1913 / 284 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 02 Dec 1913 18:00:01 GMT) scan diff

f än der Sozialdemokratie ist das soziale Wirken des Staats nicht spurlos vörübergeganacn. Wir wissen nicht, wte stark diese Partei heute wäre, wenn soztalpolitisch nichts getan worden wäre. Wenn auch die Sozial- demokratie bedauerliherweife außerordentli siark geworden ist, so hat ie do an revolutionärem Elan eingebüßt. Es liegt nicht nur am chwerfälligen Temperament des deutschen Volks{harakters, wenn es er radikalen Nichtung in der Partei nit gelingen will, gefährliche Massenaktionen zustandezubringen. Unter den \{vierigsten Verhält- nissen hat #ch die hristlih-nationale Arbeiterbewegung achtunggebietend entfaltet. Die Sozialdemokratie verfügt gewiß über größere Legtonen., Aber Zahlen allein entscheiden niht. Die chrinlich - nationale Arbeiterbewegung ist eine nationale Hoffnung. Allerdings, viel ift noch zu tun. Die wirtschaftliche Erstarkung der deutschen Lohnarbeiter- eal darf nicht übershäßt werden. Wir haben einige gut entlohnte

rbeiterschihten. Daneben stehen aber Millionea von anderen Berufs- \{hichten und von Hilfsarbeitern, die kaum das unbedingt Nötige er- reiht baben. Noch immer ift das Arbeiterdasein ein unsicheres. Krankheit, Arbeitslosigkeit und Invalidität find unheimliche Begleit- ersheinungen. Es wird noch viel gesunde Kraft verzehrt in vergeblichen Vérsuchen, si und die Seinen über Wasser zu halten. Das Armsein ist besonders shwer erträglih in einer Zeit mit überlriebenem Luxus und rüdsihtslosem Genießen. Dke soziale Sorge is uns noch nicht von der Seele genommen. Es sind noch Aufgaben da, die gelöst werden müssen. Die Arbeitslosigketit gilt es zu bekämpfen, die Lebenshaltung zu erleichtern und dem Wohnungswuher zu steuern. Eine soziale Kulturforderung ist die der Volksbildung und Volkserziehung. Der Sit, die sozialen Vereinigungen und die religiösen Gemeinschaften haben hier große Aufgaben. Crzieherishe Kleinarbeit muß geleistet werden an und in den Familien. Unser Ärbeitersland ift noch wurzellos in den Industrierevieren. Die neuzetitliche Arbeitsweise zersprengt die Familien und zerstört die Gemütskräfte. 1813 kam die Krast von unten. Auch wir sagen, daß im Volke gute Kraft wächst, die man hberaufwachsen lassen möge. Das ist eine Kulturpfliht, und darin liegt die Zukunft der Nation.

Alsdann erstattete der Neihstags- und Landiagéabgeordnete Giesberts ein Referat über „die deutsche Sozialyolitik und ihre Gegner“ und stellte einen Antrag, der folgendes besagt: „Die wichtigste Aufgabe für Staat und Gesellshaft in der Gegenwart und nächsten Zukunft besteht darin, den unteren Volkskreisen etnen an- gzmessenen Anteil an den Erfolgen unserer Wirtschaftstätigkeit und an ven Fortschritten der Kultur zu ermitteln. Insbesondere liegt es ihnen ob, den geistigen und sozialen Aufstieg des Lohnarbeiterstandes zu fördern und die Eingltederung desselben in die bürgerlihe Gesellschaft zu er- mößglihen. Die Organisationen der Arbeiter, die soziale Geseßz- gebung und ein Teil der yrivaten Wohlfabrtöpflege arbeiten erfolg- rei an diesem Ziel. Die soziale Gesetzgebung sichert dem Arbeiter cin Eristenzminimum für die Tage der Krankheit und Invalidität und wirkt vorbeugend und hetlend für die Gesundheit der Arbeiter. Vereins- und Koalitionsrecht sollen den Arbeitern die notwendige Be- wegungsfreiheit für ihre O in Organisationen und Veretnen geben. Die Erkenntnis von der Notwendigkeit der fsozialen Arbeit und ihrer klasfsenversöhnenden Wirkung hat sich in der öffent- lichen Meinung durchgeseßzt und ist Gemeingut der Mehrheit des deutschen Volks geworden. In Erwägung dieser Umstände protestiert der 3. Deutsche Arbeiterkongreß auf das lebhafteste gegen die Tretbereien einzelner Vertreter der Wissenschzft und des {arfmacherishen Unter- nehmertums, die Wirkungen und Erfolge der deutshen Sozialgesetz- gebung durch willkürliche Uebertreibung und unberechtigte Verallge- meinerung einzelner Mißstände herabzuseßen und selbst im Ausland in ara hr zu bringen. Die verantwortlichen Instanzen der Gesetzgebung wirken gemeinsam mit den Arbeitern erfolgreih an der Beseitigung folher Mißstände, deren Umfang übrigens in keinem Verhältnis steht u den großen Erfolgen und der segensreihen Wirkung der Plaleit Gefsezgebung im allgemeinen. Der Kongreß ist einig und fühlt sich folidarisch mit den Vertretern der Sozialpolitik in den Parlamenten und in den sozialen Vereinen und vor allem mit den berantwortlihen leitenden Instanzen der Arbeiterversichecungéinstitute in der Abwehr dicser Angriffe. Der Kongreß fordert demensprehend: 1) die weiteste Aufklärung des deutshen Volkes über die Notwendig- reit, den Charafter und die Wirkungen der Bersicherungsgeseßgebung und des Arbeitershußes. 2) Er erwartet von der Regierung und von den Parlamenten, daß fie fich in thren Entschließungen von den scharfmacherisen Treibereien in keiner Weise beeinflufssen lasen. 3) Insbesondere erwartet der Kongreß, daß die neuerdings auf-

tretenden Bestrebungen zuc Einschränkung des Koalitiousrechts der Arbeiter bei Regierung und Parlament entschiedene Zurückweisung finden, da jede Beeinträhtigung der Rechte der Arbeiter, namentli des Koalitions- und Vereins2echts, und die Abbröckelung unserer sozialen Gesetzgebung den heftigsten Widerstand aller Arbeiter ohne Unterschied der Partet hervorrufen müssen und geeignet sind, die Klassengegenfäßze zu vershärfen. Der Kongreß empfiehlt als wirk- samstes Vêittel zur Abwehr der antisozialen Strömungen die Stärkung der auf risilihem und nationalem Boden stehenden Oraanisationen

der Arbeiter und Angestellten. Er fordert deshalb alle Freunde des sozialen Fortschritts sowie alle Arbeiter und Angestellten auf, an der Festigung und Stärkung dieser Organisationen zu arbeiten, damit fie

ein festes Bolroerk gegen jede soziale Reaktion bilden können.“

Nachdem Giesdberts seinen Antrag begründet hatte, nahm der Wirklihe Geheime Rat, Professor Dr. Adolf Wagner das Wort: Es ist gesagt worden, daß wir in der Sozialpolitik zu weit gegangen seien und daß es nun an der Zeit sei, etnzuhalten. Demgegenüber sage ih: jeßt erst recht gerade vorwärts mit der Sozialpolitik ! Dann is gesagt worden, es sei deshalb an der Zelt, Maß zu halten, weil Rücksicht genommen werden müsse auf die ausländishe Konkurrenz. Aber wenn wir sehen, wte groß unsere Industrie geworden ist, welche großen Gewinne die Aktienge!ellshaften, namentlich im Bergbau, erzielen, dann frage id): ist es denn wirkli wahr, daß Deutschlands Industrie im Rückgang begriffen ist? Ist sie nit viel- mehr aufgeblüht im Zeitalter der Sozialpolitik? Für mich als Theoretiker waren in erster Reihe Erwägungen von Einfluß, die ih in der englischen Literatur kennen gelernt hatte. Es war dort gesagt worden, man rühme das Zeitalter der Maschinen, aber sei es denn

sagte ih mir: wenn das Zeitalter der Maschinen und der Naturerkenntnis ein wahrer Segen füc die Menschheit werden soil, bann muß Sozialpolitik getrieben werden. Das ist in Deutschland erfreuliherwetse au) gesehen. Der Mann, der Deutschland groß gemacht hat, der das neue Deutsche Reih geschaffen hat, Wilhelm der Große, tst, nachdem er dea militärishen Lorbeer erreicht hatte, niht müde geworden, sondern hat das Zeitalter der Sozialpolitik ins Leben gerufen. Wir Theoretiker find mit Ihnen in dem Ziel eines maßvollen Arbeitershußes einig, und wir wünschen, daß dies im ganzen Reih anerkannt wird, und daß, wie Giesberts ausgeführt hat, die Gebildeten einsehen mögen, daß Ihre Be- strebungen nicht sozialdemokratish, fondern gut national sind. Denn fie halten fest an Vaterland, Thron und Kirche. Halten Sie au daran fest, einen maßvollen Arbeiterschuy zu verlangen, und ih hoffe, daß die gebildeten Kreise Sie immer mehr auf diesem Wege begleiten möchten. Ih spreche Ihnen meine besten Wünsche

dadur für den Arbetter besser geworden? Da

für diese Bestrebungen aus.

Nach weiterer Diskussion wurden der Antrag des Abg. Giesberts und andere zur Tagung des 3. Deutschen Arbeiterkongresses ein- gegangene, den Arbeiterschuß betreffende Anträge angenommen und

darauf die Verhandlungen bis Dienstag vertagt.

Zur Unterstüßung hilfsbedürftiger Kriegsteilnehmer und ihrer Hinterbliebenen soll der Ertrag einer Fest- vorstel lung dienen, die der Preußische Frauen- und Jung- frauen-»-Verein aus Anlaß seines fünfzigjährigen Bestehens, unter dem Protektorat Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Eitel- Friedrich am Sonnabend, den 6. Dezember, im Theatersaale der Königlichen Hohschule für Musik veranstaltet. Mit Ein- ladungen zu dieser Feter ist eine größere Zahl Feldzugsveteranen be- dacht worden, foweit der verfügbare Naum dies irgend gestattet hat. Das Programm verspriht u. a. „Lieder tn Bildern und Tönen“. Gintrittsfarten sind bei den Vorstandsdamen, insbesondere bet der Vereinsvorsißenden, Frau von Schubert (Kurfürstenstraße 134) und Frau Baronin von Schorlemer (Leipziger Play 10) sowie in Potsdam bei der Oberhofmeisterin Frau Gräfin von Schlieffen, Villa Ingen- heim, zu haben. Der Erlös wird ausschließliÞh zu Gunsten der

Veteranen verwendet.

Im Lessing-Museum (Brüderstraße 13) findet am Donnerstag- abend als 150. Vortragsveranfialtung ein Georg RNReicke-Abend, statt. Einführend s\priht Dr. P: A. Merbach über den Dichter;

oman „Das grüne Huhn" und der Gedl{htsammlung „Winterfrühling“ vor. Anna Reichner-Feiten singt

Charlotte Lexow liest aus dem !

Berliner Theater. Mittwoch, Abends |_ Charlottenburg. Mittwoch, Abends| Residenztheater. Mittwo, Abends| Pirkus Kusch. Miitwoch, Abends h 8 Uhr: Die Jungfrau von Orleans. 8 Uhr: Hoheit der Franz! Musi- | 74 Uhr: Große Galavorstellung.

NReickeshe Ueder, vertont von Dr. Paul Klein, der selbst anm Flügel begleitet. Am Freitagabend findet cin Vorirag ven Or. A. Traube über Farbenphotographie statt.

Zabern, 2. Dezember. (W. T. B.) Zu einem neuen Zwischenfall kam es heute in dem nahen Dettweiler. Als dort heute morgen 7 Uhr der Leutnant von S mit einem kriegsftarken Zuge der 4. Kompagnie des 99. Infanterieregiments den Ort passierte, wurde der Leutnant von vorübergehenden Arbeitern er- kannt und dur hößnende Zurufe beleidigt. von Fo-cstner lteß \ ofort Halt machen und versuchte, dur ausgeshickte Patrouillen die Beleidtger feit- nehmen zu lassen, die nah allen Seiten flohen. Dem Fahnenjunker Wieß gelang es, elnen der Leute zu fassen, einen gelähmten Schuh- macher, der sich mit allen Kräften der Verhaftung widersegte. Bei dem entstehenden Geraufe zog der Leutnant von Forstner den Sähel und hieb dem Schuhmacher über den Kopf. Der Leutnant von O gas sich sofort zum Bürgermeisteramt und gab den Vorfall zu Protokoll.

_ London, 1. Dezember. (W. T. B.) Wle „Lloyds“ aus Liverpool melden, is dort heute der englishe Dampfer „Boulama“ mit 39 Geretteten vom deutschen Viermaster „Pitloch1y" an Bord eingetroffen. Der Dampfer is mit dem Segelschiff zusammengestoßen, wobei dieses gesunken ist.

Paris, 2. Dezember. (W.T. B.) In Mialet (Departement Gard) stürzte eine aus dem 14, Jahrhundert stammende Kirche zusammen. Ihr wertvoller Hochaltar und mehrere alte Bilder wurden durch die Trümmer vernihtet. Seit dem Trennungsgeseßz war jede Ausbesserung der Kirche unterblicben.

St. Petersburg, 1. Dezember. (W. T. B.) Heftiger Seewind treibt seit gestern große Wassermengen in die Newa, deren Wasserstand beute morgen 64 Fuß über das normale Maß, gestiegen war. Einige niedrig gelegene Stadtteile sinv überschwemmt. Kanonenshüsse von der Peter Pauls-Festung kündigten der Bevölkerung die Ueberschwemmunasgefahr an.

Livadia, 1, Dezember. (W. T. B.) Aus Anlaß des

60. Jahrestages der Schlacht von Sinope hat im kaiser-

lihen Schlosse ein Frühstück stattgefunden, zu dem die in Jalta

anwesenden Marineoffiziere, an threr Spiße der Konteradmiral Pokcowéty,

eingeladen worden waren. Der Kaijer brachte einen Trinkspruch

A Schwarze Meerflotte, auf ihren Ruhm und auf ihre Zu- unft aus.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Juarez, 2, Dezember. (W. T. B.) Nach einer De- pesche des Generals Villa ist General Mercado mit zwei- tausend Mann Bundestruppen auf dem Marsche nach Ojinaga an der amerikanishen Grenze. Die Generale Salazar und Orozco haben sich mit tausend Mann in die Berge zurückgezogen. Hunderte von Einwohnern, darunter zahlreihe Frauen und Kinder, haben fi, völlig ausge- hungert, auf den Weg nah der Grenze gemacht. Die Zu- stände in Chihuahua sind unerträglich. Die spanische Wasßjer- leitung ist zerstört. Die Lebensmittel sind fast erschöpft. Die Aufständischen haben für eine halbe Million Dollar Lebens- mittel und Kleidungsstücke mit Beschlag belegt, nachdem die Kaufleute sih geweigert hatten, Wechsel anzunehmen. Auch für 100 000 #4 bares Geld von der Banco Minero eigneten sich die Aufständischen an. Doch sollen die Verluste dur Ver- sicherung bei englischen Gesellschaften gedeckt sein.

(Fortseßung des Amtlichen und Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Theater. L E E R e My Romantische Tragödie in fünf Akten von kalische Grotesfke in drei Akten von Artur | Nuftreten sämtlicher Spezialitöten.

Königliche Schauspiele. Mittwcch: Gesang und Tanz in vier Bildern von Friedri Schiller.

Opernhaus. 242. Abonnementsvorstellung. Bernauer und Schanzer.

Donnerstag: Die goldene RNitterzeit.

Landsberger und Willi Wolff. Musik |— Zum S@&luß: Die große Prunk- von Robert Winterberg. pantomime: Pompeji.

Vohèdme. Szenen aus Henry Murgers e gar ag folgende Tage: Wie Freitag: Die Jungfrau von Orleans. Donnerstag und folgende Tage: Hoheit

„La Vie de Bohème“ in vter Bildern

4 L . von G. Giacofa und L. Illica. Deutsch | otte mittags 35 Uhr: Ein] p eutsches Opernhaus. (Char

: E: Ls , S lottenburg, Bismarck - Straße 34—37. L 3 Giacomo Puccini. Musikalishe Leitung: Theater in der Königgrüäber Direktion: Georg Hartmann.) Mittwoh, | Thaliatheater. (Direktion: Kren wnd Familiennachrichten.

Abends 8 Uhr: Der Waffeuschmied. Schönfeld.) Mittwoh, Abends 8 Uhr: | 5 gr Mes O oprinzessiu. Posse mit Ge- | Verlobt: Frl. Charlotte Wreschner mit

anz in drei Akten von Jean | Hrn. Bergafsessor Hans Loebner (Beclin-

von Ludwig Hartmann. Mußk von Herr Generalmusikdirektor Bleh. Negte:

Herr Regisseur Bahmann. Anfang 74 Uhr. Straße. ittwoch, Abends 8 Uhr: Donnerstag und Sonnabend: Manon | Die va:

Swauypielhaus. 237. Abonnementsvor- | Die Kroubraut, Ein Märcensptiel in Le3caut. sang und

stellung. Die Rabenfteinerin. Schau. | ch8 Bilder August Strindberg. Z i: Mie piel in vier Akten von Ernst von Wilden. | Musk vor Angri Eon Strindberg. | Freilag: Der Mikado. ruh. Megie: Herr Negisseur Dr. Bru. Donnerstag: Die fünf Fxeukfurter.

der Franz!

Kcen und Curt Kraat. Lichterfelde—Breélau). Frl. Edith Donnerstag und folgende Tage: Die | Bohlmann niit Hrn, Oberlehrer Dr. Taugoprinzessiu. Theodor Schönborn (Liegniß).

Ny

- Frl.

Anfang 75 Uhr. Freitag und Sonnabend: Die Krou-| Montis Operettentheater.(Früher: Sonnabend, Nachmittags 4 Uhr: Kinder-| Margarete von Martin mit Hrn.

Donnerstag: Opernhaus. Mittags 12 Uhr: | xaut. Symphoniematinee. Abends 77 Uhr: br

LV. Symphoniekfonzert der König- Komödienhaus. Mittwoch, Abends | Julius Spielmann: Die ideale Gattin.

8 Uhr: Gaîtspiel Frißzi Massary,

Neues Theater.) Mittwoch, Abends | vorstellung: Aschenbrödel.

Leutnant Hans Hugo von Kir@bah (Schloß Rothenburg O. L.—Berltn). Geboren: Ein Sohn: Hrn. Ober-

E ae E s Uhr: Hinter Mauern. Schauspiel in | Dperette in drei Akten von I. Bramer| Trianontheater. (Georgenstr., nahe | leutnant Hans-Gebhard Edlem Herrn Schauspielhaus. 238. Abonnementsvor- | yj¿x Yften von Henri Nathansea | und A. Grünwald. Musik don Frarz Bahnhof Friebrihft) Mittwoch, Abends | und Frhrn. von Plotho (Wandsbek).

elte in Des e fich angwweilt. Lustspiel in drei Aufzügen von Edouard Pailleron, überseßt von Mauera.

Sonntag, Nachmittags 25 Uhr: Auf | Vorkman.

gietät), (Nürnbergecstr. 70/71, gegenüber | Theater des Westens. (Station:

/ em Zoologischen Garten.) Uttwoch, ten. Kantstraße 12. Neues Operntheater. (rot. | bens Ubr: Johu Gabriel | Mittwoh Newmiiags 4 Ubr. Das

Donnerstag und folgende Tage: Hinter Lehár. 8 Uhr: Seine Geliebte. ? Donnerstag und folgende Tage: Die L étas und folgende Tage: Seive Heldritt, Post Rodach, Coburg).

/ —— ideale Gattin. i; Emerih von Bukovics. Anfang 71 Uhr. Deutsches Künstlertheater (So- Seliebte.

rn. Kammerherrn Carl von Butler

Hrn. Amtsrihter Horn (Halbau i. Sglef.). A Gesflorben: Hr. Major a. D. Heinrich

tapfere Schneiverleim. Abends

: von Aer Baue r A

D v ilow, ged. in von Konzerte. Malgan (Ribniß). Fr. Anna von Heße-Heßenburg, geb. Zinnow (Berlin).

Allerhöchsten Befehl: Zweite Vor-| Donnerstag: Rose Bernd. 8 Uhc: Polenblut, Operette in drei Königl. Hohscule für Musik D aier ban Ciasiedel (Dresden) . - =— Unn 2 c ITCL Le

stellung für die Berliner Arbeiter-| Freitag: Der Biberpelz. Akten bon Oskar Nedbal.

schaft: Doftor Klaus. Lustspiel in | Sonnabend: Der zerbrochene Krug. Donnerstag und folgende Tage: Polen- | Mittwoh, Abends 8 Uhr: L. Konzert | Frl. Elsbeth Nehrhoff von Holder-

9 Aufzügen von Adolf LArronge. (Die : 6 rt. G arten werden durch die nri Dee Ou etes DImetias blut,

stelle für Volkswohlfahrt nur an vereine, Fabriken usw. abgegeben. Etn

D an einzelne Personen findet nit |8 Uhr: Pygmaliou. Lustspiel in fünf liebe Augustia.

Deutsches Theater. (Direktton: Marx

Reinhardt.) Mittwoch, Abends 74 Ubr: | Deulsches Schauspielhaus. (Direk- | k(einen Preisen: Frau Holle. Weihnachts-

fta Akten von Bernard Shaw. Donnerstag: Peer Gynut.

Sonntag, Nachmittags 34 Uhr: Der

Mittwo%, Nachmittags 4 Uhr: Bei

des. Symphonievereins. Dirigent: | berg (Pleß). beit Sonnabend, Nachmlttags 4 Uhr: Das | Leo Schrattenholz. e, Lessingtheater. Mittwoh, Abends | tapfere Schueiderleiu,

_ Bechslein-Saoal. Mittwoch, Abends Verantwortlicher Redakteur : 7% Uhr: Lieder, und Balladenabeud | DjvektorDr. Tyrol inCharlottenburg.

eitag und Sonnabend: malion. - j ¡von Nudolf Gmeiner. Am Klavier: Freitag nabend: Pygmalio Theater am Nollendorfplaß. Prof. Röbert Kahn und E. Mattiesen, | Verlag der Expedition (Heidr i 6)

in Berlin.

Ein Sommernachtötraum. (Shake- | tion: Adolf Lanz. NW. 7, Friedrich- | kombdie von Robert Sas. Abends Beethoven-Saal. Mitiwoch, Abends |Druck der Norddeutschen Buchdruerei und

speare-Zyklus.) straße 104—104a.) Mittwoh, Abends | 8 Ubr: Der Mikado. Burleske Operette

Donnerstag: Hamlet. (Shakespeare- Uhr: Die heitere Residenz. Lust- | in zwei Akten von Arthur Sullivan. 8 Uhr:

Zyfklus,) spiel in drei Akten von Georg Engel. Donnerstag und folgende Tage: Der Donnerstag und folgende Tage: Die | Mikadv

eitag L: P a A onnabend, Nachmittaas T: U ï ermäßtgten Preisen: Der blaue Vogel. eitere Refidenz

ends: Viel Lärm um Nichts. SVrhillertheater. 0. (Wallner- E A (S ¿A ütenvs s Uhr: | Lusilspielhaus. (Friedrichstraße 236.) | Birkus Schumann. Mittwoch, Abends | des öffentlichen Anzeigers (einschließ-

Kammerspiele.

o. Sonnabend, Nachmittags 4 Uhr: Bei |

D. Konzert von Sascha | Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32,

Culbertson (Violine). Am Klavier: ; Oito Nikel. Zehn Beilagen

(einschließlich Börsenbeilage und Warens

kleinen Preisen: Frau Holle.

zeichenbeilage Nr. 95A u. 95 B), sowie die Juhaltêangabe zu Nr. 5

Mittwoch, Abends 8 Uhr: Frühlings | Wenn der neue Wein blüht. Lust- | Mitiwoch, Abends 8 Uhr: Die spauische | 74 Uhr: Große Galavorstellung. | lich der uutec Nv. 2 veröffentlichten

achen. piel in drei Akten eta und Sonnabend: Anse | Björnson.

vroflus und der Löwe. Dounersiag: Selmg'funden. s Freitag: Dex verlorene Sohn. Freitag: Hasemanns Töchter, spanische Fliege.

ranz und Ernst Bach.

S@hluß: Taugo vor Gericht, Eine | manditgesellschaften auf Aktien und

nnerst folgende Tage: antomimenburleske mit Gesa und | Aktieugesellschaften, für die Wocúe iee o e ini o E E

von Björnstjerne Friede: Schwank in drei Akten von | Vorzüglicwes Programm. Zum | Bekanntmachungen), betreffend Kon-

4‘ ü E TE A

zum Deutschen Reichsanzeiger und K

Personalveränderungen.

Primkenau, 28. November. . Stellung als kom. Gen. d. b. Laffert, Gen. d. Kav, bisher Ko - XIX. (2. K. S.) A. K. ernannt, afen entsprechend.

Köuiglich Bayerische Armce.

München, 27. November. haben Sich Allerhö bewogen veränderungen Allergnädigst z

a. bei den Offizieren und Fähnrichen:

i a. D. Nösinger vom 30. Oktober mit Patent vom 26. Oktober d. J. anzust. ; er geseßlihen Pension z. Disp. zu stellen : im 10. Inf. R im Ulan. N. König, beide m. m. d. bestimmungtmäß. Ab-

v. Kirchbach, Gen. d. Art.

XIX. (2 K. S.) A. K. enth m. d. 4. (K. S.) Div. Nr. 40 zum kom. Gen. d

Seiner Majestät dem Wunsche

des Königs von

Seine Majestät der König gefunden, nachstehende Per

u verfügen :

am 7. d. M. den K. p. Lt. d. J. an im 2. Pion. B. am 26. d. M. mit d den Maj. Schubert, Nittm. Fürsten v. Wrede, Esk. Chef d. Erlaubn. z. Forttr. d. bish. Unif.

den Abschied zu bewilligen: dem Lt. Stark d. 3. Trainbats. :

ung als Kom. d. Landw, Bez. Aschaffen- d. Erlaubn. z. Tr. d. Unif. d. August von Sachsen, v. d. Verwen- . 3 D, Sämmer m. d

Bats. Kom.

zu entheben: von d. Stell burg den Oberstlt. z. D. Ws 15. Inf. Negts. König Friedrich dung im Kr. Min den Obersilt 3. Forttr. d. bish. Unif., beide m. d. bestimmung8mäß. Fähnriche Eckstein d. 23, Inf.

Aschaffenburg den Inf. N. König den Franz Joseph I., Kaiser g von Ungarn, zum Abt. Kom. von Spanten den Hauptm. Prinz Heinrich von Preußen ohne Patent, zum Komp. Chef im „Holmberg, Stabshauptm. in im 13 Irf. R. Franz Joseph 1., Apostolisher König von Urgarn, den ‘8 Negts. unter Belassung im Komdo. 3. k. Chef im 2. Ulan. R. König den Rittm. Frhrn. . Stabe dieses Regts, Meverhofer, 3. Feldart. R, Prinz L Negts. Prinz Heinrich v d. 2. Feldart. Brig. den

zu berufen: j. Dienstl. im

. Erlaubn.

Reserve zu beurlauben: die Negts., v. Schirn ding d. 3. zu ernennen:

Pion. Bats. ;

. Landw. Bez. Obersten z. D. Bot, zum Bats. Kom. im 10. Maj. Vogt b. Stabe d. 13. In}. Regts. von Oesterreich und ApostolisGer Köni im 5. Feldart. R. König Alfons XI[I1 Dichtel b. Stabe d. 8 Feldart. Regts. unter Beförderung zum Maj. 1. Inf. N. König den diefem RNegt., zum Stabshauptm. Kaiser von Oesterreih und

« Hauptm. Beichhold dieses Kr. Akad., zum Es

Leoprecting

Hauptleute

zu Batteriehefs die Feldart. Biig., im eopold, Fuchs b. Stabe d. 8. Feldart. on Preußen in diesem Negt., zum Adj. bei Deßloch v. 11. Feidart. Neyts.; Ke. Min. den Maj. z. D, Heider s-

Komp. Chef im 1. Inf. N. Inf, R. König Friedrich die Hauptleute Dre} h, î. Prinz Karl von Bayern, zum 15. Inf. Nepf, Stabshauptm. im ¿um 220 Ins Mi,

Battr. Chef im Preußen, Leib d. 10. Feldart. 3. Chev. Regts. H ihrer Tr. Teile, den Oblt. i Inf. N. Franz Joseph I., tönig von Ungarn;

zu verseßen: die Majore Orff, ), Stapf, Komp. Chef im 45. von Sachsen, zum Stab Komp. Chef im 3. Inf. H N. König Friedrich 4 U O N diese beiden in d. bis 8. &eldart. N. Prinz Hegts., dann den Nittm. Klein d. Theodor, diese zum Stabe

11. Inf. Regts. von der Tann Katjer von Oesterrei und Ápostolischer §

diefer Tr. Teile,

drich August von Sachsen, König Wilhelm von Württ h. Eigenschaft, Theysobn, Heinrich von erzog Karl

Erfte Beilage

Berlin, Tienôtag, den 2, Dezember

kommen lassen?

,

iederholung solcher Falle vorzubeugen?“

Interpellation beantwortet werden wird, erklärt s Reichskanzler Dr. von Bethmann Hollweg:

lien Gewalten.

daß dies Mittwoch möglich sein wird. (Beifall.) Darauf wird dieser Gegenstand für heute verlassen.

werden soll.

Verlängerung des HVandelsprovisoriums mit Engl

wünschen. Wir müssen verlangen, daf

zu befördern : gts. Hartmann, zum Fäh heit d. 18. Inf. Negts. Prinz Ludw zu _carafterisieren: als Oberstlt. vormust. Komm. in Negensburg ; b. bei den Veterinäroffizteren: am 26. d. M. den Unt. Veter. Shwert Negts. Prinz Ferdinand von Bourbon, Beter. zu befördern.

Königlich Sächsis@e Armee. v. Kirchbach, Een. d

ptm. den Oblt. Schmeger d. 14. Inf. Fahnenjunker, Unteroff. Schön- ig Ferdinand;

den Maj. z. D. Völk, Pferde-

ertschlag d. 6. Feldart. Verzog von Calabrien, zum

Den 28. November. Enthebung von d. Stellung als kom. Gen. d. in Genehmigung feines Absciedsges ¿. Tr. d. Gen. Unif. z. Disp. gest., art. Regts. Nr. 32. ¿zum Kom. d. 4. Div. Nr. 40 ernannt.

. Art., na erfolgter Ix 2K S). ues m. Penf. und d. Ersgubnis g àl.s, d. 3. Feld- Gen. Li. ven d. Armee,

Noetßold im 13. Inf. N. Nr. 178, mit einem Franke im 3. Feldari. R. Nr. 32, Nr. 19, mit einem Patent vom Sarfert im 7. Feldart. R. Nr. 77, Franke 22, mit einem Patent vom 20. N ] Inf. N. Nr. 139, wit einem Patent vom Dahn tim 2. Train-B. Nr. 19,

T unter Belafsun Gösßgz y. Olenhusen,

Die Fähnriche : Patent vom 20. Schröder im 2. Train-B. .19, November 1911, im 2. Pion. B. Nr. 1911, Sch{ omburg im 11. 14. August 1913, vom 11. November 1913, Graf S Albert Nr. 18, zu Lts. keförder __ Dis charakterisierten Fähnriche: Nr. 182, v. Plate im 2. Ulan. R. Nr. 21 Kaiser Wilhelm I1., König Böttger im 3. Inf. N. Nr. 102 Zenker im 6. Inf. K berg, Krähmer im 7. im Schütgen- (Füs.) R Granz im 9 Spengler, Giesing im 12. it 13. Inf, M. Ne. 178, 15. Inf. N. Nr. 181, Frhr. v. Hammer stei Nr. 17 Kaiser Franz Joseph von Bünscch im 1. Train-B. Nr. 12, H zu Fähnrichen ernannt.

August 1911,

; mit einem Patent Haffgotsch im 1. Hus. N. König

Hefelmann im 16. Inf. N. Nr. 18, Schraps im 3. Ulan. N. von Preußen; die Unteroffiziere : König Ludwig 111. von Bayern, «- Nr. 105 König Wilhelm 11. von Württem- Inf. N. König Georg Nr. 106 Prinz Georg Nr. 108, Bl u Ine: M Nt 133;

, Fraustadt hm, Weweter, : ¿ im 11. Inf. Nr. 139, Inf. N. Nr. 177, Lorenz, Weigand Lehmann, n-Lorxten im 1. Ulan. N. Oesterreich, König von Unaarn, aag im 2. Train-B. Nr. 19,

Lochmann,

Deutscher Reichstag. 179. Sißung vom 1. Dezember 1913, Nachmittags (Vericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)

Der Präsident Dr. Kaempf läßt welcher der Neichskanzler Dr. von Bet der Staatssekretär des Innern Dr. D hon in der Presse mitgeteilte Depes von Zabern an den Reichstag in bezug gänge der legten Ta Reichskanzler von dem habe und eine Abs zugehen werde.

Auf der Tagesordnun pellation der Abgg: De

_„Was gedenkt der H » Tothringishen Sold

zu Beginn der Sigzung, hmann Hollweg und elbrück beiwohnen, die che des Bürgermeisters auf die bekannten Vor- ge verlesen und teilt mit, daß er dem che Kenntnis gegeben jedem Mitgliede des

Jnhalt dieser Depes rift dieser Depesche

steht zunächst die folgende Jnter- or und Gen. (Els):

err Reichskanzler zu tun, um die elsaß- alten und die Bevölkerung El

dern dur Zolltarifermäßigungen zu begünstigen. Es hat also den

habe. Seit 1907 ift allerdings die deutshe Einfuhr nach Kanada um 94 % gestiegen, aber die Einfuhr kanadischer Waren nach Deutsch- sand ist in der gleichen Zeit um 493 % gestiegen. Wir haben alfo Kanada gegenüber nicht mehr eine aktive Handelsbilanz, sondern find in die Passivität geraten. Wir stehen diesen Zuständen ohnmächtig und wehbrlos gegenüber, wenn wir feine zollpolitischen Waffen dagegen

öreunde der wiederholten Verlängerung des Handelsprovisoriums zu-

gestimmt hat, daß nunmehr unbedingt eine Aenderung geboten ist.

Jnnern Dr. Delbrü:

Handelsbeziehungen zum britischen Reich, seinen Kolonien und aus-

Punkte enttäuscht, insofern, als der Derr Vorredner nicht gesagt hat, was denn nun eigentlich werden soll, wenn am 1. Januar nätsten Jahres das Provisorium mit England abläuft. Jch bin davon überzeugt, daß der Herr Vorredner dies nicht aus Mangel an Gründen, sondern aus politisher Vorsicht unterlassen hat, weil er es für unzweckmäßig er- achtet hat, diese etwas diffizile Frage hier vor der ganzen Welt zu erörtern. (Sehr gut! links.) Jch werde ihm in dieser Vorsicht folgen und mih auch meinerseits auf das Notwendigste beschränken, was zur Sache etwa zu sagen sein könnte.

Meine Herren, in historischer Beziehung kann ih den Aus- führungen des Herrn Vorredners beitreten. Als zum ersten Male die Ermächtigung des Bundesrats zum Abschluß eines Provisoriums mit England erbeten wurde, standen auch die verbündeten Regierungen auf dem Standpunkt, daß es eventuell geboten und zweckmäßig sein könnte, die Meistbegünstigung denjenigen Teilen des britishen Weltreihs vor- zuenthalten, die uns selbst nit die volle Meistbegünstigung gewährten. Inzwischen nahmen die Dinge den Lauf, daß das englishe Mutterland in seinen Beziehungen zu uns keine Aenderung eintreten ließ, daß aber die Kolonien zum Mutterlande entsprechend der wachsenden imperia- listishen Tendenz im britishen Reiche insofern ihre Beziehungen änderten, als sie das Mutterland günstiger behandelten als das Aus- land. Diese Tendenz lag ja {on im Jahre 1897 der Kündigung des britischen Handelsvertrages zugrunde, dur die der Kolonie Kanada

saß-Lothringens

vor Beleidigungen zu schüßen, wie sie si ein Offizier des Jn-

der Weg zu einer Präferenz des Mutterlandes eröffnet werden sollte.

fanterieregiments Nr. 99 in Zabern ihnen gegenüber hat zu \{ulden

Hält der Herr Neichskanzler die Strafe, die über diesen Offi- Ber verhängt worden ist, für eine Sühne, die geeignet ist, der

20 die Frage des Präsidenten, ob und wann die

Ich bin bereit, die Interpellation zu beantworten. Sie betrifft denselben Gegenstand wie die Interpellation der Fortschrittlichen Volkspartei, von der bisher u erwarten war, daß sie nah Beendigung der ersten Etatslesung verhandelt werden würde. (Zuruf bei den Soz. : Wir haben auch interpelliert!) Die Herren haben auch interpelliert! Gewiß! Jch glaube, es sind ¿wei oder drei Interpellationen. Jn- ¿wischen haben sich in Zabern Vorgänge ereignet von so bedauerlicher Art, daß ih selbst den größten Wert darauf lege, baldmöglichst dem Reichstage und dem Lande darüber Auskunft zu geben (bravo!) und jeden Zweifel zu beseitigen, daß die Autorität der Geseße ebenso ge- {übt wird wie die öffentlihe Ordnung und die Autorität der öffent-

: Ich werde deshalb, sobald mir das Ergebnis der sofort eingeleiteten Untersuchung vorliegt, Jhren Herrn Präsidenten bitten, die eventuell bereits begonnene erste Etatslesung zu unterbrehen und die Interpellationen sofort auf die Tagesordnung zu seßen. Jch hoffe,

Es folgt die erste Lesung des Gesegentwurfs, betreffend die Handelsbeziehungen zum britischen Reiche, wodurch das bestehende mit Ende 1913 ablaufende Provisorium bis Ende 1915 verlängert

Abg. Hoe \ ch (dkons.) schildert unter großer Unruhe des erregten Hauses eingehend die Schäden, die Deutschland aus der fortgeseßten er ng de v mit England erwachsen. Die brilischen Kolonien bevorzugen das britische Mutterland zum Schaden Veutschlands durch ihre Zolltarife. JInfolgedessen hat sih unsere ge- jamte Handelsbilanz mit England immer ungünstiger gestaltet. Als wir Kanada die Meistbegünstigung gewährten, haben wir uns nit nur einen erhöhten fanadishen Zolltarif, sondern auch noch einen Exrtra- strafzuschlag von 33% % gefallen lassen müssen. Am meisten leiden unter diesen Verhältnissen die Erzeugnisse unserer Landwirtschaft: aber nicht allein deswegen, sondern auh wegen der Schädigungen für Han- del und Industrie müssen wir eine Beendigung des Provisoriums unsh( ; die Meistbegünstigung unser- seits nicht mehr gewährt werden darf ohne entsprechende Gegenleistun- gen. Wir sind hilflos gegen die kanadische Konkurrenz. Auch das „Berliner Tageblatt" dem man doc keine agrarischen Tendenzen nach- jagen kann, hat als besonders s{ädlich für den deutschen Handel den Umstand angeführt, daß Kanada die Einführung von Mustern aus den anderen Staaten zollfrei läßt, aber nicht aus Deutschland, und daß diet [Ur wertvolle Muster, z. B. Pelzwaren, ein großer Schaden fe u den das Mutterland bevorzugenden britishen Kolonien sind neuer- dings auc gewisse westindishe Kolonien, wie Trinidad, Britisch Guyana, Varbados, St. Lucia usw., infolge eines Handelsabkommens mit Kanada vom 9. April 1912 getreten, das hauptsächlich den Zwed hat, den Austausch der Waren zwischen den vertragschließenden Län-

G f L BIgUNge s Anschein, als ob ganz Westindien gegen Deutschland Front gemacht

anwenden. Die Woffen, die wir haben, sind von Jahr zu Jahr stumpfer geworden. Für unsern Verkehr mit den britischen Kolonien hat sich die Wirkung des Handelsprovisoriums von Jahr zu Jahr un- günstiger geltend gemacht. In British Südafrika is unser Handel auf Kosten unserer eigenen Kolonien zurückgegangen. Aus “diesen Gründen glauben wir, während früher wenigstens ein Teil meiner

Stellvertreter des Reichskanzlers, Staatssekretär des

Meine Herren! Jch hatte nicht erwartet, daß die Vorlage, mit der wir uns augenblicklich beschäftigen, auf der rechten Seite den Wider- stand finden würde, wie er eben in den Worten des Herrn Vorredners ¿zum Ausdruck gekommen ist. Ih hatte das nicht erwartet mit Nück- sicht auf die geschichtliche Entwicklüung der Frage, und i hatte es auch cigentlih nit erwartet mit Rücksicht auf die Entwicklung unserer

wärtigen Besißungen. Wenn mich die Rede des Herrn Vorredners in diesem Punkte enttäusht hat, so hat sie mich noch in einem weiteren

öniglih Preußischen Staatsanzeiger.

Ich will zunächst auf die Entwicklung unserer Beziehungen zu Kanada nit eingehen, sondern möchte nur im allgemeinen daran erinnern, daß diese Entwicklung dahin geführt hat, daß die verbündeten Regierungen die eben von mir sfizzierte Auffassung, daß es unter Umständen zweck- mäßig sein könnte, einzelne Teile des britishen Weltreihs der Meist- begünstigung nicht weiter teilhaftig werden zu lassen, revidiert haben. Es war im Jahre 1903 seitens des Herrn Grafen von Reventlew der Antrag gestellt worden, dem Geseßentwurf folgenden Zusaß zu maden:

Diese Ermächtigung bezieht sih nicht auf die britishen Kolonien und auswärtigen Besißungen, in denen deutshe Reichsangehörige und Erzeugnisse ungünstiger behandelt werden als solche des Ver- einigten Königreihs Großbritannien und Irland.

Der Staatssekretär hat damals erklärt:

Wer die handelspolitishe Entwicklung in den leßten Jahren außerhalb der Grenzen Deutschlands verfolgt hat und namentli auf dem Gebiete, das der erste Herr Vorredner besonders berührte, wird zu der Ueberzeugung kommen müssen, daß diese Frage mit unendlih mehr Vorsicht und mit unendlih mehr Ruhe behandelt werden muß, als es der Herr Vorredner getan hat, wenn wir eine wirkli deutsh- nationale Politik treiben wollen. So unerfahren, solche Waisen- knaben, wie der Herr Vorredner beliebt, uns hier darzustellen, sind wir niht. Wir kennen die Dinge besser als der Herr Vorredner und handeln nur im Interesse unseres Landes, wenn wir so handeln, wie wir Ihnen hier vorschlagen. Die Lage ist jeßt nicht eine der- artige, um mehr zu sagen, und es wäre deshalb ein s{chwerer poli- tisher Fehler von mir, mih jeßt auf alle die Angriffe des ersten Nedners gegen die Negierungspolitik hier zu äußern. Jch lehne das im gegenwärtigen Stadium der Verhandlungen und der Sachlage mit der größten Bestimmtheit ab.

Diese Ausführungen des damaligen Staatssekretärs des Innern hatten zur Folge, daß der Entwurf, durch den die Vollmacht des Bundesrats wieder bis auf weiteres nachgesucht wurde, unter Ab- lehnung des Antrags Reventlow mit der Abänderung angenommen wurde, daß die Vollmacht nur bis zum 31. Dezember 1905 erteilt wurde. Durch die Ablehnung des Antrags Reventlow hat also {on damals die Mehrheit des Reichstags die Haltung gebilligt, die die verbündeten Regierungen einzunehmen - für gut gehalten hatten, und von da an bis heute weiterhin eingenommen haben. Auch die politi- schen Freunde des Herrn Vorredners haben sich diéser Auffassung an- geschlossen, insofern sie, soweit ih mi erinnere, bei den beiden lebten Malen, in denen eine Verlängerung des Provisoriums nahgesucht wurde, diese debattelos mitbewilligt haben oder doch von der- Mehrheit des Hauses ohne Widerspruch haben bewilligen lassen. (Sehr richtig! bei den Nationalliberalen.)

Nun, meine Herren, hat sih seit der Verlängerung des Pro- visoriums im Jahre 1911 in unseren Beziehungen zu Großbritannien und seinen Kolonien und auswärtigen Besißungen verhältnismäßig wenig geändert, und ich habe es auch aus diesem Grunde nit für notwendig erachtet, die Vorlage, wie das sonst wohl bei einer so wi tigen Vorlage üblich ist, mit einer längeren Rede einzuleiten.

Was unsere Beziehungen zu den einzelnen Kolonien des britischen Weltreichs betrifft, so möchte ih zunächst kurz auf Kanada eingehen. Der Herr Vorredner hat die Dinge historisch rihtig vorgetragen. J{ch möchte nur bemerken, daß dem provisorishen Abkommen mit Kanada vom Jahre 1910 eingehende Erörterungen mit Vertretern von Handel und Industrie, namentlich eingehende Erörterungen mit den Vertretern der unmittelbar interessierten Erwerbsstände, insbesondere unserer Seidenindustrie, vorausgegangen sind, und daß diese Erörterungen dahin führten, daß unter allen Umständen eine Beseitigung des damaligen Zu- standes anzustreben sei, daß die Beseitigung des 334 proz. Zuschlages eine wesentliche Verbesserung unserer Handelsbeziehungen zu Kanadazur Folge haben würde, und daß deshalb keine Bedenken bestünden, Kanada diejenigen Konzessionen zu machen, die wir seinerzeit gemacht haben. Durch das Abkommen, was wir am 15. Februar 1910 mit Kanada ge- troffen haben, ist die Regelung unserer Handelsbeziehungen folgender, maßen erfolgt:

1) Kanada werden die deutschen Vertrags\äbße für 25 Positionen des deutschen Zolltarifs eingeräumt.

2) Kanada hebt die Zuschlagszölle von 33!4 % auf deutsche Waren auf.

3) Die Frage eines die Handelsbeziehungen zwischen Kanada und Deutschland regelnden Vertrags wird bis zu einem beiden Teilen ge- nehmen Zeitpunkt verschoben,

4) Wenn in angemessener Zeit ein Handelsvertrag nicht zustande kommt, kann das Abkommen mit einer Frist von zwei Monaten géë- kündigt werden.

Ich möchte auf den leßten Punkt um deswillen besonders hit weisen, weil er ergibt, daß unsere Handelsbeziehungen zu Kanada, selbst wenn sie wirklich so unbefriedigend sein sollten, wie sie von dem Herrn Vorredner und seinen politishen Freunden offenbar gehalten werden, keinen Anlaß bieten könnten, uns die Vollmacht des Provi- soriums zu versagen, weil wir jederzeit in der Lage sind, durch zwei- monatlide Kündigung unser derzeitiges Verhältnis zu Kanada, wie es auf Grund des Uebereinkommens vom 15. Februar 1910 begründet ist, zu ändern. (Sehr richtig! bei den Nationalliberalen.) Nun hat fich aber die Auffassung derer, die von der Vorausseßung ausgingen. daß die im Jahre 1910 für die Beseitigung des Zuschlags von 334 % gebrachten Opfer nit nußlos sein würden, als rihtig erwiesen. Wenn Sie sich die Entwicklung der Handelsbeziehungen zu Kanada ansehén,

so werden Sie finden, daß nach der deutschen Statistik einer Ein- fuhr aus Kanada nach Deutschland, deren Wert von 2 Millionen Mark im Jahre 1894 und von 10,6 Millionen Mark im Jahre 1910 auf 58,1 Millionen Mark im Jahre 1912 gestiegen ist, in derselben Zeit

ein Anwalsen unserer Ausfuhr nach Kanada von 16,8 Millionen Mark auf 36,6 Millionen Mark im Jahre 1910 und auf 543 Mile

lionen Mark im Jahre 1912 gegenübersteht. (Hört, börtt bei ven Nationalliberalen.) Das bedeutet im Fabre 1912 zu ungunst

Deutschlands allerdings ein Minus von 3,8 Millionen Mak.