- ost-Europa si entwickelk. In Deutschland ift bei s{waher, südlicher Luftftrömung das Wetter mild und ftellenweise heiter, meistens haben Regenfälle- stattgefunden. Ganz Mittel-Europa ift froftfreiï. Fortdauer der milden Witterung wahrscheinli.

Deutsche Seewarte.

mann.

Sonnabend :

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Klein Eyolf.

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74 Ubr, Sonnabend :

fountraft.

Theater- Anzeigen. = | Königliche Schauspiele.

haus. 17. Vorstellung. Der Ring des Nibelungen. von Richard Wagner. Abend: Siegfried in 3 Akten. Dirigent: Kapell- meister Weingartner.

Schauspielhaus. e sungeu. Lustspiel in 4 He von Karl Nie- In Scene geseßt vom Grube. Anfang 7} Uhr. Opernhaus. valleria rustieana. (Bauern-Ehre.) Oper in 1 Aufzug oon Pietro Mascagni. Text na dem gleihnamigen Volksftück von G. Verga. Der Barbier von Sevilla. Ko Gioachimo Rossini. A hon Ee vin, übersetzt von

gnaz Kollmann. Anfang 74 Uhr. :

Schauspielhaus. stattung: Orpheus. Große Auéfstattungsoperette spiel in 4 Aufzügen von Richard Sfkowronnek. Die ftille Wache. i Richard Skowronnek.

Denisches Theater. ments-Vorstellung): Klein Eyolf. Sonnabend : Zum 50. Male: Die Weber. Sonntag, 2x Uhr: Die Weber. 7+ Ubr: j kuß.

Berliner Theater. Freitag (19. Abonnements- Vorstellung): Das zweite Geficht. Anfang 7# Uhr. L E Sonnabend: Der Pfarrer von Kirchfeld. JE Uhr: 77 Ubr: Der Kompa

Lessing-Theater.

Mauöver.

Zum ersten Male: Jagd. Lustspiel in 4 Akten von Ludwig Fulda. Scenntag: Ghiëmonda.

Refidenz - Theater. Direktion: Sigmund Lautenburg. Freitag: Fer- nand’s Eheckontrafkt. (Fil à la patte.) in 3 Akten von Georges Feydeau, in deutsher Be- | 25. Male: a: beitung von Benno Jacobson.

Sonnabend und folgende Tage:

Neues Theater. Siffbauerdamm 48./5.

Freitag: Andrea. Komödie in 5 Akten von Victorien Sardou. In Scene geseßt von Sigmund Lautenburg. Anfang 7# Uhr.

Sonnabend und Sonntag: Die geschiedene Frau. Schauspiel in 4 Akten von Victor Jaunet, deutsch von Paul Block. In Scene geseßt von Sigmund Lautenburg. Vorher: Die iener in Paris. Lebensbild in 1 Aft von G. von Holtei.

Sonntag, Nachmittag: Vorstellung des Vereins für Volksunterhaltung.

In Vorbereitung: Das liebe Geld. Lustspiel in 4 Akten von E. von Schabelsfi.

Freitag: Opéern-

Zweiter

Anfang 7 Uhr. 17. Vorstellung. Wie die Alten

ber-Regifseur Max 18. Vorftellung. C8-

che Oper in 2 Auf- Dichtung nah

Komis Friedrich - Wilhelmsiädtishes Theater. Gkaufieestraße 25/26. _

Freitag: In durchaus neuer glänzender Aus-

18. Vorstellung. Halali. Lust- in 4 Asten und 12 Bildern von Jacques Offenbach.

Anfang 7# Uhr.

Schwank in 1 Aufzug von | * Sonnabend: Die Fledermaus.

Anfang 7 Uhr.

Theater Unter den Linden. Bebrenftr. 55/57. Direktion: Iulius Frische. Freitag: Mit neuer Ausftaitung. Zum 3. Male: Der Probe- Operette in 3 Akten von Hugo Wittmann und Julius Bauer. Musik von Carl Millôcker. In Scene geseßt von Julius Frigsche. Dirigent : Herr Kapellmeister Federmann. Anfang 7# Uhr.

Sonnabend: Der Probekufß.

(18. Abonne- Anfang 7# Uhr.

Freitag

Die Haubeulerche. guou.

Bentral-Theater. Alte Zakobfiraÿe Nr. 30. Direktion: Richard Schul. Freitag: Emil angr E Auna v gg Foiesne Bs Freitag: Nah dem Don 7. Male: O, diese Berliner: Sroye

0 E ofe mit Gesang und Tanz in s Bildern (nach Ein goldeues Herz. Anfang | Sälingré's „Reise dur Berlin“) von Julius Dié wilde n: Mußk von Julius Einödshofer. Anfang

L;

Sonnabend: O, diese Berliner!

Blumenstraße Nr. 9. | Adolph Ernsi-Theater. Freitag: Auf- treten der Grotesftärzerin Miß Rose Bathelor ince of Wales-Theater in London. Zum

Ein fideles Corps. Große Gesangs- Anfang 74 Uhr. | posse mit Tanz, N dem englishen „A Gaiety Fernaud’s Ehe- | Girl“ von Jonas Sidney frei bearbeitet von Eduard

Cwank | vom

durchaus ruhiges Gepräge.

Jacobson und Aean Kren. Anfang 74 Uhr, Sonnabend: Dieselbe Vorftellung,

Depeschen.

ernste

Beilage.)

Konzerte.

Konzert-Haus.

Kandidaten

Freitag :

Nach Schluß der Redaktion eingegangene

. Paris, 17. Januar. (W. T. B.) Die Stadt zeigt ein Von 9 Uhr früh ab begannen die Deputirten und Senatoren sich nah Versailles zu begeben. Challemel-Lacour als Präsident der Nationalversammlung hatte sih bereits in früher Morgenstunde in dem Palais zu eingefunden. Als Waldeck-Rousseau, Brisson und Felix Faure, der sih jedo bei einem zweiten Wahlgang zu Gunsten Waldeck- Rousseau’s zurückziehen würde.

gelten

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten

Karl Meyder-

Konzert. Straufße-Suppé:Millöcker-Offeubach-

Abend.

Birkus Renz (Karlftraße).

Freitag :

Große

Komiker-Vorstellung. Humor! Wißg! Laune! Auf- treten sämmtliher Clowns und des August Mr.

Lavater Lee in

ihren wirkungsvollsten Entrées. Außerdem : Das Apportierpferd Mehr.

ierauf :

D Karneval und sein Gefolge, vorgeführt von

errn R. Renz.

Das Schulpferd Mikado, hierauf

das irländ. Springpferd Bliß, ger. von Frau Renz- Stark. Auftreten der Herren Vasilesku u. Banola

am 3 fachen Reck.

2. Auftreten der exzentrisck-

musifkalishen Clowns Gebrüder Permané. Grand

double Pas de deux sérieux.

Auftreten des

rern Gustav Hüttemann (als Gasft) mit dem Schulpferde „Cincinatus“. Zum Schluß: Auf, anf zur fröhlichen Jagd! Original-Sports-SchauftüZ

vom Direktor Fr. Renz. R

Sonnabend, Abends 7} Uhr:

74 Uhr. ala-Vorstellung.

Sonntag: 2 Vorstellungen, Nachmittags 4 Uhr (ermäßigte Preise) und Abends 74 Uhr.

Familien-Nachrichten. Verlobt: Frl. Marie von Lütcken mit Hrn. Lieu!t-

ns von Hagen (Bromberg). « 5 Ein Sobn: Sen. Professor Dr. K-

Geboren:

Rümker (Berlin). EineTochter :

rn. Nitter-

gutébesißzer Conrad (Ober-Baumgarten).

Gestorben: Verw.

a. S

Martin (Suschen).

r. Hauptmann Emilie vor Raven, geb. Wendt (Tempelbu Lieut. a. D, Eduard von He S.). Hr. General-Lieut. z. Scheliha (Breslau). Hrn. Pa

. Oberii-

baf ea . SFLTIECNTU stor K. Voß Sobn

D

Verantwortlicher Redakteur : J, V.: Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlag®- Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.

ck Sechs Beilagen

(einslteßlih Börsen-Beilage).

a“ |

M 14.

Deutscher Reichstag.

16. Sißung vom Mittwoch, 16. Januar, 1 Uhr.

Ueber den Beginn der Sißung ist bereits in der gestrigen Nummer berichtet worden.

Nachdem die erste Berathung des von den Abgg. Graf von Hompesch und Genossen (Zentr.) eingebrahten Geseß- entwurfs, betreffend die Aufhebung des Geseßes über den Orden der Gesellshaft Jesu, erledigt worden, folgt die Berathung des Antrags der Abgg. Dr. Kropatsczek, Jakobskötter und Genossen (dkons) „auf Vorlegung eines Geseßentwurfs, betreffend Abänderung der Be erbe ordnung. Der Antrag hat folgenden Wortlaut:

Der Reichstag wolle beschließen : den Reichskanzler zu ersuchen, dem Reichstag alsbald Gesetze vorzulegen, dur welche 1) die Er- laubniß zur selbständigen Betreibung eines Handwerks unter voll- fiändiger Zusammenlegung verwandter Gewerbe von dem voraus- gegangenen Nachweis der Befähigung abhängig gemacht wird, 3) den Konsumvereinen die. Abgabe von Waaren an Nicht- mitglieder s{lechthin und unter Strafandrohung verboten wird.

Jn Verbindung mit Nr. 1 dieses Antrags gelangt der von den Abgg. Gamp, von Kardorff, Merbach und Graf von Arnim (Rp.) eingebrahte Antrag zur Ver- handlung: i

den Herrn Reichëkanzler zu ersuhen: I. mit möglichster Be- \{leunigung einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch weihen 1) dem gesammten Handwerk eine organisierte Vertretung in Hand- werkterkfammern gegeben wird, denen die Beaufsichtigung des Lehrlingswesens, des Herbergenwesens u. |. w., sowie die Aufgabe zu übertragen wäre, die Interessen des Handwerks in technischer und wirtbshaftliher Beziehung zu vertreten, 2) diejenigen von der Aus- übung des handwerkmäßigen Betriebs ausgeshlossen werden, welche ihre Befähigung zu diesem Betriebe niht durch eine längere Ausbildung als Lehrling und Geselle dargethan haben (Be- fähigungsnahweis); I. bei den Bundesregierungen dahin zu wirken, daß die die Handwerker shädigende Beschäftigung der Straf - gefangenen nah Möglichkeit: einge|chränkt werde. Jn Verbindung mit Nr. 2 des Antrags Kropatschek wird cin Antrag der Abgg. Hitze u. Gen. (Zentr.), betreffend die Konsumveretne und Konsumanstalten, berathen.

Dieser Antrag bezweckt in der Hauptsache, den Konsumvereinen die Ausgabe von Marken oder fonstigen Werthzeichen und von nicht auf den Namen lautenden ZahlungsverspreWen oder Zahlungsanweisungen, gegen

welche Waaren bezogen werden können, zu verbieten, ferner für die Ueber-

tretung der für den Geschäftsbetrieb der Konsumvereine geltenden Vor- schriften Strafen festzuïeßen und endli die Bestimmungen über den Betrieb der Gast- und Schankwirthschaft, owie über den Kleinhandel mit Branntwein oder Spiritus auch dann auf Konsumvereine auszu- dehnen, wenn der Betrieb auf den Kreis der Mitglieder beschränkt ist. Die Bestimmungen des. Geseges, betreffend die Erwerbs- und Wirthschaftêgenossenshaften, sellen auch Anwendung finden auf folche Aktiengesellshaften und Personenvereinigungen jeder Art, welche die Förderung des Erwerbs oder der Wirthschaft ihrer Mitglieder durch gemeinsamen Bezug von Verbrauchsgegenständen bezwecken, sowie auf Konsumanstalten, welche von Arbeitgebern für ihre Arbeiter und Be- diensteten betrieben werden.

Gleichzeitig steht ein Antrag der Abgg. Dr. Ham macher u. Gen. (nl.) auf Abänderung des Gefezes, betreffend die Erwerbs- und Wirthschaftsgenossenschaften, vom 1. Mai 1889, sowie den Geschäftsbetrieb der

Konsumanstalten überhaupt betreffend, zur Berathung.

Dieser U will unter Strafandrohung die Konsumvereine verpflichten, ihren 2 erfäufern die Namen der Mitglieder des Vereins mitzutheilen, mit ihnen geeignete Vorschriften über die Prüfung der Legitimation der Mitglieder zu geben, desgleißen den Mit- gliedern von Konsumvereinen verbieten , Waaren gegen Entgelt an Nichtmitglieder abzugeben. Der Betrieb der Gast- und Schank- wirths{haft und der Kleinhandel mit Spiritus seitens der Konsum- vereine soll den dafür geltenden Bestimmungen der Gewerbeordnung auch dann unterstellt sein, wenn der Betrieb auf den Kreis der Mit- glieder beschränkt ist. Die Konsumanstalten von Unternehmern und alle Gesellshaften oder Korporationen, welche die Zwecke der Konsum- vereine verfolgen, sollen den für diese geltenden Bestimmungen unter- worfen werden. S i /

Schließlih wird in Verbindung mit den vorstehenden Anträgen ein Antrag der Abgg. Dr. König, Zimmer- mann u. Gen. (Refp.) berathen, welcher die Vorlegung eines Geseßentwurfs verlangt, wonach staatlihen Betrieben die Gründung von Konsumvereinen bezw. Verfkaufs- genossenschaften verboten wird und die schon bestehenden bezüglichen Konfumvereine bezw. Verkaufsgenoßjenschaften solcher Betriebe aufgehoben werden.

Nach einer kurzen Begründung des erstgenannten Antrags durch den Abg. Jakobskötter (dkonf.) erhält das Wort:

Abg. Freiherr Heyl zu Herrnsheim (nl.): Das Handwerk muß unter allen Umständen obligatorisch organisiert werden welchen Namen diese Organisation führt, ob Handwerkerfammern oder

nnungen, ist mir gleihgültig. Fakultative Ginrichtungen genügen nicht.

iese Erfahrung kann man besonders in Süddeutschland machen, wo in den freien Vereinigungen der Handwerker nur ein Sechstel des Standes vertreten ist. Es wurde von sozialdemokratisher Seite behauptet, die Großindustrie erstickde den Kleinbetrieb, die Maschinen legen das Handwerk lahm. Meine Herren, nur 10/9 der Gewerbetreibenden gehören dem Großbetrieb an. In Frankreich ift die Großindustrie gewiß sehr entwidelt, und do genießt das französische Handwerk in der ‘ganzen Welt einen guten Ruf. Die Hoffnung darf nicht auf- egeben werden, daß das Kleingewerbe neben dem Großbetrieb er- alten werden kann. 7

Abg. Gamp (Rp.): Nach der Erklärung des Staatssekretärs Dr. von Boetticher kann erfreulicherweise kein Zweifel mehr bestehen, daß die Reichsregierung der Handwerkerfrage das Wohlwollen ent- gegenzubringen geneigt ist, das sie verdient. Auch in diesem hohen Hause wird fie wie man nah den bisherigen Verhandlungen {ließen darf, übera Gntgegénkommen finden. Die Konservativen, das Zentrum und die Nationalliberalen haben ihre Bereitwilligkeit dar- gethan. Aud die sozialdemokratishe Partei steht der Frage nicht gänzlih ablehnend gegenüber. ur der Abg. Richter ijt dies- mal unbedingter egner. Allerdings hat auh er mit seinen politishen Freunden eine kleine Schwenkung vollzogen; wenigstens ftand er nicht mehr auf dem shroffen Standpunkt, wie seiner Zeit der Abg. Daumbas, der außgelpro en hat, daß das Hand, js der Großindustrie gegenüber überhaupt keine Ersten] erechtigung

siße. Man darf die ganze Frage niht, wie die Sozialdemokratie,

: s Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Donnerstag, den 17. Januar

von dem einseitigen Standpunkt der roßstädtiïihen BVerhältnissc an- sehen. Gewiß ist es rihtig, daß die Konzentration des Kapitals, die Vervollkommnung der Technik u. #. w. das Handwerk beträchtlich schädigen. Aber die Zahl der Handwerker, welche ihre Existenz be- haupten, ist doch keine fo geringe, wie man gemeinbin anzunehmen geneigt ist. Und wenn man den Gründen nacforscht, warum so viele Handwerker. in ihrer Existenz bedroht sind, findet man au die Wege, auf denen Abhilfe geschaffen werden kann. Vor allem wird das Handwerk der Großindustrie gegenüber dadurch wesentli geschädigt, daß diese leztere viel billiger Kapital erbalten kann als das Handwerk. Ich kenne die Kreditverhältnisse der Handwerker fehr genau und weiß, daß die kleinen Meister unter 6, 7 oder 89/0 kaum Geld erbalten. Ein dringendes Erforderniß wäre es, Gewerbebanken einzurihten, wekche dem Handwerker das er- forderliche Kapital zur Verfügung stellen. Dadurch würde das Hand- werk gegenüber der Großindustrie fkonkurrenzfäßig gemaht. Kein Berufsstand hat sich bisher so wenig staatlicher Fürsorge zu erfreuen gehabt wie das Handwerk; im Etat fut man vergeblih eine Position, die thm besonders zu gute käme. Wenn man sagt, die Entwickelung der modernen Technik führt zur Vernichtung des Handwerks, so muß darauf hingewiesen werden, daß die Fortschritte der Technik, beispielsweise auf dem elektrischen Gebiete, doch auh für den kleinen Handwerker die Möglichkeit schaffen, mit Kleinmotoren billiger zu produzieren. Der Direktor der Verliner Elektrizitätswerke hat mir versichert, daß in Berlin schon viele Hand- werker solde Motoren benußen. Man sollte sein Augenmerk darauf rihten, wo es geht, Zentralanlagen zur Nußbarmachung von natür- lihen Kraftquellen für den motorishen Kleinbetrieb einzurichten. Wasserkräfte find in vielen Landeëtheilen hierzu in ausreichendem Maße vorhanden. Hier fände die Regierung eine dankbare Aufgabe, hier läßt sich mit geringen Mitteln noch Großes leisten. Daß der Swleuderkonkurrenz entgegengewirkt werde, wünschen auch wir. Ein Hauptübelstand ‘ist die Gefängni arbeit, die viele kleine Handwerker schädigt. Es wäre wünschenswerth, daß die Reichsregierung mit den ein- zelnen Landesregierungen in Verbindung träte, um “in diesem Punkt eine Regelung herbeizuführen. Der Schwerpunkt der Handwerkerfrage liegt in der lokalen Organisation des Handwerks. Nur auf der Grund- lage einer solchen können die berechtigten Forderungen des Handwerks befriedigt werden. An manchen Uebelständen ist allerdings das Hand- werk selbst \s{uld. Es fehlt ihm häufig an einer ordentlichen Buchführung, und wie mißlih es mit der Preiskalkulation bestellt ist, zeigt sih z. B. im Submissionswesen. Hier muß das Handwerk befonders aufgeklärt werden, damit das maßlose Unterbieten aufhört, das den Stand fo sehr schädigt. Im Kaufmannsftande kommen derartige Preisunterschiede weit weniger vor. Auch hier würde die lokale Organifation erfolgreich eingreifen. Ich denke mir eine folche Organisation so: die Handwerker werden nach Kreisen organisiert und in jedem derselben eine Persönlichkeit mit der Ober- [eitung betraut. Diese Persönlichkeit braucht kein Landrath zu fein ; die Landräthe sind fo sehr belastet mit Arbeit und baben auh nicht das wünschenswerthe Verständniß für diefe Fragen. Nach meiner Ansicht cignet sih am besten dazu ein gewesener Handwerks- meister. Für diese Organisation bedarf das Handwerk frei- lich der staatlichen Mithilfe und Unterstüßung. Für die lokale Orga- nisation müssen bestimmte Summen zur Verfügung gestellt werden. Wenn man dies thut, wird auch der Boden für die Zwangsinnungen vorbereitet. Daß man hs bei diesen so sehr an dem Begriff des Zwanges stößt, begreife ih nicht recht; sind denn die Landwirth schafts- und Handelskammern nicht ebenfalls in gewissem Sinn als Zwangs- organisationen zu bezeihnen ? Daß die Organisation des Handwerks, wie vom Negierungstisch gesagt wurde, zunächst mehr einen provisorischen Charakter haben foll, billigen wir. Nur is zu wünschen, daß der ganze Bau möglichst bald zu Ende geführt werde. Die Frage, wie es mit dem Wahlrecht für diese Organisationen zu halten sei, lasse ih vorläufig unbeantwortet. Zur Entscheidung s Frage müssen erst genügende Grundlagen geschaffen sein. Das will ich nur sagen, daß die Bezirke möglih|t groß sein müssen. Was den Befähigungs- nahweis betrifft, so wünshen auch wir seine Einführung im drin- genden Interesse des Handwerks. Alle Bedenken, die dagegen vor- ebraht werden, richten sich nur gegen den Befähigungsnahweis, wie er in Oesterreich eingeführt ist. Einen solchen wollen auch wir nit. Mir stehen auf dem Standpunkte, den der Abg. Hitze angedeutet hat: wir wollen, daß nur derjenige Lehrlinge beschäftigen und ih Meister nennen darf, der felbst eine bestimmte Zeit gelernt hat. Daß dadurch der Schwindel- und Schleuderkonkurrenz entgegen- getreten werden kann, ist zweifellos. Jh wünsche nur, daß den An- regungen, wie sie die Reichsregierung gegeben hat, von allen Seiten mit dem Wohlwollen entgegengekommen wird, das der Handwerker- stand verdient. ‘Das Reichsamt des Innern möge die Arbeiten mit möglichster Beschleunigung weiterführen. Wir müssen wünschen, daß man dem so lange vernahhlässigten Handwerk so rasch wie möglich zu pee kommt. Zum Schluß möchte ih noch auf den innigen Zu- ammenhang hinweisen, der zwischen dem Handwerk und der Land- wirthschaft besteht. Wenn Sie der Landwirthschaft die beabsichtigten günstigeren Grundlagen schaffen, wird auch das Handwerk wieder goldenen Boden finden. Möchte das Handwerk bald wieder die Stellung einnehmen, die es in Rücsiht auf seine Treue zu König und Vaterland verdient! (Beifall.) : E

Abg. Euler (Zentr.): Man hat gegen die Organisation des Handwerks die Thatsache angeführt, daß von den Handwerkern sich etwa nur ein Zehntel den bereits bestehenden Organisationen ange- {lossen hat. Das kommt daher, daß man den Mitgliedern der fakulta- tiven Innungen nur Pflichten auferlegt, jedoh keine Rechte ge eben hat. Der größte Theil der Handwerker steht aber deshalb abseits, weil er erft abwarten will, was die Regierung.in dieser Frage thun wird. Ich bestreite entschieden, daß cs im eigenen Interesse des Handwerks liege, keine Organisation zu haben. Es ist gesagt worden, der Befähigungsnahweis sei niht zu vereinigen mit der Gestaltung des jetzigen Erwerbslebens. Aber diese Geftaltung ist erft dur die \hrankenlose Gewerbefreiheit seit 1869 möglich geworden. Um dieser entgegenzutreten, bedarf es gerade aller Mittel, welche dem Handwerker- stande wieder Festigkeit im Innern und Standes! wußtsein zu ver- schaffen geeignet sind. Der Befähigungsnahweis ist ein folches Mittel. Das Handwerk war neben der Landwirthschaft ftets die zu- verlässigste E für Thron und Altar, und ih bin sicher, daß es in dem jeßt unternommenen Kampfe für Sitte und Religion seinen Mann stehen wird. (Bravo!) Wir wollen keine Privilegien für das Handwerk, sondern ihm seine berechtigte Bedeutung und Stellung im wirthf{aftlihen und sozialen Leben erhalten. Die jepige Gewerbefreiheit bedeutet für das Handwerk eine Knechtschaft. Der Kern der jeßt lebenden Handwerksmeister stammt noch aus den Zeiten vor 1869. Man sollte mit den Maßregeln zur Besserung der Ver- hältnisse des Handwerkerstandes niht warten, bis diefer Stamm aus- gestorben is. Die Organisation des Handwerks if aus zahlreichen wirthschaftlihen Gründen geboten. einzelne Handwerker fann unmögli die Vortheile ausnüpen, welche der Maschinenbetrieb bietet; erst die Organisation wird dem Handwerk die Maschine in vollem Umfange dienstbar machen. Dieses Reichsta 8gebäude liefert äm beftèn den Beweis für die Fähigkeiten des deuts Handwerks.

1899S.

Wenn aber gesagt wird, das Handx erk müsse fich zum Kunsthandwerk ausbilden, so möchte ih mich dagegen ausfprechen. Die Kunst muß bekanntli oft betteln geben, das Handwerk aber hat au heute noch - seinen goldenen Boden. Es kommt nur darauf an, daß ihm ‘der Raum zur Bethätigung geschaffen wird. Ich {ließe mit dem Rufe: Gott süße und erhalte das ehrbare Handwerk! (Beifall) __ Abg. Dr. Pachnidcke (fr. Ver.): Meine Freunde und ih stehen einer Organisation des Handwerks nicht {rof ablehnend gegenüber, aber viel versprechen wir uns nicht von diefen Handwerkerkammern, denen eine folche Ueberfülle von Aufgaben gestellt wird. Das Hand- werk leidet, weil die Großindustrie es überflügelt und mit seiner Maschine und seinem Kapital ihm überlegene Konkurrenz macht. Nur unter der Herrschaft der Gewerbefreiheit konnte fich das Handwerk auf der Höhe halten, auf der es noch jeßt steht. Es giebt viele Ge- biete, auf denen dás Handwerk auch beute noch etwas leisten fann; denn feineswegs sind alle Innungsmitglieder auch An- bänger der Poaagspnungen, Ein tüchtiger Schuhmacher wird au beute noch gefucht. Wenn wir aber auch einer Konzentration des Handwerks nicht abgeneigt sind, so wollen wir doch die obliga- torisde Innung nit, die für die Handwerker nicht empfehlenswerth ist. Auch der Befähigungsnachweis is für die Handwerker nit zu wünschen; die Meisterprüfung giebt allerdings dem geprüften Meister das Recht, sein Handwerk auszuüben, aber sie nimmt ihm au das Recht, ein anderes Hantwerk zu ergreifen; sie erschwert also den Uebergang von einem Handwerk zum anderen. Mit alledem treffen Sie aber niht den Großbeirieb, der Ihnen sofort, statt mit ungeprüften mit geprüften Werkführern gegenübertreten würde. An in Oesterrei Hat der Befähigungënahweis nicht viele Freunde unter den Meistern gefunden, wie die Enquête des vorigen Jahres beweist. Die Hauptsache in der ganzen Handwerkerfrage ist die ebung der persönlichen Tüchtigkeit der Handwerker, die dur bessere Schul- und Fachbildung angestrebt werden muß. Sie (nach rechts) reizen die Handwerker auf zur Agitation für unerreihbare Ziele. Der Widerstand der Handwerker gegen die Fortbildungëshulen muß ge- brochen werden. Das Handwerk muß begreifen, daß seine Zukunft allein in der persönlichen Tüchtigkeit seiner Vertreter beruht.

Abg. Reiß haus (Soz.): Das Wohlwollen derer, die als Freunde des Handwerks auftreten, kann allein den Handwerkern nichts nüßen, ebenio wenig wie die Vorschläge, die hier gemaht wurden, Erfolg haben werden. Die wirths{aftlihen Bedingungen, unter denen das Innungswesen im Mittelalter gedeihen tfonnte, haben sich geändert. Heute kann man unmögli Zwangsinnungen und den Befähigungs- nachweis einführen. Die Handwerksmeister arbeiten heute zum größten Theil niht mehr für direkte Kunden, sondern für Geschäfte. Nicht die Gewerbefreiheit hat die Lehrlingszüchierei geschaffen, sondern die mo- derne Entwickelung. Die Handwerker brauchen eben billige Arbeits- fräfte. Wir Sozialdemokraten werden die lachenden Erben sein, wenn das Handwerk zu Grunde gegangen ist.

Abg. von Viereck (dkonf.): Es handelt sch bei den Be- strebungen zu Gunsten des Handwerks nicht um Sonderinterefsen, fondern um allgemeine wirthschaftlihe Interessen, welche das Wobl des ganzen Vaterlandes berühren. Von der Forderung der obligatori- {en Innung und des Befähigungsnachweises werden wir niht einen E breit zurückweihen. Ih freue mich, daß die hier erörterte Frage in die Verhandlungen der leßten Wochen hinein- greist; denn ich könnte mir einen Kampf für Religion, Sitte und Ordnung nicht denken, ohne daß gleichzeitig dem Handwerk Hilfe gebracht wird, das seit einem Menfchenalter um seine Existenz rirgt. Das Handwerk bietet die besten Kräfte gegen die Revolution, und wenn die Männer des neuesten Kurses neben der Landwirthschaft jeßt auch dem Handwerk Hilfe angedeihen laffen wollen, so wird damit die beste Vertheidigung gegen den Umsturz geführt.

Hierauf vertagt das Haus um 51/, Uhr die weitere Be- rathung.

Preußischer Landtag. Herrenhaus.

2. Sitzung vom Mittwoch, 16. Januar.

Ueber den ersten Theil der Sißung if bereits in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden.

Vor dem Eintritt in die Tagesordnung nimmt der Prä- sident des Staats-Ministeriums, Reichskanzler Fürst zu Hohen, [ohe das Wort zu folgender Ansprache :

Meine Herren! Nachdem Seine Majestät der König die Gnade gehabt haben, mich zum Präsidenten des Staats-Ministeriums zu er- nennen, stelle ih mich Ihnen vor und komme, um die geschäftlichen Beziehungen anzuknüpfen, die uns von nun an verbinden werden, JFch- rechne dabei auf den bewährten Rath dieser hohen Versammlung, und ih werde dieses Rathes besonders bedürfen bei den wirthschaft- lichen Fragen, die uns beschäftigen werden, und namentlich bei den Maßregeln, die die Regierung zu ergreifen gedenkt, um dem Noth- ftande der Landwirthschaft abzuhelfen. (Bravo!) Lassen Sie uns boffen, meine Herren, daß es unseren gemeinsamen Bemühungen ge- lingen wird, hier einigermaßen Abhilfe zu schaffen. (Lebhaftes Bravo !)

Die eingegangenen Vorlagen werden den bezüglichen Kommissionen zur Vorberathung überwiesen.

Die nächste Sißzung ist unbestimmt.

Schluß gegen 3 Uhr.

Haus der Abgeordneten.

Die Rede, mit welcher der Finanz-Minister Dr. Miquel in der r 2. Sey ves Hauses der Abgeordneten. (\. d. gestr.. Nr. d. Bl.) die Vorlegung des Staatshaus- halts-Etats für dasiJahr vom 1. April 1895 be- gleitete, hat folgenden Wortlaut :

Hochverehrte Herren! Indem ih mir die Ehre gebe, dem hohen Hause auf Grund der Allerhöchsten Ermächtigungen vom 9. und 127 d. M; die allgemeine Rehnung über den Staatshaushalt des - Jahres 1891/92, die Uebersicht von den Staatseinnahmen und -Aus- gaben des Jahres 1893/94, sowie die Geseßentwürfe, betréffend die Feststellung des Staatshaushalts für das Jahr 1895/96 und die Er-