Chicago, 21. Januar. (W. T. B.) Weizen fallend während des ganzen Börsenverlaufs mit wenigen Reaktionen auf Realisierungen und matte Kabelmeldungen. — Mais fallend während des ganzen Börsenverlaufs auf große Verkäufe und Verkaufsordres, sowie auf Abgaben der Baissiers und entsprehend der Mattigkeit des Weizens.
Weizen flau, pr. Januar 523, pr. Mai 553. Mais flau, pr. Januar 433. Speck short clear nomin. Pork pr. Januar 10,85.
Verdingungen im Auslande.
Großbritannien.
31. Januar, 11 Uhr. Receiver General and Director of Contracts, La Valette (Malta): Lieferung einer beträchtlichen Quantität gepiseene Röhren mit Zubehör und einzelnen Stücken.
ovisorische Kaution für Unternehmer, die keinen Vertreter in Malta baben, 100 £. Auékunft bei dem Vorsteher der öffentlichen Arbeiten in La Valette oder dem Kron-Agenten für die Kolonien, London, Doming-Street. i
L Italien.
7. Februar, 10 Uhr. Ministerium der öffentlichen Arbeiten und General - Inspektion der Eisenbabnen, Rom: Lieferung von kleinem Eifenmaterial. Voranschlag 81 432 Fr., provisorische Kaution 4100 Fr., definitive Kaution 8200 Fr. i
i Spanien. : 8. Februar, Mittags. Gleichzeitig im Ministerium des Innern in Madrid und bei der Stadtverwaltung Jrun: Einrichtung einer elektrishen Beleuhtung der Stadt Jrun. Voranschlag 193 000 Pesetas. Kaution 9650 Pesetas.
8. Februar, 10 Uhr. Woffenfabrik Toledo: Verkauf alter Metalle, Eisen und Stabl, zweier Turbinez Fourneyron außer Gebrauch.
9. Februar, 10 Ubr. Artillerie-Park Lérida: Verkauf. alter Metalle, Leder, Holz, Pulver außer Gebrauch.
19. Februar, 11 Uhr. General-Direktion der Posten und Teke- graphen, Madrid: Lieferung einer Million Rollen Telegraphen-
Papier. , Portugal.
__ 31. Januar, Mittags. Königliche Gesellschaft der portugiesischen Eisenbahnen Lissabon: Lieferung von Telegraphenapparaten und porôsen Schalen. Auskunft in dem Bureau der Gesellshaft. Paris, Rue de Chateaudun 28.
1. Februar, Mittags. Auskunft wie oben.
Ebenda: Lieferung von 1000 t Kreosot.
: Niederlande.
_ 30. Januar. Kolonien-Ministerium in einem der Bureaux der Eefsellsaft „tot Nut van’t Algemeen“, N. Z. Voorburgwal Nr. 212, Amsterdam. Folgende Lieferungen: Schmelzeisen, Leder- artikel, Häute, Beleuhtungs- und Verpackungs-Gegenstände, Rofßhaar, Kuhhaare, Bürsten, verschiedene Zeuge, Fahnentuch, Faden, Bänder, Tauwerkt, Segeltu, Leinöl, Zinkweiß, Farben, Terpentin, Firniß 2c.
5 umänien.
6. März. General-Direktion der Verwaltung der Staatsmonopole, Calea Victoriei 133, Bukare st : Lieferung der nothwendigen Artikel zur Einrichtung einer Zündholzfabrik während des Rehnungsjabres 1895/96, nâmlih: Chemikalien, Papier und Aufdruck, Holz und Zubehör,
Petroleum, Oel. Verkehrs-Anstalten.
Die Arbeiten der Fulda-Kanalisation von Münden bis Cassel sind nunmehr im wescntlihen beendet und die Schleusen sämmtlich fertig gestellt. Die Arbeiten bei dem Bau der Brüdcke über die Werra bei Hedemünden sind infolge des Hohwassers, welches vor einigen Wochen eintrat, und durch die ungünstige Witterung etwas verzögert worden. Der Bau is} indeß jeßt so- weit beendet, daß binnen kurzem die landespolizeilihe Abnahme wird erfolgen können.
Auf den württembergischen Staatseisenbahnen wurden im Dezember v. J. 1565028 Personen und 394734 t Güter gegen 1 448 207 Personen und 378846 t Güter im gleihen Monat des Vorjahres befördert. Die Summe ‘der Einnahmen betrug 2 643 275 M, 85 947 MÆ mehr als im Dezember 1893.
Bremen, 22. Januar. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Postdampfer „Wittekind“, von New-York kommend, ist am 20. Januar 3# Uhr Morgens auf der Weser angekommen. Der Post- dampfer „Hohenzollern“, von New-York kommend, ist am 20. Ja- nuar 83 Uhr Morgens auf der Weser angekommen. Der Shnell- dampfer „Kaiser Wilbelm 11.“ is am 19. Januar 3 Uhr Nachmittags von New-York via Gibraltar nach Genua abgegangen. Der Postdampfer , Weser“ ist am 19. Januar 4 Uhr Nachmittags von New-York nach der Weser abgegangen. Der Postdampfer „Pfalz" hat am 19. Januar 6 Uhr Abends die Reise von Corunna nach dem La Plata fortgeseßt. Der Reichs-Postdampfer ePrinz- Regent Luitpold“ hat am 20. Januar 3 Uhr Nachmittags die Reise bon Southampton nach Genua fortgeseßt. Der Postdampfer „Stuttgart* ift am 21. Januar 9 Ukr Morgens in New-York an- gekommen.
_ Hamburg, 21. Januar. (W. T. B.) Hamburg-Amerika- nishe Padcketfahrt-Aktien-Gesellschaft. Der Postdampfer „Prussia“ ist, von New-York kommend, heute Mittag 12 Uhr in Curhaven eingetroffen. i
London, 21. Januar. (W. T. B.) Der Uniondampfer „Norman“ ist am Sonnabend auf der Ausreise von Southampton abgegangen. Der Uniondampfer „Gaul“ ist am Sonnabend auf der Heimreise von den Kanarischen Inseln abgegangen. Der Union- dampfer „Goth“ ist am Sonnabend auf dec Ausreise von den Kanarischen Inseln abgegangen. Der Uniondampfer , Athenian* ist heute auf der Heimreise in Plymouth eingetroffen. Der Uniondampfer „Sc ot“ ift heute auf der Auéêreise in Kapstadt an- gekommen. Der Castledampfer Drummond Castle* ist am Sonn- abend auf der Ausreise von Southampton abgegangen.
Theater und Musik.
Berliner Theater.
Das Gastspiel des Fräuleins Anna Haverland gab gestern Veranlassung zur Aufführung von Heinrich Laube?’s Schauspiel „Böse Zungen“. Das Stück, das sih in seinem Aufbau shwer- fällig und altmodisch zeigt, vermag an und für fich durch den Gang der Handlung kaum zu interessieren. An dem unlauteren Getriebe der Gift und Galle sprühenden möênnlihen Klatschbasen, der „bösen Zungen“, die ftaatliße und private Angelegenheiten gesbickt und wirksam miteinander vermishen, um damit die unshuldige Familie von Straß durch Demüthigungen und Entbehrungen zu heßen, fonnten ih die Zushauer nit ret erwärmen , auch nicht an den S{hlußscenen, in denen die Tugend einen glänzenden Sieg über das Laster davonträgt. Es - wirkte hier, wie fast während des ganzen Abends, das vornehme Spiel des Fräuleins Haverland mehr als die theatralische Kunst des Dichters. Die Rolle der verwittweten, mütterlih und innig empfindenden Frau von Straß bietet im zweiten und fünften Aft ein weites Feld für die Entfaltung der edlen Darstellungëkunst der Gastin, die, warmherzig und begeistert, den Ausdruck überschäumender Leidenschaft doch maßvoll zu beschränken weiß. In der Natürlichkeit und Einfachheit der Dar- ftellung fam ihr unter den Damen Frau von Pöllnitz (Christiane von Mack) am nächsten. Das verleumderishe Kleeblatt wurde von den Herren Kober (Rath Fischer), Guthery (Rentier Soda) und Merten Age genßsmer Pranger) in Maske und Spiel haraftteriftisch dargestellt.
Konzerte. Die bier bereits wohlbekannte Sängerin Fräulein Hedwig Rossin-Rosenfeld gab gestern in Gemeinschaft mit dem Pianisten Herrn Paul Heilbrun im Saal der Sing-Akademie ein Konzert, welches leßterer mit der Sonate B-dur (op. 22) von Beethoven eröffnete. Hierauf trug die Sängerin die Arie „Festlich steh? ih gesch{müdcket“ aus Bellini’s „Romeo und Iulia* vor, der sie eine zweite aus „La perle du Brésil* von F.. David, Lieder von Schumann, Schubert, ein kleines Lied eigener Komposition und Gounod’s Walzerarie aus „Mirille“ folgen ließ. Die Stimme ist flangvoll, umfangreih und foloraturgewandt, auch ist die Vortrags- weise meist dramatiih belebt. Der Pianist spielte mit großer tech- nisher Sicherheit und eingehender Schattierungêweise noch Piècen
von Chopin, Liszt, Shumann und Rubinstein. Beiden Vortragen iede bec Beifall zu theil, für welhen sie dur einige i ankten.
Zwei Pianisten aus Wien, die Gebrüder Willy und Loui Thern e fih hier vor mehreren Jahren bereits einmal öffentlich bôren ließen und neulih shon in einem populären Konzert des Phil- harmonishen Orchesters mitwirkten, gaben gestern ein Konzert im Saal Bechstein, in welchem sie mehrere Musikstücke auf ¿wei Klavieren ausführten und im Vortrag derselben eine staunenêwerthe Präzision des Zusammenspiels und der feinsten Nüanzierung erkennen ließen, sodaß es flang, als wenn nur ein einziger Spieler thätig wäre. Diese seltene Uebereinstimmung machte sih nit nur in Mozart’'s D-dur- Sonate und Saint Saöns? Varia- tionen über einen Menuettsaß von Beethoven, sondern auch in Piècen freieren Stils: einem Nocturne von Carl Thern (ihrem Vater), in Stücken von E. Schütt, Gounod und Weber geltend, in welchen die vielen frei fonstruierten Passagen und die. häufigen Tempo- abweihungen die Einmüthigkeit der Beiden ins glân- zendste Licht seßten, wie dies besonders in dem bekannten Minutenwalzer (Des-dur) von Chopin der Fall war. Rauschender Beifall folgte allen Vorträgen. Die stets gern gehörte Sängerin Frâäuiein Adelina Herms erfreute außerdem durch den Vortrag einiger trefflich gewählter Gesänge von E. E. Taubert, Nubinstein, E und Hans Hermann, welche gleichfalls fehr beifällig aufgenommen wurden.
_Der f{nell berühmt gewordene Violinvirtuos Willy Bur- mester, der bereits bei seinem ersten Auftreten hierselb fo große Bewunderung erregte, ließ sh gestern wieder im Saal der Philharmonie hören. Von neuem fesselte sein Spiel dur die unübertrefflize Bcherrshung aller Schwierigkeiten, durch seine Behandlung des Flageoletts und durch seine tict- empfindende Ausdrucksweise: Vorzüge, die in zwei Konzerten von Wieniawski und Mendelssohn, wie in kleineren Stücken von Saint-Saëns glänzend hervortraten. Nah den wohlverdienten Bei- fallsbezeugungen des [eider nur spärlich ershienenen Publikums fügte der unermüdliche Künstler noch einige Solovorträge hinzu. Das Mo lrbarmon/@e Orchester bewährte an diesem Abend unter Profefsor
annstädt’s Leitung wiederum seine anerkannte Tüchtigkeit.
Im Königlihen Opernhause findet morgen der 6. Sym-
phonie-Abend der Königlichen Kapelle unter Kapellmeister Weir- gartner’s Leitung statt. Die öffentlihe Hauptprobe ist für Mittags 12 Ubr angeseßt. Billets sind bei Bote und Bock zu haben. : __ ImKöniglihen Schauspielhaufe werden morgen das Lust- spiel „Halali“ und der Schwank „Die stille Wache“ gegeben. __ Im Konzerthause veranstaltet der Erk’sche Männer-Ge- sangverein morgen ein Konzert, in welchem die Sängerin Frau Pfänder- Trühe und der Königliche Hof-Schauspieler a. D. Herr Dehnicke mitwirken werden. Zur Aufführung gelangen u. a. auch der «Sang an Aegir“ sowie die von Kremser bearieittted ses altniederländishen Lieder mit Orchester und Deklamation. /
Mannigfaltiges.
__ Thorn, 21. Januar. Die Weichsel steigt dem ,W. T. B.“ zufolge seit einigen Tagen. Auch aus Polen wird rasces Steigen und starker Eisgang gemeldet.
j In Tworog, Amtsgericht Tarnowit, ershoß, wie „W. T. B.“ meldet, ein stedbrieflih verfolgter Wilddiek bei seiner Verhaftung einen Gendarmen und einen Heger. Der Mörder entflob. :
Beuthen, 21. Fanuar.
Neapel, 21. Januar. Heute früh fanden an der hiesigen Uni- versität lärmende Auftritte statt, weil die Stutenten einen außerordentlichen Prüfungstermin verlangten, den der Minister nit bewilligen konnte. Wenn die Unruhen fortdauern sollten, dürfte dem „W. L. B.“ zufolge die Universität ges{lossen werden. (Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten
Beilage.)
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om 22. Januar, orgens.
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haus.
Stationen. Oper
t Temperatur aal t S Gelfius
Bar. auf 0 Gr. 14. d. Meeres\p. red. in Millim
| Wind. | Wetter. |
59C. = 49R,
von Haydn.
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Belmullet . . Aberdeen . . | 756 |NW | Christianfund | 748 |W 6/Schnee Kopenhagen . | 751 |WSW 2Nebel Stodckholm . | 745 |W 2\wolkenlos Pans 26 N C ads d o c
NW 4 wolkig 3'wolkig
hauses zu baben.
rogramm : skfau ... | 752 |SSO bededt
Cork, Queens- m 766 |NNW Cherbourg . | 762 |NNO Ge L OOdL 754 Swinemünde | 751 Neufahrwasser| 747 Miel 748 E 761 Bi 1 761 Karlsruhe . . | 758 758 758 756 L TDA 1700 Breslau . …. | 749 “e d'Aix ..| 759 El 000 1) Geftern Schnee und Regen. 2) Nachts Schnee.
Uebersicht der Witterung.
Die Depression, welche gestern über West-Europa lag, bat sich ostnordostwärts nach den russischen
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balb bed. von Wagrer.
wolkig halb bed. halb bed wolkenl.1) heiter halb bed, bedeckt
wolkenlos heiter bedeckt wolkenl.2) Schnee Schnee wolkig bedeckt Schnee
bededckt bededt
und Gretel.
lungen.
bi T C r O2 P O Et O A C R O I
man. Anfang 7 Donnerstag :
Freitag dem, der lügt!
Theater- Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opern- 6, Symphonie-Abend der Königlichen Kapelle. Dirigent : Herr Felix Weingartner, König- lier Kapellmeister. „Ghismonda* fantastique von Berlioz. Anfang 7# Uhr. Donnerstag: Die Fledermaus.
Mittags 12 Uhr: Oeffentlile Hauptprobe. trittskarten zu 2 und 1 Æ find bei Ed. Bote & G. Beck und an der Kasse des Königlichen Opern-
7. Symphonie - Abeud am 15. Februar 1895. Symphonie Eroica von Beethoven. Sine Fauft-Ouverture, Sieafried-Idyll. Vorspiel mit angefügtem Schluß tes dritten Aktes
Schauspielhaus. spiel in 4 Aufzügen von Richard Skowronnek. Jn Scene geseßt vom Die ftille Wache. Richard Skowronnek. In Scene peseyt vom Ober- Regisseur Max Grube. Anfang 75 Ubr.
Donnerstag : Overnhaus. 22. Vorstellung. Hänscl Märcherspiel in 3 Engelbert Humperdinck. — Die Jahreszeiten. und 4 Bildern von Emil Graeb und Emil Taubert. Musik von P. Hertel.
Schauspielhaus. Ein deutsches Trauerspiel in 3 Abthei- lungen von Friedrih Hebbel. Abtheilung: Der Abtheilung: Sieg
Deutsches Theater. Mittwoh: Der Talis-
in 5 Akten von Grillparzer. (19. Abonnements-Vorstellung): Weh
7 r C. Haffner und Richard Genée. Programm. 1) Vorspiel zur von d’Albert. 2) Sinfonie
3) Symphonie Es-dur | fang 74 Uhr.
Ein- —— Residenz - Theater.
- î S O s Parsifal- arbeitung von Benno Jacobson.
kfontraft. 22. Vorstellung. Halali. Lust-
Ober-Regiffeur Max Grube. — Schwank in 1 Aufzug von | von Alexandre Dumas.
Donnerstag :
Bildern von | Lautenburg. Text von Adelbeid Wette. Tanz-Poëm in 2 Akten B Ra 7E Ubr. : lung, Di O 1 niet: Julins Felusche. Erfter Abend. Erfte ehörnte Siegfried. Zweite
eds Tod. Anfang 7F Uhr. Julius Frißsche. Dirigent :
Fe ann. — Hierauf: nfang 74 Uhr.
ment.
Bentral-Theater.
Uhr. eh dem, der lügt! Lustspiel
Thomas a. G. Anna Bâäckers.
| Friedri - Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25/26.
Mittwoch: Die Fledermaus. 3 Akten nach Meilhac und Halévy bearbeitet von | dem: C. Rich Musik von Jokann Strauß. Negie: Herr Ober - Regisseur Epstein. Dirigent: Herr Kapellmeister Adolph Ferron. An-
Blumenstraße Nr. 9. Direktion: Sigmund Laptenburg. Mittwoh: Fer- uand’s Ehekontraft. (Fil à la patte.) Schwank in 3 Akten von Georges Feydeau, in deutsher Be- Anfang 7# Ubr.
Donnerstag und folgende Tage: Fernand’s Ehe-
Mittwoch: Demi-Moude. Sittenbild in 5 Akten Anfang 74 Uhr.
Zum ersten Male: Geld. Charakftergemälde in 4 Aften von Elsa bon Schabelski. In Scene gesezßt von Sigmund
_Sonntag, Nachmittag: Vorstellung des Vereins für Volksunterbaltung. Die Waise von Lowood.
Theater Unter den Linden. B:k rénftr. 55/57. — Mittwoch: Mit von ñúeuer Ausftattung. Der Probekufß. 3 Akten von Hugo Wittmann und Julius Bauer. Musik von Carl Millöcker. In L gefeßt von Tanz-Divertifsemeut.
Donnerêtag : Der Probekusß.— Tanz-Divertifse- Alte Jakobftraße Nr. 30.
Direktion: Richard Schulz. — Mittwoch: Emil Josefine Dora.
Zirkus Renz (Karlstraße). Mittwoch : Große Brillante Vorstellung. Tjo Ni En. (Beim Jahreê- wechsel in Peking.) Neue Musik-Einlagen. Außer- dem: Agat, arab. Vollblut - Shimmelhenast, als Feuerpferd dreff. und vorgeführt vom Direktor Fr. Renz. Konkurrenz-Schule, geritten von den Damen Frl. Wally Renz und Frau Renz-Stark in Husaren- Uniform, mit den Schulpferden Cromwell und Maëstoso und den Steigern Alep und Solon. Auf- treten der Herren Vasileéku und Banola am dreifachen Reck. Doppek- Voltige der Herren Fassio und Gustav. Grand Pas de deux sérieux zu Pferde von Miß Rose und Mr. Frankoni. Auftreten des Herrn Gustav Hüttemann (als Gast) mit feinem Scul- pferde Cincinatus. Die excentrischen Clowns Gebrüder Villaud x. x. Anfang 73 Uhr.
Donnerstag: Tjo Ni En. Herr Gustav Hütte- mann (als Gaft).
D E R R E E E E A L Familien-Nachrichteu.
Verlobt: Frl. Freda von Garnier-Turawa mit Hrn. Lieut. Constantin Grafen Clairon d’Haufsson- ville (Turawa-Lüben). — Frl. Hedwig Bunj- Roscher mit Hrn. Pastor Rudolf Weidauer (Dresden).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Major von Claer (Hamburg). — Hrn. Prem.-Lieut. Rudolf Grafen
Matuschka, Frhrn. von Toppolczan und Spätgen (Dresden). — Eine Tochter: Hrn. Staats-Minister Frbrn. von Berlepsh_ (Berlin). — Hrn. Professor Dr. Albert Zeller (Stuttgart).
Geftorben: Hr. Großh. meckl. General-Zoll- Direktor Oldenburg (Berlin). — Fr. Oberst-Lieut. Alwine Nolte, geb. Löbbecke (Hannover). — Fr- Geb. Justiz-Rath Hermine Dütschke, geb. Biep (Arnsberg). — Frl. Louise vos Voß (Stolp L, D. — Fr. Dber-Bürgermeister Margaret® Siesc, geb. Scheven (Altona). — Fr. Major
reifrau Wilhelmine Rüdt von Collenberg, stt- Bachelin (Lüben i. Schl).
Operette in
Das liebe
Operette in
Kapellmeister
Ostseeprovinzen fortgepflanzt und liegt jeyt einem cchdrudckgebiet gegenüber, dessen Kern weitlih von rland lagert. Dementsprehend find über Zentral-
Europa nöôrdlihe Winde vorherrshend geworden
unter deren Einfluß die Temperatur erheblich
herabgegangen ist, sodaß daselbst fast überall wieder Froslwetter eingetreten ist. In Deutsch- land is das Wetter kalt und veränderlih mit bäufigen Schneefällen, im westdeutshen Binnenlande ift es ftellenweise über 12 Grad fälter als vor
24 Stunden. Im Innern Schwedens herrs{t strenge
Kälte, über der Nordbälfte der Britischen Inseln, wo
es allenthalben wärmer geworden ift, ist das Barc-
meter ftark gefallen. Deutsche Seewarte.
Berliner Theater. Mitiwoh: Böse Zungen. Anfang 74 Uhr.
Donnerstag: Der Pfarrer von Kirchfeld.
Freitag (20. Abonnementt-Vorstellung): Böse Zungen.
Lessing-Theater. Vèittwoch: Die wilde Jagd. Anfang 7# Uhr.
Donnerstag: Zwei Wappen.
Freitag: Die wilde Jagd.
Zum 142. Male: O, diese Berliner! Große
offe mit Gesang und Tanz in 6 Bildern (nah ingré’s “Meise durch Berlin“) von Julius
n Musik von Julius Einödshofer. Anfang “N
Donnerstag : O, diese Berliner!
Adolph Ernfst-Theater. Mittwoh: Auf- treten der Grotesftänzerin Miß Rose Batchelor voin Prince of Wales-Theater in London. Zum 30. Male: Ein fideles Corps. Große Gesangs- posse mit Tanz. Nah dem englishen „A Gaiety Girl* von Jonas Sidney frei bearbeitet von Eduard Jacobson und Jean Kren. Anfang 74 Uhr.
Donnerstag: Dieselbe Vorftellune.
I 7
Verantwortlicher Redakteur :
J. V.: Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (S holz) in Berlin. Druck der Norddeuts@en Buchdrudckerei und Verlagé- Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sieben Beilagen (einshließ;lich Börsen-Beilage),
sowie die Jnhaltsangabe zu Nr. 6 des öffent li eigers (Kommanditgesellschaften Attien und Aktiengesellschaften) für die Wodt
vom 14. his 19, Jannar 1895,
zuni Deutschen Reichs-Anz
A 19.
Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten. 3. Sißung vom Montag, 21. Januar.
Nach der Verlesung seines im Anfangsberiht in der gestrigen Nummer d. Bl. bereits mitgetheilten Schreibens an den Präsidenten des Hauses nimmt bei Eintritt in die Tages- ordnung: erste Berathung des Staatshaushalts- Etats, das Wort der
Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen:
. Meine Herren, ih möchte niht unterlassen, dem Herrn Prä- sidenten zunächst meinen verbindlichsten Dank dafür auszusprechen, daß er meine Bitte zur Kenntniß des hoben Hauses gebracht. Für diese etwas ungewöhnliche Bitte hoffe ih bei Ihnen, meine Herren, Ent- s{uldigung und auch Verständniß mit Rüksiht auf die Nothlage zu finden, in der \sich die Eisenbahnverwaltung befindet. Alle Vor- bereitungen find getroffen und haben getroffen werdén müssen für die Inslebensezung der Neuorganisation zum 1. April diefes Fahres. Sollte dieser Termin niht eingehalten werden können, fo werden sich unabsehbare Verwirrungen, eine große fruhtlose Mehr- arbeit und sehr erheblihe Kosten daraus ergeben, abgesehen von dem Eingreifen der nachtheiligsten Art in die persönlihen Verhältnisse aller derjenigen Beamten, die von der Neuorganisation in der einen oder in der anderen Weise berührt werden.
Meine Herren, der Unterschied zwischen der alten und der neuen Organisation ist so groß, daß ein Zwischenregiment, ein Uebergangs- ftadium nicht geschaffen werden darf. In der Naht vom 31. März zum 1. April muß die Neuorganisation ins Leben treten. Ich bitte daber nohmals dringend, meiner Bitte geneigte Gehör schenken zu wollen.
Meine Herren, der Etat der Eisenbahnverwaltung liegt in diesem Jabre in fo durchaus veränderter Form vor Ihnen, daß es erforderlich gewesen ist, zum besseren Verständniß, zur Ueberbrückung der Kluft zwischen dem Alten und dem Neuen eine vergleihende Ueber- sicht hinzuzufügen, aus der erhellt, wie sih der Etat für 1895/96 gestalten würde, wenn er nach den bisherigen Etatsgrundsäßen auf- gestellt worden wäre. Sie werden aus dieser Uebersicht ersehen, daß kein Titel des Etats vollständig von der Veränderung unberöhrt geblieben ift, daß nur die Shlußsumme der Betriebsübershüfse wieder die Uebereinstimmung herstellt.
Meine Herren, unter diesen Umständen erahte ih mi für ver- pflichtet, den Ausführungen des Herrn Finanz-Ministers in der Sißung vom 16. Januar bezüglich des formalen Theils des eigentlihen Etats- shemas not einige erläuternde Bemerkungen hinzuzufügen.
Die Veränderungen, welche der Eisenbahn-Etat erlitten hat, lassen sich in drei Gruppen zerlegen. Die erfte Gruppe umfaßt die- jenigen Aenderungen, welhe eine nothwendige, ih möchte sagen, mechanische Folge der anderweitigen Organisation der Eisenbahnver- waltung sind. Sie finden keine Betriebsämter mehr; Sie finden statt 11 20 Direktionen, und alle fonstigen Aenderungen, welhe durch die andere Gestaltung der Eisenbahnverwaltung sih ergeben. Meine Herren, dieser Theil der Veränderung bedarf hier bezüglich seiner formalen Ausgestaltung keiner weiteren Erörterung; auf die materielle Seite werden wir ja in den Verhandlungen Ihrer Kommission wie bei der zweiten Lesung wahrscheinlich in ziemlih reihem Maße noch zurückfommen.
Der zweite Theil der Veränderungen betrifft die innere Um- gestaltung des Rehnungs-, Kassen- und Etatswesens der Eisenbahnen. Mir haben es bei der Umgestaltung der Behördenorganisation nit geglaubt bewenden lassen zu follen, sondern haben in mehbrjähriger, angestrengter Arbeit unter thatkräftigster Mitwirkung des Herrn Finanz-Ministers und der Ober-Rechnungskammer versucht, das ge- sammte Kafsen- und Rechnungswesen, die “gesammte Wirthschafts- führung der Eisenbahnverwaltung einer Reform zu unterziehen, nach der Richtung hin, die Eisenbahnverwaltung für die ausführende Verwaltung selbst, für die berufenen Kontrolorgane der Staatsregierung und für den Landtag der Monarchie einfacher, klarer und übersichtlicher zu gestalten. Meine Herren, ih hoffe, daß uns dieses Werk gelungen ift, und gelungen is, ohne daß \sich daraus Nachtheile nah anderer Richtung hin ergeben. ,
Die dritte Gruppe von Aenderungen endli ift kbervorgerufen worden durch Anregungen, die uns theils aus dem hohen Haufe selbst, „ theils in der Budgetkommission zu theil geworden sind und deren Berechtigung wir vollständig anerkennen mußten. Diese Aenderungen beziehen \sich wesentlich auf zwei Hauptgrundsäßze: Erstens ist das Bruttoprinzip fstrikte zur Durchführung gekommen. Was "die Eisenbahnverwaltung einnimmt und ausgiebt, wandert in Zukunft durch den Etat. Zweitens sind die Nebenrehnungen beseitigt. Es giebt keine gesonderte Werkstatts- rechnung, keine gesonderte Oberbaumaterialienrechnung; es ist viel- mehr ein cinheitliher, aus einem Guß gebildeter Etat, der Ihnen vorliegt.
Endlih sind noch eine Reihe von Anregungen berüdcksichtigt worden, die darauf hinzielen, die Verwaltung zu einer einfaheren zu gestalten, Anregungen, die theils aus der Verwaltung selbst, theils namentlich aus der Königlichen Ober-Rechnungskammer hervor- gegangen sind. /
Meine Herren, gestatten Sie mir nun, in thunlihster Kürze die Unterschiede einigermaßen hervorzuheben. Unser bisheriger Etat hatte ¿ur Grundlage das sogenannte Normalbuhungs-Formular, welches in den siebziger Jahren zwishen den deutshen Eisenbahnen ver- abredet worden is, Hauptzweck dieser Abrede war der, ein einheitlihes Material für die Eisenbahnstatistik zu schaffen. Das Normalbuchungs-Formular hat aber auch nach anderer
Richtung hin durchaus wohlthätig gewirkt. Es hat die früher fo außerordentlich vershiedenartig ausgewahsenen Eisenbahnverwaltungen, sei es nun Staatsverwaltung oder Privatverwaltung, in ihren Ver- waltungsgrundsäßen und in ihren Verwaltungseinrihtungen sehr viel einheitlicher gestalte. Allein im Laufe der Zeit sind
Erste Beilage
Berlin, Dienstag, den 22, Januar
doch vielfahe Zweifel und, wie ich hinzufügen muß, auch berebtigte Zweifel aufgetaucht, ob die vom Baume der Statistik nun der Verwaltung zu gute kommenden Früchte auch mit den Produfktionékoften dieser Früchte wohl überall in Einklang stehen, und da hat man sich nah verschiedenen Richtungen hin doch sagen müssen, daß die Aufwendung von Arbeit und Koften für die Statistik nit immer in rihtigem Verhältniß steht.
Meine Herren, das System des Normalbuchungs-Formulars geht davon aus, daß zunächst als Verwaltungskörper die eigentliche Be- triebsverwaltung hingestellt wird. Daneben f\tehen felbständig die Werkstättenverwaltung, die Materialienverwaltung und verschiedene andere kleinere Verwaltungen. Diese Nebenverwaltungen ftehen zu der Betriebsverwaltung in dem Verhältniß selbständiger Produzenten, sie beziehen von der Betriebsverwaltung und liefern an die Betriebs- verwaltung ; sie haben selbständige Etats, und das, was zwischen diesen Nebenverwaltungen und der Betriebsverwaltung ausgetauscht wird an Material, an perfönlihen Aufroendungen und an sonstigen Dingen, mußte auf den Etats und in den Rechnungen der Nebenverwaltungen sowohl wie der Hauptverwaltung seine Stelle finden.
Dann ift ferner, und zwar auch lediglih aus ftatistishen Rüd- sichten, die Hauptverwaltung, die Betriebsverwaltung, zerlegt worden in drei Theile: A, B, C: A. Allgemeine Verwaltung, B. Bauver- waltung, C. Betriebsverwaltung. Die leßtere hat man dann noch wieder in vier Unterabtheilungen getheilt.
Es erhellt2daraus \chon2von vornherein, daß infolge dieser Zer- splitterung die Buchungsarbeiten und auch die Etatsarbeiten außer- ordentli umständlih und mühevoll sich gestalten mußten. Wie ih mir bereits gestattete zu bemerken, ist Sinn und Zweck der Reform der Kassen- und Rechnungsführung der Eisenbahnverwaltung, welche mit dem 1. April in Kraft tritt, wie des neuen Etatsshemas, alle diese Dinge einfaher und natürliher zu gestalten, Uebersicht und Kontrole zu erleihtern, und zwar niht nur zu erleihtern für die be- rufenen Kontrolorgane, sondern auch für die ebenso nüßlihe Selbft- fontrole der betreffenden ausführenden Organe der Verwaltung; es zu ermöglichen, daß der Bauinspektor genau weiß, wie es fortlaufend mit seinen Mitteln steht, ob die Grenzen, die ihm gesteck worden sind durch den Etat und durch die Vorschriften seiner vorgeseßten Direktion, innegehalten werden können oder niht. Meine Herren, ein Hauptgrund unliebsamer Ueberrashungen ist damit beseitigt, eine wirthschaftlihe Verwaltung wesentli erleichtert.
Meine Herren, das Normalbuchungs-Formular brauŸt nit an und für sh zur Grundlage der Kassen- und BuGführung gemacht zu werden. Die Vereinbarung zwischen den deutshen Bahnen geht nicht dabin. Es hat deswegen auch eine große Anzahl von deutschen Privat- bahnen das Normalbuchungs-Formular nur zu statistischen Zwecken an- gewendet, dagegen ihre ganze Kassen- und Wirthschaftsführung unab- hängig nah ihrem besten Ermessen und nah ihren eigenen Bedürf- nissen gestaltet. Die preußishe Staatsbahnverwaltung ift anders verfahren. Sie hat von vornherein das Normalbuhungs-Formular ihrer Wirthschaftsführung, ihren ganzen Bemühungen, ihrem Etats- hema zu Grunde gelegt, und das soll eben geändert werden.
Der erste Schritt zu dieser Aenderung if nun, daß die gefonderte Werkstattsrehnung aufgehoben wird, daß dieselbe eingefügt wird in die allgemeine Betriebsrehnung. Ih habe mir vorhin hon erlaubt, kurz zu \fizzieren, wie die Werkstättenrehnung bisher behandelt worden ist. Gegen die bisherige Einrihtung sind auch mehrfach konstitutionelle Bedenken geltend gemacht, weil diefe Nebenrechnung bedingt, daß auf diesen Gebieten niht das Bruttoprinzip, sondern das Nettoprinzip zur Grundlage gemacht worden M Gs waren infolge dessen die Werkstättekosten als im Werkstätte- betriebe entstehende Ausgaben nur indirekt im Staatshaus- halt verrehnet; der Hauptsache nah erfolgen die bezüglichen Buchungen in den betreffenden Nebenrehnungen, nur die fo gebuchten dieser Rechnungen werden im Betriebs-Etat — und zwar vornehmlich im Titel 15 — zur Erscheinung gebracht. S
Meine Herren, es wurde dur die bisherige Art und Weise nicht einmal vollftändig erreiht, daß man die Kosten des Werkfstätten- betriebes übersehen fonnte; denn die allgemeinen Ausgaben, die Generalkosten, drücken s\ich in den in der Werkstattrechnung aufge- führten Kosten nur zum theil aus. Weder die Zentralverwaltung noch die in der Direktion repräsentierte allgemeine Verwaltung hat ihre Stelle in dem Werkstätten-Etat. In dem neuen Etat ist also, wie gesagt, der Werkstätten-Etat vollständig in den Betriebs-Etat eingefügt. Hieraus ergab sih nun von felbst die Nothwendigkeit, die Leistungen der Werkstätten für Dritte (Post, Neubau u. \. w.) ebenfalls in den Betriebs-Etat aufzunehmen und damit au einer mehrfachen An- regung aus diesem bohen Hause zu entsprechen. L
Aus gleichen Gründen is auch der Etat für die Gasansftalten aufgelöst und dem Betriebs-Etat einverleibt worden. i
Endlich is ein sehr weites Gebiet, das der Materialverwaltung, ebenfalls in den Etat aufgenommen. Die Materialien und war sowohl die Betriebs- wie die Oberbau- und Werkstatts-Materialien wurden bisher außerhalb des Etats auf besonderen Vorschußkonten ge- buht. Alle diese Vorshußkonten sind aufgelöst und die betreffenden Ausgaben in den Haupt-Etat eingeshoben. Es ergiebt fich dadurch für die Verwaltung sowohl eine erheblihe Vereinfahung, wie für die Kontrole der Wirthschaftsführung eine größere Ueberfichtlihkeit. Das- selbe gilt von der Verrehnung der Löhne. E
Meine Herren, zu welhen Verwickelungen das bisherige Etats- {hema und Buchungsverfahren Veranlaffung gegeben hat, mögen Sie aus folgendem Beispiel ersehen: Wenn im Frühjahr der Rotten- führer mit seiner Rotte auf die Strecke geht, um nöthige Wieder- berstellungsarbeiten auszuführen, fo hat er eine ganze Reihe von Arbeiten zu bewältigen, die sich die eine an die andere anreihen. Er reguliert das Planum, unterstopft die Geleise, shneidet die Hecken, seßt eine schief gewordene Barrière wieder gerade, räumt die Gräben
und so weiter. Alle diese Arbeiten werden auf besonderen Titeln und Positionen gebuht, und nun mögen Sie sich ausdenken, zu welchen Um- ständlichkeiten und zu welcher an si ganz unnöthigen Arbeit das führt
eiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.
für den betreffenden Rottenführer, für den Bahnmeister, für den Bauinspektor und \{ließlich für die Direktion.
Die Vertheilung der von der Notte verdienten Löhne fann \elbft- redend nur s{äßzungsweise erfolgen. Eine wirklich zutreffende Ver- theilung der verdienten Löhne auf die Regulierung des Planums, auf das Unterstopfen der Geleise, auf die Barrièren, auf die Gräben u. \. w. ist eben unmögli, aber weil es nah dem bisherigen Buchungsshema verlangt wird, mußte es gemaht werden, und die Folge war, daß der Rottenführer sowohl als der Bahnmeister mit schriftlihen Arbeiten überlastet wurden. Die wollen wir ihnen _ abnehmen; wir be- dürfen aber auch niht dieser speziellen Aufrechnungen, wir fönnen die für die Statistik nothwendigen Angaben uns mit derselben Sicherheit auf einem andern Wege verschaffen.
Endlich möchte ih mir noch gestatten, zu bemerken, daß wesent- lie Vereinfahungen des Rechnungs- und Kassenwesens auf Anregung der Ober-Rehnungskammer dadurh erzielt worden find, daß in Zu- kunft weder eine Berehnung von Dienstgutfrachten für Betriebs- materialien noch zweitens eine Bewerthung der im Laufe des Etats- jahres gewonnenen, zur demnächstigen Wiederverwendung bestimmten Materialien mehr stattfindet. Die Berehnung der Dienstgutfrahten ist eine sehr umständlihe, die Verwaltung stark belastende Arbeit und hat nur einen sehr problematishen Werth. Die Ober- Rechnungskammer hat deswegen auch geglaubt, daß diese frucht- lose Arbeit unbedenklich fortfallen kann. Dasselbe gilt von der Be- werthung der alten Materialien.
Meine Herren, diefe leßtere Maßregel, die Aufhebung der Dienst- gutfrahten für die Betriebsmaterialien und der Werthbelastung des zur Wiederverwendung bestimmten alten Materials, bat nun rüdck- wirkend {hon auf das laufende Jahr Einfluß ausgeübt. Es war nothwendig, schon im laufenden Jahre diejenigen Materialien, die erst im nähsten Etatsjahre zur Verwendung kommen follen, niht mehr mit Dienstgutfrachten, sowie ebensowenig das gewonnene alte, zur Ver- wendung im nächsten Jahre bestimmte Material mit seinem Werthe ¿u belasten. Wenn wir niht so verfahren wären, so würden wir das fommende Jahr 1895/96 in ganz einseitiger Weise belastet haben. Wir würden das Jahr nöthigen, .die bezüglichen Ausgaben zu tragen, obne ihm dementsprehende Einnahmen zuweisen zu können. Wir haben also nach beiden Richtungen bin Fürforge für die nöthige Ausgleihung getroffen. Meine Herren, ob der Erfolg der neuen Organisation wie der inneren Reform der Eisenbahn- Verwaltung allen Erwartungen entsprechen wird, darüber kann nur die Erfahrung ein Urtheil sprehen. Aber ih sehe mit Vertrauen in die Zukunft ; ih vertraue auf den bewährten Sinn und die Pflicht- treue, auf den Diensteifer aller Beamten der Eisenbahnverwaltung.
Meine Herren, ih halte mih verpflichtet, diesen kurzen Be- merkungen in derselben Weise, wie dies seitens des Herrn Finanz- Ministers bezüglih der Finanzreform geschehen ift, meine Anerkennung und meinen Dank für die treue Mitarbeit hinzuzufügen, die mir in diesem umfassenden Werke zu theil geworden ist. Ja, meinen treuen Mitarbeitern im Ministerium wie in der Provinzialverwaltung ist es zum größten Theil zuzumessen, daß die Arbeit in der Weise, wie sie nunmehr vorliegt, zur rechten Zeit vollendet twerden fonnte. In den wenigen Zahlen des Etats ist der Berg von Arbeit allerdings wohl faum zu erkennen, die Summe von Mühe und Sorge nicht zu ermessen, die der Aufstellung der abges{lossenen Reform in den beiden leßten Jahren vorher- gegangen und die die Kräfte meiner Beamten bis aufs äußerste und, ih muß sagen, zeitweise über das hinaus in Anspru genommen hat. Darum i} es meine Pflicht, diese meine Anerkennung und meinen Dank vor dem Hause und vor dem Lande auszusprechen. (Bravo!)
Meine Herren, ih möchte noch eine Bemerkung hinzufügen. Alle Aenderungen bezwecken, den Etat einfaher und übersichtliher zu machen. Nirgendwo ift auch nur versteckt der Gedanke vorhanden ge- wesen, etwa irgend eine dunkle Eke zu schaffen, die der Einsicht des Landtags der Monarchie verborgen bleiben könnte. Ich bin fes davon überzeugt, daß die Verwaltung der Staatseisenbahnen nur dann Ersprießlihes für das Land leisten fann, wenn vollständige Klarheit, vollständige Uebersichtlichkeit über alles das, was sie thut und was sie läßt, vor dem Lande gegeben ift. (Bravo!)
Von dieser {hon bisher maßgebenden Auffaffung ift auch die Reorganisation der äußeren und inneren Verwaltung getragen ; nach dieser Richtung hin ist auch das neue Etats\chema aufgestellt. (Lebhafter Beifall.) 4
Abg. Richter (fr. Volksp.): Der Finanz-Minister hat sih und seine Etatsrede besonders dagegen verwahren zu müssen geglaubt, daß der Fiskus bei der Finanzreform ein gutes Geshäft gemaht habe. Er hat uns vorgerechnet, daß der Staat noch eine Million habe herauszahlen müssen. Der Finanz-Minister läßt dabei ganz außer Betracht, daß der Fiskus durch die Umgestaltung der Einkommen- steuer bereits eine Summe von 120 Millionen Mark erhalten hat. Weiter hat er übersehen, daß dem Fiskus die Ent- \chädigung für die rückerstatteten Grundsteuern im Betrage von 20 Millionen zusteht, und drittens hat der Minister den dem Staat infolge der Aufhebung der lex Huene zufließenden Betrag nur auf 34 Millionen geshäßt, während er in es Jahre bereits die Höhe bon 40 Millionen erreiht. Die Hauptsache ist aber : auf der einen Seite hat der Staat die Grundsteuer überwiesen, die vollständig stagniert, ferner die Gebäudesteuer, die nur in längeren Perioden eine Erhöhung erfährt ; dagegen hat er die Erträge der reformierten Ein- fommensteuer und der Ergänzungssteuer erhalten, die zweifellos bei normalen Verhältnissen weit höher [sein werden als die Summe, die-der Staat aufgegeben hat. Die Besorgnisse des Finanz-Ministers, daß der Gedanke der Kommunalsteuerreform : daß die Kommunalsteuer mehr wie bisher durh die Realsteuer werde aufgebracht werden, niht in Erfüllung gehen wird, theile ich vollkommen. Ein Umstand, der die Doncbfübrüng dieses Gedankens besonders hindert, ift die Zusammen- seßung der kommunalen Vertretungskörper, in denen der Besiß vor- wiegt. Das Gleiche ist bei den nächsten Instanzen, den Bezirks- und Kreis-Aus\hüssen der Fall. Mit Ministerialreskripten ist da nicht viel zu helfen. Auch die Vertröstung des Ministers auf die Zukunft fann ih nit acceptieren, da es s{hwer is, wenn einmal die Steuer- reform sich eingelebt haben wird, Korrekturen vorzunehmen. Jch be-
dauere, daß seitens des Ministeriums niht genügende Vorschrif- . ten und De itangen für die Gemeinden erlafsen worden sind. Wenn