1913 / 306 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 30 Dec 1913 18:00:01 GMT) scan diff

Auf Grund des § 75a Abs. 4 des Krankenversicherungs- gese in der Fassung vom 10. April 1892 (Reichsgeseßbl. . 379) wird die durch Nr. 153 des Reichsanzeigers vom 1. Juli 1911 bekannt gemachte Bescheinigung, wonach die Weibliche Krankenkasse, genannt „Prima“ (E. H.) in Hamburg, vorbehaltlih der Höhe des Krankengeldes, den Anforderungen des § 75 a. a. O. genügt, mit Wirkung vom 1. Januar 1914 ab widerrufen.

Berlin, den 28. Dezember 1913. Der Reichskanzler. Jm Auftrage: Caspar.

Königreich Preußen.

Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

Verant mg QUN 6

Auf Grund des § 377 Abs. 3 der Reichsversicherungs- ordnung werden nachstehende Befugnisse der Ver- siherungsämter den Königlichen Eisenbahn- direktionen als Aufsichtsbehörden über die Eisen- bahnbetriebskrankenkassen übertragen:

1) Die Aufsichtsbefugnisse über die Betriebskrankenkassen (S8 30, 34)*).

2) Die Erteilung einer Bescheinigung über die Zu- sammenseßung und den Umfang der Vertretungsmacht des Kassenvorstandes 6 Abs. 2).

3) Die Entscheidung über die Beanstandung gesez- und saßungswidriger Beschlüsse der Kassenorgane 8).

4) Die Entscheidung über die Beschwerde gegen Bestrafung eines Vorstandsmitglieds durch den Kassenvorsißenden (8 20 in Verbindung mit § 19).

5) Die Genehmigung zum Verziht auf Ersagzansprüche gegen die Mitglieder der Kassenorgane und Geltendmachung der Haftung an Stèlle der Krankenkasse (8 23 Abs. 1).

(8 i Die Genehmigung zur Festseßpung einer Mahngebühr S ZOI

7) Die Genehmigung zur Abtretung des Anspruchs auf die Kassenleistungen (§8 119). j

8) Die Stellung des Strafäntrags bei Verleßung des Amtsgeheimnisses durch Mitglieder der Kassenorgane (8: 141).

9) Die Entscheidung bei Streitigkeiten über die Zugehörig- leit von Betrieben und Betriebsteilen zur Krankenkasse, wenn 1 Vin die Eisenbahnbetriebskrankenkassen beteiligt sind S 258).

10) Die Mitwirkung bei der Vereinigung von Betriebs- krankenkassen und bei Ausscheidung von Mitgliedern (S8 281 bis 283, 286, 287, 292, 298), sofern aus\chließlich Eisenbahn- betriebskrankenkafsen beteiligt sind.

11) Die Leitung der ersten Wahl nach Errichtung der Kasse und bei Nichtvorhandensein eines Vorstands (§8 333, 339).

h ia Die Genehmigung der Krankenordnung (8 347 Abs. 1 und 2). :

13) Die Bestimmung über die Verwahrung von Wert- papieren der Kasse (8 365).

14) Die Entgegennahme des Rechnungsabschlusses und der sonstigen im § 367 vorgeschriebenen Nachweisungen.

15) Die Genehmigung zur Vereinbarung von Vorzugs- bedingungen mit Apothekern (8 375)

16) Die Bestellung von Mitgliedern der Kassenorgane oder ihrer Vertreter bei verweigerter Wahl (§8 379).

17) Die Entscheidung auf die Beschwerden gegen Ord- nungsstrafen, die vom Kassenvorstande gegen Versicherte ver- hängt sind (8 529).

18) Die Aufficht über die Betriebskrankenkassen gemäß 5 377 Abs. 1, soweit die Aufsichtsbefugnisse vorstehend auf- geführt sind.

Berlin, den 24. Dezember 1913. Der Minister der öffentlichen Arbeiten. E von Breitenbach. *) Die angezogenen Paragraphen bezichen \iŸ auf die Neich8- versiherungsordnung.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Der Bergassessor Willert ist zum Oberlehrer an der Bergschule in Saarbrücken ernannt worden.

Ministerium der geistlihen und Unterricht ss angelegenheiten.

Der bisherige Privatdozent in der philosophischen Fakultät der Universität Halle-Wittenberg Dr. Kurt Jahn ist zum außerordentlichen Professor in derselben Fakultät ernannt worden.

Dem Direktorialassistenten beim Königlichen Kunstgewerbe- museum in Berlin Dr. Heinrih Doege und dem Dozenten an der Königlichen Technischen Hochschule in Aachen, Ingenieur Heinrih Henne ist das Prädikat Professor verliehen worden.

Finanzministerium.

Das Katasteramt Strehlen im Breslau ist zu besezen.

Regierungsbezirk

Nicchßkamfkliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 30. Dezember 1913.

Diejenigen Persönlichkeiten, die Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin Glückwünsche zum Neuen Jahre darzubringen beabsichtigen, werden ersucht, ihre Karten im Laufe des 31. Dezember d. J. bei Jhrer Exzellenz der Frau Oberhofmeisterin Gräfin von Brockdorff im Einschreibzimmer des Königlichen Schlosses zu Berlin vom Lustgarten aus im Portal 1V linfs *— und in Potsdam am 1. Januar 1914 in der Zeit von 10 Uhr Vormittags bis 2 Uhr Nach- mittags im Königlichen Stadtschlosse daselbst, im Aufgange zur früheren Wohnung Jhrer Kaiserlihen und Königlichen Majestäten, abzugeben.

Die Republik Paraguay steht seit einiger Zeit durch ihren hiesigen Generalkonsul Ludwig E mit Ra Kaiserlich Deutschen Regierung wegen Ueberlassung von deutschen Jnstruktionsoffizieren für ihr Heer in Unterhändlungen, die, wie „W. T. B.“ meldet, nunmehr zu einem endgültigen Abschluß gekommen find Es gehen acht deutsche aktive Öffiziere der verschiedenen Waffengattungen unter vorteilhaften Be- dingungen als Junstrukteure zunächst mit einem Kontrakt für drei Jahre nach Paraguay; sobald die Auswahl der Offiziere getroffeii und die Kontrakte hier beim Generalkonsul gezeichnet sind, wird die Militärmission unter Führung des Missionschefs oie Reise nach Paraguay antreten.

Laut Meldung des „W. T. B.“ sind am 28. Dezember S. M. S. „Luchs“ in Hongkong und S. M. S. „Jltis“ in Schanghai eingetroffen.

Oefterreih-Ungarn. _ Das österreichische Herrenhaus hat gestern die R e- form der Personaleinkommensteuer mit einigen wesent- lichen Abänderungen der Beschlüsse des Abgeordnetenhauses an- „genommen, namentlich bezüglich des steuerfreien Existenzminimums, der sogenannten Junggesellensteuer, der Steuerskala und der Bucheinsicht.

Im Laufe der Debatte trat der Leiter des Finanzministeriums Fretherr von Engel, wie ,W: T. B.“ ber'chtet, für die Annahme der Beschlüsse des Äbgeordnetenbauses ein, außer für ‘den Be- {luß - bezügüih des Erxistenzminimums. Der Minister präsident Graf Stürgkh betonte die Dringlichkeit der Ftnanzreform, deren Durchführung von der Be1mtenschaft sehnsüchtig erwartet werde, da die Besserung ihrer Verhältnisse hiermit im Zu- sammenhang stehe. Der Meinisterpräsident erkanute dabei die Ruhe und die Ausdauer an, dite die Beamtenschaft troß immer weiterer Verzögerung der Vorlage an den Tag lege. Gegenüber einigen Rednern, die über die Möglichkeit der Anwerdung des 8 14 sprachen, erklärte der Viinisterpräsident, ein abschließendes Urteil über die gegenwärtige parlamentarische Lage sei ncht möglich Die Negicrung werde si nicht fleinliÞ an Kalendertermine klammern. Keiner Negierung der Welt, au nicht dieser Negterung, die das Bescheidene, was sie erreiht habe, auf nocmalem Wege zu er- reihen vermocht bätte, sei es darum zu tun, ohne Not wissentlich und mit Willen den anormalen Weg zu wählen. Auf der anderen Scite müsse sih die Regierung jedoch vorbehalten, die Lage gewissenha}t zu erforschen und gegebenenfalls diejentgen Vorkehrungen zu treffen, die sie mit ihrem Gewissen und dem Gefüble ihrer Vérantwortlihkeit als unerläßlich erforderli und mit ihrer Berantwortung vereinbar erkenne.

Das Herrenhaus nahm hierauf die Vereinsgeseßnovelle mit einigen Abänderungen sowie das Geseß über die Auto- mobilsteuer an.

Die gestrige Sißung des österreichischen Abgeord- netenhauses wurde zum größten Teil durch die Obstruktion der Nuthenen ausgefüllt. Abends erklärte der Führer der Nuthenen, obiger Quelle zufolge, daß seine Partei die Ob- struktion einstelle mit Rücksicht auf die die Beschlüsse des Abgeordnetenhauses abändernden Beschlüsse des Herrenhauses über die Personalsteuerreform, da nun das Steuergesez an das Abgeordnetenhaus zurücgeleitel werden müsse. Die Ruthenen hielten am Junktim und dem Finanzplan fest.

Der bosnische Landtag ist gestern feierlih eröffnet worden. Als der Landeschef Potiorek den Sitzungssaal betrat, wurde er von der Mehrheit mit stürmischen Zioios, von den Serbischradikalen mit Abzugrufen empfangen. Die Opposition versuchte auch später die Eröffnungsfeier zu stören, wurde aber von der Mehrheit daran gehindert, worauf die Radikalen den Saal verließen. Die Eröffnung konnte dann ohne Zwischenfall vorgenommen werden.

Frankreich,

Die Session des Parlaments ist gestern geschlossen worden. Die Deputiertenkammer hat in der gestrigen Sigung, wie „W. T. B.“ meldet, den Geseßentwurf über die Solderhöhungen in der vom Senat abgeänderten Fassung mit 453 gegen 22 Stimmen angenommen. Der Senat hat die zwei Budgetzwölftel einstimmig angenommen und den bereits von der Kammer genehmigten Entwürfen über einen Vorschuß an Albanien und über die Kredite für eine neu zu errichtende Abteilung für Luftschiffahrt im Kriegsministerium zugestimmt, desgleichen dem Gesetzentwurf, der in der zeitlichen Verteilung des Baues von Linienschiffen bestimmte Abänderungen trifft, sowie dem Geseßentwurf, betreffend Billigung der internationalen Konvention über Funkentelegraphie.

Der wegen der Beförderungsfrage zwischen der Allge meinen Vereinigung der Post- und Telegraphenbeamten und dem Handelsminister ausgebrochene Zwist ist, obiger Quelle zufolge, durch ein Versprechen des Ministers beigelegt worden, daß die Beförderungsliste in Zukunft stets am 1. Juli jedes Jahres veröffentlicht werden solle.

NußlanD.

Das Verkehrsministerium hat dem Ministerrat laut Meldung des „W. T. B.“ einen Antrag unterbreitet, zu dem Bau eines Hafens nahe der deutschen Grenze für die Aus- fuhr von Holz auf der Weichsel 490 000 Rubel zu bewilligen.

Wie „Ruski Jnvalid“ meldet, war die im Jahre 1912 angewandte Zurückhaltung aktiver Untermilitärs ein günstiger Versuch hinsichtlih der Vorbereitung der Armee in den Wintermonaten. Gewöhnlih erfolgt die Entlassung zur Reserve zwischen dem 14. und 28. November, also anderthalb bis zwei Monate vor der geseßlih festgestellten Frist. Nach der Entlassung beginnt das Eintreffen der Rekruten bei den Truppenteilen, was. eine bedeutende Zahl geübter Unter- militärs zur Ausbildung der Rekruten erforderlich macht. JInfolgedessen bleiben die Truppenteile in der Winter- periode vom 14. November bis 14. April während der ersten Uebungen der Rekruten in ihren Beständen in sehr fühlbarer Weise geschwächt. Solhe Erwägungen haben im Zusammenhang mit dem Wachsen der Armeen wichtiger westeuropäisher Staaten das Kriegsressort bewogen, zu der be- währten Maßnahme des Vorjahres zu greifen, die die Kampf- tüchtigkeit der Armee ohne besondere Ausgaben bedeutend zu erhöhen gestattet. Der Kriegsminister beabsichtigt, die Hinaus- schiebung der Entlassung zur Reserve auf gcießgeberischem

Weae zu einer ständigen Maßnahme zu machen, und fand |

es für nötig, diefe Hinausschiebung auf der Grundlage des Artikels 22 des Wehrpflichtgeseges für das laufende Jahr an- zuordnen, wozu die Kaiserlihe Genehmigung am 17. Dezember erfolgte.

Schweden.

Die Königin-Witwe Sophie ist nah einer Meldung des „W. T. B.“ heute früh in Stockholm im 88. Lebensjahre gestorben. Nach einem heute früh 5 Uhr ausgegebenen Bulletin hatte die Königin-Witwe gestern abend eine Temperatursteigerung bis zu 38,8 Grad. Jm Laufe der Nacht verschlimmerte sich der Zu- stand; die Temperatur stieg auf 40,1 Grad. Um 4 Uhr früh wurden deutliche Anzeichen einer akuten Lungenentzündung fest- gestellt. Der König, die Königin und die Mitglieder der König- lichen Familie waren seit 5 Uhr früh in den Gemächern der Königin-Witwe versammelt.

Türkei.

Wie offiziell gemeldet wird, unterhielt sich der Großwesir im Verlaufe des gestrigen diplomatischen Empfanges mit den Vertretern der Mächte über die Reformen, dié die Pforte demnächst in der asiatishen Türkei einzuführen beabsichtigt.

Griechenland.

Nach einer vom „W. T. B.“ verbreiteten offiziösen Mel- dung hat sih Griechenland bereit erklärt, den von Bulgarien angerufenen Schieds\pruch des Präsidenten Poincaré zur Regelung der griechish- bulgarishen Grenzfragen anzu-

nehmen.

- Die Meinungsverschiedenheit in der serbisch- griechischen Grenzkommission ist durch beiderseitige Bus geständnisse beigelegt worden, die in einer Unterredung zwischen dem Ministerpräsidenten Venizelos und dem in Athen ein- getroffenen Präsidenten der serbishen Kommission, Obersten Stefanoff, erfolgt sind.

Numänien.

Aus Anlaß des Geburtstages der Königin Elisabeth fand gestern vormittag ein Tedeum statt. Die Minister sowie eine Abordnung des Heeres überbrachten ihre Glückwünsche, alle Hofbeamten defilierten vor dem Fenster der Königin und bereiteten der hohen Frau lebhafte Kund- gebungen. Nachmittags war eine Feier aller Wohltätigkeits- gesellschaften, deren Vorsißende die Königin ist.

Serbien.

Jn der gestrigen Sißung der Skups\chtina waren 86 Ab- geordnete anwesend, sodaß die Beschlußfähigkeit erreiht war. Wie „W. T. B.“ meldet, nahm die Skupschtina troß der Ab- wesenheit der Opposition die Vorlage, betreffend die proviso- rischen beiden Budgetzwölftel für Januar und Februar, mit den Krediten für die neuerworbenen Gebiete an. Die Regierung brachte den Geseßzentwurf über die Einverleibung der neuen Gebiete und ihre Verwaltung ein. Nach der Vorlage bleibt das gegenwärtige Regime in diesen Gebieten für die Dauer von zehn- Jahren in Kraft,-doh wird die Negierung ermächtigt, Abänderungen einzelner Verwaltungsbestimmungen vorzunehmen.

Bulgarien.

Die Direktion der Oeffentlihen Schuld veröffentlicht eine Darstellung des Standes der \{chwebenden Staats- huld. Wie „W. T. B.“ meldet, wird darin festgestellt, daß der bulgarische Staatsschaß infolge der beiden Balkankriege in eine beträchtlihe Verschuldung geraten ist. Die \{chwebende Schuld belief sich am 7./20. Dezember auf 720 946 149 Francs. Darunter befinden sich 310 052 788 Francs aus den für die Kriegs- tosten bewilligten Spezialkrediten, die durch,Emissionvon Schaßzbons und durch Ausgabe von Noten der Bulgarischen Nationalbank realisiert wurden. Ferner befinden sich in der genannten Summe 55 Millionen Francs Ausfälle in den außerordent- lichen Budgets für Eisenbahnen und Häfen für 1911/12 und 1912/13, von denen die auf das erstere Jahr entfallenden Millionen \{hon vor dem ersten Balkankriege durch Schaßbons gedeckt wurden. Auf 300 Millionen Francs be läuft sich der Gesamtbetrag der für Requisitionen aus- gegebenen Bons; sie sollen mittels einer inneren, auf lange Sicht aufzunehmenden Anleihe gedeckt werden, deren \echs- prozentige Obligationen die NRNequisitionsscheine ersetzen würden. Ungefähr 210 Millionen Francs gelangen auf diese Weise an 550 000 Familien zurück. Die von den Dörfern geleisteten Requisitionen wurden durchweg. aus Ersparnissen der leßten guten Erntejahre aufgebraht. Die für die ab- gelaufenen Rechnungsjahre rückständigen Steuern sollen bei dieser Regelung zurückbehalten werden. Diese Steuerrückstände werden auf 39 Millionen Francs berechnet. Die Abtragung der Schuld an die Nationalbank und die Landwirtschaftliche Bank, die mit 30 893 361 Francs ebenfalls in der Gesamt summe der shwebenden Schuld enthalten ist, wird als nicht dringlih bezeichnet, ebenso wenig die Bezahlung von 25 Millionen Francs Rückstand aus den Kosten der im Bau begriffenen Eisenbahnlinie Mezdra—Widin.

Die aus den Spezialkrediten für die Kriegführung sich er- gebende Schuld soll durch eine im Ausland zu begebende kon- solidierte Anleihe von 300 Millionen Francs gedeckt werden. Man glaubt, daß diese Anleihe, die zur Einlösung der emittierten Schaßbons im Betrage von 146 602 148 Francs und zur Begleichung der Schuld an die Bulgarische National- bank im Betrage von 149 404 310 Francs dienen soll, in Franfreih untergebraht werden kann. Die Nationalbank erhält dadurh wieder Mittel zur Unterstüßung ihrer in- dustriellen und kommerziellen Klientel. Jm übrigen hat die durch die Balkankriege hervorgerufene Desorganisation der Staatsfinanzen unter volkswirtschaftlihem Gesichts- punkt feine fatastrophalen Folgen für Bulgarien gehabt, das mit 80 Prozent landwirtschaftlicher Bevölkerung ausgesprochener Agrarstaat ist. Ein Stillstand im landwirtschaftlihen Betriebe ist nirgends eingetreten. Von den Krediten für die Krieg- führung sind 75 Millionen Francs in Banknoten für die Offiziersbesoldungen verausgabt worden. Viele Offiziere haben von ihren erhöhten Kriegsbezügen Ersparnisse gemacht, sodaß der Bestand der Sparkassendepots gegenüber der Zeit vor dem Kriege um 9 Millionen gestiegen ist.

Amerika,

Wie das „Reuter|he Bureau“ erfährt, ist der englische Kreuzer „Lancaster“ auf die Meldung hin, daß bewaffnete Mexikaner die Grenze von British Honduras überschritten hätten, in den mexikanischen Gewässern eingetroffen und hat Matrosen und Seesoldaten gelandet, die bei der Aufrecht- erhaltung der Ordnung helfen und dafür sorgen sollen, daß das britishe Gebiet nicht zu ungeseßlihen Zwecken miß- braucht wird.

Nach einem vom „W. T. B.“ verhreiteten Telegramm aus Presidio (Texas) habey. mehrere hundert Mann mexi- fanisher Bundestruppen den Nio Grande überschritten

und das amerikanische Ufer des Flusses betreten. Amerikanische Truppen eilten herbei, entwaffneten die Merikaner und zwangen sie, wieder auf merikanishes Gebiet zurückzugehen.

Asien.

Einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge haben in Talifu in der Provinz Yünnán am 8. Dezember drei Regimenter gemeutert, die Offiziere niedergeschossen, die Waffenlager und eine / höhere Schule überfallen und einen Lehrer sowie mehrere Studenten und Bürger getötet. Sie haben darauf im Namen Sunjatsens die Unabhängigkeit erklärt. Die Meuterer richteten in dem umliegenden Distrikt eine Schreckensherrschaft auf; viele Personen wurden getötet oder verwundet, die Fremden aber geschüßt. Vierzehn Tage später ist Talifu von einer Ab- teilung loyaler Truppen wiedergenommen worden. Eine starke Truppenmacht ist jeßt von Yünnanfu auf dem Marsche nach Talifu, um dort die Ordnung wiederherzustellen.

Parlamentarische Nachrichten.

Bei der Ersaßwahl eines Mitgliedes des Hauses der Abgeordneten, die am 29. d. M. in den Kreisen War- burg und Höxter, Regierungsbezirk Minden, stattfand, ist nah einer Meldung von „W. T. B.“ der Gutsbesißer Schönkäs -Altenheerse (Zentr.) mit sämtlichen 242 abgegebenen Stimmen gewählt worden.

Statiftik und Volkswirtschaft.

Zur Arbetterbewegung.

Infolge des Aus stands der Set er haben die Drutereten in Lemberg, „W. T. B.* zufolge, ihren Betrieb mit dem gestrigen Tage eingestellt. Sechs polnishe Zeitungen veranstalteten gestern etne gemetnsame Ausgabe im Umfange von vier Seiten, die in diefer Form während der Dauer des Ausstands einmal 1äglih erscheinen wird. Die ruthenishen Blätter dürften vorläufig auch nit erscheinen. Ungefähr fünfhundert ausständige Seter, Maschinenmeistec und Drucker hielten gestern dort eine Versammlung ab.

(Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Ersten Beilage.)

Wohlfahrtspflege.

Der Verband märkisher Arbeitsnachweise . zeigt auch-im Geschäftsjahre 1912/13 eine günstige Weiterentwicklung. Neue Arbeitsnachweise sind in Altlandsberg, Gransee, Lübben, Zehlen- dorf und Werder ins Leben gerufen worden, während die Vermitt- lungsstellen in Pritzwalk, Müncheberg und Züllichau im Sinne eines Ausbaues umgestaltet wurden. Hierzu sei noch bemerkt, daß bereits in dem neuen Geschäftsjahr noch Arbeitsnahweise in Löwenberg, Wusterhausen, Wittstok, Angermünde, Kriescht, Nowawes, Lankwißz und Spandau sowie in Neuruppin und Königsberg ins Leben gerufen werden konnten. (ine Umgestaltung erfuhr. neuerdings noch derjenige in Fürstenwalde, während ein Ausbau in Wittenberge und Eberswalde beschlossen ist. Wurde bei den übrigen Arbeitönachweisen die Gemeinde oder der Kreis Träger der neuen Einrichtung, so ist bet den Arbeitsnahhweisen in Neuruppin, Königsberg und Züllichau der Verband dazu übergegangen, selbst Träger der Vermttlungsst lle zu werden. Dasselbe gilt auch von der speztell für landwirtschaftliche Arbeitskäfte getroffenen Ein- rihtung des märkishen Arbeitänahweises für landwirtschaftliches Personal tn Berlin, Schlegelstraße 18, der seine Tätigkeit am 15. Auaust 1913 aufnahm. Indem der Verband märkischer Arbeits- nahwe:se auh die Zentralstelle für Lehrstellenvermittlung, deren Wükungskreis G'1oß Berlin und die übrige Provinz umfaßt, am 1. Juli 1912 ertthtete, ist er als erster an die Aufgabe herangetreten, für wihtige Gebiete der Bermittlungétätigkett, wo nah der Lage der Verhältnisse kein geeigneter Träger vorhanden war, eigene Etnrichtungen ins Leben zu rufen. Zur Belebung threr Tätigkeit wurden an die öffentlichen Arbeitsnahwetise der Provinz Brandenburg Beihilfen in Höhe von insgesamt 2300 46 gewährt. Besondere Maßnahmen, wte Einrichtung eines besonderen Telephon- und Valkanzenlistendienstes, Abbaltung besonderer Dezernenten- und Verwalterkonferenzen sind, abgesehen von der Zentralstelle für Lehr- itellenvermittlung für Groß Berlin, getroffen worden. Gegenwärtig find in der Provinz Brandenburg 88 öffentliche Arbeitsnahweise vor- handen, die 1912/13 rund 279 000 Stellen besetten;, davon 11 400 für landwirtschaftliches und 15800 für hauêwirt\chafilihes Personal.

Kunft und Wissenschaft.

A. F. Am 20. Dezember hatte die Gesellschaft für Anthro- pologie, Ethnologie und Urgeshichte ihre leßte ordentliche Sigzung im Jahre 1913 und empfing, alter Gepflogenheit folgend, vom Borsißenden, Gehetmrat Professor Dr. Hans Virchow den Ver- waltungsberiht über das am 31. Dezember ablaufende Vereinsjahr. Die Gesellschaft zählt zurzeit 861 ordentlihe, 6 Ebren- und 112 for- respondierende Mitglieder. Sie verfügt über ein Vermögen von 83 100 46. Aus den Mitteln der Rudolf Virhow-St1ftung wurde u. a. einem der nachher ausführlih von seinen Erfolzen berihtenden Vortragenden des Abends, Oberstabsarzt Dr. Gustav Velde-Berlin bei feinen Grabungen auf der Insel Leukas Beihilfe gewährt. Die Wahl zum Esten“ Vorsißenden für das Studienjahr 1914 fiel auf Professor Dr. Eduard Seler. Nachdèm noch Herr Permagn Busse einen von ihm in einem vorge|\hi{chtlihen Grabe am Scharmügtelsee gefundenen Bronzeschmuck, bestehend aus Spiralen und Nadeln, vorgelegt hatte, \prach der Professor Dr. Wilhelm Dörpfeld über setne diesjährigen Forschungen und Funde in den Achäer- gräbern auf Leukas-Ithaka, zu deren Ausführung er aus dem Kaiserlichen Dispositionsfonds die Mittel erhalten hatte. Die 1912 begonnenen Grabungen konnten im Herbst des laufenden Jahres fort- gelegt werden. Bekanntlich hält, " gegenüber den abweichenden An- \hauungen der meisten Fahmänner, der Redner an der Ansicht fest, Leukas set das homerische Ithaka und die Heimat des Odysseus gwesen. Zu den Gründen, mit denen Dörpfeld feine Theorie \tüßt, gehört u. a auh, daß sich auf Leukas vielfah in den geogravhischen Namen die Erinnerung an die ehemals dort getriebene Schweinezucht erhalten hat, z. B. im Namen des Dorfes Sygros im Süden und der Sybota-Bucht. Auch dem modern griehis{hen Aus- druck für Schwein" Chiro begegnet man in Ortsnamen. Auf die Frage, ob diesem Umstand irgend Beweiskraft inne wohnt, set hier nicht eingegangen. Es fkann an dieser Stelle vielmehr nur der Jn- halt der Dörpfeldshen Ausführungen kurz wiedergegeben werden. In der Mitte der Insel liegt eine Ebene, und 3—4 km nördlich davon muß nah Ansicht des Redners die Stadt des Odysseus gelegen haben; denn hier begegnet man der 3 km ins Fnnere etnbiegenden, die Lage lennzeihnenden Meeresbucht. Diese Ebene ist {on in fehr alter Zeit durch die Arbeit der von den Bergen herabkommenden Wässer mit Kies übershüttet worden, mag in vorgeschihtliher Zeit bereits eine 2 m hohe Bedeckung mit Steinen gehabt haben, zu der fich seitdem weitere 2 m Bedeckung gesellt haben, sodaß die Kultur- scihten erst nah Entfernung von 2 m erscheinen. In dieser Ebene Nidri ist noch heute, wie in bhomertscher Zeit, ein Oelbaumwald vor- handen, und in. diesem Regen die Fundstätten, die 1913 durch Dörp- feld N wurden, Cs sind Plattengräber, wte sie au sonst in Griechenland vorhanden find, etwa zu je 10—12 in viereckigen Bezirken angeordnet, in denen fs Geräte aus der Bronze- oder der Kupferzeit, ja felbst solche aus der Steinzeit fanden,

Um diese Gräber bestand eine dort in römisGer Zeit errichtete Möuer, deren Reste für sch selber sprehen. Die 1913 aufgedeckten Gräber lagen im südlichen Teil der Ebene, die 1912 untersuchien in dexen nördlihen und westlihen Bezirken. Es gelang nun, einen ganzen Friedhof in seinen Umgrenzungen festzustellen, bestebend teils àus Kammergräbern, teils äus folhen, in denen die Sfelette (meist Frauenstelette), in Pithoi (großen Gefäßen) in Hockerstellung beigesetzt waren. So lag eine Frau mit Hals\{chauck in etirem svl%en Pithos

Als eine Merkwürdigkeit ergab si, daß sih in den Kammersräbern unter den Knochen Neste des Scheite: haufens fanden mit vielen Spuren von Holzkohle und Beigaben. Der Sceiterhaufen t jedes- mal vor dem Ausbrennen gelös{cht, wle es au Homer fchildert, der indessen troß seiner sonstigen, beredten Schilderungen der reien, mykenishen Kultur hinsihtlich der Bestattung nichts von den dortigen Kuppelgräbern meld.t. Er schildert wohl die Bestattung des Élpenor oder des Patrofklus, läßt dea Sheiterhauïen des letzteren mit Wein löschen, Achill die Gebeine des Freundes in etnex Urne näch der Heimat bringen, um sie dort beizuseßen, aber nähere Umstände der Beisezung bleiben unerzählt. Doch die von Homer beschriebene Sitte, um den Scheiterhaufen einen Kreis zu seßen und darüber einen Hügel zu \{ütten, - findet sich bei den Gräbern von Leukas wieder. Im ganzèn vermohte man aus den 33 bisher durchforschten Giäbern von Leukas Zeit und Art der Bestattung genügend zu erkennen. Noch weitere Gräber sollen einer späteren Zeit und verbesserten Erforshungs- methoden vorbehalten bleiben. In allen diesen Platten-, Kammer- und Pithosgräbern fanden sich die Reste von Vasen dec „nicht bemalten“ Keramik des zweiten Jahrtausends vor Christo, Schaabelkannen, doppelh-nkelige Gefäße, Schzlen mit rotem Firnis, wie sie ähnlich aus Thessalien bekannt sind; nur ein einziges ornamentiertes Gefäß wurde aufgehoben, während in der Nähe bei einem alten H iligtume Reste von ornamentierten Vasen mit Kerbschnittverzierung lagen. Es fand sich auh fein mykenisches Kupfer, dagegen ghôörten Dolche und Degen aus Bronze, ähnli den betr. thesfalishen Funden, zur Ausbeute. Pfeilspißen,-48 an der Zahl, lagen in etnem Füngltags- grabe, gefertigt aus s{warzen, weißen, roten und gelben Steinen, alle ersihtlich aus gleicher Zeit stammend. Einem Frauengrabe wurden Obsidianmesser entnommen, den Pithosgräbecn aber mannig- faltiger Frauenschmuck: eine Halskette aus doppelkonischen, bohlen, goldenen Perlen, Anhänger aus Knochen, zwei silberne Sptralarm- bänder und drei als Lockenringe zu denkende Ringe, sämtlich Schmudck, wie er von Homer an Frauen geschildert wird. Das Alter aller dieser Dinge ist die Zeit vor der dorischen Wanderung ; au die jüngsten dieser Funde lassen sih als dem Ende . des zweiten vorcristlihen Fi1hr- tausends angehörig bestimmen. Die ältesten, wie die jüngsten Gräber gehören den Achäecn, d. h. den ältesten Griehen an, welche die Halb- insel betreten haben, dann gegen LTroja zogen und später dur die Dorer vertrieben wurden. Auch an anderen Stellen hat man die Gräber dieser Achäer und dite Spuren ihrer Kultur gefunden, u. a. in Thessalien, hier hinaufragend bis in die jüngere Stetnzeit (Neolithicum) und bewundert wegen der hoben Stufe der Keramik in dieser frühen Epoche, die bereits bemalte Vasen kannte. Ganz ähnli liegen die Dinge auch in Leukas, wo die Achäer ihre mitgebrahte alte Kultur beibehalten haben, während fie an andern Orten, wie Tiryns und Vykene, mit der reihen Orientfultur

in Berührung gelangt, diese annahmen. Homer schildert beide Kulturen | 8 etn : T, E E D ain Meg He P bag | | spt:lerischen Art, mit der die Neufranzosen sie zu lösen vflegen: Îo

nebeneinander: die reihen mykenishen Paläste, die kostbaren Waffen,

die Kriegswagen und daneben die ahäishe shlihte Kultur, von der |

er weiß, daß sie auf den Inseln im Jonischen Meere besteht, während die ortentalish beeinflußte in den Palästen von Mykene und Sparta zu finden ist. Jn diejen Tatsachen liegt der Wert der Funde von

Leukas: Homer und die dortigen Gräber find in das zweite vorchrist- |

liche Jahrtausend zu setzen, in eine Zeit somit, wo neben der ahäiichen auch schon die mykenishe Kultur bestand. Die Bedeutung der Funde geht indessen noch weiter: Die von Norden ber nah Griechenland gekommenen Achäer werden, wie auch die erwähnten Beziehungen zu Thessalien lehren, ihre Kultur von dorther mitgebracht haben, das heißt: wir müssen in dteser die gemeinsame Kultur der Indogermanen er- blicken, die, wie {on Helbig vermutet hat, einen miteleuropäischen Charafter besessen haben muß. Diese Kultur haben wir auf Leukas- Ithaka vor uns. Es berichtete hierauf der Oberstabsarzt Dr. Gustav Bel de über die Fortseßung einer Grabungen in der Höhle Chirrspilia auf Leukas im Jahre 1913. Mit dem Ergebnis seiner Untersuhui gen führte er die Hörer in eine ältere Periode als die Achäerzeit. Die {hon 1906 zam Teil untersuchte Höhle liegt b-im Dorfe Euphyros und hat nah N., S. und O. gelegen je eine Grotte. 1906 wurde \{on 8 m tief in der Nordgrotte und dann in der Ostgrotte gegraben. Vom 2. bis 24. Oktober d. J. hat Dr. Velde in der Südgrotte ge- graben und mehrere Durchschnitte nach verschiedenen Richtungen hin ausgeführt. Unter lockerer grauer Erde liegt eine fest versinterte Schicht roter Erde, darunter eine grau-\chwarze Schicht. Die obere graue und die rote Schiht find nach Professor Stremmes Unter- suhungen gleihartig, die rote Farbe is von organishen Ein- flüssen bedingt. Erst in 5 m Tiefe erreihte man in der oberen loderen Erde die KultursÞhihten und holte aus ihnen Feuer stetnwerkzeuge, Mahlsteine, Obsidianmesser und Muscheln heraus; aber kein vollständiges Menschenskelett, nur der Teil eines SwGäüdel- dahes kam aus der Höhle. Dagegen fanden si viele Tierknochen vom Hausshwein, vom Rind, vom Schaf, Reste vom Hai, von Kröten und von Cidehsen. Von Interesse sind die Reste vom Bergschaf auf Leukas, weil fie die einst bestandenen Zusammenhänge von Kleinafien und Europa zu beweisen fundenen Geräte find Feuersteinmesser, Schaber, Lamen-, Speer-

und Pfeilspißen, Steinbeile, daneb-n Glätter und Pfriemen aus | Knochen, Falzbeine, rot, wetß, braun und grau bemaite Scherben, | oberen Schichten der roten |

Erde gefundenen Dinge tragen einen anderen Charakter als die in | ben Daubleolles

Spinnwirtel aus Stein. Die in den

den vnteren Schichten liegenden. Von dorther kamen auch feine Feuersteinbeile und keine bemalten Serben zutage, auch feine Spinnwirtel. Unterhalb der roten Sicht liegt eine Steinplatte, unter welher dann. wieder die Dinge aus den grauen, oderen Erd shichten vorkamen. Eine blaue Glasperle weist, wie die Obsidian- messer, gen Osten. Außer einem Bronzestück am Hößleneingang

wurden 3,90 m tief dret Stückchen Eisenerz gefundea, vermutlih | mit der roten Erde einst einzeschwemmt oder auch vor Menschen | Die. Keramik der Höhle bietet Anklänge an die |

hinetngebracht. thessalishe Töpferware. Beide Vortragende begleiteten und er- läuterten ihre Darlegungen durch Lichtbilder.

In der sih anschließenden lebhaften Aussprace betonte u. a. Dr. Hubert Schmidt-Berlin, daß zu den Dingen aus Leukas eine

Parallele in mitteleuropäishen Funden zu entdecken noch shwierig sei. Dr. | Herzfeld-Berlin erinnerte an den Gold- und Silbershay von Dilbad bei | Babyvlon, der u. a. au eine Kette von 300 doppelkonish-n goldenen |

Perlen neben Lokenringen und vielen silbernen Armspiralen enthalte und in die Zei! von Hammurabi, d. i. 1800—2000 v. Chr., anzusetzen sei. Auch Professor Shuchhardt betrahtet den Zusammenhang der Funde aus den Leukas-Gräbern mit der mitteleuropäis{hen Kultur no zweifelnd : die Dolchformen schon stimmen mit den Formen der südländii- mittelländishen Dolche, aber nit mit denen aus Mitteleuroya überein. Dr. Kiekebush-Berlin wies darauf hin, daß für die mvkeni!{e Kultur in den Unterstädten der Königdburgen von Tiryns und Myfkene noch manches zu finden fein werde. In seinem Schlußwort betonte Pro- fessor Dörpfeld noch die Bedeutung, die Leukas in den aiten Zeiten

. hon für den Seeverkehr bei setner Nachbarschaft mit Korfu gehabt

habe. Dukato fet allezeit eine die Schiffer anlockende Quelle geweïen, hier habe au ein Heiligtum des Apoll gestanden. Professor Dörpfeld hâlt die Achäer für die ersten Indogermanen, die na Griechenland ge- kommen sind. Die homerishen Dichtungen feten indogermanische Dichtungen, und da thre Darstellungen erwtesenermaßen mit den arhäologishen Funden übereinstimmen, dürfe, als den noch bestehenden Meinungszwiespalt lösend, gesagt werden, daß einige dieser Jndo- germanen zur homerishen Zeit die alte Kultur beibehalten, andere dagegen die neue, mykenische Kultur angenommen hätten.

scheinen. Die ge- |

Wie ,W. T. B.“ aus London gemeldet wird, erklärte Shackleton einem Vertreter des Reutershen Bureaus, er werde die neue antarktishe Forshungsreise im Jahre 1914 mit zwei Schiffen ausführen. Das erste werde im August von England nach Neuseeland abgehen, das zweite, ein größeres Schiff, zwet Monate später von Südamerika. Beide Fahrzeuge würden Oelfeuerung haben; ihre Bemannung werde die Zahl 30 nicht übersteigen. Der Plan Shaletons 1#st, das Südpolarfestland von der Weddell-See nah der Roß-See, das ist eine Entfernung von 1500 geographischen Vtetlen, zu durchqueren. Die Expedition wird volle Ausrüstung für zwei Jahre mitführen und zwei Schlitten bei sich haben, die durch Aeroplan- propeller mit Ueroplanmotoren gettteben werden. Diese Schlitten werden j? 2000 Pfund mit einer (Keshwindigkeit von 5—6 Meilen ia der Stunde befó dern können. Fecner wird die Expedition einen Aeroplan mit sich führen.

Literatur.

Das Januarheft der von Richard Fleisher herausgegebenen „Deutshen Revue“ (Deutshe Verlagsanstalt). hat toigenden Inhalt: Das NRüstungsfieber; Germain Bapst (Paris): Die ersten Unterhandlungsversuche des Marschalls Bazaine in M2: Dr. Frei- herr v. Jettel: Juousque tandem!; Prof. Dr. C A Ewald, Geb. Ptedizinalrat in Berlia: Das Blut uad seine Hygtene; Demeter A. Sturdza, Königlich rumänisher Mintsterpräsident a D.: Die Ent- wicklung Numäniens unter Köntg Carol vnd der Balkankriea (Fort- seßung); Der politis%e Dilettantismus in Europa; Dr. Yar B. Wein- stein: Wissenschaftlihe Verwegenheiten; General der Infanterie v. Goßler: Krieg und Frieden; Prof. Dr v. d. Borne (Hreólau) : Unser Wissen vom Juanern der Erde; K. Th. Zingeler (Sig- maringen): Briefe des Fürstea Karl Anton von Hohenzollern an seine Gemahlin Josephine, geh. Prinzessin von Baden (Fort- seßung); Konteradmiral z. D. Glazel (Berlin): Die Flottea der Tripelentente; E. Goldstein: Ueber etnige neuere Ergebnisse Der Speftralanalyse; Prof. Dr. Rudolf von Scala: Persönlichkeiten, Volk. kcäste und Staatêmächte im vorigen Jahrhundert; V:ctor Jung, Dozent an der Universität in Wien: Der Gral als Symbcl; Generallandshaftsrat von Auerswald: Freiherr von Stein und Land- hofmeister von Auerswald; Literarishe Berichte; Eingesandte Neuig- eiten des Büchermarktes.

Theater und Musik,

Kammersptele des Deutschen Theaters.

Im Kammerspielhause wurde gestern abermals der Versu ge- macht, Henri Becques Lustspi-l .Die Pariserin“, das man vor zehn Jahren in Berlin kennen lernte, bier einzubürgern. Der Crfolg schien au diesmal nit gerade verbeißuncsvoll. Obwohl diese in Frankreich fast als flassish geltende Ehebruchsfomödie turmboch über den {chwankmäßigen Variationen detselben Ihemas i Laufe der Jahre gefoluat sind, hat sie doch an Bükbnenwir Ginbuße erlitten, weil ihr heute die Spannung und tie fehlen ; die gewissenhafte Charafterzeihnung des G Becque, sein feingesliffener, aber umständlicher Di

als ein zu \{weres Nüstzeug gegenüber der gestellt

g das Lustspiel hier bald wieder vergessen sein. Die im ganzen portre? Darstellung, die ihm gestern unter der Spielleitung j

von Gersdorff zuteil wurde, dürfte daran auch nicht v

fönnen. Die Titelrolle. die in Berlin von Marie _U von den französfishen S{hauspielerinnen Réjane und Deëyrès gesptel worden. ist, war Gertrud Cyfol

keinem treu bleibt als ih selbst

Berührung kommen, zum besten hält,

studie; freilich war aber die Gestalt, di

der männlihen Hauptrollen zeichnete Klotiides am meisten aus; “die Herren darben zwar nichts, traten aber muntere Kamm:erzofe war Fräulein mäßigen Grenzen.

Trianontheater.

vieraktiger

«Anatoles Hochzeit“, ein

Gavault und Georges Berr (deuts von Er

nachtsneuheit des Trianontheaters, batte ibren Erfol

dem aufégezeihneten Spiel der Mitwirkenden

haften Weit des ganz auf Situationsfkomik

danken. Besonders drollig wirkte Hans J

unfreiwillig und noch dazu an seinem i

Schein die Rolle des Liebbhabers der \{önen Serma

Hertha Schönfeld wußte als Germaine das

Zurüceroberung ihres abtrünntig-n Gatten diese

spiel mit Humeor durch{zufübren,

f in die aber aud,

alaubbaft zu

M d DIP s T L n E [osten Hars und XFriß orr Tf c Fra lenioler Helferè- 2er DewanDT-

r - diejes

275 E

B , Und CUCE

Lindemann und i Kapellmeisier

(als Gast) bescäftiat. von Strauß. ¿e ellung i

Im. Königlichen da elbause wird morgen das beitere Volksftück „Der den. In den Hauptrollen wirken die Herren Kraußnec immerer, Eggeling, Böttcher, Vollmer, Vallentin, Stange, Mannttädt und die Damen Abih, Refsel, Arn- städt, Heisler, L egg mit. Am Montag, den 5. Januar findet an Stelle gekündigten Aufführung von „Prinz Friedri von Homburg“ die 100. Aufführung von Gutkows „Uriel Acosta* statt. i zur 5. Dauerbezugsvorstellung „Prinz

( gelten für die Ersaßvorstellung „Uriel Acosta“. te werden auch, jedoch nur bis zum Beginn der Vor- stellung, an der Scbauspielbauskasse zuzüglich des amtlichen Aufgeldes zurückzenommen. Eine spätere Zurücknahme ist au3ges{lofsen.

In der Erstau!fübrung des „Parsifal*“ im Deutschen Opern- bause singt am 1. Januar Melanie Kurt die Kundry, den Titurel Herr Lehmann, den Amfortas Herr Werner Engel, den Guruemanz Herr Blakß, den Klingsor Herr Schüller. Die Blumenmädcken- soli werden von den Damen: Wally von Roemer, Katharina Jüttner, Maria Schneider, Lulu Kaesser, Hertha Stolzenderg, Louise Marck ausgeführt. Eynar Linden und Richard Nübsam stelen den ersten und zweiten Gralsritter dar, die vier singenden Gralsknappen die Damen Dänike und Mareck sowie die Herren Werner und Hoyer. Was die Titelrolle anbelangt, so wird sie abwechselnd von den Herren Goltz, Hansen und Kirchner dargestellt. Am 1. Januar wird sie Herr Han)ea fingen, dem die Sptelplanverhbältnisse ein ungestörtes Studium der Partie und dauernde Proben gewährten, während Herr Kirchner dur andere Aufgaben und fein Gastspiel am Königlichen Opernbause verbindert wurde, die Aufgabe bis zum Jahres][hluß zu bewältigen.

Joseph Giampietro, der ausgezeinete. zuletzt am Metropvol- theater tätige Charakterdarsteller, ist, wie biesige Blôtter melden. estern hier im 47. Lebensjabre plöglid verstorben. Nur um Tanze Zeit hat er Nuscha Buye überledt, die als Direktorin des Neucn Theaters den aus ODesterreih stammenden Künstler vor Jahren nad Berlin berief. Seine bedeutende f{auspielerishe Begabung offenbarte sich am stäftksten, als er päter den Rewhardtbühnen angehörte, Une

AE R Ea n D E eriaufetarten zur