1895 / 22 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 25 Jan 1895 18:00:01 GMT) scan diff

wald mit Geschick im Falstaffton spielte, erweckte dur feine drastishe Komik ftürmische Heiterkeit. Neues Theater. i

Gestern Abend wurde das Schauspiel „Das liebe Geld“ von Elsa von Schabelsky zum ersten Mal gegeben und fand eine freundlihe Aufnahme, gegen die nur zum Schluß \ih ein s{chwacher Widerstand unter den F Ibouets regte. Die zweifellos begabte Ver- fasserin hat sich die Aufgabe gestellt zu zeigen, wie die Suht nach Geld je nah dem Charakter der Menschen verschieden, meist aber demoralisierend wirkt. Sie führt dem Publikum eine aus dem Vater und vier erwahsenen Töchtern be- stehende Familie vor, die einst in glänzenden - Verhältnissen gelebt hat, aber durch die Spielwuth des Vaters verarmt und zum Broterwerb durch Zimmervermicthen und Möbelverkauf gezwungen ift. Die älteste der vier Töchter vertritt im Hause die Mutterstelle und hält in der Familie strenge Zuht; Vater und Schwestern zittern vor ihr. Die zweite hat nur Sinn für Pug und Vergnügungen, die dritte maht sih duèh wirthschaftlihe Thätigkeit im Hause nüßlich und die isngste, ein noch niht ganz dem Badckfischalter entwahsenes Mädchen, is als Telegraphistin beschäftigt. Der Vater verliert den gegen die eigene älteste Tochter angestrengten Prozeß um das mütterlilhe Vermögen, in dessen Besip diese jedoch nur zum theil gelangt, da sie sich nah {weren Kämpfen entschließen muß, damit die wieder durch Börsenspiel verursahten Veruntreuungen des Vaters zu decken, um ihn vor Zuchthaus wegen Wechselfälshung zu bewahren. Um den Verluft möglichst {nell wieder einzubringen, läßt sie sid nun selbst auf Börsenspekulationen ein, - von denen sie niht mebr lassen kann, fodaß sie dieser Leidenschaft wegen auf die RVerbindung mit ihrem jahrelangen und von ihr begünstigten Werber verzichtet. Die zweite Tochter verkauft ihre Gunstbezeugungen für Geld und die dritte entscließt sich des Geldes wegen, ohne Neigung einen älteren Wittwer mit fünf Kindern zum Gattea zu nehmen. Die vierte endlih heirathet nach Neigung einen aering bezahlten Beamten. Die Charakterisierung der vier Schwestern kann im allgemeinen als gelungen bezeichnet werden, auch die Situationen sind natürlich und geshickt dargestellt, doc ist der Dialog an vielen Stellen viel zu breit und nit frei von häufigen Wieder- holungen. Dadurch erlahmt das Interesse an dem Werk, das fonst lebhafte Theilnahme erweckt. Jn der Charakterschilderung der zweiten, moralisch gänzlich herabgesunkenen Schwester hat die Verfasserin sih nit mit Andeutungen ihrer moralischen Defekte begnügt, sondern e gegen die hiesigen Gewohnheiten mit einer unges{chminkten Deut- lichkeit gezeichnet, die berechtigten Widerwillen hervorrief. Die Dar- tellung war tadellos und half wesentlih zu dem Erfolge des immerhin interessanten Werks mit. Namentlih wurden die vier Schwestern von den Damen Sandow, Wagen, Gabri und Brock trefflich wiedergegeben. In der Rolle eines faden Lebemanns von höherem Stande bewährte Herr Reu \ch sein bekanntes schauspielerishes Ge- \chick. Darsteller und Verfasserin wurden dur lebhaften Beifall und zahlreiche Hervorrufe ausgezeichnet.

Im Königlichen Opernhause wird morgen Otto Nicolai?s Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“ unter Kapellmeister Wein- gartner’s Leitung mit folgender Beseßung gegeben : Falstaf: Herr Stammer, Fluth: Herr Bet, Reich: Herr Mödlinger, Fenton : Herr Sommer, Spärlih: Hêrr Lieban, Doktor Cajus: Herr Schmidt, ér Fluth: Frau Herzog, Frau Reich: Frau Goetze, Anna: Fräulein

eiß.

Lan Königlihen Schauspielhause Sfkowronnek’s Lustspiel „Halali“ zur Aufführung. ' ift wieder hergestelt und wird als Ellinor von Streit auftreten. S spielt Frau Seebach zum ersten Mal die Rolle der Frau

gelangt morgen Fräulein Poppe

ettler. Zum Schluß folgt der Schwank „Die stille Wache“. Frau Anna Schramm befindet sih auf dem Wege der Besserung, und es joll daher der Schönthan-Kadelburg’sche Schwank „Zum wohlthätigen Zweck“ Ende nächster Woche in}Scene gehen. Der Königlichen Schau- Jpielerin Fräulein Amanda Lindner, welhe am 23. d. M. in Gotha als Gretchen mit großem Erfolge gastierte, wurde von Seiner König- lihen Hoheit dem Herzog das goldene Verdienstkreuz für Kunst und Wissenschaft verliehen. 1 L

Im Berlinér Theater sind dic Proben zu Ernst Wichert?s Schauspiel „Marienburg“ in vollem Gange. Der Autor, der mit

vom 25. Januar,

Wetterberi Morgens.

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haus.

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeres\p.

| | |

Wind. Wetter.

Stationen. |

in ? Celsius

red. in Millim. Temperatur 59C.=409N.

| spiele. ] vom Ober-Regi

Weingartner.

wolkig

Belmullet . . | wol /beded

Aberdeen . . | (Zhristiansund | ha | Kopenhagen . Schnee | Stocckholm . | 7 2\wolkenlos |—17 aranda | ill'heiter 27 St. Petersbg Schnee |—1: Moskau . wolfenlos

Cork, Queens- own... GSherbourg . B e pte E. Hamburg .. Boareactiéoe Neufahrwasser Nebel Memel bededi 3)

Bare C 8 |W 3\bedeckt ünster. . . WSW 3\bedeckt Karlsruhe . . 3 SV dsbedeckt SW 4NRegen SW S'bededck14) SW ch(4bedeckt 5) SSO 1|Schnee | —1 {lil |bedeckt 6) | -—1 Breslau . S 3 Schnee | —1 Zle d'Aix NW 5wolkig | Nizza WNW bhheitr | 5 Triest OSO lbedeckt |

1) Gestern und Nachts Schnee. 2?) Abends und Nachts Schnee. ?) Nachts Schnee. 4) Abends Schnee. *) Nachts Schnee. ©) Nachts Schnee.

Uebersicht der Witterung.

Auf den Britischen Inseln is das Barometer sehr stark gestiegen, dagegen im westlichen Zentral-Guropa stark gefallen. Das barometrische Minimum, welches gestern bei den Shetlands lag, ift südostwärts nah Nordwestdeutshland fortgeschritten und verursacht in weiter: Umkreise trübe Witterung mit häufigen Schnee- fällen. Jn Deutschland if das Wetter mild und trübe, allenthalben is Schnee gefallen; Schneehöhe zu Berlin 8, Hamburg und Wilhelmshaven 11 cem; am Nordfuße der Alpen wehen stürmische südwest- lie und westliche Winde. Uleaborg meldet 28, Helsingfors 20 Grad unter Null. Kälteres Wetter mit Schneefällen dürfte nah der gegenwärtigen

Metterlage zu erwarten fein. Deutsche Seewarte.

heiter bedeckt wolkig bededt Schnee 1) Dunst ?)

nicht statt.

Niemann.

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7 paguon.

helm II. raums :

Theater-Lnuzeigen.

Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern- 24. Vorstellung. von Windsor. | 3 Akten von O. Nikolai. l : Mosenthal, nah Shakespeares gleichnamigem Lust- Tanz von Emil Graeb. In Scene geseßt eur Teßlaff, Dirigent : Kapellmeister nfang 74 Uhr.

Schauspielhaus. \viel in 4 Aufzügen von Richard Skowronnek. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Max Grube. Die stille Wache. Richard Skowronnek. In Scene geseßt vom Ne- gisseur Plaschke. Sonntag: Opernhaus. ( | Fest-Vorstellung. Ein Billetverkauf findet bierzu

Schauspielhaus. 26. Alten sungen. 1) ] (Hanne, Höôckerin: Frau ¡Antonie von

Jagemann-Baumeifster, vom Königlichen Theater in Hannover, als Gast.) Anfang 7# Ubr.

Deutsches Theater. Sonnabend: Die Weber. Anfang 7# Uhr.

Sonntag, 25 Uhr: Die Weber. 7ck Uhr: Weh dem, der lügt!

Montag: Die Weber.

Berliner Theater. Sonnabend: Der Kom- Anfan Sonntag, 24 Uhr: Der Kompagnon. 7} Uhr: 9 Vöse Zungen.

Lessing-Theater. Sonnabend : Ghismonda. Anfang 74 Uhr.

Sonntag: Die wilde Jagd.

Montag: Die wilde Jagd.

Friedrich -

Sonnabend: 3 Akten nach Meilhac und Halóvy bearbeitet von C. Haffner und Richard Genée. Strauß. Negie: Dirigent : Herr Kapellmeister Adolp

fang 7& Ubr.

Sonntag: Zur Feier des Allerhö{sten Geburts-

tages Sr. Majestät des Kaisers und Königs Wil- Bei festlicher Beleuchtung des Zuschauer-

Iubelfest - Ouverture.

Bettelstudent.

Chausseestraße 25/26.

seinem Schauspiel „Aus eignem Recht“ auf dieser Bühne cinen so starken Erfolg hatte, behandelt auch in diesem neuen Werk einen Stoff aus der vaterländischen Vergangenheit, jedoch sind die geschicht- lichen Vorgänge, die den Kampf um „Marienburg" zum Mittelpunkt haben, nur. der Hintergrund für einen bewegten menslihen Konflikt, der sih zwishen Vater und Sohn abspielt und sih auf einer eigen- artigen Vorgeshichhte aufbaut. Zur Veranschaulihung des Werkes sind alle ersten Kräfte des Berliner Theaters herangezogen worden, denen fich noch Anna Haverland als Gast beigesellt.

Der Berliner Tonkünstler-Verein, welher beschlossen hat, die durch den Tod des Professors Alsleben freigewordene Stelle des Esten Vorsitzenden vor Abl auf des Vereinsjahrs nicht zu besetzen, sondern sie durch den Zweiten Vorsitzenden Herrn Wilhelm Tappert verwalten zu lassen, veranstaltet morgen, Sonnabend, im Askanischen Gymnasium ein Konzert vor geladenem Publikum. Die Konzert- fängerinnen Fräulein Martha Ramme und Fräulein Elfrida Schramke, die N Fräulein Else Veit und die Königlichen Kammermusiker Herren B. Gehwald und H. Hasse werden darin mit- wirken. Zur Aufführung gelangen lediglich Kompositionen von Ver- einsmitgliedern. Am 22. Februar findet in der Sing-Akademie ein großes Konzert des Vereins mit Chor und Orchester ftatt.

Am Dienstag, den 29. Januar, Abends 7{ Uhr, findet in der Parochial-Kir che (Klosterstraße) zum Besten eines seit mehreren Jahren erblindeten Familienvaters ein Konzert statt, in welhem Frau Professor Schulzen von Asten (Sopran), die König- lihen Kammermvsiker Herren Julius Nieselt (Violine) und Friß Maneke (Cello), der Organist Herr Adolf Friedrih und der Berliner Männer-Gesangverein unter Leitung seines Dirigenten Herrn Otto Schmidt mitwirken werden. Billets (Altarraum 2 46, "Schiff 1 46) sind zu haben in der Hof-Musikalienhandlung von Bote u. Bo, Leipzigerstraße 37, und am Konzertabend am Eingang der Kirche.

Mannigfaltiges.

Die Bauten für die Berliner Gewerbe-Ausstellung 1896 follen, wie der Arbeitsauss{huß mittheilt, nunmehr im Laufe des nächsten Monats in Angriff genommen werden. Die Bauzeichnungen und tehnischen Baupläne find der Behörde zur Genehmigung ein- gereiht, und für die verschiedenen Bau-Loose soll die AusiGreidung demnächst erfolgen. Das Hauptrestaurant der Ausstellung is den Herren Adlon und Dressel übertragen worden, die auf ihre Kosten ein großes, zur Aufnahme von 10 C00 Perjonen bestimmtes NRestaura- tionsgebäude erbauen und einrihten werden. Die Bemessung der Preise wird in sämmtlichen Restaurants der Ausstellung von der Zu- stimmung des Arbeitsaus\{husses abhängig gemacht. Einen be- sonderen Neiz foll die Ausstellung durch ein Höhenpanorama von gewaltigen Dimensionen erhalten, das dem Besucher das Zillerthal in Tirol zeigen wird. Es foll die reizvolle Jllusion erwecken, als steige man aufwärts bis zu der 2050 m hoch gelegenen „Berliner Hütte“, dem Unterkunftshaus der Sektion Berlin des deutschen und österreichischen Alpenvereins. Unter Zuhilfenahme aller Mittel der Kunst und Technik wird das Panorama ein getreues Bild jenes herr- lichen Aussichtspunktes mit feiner Gletscherpraht und dem Ausblick in das lieblihe Thal darbieten.

Betreffs Einseßung einer gemischten Deputation zur Feststellung einer Straßenbahn-Linie vom Innern der Stadt nach Treptow, namentlich mit Rücksicht auf das System Langen (Schwebebahn), und Herstellung eines darauf bezüglichen Vertrags- entwurfs, hat der „Nat.-Ztg." zufolge der Magistrat den Sta-dt- verordneten mitgetheilt, daß er zu dieser gemischten Deputation bereits fünf Kommissarien lkestelt habe. Die Stadtverordneten be- auftragten nunmehr in der gestrigen Sißung ihrerseits den Vorstand, für diese Deputation zehn Stadtverordnete zu ernennen. In erster Linie follen hierzu die Mitglieder der Kommission, welche die Schwebebahn in Deut besichtigt haben, in Ausficht genommen werden.

An das hiesige Unterstüßungs-Comité für die Noth- leidenden in Calabrien und Sizilien ist vom italienischen Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten das nachfolgende, von

Rom, 17. Januar. Sehr geehrte Herren! Ich beeile mi Ihnen den Empfang der Summe von 40000 Lire zu bestätige welche in Ihrer Stadt zum Besten der durch das Erdbeben iz Calabrien und Sizilien so {wer betroffenen Familien gesammelt wurde. Diese menschenfreundliche That Jhres verehrten Coruités und der edeclmüthigen Spender findet ein lebhaftes Echo in unseren Herzen und ist es uns eine Genugthuung, Ihnen den Ausdruck des Dankes und der Erkenntlihkeit der vom Unglück so {wer geprüften zab[- reihen Opfer zu übermitteln. Die Königliche Regierung würdigt das lobenswerthe Wirken Ihres Komités, und ich bin beauftragt Ihnen den Ausdruck ihres Dankes zu übermitteln. Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ganz ergebener Baron Blanc. i

Thorn, 25. Januar. Heute Nacht ist, wie „W.T. B.“ meldet hier Hohwas ser eingetreten; die Weichsel ist um 1} m gestiegen, die Eisdecke gebrochen ; es ist starker Eisgang. :

Nürnberg, 25. Januar. Wie „W. T. B.* meldet, wurde ein zum Bahnhof fahrender Stadtpostwagen erbrochen und 130 000 M daraus gestohlen.

Braunschweig, 24. Januar. Bei den heutigen .Stadt- verordnetenwahlen siegten laut Meldung des „W. T. B." die bürgerlihen Parteien. Zum ersten Mal seit Jahren ist kein einziger Sozialdemokrat gewählt worden.

London, 24. Januar. Ein mit Kanonenpulver und Kugeln beladenes Negieruugs8-Leichterschiff ist, laut Meldung des „W. T. B.", heute Nacht 1 Uhr in der Themsemündung durch eine “Explosion in die Luft gesprengt worden. Von der dabei um- gekommenen Besaßung, welhe aus vier Männern und einem Knaben bestand, ift bisher keine Spur aufgefunden worden. Der dur die Explosion angerihtete Schaden wird auf mehrere Tausend Pfund Sterling geschäßt.

Paris, 23. Januar. Der „Köln. Ztg.“ wird gemeldet: Heute Nachmittag fegte ein Schneesturm während anderthalb Stunden unter Begleitung von Bliß und Donner über Paris hin.

Bern, 24. Januar. Infolge starken Schneefalls ift eine sehr große Zahl von Postverbindungen unterbrochen, darunter neben unbedeutenderen namentlih die Simplon - Route, die Route über den Splügen und die Route über den St. Ber nhardin. Der Tranéport der Postsachen muß theilweise zu Fuß, theilweise auf Pferden bewerkstelligt werden; auch im Bahnbetrieb sind Störungen eingetreten.

einem Sturm auf dem

New-York, 24. Januar. Bei untergegangen.

Michigan-See. ist der Dampfer „Chicora“ 29 Personen sind dabei ertrunken.

San Francisco, 22. Januar. In den Sierras liegt nah einem Telegramm des „R. B.* der Schnee 22 Fuß, wo er zu- sammengeweht ist sogar 40 Fuß hcech. Die Dorfbewohner machen theilweise Tunnels durch den Schnee. Die Züge auf der Central - C 4e iti Bera fönnen nur mühsam vorwärts kommen. Dabei ört es im Gebirge noch nicht auf zu \{neien. Der Schnee reicht vielfach bis an die Telegraphendrähte hinauf.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Der Präsident der Republik Faure hat heute Ribo i nah dem Elysée berufen, um ihn mit der Kabinets- bildung zu betrauen. Ribot wird sich vor Annahme des Auftrags zunächst mit seine” Freunden berathen.

: A : : (Fortsezung des Nich. Hen in der Ersten, Zweiten und Dritten Beilage.)

der „Nat. Ztg.“ mitgetheilte Schreiben gelangt :

Residenz - Theater.

Die lustigen Weiber

Komisch - phantastische Oper in Text von H. S. von

arbeitung von Benno Jacobfon.

tages Seiner Majestät. Hause: Prolog. Hierauf: fontraft.

Fontraft.

Neues Theater.

25. Borstellung. Halali, Lust-

Schwank in 1 Aufzug von von Alexandre Dumas. Anfang 7F Uhr. / :

Auf Allerhöchsten Befehl :

Vorstellung. Wie die Lustspiel in 4 Aufzügen von Karl liebe Geld. Schabelsfki.

Direktion : neuer Ausstattung. 3 Akten von Hugo Musik von Carl Millöcker. Julius Fritsche. Dirigent : edermann. nfang 74 Uhr.

7# Uhr. belm II.

Ouverture von Carl

ball.

Thomas a. G.

Zem 145. Male:

offe mit Gesan ingró’'s „Reise

Wilhelmstädtishes Theater.

Die Fledermaus. Operette in

Musik von Johann Herr Ober - Regisseur Epstein. Ferron. An-

i posse mit Tanz. Hierauf: Der

Jacobson und Jean Kren.

Blumenstraße

Direktion: Sigmund Lautenburg. Sonnabend: Fer- uand’s Ehekfontraft. (Fil à la patte.) Schwank in 3 Akten von Georges Feydeau, in deutsher Be- Anfang 7# Uhr.

Sonntag: Zur Feier des Allerhöchsten Geburt®- Bei festliÞ erleuchtetem Fernand’s Ehe-

Montag und folgende Tage: Fernaund’s Ehe-

S@tffbauerdamm

Sonnabend: Demi-Monde. Sittenbild in 5 Akten / Anfang 7{ Uhr.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Vorstellung des Vereins für Volksunterhaltung. Abends 75 Uhr: Festvorstellung zur Feier des Allerhöchften Geburts- tages Seiner Majestät des Kaisers. Male: Deutscher Frauensinn. Nationales Drama in 1 Akt von H. von Wentzel. Hierauf: Schauspiel in 4 Akten von Elsa von

Montag und folgende Tage: Das liebe Geld.

Theater Unter den Linden. Behrenstr, 55/57. Julius Frizshe. Sonnabend: Mit Der Probekuß. Operette in Wittmann und Julius Bauer. In Scene geseßt von

Herr Kapellmeister Hierauf: Tauz-Divertifsement.

Sonntag: Zur Feier des Allerhöchsten Geburts- tages Sr. Majestät des Kaisers und Königs Wil- Bei festlih beleuchtetem Hause: Jubelfest- S9 2 RE Maria von Weber. Hierauf : Der Probekuß. Tanz-Divertissement.

Sonnabend, 2. Februar: Zweiter großer Masken-

Bentral-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30.

Bon: g cia: R Emil wey). Hrn. Prem.-Lieut. von Versen (Bremen)

O, diese Berliner! Große

und Tanz in 6 Bildern (nach

durch Berlin*) von Julius

P Musik voa Julius Einödshofer. Anfang r.

Sonntag: O, diese Berliner!

Adolph Ernst-Theater. Sonnabend: Auf- treten der Grotesktänzerin Miß Rose Batchelor vom Prince of Wales-Theater in London. Zum 33. Male: Ein fideles Corps. Große Gefangs- Nach dem englishen „A Gaiety Girl*“ von Jonas Sidney frei bearbeitet von Eduard Anfang 7# Uhr, Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Konzerte. Konzert-Haus. Sonnabend bleibt das Haus

ges{lossen. Sonntag, Abends 6 Uhr: Fest-Konzert.

Nr. 9.

Sing-Akademie. Sonnabend, Anfang 8 Uhr: Lieder-Abend von Lillian Heuschel, unt. güt. Mitwirk. der Violinvirtuosfin Frl. Jrene von Breunerberg.

Saal Bechstein. Linkftraße 42. Sonnabend, Anfang 74 Uhr: Ax. Lieder - Abend von JdKk Goeringer a. Wiesbaden, unt. gef. Mitw. des Pianisten Herrn - Harald von Mickwitßz aus Helsingfors.

Birkus Renz (Karlstraße). Sonnabend : Parade- Gala-Vorstellung. Tjo Ni En. (Beim Jahrcê- wechsel in Peking.) Neue Musik-Einlagen. Außer- dem: Blondel, oftpr. Hengst, hierauf Monftre- Tableau von 60 Freiheitspferden, vorgef. v. Di- rektor Fr. Renz. Auftreten des Herrn Gustav Hütte- mann (als Gast), Schulpferd „Cincinatus.“ Kon- furrenz-Schule, geritten von den Damen Frl. Wally Renz und Frau Renz-Stark. Anfang 75 Uhr. Sonntag: Zwei Vorstellungen, Nachmittags 4 Uhr Große Komiker-Vorstellung (ermäßigte Preise siche Plafate und Austragezettel.) Croisance électrique- Abends 74 Uhr: Parade-Vorstellung bei festlich dekoriertem und erleuchtetem Zirkus. Gala-Feît- Akt zu Ehren des Allerhöchsten Geburtsfestes Scincr Majestät des Kaisers und Königs, arrangiert und insceniert vom Direktor Fr. Renz. Zum Schluß der Vorstellung: Auf, auf zur fröhlichen Jagd-

4a./5.

Zum ersten

Das

Fatnilien-Nachrichteu. Verlobt: Frl. Hedwig von Kupsch mit Vrn- Rittergutsbesißer Carl Flügye (Groß-Spiegel- berg—VBlumenhagen). 2 Geboren: Ein Sohn: Hrn. Frhrn. A. von Sole- macher-Antweiler (Schloß Wachendorf bei Sak- Zofefine Dora. Hrn. Amtsrichter Henry (Leobs{hüg). Etne Tochter: Hrn. Landrath Alexander Steinmeisler (Nauen). Hrn. Prem.-Lieut. Kurt von Teichmann und Logish (Ohlau). 4 Gestorben: Hr. Hauptmann a. D. Hermann vi Kameke (Halle a. S.)

E

Verantwortlicher Redakteur :

J. V.: Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagé- Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 22. Sieben Beilagen

(einschliclich Börsen-Beilage)-

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Slaals-Anzeiger.

also noch nicht zwei Drittel derjenigen Quantitäten nah Deutschland

famenöl halten wir für

M 22 Berlin, Freitag, den 25. Januar 1895. Deutscher Reichstag. möglich. Die Hllerb öhung für Baumwollen

22. Sigung vom Donnerstag, 24. Zanuar, 1 Uhr. Ueber den Beginn der Si is its i i ummer berichte g E Sigzung ist bereits in der gestrigen

n der Fortseßung der ersten Berathung de M die anb rang Lu E es dem Abg. Grafen von Kaniß das Meri der :

Abg. Dresler (nl.): Wir haben es mit zwei Gerbemethoden zu thun, die beide als gleihberechtigt anzusehen sind; um die kleineren Gerbereien zu stärken, ist der vorgeschlagene Zoll zu empfehlen, aber & digt werden hoh fein, daß \{ließlich die großen Gerbereien ge-

Bevollmächtigter zum Bundesrath, j -Negi -

im Reichsshaßamt Henle: Dur a Rae Der Mens das Fett für die arme Bevölkerung nicht so vertheuert werden, wie man befürhtet. Der Preis der Margarine würde sih niht um 6 M sondern nur um 1,20 46 erhöhen. Denn der Zusaß des Oels zu Kunst- {malz und Margarine is nit fo groß, wie man annimmt. Die Ansicht, daß der Zoll nicht hoh genug sei, um die deutsche Kunstbutter gegen die Konkurrenz des Auslandes ge- nügend zu s{hüßen, kann ih niht theilen. Die Zollerhöhung ist „auf eine Resolution zurückzuführen, die der {Reichstag im Jahre 1887 gefaßt hat. Auf Grund dieser Resolution haben umfangreiche Erhebungen stattgefunden, die jeßt zu der Zollerhöhung geführt haben. Andere Länder, z. B. Frankreih und Oesterreich erheben einen viel höheren Zoll. Was die Einfuhr von Bau- und Nuzßholz anlangt, so ist es selbstverständlih, daß diese in den Grenz- g zollfrei stattfinden soll, wenn das Holz für häuslihe und E es Zwecke Verwendung finden soll. taatssekretär des Auswärti S -Minis:

Sreibéee es Maria tigen Amts, Staats-Minister

Meine Herren! Da der Herr Abg. Graf von Kaniyz seine Be- merkungen wesentlich gegen Mitglieder des hohen Hauses gerichtet hatte, so habe ih zunächst geglaubt, den Herren, gegen welche er polemisierte, den Vortritt bezüglich der Erwiderung lassen zu sollen. Nachdem ih mich inzwischen aber aus der Nednerliste überzeugt habe, daß zunächst eine Entgegnung von dieser Seite nicht erfolgen wird, fo möchte ih mir erlauben, mit einigen Worten auf das, was der Herr Abg. Graf von Kaniß gesagt hat, einzugehen nicht um eine be- grabene Streitaxt wieder auszugraben, und niht, um den ganzen prin- zipiellen Streit über die Handelsverträge wieder zu beginnen, sondern nur um mit wenigen Worten darzulegen, daß die Methode, welche der Herr Abg. Graf von Kaniy bei der Kritik eines abgeschlossenen Handelsvertrags anwendet, doch sehr anfehtbar ist.

Er hat uns aus der deutschen Statistik eine Reihe von Positionen verlesen, die nahweisen, daß unser Export nah Rußland troß des Handelsvertrags ein minimaler ist; das ist unbestreitbar. Diese Liste kann der Herr Abg. Graf von Kaniß nah Belieben verlängern ; es giebt eine ganze Reihe von Positionen , in denen troß des Handels- vertrags unfere Ausfuhr nah Nußland ganz minimal war und minimal geblieben ist. Und wenn er ferner davon gesprochen hat, daß viele Erwartungen, die an dêèn Handelsvertrag geknüpft worden seien, ge- täuscht worden feien, so ist das au fein schlagendes Argument ; denn erfahrungs8gemäß werden an handelspolitishe Aktionen vielfach Erwar- tungen geknüpft, die mit den realen Verhältnissen nicht in Einklang stehen. Speziell bezüglich der Baumwollwaaren, auf die sich die Ausführungen des Herrn Grafen Kanitz bezogen, haben bei Kennern der russishen Verhältnisse fehr hohe Erwartungen überhaupt nicht bestanden. Wer weiß, in wie hohem Maße die russishe Baumwollen- industrie entwickelt ist, wie nahe sie bereits dem Punkte gekommen ist, wo sie mit Vortheil ihre Produkte ausführen könnte, wenn nit die ftarke Belastung durh Zölle auf Rohbaumwolle sie daran hinderte, der konnte unmögli an die mäßige Herabseßung einzelner Positionen, die wir von Rußland erwirkt haben, große Hoffnungen knüpfen.

Auf der andern Seite mußte der Herr Vorredner zugeben, daß die Erwartungen bezügli unserer Eisenbranche allerdings si erfüllt haben; ich kann sagen, daß sie in manchen Beziehungen sogar über- troffen worden sind. Wenn au in dieser Beziehnng eine gewisse Stagnation eingetreten ist, so liegt das in einem Moment, das der Herr Vorredner auch hätte berühren follen, nämli, daß Nußland bisher aus dem Handelsvertrag in keiner Weise diejenigen Vortheile gezogen hat, die man dort davon erwartete und die man hier seitens der Gegner als siher vorausfagte. Und wenn der Herr Vorredner davon sprach, daß j unsere Erwartungen an diesen Handelsvertrag vielfah getäuscht worden seien, warum hat er nit die Gegenfrage aufgeworfen und beantwortet: sind denn die Hoff- nungen, die man russisherseits an diesen Vertrag knüpfte, erfüllt worden? Es hat sih auf russisher Seite doch wesentli um die Er- leihterung der Ausfuhr von landwirthschaftlichen Produkten gehandelt. Die Erwartung, die man daran knüpfte, war, daß man die landwirthschaftlichen Produkte nah Herabseßung des deutschen Zolls ¿u einem höheren Preise und in größerem Umfang nah Deutschland auéführen könne. Und wenn nun heute ein Vertreter der russischen Landwirthe ähnlich, wie heute der Herr Graf Kaniß es bezüglich Deutschlands gethan hat, die Bilanz bezüglich der russishen Er- wartungen ziehen wollte, zu welchen Resultaten wird er dann kommen ? Er würde ausführen, daß, während zur Zeit des Abschlusses des Vandelsvertrags das wichtigste russishe Exportobjekt, nämlih der Roggen, in Rußland einen Preis von etwa 45 Kop. pro Pud hatte, Jeßt der russishe Noggen im Inland nur noch 2 bis 30 Kop. per T gilt (hört, hört! links und aus der Mitte), daß die Ver- ly sich allmählih so gelagert haben, daß die Ausfuhr von A Roggen, ganz abgesehen von gewissen Qualitäten, nach E sih eigentlich niht mehr lohnt; und unsere Börsen-

e zetgen alltäglih, daß zwar russishe Offerten von i En vorlagen, aber abgewiesen wurden, weil sie fein L E ergaben. Der russishe Landwirth würde ferner as Das ansehen und dann den Nachweis liefern, 1890 v0hrend in früheren normalen Jahren, nämlih im Jahre 1889, E Mais 1891 Rußland in den ersten elf Monaten nah Deutschland d Mi e runde Zahlen n Millionen, 7 Millionen und s eg Doppelzentner exportierte, in den ersten elf Monaten

ahres 1894 nicht ganz 5 Millionen Dopp°:lzentner Roggen,

ausgeführt worden find (hört, hört ! links), die früher dur{schnittlich in normalen Jahren ausgeführt wurden. Ih \preche von normalen Jahren, denn die Jahre 1892 und 1893 sind mit Rücksicht auf die vorbergegangenen russishen Mißernten als Ausnahmejahre zu be- traten. Und was endlich den Hopfen betrifft, der hier im Hause eine große Nolle gespielt hat, so würde der rufsishe Landwirth aus der deutshen Statistik den Nahweis liefern fönnen, daß seit Jnkraft- treten des russishen Handelsvertrags von Nußland nah Deutschland gegangen find 317 Doppelzentner und von Deutschland nah Rußland 4961 Doppelzentner (hört! hört! links), und zwar nimmt die Einfuhr von rufsishem Hopfen nah Deutschland fortwährend ab. Sie betrug im April 120 Doppelzentner, im Juni 62 Doppelzentner, im Sep- tember 6 Doppelzentner, im Oktober 1 Doppelzentner und im No- vember wiederum 6 Doppelzentner also mit der Ueber- \{chwemmung von russishem Hopfen, von der früher die Rede war, ist es nihts geworden.

Der Herr Abg. Graf von Kanitz kam dann auf die allgemeine Depression unserer wirthshaftlihen Verhältnisse zu sprechen ; er hat uns darüber Mittheilungen aus einem Bericht der Hamburger Handels- kammern gemaht. Er ist das will ich anerkennen niht so weit gegangen, diese Depression einzig und allein unseren Handels- verträgen zur Last zu legen; aber immerhin lag es in der Logik seiner Ausführungen, daß, wenn wir die Handelsverträge nicht abgeschlossen hätten, dann unsere wirthschaftlihen Verhältnisse wesentlich bessere wären. Dem gegenübêr weise ih darauf hin, daß die wirthshaftlihe Depression, die alle produktiven Stände trifft, ein allgemeines Uebel ist, das in ganz Europa und namentlich auch in den Vereinigten Staaten beklagt wird Ce O N) daß insbesondere, was die Lage der Landwirthschaft betrifft, heute kein Zweifel mehr darüber bestehen kann, daß die Landwirth- \haft in den Ländern, mit denen wir Tarifverträge abgeschlossen haben, s\ich noch in einer weit traurigeren und \ch{Glechteren Lage befindet als in Deutschland. (Sehr richtig! links.) Mir liegen Berichte vor aus Rußland, aus Rumänien und aus Ungarn, die über die dortigen landwirthschaftlihen Zustände ein Bild geben, von dem gottlob unsere Landwirthschaft, so {lecht ihr es auh gehen mag, noch weit entfernt ist. Und dann ist es doch eine recht eigenthümliche Erscheinung, daß, während bei uns die Gegner des Handelsvertragssystems geneigt sind, den Handelsverträgen einen erheb- lihen Theil der gegenwärtigen ungünstigen wirthschaftlihen Lage aufzu- bürden, umgekehrt in Frankrei, wo das autonome handelspolitische System seit drei Jahren in Kraft ist, die Zahl der Gegner desselben fich täglich mehrt und mehr und mehr die Behauptung hervor- tritt, daß die Depression, die auch dort in der Landwirthschaft \hwer empfunden wird, eine Folge jenes handelspolitishen Systems sei, das das gegentheilige von dem ist, das wir eingeführt haben. Ich meine, meine Herren, das sind doch Gründe, die zeigen, daß hier Momente vorliegen, die mit der Handelêvertragspolitik, bezw. mit dem handelspolitishen System nichts zu thun haben. Ich beschränke mi auf diese wenigen Worte, zumal der Herr Abg. Graf von Kanitz uns in Aussicht gestellt hat, daß er demnächst ex professo diese Frage im hohen Hause zur Erörterung gelangen lassen wird. Jch will dieser Diskussion in keiner Weise vorgreifen. Ich kann nur sagen, daß bezüglih der Bedeutung der Landwirthschaft, bezüglih der Noth- wendigkeit, insbesondere einen landwirthschaftlihen gesunden Mittel- stand zu erbalten, die Anschauung der verbündeten Regierungen mit der- jenigen des Herrn Grafen Kanitz in keiner Weise auseinandergeht. (Bravo !)

Abg. Dr. Barth (fr. Ver.): Die Gegner der Handelsverträge sprechen immer von Enttäushungen, welhe die Verträge gebracht haben. Wir haben nicht eine starke Hebung des Exports von den Handelsverträgen erwartet, wohl aber Stabilität in unseren Handels- beziehungen auf eine Reihe von Jahren. Was man darüber hinaus erwartete, haben wir niemals hoch angeschlagen ; aber diese Stabilität, die das Hauptverdienst der Verträge ist, ist eingetreten. Kein Handels- vertrag kann eine Volkswirthschaft so ändern, um sie aus einer un- günstigen Lage in eine günstige umzuwandeln. Was den Q uebracho- zoll anlangt, so macht die Erörterung darüber fast den Ein- druck, als ob jeder Fortschritt der Technik in der beimischen Produktion durch erhöhten Zoll bestraft werden müßte. Das ist ein geradezu Julturfeindliher Protektionismus. Das is der Unterschied zwischen Ihrer und unserer Wirthschaftspolitik: Sie wollen den wirth- shaftliÞ Stärkeren zum Schwächeren herabziehen wir streben um- gekehrt danach, den Shwächeren auch dahin zu bringen, wo sich der Stärkere befindet. Durch die Behandlung mit Quebrachoholz wird der Gerbeprozeß um 30 bis 40 °/ billiger. Dieses Vortheils wollen Sie das ganze Gerbergewerbe berauben, nur um einzelnen Besitzern von Schälwaldungen. Zollshuß zu gewähren! Da wäre es ja besser, Sie gäben diesen Leuten eine Entschädigung aus allgemeinen Staatsmitteln , dann wüßte man doch auhch, was die ganze Geschichte kostet. Auch der Erhöhung des Baumwoll- jamenölzolles kann ich nit zustimmen. Von diesem Produkt werden 200 000 Doppelzentner jährlich zu Speisefett verarbeitet, das doch font nur von den ärmsten Klassen konsumiert wird; man legt alfo dur die Zollerhöhung diesen Klassen eine Steuer von 1 200 000 46 auf, denn fo hoh beläuft sih der Zuschlag dur die Erhöhung von 4 auf 10 A Das thun Sie zu Gunsten des Vereins deutscher Oel- fabrikanten, der der einzige Interessent ist und so prosperiert, daß er 65 9/9 Dividende geben kann. Das ist gerade jeßt ein \ozialpolitischer Fehler, der der Agitation reihen Stoff geben wird. Möge die Negie- rung sich gegenüber den Vorschlägen auf irgend welche Zollerhöhungen möglichst skeptish verhalten. Gerade in einer fritishen wirthschaft- lichen Lage muß man möglichst stabile Verhältnisse hafen.

Abg. Fusangel (Zentr.): Die Handelsfreiheit hat uns unge- heuren Schaden gebracht, darum hat meine Partei das große Werk der Schußzollgesezgebung nah Kräften gefördert. Jm großen und ganzen aber bewegt sich diese Vorlage im richtigen Geleise, und sie hâlt si in den rihtigen Grenzen. Im Einzelnen möchte ih be- merken, daß meine politishen Freunde die Ershwerung der Holz- einfuhr an der Grenze für bedenklih erahten. Vielleiht läßt sich hier der Ausweg einschlagen, daß man für die bestehenden Säge- werke die Holzeinfuhr kontingentiert und nur für die neu entstehenden Werke die vorgeschlagene _Erschwerung in Gel- tung segt. Den höheren Zoll auf Honig billigen wir im Interesse der einheimischen Bienenzuht; auch sind wir der Ansicht, daß der Zoll auf Kunsthonig in der gleihen Höhe gehalten werden muß wie der Zoll auf natürlichen Honig; denn eine Unterscheidung zwischen Kunsthonig und natürlichem Honig ist bis jezt noch nicht

gerechtfertigt. ie Besorgniß, daß daraus eine Vertheuerun Margarine entstehen könnte, halten wir für ungerechtfertigt ; bera e Vertheuerung wird eine so minimale sein ein Brudtheil eines E für das Pfund Margarine —, daß sie noch auf die Kon- umenten abgewälzt werden kann. Das Interesse unserer Shâl- waldungen läßt den Zoll auf Quebrachoholz geboten erscheinen.

Abg. Freiherr von Stumm- Halberg (Rp.): Der Staats- \setretär Dr. Graf von Posadowsky hat am Shluß feiner Ausfüh- rungen gesagt, daß, wie auh die Frage des H auf Quebrachoholz erledigt werden „möge, jedenfalls der deutshe Schälwald keinen Vor- theil haben würde, weil der Ausfall an-Quebrachbholz nun dur Einfuhr von Eichenlohen aus Oesterreih-Ungarn und Frankreich erseßt würde. Ist das Faktum richtig, so ist es doh noh immer nit die Shlußfolgerung. Denn wenn das Ausland seinen Import an Eichenlohe \teigert, so geschieht es doch weil der Preis in Deutschland sih gehoben hat, und die Preis- steigerung kommt doch der Schälwaldkultur in Deutschland zu statten. Der Abg. Möller stellte die wirthshaftlihe Wirkung des Quebracho- verfahrens in der Lederindustrie in eine Parallele zu der wirthschaft- lichen Wirkung des Thomasbetriebs in der Eisenindustrie. Darin ist er im Irrthum. Das Puddelverfahren ist niht durch das Thomas- verfahren, sondern durch das Bessemerverfahren verdrängt worden. Diesem is das Thomasverfahren entgegengetreten und bat die Eisenindustrie bei uns wieder auf den natürlihen Boden zurückgeführt. Die Sache liegt also genau umgekehrt: der Thomasprozeß hat dasselbe Refultat für die Eisenindustrie hervorgerufen, das der Quebrachozoll JAO Die deutsche Gerberei-Induftrie haben soll. Der Kreis Siegen ist allerdings durch den Thomasbetrieb benachiheiligt worden, weil er phosphorhaltige Erze hat, aber gerade das wäre doch nur ein Grund mehr, ihn durh die Einführung des Zolls auf Quebrachohol;z zu entschädigen. Auf die Ausführungen des Abg. Grafen Kanitz in Betreff des russischen Handelsvertrags möchte ih nit näher eingehen : Ich erkenne an, daß bei Freunden wie Gegnern des Handelsvertrags Illusionen zerstört worden sind. Ich habe, als ih für den Vertrag eintrat, die Vortheile desselben für die Eisenindustrie hervor- gehoben, und ih muß fkonstantiere, daß die Erwartungen, die ich daran geknüpft habe, vollauf eingetroffen sind. Der Absatz ist be- deutend verstärkt worden, und daß die oberschlesishe Eisenindustrie heute noch auf ihren Absaß nach Rußland großen Werth legt, fann der Abg. Graf Kaniß nicht leugnen. - Auch im rheinish-westfälishen Gebiet hat die Eisenindustrie erheblihen Nußen von dem Vertrage ; sie hat die sämmtlichen Schienenlieferungen und würde auch ohnedies [hon einen Vortheil darin finden, daß sie durh den ge- steigerten Absatz der oberschlesishen Eisenindustrie entlastet wird. Daß die Eisenindustrie klagt wie andere Industriezweige mit mehr oder minder Recht, is richtig; aber wer is daran {huld ? Weder ein verminderter Absaß nah innen noch ein folcher nah außen, sondern die ungesunde Produktionssteigerung. Wenn Sie die Statistik nachsehen, werden Sie finden, daß die Produktion seit 1891 um 1090/6 gestiegen ist, während die Konsumtion nicht in der- selben Weise zugenommen hat. Hätte der russische Handelsvertrag nicht ein erhebliches Absatgebiet geschaffen, so würde es noch \{limmer stehen. Mit der Ueberweisung der Vorlage an eine Kommission von 21 Mitgliedern, wie sie der Abg. Möller vorschlägt, bin ih ein- E s H

| g. Dr. Hammacher (nl.): Der wichtigste Punkt in den vor- liegenden Zollvorshlägen is die Erhöhung des d auf Baumwoll- samenöl. Der Abg. Dr. Barth hat es so hingestellt, als ob es ih hier lediglih um Einzel-Interessen, um die Interessen der deutsdas Oelfabrikanten handle. Das ist irrig, denn auch die Interessen der Landwirthschaft kommen hierbei in Frage. Die deutsche Landwirth- schaft hat 1891 niht weniger als für 20 Millionen Mark Oel- kuchen vom Ausland bezogen, in ihrem Interesse würde also die Entwicklung der einheimishen Oelfabrikation wesentlich liegen. Nun hat aber der deutshe Oelfabrikant, um 100 k Oel herzustellen, Rohprodukte nöthig, die mit 6 Zoll belastet sind; wenn Sie demgegenüber das amerikanishe Baumwoll- \samensöl nur mit 4 # verzollen, so ist die deutshe Fabrikation höher belastet ; das ist eine Ungerechtigkeit, die aus der Welt geschafft werden muß. Auch mir wäre es angenehm, wenn wir auf derartige Zoll- erhöhungen, die die Speisefette vertheuern, verzihten könnten, und wenn wir die geshädigten Delfabrikanten durch Verbilligung des Zolls auf ihre Rohprodukte entshädigen könnten. Aber unsere finanzielle Lage erlaubt das niht. Unter den heutigen Umständen bin ih also für A pra.

: Abg. Möller (nl.): Gegenüber dem Abg. Graf Kanitz stelle ich hier fest, daß die deutshe Industrie einen wesentlichen T A den Handelsverträgen gehabt hat. Ich habe für meine Behauptung mir bei den ersten Autoritäten das Material gesammelt; unter anderem habe ih hier Angaben des Präsidenten der Handelskammer in Frankfurt a. M. Nach allen diesen mir vorliegenden Berichten hat die Eisenindustrie seit dem Abschluß des Handelsvertrages ihren Erport wesentli erhöht, sowohl in Winkel-Stabeisen und Eisenblechen, als auch in Maschinen, namentlich auch Nähmaschinen, und diese Steige- rung ist nicht \toßweise, sondern stetig erfolgt, sodaß auf weitere Steigerung gerechnet werden kann. Auch bei anderen Artikeln, wie Leder-, Strumpf- und Zeugwaaren is der Export gewachsen, ebenso in der chemischen Industrie, der Möbel- und Papierfabrikation. Ich habe in dieser Beziehung Auskünfte von ersten Welifirmen. Wir haben alle Urfache, zu wünschen, daß wir im Lande Nuhbe haben ; man solite endlih die ewigen Klagen über die Handelsverträge einstellen. Auch die Behauptung, daß der russishe Import die Landwirthschaft ruiniere, ist niht richtig ; die Nothlage der Landwirthschaft beruht auf ganz anderen Ursachen als den Handelsverträgen.

Abg. Graf von Kaniß (dkons.): Ih muß mi gegen den Vor- wurf verwahren, daß ih den russischen Handelsvertrag in die Debatte geziogen hâtte. Ich habe die Handelsverträge überhaupt nur gestreift. Nun hat aber der Staatssekretär Freiherr von Marschall die Frage an mi gerihtet, wie es komme, wenn der rusfsishe Handelsvertrag für uns ungünstig gewesen sei, daß in Nußland noch eine größere Un- zufriedenheit über den Vertrag herrscht als bei uns. Richtig ist, daß in Rußland Unzufriedenheit herrs{cht; denn es geht auch dort der Landwirthschaft \{chlechter als je. Das Gleiche ist in Oesterreich- Ungarn der Fall. Das liegt aber einzig und allein an der Ausdehnung der Meistbegünstigung auf Amerika. Ich habe vor dieser Ausdehnung oft genug gewarnt. Jeßt überschwemmt uns Amerika mit Getreide. Daß die Gesammtlage unserer Industrie sich nicht gebessert hat, wird von den verschiedensten Seiten zugestanden. Den von dem Abg. Möller angeführten Autoritäten kann ih leihwerthige andere gegenüberstellen. Jch habe für diese Verhältnisse aber, wie ih nohmals wiederhole, nicht den russischen Handelsvertrag verant- wortlih gemaht; aber man wird zugeben, daß die großen Erwar- tungen, welche an die Handelsverträge geknüpft wurden, nicht in Er- eas gegangen e V Se

g. Wurm (Soz.): ie Ausführungen, welhe zu Gunsten des Quebrachoholzes gemacht worden sind, haben uns A tas Auf: fassung nur bestärkt. Wir werden gegen jeden Versuch einen folhen Zoll einzuführen, stimmen, wie wir gegen alle Vorschläge des vor- liegenden Geseßentwurfs stimmen werden.

Die Vorlage wird hierauf an cine Kommission von 21 Mitgliedern überwiesen und demnächst um 51/, Uhr Ver-

tagung beschlossen.