1895 / 19 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 22 Jan 1895 18:00:01 GMT) scan diff

; Sachsen. : Seine Majestät der König wird fich am 2: d. M. zur Theilnahme an der Feier des Geburtstages Seiner des Kaisers nah

Majestät erlin begeben. Schwarzburg-Sondershausen. Das Befinden Jhrer Durchlaucht der Fürstin, Höchst- welche, wie gemeldet, in Dessau an den Masern erkrankte, ist

fortdauernd ein gutes. Seine Durchlaucht der Fürst ist des-

der vorigen Woche von Dessau nah

halb bereits Ende Sondershausen zurückgekehrt.

Oesterreich-Ungarn.

In der gestrigen Sißung des ungarischen Unter- ; Ï Meidiaung der Wahlen und des Vize-Präsidenten ähl Präsident von Szilagyi das Präsidium mit einer allseitig mit Beifall aufgenommenen Antrittsrede. Debatte über die Deklaration der Regierung fortgeseßt. Graf Gabriel Bethlen sprah fich mißbilligend® über das Ent- gegenkommen der Regierung gegenüber den Nationalitäten aus. Melgzl (Sachse) erklärte, seine Volksgenossen wollten darüber Gewißheit haben, ob die neue Regierung das 189er Programm der sähsishen Volkspartei anerkenne. i Baron Banff y erwiderte: um Mißverständnisse zu vermeiden, halte er es für nothwendig, das Haus über die Frage, die der Abg. Mell zur Sprache gebracht habe, in aller Kürze aufzu- klären. Der Abg. Mell sei soweit im Recht, daß, als seine (des Baron Banffy) Minister-Präsidentshaft zur Frage gekommen sei, einzelne der zur sächsishen Nation gehörenden Abgeord- neten sih an ihn gewandt hätten mit der Frage, ob er das Programm der sähsishen Volkspartei kenne.

E L E E E

übernahm

Präsidenten neugewählte

Hierauf wurde die

Der Minister-Präsident

Er habe ihnen

und zweck- mäßig halte und es vielleiht auch mit den Gefeßzen nicht ganz vereinbar sei, daß Nationalitäten als solche Parteien und ge- ordnete Gruppierungen bildeten, gleihwohl anerkenne, daß das Programm der sächsishen Volkspartei nihts enthalte, was mit NRücfsicht auf die Nationalitäten oder auf den Nationalcharakter gestattet werden könne. Dies habe es auch heute Er habe das Programm in Bezug auf die Nationalitätenfrage dargelegt; dasselbe stehe nicht in Widerspruch mit dem, worüber der Abg. Meltl und noch drei andere Ab- geordnete Fragen an ihn gerichtet hätten. Programms der sächsishen Volkspartei sei der Richtung, die egierung einhalten wolle und einhalten werde, nit zu- es widersprehe auch den Rechten der Nationalitäten nicht. Form, in der jenes Programm zu stande gekommen sei, nicht für richtig und es auch nicht für statthaft halte, daß dasselbe als Nationalitätsprogramm in Erscheinung trete. Er habe auf das Zu- standekommen jenes Programms keinerlei Einfluß gehabt und daher seine Auffassung in der Nichtung, daß solche nah Nationalitäten geordneten "Gruppierungen nicht statthaft seien, nicht zur Er erkenne aber troßdem an, daß der Jnhalt jenes Programms ausschließlich solher Art sei, die sich auf Autonomie in Staat und Kir liher Natur erstrecke, könne, da sie sich im Rahmen des N wegten und dem einheitlichen Staats Herman (äußerste Linke) pflichtete ein Paktieren mit den Nationalitäten perhorrescierte, und stellte dann die Frage, warum Dr. geschickt worden sei die Worte

bereits damals

Der Jnhalt des

gesezlich gewährleisteten Er erkläre jedo, daß er die

Geltung bringen können.

he und Dinge ähn- gegen die kein Anstand erhoben werden ationalitätengeseßes be- arakter niht widersprächen. dem Minister bei, indem er

Wekerle einfah weg- ,„ und das betreffende Handschreiben nicht Redner erklärte, verharren werde. Regierung,

auf eigenes Ansuchen“ enthalte. daß er bei dem oppositionellen Standpunkt

Kirchenpolitik der Ugron warf der liberalen krampfhaft an die Macht. Eine Entwicklung müsse und we f dieser Grundlage stehende Regierun Darauf wurde die weitere Debatte au

er könne liberalen Partei niht unter- Partei vor, sie halte fi Der Ausgleich sei nicht ein ewiges rde eintreten. könne eine au

unterstüßen.

chluß der gestrigen Sißung des böhmischen

beantragte der Jungczeche führung des russishen Sprachunterrichts schulen, sowie die Errichtu die Länder der böhmischen

Frankreich.

Bourgeois hat gestern Nachmitt neues Ministerium zu bilden, Peytral, Barthou, Poincaré und Cavaig

Vasaty die Ein- eines obersten Gerichtshof

Landtages

ag den Auftrag, ein abgelehnt, nahdem nac ihn ersucht hatten,

| Die „Tribuna“ fügt hinzu, daß Jtalien thatsächlich, wenn auch nicht offiziel, in die Wahlkampagne trete. Der „Diritto“ bezeihnet das Dekret als Einleitung u den allgemeinen Wahlen und bestätigt, daß die Regierung iermit einen Schritt ins Ungewisse thue. Die übrigen Blätter beshränken sih auf die Wiedergabe des Dekrets.

Griechenland.

Die Deputirtenkammer war gestern, obwohl die Opposition der Sizung fern geblieben war, beschlußfähig. Die Sitzung wurde sofort wieder geschlossen. Wic „W. T. B.“ aus Athen berichtet, werde dies als ein Erfolg des Ministeriums angesehen, da es die Lage erheblih bessere und die Stellung des Kabinets stärke. Es herrsche vollklommene Ruße. Alle beunruhigenden Nachrichten seien unbegründet.

Bulgarien.

Die „Neue Freie Presse“ veröffentlicht den Wortlaut zweier in Beantwortung des österreihisch-ungarischen Protestes gegen die bulgarishe Accise und die Patentsteuer an die österreichisch: ungarische Regierung Seen Noten des Ministers des Auswärtigen

atcowic. Die erste derselben bezeihnet die Protest- note Oesterreih-Ungarns als höchst verderblich für Bulgarien und sucht nachzuweisen, daß die neue Accise, deren Annahme mehrere Großmächte bereits zugesagt hätten, Bulgarien von den finanziellen Nöthen zu befreien bezwecke und in ihrer leßten Wirkung nur die bulgarishen Konsumenten treffe. Die Nichtanwendung der bereits votierten und sanktionierten Geseße würde cine flagrante Geseßwidrigkeit sein und das Gleich- gewicht im Staatshaushalte gänzlich ershüttern. Die bulgarische Regierung bitte um die Zurücziehung des Protestes mit dem Ausdruck der Gencigtheit, bei dem abzuschließenden definitiven Handelsvertrag alle Konzessionen zu machen. Sie würde im entgegengeseßten Falle genöthigt sein, einem anderen Ministerium den Play zu räumen, das jedoch nicht anders würde vorgehen fkönnen. Die zweite Note stelt fest, daß die Accise eine innere Abgabe und deren Charakter als solher von der Mehrzahl der Mächte anerkannt sei. England und Belgien hätten der Erhebung der Accise ausdrücklih zugestimmt. Die Regierung stehe vor einem fait accompli, die öôsterreihish-ungarische Regierung möge sich deshalb damit begnügen, von der bulgarischen das Versprechen zu verlangen, daß sie die Zahl der besteuerten Artikel sowie den Betrag der Steuer niht erhöhen werde. Den Protest Oesterreih-Ungarns gegen die Patentsteuer nennt die Note, geradezu eine Kriegserklärung, da die von der Sobranje vorgenommenen Abänderungen so unbedeutend seien, daß sie eine nachträgliche Ablehnung seitens Oesterreih:Ungarns nicht rehtfertigten. Die Note nennt die Haltun Oesterreich- Ungarns eine höchst befremdende, die nur Rußland zu gute tommen Ttönne.

Amerika.

Nach einer Meldung des „Reuter'shen Bureaus“ - aus Washington äußerte der Präsident der Vereinigten Staaten Cleveland bei Besprehung der Krisis auf Hawaii, daß feine Meldungen eingegangen seien, die darauf deuteten, daß die Anwesenheit eines Kriegs\chiffs der Union erforderlih sei. Falls die Union nicht gewillt sei, eine Politik zu betreten, die Regel und Völkerrecht verletze, müsse man im Auge behalten, daß Hawaii ganz unabhängig sei. Ein Kriegsschiff würde von den Unions- staaten nur zum Schuge von Unterthanen der Union nah Be gesandt werden. Amerikaner, welche die bestehende

egierung zu halten oder zu stürzen suchten, hätten keinen Anspruch auf Schuß.

Jn Paris eingetroffenen Nachrichten aus Buenos Aires zufolge wäre der Nücktritt des Präsidenten Saenz Pena mit Sicherheit für heute zu erwarten.

Afrika.

Die „Agenzia Stefani“ meldet aus Massowah, der General Baratieri sei mit dem Gros seiner Truppen in Asmara eingetroffen und daselbst von den Ztalienern und den Ein- geborenen enthusiastisch begrüßt worden.

Asien.

Eine dem „NRißzau’shen Bureau“ in Kopenhagen vorlie- gende Nachriht aus Shanghai vom 21. d. M. bestätigt, daß das dritte japanishe Armee-Korps am Sonntag bei North East : Promontory, 35 englishe Meilen von Wei-Hai- Wei entfernt, 25 000 Véann gelandet habe. Wegen der in der Regierung in Peking hervorgetretenen Meinungsverschieden- heit warteten die chinesischen Friedensunterhändler nähere Befehle in Shanghai ab, ehe sie die Reise nach Japan fortiseßten.

über übernommenen Verpflihtungen zu er Meinung seien, Bourgeois könne mit die weniger unmittelbar als sie an der leihter ein Kabinet bilden. Faure hat nun, wie „W. T. B.“ oincaré und Cavai dieser Besprechungen Bo1 ysée beschieden.

sie ihrer ihm gegen entbinden, da sie d anderen Politikern, inanzfrage betheiligt seien, räsident der Republik berichtet, naheinander P und nah Beendigur mals nach dem Bourgeois beauftragt werden, die Unter Bildung eines Kabinets fortzuseßen. Casimir-Perier mittag das Palais Elys Der Kardinal-Erzbi der Nacht zum Montag

gnac berufen 1rgeois noch- Wahrscheinlih wird handlungen über die

hat mit seiner Familie gestern Vor- ée verlassen. : hof von Toulouse Desprez ist in

Rußland. finländishe Senat hat, wie „W. T. B.“ aus fors berichtet, eine Vorlage wegen Gew halt für den Bischof, das Kon- eit der Kathedrale der neuen usgearbeitet und der Kaiser-

Helsingfo 000 a jährlich zum Unter sistorium und die Geistlichk orthodoxen Eparchie F estätigung unterbreitet.

ährung von

inlands a

ta ufficiale“

von gestern Abend veröffentlicht M. datierte

Dekret, durch das die Session sen wird.

„Riforma“ sagen bei Be- es der Kammersession, daß in dem das Dekret über den Scssions- vorhergegangenen demselben vorangegangen.

das vom 13. des Parlaments ge\chlos\ / fran bes Siu und die fprehung des Schlu

Gedankengange der Re

Ministerraths

Parlamentarische Nachrichten.

/ (20.) Sizung des Reichstags, welher die Staatssekretäre, Staats-Minister Dr. von Boetticher und Freiherr von Marschall, sowie der Staatssekretär Dr. Graf von Pos adowsfy beiwohnten, er- theilte vor dem Eintritt in die Tagesordnung das Haus dem Präsidium auf Nachsuchen des Prôsidenten von Leveßow den Auftrag, Seiner Majestät dem Kaiser und König zu Allcrhöchstdessen Geburtstag die Glückwünsche des Hauses auszusprechen.

Sodann gelangte der Geseßentwurf, betreffend Abände- rung des Zolltarifs, zur ersten Berathung.

Es nahm hierzu das Wort der Staatssekretär des Reichs- Schaßamts Dr. Graf von Posadowsky.

(Schluß des Blattes.)

Der Sglußbericht über die ges der Abgeordneten befindet eilage.

Jn der heutigen (4.) Sibung des Hauses der Ab- geordneten, welcher der Präsident des Staats-Ministeriums Fürst zu Hohenlohe, der Minister für Handel und Gewerbe Ö

In der heutigen

gestrige Sißung des sich in der Ersten

reiherr v on Berlepsch, der Finanz-Minister Dr. Miquel, der Minister der öffentlihen Arbeiten Thielen, der Minister der geistlihen 2c. Angelegenheiten Dr. Bosse, der Minister des Innern von Röller, der Staats- Mikister Freiherr Marschall von Bieberstein, der Minister für Landwirthschaft 2c. Freiherr von Hammer- stein und der Justiz-Minister Schönstedt beiwohnten, wurde

die zweite Berathung des Staatshaushalts-Etatz

fortgeseßt.

Das Wort nahm zuerst der Aba. Bachem (Zentr.): Der im preußischen Staats-Ministerium eingetretene Wechsel ist gestern hier zum Gegenstand einer Auseinander- seßung gemacht worden, auf die ich von meinem Standpunkt aug fetne Veranlaffung habe mich einzulassen. Wir kalten es vielmebr angesihts der besonders s{wierigen Lage, welche nah wie vor f meine Fraktion, in diesem Hause besteht, für das Richtige, ¿E gewisse Zurückhaltung gegenüber tiesen Vorgängen zu beobachten. Wir werden nach wie vor jeder Regierung, die Seine Majestät mit Seinem Vertrauen beehrt, loyal ertgegenkommen und werden, selbstredend unter Aufrechterhaltung unserer Belirebungea, suchen in Gemeinschaft mit ihr zum Wohle des Vaterlandes zusammen zu arbeiten. ir werden jeder Regicrung gegenüber unsere Beschwerden vortragen ; das wird man uns weiter nicht übel nehmen. Das allerdings darf ih wohl hinzufügen, daß es wünschenswerth ist, daß fortan die Verwaltung des Staates Préufen, wie die des Reichs, in ruhigen Bahnen sich bewegen muß. Es is nicht angenehm, mit Männern als Vectretern der Regierung zusammen arbeiten zu sollen, während fortwährend mebr oder minder begründete Gerüchte in der Luft herumschwirren, als ob diese Männer nit fest ständen. Es ift nun in der leßten Zeit endlich im „Reichs: Anzeiger“ ein Dementi dieser Gerüchte herausgefkommen, das, wie ih glaube, freudig begrüßt worden ist. Es fönnte niht haden, wenn man mit folen Nichtig- stellungen weniger sparsam wäre. Jn Situationen, wie der gegen- wärtigen, ist es ja nit ganz unnatürlih, daß derartige Gerüchte entstehen; es dürfte aber den Wünschen aller derjenigen, die eine ruhige Entwickelung unseres staatlichen Lebens wollen, entsprechen, daß diese Gerüchte so rasch und energisch wie mögli dementirt werden. Ich komme nun zum Etat. Die Steuerreform hat obne Zweifel eine große Reibe von Besserungen unseres Steuersysteins zur Folge gehabt, und wenn nit nah allen Seiten Besserung ein- getreten ist, fo liegt das an den Schwächen der menschlichen Natur und az der Nothwendigkeit, Kompromisse zu s{hließen. Aber darin gebe id dem Abg. Grafen von Limburg-Stirum Recht: eine Steuer- erlei@terung ist nicht eingetreten. Einzelne Personen find vielleicht entlastet worden, das Volk im großen und ganzen nicht. Kann doch aub, wenn die Bedürfnisse des Landes fo wahsen, wie es thatsählih der Fall ift, von einer Er- leihterung für die Zukunft kaum die Rede fein. Bezüglich der Be- urtheilung der Kommunalsteuerreform dur den Finanz-Minister bemerke ih, daß unsere Absicht bei der Feststellung des Gesetzes dahin ging, den städtischen und ländlichen Grundbesiß zu entlaften. Thatsächlich zablt der Grundbesiß den größten Prozentsaß des Einkommens als Steuer. Ich muß dem der Kommunalfsteuerreform vom Finanz - Minister ertheilten Lobe noch eine zweite Einschränkung zu theil werden lassen. Die Wahlreform ist noch nicht zu stande ge- braht, und das Versprechen, diese Reform durchzuführen, war die Bedingung unserer Mitwirkung am Reformwerk. Das Ver- sprechen, das der frühere Minister des Innern Graf Eulenburg ge- geben hat, ist auf den jeßigen Minister des Jnnern von Köller, übergegangen, und ich mödhte ihn erfuhen, uns mögli bald die zugesagte Uebersiht über die Wirkung der Steuerreform auf das Wablfystem vorzulegen. Verschiedentlih ift in den voraus egangenen Reden der Reichs-Finanzreform Erwähnung geschehen. ir lehnen es ab, hier einen Druck auf den Reichstag zu Gunsten der Reichs-Finanzreform auszuüben. Warten wir ab, wie sih das Defizit in unserm Etat gestaltet. Wir werden uns der Pflicht nit entziehen, Toyal mitzuwirken an der Herstellung des Gleich- gewihts in den Finanzen, hier sowohl wie im Reich. Die erste Be- dingung dafür ift aber das Festhalten an der Frandckenstein’shen Klausel. Die zweite Bedingung ist die Einhaltung des Grundsates, daß, wenn weitere finanzielle Maßregeln nothwendig werden, die Leistungsfähig- keit der Steuerzahler dabei berückjihtigt werde. Daß die äußerste Sparsamkeit geboten is, wird niemand bestreiten wollen; jede weitere Steuerbelastung is im gegenwärtigen Augenblick eine roße Unzuträglichkeit. Ich alte das Defizit von 34 Millionen, welhes uns hier vorgerechnet wird, für niht bedenklich für die preußishen Finanzen. Wie die Dinge heute liegen, bedeutet dieses Defizit keine Verschlehterung der Finanzen; denn ihm stehen gegenüber 26 Millionen für die Tilgung von Eisenbahnschulden und 9 Millionen, die für Betriebsmittel der Eisen- bahnen aus ordentlichen Mitteln genommen werden sollen, sowie weitere kleinere Posten für Kleinbahnen, Arbeiterwohnungen u. f. w. Ich bin deshalb der Ansicht, daß der Augenblick der Nothwendigkeit für einen Appell an unseren Patriotismus, wie ihn der Finanz-Minister an uns gerichtet hat, noch niht gekommen is und hoffentlih auch noch fange Zeit ausbleiben wird. Im Reichstag ist das Versprechen gegeben worden, zum Tragen der Militärlasten die starken Schuliern besonders heranzuziehen. as follte auch für das preußische Defizit gelten. Der Minister hat zur Deckung desfelben keinen Vorschlag gemact, aber aus dem Hause ist auf Wege hingewiesen worden, die zu diesem Ziel führen sollen Der Abg. Freiherr von Zedliß hat empfohlen, zur Deckung des Defizits die Einkommen unter 900 #, die wir freigelassen haben, beranzuzieben. Dieser Weg is für uns absolut ungangbar. Ein weiterer F lGag betrifft die Konvertierung der 4% Konfols. Ich will darauf niht näher eingehen. Auch die Regierung hat si bis jeßt darüber niht geäußert; wie ih annehme, weil fte sich die Konvertierung als Reservemitte! vorbehalten will. Die Maßregel würde zweifellos erheblihe Mittel hafen; ich rechne auf etwa 40 Millionen Mark, sie würde aber unbedin t die Interessen der unteren Klassen schädigen, denn die 4% Konsols sind zum großen eil in Händen von Instituten, die] zum Wohle der arbei- tenden Klafsen thätig find. Vorerst muß versucht werden, auf dem Boden des vorliegenden Budgets die Balancierung der Finanzen zu erreichen. Dann aber ift zu verlangen, daß unsete Regie» ung im Reich niht mehr Ausgaben zustimmt, für die noch feine Deckung vorhanden ist. Wenn der Finanz-Minister es als seine Ghrenpflicht, seine Lebensaufgabe betraten möchte, in den Reichs- finanzen und in den preußishen Finanzen Ordnung zu schaffen ohne neue Steuern, so würde er \sih damit ein dauerndes Verdienst er- werben. Wir würden ihn in diesem Bestreben entschieden “eili r Die Vorlage, betreffend die Neuregelung der Gerichtskosten, ist ein er eb- licher Schritt zur Besserung, aber erscheint mir nit genügend; denn die kleineren Objekte werden auch jeßt noch relativ stärker herangezogen als die großen. Jedenfalls wünsche ih, daß man bei der demnächst zu erwartenden Neuregelung der Stempelsteuer von demselben BVe- streben ausgehe, wie bei der Abänderung des Gerichtskostengeseßes. Wenn auch Sparsamkeit in unseren Ausgaben nöthig ist, so dürfen wir doch niht nothwendige Ausgaben verweigern. Dies gilt beson- ders gegenüber der Landwirthschaft. Diese ist thatsählih gegenwärtig in einer fo schwierigen Lage, daß sie ohne staatliche Hilfe sih nur mit der äußersten Schwierigkeit èmporarbeiten kann. Die Ausgaben für die Landwirthschaft sind zwar vermehrt, aber noch immer nicht im rihtigen Verhältniß. Wir haben jahrelang - für Handel und Gewerbe weit mehr ausgegeben als für die Landwirtb- saft; jeßt müssen wir das Verhältniß umkehren. Der Abg. Freiherr von Zedliß bat geftern darauf hingewiesen, daß das Kleinbahnsystem sih nit in der nöthigen Weise entwickeln könne, wenn der Staat nicht Mittel zuschieße. Ih würde seinen Ausführungen beistimmen können, wenn er nicht wieder auss{ließlich von den östlihen Provinzen gesprochen hätte. Wir im Westen befinden uns in derselben schwierigen Lage. Auch dort giebt es außerordentlih arme Kreise. Was den Kultus-Etat anlangt, so hatten wir im vorigen Jahre unsern Beschwerden über ungleihe Behandlung der Katholiken gegenüber den Protestanten Ausdruck gegeben. Auch in diesem Etat ift für fatholishe Zwecke bedeutend weniger ausgeworfen als für pro- testantishe. Zu der Person des Kultus-Ministers haben wir volles Vertrauen, nicht zu seinen Räthen. Wir baben keinen einzigen Dek- treter im Kultus-Ministerium. Es müßte dort eine katholische Ab- tbeilung eingerichtet werden, wie sie von 1840 bis 1871 bestand. Seine Majestät der König hat einen Mann mit dem höchsten Posten

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etraut, der der katholischen Kirche angehört. Wir müssen ihm ber unsern Dank aussprehen, denn dadur zeigt er, daß er die Katholiken für ebenso * vaterlandsliebend hält, wie die Pro- testanten. Wenn der König appellieren muß an seine Katho- lifen, ich glaube, das Wort geben zu können: Der Appell wird ecbenfowenig verhallen wie 1848. Nachdem der Kulturkampf beendet ift, haben wir den Kampf um die Parität begonnen. Wir haben den Kampf für die Emanzipation des katholishen Volks auf- genommen und werden ihn fortführen mit der Zähigkeit, die man im Kulturkampf kennen gelernt hat. Wir werden ihn mit Gottes Hilfe zum Sieg fübren. Helfen Sie uns, daß diesen Beschwerden gegenüber freiwillig Abhilfe geshaffen wird und daß wir die Abbilfe niht erringen müßen in erbittertem Kampf.

Bei Schluß des Blattes nahm der Minister-Präfident

Fürst zu Hohenlohe das Wort.

Dem Hause der Abgeordneten ift ein Gesetzentwurf, betreffend die Errichtung ciner General-Kommission für die Provinz Ostpreußen, zugegangen.

Der Vorwerksbefizer Brauner, Mitglied des Hauses der Abgeordneten für den 3. Breslauer Wahlbezirk (Groß-Wartenberg, Namslau, Oels) is, wie „W. T. B.“ meldet, gestern plötzlich gestorben.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

In Bezug auf § 130 des Strafgesezbuhs : „Wer in einer den öffentlihen Frieden gefährdenden Weise vers iedene Klassen der Bevölkerung zu Gewaltthätigkeiten gegen einander öffentli anreizt, wird mit Geldstrafe bis zu 609 e oder mit Gefängniß bis zu 2 Jahren bestraft" hat das Reichsgericht, 1x. Strafsenat, durch Urtbeil vom 29. Juni 1894 ausgesprochen, daß unter den ver- schiedenen Klassen der Bevölkerung“ in der Regel Personenkreise zu verstehen find, die fi infolge der gefellshaftlichen G lie- derung von anderen abgegrenzt haben; jedo kann auch eine Glie- derung nah anderen Gesichtspunkten, beispielsweise na ch übereinstimmenden Bestrebungen und Interessen die Herstellung verschiedener Bevölkerungsklassen bewirken, voraus- eseßt, daß zur Zeit der Strafthat die unter si ver- buefeden Mehrheiten und die Unterschiede {on vorhanten sind, niht erst vom Thâter aufgestellt werden, und daß sie eine einigermaßen sichere Abgrenzung der Persfonenkreise zulassen. In einer Druck- schrift, einem Gedicht, hatte Z. die Besitlofen, die Arbeiter, in einer den öffentlichen Frieden gefährdenden Weise zu Gewalttbätigkeiten „gegen die Brotvertheuerer, gegen diejenige Bebvölkerungéklasse , zu deren Gunsten die Brotvertheueruna wirke“ öffentlich angereizt. Z. wurde von der Strafkammer aus § 130 Str.-G.-B. verurtheilt. Auf die Revision des Angeklagten hov tas Reichsgeriht das erste Urtheil auf, indem es begründend ausführte: „Der Revision wird dahin beigetreten, daß unter den „verschiedenen Klassen der Bevölke- rung“ in der Regel Perfonenkreise zu verstehen sind, die \sich infolge der gefellschaftlichen Gliederung von anderen abgegrenzt haben. Die Revision irrt aber, wenn sie einseitig die gesellshaftliche Gliederung betont und eine Gliederung nach anderen Gesichtspunkten, beispiels- weise nah übereinstimmenden Bestrebungen und Interessen, gru nd- säßlich außer Betracht gelassen wissen will. Nothwendige Voraus- legung ist nur, daß zur Zeit der That die unter sich verbundenen Mehrheiten und die Unterschiede {on vorhanden find, nit erst vom Thâter aufgestellt werden, und daß sie eine einigermaßen sichere Ab- grenzung der Personentreise zulassen. Mit dieser Auffaffung steht auch das Urtheil des Reichsgerihts vom 4. Januar 1892 im Ein- flang. Indem dasfelbe ausführt, daß man unter „Klafsen der Be- völkerung“ wesentlich die auf dem Boden der Gesellschaft emporgewasenen Gliederungen des Volksorganismus habe begreifen wollen, {ließt es die Möglichkeit nicht aus, daß unter besonderen Umständen in der Bevölkerung Klafsenunterschiede hervortreten können, die sich nit auf eine gesellschaftliche Gliederung zurückführen laffen. . . . Welche Personenkreise unter den „Brotvertheuerern“ und unter „derjenigen Bevölkerungsklasse, zu deren Gunsten die Brot- vertheuerung wirkt“, gemeint find, ift aus dem Urtheile nicht zu er- sehen; es ist niht einmal angedeutet, welche Maßregel nah Ansicht des Richters oder des Angeklagten eine Brotvertheuerung verursacht haben foll. Man wird daber zu der Annahme gedrängt, daß der erste Richter an eine Klasseneintheilung gedacht habe, welche, der Phantasie des Verfassers des in Frage stehenden Gedichts entsprungen, A En des wirflihen Lebens keinen Anhalt findet.“ (2116/94.

Statistik und Volkswirthschaft.

Der Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes beging gestern Abend in der üblichen Weife durch ein Festmahl im Saale des Englischen Hauses, dem der Minister für Handel und Ge- werbe Freiherr von Berlepsh beiwohnte, die Feier seines (74.) Stif- tungsfestes zugleich mit der Geer des Gedächtnisses Friedrih's des Großen. Ihm widmete der Rektor der Technischen Hochschule, Ge- heime Regierungs-Rath Slaby zunätst ein tilles Glas, nachdem er in kurzen Worten einen umfafsenden und erfreulihen Ueberblick über die Entwickelung des Vereins während des leßten Jahres gegeben hatte. Nach seinem Bericht zählt der stetig wachsende Verein gegenwärtig 1230 Mitglieder; von der Staatsregierung wurde ibm ein Zuschuß von 7090 #4 im legten Jahre bewilligt. Das

ermögen des Vereins beläuft \sich auf etwa 59000 4 Für Stipendien waren außer den Zinsen einiger kleineren Kapitalien die Zinsen des Stipendienfonds von rund 432 000 4 zur Verfügung. Da- durch wurde es ermöglicht, zwanzig jungen Leuten der bessern Stände, die sh dem Studium der Technik widmen, eine Beihilfe von je 600 Æ zu bewilligen. Der Vorsißende, Staats-Minister Dr. Delbrück sprah über die Entwickelung von Handel und Industrie im vergangenen Jahre und gedahte dabei des wohlthätigen Ginflusses, den der Abschluß des Handelsvertrags mit Rußland und die neuen handelspolitishen Beziehungen mit Amerifa für wichtige Zweige des vaterländischen Gewerbe- fleißes geschaffen haben. Als die wesentlihste Grundlage für das Gedeihen der Arbeit bezeichnete der Nedner die von Seiner Majestät dem Kaiser und König, Allerhöchstwelher die Macht und den Villen dazu habe, angestrebte Erhaltung des Friedens. Mit dem Wunsch, daß der Monarch auch in der Zukunft in diesen Bestrebungen erfolg- “reih fein môge, und mit einem Hoh auf Seine Majestät den Kaiser {loß der Staats-Minister Dr. Delbrück seine von den Zuhörern mit gespannter Aufmerksamkeit verfolgten Ausführungen. Nachdem sodann er General-Direktor Rathenau dem Staats-Minister Freiherrn von Berlepsh für das dem Verein unausgesezt béwiesene Wohlwollen und die Förderung der Ziele des Vereins Dank ausgesprochen, nabm diejer selbst das Wort, um si über die von Herrn Rathenau erührte Frage der Nußbarmahung der Wasserkräfte im preußischen Vaterlande, die von großer Bedeutung für die Industrie sein werde, Angebhend zu äußern und mit einem Hoch auf den Verein zu schließen. err Möller feierte in längerer Rede den Staats-Minister Dr, Delbrück als den verdienstvollen langjährigen Vorsißen- en, dem der Verein das hohe Ansehen verdanke, das er zu „In- und Auslande genieße. Mit seinem Dank für le ibm nach dieser Rede dar cbrutte Huldigung verband der Staats- inister Dr, Delbrü ck die ittheilung, daß die ihm zu Ehren aus nlaß seiner jwanziglährigen Vorstehershaft vor fünfzehn Jahren ge- Patele und seinen Namen tragende goldene Denkmünze statutenmäßig et zum dritten Mal von ihm zu vergeben sei, und daß er diesmal in hemiker, und ¿war den beim Festmahl anwesenden General- ireltor Hasenclever aus Aachen dazu bestimmt habe. Im en Verlauf des würdigen, von dem Vorsitzenden des Fest-

ausshufses, Direktor van den Wyngaerdt mit großer Umsicht ge [leiteten Festes gedachte dieser in kernigen, zu Herzen gehenden Worten des gleihfalls als Gaft anwesenden 81 jäbrigen Geheimen Rechnungé- Raths Fröauf aus Charlottenburg, der nah dreißigjähriger Thätic- keit als Protokollführer des Vereins fich von diesem Posten zurück- gezogen hat. Nah einem humoristishen Vortrage des Herrn M. Krause erfolgte eine Sammlung für die Armen, die den Betrag von 510 M ergab.

% Zur Arbeiterbewegung.

Wie der „Vorwärts“ mittheilt, ift von den Böttchern die Werkstatt ron Dohm in Lübeck wegen Lohndifferenzen gesperrt.

Die Feilenhauer bei Armin Margirius in Budapest baben, nah demselben Blatt, die Arbeit niedergelegt. Sie verlangen die Entlaffung eines ihre Interessen s{hädigenden Arbeiters und zehnstün- dige Arbeitszeit.

Gestern Nachmittag fand in Wien eine von 1200 Arbeits- losen besuchte Versammlung ftatt, welhe durch das Eingreifen von fogenannten unabhängigen Sozialisten einen sehr stürmishen Ver- lauf nahm. Nah S@luß der Versammlung zerstreuten si die Theilnebmer, ohne Ruhestörungen zu verursachen. :

Nach einer Mittheilung des ,„W. T. B.* aus New-York vom gestrigen Tage wird die durch den Strike der Straßenbahn- beamten in Brooklyn (vergl. Nr. 18 d. Bl.) geshaffene Lage immer ernster. Die Strikenden zertrümmerten einige Wagen, und es kam mehrfach zu Zufammenstößen zwischen ihnen und der bewaffneten Mat. Dabei wurde eine große Zabi Männer, Frauen und Kinder zu Boden gerissen, einige wurden durch Bajonettstihe ver- wundet, auch mebrere Soldaten erlitten Verleßungen. Vor den Zugängen zu den Stallungen wurden Kanonen aufgefahren. Die Be- völkerung begünstigt die Strikenden und liefert ibnen Geld und Lebens- mittel. Gegen Abend wandte sih die Menge wiederum gegen einen Wagen ; eine Truppenabtheilung gab Feuer; die Zahl der Todten und Verwundeten if noch nit bekannt. Ein Aufruf des Mayors von Brooklyn verbietet unnöthige Straßenanfammlungen. Es sind nun- mehr 7000 Mann Miliztruppen zu den Waffen einberufen.

Kunst und Wissenschaft.

, Der Philosoph Charles Secrétan, Professor an _der Universität Laufanne, is laut Meldung des ,W. T. B.* gestern Abend gestorben.

Gesundheitwesen , Thierkrankheiten und Absperrungs8- Maßregeln.

Nach der im Kaiserlihen Gesundheiteamt bearbeiteten Statistik über die Verbreitung von Tbierseuchen im Deutschen Reich während des dritten Vierteljahres 1894 wurden Neuausbrüche der Maul- und Klauen?feuche gemeldet aus:

16 Staaten gezen 16 im zweiten Vierteljahr 1894,

52 Negierungébezirken , G2 4

188 Kreiscn 2c. O L

450 Gemeinden 2c. S DE z 2290 Gektöften 2c. 2000 Z s

Die Seuche hat fonach 10 Regierungs- 2c. Bezirke, 97 Kreise (Ober-Amtsbezirke 2c.), 304 Gemeinden und Gutsbezirke und 379 Ge- bôfte (Herden 2c.) weniger ergriffen als im zweiten Vierteljahr 1894. Die höchste Zahl von Ausbrüchen weist diesmal Mittelfranfen mit 343, demnächst der Jagstkreis mit 284 und der Shwarzwaldkreis mit 267 auf. Verschont geblieben sind die preußischen Regierungsbezirke Gumbinnen, Danzig, Stettin, Köslin, Stral- fund, Liegniß, Erfurt, Hannover, Stade, Lüneburg, Osnabrück, Aurih, Münster, Minden, Arnsberg, Caffel, Köln und Aachen, ferner die hefsische Provinz Starkenburg, beide Mecklenburg, das Herzogthum Oldenburg, das oldenburgishe Fürstenthum Lübeck, das

rzogthum Gotha, Shwarzburg-Sondershausen, Waldeck, Reuß ä. L,, eide Lippe und die Gebie!c der drei Hansastädte. :

Am Sthlusfse des dritten Vierteljahrs 1894 herrschte die Maul- und Klauenseuche ncch in :

15 Staaten gegen . 12 bei Beginn 37 Regierungs- 2c. Bezirken gegen 42 , é

92 Kreisen 2. gegen O 2

196 Gemeinden 2. (N. 20 :

868 Gehöften 2c. gegen 10 4

Am stärksten verbreitet war die Seuche um diese Zeit in Ober- lesien, in Mittelfranken, im Schwarzwald und im Jagstkreise. Von den Ende September 1894 scuchefreien größeren Verwaltungsgebieten

ebörten 41 von 63 den nördlich des Mains (eins{ließ1ich Ober- effsen) und 6 von 21 den südlich davon gelegenen Bundesftaaten an.

Handel und Gewerbe.

Nachdem das bisherige englis - bulgarishe Handels- Abkommen abgelaufen und zwischen Oesterreih-Ungarn und Bulgarien ein Abkommen abgeschlossen worden ist, dem- zufolge für die österreichish-ungarische Einfuhr nah Bulgarien ein Werthzoll von 101/2 Proz. zunächst für die Dauer von 2 Jahren festgeseßt worden ist, wird der deutschen Einfuhr in dieses Land auf Grund der Meistbegünstigung die gleiche Behandlung zu theil.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. s An der Ruhr sind am 21. d. M. gestellt 10 934, niht rechtzeitig gestellt keine Wagen. y | In Oberschlesien sind am 19. d. M. gestellt 3186, nit recht- zeitig geftellt keine Wagen.

Zwangs-Versteigerungen.

Beim Königlihen Amtsgericht 1 Berlin standen am 21. Januar die nachbezeihneten Grundstücke zur Versteigerung : Pflugstraße 8, dem Kaufmann Paul Kuhnow gehörig; Fläche 6,795 a; Nußungswerth 11080 4; Mindestgebot 1200 4 Mit demselben blieb der Kaufmann Herman Jacoby zu Berlin Meist- bietender. Putbuserstraße 47a, dem Kaufmann German Hopp zu Berlin gehörig; Fläche 4,70 a; Meistbietender blieb der Referendar Dr. jur. Aug. Schröpfer zu Charlottenburg mit dem Gebot: von 106200 # Kolonieftraße 20, dem Kaufmann Ludwig Loewenstein gehörig; Fläche 21,57 a; Nußungswerth 1700 A; Meistbietender blicb der Eigenthümer W. Scharnitzky, Breitestraße 31, mit dem Gebot von 44 500 M

Ausweis über den Verkehr auf dem Berliner Sclaht- viehmarkt vom 19. Januar 1895. Auftrieb und Marktpreise nach Schlachtgewit mit Ausnahme der Schweine, welche nag Lebendgewiht gehandelt werden. Rinder. Auftrieb 4965 Stü. (Durchschnittspreis für 100 kg.) I. Qualität 116—124 Á, II. Qualität 104—112 A, ITIT. Dualität 88—96 Æ, IV. Qualität 76—86 A Schweine. Auftrieb 7480 Stück. (Durchschnittspreis für 100 kg.) Mecklenburger 94—96 « Landshweine: a. gute 90—92 A, b. geringere 80—88 #, Galizier #4, leihte Ungarn k bei 20 °/o Tara, Bakonver 86—88 Æ bei 27,5 kg Tara pro Stück. Kälber. Auftrieb 1076 Stück. (Durchschnittspreis für 1 kg.) I. Qual. 1,12—1,20 4, II. Qual. 0,92—1,10 4, I. Qualität 0,80—0,90 # Schaf e. Auftrieb 11 335 Stück. (Durchschnittspreis für 1 kg.) I. Qualität 0,94—1,10 4, II. Qualität 0,84—0,90 A, ITI. Qualität ¿ 2

Vom rheinish-westfälishen Eisen- und Stahl- markt berihtet die „Rhein.-Westf. Ztg.“: Die Periode des Still- standes dauert auf dem rheinisch-westfälishen Eisenmarkt fort, wenn auch einzelne Geschäftszweige eine geringe Steigerung der Nachfrage zu verzeihnen haben. Von einer allgemeinen Aufbesserung ist man jedoch noch weit entfernt, und es sprehen wenig Anzeichen dafür, daß dieselbe vor der üblihen Frühjahrsperiode eintreten werde. Fn

Eisenerzen hat sich die Dpisiagnomie des Marktes während der leßten Berichtswohe niht verändert. Die Preise find im Siegerlande sehr niedrig und laffen nur wenig Nutzen, troßt- dem wird augenblicklich wenig gekauft, da die Abnehmer ihren Bedarf meist {on für einige Zeit gedeckt haben. Luxemburg- Lothringer Minette is, abgesehen von geringen Preis{chwankungen, in der Haltung unverändert ; dasselbe gilt von spanishen Erzen. Auf dem Roheisenmarkt hat sich das Bild niht wesentlich ver- ändert. Die Preise find im großen „und ganzen fest. Im Sieger- lande ift die inländishe Nachfrage beim Siegerländer Roheisen-Ver- kaufsverein noch till gewesen; dagegen war ein etwas regerer Begehr vom Auslande zu verzeichnen. Die Lage des Walzeisenmarktes ist wenig erfreulich. Wenn auch vereinzelt einige Werke noch eine ver- bältnißmäßig befriedigende Nachfrage zu verzeichnen haben, fo ist doch im allgemeinen fiarkes Arbeitsbedürfniß. Vor allem laffen die Stabeisen- preife sehr zu wünschen übrig, und das Mißverbältniß wird um fo größer, als der weihenden Richtung des Fertigerzeugnisses fefte No- tierungen für Roheisen und Brennmaterialien entgegenstehen. org eisen ist wenig gefragt, ab und zu sucht man fih jedoch {on für die nähste Bauperiode zu informieren. In Bandeisen ift eine Aenderung während der leßten Betriebêwohe nicht eingetreten. Das Bestreben, \sich zu den jetzigen billigen Preisen auf einige Zeit zu deden, bielt an. Grobbleche gehen nur s{wach zu niedrigen Preisen, und vorläufig is wenig Aussicht auf eine Befferung nah irgend einer Seite. Feinblehe sind zwar wie in der Vorwoche noch_ leidlih begehrt, dennoch läßt die Geschäftslage, namentli die Haltung der Preise, sehr zu wünschen übrig. In Walzdrakt, gezogenen Drähten und Drahtstiften hat die etwas regere Nachfrage angehalten. In der Beschäftigung der Eisengießereien, Maschinenfabriken und Konstruktionswerkstätten ift eine Aenderung nicht eingetreten. Die bereits im vorigen Bericht gemel- deten Lokomotivlieferungen für Rußland find zwar noch nicht definitiv abgeshlofsen, werden jedoch weifellos erfolgen. Es handelt sih um Beträge von 50 Millionen Mark. Dazu kommt noch, daß außer den türzlih bestellten 339 Lokomotiven für die vreußishe Eisenbahn- verwaltung noch weitere 70 Stück bestellt sind. Fn der Lage der Bahnwagenanstalten ift keine Aenderung eingetreten.

Die Verbardlungen zwishen der Dresdner Bank und der Bremer Bank wegen Vereinigung der beiden Institute find nach einer Meldung des „,W. T. B.* nunmebr von den Verwaltungen der beiden Banken zum Abs{luß ge- bracht worden. Die Geschäfte der Bremer Bank ollen vom 1. Januar l. J. an die Dresdner Bank übergeben. Die Bremer Bank erbâlt für den Uebergang ihrer sämmtlichen Aktiven und Pasfiven per 1. Januar cr. nominal 15 Millionen Mark Attien der Dresdner Bank vom 1. Januar laufenden Jahres dividenden- berechtigt. Mithin würden auf je 4900 .%4 Bremer Bankaktien je 3000 Dresdner Bankaktien entfallen. Der Verwaltung ift die Festseßung des Zeitpunkts der Einberufung der Generalversammlung

vorbehalten.

Magdeburg, 21. Januar. (W. T. B.) Zuckerberiwt. Kornzucker exfl.,, von 92% —, neue 9,45—9,60. Kornzuder erfL.,

o Rendement 8.90—9,00, neue 9,00—9,10. Nachprodukte erfl., 75/9 Rendement 6,25—6,90. Fest. Brotraffinade I —. Brot-

ffinai Gem. Raffinade mit Faß 20,621—21,50, Gem.

; I mit Faß 19,873. Fest. Robzucker 1. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. Januar 8,874 Gd., 8,974 Br., pr. Februar 8,90 Gd., 8,95 Br., pr. März 9,00 bez. und Br., pr. April-Mai 9,05 bez. und Br. Matt.

Dortmund, 22. Januar. Wie die „Rheinis - Westfälische Zeitung“ mittbeilt, betrug die gesammte Kohlenförderung des Ober-Bergamts im vergangenen Jahre 40613073 t oder 1 999 927 mehr als im Jahre 1893. Der Absatz betrug 40 587 485 t. Die Arbeiterzahl belief fich durchscnittlich auf 151201 oder 8916 mehr als im Iabre 1893.

Leipzig, 21. Januar. (W. T. B.) Kammzug-Terniins- handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Januar 2,70 #, pr. Februar 2,70 Æ, pr. März 2,70 4, pr. April 2,70 4, pr. Mai 2,725 4, pr. Juni 2,75 4, pr. Juli 2,773 4, pr. August 2E M, pr. September 2,80 #, pr. Oktober 2,824 4, pr. November 2,85 4, pr. Dezember 2,85 A Umsay 90 000 ks.

Bremen, 21. Januar. (W. T. B.) (Börsen-S lußberit.) Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum-Börse.) Ruhig. Loko 5,25 Br. Baumwolle. Nubig. Upland middl. lofo 284 „s. Schmalz. Ruhig. Wilcor 364 „, Armour fhield 36 4, Cudahy 37 „, Fairbanks 30 4. Speck. Ruhig. Short clear middling loko 34, Januar-Februar-Abladung 33. Taback. Umsatz: 35 Faß Maryland, 140 Seronen Carmen.

Hamburg, 21. Januar. (W. T. B.) Kaffee (Nachmittags- beriht.) Good average Santos pr. März 76}, pr. Mai 761, pr. Sep- tember 75}, pr. Dezember 744. Behauptet.

Zuckermarkt. (Schlußbericht.) Rüben-Robzucker I. Produkt Basis 88 9/9 Rendement neue Usance, frei an Bord Hamburg exr. Januar 8,973, pr. März 9,074, pr. Mai 9,15, pr. August 9,45.

Ruhig.

Wien, 21. Januar. (W. T. B.) Die Einnabmen der österreihishen Staatsbahn betrugen im Dezember des ver- gangenen Jahres 6 556 998 Guldcn (gegen den Monat Dezember 1893 mehr 535 851 Gulden). Die Einnahmen des ganzen Jahres 1894 betrugen 85 686 958 Gulden (gegen das Fahr 1893 mehr 5 877 601 Gulden).

London, 21. Januar. (W. T. B.) Wollauktion. Wolle thâtiger, fester. Für feine Wolle volle Eröffnungépreise erzielt; Preise für ordinäre besser.

An der Küste 1 Weizenladung angeboten.

99% JTavazucker loko 114 rubig, Rüben - Robzucker loko 87 ruhig. Chile-Kupfer 401/16, pr. 3 Monat 415/16.

Glasgow, 21. Januar. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Robeifen betrugen in der vorigen Woche 4702 Tons gegen 2965 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

Bradford, 21. Januar. (W. T. B) Wolle fletig, fest gehalten, Garne ruhig, in Stoffen besseres Geshäft voraussichtlich.

Basel, 21. Januar. (W. T. B.) Der neue von einer Spezial- kommission des Großen Raths ausgearbeitete Entwurf eines Börsengeseßes unterstellt alle Börsengeshäfte der Aufsicht der staatlihen Organe. Ein von dem Regierungsrath zu erlafsendes Reglement wird die Bestimmungen über den Abschluß und die Nealisierung von Börsengeschäften festseten.

Amsterdam, 21. Januar. (W. T. B.) good ordinary 527. Bancazinn 37X.

New-York, 21. Januar.

Java-Kaffee

: - (W. T. B.) Die Börse eröffnete trâge, im späteren Verlauf {chwädte si dieselbe ab. Schluß träge. Der Urxsaß der Aktien betrug 110 000 Stück.

Dem Schaßamt wurden heute 350 000 Doll. Gold zur Ver- \chiffung mit dem morgen abgehenden Schnelldampfer „Fulda“ ent- nommen.

Weizen anfangs {wach und darauf fallend während des ganzen Börsenverlaufs auf {wache Kabelberichte, Verkäufe des Auélands und Liquidation der langsihtigen Termine, fowie infolge geringerer Abnahme der sichtbaren Vorräthe als erwartet, Schluß bewegt. Mais fallend während des ganzen Börsenverlaufs auf erwartete Zu- nahme der Ankünfte, sowie infolge größerer Zunahme der Visible fupply, als erwartet und auf Liguidation der langsihtigen Termine.

Visible supply an Weizen 85586 000 Bushels, do. an Mais 12 278 000 Busbels.

Waarenbericht. Baumwolle, New-York 5}, do. New- Orleans 53, Petroleum träge, do. New-York 5,80, do. Philadelyh a 9,79, do. rohes 6,50 nom., do. Pipe line cert. y. Februar 97}, Schmalz West. steam 6,874, do. Rohe & Brothers 7,20, Mais flau, do. p. Januar 493, do. p. Februar 4921, do. p. Mai 493, Weizen flau, rother Winterweizen 61, do. Weizen p. Januar 998, do. p. Februar 597, do. p. März 604, do. p. Mai 602, Getreidefraht nach Liverpool 12, Kaffee fair Rio Nr. 7 16,

do. Rio Nr. 7 p. Februar 14,35, do. do. p. April 14,25, Mebl, Spring clears 2,30, Zucker 28, Kupfer 10.