1895 / 49 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 25 Feb 1895 18:00:01 GMT) scan diff

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E.

einen reuen Landeshauptmann zu wählen, hat diese Aufgabe in kurzer Frist mit vollster Einmüthigkeit und, wié ih wöhl?

allseitigen Zufreiedenheit der Provinz gelöst. “Zhr mann, Herr Dr. von Dziembowski, wélher ch2 r vur Geburt und Besitz angt. welcher in derselben seine Laufbahn im Staatsdienft bis zum Ober-Präsidial-Rath durchmadte, stand mir in dieser Stellung so nahe, daß ih mir wohl ein Urtheil über ihn zutrauen und die Provinz zu dieser Wahl beglückwünschen kann. Es war dieser Personenwehsel die erste ernste Probe auf die Tüchtigkeit des noch fungen Verwaltungsorganismus, und wenn diese Probe gut bestanden ist, wenn der Gang des vielrädrigen Uhrwerks nirgends eine bemerklihe Störung erfahren hat, so gebührt der Dank hierfür in erster Reibe dem Provinzialauësshuß und seinem Vorsitzenden. fs :

Am 22. April v. J. starb der Wirklihe Geheime Rath und Schloßhauptmann von Posen Freiherr von Unruhe - Bomst, welcher auf 12 Provinzial - Landtagen als Marschall die Verhandlungen ge- leitet bat. Er erfreute f in hohem Maße der gnädigen Anerken- nung seines Königs und des Vertrauens seiner Mitstände. Seine Liebe für die Provinz, seine Verdienste um dieselbe sichern ihm ein dauerndes, ehrenvolles Andenken ;. niht nur in diesem Saal, fondern weithin in der Provinz und darüber hinaus ift sein Hinscheiden als ein \{chwerer Verlust empfunden und betrauert worden. Das bisher von dem Entschlafenen treu verwaltete Amt hat Seine Majestät der König Ihnen, hochverehrter Herr Laidtags- Marschall übertragen, und in dem siheren Bewußtsein, daß dasselbe keinen besseren Händen als den Ihrigen anvertraut werden konnte, sehe ih den Verhandlungen des 29. Preovinzial-Landtags, so- wie der weiteren Entwickelung unserer provinztalständis(en Angelegen- heiten mit bester Zuversiht entgegen. Mögen Ihre Berathungen und Arbeiten, meine Herren, wie bisher so auch fernerhin durch strenge Sachlichkeit und durch selbstloses Eintreten des Einzelnen für das Ganze zu einer Quelle des Segens werden für die Provinz, wie für den Staat. Ï i:

Ich übergebe Ihnen, Herr Landtags-Marschall, den Allerhöchsten Landtag2abschied vom 18. Februar 1895 und das Allerhöchste Hue: positionsdekret von demselben Tage und erkläre in Allerhöchstem Auf- trage Seiner Majestät des Kaisers und Königs den 29. Provinzial-

Landtag der Provinz Posen für eröffnet.

Der Landtags - Marschall, Landrath a. D. und Ritter- gutsbesißer von Dziembowski entgegnete hierauf:

Hochverehrter Herr Landtags-Kommiffarius!

Eurer Excellenz kann ih mit voller Ueberzeugung darin beitreten, daß der Provinzial-Landtag die Pflicht bat, dic durch Allerhöchstes Propositionsdekret ihm zugegangene Vorlage, betreffend die Errichtung einer Landwirthschaftskammer für die Provinz Pofecn, einer eingebenden, von vorgefaßten Meinungen freien Prüfung zu unterwerfen. Geschieht dies, woran ih nit zweiFle, dann wird man den rechten Weg finden, um Stellung zu diefer Vorlage zu nehmen, wel§e in erster Reihe eine festere und weitere forporative Organisation des Berufs\tandes der Landwirthe als bisher beabsichtigt und alle auf die Hebung der Lage des ländlichen Grundbesißes abzielenden Einrichtungen fördern soll.

Die dem Provinzial-Landtage vorliegenden Verwaltungsberichte des Herrn Landeshauptmanns aus den Rechnungsjahren- 1892/93 und 1893/94, nit minder die unter Zustimmung des Provinzialaus- {usses von ihm gemachten besonderen Vorlagen geben ein klares, alle Verhältnisse erfassendes Bild von dem, was in dem verflossenen zwei- jährigen Zeitabschnitt seit der Tagung des 28. Provinzial-Landtags auf dem Gebiete der kommunalen Thätigkeit geschehen ist und für die Zukunft geschehen soll. Sie, meine verehrten Mitstände, werden daraus ersehen, daß die Verwaltung sachgemäß und sparsam geleitet wird und daß unsere Anstalten bei gedeihliher Entwickelung einen erfreulichen Aufs{wung nebmen.

Die wirth\schaftlihe Lage in unserer Provinz is zur Zeit eine überaus trübe und zu {weren Besorgnissen Beranlafsung gebende, sodaß uns, den Vertretern derselben, es geboten erscheinen muß, Sparsamkeit walten zu lassen und bei Erfüllung der an uns heran- tretenden Forderungen die Leistungsfähigkeit der Bewohner zu s{honen.

Es wird sich aber doh nicht vermeiden laffen, Bedürfnissen, die unabwcisbar geworden sind, gerecht zu werden. Jn dieser Richtung liegen Ibnen, meine verehrten Mitstände, Anträge des Provinzial- auëschufses vor, welche eine erweiterte Fürsorge für die Verkehrs- anlagen, insbesondere für den Ausbau von Kleinbabnen sowie die Unterftüßung der notbleidenden Interessenten an der Obra-Meliora- tion und an der Regulierrng der Bartsh bezwecken. Auch wird von Ihnen die Erböbung des Meliorationsfonds um eine jäbrlihe Summe von 10 000 Æ erbeten.

Die Förderung kbiftoris&Wer und allgemein wissenschaftlicher Forschung und Sammlung, für die Sie bei dem Erwerb eines werth- vollen Grundstücks hierselbst bereits einen Mittelpunkt geshaffen haben, wird zur Erhaltung und Ausgestaltung der Landesbibliothek fowie des Provinzial-Museums regelmäßige Aufwendungen fortan be- anfpruchen.

In der Verlage über die Regelung der finanziellen Verbindlih- keiten der Provinz durch Aufnabme einer Anleibe von 44 Misllionen Mark werden Sie dagegen einen Weg erkennen, auf welchem unter Abtragung des böber verzinélihen älteren Schuldbestandes für die durch Gefeß und die Bes{lüfse früherer Provinzial-Landtage der Pro- vinz gestellten bedeutsamen Aufgaben die zur Lösung noch erforder- lihen Mittel in der Weise gewonnen werden, daß eine Erböbung der seither aufgebrahten Sabres[eiftungen gleihwobl vermieden bleibt.

Eure Excellenz erwähnen den {weren Verlust, welchen der Pro- vinzial-Landtag durch den Hingang seines bisherigen Marschalls, Seiner Excellcnz des Herrn Freiherrn von Unrube-Bomsft erlitten bat, und widmen dem Verewigten äußerst anerkennende, seine Ver- dienfie ehrende Worte. Ich darf Eurer Excellenz im Namen meiner verehrten Mitfstände versichern, daß diese Worte in der Gesammtheit des Provinzial-Landtags lauten Wiederklang finden und wir allerseits das Andenken an den bocverdienten Marschall in bleibender, ehrender Erinnerung bewahren werden. Wenn ih von Allerbödster Stelle aus zu seinem Nathfolger ernannt worden bin,

so weiß ich diefe Ehre nicht boch g-rnug zu shäßen. Es ift aber für mi . eine sehr sckwieriae Mufgabe nah der [langjährigen, fo verdienftvcllen und aus eincr reihen Quelle von Er- fahrungen \{chöpfenden Amtsthätigkeit meines Herrn Amtsvorgängers in dem mir verliehenen ehrenvollen Amte zu cenügen. Es ift mein fester Wille, meines Amtes unparteiish mit veller Unbefangenbeit und Gerechtigkeit zu warten und den Geschäftégang des Provinzial-Landtags nah Kräften zu fördern. Dazu bedarf ih aber Ihrer besonderen thatfräftigen Unterstüßung und Ihrer Nachsicht, um deren Gewährung ih vertrauensvoll dringend bitte.

An Eure Excellenz erlaube ih mir im Namen des Provinzial- Landtags die ehrerbietige Bitte zu rihten, daß Eurer Excellenz boch- geneigte Unterstüßung uns bei den bevorstehenden Verhandlungen nit fehlen mêhte. Sie werden dann umsomehr zum Segen unserer Heimaiktprovinz dienen.

Vit fhmerilihem Bedauern muß ih noch zweier Mitglieder des

Provinzial-Landtags gedenken, welhe der Tod aus unserer Fen 6: Ich nenne Herrn von Koscielsfi und Herrn von

iz beidz sich des allgemeinen Vertrauens erfreuten und

r und sahgemäße Betheiligung an den Geschäften des auZgeiziinet Gaben. Gin ehrendes Andenken bleibt ihnen

Meine verehrten Mitftände! Lafsen Sie uns nunmehr, glei unferen Vorgängera in früheren Landtagen, mit Liebe zu unserer Heimatt vinz und tem Gefühle der Pflicht, das Interesse der Be- wohner terfeiben im Augz zu behalten, an unsere Arbeit gehen! Wenn fich alle unsere Kräfte in Eintracht und Versöhnlihkeit zum gemein- samen Schaffen vercinigen, dann wird uns Gottes Segen zu theil werden.

In dieser Zurersiht wollen wir unsere Arbeiten beginnen und, wie ih hoffen darf, auch {ließen mit dem Dank an unferen Kaiser und König, unter dessen kräftigem und weisem Regiment wir im Frieden uns der Arbeit tes Friedens widmen fönnen.

fagen- kann, 4 ¿ur 2 R,

in den altli Ruf der ng und *Fréeue: Se P sit v Mail er und König Wilhelm 1, e “gnädigfter Herr, lêbe bo!

Die Versammlung stimmte in das Hoh auf Seine Majestät begeistert ein. i |

Der Königliche Kommissarius wurde hierauf durch die Deputation zurückbegleitet und es wurden sodann die Ver- handlungen der diesmaligen Sesfion eröffnet.

Bayern.

infolgedessen wird Seine Königlihe Hoheit der i

Arnulf Seine Königliche Hoheit den Prinz-Regenten be der feierlihen Beiseßung des Mos Albrecht vertreten. Prinz Arnulf ist bcreits gestern Abend nah Wien abgereist.

Veürttemberg.

Zur Vorfeier des Geburtsfestes Seiner Majestät des Königs fand in Stuttgart gestern Abend 8 Uhr ein: von sämmtlichen Spielleuten und Musikkorps der Garnison aus- geführter großer Zapfenstreih statt. Heute früh war großes Wecken, während dessen 50 Salutshüsse abgegeben wurden. Um 9/2 Uhr wurde ein Festgottesdienst in der evan- gelischen Hofkirhe abgehalten. Jn der katholischen Kirche fand ein feierliches HeGamt statt. Während des Tedeums wurden 51 Salutshüsse abgefeuêrt. Jm Anschluß an den Festgottes- dienst wurde große Parole:Ausgabe abgehalten. Heute Abend ist Festvorstellung im Hoftheater.

Baden. Seine Königliche Hoheit der Erbgroßherzog hat sich estern von Karlsruhe nah Wien begeben, um ‘als Vertreter Eines Königlichen Hoheit des Großherzogs der Beisezung des Erzherzogs Albrecht beizuwohnen.

Oesterreich-Ungarn.

Die Leiche des Erzherzogs Albrecht wurde vor- gestern Abend in Arc o O und unter großer Be- theiligung nah dem Bahnhof gebraht. Die Ankunft des Extrazuges in Wien erfolgte gestern Abend 10 Uhr. Vom Südbahnhof wurde der Sarg in feierlihem Zuge , nah der Pfarrkirche der Hofburg gebraht und dort auf dem Katafalk aufgebahrt.

Der Klub der Vereinigten deutshen Linken hat einstimmig beschlossen, in der Frage der Errichtung eines slovenishen Unter-Gymnasiums in Cilli auf das entschiedenste auf den vorausgegangenen Parteikundgebungen und der entsprehenden Erklärung vom Oktober 1894 zu be- harren, und zugleih die Uebereinstimmung mit dem ent- sprehenden einstimmigen Beschlusse des steierishen Landtags

betont.

Jn Budapest fand vorgestern unter dem Vorsiß, des Minister O Barons Banffy eine Konferenz mehrerer Minister, Staatssekretäre und höherer Beamten statt, um die Mittel und Verfügungen zur Sanierung dér Be- wegung im Alföld zu vereinbaren.

In der vorgestrigen Sißung des ungarischen Unter- hauses führte der Minister-Präsident Baron Banffy bei der Debatte über das Finanzgeseß Folgendes aus:

Vor kurzem erst, es find nur wenige Wochen her, haben wir in ershöpfender Weise das Programm entwidckelt, welbes unsere Richtung tennzeichnet. Wir haben bezüglih der Kirchenpolitik entschieden er- klärt, daß wir die bereits sanktionierten Gesetze vollziehen wollen und damit die den Landesinteressen vollkommen entsprehenden Gesetze derart durchführen, wie die Majorität des Hauses sie votiert hat. Wir wollen fie aber dur{hführen, obne die Gefühle und die Interefsen der Konfession zu verlezen. Al dies haben wir unter Zustimraung der großen Majorität des Hauses erklärt. Denn die jeinerzeitigen Abstimmungen zeigten, daß die große Mehrheit des Hauses und mit dieser des Landes diese Geseße ge- billigt hat. Wir haben gesagt, daß wir die noch nit erledigten beiden fircenpolitishen Geseßentwürfe aufrechthalten, und ztvar unter voller Integrität unserer Prinzipien ; wir haben gesagt, daß wir im Interesse der Ausgleihung des Gegensaßzes zwischen den beiden Häusern des Parlaments, falls im Oberhause Modifikationen ge- macht würden, dieselben eventuell acceptieren würden, allerdings unter Aufrechterhaltung der Integrität der Prinzipien. Wir haben gesagt, daß wir die Verwaltungsreform, welhe {hon das Programm der früheren Regierung bildete, insgesammt im Zusammenhang durchführen wollen, sodaß die administrative Reorgani- sation des Landes thunlidsst| zu gleiher Zeit dur ein- beitlihe, mit einander in- Verbindung, in harmonishem Verhältnisse stebende Geseße erfolge. Wir haben ferner erfläârt, daß wir das Gleichgewiht des Staatshaushalts aufrechthalten wollen; wir haben erklärt, daß wir im Hinblick auf die volkswirthschaftlihen Verhältnisse und auf die wirthschaftliche Krise gewisse Verfügungen, ja auch dringende legislatorishe Verfügungen, für nothwendig halten, binsitlih deren wir die erforderlihen Schritte hon in näthster Zeit unternehmen werden. Im allgemeinen haben wir erklärt, daß wir bei der Leitung der Angelegenheiten die Interefsen des Landes, seine volkswirtt\chaftlihe und fulturelle EntwiXelung uns vor Augen halten werden. Damals glaubten wir mit Recht und wir glauben es auch heute —, daß wir Vertrauen und auf Grund dessen auch d| Votierung des Budgets beanspruchen fkfönren. Wir glauben, daß die liberale Partei, welche uns unterstüßt, stark genug in ihrer Homogenität ift und uns dur die Unterstüßung in der Leitung des Landes in die Lage bringt, unserem Programm entsprechen zu können. Es ist wahr, daß Graf Julius Szapary, als von diefer Frage die Rede war, die Idee anregte, daß ein Zusammenwirken der auf der Basis des 1867er Aus- gleihs stehenden Parteien für die Interessen des Landes von Vortheil wäre. Obwohl ih es fühlte und wußte, daß die Regierung auh ohnedies aftionsfähig, die Partei zur Unterstüßung stark genug ift, füblte ich mih dennoch veranlaßt, mich damit zu befassen, ob es nicht so ms wäre, wie es Graf Julius Szapary proponiert hat. In dem Bewußtsein defsen, daß die Interpretation der An- wendung und der Durchführung des 1867er Ausgleihs in der Weise richtig und für die materielle und geistige Entwickelung des Landes vortheilhaft is, wie dies seit 28 Jahren geschieht; in dem Bewußtsein, daß das Vertrauen der Krone bei einer derartigen Inter- pretation gefichert sein kann und ist; in dem Bewußtsein defjen, daß die liberale Partei auf dieser Basis und auf diefer Interpretation au fernerhin mit ganzer Kraft wirken fann: habe ich es für eventuell ¡weckmäßig gehalten, daß die Modalitäten und die Möglichkeit tes Zusammenwirkens derart gesuht werden, ob es niht anginge, daß die außerhalb der liberalen Partei auf. der Basis des 1867 er Aué- leihs ftehenden Parteien, mit Rücksicht auf die drohenden Sefahren des Sozialiómus und des Agrarismus und mit Rücksicht auf jene Richtung, welche bestrebt ift, den Kampf zwischen den Konfessionen und Klafsen anzufahen, unter JIn- [chwebelaffung ihres biéherigen Standpunkts auf eine gewisse Zeit und Weise, mit Rücksicht auf die Möglichkeit einer im Wege einer neuen

Interpretation zu stande gebrachten Vereinbarung zu einem Zusammen-

, Ehe wir aber ans Werk schreiten, vereinigen Sie sich mit zmir f

‘des Schaffens, wollte ih den Weg einschlagen, welcher

Seine Königliche Hoheit der Prinz Ludwig ift frank: D Prin

en geneigt wären. Micht aus NücksiGt auf die Zwan : P E S 1 e e a S ä rung u elbt, jondern au U rigkeiten derte und auf die Erleichterung der ‘Maud

j ; Graf Julius Szapary empfohlen und nicht i gesucht in der Hoffnung, daß ein einträchtiges Wirken eine rashere unk leihtere Lösung der noch \{webenden Fragen möglich machen und au binfihtlich der in Ausficht genommenen Schöpfungen eine Erleichte- rung bieten würde. Nun, diese meine Strebungen batten, wie ih kennen muß, feinen Erfolg. Obgleih bloß vorläufige einleitende und nit meritorishe Verhandlungen im Flusse waren, und da diese at gelangen, hälte es, von diéser Frage “derzeit ganz absebend,

punkte, den sie bisher einnahm, mit jenen Bestrebungen, wel{e sie au bisher als die ihrigen bekannte, und die ich vor einigen Wothen die Ehre hatte, im Namen der Regierung detailliert vorzutragen laubt, daß sie berehtigt, ja verpflichtet ist, die Angelegenheit des

{Landes weiter zuführen, und ih glaube, daß uns-unter den gegebenen : Verhältniffen, so schwer fie auch sein mögen, der kluge, unsere nationalen

Interessen und unsere -Entwicklung sihernde Liberalismus [eiten müfse. Darnach halten wir es auch für unsere Pflicht, die Angelegen, heiten des Landes weiter zu führen. Die Basis, auf der wir stehen das ‘Vertrauen, welches die Krone uns zu theil werden läßt, das Bewußtfein, daß die liberale Partei uns unterstützt, bieten uns die fichere nd bei der Aufnahme des Kampfes. Wir fühlen, daß wir nicht so s{wach sind, wie dies Einige vielleiht abfihtlih im eigenen Interesse bebufs der Stärkung ihrer Partei verlauten lassen Im Béwußtsein dessen, daß es unser Beruf und unsere Pflicht ift unseren L zu behaupten und unseren Standpunkt nicht ‘aufzugeben, ersuhe ih das Haus, dur Votierung des Budgets und durch Ver. werfen der tngehraGten Beschlußanträge uns die Kraft und di Mittel zu gewähren, damit wir die Angelegenheiten des Landes in der bezeichneten Richtung leiten können.

Die Fortseßung der Debatte wurde auf Donnerstag vertagt.

39 Mitglieder der Unabhängigkeitspartei haben ein: Erklärung unterzeihnet, worin es heißt, fie könnten infolge der Abstimmung im Klub am vergangeneu Freitag nit mehr mit denen, die für den Antrag, betreffend Organisation der Partei, gestimmt hätten, gemeinsam berathen, würden aber Anhänger der Unabhängigkeitsidee bleiben.

Großbritannien und JFrland.

Der Prinz von Wales ist vorgestern früh: nach der Riviera abgereist.

Jn dem Befinden Lord Rosebery's, der an einem heftigen Anfall von Jnfluenza leidet, ist, nah einer Meldung des „W. T. B.“ aus London von heute früh, eine Besserung eingetreten.

Frankreich.

In dem gestern abgehaltenen Ministerrath \cilderte, wie „W. T. B.“ berichtet, der Minister des Auswärtigen Hanotaux die diplomatische Situation, die sh aus dem zwischen China und Japan bestehenden Kriegs- zustande ergebe.

Der Ackerbau-Minister Viger hat eine Verordnung er- laffen, durch welche die Einfube amerikanischen Rind- Us L Frankreih wegen der Lungenseuche ver-

oten wird.

Jn der vorgestrigen Sißung der Deputirtenkammer richte

der Deputirte Sembat (Sozialist) eine Jnterpellation an df Regierung über den Strike in Roanne, der am Sonnakez) beendet wurde, und beklagte fih darüber, daß die Arbeitgtr das Syndikatsgeseß nicht respektiert hätten. Bedauerlih auch die Verwendung von Truppen gegen die Strikenden. Der Minister des Jnnern Leygues rechtfertigte die Haltung der Arbeitgeber, bezeugte, daß die Bevölkerung sih ruhig verhalten habe, und sprach sich mißbilligend über die Sozialisten aus, welche den Strike ermuthigt hätten. Der Minister verlangi: die einfache Tagesordnung, die auh mit 392 gegen 1B Stimmen angenommen wurde.

Aus Anlaß des Jahrestags der Revolution vom 24. Februar 1848 fand in St. Mandé «ein Bankett statt, bei welhem zahlreihe Reden gehalten wurden. Goblet versicherte, die Radikalen und die Sozialisten seien nicht Feinde; sie seien im Gegentheil hinsicht lih gewisser Fragen einig, unter der Bedingung, daß die Sozialiften fih lediglih geseßliher Mittel zu bedienen beab- sichtigen. Floguet erinnerte daran, daß die zweite Republik daran zu Grunde gegangen sei, weil sie die Ralliierten in fih aufgenommen habe. .

Wie der „Gaulois“ meldet, sollen in diesem Jahre große

lottenmanöver im Mittelländishen Meere fiatt- finden. Ein aktives Geschwader und ein Reservegeshwader sollen erst zusammen und dann gegeneinander manövrieren.

Einer Meldung des „Temps“ zufolge hat die französische Regierung den Dampfer „Aconcagua“ der „Pacific Steam een Company“ für die Transporte nah Madagaskar erworben.

Ftalien.

Der Herzog von Aofta is gestern Abend von Turin nach Wien abgereist. i S

Der „Jtalie“ zufolge wird sich ein italienisches Geschwader unter dem Oberbefehl des Admirals Accinnt im Juni nach Hamburg begeben, um den Festlichkeiten anläßlih der Einweihung des Nord-Ostsee-Kanals beizuwohnen.

Spanien.

In der vorgestrigen Sizung der Deputirtenkamme? erklärte Becerra, die Eingeborenen der Jnsel Jolo hätten sih geweigert, die Steuern zu zahlen, und die spanisde Garnison angegriffen, seien ¿boa mit einem Verluft von 12 Todten und 30 Verwundeten zurückgeworfen worden. 2 Gouverneur der Philippinen habe Verstärkungen dorthin abgesandt.

Die Kammer hat einen A usschuß zur Untersu{un8 der Marineverwaltung eingeseßt; den Vortts führt Canovas. i

Die Abkommen zwishen Spanien und der maroffa- nishen Gesandtschaft find, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Abend unterzeichnet worden.

Chweiz, E Der Bundesrath genehmigte in seiner por außerordentlihen Sißung das Dekret, welches die én hältnisse der Einfuhr aus den französis en S ier onen neu regelt und den Beschwerden der Einwohner ?! pad onen vollständig entgegenkommt. Das Dekret tritt . März in Kraft.

für nothwendig, zu erklären, daßdie? liberale Partei auf dem Stand! -

i: Rumänien, f z : Der Senat hat am Sonnabend mit 65 gegen 22 Stimmen ‘die Vorlage über die Berggeseße angenommen. Jm Laufe der Berathung versprah der Domänen-Minister Carp, demnächst einen Geseßentwurf über die obligatorische Arbeiterversicherung einzubringen.

Schweden und Norwegen.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ hätten am Freitag und Sonnabend in Christiania Konferenzen zwischen der Rechten, der Linken und den Moderaten stattgefunden, bisher sei jedoh kein Resultat erzielt worden. Die Mode- raten würden. mögliheuwveise die Vertagung der Kon- sulatsfrage beaniragen.

Amerika.

m Senat brachte Wolcott einen Anirag zu Gunsten der Ernennung eines Ausschusses ein, der die Vereinigten Staaten n einer internationalen Münzkonferenz vertreten solle, falls die fremden Mächte die Ver- einigten Staaten zur Betheiligung cinladen würden. Die Berathun der vom NRepräfentantenhause bereits an enommenen Polling-Bill, durch wélche den Eisenbahnen gefiattet werden soll, unter sih Vereinbarungen zu treffen, um die Stabilität der Tarife zu sihern und eine verderbliche Konkurrenz zu verhindern, wurde vom Senat abgelehnt.

Afien.

Das „Reuter'she Burcau“ weldct aus Tokio: der Landtag habe die Geseßentmürfe über die Kriegsanleihe von 100 Millionen Yen, sowie über das Eraänzungsbudget für Ausgaben angenommen; alsdann sei eine Vorlage wegen Be- willigung eines Kredits von 3 Millionen Yen für Korea genehmigt worden.

Aus Kobe wird der „Times“ berihlet, daß in

iroshima eine neue Streitmacht mobilisiert werde, wie es Pibe, zu einer Landung auf Formosa.

f Afrika.

Ein Telegromm des „Reuter'scken Bureaus“ aus Kairo von gestern meldet, ein von Sir Elwin Palmer eingebrachter Antrag, eine neue Ein theilung des Grund und Bodens vorzunehmen, habe die Zustimmung des Kabinets erhalten. Der Geseßentwurf werde eine gerehtere Vertheilung der Grund- steuer zur olge haben.

Dasselbe Bureau erfährt, die Meldungen englischer und französischer Blätter, wonach cine Verstärkung der eng- lishen Garnison in Egypten in Aussicht genommen sei, seien vollkommen unbegründet. i

Der „Agence Havas“ wird aus Tanger gemeldet, daß aufrührerishe Stämme in das Gebiet von Marakes ch eingedrungen seien und Plünderungen verübt hätten, wobei es u einem blutigen Zusammenstoß gekommen sei, dem zahlreiche Personén zum Opfer gefallen seien. Ein britisches Kriegs\chiff sei aus Gibraltar eingetroffen.

Nach einer in Plymouth eingegangenen Privatdepesche habe an dem Braß-Flusse (Guinea) zwischen britischen Marinetruppen und Eingeborenen ein Kampf stattgefunden. Sir Claude Macdonald und ein anderer englischer Offizier sollten verwundet worden sein. Weitere Nachrichten fehlten. Die Admiralität hat bisher keine Bestätigung der Meldung crhalten.

Australien.

Nach einer Depeshe der New-Yorker „World“ aus

E ist die Königin Liliuokalani zu 5 Jahren

efängniß und einer Geldstrafe von 5000 Dollars verurtheilt worden. ;

Parlamentarische Nachrichten.

Jn der heutigen (45.) Sißung des Reichstags, welcher der S taatssckretär, Staats - Minister Dr. von Boetticher, der S taatssekretär Dr. Graf von Posadowsky und der Staats-Minister Dr. Miquel beiwohnten, bildete den ersten Gegenstand der Verhandlung die vom Abg. Richter fr. Volksp.) eingebrahte Jnterpellation, betreffend die

usschreibung der Reichstagswahl im 2. Wahlkreise des S Ed Sachsen.

Staatssekretär Dr. von Boetticher machte die Mit- theilung, er habe Veranlassung genommen, der Groß- herzoglih sächsishen Regierung die bisherige Auffassung des Bundesraths über die vorliegende Frage klarzulegen. Dorauf habe die Großherzogliche Regierung den angeseßten Wahl- termin aufgehoben und zugesagt, daß sie einen neuen Termin mit neuen Wählerlisten anberaumen werde.

Nach dieser Erklärung zog der Jnterpellant seine Anfrage zurück, und das Haus trat nunmehr in die erste Verathung des Gesehentwurfs, betreffend die anderweite Ordnung des Finanzwesens des Reichs, ein.

Das Wort nahm hierzu der Staatssekretär des Reich€- Schazamts Dr. Graf von Posadowsky.

(Schluß des Blattes.)

Der Schlußbericht üker die vorgestrige Sizung ne Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten eilage.

Die heutige (28.) Sißung des Hauses der Ab- geordneten, welher der Minister der geistlihen 2c. An- gelegenheiten Dr. Bosse beiwohnte, eröffnete der Präsident von Köller mit der Mittheilung, daß der As Schmidt- Stegliß (kons.) am Sonnabend an den Folgen er Jnfluenza gestorben sei. Die Mitglieder des Hauses erhoben sih zu Ehren es Verstorbenen von den Sigen. E

Die zweite Berathung des Etats des Ministeriums der geistlihen 2c. Angelegenheiten wurde beim Kapitel „Höhere Lehranstalten“ fortgeseßt. ;

bg. Sey ffardt - Magdeburg (D): Im vorigen Jahre wurde us von dem Regierungékommissar, Geheimen Ober- egierungs-Rath Dr. Wehrenpfennig versichert, daß die Zustände, die vor fechs Jahren noch geherrs{cht, daß an einzelnen Anstalten drei oder vier Hilfelehrer beschäftigt seien, ein Ende genommen hätten. An den kleinen Anstalten pourden niht mehr als ein, an den größeren nit mehr als zwei Hilfs- ehrer angestellt. Das ist aber nit zutreffend. Im Winter 1891/92 farren 81 größerer Schulen, an denen mehr als zwei Hilfslehrer be- häftigt waren, 1892/93 47 größere Schulen mit mehr als zwei fn zu sieben Hilfslehrern, wobei diejenigen nicht mitgerechnet n, welhe einen erkrankten oder beurlaubten Oberlehrer zu etreten atten Am ‘L. April ebenfalls f größere- Anstalten, darunter allerdings auch viele städtische An-

alten, die zwischen 2 und 7 Hilfslehrer hatten. Von den kleineren

1894 waren es

Schulen hattes 34 mehr als einen ilfslehrer. Jh möchte den Minifter bitten, die Norm, die uns V vorigen Jahr angegeben wurde, aus der Theorie in die Praxis umzuseßen. Ih gehe noch weiter. Jh halte es für das Beste, wenn mit dem System der Hilfslehrer an den höheren Schulen überhaupt gebrohen würde. Ieder Arbeiter ift scines Lohnes werth. Man hat in vielen Fällen mit diesem System s{chlechte Erfahrungen gemacht; denn man geht hierbei oft von dem Grundsaße aus: der Billigste ‘ist der Beste. Unter den Lehrern herrscht große Unzufriedenheit. Es ist Zeit, daß der Krebs\caden der Hilfslehrerstellen beseitigt wird. :

, Geheimer Ober-Finanz-Rath Dr. Germar: Die Angaben vom gerigen Jahre bezogen si nur auf die ftaatlihen Anstalten, über die Verhältnisse an den übrigen höheren Lehranstalten kann ih keine be- stimmten Bebauptungen aufstellen. Ich gebe zu, daß hin und wieder mehr Hilfslehrer beschäftigt wurden, - aber das hat nur in vorüber- gehenden Bedürfnissen seinen Grund. ; / ;

Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. Bosse: An Wohlwollen fowobl des Kultus-Ministeriums wie der Finanz- verwaltung gegenüber den Hilfslehrern hat es niht gefehlt. Was wir in dieser Beziehung gethan haben, berechtigt mich zu der Behauptung, daß die En der Hilfslehrer, die in der Preffe geradezu in agitatorischer Weise laut geworden find, ungerc{tfertigt find. Die Hilfslehrer sind im Vergleich zu den jungen Beamten, die eben ibr Universitätsftudium beendet haben, weitaus viel günstiger gestellt. Die Lehrer verlangen in erster Linie eine ganz genaue s{ablonenmäßige Gleichstellung mit den Richtern. Aber die Lehrer an den höheren Lehranstalten sind do keine Richter, und diese keine Lehrer. Es sind zwei ganz verschiedene Kategorien, die dementsprehend verschieden bebandelt werden müssen. Die Zahl der Hilfslehrer ift allerdings zu meinem Bedauern im Jahre 1893/94 egen das Vorjahr gestiegen, aber das hat in verschiedenen Ursachen einen Grund. So mußten das Bedürfniß der einzelnen Schulen, die Wünsche der Patronate, der fkonfessionele Charakter der Anstalt berücksihtigt werden. Man fordert von uns, die Zahl der Pflichtstunden herabzuseßen, dann würde ein größeres Lehrerbedürfniß eintreten. Das können wir nit. Wo es fich um ältere und kranke Lehrer handelt, werden Erleichterungen in den Pflichtstunden {on jetzt zugelassen, sonst halte ich aber die Zahl von 24 Stunden für jüngere und 22 für ältere Lehrer in der Woche für nicht zu hoch. Allerdings U: der Lehrer noch Korrekturen besorgen, feine wifsenschaftlihe Bildung ôrdern, fich für den Unterricht vorbereiten. Aber wer garantiert uns denn einen ahtstündigen Normalarbeitstag ? Die Lehrer können, aus allen Beamten herausgegriffen, mit ihrer wirthsaftlihen Lage durchaus zufrieden sein. Statt dessen wird fortwährend dahin agitiert, daß ihnen die foziale Gleichstellung mit den Richtern ge- währt werde. Ih habe allen Respekt vor unserem Lehrer- stand an den Hböôchsten Schulen, der berufen if, den idealen Sinn zu pflegen, und ich bedauere deshalb sehr diese fleinlihen Klagen wegen verhältnißmäßig eringer Unter- schiede in der Besoldung und in den Titel- und Rangverbärltnifen, Die Lehrer müssen ihren Stolz darein seßen, ih dur ihre Persôn- keit Ansehen und Achtung zu erringen und nicht durch Titel und Rang. Ich habe die Ueberzeugung, daß die Mehrzahl der Lehrer mir darin beistimmt, aber es giebt leider unter ihnen auch Elemente, die fortwährend auf diesen elenden Dingen herumreiten. Ich wünsche, daß das endlich aufhöre. Eine Aenderung in dem System der Hilfslehrerstelen können wir zur Zeit nicht vornehmen. Es beruht dem Sinani-i auf einer Vereinbarung

zwischen dem Kultus- und dem Finanz-Ministerium. Uebrigens sind die staatlih angestellten U ehrer etwas besser geftellt als die etn Die Hilfslehrer in den ächern Religion und Hebräish haben durhscnittlich 2 Jahr 4 Monate zu warten, die Hilfslehrer für die alten Sprachen 3 Jahr 2 Monate, für die neuen Sprahen 3 Jahr 3 onate, für Mathematik 3 Jahr 10 Monate, für Deutsch, Geschichte und Geographie 3 Fahr 7 Monate, für Chemie und Naturwissenshaften 3 Jahr 5 Monate. Im allgemeinen is diese Wartezeit meiner Ansicht nah nicht zu {limm, ih wünsche aber selber, daß sie kürzer werde. Wenn einige Hilfslehrer keine Beschäftigung gefunden haben, so lag das fast immer an ihren eigenen Privatverhältnissen. Wenn cin junger Hilfslehrer als Hauslehrer beschäftigt ift und si nicht meldet, kann ih ihn doch nicht an- stellen. Daß die Noth nicht mehr fo groß ist als früber, geht {on daraus hervor, daß Fälle, wo Hilfslehrer in höheren Jahrgängen um Beschäftigung eingekommen sind, jeßt nicht mehr vorgekommen sind. Wir werden in den einzelnen Fällen immer bereit sein, je. nah dem Bedürfniß die Det zu unterstützen.

Geheimer Dber-Regierungs-Rath Dr. Wehrenpfennig: Die Zahl der Kandidaten des höheren _Lehramts i} etwas höber als im vorigen Jahre; sie beträgt ftatt 1525 jezt 1565. Die meisten ent- fallen auf die alten Sprachen; bei den neueren Sprachen sind es 245, bei der Mathematik 158, Von den Kandidaten sind an staatliden Schulen 277 beschäftigt und 428 an nih!fstaatlien Schulen. 910 sind renumeratorish beschäftigt und beziehen jährlich 15 bis 1800 M, nur 14% werden unentgeltlid) beschäftigt. Die gea find theils im Ausland in Stellung, theils an wissenschaftlihen Instituten, als Hauslehrer und dergl. beschäftigt. So s\chlimm, _wie wir es uns in den leßten Jahren vorgestellt haben, is es, demnach um die Kandidaten des höheren Lehramts nicht bestellt; in drei bis vier Jahren wird von einem Nothstand keine Spur mehr vorhanden sein. An den einzelnen Gymnasien und sonstigen Anstalten ist zur Beseitigung desselben bereits viel Ee

bg. Wetekamp (fr. Volksp.) behauptet, die den Oberlehrern zugewiesenen Pflichtstunden seien dadur wesentli erhöht worden, daß die frühere Maximalzahl jeßt zur Normalzahl geworten sei. Die Lage der Hilfslehrer sei immer noch {lecht, wenn au die s{limmsten Mißstände durch Einführung des Normal-Etats beseitigt seten. Das Geleistete werde dankbar anerkannt, aber es sei noch lange nicht genug geschehen. In der Vertheilung der Funktionszulagen müsse eine bessere, gleihmäßigere Methode Plat greifen ; am besten fei es, die Funktionszulagen auf die Dienstalterszulagen zu vertheilen. Die Lehrpläne von 1892 seien im allgemeinen als zweckmäßig anzu- erkennen, nur sei die Beibehaltung einer lateinischen Uebersetzung bei der Verseßung nah Untersekunda zu tadeln. Bei den neueren Sprachen seien freie Arbeiten den Ueberseßungen ins Französische und Englische vorzuziehen.

(Schluß des Blattes.)

Dem Reichstag sind die Berichte über die Thätigkeit der Reichskommissare für das Auswanderungswesen während des Jahres 1894 zugegangen.

Graf Günther von der Schulenburg-Wolfs- burg, Erb-Küchenmeister der Kurmark Brandenburg, Mitglied des Herrenhauses, is am 21. d. M. nah längerem, schwerem Leiden gestorben.

Dem Hause der Abgeordneten ist der Entwurf eines Gesetzes zur Ergänzung des Gesetzes, betreffend die Für- sorge für die Wittwen und Waisen der Geistlichen der evangelischen Landeskirche in den neun älteren Pro- vinzen, vom 15. Juli 1889, zugegangen.

Die X11. Kommission des Hauses der Abgeordneten zur Vorberathung des Gefeßentwurfs, betreffend die Fis cherei der Ufereigenthümer in den Privatflüssen der Rhein- provinz, hat sih_konstituiert und zum Vorsitzenden den Abg. Knebel, zu dessen Stellvertreter den Abg. Freiherrn von Pletten- berg-Mehrum und zum Sriftführer den Abg. Glattfelder j gewählt.

Nr. 8 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, Ae gEIENn im Ministerium der L Enten Arbeiten vom 23. Februar, hat folgenden Inhalt: Amtliches: Dienstnachrichten. Nachtamtliches : Das Volkshaus in Bishopsgate in London. Die Sturmfluthen in der Nordsee vom 12. Februar und 23. Dezember 1894. (Schluß.) Signallaternen in gekrümmten Bahnstrecken. Vermischtes: Chrenbezeigung für Professor Gabriel Seidl in München. Wettbewerb für die Bebauung des Mode am neuen Wasserthurm in Mannheim. Preisausschreiben für eine S{hlachthofanlage in 2E Wettbewerb für Entwürfe zu einem Konzertsaal in

od Einführung einer neuen Gepäkabfertigung auf den deut- hen Eisenbahnen. Baurath Eduard Römer in Dresden +.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Danzig berichtet der „Vorwärts“, M in einer dortigen Brauerei 10 Brauergeh ilfen die Arbeit eingestellt haben.

An dem Ausstand der Berliner Tapezierer im Herbst v. f waren nach demselben Blatt 128 Gehilfen aus 28 Werkstätten be- theiligt ; darunter befanden sich 40 Verheirathete mit 74 Kindern; nur 38 von ihnen gehörten einer gewerkshaftlihen Organisation an. Die aufgestellten Forderungen wurden bewilligt in 32 Werkstätten mit 300 Gehilfen. Die Gesammteinnahme des Comités betrug 2142 Æ; davon wurden in Bérliñ gesammelt 1235 A Die Aus9- gaben betrugen 1391 M, sodaß ein Uebershuß von 751 M verbleibt.

Aus Pest meldet ,W. T. B." unter dem 23. Februar: Die Arbeit slosen hielten eine von der Behörde erlaubte Bersammlung ab und versuchten hierauf einen von der Behörde untersagten Umzug durch die Straßen, wurden jedoch von einem starken Polizei-Aufgebot zersprengt. Ein Versuch zu neuen Ansammlungen wurde verhindert. Es wurden mehrere Verhaftungen wegen Widerseßtlichkeit vorge- nommen.

In Montceau les Mines, wo vor ciniger Zeit eine Ex- plosion {lagender Wetter im Bergwerk stattfand, herrs{cht, wie der „Köln. Big aus Paris gemeldet wird, eine große Erregung unter den ah euten, weil das Ansuchen von 100 Bergleuten, wegen der Gefährlichkeit der geforderten Arbeit eine Lohnerhöhunc zu be- willigen, abgelehnt und ein Theil dieser Arbeiter damit bestraft wurde, daß sie dem wenig einträglihen Tagbau zugewiesen wurden. Die Bergleute drohen mit Auéstand.

Kuust und Wissenschaft.

Im Verein für deutsches Kunstgewerbe wird am Mitt- woh Abend Herr Direktor Schwarz über die RNotations - Photo- graphie sprechen und dieselbe praktis erläutern. Die Sitzung findet statt im großen Saale des Arcitektenhauses, 82 Uhr Abends.

Vauten.

__ Einen Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für einen Konzertsaal in Solingen schreibt nah dem ,Centralbl. d. Bauv.“ die Brauerei von Karl Beckmann daselbs aus. An Preisen stehen zusammen 1900 Æ zur Vertheilung an die Verfasser der drei besten Arbeiten zur Verfügung. Jm Preisgeriht fißen der Architekt G. Brüning in Remscheid, der Architekt N. Kayser in Elberfeld, der Stadt-Baurath a. D. Bües in Remscheit, der Musik-Direktor Frz. Leu in Köln und der obengenannte Bauherr. Die Entwürfe müsen bis zum 15. April an den letzteren eingereiht werden, der auch die Bedingungen kostenlos versendet.

Land- und Forstwirthschaft,

Saatenstand in Spanien.

Sowohl in den nördlichen Provinzen als auch in südlichen Land- strichen haben das Schmelzen großer Shneemassen und ftarfer Regenfall erheblihen Schaden angerichtet. Im übrigen ift die Entwickelung der Saaten, foweit leßtere sich nicht in den Uebershwemmungsgebieten befinden, tro des harten Winters ziemlich normal vorgeschritten.

Washington, 23. Februar. (W. T. B.) Nat dem Bericht des Landwirthschaftsaus\husses des Senats is die Lage zahlreicher Baumwo llpflanzer s{lecht; viele sind zu Grunde gerichtet.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Portugal.

Durch Verfügung des Königlih portugiesischen Ministeriums des Innern sind die Häfen von Dirschau, Danzia und an der Danziger- Bucht seit dem 15. v. M. für rein von Cholera erklärt worden. (Vergl. ,„R.-Anz.* Nr. 168 vom 19. Iuli und Nr. 208 vom 4. Sep-

tember v. J.) Griechenland.

Die Königlich griehische Regierung bat für iffe,

Dedeagatsh seit dem 9. d. M. abgegangen find, eine zebntägige EF quarantäne angeordnet. Egypten.

Zufolge Beschlusses des internationalen Gefsundheitsraths tin Alexandrien vom 8. d. M. werden Herkünfte von Konstantinopel erft nach einer von günstigem Erfolg begleiteten ärztlihen Untersuchung und nah Ablauf von fünf vollen Tagen, vom Augenbli der Abreise an gerechnet, zum freien Verkehr in Egypten zugelassen

Handel und Gewerbe.

Zwangs-Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgeriht 1 Berlin ftanden am 23. Februar die nachbezeihneten Grundftückde zur Verfteigerung : Waldenser straße 14, der Frau F. L. Sieber gehörig: Fläthe 3,15 a; Nußungswerth 5550 ; Mindestgebot 62 600 M: mit dem Gebot von 77 000 4 wurde der frühere Glasertneister, jeßige Rentier Adolf Tell, Schönhauser Allee, Meistbietender. Stevban- straße 50, dem Kaufmann E. Dreyer gebörig; Fläche 9,12 a: mit dem Gebot von 149 600 G wurde die Aktiengesellswaft Bauges ell- schaft am kleinen Thiergarten zu Berlin Erfteberin.

Beim Königlichen Amtsgericht 11 Berlia standen die nahbenannten Grundftücke zur Versteigerung: das im Grundbuch von Lichtenberg 33 Nr. 1062 auf den Namen des Kaufmanns Rud. Lenß zu Berlin, Gertraudtenftraße 18/19, eingetragene, zu Lichtenberg, Lichtenbergerstraße 60, belegene Grundftück: Fläche 2,9932 ha; Nuzungêwerth 1107 A; Mindestgebot 60 107 4: für das Meistgebot von 140 500 A wurde der Banguier Julius Emanuel Oppenheimer zu Hannover, Swillerstraße 21, Ersteher. Die im Grundbuch von Reinickendorf Band 9 Blatt Nr. 306 auf den Namen des Schlähhtermeisters Heinri Hünicke zu Reinickendorf, Gra- natenstr. 10, eingetragenen, zu Reinickendorf belegenen Grund- stüde; Fläche 9,45 a; Nuzungswerth 195.4, und 5,56 a. Das Ver- fahren wurde aufgehoben, da Gebote niht abgegeben wurden. Aufgehoben wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung wegen des Kaufmann Simon Jolowicz'’s{en Grundstücks zu Lichten- berg. Die Termine am 8. und 10. April 1895 fallen fort.

Die Königlich sähsishen Staats8-Eisenbahbnen hatten im Oktober 1894 eine Gesammteinnabme von 7 971 738 (— 130191) A; vom 1. Januar bis Ende Oktober 1894 betrugen die Einnahmen 74517 378 (— 354265) &# Die Zittau- Reichenberger Eisenbahn vereinnabmte im Oktober 1894 . 69 194 (— 3043) Æ und bis Ende Oktober überbaupt 665 077 (+ 892%) «A Die Altenburg «Zeißer Eisenbahn hatte im Oktober 1894 eine Gesammteinnabme von 8 417

(-+ 2386) „& und bis Ende Oktober überhaupt 781 186 (4 3040) M.