1913 / 291 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 10 Dec 1913 18:00:01 GMT) scan diff

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“In demselben Verlaz hat der Münch:ner Pädagog und Zeichen- künfilcr Dr. Ernst W «s fes eine sehr E und unterhalt- áme Mappe „Lebendiges Papier" berautgegeben (250 H), die heranwadhsenden Kaaben ein empfehlenöwertes und gewiß mit Dank aufgenommenes Weihnachtsgeschenk bietet. Auf 24 Tafeln hat Dr. Weber einfache Figuren von großer Mannigfaltigkeit entworfen, die leiht mit der Schere auszuschneiden und aufstellbar sind. Mit Mensch und Vieh belebte Bauzerngeböfte, Reiter, Wagen, mittelalterlihe Krieger, Araber und Esfimos werden da aus dem einfachen Papierbogen hervorgezaubert. Der Herausgeber hat diese Ausschn-idekunst selbst in der Jugend getrieben und an ihr Gesh!ick und Phantasie g:übt. Der jugendliche Besitzer der Mappe findet in ihr praktische Anleitung, es thm nahzutun, und ein geshicktec Junge wird nicht nur die Vorlagen fertig stellen, sondern sich zu eigenem fen neuer Figuren angeregt seben. Das Metsterbu ch, Beau zuna von Hermann Hesse. G #6, in Leder 3 6. Berlin, Dèzutshe Bibliothek.) In diesem 64 Seiten starken Buche hat der Herausgeber Proben deutschzc oesie und Pcosa vom Begian des 18._Jahrhunderts bis auf die egenwart ARG R Eg Es: dur die er dem Leser künstlerishen Genuß und zugleich ein Bild von der Entwicklung der deutschen Sriftsprache in diesem Zeitabschnitt vermitteln will. Das Buch sollte ader keine spraŸg-\hichtlihe Studie sein, sondern vor allem dem ästhetischzn Genießen des in ihm blätternden Lesers dienen. Diesem doppelten Zweck gerecht zu werden, ist nicht leicht. Voa der mehc wissenschaftlichen Tendenz der Sammlung zu sprechen, erübrigt ih, da der Herausgeber sie a selbst nur nebenher gelten lafs:n will. Eine ernstere Nachprüfung in dieser Nichtung verträgt die Auswahl auch nicht, dazu ist sie zu lückenhaft. Die rein ästhetishe ist besser zu threm Recht gekommen, denn Hesse hat, selbst etn Dichter von Geshmack, Minderwertiges fern zu halten verstanden. Dennoch find derartige Sammlungen ziemlich überflüssig, da wir an guten Auswahlen aus Poesie und Prosa wahrlich ketnen Mangel leiden; auch haben sie eine bedenkliche Seite, weil sie den oberflählihzn Herum- s{medern Vorshub leisten, . die, statt fich in die Schäge unserer Literatur zu vertiefen, von allem etwas genießen möchten, überall aue Ne roben nehmen, nichts wirklich kennen lernen, aber überall mitreden.

_— E. Junghaus und F. Gurtis haben Sagen und Märchen von Frau Holle gesammelt, die mit vielen Abbildungen im Holbeinverlag in München erschtenen sind (1,50 (6). Die Ver- fafser gehen in der Sammlung bis auf die Edda zurück und entwickeln den ganzen Sagenkreis der von Frigga und Freya bis zur Frau Holle und Frau Perchta führt... Dec Märchznton ist gut getroffen, {licht und ohne Künstelei. Auf den inneren Zusammenhang der einzelnen Sagen, auf die thnea gemeinsamen Beziehungen werden die jungen Leser ohne aufdringlihe Lehrhaftigkeit hingewiesen. Das Büchlein is wohlaeeignet, die Jugend mit einem wertvollen Ausschnitt aus der poesie- und gedankenreihen germanishen Sagen- welt bekannt zu mahen. Die ihm beigegebenen Bilder sind recht ver- schieden an Wert; die bunten sind in Zeichnung und Farbe wenig ansprehend ; von den s{chwarz-weißen erscheinen einige für jugendliche Beschauer zu wenig einfach und übersichtlih.

Der Stiftungöverlag in Potsdam gibt eine Neiße von Bildermappen fürs deutsche Haus heraus, die in \{warz- weiß-Zeichnungen s{öne Landschaften aus der Schweiz und Tirol ent- alten. Zu den malerishen Blättern hat Dr. Kruse einen erklärenden ext geschrieben. Das uns vorliegende Heft 8 enthält Bilder vom Schloß Chillon, vom Matterhorn, vom Ortler, Schern, dem Shloß is{chburg in Gröden und von Wolkenstein mit der Sellagruppe. edes Heft kostet 1.46 und wird in Reisenden, die jene {chônen Gegenden kennen, angenehme Erinnerungen wachru‘“en. Der in demselben Verlag von dem Direktor des Kunstgewerbemuseums in Flensburg, Dr. E. Sauermann herausgegebene Schleswig - Hol- steintsche Kunsikalender für 1914 (Preis 3 46) enthält het dem mit Dithmarsishen Geschlehtswappen geschGmückten Kalendarium eine große Anzahl gediegener reih illustrierter Aufsäße. Hervor- gehoben seien : Findlinge: als Bau- und Derksteine, vom Stadtbau- inspektor Meyer-Kiel ; Schloß Quarbek, von W. Freiherrn von Nosen- kranß; Schleswig-Holstein im Auge seiner Dichter, von Gymnasfial- direktor Professor Krumm-Glükstadt; Die Düppelfeier 1914 und die Düppelgedähhtnisaus|stellung in Sonderburg, von Amtsrichter Dr. Ewoldt-Sonderburg und Die alte Wohnkunst des Bauernhauses in Schleswig-Holstein, von Stadtbauinspelktor Jakstein-Altona. Der bübshe Kalender dürfte auß über den Kreis der Bewohner der Provinz hinaus, von der er interessantes zu erzählen weiß, Freude finden.

Fagd.

Freitag, den 12. d. Mean Königliche Parforce- agd statt. Stelldichein: Nachmittags 1 Uhr 15 Minuten am 1Jägerhof“.

Verdingungen.

Der Pa Ras auf die von dem Verwaltungsressort der Kaiserltchen Werft zu Wilhelmshaven am 23. Oktober 1913 Lane Aluminiumbronze, Goldbronze 2c. ist wie folgt erteilt worden :

e Gegenstand

| Preis | Firma

Georq Weigand, Schwabach.

Hermann Kuhl- mann, Bahn- hofdrogerie, Kiel.

A. Brünn & Co.,

Fürth i. Bayern.

Werft Kiel, | 206 kg de8agleihen für Werft | Wilhelmshaven,

6 kg Goldbronze für Werft Wilhel1nshaven,

380 kg Bronzetinktur für Werft Wilbelmshaven.

975 kg desgl. für Werft Kiel,

190 Pack Blatigold für Werft Wilhelmshaven,

1000 Pak desgl. für Werft Kiel,

100 Rollen Rollengold 7 mm

für Werft Wilhelm8haven

1/685 kg Aluminiumbronze für |

pro Pack |

| 1:98 M | pro Nolle |

G. E. Schäßler junr., Nürnberg.

Ftalien.

18, Dezerber 1913, Vorinkittags 10 Uhr: Bürgermeisteramt in Tempio. Bu eines Schulhauses. Verans(lag 257 384,35 Lire. Vorläufige Sicherheit 5000 Lire, endgültig? !/10 der Zuschlagssumme. Näheres in ttalienisher Sprache beim „N:ichsanzeiger“.

20. Dezember 1913, Vormittags 11 Uhr: Bürgermeisteramt in Tagonl, Bau einer Wasserleitung. Voranschlag 191 000 Lire.

h Sicerhett 5000 Lire, endgültig2 !/14 der Zuschlagssumme. Näheres in italienischer Sprache beim „R: ichbanzeiger“.

27. Dezember 1913, Vormittags 10—11 Uhr: Ministerium der öffentlichen Arbeiten tn Nom und gleichzeitig die Königliche Präfektur in Catanzaro. Hydraulishe Regulieruna des Flüßchens Tratentti. Voranschlag 113 000 Lire. Zulassungsant1äze und Zeugnisse 2c. bis 18, Dezember 1913. Vorläufige Sicherteit 6000 Lire, endgültige ‘4 is BusGlagssunmine, Näheres in italienisher Sprache bim aMeich8anzeiger“.

22. Dezember 1913, Morwiltags 11 Ußr: Marineministerium in Nom und gleichzeitig die Genz?raldirektionen der Königlichen Arsenale in Neapel und Tarant. Verladen und Transport der Kohlen der Mes Marine in Tarant auf die Dauer von 3 Jahren. Vor- anshlag 180 000 Lire, Sicherheit 18 000 Lice. Näheres in italienischer Sprache beim „Reich8anzeiger“.

__ 20. Dezember 1913, Vormittags 10 Uhr : 26. Feldartillerteregiment in- Fossano. Lieferung von Zaum- und ZSattelzeug in 5 Losen zu 6938 Lire bezw. 12 044,60 Lire bezw, 84 105,20 Lire bezw, 1209 40 Lire

bezw. 3133,25 Lire. Sicherheit 654 Lire bezw. 1205 Lire bezw. 8411 Lire bezw. 121 Ure bezw. 314 Lire. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichsanzeiger“.

Türkeet.

Bau einer Landungsbrücke in Me rstna: Vgl. Veröffentiibung des Retchsanzeigers vom 214, November d. J. Ein Plan des Hafens von Mersina und ein Situationsplan der projektierten Brüde befinden ih beim .R- ich8anzeiger“.

Generaldirektion der Hedjazbahn in Konstantinopel: Ver- gebung der Lieferung von verschiedenen cirurgishen Instrumenten. Angebote bis zum 16. Dezember 1913 an die genannte Generaldirektion, Parmak Kapou, Avenue du Théâtre, woselbst Näheres. Sicherheit

15 9%. Handel und Gewerbe.

Konkurse im Auslande. Galizien.

Konkurs ist eröffnet über das Vermögen des Pinkas Ofster- feßer, Miteigeatümer des Gutes Stryhance, mittels Beschlusses des K. K. Kreisgerichts, Abteilung 1V, in Brzezany vom 1. De- zember 1913. Nx. 8. 1/13 (2). Provisorischer ruten, verwalter: Advokat Dr. Chaim Reih in Brzezar y. Wahltagfabrt (Termin zur Wahl des definitiven Konkursmafseverwalters) 16. De- zember 1913, Vormittags 9 Uhr. Die Forderungen sind bis zum 13. Januar 1914 bei dem genannten Gerichte anzumelden; in der Anmeldung ist ein- in Brzezany wohnhafter Zustelungsbevollmätigter namhaft zu machen. Liquidierungstagfahrt (Termin zur Feststellung der Ansprüche) 24. Januar 1914, Vormittags 9 Uhr.

Konkurs is eröffnet über das Vermögen der Chaja Ofter- \eber, Miteigentümerin des Gutes Stryhance, mittels Beschlusses des K. K. Kreisgerichts, Abteilung 1V, in Brzezany vom 1. De- zember 1913. Nr. 8. 2/13 (2). ProvisorijGer Konkursmasse- verwalter: Advokat Dr. Chaim Reih in Brzezany. Wahltagfahrt (Termin zur Wahl des definitiven Konkursmasseverwalters) 16. De- zember 1913, Vormittags 9 Uhr. Die Forderungen find bis zum 13. Januar 1914 bei dem genannten Gerihte anzumelden; in der O ift En in Toy Oa (cent Ie Rer namhast zu machen. Liquidierungstagfahr ermin zur Feststellun der Ansprüche) 24. Januar 1914, Vormittags 9 Uhr. 5

Wagengestellung für Koble, Koks und Briketts am 9. Dezember 1913:

Ruhrrevter Obershlesishes Revier Anzahl der Wagen

Gestellt s x: 29140 12 870 Nicht gestellt .. —.

Handelsh ochschule Berlin. Nah dem von dem Rektor verfaßten Bericht über das siebente Studienjahr betrva die Zahl der Studierenden im Wintersemester 1906: 213, 1909: 419, 1911: 478; im Winter 1912 i} sie auf 511 gestiegen. Zu ihnen famen noch über 1000 Hospitanten und Hörer. ie Handeléhohshule mat zur Be- dingung der Aufnähme, daß der Studierende entweder das Abiturientenexamen bestanden hat oder die Berechtigung zum einjährig - freiwilligen Dienst und eine mehrjährige kaufmännische Lâtigkeit naweisen kann. Während im Wintersemester 1911 von den JInländern nur 18 9% das Abiturtientenzeugnis besaßen, ist die Zahl der Abiturienten im Wintersemester 1912 auf 28 0/6 ge- stiegen. Von Interesse ist auch der Einblick in den Lehrbetrieb, den der Jahresbericht qs. Privat wirtschaftslehre und Volkswirtschafts- lehre, Rehtswissenschaft und Geographie, Chemie und Physik, Ge- nofsenschafts- und Versicherungslehre, Sprachen und die Pädagogik E Dane ogs sind die Fächer, die an der Handelshoh\chule gelehrt

erden.

Das NRheintsch-Westfälishe Kohlensyndikat hält, laut Meldung des ,W. T. B.* aus Essen, am 22. d. M. etne Bet- ratssigung ab, in der über die Berufung der Gewerkschaften Neu- Schoelerpad und Hobeisen fe die Entscheidung der Kokökommission Beschluß gefaßt werden soll. In der im Anschluß daran stattfindenten Zecbenbesiße1versammlung sollen die Beteiligungsanteile für Januar 1914 festgefeßi werden.

Die Einnahmen der Lübeck-Büchener Eisenbahn be- trugen im November 1913 vorläufig 784 887 6, im Vorjahr - vor- läufig 736 803 4, endgültig 832449 A. Seit dem 1. Januar betrugen die Einnahmen vorläufig 10 006 897 46, im Vorjahr vor- lävfig 9413/83869 46, endgültig 10 499 865 4. Laut Meldung des „LW. §.B.* betrugen die Einnahmen der AnatolishenEGisenbahnen vom 12. bis 18, November 1913: 359 332 Fr. (geaen das Vorjahr weniger 51 169 Fr.), feit 1, Januar 1913: 10959 686 Fr. (weniger 1039316 Fr.). Die Einnahmen der Mazedontscchen Eisen- bahn (Saloniki —V?èonastir) betrugen vom 12. bis ‘18. November 1913: Stanmlinie (219 km) 59388 Fr. (mehr 59 388 Fr.) [feine (Ftnnahmen wegen Beschlagnahme der Bahn]. Seit 1. Januar 1913: 2 422196 Fr. (weniger 401/542 Fr.).

New York, 9. Dezember. (W. T. B.) Der Wert ber in der vergangenen Woche Nen Waren betrug 16 770 000 Dollar gegen 14 840 000 Dollar in der Vorwoche.

Montreal, 8. Dezember. (W. T. B.) In der heutigen ordentlihen Sigung des Direktorenrates der Canadian Pacific NRatlway wurde beschlossen, einen Trustfonds zu bilden, der als «Special Investment Fund“ bezeihnet werden soll. Dieser Fonds soll - gebildet werden aus den rückständigen Zahlungen für Land- verkäufe und den Sicherheiten, in denen die Bareinnahmen aus den Landverkäufen angelegt sind, bis die Höhe von 55 Millionen Dollar erreicht tst. Die Royal Trust Co. of Montreal wurde als Treuhänder- gesellshaft für diesen Fonds ernannt. Es wurde ferner bes{lossen, den Inhabern von Stammaktien, die bis zum 23. Dezember 1913 in den Büchern der Gesellschaft eingetragen sind, tm Verhältnis zu ihrem Aktienbesip 52 Mtllionen Dollar Note Certificates mit ciner Ver- zinfung von 6 9%, halbjährlih zahlbar, zu 80 9% ihrcs Nominal- betrages anzubieten. Die Canadian Pacific Railway Co. übernimmt die Verpflichtung, daß die Zinsen auf diese Note Cectificates rone bezahlt werden und daß die gesamten Note Certificates zum

ennwerte am * oder ‘vor dem 2. März 1924 zurüdckbezahlt werden. Eine teilweise {on vorher zu bewirkende Einlösung dur Verlosung kann erfolgen, wenn die Treuhänder-Gesellshaft Fonds zu diesem Zwedcke befigt. Die allmählich anwachsenden Beträge aus den rüdckständigen Zahlurgen auf künftige Landverkäufe und aus den Zinsen hierauf sowie aus den Sicherheiten, in denen die Eingänge aus den Landverkäufen angelegt worden find, sollen, erforderlichenfalls durch Ergänzung von Seiten der Gesellshaft von dem Treubänder benußt werden, um dite Zahlung der Zinsen auf die Note Certificates und die Rückzahlung des Kapitals am oder vor dem KFälligkeitstage zu leisten. (S. a. Nr. 290 1. Beil. des „R.- u. St.-A.*)

Wien, 9. Dezember. (W. T. B.) Ausweis der Oester- reichisch-Ungarischen Bank. vom 7. Dezember G Kronen). Ab- und Zunahme gegen den Stand vom 30. November: Notenumlauf 2 293 997 000 (Abn. 77 487 000), Silberkurant 255 046/000 (Abn. 209 000), Goldbarren 1 234 504000 (Zun. 3090 000), in Gold zahlbare Wechsel 60 000 000 (unverändert), Portefeuille 844 339 009 (Abn. 47 958 000), Lombard 242 005 000 (Zun. 2 895 000), Hypo- thekendarlehne 299 838 000 (Abn. 136 000), Pfandbriefeumlauf 291 009 000 (Abn. 1/927 000), steuerpfliht. Notenumlauf 144 447 000 (Abn. 80 368 000).

Kursberichte von auswärtigen Fondsmärkten. pi Dambarge 9. nee (W. T. B.) Gold in Barren dae D, e do 00 Bt 2784 Gd., Silber in Barren das Kilogramm

Wien, 10. Dezember, Vormittags 10 Uhr 45 Min. (W. T. Einh. 4 0/9 Rente M./N. pr. ult. 84/00, Einh. T R Januar/Iuli pr. ult. 83,85, Oesterr. 4 9% Rente in Kr.-W. pr. ult, 84 65, Ungar. 4 9/6 Goldrente 99,20, Ungar. 4% Rente in #&r.-2 83,80, Türkische Lose ver medio 23525, Orientbahnoktien pr. ult 906,00, Desterr. Staatsbahnaktien (Franz.) pr. ult. 708,75, Südbahn- gesellshaft (Lomb.) Akt. pr. ult. 102,75, Wiener Bankvereinaktien ‘—,—, Desterr. Kreditanstalt Akt. pr. ult. 835,00, Ungar. allg, Kreditbankaktien 835 00, Oesterr. Länderbankafktien 529,75, Unionbank, aîtien 601 00, E Reichsbanknoten pr. ult. 117,68, Brüxer Kohlenbergb.-Gesells{ch.-Akt. —,—, Oesterr. Alpine Montangefell. sGaftsaktien 806,00, Prager Eisenindustrieges.-Akt. —, TürkisGe Tabakaktien 429,00. Beeinflußt durch die fotgeseßte Nenten- steigerung ist die Börse fest. Neben Nenten auß Staatsbahn [eb haft: Montanmarkt vernachlässigt; Orientbahnaktien \chwächer.

London, 9. Dezember, Nahm. (W. T. B.) Silber prompt 261/16, 2 Monate 27. Privatdiskont 42/4. Abends. 2X 9/9 Engl, Konsols 7115/5. Bankeingang 13 000 Vfund Sterling.

Paris, 9. Dezember. (W. T. B.) (Schluß.) 3% Franz, Nente 86,10.

Madrid, 9. Dezember. (W. T. B.) Wecfel auf Parts 106 40,

Lissabon, 9. Dezember. (W. T. B.) Goldagio 20.

New York, 9. Dezember. (W. T. B.) (Schluß.) Die Tendenz der Börse war zunächst unregelmäßig, wobei sid in ten Shares der Canadian Pacific Rr. größeres Angebot bemerkbar machte, da die angeftündigte Notenausgate allgemein verstimmte. Der Rückgang einiger als Anlagewerte bevorzugter Papiere ermutigte die Baisse- vartet späterhin zu kräftigen Vorstößen, wodur besonders New- haben-Aft en und die Shares der American Sugar Refining Go. gediüdt wurden. Während des gesamten Verlau's derx Börse überwog das Angebot und die Widerstandéfähigkeit der Börse erwies sch als ziemlich gering, da die Ver- steifung des Geldmarktes und die ungünstige Statistik über die unbenußten Frahtwagen versimmten. Besonders in den Werten der Ostbahnen wurden größere Verkäufe vorgenommen und der Kurs der Newhaven- Shares batte mit 71& einen neuen Tiefstand zu verzeihnen, stellte sih jedo s{ließlich auf 72. Die Stlußtendenz war matt. Canadian Pac!fics büßten im Kurse 4 Dollar ein. Kupferwerte gaben bis 14 Dollar nach, ebenso die Aktien der Koblenbahnen, während sonstige leitende Werte si etwa 1 Dollar niedriger stellten. Der Aktienumsaßz betrug 258 000 Stück. Das Ausland war auf der Verkaufieite per Saldo mit 10000 Stück Aktien beteiligt. Ein Großaktionär der St. Louis and San Francisco Bahn is bei dem Bundesgericht in Stk. Louis um die Erlaubnis eingekommen, gegen frühere und gegenwärtige Beamte der Bahn einen Prozeß einzuleiten, zweck8 Zurüclzahlung unrechtmäßiger Gewinne, die angeblih aus früheren Verkäufen von gewissen Nebenlinien an die Eisenbahngesell\chaft her- rühren. Die American Sugar Réfining Co. ist in St. Louts auf Schadener)aß von 119 000 000 Dollar verklagt worden. An der Straßenbörse wurden die neuen Noten der Canadian Pacific-Bahn zu 1025 gehandelt, während die Bezugsrechte bis 4170/9 hedangen, Tendenz für Geld: Fest. Geld auf 24 Stunden-Vurbschn.-Zins- rate 5, do. Zinsrate für legtes Darlebn des Tages 5, Wechsel auf London 4,8100, Cable Transfers 4,8599, echsel auf Berlin (Sicht) 944.

Rio de Janeiro, 9. Dezember. (W. T. B.) Wechsel auf London 16/;..

Kursberichte von auswärtigen Warenmärkten.

Magdeburg, 10. Dezember. (W. T. B.) Zu@erber iht. Korn- zuer 88 Grad ohne Sack 8,70—8,80. Nachprodukte 75 Grad o. S. 6,90-—7,05. Stimmung: Nuhig. Brotraffin. T o. Faß 19,00—19,121, Kristallzucker 1 mit Sack —,—, Gem. Naffinade m S 18,75—18,873, Gem. Melis 1 mit Sack 18/25—18,374. Stimmung: Nuhig. Robzucker I. Produkt Transit frei an Bord Hamburg: Dezember 9,125 Gd., 9,15 Br., Januar 9,20 Gd., 9,225 Br.. März 9,374 Gd., 9,40 Br.. Mat 9,524 Gd., 9,56 Br., Augus! 9,75 Gd,, 9,777 Br. Oktober-Dezember 9,677 Gb., 9,70 Br. Ruhig.

Cöln, 9, Dezember, (W. T. B.) Rüböl loko 70,00, für

Mat 67,50.

Bremen, 9. Dezember. (W. T. B.) Schmalz. Schwach, Loko, Tubs und Firkin 57, Doppeleimer 58. Kaffee. E Baumwolle. Still. American middling loko 67.

Hamburg, 10. Dezember, Vormittags 10 Uhr. (W. T. B.) Zuckermarkt. Ruhig. Rübenrohzuckler 1. Produkt Basis 88 9% Nendement neue Usance, frei an Bord Hamburg, für Dezember 9,10, sür Januar 9,174, für März 9,374, für Mai 9,55, für August 9,774, für Oktober-Dezember 9,70.

Hamburg, 10. Dezember, Vormittags 10 Uhr 15 Minutzn, W. T. B.) Kaffee. Stetig. Good average Santos für Dezember 52} Gd., für März 532 Gd.,, für Mat 547 Gd, für September 554 Gd.

London, 9. Dezember. (W. T. B.) NRübenrohzucker 880% Dezember 9 h. d. Wert, stetig. Javazucker 9609/5 yromyt 10 sh. 47 d. nom., ruhtg.

London, 9. Dezember. - (W. T. B.) (S@Whluß.) Standard- Kupfer kaum stetig, 654, 3 Monat 644.

Liverpool, 9. Dezember, Nachmittags 4 Uhr 10 Minuten. (W. T. B.) Baumwolle. Umsay 10000 Ballen, davon für Spekulation und Export Ballen. Tendenz: Willig. Amerikanische middling Lieferungen: Stetig, Dezember-Januar 6,96, Januar=- Februar 6,95, Februar-März 6,95, März-April 6,96. Apyril-Mai 6.95, Mai-Juni 6.95, Juni-Juli 6,92, Juli-August 6,90, August- September 6,76, September-Oktober 6,54.

Liverpool, 10. Dezember, Vormittags 10 Uhr 25 Minuten, (W. T. B.) Baumwolle. Der Markt eröffnete für loko rubig. Mutmaßlicher Umsay 10 000 Ballen, Import 19 000 Ballen, davon amerikanische 11 000 Ballen. Amerikanische Lieferungen ruhig,

Manchester, 9. Dezember. (W. T. B.) 20r Water twist courante Qualität (Hindley) 93, 30 r Water twist, courante Qualität (Hindley) 108, 30 r Water twist, bessere Qualität 11, 40x Mule, covrante Qualität (Hindley) 112, 40r Mule, ‘courante Qualität (Wilkinson) 122, 42 r Pincops (NReyner) 104, 32 r Warpcops (Lees) 103, 36 r Warpcops (Wellington) 124, 60x Cops für Nähzwirn (Hollands) 21, 80 r Cops für Nähzwirn (Hollands) 245, 100 r Coys für Nähzwirn (Hollands) 31, 120 r Cops für Nähzwirn (B u. I) 364, 40r Doubling twist (Mitre) 144, 60r Doubling twist (No) 167, Printers 31 r 125 Yards 17/17 39/6. Tendenz: Ruhig.

Glasgow, 9. Dezember. n T. B.) (S@luß.) Noheisen Middlesbrough warrants fest, 49/74.

Paris, 9. Dezember. (W. T. B.) (SWluß.) Nohzuker rubia, 8809/9 neue Kondition e h Weißer Zucker ruhig, Nr. 3 für 100 kg für Dezemkcz 318, für Januar 314, für März- Juni 322, für Mai-August 322,

_ Amsterdam, 9. Dezember. (W. T. B.) Java-Kaffee good ordinary 413. Bancazinn 104.

_Antwerpen, 9. Dezember. (W. T. B.) Fe lagtenn, Raffiniertes Type wetß loko 243 bez. Br., do. für Dezember 243 Br., do. für Januar 25 Br., do. für Februar-März 267 Br. Fest. ——- Schmakz für Dezember 137.

New York, 9. Dezember. (W. T. B.) (SHluß,) Baumtvolle loko middling 13,40, do. für Januar 12,92, do. für März 1307, do. in New Orleans loko middl. 12/5, Petroleum PMefincd (in Cafes) 11,25, do. Standard white in New York 8,75, do. Credit Balances at Dil City 250, Schmalz Western steam 11,00, do. Rohe u. Brothers 11,50, Zucker fair ref. Muscovados 2,95—3,04, Getreidefraht nach Liverpool 2, Kaffee Nio Nr. 7 loko 97, do. für Janvar 955, do. für März 9,82, Kupfer Standard —,—, Zinn 37,123—37,624.

Zweite Beilage

zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlih Preußischen Staalsanzeiger.

é 291.

Deutscher Neichstag- 185. Sißung vom 9. Dezember 1913, Nachmittags 2 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.) Auf der Tagesordnung stehen zunächst Anfragen. Der Abg. Bassermann fragt: „Kann der Herr Reichskanzler Auskunft geben, ob bei dem Abkommen zwischen Rußland und China vom 9, November 1913, durch welches einerseits die Suzeränität Chinas über die äußere rongolei, andererseits die Autonomie der leßteren anerkannt wurde,

Mongolet, an / OnOT teren, M die dem Deutschen Neiche kraft Vertrags mit China von 1861 zu-

stehende Meistbegünstigung gewährt ist 2"

al E A l U L 2 A T U

Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Wirklicher Ge- heimer - Rat von Jagow:

Der Inhalt der am 5. November dieses Jahres von Nußland und China gezeichneten Deklaration über die Mongolei ift uns befannt durch die Berichte unserer Vertreter in Petersburg und Peking. Danach anerkennt China die Autonomie der Mongolei und das Recht,

c : s 2 2 Cx Cb anf c Fragen auf dem Gebiete des Handels und der Industrie felbst zu regeln. Rußland andererseits erkennt die Suzeränität Chinas über die Mongolei an. Eine amtliche Notifikation des Abkommens ijt uns bisher weder von der Regierung in Petersburg, noch in Peking zu gegangen. E

Da Deutschland auf Grund der im Artikel 40 des deutsh-chinest- schen Handelsvertrags vom 2. September 1861 das unbeschränkte Meistbegünstigungsreht eingeräumt erhalten hat, so hat es auch Alt

c ( ; : ; 7 14 Í À p t 5 O 7 5 spruch auf alle Privilegien, Fretheiten und Vorteile, die von seten Chinas der Regierung oder den Angehörigen eines fremden Staates cingeräumt sind oder eingeräumt werden. :

Hiernah würde nach den bestehenden Grundsäßen unjer Handels- vertrag mit China und somit auch die Meistbegünstigung, auch auf die Mongolei, dann weiter Anwendung finden, selbst wenn in dem russish-chinesischen Abkommen die Suzeränität Chinas über die außere Mongolei nicht ausdrücklih anerkannt wäre.

Die Kaiserlihe Regierung hat überdies vor kurzem bereits An- laß gchabt, der russishen Regierung zum Ausdruck zu bringen, daß sie als Anhängerin und Förderin des Prinzips der Gleichberehtigung für den Handel und die Stellung der Angehörigen aller Nationen in China zwar nit in der Lage sei, allgemeine Sonderrechte einer anderen Macht in bestimmten Teilen des chinesischen Neiches einzuräumen, daß fie aber in Anbetracht der besonderen Lage Rußlands als Grenzstaat von China bereit ist, solhe Rechte Rußlands anzuerkennen, die sich auf besondere Verträge und Abmachungen zwischen Nußland und der chinest- {en Zentralregierung begründen, insoweit diese Verträge und Ab- macbungen uns amtlich mitgeteilt sind und insoweit die aus thnen hergeleiteten Rechte n iht dem Grundsaß der Gleichberehtigung widerspreben. (Bravo! links.)

Der Abg. Bassermann (nl.) fragt:

„Wie die Presse mitteilt, sollen englische Unternehmer 1n Arabien, Syrien und Mesopotamien bedeutende Petroleumkonzessionen von der Türket erworben und fich verpflichtet haben, das gewonnene Nohöl an die englische Admi- ralität zu verkaufen, wobei beabsichtigt sein soll, den Wettbewerb anderer Länder in diesen Gebieten auszuschließen.

Sind dem Herrn Reichskanzler diese Vorgänge bekannt?

Was gedenkt der Herr Reichskanzler mit Rücksicht auf das große Interesse, das die deutshe Marine zukünflig an einer ge- sicherten Heizolzufuhr nah Deutschland haben wird, zu tun, um die Ausbeute von Petroleum, insbesondere in Gebieten, für deren (rschließung deutsches Kapital in erster Linie tätig ift, auch deutschen Unternehmern zu ermöglichen?"

Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Wirklicher Ge- heimer Rat von Jagow:

Die in der Anfrage erwähnten Pressemeldungen über englisce monopolartige Petroleumkonzessionen in Syrien, Arabien und Meso- potamien sind auch mir bekannt. Diese Meldungen sind aber nah meinen Informationen in dieser Form unzutreffend. Dagegen kann ih mitteilen, daß bereits seit längerer Zeit zwischen einer deutschen und einer englishen Interessentengruppe zwischen diesen beiden Grup- ven und der Türkei Verhandlungen über den Erwerb größerer Petro- leumkonzessionen, namentlih auch in Mesopotamien, gepflogen werden. Da diese Verhandlungen aber noch \{weben, muß ih es mir zurzeit versagen, alle Einzelheiten darüber mitzuteilen. Doch kann ih jeßt hon sagen, daß das deutshe Interesse in der Richtung, die die An- frage angibt, gewahrt werden wird. Die Kaiserlihe Regierung wid- met der Sache ihre volle Aufmerksamkeit, und sie wird allen deutschen Unternehmern, deren Bestrebungen dahin gehen, Deutschland einen angemessenen Anteil des im Ausland gewonnenen Petroleums zu sichern, stets ihre Unterstüßung leihen.

Dex Abg. Gu nßer (fortshr. Volksp.) fragt:

„Ist es richtig, daß von der Reichsregierung eine Aende- rungdes8§ 33 der Neihsgewerbeordnung in Aussicht genommen ist? Wenn ja, ist der Herr Reichskanzler bereit, bei einer Neuregelung beziehungsweise Aenderung dieser in das Gast- wirtsgewerbe tief einshneidenden Materie vor Einbringung der Vorlage Vertreter dieses Gewerbes gutachtlih ebenso zu hören, wie dies bei der Handwerkergeseßgebung als selbstverständlich stets ge- \hehen ist 2"

Direktor im Reichsamt des Innern Dr. Caspar: Ein Enk- wurf zur Aenderung des § 33 der Neichsgewerbeordnung wird im reihsamt des Innern ausgearbeitet und liegt zur kommissarischen Veratung vor. Bei der jeßigen Lage der Dinge ist eine Mitteilung darüber noch nicht möglih und würde auch nicht den bisherigen Ge- Pllogenheiten entsprehen. Cine Hinzuziehung von Vertretern des Lastwirtsgewerbes i} hierbei aus dem Grunde nicht nötig, weil der Aangler durch zahlreihe Eingaben der Betreffenden über deren =LUnsche genügend unterrichtet ist.

Der Abg. Dr. Blankenhorn (nl.) fragt:

„Gedenkt der Herr Reichskanzler die nah der Erklärung vom 10. Juni 1913 in Erwägung gezogenen besonderen De R nunmehr zu ergreifen, um der immer mehr überhandnehmenden P abrikation der Malzweine, welhe eine täuschende Nachahmung der kleinen Traubenweine sind, entgegenzutreten und

dadurch den Weinbau, Weinhandel und auch den Konsumenten zu

© Thügenz“

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Berlin, Mittwoch, den 10. Dezember

Direktor im Reichsamt des Innern von Jonquières: Es sind Erhebungen darüber eingeleitet, auch die Fabrikation von Malz- weinen in Uebereinstimmung zu bringen mit § 10 des Weingeseßes, damit den Mißständen entgegengetreten werden kann, daß Traubenweine nachgemacht werden. Eine entsprechende Vorlage wird dem Bundesrat in nächster Zeit zugehen. Uebrigens ist die Polizei hon jeßt in der Lage, Uebertretungen zu verhüten auf Grund der Recht- \prehung des Neichsgerichtes.

Der Abg. Wurm (Soz.) fragt:

„Ist der Herr Reichskanzler bereit, dem Reichstage einen Ge- seßentwurf vorzulegen, durch den das Geseß über die vorübe r- gehende Zollerleichierung bet der Flelschein-

fuhr vom 13. Februar 1913, das am 31. März 1914 abläuft über diesen Termin hinaus verlängert wird?“

Direktor im Reichsamt des Innern Müller: Der Herr Neichs- fanzler hat nicht die Absicht, den verbündeten Regierungen einen Ge- seßentwurf vorzuschlagen, daß das Geseß über die vorübergehende Zollerleichterung bei der Fleischeinfuhr vom 13. Februar 1913, das am 31. März 1914 abläuft, über diesen Termin verlängert wird.

Hierauf wird die Generald1isfkussion über Den Cal fortaelegt,

Reichskanzler Dr. von Bethmann Hollwe g:

Meine Herren! Die Vorgänge auf dem Balkan haben auch während der leßten Monate die deutsche auswärtige Politik so stark beschäftigt, daß ih die Verpflichtung fühle, mich gleih im Anfang darüber auszusprechen.

Zwischen meinen leßten Auslassungen über die Orientlage in diesem Hause und dem, was ich heute sagen möchte, liegt der zweite Balkankrieg, der Vertrag von Bukarest und der Friedens\{luß der Türkei mit ihren Gegnern im ersten Feldzuge. Damit sind die Er- eignisse aus dem Zustand der akuten Konflikte herausgetreten, wenn- gleih die Folgen der weltgeschichtlichen Umwälzungen, deren Zeugen wir waren, selbstverständlih noch nicht abgeschlossen sind.

Die Festlegung der albanischen Grenze im Norden und Süden, die zeitweise Schwierigkeiten bereitete, scheint ihrem reht- zeitigen Abschluß entgegenzugehen.

Eine Frage, die unsere speziellen Interessen besonders nahe be- rührt, ist die infolge der Zerstückelung eines Teiles der europäischen Türkei notwendige Neuregelung der türkischen Staats- \chuldverhältnisse. Die zu diesem Zweck in diesem Sommer in Paris zusammengetretene Konferenz hat. sih beim Ausbruch des zweiten Balkankrieges vertagen müssen. Wir sind bemüht, in der Zeit bis zum Wiederzusammentritt dieser Konferenz durch Benehmen mit anderen Großmächten, in leßter Zeit insonderheit auch mit Frank- rei, Grundlagen für die demnächstige Lösung der Frage vorzubereiten.

Das Schiksal der Inseln ist, wie bekannt, noch nit end- gültig entschieden. Mutmaßungen darüber, wie die Entscheidung aus- fallen wird, kann ih nit anstellen, da die Kognition der Gesamtheit der Mächte zusteht. Jch glaube aber, der Erwartung Ausdruck geben zu können, daß sih auch hier ein befriedigender Ausweg finden wird.

In allen bisherigen Phasen der Balkankrisis haben die Groß- mächte, auch wenn ihre Jnteressen nicht überall die gleichen waren, \chlicßlich doch immer so fest zusammengehalten, um das allen ge- meinsame Endziel nicht zu gefährden, daß sie auch die noch ausstehen- den Schwierigkeiten zu überwinden wissen werden. Denn das Ein- vernehmen der Großmächte, die Grkenntnis, daß die ruhige Gesamtlage unter den europäischen Mächten durh die Neuordnung der Balkan- verhältnisse niht erschüttert werden dürfe, ist während der monate- langen, mühevollen Arbeit, die geleistet werden mußte, seitdem der erste Kanonenschuß auf dem Balkan abgefeuert wurde, nicht gemindert, fondern fortdauernd gestärkt worden. Das Verdienst daran gebührt allen Großmächten gemeinsam; und eine spätere Zeit wird vielleicht noch einmal der anfangs vielfach \charf kritisierten Londoner Konferenz Dank dafür wissen, daß sie die solidarishen Interessen Europas erkannt, geeinigt und zusammengehalten hat.

Wir werden uns auch fernerhin an dieser gemeinsamen Arbeit der Mächte in demselben Geiste beteiligen, in dem wir es bisher getan haben. Wir haben dabei die speziellen Jnteressen unserer Bundes- genossen, Oesterreih-Ungarns und Italiens, energisch und wirksam unterstüßt und haben gleichzeitig in vertrauensvollem Zusammen- arbeiten mit England und gestüßt auf unsere freundschaftlichen Be- ziehungen zu Nußland dem europäischen Konzert unsere Dienste ge- leistet, eine Arbeit, die uns. durch unser erfreuliherweise durchaus forrektes Verhältnis zu Frankreich erleichtert worden ist.

Als der Bukarester Friede geschlossen wurde, gingen die Meinungen darüber auseinander, ob dieser Vertrag durch Europa revidiert werden folle, Wir haben die Frage verneint. Wir glaubten, in dem Bukarester Vertrag eine Basis anerkennen zu müssen, von der aus die langwierigen Aufräumungsarbeiten auf dem Balkan begonnen werden konnten. Wir haben uns bisber in dieser Erwartung nicht ge- täusht. Ohne übershwenglihe Hoffnungen für die Zukunft, aber aud ohne Anlaß zur Schwarzseherei haben wir verfolgen können, wie seit der Unterzeihnung des Bukarester Vertrages, den wir niht zum wenigsten der maßvollen Haltung Rumäniens, der Weisheit feines Herrschers und der klugen Politik seiner Staatsmänner verdanken (sehr richtig! rechts), die Dinge «auf dem Balkan ihrer Festigung lang- sam entagegenreifen. Aber, meine Herren, wohin wir gekommen wären, wenn wir ih meine die europäishen Großmächte gegen diesen Vertrag \ogleih das Kassationsverfahren eröffnet hätten mit Mei- nungsverschiedenheiten über Zweck und Umfang eines solhen Ver- fahrens und in einem für europäishe Konferenzentsheidungen nit vorbereiteten Zustand des Balkanproblems, das will ich nicht weiter ausführen. (Sehr richtig! rechts.)

Der Umstand, daß Oesterreich-Ungarn vielleiht anfangs Erwägungen darüber anstellte, ob die Revision des Vertrages zweck- mäßig sei, hat vielfah in der Oeffentlihkeit die Ansicht entstehen lassen, daß diese Meinungsverschiedenhéit unser Bundesverhältnis un- günstig beeinflusse. Jch kann diese Annahme mit Entschiedenheit zurüdweisen (bravo!) und dabei auf die Erklärungen Bezug nehmen, die der österreich-ungarishe Ministex des Vuswärtigen Gras

Berchtold in den Delegationen abgegeben hat. Unser Bundesverhält=- nis ist in den großen Lebensinteressen beider Reiche viel zu un- erschütterlih begründet, als daß es durch etwaige Meinungsverschieden- heiten in einem Inzidenzpunkt des Balkanproblems, an dem Dester- reih-Ungarn viel näher interessiert ist als wir, irgendwie getrübt werden könnte. (Bravo!) Das feste Zusammenhalten der im Dreibund vereinigten Mächte hat sih im ganzen bisherigen Verlauf der Balkan- Frisis so stark bewährt wie vielleicht nie zuvor (fehr rihtig! rechts), ohne dabei die gemeinsame Arbeit der Mächte in Frage zu stellen. In der Frage, wie sih Europa zu der zukünftigen Ent- wicklung der Türkei verhalten solle, glaube ih eine erfreu- liche Uebereinstimmung unter den Großmächten feststellen zu können. Der Dreibund hat nah dem Abschluß der bosnishen und der tripoli# tanishen Frage ein eigenes Interesse an der Erhaltung und inneren Festigung des türkishen Besibstandes. Die Einheitlichkeit der Drei= bundpolitik in allen hiermit zusammenhängenden Fragen ist bei dem Gedankenaustausch mit dem Minister des Auswärtigen Marquis di San Giüuliano gelegentlih der deuts-italienishen Monarchen - begegnung in Kiel Anfang Juli dieses Jahres erneut bekräftigt und bei passenden Gelegenheiten zur Geltung gebraht worden.

Wir begegnen uns in dieser Nücsiht auf die fernere günstige Entwicklung der Türkei aber zugleih mit England und mit den Mächten des Zweibundes. Schon in den programmatischen Erklärungen, worin Sir Edward Grey am 12. August dieses Jahres beim Schluß des englischen Parlaments die Stellung der britischen Negierung zu den Orientfragen vor dem Unterhaus kennzeichnete, fam eine Gleichartigkeit der Grundgedanken der deutschen und der englishen Politik rücksihtlich der Haltung zur Türkei öffentlih zum Ausdruck: Aufrechterhaltung und Sicherung des türkischen Ansehens und des türkischen Gebiets in Asien und im europäischen Besiß auf der Grund- lage innerer Reformen. Der englische Premierminister Mr. Asquith hat dann in seiner Rede auf dem Bankett der Londoner Gilden am 10. November dieses Jahres die Wünsche Englands für die asiatische Türkei nochmals mit Bestimmtheit dahin umschrieben, daß die Siche- rung ihres Besibes auf der Basis innerer Reformen anzustreben seï ohne Einmishung Europas, aber unter Mithilfe der an der Ent- widlung Kleinasiens interessierten Mächte. Dieses Programm deckt sich mit unseren Anschauungen,

Auch aus Unterredungen, die ih mit dem russishen Minister des Auswärtigen Herrn Ss\sasonow und dem russishen Ministerprä- fidenten Herrn Kokowzow gelegentlih der willlommenen Besuche der beiden Herren in Berlin gehabt habe, konnte ih entnehmen, daß Nußland jeden Gedanken an territoriale Erwerbungen in Klein- asien von sih weist (Bewegung links) und sein Bestreben in Üeber- einstimmung mit uns auf eine im eigenen Interesse der Türkei liegende und von dieser grundsäßlich selbst als notwendig anerkannte Besserung der Verhältnisse in Armenien richtet.

Endlich, meine Herren, habe ih geglaubt, aus dem Gange der Dinge entnehmen zu können, daß auch die französische Politik rüdcksihtlich ihres Verhältnisses zur Türkei von einem konservativen Grundsate erfüllt ift.

Bei dieser allseitig beobachteten Zurückhaltung können wir hoffen, daß ein politisher Konflikt wegen der Zukunft der Türkei den euro- päischen Großmächten für absehbare Zeit nicht bevorstehen wird. Es bleibt der besonders in Kleinasien lebhafte wirtschaft- lihe Wettbewerb der einzelnen Länder.

Die großen wirtschaftlichen Interessen, die wir in Kleinasien, namentlih in Nücksiht auf das Unternehmen der Bagdadbahn, zu vertreten haben, beanspruchen unsere ganz besondere Aufmerksam- keit. Wir haben dem Reichstage bereits im vorigen Sessionsabschnitt im Anschluß an Erklärungen der englishen Regierung davon Mit- teilung gemacht, daß wir mit der englishen Negierung Verhandlungen eingeleitet haben, zu dem Zwet, etwaigen unerwünshten Reibungen auf wirtschaftlihem Gebiete vorzubeugen und das Unternehmen der Bagdadbahn politisch und finanziell ein für allemal sicherzustellen. Wir haben fernerhin in leßter Zeit auch mit der französishen Regierung auf deren Wunsch Besprechungen gepflogen, welche dem gegenseitigen wirts{aftlihen Wettbewerb beider Länder in denjenigen Gebieten, wo die wirtschaftlihen Betätigungen räumlih zusammentreffen, vorbeugen sollen. Jch will dazu noch bemerken, daß die englishen Verhandlungen ziemlih weit vorgeschritten sind, während sich die französishen noch in den ersten Anfangsstadien befinden.

Wie {on gesagt, meine Herren, hat die in so erfreulicher Weise fortschreitende Besserung unseres Verhältnisses zu England es uns ermögli&t, in freimütigem Gedankenaustausch an die Lösung des Bagdadproblems heranzutreten. In Verfolgung des Grundgedankens, durch Verständigung über einzelne Fragen des welt- wirtschaftlichen und kolonialpolitishen Wettbewerbes zwischen uns und England die Beziehungen beider Länder dauernd wieder in die ruhigen Bahnen zurücfzuleiten, die sie cine Zeitlang zu verlassen drohten, haben wir weiterhin mit England Verhandlungen eingeleitet, um der mög- lichen Entstehung von wirtschaftlichen Gegensäßen in afrikani- \hen Gebietsteilen vorzubeugen. Ohne Beeinträchtigung der Rechte Dritter ih will das scharf unterstreihen arbeiten wir darauf hin, einen billigen Ausgleich für die Interessen beider Teile zu finden. Von einseitigen Verzichtleistungen Deutschlands ift dabei nit die Rede (bravo! rechts und im Zentrum), ebensowenig, wie die Presse behauptet hat, von Kompensationen, die in Vorderasien für Vorteile in Zentralafrika oder umgekehrt gemacht werden könnten. (Bravo! und Sehr gut! rechts und im Zentrum.)

JIH muß mi für heute auf ‘diese Andeutungen beschränken, weil die Verhandlungen noch im Gange sind. Jh will nur hinzufügen, daß ich Grund zu ter Annahme babe, es werde das Ergebnis der Verhand- lungen. wenn sie in der von beiden Regierungen verfolgten Richtung abges{lossen werden, in Deutschland und in England als eine annehm- bare Lösung möglicher Gegensäße begrüßt werden. Ich hoffe, daß

alsdann das Vertrauen, das unsere gegenwärtigen Beziehungen zux