der am 21. d. M. unter dem Vorsiß des Vize- icalea des Staats-Ministeriums, Staatssekretärs des Jnnern Do von Boetticher abgehaltenen Vlenarsigung des Bundes- raths wurden die Vorlagen, betreffend die Abänderung des Statuts für das Archäologishe Institut, die allgemeine Rechnung über den Reichshaushalts-Etat für das Etatsjahr 1891/92, die Erweiterung des Bezirks der Nord- deutshen Knappschafts-Pensionskasse in R a. S., sowie der Entwurf eines Gesehes, betreffend die Kaiserlichen Schuß- truppen für Südwest-Afrika und e Kamerun den eat Ausschüssen überwiesen. Dem Entwurf eines Geseges für Elsaß-Lothringen wegen Aufhebung des Geseßes über die } Ernennung und die Besoldung der Bürgermeister und Beigeordneten vom 4. Juli 1887, sowie den us\huß- anträgen, betreffend die Abänderung des Etats r Salzsteuer-Verwaltungskosten für das Herzogthum Anhalt, dem Entwurf von Vorschriften zur Abänderung der Schiffsver- messungsordnung, und betreffend die Vorlagen über die zoll- freie Ablassung von Asbestpackungen zur Verwendung beim Schiffsbau, sowie über den Erlaß dés Zollzuschlages für russishe Gerste, wurde die Zustimmung ertheilt. Ferner wurde über die Neuwahl eines Mitgliedes des Reihsbank-Kuratoriums
sowie über verschiedene Eingaben Beschluß gefaßt.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Herzoglich sachsen-
meiningenshe Staats-Minister Dr. von Heim i hier ein- getroffen.
Nach einer telegraphishen Meldung an das Ober-Kom- mando r Marine geht S. M. S. „Gneisenau“, Kom- mandant Korvetten - Kapitän da Fonseca-Wollheim, am heutigen Tage von Port Mahon nach Cadiz in See.
Königsberg, 21. Februar. Der 19. Provin iale Landta Ver Provinz Ostpreußen is gestern dur den Ober-Präsidenten Dr. Grafen zu Stolberg-Wernigerode mit folgender Rede eröffnet worden:
Sehr geehrte Herren! :
Indem ich 8 bei Ma Wiederzusammentritt namens der Königlichen Staatsêregierung herzlichst begrüße, drängt es mi, vor allem der erhebenden Tage des vergangenen Herbstes zu gedenken, während welcher wir uns des Allerhöchsten Besuches Ihrer Majestäten des Kaisers und Königs und Seiner durhlauchtigsten Gemahlin in unserer Provinz zu erfreuen und Gelegenheit hatten, aufs neue unsere unverbrüchlihe Treue und Liebe zu dem angeftammten Herrscherhause fund zu geben, sowie erneut zu erfahren, wie nahe unser Ostpreußen dem Herzen des geliebten Landesvaters fteht und wie Allerhöchst- desselben Fürsorge sich diesem ältesten Landestheil des Königreichs in besonderem Maße zuwendet. Mehr denn je bedarf die Provinz diefer Fürsorge. j : E j
Wenn schon die traurige Lage, in welcher seit einer Reihe von Jahren die hon he Landwirthschaft ih befindet, ganz besonders in denjenigen Landestheilen zu Besorgnissen Anlaß giebt, deren Erwerbs- leben vorzugsweise auf der Landwirthschaft beruht, so trifft dies in erhöhtem Grade auf die hiesige Provinz zu, in welcher durch ihr Klima und die E von dem Mittelpunkt des Vaterlands der Kampf um die Existenz ein ungewöhnlih s{werer ist.
Es ist mithin begreiflih, daß man hier mit besonderer Spannung denjenigen Maßnahmen entgegensieht, welhe die Königliche Staats- regierung auf Allerhöchsten Befehl Seiner Majestät des Kaisers und Königs vorbereitet, um für die Hebung des landwirthschaftlichen Ge- werbes die dringend nothwendige Hilfe zu gewähren. :
Als ein Mittel, welches hierzu beitragen foll, ift nach Verein- barung mit den gesetzgebenden Körperschaften in dem Geseß über die Landwirthschaftskammern vom 30. Juni v. I. die Möglichkeit gegeben worden, dem Berufsstande der Landwirthe in _ einer den erhältnifsen der einzelnen Provinzen des Landes anzupafsenden Form eine um- fassende fkorporative Organisation zu geben, welche, mit wichtigen Be- fugnifsen ausgestattet, den Interefsen der Landwirthe und der Geltend- machung berechtigter Wünsche für das landwirthschaftliche Gewerbe eine wirkfamere Os gewähren soll, als es das bisherige Ver-
inswesen geftattet hat. i N | i Darüber, ob und in welher Form die Einführung dieser Einrichtung für die Provinz Ostpreußen zweckmäßig und wünschenswerth ist, erbittet die Königlihe Staatsregierung auf Grund der Bestimmungen des Gesetzes nunmehr Ihre gut- actlihe Aeußerung. Die Ihnen hierüber zugegangene Vorlage wird den weitaus witigsten Epenltans Ihrer Berathungen bilden und, wenngleich es mir wohl bekannt ist, daß gegen die Errichtung von Landwirthschaftskammern auch in der hiesigen Provinz Bedenken laut geworden find, weil man die Besorgniß hegt, es könnte das so überaus alüdlih entwidelte landwirthschaft E Vereinêwesen in nachtheiliger Weise dadur beeinflußt werden, so habe ih doch die feste Ueberzeugung, daß Sie, meine Herren, ohne jede Voreingenommenheit an die Tung der Ihnen gemachten Vorschläge herantreten und \ih bei Ihren Beschlüfsen Es durch die Rücksicht auf das Wohl der
rovinz werden leiten laffen. .. e Im übrigen wird in einer Reibe von Vorlagen aus dem Gebiete der laufenden Verwaltung Ihre durh das Gefeß vor- geschriebene Mitwirkung, sowie in mannigfaen Anträgen auf Unterftüßung gemeinnüßiger me Vi L Ihre bekannte Opferwilligkeit wiederum in niht geringem Maße in Anspruch ge- nommen werden. : ;
Wie es Ihren ständigen Organen auch im vergangenen Jahre ge- lungen ift, die Angele L der Provinzialverwaltung in befrie- digendfter Weise zu führen, was Sie aus den Ibnen vorgelegten Be- rihten und Nachweisungen ersehen haten, so werden auch, defseri bin ih gewiß, Ihre Arbeiten unserer geliebten Provinz Ostpreußen zum
testen gereichen. | / i ANLT erfie ih kraft des mir ertheilten Auftrags den 19. oft- preußischen Provinzial-Landtag für eröffnet. :
Der Alters-Präsident, Bürgermeister Kinder brachte sodann ein Hoh auf Seine Majestät den Kaiser und König aus, in das die Versammlung dreimal begeistert ein- timmte. 02 y Bei der nun folgenden Wahl. des Präfidiums wurden durch Acclamation der Ober-Marshall im Königreich Preußen Graf zu Eulenburg-Prassen zum Ersten und der Abg. Negenborn zum Zweiten Vorfißenden gewählt.
Sachsen.
In Vertretung Seinèr Majestät des Königs wird Seine Königliche Hoheit der Prinz Georg der Beisezung des Erz- herzogs Albreht von Oesterreich E Dem Staats-Minister von Waßtdorf ift die Leitung der General-Direktion der Königlihen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft übertragen worden. -
Woürttemberg. A
ben, besteht aus 38 Mitgliedern. i Meelenburg-Schwerin.
wie aus Cannes gemeldet wird, am Sonntag an
ih wieder in Rekonvalescenz. Jhre Kaiserliche Großherzogin, Höchstwelche gleichfalls seit 14 JInfluenzo -+rkfranft war, erholt sih langsam.
Sachsen-Weimar-Eisenach.
Abend von Berlin wieder in Weimar eingetroffen.
Braunschweig.
gestern geschlossen worden. Schwarzburg-Rudolstadt.
A abgelehnt, Scha Z 1 1895,96 durch Steuerzushläge aufzubringen, dann durch den Staats-Minister von Starck Seiner Durchlaucht des Fürsten geschlossen.
[Lippe.] ”
Negierungsvorlage angenommen. 150 000 M. Toll durch Schul-, Gebäudesteuer und
gefaßte Beschluß auch in dritter Lesung genehmigt Elsaß-Lothringen.
missionsbeschlüssen angenommen.
Oesterreich-Ungaru.
drapierten Hofwartesaal auf dem Südbahnhofe, burg gebracht und in der : ebahrt werden. Am Montag und Dienstag Publikum der Zutritt zur Kirche gestattet
Leichenbegängniß findet Dienstag, 26. d. um 3 Uhr statt. e pfarrkirche über den äußeren Burgplaß,
straße nah der Kapuzinerkirche bewegen.
m österreihishen Abgeordnetenh au Viegièrung gestern einen Gesezentwurf, betreffen de vor.
21/4 Proz. unter dem Tageskurse erfolgt sei. sodann zahlreiche Petitionen.
deutsh fortfuhr, riefen mehrere Jungczechen: n gil verbieten, czehish zu sprechen.“ Der ungarische
weil 7 Millionen au Münze entfallen. 100 000 Gulden. i , :
In der eigen Sißung der Nationalpartei Apponyi mit, daß
partei bezüglih des Heeres Zugeständnisse zu
ihrem Programm, gescheitert seien. Großbritannien und JFrland.
bestehe zwishen Frankreih und i stand vin Feindseligkeiten, der die Ausübung
Feiten auf das hohe Meer erstrecken würden, die
Die Regierung sei
äfen zu veranlassen. i Ditisher in der Ausübung 1
britishen Unterthanen
auf die Einführung von wollwaaren in Ostindien zu lenken. öffentlihe Interesse verlange eine Erörterung Lancashire fürchte die Konkurrenz der indischen fabrikanten niht, wenn der Wettkampf unter
óöllen jei Lancashire aber im Nachtheil. D Me Indien Fowler vertheidigte die vpijas W gangszólle in Ostindien. Dieselben seien
inanzlage Indiens ihrer nicht
Die Kammer der Abgeordneten wählte gestern den Abg. Payer (Volkspartei) zum Präsidenten.
finan worden wegen ihres Uo Las
arlament die Aufhebung der Zölle abhängig vorigen Jahre habe Indien vor einem Defizit gestan
Die neue Vereinigung, die sämmtliche niht zu dem entrum und den Demokraten gehörige Abgeordnete gebildet
Seine Königliche Hoheit der Großherzog, Höchstwelcher, Bronchialkatarrh und Gliedershmerzen erkrankt e
Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist vorgestern Der Landtag ist, wie der „Hann. Cour.“ meldet, vor-
Der Landtag hat in seiner vorgestrigen Sißung den worin vorgeschlagen wurde, die ng außerordenttiher Deckungsmittel für das Etatëjahr
und wurde \0-
andi hat die Einnahmeposten nach der S ESESE B - Das Defizit von
mehr an Klassensteuer gedeckt werden, falls der in zweiter Lesung
Der Landesaus\chuß hat in seiner Sißun 20. d. M. die Etats der Verwaltung der direkten und des Katoster- und Vermessungswesens, der Justizverwal- tung, des Ober-Schulraths und des niederen Unterrichtswesens, sowie der Forstverwaltung in zweiter Lesung nach den Kom-
Die Leiche des Erzherzogs Albrecht trifft dem v Ziel T am 24. d. M. Abends 10 Uhr in Gen ein und wird, nach erfolgter Einsegnung, in dem L
nach der Hof- Hofburgpfarrkirche
M., 0 mittags Der Leichenzug wird fich von der s das äußere Burgthor, über den Burg- und Opernring, die Operngasse und Tegetthoff-
Als Vertreter des Kaisers von Rußland wird der Großfürst Wladimir an der Leichenfeier theilnehmen.
nung derSonntagsruhe auf den Hausierhandel,
Der Abg. Steinwender interpellierte den Finanz- Minister Dr. von Plener, warum für die leßte Anleihe der vierprozentige Typus gewählt und warum die Vermittelung einem Bankkonsortium übertragen worden und die Begebung Das Haus erledigte Bei der Verhandlung eine davon hielt der Referent Abg. Graf Kauniß, das Schlußwort in czehisher Sprache unter dem lebhaften Widerspruch der Linken und dem lärmenden Beifall der Jung- czehen. Als auf Ersuchen des Vorsizenden A Rd „Wir
57 000 FL, Ausgaben 441 697 000Fl, weist auf: Einnahmen 479467 ., Ausgaben L, T DuR 37700000 F[l., in Wirklichkeit aber nur300000009 einen durchlaufenden Posten bei Veranschlagt war ein Ueberschuß von
die Verhandlungen wegen Ver- einigung mit der liberalen Partei infolge der Weige- rung der leßteren, in den Programmpunkten der National-
infolge des unbedingten Festhaltens der Nationalpartei an
Jn der gestrigen Sihung des Unterhauses erklärte der Parlaments-Sekretär des Auswärtigen Sir E. Grey, es Madagaskar ein Zu-
Kriegführender gegen Neutrale involvieren könne. 2 i A wo es mcht wahrscheinlich sei, daß sih die Feindselig-
Zwecke der Neutralität nicht erforderlih, Reglements über das- Einlaufen, das Verbleiben und die Verproviantierung von Kriegsschiffen der friegführenden Parteien in
zu denen sie unter den gegebenen Verhältnissen bere- tigt seien, zu shüßen. Henry James beantragte sodann die Vertagung des Hauses, um die Aufmerksamkeit desselben von Eingangszöllen auf Baum-
fen James erklärte, das
i n stattfir.de : unter den von der Regierung nel eue Bolten fe | B Staats]ekretär
einer Zeit ab-
edürfe. Davon habe das
fluenza, befindet oheit die agen an
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2 Simplen wird.
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Le legte die die Aus-
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der Rechte Aber in
sei es für britischen
bereit, die
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der Frage. Baumwollen- gleichen Be- ng der Ein- und weil die
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der Una aen der
mehrung der Steuern sei nöthig gewesen. Diese Steuerform sei u tier worden, weil. fie nid huhöölineris und am S sre igendsten [P das indische Volk sei. Es sei wichtig, daz ertrauen Jndiens in die Ae ee Englands ni
u ershüttern. Goschen erklärte in seiner Eigenschaft als Mig eorbncter, also niht im Namen der Opposition, daß eg sih bei der vorliegenden Frage nicht um ein Mißtrauens- votum handeln sollte. Das i möge von s Rück- fich auf Parteivortheile absehen, Uneigennüßigkeit eigen, auf die Stimmen Indiens hören und niht den Einfluß und
die Macht Englands im Orient gefährden, was geschehen würde,
wenn man auf die e Ee Lr cas ged, die Regierung werde die Beschwerden Lan etr
Î \ E 2e Kanzler der - aßkammer r -W. Harcourt versicherte, die Megierund Mute nur aus Rückficht auf die Gerechtig: keit gegen Jndien gehandelt, troy des Risikos, Stimmen der Wähler zu verlieren; die Nen sei indessen bereit, die Vorstellungen Lancashire's bezüglih der Accise in Erwägun zu ziehen. Bedauerlich sei es, wenn solchen Fragen ein Yarier arakter gegeben werde. Sollte es das Schickfsa der Regierung fein, zu fallen, so könne fie für keine würdigere Sache fallen. Sollte dies das Resultat der Rbiiamaun sein, so werde es für Jndien ein dauerndes - Gefühl bleiben, daß das Unterhaus ihm keine Gerechtigkeit bezeigt habe. (Lauter Beifall.) Schließlich wurde der Antrag James mit 304 gegen 109 Stimmen abgelehnt. E
Balfour, der Führer der Konservativen im Unterhause, ist an der Influenza erkrankt.
Ftalien.
Die „Agenzia Stefani“ meldet: Das Gerücht, der Schaß rito 200 Mil en von ihm in den Banken nieder- gelegtes Gold gegen 200 Millionen Billets ausgeführt, ist unbegründet. Diese 200 Millionen liegen unberührt in den Kassen der Banken und der Schaß hat nit nur alle seine Operationen gemaht, ohne fich dieser 200 Millionen Gold zu bedienen, sondern die Reserve des Schaßes, die am 31. Januar 1894 56 700 090 Lire betrug, wurde am 31. Januar 1895 auf 76400 000 Lire gebraht. Die Goldreserve in den Kassen des Schaßes und der Emissionsbanken betrug also am 31. Januar 189% 509 721 000 Lire gegen 468 034 000 Lire am 31. Januar 1894, die Zirkulation der Billets des Staats und der Kassen hat in demselben Zeitraum um 44750 000 Lire abgenommen.
Belgien.
n der gestrigen Sißung der Repräsentantenkammer gab de Sinca-Dhmister de Smet de Nayer die übliche Darlegung über das Budget, das 358 969 000 Fr. Aus- gaben und 357 727 000 Fr. Einnahmen aufweift. Der Minister war aber der Meinung, daß die nig vera an E nahmen die Anschläge in Wirklichkeit um mehrere illionen überschreiten würden.
Schweden und Norwegen.
Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Christiania haben die Moderaten die Mitglieder des Storthing Haug- land, Sverdrup und Ueland, die Partei der Rechten Bonevie, Schweigard und Jrgeni u ihren Delegirten gewählt. Die erste Sißung d
arteidelegirten findet heute Vormittag 11 Uhr statt. Wie verlautet, wird die Linke eine Uebereinstimmung bezüglich einer Erklärung des Storthing an den König zu er zielen suchen, die besagen soll, daß eine nah den vom Konig in seinem leßten Schreiben festgeseßten Bedingungen ebildete Regierung auf keine Unterstüßung seitens irgend welcher raktion des Storthing rechnen dürfe und daß der einstimmig gefaßte Beschluß des Storthing vom Jahre 1860 festgehalten werden müsse. Die Parteiorgane der Rechten erwarten von der ge- meinsamen Berathung keinen oder doch nur einen geringen Er- folg, während das Organ der Linken „Dagbladet“ einer weniger pesstmistischen Anschauung Ausdruck giebt.
Amerika.
Nach einer Meldung der „Times“ aus Philadelphia wird der Senat vorschlagen, den Zuckerpflanzern eine Prämie, die auf 5 Millionen Dollars geschäßt wird, für die leßte Ernte
zu zahlen. Asien.
Die aus Tongking mit der Post in Marseille einge troffenen Blätter berihten, die Seeräuber hätten am 30. De- zember v. J. einen Proviantzug, dex von 22 Tirailleurs und einem Sergeanten begleitet worden sei, angegriffen und 13 Mann der Degtenung, getödtet, 8 verwundet; die Seeräuber seien mit ihrer Beute entflohen. Eine Truppen- folonne habe am 11. Januar die von den Seeräubern nah der hinesishen Grenze zu besezte Stellung von Langhai auf-
ehoben; dabei seien drei Offiziere verwundet, sowie neun Soldaten getödtet und 23 zumeist eingeborene Soldaten verwundet worden. j
Aus Tientsin wird gemeldet, es gelte jest als e daß Li-Hung-Tschang sich nach Japan begeben werdf, um wegen des Friedens\hlusses zu verhandeln.
Afrika.
Das „Reuter'she Bureau“ meldet aus Kairo, : die Lage in Egypten in der- europäischen resse ad breiteten Gerüchte seien etwas übertrieben. an ee wohl einzelnen, zweifellos Aen Symptomen L große edeutung beigelegt, dieselben würden 1 2 are veinlid, feine Folgen haben. Jm allgemeinen an scheine das Land zufrieden - und rubig; es l Anzeichen eines Wechsels in der Politik der n Regierung vorhanden, welche den cinfahen Wunsch hege, G unterbrohen das Werk der Verwaltungsreformen fortzuseße!: Die Anzeichen von Mißstimmung bei dem Khedive uge i so geartet, daß die britishe Regierung veranlaßt werden tonnf, ihre Politik in irgend einer Weise zu verändern. (bî
Mie „W T. B.“ aus Enger deriágel, E lag ; der italienishe Gesandte sei telegrapy| : berufen worden und habe sih sofort nah Gibraltar ein
geschifft.
die über
Parlamentarische Nachrichten.
¿ : ‘ ; ißungen Die Shlußberichte über die gestrigen Siu des M und des Hauses der Abgeordnett
en. Die Ver-
befinden sih in der Ersten und Zweiten Beilage.
‘dringend weg ist, eine Vakanz von 2 und 3 g
thumsverweser
._ Im Argen; bei
eingriff.
Mitgliedern daraus
_ meinnü igen - doch if
: angelischen Konfession Sorge zu tragen.
— Jn der heutigen (44.) Sißung seßte der Reichsta Die erste Lesung des Sa baFienengeta es fort. Der Sáigung wohnte der Staatssekretär des Reichs-Schagamts Dx. Graf von Posadowsky bei. .
Der Abg. Bassermann (nl.) sprach \sich gegen die Vorlage aus, welche «die weitverzweigte Tabaindustrie empfindlich ‘hädigen würde. Die Annahme der Vorlage müsse einen ftarken Fonsumrückgang und infolge dessen zahlreihe Arbeiterentlasfsungen na ih zichen. Die verbündeten Regierungen erhielten dur die Vorlage cine Steuershraube in die Hand, welhe zweifellos bald würde angezogen werden, bis man vor dem Monopol Fehe. Nur die fapitalkräftigen Betriebe würden bei der neuen Steuer bestehen können. Au er halte den Taback für ertrag- fähiger, aber nur durch die Einführung eines weit über die Säße der Vorlage hinaus8gehenden Schußzzolls für den einheimischen Taba.
Darauf ergriff das Wort der Abg. Schädler (Zentr.). (Schluß des Blattes.)
— In der heutigen (26.) Sißung des Hauses der Ab- geordneten, welcher der Minister der geistlihen 2c. An- gelegenheiten Dr. Bosse beiwohnte, trat das Haus in die zweite Berathung des Etats des Ministeriums der geistlihen 2c. Angelegenheiten ein.
Bei dem Kapitel „Einnahmen“ wünschte
Abg. von Strombeck (Zentr.) Aufklärung über die Regelun des hannoverschen Vloftex [ands und ähnlicher Fonds. Viel- Leit fönne man dem Hause die Kabinetsordres zugänglich machen, durch welhe die Verwendung dieser pen zum größten Theil
regelt worden sei. Der Minister habe im Jahre 1893 eine veziellere Nachweisung darüber versprochen, bisher aber sei das Ver- sprechen nicht erfüllt worden. Wenn diese Fonds eigentlih auch keine fisfalishen seien, so habe dcch der Landtag ein Interesse, über die Verwaltung so bedeutender Fonds eine gewisse Kontrole zu üben.
Dec Minister der geistlihen 2c. Ae naien Dr Bosse erwiderte, daß der jeßige Stand der Angelegenheit durch seine Erflärungen in der Bu Cane on flar gelegt sei. Die in Aus- ficht gestellte \speziellere Nachweisung über die Fonds habe er nicht vorlegen können, weil er, wie sich später herausgestellt habe, dabei auf die rehtlihe Natur der Fonds hätte eingehen müssen. Das sei aber eine s{chwierige, zeitraubende und heikle Arbeit, weil sich eine ganze Registratur über diese Fonds, die unter französischer, han- növerscher, westfälisher, polnisGher und preußischer Verwaltung ge- standen, angesammelt habe. Jeßt sei diese Angelegenheit aus Anlaß des Komptabilitätsgeseßes wieder aufgenommen worden; man müsse warten, bis die Arbeiten zu einem endgültigen Abschluß kämen.
Abg. Brandenburg (Zentr.) wies darauf hin, daß der han- noversche Klofterfonds hon in der Drukschrift des Jahres 1877 als Stiftung zu Zwecken des Kultus und des Unterrichts festgelegt worden sei, und ¡bat um mögli rasche Feststellung der rechtlihen Natur au der anderen Fonds.
Abg. Dr. Sattler (nl.) hob hervor, daß die Budgetkommission die Angelegenheit auf ein Jahr vertagt habe. Man werde auf Er- füllung des § 99 der Verfassung, des Erlafses des Komptabilitäts- gesetzes, dringen, und dabei müßten auh diese Fragen geregelt werden.
Die Einnahmen wurden bewilligt.
Beim Titel Miniftergehalt der Ausgaben erhält das Wort:
Abg. Danzenberg (Zentr.): Es is {chmerzlich, daß wir Katho- lifen des preußischen taats nicht ebenso behandelt werden, wie die Proteftanten. Leider haben wir immer noch genug Beschwerden vorzubringen. Alle katholisch-kirhliGen und Schulangelegenheiten unterstehen einer Zentralbehörde, dem Ministerium, desen Chef und Ministerial - Direktoren protestantisch find, während unter den Räthen {ih nur vier Katholiken befinden. Auch die Ober - Präsidenten sind bis auf einen protestantisch. Das i fein Zufall, da fteckt ein System drin, mit dem ge- bhrohen werden muß. Von einem Protestanten kann man nit verlangen, daß er volles Verständniß für alle kirhlichen An- gelegenheiten der Katholiken hat, das hat |. Z. auch Fürst Bismark anertannt. Wir müssen angemessene Vertreter der katholischen Inter- efsen haben, die unjere Angelegenheiten prüfen. Wenn auch mehr fatholishe Räthe angestellt werden, sind wir immer noch im Nachtheil, da die Entscheidurg bei einem protestantishen Minister Q Der Minister hat den früheren Mitgliedern der katholishen Abtheilung Anerkennung gezollt, warum werden da nicht wenigstens mehr Tatholishe Räthe angestellt? Warum ftelt man nit in Gegenden, in denen die evangelishe Bevölkerung überwiegt, evangelishe, wo die fTatholishe überwiegt, katholische Beamte an? Ih komme nunmehr zur Besprehung der Normen, na welchen in Preußen die Verwaltung geleitet wird gegenüber der katholishen Kirche. Der Minister behauptete im vorigen Jahre, es bestehe in dieser Beziehung ein Zustand des Friedens. Jch möchte bestreiten, daß es si dabei um einen dauernden Friedenszustand handelt. Es besteht noch ein Rest jener kirhenpolitishen Geseßgebung, die hier im Hause einmal direkt als „ungereht“ bezeichnet wurde. In diesem Rest ist der diskretionären Gewalt des Kultus-Ministers eine große Latitüde gegeben, und es ist für die katholishe Kirche ein un- erträgliher Zustand, in mancher Beziehung auf Gnade und Un- uade dem Ermessen des Ministers üÜberantwortet zu scin.
ie Kirche ist der nothwendigen Freiheit beraubt. Wir allen die Klagen darüber immer wieder vorbringen, bis Abhilfe geschaffen ist. Ein katholischer Theologe kann niht einmal in Rom seine Stu- dien betreiben, wenn der protestantishe Kultus-Minister es nicht er-
Taubt. Auch die Anzeigepflicht der Bischöfe ist eine drückende, sie bringt
es mit sih, daß selbst in Fällen, wo die Beseßung einer Stelle Monaten ein- ung der Regierung, welche bei der Anstellung von Bisthumsverwesern nothwendig ift, läßt weilen lange Zeit verwaist fein. Warum niht ebenso behandelt, wie Verwaltung des Kirchenvermögens liegt noch immer einer Umfrage im Lande würde \ich heraus- stellen, daß 98 bis 9909/9 der Kirchenvorstände nichts davon wissen wollen, daß die Gemeindevertretung in die Verwaltung des Kirchen- vermögens . mit hinein redet. Die Ausweisung der Orden ist eine Maßregel geweien, die tief in das Leben der katholishen Kirche e damit verbunden gewesene Einziehung des Vermögens der Orden geshah unter dem Versprechen, daß den einzelnen Ordens- Nevenuen zu theil werden sollten. Aber man weiß, wie fkostspiella eine ftaatlihe Verwaltung t, und wie wenig dabei übrig bleibt. Ueber Hart- herzigkeit und Engherzigkeit gegenüber fkatholischen, auch ge- Ordenspvereinigungen wird überall geklagt. Und Q den fatholishen Bürgern vom Minister zugesagt, es solle ihnen werden, was ihnen geseßlih zustehe. Die Schule ist seit : Jahren zu einer Versuchsstation geworden, wobei immer mehr hervortritt, daß nur die Regierung darin die Herrschaft haben will, der Kirche aber kein Gnu eingeräumt werden soll. Ich bitte Minister, daß möglichs bald dem Hause. ein Volks- \{ulgeses vor elegt wird. Die Majorität ein folches Geseh auf nLEE Grundlage i in Hause vor- handen. Bis zur Vorlegung eines solchen Gesetzes aber bitte ih Minister, möglichst für Erhaltung des christlihen Charakters der Volks\hule unter gleicher Berücksichtigung der katholishen und Gerechtigkeit walten der Minorität gegenüber, is wahre \taatsmännische
tritt. Die Genehm ein Bisthum zu- werden die Bis-
die Bischöfe ?
Die
für diesem
laffen Weisheit
(Schluß des Blattes.)
— Dem Hause der Abgeordueten is der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Berliner Stadtsynode und die Parochialverbände in größeren Orten, zugegangen.
__— Bei der im 2. Gumbinner Wahlbezirk (Ragnit- Pillkallen) gestern vorgenommenen Ersaßwahl für den ver- storbenen Abgeordneten Steinmann if der Landrath Dr. Schnaubert in Pillkallen (konservativ) mit 234 Stimmen zum Mitglied des Hauses der Abgeordneten gewählt worden. Der Gegenkandidat, Gutsbesißer Gottschalk in
Sauerwalde (konservativ) erhielt 39 Stimmen.
Entscheidungen des Ober-Verwaltungsgerichts.
Eine Aktiengesellschaft ist, nah einer Entscheidung des Ober-Verwaltungsgerichts, VI. Senats, 1. Kammer, vom 11. Oktober 1894, nur dann der Gewerbesteuer unterworfen, wenn sie ein Gewerbe betreibt, was gegenüber der Aktiengesellschaft, ebenso wie gegenüber einer physishen Person, im Zweifelsfalle festgestellt werden muß. Betreibt die Aktiengesell\chaft nas ihrem Statut oder ihrer Geschäftsgebahrung nit nebeneinander zwei jelbständige Erwerbs- zweige, einen gewerblichen und einen nihtgewerblihen, fondern hat sie nur einen rein gewerblihen Gesammtbetrieb, so unter- liegt sie der Gewerbesteuerpfliht mit dem gesammten Anlage- und Betriebskapitale (Liegenschaften, Häuser und Kapitalien) und dem gesammtenErtrage, selbst wenn sie diefeKapitalien besonders,als nicht gewerbliche Bestandtheile ihres Vermögens, verwaltet; es kann daher die Verwerthung eines Miethshauf es der Aktiengesellschaft durh Vermiethung unter besonderen Umständen den Charakter eines Gewerbebetriebs annehmen. „Wenn die Aktiengesellshaft, was die Regel bildet, eine Erwerbsgesellshaft ist, so brauht deshalb der den Gegenstand des Unternehmens darstellende Erwerbszweig noh niht mit Nothwendigkeit ein Gewerbe zu sein. Ob eine Attien- dll ein Gewerbe betreibt, rihtet sh, ebenso wie bei Aen
ersonen, lediglih nach den allgemeinen Grundsäßen über den Ge- werbebegriff. Nur dann, wenn die Merkmale des Gewerbe- begriffs zutreffen, erscheint die Aktiengesellshaft als Gewerbe- treibende und Gewerbesteuerpflihtige. — Wenn eine Alktien- gefellschaft neben einander zwei selbständige, von einander unabhängige Erwerbszweige verfolgt, von denen, -rein objektiv be- trachtet, der eine einen Gewerbebetrieb darstellt, der andere aber keinen gewerblihen Charakter trägt, so kann man aus der subjektiven Verbindung beider nicht unter allen Umständen folgern, daß nunmehr das gesammte Unternehmen gewerblicher Natur ist; vielmehr behält troß der subjektiven Verbindung beider Erwerbszweige zu einem Unter- nehmen jeder seinen objektiven Charakter, der eine als Gewerbe- betrieb, der andere als nihtgewerblihe Thätigkeit. — Wesentlich anders gestalten fich die fteuerlihen Verhältnisse, wenn die Aktien- gesellshaft nah ihren Statuten oder ihrer Geshäftsgebahrung nicht nebeneinander zwei selbständige Erwerbszweige, den einen gewerb- lien, den anderen nihtgewerblihen Charakters, betreibt, onbern nur einen rein gewerblihen Gesammtbetrieb kennt. Solches if die Regel, und es. spricht bei einer Aktien- E Ld die den Statuten gemäß Gewerbe treiben will und that- ächlih betreibt, die Vermuthung dafür, daß ihre sämmtlichen Unter- nehmungen ein einheitlihes Ganzes bilden. Alsdann ift die Aktiengesellschaft niht etwa, wie eine physishe Person, in der Lage, ewisse Theile des Anlage- und Betriebskapitals — Liegenschaften,
äuser, Kapitalien — als niht dem Gewerbebetriebe dienend, auszu- ondern, und als niht gewerbliche Bestandtheile ihres Vermögens be- onders zu verwalten, sondern das gesammte Anlage- und Betriebs- Tapital bleibt einheitlich, unmittelbar oder mittelbar, dem Ge- werbebetriebe erhalten. Wenn eine rein gewerblihe Aktien- gesellshaft, zum Beispiel eine Bank, zur Vermeidung von Verlusten Güter, Grundstüke, Häuser ankauft und einstweilen im Besiyge behält, fo“ würde sie" niht etwa diesen Immobilien- besiß als außergewerblihes Vermögen behandeln und verwalten und die Erträge der gewerblichen Besteuerung entziehen können. Ebenso- wenig würde eine solhe Gesellshaft befugt sein, die niht unmittelbar zum Gewerbebetrieb nothwendigen Kapitalien auszusondern und als nihtgewerblihe Vermögenstheile anzulegen. Jn Fällen dieser Art liegt kein selbständiger, von dem Gewerbebetrieb getrennter Erwerbs- zweck vor, und die bezeichneten Vermögenstheile ersheinen lediglich als Mittel zum Zweck des gewerblihen Gesammtbetriebs. Bei der An- wendung der im vorstehenden entwickelten Grundsäße auf den vor- liegenden Fall hängt die Entscheidung davon ab, ob das Vermiethen von Räumlichkeiten in dem der Steuerpflichtigen gehörigen Gebäude einen selbständigen, nihtgewerblihen Erwerbszweig bildet oder niht ..." (Reg. G. VI. 53/94.)
Kunft und Wissenschaft.
__# In s{neller Folge wechseln die Ausftellungen des Kunst- salons von E. Schulte; dem Künstler-West-Klub {loß sich am 16. d. M. die Berliner Vereinigung der Elf mit ihrer dies- jährigen Ausstellung an. Obwohl der Zahl nah hinter dem ge- enannten Klub zurückstehend, repräsentieren die XI ein größeres apital künstlerisher Kraft als jener. Um einige starke Individuali- täten, die wie Klinger und Liebermann unbestritten in der ersten Reihe der deutshen Künstlershaar ftehen, hat \ich ein Kreis gleichstrebender ele angeschiossen, die mit jenen vor allem das Recht der freien künstlerishen Persönlichkeit zu verfehten gewillt sind. Ob dieses Programm gerade nothwendig eine Vereinigung von Mehreren erheischt, \heint zweifelhaft, da selbständige Kraft allein ihrem Ziele am schnellsten sich nähert; jedenfalls aber pa die gleich- zeitige Ausstellung von Werken dieser Gruppe ein fesselndes Bild von dem besten Streben unserer Berliner Künstlergemeinde. Im lokalen Sinne gehört Marx Klinger nicht eigentlich mehr zu dieser, nach- dem er Feli Wohnsiß wiederum nah Leipzig verlegt hat; auch ist er der einzige, der die Skulptur in diesem Kreise vertritt, freilih mit einem Werk, das gleichzeitig von seinem Farbenempfinden Wugnib ablegt. Es ift alis der vom Leipziger Museum angekauften Salome eine weibliche Halbfigur in farbigem Marmor; die unbekleideten Theile des Körpers sind in leiht getöntem griehischem Stein gebildet, das Gewand, das die Formen des Leibes durh|cheinen läßt, aus grauem geäderten Marmor, der durch rothe Tönung eine reihe Farbenwirkung erzielt ; das Haar ist naturalistisch bemalt, die Augen aus Bernstein eingeseßt, während eine Bronzekette mit zwei Kameenschließen das Kleid über der linken Schulter zusammenhält. Troß diesem verschiedenartigen Material und seiner musivischen Verwerthung wirkt das Werk in erster Linie durch seine rein plastishen Qualitäten. Die Modellierung giebt mit unübertreffliher Feinheit die Struktur des fräftigen S E wieder, die Linien des Aufbaus mit ihrer rhythmishen Shwellung \prehen die Sprache s Hellenenshönheit. Daß das gewählte Motiv: „Kassandra“- durch Klinger's Kunft .in Haltung und Ausdruck des Kopfes packendes Leben gewonnen hat, be- darf kaum der Erwähnung. Interessant ist es zu sehen, wie K., der offenbar das gleihe Modell, wie zu feiner Salome hier benußte, den Kopf im Sinne seines Vorwurfs umstilisiert hat. Es lassen sich kaum zwei S Gegensäßze denken, als die kaltberehnende Sinnlichkeit der Salome und das Pathos der vergebens mahnenden Seherin von Troja. Nur ein Künstlergenie von der Formbeherrshung M. Klinger's vermag das gleihe Modell in fo verschiedenem Sinne durh rein ftilistishe ttel abzuwandeln. Den Gegenpol künstlerisher An- \hauung vertritt Max Liebermann, der das leßte Ziel seines Strebens in der treuen Wiedergabe der Natur sieht, seine ganze Kraft auf nare Beobachtung, unmittelbare Lebendigkeit des erfaßten oments rihte. Sein großes Bild „In den Dünen“, das leider keine günstige Aufstellung gefunden
feines Könnens angelangten Naturalisten gelten; in diesem Sinne darf ihm ebenfowohl Klassizität zugesprohen werden, wie Klinger's Kasfandra. Die Gestalt des über den Strand screitenden alten Fishers in ihrer Isoliertheit hat etwas Großes, Ueberzeugendes in sih. Schärfe der geistigen Durchdringung zeihnet das Pa eonteat Virchow?s, liebenswürdige Frishe das ebenfalls in Paftell gemalte Bildniß der kleinen Tochter des Geheimen Raths Bode aus.
Im Gegensaß zu diesen beiden Meistern, deren Entwickelung mehr oder Weniger abgeslofsen ersheint, nehmen wir bei einigen der jüngeren Aussteller in diesem Jahre überrashende Wandlungen wahr. “Am weitesten vorgesckritten erscheint Walter Leistikow, der anfangs einem ziemlich konveutionellen Landschafts\til zuneigte, im Laufe der Jahre aber immer kühner an neuen Problemen seine Kraft erprobte. Die neueste Wendung zum „dekorativen Stil“ ist vielleicht mit hervorgerufen durch einen Studienaufenthalt in Dänemark, wo jüngst einige Maler, denen wohl auch Willumsen zuzurehnen ist, den phantastishen Plan geiaßt haben, die Kunst völlig von vorne zu beginnen. An der Weslküste Seelands beabsihtigt man, wie aus Kopenhagen berichtet wird, einen griehis{hen Tempel zu er- bauen, in dem diese wunderlihe Gemeinde ihren Sig aufshlagen will, um abgeschieden von der Welt ihr großes Werk „die Erneuerung der Kunst“ zu beginnen. Nach den Proben, die wir unlängst bei Gurlitt kennen lernten, zu urtheilen, handelt es fih dabei vorzügli darum, unter Verzicht auf jede Naturnahahmung einen dekorativen Farbenftil zu erfinden, den man vielleiht als „Farbenmusik“ bezeichnen könnte. Die finnlihe Wirkung farbiger Harmonien, gegliedert durch ornamentale rhythmische Linien, muß nah Auffassung dieser. Maler dem Auge das gleihe Wohlgefallen „erregen, wie die analoge Tonkombination dem Dhre. Die Suggestion, die sich an das Sinnenleben wendet, soll die bisherigen, dem Intellekt Zugeständnisse machenden Kunstmittel erseßen. Es ist ein wunderliher Zufall, daß in der gleichen Zeit, in der die Musik immer energischer der Tonmalerei zustrebt, die Malerei auf Farbenmusik als Ausdrucksmittel zurükgreift. Denn ein Nükschritt zu den primitiven Stadien bildender Kunst, wie wir sie beispielsweise in den Miniaturen irischer Mönche im frühen Mittelalter kennen lernen, lieat zweifellos in dieser Bewegung. Leistikow hat sih denselben an- geschlossen, ohne gleich Willumfen ihre leßten Konsequenzen zu ziehen. Seine Vikingerschiffe, die „mit Wind und Wellen gegen fremden Strand® anlaufen, sind sehr beahtenswerthe Probken dieses „dekora- tiven Stils". Das unberührte grüne Eiland, tas am abendlichen Horizont mit seinen grünen Matten aufleuchtet, die von der Sonne vergoldeten Schiffs\{hnäbel, die in wunderlichen Silberlinien sich kräu- selnden Wellen, der goldstrahlende Himmel und \{ließlich das vor- trefflih berechnete Bandmotiv des Rahmens sind in der That zu einer bewundernswerthen Farbenharmonie zusammen gestimmt. Bezeichnend ist es, daß Leistiklow auch für andere Farbenstudien den Namen der tönenden Kunst entlehnt, wie in dem „sotto voce“ und dem „Ver- lungen“. Aber auch seine dänishen Waldstudien lassen sich am besten aus der Absicht verstehen, einen bestimmten Farbenklang in allen Shwingungen auf das Auge wirken zu lassen. Ludwig von Hofmann wählte als Motto einer dreitheiligen Komposition die Anfanqgsworte des Chors der neunten Symphonie yon Beethoven : « Freude, \{chöner Götterfunke “. Hier
inkt die Malerei geradezu zur Jllustration eines bestimmten Musik- tücks herab. Der Grundirrthum dieser ganzen Auffassung von den Aufgaben der Malerei besteht darin, daß ein zeitlihes Nacheinander der Tonwirkungen sih niemals völlig gleihwerthig in ein örtliches Nebeneinander von Farbenwirkungen überseten läßt, èa Gesichts- und Gehörsinn einmal verschieden organisiert sind. Immerhin führen derartige Versuche, wie sie Leistikow und E unternommen haben, am ehesten zur Klärung dieser verwielten ästhetishen Fragen. O E diesem Grunde verdienen sie ernste Beachtung statt Spott und Hohn.
| Weniger anstrengende Aufgaben stellen die übrigen Aussteller an die Kritik als Vermittlerin zwishen Schaffenden und Genießenden. Skarbina, der stets unermüdliche, hat einige feingestimmte Pastell- veduten aus „Alt-Berlin“ ausgestellt, die das Eingehen auf seine Ab- sichten nicht so ershweren, wie die zweifellos vortreflich beobachteten, aber durch thren Gegenstand unerquicklihen Leichenstudien aus der Gruft der Garnisonkirche. Hugo Vogel wählt seine Modelle mit Vorliebe im engften Familienkreis; seine Bilder erhalten dadurch, wie der Knabe im Freien und die „Abend- stunde" etwas ungemein Intimes. Auf die gleihe JIntimität zielt auch Alberts mit seinen sorgfältig durhgearbeiteten Interieurs aus den Schifferwohnungen der Halligen hin, während der „Sonnen- s{hein“ und „Am Herd“ beweisen, daß der Künstler auch in breiterer Technik sich sicher zu bewegen weiß.
Friß Stahl bleibt stets im Bannkreis seiner eleganten, parfümierten Gesellshaftssphäre, auh Hans Herrmann, George Mosson, Müller Kurzwelly und der Marinemaler Schnars- Alquist verrathen keine Neigung, die altbewährten Bahnen künst- [erishen Grgehens Ben unwegsame Seitenpfade zu vertauschen. Da die Kritik die leßteren s{härfer zu beleuhten die Pflicht hat, werden sie es nicht als Ungerechtigkeit empfinden, wenn ihrer nur mit kurzen Worten gedacht wird.
Land- und Forstwirthschaft.
Saatenstand in Rußland.
Ueber den Stand der Wintersaaten in Rußland zu Ende vorigen Monats gehen uns aus einzelnen Gouvernements folgende Nachrichten zu:
Im Königreich Polen wird der Stand der Saaten im allgemeinen als befriedigend bezeihnet. Dagegen wird über die unbeständige Witterung in den Gouvernements Wilna, Kowno und Grodno ge- klagt, namentlih wird in leßterem Gouvernement eine Schädigung der Saaten durch den fortwährenden Wechsel von Frost und Thau- wetter befürhtet. Auch sollen dort die Felder ftellenweise von Feld- mäusen arg unterwühlt fein.
Im südwestlichen Rußland if die Witterung den jungen Saaten günstig gewesen. Wiederholte Schneefälle haben die Felder im süd- westlichen und in Kleinrußland fast überall mit einer nahezu 2 Fuß hoben Schneeschicht bedekt. Au soll die Mäuseplage im Abnehmen begriffen fein.
In den Gouvernements Tiflis, Elisabethpol und Eriwan und dem Gebiet von Kars herrschte ungewöhnlih trockene Witterung, die aber den Saaten bisher noch keinen Schaden zugefügt bat.
Handel unnd Gewerbe,
— In der gestrigen Sißung des Verwaltungsraths der Berliner R eee wurde die Bilanz für das abgelaufene Ge- hâftsjahr vorgelegt. Einschließliß des aus dem Vorjahre über- nommenen Vortrags von 146489 (6 beträgt der Brutto-Gewinn 7 517 705 A Hiervon entfallen auf Zinsen-Konto (nah Verrehnung der 450 000 M betragenden Verzinsung der Kommandit-Einlage bei Breest u. Gelpcke) 3 022 212 M (1893 3 133 943 4), auf Wechsel- Konto 608 5923 #6 (1893 677030 46), auf Provisions - Konto 1551 213 Æ (1893 1217 901 Æ), auf abgerehnete Gewinne aus dem Effekten- und Konsortial - Konto 2189 266 M (1893 525 862 4). Von dem erzielten Bruttogewinn find die Verwaltungs- kosten mit 778 752 M (758 452 M) und die Steuern mit 330 186 M (365 741 M) abzuseßen. Die Bilanz der Berliner Handelsgesellschaft vom 31. Dezember 1894 weist folgende Positionen auf: Aktiva. Kassenbestände 12 104 207 4, Wechselbestände 36 494 265 46, Reports 21 127 604 A, Eigene Effekten 8992884 , Grundstüucks-Konto 2175 945 Æ, Hypotheken-Konto 170 000 6, Bankgebäude und Haus Behrenstraße 32 1643 465 4, Konsortial-Konto 10 172 052 4, Debitoren 63 781 321 4 (wovon etwa 43/5 Millionen Guthaben bei Bankfirmen und etwa 433} Millionen gedeckte Debitoren), Kommandit - Betheiligung bei Breest u. Gelpcke 15 000 000 Æ; Passiva. Kommandit - Kapital 65 000 000 #4, Accepten-Konto 26 965 268 A (wovon etwa 192 Millionen gegen Guthaben und Unterlagen), Kreditoren 55 715 742 4, Rückständige Dividende 5737 4.
hat, darf als monumentales Glaubensbekenntniß eines auf der Höhe
Spezial-Reserve T 697 173 #, Spezial-Reserve 11 1624 315 4, Dividenden-Neserve 2500 000 #6, Allgemeine Reserve 13 744 754 ,