1913 / 302 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 23 Dec 1913 18:00:01 GMT) scan diff

den Oberzollinspekioren Dinter in Mülhausen und Eck- hardt in St. Ludwig, Kreis Mülhausen, den Charakter als Zollrat

jowie dem Rentmeister Camina in Lucy, Kreis Château- Salins, dem Bureauvorsteher der Universitäts- und Landes- bibliothek Cunibert in Straßburg, den Amtsgerichts- sekretären Diethrih in Wasselnheim, Kreis Molsheim, und Freytag in Münster, Kreis Colmar, den Re- gierungssekretären Ganière und Geisen in Straßburg, dem Amtsgerichtssekretär Gunsett in Molsheim, dem Kassierer der Staatsdepositenverwaltung Herder in Straßburg, dem Kuratorialsekretär und Bureauvorsteher bei dem Universitäts- furatorium Keuker in Straßburg, dem Amtsgerichtssekretär Korn in Benfeld, Kreis Erstein, dem Vorsteher der Wertpapierver- waltung der Staatsdepositenverwaltung Leonhardt in Straß- burg, dem Kreissekretär Lindemann in Altkirh, dem Rent- meister Shumann in Molsheim, dem Amtsgerichtssekretär Schweißer und dem Rentmeister Strelen in Zabern, dem Regierungssekretär Strubler in Colmar und dem Amts- gerichtssekretär Wambsganß in Saarunion, Kreis Zabern, den Charakter als Rechnungsrat zu verleihen.

Seine Majestät der Kaiser haben ferner Allergnädigst geruht: dem Oberzollinspektor Braun in Straßburg an Stelle des bisherigen Charakters als Rechnungsrat denjenigen als Zollrat zu verleihen.

Geseg,

betreffend die Handelsbeziehungen zum Britischen Neiche.

Vom 13. Dezember 1913.

Wir W ilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen 2c. verordnen im Namen des Reichs, nah erfolgter Zustimmung des Bundesrats und des Reichstags, für die Zeit nah dem 31. Dezember 1913, was folgt: Der Bundesrat wird ermächtigt, den Angehörigen und den Erzeugnissen des Vereinigten Königreichs von Groß- britannien und Zrland sowie den Angehörigen und den Erzeugnissen britischer Kolonien und auswärtiger Be- sigungen bis zum 31. Dezember 1915 diejenigen Vorteile einzuräumen, die seitens des Reichs den Angehörigen oder den Erzeugnissen des meistbegünstigten Landes gewährt werden. Dieses Geseß tritt mit dem 1. Januar 1914 in Kraft. Urfundlih unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Kaiserlichen Jnsiegel. Gegeben Neues Palais, den 13. Dezember 1913. S) Wilhelm. A Delbrück. VeranntmaGung, betreffend die Handelsbeziehungen zum Britischen Reiche. Vom 19. Dezember 1913.

Auf Grund des vorstehenden Gesetzes hat der Bundesrat beschlossen, die Geltungsdauer der in den Bekanntmachungen vom 11. Juni 1901 (Reichsgeseßbl. S. 205) und vom 24. Fe- bruar 1910 (Reichsgeseßbl. S. 459) enthaltenen Bestimmungen für die Zeit nah dem 31. Dezember 1913 bis auf weiteres zu verlängern.

Berlin, den 19. Dezember 1913.

Der Stellvertreter des Reichskanzlers. Delbrü.

Verordnung des Reichskanzlers über das Jnkrafttreten der Kaiserlichen Verordnung vom 9. FUni 1918, betreffend die _Landmwirtschafts- bank für Deutsh-Südwestafrika. Vom 192. Dezember 19183.

Auf Grund des § 12 der Kaiserlichen Verordnung, be-

das geseßliche Höchstmaß zurückgeht. Berlin, den 18. Dezember 1918. (Siegel.) Die Verteilungsstelle für die Kaliindustrie. He del.

in Oberheldrungen am 22. Dezember 1913 worden. J. A.: Köhler.

in ihrer Sizung vom 29. November 1913 entschieden : hall eine vorläufige Beteiligungsziffer von 2,1107 Tausendsteln

als fünfzig vom Hundert der jeweiligen durchschnittlihen Be- teiligungsziffer aller Werke, auf das gesezlihe Höchstmaß zurückgeht. Berlin, den 18. Dezember 19183. (Siegel.) Die Verteilungsstelle für die Kaliindustrie. Heckel.

. Vorstehende Entscheidung ist der Mansfeld\chen Kupfer- shiefer bauenden Gewerkschaft in Eisleben am 22. Dezember 1913 zugestellt worden.

J. A! Kohler:

_Die Verteilungs stelle für dîe Kaliindustrie hat in ihrer Sißung vom 29. November 1913 entschieden: Der Mans feld\chen Kupferschiefer bauenden Ge- werkschaft zu Eisleben wird für ihr Kaliwerk Pauls- hall eine vorläufige Beteiligungsziffer von 1,8638 Tausendsteln vom 1. November 1913 ab gewährt mit der Maßgabe, daß diese Beteiligungsziffer, wenn sie zu irgend einer Zeit höher sein sollte als fünfzig vom Hundert der jeweiligen durch- schnittlichen Beteiligungsziffer aller Werke, auf das geseßliche Höchstmaß zurückgeht. Berlin, den 18. Dezember 1913. (Siegel.) Die Verteilungsstelle für die Kaliindustrie.

Hedtel.

, Vorstehende Entscheidung ist der Mans feld\chen Kupfer- hiefer bauenden Gewerkschaft in Eisleben am 22. Dezember 1913 zugestellt worden.

D A! Kohler.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 73 des Reichsgeseßblatts enthält unter Nr. 4322 das Gesetz, betreffend die Handelsbeziehungen zum Britischen Reiche, vom 13. Dezember 1913, unter Nr. 4323 eine Bekanntmachung, betreffend die Handels- beziehungen zum Britischen Reiche, vom 19. Dezember 1919; und unter Nr. 4324 _eine Aenderung der Bestimmungen über den Betrieb von Telegraphenanlagen auf fremden Schiffen in deutschen Hoheitsgewässern, vom 14. Dezember 1918. Berlin W. 9, \den 22. Dezember 1913.

Kaiserliches Postzeitungsamt.

Krüer.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: a den ständigen Hilfsreferenten im Kriegsministerium, ntendantur- und Baurat Zeyß und den Betriebsdirektor 11. Klasse Klinkenberg vom Feuerwerkslaboratorium in

jeweiligen durchsnittlihen Beteiligungsziffer aller Werke, auf

Vorstehende Entscheidung ist der Gewerk\chaft Jrmgard zugestellt

Die Verteilungsstelle für die Kaliindustrie hal

Der Mansfeld\chen Kupferschiefer bauenden Ge- werkschaft zu Eisleben wird für ihr Kaliwerk Dittrichs-

vom 1. November 1913 ab gewährt mit der Maßgabe, daß diese Beteiligungsziffer, wenn sie zu irgend einer Zeit höher sein follte

treffend die Landwirtschaftsbank für Deutsch - Südwestafrika, vom 9. Juni 1913 (RNeichsgeseßbl. S. 353) wird hiermit verordnet, was folgt : Einziger Paragraph. Die vorbezeihnete Verordnung wird mit Ausnahme des S 10 mit Rückwirkung auf den 30. Juni 1913 in Kraft geseßt. S 10 tritt mit der Verkündung der jezigen Verordnung in Kraft. Berlin, den 12. Dezember 1913. Der Reichskanzler. Jn Vertretung: Solf.

VElanntmahunq,

betreffend Bestimmungen zur Ausführung des Geseßzes über den Absaß von Kalisalzen.

Vom 22. Dezember 1913.

Auf Grund des § 20 Abs. 3 des Gesetzes über den Absatz von Kalisalzen vom 25. Mai 1910 (Reichsgeseßbl. S. 775) hat der Bundesrat beschlossen, daß

die im § 20 Abs. 1 des Geseßes über den Absaz von Kalisalzen vom 25. Mai 1910 (Neichsgeseßbl. S. 775) aufgeführten Jnlandhöchstpreise der angegebenen Kalisalzsorten auch für die Zeit vom 1. Januar 1914 bis zum 31. Dezember 1918 Geltung behalten.

Berlin, den 22. Dezember 1913. :

Der Reichskanzler. Im Auftrage: Richter.

Die Verteilungsstelle für die Kaliindustrie hat in ihrer Sizung vom 29. November 1913 entschieden:

Der Gewerkschaft Jrmgard zu Oberheldrungen wird eine vorläufige Beteiligungsziffer in Höhe von 2,76 2 Ge Q vom 1. November 1912 ab gewährt mit der Maßgabe, daß diese Beteiligungsziffer, wenn sie zu irgend

Spandau zu Geheimen Bauräten und vortragenden Räten im Krieg8ministerium zu ernennen sowie i

dem Baurat A tert, Vorstand des Militärbauamts Meg ITI1, beim Ausscheiden aus dem Dienste mit Pension den Charakter als Geheimer Baurat zu verleihen und

_ die Wahl des Direktors des in der Entwicklung begriffenen IV. städtischen Lyzeums in Charlottenburg: Dr. Robert Burg zum Direktor des in der Entwicklung begriffenen TY. städtischen Lyzeums nebst in der Entwicklung begriffener Studienanstalt mit realgymnasialen Kursen in Charlottenburg zu bestätigen.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Den Oberlehrern Aehle an den vereinigten Maschinen- bauschulen in Elberfeld-Barmen und Euler an der höheren Maschinenbauschule in Hagen i. W. ist der Charakter Professor verliehen worden.

Ministerium der geistlihen und Unterricht s- angelegenheiten.

Der bisherige Kreisschulinspektor im Nebenamte und Pfarrer Paul Treichel aus Schlawe is zum Kreis\chul- inspektor in Lauenburg i. P. und

«¿Der bisherige Oberlehrer an dem in der Entwicklung be- grisfenen Königlichen Gymnasium in Rybnik Josef Fürsi ch zum Kreisschulinspektor in Pleß ernannt worden.

Kriegsministerium.

Die Regierungsbaumeister Soppart in Hannover und Bohne in Stetten a. k. M. sind als Leiter von Neubauten in Hannover und St. Avold etatsmäßig angestellt worden.

__Jn Nr. 291 d. Bl. muß es béi der Beförderung -des Be- triebsassistenten, Dipl.-Jng. Reitmeister zum Betriebsleiter heißen: „bei der Ge\choßfabrik in Siegburg“.

einer Zeit höher sein sollte als fünfzig vom Hundert der

Nicßkaulliches.

Deutsches Reich

Preußen. Berlin, 23. Dezember 1913.

Laut Meldung des „W. T. B.“ sind am 20. E S. A in gpalavia M S. M. e ezember adler“ in Daressalam, am 21. b “M. S.

in Daressalam, S. M. S. ezember S. M. S. „M

Braunschweig.

Jn Anerkennung seiner

des Ordens Heinrichs des Löwen verliehen.

Oesterreich-Ungarn.

beiten beendet und die dritte Lesung der Beschlüsse vorge- nommen. Wie „W. T. B.“ meldet, wurde nah der Fest- stellung der Uebereinstimmung mit den Beschlüssen der Unga- rischen Delegation der Antrag des tschechischen Sozialdemokraten Vanek, betreffend Einholung von Jnformationen bei den Gröoß- mächten über den Abschluß völkerrechtliher Verträge zur Ab- rüstung, abgelehnt. Der Minister des Aeußern Graf Berchtold übermittelte der Delegation den Dank und die Anerkennung des Kaisers für die an den Tag gelegte Hin- gebung und besondere patriotishe Opferwilliakeit. Nach den üblichen Dankreden' {loß der Präsident die Delegations}ession mit begeistert aufgenommenen Hochrufen auf den Kaiser, dessen ¿Friedensliebe es in erster Linie zu verdanken sei, daß Oesterreich- Ungarn der Friede erhalten blieb.

a Wie das „Neue Wiener Tagblatt“ erfährt, hat der polnische Landsmannminister von Dlugoss vorgestern sein formelles Demissionsgesuch eingereiht.

Frankreich.

Die Deputiertenkammer seßte gestern die Beratung

des Geseßentwurfs über die Gehalts- und Solderhöhungen für Offiziere und Unteroffiziere fort. Wie D A meldet, wurde ein Abänderungsantrag Dalbiez, der die Generale und die ihnen gleihstehenden Offiziere von den Wohltaten des Gesetzes ausschließt, mit 310 gegen 238 Stimmen angenommen, obgleich die Negierung und die Budgetkommission wenigstens die VBrigadegenerale in das Geseß einzubegreifen wünschten. Ebenso bekämpfte die Regierung einen weiteren Antrag Dalbtez, der die Gehaltserhöhung der Obersten beschneidet, aber von der Kammer mit 293 gegen 263 Stimmen angenommen wurde. Der Kriegsmtntiter Noulens kündigte îm wetteren Verlaufe der Sizung an, daß er im Januar etiaen Gesezentwurf über die Berjünzung der Kadres vorlegen werde. Der Aby. JFauròs stellte eine Reihe von Fragen über die Finanzlage und über dte Notwendig- keit, die Gehälter der Zioilbeamten zu revidieren. Die militärischen Ausgaben würden an»ere Ausgaben in solhem Umfange nah sich ziehen, daß die Defensiokraft des Landes dadurch verringert werden würde. Der Finanzminister C aillau x erwiderte, daß die Finanzlage des Landes außerordentlih ernst sei und alle Aufmerksamkeit ver- diene. Er set der Meinung, daß es unerläßlich sein würde, die Ge- bâlter der Zivilbeamten zu erhöhen. Man müsse shrittweise vorgehen. Aber es sei sicher etne der Lasten, die für die künftigen Budgets vor- auëzusehen seten. Das Parlament müsse entschlossen der Finanzlage begeanen, die dur die Umstände und das abgegebene Votum ge- schaffen worden sei. Die einzige finanzielle Politik, die der Lage ge- recht werden könnte, fei die Schaffung von Hilfsquellen durch Steuern auf den erworbenen NReichtum. Sodann wurde der Gesamtentwurf, betreffend die Ge- haltserhöhungen für Offiziere und Unteroffiziere, mit 415 gegen 64 Stimmen angenommen und die Sißung ge- chlossen. R

Der sozialistisch-radikale Verband des Seine- departements hat einstimmig einen Antrag angenommen, in dem obiger Quelle zufolge die radikalen Deputierten aufge fordert werden, das Ministerium Doumergue tatkräftig zu unterstüßen und sich gleichzeitig vor den Machenschaften zu hüten, durch welche die dem Programm der radikalen Partei feindlich gesinnten Politiker Briand, Barthou und Millerand wieder zur Macht gelangen wollen. Ferner wurde im Hinblick darauf, daß mehrere radikale Parlamentarier dem vorgestern zu Ehren Briands in "St. Etienne abgehaltenen Bankett bei- gewohnt haben, ein Beschlußantrag angenommen, durch den den raditalen Volksvertretern die Teilnahme an allen politischen Kundgebungen untersagt wird, die von dem radi- falen Programm feindselig gegenüberstehenden Persönlichkeiten veranstaltet werden.

Der frühere Ministerpräsident Briand hat si in feiner vor- gestrigen Rede in St. Etienne über seine Maro kfopolititk und die Beziehungen Frankreichs zu Deutschland dem steno- graphischen Bericht zufolge in nachstehender Weise geäußert: Während der ahtzehn Monate, die ih am Nuder war, habe ‘id unter der Kontrolle der äußersten Linken und in vollem Etnvernehmen mit der Kammer und dem Senat in Marokko etne Politik der fricd- lichen, langsamen und methodtschen Durchdringung verfolgt. Da {h zu keiner Zeit Konflikte heraufbeïi{hwören wollte, da ih ein warmer, [eidenschaftliher Anhänger eines Friedens mit Würde war, habe i mi bemüht, alles zu vermeiden, was von etner gewissen Seite her diese langsamen, aber sicheren Bemühungen stören könnte, und dies ver- mittels von Abmachungen, die den beiden Ländern zwar keine voll- ständige Versöhnung erlaubt haben, die dur Fragen der Würde un- mögli gemaht wird, aber eine Annäherung der Interessen, die dite kleinen Reibungsflähen aufhebt, die Konfliktsgefahren auf ein Mi- nimum beschränkt und. die Gemüter für andere, umfassendere Gesits- punkte, für gewisse Wiedergutmachungen und für ein gewisses Vergessen vorbereitet. Diese Politik war nicht leiht, und dies umsoweniger, als man sie nit von Tag zu Tag vor Augen des Parlaments ver-

folgen konnte. Ste wurde durch Mittel erreiht, über die die Ne- gterung verfügte. Aber als ih im März 1911 zurücktrat, hatte sie wenigstens das Ergebnis, daß nur 6000 französishe Soldaten in Marokko notwendig waren und diese militärische Streitkraft für die damalige Lage genügte.

Nuß:land. Der Kaiser hat gestern in Livadia den türkischen Bot-

schafter Turhan Pascha in Abschiedsaudienz empfangen.

. n Dee- 6 : ome“ „Tiger“ in Hongkong und

S. M. Flußkbt. „Tsingtau“' in Canton, ferner am 22. De. zember S. M. S. „Breslau“ in Alexandrien eingetroffen.

Der Staatsminister Hartwieg hat nah einer Meldu des „W. T. B.“ wegen seines Gesundheitszustandes seine Ver: sezung in den Ruhestand beantragt, die Seine Königliche Hoheit der Herzog zum 1. Februar 1914 genehmigt hat. Ì ( hervorragenden Verdienste um das Herzogtum hat ihm der Herzog die Brillanten zum Großkreuz

Die Oesterreichische Delegation hat gestern ihre Ar-

Serbien. 2 Nach einer Meldung“ "des: «Wiener „K. K. Telegraphen- forrespondenzbureaus“ haben die zum Abschlusse einer Anleihe der serbischen Hypothékenbank im Betrage von vierzig Millionen Dinar nach Paris enisandtèn Delegierten der Regierung dort den Anleihevertrag unterzeichnet.

Bulgarien.

Der König Ferdinand hat dem Kaiser von Ruß- sand zu seinem Namenstage - eine Depesche gesandt, in der er ihn bittet, die innigsten Wünsche für sein Glück entgegen- zunehmen. Der Kaiser erwiderte mit dem Ausdruck des Dankes für die Gratulation und die darin ausgesprochenen guten Wünsche.

Der: Kongreß der Bauernbündler ist, wie das Wiener „K. K. Telegraphen-Korrespondenzbureau““ meldet,-gestern geschlossen worden, nachdem eine Resolution angenommen worden war, der zufolge der Regierung jede Unterstüßung ver- weigert und dem Bauernbunde untersagt wird, über eine Teil- nahme an der Regierung irgendwie zu verhandeln. Die Re- gierung hofft troßdem, daß ein Teil der Opposition für die Bildung. einer Arbeitsmehrheit in der Sobranje zu gewinnen sein wird, damit wenigstens das Budget und die wichtigsten Vorlagen erledigt werden können.

Amerika.

Der Präsident Wilson wird dem Kongreß nah Weih- nachten in einer Sonderbotschaft eine Jnterpretation des Ant i- trustgeseßes zugehen lassen, an die sich das Justizdepartement halten wird. s ;

Das Konferenzkomitee des Nepräsentantenhauses und des Senats hat in einer Nachtsizung die Geldumlaufsbill beraten und, wie „W. T. B.“ meldet, über alle streitigen Punkte eine Vereinbarung getroffen. Der Bericht des Komitees ist beiden Häusern gestern vorgelegt worden.

Ein Detret Huertas bestimmt jeden Tag bis zum Jahres\{luß für einen geseßlihen Feiertag, um den Run auf die Banken in Mexiko, besonders auf die Bank von London und Mexiko, einzuschränken. Nach der Bekanntgabe des Dekrets wurde die Bank von London und Mexiko wieder ge- öffnet: fie zahlte jedoh keine Depositen aus.

Die Regierung hat, obiger Quelle zufolge, den Vorschlag der Bankiers, in der Nationalbank einen Garantie- fonds niederzulegen, abgelehnt. S

Die Aufständischen halten Tampico eng umschlossen. Das Gefecht, über das bereits berichtet wurde, war ein tleineres Scharmüzel, das in einiger Entfernung von Tampico geliefert wurde. Auf die Nachricht des Admirals Fletcher, daß bei Tampico die Feindseligkeiten wieder aufgenommen worden sind, hat das amerikanishe Marinedepartement den ungeshüßzten Kreuzer „Wheeling“ von Veracruz nah Tampico beordert. i

Wie ferner aus Chihuahua gemeldet wird, hat General Villa einen Befehl erlassen, in dem er erklärt, daß jeder, der bei der Plünderung- oder- beim Angriff auf fremdes oder mexi- fanisches Eigentum betroffen werde, hingerihtet werden würde.

Afien.

Die persische Regierung hat den russischen Vorschlag, betreffend Vermehrung. des persishen Kosakenkorps um 650 Mann, die sich unter der Leitung russischer Jnstrukteure befinden werden, endgültig angenommen.

Afrika. Nach einer Meldung des „Reutershen Bureaus“ aus Adis Abeba wird amtlich bekannt gegeben, daß der Kaiser Menelik II. gestorben ist.

Koloniales.

Nachdem der Staatssekretär des Reichskolonialamts bei der Besprehung mit den Juteressenten vom 20. November sich mit der Umwandlung des festen Ausfuhrzolls auf kameruner Kautschuk in einen Wertzoll mit gleitender Skala grundsäßlih einverstanden erklärt hatte, ist nunmehr, wie dem „W. T. B.“ mitgeteilt wird, das Gouvernement in Buea drahtlih angewiesen worden, den Kautschuk- ausfuhrzoll bis auf weiteres zu stunden. Das Provisorium soll so lange bestehen bleiben, bis über die endgültige Aus- gestaltung des Staffeltariss Entscheidung getroffen ist. Vorher werden noch Verhandlungen mit den heimischen Jnteressenten gepflogen werden, die der Gouverneur Ebermaier alsbald nach Neujahr aufnehmen wird.

Nach einer. Meldung des „W. T. B.“ aus Dares- lalam vom 22. Dezember is der Gouverneur Dr. Schnee von einer in die Nordbezirke Deutsch Ostafrikas unter- nommenen dreiwöchigen Reise zurückgekehrt, auf der besonders die Plantagen und Ansiedlungen Usambaras besucht wurden. Infolge der Kautschukkrisis - haben einzelne i Kautschuk- pflanzungen den Betrieb eingestellt, andere eingeschränkt. Die dadurch freigewordenen Arbeitskräfte sind vielfach auf Sisalpflanzungen tätig, die in bedeutender Aus- dehnung begriffen sind. Die Kaffeeernte in Ostusambara ijt die größte bisher dagewesene; die nahezu beendete Ernte ergibt auf manchen Pflanzungen das Dreifache des vorjährigen Ertrages. Die Lage der Ansiedlungen mit Ackerbau-, Gärtnerei- 1nd Viehzuchtbetrieb in Westusambara ist gleichfalls günstiger als im Vorjahre. Eine rege Beteiligung an der Landesaus- stellung in Daressalam ist aus den Nordbezirken zu erwarten. Der Vorstand des Wirtschaftlichen Verbandes der Nordbezirke hat einstimmig beschlossen, sich nach besten Kräften an der Aus- stellung zu beteiligen. '

Die Versuchs station für Volkskulturen in Nomajos (Kamerun).

Für die Gründung der in Nomajos bei Jaunde belegenen Versuchs station waren folgende leitenden Gedanken maßgebend: einmal, den Eingeborenen, die heute noch als Träger lohnenden Ver- dienst haben, aber nah Fertigstellung der Mittellandbahn brotlos werden, eine rentable Beschäftigung zu verschaffen, sodann, der Cisen- an größere Mengen von Transportgütern zuzuführen. Akute Be- eutung gewinnt die Station dadur, daß bereits. jet infolge der \hlehten Lage des Kautschukhandels die Leute mehr auf den Betrieb e Landwirtschaft gedrängt werden. Der Anbau von Früchten durch ie Eingeborenen róllt, sobald er im großen betriebéèn wird, eine hunle Reihe \{hwieriger Fragen der Landeskultur auf, die eine exakte ’earbeitung finden müssen. Diese kann aber nur von „einer Versuchs- Won erledigt werden. Ueber Lage, Bodenverhältnisse und

bisherige Tätigkeit der im Laufe dieses Jahres begründeten Versuchsstation berichtet . der Leiter, landwirtschaftliher Sach- verständiger Shubert, im „Deutschen Kolonialblatt“ folgendes:

Das Gelände der Versuchsftation liegt in dem von der Kribi- firaße und der alten Edeastraße gebildeten Winkel, etwa 23 km süd- stlih von Jaunde. Ein neu angeleater Fußweg, der bei Kilo- meter 264,8 von der Kribistraße nah Westen abzweigt, verbindet die Versuchsstation einerseits mit diefer, anderseits mit der alten Edea- straße. Die Entfernung bis zu ersterer beträgt rund 2 km, während die Edeastraße nur etwa è km entfernt ist. Von dem Schnittpunkt der projektierten Mittellandbahn mit der Kribistraße bleibt die Ver- suchsftation etwa 33 km entfernt.

Die Größe des bisher für die Versuchsfßs\ation in Aussicht ge- nommenen Geländes beträgt rund 100 ha; die Möglichkeit einer weiteren Ausdehnung ist indessen gegeben. Während die Gestaltung der Bodenoberfläche im großen und ganzen eben oder leiht nah Norden und Osten abgedacht ift, weist fie im Mittelpunkt eine mehr hügelige Beschaffenheit auf. Diese Stelle ist für die Anlegung der Wohngebäude ausgewählt worden, da fie einen guten Ueberblick über den größten Teil des Geländes gestaitet. Der Boden besteht aus etnem \{wackch humosen, niht allzu {weren roten Lehm, wie er für den größten Teil des Jaundelandes typisch ist. Stellen von mehr sandiger Beschaffenheit finden sih da, wo Quellen zutage treten. Der größte Teil der Fläche ist mit pyrimärem und sekundärem Wald ziemli dicht bestanden, während #ch im NNW eine größere, mit Gras bewächsene Fläche ausdehnt. Wafserläufe von nennenswerter Bedeutung finden sih auf dem Versuhsgelände nicht, dagegen ist etne Reihe kleinerer Quellen vorhänden.

Die Arbeiten begannen Anfang Januar d. J., und zwar wurde zunächst zur Errichtung der nötigen Gebäulichkeiten geschritten. Zur- zeit find davon in Benußung: ein Wohnhaus für den Leiter mit den dazu gehörigen Nebengebäuden; ein Wohnhaus für den landwirts{haft- lihen Gehilfen mit Nebengebäuden; fünf große und ein kleines Arbeiterhaus zur Unterbringung von 80 Mann; ein Haus für den Zimmermann mit daran anshließendem Arbeits- sowie Geräteshuppen und Stallung; ein Suppen zur Unterbringung von Materialien und Ernteprodukten. Sämtlihe Baulichkeiten sind als sfogenannte Buschhäuser aus Holz, Baumrinde und Palmblättermatten errichtet. Eine große Scheune für Tabaktrocknung sowie ein weiterer Schuppen zur Aufbewahrung von Ernteprodukten sollen in allernächster Zeit in Angriff genommen werden. ;

Neben dieser Tätigkeit des Hausbaues gingen die Arbeiten zur Urbarmachung des Bodens einher. Da die Frist bis zum Einseßzen der kleinen Regenzeit sehr kurz - bemessen war und anderseits die Nodungs- und Aufräumungsarbeiten viel Zeit erforderten, konnten in dieser ersten Periode nur etwa 1,8 ha bepflanzt werden. Diese Fläche verteilt sih auf Erdnüsse, Sojabohnen, Ingwer, Mais und Bananen. Außerdem , wurden ein kleiner Obstgarten sowie gegen Ende der Trockenzeit Saatbeete für die in Angriff zu nehmenden Tabakanbauversu che angelegt. Diese werden ih auf fechs Sorten erstrecken, nämlich: Sumatra, Java, Kentucky, Madole, Improved Yellow Mammouth und Jaunde. :

Erdnüsse wurden auf zweierlei Art gepflanzt: einmal nah Art der hiesigen Eingeborenen auf ebenem Boden und ziemli eng auf nur oberflächlich gelodertem Boden, sodann in Häufeldammkultur mit einem Rethenabstand von 50 ecm, während die Entfernung in der Rethe 30 cm- betrug. Der Boden war vorber sorgfältig, wenn au nit allzu tief, gehackt worden. Ueber das Ergebnis läßt sich zurzeit noch nichts sagen, da der zweiterwähnte Versuch soeben erst erntereif geworden ist, während die nah Etngeborenenart gepflanzten Nüsse erst in 8 bis 14 Tagen geerntet werden fönnen. Der zweite Versuch zeigt im Vergleih mit dem ersten bedeutend kräftiger cntwidelte Pflanzen, und soweit bis jegt erfihtlih, {eint auch der Fruchtansaß bedeutend stärker zu fein, wies do eine große Anzahl der vom zweiten Versuch geernteten Pflanzen 50 bis 70, ja sogar noch mehr Nüsse auf. Dagegen hatten diejenigen Stellen des Feldes, wo sih bei den Aufräumungsarbeiten Feuerpläßze befunden hatten, troß nachherigen Verteilens der Asche über das ganze Feld fast ganz versagt.

Der Ertrag an Sojabohnen war nur mittelmäßig, da das Feld sehr viele Fehlstelen aufwies. Dies muß auf s{chlechte Keim- fähigkeit des Saatgutes zurückgeführt werden. :

Ingwer wurde Mitte April ausgepflanzt, und zwar der größere Teil auf nicht zu s{werem lehmtgen Boden in flachen Furchen von 100 : 30 cm, die allmählih nach dem Zutagetreten der jungen Pflanzen durch wiederholtes Anerden in flahe Kämme übergeführt wurden. Der kleinere Teil der vorhandenen Wurzelstôcke fand seinen Stand- ort auf feuhtem, fandigem Boden, der vorher in genügendem Maße durch Gräben dratniert worden war. Um aber noch auf andere Weise einer möglihen Schädigung durch Nässe vorzubeugen, wurde der Ingwer in gleichem Abstand wie beim vorigen Versuch s\ofort auf Dämme gepflanzt. Beide Versuche find gut ‘angegangen, doch kann über ihr Ergebnis noch nicht berichtet werden, da die Pflanzen noch in vollem Wachstum begriffen sind. Eine Bildung von Blütensprossen hat bisher noch nit stattgefunden.

Von Mais standen zwei Sorten zur Verfügung: eine aus Java und eine vom Bezirksamt Jaunde erhaltene Sorte, die aber leider nicht einheitlich war, sondern ein Gemisch von Pferdezahn mit Togo- mais darstellte. Aus diesem Grunde wurde die zweite Sorte nur zu Futterzwecken angepflanzt. Der Javamais ging ziemli s{lecht auf und lieferte unter den vorhandenen Pflanzen recht viel Kümme: linge. Es foll aber versucht werden, durch Saatgutauslese in der nächsten Pflanzzeit kräftigere Pflanzen zu erhalten. i :

Obst- und Mehlbananen (Planten) wurden erst in geringem Umfange angebaut, da es zunächst erforderlich war, über die hier vor- fommenden Sorten Nacfragen anzustellen und Pflanzmaterial zu- sammenzubrigen. Zwei Arten Obstbananen (Tenertffa-Zwerg- und Costaricabananen) wurden der Versuchsstalton auf Ansuchen in geringer Anzahl von der Versuchs8anstalt in Victoria übersandt. Bis auf wenige Ausnahmen sind fie gut angekommen und angegangen. Mit vergleihenden Anbauversuhen in größerem Maßstabe soll jeßt begonnen werden. N ü

Die auf dem bisher frelges{chlagenen Gelände vorhandenen Del - palmen (etwa 150 Stück in tragfähigem Alter) wurden nah Möglichkeit geschont und ‘sahgemäß gereinigt. Von der Akbart „Lisombe*, die sich in der Gegend nicht. besonders häufig zu finden scheint, wurde etne größere Anzahl Samen auf Saatbeeten ausgelegt, um für spätere Zucht- und Kreuzungsversuche Matertal zu liefern.

Für die vor der Tür stehende große Regenzeit find außer der Unterhaltung bezw. Fortführung der vorgenannten, bereits eingeleiteten Versuhe noch folhe mit Se‘am, Maniok, Makabo (Colocasiía antiquorum), Bataten und Yams vorgesehen. Das hierzu nôttge Gelände liegt zu einem großen Teil pflanzfertig da, so daß beim Abschluß des ersten Betricbsjahres rund 50 Morgen unter Kultur gebracht sein werden.

Statistik und Volkswirtschaft.

Arbeitslose im Köntgreih Sachsen.

Bei der am 12. Oktober 1913 in Sachsen vorgenommenen amt- lihen Arbetitslofenzählung wurden, wie die Königliche „Leipziger Zeitung“ mitteilt, im ganzen 18 720 Arbeitslose ermittelt, d. h. Per- sonen, die arbeitswillig und arbettsfähig, aber mangels geeigneter Be- schäftigung oder aus sonstigen Gründen arbeitslos wären. Von ihnen waren 15 025 männlichen und 3695 weiblichen Geshlehts. Auf die Gesamtbevölkerung bezogen, betrug die Arbeitslosigkeit 0,38 90 gegen 023 % im Jahre 1912 und 026% in den Jahren 1911 und 1910. Gegenüber 1912 hat die Arbeitslofenzahl um 69 9% zugenommen. Auf die 5 Städte Oretden; Leipzig, Chemnitz, Plauen und Zwickait entfallen 7009/6 aller Arbeitslosen, nur 309/60 auf das übrige Königreich, Der weitaus größte Teil der männ- lichen Arbeitslosen war wegen Aufhörens der Saisonarbeit, \{leckchten Geschäftsganges oder Geschäftsstille beshäftigungslos (47 0/9). Infolge

freiwilliger Kündigung waren 2209/4 aus ihrer Stellung geschieden. Das Hauptkontingent zu den männlichen Arbeitslosen stellen das Bau- gewerbe und die ihm verwandten Berufe (etwa 22 9/9); die Tertil- industrie hat ebenfalls mit 60/4 einen ziemlich hohen Anteil auf- zuweisen. Auch unter dem kaufmännishen und dem tehnischen Hilfs- persona! berrscht vielfah Stellenlosigkeit, da fast 99/9 der Arveits- losen zu dieser Gruppe gehören.

Spielkartenherstellung und -versteuerung in Deutsch=« land im Nehnurg2jahre 1912.

Nach den Veröffentlihungen des Kaiserlichen Statistishen Amts wurden im Deutschen Reiche während des Rechnungsjahrs 1912 in 24 Fabriken 6 613 272 Kartenspiele von 36 oder wentger Blättern und 1598804 Spiele von mehr als 36 Blättern hergestellt (1911 in 25 Fabriken 6 294 877 bezw. 1383723 Spiele). Am Schlusse des BVonjahrs waren an ungestempelten Karten 1351 084 Spiele von 36 oder weniger Blättern und 358 663 Spiele von mehr als 36 Blättern in den Fabriken als Bestand verblieben. Versteuert wurden 6399303 (1911: 6185022) Spiele der ersten Sorte und 300 091 (1911 : 291 931) Spiele der zweiten Sorte. Nach dem Auslande ausgeführt wurden 472 911 (1911: 430 650) bezw. 1291 862 (1911: 1144 729), vom Ausland eingeführt und in den freien Verkehr abgefertigt 23 667 (1911: 24 055) bezw. 91 047 (1911: 73 059) Spiele.

Zur Arbeiterbewegung.

In Prag sind ,„W. T. B. zufolge die Zeitungen, deutsche wie tschechische, nahdem das Drudcker- und Setßerpersonal am Sonnabend die Betriebe verlassen hatte, am Sonntagfrüh in ziem- licher Vollständigkeit mit zahlreihen Anzeigen erschienen, so die „Bohemia* mit 48 Seiten, das „Prager Tagblatt“ mit 32 Seiten, ähn- lih so „Narodni Politika“ (vgl. Nr. 301 d. Bl.).

Die Fleischergesellen von Paris haben, wie „W. T. B.“ meldet, beschlossen, in den Ausstand zu treten; fie verlangen Vers kürzung der Arbeitszeit und einen wöchentlichen Ruhetag.

Kunst und Wissenschaft.

Das heurige Sonnenminimum. Die Tätigkeit der Sonne, die sich in der Entwicklung von Sonnenflecken bekundet, unterliegt, wie die Naturforscher seit einigen Jahrzehnten wissen, großen Schwankungen, die einen Ablauf nach regelmäßigen Perioden von etwa 11 Jahren aufweisen. Diese Voraänge sind wahrscheinlich von größter Bedeutung für den Gang der Witterung auf der Erde, aber die Art ihres Einflusses ist noch nicht hinreihend ergründet wo: den. Gegenwärtig steht die Sonne inmitten eines Minimums der Tätig- Teit und zeigt daher ungewöhnlich wenig Flecken. Eigentlich sollte jedo diese Zeit bereits überschritten sein, da das vorige Minimum in den Jahren 1900 bis 1901 stattgefunden hat. Die Beobachtungen des vorigen Jahres, die jeßt zusammenfassend in dem Organ der englischen astro- nomishen Gesellschaft bearbeitet worden sind, zeigen, daß durchscnitt- lih an jedem Tage des Jahres 1912 nur 37 Millionstel der sichtbaren Sonnenhälfté von Flecken eingenommen wurden, während die ent- \prehenden Werte für 1910 und 1911 auf 264 bezw. 64 Millionstel standen. Von den drei leßten Minimaljahren der Sonnentätigkeit hatte 1878 einen Tage3durhs{chnitt von 22. 1889 einen solchen von 78 und 1901 einen solhen von 29 Millionsteln. Im Jahr 1912 i|st also die Abnahme der Sonnetitätigkeit immer noch niht so stark gewesen wie im leßten Minimal- jahr. Die Beobachtungen im Jahr 1913 aber: haben bewiesen, daß die Fleckentätigkeit nochß weiter abgenommen hat, woraus #ch der wichtige Schluß ergibt, daß das Minimum der Sonnentätigkeit dies- mal eine ungewöhnlih lange Dauer besißt und wahrscheinlih auch nur langsam wieder ansteigen wird. Nah den bisherigen Er- fahrungen erreiht dann auch das folgende Maximum keine besondere Höhe. Immerhin sind bereits Anzeichen für den Beginn einer Be- lebung der Sonne zu beobachten gewesen, da in hohen Sonnenbreiten etntge kletne Fleden aufgetreten find. Welche Schlüsse aus der Eigenart der dieêmaligen Sonnenruhe für den Gang des Wetters zu ziehen sind, ist leider nah dem Stand der Kenntnisse nicht zu sagen. Vielleicht wird es ter Verlauf des kommenden Winters lehren. Dte Beaufsichtigung der Sonne is jegt übrigens sehr \charf, denn seit dem Jahr 1905 t kaum ein Tag vergangen, an dem nicht das An- gesiht der Sonne in einer photographischen Urkunde festgelegt worden wäre. Im Durchschnitt sind höchstens 2 Tage ohne eine solche Gelegenheit vorübergegangen.

Es ist keine Frage von gestern, ob die Erdoberfläche etner langsamen Austrocknung entgegengeht. In unzähligen Fällen ist die Aufmerksamkeit der Naturforsher und Geographen auf diese Möglichkeit gelenkt worden. In einzelnen Erdgegenden liegen die Beweise für eine Abnahme der Feuchtigkeit so klar zutage, daß ein Zweifel nur in der Richtung bestehen kann, ob fi solche Tatsachen verallgemeinern lassen. Auf eine Abnahme der Feuchtigkeit deutet ¿. B. der Nüchzug fast aller Gletsher sowohl in den Alpen wie în den aslatishen Hochgebirgen, ferner die - Ver- Éleinerung oder das völlige Verschwinden von Seen in Jnner- asien. Selbst wenn si solhe Beobachtungen in eindeutiger Weise für die ganze Erde erbringen ließen, so würde daraus zunätst immer nur folgern, daß das Erdklima im Verhältnis zu der leßten erd- geschihtlihen Vergangenheit niedershlagsärmer geworden ilt. Der=- artige Klimashwankungen finden zweifellos statt, und die Fahhleute haben fich auch fast einstimmig dahin geeinigt, daß gleizeitig mit der großen Eiszeit, die an sih eine bedeutende Feuchtigkeit voraus- segt, in den Gegenden, wo etne Vergletsherung nicht in Frage kam, eine sogenannte Pluvialzeit mit ungewöhnlih starken Regenfällen anzunehmen sei. Wenn seitdem alfo das Erdklima trockner geworden ist, so sollte man daraus noch niht die Folgerung abletten, die Professor Gregory in einem Vortxag vor der Londoner geographischen Gesellshaft in die Frage zusammengefaßt hat: „Trocknet die Erde aus?" Dagegen würde zuerst der Einwurf zu machen sein, daß ein eigentliher Verlust der Erdoberfläche ein\{hließlich der Atmosphäre an Wasser undenkbar ist, da der Wasserdampf unmöglich in den Weltraum hinaus entweihhen kann. Unter einem trocknen Erdklima kann also nur ein solche» verstanden werden, bei dem das Luftmeer aus irgend welden physikalishen Gründen von seinem Wasserdampfs- gehalt eine gertngere Menge an die Erdoberfläche abgibt. Proféfsor Gregory, der sich mit der gesamten Angelegenheit so eingehend a bat, wie kaum ein anderer Geograph der Gegenwart, hat in verdienstliher Weise alles Material zusammengestellt, das zur Beleuchtung der Frage dienen kann. Es gibt jeßt drei Formen der Austrocknungstheorie. Die erste wird _durch den russishen Fürsten Kropotkin vertreten, der umfangreihe Studien über diese Frage veröffentlicht hat und zu der Ansicht neigt, daß sih die zunehmende Austrocknung auf die ganze Erde erstreckt. Der amerikanishe Geograph Professor Huntington nimmt an, daß Klimawechsel zwischen größerer und geringeter Feuhtig=« keit stattfinden, daß aber mit der Zeit das Klima doch allgemein trockner werde. Endlich ist der Engländer Thirlmere mit der Anficht hervorgetreten, daß das Klima in großen Zeitabschnitten, jede von mehr als 2000 Jahren, s{wanke und daß die Erde ch gegen- wärtig in einem Zustand der Abkühlung befinde. Diese dritte Theorie bietet ohne Zweifel die meisten Angriffepunkte, zumal Ab- fühlung und Austrocknung mehr Gegensäpliches als Gemeinsames haben. Professor Gregory hat sich auch darauf beschränkt, mögli{hstr alle zuverlässigen Beobachtungen über zunehmende Trockenheit in verschiedenen Ländern zu sammeln, und zwar .niht nur Be- obachtungen der N des leyten Jahrhunderts, fondern. auch andere einwandfrete Ueberlieferungen aus der gesamten ge- \hihtlißhen Vergangenheit. Sein Urteil lautet dahin, daß durhaus nicht für die ganze Erde eine Abnahme der Nieder« \{chläge angenommen werden kann. Nach seinen Befunden sind trockdner geworden JInnerasien, Arabien, Mexiko und Süd