1895 / 58 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 07 Mar 1895 18:00:01 GMT) scan diff

N A Es Ta H G E a & F f J g Ê F Ë É Æ. E * D ú h E f 2 S * f E E 2 i 7 “K 4

Von den übrigen Gruppen von/4- Signalbuchflaben find die 1440 Gruppen Don GQBC bis GWVT g zeihnung der Schiffe der Kriegsmarinen und die leßten 53040 Gruppen von HBCD bis WVTS zur Bezeihnung der Schiffe der Handelsmarinen in der Art bestimmt, daß jedem Kriegs- und beziehungsweise Kauffahrtei - Schiffe eins dieser (1440 +- 53040 =) 54 480 Signale als Unterscheidungs-Signal zuzu- theilen ist. Von den leßtgenannten 53 040 Gruppen sind die Signale von SBCD bis SBDW für die den Kaiserlichen Kolonialverwaltungen in Afrika unterstellten Fahrzeuge be- stimmt, soweit dieje nit zu den Kriegs] baegeugen geÿyören.

Jedem Staat stehen alle Untersheidungs-Signale behufs Vertheilung auf die Schiffe seiner Flagge zur Verfügung. Schiffe von verschiedenen Flaggen führen daher vielfach das- selbe Untersheidungs-Signal, Schiffe unter derselben Flagge niemals. ; l B E

Die Vertheilung der Unterscheidungs-Signale auf die einzelnen Schiffe wird dur die zuständigen Behörden bewirkt. Jedem deutschen Kauffahrteischiffe wird gleih bei der Ein- tragung in das Schiffsregister ein solhes Unterscheidungs- Signal zugetheilt und in seinem Schiffs-Zertifikate vermerkt. So lange das Schiff unter deutscher Flagge fährt, behält es dieses Untersheidungs-Signal auch beim Wechsel seines Heimathshafens oder seiner Registerbehörde bei.

Die nah der systematischen; Reihenfolge der Unter- scheidungs - Signale geordnete Liste ergiebt, welhe Unter- \cheidungs - Signale den einzelnen Schiffen der deutschen Kriegs- und Handels-Marine, sowie den Regierungsfahrzeugen in Afrika beigelegt sind. ;

Für die Schiffe anderer Staaten, welche das Signalbuch ebenfalls angenommen haben, sind ähnliche Listen vorhanden.

Die Art und Weise, wie die Unterscheidungs-Signale zu signalisieren find, ergiebt sich aus dem in dem Signalbuch enthaltenen Abschnitt über „Einrichtung und Gebrauch des Signalbuhs“. Will ein Schiff sich einem anderen Schiff, einer Signalstation u. #. w. zu crkennen geben, so muß es außer seinem Unterscheidungs-Signal stets au seine National- flagge zeigen, da, wie erwähnt, Schiffe verschiedener Flaggen viclfah dasselbe Unterscheidungs-Signal führen. e :

Ein Schiff, welches das Unterscheidungs-Signal eines anderen Schiffs wahrnimmt, kann dessen Namen, Heimaths- hafen, Ladungsfähigkeit und Dampfkraft aus der Liste sofort ersehen. BVesißt es die Liste nicht, so wird es si behufs späterer Feststellung oder Weitermeldung die Nationalität und das Unterscheidungs-Signal zu merken haben. E A

Jährlich erscheinen neue Ausgaben dieser Schiffsliste und im Laufe jedes Jahres drei Nachträge zu derselben.

Der General der Kavallerie von Rosenberg, à la suite des Husaren-Regiments von Zieten (Brandenburgisches) Nr. 3 und Fnspekteur der 2. Kavallerie-Jnspektion, hat Berlin verlassen.

Der am hiesigen Hofe beglaubigte Gesandte der Vereinigten Staaten von Mexiko Manuel Jturbe hat Berlin auf einige eit verlassen. Für die Dauer seiner Abwesenheit fungiert der ste Sekretär der Gesandtschaft Federico Larrainzar als interimistischer Geschäftsträger.

Laut telegraphisher Meldung an das Ober-Kommando der Marine ist S. M. S. „Alexandrine“, Kommandant Kapitän zur See Schmidt, am 5. d. M. in Hongkong ein- etroffen und wird am 15. d. M. die Neise nah Singapore Priseven.

Stettin, 6. März. Jn der heutigen Sißung des Pommerschen Provinzial-Landtags wurde zunächst die Vorlage der Königlihen Staatsregierung über die Er- richtung einer pommérschen Landwirthschaftskammer berathen. Der Berathung wohnte der Geheime Ober- Regierungs-Rath Dr. Thiel als Kommissar des Ministers für Landwirthschaft bei. Es fungierten als Referent Landrath a. D., Landschafts:Direktor von Köller-Ofseken, als Korreferent der Landrath Dr. von Körber aus Bergen a. Rügen. Der Antrag des Referenten und Korreferenten lautet dahin :

1) die Errichtung einer pommershen Landwirthscaftskammer für wünschénswerth zu erklären,

2) die Zustimmung zu den von der Königlichen Staatsregierung vorgelegten „Satzungen“ auszusprechen,

5) die Petitionen

a. des Bundes der Landwirtbe für die Kreise Rügen, Franz- burg, Stralsund vom 15. Oktober 1894,

b. des landwirths{haftlihen Vereins des ‘Kreises Rügen vom

- 12. Dezember 1894,

e. der Abtheilung des Bundes der Landwirthe für den Wabl- kreis Greifewald-Grimmen vom 4. Februar 1895, betreffend die Errichtung von zwei Landwirthschaftskammern,

für erledigt zu erklären. L :

Ueber das Bedürfniß der Errichtung einer Landwirth- shaftskammer erhob sich zunächst keine Diskusfion. Es wurden sodann die Saßungen zur Diskussion gestellt. Zum § 3 stellte der Bürgermeister Kummert - Kolberg einen Antrag auf Ausdehnung der Wählbarkeit im Interesse der städtishen Kreistagsmitglieder, zog denselben aber auf Grund der Erwiderung und Aufklärung des Ministerial- fommifsars zurück. Zum g 9 stellte der Gutsbésizer Birn- baum - Oldendorf einen Abänderungsantrag, wonach der Vorftand aus dem Vorsißzenden und ses Mitgliedern (statt drei Mitgliedern) bestehen soll, von denen je zwei den drei Regierungsbezirken angehören müssen. Der Antrag wurde aber nah [längerer Diskussion zurückgezogen. Die Saßzungen wurden im übrigen ohne weiteren Widcrspruh an- genommen. Die Frage, ob im Falle der Errichtung einer Landwirthschaftskammer überhaupt eine oder zwei Kammern herzustellen seien, wurde bei der Abstimmung mit allen gegen eine Stimme zu Gunsten der ersteren Alternative zum Beschluß erhoben. Schließlih wurde mit großer Majorität der Wunsh der Errichtung einer pommershen Land- wirthschaftskammer zum Beschluß erhoben, und wurden damit die hiervon abweichenden Petitionen aus Neuvorpommern als exledigt erklärt. Die beantragte Bewilligung einer Bei- hilfe von 2000 zum Ausbau der St. Gertrud:Kapelle zu Treptow a. R., eines der Erhaltung würdigen historischen Kunstdenkmals, wurde einstimmig angenommen. Dem Pommerschen Gefängnißverein wurde eine fortlaufende Bei- hilfe ‘von 500 jährlich bewilligt; zur ‘Heraus- gabe eines. Werks „Weizatker“ seitens des Professors Dr. Blasendorff in Stettin wurden 700 # bewilligt. Die

speziellen Projektarbeiten und der Kostenanschlag für den Um- id EpweiterupaWG des Landhauses (Dienstgebäude der Pro- vinzialverwaltung und Vertretung) wurden genehmigt. Zum Bau des evangelischen Vereins- und Gefellenhauses wurde cine Beihilfe von 10000 U bewilligt. Verschiedene Rechnungen wurden dechargiert. Der Éininert hen P E E (Ie lisation der ländlichen M nah dem System Raiffeisen) ist von der Königlichen Seehandlung ein Kredit bis Wi einer Million Mark zu 21/5 Proz. Verzinsung in Aussicht ge- stellt worden, unter der Bedingung, daß der Provinzial- verband die Gärantie übernehme. Es war auf Anregung des Verband- Direktors von mehreren Landtags-Abgeord- neten der Antrag gestellt, denProvinzial-Ausschuß zu ermächtigen, diese Garantie im Namen der Provinz auszusprechen. Nach lebhafter Diskussion wurde mit schr großer Majorität dieser Antrag, jedoch nur mit der Maßgabe, daß die Garantie bis zu 300 000 M ausgesprochen werden dürfe, angenommen.

Posen, 6. März. In der heutigen Sißzung des rovinzial-Landtags wurde über die Einseßung einer Provinzial-gowmission, welche über die S ette der aus Staats- und Provinzialfonds behufs Und er Land- wirthschaft alljährlih außerordentlih zur Verfügung zu stellen- den Summen zu beschließen hat, berathen und der Provinzial- Ausschuß ermächtigt, die Wahlen für diese Kommission, in welcher einem von dem Herrn Ober-Präfidenten zu bestimmen- den Staatsbeamten Siß und Stimme einzuräumen ist, vorzunehmen. Die Wahl ift vorzugsweise auf erprobte Landwirthe, welhe namentlich in Mesliorationssachen praktishe Erfahrung befißen, zu rihten. Den Jnter- essenten an der Regulierung der Bartsch von Adelnau bis Neuschloß, Kreis Militsch, innerhalb der Provinz Posen, wurde die jährliche Tilgung eines zur Ausführung der erforder- lichen Arbeiten bezw. zur Herstellung der Bauwerke bei der Pro- vinzial-Hilfskasse der Provinz Posen mit 1 Proz. Tilgung aufzunehmenden Darlehns bis zur Höhe von 80000 6 sowie dessen Uber 21/2 Proz. hinausgehende Verzinsung zugesichert und der Provinzial-Ausshuß ermächtigt, nah Abschluß der bezüglichen Verhandlungen mit der Königlihen Staats- regierung, der Provinz Schlefien und den Jnterefsenten, diese Beihilfe nah Maßgábe der disponiblen Mittel der Fonds für Landesmeliorationen bis zu einem festgeschten esammibetrage und unter der Vorausseßung einer bestimmten Beitragsleistung seitens der Interessenten für den Morgen des noch festzustellenden Betheiligungsgebiets zu erhöhen. Sodann wurden Etats für das Rechnungsjahr 1895/96- u. f. J. fest: estellt, und zwar: für die Verwaltung der Provinzial- hausseen, für die Unterhaltung der Provinzial-Chaufsjeen, zu Chaussee-Neubauprämien und Wegebau-Beihilfen, für die Provinzial - Jrrenpflege - Anstalt Kosten, die Provinzial: JIrrenanstalten OwinsÈ und Dziekanka, die Provinzial- Taubstummenanstalten Posen, Schneidemühl und Brom- berg, die Blindenanstalt Bromberg, die Hebammen-Lehranstalt Posen, die Gärtner-Lehranstait Koschmin und die landwirth- schaftlihe Wintershule zu Fraustadt und Jnowrazlaw. Schließlich faßte die Versammlung über Beschaffung anderer Räume für die Provinzial-Feuer-Sozietät und über einen Antrag, beireffend ein anderweites Verfahren bei Uebernahme der von den Kreisen neu erbauten Chausseen in die Unter- haltung der Provinz, Beschluß.

Sachsen.

Ihre Durchlauhten der Fürst und die Fürstin zu Schaumburg-Lippe sind vorgestern zum Besuch Jhrer Majestäten des Königs und der Königin in Dresden ein- etroffen. Hochdieselben wurden am Bahnhof von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Friedrich August

empfangen und nah dem Residenzschloß geleitet.

Württemberg.

Die Kammer der Abgeordneten hat gestern mit 64 gegen 18 Stimmen den Absas 4 des Adreßentwurfs ange- nommen, worin eine Er] MIR An eDo e unter Au f- hebung der Vorrechte der Geburt oder des Amtes gefordert wird. Die Vertreter der Ritterschaft und der Prälaten gaben ablehnende Erklärungen ab, während die Vertreter der katholishen Geistlichkeit und der Kanzler der Universität dem

Absaz zustimmten. Hessen.

Der Zweiten Kammer ist ein Gesezentwurf, betreffend die Bildung der Schulvorstände, insbesondere Fesft- seßung der Zahl der in dieselben eintretenden Ober lehrer, fowie ein Gesehentwurf, betreffend die Städteordnung für das Großherzogthum Hessen, zugegangen. Nach dem leßtgenannten Entwurf soll der Art. 13 der Städteordnung vom 13. Zuni dur folgende Bestimmungen erseßt werden: „Stimm- fähig sind: 1) alle in der Gemeinde wohnenden Ortsbürger, 2) alle männlihen Einwohner, welche die deutshe Neichs- angehörigfeit besißen, und welche seit zwei Jahren ihren Unter- Os in der Gemeinde erworben haben, jedoch unter der Vorausseßung, daß sie zur Zeit der Wahl 25 Jahre alt und vom 1. April des dem Rechnungsjahre, in welchem die Wahl stattfindet, vorhergehenden Jahres an in der Gemeinde kommunalsteuerpflihtig find.“

Anhalt.

Jhre Hoheit die Herzogin und Jhre Durchlaucht die Prinzessin Alexandra von Anhalt find, wie der „A. St.-A.“ meldet, ocl Abend von Dessau abgereist, um fich über Paris und Marseille nah San Remo zu be- geben, wo Hochdieselben einen längeren Aufenthalt zu nehmen gedenken. Seine Hoheit der Herzog befindet sih zur

eit noch in Dresden. Dem Vernehmen nah beabsichtigt Seine Hoheit, na Beendigung der Massagekur cbenfalls nah San Remo zu reisen.

Elsaß-Lothringen.

Der Landesausschuß nahm in seiner Sizung vom 5. d. M. die nachstehenden Abtheilungen des Etats in zweiter Lesung nah den Kommissionsbeshlüssen an: 1) Etat der Universität, der geologischen Landesunterjuhung, des meteorolo- gischen Landesdienstes, für Kunst und Wissenschaft, sowie der Universität und Landesbibliothek: 2) Etat des höheren Unter- richtswescns; 3) Etat der Kultusverwaltung ; 4) Etat der Hoch- und Wegebauverwaltung. Bei dem ebenfalls durchberathenen Etat: Allgemeine Einnahmen und Ausgaben der Verwaltung der Finanzen und- Domänen wurde die endgültige Feststellung des Betrags; der aus der Begebung von Renten zur Er- gänzung der Einnahmen -des ordentlichen Etats für - 1895/96

Lehrer ‘an den “und“Einführung*vo

ulen, um Erhöhung- des Gehalts crszulagen, wurde dem Vorschlage der Kommission gemäß zur Tagesordnung übergegangen, mit Rü- sicht darauf, daß die Regierung sich zur möglichst baldigen Einführung des im Prinzip gebilligten Sysiems der Dienst- altersftufen bereit erflärt habe.

Oesterreich-Ungarn.

Der Fürst Lobanow ist_ heute Mittag von Wien nah St. Petersburg abgereist. y E

Im Landwirthshaftsausschuß des österreichischen Abgeordnetenhauses erklärte gestern der Finanz-Minister Dr. von Plener, die vorgeshlagene Enquête über die Zuckerkrisis werde von der Regierung veranstaltet werden. Die sofortige Rückzahlung der über die ge- seßliche Koritingentssumme hinaus geleisteten Zucker- bonifikationen zu erlässen, würde ein schr großes und ungerechtfertigtes Geshenk des Staates an die Zudcker- industrie bedeuten. Der Gedanke, die Regierung solle zwecks Schaffung eines Fonds zur Bestreitung einer derartigen Er- höhung der Bonifikationen die innere Zuckerkonsumsteuer er- hohen, dürfte kaum die Wllimmung des Abgeordneten- hauses finden, weil doch die Konsumenten eine solche aus der Erhöhung der Prämie sih ergebende erhöhte Konsumsteuer tragen müßten. Weder die Regierung, noch das Parlament würde die Verantwortung für eine so bedeutende Preiserhöhung des Zuders für den Konsum übernehmen. Der Minister besprach darauf den Antrag des deutschen Reichstags-Abgeordneten Paasche, betreffend die Erportprämien, und erklärte: im Jnteresse des Wohlbefindens der Bevölkerung, im finanziellen Jnteresse und auch im Juteresse der Zuckerindustrie sei es wünschenswerth, daß cs gelinge, im gegenseitigen Einvernehmen der betheiligten Staaten einen Zustand herbeizuführen, bei dem der Wettlauf bei den Zuckerexportprämien aufhöre. Da- mit seien auch die angesehensten Vertreter der Zukerindustrie einverstanden. Nur durch eine Einschränkung der Nüben- und Zudckerproduktion sei es möglich, größere Kalamitäten der Zucker- industrie zu verhindern, während sonst ein Zusammenbruh der Zuckerindustrie niht nur in Oesterreih, sondern auc in anderen Staaten nicht ausgeschlossen sein würde. Der Minister versicherte \{ließlich, er werde die Enquête nah Möglichkeit unterstüßen und die Beschlüsse mit Sympathie ver- folgen. Der Ausschuß nahm hierauf den Antrag auf Verar- staltung einer Enquête durch die Regierung an und wählte einen Unterausshuß zur Formulierung der für die Enquête in Betracht kommenden Fragen.

Die Blätter melden, die Prager Handelskammer habe beim Handels - Ministerium das Ersuchen eingebracht, eine internationale Enquête, an der Vertreter sämmt- liher rübenbauenden - Länder theilnehmen sollten, an- zuregen. Die Kammer erklärt, eine Abhilfe sei nur dur entsprechende Verringerung der Rübenerzeugung möglich. Die von Deutschland beabsichtigte Erhöhung der Aus- fuhrvergütung könne die Krise uur noch verschärfen : sie würde auh in ODesterreich eine entsprehende Er- höhung zur Folge haben. Gleichzeitig hat der Zenträl- verein für Rohzucckerindustrie eine Eingabe gemacht, worin der im deutschen Reichstag eingebrachte Antrag Paasche auf Erhöhung der Zuckerprämie bckämpft und erklärt wird, die shädlihe Wirkung der vorgeschlagenen Erhöhung sei nur dur die Erhöhung der österreichish-ungarishen Zukerprämien um denselben Betrag auszugleichen.

In dem Prozeß wegen der Vorgänge in Pirano wurden nah einer Meldung aus Triest 13 Angeklagte zu Gefängnißstrafen von einem Monat bis zu 21/4 Jahren . ver- urtheilt; ein Angeklagter wurde freigesprohen. Der Staats- anwalt hob in seiner Rede hervor, daß die meisten. der ‘An- geklagten bereits vorbestraft seien ; sie seien letiglih gedungen gewesen, die eigentlichen Veranlafser aber unbekannt geblieben. Er beantrage, die Angeklagten nicht wegen politischen, sondern wegen gemeinen Verbrechens zu verurtheilen.

Großbritannien und Frland.

Die Admiralität hat die Begründung zu dem Budgetvorshlag für die Flotte für 189596 ver- öffentliht. Die Ausgaben werden auf 18701 000 Pfo. Sterl. veranschlagt, also 1334900 Pfd. Sterl. mehr als 1894/95. Es wird beantragt, den Bau von vier

Kreuzern erster Klasse, vier Kreuzern zweiter Klasse, zwei: Kreuzern dritter Klasse und zwanzig Torpedoboot - Zerstörern'

zu beginnen. Ferner soll die Mole von Gibraltar um 3200 Fuß verlängert und der Hafen von Dover zu einem geshüßten Lesen völlig ausgebaut werden, in Portsmouth follen neue Marine-Kasernen errichtet und der Kohlenvorrath auf Malta vergrößert werden. Die Kosten dieser und anderer bereits in Angriff genommenen Arbeiten sollen durch eine Anleihe auf-

gebracht werden. Fraukreih.

Der Präsident Faure hat dem „W. T. B.“ zufolge be- shlossen, der nähsten Sizung des Ober-Kriegsrathes zu präsidieren. :

Der „Temps“ meldet, die Regierung beabsichtige, falls der deutsche Reichstag die Beibehaltung der Exportprämien für Zucker beschließe, die Zuschlagstaxe auf auslän- dishen Zucker in entsprehendem Maße zu erhöhen und, falls es nothwendig sein sollte, eine Exportprämie für franzöfishen Zucker zu beantragen. Um den Wünschen der Raffinerien und der Hafenorte entgegenzukommen, wolle die Regierung die Quantitäten des einzulassenden ausländischen Kolonialzuckers, ferner die Ursprungsländer und die französi- schen Hafenorte, in denen dieser Zucker zugelassen werde, limitieren. Ì

Die Einnahmen aus den indirekten Abgaben im Monat Februar ergaben ein Minus von 23 Millionen Francs gegenüber den Februar-Einnahmen im Jahre 1894, darunter ein Minus von 18 Millionen in den Zolleinnahmen.

Rußland,

Der Großfürst-Thronfo lger hat fi, wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg meldet, gestern in Batum auf der Bas „Poljarnaia Swesda“ eingeschifft und ift nah Algier abgereist. |

Der frühere Minister Wyshnegradsky is shwexz er- krankt; er ln einen Schlaganfall, der ihn der Sprache und

i gewonnen werden soll, bis zur Beendigung der zweitenEtatslesung

des Gebrauchs der Beine beraubte.

Ueber das Gesuch des Vereins seminoris ¿dicie À iere

E : R

Dein „Diritto“ ‘zufolge hat die Anklägekätimer géstérn “den

von Siolitti erhobenen Kompetenzeinwand in dem auf «rund von Privaiklagen eingeleiteten Prozeß verworfen. Giolitti hat hiergegen Berufung bei dèm Kassationshof eingelegt. 4 A Spanien. Das Befinden der Königin-Negentin hatte fih, wie . T. B.“ aus Madrid erfährt, gestern gebc}ert.

. Der Marshall Martinez Campos hatte gestern mit Sem Kriegsminister Lopez Domjinguez eine Besprechung über Cuda, darauf statteten beidé der Königin-NRegentin einen Besuch ab. Wie cs heißt, wird Martinez Campos als Gouverneur nah Cuba géhen.

In der Kammer legte der Minister für Kolonien Abarzuza einen Geseßentwurf vor, worin ein unbeschränkter Kredit für die Erfordernisse des Feldzu gs auf Cuba verlangt wird.

Schweiz.

Die Kommission des Nationalraths für die Vorlage, betreffend Reorganisation des Bundesraths, hat, wie der „Bund“ berichtet, ihre Berathung vorgestern geschlossen. Sie stimmte materiell den ersten beiden vom Ständerath be- shloffenen - Forderungen bei, welhe die Geschäftsentlastung des Bundesraths, die geseßli he Regelung des Verfahrens in Adminiftrativstreitigkeiten und die Einführung einer um- fassenderen Kontrole des eidgenössishen Staatshaushalts be- zwecken. Ferner beshloß sie auch die Revision des Bundes- besch{ufscs vom 21. August 1878 über die Organisation und den Geschäftsgang des Bundesraths, während der Ständerath es äbgelehnt haite, in diese Revision -cinzutreten.

Türkei. Der Sultan empfing gestern den neuernannten Gou- verneur von Kreta Karatheodory Pascha.

Bulgarien.

Anläßlich des 25. Jahrestags des Erlasses des Fermans, betrefFend- die bulgarische Kirche, richtete der bulgarische Exar Joseph an alle ihm unterstehenden geistlichen Behörden gin Rundschreiben, das an die große nationale Ungeduld erinnert, mit der dieser Aft erwartet worden sci, und die feierliche Begehung dieses Jahrestaçs anordnet. Die Bulgarcn müßten, heißt es in dem Rundschreiben, im Hinblick auf die volle Durchführung des Fermat:s dem Sultan Trecue und Ergebcnheit bewahren.

- Amerika.

Aus Havanna is in Madrid die Nachricht eingegangen, daz ein Haufe von 200 Aufständischen bei Cienfuegos ge[chlagen worden sei; andere Banden seien gleichfalls zer- ireut worden.

Asien.

Der Mikado hat einer in Washington eingetroffenen Meldung zufolge den neuen Vertrag mit den Vereinigten Staaten ratifiziert.

Das „Reuter'he Bureau“ meldet aus Shanghai, die Japaner hätten am Montag Abend nah heißem Kawpf

FXiutschuang genommen. Wie die dortigen Blätter meldeten, hâtten die dritte und fünfte japanishe Division am Montag früh die Eingeborenenstadt von Niutshuang von Norden her Rega Zahlreiche Chinesen seien in der Richtung auf den ertragshafen Yinkow geflohen. Die Chinesen hätten die Häuser und Straßen von Niutshüáäng besezt gehalten und seinen erst nach hartnädckigem Widerstande nah und nach daraus vertrieben worden. Um 11 Uhr Abends seien die Chinesen vollständig überwältigt gewesen. Sie hätten 1880 Todte und Verwundete, 600 Ge- angene, 18 Geshüße und eine Menge Munition verloren. Die Verluste der Japaner beliefen sich auf 200 Todte und Verwundete.

Afrika. __ Der „Fanfulla“ meldet, am 25. Januar sei in Harrar eine von dem Ingenieur Chefueux geführte, aus Obok commende französishe Mission eingetroffen. Die Misfion

Habe aus einer Karawane bestanden, die auf mehreren Hundert

Kameelen Grasgewehre mit entsprcchender Munition, 50000. Patronen für Vetterligewehre, sowie 10000 Kanonen- ladungen transportiere. Die Mission solle ferner 6000 in Paris geprägte Thaler mit dem Bilde Menelik's undder Ueberschrift „Kaiser von Abessinien“ mit si geführt haben; auch zeige die Lazar isten-Mission, die den postalischen Dienft zwischen Havrkär und Gibuti versehe, lebhaftes Interesse für die Mission- Chefueurx.

Der „Agence Havas“ wird aus Sansibar gemeldet: Nachrichten aus Tamatave zufolge habe die Land - Batterie am 20. und 21. Februar die Stellungen der Hovas beschossen. Das Feuer sei niht erwidert worden. Der Gesundheits- zustand“ der Truppen sei ziemlih befriedigend. Die. Kanonen- doote, ‘welche die Bucht von Majunga durforshten, bemerkten wenig von den Hovas.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die gestrigen Sigungen des Reichstags und des Hauses der Abgeordneten bc- a fich in der Ersten Beilage.

In der heutigen(54.) Sizung des Reichstags, welcher der Staatssekretär, Staats-Minister Dr. von Boetticher, der Staatssekretär Dr. Graf von Posadowsky und der Kriegs-

nister Bronsart pon S chellendorff beiwohnten, wurde Je jeite Berathung'‘des Etats für die Verwaltung des

eis heeres fortgeseht, Die Budgetkommission beantragte,

è in der vorgestrigen Sißung an die Kommission zurückver- Wiesene Forderung für die Kommandantenstelle in

tona zu bewilligen.

„Ter Kriegs-Minister Br onsart von Schellendorff nahm zunächst Gelegenbeit, feine vorgestrige Bemerkung, füc 7000 A führe er féinen Schlag gegen das Budgetreht des Reichstags, da müsse es li {ou um eine größere Summe handeln, g°-gen die mißverstäntliche das ul als würde er für sol eine größere Summe bereit sein,

Búdgetreht ‘des Reichstags anzutasten, zu verwahren.

( ‘Referent der Budgetkommission, Abg. Dr. Schädler (Zentr), führte aus, die etatsrehtlihe Seite der Angelegenheit sei sers die Erklärungen des Kriegs-Ministers und des Rei s:Schatz-

retärs vôllig befriedigend klargestellt. Was die materielle Seite be- reffe, so sei gestern in der Budgetkommission die Nothwendigkeit der

weiteren Beseßung der Stelle, namentli im Hinblick auf den Mobil- 1

macungsfall, nachgewiesen worden. Die Budgetkömmission beantrage daher die illigung der Forderung. _ E N

Abg. von Maffow Gran erklärte namens feiner politischen Freunde, daß jedes Bedenken gegen die Neubeseßzung der Stelle ge- fallen fei; sie würden für die Bewilligung stimmen. Die Aeußerung des Kriegs-Ministers habe seine Partei von vornherein als cine nur sherzbafte Wendung aufgefaßt.

Der Abg. Dr. Pahnicke (fr. Vag.) erkannte nit an, daß eine Veränderung dcr Stellung-der Kommisfion zur Frage der Bewroilligurig gerechtfertigt fei. Die Ausgabe sei etat8widrig erfolgt.

In gleidem Sinne sprachen sih der Abg. Ribter (fr. Volksp.) und der Abg. Bebel (Soz.) aus.

__ Abg. von Kardorff (Rp.) itellte fest, daß die Kommission mit fehr großer Mehrheit die vom Kriegs-Minister für die Bewilligung geltend gemahten Gründe anerkannt kabe.

Aba. Dr. Lieber (Zentr.) wies darauf bin, daß die Kommission zu

ibrem früheren Vorschlage lediglich auf Grund der etatsrectlihen

Tina der Frage gelangt sei; erst bei der erneuten Berathung abe sie die materielle Seite ter Sache in Erwägung gezogen.

: Es Haus beschloß mit großer Mehrheit, die Position zu ewilligen.

(Schluß des Blaites.)

In der beutigen (37.) Sißung des Hauses der Abgeordneten, welher der Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Berlepsch beiwohnte, wurde die zweite Berathung des Etats der Handels- und Gewerbe- verwaltung beim Kapitel des gewerblichen Unterricht s- “wesens fortgeseßt.

Abg. von Scchenckendorff (nl.): Wenn wir auch anerkennen, daß auf dem Gebiet des gewerblichen Unterrihtswesens8 troß \{wieriger finanzieller Verhältnisse mannigfache Fortschritte gemaht worden find, so muß andererseits festgestellt werden, taß die Fürsorge der Regierung nit entfernt dem Bedürfniß genügt und lange nit an das beranreit, was andere deutsche Staaten für diese Zwecke thun. So giebt z. B. Baden für das gewerblihe Unterrichtêwesen 47 4 pro Kopf der Be- vöôlferung aus, Preufén nur 8 K. Unsere speziellen Wünsche rihten sih auf Errichtung von Schulen für Werkmeister und mittlere Tech- nifer, auf weit-re Auébiltung der städtisden Fah- und der Bau- gewerks{ulen fowie auf die Verbesserung der Anstellungs- verhältnisse der Lehrer an den FachsMhulen. Auf diesen Ge- bieten zeigt \sich noch manche flaffende Lücke, der die Re- gierung ihre Aufmerksamkeit zuwenden muß. Allerdings wäre es wünschenswerth, daß dabei nicht von Fall zu Fall, sondern planmäßig vorgegangen würde, und um Vorlegung eines Organisations» plans haben wir {on wiederholt gebeten. Die Entscheidung von Fall zu Fall ist nicht zweckmäßig, weil dabei immer derjenige den größten Erfolg hat, der sih am meisten vordrängt. Den Gemeinden größere Beiträge für die Fahschulen zuzumuthen, würde ih nit empfeblen, da für derartige Zwecke in den städtishen Etats feine weiteren Aufwendungen gemacht werden können und der Staat ja doch auch das Hauptinteresse an den Schulen hat.

Wirklicher Geheimer Ober-Regierungs-Rath Lüders erwidert, daß in den legten Jahren für die Förderung des gewerblichen Unter- tihts in genügendem Maße gesorgt worden sei. Im Laufe des Jahres werde eine Denkschrift über das gewerbliche Unterrichtswesen tem Hause ugestellt werden. Besondere Aufmerksamkeit werde den Baugewerkschulen und WebesGulen zugewendet.

Abg. Bachmann (ul.) wünscht Aufbesserung der Gehälter der Lehrer an den Navigationssculen; es sei an und für si {on s{wer, geeignete und tüchtige Lehrer zu bekommen.

Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Berlep\ch bedauert, feine andere Antwort geben zu können, als fie im vorigen Jahre der Vertreter des Finanz-Minifters gegeben babe. Man könne nit eine Beamtenkategorie berausnehmen, es fei denn, daß außer- gewöhnliche Verhältnisse vorlägen. Auch in der Budgetkommission habe man dn diesem Grundsatz ftets festgehalten.

Abg. Ehlers (fr. Vz.): Man sei heute zu sehr geneigt, bei allen mögliden Schinerzen an die Staatshilfe zu appellieren. Der Staat möge noch so viel Geld in das gewerbliche Unterrichtêtbrsen ftecken, es werde nichts nügen, fo lange nit die Meister selbst von der Wichtigkeit desselben uübérzeugt seien und ihre Lebrlinge zum Besuch der Schulen anhielten. Für die Navigationsfchullehrer müsse etwas gethan werden. Wenn ein Unfall auf der See gesche, fei das ganze Volk in lebhafter Erreguna. Die Fraçe aker, wie unsere Schiffer ‘am besten aus- gebildet würden, beurtfeile man einzig vem Standpunkt der Finanz- lage. Der Minister möge sih bei dem ablehnenden Bescheid des Finanz-Ministers nicht beruhigen.

Abg. Dr. Beumer (nl.): Ich schließe mich den Wünschen des Vorredners vollständig an. Äber auch die Baugewerkshulen möchte ih der Fürsorge des Ministeïs empfehlen. Es ist zu erwägen, ob sih richt eine Trennung in mittlere und niedere Baugewerks{hulen als geboten zeige. Vor allem aber ift es nothwendig, einen umfassenden einheitlihen Organifationéplan für den gewerblihen Unterricht aufs zustellen. Für dringend ncthwendig erachte ih es auch, daß die Auf- iht und Inspektion unserer Fachschulen durch Fachmänner und nicht dur Regierungébeamte erfolae. Einen weiteren Wunsch möchte ic dahin äußern, daß du:ch die Errichtung von Fahschulen für Mädchen die Ermerbsfähigkeit der Frauen erweitert werde. Es würde das freilih nur mit staatlicher Ünterstüßung möglich sein, aber das darauf verwandte Geld würde ficher produftiv- angelegt fein.

(Schluß des Blattes.)

DemHerrenhause ist der Entwurf eines Gesetzes, betreffend das Grundbuhwesen und die Zwangsvollstreckung in das unkeweglihe Vermögen in den der Grundbuchordnung vom 9. Mai 1872 bisher niht unterworfenen Theilen der Provinz Hessen-Nassau, zugegangen.

Die nächste Sitzung des Herrenhauses ift auf Donners- tag, 14. März, anberaumt worden.

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Nr. 10 der „Veröffentlihungen des Kaiserlichen Ge- sundheitsamts*“ vom 6. März hat folgenden Inhalt: Persfonal!- Nawhrichten. Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten (Cholera u. \. w.). Sterbefälle im Januar. Zeitweilige Maß- regeln gegen Cholera x. Deégl. gegen Gelbfieber. Geseßgebung u. st. w. (Preußen. Berlin). Gesundheitslehre in den Gemeinde- \{ulen. (Charlottcnburg). Kuhmil. (Schlesien). Schweine- fleisch. (Hessen). Amerikanishe Aepfelshnitte. (Schweiz. Kanton Luzern). Bierpressionen. (Rußland). Arzneimittel. Gang der Thierseuhen im Deutschen Reich, s Rinderpest und sibirische Pest in Rußland, 3. Vierteljahr. Zeitweilige Maßregeln egen Thierseuchen. (Preußen). Rechtspréhung. (Reichsgericht). Fabriä_ igkeit einer Hebamme bei Augenentzündung eines Neuge- orenen. Verhandlungen von geseßgebenden Körperschaften. Deutsches Reich). Berufs- und Gewerbezählung. (Preußen). taatshaushalts-Etat 1895/96. (Schluß). Vermischtes. (Baden. OVefterreih). Geheimmittel. (Türkei). Pilgerfahrten. Monatétabelle über die Sterbefälle in deutshen Orten mit 15 000 und mehr Einwohnern, Januar. Desgl. in größeren Orten des Auslándes. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutshen Orten mit 40000 und mebr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes Erkrankungen in Krankenhäusern deutsher Groß- tädte. Desgl. in deutschen Stadt- und Landbezirken. Witterung.

G dheitswef , ie rfraufhe it und : e rruitigs j 4 En E e E aaa

Cholera.

Oesterreih-Ungarn. In Galizien sind, wie das «Desk. San.-W.* berichtet, neue Fälle von Cholera nit festgestellt worden. Im ganzen wurden daselbst in der Zeit vom 7. April 1894 bis 17. Fe- bruar 1895 in 758 Gemeinden 15 318 Erkrankungen und §8393 Tode3- fâlle amtlih angezeigt. G

Nußland. Vom 26. Januar bis 9. Februar wurden den Medizinal-Departement folyende Cholerafälle angezeigt : In Radom sind vom 20./1. bis 26./1. erfranft 0, gestorben 1 Person; Suwalki vom 20./1. bis 26/1. 5 bezw. 3; Kowno vom 20./1. „bis QL/E. 1 bezw. 1; Kurland vom 13./1. bis 26./1. 6 bezw. 2: Wolhynien vom 13./1. bis 26./1. 25 bezw. 12; Podolien vom 20./1. bis T. 105 bezw. 45; Taurien vom 13./1. bis 26./1. 0 bezw. 1; Kursk von 13./1. bis 19./1. 1 bezw. 0.

Arte In Konstantinopel ist scheinbar eine Abnahme der Seucbe erfolgt. Vom 11. bis 14. Februar wurden 56 Erkrankungen (25 Todesfälle), bom 15. bis 19. Februar dagegen nur 19 (13) feft- gestellt. In Adalia zählte man vom 4. bis 18. Februar 17

(11) Fälle. Gelbfieber.

_ Die Zakl der Todesfälle belief sih, dem „Abstr. of sanit. rep.“ zufolge. in Havana vom 18. bis 24. Januar auf 2, vom 25. Januar bis 7. Februar auf 5 bei annähernd 14 Neuerkrankunyen, in San Salpador vom 25. Dezember bis 15. Januar--auf 5, in Vera Cruz vom 18. bis 24. Januar auf 1, in Curaçao vom 20. bis 26. Januar auf 2, in Rio de Janeiro und in Santos vour 30. Dezember bis 5. Januar auf je 3.

Influen'za.

Die Zaßl der Todesfälle an Influenza is in Berlin von 5 in der Vorwcche auf 26 gestiegen (Todesfälle an afuten Erfranfungen der Athmungsorgane 83 gegen 41 in der Vorwoche, Gesammt- sterblichkeit 17,1 gegen 14,9 9/00). Eine noch höhere Zabl von Todes- fällen, näâmlih 34 gegen 18, wurde in Hamburg erreicht (desgl. 85 gegen 41, und 245 gegen 21,0% o. Ferner kamen zur standesamt- lichen Meldung 10 Todesfälle in Breslau (40 gegen 27, 29,7 gegen 29,3 90), 7 in Nürnberg, je 4 in Altona und Köln, 3 in Frank- furt a. M., je 2 in Bremer und Halle und vereinzelte Fälle in 8 wei- teren deut|chen Orten. An Erkrankungen sind in Hamburg 1485 (Vorwoche 1193), in Nürnberg sogar 1691 (gegen 252) gemeldet worden, ferner aus dem Berliner St. Hedwigs-Krankenhause 36 (15), und aus den Krankenbäusern zu Frankfurt a. M. 7 und Münten 74. Unter den Städten des Auslandes wies London mit 111 Todesfällen (gegen 24 in der Vorwoche bei 415 Todesfällen an akuten Er- kranfungen der Athmungsorgane inêgesammt gegen 285) die größte Zunabme der Sterblichkeit an Jufluenza auf. Jn Paris stieg die Zahl diefer Todesfälle nur von 44 auf 47, in New-York fand fogar eine Abnahme von 71 auf 60 statt. Sodann sind 36 Erkrankungen an Influenza, welche aus Stcckholm mitgetheilt sind (Vorwcche 24), und 163 aus Kopenhagen (115) bei je 1 Todesfall hervorzuheben.

__St. Petersburg, 6. Mirz. Da die Jnfluenza-Epidemie in St. Petersburg einen unerwartet großen Umfang angenommen hat, befchloß die s{leunigst zusammenberufene stäotishe Sanitäts- kommission, jedem Munizipalarzt einen Arzt als provisorischen Ge- hilfen beizuordnen, um den gegenwärtigen Anforderungen zu genügen.

Verkehrs-Anstalten.

Das Königliche Eisenbahn-Betriebsamt tbeilt mit, daß ‘der auf der Strecke Jüterbog— Berlin verkehrende Personenzug 45, welcher z. Z. 7 Uhr 35 Miu. Vorm. in Südende-Lankwihz ein- trifft und daselbst zum Einsteigen von Schulkindern hält, vom 1. Mai d. I. ab auf dieser Station niht mehr halten wird.

Ueber Verkehrsstörungen, die durch die Witterungs- verhältnisse verursaht sind, bezw. deren Beseitigung, liegen heute folgende Wolff’she Meldungen vor :

Danzig, 6. März. Die Strecke Hohenstein—Berent ift wiedèr frei.

Bromberg, 6. März. Infolge von Schneeverwehungen ift der Personen- und Güterverkehr auf den nahftehenden Strecken unterbrochen : Nebenbabnstrede Nakel Gnesen zwischen Janowitz Elsenau seit 4. d. M., 8Uhr Morgens und zwischen Zehau— Hohenau seit 4. d. M., 6 Uhr Abends. Nebenbahnstrecke Garnsee— Les sen seit 4. d. M,, 12 Uhr Mittags. Nebenbahnstree Rogasen—Inowrazlaw zwischen Elsenau—Podobowitz seit 4. d. M,, 8 Uhr Moyvrgens. Neben- babustrede Nakel —Koniß seit 4. d. M., 11 Uhr Abends. Nebenbahnftree Marienburg—Maldeuten zwischen Chriftburg— Marienburg seit 4. d. M., 11 Uhr Abends. Nebenbahnfstrecke P uta seit 4. d. M., 7 Uhr Abends. Nebenbahn- trede Jablonowo—Strasburg seit 4. d. M. Abends. Nebenbahnstrecke Mohrungen—Wormditt seit 5. d. M,, 2 Uhr Nachmittags.

. Wien, 7. März. Aus Nieder-Oesterreih, mehreren Küsten- ländern, dem ungarischen Litorale, vielen Gegenden Ungarns und Kroatiens werden bedeutende Schneev erwehungen gemeldet. Ftlume, Agram und Abba zia sind vom Verkehr mit der Außen- welt völlig abgeschnitten; infolge Mangels an Lebenêmitteln ist große Theuerung eingetreten.

Theater und Mufik,

t Konzerte.

ie Sängerin Fräulein Helene Schröder (hoher Soprau), welche sih schon öôftec hier hören ließ, und Herr Fritz S (Violine), der hier zum ersten Mal erschien, gaben gestern gemeinsam im Saal Bechstein ein Konzert, welches leßterer mit einer etwas veralteten Sonate von F. W. Rust (1739) eröffnete. Außerdem spielte er noch die Spodr'sche Gesangsscene und kleinere Stücke von Wagner-Wilhelrhj, Sauret und Wieniawski, in welchen er eine belebte Vortragsweise erkennen ließ, die jedo leider durch Mangel an Sauberkeit des Spiels ‘mehrfach beeinträchtigt wurde. Die Sängerin besißt eine Hangvolle und umfangreiche Stimme, reine Intonation und deutliche Ausfprache; nur mat ihr Vortrag den Eindruck dcs Angelernten und Unfreien, wie dies in Liedern von Brahms, Schubert, Massenet, Raff und anderen zu bemerken war. Die begabte Künstlerin bedarf mithin noch fortgeseßter Studien. Beiden Vortragenden wurde aufmunternder Beifall zu theil.

An demselben Abend fand im Konzertsaal des Klubhauses (Potsdamerstraße I) ein Konzert des hier noch unbekannten Bari- tonisten Tit us Siemsen und der als tüchtige Pianistin vortbeil- baft bekannten _Eugenie Reinhold statt. Die fräftige Stimme des Sängers leidet an einer etwas rauhen Art des Tonanfaßes, und sein Vortrag entbehrt des Neizes der feineren Schattierungsweise. Er sang Lieder von Schubert,

Jensen, Schumann und anderen. Die Pianistin besitzt eine weit

entwickelte Technik und lebendige Vortragsweise, die nur mitunter den Eindruck zu großer Unrube malt. Reicher Beifall folgte befonders

der FE-molit-Sonate von Beethoven wie den Stücken von Schumann,

Chopiæ und Liszt.

Im Königlihen Opernhause wird morgen „Hänsel und Gretel“ (Fräulein Rothauser, Fräulein Dietrich, Frau Goetze, Herr fiatt) unter Kapellmeister Weingartner's Leitung gegeben. Hierauf olgt das Ballet: „Die Puvpenfee“ (Damen dell’Era, Urbanska,

Delclifeur, Stoßmeister, Kierschner).