1895 / 29 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 01 Feb 1895 18:00:01 GMT) scan diff

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industrie tief geshädigt würde, so wäre das niht bloß ein Nachtheil für die Landwirthschaft, sondern für die weitesten Kreise, auch für die Arbeiter, die in den bezeichneten Industrien thätig sind. Es ist also durchaus verkehrt, wenn man behauptet, es handele sich- bloß um die sogenannten Zudckerbarone, denen man viel Geld zuwenden , wolle (Heiterkeit) ; nein, es ist eine Frage von weitgreifendster sozialer und wirthschaftliher Bedeutung, die Zuckerindustrie als eine landwirthschaft- (Bravo! rets.)

Meine Herren, dann liebt es- der Herr Abg. Richter, an- scheinend sehr sherzhafte Bemerkungen zu machen, hinter denen aber oft sehr ernste sich verbergen, und fo hat er denn erneut die Frage vom Zickzackurs angeregt, und zwar hat er sie angewendet auf den Minister von Lucius, den Minister von Heyden und mih. Ja, meine Herren, nun will ih ’mal klarstellen, was an der Sache wahr ist. Mit dem Herrn Minister von Lucius habe ih mi auf agrarem Gebiet fast immer auf demselben Standpunkt befunden, und bei der haupt- entscheidenden Frage, welche zu dem Abgang des Ministers Lucius führte, habe ih mit ihm vollständig übereingestimmt; cuch er war ein Gegner des österreihishen Handelsvertrags und wollte Ju diesem Zustande- fommen nit mitwirken. Auch in wesentlichen agraren Fragen stand ih mit dem Minister von Heyden ebenso wie mit dem Minister von Lucius auf demselben Boden, und vielleicht ist der einzige Unterschied unserer Anschauungen der gewesen, daß der Minister von Heyden und wie weit er halb mit Willen uud halb gegen seinen Willen hineingezogen ist, das weiß ich nicht (Heiterkeit) jedenfalls die Handelspolitik mitgemaht hat. Meine Herren, wie man daraus darlegen kann, daß ein Zickzack sich abgespielt habe, vom Minister von Lucius zum Minister von Heyden und vom Minister von Heyden zu mir, ist mir vollständig unverständlich, da vielleicht nur in einer Frage der Minister von Heyden und ih sehr wesentlich

© verschiedener Meinung sind, und zwar in der Frage der Handelsvertrags-

politik, sodaß ich nur nach dieser einen Richtung einen verschiedenen

Kurs entdecken kann. Meine Herren, eine ganz kurze Bemerkung will ih noch machen.

._ Ich habe allerdings gesagt, daß ih bedaure, daß über verschiedene

Fragen augenblicklich in der landwirthschaftlihen Bevölkerung nohch eine sehr erregte Stimmung fortdaure, daß die Agitation auch jeßt noch fortgeseßt werde, wo doch zweifellos die Staatsregierung gêwillt sei, soweit sie das irgend könne, zur Beseitigung der-landwirthschaft- lichen Krisis beizutragen. Jch habe aber nit gesagt, daß ih durch- weg diejenige Agitation mißbillige, die unter dem früheren Kurse, so will i mich einmal ausdrüdcken, stattgefunden hat. Denn an ih nehme ich, folange wir das allgemeine direkte Wahlreht haben und solange wir eine Vertretung wie hier haben, für jeden Stand, für jeden Menschen und für jeden Beruf das Recht in Anspru, wenn er glaubt, daß seine Interessen benachtheitigt werden, durch eine gewisse Agitation dieser Benachtheiligung der Interessen dadurch entgegen- zuwirken, daß er im Parlament, sei es im Reichstag, sei es hier, sich solche Vertreter hat, die seiner Ansicht nach geeignet sind, seine Interessen besser wahrzunehmen, wie das. bisher geschehen ist. Aber, was ih nicht für rihtig halte, das ist. das und das erwidere ih namentlich auch dem Abgeordneten Arendt —, daß man auch in dieser Agitation in weite Kreise Fragen hineinträgt, von denen man weiß und sich sagen muß, daß: in den weitesten Kreisen ein Verständniß für die Beur- theilung solcher Fragen fehlt. Jch behaupte beispielsweise, die Währungs- frage ist eine Frage, die si für eine Agitation in landwirthschaftlichen Kreisen, namentli in weiteren Kreisen, um deßwillen nicht eignet, weil Ke fo außerordentlich s{wierig und so subtil ist, daß es keine Be- deutung hat, ob der kleine landwirthschaftliche Verein in Posemuel oder sonstwo sagt: ih bin für oder gegen die Währungsfrage. Darauf gebe ih garnihts. Man handelt nicht rihtig, wenn man im Wege der Agitation über Fragen Zustimmungserklärungen erwirkt, für welche den zustimmenden Kreisen das Verständniß fehlt.

Also ih habe-nur den Wunsch ausgesprohen, daß augenblicklich mal die Agitation ruhen möge. Jch behaupte aber, daß, wenn dié Staatsregierung Gutes erreichen soll dann muß sie nit allein auf ihren eigenen Füßen stehen, sie muß auch vom Vertrauen der land- wirthschaftlichen Bevölkerung getragen werden.

Meine Herren, damit habe ih im wesentlihen den Abg. Richter abgethan, (Heiterkeit.) Wir werden ja vielleiht noch öfter Gelegenheit haben, uns miteinander zu unterhalten.

Ich wende mich jeßt zu dem Abg. Sattler und kann nur bemerken, daß ih im großen Ganzen mit dessen Ausführungen einverstanden bin. Sie decken sih mit meinen Anschauungen. Jch danke dem Herrn für das. Vertrauen, das er mir entgegengebraht hat. Auch mit den Aus- führungen des Herrn Abg. von Tiedemann bin ih im wesentlichen einverstanden. Allerdings - habe ich gegen eine Bemerkung mich zu wenden. Der Herr Abgeordnete hat gesagt, er würde es für richtiger gehalten haben, wenn sämmtliche landwirthschaftlihe Arbeiter von der Alters- und Invalidenversorgung ausgeschlossen wären. Meine Herren, das würde ‘ih für einen großen politishen Fehler halten. Meine Er- fahrungen, die ih im wesentlihen aus dem Westen habe, haben mir gezeigt, daß man in landwirthschaftlihen Kreisen auf die Vortheile, die die Alters- und Invalidenversiherung den ländlichen Arbeitern gewährt, den allergrößten Werth legt. Dagegen erkenne ih an, daß vielleiht zu erwägen ist, ob es richtig ist, daß nur für kurze Zeit ein- wandernden russischen Arbeitern die Marken geklebt werden müssen, und ih hoffe, daß dieser Mißstand beseitigt werden kann. (Sehr richtig! rets.)

Meine Herren, mit dem Abg. von Mendel kann ich mich darin vollständig einverstanden erklären, wenn er gesagt hat: der Grund- gedanke des im Entwurf vorliegenden Wassergeseßes bedürfe einer gründlichen Umgestaltung. Uebrigens glaube ih, das au hon in der Generaldiskussion ausgesprochen zu haben.

Meine Herren, nun möchte ich mir noch gestatten, auf ein paar kurze Dinge einzugeben, die rüdsichtlich des Schußes gegen die Vieh- seuhen in Frage kommen. Alseitig, meine Herren, haben Sie an- erkannt, daß auf diesem Gebiete sowohl zur Bekämpfung der Seuchen im Inlande, wie zur Bekämpfung der Gefahr der Einschleppung der Seuche aus dem Auslande die zulässig weitgehendsten Maßregeln ergriffen werden müssen. Ich / habe hon darauf hingewiesen ih glaube es wenigstens in der Generaldisfkussion gethan zu haben —, daß in Ausficht . genommen is eine Quarantäneeinrihtung an den Grenzen gégen den Intport auswärtigen Viehs, Jh habe ferner darauf hingewiesen, daß im Einverständniß mit dem Herrn Minister für die geistlihen Angelegenheiten das von auswärts eingeführte geshlahtete Vieh einer gründlihen Untersuhung unterzogen werden Joll. Ich glaube ferner hervorgehoben zu haben, daß der Schmuggel

bei. Einführung von Vieh mit den strengsten Maßregeln zu unter-

Schmuggel im allgemeinen einen bedeutenden Umfang angenommen habe, nit zu.

Meine Herren, rücktsihtlich der Unterdrückung der Viehseuchen im Inlande ist in Aussicht genommen-eine Verschärfung der Vorschriften der Bundesrathsinstruktion zur Ausführung des Reihs-Viehseuchen- geseßzes auf Grund der durch die Novelle vom 1. Mai 1894 der Veterinärpolizei gewährten erweiterten Befugnisse. Ein bezüglicher Antrag ‘wird an den Bundesrath gestellt werden. Den jeßt dem Reichstage vorliegenden Entwurf einer Novelle zur Gewerbeordnung, welcher unter andern die Beshränkung des Hausirhandels mit Vieh bezweckt, glaube ih {hon in der Generaldiskussion erwähnt zu haben.

Dann ift eine erheblihe Vermehrung der beamteten Thierärzte in Ausficht genommen, ebenso eine Ergänzung und Vervollständigung der fahlihen Bildung der beamteten Thierärzte durch Einrichtung , von Unterrichtskurscen an den Thierärztlihen Hohshulen. Auch zur ? wissenschaftlichen Frforschung der Viehseuhen werden größere Mittel bereit gestellt. Da weise ih darauf hin, daß ein Preis ausgeseßt war, um den Ansteckungöstoff der Maul- und Klauenseuche zu erforschen. Der Preis hat bisher niht zuerkannt werden können und ist von neuem wieder ausgeseßt worden.

Dann ift darauf hingewiesen, daß das vorgelegte Geseß wegen der Schweineseuche solle abgelehnt werden. Ja, meine Herren, ih möchte doch darauf hinweisen, daß das Gefeß ein fakultatives ift; die Provinzialverbände können darnach diefe Versicherung einführen oder nicht, und ich möchte doh glauben, daß die Verhältnisse in den verschiedenen Provinzialverbänden so verschiedenartig find, daß man daraus, daß an einem Punkte einer Provinz ein solhes Geseß nicht nothwendig ist, nicht folgern darf, daß es anderwärts nicht zweck- mäßig ist. :

Meine Herren, auf die Ausführungen des Herrn Abg. Gamp kann ih wenig erwidern; denn fie sind mir nicht zugänglich gewesen. Er spra fortwährend unter ziemliher Unruhe des Hauses nach jener Seite hin (rechts), und deshalb is mir vielleiht Wesent- lihes entgangen. Jch äußere mich deshalb dazu niht; nur eine Be- merkung habe ih gehört; er sagte, er wisse niht, was er unter Selbst- hilfe und unter Staatshilfe verstehen solle. Ja, meine Herren, ih glaube, das weiß hier im Hause jeder, was man darunter versteht. (Heiterkeit.)

Was man unter Selbsthilfe versteht, kann man nur feststellen im Gegensatz. zur Staatshilfe; jedenfalls kann es nit so viel bedeuten, daß der Wohlhabende den nicht Wohlhabenden gewissermaßen aus dem Sumpfe herausreißen soll, sondern es sollen durch Vereinigung einer gewissen Kategorie von Grundbesißern Maßnahmen ergriffen werden, die der Einzelne nit allein und auch nicht ohne Staatshilfe ausführen fann.

Mit den Ausführungen des Herrn Abg. Herold kann ih mich im wesentlihen einverstanden erklären, nur möchte ih auf eine Be- merkung zurückkommen. Er sagte, wenn ih richtig verstanden habe, die Militärverwaltung sei zu bureaukratisch. Das if unzutreffend. Der jeßige Herr Kriegs-Minister ist jedenfalls aller Bureaukratie abhold, er steht mitten im praktischen Leben und ist gewillt, auch bei feinen untergeordneten Beamten dahin zu wirken, daß bureaukratis{e Allüren niht hervortreten.

Meine Herren, auf die Ausführungen des Herrn von Riepen- hausen will ih nicht weiter eingehen; i mödte ihn bitten, daß er in seinem stenographischen Bericht das, was er heute gesagt hat, mit dem, was ich in der Generaldiskussion gesagt habe, nochmals vergleiche er wird dann finden, daß er mir Dinge in den Mund gelegt hat, die ih nit gesagt habe, oder daß er verschiedene Dinge fals ver- standen hat.

Dann habe ih dem Herrn Abg. Arendt etwas zu erwidern. Er hat gesagt, er wisse niht ret, was ich® unter den „ärgsten Bi- metallisten" verstände. Es giebt Bimetallisten, meine Herren, die Deutschland, ohne daß England und Amerika witgehen, allein für mächtig genug halten, von heute bis morgen den Bimetallismus ein- zuführen und mit der Goldwährung aufzuräumen ; diese verstehe ih unter dem Begriff „ärgste Bimetallisten“.

Dann bin ih dem Herrn von Heydebrand ganz besonders dankbar für das Vertrauen, das er mir entgegengebraht hat, und werde mich bemühen, es zu verdienen. (Bravo!)

Damit habe i, wie ih glaube, im wesentlihen alles widerlegt; und ih bin nur noch genöthigt, auf eine Bemerkung zurückzukommen, weil der Herr Finanz-Minister. nicht hier ist, eine Bemerkung, die Herr von Riepenhausen über die Einshäßung sowohl zur Einkommensteuer als wie zur Vermögenssteuer gemacht hat. Ih weiß nicht, ob Herr von Riepenhausen gegenwärtig gewesen ist, als der Herr Finánz-Minister | einen ähnlichen Angriff hier aus dem Hause widerlegt hat. Es wurde klar von ihm ausgesprochen, daß, falls in den untérgeordneten Instanzen zu fiskalish verfahren werde, namentlih gegen die Instruktion, gegen den Sinn und den Geist des Gesetzes, er dies nicht allein mißbilligen, sondern auch abstellen würde, und der Herr Finanz-Minister hat ganz bestimmt ausgesprochen, daß das seinen Intentionen niht entsprechen würde. Uebrigens, glaube ih, liegt die Sahe noch im dunklen Schoß. Wir wollen erst abwarten, wie die Eins{äßung zur Ergänzungössteuer sih thatsächlich stellen wird. Bestimmte Resultate liegen meines Wissens noch nirgend vor. Erst wenn dies der Fall sein wird, wird sih beurtheilen lassen, ob die Beshwerden, die hier von dem Abg. von Riepenhausen vorgetragen sind, und die anscheinend als berechtigt von anderen getheilt werden, wirklich begründet find, und ob gegen den Willen des Herrn Finanz-Ministers die Ausführung der betreffenden Geseße und Instruktionen zu fiskalisch gehandhabt worden ist. Jeben- falls bin ih aber verpflichtet, den Herrn Finanz-Minister gegen den erhobenen Vorwurf aufs allerentshiedenste in Schuß zu nehmen. (Bravo ! rets.)

Abg. Ning (kons.): Ich bestreite die Behauptung von freisinniger Seite, daß die Brotpréise immer den Gätrébepreifeu eiltsPedhe: denn während im Kreife Teltow die Umwandlung einer Tonne Roggen in 20 Ztr. Brot 15 4 beträgt, kostet derselbe Prozeß in Dortmund 92 #, in Dresden 73 und in Berlin gar 90,60 Es ist also niht der Landwirth, der mit seinen Getreidepreisen das Brot ver- théuert, fondern die Börse und der Zwischenhandel. Was die Vieh- verseuchung und die dagegen zu ergreifenden Maßregeln betrifft, so mache ih den Herrn Minister auf die Einrihtungen des: Nummels- burger Viehmarkts aufmerksam, von welchem aus namentli die

peineieuEe ins Land gekragen wird, und grade ai der Schiwveine- züchtung hängt do zum großen Theil das Wohl des arméên Männes. Bevor wir also dem Gefsezentwürf über die Verhinderung der Schweineseuchen unsere Zustimmung geben, müssen wir eine fsere Handhabung unserer eigenen Veterinärpolizei verlangen.

drücken versucht“ wird. Uebrigens trifft die Behauptung, daß dieser. | Domänenp

Abg. Falkenhagen (al.) beklagt fich über die Heranziehung der 5 Fat zur Grund euer, die jeßt, allerdings R e Form, von den Gemeinden oft in E he erhoben werde als j

Abs Broemel (fr. Ver.) erklärt sih gegen eine sozialpolitische Seieans ung, die einzelne Klassen der Bevölkerung auf Kosten der Gesammtheit bevorzuge. Die Landwirthschaft habe günstige Kon- junkturen für sh ausgenußt und rufe jeßt bei \{lechter Konjunktür die Hilfe des Staats an. Dadurch werde die. fittlihe und wirth- schaftlihe Berehtigung des Eigenthums an Grund und Boden über den Haufen geworfen. Bet den niht aus der Welt zu schaffenden S{wankungen im Weltverkehr müsse man sich hüten, Maß- regeln zu ergreifen, die auf eine augenblickliche wirthshaftli Lage zugeshnitten seien, wie der Antrag Kaniß.

Abg. Arendt sei zu erwidern, daß die wirthschaftlihe Lage eines Landes nicht von der Valuta abhänge. Dieselbe Meinung habe auch der Staatssekretär Graf von . Posadowsky in der bart e ag lies entwidelt. Ebenso habe derselbe vor der Agitaton für die Silber- währung in niht unterrihteten Kreisen gewarnt: eine Warnung, die Herr Arendt nicht befolge. Ueberhaupt habe Herr Arendt von der Silberkommission gar nicht gesproben, wohl aus gutem Grund, denn ihr Resultat sei keineswegs g für die Bimetallisten gewesen. Von dem Geldmangel, der fonst bei dêr Beweisführung der Bimetallisten eine so große Rolle spiele, habe Herr Arendt heute gar nicht ese gesprochen. Der Einwand werde also wohl niht mehr für stihhaltig êrahtet. Herr Arendt scheine überhaupt eiue schwankende Valuta für ein Glück zu halten. Die gegenwärtige Zeit mit ihrem Verlangen nah Staatshilfe habe eine verzweifélte Aehnlichkeit mit der Zeit vor der ersten französischen Revolution, und wenn die Umsturzbestrebungen irgend welhen Erfolg haben sollten, so könnten die Agrarier AB Fen daß sie durch ihre Lehren und Thaten viel dazu beigetragen ätten.

Abg. Arendt (fr. konf.) erwidert, daß er die Währungsfrage nur soweit erörtert habe, als sie mit der Landwirthschaft zusammenhängez aus diesem Grunde habe er die vom Vorredner angeführten Fragen niht berührt. Gerade eine feste Valuta halte er für die Grundlage einer gesunden Volkswirthschaft. Aus den Worten des Ministers über die „ärgsten Bimetallisten" habe er, Redner, ersehen, daß- der Minister ihn niht dazu zähle, denn er sei, wie alle wahren Bimetallisten, für ein internationales Vorgehen in der Währungsfrage.

__ Die Diskussion wird hierauf geschlossen und um 41/4 Uhr die weitere Berathung des Etats der landwirthschaftlichen Ver- waltung. auf Freitag 11 Uhr vertagt; außerdem steht der Geseßentwurf über die. Errichtung einer General:-Kommission für die Provinz Ostpreußen auf der Tagesordnung.

Land- und Forftwirthschaft.

Uebersicht derStudierenden an den A O abten während des Winter-Semesters 1894/95.

2E 221.5 = : _ I BSZETBEIE Bezeichnung der Akademie ZEE SEEZ Z ë# &0W| W| S |* Landwirthschaftlihe Hochschule zu B S e ate fi 372 136 81 589 *) le pte a mes Akademie zu Poppoldorf «2%. 4. _206 53 1 [340 zusammen 658 189 82 1 929*®*)

*) Außerdem nahmen an den Vorlesungen und Uebungen der

Landwirthschaftlihen Hochschule zu Berlin theil: 65 Studierende der

Universität und 118 Studierende der Thiérärztlihen Hochs{hule inkl.

der Militär-Roßarztshule zu Berlin, zusammen 183 Studierende.

Die Frequenz von Berlin beträgt mithin überhaupt (589 + 183

N 2 Lee, und von den beiden Instituten (772 + 349) = 111 udierende.

**) Bon den 929 Studierenden find: aus der Provinz Ostpreußen 2 Studierende,

e a E, Brandenburg (Berlin) s

ern s L a C y G. c, 80 2 En O8 ¿ Schleswig - Holstein . 11 E aler is e 2s ¿ Cen B s Heften-Raffa L 00 : beinland . . 117 7 Hohenzollern .

aus Preußen zusammen . 812 Studierende, aus den übrigen deut|chen Staaten zusammen. 74 L

aus Deutschland zusammen . 886 Studierende, aus dem Auslande zusammen 43 2

zusammen wie oben . 929 Studierende.

Ernteergebniß 1894 in Irland. |

Einer über die Anbauflähen und den Ernteertrag in Frland im Jahre 1894 veröffentlichten englishen Parlamentsdrucksache entnehmen wir folgende Angaben:

Anbaufläche Ernteergebniß in Adern in Cwots. von 112 4 1894 1893 1894 1893 Wezel 49 338 54 998 820 490 892 269 D e 6 1 254 837 1248338 | 19290996 19395 794 Gerste... » « : 164590 168776 | 2812679 2769977 DEBIGCN «1% «s 11926 13 461 151 790 178100 in Tonnen Karton. , . .117:090 723735 | 1873164 3064265

Ernteergebniß in Kanada 1894. In der Provinz Ontario wurden geerntet :

Roggen . . , 1386 606 Bushel oder 15,4 per A&er Winterweizen . 16512106 , e O S Sommerweizen 3367854 , is Li i de, Gera ¿1098004 v O ¿Pius Haler e AUONDC O d R L a.» CDAID S 5 O Buchweizen; . 253€335 «S Gtbsen ., ; 1402288 ¿ L O: 8 Kartoffeln . . 17 163 130 102,6

Hiernach haben Noggen und Winterweizen eine sehr ute, dagegen Hafer und Kartoffeln eine Ernte unter dem Det crcebogs s In ‘der Provinz Manitoba stellt sich das Ernteergebniß auf: dat 4 5 59 924 Bufhel, Sommerweizen 17172883 ,„ oder 17,0 per Aer r L Lie Mb

Ee. s QUALCLO Erben. 18 434 “i 103 L Ls

Kartoffeln . . 2035 336

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Zweite Beilage

' | zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

M 29.

Statistik und Volkswirthschaft.

Die landwirthschaftliche Bodenbenußung im Königreich Bayern im Jahre 1893.

(Stat. Korr.) Bei der auf Grund des Bundesrathsbeschlusses vom 7. Juli 1892 im Jahre 1893 in Bayern vorgenommenen Er- mittelung der landwirthschaftlihen Bodenbenußung wurde das frühere System der JIndividualerhebung verlassen, indem man die zur Aus-

Füllung der Grhehungsformälare erforderliden Unterlagen im Wege

einer übershlägigen gemeindeweisen Schäßung der Anbauflächen durch besondere, aus crts- und sahkundigen Per}onen gebildete Kommissionen gewann. Von der auf die'e Weise ermittelten Gesammtflähe des Königreichs Bayern von 7586465 ha entfallen auf Obekbayern 1.672502, auf Niederbayern 1 075.661, auf die Pfalz 592 796, auf die Oberpfalz 966 174, auf Ober-, Mittel- und Unterfranken 699 877 bezw. 757 385 und 840 137, auf Shwaben 981 933 ha.

Nah den hauptsählichsten Arten der Benußung treffen von jener Gesammtfläche auf Acker- unz Gartenländereien 3 057 776 ha oder 40,3 v. H, auf Wiesen 1284461 ha oder 16,9 v. H., auf Weiden und Hutungen 269 285 ha oder 3,6 v. H., auf Weinberge 23 792 ha oder 0,3 v. H., auf Forsten und Holzungen 2 508 088 ha oder 33,1 v. H., auf Haus- und Hofräume 46 171 ha oder 0,6 v. H,, auf Oed- und Unland 151 264 ha oder 2,0 v. H., auf Wegeland und Gewässer 245 628 ha oder 3,2 v. H. der Gefammtflähe.

Rechnet män zur landwirthschaftlich benußten Fläche die Aer- und Gartenländerein, Wiesen, Weiden, Hutungen und Weinberge, fo erhält man eine gesammte landwirthschaftlich benußte Fläche von 4 635 314 ha gegen 4587 730 ha im Jahre 1883 und 4575 686 ha im Jahre 1878. Es ergiebt fich darnach für 1893 eine Zunahme um 47583 ha gegen 1883 oder 1,0 v. H. und gegen bas Jahr 1878 eine solhe von 59 628 ha oder 1,3 v. H. Nach Abzug der Wein- berge beziffert sih die landwirthschaftlih) benußte Fläche für 1893 auf 4 611 522 gegen 4563 883 ha im Jahre 1883. j

Von der 1893 als Acker- und Gartenland ermittelten Gesammt- fläche von 3 057 775 ha waren bestellt mit Getreide und Hülsenfrüchten 1848036 ha oder 60,4 v. H., mit Hackfrühten und Gemüse 435 099 ha oder 14,2 v. H., mit Handelsgewächsen 45 191 ha oder 1,5 v. H., mit Futterpflanzen 321522 ha oder 10,5 v. H. Die Akerweide betrug 39 261 Ha oder 1,3 v. H., die Brache 295 482 ha oder 9,7 v. H., die Haus- und Obstgärten 78 184 ha oder 2,4 v. H.

Von den Getreide- und Hülsenfrüchten wurde 1893 Winterroggen am meisten angebaut; er bestockte eine Flähe von 492 081 ha oder 26,6 v. H. aller Getreide- und Hülsenfrüchte. Es folgte demnäcst Hafer mit 450 537 ha oder 24,4 v. H, ferner Sommergerste mit 347 887 ha oder 18,8 v. H. und Winterweizen mit 275 667 la oder 14,9 v. H. Bei den Hackfrüchten überragte der Anbau der Kartoffeln mit 316 360 ha oder 72,7 v. H. des gesammten Hackfrüchteanbaues erheblih alle übrigen eins{chlägigen Fruhtarten. Unter den Handels- gewächsen nahm der Hopfen mit 26 226 ha oder 58,0 b. H. die größte Fläche ein; hieran {loß si der Anbau von Flachs mit 11 809 ha oder 26,1 v. H. Unter den Futterpflanzen sind der Klee mit 262 191 ha oder 81,6 v. H. weitaus an erster Stelle; es folgte so- dann Luzerne mit 35 711 ha.

Zur Arbeiterbewegung. j i

Aus Nürnberg wird-dem „Vorwärts“ berichtet, daß die dortigen (sozialdemokratischen) Arbeiter über die mechanishe Schuh- waaren-Fabrik von Strunz u. Eiffriedt den Boykott ver- bängt haben.

Aus Brandenburg wird demselben Blatt gemeldet, daß der Ausstand bei der Firma Heinrich u. Bertram, nahdem die Forderungen der Arbeiter bewilligt worden, beendet sei; ebenso feien die sämmtlihen Forderungen der Arbeiter (zehnstündige Arbeitszeit, Minimallohn von 21 M u. st. w.) von den übrigen Fabrikanten mit einer ganz geringfügizen Abweichung bewilligt worden. /

Aus London meldet „W. T. B.“ : Der Vorschlag zur Bildung eines Versöhnungsamts, um die Streitigkeiten der [chottischen Kohlenindustrie zu {chliŸten, ist gescheitert.

Kunst und Wissenschaft.

4+ Bei E. Schulte wurden am 27. Januar zwei Sonder- ausstellungen eröffnet; die eine führt uns Werke der schottischen Malerschule, Ne jener Gruppe der Boys of Glasgow, die auf der lezten Münchener Ausftellung wiederum im Vordergrund des A standen, vor, während eine Vereinigung Berliner Maler, der „Künstler-West-Klub“ uns, wie alljährlih, eine Auswahl des von seinen Mitgliedern im leßten Jahre Geschaffenen darbietet. Erst unlängstwar eine kleinereSammlung shottischer Bilder inGurlitt’s Kunst- falonausgesteilt, die einen etwas eintönigen Gindruck machte. Es war beson- ders das Fehlen der großen Bildnißmaler der Schule, was diesen Eindruck hervorrief. Diesmal finden wir John Lavery mit einer vor- trefflichen großen Porträtgruppe zweier Damen vertreten; nicht minder charafteristisch if das „englische Mädchen“ von Edward Arthur Walton, das uns auf das Vorbild des Schotten James

Whistler hinweist. Auch Cameron’'s „Jsabella“, Pater- fon’s „lesendes Mädchen“ und Alexander NRoche's „leine Sabinerin“ unterbrehen wohlthätig die Neihe reich im Dämmerliht s{chlummernder Anbscbailin, unter denen

neben Stevenfon's typishen Mondscheinbildern und Gauld's phantastishen Frühlingsveduten ganz besonders vier zarte Pastelle von James Guthrie hervorgehoben zu werden verdienen. Da auch der kühn seine Farben spahtelnde James Whitelaw Hamilton und der zart schattierende Gros8venor Thomas nicht fehlen, ist das Bild scottisher Kunst, das hier entrollt wird, von vielseitigem Meiz. Nur George Henry und William Kennedy vermissen wir mit Bedauern in diesém Kreise, dessen Programm James aterson so fklar formuliert hat, daß wir uns veranlaßt fühlen, seine Worte statt jeder weiteren Kritik hier anzuführen: „Kunst ist niht Nachahmung, sondern Auslegung. Sicherlih muß man malen, was man sieht; ob das Ergebniß aber Kunst ist, hängt ganz davon ab, was man sieht. Das ehrfurhtsvollste Stu- dium der Natur durh ein ganzes Menschenleben wird noch keinen Künstler machen. Kunst if nicht Natur, sondern mehr als Natur, ein Bild kein Feßen Natur, sondern Natur widergespiegelt, koloriert, ausgelegt von einer menshlichen Seele und einem eindringenden, nicht nur passiven Gefühl für die Natur. Das fogenannte dekorative Element ist cine wesentlihe Eigenschaft jedes wirklihen Kunstwerks. Formen, Töne und Farben müssen wohlthuend auf das gebildete menschliche Auge wirken, und nur, soweit die Natur dem Künstler derartige Elemente ia die Hand giebt, kann er ihr folgen. Daher kommt es, daß fast in allen großen Denkmalen der Landschaftsmalerei ein bedeutendes Abweichen von den wirklichen lagen zu beobahten ift ein absihtlihes und nothwendiges Abweichen, kein zufälliges und fehlermäßiges.“ Das Betonen des dekorativen Elements gegenüber der {lichten Wieder- gabe des in der Natur Geschauten bildet in der That den Grundzug im fkünstlerishen Wesen der Schotten und je nah der individuellen Begabung ihren Reiz oder ihre Schwäche.

Der Künstler-West-Klub hat kein fo ausgeprägtes Glaubens- befenntniß; er stellt vielmehr eine zunächst gesellige Vereinigung jüngerer Berliner Maler dar, deren jeder seinen eigenen Weg geht. Die Zahl der ausftellenden Mitglieder ist diesmal auf 29 gef

Da die dargebotenen Leistungen demnach ret ungleichartig sin -

tiegen. , [o be-

Berlin, Freitag, den 1. Februar

schränken wir uns darauf, einige bemerkenêwerthe Arbeiten heraus- zubeben. Eine merkwürdige Wandlung hat Ludwig Dettmann durchgemacht; feine Schilderung tes barmlofen Lebens „in der Sommer- frishe“ [äßt faum vermuthen, daß Dettmann früher zu den extremen Kreilihtmalern und Farbensymbolisten gehörte: fo nühtern und trocken ift sein Vortrag geworden. Ob der Maler seine Malweise nur dem Stoff anpassen wollte, ob er von äußeren Einflüssen bestimmt ift, läßt si nit entscheiden. Seine neueste Schöpfung steht aber zweifellos hinter früheren Leistangen zuück. Glückliher hat sich Paul Höniger, der talentvole Schüler Skarbina’'s, entwickelt; seine Farbengebung ift fräftig geworden, \{charfe Beobachtung und silere Technik verSigen sich zu glückliher Wirkung. Auch Max Schlichting - geht von der einseitigen Nachahmung des Parifer Impressionièmus zu immer selbständigerecr - Auffassurig über, wie seine Studie und das „Genre“ benannte Interieur beweisen. Mit außerordentlihem Geshmack hat Max Uth zwei kleinere Land- schaften gemalt, deren Benennung auf Blumenstücke {ließen lassen könnte: ein „Asternbeet* in dämmriger Beleuhtung und „Georginen“ in der Abendsonne. Auch bei diesem Maler ist eine erfreulihe Ent- widckelung von derbem Naturalismus* zu zarter Stimmungsmalerei wahrnehmbar. Um s{ließlich noch eins der Klubmitglieder anzuführen, das den Besuchern der dieêmaligen Ausstellung eine freudige Ueber- rashung bereitet hat, sei A. Normann, der Nordlandsmaler, ge- nannt, der in feinem abendlihen Straßenbilde „Unter den Linden bei Negen“ den Sprung von den steilen Küsten Norwegens auf das Berliner Pflaster mit vielem Glück gewagt hat. Hermann

endr ich dagegen bleibt im Banne seiner Märchenwälder gefangen ; elbst wenn er, wie in der foloriftish sehr anziehenden „Herbstland- schaft“, auf die Staffage von Elfen und Nixen verzichtet, glaubt man aus dem Laube der dickstämmigen Baumriesen das Geflüster von ge- beimnißvollen Naturwesen zu vernehmen: alles if von liebenswürdiger Märchenpoesie durhtränkt und mit Märchenblicken geschaut. Derbere Struktur zeigt uns Victor Freudemann in feinem farbensatten eNovembermorgen“ am Waldbah, auch O. Frenzel zeigt sh jeder fentimentalen Schönfärberei in seinen Thierstücken abhold, während W. Feldmann gleich den Schotten die Dämmer- stimmung der Mondnacht festzuhalten sucht. Von Porträts seien nur die Herrenbildnisse von Hanns Fechner und Georg Meyn erwäbnt, denen sh eine wohlgetroffene Büste des Malers Hendrich von F. Heinemann anschließt. Damit wäre eine Auslefe aus dem reihen Inhalt der diesjährigen Klub-Ausftellung geboten, die von der Nührigkeit unserer jüngeren Künstlerkreise {önes Zeugniß ableat. Stelßt doch noch in diesem Jahre eine Ausstellung der Elf in E die ebenfalls viele Proben des Berliner Künstlerfleißes verheißt.

Literatur.

Nechts3- und Staatswissenschaft.

Zur Reform des Erbrechts. Von Dr. Franz Bern- bhöôft, Professor in Rostock. Berlin, J. Guttentag, 18394. 89, 139 S. Der Verfasser entwickelt eine Reihe von Vorschlägen ur Abänderung der im ersten Entwurf eines Bürgerlichen Geseßg- us erfolgten Regelung des Erbrechts. Er prüft die Bestimmungen des ersten Eatwurfs daraufhin, ob die darin aufgenommenen Grundsäße des Römischen Rechts über Universal - Successions- Testamente, Intestaterbrecht , Pflichttheilèreht, Erbschafts- erwerb und TInventarreht noch heute ihre Berechtigung haben, oder ob unit in größeren Umfange den beutigen Bedürfnissen durch Preisgabe des alten Rechts und Berücksichtigung *der in neuerer Zeit auftauhenden sozialpolitishen Ideen entgegenzukommen sei. Die Kritik des Verfassers beginnt mit der Stellung des Erben, welche vondem Entwurf unter dem Gesichtspunkt der Universal uccession geregelt ist. Das Prinzip der Universalsuccession wird zunächst als etwas vom heutigen Standpunkt, nah Einführung des Inventarrechts und des Amts der Testaments8vollstrecker, Entbehrliches dargelegt. Zugleih wird es für chädlich erachtet, weil die ihm ¿u Grunde liegende scharfe Scheidung zwischen dem Erben und dem Vermächtnißnehmer dem Nechtsbewußtsein des deutshen Volks fremd sei und häufig zu einer dem Willen des Testators fernliegenden Auffassung der leßtwilligen Verfügungen führe ; ferner weil es zu einer für viele Verhältnisse ungeeigneten Theilung des Nachlasses nah Bruchtheilen nöthige. Vom heutigen Standpunkt biete es keine Schwierigkeiten, wenn der Testator seinen Nachlaß unter seine Angehörigen zu reellen Theilen theile. Der Nachlaß köune au ohne einen Erben dur den vom Testator oder vom Gericht ernannten Verwalter reguliert werden. Der zweite vom Verfasser erörterte Punkt betrifft den Unterhalt der Frau und der unversorgten Kinder. Denjenigen, welde gegen den Erblasser einen Anspruch auf \tandes- gemnäßen Unterhalt, soroie Erziehung und Aussteuer hatten, seinec Ehefrau und seinen unversorgten Kindern, foll dieser Anspruh auch dem Nachlaß gegenüber erhalten bleiben, aller- dings nur insoweit, als das eigene Vermögen derfelben nit hinreicht, aber mit der Maßgabe, daß sih die Pflichttheilsrehte nur auf das beziehen, was nah Befriedigung der Unterhaltsansprüche noch übrig ift. Hinsichtlich des Intestaterbrehts is der Verfasser mit der Parentelen- ordnung des Entrourfs einverstanden. Nur will er in allen Parentelen die Erbfolge nah Stämmen eintreten lassen, während der Entwurf in der dritten und den folgenden Parentelen die Gradesnähe maß- gebend sein läßt. Der Verfasser will ferner das Intestaterbreht auf die drei ersten Parentelen beschränken uad an Stelle der ferneren Parentelen, bei denen ein das Erbrecht rehtfertigendes Familienband mit dem Erblasser nit anzunehmen ist, der Gemeinde, in welhec der Erb- lasser seinen leßten Wohnsiß gehabt, das Erbrecht verleihen. Im Zusammenhang mit der inscrähfüng des Intestaterbrechts der Berwandten stehen die Vorschläge des Verfassers über die Erhöhung der Erbschafissteuer. -—— Von besonderer Wichtigkeit ift endlih die“ vom Verfasser entwickelte Lösung der Frage, wie die Interessen des Erben und der Nachlaßgläubiger besser als durch das geltende und vom Entwurf aufgenommene Inventarrecht zu wahren sind. Den Gläubigern soll der Erbe mit seinem eigenen Vermögen nur haften, wenn er selbst die Nachlaßregulierung übernimmt. agegen haftet der Nahlaß allein, wenn die gerichtlihe Na chlaßregulierung erfolgt. Lettere soll auch eintreten, wenn der Erbe nicht binnen 30 Tagen die Ver- waltung übernimmt. Das Amt des Testamentsvollstreckers foll mit der gerichtlihen Nachlaßverwaltung vereinigt werden, indem der Testamentsvollstrecker gerihtlich zum Nachlaßpfleger bestellt wird. Bedenken dürfte freilih die große Zahl der alsdann vom Gericht zu besorgenden Na 0 egt efungen erwecken. Die anregend ge- \chriebene Abhandlung bietet eine werthvolle Uebersicht über die wich- tigsten Probleme des Erbrechts, unter steter Berücksichtigung der ge- \chichtlihen Entwidelung.

Dichtungen. i

Die neue (s.) Lieferungs-Ausgabe von Grillparzer?s A Werken (Stuttgart, J. G. Cotta Nachfolger) ift is zum 6. Bande vorgeschritten. Die seit der leßten DOPrevuna ershienenen Lieferungen 7 bis 12 enthalten die Trauerspiele „Die

Ahnfrau* und „Sappho*“ (4. Band), die Trilogie „Das goldene Vließ“ („Der Gastfreund“, „Die Argonauten", „Medea“) (5. Band), „König Ottokar's Glück und Ende* und „Ein treuer Diener seines Herrn“ (6. Band). Diese Böühnenwerke nd M dev

neuen Ausgabe nach der Reihenfolge ihrer ersten Aufführung geordnet und Heinrih Laube's werthvolle Nahworte zu den einzelnen

“halts wié in früheren Jahren,

1895.

Dramen, die in der 4. Auflage fehlen, ihnen diesmal wieder bet- gegeben. Aucb die: von dem Dichter verfaßten Entwürfe zu den Vor- reden bezw. Widmungen sind den Decamen angehängt. Die von August Sauer, einem tüchtigen Grillparzer-Kenner und -Forscher, be- forgte und mit erläuternden Einleitungen versehene Ausgabe soll in 20 Bänden vollständig sein und erscheint in 40 Lieferungen zum Preise von je 40 „. Neben der authentischen Korreftheit des Tertes verdient auch die gute Ausstattung in Druck E Papier Hervorhebung.

Á SŒSPporlT. ¿

Das „Album des deutschen Rennsports 1895“, heraus- gegeven vom Verlag der „Sport-Welt“ und des „Sporn“, der beiden bekannten \portlichen Fachblätter, ist soeben erschienen, Das Werk

und NReichhaltigkeit des In- sodaß es des lebhaften Beis- falls aller Freunde des Sports gewiß fein wird. - -Der einleitende Artikel würdigt die Verdienste Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Ludwig von Bayern, dessen Porträt er bringt, um den Rennsport, während aus den übrigen Aufsäßzen besonders diejenigen über die Bahnen Karlshorst und Baden-Baden das Interesse fesseln. Die zablreichen, auf das sauberste ausgeführten Illustrationen sind über den anregend und gediegen geschriebenen Text in geshicktester Weise vertheilt und wirken mit diesem vereinigt stets anziehend auf den Leser und Betrachter des

Werks. Zeitschriften.

Die bekannte Halbmonatsschrift „Aus fremden Zungen“ (Ea, Deutsche Verlags: Anstalt), die es sich zur Aufgabe gesetzt at, aus den ausländischen, erzählenden Literaturen nur das Beste und Neueste zu bringen, ift soeben in ihren fünften Jahrgang eingetreten. Der neue Jahrgang beginnt mit den drei großen Romanen : „Madame Chrysanthème* von Pierre Loti, ein cbenfo unterhaltendes wie liebens- würdiges Lebensbild aus Japan, das bei den augenblicklihen Vor- gängen in: Ostasien besonders interessieren wird; „Wassili Tijorkin“ von P. Boborykin, das hervorragendste Werk des aciftvolten rufsishen Erzählers, und „Teß“ von Thomas Hardy, ein Meisterwerk der modernen realistishen Erzählungskunst Englands. An diese werden sich spâter die neuesten Romane von Alphonse Daudet „Die kleine Kirche“ und Emile Zola’s „Rom“ anschließen. Außer den Anfängen der erstgenannten drei großen Romane finden sich in dem vorliegenden ersten Hefte die kleinere Erzählung „Ein Früblirgstraum“ von Gestur Páls\on, eine originelle Skizze aus Island, und im Feuilleton der Aufsaß „Selbstmord aus Liebe“ von Cesare Lombroso, sowie ein biographischer Artikel über P. D. Boborykin. Für den billigen Preis von 50 für das Heft werden in diefer Zeitschrift die besten aus- ländishen Nomane und Novellen dem deutschen Volke in guten Ueber- seßzungen geboten. Das erste S des neuen Jahrgangs ift in jeder Ib dankten zur Ansicht zu haben. ; .

In der Neujahrs-Nummer der „Moder nen Kun st“ (Verlag von Rich. Bong, Berlin; Preis pro Heft 60 9) findet die Fest- stimmung beim Jahreswechsel in mannigfacher Weife künstlerischen und dichterishen Ausdruck. Hans Bohrdt \childert auf Grund eigener Er- fahrungen in Wort und Bild die Begehung der Jahreswende in unserer Marine, und General von Dinklage unter seinem Schrift- stellernamen Hans Nagel von Brawe das Neujahrsdiner der Generale bei Dressel in Berlin. Auch der fonstige Inhalt des Hefts bietet eine Fülle des Schönen und Unterhaltenden. Unter anderem kommt in einer neuen Novelle „Marzipan“ von Wilhelm Meyer (dem Ver- fasser der „Chriemhild*) jener Humor zu Worte, der lachend und weinend zugleih ein Stückhen Alltagsleben schildert, das dennoch soviel des unbeachtet Jnterefsanten bietet. Bis in die kleinsten Notizen der Beilagen hinein erstreckt sh das Bestreben der Redaktion der „Modernen Kunst“, alle Lebensersheinungen zu verfolgen und in Tert und Illustrationen widerzuspiegeln. y

„Himmel und Erde“, illustrierte naturwissenschaftliche Monats\chrift, herausgegeben von der Gesellshaft Urania. Verlag von H. Paetel in Berlin. Heft 1V. Seitdem man weiß, daß die Beschaffenheit der Erdrinde auf das Verhalten der Magnetnadel einen gewissen Einfluß ausübt, hat man vielfah die Entstehung und Veränderungen der erdmagnetishen Kräfte mit endogenen VBor- gängen in Verbindung gebracht. Dr. P. J. Müller (Dresden) ver-

zeigt dieselbe glänzende Ausstattung

folgt diefes Ziel in dem Artikel „Erdmagnetibmus und Lust- elektrizität“. In einem für Historiker und Philologen inter-

essanten Aufsaß behandelt F. K. Ginzel die „Mystishen Sonnen- finsternisse* und ihre Bedeutung für die Chronologie des Alterthums. Dr. J. Precht spriht über Bliße und „Blißphotographien“ und kennzeihnet die Richtung, in welcher die Forshung gegenwärtig auf diesem Gebiet thätig ist. Einen besonderen Werth hat das vor- liegende Heft durh die Beigabe einer in Heliogravüre ausgeführten Tafel, welche ein anschaulihes Bild von den neuesten Ergebnissen der Himmelsphotographie gewährt. Sie zeigt Aufnahmen von Prof. Nieerag (Harvard - S und von Prof. Wolf (Heidelberg). ine Reihe astronomisher Mittheilungen {ließt sich daran.

Das „Journal für Landwirthschaft“, herausgegeben im Auftrage der Königlichen Landwirthschafts-Gesellshaft zu Han- nover unter Betheiligung der landwirthschaftlichen Institute deutscher Hochschulen, redigiert von Professor Dr. G. Liebscher, Direktor des landwirthschaftlichen Instituts der Universität Göttingen (Verlag von Paul R taa hat in Heft IV folgenden Inhalt: Zur Frage der Ziegenhaltung in Deutschland, von Dr. Hermann Dito Leipzig (Fortseßung); Mittheilungen aus der landwirthschaftlichen Versfuchsstation in Bonn; Bafkteriologish-hemishe Forshungen über die Ursachen der Stickstoffverluste in faulenden, organischen Stoffen, insbesondere im Stallmist und in der Jauche, von R. Burri, E. Her- feldt und A. Stuter; Ein Beitrag über Laterit und Rotherde, von Professor F. Wobltmann-Poppelsdorf. -

Die „Gesundheit“, Zeitschrift für öffentliche und private Hygiene, begründet von Professor Dr. med. Carl Reclam, heraus- gegeben von Dr. med. A. Kühner, Physikus a. D., hat in der Nr. 1 des zwanzigsten Jahrgangs (1895) folgenden Inhalt: Medizinische Statistik. Die Hygiene und deren Bedeutung als Schuß vor Erkran- kungen. Die ansteckenden Kinderkrankheiten. Gegen die Serum- theropie. Gegen die Vivisektior. Nervosität. Schlachthöfe. Unterriht und Gesundheit. Mineralquellen, Bäder und Kur- orte. Zur Besprechung eingegangene literarishe Neuheiten. Besprechungen neuer Schriften. Feuilleton. Gemeinnüßiges. Aus Zuschriften. Kleine Mittheilungen.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Nuhr find am 31. v. M. gestellt 9932, niht rechtzeitig gestellt keine Wagen. : In Oberschlesien sind am 30. v. M. gestellt 3864, nicht reht- zeitig gestellt keine Wagen.

Ausweis über den Verkehr auf dem Berliner Schlacht- viehmarkt vom 30. Januar 1895. Auftrieb und Marktpreise nach Schlachtgewiht nit Ausnahme der weine, welche n Lebendgewiht gehandelt werden. Rinder. uftrieb 388 Stü. (Durchschnittspreis für 100 kg.) I. Qualität #4, Il. Qualität A, I. Qualität 88—96 #, L[V. Qualität 80—86 A Schweine. Auftrieb 8403 Stück. (Durchschnittspreis für 100 kg.) Medcklenburger 100—102 #, Landschweine: a. gute 96—98 F,

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