1895 / 18 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 21 Jan 1895 18:00:01 GMT) scan diff

der berühmten Malerin Bene und empört. Unter den übrigen Mit- wirkenden, die ausnahmelcs freundlichen Beifall fanden und verdienten, fiel das anmuthige Talent des Fräulein Jäger auf, deren Wesen und Tonfall der Stimme cinen berzgewinnenden Ausdruck besitzen.

Konzerte.

Die noch fehr jugendlihe Pianistin C éleste Painparé aus Antwerpen gab am Sonnabend im Saale der Stng Atavémi mit dem Philharmonishen Orchester ihr erstes hiesiges Konzert. Schon ein Blick auf das Programm ließ ein tieferes, ernstes und fkünstlerisdes Streben erkennen, da das seltener gespielte D-moll-Konzert von Seb. Bach, das Beethoven’she G-dur-Konzert und das Capriccio, on 22, von Mendelssohn zum Vor- trag gewählt waren. ämmtlihe Werke führte die Spiel-rin mit forgfältig geshulter Technik und mit wverständnißvollem Vortrag aus, wenn auch eine größere Kraft des Anschlags mitunter zu wünschen blieb, welhe die sehr begabte Künstlerin mit der Zeit wobl noch erlangen wird. Reicher Beifall folgte dem Vortrag der Konzerte und den beiden freundlichst gewährten Zugaben. Das Philharmonische Orchester führte außerdem noch einige beliebte Musikstücke aus, unter denen ein neues Scherzo „Kobolde und Irrlichter“ von H. Hefmann durch seine charakteristische tonmalerische und poetische Illustration des Titels sich ganz besonderen Beifall er- warb. Die Ausführung unter Professor Mannstädt s Leitung war eine fehr lobenswerthe.

Im Königlichen Opernhause gelangen morgen „Hänsel und Gretel“ (Hänsel: Fräulein Rothaufer, Gretel: Fräulein Dietrich) und „Mara“ (Mara: Frau Pierson, Eddin: Herr Sylva) zur Aufführung. Die Kapellmeister Sucher und Dr. Muck dirigieren.

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen, am Geburts- tage Gotthold Ephraim Lesfing's, „Nathan der Weise* mit Herrn Klein in der Titelrolle gegeben. Die übrige Beseßung lautet: Tempelherr : Herr Matkowsky, Saladin: Herr Ludwig, Sittah: Frau Hollberg, Recha: Frau von Hochenburger, Dajah: Frau Seebach, Patriarch : Herr Oberländer, Derwisch: Herr Arndt, Klosterbruder: Herr Eich- holz. Seine Majestät der Kaiser ließ nah der gestrigen Aufführung der „Hermannsshlacht“ durch den General-Fntendanuten Grafen Hocberg sämmtlichen Mitwirkenden Allerböchstseine Zufrieden- heit und Anerkennung übermitteln. Frau Schramm is an einem Kehlkopfkatarrh erkrankt; die Rolle der Frau Schettler in „Halali“ hat deshalb Frau Seebach übernommen.

Das Programm des am 28. d. M. stattfindenden VII. Phil- harmonishen Konzerts unter Leitung des Hofkapellmeisters Richard Strauß und solistiher Mitwirkung des Klavier- virtuosen Josef Hofmann, wel letzterer bei dieser Gelegenheit na langer Pause zum ersten Male wieder in Berlin auftritt, enthält an rein orchestralen Werken die symphonishe Dichtung „Sarka“ von Smetana, Liszt’'s „Mazeppa“, Brahms? Symphonie in F-moll und Beethoven's „Egmont“ - Ouvertüre. Der Socolift bringt St. Saëns? Klavier - Konzert in C - mo1l zu Gehör. Der dreitheilige Klavier-Abend-Cyclus von Eugen d'Albert be- out morgen in der Sing - Akademie. Das Programm dieses ersten

bends bringt Präludium und Fuge in D-dur von F. S. Bat- d’Albert, Beethoven’'s Sonate in F-moll, op. 57, drei Stüdcke von Chopin, zwei Sonaten von Scarlatti-Tausig, Shumann's Sonate op. 22, G-moll, Stubkert’'s Smpromptu, op. 90 ITIL, und die „Don

Juan“ - Phantasie von Liszt. Zu der gleihfails auf morgen angeseßten

Aufführung des Berlioz’ shen „Requiems* (Philharmonie) findet, da cs sih um eine Wiederaufführung bandelt, keine öffentliche Probe statt. Die Pianistin Fräulein Martha Sieb old wird in dem Konzert, welches sie am Mittwoch in der Sing-Akademie gemein- schaftlich mit der Sängerin Fräulein Clara Hoppe veranstaltet, u. a. Shumann's „Symphonishe Etuden*, Brahms' Capriccio in H-moll, Liszts „Feux follets“, fowie Kompositionen von Schubert, Chopin, Rubinstein und Moriß Moszkowski spielen. Der Pianist Henri Melcer aus Warschau, welcher sih in dem neulichen Liederabend der Frau Professor Nicklaß-Kempner hören ließ, giebt an demselben Abend ein eigenes Konzert im Saal Bechstein.

Mannigfaltiges.

Die Reichstagsbau-Kommission hat beschlossen, auf der Vorder- sront des Reichstagsgebäudes die Inschrift „Dem Deutschen Reiche“ anbringen zu lassen.

In seiner am Sónnabend abgehaltenen AReror at Sißung seßte das Magifrats-Felleginm die Berathung zur Feststellung des Stadthaushalts-Etats für 1895/96 fort. Der Spezial-Etat für die Waifenpflege im engeren Sinne fowie für die konfirmierten Waisen- finder schliet nah dem Beriht der „Nat.-Ztg.“ mit einer Gesammtausgabe von 941 552 # und mit einer Einnahme von 15312 Æ ab, sodaß sih gegenüber der Einnahme eine Mehr- auégabe von 784210 M ergiebt, wele Summe aus der Stadt- bauptkasse zugeshossen werden muß. ‘Der Spezial-Etat für dic Unterbringung verwahrloster Kinder ist in Einnahme mit 54500 4 und in Ausgabe mit 145 242 A gestellt, E sich eine Mehrausgabe von 90742 Æ ergiebt. Im Erziehungshause von Klein-Beeren, in welhem gegenwärtig 19 Mädchen untergebracht sind, sollen diese Stellen für das Verwaltungsjahr 1895/96 auf 309 erhöht werden, da nah den gemachten Erfahrungen die Zahl dieser Mädchen bis mindestens zu dieser ie fich steigern wird. Dem entsprechend sind au die Stellen im Etat eingestellt. Der Spezial-Etat für die böberen Lehranstalten: für die Gymnasien, Realgymnasien und Ober- Realschulen is in Einnahme auf 1 492 441 #4 und in Ausgabe auf 2791071 Æ berechnet, sodaß sch eimn Mebrerforderniß von 1 298 630 ergiebt. Das Schulgeld ist mit 1 445 000 (4 in Ein- nahme, die Besoldungen des Lehrpersonals mit 2305270 in Ausgabe veranschlagt. Der Spezial-Etat für die Geschäfts- bedürfnifse und Prozeßkosten {lit mit einer Einnahme von 203 458 und in Ausgabe mit 1 437 022 4 ab, sodaß ein Zu- {uß von 1233 564 4 erforderlih ist. Unter den Ausgaben find enthalten die Kosten der Abgeordneten- und Stadtverordnetenwahlen, die Aufstellung der Geshworenen- und Schöffenliste sowie des Schiedsmannéëéinstituts mit zusammen 108 300 4 und die Kosten für die Herausgabe des Gemeindeblatts mit 70400 M

Die Kommission zur Bekleidung armer Konfirmanden tritt jeßt wieder zusammen, um die Anträge auf Bewilligung von Kleidungsstücken für die Einsegnung zu prüfen und zu erledigen. Geldunterstüßungen werden zu dem gedahten Zwecke niht gewährt, sondern nur Kleidung, bestehend für Mädchen in einem Kleid von s{warzem Kamelott, für Knaben in Rock oder Jaquet, Beinkleid und Weste von shwarzem Tuch. In Fällen, wos der regelmäßige Schul- besu nicht nachgewiescn werden kann, oder wo die betreffenden Kinder vom Schulbesuch diépensiert sind, um in Fabriken zu arbeiten, oder

als Laufburschen ihr Brot fih zu. erwerben suchen, oder fi {on gar in dienendem Verhältniß befinden, werden Gesuche um Einfegnungs- befleidung nit berücksichtigt, da vorausgeseßt wird, daß Eltern solcher Kinder bei ordentlicher Einrichtung die zur Bekleidung erforderlichen Mittel aus dem Verdienst der Kinder ersparen und die Bekleidung obne Hilfe der Armendireïtion beschaffen können. Die Anträge auf Gewährung von Einsegnungsbekleidung sind bei den Armenkommis- sionen rechtzeitig zu stellen, da dieselben spätestens drei Wochen vor der Konfirmation ihrerseits die Anträge auf Gewährung von Ein- tegnungsbefleidung bei der Armendirektion einreiden müssen.

In der Irrenanstalt zu Dalldorf war der Bestand am 31. Dezember v. J. 1168 Personen; in Privatpflege befanden sich zur selben Zeit 235 und in Privatanstalten 392 Personen; in der Idiotenanfstalt zu Dalldorf 131 Persfonen-, in Privatpflege 91 Idioten. Jn der Irrenanstalt Herzberge war der Bestand am 31. Dezember v. J. 1047 Personen ; in Privatpflege befanden sich zur selben Zeit 102 Personen und in Privatanstalten 242 Personen. In der Anstalt für Epileptishe (Wuhlgarten) befanden sich am 31. Dezember 1894 607 Personen, in der Abtbeilung für Kinder 46 Personen.

_ Der Deutsche Sprachverein Berlin hält seine Haupt- versammlung morgen, Dienstag, Abends 84 Uhr, im Gastho eZU den Vier Jahreszeiten“, Prinz Albrechtstraße 9, ab. Auf der Tages8- ordnung stehen: Jahresberiht, Kassenberiht und Wabl des Vorstands.

_In dem Kindergarten für taubstumme Kinder, Körner- straße 22, werden am 1. Februar wieder einige Stéllen frei. Auf- nahmegesuche für taubstumme Kinder im Alter von 3 bis 7 Jahren find an Dr. Tb. S. Flatau, Genthinerstraße 32, zu richten. Für Unbemittelte sind Freiftellen vorgesehen.

Ueber die Witterung im Dezember berichtet die „Stat. Corr.“ nach den Beobachtungen des Königlichen Meteorolozischen Instituts : Mild und trübe wie sein Vorgänger war au der Monat Dezember. Seine Mitteltemperatur lag überall in Norddeutschland

häufiger beobachtet worden und riefen bier im G Gebiet eine länger andauernde Schneedecke bis zu 23 cm Höhe _— Die Bewöslkung erreihte einen sehr großen Betrag, namentlich im Osten, wo nahezu alle Tage trübe waren und die Sonnenscheindauer bis auf 5 9/9 der überbaupt möglichen berabging. Bis zum 12. des Monats lag über Zentral-Europa ein Hochdru: ebiet, welhes meist {wache Lu

_ Durch starke Bewölkung, insbesondere aber dur) das Fehlen ciner Schneedecke, wurde die Wärmeabnahme indessen derartig verringert, daß feine ertremen Kältegrade zur Beobahtung kamen. Vom 12. ab gewannen nördliche Depressionen maßgebenden Einfluß, sodaß bei trüber . Witterung und westlihen Winden, die am zu verheerenden Stürmen anwuchsen, milde Temperatur vorberrshend wurde. Das sehr tiefe Minimum am 29. brate auch ausgedehntere Schneefälle mit; die hierdurch bervor- gerufene Schneedecke trug mit dazu bei, die Temperatur am Monats- fle wieder ins Sinken zu bringen. Das Fahr 1894 eutschland im allgemeinen zu warm gewesen, und zwar (bis zu 1 Grad) im Nordosten und in Schlesien ; nur im i; e sih ein allerdings geringer Wärmemangel. Die Nieder- s{läge überstiegen, Spätherbst, meist den vieljährigen Durschnitt: nur in Ostpreußen und Mittelschlefien war es etwas zu trocken.

und Jabress{hlu ist in Norddeuts

Lissabon,

geführt worden. als im Jahre 1876.

über dem vieljährigen Durchschnitt, am meisten, nämlich um 39 in Ostpreußen. Charakteriftisch für den Dezember ist auch der sebr gleichmäßige Verlauf der Temperatur, die während des ganzen Monats nur um 10° bis 15° s{wankte. Sie nabm zu Beginn langsam ab bis zum 12., wo meist das Minimum eintrat: g sie ziemlich schnell bis zum 15. und hielt sih von da ü j eicher Höhe bis gegen Monatsshluß. Die Nieder- schläge zeigten eine unregelmäßige

den füdlichen Landestheilen, besonders aber in Sgthlesien, ist es zu trocken, in den übrigen Provinzen, zumal in Fame, ¿u naß gewesen. Schneefälle traten im allgemeinen selten auf; nur im Osten sind sie

ertheilung: im Nordosten und in

enfaß zu dem übrigen

ftbewegung und sinkende Temperatur

troß der großen Dürre im Frühjahr und im

London, 19. Januar. Nach einer Depesche aus Sunderland wurden auf dem deutshen Schiffe „Erato* im South-Dock daselbst mebrere Leute dur aiftige Gase, die sich im S(iffsvorder- theile entwidelten, betäubt.. Einer von ihnen ist gestorben, vier oder fünf find gefährlich e rfrarft.

b 20. Januar. Durch strömende Negengüsse sind B.“ zufolge zahlreihe Üeber \chwemmungen herbei- Der Tajo hat bereits eine arbltre B

öbe erreit

, Teheran, 19. Januar. Die Stadt Kuschan, welhe vor vierzehn Monaten durch ein Erdbeben zerstört und später wieder aufgebaut worden war, wurde, wie man der „Times“ berihtet, am 17. d. M. wiederum dur ein Erdbeben vernihtet. Viele Menschen- verluste waren damit verknüpft. Jn einer Badeanstalt kamen etwa bundert Frauen um. In Mesched wurden während der leßten drei Tage vier {wache Erdershütterungen verspürt.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene

Depeschen.

Budapest, 21. Januar. (W. T. B.) Das Unter- haus wählte heute den bisherigen Justiz-Minister von Szi- lagyi zum Präsidenten mit 207 gegen 146 Stimmen, die der Kandidat aller außerhalb der liberalen Partei stehenden, zu diesem Zweck fkoalierten Elemente Julius Justh erhielt. Die liberale Partei nahm die Verkündigung des Resultats mit großer Begeisterung auf. Zum Vize-Präsidenten wurde mit 214 gegen 152 Stimmen Berzeviczy gewählt.

Yokohama, 21. Januar. (Meldung des „Reuter’schen Bureaus.) John Foster ist mit dem Dampfer „Empreß of India“ hier eingetroffen, um den chinesishen Unterhändlern bei den Friedensvcrhandlungen zur Seite zu stehen.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

DEOEIE I S E E E S E

Wetterbericht vom 21. Januar, 8 Uhr Morgens.

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49°RN

Stationen. Wind. Metter.

Temperatur in ° Cel 59%. =

Bar. auf 0 Gr.

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a. d. Meeres red. in Milli

Belmullet . wolkig wolkig

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NO 762 |N TOL 752 753 757 Moskau . . . | 763 Cork, Queens-

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“So E Lig S gee Di i egen M 1768| still|Dunst

Uebersiht der Witterung.

Eine Zone niedrigen Luftdrucks erstreckt ih von der Biscayasee oftnordostwärts na dem südlichen Anfang 74 Ubr. Dfftseegebiet, während Hochdruckgebiete über Nordwest- und Südost-Europa lagern. Dementspre{end wehen im Nord- und Ostseegebiet vorwiegend östliche und nordöstliche, südli davon meist südliche Winde. Jn Deutschland if das Wetter mild, trübe und vielfach regnerisch ; allenthalben is Niederschlag gefallen. Ganz Deutschland i} frostfrei. Jn Nordschweden

Nebel | G. E. Lessing.

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heiter bededckt bedeckt Schnee Regen Nebel Nebel bedeckt

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Kapellmeister.

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Anfang 7x Uhr.

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opio 20 Grad unter Null.

De utshe Seewarte. | Strauß. Regie:

fang 74 Ubr.

Theater- Anzeigen,

: Königliche Schauspiele. Dienêtag: Opern- | neuer Ausftattung. Der Probekuß. Operette in haus. 21. Vorstellung. Hänsel nund Gretel | 3 Akten von Hugo Wittmann und Julius Bauer. D ) L Musik von Carl Millöcker. In Scene geseßt von dink. Text von Adelheid Wette. In Scene gesegt | Julius Frißshe. Dirigent : Herr Kapellmeister vom Ober-Regisseur Tetlaff. Dekorative Einri tung Ae. Hierauf: Tanz-Divertissement. vom Ober-Inspektor Brandt. Dirigent: Kapell-

meister Sucher. Mara. Oper in 1 Akt von erdinand Hummel. Text von Axel Delmar. | ment. n Scene geseßzt vom Ober - Re if

| Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck. Anfang 74 Uhr. bede | Schauspielhaus.

Märchenspiel in 3 Bildern von Engelbert Humper-

n Mittags 12 Uhr: Beffentliche Hauptprobe.

Sch spielhaus,

sviel in 4 Aufzügen von Richard Skowronnek. Die ftille Wache. Schwank in 1 Aufzug von Richard Skowronnek. Anfang 73 Uhr.

Mittwoch: Der Talisman. Donnerstag: Weh dem, der lügt.

Berliner Theater. Dienêtag: Der Kom-

pagnou. Anfang 74 Ubr. Mittwoch: Böse Zungen. Donnerstag: Der Pfarrer von Kirchfeld.

Mittwoch: Die wilde Jagd.

ittwoh: Die Fledermaus.

Direktion: Julius Fritsche.

nfang 7} Uhr. eur Teßlaff. Aufzügen von | Thomas a. G. Anna Bâers.

ingró’s „Nei

Ubr. 22. Vorstellung. Halali. Lust-

Deuts es Theater. Dienstag: Klein E (f. | 29, Male: Ein fideles Corps. thes Th e R) Lose mit Tam. Nach bem engliscen A Satet

Girl“ von Jonas Sidney frei bearbeitet von Eduard

Jacobfon und Jean Kren. Anfang 7{ Ubr.

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Theater Unter den Linden. Bebrenstr. 55/57.

Saal Bechstein. Linkstraße 42. Dienstag, Anfang 7F Uhr: Konzert von Hildegard Kaelckc (Klav.) und Clara Vanselow (Gef.)., unt. gef. Mitw. d. Herrn F. F. Lebegott.

Mittwoch: Der Probekuß. Tauz-Divertisse-

L BPentral-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30 21. Vorstellung. Nathan der | i E G S

bedeckt Weise. Dramatisches Gedicht in 5 Aufge Turettion: Richard Schulz, —.. Dienstag:

| : Anfang 7X4 Uhr.

bedeckt Mittwoch: Opernhaus. Keine Vorstellung.

6. Symphonie-Abend der Königlichen Ka-

lle. Dirigent : i i nta s Ee e nf 7D UE Meingartnes, Königl. Freund. Musik voa Julius Einödsbofer. Anfang

Iosefine Dora. um 141. Male: O, diese Berliner! osse mit Geno und Tanz in 6 Bildern (nah

e durch Berlin“) von

Mittwoch: O, diese Berliner !

Birkus Renz (Karlftraße). Dienstag : Ertra- Vorstellung. Besonders bervorzuheben : 6 Trakehner Nappbhengste, in Freiheit vorgef. v. Herrn Rob. Renz. Das Schulpferd Cromwell, hierauf der Steiger Alep, geritten von Frau Renz-Stark. Jeu de barre. fomisde Reitpièce. Mr. Franconi, Saltomortale- Reiter. Mr. Clark, als Jongleur. Auftreten deë Herrn Gustav: Hüttemann (als Gast) mit feinem Schulpferde Cincinatus. Anftreten des beliebten „August“ Mr. Lavater Lee, fowie der excentrishen Clowns Gebrüder Permané 2c. x. Tjo Ni En. (Beim Sabreêwechsel in Peking.) Neue Musik-Einlagen. Anfang 74 Uhr.

Mittwoch 7+ Uhr: Große Brillante Vorstellung. Tjo Ni En. Serr Gustav Hüttemann (als Gaft).

Zum Stlufß:

Adolph Ernst-Theater. Dienêtag: Auf- treten der Grotesktänzerin Miß Rose Batchelor vom Prince of Wales-Theater in London.

Große Gesangs-

Konzerte.

urora- v. Roeder.

Abend von Engen d’Albert.

Konzert-Haus. Dienêtag: Karl Meyder- Konzert. Ouv. „Michel Angelo“, Gade. „Marxi- milian Robespierre*, Litolff. „Rübezahl“, Flotow.

Lessing-Theater. Dienstag: Ghismonda. | Fbantase 0. Die e Da B

pourri v. Conradi. „Fantasie esprice“ f. Violine

A SEZ Ur T E C fas PSEEM S I A E I C E E G T SE E R Ee

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Sda von Böhlau mit en Prem.- Lieut. Egbert von Meding (Dôöben—Berlin). Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hauptmann Frbra.

von Wangenheim (Berlin). Hrn. Gvmnasial- Direktor Dr. Brüll (Oppeln). Eine Tochter: Hrn. von Waldow-Waldowshof (Waldowshof). Hrn. Pastor Bahnson (Morsum-Syplt). Gestorben: Hr. Regierungs-Rath Ferdinand von Brakenhausen (Berlin). Hr. Major a. D. Berr- bard von Briesen (Kobershain). Fr. Oberft- Lieut. Vally von Hauteville, geb. Gräfin Königë- dorff (Rathen). Verw. Fr. Oberförster Minna Boden, geb. Kloß (Hannoversh-Münden).

G v. Vieuxtemps (Herr Schnedler-Petersen). Donnerstag: Zwei Wappen. Mütterlein ade!“ für Diet Rüble (Here Wernèr).

Friedrich - Wilhelmstädtisches Theater. L Chauffeeftraße 25/26. Vienstag: Die Fledermaus. Operette in

und Finland herrscht strenge Kälte, Hernösand meldet | 3 Akten nah Meilhac und» Halévy bearbeitet v e fi Dernöf ® | C. Haffner und Richard Genée. Musik von Fobánie

Sing-Akademie. Dienéêtag :

P Eee aa vos Fol Philharmonie. Dienstag, Anfang 74 Uhr: tri err Dber - Regisseur ein. | Philharmoni . (Dirigent: Dirigent : Herr Kapellmeister Adolph Ferron. An- I, Ma Gle e E Dirigent

- Berlioz, Tenor-Solo: Herr W. Cronberger, ie

Hofopernfänger.

T f

Verantwortlicher Redakteur : J. V.: Siemenroth in Berlin.

Verlag der Expedition (S cholz) in Berlinx. Druck der Norddeutschen Buchdruderei und

Anftalt, Berlin SW., Wilhelmftraße Nr. 22.

Sechs Beilagen (einsließlich Börsen-Beilage). (1)

\

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

M 18,

Deutscher Reichstag. 19. Sißung vom Sonnabend, 19. Januar, 1 Uhr.

Ueber den Beginn der Sitzung is bereits in der vor- gestrigen Nummer berichtet worden.

Bei der Fortsezung der ersten Berathung des Geseß- entwurfs , betreffend Aenderungen und Ergänzungen des Gerichtsverfassungsgeseßes und der Straf- prozeßordnung, erhält nah dem Abg. Freiherrn von Gültlingen, der zunächst spra, das Wort der - E

Abg. Grillenberger (Soz.): Ih würde wünschen, daß wir auf diesem Feld, wo es sich ja allerdings eigentli nur um das Handwerkszeug der Juristen handelt, diesen doch nicht allein das Feld lassen, sondern auch in der Kommission dem Laienelement einigen Raum gewähren. Die Regierung is mit dem Entwurf endlih dem langjährigen Wuns des Volks und des Hauses entgegengekommen, aber sie fordert für ihre Konzession einen hohen Preis, sodaß die ge- forderten Einschränkungen fast die Verbesserungen überwiegen. Auch wir wollen aus dem Geseß - kein Parteikapital s{lagen, wenn wir “auch zu denjenigen gehören, die das Gefeß am bärtesten am eigenen Leibe zu erproben haben. Mit dem Ersaß des Fünfrichter-Kollegiums dur ein solhes von drei Richtern bin ih bara ns nit einverstanden. Schon jeßt haben wir mit dem Dreirichter-Kollegium {chlimme Erfahrungen gemacht, jedenfalls ift bei der geringeren Zahl von Richtern eine Beeinflussung durch den Vorsißenden weit eher möglich. Ebenso müssen wir uns entschieden gegen eine Einschränkung des Beweisverfahrens erklären. Schon jeßt ist das Beweisverfahren genugsam beschränkt, wie wir im Fuh8mühler Prozeß geschen haben; dort wurde dem Militär der breiteste Raum für die Ausfagen gewährt, während man die Leute, die angeshossen waren, nur beshränkt zum Wort ließ; man hielt durch jene Aussagen die Sache für genügend aufgeklärt. Daß die Berufung nothwendig ift, hat in neuerer Zeit namentlich der sogenannte „Gummischlauch - Prozeß“ gelehrt. Auch hier war die Vertheidigung eine sehr beschränkte. Zu bedauern ist, daß nicht auch die unshuldig Verhafteten entshädigt werden sollen; man hat im Gegentheil die Gründe für eine Verhaftung noch erweitert, indem \{on. der Verdacht, daß der Angeklagte seine Freiheit mißbrauchen könnte, in Zukunft für eine Verhaftung ausreihend erachtet werden soll. Daß man das Wiederaufnahmeverfahren ein- {hränken will, vermindert erheblich den Werth des Zugeständnisses der Berufung. In Bayern ereignete \sich folgender Fall. Ein Re- dakteur der „Münchener Post“ wurde wegen Preßvergehens verurtheilt. Die Wiederaufnahme des Verfahrens wurde abgelehnt, obwohl der Verurtheilte nahwies, daß er wegen Abwesenheit von München gar- niht der Verfasser des inkriminierten Artikels sein konnte. In der Entscheidung wurde ausgeführt, daß zwar die angegebenen That- sahen als neue zu betrahten seien, daß es indessen die Schuld des Verurtheilten sei, daß er den Verfasser in der Vorinstanz nicht genannt habe. Das Geriht weiß also, daz ein Unschuldiger verurtheilt iff, und lehnt es dennoch ab, im Wiederaufnahmeverfahren den begangenen Irrthum wieder gut zu mahen! Das sind Zustände, welhe dringend davon abrathen müssen, die Wiederaufnahme des Verfahrens noch zu erschweren. Der bekannte Fall des Barbiers Zieten in Elberfeld lehrt, daß alles eher geboten ift als eine solche Ershwerung. Führt man eine solche ein, so heißt das, mit der einen Hand nehmen, was man mit der andern giebt. Am \{lechtesten würden die unteren Klassen wegkommen, die nicht bemittelt genug sind, um sih tüchtige Vertheidiger zu beschaffen. Die Bestimmungen des Gesetzentwurfs über die Beseßung der Straf- kammern und die Vertheilung der Geschäfte würden mit dem leßten Rest der Selbständigkeit der Gerichte aufräumen. Die Regierung will fich nur gefügige Richter schaffen im Kampfe gegen die ihr feindlichen politischen Parteien. Außerdem zeigt sich deutlich die Tendenz, den Schwurgerichten alle volitishen Prozesse zu nehmen. In der Vorlage fehlt die * unzweideutige Feststellung des Forums für die Presse. Die Presse i geradezu vogelfrei. Der Mörber _ hat seinen Gerichtsstand, die Presse hat keinen. Wir dürfen jeßt die Gelegenheit niht vorübergehen lassen, dafür zu forgen, daß diesem Zustand ein Ende gemacht wird. Ferner find die Gerichts- kosten viel zu hoch. Sie allein können den Verurtheilten {hon ruinieren. Jch bedauere, daß niht der Versuch mit der bedingten Verurtheilung gemacht wird, die von vielen Seiten empfohlen wird. Ferner müßten auch unschuldig Verhaftete entshädigt werden. Ich will unter den gegenwärtigen Umständen erst garniht die sozial- demokratishen Forderungen erheben, worunter z¿. B. vollständige Unentgeltlichkeit des Rehtsverfahrens, Wahl ter Richter durch das Volk gehört; ih muß aber betonen, daß, wenn nicht der reaktionâre Grundzug, der in dieser Vorlage versteckt liegt, beseitigt wird, wir troß unserer Begeisterung für die Berufung und Entschädigung un- {huldig Verurtheilter diesem Entwurf nicht beistinnmen können.

Abg. Werner (Nefp.): Durch Herabseßunz der Gerichtskosten würden ih die Prozesse nur vermehren. Jh wünsche, daß ältere er- fahrene Richter angestellt werden, die Fühlung mit dem Volke haben ; serner müßte die Protofollführung genauer sein. Wenn eine Appellation eingerihtet wird und man auf ein Protokoll zurügreift, so läßt sich in den meisten Fällen kaum noch etwas konstatieren. Mit der Einführung der Berufung sind wir einverstanden ; das Rechtsmittel der Revision genügt nicht. Leider nimmt der Entwurf mit der einen Hand, was er mit der _andern giebt, indem er namentlih das Wiederaufnahmeverfahren beschränkt. Auch wir verlangen eine Entschädigung derjenigen, die unsculdig in Unterfuchungshaft genommen werden, und eine Regelung des Gerichts- standes für die Presse. Daß die Nechte der Schwurgerichts-Prâä- sidenten eine Erweiterung erfahren sollen, dafür können wir uns nicht

érwarmen. Vor allem aber wünschen wir, daß in Deutschland das Recht nur von deutschen Richtern gesprochen werde.

Abg. Freiherr von Buol (Zentr.): Die Berufung in der vor- ges{hlagenen Form unter Einschränkung des Wiederaufnahmeverfahrens kann ih nit billigen. Der Fall, den der Abg. Lenzmann anführte, wona ein zu Zuchthaus verurtheilter Angeklagter nach Aufhebung des Urtheils dur das Reichsgericht freigesprochen wurde, sprict mehr dagegen als dafür. Der Schuß der Angeklagten darf niht ge- [chmâlert werden. Einer Entlastung der Schwurgerichte bin id niht abgeneigt, ebenso billige ih, daß die Kompetenz der Schöffengerichte erweitert wird. Hinsichtli der Entschädigung unschuldig Verurtheilter bin ih mit der vorgeschlagenen Form einverstanden; den Nachweis der Unschuld halte auch ih rür die Vor- dedingung einer Entschädigung. Jch verlange in erster Linie Kautelen in der ersten Instanz, möge die Berufung eingeführt werden oder nit. Aber i bin nit für eine Berufung auf Kosten der Recht- lÞrehung in erstec Instanz oder auf Kosten des Vorverfahrens. Un- mittelbarkeit und Mündlichkeit kommen in der Berufungsinstanz nicht ‘uneingeschränkt zur Geltung. Für eine der wihtigsten Kautelen a ersten Instanz halte ih ein obligatorishes Vorverfahren vor iem ordentlichen Richter, wo dem Angeklagten vorgehalten wird,

s etgentlih gegen ihn vorliegt.

E Abg. Dr, von Marquardsen (nl.): Mit dem Abg. Dr. wareecerus, bin ih in einem Kardinalpunkte niht einverstanden : fo

i din er die Berufung befünwortet, ein so entschiedener Gegner der-

en bin ih, und ih freue mich, darin dem Vorredner durchaus bei-

Berlin, Montag, den 21. Januar

treten zu können. Gegen die Strafprozeßordnung wird heute von allen Sturm gelaufen. Außer mir befindet sich beute nur noÿ ein Mitglied der Kommission, aus welcher jenes Gesetz hervorgegangen ist, - in ‘diesem Hause. Das Gesey war niht nur das Er- gebniß der Arbeit der Kommissionsmitglieder , sondern es haben dazu die hervorragendsten Autoritäten des Landes mitgewirkt. Ich nenne nur die früheren Justiz - Minister Leonhardt und Friedberg, von Feustel und den jüngst verstorbenen General- Staatsanwalt Held, der nvicht nur seinem engeren Vaterlande zur Zierde gereihte, sondern überall hohgeshäßt war. Die vorliegende Novelle ist ja eine förmliche Anklageshrift gegen das, was damals geschaffen worden ist. Es ist allgemeine Ueberzeugung, daß sie nicht die Meinung der verbündeten Regierungen in ihrer Gesammtheit dar- stellt, sondern der Hauptsahe nah der preußishen Regierung ent- stammt. Sie würde font wohl etwas anders Penrven sein. Bei der Enquête, welche veranstaltet wurde, sind der! )

waltstand nit zur Mitwirkung herangezogen. Daß ih kein Gegner einer umfassenden Revision der Strafprozeßordnung bin, habe ich bercts im Jahre 1875/76 bewiesen, wo ih mich für eine \olhe Revision erflärte. Jh wurde dafür damals von meinem Parteigenossen Lasker sogar etwas hart angelafsen. Wir Süddeutschen wünschen nur, daß dieje Revision unter Berüksichtigung auch unserer Erfahrungen an- gestellt werde. In der gegenwärtigen Zeit, wo die Umsturzvorlage zur Berathung steht, muß die Unabhängigkeit der Richter besonders ges{üßt werden. Diesen Shuß müssen wir sowohl in der Persönlich- keit und Stellung des Richters, als auch in den grundlegenden peaien des Verfahrens finden. Es is ein wefentliher Unter- ied, ob die Richter durch das Präsidium bestimmt werden, oder ob der Chef der Justizverwaltung es mehr oder minder in der Hand hat, auf die Bufantmiensetung der Strafkammern einzuwirken. Es ist ferner für den Angeklagten von wesentliher Be- deutung, ob eine Verurtheilung erst dann erfolgen kann, wenn von fünf erfennenden Richtern ihn vier für \{huldig erklären, oder ob die Schuld nur von drei Richtern entschieden werden foll, von denen ein einziger den Ausschlag giebt. Das sind Bedenken, die ih namentlih in dieser Zeit geltend machen möchte. Mit der Wiedereinführung des Nesumés bin auch ih nit einverstanden. Ich hoffe, daß noch eine Nevision der Strafprozeßordnung und des Gerichtêverfassungsgesetzes unter Mitwirkung aller Bundesregierungen zu stande kommen wird.

Abg. Ler no (Zentr.) spriht \sich für die Einführung der Be- rufung, aber gegen eine Beschränkung der Rechtsgarantien der ersten Instanz aus; insonderheit erklärt er \sih gegen die Beseßung der Strafkammern durch die Landes-Justizverwaltung und gegen die Ver- minderung der Nichterzahl in den Strafkammern. Die Entschädigung, die er mit Freuden begrüßt, wünscht er auf unshuldig Verhaftete ausgedehnt zu sehen. ;

Abg. Hilpert (b. k. F.) giebt dem Wunsche Ausdruck, daß die Vorlage, welche hinsichtlih der Hauptpunkte : der Berufung und der Entschädigung unschuldig Verurtheilter, langgehegten Wünschen der Bevölkerung entspreche, in der Kommission niht nah bureaukratischen Gesichtspunkten, sondern nach den Bedürfnissen des Volks gestaltet werden möge. s :

Abg. von Czarlinski (Pole): Wenn es die erste Aufgabe der Justiz ist, dem Necht zu dienen, so muß im Sinne der verfassungs- mäßigen Glei{hberechtigung der polnischen Bevölkerung die Recht- sprehung für diese in der Muttersprache erfolgen, mindestens aber muß genügend für Dolmetscher gesorgt sein; sonst wird în vielen Fâllen Meineid die Folge sein und eine häufige Verurtheilung Un- \chuldiger eintreten. Jn der leßteren Beziehung freue ih mich, daß die Mehrheit des Hauses nicht nur die Entschädigung unschuldig Ver- urtheilter, sondern auch diejenige unschuldig Verhafteter wünscht. Ich bitte Sie, verhelfen Sie in dem neuen Geseß der Muttersprache der drei Millionen Polen zu ihrem Recht.

Die Vorlage wird an eine Kommission von 28 Mit- gliedern überwiesen, worauf das Haus um 5 Uhr Vertagung beschließt.

Nächste Sißung Dienstag 1 Uhr. (Erste Berathung des Entwurfs eines Geseßes, betreffend die Abänderung des Zolltarifs.)

Statistik und Volkswirthschaft.

Die Ergebnisse der Einkommensteuer für 1894/95.

Für das Steuerjahr 1894/95 (1893/94) is in Preußen an Ein- fommensteuer bei 2520 930 (2481 837) Zenfiten der Betrag von 122 029 765 (123 190 131) M veranlagt worden, gegen das Vorjahr also an Zensiten ein Mehr von 39 093, an Steuern aber ein Weniger und zwar von 1 160 366 A Das Minus entfällt ganz auf die juristischen Personen (Aktiengesellschaften, eingetragene Genossenschaften u. dergl.), welhe bet 1922 (2059) Zensiten mit 7757448 (9392 186) M veranlagt sind, also mit einem Weniger von 1634 738 A, _wogegen die Veranlagung der vbysishen Personen bei 2519 008 Zensiten mit 114272317 Æ# ein Mebr von 474372 A ergeben hat. Die Zahl der Bevölkerung hat sih bei der zum Zwecke der Veranlagung vor- genommenen Perfonenstandsaufnabhme 1894/95 auf 30 387 331 gestellt. Von dieser Gesammtzahl aber bleiben 21 233 024 (21 049 260) Per- sonen (also 709%) von der Einkommensteuer völlig frei, weil ihr Einkommen 900 4 nicht übersteigt und als Erterritoriale und dergl. 6881 (5808). : 5 ;

Die zur Steuer hberangezogene Bevölkerung beträgt in den Städten 4702 585 Köpfe, auf dem platten Lande 4 444 841 Köpfe, zusammen 9 147 426 Köpfe. Diese gruppieren sich um 2 519 008 Zen- siten, von denen 1 476 809 in den Städten und 1042199 auf dem Lande wohnen. Auf einen Zensiten in den Städten kommen also 3,18. auf dem platten Lande 4,26 Köpfe. . E

Das veranlagte Einkommen dieser Zensiten beträgt 5784797 517 Æ; hiervon entfallen auf die Städte 3 934 365 620 # und auf das platte Land 1 850431 897 #4; das Durchschnittseinkommen aller Personen in Preußen, die über 900 G Einkommen haben, stellt sih mitbin in den Städten auf 2 664,10, auf dem platten Lande auf 1775,51, überhaupt auf 2296,46 46 Natürlich if die Höhe dieses Durch- \{chnittseinkommens in den vershiedenen Städten und Landestheilen verschieden, es variiert aber, nah Regierungsbezirken berechnet, doch nur zwischen 3424 und 1673 4 In Berlin beträgt es 2831 M A

Das Sollaufkommen der Steuer in Höbe von 114272317 # vertheilt fih auf die Städte mit 84 431 573 (83 763 440) G und auf das platte Land mit 29 840 744 (30034505) A Es ift gestiegen von je 100 überhaupt auf 100,42, in den Städten auf 100,80, da-

egen gesunken auf dem platten Lande auf 99,35 &# Der Steuer- etrag des einzelnen Zensiten stellt sich im Durchschnitt in den Städten auf 2,15, in den Stadtkreisen insbesondere auf 2,28, auf dem plaiten Lande 1,61, überhaupt 1,98 %/o des veranlagten Ginkommens. Auf den Kopf der Bevölkerung entfallen in den Städten 6,94 in den Stadtkreisen 9,74 auf dem platten Lande 1,61 und über- haupt 3,76 M

Mit einem Einkommen von mehr als 3000 4 sind veranlagt nur 321 296 Zensiten (physische Personen) _ und zwar in den Städten 242 703 und auf dem platten Lande 78 593. Das veranlagte Ein- fommen dieser Zensiten beträgt 2757 688 467 # und fondert sich

ihter- und der An-®

fabrik von Hillmann, Herbert u. : gebrohen. Als Ursache wird im „Vorwärts“ eine Anordnung angeführt, derzufolge bei Verspätungen eine Ausfperrung der Arbeiter für einen halben oder einen ganzen Tag sollte verfügt werden können. 180 Mann, Schlosser, Dreher, Hilfsarbeiter 2c. traten in den Auëstand ein. Wie aber der „Frkf. Ztg." telegraphish gemeldet wird, wollten die Ausständigen heute bereits die Arbeit wieder aufnehmen, da die Fabrikleitung zu- gesagt hat, fie werde gemeinsam mit dem Arbeitercomité eine Aenderung der Fabrikordnung vornehmen.

Forshungsreise von G. Waldemar der Landwehr. Berlin, 1894. Verlag von Gergonne und Komp. Der Verfasser hat im Dienst des Autisklaverei-Comités am 5. September 1892 eine Reise von Bagamoyo über Mpwapwa nah

1895.

nach den einzelnen Einkommensquellen wie folgt: I. aus Kapital- vermögen 887 975 191 4, II. aus Grundvermögen 741 826 284 , ITI. aus Handel, Gewerbe und Bergbau 953 822 828 4, [V. aus gewinn- bringender Beschäftigung 632 896 551 A In Abzug sind an Shhulden- zinsen, dauernden Lasten 2c. 458 832 387 46 gebracht. Die Steuer von diesem veranlagten Einkommen beläuft sich auf 80014744 M, also mehr als 2/3 der gesammten Einkommensteuer wird von den Zensiten mit einem Ginkommen von 3000 A und darüber getragen, deren Habl 19% der gesammten Bevölkerung knapp übersteigt und ein

chtel der Zahl aller Zenfiten ausmacht. R S E Grupvenweise geordnet, beträgt 1894/95 die Anzahl der Zensiten: in den Einkommens- \tufen von : über 900—3000 A 2 197 712 A oder 87,25 9/6 der Gesammtzahl, O00 E S2 2 « “6000—8000 , E E 5 e 8000 M O G S An Steuer bringen diese einzelnen Zensitengruppen auf : Zensiten mit einem Einkommen von / : über 900—3000 Æ 34 257 573 M oder 29,98 9/6 des Gesammtsolls, « 000 —00VO 12 169. s O E O 2 8000 M O Me è

Zur Arbeiterbewegung.

In Muggendorf bei Nürnberg ist am Freitag in der Velociped- Coover ein Ausstand aus-

In Leipzig haben, wie der „Vorwärts“ berichtet, in der Fabrik

von Gries u. Co. fämmtlihe Metalldrücker, Dreher, Gürtler, Galvaniseure, Lackierer, Stanzer und Hilfsarbeiter am Sonnabend die Arbeit niedergelegt.

Aus New-Vork meldet „W. T. B.“ zum Ausstande der

Eisenbahnbeamten in Brooklyn: Der Ausstand nimmt einen be-

drohlihen Charakter an. In verschiedenen Stadttheilen fanden Un-

ruhen ftatt. Die Polizei vermochte nicht, die Wagendepots zu s{ügen, weshalb die zweite Brigade der Miliz L Am Sonnabend Abend erhielt die Miliz Befehl, die bei den

requiriert wurde.

Wagendepots der Tramways angesammelte Menge zu vertreiben.

Diese warf mit Steinen und anderen Dingen, sodaß die Miliz

mehrere Male zum scharfen Angriff vorgehen mußte. Mehrere Mann

von der Miliz und eine Anzahl Meuterer wurden verwundet. Die

Cafés find geschlossen. Die Depots werden militärisch bewacht.

Telegraphen- und Telephondrähte find abgeschnitten und bilden eine

Gefahr für die Fußgänger. Gestern verkehrten nur wenige Omnibusse. Am Nachmittag fand eine Zusammenkunft zwischen den Vertretern der Omnibus- und Tramway-Gesellshaften in Brooklyn und ihrer Angestellten statt. Eine Einigung kam nicht zu stande. Die Un- ruhen dauern fort.

Literatur.

Rechts- und Staatswissenschaft.

Die Mel e Polizeiverwaltung. Zusammenstellung der wichtigsten Polizeigeseße, Verordnungen und der dazu erlassenen Ausführungsbestimmungen. Zum praktishen Gebrau für Verwal- tungs- und Polizeibeamte, insbesondere für Polizeiverwaltungen, Land- rathëämter, Amtsvorsteher, Magistrate, Guts- und Gemeinde-Vor- steher. Von E. Weydemann, Ober-Polizei-Inspektor, Hauptmann der Landwehr. Berlin, Verlag von H. W. Müller. (SW., Luden- walderstraße 2.) Pr. geb. 6 # Durch Auswahl des wichtigsten und am bâäufigsten zur Anwendung gelangenden Rechts\stoffs hat der Verfasser versucht, in diesem Buch den Staats- und Gemeindebeamten, welche mit der Handhabung der geseßlihen Bestimmungen betraut sind, ein brauchbares Handbuch zu schaffen. Die zahlreihen Abände- rungen und Ergänzungen, welche ein großer Theil der aufgenommenen Geseße bis zum Jahre 1894 erfahren hat, sind sämmtlih berück- sichtigt, sodaß. Zweifel und Verlegenheiten über die jeßt geltende Fassung nicht entstehen können und das mühevolle Nachschlagen in den Geseß-Sammlungen sih erübrigt. Den städtishen und länd- lihen Polizeibeamten dürfte fich das Buch als ein willklommener Be- rather bewähren. A : S

GREAL O Ie NiteGenvexsafsung in denälterenPro- vinzen der Monarchie. Geseße und Instruktionen 2c. mit einem die neueren Kirchengeseze enthaltenden Anhange. Zweite Auflage. Berlin 1894. R. v. Decker’s Verlag. Preis kartonniert 3 A Die nah amtlichen Quellen zusammengestellte Sammlung is für die vor- liegende zweite Auflage dur die seit Erlaß der Kirchenverfassungs- gesege von 1875/76 ergangenen Kirchengesezge und die bierzu erlassenen Instruktionen, insbesondere auch mit dem die Beziehungen des Staats zur ebvangelishen Landeskirche wesentlich abändernden A vom 28. Mai 1894 vervollständigt worden. Außer den Kirchengeseßzen, betreffend Ver- mögen8aufsicht, Pfarrwaßblreht, Dienftalter, Nuhegehalt, Sterbe- und Gnadenzeit, Versorgung der Wittwen und Waifen der Geistlichen, Disziplinargesez, Trauungsordnung, Verleßung kirhliher Pflichten u. s. w. und den zugebörigen Staatsgeseßen hat auch die umfangreiche Verwaltungsordnung vom 17. Juni 1893 Aufnahme gefunden. Der Handgebrauch des Buches wird durch ein ausführliches alphabetisches Sachregifter erleichtert.

Kirhliches.

Die von der Buchbandlung A. Haack hierselbst, NW., Doro- tbeenstr. 55, verlegten Flugschriften. des Allgemeinen evan-

gelisch-protestantishen Mifsionsvereins sind um zwei

weitere Nummern (Pr. je 50 4) vermehrt worden. In Nr. 4 be- handelt unter dem Titel „Unsere Aufgabe in Ost-Asien“ der verstorbene Geh. Kirhen-Ratb, Prof. D. Richard Adelbert Lip-

\ius die Frage: In welher Form follea wir den heidnischen Kultur- völfern das Gvangelium bringen? Der E, die einem im Jahre 1887 in Braunschweig gehaltenen Vortrag als Thema

ein Lebensbild des um die Missionssache hohverdienten Verfassers nebst

ema diente, ift

seinem Porträt vorangestellt. Jn Nr. 5 der Flugschriften schildert der

Missionar Pfarrer Paul Kranz aus Shanghat seine auf dem Yang (he) kiang in China im Frühjahr 1894 unternommene Missionsreise. Angesihts der gegenwärtig aller Augen auf sich lenkenden oftafiatischen È igni)

Interesse verdienen. Der Schi chinesishen Knaben-Schule beigegeben.

Ge dürste diese kleine Schrift besonderes derung ist ein gutes Lichtdruckbild einer

Koloniales. : / Zum Victoria Nyanza, eine Antisklaverei-Erpedition und Werther, Premier-Lieutenant