1895 / 39 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 13 Feb 1895 18:00:01 GMT) scan diff

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aris, 12. Februar. (W. T. B.) Das Tribunal ter Seine

hat die Nordbahn-Gefellschaft verurtheilt, den Erben der Frau

Im aus Stodholm, welhe bei dem Eifenbahnunfall bei

pilly ihr Leben einbüßte, folgende Beträge zu zahlen : 1) Fräulein

Agnes Holm 50000 Fr., 2) der Wittwe Holm eine monatliche

Lebenêrente von 300 Fr., 3) für das verlorene Gepäck eine Ent: fchädigung von 2600 Fr.

Theater und Musik.

; Dentsches Theater.

Gestern Abend kam ein Schwank in vier Aktén von Carlot Reuling „Der Mann im Scatten® zur ersten Aufführung und erzielte eine recht freundlihe, wenn auch niht einwandfreie Aufnahme. Der Verfasser hat mit seinem Stück eine Satire auf jene unwissenden reihen Streber {reiben wollen, die im Sonnen- liht leiht erworbener, allgemeiner Gunft als Kinder des Glücks ihren Weg emporsteigen, während der kluge und [eistungsfähige Mann, dem das Talent, fih geltend zu machen, fehlt, im Schatten fteht. Der Verfasser stellt zwei Figuren, den Rentier Merkel und seinen Privatsekretär Dr. Bergmann, in den Vorder- grund der Handlung. Der reich gewordene Maurermeister und jeßige Rentier Merkel gilt als talentvoller Redner, als vielbeshäftigter und vielgesuhter Förderer des Gemeinwohls, während der arme Bergmann, - der Verfasser der rednerishen Ergüsse und des weitverzweigten Briefwechsels Merkel's, unbekannt bleibt und gegen unbedeutenden Lohn arbeitet. Eine fkecke Rede, die dem Dr. Bergmann vor zehn Jahren eine derbe Niederlage Cine rag hat, verhilft jeßt dem Maurermeister, den fie der Sekretär bei passender Gelegenheit noch einmal haltew läßt, zu einer gewissen Berühmtheit und zu der Aussicht auf ein Reichstags- mandat. Die Liebe, die der Sekretär für Merkel’s Tochter hegt, muß ihm Trost gewähren über die ihm vorenthaltene literarishe und politishe Anerkennung. Der leitende Gedanke des Stücks is im ganzen launig durchgeführt, doch tritt der fatirishe Geift des Verfassers mehr in dem weit ausgesponnenen Dialog als in der Handlung zu Tage, und dadurch verliert die Scenenführung sfter an Wirkungskraft und Eindruck. Die Darstellung der Haupt- rolle, des Maurermeisters Merkel, durch Herrn Hermann Müller unterstüßte die satirischen Absichten des Dichters aufs kräftigfte; der Darsteller rief als selbstbewußter, hohler Phrasenheld und als Redner in tausend Aengsten E Heiter- Feit hervor. Herr Pauli als Schneidermeister Lehmann war dagegen mehr drastish als komisch. Den burschikosen Dr. Bergmann ga Herr Jarno besonders im zweiten Akt, in seinem Junggesellen-

eim, mit fröhliher Laune. Hier hatte auch Frau Wilbrandt- Baudius in der Episodenrolle einer gemüthlihen Zimmer- vermietherin Gelegenheit, ihr Talent zu zeigen. Die Rolle der jungen MNaiven, Trude Merkel, war durch Fräulein Eich enberg beseßt, der es im Ton und in der Spielweise etwas an Frische gebrach.

Konzerte.

Der zweite Liederabend des Ao pet en Gefangvereins 1s cappella), der am Montag im Saal derS i ng-Akademie statt- and, war a U und begann mit drei Madrigalen von dem Engländer John Wilbye (1609), Leo von Haßler (1601) und Annibal Stabile (1585), unter denen das sechs\|immige Madrigal Haßler's durch seine lebhafte polyphonishe Gestaltung als das bedeutendste erschien. Das reichhaltige rogramm bot ferner noch fünstlerishe Genüsfse mannigfaltigster Art, wie Haydn's Ghorlied „Alles hat seine Zeit“, das wundervolle Quintett für Alt und Männerchor von M. Fleischer, zwei Chorlieder von Martin GSrabert, die, sehr melodiôs gehalten, dem Vorbilde der Mendels8- sohn’'shen Quartette folgen, und Georg Vierlings „Der \chnellste Neiter is der Tod“, das den tief ergreifenden Ernst des Textes musikalisch trefflich wiedergiebt und die Klangschönheit des Chors vortheilhaft zur Geltung brachte. Den Beschluß bildeten Shumann's „Gute Naht“ und M. Bruchs

Chorlied für sechs Stimmen, betitelt TDa E. Die A rung aller Sesange war, was Stimmenklang un äzision in der Zu- sammenwirkung betrifft, eine höchst lobenswerthe und gereihte dem Dirigenten, dem Königlichen D Leo Zellner, zur be- sonderen Ehre. Der Pian elix Dreyshock, der das Konzert unterstützte, trug mehrere ladet cke von ber, Ghopin, sowie eigener Komposition auf einem klangvollen Duysen'schen Flügel vor und erntete, gleich dem Verein, reihen Beifall.

Ueber das Konzert der Altistin Ida Junkers (aus Düsseldorf), welches gleichzeitig im Saal Be ftein stattfand, ift wenig Er- [Es zu berihten. Die Stimme ift fehr kräftig, jedoh die Aus- ildung noch nicht so weit vorgeschritten, um ein öffentlihes Auf- treten zu rechtfertigen. Der hier bereits bekannte Pianist Dr. O. Neitel- (aus Köln) trug Beethoven's F-mo1ll-Sonate Br 57) und zwei kleinere Stücke von Brahms und Liszt vor, deren Ausführung Ug den spärlih erschienenen Publikum mit Anerkennung aufgenommen wurde.

Im Königlichen Opernhause werden morgen Mas8cagni?s „Cavalleria rusticana“ und Roffini’s „Barbier von Sevilla* ge- eben. Die Damen Pierfon, 30g, Lammert, Deppe, die Herren

ylva, Sommer, Fränkel, Mödlinger, Schmidt treten in diesen Opern auf; die Kapellmeister Muck und Weingartner dirigieren.

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Richard Skowronnek’s Lustspiel „Halali" gegeben (Damen Poppe, von May- burg, Seebach, Herren Klein, Meer Grube, Purschian, Herter). Hierauf folgt der Schwank „Die stille Wache“.

Im Deutschen Theater kann Grillparzer's Lustspiel „Weh dem, der lügt“ mit Agnes Sorma als Eldrita und Josef Kainz als Leon nur noch einige Male zur Darstellung kommen, da die Genaznten demnächst einen Urlaub antreten.

Im Neuen Theater geht dem Volksschauspiel „Liebe von Heut®* von Robert Misch seit vorgestern ein gefälliges einaktiges Lust- spiel mit dem Titel „Unsere Bakfishe* voran. A

Im Zentral-Theater gelangt am nähsten Sonnabend eine neue Posse von Wilhelm Mannstädi und Julius Freund (Musik von Sulius Einödshofer), betitelt „Unsere Rentiers“ zur ersten Aufführung. Der dritte Akt des Stückes wird den Zuschauer in den Grunewald ver- seßen und ihm das Volksleben und -Treiben gelegentlih der Hubertus- jagd vor Augen führen. Direktor Schulz hat nach dem Muster Londoner Bühnen den Schauplaß, eine landschaftlih besonders {ne Partie des Grunewalds, mit Hilfe der neuesten Tricks auf dem Ge- biete der Bühnentechnik genau der Natur nachbilden lassen ; die Scenerie bietet demnach nihts Gemaltes, sondern wirklichen Waldboden und natür- lie Baumstämme. Morgen geht das bisherige O O , diese Berliner" zum leßten Mal in Scene; am Freitag bleibt bl E der Generalyrobe zu „Unsere Rentiers“ wegen ge-

offen.

Morgen Abend 74 Uhr wird in der Marienkirche zum Besten der Obdachlosen eine Le Musikaufführung stattfinden, die vom Vorftand des Vereins „Dienst an Arbeitslose" veranstaltet ist. Mitwirken werden darin die Oratoriensängerin Fräulein eaen Liebert, der Regierungs-Rath Chrzescinski ri die

ammervirtuosen Felix Meyer (Bioline) und Franz Poenig (Harfe), der Kammermusiker Frit Maneke (Violoncello) sowie der P Dienel, welcher auf der neuen {önen Orgel spielen wird. Karten zu 3, 2 und 1 sind vorher bei Bote und Bo, Leipzigerftraße 37, beim Küster, Bischofftraße 4 und 5, und am Konzertabend am Süd- portal der Kirche zu haben. ;

Mannigfaltiges.

Herr Geheimer Regierungs-Rath Soloe Ernft Curtius ist, wie die „Nat.-Ztg." mittheilt, am leßten Sonntag von einem be- dauerlihen Unfall betroffen worden. Als der greise Gelehrte am Nachmittag in der Friedrih-Wilhélmstraße einen Besuch abstatten wollte, wurde er von einem Schlitten umgerissen und erlitt einen Bruch des linken Schlüsselbeins sowie eine Verleßung am linken

Auge. Bei dem hohen Alter des allverehrten Un Besorgnisse leider nicht a ede m eine Theilnahme-Adresse zu ü z atte bekanntlich {on einmal, vor mehreren Jahren, von einer Droschke überfahren zu werden.

In der Urania finden morgen, am Freitag und Sonna zum Besten der Hinterbliebenen der "Elbe Kata t Aufführungen des Fa eng es „Zwei Amerikafahrten*® ftatt. An diesen drei Abenden wird das Schicksal der „Elbe“ einer besonderen Deutung unterzogen und das verunglückte Schiff felbst dargestellt werden. M

Mährish-O ftrau, 13. Februar. Im Schacht El ftürzte gfolge mangelhafter Zimidering ein Frblenee Thei 18 FSlößdede ein und begrub die daselbst beshäftigten Arbeiter, von denen, wie „W. T. B.“ meldet, drei getödtet und einer {wer ver- leßt wurden. É

Malta, 12. Februar. „Augusta Victoria" traf heute früh ein. Das Wetter ist sonnig und warm.

Paris, 12. Februar. Wie die hier ersheinende Ausgabe des „New- York Herald“ berichtet, hat die Ankunft des Dampfers „Gas- cogne“ in New-York befonders bei den Angehörigen der dortigen französischen Kolonie außerordentliche Freude hervorgerufen. Am Gebäude der „Compagnie Transatlantique" wurde die französische Flagge ge- hißt und von einer großen Menschenmenge mit dem Ruf „Vivso la Gascogne!“ begrüßt. Der Verwaltungsrath der Compagnie Transatlantique beglückwünschte den Kapitän der „Gascogne* und beschloß, ihm zur Anerkennnng für die auf der leßten Ueberfahrt bewiesene Energie eine goldene Medaille zu über- reihen. Ueber den Verlauf der Fahrt wird noch Folgendes be- richtet: Am 29. Januar, als die „Gascogne“ Havre seit 3 Tagen verlassen hatte, stand plößlich die Maschine still; die Passagiere wurden benachrichtigt, daß ein Zylinderkolben gebrochen sei. Während die gesammte Maschinenrzannschaft die Ausbesserung begaun, trieb die „Gascogne“ auf der See. Nah achtzehnstündiger Arbeit war es gelungen, ein Messingband um den Bruch zu legen. Die „Gascogne“ machte nun 9 Meilen in der Stunde. Am 2. Februar brach die Kolbenstange zum zweiten Mal, und das Schiff mußte in- folge dessen behufs Ausbefserung 41 Stunden still liegen. Während der folgenden Stürme wurde die „Gascogne“ 150 Meilen vom Kurse abgetrieben und furchtbar von den Wellen geworfen, sodaß die Passagiere unruhig wurden. Am 7. und 9. Februar erfolgten weitere Brüche der Kolbenstange. Am Montag trafen zwei Dampfer die „Gascogne“; leßtere lehnte aber die angebotene Hilfe ab.

New-York, 12. Februar. Wie der „New-York Herald“ meldet, hatte die hier eingetroffene „Umbria“ gleih der „Teutonia“ eine fehr s{hlimme Fahrt. Die „Umbria“ nahm den Kapitän und die Mannschaft der Barke „Jean Baptftste“ aus Havre auf. Der Dampfer „Patria“, welher bei Sandyhook aufgefahren war, if wieder flott gemacht worden und nah Hamburg abgegangen.

Toronto, 8. Februar. Ein s{reckliches Unglück ereignete fic, dem „R. B.* zufolge, heute auf der Grand Trunk-Gisenbahn in der Nähe von Weston: es stießen dort zwei Personenzüge, von denen der eine im Schnee stecken geblieben war, zusammen. Zwei Leichname wurden aus den Trümmern hervorgezogen, während zwei andere, wie man befürchtet, gänzlih verbrannten. Acht bis zehn Per- sonen erhielten Verlezungen.

Der Hamburger Shnelldamp fer Uhr wohlbehalten hier

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

E E E E E E R R C R L H SEREA E R E E E N E E R R R E E C S R E E N de i E Q N E L R A RE A E S Ee I C E GIT S G L A O I E E I E R E S E

Wetterbericht vom 13. Februar, 8 Uhr Morgens.

f Wind.

Stationen. Wetter.

Regisseur Tetz

Belmullet . OSO 3\wolkenlos Bbherdeen . | W 1heiter Ghriftiansund | WSW 2wolkenlos Kopenhagen . | 7 N 3|bedeckt Stodholm . | 7 N 2/Schnee Haparanda . S 2\halb bed. t. Petersbg NO 1 Nebel Mosfîau . 2 |S 2/Schnee

Sork,Queens- 5|bedeckt

Ion.» S Gherbourg . OSO 1\wolkenlos 1 Nebel

 as NO | E NO 1/bedeckt Pentura s NNO 2 Nebel inemünde 36 3|Dunftl) Neufahrwafser! NO 4 Schnee Memel . | NNO 3\bedeckt ftillbedeckt

Weingartner, 7& Uhr.

Franz von fang 74 Uhr.

SSO 4halb bed.) 766 {till|Nebel4) 764 [WNW 1wolkig 764 |[WNW 4lsbedeckt 762 [WNW 3\bedeckt 765 |O 3|wolkenlos 754 |NNW 1 heiter 7|bedeckt

753 |ONO 2) Nachts Schnee.

e e S ag j 1) Nachts Schnee. Mes nebel. 5) Raußhfroft.

Uebersicht der Witterung. Ein Hochdruckgebiet erftreckt sih von der Biscaya-

?) Hoch- Excellenz.

am niedrigsten, unter 750 mm, ist der Luftdruck über onnabend : der Balkan-Halbinsel. Die Luftbewegung is fast |W überall {chwach, im südlihen Nord- und Oftseegebiet aus nordöôstliher, im Binnenlande Zentral:Europas aus veränderli Richtung. In Deutschland dauert die trübe, falte Witterung mit gelegent- lichen Schneefällen fort; in den südlichen Gebiets-

theilen hat der Froft erheblich zugenommen, dagegen an der dfideutsden Küste ist es wieder wärwer ge: Sl Selle Au N und L. worden. Am kältesten ist es im südöstlichen Deutsch- Ravelucifier Beidreitt: Anfana 4 Ma

Freitag: Der Obersteiger.

land, wo die Temperatur bis zu 18 Grad unter Null

liegt. Auch in Schweden und Nordwest - Rußland

Herrscht sehr strenge Kälte. : Deutsche Seewarte.

Theater- Anzeigen.

A : : : ; it! Donnerstag: 6 De Sihauspiele. egi t Opern- 2E und folgende Tage: Fernand’s Ehe- Miitwirfugg der beiortagenbiten Künstlerinnen und aus. 40. Vorftellung. Cavallería rusticana. S E A S (Vauern-Ehre.) Oper in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. Text nah dem gleihnamigen Volks\tück pon G. i aff.

Die stille Wache. Schwan Richard Skowronnek. In Scene geseßt vom Re-

gifseur Plaschke. Freitag: Opernhaus.

Königlicher Kapellmeister.

Schauspielhaus. 45. Vorstellung. thätigen Zweck. chönthan und Gustav Kadelburg. An-

Deutsches Theater. Donnerstag: Weh dem, der lügt! Anfa Freitag (21. Manu im Schatten.

Sonnabend : Der Maun im Schatten.

Berliner Theater. Anfang 74 Uhr. (23. Abonnements-Vorstellung): Uriel

Sonnabe1.d: Zum ersten Male: Die Kiuder der

Lessing-Theater. Donnerstag: Ghismounda.

See nordöoftwärts nah Lappland bin mit einem | A 71 Ubr. Maximum von 771‘mm Höbe über Mittelshweden; fretog: Der Fall Clémencecau. Zum ersten Male: Ans Berlin

(Vorverkauf von heute ab.)

Friedrich - Wilhelmstädtisches Theater. Chaufjeestraße 25/26. Donnerstag :

Residenz - Theater. Blumenstraße Nr. 9.

Direktion : Sigmund Lautenburg. Donnerstag: Fer- nand’s Ehekontrakt. (Fil à la patte.) wank | virtuosen Herrn Heiur, Grünfeld.

arbeitung von Benno Jacob}jon.

Ueues Theater. In Scene geseßt vom Ober-

Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck. | in 4 Akten von Robert Misch. Vorher: Unsere hippol. Potpourri, Der Barbier von Sevilla. Komische Oper | Bafishe. Schwank in 1 Akt. Anfang 7F Uhr. in 2 Aufzügen von Gioachimo Rossini. Dichtung | 3 : ) nach Beaumarchais, von Cesar Sterbini, überseßt | findet ein öffentlicher Billetverkauf nicht statt. von Ignaz Kollmann. Dirigent: Kapellmell gartner. Anfang Uhr. e auspielhaus. 44. Vorstellung. Halali. Lust- spiel in 4 Aufzügen von Richard Skowronnek. In

\ter Wein-

in 1 Aufzug von Anfang 7} Uhr.

Anfang Zum wohl- Lustspiel in 4 Aufzügen von

Anna Bâckers. Josefine Dora.

“A Uhr. : j onnements - Borstellung): Der f-zu „Unsere Rentiers“ ge Mlonen Sonnabend: Zutn ersten

4 Akten von A Ln 8 ; Donnerstag: Madame Musik von Ju nôdshofer

treten der erften

angs8posse mit Tanz. Nach dem ap A Girl®“ von Jonas

Freitag: Dieselbe Vorstellung.

in 3 Akten von Georges Feydeau, in deutsher Be- Anfang 7F Uhr.

Freitag: Privat-Vorftellung. Für diese Vorstellung Se Cromwell u. dem Steiger Sonnabend: Liebe von Heut.

leßten Male: O, diese Berliner! Große mit Gesang und Tanz. Anfang 7# Uhr. Freitag bleibt das Theater wegen Generalprobe

ale: Novität! Unsere

Neutiers. Große Posse mit Gesang und Tanz in annftädt und &

Adolph Ernsi-Theater.* Donnerstag: Auf- irouette- und Courbette-Tänzerin Englands Miß Rose Batchelor vom Prince of Wales- E Theater in London. Eiu fideles Corps. Große Ge-

englischen Original | estorben: Diakonissin Frl. Marie

arbeitet von Eduard Jacobson und Jean Kren. Vorher : Gefindeball. Schwank in 1 Aft von Ed. Jacobson und Jean Kren. Anfang 7 Uhr.

Zirkus Renz (Karlstraße). Nur noch fkurje Große brill. Vorstellung, unter

Senfationelle Tänze,

Künstler. Tjo Ni En. jeu des

u. a. Original, le grelots- vivan

ts Swhiffbauerdamm 48./. | harbichons 2c. Original! Neue Musik-Einlagen. Donnerstag: Liebe von Heut. Volksshauspiel | Außerdem: das Apportie: pferd Mohr, hierauf ein

vorgef. v. Herrn R. Renz. Auftr. d. Schulreiterin Frl. Wally Rev E an ep. Schulpferd Candelaber, ger. v. Herrn Ernst Renz. Das irl. Springpferd Blitz, ger. von Frau NRenj' Stark. Anfang 7# Uhr.

Freitag: Große Komiker-Vorstellung. Tjo Ai

En. Scene gesetzt vom Dhex-Megistent Max Grube. Theater Unter den Linden. Behrenstr. 55/57. Sonnabend, Abends 74 Uhr: Große Extra - Vor Direktion : Julius Frißshe. Donnerstag: Mit neuer | tellung zum Benefiz für den beliebten Ausftattung: Der Probekuß. Operette in 3 Akten | August“ Mr. Lavater Lee. von Hu 0 On O es E rie * Symphonie-Abend | von Carl Millôder. In Scene geseßt von JuUus | (ermäßigte Preise): Die lustigen Heidelberger. der Königlichen Kapelle. Dirigent: Herr Felix Septe Dirigent : Herr Kapellmeister Federmann. | Abends 74 Ühr: Tjo Ni En.

ierauf: Tanz-Divertifsemeut. Anfang 73 Uhr. Freitag: Der Probekuß. “S RE T S E RICE EMIE EI EUD A As B R T E SMLS S IURE

Town und

Musik | Sonntag, 2 Vorftellungen, Nachmittags 4 Uhr

Familien-Nachrichten.

Bentral-Theater. Alte Jakobftraße Nr. 30. | Verlobt: Frl. Annemarie Vorberg mit Hrn. Prem-

Direktion: Richard Schul. Emil Thomas a. G. Donnerstag : Fun Burg). Irmgard

Lieut. Hans Vorberg (Schöneberg bei Berlin-- Keeiin von Eckhardfstein mit

offe i Hrn. Referendar iegfried von Volkmann Halle a. S.) Marietta Gräfin Matuschfa, reiin von Toppolczan und Spaetgen mit Hrn.

ieut. Alexander Frhrn. von EClverfeldt gs

Breslau). Frl. Jula Guenter mit Hrn. Sywm- nasial-Oberlehrer Dr. phil. Gustav Schönaith

Jauer). : r Ein Sohn: Hrn. Pastor Ernst Geh

. Hrn. Professor Dr. Kurt sel

Berlin). Hrn. Pastor Bollow (Leubus). rn. Pastor Röchling (Pfarrhaus Jakschönau). ine Tochter: Hrn. Major Max Senfft von Mi E qu fie Bades Wn ea. S.) Hrn. Pastor Zugbaum 4

* haus Deutsh-Offig O.-L.).

ulius Freund.

idney frei be- mes he Ea er Hr. Ober

ppellations-Rath a. D. Adolf von Mandelsloh (Celle). Fr. Charlotte* von Ròge, gek e resfy (Berlin). Fr. Konsistorial-Präsiden Christine Wunderlich, geb. Viereck (Berlin). Hr. Stabsarzt Dr. Constantin Paaf (Dresden-N.).

usik von Fredy. Dirigent: Herr

Hauses.

Konzerte.

: Konzert-Haus. Donnerstag: Karl Meydver- Der Oberfiriger. pertue in Kouzert, Gesellschafts-Abend.

Í Dienstag, den 26. Februar (Fastnaht): Fast- nachts-Feier. Billets à 3 4 im Bureau d

Saal Bechstein. Linkstraße 42. Donnerstag,

Anfang 8 Uhr: Lx. Lieder-Abeud von Selma Nieklaß-Kempuer, unt. güt. Mitw. des Hof-Cello-

. Geh. Justiz- und Ober-Landesgericht

Hr. Amtsrath Johannes Bayer (Breslau). 6 udwig Lefeldt (Breslau). E

Verantwortlicher Redakteur: J. V.: Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Drudck der Norddeutschen Buchdrutckerei und Verlag® Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen (einshließlich Börsen-Beilage).

iverfitätslehrers Fnd - \{lofsen. Die h Studen syrefse zu überreihen. Prof enleniha?

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

M 39.

Berlin, Mittwoch, den 13. Februar

1899S.

i :

Königreich Preufßen.

Bekanntmachung,

betreffend das Staats - Anlehen der vormals freien Stadt Frankfurt a. M. von 8500000 F[. 4. d. 9. April 1839.

Bei der am 15. d. M. ftattgefundenen 54. Verloosung des 34%igen Staats-Anlehens der vormals freien Stadt Frankfurt a. M. vom 9. April 1839 wurden für die zur Kapitaltilgung in 1895/96 vorgesehene Summe die nachverzeichneten Schuldverschreibungen gezogen :

1) zur Rückzahlung auf den 1. April 1895.

26 Stüdck Läitt. B. à 1000 Fl. = 1714 M 29 S Nr. 3 67 150 939 240 270 298 303 324 333 368 381 384 396 432 437 466 557 671 679 836 844 906 953 1058 1071 = 44571 M 54 A.

9% Stüd Litt. B. à 500 Fl. = 857 4 14 § Nr. 1115 1157 1159 1178 1192 1198 1251 1258 1364 1380 1488 1505 1620 1624 1669 1672 1692 1694 1802 1809 1883 1954 1967 2036 2051 2061 =— 22285 M“ 64 S.

% Stüd Läitt. B. à 300 Fl. = 514 A 29 4 Nr. 2110 2175 9921 2226 2235 2262 2331 2366 2386 2420 2429 2435 2467 2574 9577 2659 2676 2704 2741 2841 2922 2979 2980 3028 3039 = 12857 A 29 S.

9% Stüd Litt. B. à 150 Fl. = 257 Æ 14 4 Nr. 3145 3159 3901 3211 3242 3281 3313 3327 3352 3372 3402 3414 3679 3715 3767 3775 3830 3864 3972 3991 3999 4023 4056 4080 4082 = 6428 M 50 s.

18 Stüdck Litt. B. à 100 Fl. = 171 A 43 § Nr. 4117 4162 4176 4229 4301 4307 4333 4336 4339 4360 4443 4496 4512 4577 4628 4724 4802 4830 = 3085 M 74 S. j

120 Stück über 89 228 M 67 .

2) zur Rückzahlung auf den 1. Juli 1895.

26 Stüdck Litt. C. à 1000 Fl. = 1714 A 29 S Nr. 31 121 144 163 283 301 309 354 369 388 441 443 454 526 541 546 598 672 704 732 845 846 900 957 997 1084 = 44571 M 54 A.

96 Stüdck Litt. C. à 500 Fl. = 857 M 14 S Nr. 1109 1130 1131 1211 1225 1240 1273 1359 1384 1457 1573 1680 1704 1718 1724 1753 1770 1771 1780 1806 1911 1943 1960 1967 1990 2052 = 22285 4 64 S.

% Stüdck Litt. C. à 300 Fl. = 514 Æ 29 § Nr. 2170 2245 2295 2300 2336 2389 2511 2522 2661 2678 2685 2695 2708 2757 2772 2784 2791 2816 2861 2872 2989 3028 3935 3042 3074 = 12857 M 25 S.

26 Stüdck Litt. C. à 150 Fl. = 257 Æ 14 S Nr. 3162 3199 3215 3229 3240 3262 3271 3287 3339 3348 3367 3383 3503 3531 3597 3609 3692 3694 3733 3800 3831 3920 3976 3977 4019 4056 = 6635 M 64 „. é

16 Stüdck Litt. C. à 100 Fl. = 171 A 43 S Nr. 4162 4221 4243 4246 4287 4311 4315 4365 4398 4419 4440 4649 4667 4693 4696 4727 = 2742 AM._88 S.

119 Stück über 89142 M 95 „S.

3) zur Rückzahlung auf den 1. Oktober 1895.

27 Stüd Litt. D. à 1000 Fl. = 1714 M 29 „» Nr. 1 28 74 89 214 233 269 275 285 312 345 346 421 496 506 529 570 629 767 791 877 919 948 950 965 1067 1094 = 46285 M 83 S.

27 Stüdck Litt. D. à 500 Fl. = 857 14 9 Nr. 1118 1142 1169 1218 1232 1266 1279 1283 1350 1432 1461 1464 1543 1577 1665 1699 1708 1748 1762 1765 1821 1887 1900 1985 2069 2084 2093 = 23 142 M 78 4.

27 Stüd Litt. D. à 300 Fl. = 514 Æ 29 Nr. 2188 2197 2286 2300 2361 2383 2392 2399 2477 2484 2497 2498 2643 2646 2688 2744 2805 2820 2830 2860 2870 2892 2919 2961 2992 3034 3044 = 13 885 M 83 S.

16 Stüdck Läitt. D à 150 Fl. = 257 A 14 4 Nr. 3134 3332 3345 3423 3478 3479 3555 3670 3891 3943 3953 3973 3985 4001 4066 4094 = 4114 A 24 ».

10 Stück Litt. D. à 100 Fl. = 171 A 43 A Nr. 4103 4153 4194 4271 4390 4532 4620 4673 4720 4846 == 1714 M 30 „.

107 Stüdck über 89 142 M 98 S.

4) zur Rückzahlung auf den 1. Januar 1896.

% Stü Litt. A. à 1000 Fl. = 1714 A 29 S Nr. 28 33 60 278 313 328 331 337 339 356 357 425 436 441 458 477 662 712 723 733 768 770 879 1003 1076 = 42 857 M 29 S.

26 Stück Litt. A. à 500 Fl. = 857 Æ 14 9 Nr. 1157 1179 1254 1293 1312 1382 1384 1460 1471 1480 1498 1532 1539 1564 1566 1609 1743 1761 1812 182781896 1927 1962 1979 2042 2071 = 22285 M 64 S.

27 Stüd Litt. A. à 300 Fl. = 514 A 29 4 Nr. 2231 2234 2242 2310 2324 2377 2380 2386 2407 2416 2434 2541 2612 2654 2661 2668 2681 2706 2764 2848 2926 2943 2959 3028 3045 3057 3100 = 13 885 M 83 S.

26 Stück Litt. A. à 150 Fl. = 257 M 14 S Nr. 3130 3186 3192 3210 3224 3312 3386 3468 3492 3572 3644 3645 3677 3683 3685 3714 3773 3831 3884 3920 3921 3950 4012 4084 4088 4092 = 6685 M 64 „S.

20 Stüdck Litt. À. à 100 Fl. = 171 A 43 4 Nr. 4113 4124 4142 4186 4305 4348 4352 4361 4397 4500 4529 4545 4551 4554 4562 4598 4618 4656 4683 4687 = 3428 Æ 60 4.

124 Stüdck über 89 142 Æ 96 S.

Zusammen:

120 Stüdck Litt. B. über . 6 C A O Ie n O T e. 89.142 965

“P S e 26 T S

Die Inhaber dieser Obligationen werden hiervon mit dem Be- merken benachrichtigt, daß die Kapitalbeträge, deren Verzinsung nur bis zum betreffenden Rückzahlungstermin erfolgt, bei folgenden Stellen erhoben werden können : :

a. bei der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M.,

b. bei der Königlichen Staatsschulden - Tilgungs- kasse in Berlin und

c. bei jeder Königlichen Regierungs-Hauptkasse.

Die Auszahlung Ls bei Pos. 1, 2 und 3 (Bitt B., C. und D.) gegen Rückgabe der Obligationen mit den Zinsscheinen Reihe I[T Nr. 3 bis einschließlich 5, bei Pos. 4 (Lätt. A.) gegen Rückgabe der Obligationen mit den Zinsscheinen Reihe 111 Nr. 4 bis einschließlich 6.

89 228 A6 67 891422 , % , 89142 ; 9,

Der Geldbetrag der unentgeltlih zurückzugebenden, aber fehlenden

Zinsscheine wird am Fav aen der Obligation zurückbehalten. Soll die Einlösung von dergleichen Obligationen weder bei der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M., noch bei der Königlichen egierungs- Hauptkasse in Wiesbaden, sondern bei einer der anderen Kassen bewirkt werden, so sind die betreffenden Obligationen einige eit vor der Auszahlung dur diese Kasse an den Unterzeichneten zur rüfung einzusenden.

Zurüdck stehen noch aus der:

42. Verloosung Litt. B. 4025. 47. Verloosung Litt. C. 475, D, 4217.

48. Verloosung Litt. B. 3938, D. 3991. :

49, Bed Litt. C. 2572 4452 4633, D. 3902.

51. Verloofung Litt. A. 2847.

52. Verlooîung Litt. C. 2278, D. 2940, A. 231.

53. Verloosung Litt. B. 517 1735 1929, C. 1352 3856 4184 4537 4625, D. 783 1503 1946 2302 4092 4165 4615 4667, A. 43 127 326 349 685 927 1069 1086 1364 1533 1832 1966 2055 2346 2426 2444 2537 2561 2810 2882 2971 3013 3199 3225 3239 3505 3802 3882 4069 4317 4329 4374 4387 4549 4716 4730 4734 4749.

__ Die Inhaber disser Obligationen werden zu deren Einlösung wiederholt aufgefordert. :

Wiesbaden, den 19. Januar 1895.

Regierungs-Präsident. _In Vertretung: Freiherr von Reiswiß.

Deutscher Reichstag.

35. Sißzung vom Dienstag, 12. Februar.

Die zweite Berathung des Etats wird fortgeseßt bei dem Etat des Reichsamts des Jnnern.

Ueber den Beginn der Sizung ist geitern berichtet worden. Nach dem Abg. Dr. Pachnicke nimmt das Wort der

Staatssekretär des Jnnern, Staats-Minister Dr. von Boetticher:

Die Anführungen der beiden Herren Vorredner ließen erkennen, daß sie sich darüber niht im Zweifel befinden, daß es sich um eine Frage des Landrechts handelt, welche sie ihren Ausführungen zu Grunde gelegt haben. Die Frage der Verbindung der Kefsel- revision mit der Thätigkeit des Fabrikinspektors ist der Einwirkung der Reichsgerwalt entzogen; und das Einzige, was ih in dieser Be- ziehung thun kann und was ich hiermit zu thun verspreche, ist, daß ih meine Königlich preußishen Herren Kollegen und die übrigen Regie- rungen, welchen die Fabrifinspektoren unterworfen sind, auf die fehr interessanten Darlegungen der beiden Herren Vorredner aufmerksam machen und ihnen anheim stellen werde, die Frage, wo sie noch nicht als vollständig geklärt angesehen wird, an der Hand dieser Aus- führungen einer weiteren Prüfung zu unterziehen. Freilich wird das für die Regierungen niht ganz leiht sein; denn wir sehen eben hier, daß zwei Abgeordnete, welhe sich für die Materie außer- ordentlih interessieren, diametral entgegengeseßter Meinung sind.

Ih möchte den Herrn Vorredner aber noch darüber beruhigen, daß ih es den Fabrikinspektoren die mir übrigens nit unter- geordnet sind, roie er irrthümlih vorausseßt nit nur nicht übel nehme, wenn sie ihre Wahrnehmungen offen aus\prehen und ihre Ueberzeugung, welche sie an der Hand ihrer Wahrnehmungen gemacht haben, in den Berichten zum Ausdruck bringen, sondern daß ih es im Gegentheil gerade für ihre Pflicht halte, das, was sie wahr- genommen haben, auch zu sagen und die Schlüfse, die sie für eine Verbesserung unserer Zustände daraus ziehen zu müssen glauben, der vorgeseßten Behörde rückhaltlos vorzutragen. Ich werde jedem Fabrik- inspektor dankbar sein, wenn er in dieser Beziehung ein offenes Herz und einen offenen Mund hat.

Ob die Fabrikinspektoren sämmtlich eine große Abneigung gegen die Uebernahme der Dampfkesselrevision haben, weiß ih niht; es mag sein, daß. die beiden Thätigkeiten nicht wohl mit einander ver- träglich sind. Wir im Reich haben darüber keine Erfahrungen gesammelt, und es wird daher nihts übrig bleiben, als die Ent- scheidung der Frage den Landesregierungen, denen sie geseßlich zusteht, zu überläfsen.

Abg. F ischer (Soz.): Nur mit gemishten Gefühlen können wir die Berichte der Fabrikinspektoren ansehen. Dieselben find mit vollendeter Einseitigkeit abgefaßt. Auch hier zeigt sich, daß die Re- gierung Furht vor der Sozialdemokratie hat, denn in der An- weisung, die den Fabrikinspektoren ee ist, wird ausdrücklich verlangt, daß fkritishe Bemerkungen thunlihst zu vermeiden und Vorschläge nur bei dringendem praktischen Bedürfniß zu machen seien. Die Zusammen{tellung der Berichte läßt die Tendenz erkennen, alle Mißtöne zu unterdrücken. So heißt es in der Einleitung, die wirthschaftliche Lage der Arbeiter habe unter dem industriellen Rückgang nicht gelitten, während aus den Be- rihten selbs doh vielfah das Gegentheil ersichtlich ist. Auch ih bin der Meinung, daß die Kesselrevision von der Funktion der Fabrik- aufsicht zu trennen ist. Die Fabrikinspektoren erklären übereinstimmend, daß ihre eigentliche Aufgabe durch die Kesselrevision in den Hinter-

rund gedrängt wird. ieÿmild die Aufsicht geübt wird, geht daraus ervor, daß zahlreiche Arbeitgeber die Fabrikrevision von ihrer Erlaubniß abhängig machen und daß die Aufsihtsbeamten darauf ein- gehen und die Revision in Gegenwart der Unternehmer vernehmen. Erfahrungsgemäß aber halten die Arbeiter in Gegenwart des Arbeit- gebers mit ihren Beschwerden zurück. Das ist begreiflih, wenn ¿. B. ein hervorragender rheinisher Industrieller ‘die Drohung aus- gestoßen hat, jeden Arbeiter zu entlassen, der die Vermittelung des Gewerbe-Inspektors in Anspruch nähme. Aber auch die Inspektoren sind, wie die Verseßung derjenigen von Köln und Merseburg be- weist, in Gefahr, gemaßregelt zu werden, wenn sie den Dingen im Verkehr mit den Arbeitern ernstlih auf den Grund gehen. Der Bil- dung von Arbeiterauss{hüssen stehen die Arbeitgeber durhaus ablehnend gegenüber, weil jene rüd\ihtslos die Verstöße gegen die Arbeitershuß- geseßgebung brandmarken. In fast allen Berichten der Fabrikinspek- toren wird über Unsauberkeit und Mangelhaftigkeit der Wohlfahrts- einrichtungen geklagt. Wir wünschen eine erweiterte Kompetenz und größere Selbständigkeit für die Fabrikinspektoren und die Ausdehnung der Aufsicht auf die Hausindustrie, das Handwerk und die Schiffahrt.

Abg. Roesicke (b. k. F.): Niemand hier im Hause wird leugnen, daß in unserem sozialea Leben noh Mißstände bestehen; aber die Sozialdemokraten sehen die Dinge, wie es auch der Vorredner gethan hat, stets dura eine ganz besondere Brille an, weil ihnen die

auptsache ist, daß sie draußen bei den Arbeitern Eindruck machen. Ly möchte eine andere Frage erörtern. Von verschiedenen Seiten ist in der letzten Zeit die Frage behandelt worden, ob es angezeigt sei, den Boykott \strafrehtlih zu verfolgen. Jch, als Vertreter eines vom Boykott besonders bedrohten Gewerbes, bin der Meinnng, da eine strafrehtlihe Verfolgung des Boykotts sih nicht empfiehlt. Es ist vielfah hingewiesen worden auf die früher vom Reichstag abgelehnte Verschärfung des § 153 der Gewerbeordnung. Die in dieser Beziehun gemachten Vorschläge dürften sch dem Boykott gegenüber als unwirksam erweisen, da sie nur Verabredungen zur Eclangung besserer Lohnbedin- gungen träfen, welhe bei einem Boykott meistens in den Hintergrund

treten. Ich bin aber auch gegen die ftrafrehtlihe Verfolgung des Boykotts, und ih sage das wiederum als Vertreter eines Gewerbes, gegen das allein Boykotts in großem Stile durchgeführt werden können. Nur beim Brauereigewerbe läßt fich eine Kontrole über das Produkt und die Konsumenten dur{führen, ohne welche ein großer Boykott unwirksam ist, Wir haben bei dem Bierboykott in Berlin gesehen, wie die Sozialdemokraten ein ganzes Heer von Polizisten zur Ausübung der Kontrole aufstellten. Ih glaube niht, daß man mit ftrafgeseblichen Bestimmungen gegen die Urheber eines Boykotts etwas ausrihten würde. Daß dunfen über- haupt niht zu dem gewünschten Ziele führen, beweisen die, Vorgänge in Dresden, wo man die Urbeber eines Boykotts mit sharfen Strafen belegt hat. Man hat dadurch den Boykott nit beigelegt, wohl aber die Situation der vom Boykott betroffenen Brauerei vershletert. E Ee agen würden nur zur Folge haben, tab statt des offenen der geheime Boykott platgriffe, und wir im Braugewerbe halten den geoeamen Boykott für weit gefährlicher als den offenen. Etwaige ge- e Bestimmungen gegen den Boykott würden sfih auch leiht um- gehen lassen. Die Veranstalter eines Bierboykotts brauchen garnidht zu sagen: Trinkt das Bier von der und der Brauerei niht! Sie brauchen nur zu sagen: Trinkt das Bier von der und der Brauerei! und die Arbeiter wüßten Bescheid. Es giebt auch noch andere Mittel zur Umgehung strafrehtliher Bestimmungen gegen den Boykott. Jn Dessau z. B. erließ die sozialdemokratishe Partei bei dem Bier- boyfott den Aufruf: Trinkt nicht das Bier von Männern, welhe die Rechte der Arbeiter mit Füßen treten! Jedermann wußte, daß ich damit gemeint war, weil ich den Wahlkreis ver- trat. Ih hoffe, daß die Sozialdemokratie einsieht, daß sie mit ihrem Boykott nichts erreicht hat; denn sie hat es nur dahin gebracht, daß die Brauereien \ih fester zusammenschlossen. Da aber auch in dieser Beziehung eine andere Ansicht zu herrschen scheint, und da man den Verlauf des Berliner Bierboykotts als Beweis dafür anzieht, daß die vorhandenen strafgeseglihen Bestimmungen nit ausreichen, so sehe ih mi veranla einige Worte über den Berliner Bier- boykott und seinen Verlauf zu sagen. Ich habe dazu noch einen anderen Anlaß, nämlih den Umstand, daß ein Mitglied dieses Hauses jüngst erklärt hat, wegen meines Verhaltens in dem Bierboykott niht mehr mit mir diskutieren zu wollen. Von einer Kapitulation ist niht die Rede. Ich hatte noch einen weiteren Grund, die An- (genen hier zur Sprache zu bringen. Es is nämlich in einem

heil der Presse der Abschluß des Bierkrieges als eine Folge von materiellen Interessen dargestellt worden, die die betreffenden Unter- nehmer hierbei geleitet hätten. Man hat es geradezu gesagt ae die Hoff- nung auf Börsenvortheile der Grund zum Friedens\{lu gewesen sei. Insbesondere ist es die hiesige „Post“ gewesen, welche schrieb, ih müsse mit der Thatsache rehnen, daß der von mir und von dem Abg. Singer herbeigeführte Friedens\{luß als

eine Preisgabe der Interessen der bürgerlichen Gefsellschaft aus mate- riellen Beweggründen allgemein verurtheilt werde, und binzufügte: „aber der Kurs der Brauereiaktien hat sh durch den Friedens\{luß erheblih geboben. Das ift \{ließlich doch der Schlüssel für den Aus- ang des Bierkrieges.*“ In ähnlicher Weise haben sih die „Neue Preufi'de Zeitung“ und die „Schlesische Zeitung“ ausgedrückt. Jch ür meinen Theil hätte keine tig, ob Perso auf diese Frage ein-

zugehen; denn mir ift es gleihgültig, ob Personen, die mich nit kennen, glauben, daß ih mich von materiellen Interessen leiten lasse. Aber es kommen hierbei auch meine Berufsgenossen in Frage, welche jenen Abschluß des Boykotts gebilligt haben. Ich will darum in kurzen Zügen den Verlauf des Bierkrieges darstellen. (Die Darstellung, welche der Redner giebt, wird vom Präsidenten mit dem Hinweis auf den Gegenstand der Verhandlung abgebrochen.) Das beste Mittel solche Zustände zu beseitigen, ist eine Ärbeitsvermittlung, die unparteiish wirkt und losgelöst ist von jeder politischen Richtung. Grade die Arbeitsnachweise dürften eine Grundlage für weitere Einrihtungen auf diesem Gebiete bilden. Geseßlihe Mittel gegen Strikes brauchen wir nit; wenn die bürgerlichen latten bei derartigen Gelegenheiten fest zusammenhalten, wird es ein Leichtes sein, allen Ausschreitungen wirksam zu begegnen. Die Arbeiter müssen aber vor allem erkennen, daß das, was wir für sie thun, ihnen zum Segen gereiht. Nicht aus Furcht vor der Sozialdemokratie, sondern aus dem Bewußtsein der inneren Kraft müßten wir energisher vorgehen. Dann werden wir Störungen folcher Art verhindern.

Abg. Singer (Soz.) behält sich vor, bei passender Gelegenheit der Darstellung, welche der Vorredner von dem Verlauf des Boykotts gegeben, eine Darstellung nah \ozialdemokratisher Auffassung gegen- überzustellen.

Abg. Wurm (Soz.): Es ist heute von einer Seite als wünschens- werth bezeihnet worden, daß auch Arbeiter zu den Fabrikinspektionen herangezogen würden. Wir gehen weiter, wir wünschen auch die Ver- wendung von Frauen als Fabrikinspektoren. Die Fabrikinspektoren werden von den Polizeiorganen viel zu wenig unterstüßt. Man sollte die Berichte der Fabrikinspektoren in billigen Ausgaben veröffentlichen, damit auch die Arbeiter sie anschaffen könnten. Die Sonntagsruhbe für den Arbeiter sieht auf dem Papier gon aus, aber in der Praxis hapert es sehr damit. Die tehnische Bildung der Fabrikinspektoren läßt häufig viel zu wünschen übrig ; wie könnte es sonst geschehen, daß einer dieser Inspektoren das Einathmen von Kohlensäure für unge- fährlih erklärte? Die Fabrikinfpektoren sollten die Namen der Betriebe mittheilen, in denen wee unzureihender Vorkehrungen Unglüdsfälle vorkommen. Die Fabrikinspektoren werden aber niemals ihren Zweck ganz erfüllen, wenn nicht die Arbeiterorganisationen einen größeren Einfluß erhalten und ihnen die Aufsicht über die Betriebe zugestanden wird; die Orts-Polizeibehörden reichen in diefer Hinsicht durchaus nicht. aus. s :

Abg. von Frege (kons.): Die eme ugen Mißstände, welche von den Vorrednern berührt worden sind, find von meiner Partei {hon früher zur Sprache gebraht worden. Namentlich bestehen solche Mißstände bei den jugendlichen Arbeitern in der Hausindustrie. Die ungehinderte Freizügigkeit hat in er Beziehung üble Folgen ge- zeitigt; auch die e Mittelpersonen, die den Lohn des Arbeiters kürzen, vermehren das Uebel. Wir hoffen, in dieser Beziehung durch den Antrag auf Verbot der jüdischen Einwanderung eine Besserung erzielen zu können. Einen sehr üblen Einfluß auf die jugendlichen Arbeiter üben au die sozial- demokratishen Versammlungen aus. Den Vorwurf, den der Vorredner den Orts-Polizeibehörden gemaht hat, muß ih zurückweisen; die Gewissenhaftigkeit dieser Behörden ist anerkannt. Wenn über die Verbindung der Kesselrevisionen mit den Fabrikinspektionen geklagt wird, so möchte ih darauf hinweisen, daß bereits vielfa Lte revisionsvereine bestehen, welche die Revisionen übernehmen. Die schlechte Lage der Arbeiter hängt mit der Krisis in der Industrie zusammen, und diefe mit der Krisis in der Landwirthschaft. Diese kann nur gehoben werden durch die Beseitigung der Silberkrisis, wenn -man auf dem Wege des Antrags der Abgg. Dr. Friedberg, von Kardorff, Graf von Mirbah durch internationale Maßregeln zu einer Erhöhung oder Stabilisierung des Silberwerths gelangt. Wir müssen der Ansicht entgegentreten, als ob der deutsche Arbeiter nur von jener Seite (zu den Sozialdemokraten) Hilfe zu erwarten habe. Derjenige Arbeiter, der d Familie und sein Vaterland liebt, wird von uns ganz gewiß ebenso, wenn niht viel \tärker und besser vertreten, als von den Sozialdemokraten. : : i |

Die Debatte über den Titel „Staatssekretär“ wird hierauf geschlossen. Die Ausgabentitel der Kapitel „Reichsamt des