1895 / 58 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 07 Mar 1895 18:00:01 GMT) scan diff

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E E E

E S E Sr ibe Ü gi nr U A G r e N Get a E, A A

zniglihen Shauspielhause geht morgen Goethe's an ait “Pr da Beseßung in Scene: - Graf Egmont: E Matkowsky, Oranien: Herr Ludwig, Alba : err enn e, Glärhen: Fräulein U eN R E: fion E ai : ert urschian, acchiavell : L : ors wien a at Secter, Vansen: Herr Kahle. Die Musik von ._ va Beethoven wird unter Mitwirkung der R Kapelle und Leitung des Kapellmeisters Sucher zu Gehör gebracht. i Friedrih Haase wird am Schluß der nähsten Woche im Lessing- Theater ein auf sieben Abende berehnetes Gastspiel beginnen. Das rfe Dke leßte Philharmonijche Konzert, den 18. d. M., für welches sich der Philharmonische Chor (Direktor S. Ochs) wieder zur Verfügung gestellt hat, bringt außer Beethoven's 1X. Symphonie in seinem ersten Theil Fragmente aus Rich. U Oper „Guntram“, welhe in Weimar mit außerordentlichem Erfolg aufgeführt wurde, und in München zur Aufführung angenommen ist. Diese Fragmente umfassen vier Stücke und zwar die „Frieden8erzäh- lung“ aus dem I. Akt, die Shlußscene aus dem leßten Akt (beide vom Hofopernsänger Zellec [Tenor] gesungen) und die Vorspiele zum I. und I1. Akt. : vielseitigen Wunsch veranstaltet Kapellmeister Meyder morgen im g, N L Van ase den dritten „historischen Wagner-Abend“. Das Programm dieses Abends wird die Sonate in B-dur in vier Sägen, óp. 1, die Balletmusik aus „Rienzi“, die Venusbergscene aus S ennbälee*: den Huldigungsmarsch, das Vorspiel zum Bühnenweih- Festspiel „Parsifal“, Stücke aus den Musikdramen „Die Walküre und „Götterdämmerung“ u. s. w. enthalten.

Mannigfaltiges.

uf das am vorigen Freitag bei dem Kommers der Berliner Studen Lui haft qu S fhres des achtzigsten Geburtstags des úrsten Bismarck an Seine Majestät den Kaiser und 3nig entsandte Huldigungs-Telegramm ist, wie die „N. A. Ztg. mittheilt, dem dine der Hochschulen folgende Antwort aus eheimen Zivilkabinet zugegangen: / dem Sie Sit der Kaiser und König habea den Huldigungs- ruß der zur Vorfeier des achtzigsten Geburtstages des Altreihs- anzlers Fürsten von Bismarck vereint gewesenen Studirenden der Berliner Hochschulen gern entgegengenommen. und Allerhöchstsih über den s{önen und würdigen Verlauf der Feier, welche von der be- geisterten Dankbarkeit und warmen Pietät der akademischen Jugend gegen den großen Kanzler ein glänzendes Zeugniß ablegt, herzlich ge- freut. Allerhöhstem Auftrage zufolge seße ih den Festaus\huß hier- von ergebenst in Kenntniß. Der Geheime Kabineté-Rath, Wirkliche

Geheime Rath von Lucanus.“

Der Gesammtverband deutsher Verpflegungs- stationen trat vorgestern im Herrenhause unter dem Vorfi des Ober- Präsidenten von Westfalen, Wirklichen Geheimen Raths Studt, zur dritten ordentlichen Versammlung zusammen. Für den Minister des Snnern von Köller wohnte der Geheime Regierungs-Rath von Trott zu Solz, für den Ober-Präsidenten der Provinz Brandenburg der Assessor von Günther, für den Ober - Präsidenten der Pro- vinz Pommern Herr von Knobelsdorf ten Verhandlungen bei. Auvch der Ehren - Präfident des Verbandes, Staats- Minister Graf zu Eulenburg, war erschienen. Vertreten waren alle Theile der preußishen Monarchie sowie Baden, Bayern, Hessen, die Thüringischen Staaten, Mecktlenburg u. |. w. Der Vorsigende eröffnete die Verhandlungen mit dem Hinweis auf die bedauerliche That- sache, daß die Verhältnisse der Verpflegungsstationen, über die schon im vorigen Jahre geklagt werden mußte, fich „nicht gebessert, sondern noch erheblih vershlechtert haben. Land- rath Bechaus - Hofgeismar s\vrah sodann speziell zur Frage der gesetßlihen Regelung des Stationewe/sens. Er verwies nochmals auf die drohende Auflösung vieler Stationen und bezeichnete es als einen bedenflihen fozialen Rükschritt, wenn armer, , ohne eigene Schuld arbeitslos gewordenen und Arbeit suchenden Wanderern nicht mehr wie bisher in den Verpflegungéftationen Obdach und Ver- vflegung gegen Arbeit gewährt werden fönne. Der Referent hielt

-

es daher für dringend nothwendig, daß die Königlich preußische S ladtbecgiceung noch vor luß des diesjährigen Etatsjahres die - bestimmte Erklärung abgebe, daß sie bereit sei, dem Landtag über die geseßliche Regelung des Stationêwesens eine Vorlage zu machen. Der Referent beantragte, daß die Ver- sammlung die preußishe Staatsregierung bitte, dem Vorstand des Gesammtverbands eine dahin gehende Zusage ertheilen zu wollen. Zugleih wünschte der Referent den Vorstand beauftragt zu sehen, erforderlichenfalls nod weitere, zur Beschleunigung der geseßlichen Regelung des Stationswesens dienende Schritte zu unternehmen. Gekebnee Regierungs-Rath von Massow theilte mit, daß im preußishen Staat die Zahl der Stationen in dem Zeitraum von 1890 bis 1893 von 928 auf 797 zurügegangen und daß inzwischen beschloffen ist, noch 98 Stationen zu schließen. Obgleich im leßten Jahre die Ausgaben des Verbandes auf F herabgegangen find, hat man doch niht alle Ausgaben decken Tônnen. raf von Wintingerode - Merseburg wies darauf hin, daß die Sache aufs innigste in Verbindung stehe mit der Frage der Organi- fation des Arbeitsnahweises und der Beschränkung der Frei- zügigkeit. Man müsse brechen mit der Anschauung, als ob die Freizügigkeit ein Grundrecht sei, das absolut gelten müsse, ohne jede Einschränkung. Im Namen des Ministers des Innern von Köller gab der Geheime Regierungs-Rath von Trott zu Solz die Erklärurg ab, Ds es bis jeßt noch nicht möglich gewesen sei, im Hinweis auf den Beschluß des Landtags tine bestimmte Antwort über die Stellung der Staatsregierung zur Sache zu geben, weil derartige Vorlagen zunächst im Staats-Ministerium berathen werden müssen, ehe sie Seiner Majestät dem König und dem Landtag vorgelegt werden können. Im weiteren Verlauf der Debatte nahm auch der Staats-Minister Graf zu Eulenburg das Wort, um der Hoffnung auf eine baldige gefeßlihe Regelung der Sache Ausdruck zu geben. Die Versammlung genehmigte endlich einen Antrag, der si mit den Ausführungen des Referenten deckte. Die Ver- handlungen über diefe Sache follen dem Landtag überreiht werden. Dem orstand des Gesammtverbandes deutscher Verpflegungs8- stationen wurde sodann noch anheimgestellt, den von Bat en aus gegebenen Anregungen auf Einführung eines einheitlien Stationsregisters nah weiterer Erwägung Folge zu geben. Die Nersammlung beschäftigte sih ferner noch mit der Frage der Stellung der Asyle für Obdachlose den Verpflegungsstationen gegen- über. Der Referent Köhn-Hamburg wünschte - die Ümgestaltung der Asyle in Verpflegungsanstalten unter Empfehlung gewisser Beschrän- fungen der Freizügigkeit und der Aufenthaltsfrist der zugewanderten Arbeitslosen. Vor allem müsse man auch in den Afylen die Arbeits- pfliht einführen. Die Versammlung erklärte sih ohne befondere Abstimmung mit den Anschauungen des Referenten einverstanden. Zum Schluß wurde noch angeregt, decn Betrieb einzelner Stationen îm Sommer einzustellen, oder wenigstens zu beschränken, beispielsweise durch Auss{luß von Landarkeitern, Bauhandwerkern u. dgl. Es wurden dagegen mancherlei Bedenken geltend gemacht, vor allem aber betont, daß ein Aus\{luß nur dann erfolgen dürfte, wenn man dem Wanternden Arbeit anbieten könne. Um 43 Uhr wurde die Sißung vom Ober-Präsidenten Studt mit Dankesworten für den Staats- Minister Grafen zu Eulenburg geschlossen.

Das am 23. v. M. im neuen Reichstagsgebäude ver- anstaltete Festkonzert hat einen erfreulich reichen Gras geliefert. Es sind im ganzen 25 293 4 50 eingenommen worden. Da die Un»? kosten nur 476 M betragen, so beziffert sich der Reinertrag auf 24 817,50 « Das für das Konzert gebildete Comité hat beschlossen, diese Summe zu gleichen Theilen den Hinterbliebenen der mit dem Dampfer „Elbe“ Verunglückten und der in den vorjährigen Dezember- stürmen untergegangenen deutschen Hochseefischer zuzuführen.

Die als Wohlthätigkeitsfest veranstaltete „deutsch-afrikanishe Messe“ im alten Reichstagsgebäude, welche geltern begonnen hat und heute Abend fortgeseßt wind, hatte gestern bereits in früher Abend- stunde eine ungewöhnlich große Anzahl von Besuchern angelont und nabm an diesem Abend einen glänzenden Verlauf. Im Foyer boten Damen aus

den höheren Ständen die verschiedensten Begensiinee [n während in den Nebenräumen Büffets waren. Die Seiten i mit Waffen der Eingeborenen Afrikas, mit Schädeln, Gehbörnen u-f. w. der dottigen Thierwelt sowie mit Gemälden, welche afrikanische Gegen- den zeigen, reih ges{müdckt, und durch dieselben . gelangte man zu den besonderen Unterhaltungen der Messe, die gegen ein spezielles Eintrittsgeld von 50 A -dem Besucheè geöffnet waren. Die Promenaden-Konzertmusik wurde gestern vom Musikfkorps des Garde-Füsilier-Regiments und wird heute von der Kapelle des 9. Garde-Regiments zu Fuß ausgeführt. Ganz besonderes Interesse erregte das gestrige Künstlerkonzert, welches gegen 9 Uhr ‘im ehe- maligen Bundesrath-Saal seinen Anfang nahm.

in einem Seitenflügel des hiesigen Theatergebäudes ein Brand, dur) welchen die Garderobe vernichtet wurde. Das Feuer wurde jedoch schnell gelös{cht. Jm Zuschauerraum entstand Unruhe, weshalb die Vorstellung unterbrochen wurde. Die Besucher verließen hierauf das Theater in voller Ruhe. ¿i

Budapest, 6. März. Der Damm des Morawicza- Kanals bei Margita wurde von frevlerisher Hand durch-

stochen, wodurch Margita theilweise über schwemmt wurde. An-

vielen Stellen des Temesflusses ist die Lage gefahrdroßend und werden Katastrophen befürhtet. An mehreren Orten kam es, dem „W. T. B.

zufolge, zu bedrohlihen Zusammenstößen, weil sih die Bevölkerung an den Rettungsarbeiten nicht betheiligen wollte; es find daher Militär- Abtheilungen zur Ausführung dieser Arbeiten abgegangen. Aus vielen Gegenden Ungarns wird Hochwasser gemeld.t. Ueberall werden Vorsihtsmaßregeln getroffen.

Hull, 6. März. „W. T. B.“ meldet: Heute ist hier eine

Fischerschmack mit der Leiche des Caen der „Elbe“ Bagu- *

mann aus Baden eingetroffen. Die Leiche wurde bei Lowestoft auf- aefisht. Die bei derselben vorgefundenen Gegenstände : Geld, Papiere, Traur:ng und Uhr, wurden dem deutshen Konsul ausgehändigt.

Neapel, 6. März. Der Seegang hat bisher die Flottmahung des Dampfers „Oroya* verhindert. Heute Nachmittag trat Feftiger Schneefall ein. |

Rimini, 6. März. Gestern \chneite es hier ununterbrochen 16 Stunden lang, und heute früh um 9 Uhr begann der Schneefall von neuem. Der Verkehr ist unterbrochen.

Madrid, 6. März. Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Huelva gerieth die Grube „Soliel“ bei Coronada in Brand, 21 Bergleute erstickten.

Shrewsbury, 6. März. Bei der Einfahrt in ein Blei- bergwerf famen, dem „W. T. B." zufolge, sieben Personen ums Leben. :

New-York, 6. März. Nach einer Depesche aus Port of Spain (Insel Trinidad) ist der Ges{äftstheil diejer Stadt abgebrannt. Der Schaden wird auf 4 Millionen Dollars geschäßt.

Von einem englishen und einem amerikanischen Kriegsschiff wurden Mannschaften gelandet, welche den Rest der Stadt retteten.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

A U D L ONSES L A S I E N UII E N E I D I E

L ——————

Wetterberiht vom 7. März 8 Uhr Morgens.

us 5%.=49R

fi

Stationen. Wetter.

Bar. auf 0 Gr Temperatur in 9 Gel

1. d. Meeres\p * Jred. in Millim

J en

Belmullet . . halb bed. Aberdeen .. | 759 ! wolkig Christiansund | 754 | beiter

Kopenhagen . | 762 | Uebels j

Stocholm . | 763 illbededi |—14

randa * | 760 wolkig —14

t. Petersbg | 768 Dunst -—10

Moskau . .. | 768 bededt |— 7

Cork, Queens- to A O8

799 762 761 764 764 764 764 762

763 765

I M En

L 9 Sonnabend: heiter 2 bededt 10 2\roolkenlos |— 3 2bedeckt [— 2 2/vedeckt —_ 2 2Dunft |— 4 halb bed. |—15

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Kapellmeister.

VREAAaAAREAEARA 33

Q O

wolkenlos |— 8 wolkenlos |—13 765 wolfenl.1) |— 8 763 Schnee |— 6 766 beiten?) ¡—11 764 / ibeiter?)) |— 6 760 . Schnee |

762 f bededi |—

762 L 74 Uhr.

SRGUR

Nieman.

Weber. 1) Reif. 2) Nebel. 2) Reif. Uebersicht der Witterung.

Eine breite Zone relativ hohen Luftdrucks, charakterisiert durch ruhige, vorwiegend heitere und

nordostwärts über Zentral-Europa hinaus nah Nord- rußland hin, während über Nordwest- und Südost- Europa flache Depressionen lagern. In Deutschland ift bei {wacher Luftbewegung das Wetter ziemli

fältesten, unter minus 15 Grad, ift es im \südweft- lichen Deutschland und an der Weichselmündung, Westfrankreichß und größtentheils Desterreich-Ungarn Haben Thauwetter.

Deutsche Seewarte.

Theater- Anzeigen.

Berliner Theater. Freitag (26. Abonnements- Borstellung): Nathan der Weise. Anfang 7f Uhr. Sonnabend: Heimath. L: x 2 z Sonntag, 24 Uhr: trockene Witterung, erstreckt sich von Südfrankreich 74 Ubr: Die große Glocke.

Lessing-Theater. Freitag: Aus Berlin W.

: n Leer: Anfang 7# Uhr. heiter und durchschnittlich etwas wärmer; ain onnabend: Der Geizige. Hierauf: Niobe.

Sonntag: Das Examen,

Sonnabend : Der Obersteiger.

Unsere Bakfische.

Felix Weingartner, Königlicher | Direktion: Sigmund Lautenburg.

tab.

gefeßt von

Freitag :

Adolph Ecnst-Theater.

iety Gir“

Neues Theater. Siffbauerdamm 43./5.

Freitag: Liebe von Heut. Volkss{hauspiel in 4 Akten von Robert Mish. Vorher: Unsere

Sonnabend: Liebe von Heut. Vorher:

Sonntag: Liebe von Heut. Vorher: Zum ersten Male: Edgars Kammermädchen. Schwank

„| nand’s Ehekoutrakt. (Fil à la patto.) Schwank in 3 Akten von Georges Feydeau, in- deutsher Be-

arbeitung von Benno Jacobson. Anfang 7+ Uhr. Sonnabend und folgende Tage: Fernand’s Ehe-

Herrn Louis Gundlach. Anfang 7} Uhr. Montag, den 11 März: Erstes Ensemble-Gastspiel | . ontag, den 11. März: Erstes Gn]jemble-Wa]l|pie Et . V ius (Po- 8 | | Sonnabend: ‘Die Weber. der Molis@ben Burleêque-Gesellshaft (50 Perfonen) Geboren: Ein Sohn: Hrn. von Franzius (P

| 2B E N 798 | Sonntag, 24 Uhr: Die Weber. 74 Uhr: Die Sts en Denis Glas Marocco),

fid , \sang8pofse mit Tanz. D as Original „A Ga von Jonas Sidney arbeitet von Eduard Jacobson und Jean Kren.

R N E E E S E

renn und Carl Lindau. Musik von Leopold Kuhn. | Vorher: Gefindeball. Schwank in 1 Akt von Ed. Qu Scene gesezt vom Ober-Regisseur Herrn Binder. | Jacobson und Jean Kren. Anfang 7t Uhr. Königliche Schauspiele. Freitag: Opern- | Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann. Anfang haus. 60. Vorstellung. Hänsel und Gretel | 74 Uhr. Maärchenspiel in 3 Bildern von Engelbert Humper- dinck. Text von Adelheid Wette. In Scene geseßt S vom Ober-Regisseur Teblaff. Dekorative Einrichtung vom Ober-Inspektor Brandt. Dirigent: Kapell- meister E / es Die R aao

allel-Divertifsement von Haßr s d

m Musik von Josef Bayer. In Scene geseßt | Backfische. Schwark in 1 Akt. Anfang Uhr. vom Balletmeister Emil Graeb. Dirigent: Musik- Direktor Steinmann. Anfang 7# Uhr.

Schauspielhaus. 66. Vorstellung. Egmont. Trauerspiel in 5 Aufzügen von Wolfgang von Goethe. | i Musik von Ludwig van Beethoven. In Scene ge- | in 1 Aft von Eugene Labiche. seßt vom Ober-Regisseur Max Grube. Dirigent: Kapellmeister Gee, Zang tab Sévficliuna ä

ernhaus. eine * Vorste 7

S, Symphonie-Abend der Königlichen Kapelle. | Residenz - Theater. Blumenstraße Nr. 9. Dirigent: Herr i Anfang 7# Uhr. _

Mittacs 12 Uhr: OÖeffentlihe Hauptprobe.

Schauspielhaus: Keine Vorstellung.

Sonntag: Opernhaus. 61. Vorstellung. Der Prophet. Große Oper in 5 Akten von Giacomo | koutrakt. E __ | Meyerbeer. Text nah dem Französischen des S ista wolkig |— 9 |Scribe, deutsh bearbeitet von Ludwig Nell Ballet von Emil Graeb. Anfang 7 Uhr. l :

Schauspielhaus. 67. Vorstellung. Wie die | Direktion: Julius Fritsche. Freitag: Mit neuer Alten fungen. E in 4 Aufzügen von Karl nfang r.

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Konzerte.

Konzert-Haus. Freitag: Karl Meyder- Konzert. IAUL. historischer Wagner-Abend.

Sing-Akademie. Freitag, Anfang 8 Uhr: Gura-Konzert.

Philharmonie. Freitag, Anfang 74 Uhr: Konzert mit Kompositionen von Peter Tschai- fkowêéfi. Das verstärkte Philharmonische Orchefter unt. Leitung von Leopold Auer aus Petersburg.

reit, er | E H R R

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Margot von Bongé mit Hrn.

Sec.-Lieutenant Wolf Freiberr von Haxthausen- Carnit (Breslau). Frl. Margarete von Gühlen mit Gn Sec.-Lieutenant Adolf von Pommer

ie i irgaretbe Theater Unter den Linden. Behrenstr. 55/57. | Esche a O L Rit ite Are

von Bock mi (Frankfurt a. O.—Cassel). Freiin Elisabeth

Ausftattung: Kapitän Caricciolo. Operette mit it Hrn. Regierungs-Referendar und Ballet in 3 Akten vou Henry Chivot--und-Alfred-]- L D Mit Pri eGernng

A E Duru:. E von Edmond Audran. Jn Scene

ulius Fritsche. Dirigent : Herr Kapell-

8 Dentsches Theater. Freitag (24. Abonne- | meister Ferron. Die Ballets arrangiert vom Ballet-

ments-Vorstellung): Der G’wifsenswurm. Anfang meister

Sec.-Lieutenant der Reserve Dr. u Treichel (Frankfurt ck O.—Landsberg a. W.). Frl. Anna von Burkersroda mit Hrn. Rittergutsbefigzer Ernst von Meltzing-Melzingen (Halle a. S.). Frl. Margarete Jouanne mit Hrn. Prem.-Lieute- nant Ernst Worzewski (Malinie bei Reschen).

dollen). Eine Tochter: Hrn, Hauptmann Freiherrn von Bodenhausen (Görliß). Hrn. an N auf Oberschôna (Dresden, Neu- tadt).

Bentral-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. | Gestorben: Hr. Major a. D. Hans von Stranhß

Direktion : Richard Schulz. Emil Thomas a. G. der Wei gu 21. Male: Novität! PRsere N Or. E 708 Li Arie von Bin Dennftdt E a Direktor Wilbelm Klemann (Peterswáldau). Muß? von Julius Einödshofer. Jn Scene gesetzt vom Direktor Richard Schulp. Anfang 73 Uhr. Sonnabend: Zum 22. Male: Unsere Rentiers.

(Woldenberg i. d. Neumark). Hr, Hauptmann und Bezirksoffizier Albert von Paraski (Schneide-

Rittergutspähter und Güter- Que Bren, Verw. Fr. Hauptmann Lina Bußtky, geb. Henrici (Breslau).

Verantwortlicher Redakteur: Siem enroth

in Berlin.

Freitag: = Auf | ,rlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

der erft irouette- ‘und Courbette-Tänzerin Erclands Mis Roe Batchelor vom Prince of Wales- | Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags-

Friedrich - Wilhelmstädtisches Theater. | Theater in London. Ein fideles C Ghaufseeftraße 25/26. L dem

gran : Eiu armes Mädel. Wiener Pofse

mit Gesang in 3 Akten (6 Bildern) von Leopold

Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sieben Beilagen . (einschließlih Börsen-Beilage).

orps. Große Ge- frei be-

engänge waren .

Linz, 6. März. Währènd der heutigen Vorstellung entstand“

M 58.

| Deutscher Reichstag. | 53. Sißung vom Mittwoch, 6. März, 1 Uhr.

Das Haus sezt die am vorigen Mittwoch begonnene Be- rathung der auf die jüdishe Einwanderung bezüglichen Anträge fort.

Ueber den Beginn der Verhandlung ist bereits gestern berihtet worden. Nach dem Abg .Dr. Hasse erhält das Wort der

Abg. Ridckert (fr. Vg.): Von der Nothwendigkeit einer Aende- rung des Geseßes vom 1. Juni 1870 baben mih_auch die Ausfüh- rungen des Vorredners niht überzeugt. Der Antrag des Abg. Frei- herrn bon Hammerstein und Genossen ist von einer offenen anti- emitishen Tendenz. In der konservativen Partei greift ja- der Anti- leans immer mehr um sich; auh die agrarische Be- wegung is mit dem Antisemitismus verquickt. Der Bund der Landwirthe ist eine antisemitisGe Organisation. Der An- trag des Abg. Freiherrn von Hanimerstein und Genossen ift nur der Ausgangspunkt der Bestrebungen, den Antisemitismus in die Geseßz- gebung einzuführen ; das Ziel is die Aufhebung des Gesetzes vom 3. Juli 1869, welches die Gleichberechtigung der Juden aussprach. Es ist in dem Antrag nit klar ausgefprochen, ob den ausländischen Juden auch der zeitweilige Aufenthalt in Deutschland verboten werden soll, oder ob es sich nur um -die Hage der Naturalisation handelt. Im ersteren Fall wäre der Antrag eine ofene Ver- höhnung der Verträge, die Deutschland mit auswärtigen Staaten abgeschloffen hat. Aber auch die Verhinderung der Naturalisation würde im Widerspruch mit diesen Verträgen stehen, wie der Absaß 2 des § 1 des russishen Handelévertrags und der Wortlaut des § 8 des Niederlassungsvertrags mit der Schweiz vom Jahre 1826" beweisen. Jch frage den Staatssekretär Dr. von Boetticher, ob er die vorliegen- den Anträge für vereinbar mit dem \{weizerishen Niederlassungévertrag hält. Aehnliche Verträge wie mit der Schweiz haben wir mit Oester- reit-Ungarn, Jtalien und fast allen fremden Staaten abgeschlossen. Die Anträge sind aber auch materiell unberehtigt. Ausländische Strolche, Landstreicher 2c. können schon jeßt auégewiesen werden. Wie egén die etinwandernben russishen Juden verfahren wird, dafür ein Beispiel. Ein jüdischer Arzt, der seit Jahren in Preußen praktizierte, stellte 1893 den Antrag auf Naturalisation. Der Regierungs-Präsi- dent antwortete, er werde naturalifiert werden, sobald er den Nach- weis seiner Entlassung aus der russishen Staatsangehörigkeit führte. Mit großen Kosten verschaffte sich der Mann diefen Nachweis, und nin wurde ihm auf feinen Antrag eröffnet, daß der Minister des Innern einen ablehnenden Bescheid ertheilt habe. Wenn man- den russischen Kommissionären die Cristenz unmöglich macht, so schädigt man das wünthshaftlihe Leben in den Ostprovinzen, auch die Landwirthschaft. Die Zahl der jüdischen Einwohner hat ih in Deutschland stetig seit 1870 relativ vermindert. Auf 10000 Köpfe der ortsangehörigen

Bevölkerung kamen 1870 125, im Jahre 1880 124, 1885 120, 1890 115, Hat sich die jüdishe Bevölkerung in den östlichen Grenzprovinzen in den leßten Jahrzehnten vielleilßt vermehrt ? Nein; sie hat sich im Gegentheil vermindert. - In ganz Preußen sind im Laufe eines Menschenalters 19000 Juden eingewandert, von welchen nur 7090 naturalisiert worden sind. In der antisemitishen Presse wird auf den Großen Kurfürsten hingewiesen, der im Jahre 1641 einen Erlaß egen die Juden habe ergehen lassen. Vergißt man denn, daß der- elbe’ Große Kurfürst im Jahre 1670, als die Juden aus Oesterreich vertrieben wurden, - diese eingeladen hat, sich in Preußen anzusiedeln ? Ich hoffe, daß die Anträge a limine abgewiesen werden.

Staatssekretär des Jnnern, Staatê-Minister Dr. von Boetticher:

Meine Herren! Es is nicht meine Absicht und ih bin auch niht in der Lage, mich in die merita causae der vorliegenden Anträge hineinzubegeben; ih habe keine Gelegenheit gehabt, die Stellung des Bundesraths zu diesen Anträgen zu sondieren, und ih würde glauben, daß es nicht angezeigt ist, Jhnen meine persönliche Meinung zur Sache vorzutragen. Dagegen habe ih das Bedürfniß, dem Herrn Abgeordneten Rickert auf die an mi gerihtete Frage zu antworten, weil ih das für ein Gebot der Höflichkeit halte und weil er ausdrücklich meine Meinung darüber zu erfahren wüns{t, in welhem Verhältniß die vorliegenden Anträge zu den bestehen* den internationalen Verträgen steben. Da habe ich denn Folgendes zu bemerken: Es is gar fein Zweifel darüber, daß jeder Staat das Recht hat, Ausländer aus seinem Gebiet auszuweisen, und also auch Ausländer, deren“ Aufnahme in den Staatêverband er mit seinen Interessen niht vereinbar hält, von der Aufnahme auszus{ließen. Es ergiebt sich das au ausdrücklih aus der deutschen Gesetzgebung und zwar aus dem Gesetz über den Erwerb und Verlust der Bundes- und Staatsangebörigkeit vom 1. Juni 1870. Soweit also und sofern die vorliegenden Anträge die Absicht ver- folgen, die Einwanderung mit der Wirkung eines Erwerbs der Bundes- und Staatsangehörigkeit zu behindern, würden sie, wie mir scheint, rechtlih niht bedenklih sein. Was die Verträge anlangt, so ist in ihnen in der Regel ausgesprochen, daß die Angehörigen der einen vertragschließenden Nation mit denselben Rechten, wie sie die Angehörigen der anderen besißen, in dem Gebiete des anderen Staates Handel und Gewerbe betreiben dürfen. Es würde also, wenn es die Absicht der Anträge wäre, es möglich zu machen, daß ein ausländischer Jude, und zwar ein Jude, der einem Staat an- gehört, mit dem Deutschland einen solhen internationalen Vertrag abgeshlossen hat, von dem Betrieb von Handel und Gewerbe in Deutschland auêgeschlossen werde, dies mit den Verträgen nicht ver- einbar sein. (Hört, hört! links.)

Wenn nun aber zweifelsohne dieses Ret vertragémäßig dahin ‘festgelegt ift, daß ein Ausländer innerhalb des Reichsgebietes unter denselben Rechten und Pflichten wie die Reichsangehörigen Handel und Gewerbe betreiben darf, so wird dadurch doch nicht die polizeiliche Seite des Verhältnisses berührt, in welchem die Ausländer zum Reih und zu den einzelnen Bundesstaaten, in denen sie Handel und Gewerbe betreiben, stehen. Einer der jüngsten Verträge, der russische Vertrag, stellt das ganz zweifeléfrei. JIch werde mir erlauben, den Axt. 1 zu verlesen. Die Herren werden daraus ersehen, daß das Verhältniß darin ershöpfend und klar geregelt ist. Es heißt darin:

Die. Angehörigen eines der beiden vertragshließenden Theile, welche si in dem Gebiet des anderen Theiles niedergelassen haben oder sih dort vorübergehend aufhalten, sollen dort im Handels- und Gewerbebetrieb die nämlichen Rechte genießen und keinen höheren oder anderen Abgaben unterworfen werden als die Inländer. Sie sollen in dem Gebiet des anderen Theils in jeder Hinsicht die-

zum Deutschen Reichs-An

Erste Beilage.

Berlin, Dounerstag, den 7. März

selben Rechte, Privilegien, Freiheiten, Vergünstigungen und Be- freiungen haben, wie die Angehörigen des meistbegünstigten Landes.

Nun kommt der Absatz 2, und der - besagt ausdrücklich:

Es berrscht jedoch darüber Einverständniß, daß dur die vor- ftehenden Bestimmungen die besonderen Geseze, Erlasse und Verordnungen auf dem Gebiet des Handels, der Gewerbe und der Polizei nit berühkt werden, welche in jedem der beiden vertrag- \{ließenden Länder gelten oder gelten werden und auf alle Ausländer Anwendung haben.

Dana also liegt die Sache einfa so: wir sind gehalten, einen Aus- länder aus einem Lande, mit dem wir solche Verträge abgeschlossen haben, er mag Jude oder Christ sein, hier in der Ausübung des Handels oder Gewerbes, welches er betreiben will, niht zu \tören ; dagegen ift es uns niht verwehrt, auch einen folWen Ausländer aus- zuweisen, wenn eben aus irgend welchem öffentlichen Interesse die Ausweisung nöthig ist. . Geht also die Absiht der Herren Antrag- steller dahin, daß sie nicht nur den Erwerb der Neichs- und Staats- angehörigkeit für ausländishe Juden ausschließen, sondern ihnen darüber hinaus auch den Gewerbebetrieb von vornherein untersagen wollen, so würde ich allerdings des Glaubens fein, daß die Verträge einer solhen Absicht entgegenstehen. Wollen sie dagegen, wie ih dies aus der Fassung der vorliegenden Anträge entnehmen zu müssen glaube, die ausländishen Juden nur von dem Erwerb der . deutschen Bundes- und Staatsangehörigkeit ausschließen, so würde ih der Meinung sein, daß einer solchen Absicht die abgeshlossenen Verträge nit hinderlich sind.

Nun hat der Herr Vorredner mir noh einen Fall von einem russischen Juden ans Herz gelegt, dem angeblih zunächst auf sein Ansuchen, in die deutshe Reichs- und Staatsangehörigkeit aufgenommen zu werden, die Zusicherung ertheilt worden is, daß man unter ge- wissen Bedingungen, nach Erfüllung gewisser Voraussetzungen sein Gesuch nicht beanstanden wolle, und bei dem nachher, und zwar, wie der Herr Vorredner mitgetheilt hat, auf Anweisung des preußischen

Herrn Ressort-Ministers, gleihwohl ein ablehnender Bescheid ergangen

ist. Ich kann auf diesen Fall niht eingehen, denn ih kenne ihn nit; aber ih möchte dem Herrn Abg. Rickert doch rathen, wenn er folhen Vorgängen näher treten will, das an der geeigneten Stelle, nämli bei dem betreffenden Ressortchef, zu thun, der in der Sache entschieden hat, und dessen Bescheid seiner Meinung nah mit den be- stehenden Geseßen nicht im Einklang steht. Jch will nur bemerken, daß die Zeitdauer, während deren der vorliegende Fall nah der Dar- stellung des Herrn Abg. Rickert sich abgespielt hat, mir die Ver- muthung nahelegt, daß inzwischen wahrscheinlih in den Verhältnissen des betreffenden Gesuchstellers Aenderungen eingetreten sind, die es der Polizeibehörde haben angezeigt ersheinen lassen, die frühere Zu- sicherung nit zu erfüllen.

Abg. Dr. Lieber (Zentr.): Da die ersten beiden Anträge nur als Anfang zur Lösung der Judenfrage überhaupt gedacht sind, muß ih unsere Stellung zu dieser Frage im allgemeinen präzisieren. Daß der Antrag des Abg. Dr. Hasse mit diesen beiden Anträgen verbunden wurde, bedauere ih. An und für sich kann man sih auf den Standpunkt tellen: die deutshe Staatsangehörigkeit sei ein so hohes Gut, daß man ihren Verlust wie ihren Erwerb ers{weren müsse. Aber was bis “jezt zur Be- gründung vorgebracht wurde, reiht nicht aus, um die ver- bündeten Regierungen zur baldigen Vorlegung eines Gesetzentwurfs aufzufordern. Die Sache müßte erst noch erheblih vertieft werden. Die beiden anderen Anträge, welche den ausländischen Juden die Ein- wanderung nah Deutschland untersagen wollen, widersprechen ihrem Wortlaut und auch ihrer Absicht nah den bestehenden Handels- und Niederlassungs8verträgen. Auch die Ausführungen des Staatssekretärs lassen darüber keinen Zweifel aufkommen, daß allgemeine Einwande- rungêsverbote vertragswidrig seien, daß man im einzelnen Ausländer aus polizeilichen Rücksichten ausweisen dürfe. Auh das bayerische NReservatreht bildet ein \{hweres Hinderniß für derartige Anträge. Wir als föderative Partei, die die meisten Angehörigen aus Bayern zu ihren Mitgliedern zählt, müssen auf diesen Umstand ganz besonders Gewicht legen. Das Schlußprotokoll zu dem Vertrage vom 23. No- vember 1870, betreffend den Beitritt Bayerns zum Deutschen Bunde, erkennt ausdrücklich an, daß sich das Gesetzgebungsreht des Bundes bezüglich der Heimaths- und Niederlassungsverhältnisse auf das Königreich Bayern nicht erstrecke. Und Art. 4 der Reichsverfassung verfügt, daß der Reich8geseßzgebung für Bayern das Heimaths- und Niederlassungsreht nicht unterliege. Ich bitte Sie, die Verfassungs- und Vertrags- bedenken nit zu gering anzushlagen. Was die Sache selbst anlangt, so stehen wir, wie immer, auf dem Boden, daß wir keinerlei Aus- nahmegeseße haben wollen, weder gegen bestimmte Klassen unserer Mitbürger, noch gegen besiimmte politishe oder wirthschaftliche Parteien, auch nit gegen bestimmte Bekenntnisse oder gegen bestimmte Rassen. Wir verkennen durchaus nicht, daß uns un}ere jüdischen Mitbürger vielfach Anlaß zu Klagen geben. Wir insbesondere werden nie vergessen, mit welcher Brutalität und Bosheit während des Äulturkampfes namentlich jüdishe Federn alles, was uns heilig ist, und was wir unter shweren Nöthen zu vertheidigen hatten, herabgewürdigt haben. Bis zum heutigen Tage sehe ih solhe Federn an der Arbeit. Man braucht nur an die Zeitschrift, die „Zukunft“ zu denken, welhe auch die höchsten Güter unseres Staats- und Volfslebens mit unwürdigsten Angriffen niht vershont. Auch in unserem wirthschaftlichen Leben be- klagen wir manheUebelstände, an denen in weitem Maße Juden s{huldsind. Abor wir dürfen uns nicht der Erkenntniß verschließen, daß es die Juden niht allein sind, daß eine Jahrhunderte lange stiefmütterlihe Be- bandlung dieses Volkes ihm nichts übrig gelassen hat als jene Berufszweige, in welhen die beklagten Mangel sih am leichtesten entwickeln und am empfindlihsten zu Tage treten. Die Aufgabe einer gerehten Geseßgebung ift es, mit allgemeinen geseylihen Be- stimmungen eine Heilung allgemeiner Schäden anzustreben. Auf den Boden der Ausnahmegesetßgebung können wir um jo weniger treten, als Sie, sowohl die Nechte, wie die Linke, uns jahrelang in Jhren geseßgeberishen Beschlüssen zu erkennen gegeben haben, daß wir nur eine Minorität im Reiche find. Wir haben Angriffe auf unser inneres religiöfes Leben über uns ergehen lassen müssen. Wir wer- den darum auch nit dafür zu haben fein, daß hier ein Schächtverbot erlassen wird, nahdemn Rabbiner erklärt haben, das Schächten sei eine’ rituelle Handlung. Wir als Minorität vergessen niht, wie es uns ergangen ift, und können darum nit die Hand dazu bieten, daß heute gegen die Juden, morgen gegen die Polen, übermorgen gegen die Sozialdemokraten vorgegangen wird. Als am 19. Juni 1872 das Jesuitengefeß angenommen wurde, erhoben gs auf der rechten und linken Seite des Hauses Jubelcufe, die noch heute in meinen Ohren hallen.

zeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

1895.

Abg. Dr. Hermes (fr. Volksp.): Daß hier Anträge gestell werden, welche unseres Kulturzustandes unwürdig find, erfüllt mi mit tiefem Bedauern. Man hät nicht einmal den Versu gemacht, die Notbwendigkeit der vorges{lagenen Maßregeln zu begründen. Im anzen Reich Me es nur 567 000 Juden gegenüber 49 Millionen ogenannter Christen. Die Zahl der Juden in Deutschland hat-\ich leit 1870 infolge der Auswanderung stetig relativ vermindert. Kein Reichstag, keine deutshe Negierung kann .jemäls Anträgen zustimmen, welche den obersten Staatägrundsaß des gleihen Nechts für alle durchbrehen. Unter Verallgemeinerung einzelner Fälle hat man hier .in der Diskussion auf Unsere jüdischen Mitbürger die ärgsten Beschuldigungen gehäuft. Der Abg. Jaköbskötter sagte, es sei eine Sünde und Schände, wie das dëéutshe Volk durch die. Juden ausgebeutet werde. Ih meine, es is eine Sünde und Schande, die Tribüne des Reichstags

Präsident von Leveßow (unterbrech-nd): Herr Abgeordneter, Sie geckrauchen eine Redewendung gegen eîn Mitglied des Hauses, die ih nicht dulden werde.

Abg. Dr. Hermes (fortfahrend): In allen Konfessionen, Stän- den, Parteien giebt es s{hlechte Menshen. Wollte man aber, wie die Herren es thun, die Handlungen Einzelner auf die Gesammtheit wälzen, fo würde die antifemitishe Partei niht gut fortkommen. Wer in einem Glashause sitzt, soll doch niht mit Steinen werfen. Der Abg. Bindewald vertrat den reinen Rassen-Antisemitismus. Jch glaube nicht, daß die konservativen Freunde der Herren so weit gehen werden; es wäre ja hade um das f{chöône Geld, das sie für die innere Mission ausgeben, und sie dürften sih auch ihres

eistigen Vaters Stahl erinnern. Wie sfoll es: der Jude anfangen ?

Läßt er si taufen, so ist es dem Abg. Bindewald nicht recht; kauft er ein Landgut, um Ackerbau zu betreiben, ist es vollends ein Unglüdck ; giebt er seinen Kindern cine höhere Bildung, so wird über das Juden- thum in den deutschéèn Schulen geklagt. Es giebt eben kein anderes Rezept, als: der Jude wird verbrannt! Der Abg. Sahße hat sich besonders auf die sähsishen Verhältnisse berufen. Zur Charakteristik dieser Ansicht genügt die Mittheilung, daß in ganz Sachsen nur 9000 Juden leben. Der Abg. Sahße is auch ungerecht gegen die Juden, sonst würde er zugeben, daß überall da, wo sih in Sachsen Juden niedergelassen haben, - Wohlstand herrscht, nur daß die nothleidenden Distrikte in Sachsen gerade die sind, wo es feine Inden giebt. Wir in Berlin freuen uns, daß wir Jüden unter uns haben; wir stehen zu ihnen in den besten Beziehungen. Wir erkennen fogar die Gleichberehtigung der Juden -an und wenn ih einen Wunsch aussprechen soll, so ist es der, daß fein Herr aus Sachsen diese Harmonie stören möge. Die Antisemiten nennen sich mit Vorliebe Christen, sie sind es aber niht; denn fie vergessen die oberste Lehre des Christenthums, die da lautet: Liebe Deinen Nächsten! Die Autisemiten erkennen aber den Juden nicht als Nächsten an. Sie vergessen ganz, daß der Stifter ihrer eigenen Religion ein Jude war. eder, der die deutshe Staatsangehörigkeit s ist für uns ein Deutscher, und der Versuch, einen Unterschied zwischen Juden - Deutschen und Nicht -Juden- Deutschen festzustellen, ist ein barer Unsinn. Was wollen denn -die Antisemiten? Sind sie vielleiht den Juden überlegen an bürgerlichen Tugenden ? An Patrio- ti8mus stehen die Juden gewiß nicht den anderen deutschen Staats- bürgern nah. Die Antisemiten appellieren an die niedrigsten Leiden- schaften und daher sind sie die gefährlichsten Friedensftörer. Mit Recht ist der. Antisemitismus als die Schmach unseres Jahrhunderts bezeihnet worden. Jch bitte Sie deshalb, die Anträge abzuweisen.

Abg. Freiherr von Langen (dkons.): Jh habe mich darüber

ewundert, daß gerade der Abg. Vogtherr namens der Sozialdemo- raten gegen die Anträge, betreffend die Einwanderung ausländisther Juden gesprohen hat. Einige Stellen seiner Rede trugen ein un- verkennbar antisemitishes Gepräge. Er meinte, man müsse Rücksicht nehmen auf das Menschenmaterial, was die Ein- wanderung bringe. Gerade deshalb haben wir die Anträge ge- stellt. Die russischen Juden kommen zu uns als Händler mit alten Hosen, oder als Hausierer, um als Banquier bei uns zu enden. Daß fie sich bei uns taufen lassen, ändert nihts an der Sache. Der Jude wird durch die Taufe kein Deutsher. Wenn es nah mir ginge, fo müßte jeder Jude vor seiner Taufe, ähnlih wie es jetzt bei Ghe- aufgeboten der Fall ist, 14 Tage ausgehängt werden, um zu erfahren, ob kein Widerspruch gegen seine Taufe erhoben wird. Jch glaube nicht, daß die Juden jemals Deutshe werden; eher halte ih es für möglich, daß alle Deutschen Juden werden. Wenn der Abg. Rickert sih auf den Großen Kurfürsten bezogen hat, der die österreichishen Juden in sein Land gezogen habe, fo bemerke ih doch, daß der Große Kurfürst das nur gethan hat, weil er Geld brauchte. Der Abg. Riert berief sih auf den Geist der Zeit. Der Geist der gei aber, die sich jeßt lebendig zeigt, ist der deutsche, nationale Geist.

er springende Punkt der ganzen Frage ist, daß wir niht mehr Juden erhalten, als wir haben.

_ Der Abg. Schmidt- Elberfeld (fr. Volksp.) beantragt, über den Antrag Liebermann von Sonnenberg zur E Tagesordnung überzugehen. Gleichzeitig wird Schluß der Debatte über die Anträge Hammerstein und Hasse beantragt.

i Nach der Geschäftsordnung hat ein Redner für und ein Redner gegen den Antrag auf Uebergang zur Tagesordnung zu sprechen.

__ Abg. Richter (fr. Volksp.): Adler wären solhe Debatten, wie wir sie heute erlebt haben, im Reichstag niht mögli gewesen. Das ist ein Beweis dafür, daß der Ton hier im Hause gesunken ist. Wir thun durch den Antrag auf Uebergang zur Tagesordnung das pas um das weitere Sinken des parlamentarischen Tons zu indern.

Abg. Dr. Förster (Refp.): Das deutsche Volk verlangt, N die Iudenfrage endlich gründlich hier verhandelt werde. Wir \ind auf das gröblihste angegriffen worden, und es muß uns Gelegenheit geboten werden, uns zu vertheidigen. Ich bitte Sie daher, den Antrag Schmidt abzulehnen.

Das Haus beschließt, über den Antrag Liebermann von Sonnenberg zur einfachen Tagesordnun überzugehen.

Der Antrag auf Schluß der Diskussion Uber die Anträge Hammerstein und Hasse wird abgelehnt. Das Wort erhält zu diesen Anträgen

Abg. Ahlwardt (b. k. F): Die Juden haben Rasseneigen- chaften, die sih mit denen der Germanen auf die Dauer nicht: ver- tragen. Die Engländer haben eine indische Mördersekte vertilgt ohne Rücksicht darauf, ob der Einzelne hon einen Mord begangen hatte. Meine speziellen politishen Freunde stehen mit mir auf dem Stand- punkte, daß wir die Juden nicht der Religion wegen bekämpfen, sondern ihrer Rasseneigenthümlichkeiten wegen. Der Germane steht auf dem Kulturboden der Arbeit, der Jude will die Früchte der Arbeit anderer {ih aneignen. Der Jude ist ein Raubthier. Der Abg. Rickert sagt, es wäre eine Sande, wenn 50 Millionen Deutsche sih vor 560 000 fürchteten. Ja, wenn es ehrlihe Gegner wären, würden die Deutschen fih nicht fürhten ; aber der Abg. Rickert fürchtet sih vor einem kleinen Cholera- Bazillus. Der E Rickert kennt gewiß in Berlin manchen Juden, der 100 Millionen Mark besitzt. laubt ér, daß der Jude davon aúuh nur 10 „Z§ eigener Arbeit verdankt ? Nein, ‘diese Millionen find aus dem deutschen Volke ohne Gegenleistung erworben.